Berlin und Icke - Paul Murzel - E-Book

Berlin und Icke E-Book

Paul Murzel

4,9

Beschreibung

Warum funktioniert in Berlin nichts? Weshalb machen wir aus ursprünglich drei Flughäfen einen halben? Und warum wird dieser dann nie fertig? Woran liegt es, dass nur in Berlin noch nicht alle Flüchtlinge registriert sind oder warum wir keine Termine im Bürgeramt bekommen? Ich lebe in dieser Stadt und gehöre als gebürtiger Berliner inzwischen einer Minderheit an. Na und? Ich habe einmal meine Stadt ein Jahr lang beobachtet, viel gelesen und gut zugehört und versucht zu verstehen, woran es liegen könnte. Meine Notizen habe ich bissig notiert, mit typisch Berliner Schnauze kommentiert und aufgeschrieben. Monat für Monat entstand somit eine kleine Realsatire, dazwischen angereichert um meine Erlebnisse aus dem "normalen" Alltag, der alles andere als normal ist im digitalen Zeitalter des Wahnsinns. Begleiten Sie mich also beim Jahresrückblich 2016 mit unseren Laienschauspielern der Politik, akzeptieren aber bitte auch einen Laien- Schriftsteller. Also etwas Nachsicht auch für mich, ich gab mir wirklich Mühe, wie unsere kommunalen Politik- Helden. Ich verspreche aber lustige Anekdoten aus meiner Heimatstadt, also viel Freude dabei und ich hoffe, Sie haben viel Spaß beim Lesen und können viel lachen, wenn es nur nicht so verdammt traurig wäre ...

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Inhaltsverzeichnis

Prolog

Januar

Ickes Welt

Februar

Ickes Welt

März

Ickes Welt

April

Ickes Welt

Mai

Ickes Welt

Juni

Ickes Welt

Juli

Ickes Welt

August

Ickes Welt

September

Ickes Welt

Oktober

Ickes Welt

November

Ickes Welt

Dezember

Ickes Welt

Epilog

Prolog

Es gibt sicher sehr viele Gründe, warum sich jemand motiviert ein Buch zu schreiben. Ist es die pure Lust am Schreiben? Möchte man vielleicht etwas mitteilen? Oder will man sich einfach nur einiges von der Leber schreiben? Ich stellte mir die Frage schon einmal und es führte zu einem kleinen Buch, in dem ich den Alltag versuchte auf die Schippe zu nehmen. Ich nannte es daher auch, „Bin ich zu doof oder nur zu alt fürs Heute“, und war mächtig stolz. Natürlich wurde es kein Bestseller, aber darum geht es ja auch nicht. Ich nutzte die Gelegenheit, den politischen Alltag in Berlin ein Jahr lang zu begleiten, gab meinen Senf dazu und zeigte nebenbei noch so einigen alltäglichen Unsinn auf, aus der Sicht eines Mittfuffzigers. Im Kollegenkreis oder auch von Bekannten bekam ich tatsächlich ein recht positives Feedback, insbesondere der „Berliner“ selbst fand sich darin wieder. Es geht also nicht nur mir allein so, wir erleben alle gemeinsam den täglichen Wahnsinn und mischen selbst kräftig mit. Aber wenn man dann den Spiegel vor Augen gehalten bekommt, merkt man tatsächlich, das ist ja eigentlich völlig irre. Man möchte sich daher gerne mitteilen, aber wie? Ach wat, ick schreibe einfach noch eens, dachte ick(e) mir“, und so sammelte und saugte ich erneut ein Jahr lang alles Neue auf. Als Berliner hat man ja das große Glück (oder auch nicht), die Berliner Politik von zwei Seiten zu erleben, zum einen die Berliner Landespolitik und eben die ganz große Bundespolitik, wenn auch beides zusammen eher winzig im Ergebnis bleibt. So begleite ich ein wenig die Tagespolitik 2016 aus Berliner Sicht, werde ab und zu auch die sinnfreien Punkte oder Themen fortsetzen, die ich schon für 2014 notieren musste. Dazwischen gibt es immer ein wenig aus „Ickes Welt“ zu hören, denn natürlich bleibe ich auch beim alltäglichen Irrsinn weiter neugierig, man wird ja nicht jünger, aber alles um mich herum gefühlt immer bekloppter. Viel Spaß beim Lesen, vielleicht bin ich ja gar nicht so alleine in meiner kleinen „irren“ Welt …….

Januar

Polizei, mein Freund und Helfer

In meinem ersten Buch berichtete ich über die Ausrüstung der Bundeswehr, sofern man es noch ernsthaft Ausrüstung nennen darf. Aber auch in Berlin selbst hat es unsere Polizei nicht einfach, sich dem modernen Dieb entgegen zu stellen. Bereits im letzten Jahr konnte man hören, dass die Möglichkeiten für das wichtige und daher notwendige Schießtraining leider völlig unzureichend sind. Jetzt wurden die Zustände noch weiter nach unten korrigiert, mehr als die Hälfte der 20 Anlagen sind nicht mehr funktionstüchtig. Da man bislang das Problem mit einem Berlin- typischen mutigem „Abwarten“ begegnete, hat der Polizei- Präsident Kandt nun aber höchst persönlich gehandelt. Was tat er? Er gab den Betroffenen eine Woche lang Zeit, die Lage nach ihrer Sicht zu beschreiben. Das Ergebnis darf man als alarmierend bezeichnen, ganz vorsichtig ausgedrückt. In 12 Monaten kam man im Schnitt z.B. auf ebenso viele „Schussminuten“, zehn für die Dienstwaffe und zwei weitere für die Maschinenpistole. Das werden unsere Gauner in der Stadt bestimmt ängstlich zur Kenntnis nehmen und sich zu Recht schlapp lachen. Man kam dann zu der traurigen Erkenntnis, dass offensichtlich in den meisten Landgemeinden die dort ansässigen Schützenvereine über weit bessere Trainingsmöglichkeiten verfügen als die Berliner Polizei. Herzlich Willkommen in der Hauptstadt! Auch das die „noch“ geöffneten Schießstände Gewehrmunition aus den 60er Jahren verwenden, ist eher beunruhigend. Schon gar nicht will man sich ausmalen, wie unsere Polizei einen Terroranschlag wie in Paris begegnet! Wenn Terroristen auf uns zielen und nicht nur herumlungernde Wildpinkler vor der Gedächtniskirche weggeschleppt werden müssen. Aber der fleißige Senat will schon bis 2019 das Schießzentrum sanieren, wollen wir hoffen, dass weniger gutgläubige Menschen auch so lange warten …..

Die Bahn

Überwiegend werde ich mich auf die lokale Berliner Politik beschränken, aber auch ab und zu auf die Bundespolitik schauen. Die Bahn gehört ja praktisch zu beiden, denn hier in Berlin ist praktisch der Ursprung der Unpünktlichkeit. Und nur wir Berliner haben vom ehemaligen Bahnchef Mehdorn einen Hauptbahnhof bekommen, der die erste Klasse praktisch im Regen stehen lässt, weil aus Zeitgründen auf das vollständige Dach verzichtet wurde. Wobei wir uns das Dach ansehen könnten, die Teile dafür sind für sehr viel Geld eingelagert, wir zahlen also täglich für das Stummeldach. Natürlich wird es auch nie zu Ende gebaut, weil man dafür den Betrieb unterbrechen müsste, was eben unmöglich ist. Aber der alte Fuchs Mehdorn hatte seinen Zeitplan zum damaligen Fußball- Sommermärchen 2006 erfüllt, Eröffnung fand statt, aber eben mit zu kurzem Dach. Wir erinnern uns gerne an dieses umtriebige Management- Genie, der daraufhin auch den Börsengang der Deutschen Bahn in den Sand setzte. Danach pilgerte Mehdorn gut bezahlt zu Air Berlin, die zweitgrößte Fluggesellschaft ist auch auf einem guten Weg und atmet nur noch Dank Etihad Airlines, eigentlich ist sie schon insolvent. Nach diesem Geniestreich ist Mehdorn ganz nach dem Motto, aller guten Dinge sind drei, Flughafenchef am BER geworden. Hier erledigte er seine eigene Klage gegen den BER als Air Berlin- Chef, hatte jeden Tag eine neue dumme Idee und gab von selbst auf. Da er nicht vom BER fliegen kann, wird er bestimmt Bahn fahren und hoffen, dass es nicht regnet. So, nun aber zum heutigen Bahn- Chef, das ist Rüdiger Grube. Ein Glücksfall, wie wir jetzt wissen, denn dieser Manager zieht jetzt die Reißleine, aha! Er will, und das ist kein Witz, den Staatskonzern mit mehr Pünktlichkeit und besseren Service wieder profitabler machen, dieser Mann ist ja der helle Wahnsinn. Dafür hat er natürlich auch ein Programm aufgelegt und das hat den schön klingenden Namen, „Zukunft Bahn“, also da kann ja nichts mehr schiefgehen. „Wir räumen auf und greifen an“ sagt er und meint zuverlässigere Fahrpläne und auch mehr Sauberkeit. Seit der letzten „großen“ Bahnreform 1994 wäre zu wenig passiert, da hat er Recht, und keiner merkte es? Na gut, wir Kunden schon, aber jetzt geht ja der Umsatz zurück, au weia! Da muss gespart werden, weniger Doppelstrukturen, was er auch immer damit meint, ich befürchte es werden Entlassungen sein. Aber aufgepasst, auch weniger Personen im Vorstand, das geht? Mit 300.000 Beschäftigten ist die Bahn schwerfällig, sagt Grube, ist eher ein Defensivspieler, ach so, das verstehen wir natürlich. Das Geschäftsjahr 2015 wird daher einen „kleinen“ Verlust von ca. 1,3 Milliarden einfahren, in gewisser Weise auch mit Verspätung, oder? Denn diese ganzen unfähigen Manager haben eben alles verschnarcht, zuletzt auch die Konkurrenz der Fernbusse. Aber die Bonis stimmten immer, die kamen ganz ohne Verspätung immer sehr pünktlich. Wann will denn der Bahnchef die Ziele erreichen? Es dürfte Jahre dauern, sagt der Magier, Eisenbahn wäre ein langsames Geschäft, gebremst durch lange Entwicklungszeiten (und viel zu langen Denkzeiten?), auch die schlanken Strukturen dauern noch an. Aber bei der Pünktlichkeit ist er zuversichtlich, es schneller zu packen. Ich schließe mich diesem Optimismus an, denn es wird zukünftig an das Gehalt der Manager gekoppelt. Wir werden also schon bald erleben, wie pünktlich die Bahn plötzlich wird, zumindest auf dem Papier, denn auch dafür gibt es ja raffinierte Mittel und Wege der Auswertbarkeit. Also lassen wir uns von der neuen, sicher gut gemeinten Qualitätsoffensive überraschen und auf den Service- Zug aufspringen …. oder wir bleiben auf dem Hauptbahnhof im Regen zurück …..

Unser ICC

Über das leer stehende Internationale Congress Centrum musste ich auch schon in meinem ersten Buch berichten, auch dieser Anlass ist leider traurig genug. Inzwischen hat man so viele Gutachten verfasst, von dem Geld hätte man schon vor Jahren das ICC komplett neu bauen können, oder eben sanieren. Jede Partei oder jeder sich zuständig fühlende Senator gibt das Gutachten in Arbeit, dass er braucht. So ist das natürlich nicht nur beim ICC, so arbeiten Parteien und deren Parteisoldaten. Einer will aus dem ICC eine Bibliothek machen und will im Gutachten bestätigt bekommen, dass es für ein Einkaufzentrum der schlechteste Standort wäre. Ein anderer bevorzugt eben ein Einkaufszentrum und erhält in seinem Gutachten die Bestätigung dafür. Dann sind alle genauso schlau wie vorher, nur geschehen tut eben nichts, außer das alles immer teurer wird, egal wie man es nutzt. Zurzeit nutzt man es ja als neue Flüchtlingsunterkunft, die bekannte Asbestgefahr wurde laut Gutachten daher inzwischen eher vernachlässigt. Zufall? Egal, aber auch ohne Zufall und eigentlich mehr peinlich ist eine weitere Glosse zum ICC. Das geschlossene ICC wurde ausgezeichnet, wie geht das denn, kann man sich berechtigt fragen? Vielleicht vom Flüchtlingskomitee als nachweislich ungewöhnlichste Bleibe im „Wir schaffen das“ Land? Nein, das altehrwürdige ICC bekam den europäischen „World Travel Award“ verliehen, dem Oskar der Tourismusbranche. Was für eine peinliche Panne, für die ausnahmsweise mal kein Politiker die Verantwortung trug. Das muss jemand nicht so ganz aufgepasst haben, denn wie sonst konnte mit dem bislang als renommiert angesehenen Preis das seit April 2014 geschlossenen ICC Berlin ausgezeichnet werden? Und zwar ganz genau als „Europe´s Leading Meetings & Conference Centre 2015“, was können wir Berliner stolz sein. Eine berechtigte Frage ist natürlich der Wert einer solchen Auszeichnung. Auf Rückfrage bei der Presseabteilung gab es übrigens auch keine Antworten, man fand keine Erklärung, außer, dass das ICC aufgrund seiner erfolgreichen Vergangenheit automatisch auf die Liste gekommen sei. Aha, das macht Sinn und erklärt es natürlich. Oder auch nicht, aber man recherchiert weiter, na denn. Abwarten müssen wir dagegen aber nicht, was eine Sanierung des ICC kosten soll. Auch nicht, was aus dem ICC werden soll, denn die große Koalition (inzwischen eher eine kleine Große) hat beschlossen, die Hälfte wird ab 2018 für die Messe saniert und später für Kongresse genutzt. Donnerwetter, es geht jetzt los, könnte man denken. Ach ja, die andere Hälfte wird ausgeschrieben, sie geht an private Investoren. Da haben wir in Berlin ja schon tolle Erfahrungen gemacht, wir dürfen daher skeptisch bleiben, für das Gesamtprojekt natürlich. Denn die Kosten wurden auch gedeckelt, und zwar auf 200 Millionen, als Berliner Teil sozusagen. Jetzt betritt Bausenator Geisel das Feld und gibt an, „die Bauanalysen zeigen, dass wir mit 200 Millionen nicht hinkommen“, na da schau her. Er kommt (wie und warum auch immer) auf 280 Millionen. Ein Parteifreund und Finanz- Experte (eine lustige Bezeichnung in der heutigen Zeit) meint, „das ICC wäre ein Fass ohne Boden, eine Sanierung dauert zu lange“! Da hat der Knallkopf sicher Recht, es „dauerte“ bislang alles zu lange, man fing eben nie an. Und nun, wie geht es weiter? Hören wir noch einmal den fähigen Bausenator, der sofort reagiert und entscheidet. „Wir müssen jetzt mit der Messe bewerten, ob wir das Raumprogramm abrüsten und den privaten Nutzer- Anteil erhöhen. Kosten künstlich herunter rechnen und einfach los bauen, das wird es nicht geben“ sagt das Bau-Genie. Im Frühsommer will der Senat daher eine neue Lösung präsentieren. Wir sind mal wieder am Anfang, sicher gibt es bald ein neues Gutachten, wir bleiben neugierig …. und erwarten gar nichts …

Ickes Welt

Zu Beginn des Jahres tauchte ich gleich wieder in die neue digitale Service- Welt ein. Ich besitze ein paar Aktien und wollte einfach meinen Kontostand erfragen. Das war mal ganz einfach, Anruf, Eingabe von Konto- und Pin- Nummer und schon erklärte eine nette Computerstimme den aktuellen Kontostand. Aber warum einfach, wenn es noch besser geht, was in der heutigen Zeit leider Rückschritt bedeutet. Nachdem ich über viele Menüs und Möglichkeiten informiert wurde, die mich heute mal leider nicht interessierten, kam man zu dem Schluss, ich müsste zu einem Mitarbeiter gestellt werden. Toll, fast wir früher, ein Mensch, ein richtiger Mensch! Um mir meinen Kontostand mitzuteilen? So sehr ich mich über das menschliche Wesen am anderen Ende freute, so sehr ärgerte ich mich doch über die bislang verplemperte Zeit für irgendwelchen Nonsens, den ich mir anhören musste. Meine ehrliche Berliner Haut verlangte von mir, dies der netten Mitarbeiterin mitzuteilen. Dabei ist es grundsätzlich egal, wie und in welchem Ton man das versucht, man darf auch richtig ausflippen, das ist heute kein Problem mehr. Diese Telefon- Dummys mit echten Ohren sind dafür da, sich alles anzuhören, sich für das Feedback zu bedanken und König Kunde alles zu verzeihen. Allerdings glaube ich auch nicht, dass sie tatsächlich zuhören, dieser Job wäre daher durchaus von Menschen mit verminderter Hörfähigkeit zu betreiben. Diese (fast) menschlichen Abwehrkünstler nehmen daher alles zur ungehörten Kenntnis, und es ändert sich nichts. Natürlich „nehmen sie alles auf“ oder „geben es weiter“, aber in Wirklichkeit legen sie auf und lachen sich vermutlich schlapp, was sie uns alles für einen Mist erklären. In meinem Fall sagte die rührselige junge Dame, „es liegen keine technischen Störungen vor“, schön hat sie das gesagt und wie hilfreich sie doch war …..

Einer meiner liebsten Service- Partner (warum habe ich eigentlich geheiratet, überall habe ich doch inzwischen Partner?) befindet sich in Hamburg und ermöglicht mir teures Fernsehvergnügen. Naja, in Hamburg sitzt eigentlich nur das Unternehmen, die Service- Dummys dürfen ja überwiegend im Tal der Niedriglöhne ihre Kunden zur Weißglut treiben. Und Fernsehvergnügen ist es schon lange nicht mehr, aber was tun, wenn man ein Fußballverrückter ist. Trotz aller bisheriger vergeblichen Versuche, dort einmal zufriedenstellend bedient und nicht beschummelt zu werden, musste ich mal wieder anrufen. Wichtig in der digitalen Neuzeit ist ja in erster Linie die bedingungslose Erreichbarkeit, egal zu welcher Stunde. Dabei muss natürlich niemanden geholfen werden, es muss nur irgendjemand den Hörer abnehmen. Hier ist es noch schlimmer, in Sekundenschnelle erklärt eine Maschine, dass im Moment alle Mitarbeiter im Kundengespräch sind. Gerne würde ich ja mal nachzählen gehen, ob „alle“ ein oder zwei Dummys sind, aber egal. Hier darf man nicht einmal warten, dass möchte man dem lieben Kunden nicht zumuten (darf ich aber auch nicht entscheiden), sondern man wird gebeten, später erneut anzurufen. Aber auch ein weiterer Service wird präsentiert, man könne sein Problem auch via Internet vortragen, direkt und unkompliziert. Toll, das mache ich gleich und tickere mich durchs Netz des Unternehmens. Dabei werden mir und anderen Bittstellern nun ungewollt zeitraubend unendlich viele Möglichkeiten aufgezeigt, leider aber nicht für mein Problem. Irgendwann wird mir dann auf der wievielten Unterseite auch immer mitgeteilt, man könne mir leider nicht helfen. Aber dafür, und jetzt kommt es, könne ich jederzeit anrufen …… alles klar?

Wer mein erstes Buch versucht hat zu lesen, hat ein wenig über meine täglichen Kämpfe beim Bäcker gehört. Oder bin ich nur ein alter Querulant? Aber ich bin nun einmal ein altmodischer Kunde mit dem Wunsch, beim Bäcker ein Brot erwerben zu können. Auch noch nachmittags um 17Uhr und ich liebe mein Roggenmischbrot. Oder besser meine Frau, ich wäre ja noch kompromissbereit, aber das ist ein anderes Thema. Beim Blick in die Regale sieht man schnell, heute sollte man ein halbes Kürbiskernbrot mögen oder eben ein halbes Kürbiskernbrot. Als Wessi hat man somit die Gelegenheit zu fühlen, wie es früher im Ostsektor gewesen sein muss. Der Icke fragt trotzdem nach dem Landbrot und der freundliche und im Aufräumen befindliche Verkäufer erklärte, „wurde heute oft gekauft“, ach so, aber wie erkläre ich das meiner Frau?

Flüchtlingspolitik in Berlin

Der große Flüchtlingsstrom (Strom ist wohl noch zulässig, bei Lawine wird es unsensibel) wie in der zweiten Jahreshälfte 2015 ist zwar verebbt, aber die Probleme liegen natürlich weiterhin auf der Hand. Unsere Bundesmutti hatte zwar mit „wir schaffen das“ uns alle Ängste genommen, aber irgendwie auch vergessen zu sagen, wie wir es halt schaffen. Aber bevor wir an Wohnung, Integration, Bildung und Arbeit denken, haben wir noch immer Probleme, alle Menschen zu registrieren, und halbwegs notdürftig unterzubringen! Dass wir in Berlin uns mal wieder ganz besonders hervortun, versteht sich von selbst. Das inzwischen bundesweit bekannte Lageso (Landesamt für Gesundheit und Soziales) hat es inzwischen auf der Liste des Berliner Wahnsinns geschafft, den BER fast zu verdrängen, das soll was heißen. Aber wir sind ja schon einen Schritt weiter. Berlin hat ja aufgrund ihrer konsequenten schlechten Baupolitik inclusive einiger Skandale genug Bauruinen und Leerstand aufzuzeigen. Deshalb hat man ja nun auch im nicht mehr ganz so asbestverseuchten ICC versucht, Flüchtlinge unterzubringen. Dieser Platz wurde geschaffen, damit unsere Flüchtlinge umziehen können. Umziehen? Ja, denn einer unserer vielen hübschen und zweckmäßigen Flüchtlingsunterkünfte befand sich auf dem Messegelände, doch benötigen wir die große Halle 26 jetzt für die jährlich stattfindende Grüne Woche. Die Hälfte der eintausend in Halle 26 untergebrachten Flüchtlinge durften nun also an einem Freitag- Abend ins ICC umziehen. Zuvor gab es aber noch einige Verzögerungen, so dass 170 Menschen in eine nette Sporthalle in Reinickendorf untergebracht wurden. Weitere 130 Menschen wohnen oder warten jetzt in Lichtenberg. Aber 200 Flüchtlinge sind auch einfach verschwunden, das gibt es nur in Berlin. Die Senatsverwaltung hat aber beruhigt mitgeteilt, dass es schön öfter vorkam, dass Flüchtlinge mit unbekannten Ziel verschwinden. Na denn, wir schaffen das!

Bleiben wir bei der neuen schicken Unterkunft, unserem ICC. Wie darf man sich das vorstellen? Der Vertrag geht über drei Jahre, dabei müssen etliche Räume sowie Elektrik, Heizung, Wasserversorgung und Belüftung überholt werden. Dirk Gerstle von der CDU (Sozialstaatssekretär) teilte weiter mit, dass der große Saal 2 als Wohnbereich dienen soll, der Rang daneben dann als Aufenthaltsebene zur Verfügung steht. Die Toiletten stehen im Untergeschoss bereit, sie wurden wie die Duschen reaktiviert. Damit etwas Privatsphäre sichergestellt wird, werden Trennwände eingezogen. Die Kosten für den Umbau werden auf 800.000 Euro beziffert, aber wir wissen ja, wie unsere Politiker rechnen können. Aber egal, wir schaffen das ….. und nicht nur das! In unseren Schwimmbädern (unsere schlecht funktionierenden Bäderbetriebe –BBB- sind legendär) sollen jetzt Hinweistafeln für Flüchtlinge angebracht werden. Darauf sollen einige Verhaltensregeln und auch Warnungen zur rechtzeitigen Vermeidung von Badeunfällen enthalten sein. Im Moment gibt es sie in englischer Sprache, sie werden aber gerade ins Arabische übersetzt. Auch die Pflicht zum Duschen wird erklärt, wobei diese Regel bitte auch deutlich ins Deutsche übersetzt wird. Natürlich hat es gar nichts mit Vorfällen z.B. in der Nähe in Köln zu tun, wo es zu Beschwerden über sexuelle Belästigungen weiblicher Badegäste kam. Auch die Comics, mit denen Münchener Bäder Verhaltensregeln aufzeigten, waren nicht der Anlass. Es ist nur eine Reaktion auf die vielen Flüchtlinge unter den Gästen, erklärten uns unsere Bäderbetriebe.

In Tempelhof, unserem ehemaligen alten und gemütlichen Stadtflughafen, wurde der Startschuss gegeben für die „Stadt in der Stadt“. Was heißt das? Welchen Unfug haben unsere Parlamentarier nun wieder verzapft? Den Streit um Tempelhof haben wir ja nun alle erlebt. Erst wollte man kein Fluglärm, dann wollte man den Flughafen nicht schließen, und irgendwann wollte man nur noch ein Biotop ohne Veränderungen. Und schon gar nicht darf nach dem letzten Volksentscheid auf dem Gelände gebaut werden. Nun wurde das Gesetzt vom Senat (SPD und CDU) einfach geändert, um dort mal eben ein paar Flüchtlingsunterkünfte zu bauen. Die Namensfindung Stadt in der Stadt halte ich aber für äußerst kreativ, gerade in Berlin hätte man auch stattdessen von Ghettos sprechen können. In den Hangars sind ja bereits Flüchtlinge untergebracht, und wer schon mal das Flugfeld besuchte weiß, wie trist es dort ist. Wer da nicht schon traumatisiert ist, wird es spätestens beim Anblick von endlosen Rollfeldern oder Wiesen. Sicher werden die Menschen auch bestens integriert, wenn die geplanten 7000 Personen abgeschottet zusammen wohnen (nennen wir es trotzdem so). Aber setzte Tempelhof nicht in aller Welt ein Zeichen der Freiheit? Na also, dann kann es doch keinen besseren Platz geben, oder? Seht her (oder wie Ernst Reuter sagte, „schaut auf diese Stadt“), hier seid ihr endlich in der Freiheit angekommen. Mutti hat schon Recht, wir schaffen das …..

BER

Viele Touristen brachten aus Berlin immer einen Berliner Bären mit nach Hause. Inzwischen hat der BER dem Bär den Rang abgelaufen, wenn man von Berlin spricht. In meinem ersten Buch berichtete ich ja ausführlich über die bisherige traurige Geschichte des BER. Sie begann schon bei der Namensfindung (er sollte BBI heißen, Berlin Brandenburg International, der Name war aber schon vergeben an den indischen Flughafen Bhubaneswar), und führte zu vier fehlgeschlagenen Eröffnungen, verbrauchte unzählige Technik- und Flughafen- Chefs und verbrennt weiterhin Geld ohne Ende. Niemand würde es überraschen, stünde morgen in der Zeitung, der Flughafen würde abgerissen. Dieser Flughafen wurde schon länger verschoben als er ursprünglich gebaut werden sollte. Hier rechnet eigentlich keiner mehr mit einer Eröffnung. Für was auch, er ist ja bereits heute zu klein, also vor einer illusorischen Eröffnung. Schon heute wird das alte Terminal vom Schönefelder Flughafen einbezogen. Praktisch ist der neue (Groß)Flughafen schon heute nicht nur zu klein, nein, er ist auch teilweise bereits alt. Aber daran halten wir uns jetzt nicht mehr auf, also was gibt es Neues zu berichten über unser größtes Infrastrukturprojekt?

Man hat also bemerkt, dass es mal wieder eng wird. Sofort wird gehandelt, so kennen wir es von unserer Großbaustelle ohne Baubetrieb. Daher lesen wir, dass angesichts schmelzender Zeitpuffer auf der Baustelle des neuen Hauptstadtflughafens der Zwei- Schicht- Betrieb und die Sechs-Tage- Woche ausgeweitet werden. Unser Regierender Bürgermeister Müller und auch der zigste Flughafenchef Mühlenfeld wollen den Eröffnungstermin 2017 im Blick behalten und tönen optimistisch, „es sei zu schaffen“ und „auch die Unternehmen müssen es wollen“, gut, so ganz optimistisch ist das nun doch wieder nicht. Noch wichtiger war aber der Bericht der „internen Korruptionsjäger des Flughafens“, ja, so etwas gibt es. Das Ergebnis bei der Suche nach möglichen Regelverstößen bei dem millionenschweren Umbau der Brandschutzanlage ergaben keine Anhaltspunkte für unnötige Umbauten oder einer etwaigen überdimensionierter Entrauchungssteuerung. Na bitte, sage also noch einer, vom BER gibt es keine Erfolgsmeldungen!

Inzwischen erhielt der BER-Sonderausschuss Post (401 Seiten) vom Landesrechnungshof. In zwei Jahren wurde analysiert, wie es zum Planungschaos und der Verschwendung von Steuergeldern in Milliardenhöhe kommen konnte. Der Rechnungshof sieht schwere Versäumnisse beim Aufsichtsrat und regt ein neues Regress- Prüfverfahren an. Ja, warum denn auch nicht, die Zeit sollte man sich schon gönnen! Auch die durchgeführten Gesellschaftsversammlungen wurden doch tatsächlich einfach so kritisiert, aber warum nur? Weil sich die Herrschaften zwischen Juni 2010 und Februar 2013 in zehn Versammlungen nur rund zwei Stunden trafen, nanu? Die längste Sitzung dauerte übrigens 44 Minuten, die kürzeste endete nach zwei Minuten. Noch etwas wurde vom Rechnungshof herausgefunden. Am Tag der Eröffnungsabsage (genauer am 8. Mai 2012, denn es gab ja inzwischen mehrere) lag die operative Betriebsfähigkeit des BER bei nur kümmerlichen 56,2 Prozent, ach was? Am 3.6. sollte das Meisterwerk doch eröffnet werden und es lag doch angeblich nur an der Entrauchungsanlage??? Plötzlich erfährt man, dass nur lächerliche 26 von 102 Gates einigermaßen erfolgreich hätten genutzt werden können, die Info- und Ticketschalter am Check In- Bereich standen auch nicht zur Verfügung. Ebenfalls nicht einsatzbereit war die Großgepäckaufgabe am Abflug. Die nötigen Einsatzbüros und Leitstellen der Bodenverkehrsdienste sowie letztlich auch die Luftverkehrsgesellschaften konnten seinerzeit ebenfalls nicht genutzt werden. Neben vielen anderen Defekten konnten auch Aufzüge, Rolltreppen und Laufbänder nicht im Probebetrieb betrieben werden. Da fragt man sich, wäre es nicht einfacher aufzulisten, was schon funktionierte? Unser BER wird uns ganz sicher noch lange weiter beschäftigen, nur lachen kann längst keiner mehr darüber ….

Ickes Welt

Der Januar ist natürlich noch nicht zu Ende, aber auch der Icke erlebte genug. Meine Geduld mit dem Privatfernsehanbieter wird weiterhin auf die Probe gestellt. Nach 12 Minuten musikalisch beschallter Wartezeit schilderte ich mein Problem und äußerte meinen Wunsch. Der Kollege verstand alles, konnte aber selber nicht helfen. Eine Rückfrage war nötig, ich wartete erneut. Dann meldete sich der nette Herr und bat mich, zwischen 20 und 21Uhr anzurufen, dies wäre am günstigsten, aha! Ich könnte auch eine Mail schreiben, informierte er mich noch schnell, wird zumindest zügiger beantwortet als der Brief, was für eine ehrliche Haut. Während meiner Wartezeiten wurde ich natürlich immer wieder darauf hingewiesen, meine Probleme auch online zu melden, wie aufmerksam. Kurzum, es kann niemand zu keiner Zeit und auf keinem Weg helfen, das Warten auf die Resignation der Kunden scheint Programm zu sein …

In meiner Firma erlebe ich live und das jeden Tag, wie Digitalisierung geht. Trotz