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Indien – Land der Vielfalt. Wohl kaum eine andere Kultur vereint so viele Gegensätze. Der Reichtum an unterschiedlichen Sprachen, Religionen und Traditionen ist charakteristisch für dieses einzigartige Land. Diese kulturelle Diversität ist es jedoch auch, die den Besucher vor große Herausforderungen stellt. Um diesen Herausforderungen gut vorbereitet begegnen zu können, wurde dieses Trainingsprogramm entwickelt. Anhand von authentischen Begegnungssituationen in Indien, berichtet von deutschen Fach- und Führungskräften, werden kulturelle Besonderheiten aufgezeigt und erläutert. Das Trainingsprogramm hilft dem Leser, indische Werte, Normen, Sitten und Gebräuche besser zu verstehen, angemessen handeln und erfolgreich mit indischen Partnern zusammenarbeiten zu können.
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Seitenzahl: 178
Veröffentlichungsjahr: 2013
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Handlungskompetenzim Ausland
herausgegeben vonAlexander Thomas, Universität Regensburg
Vandenhoeck & Ruprecht
Katrin MittererRosemarie MimlerAlexander Thomas
Beruflich in Indien
Trainingsprogramm für Manager,Fach- und Führungskräfte
2. Auflage
Vandenhoeck & Ruprecht
Die 9 Cartoons hat Jörg Plannerer gezeichnet.
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.
ISBN 10: 3-525-49068-2
ISBN 13: 978-3-525-49068-6
eISBN: 978-3-647-49068-7
© 2013, 2006, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen / Internet: www.v-r.deAlle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.Hinweis zu § 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne vorherige schriftliche Einwilligung des Verlages öffentlich zugänglich gemacht werden. Dies gilt auch bei einer entsprechenden Nutzung für Lehr- und Unterrichtszwecke. Printed in Germany.Satz: Satzspiegel, Nörten-HardenbergDruck und Bindung: Hubert & Co, Göttingen
Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.
Inhalt
Vorwort
Einführung in das Training
Themenbereich 1: Starke hierarchische Strukturen
Beispiel 1: Der verstummte Verkäufer
Beispiel 2: Elternversammlung
Beispiel 3: Qualitätskontrolle
Beispiel 4: Kundenakquise
Kulturelle Verankerung von »Starke hierarchische Strukturen«
Themenbereich 2: Rollenkonformität
Beispiel 5: Die störrische Assistentin
Beispiel 6: Ärger mit der Hausangestellten
Kulturelle Verankerung von »Rollenkonformität«
Themenbereich 3: Personalismus
Beispiel 7: Klinken putzen
Beispiel 8: Gemütliche Kollegen
Beispiel 9: Probleme mit dem Händler
Kulturelle Verankerung von »Personalismus«
Themenbereich 4: Familienorientierung
Beispiel 10: Eilige Fracht
Beispiel 11: Dauerhafter Wasserschaden
Kulturelle Verankerung von »Familienorientierung«
Themenbereich 5: Paternalismus
Beispiel 12: Anruf bei der Ehefrau
Beispiel 13: Sammelbeschwerde
Kulturelle Verankerung von »Paternalismus«
Themenbereich 6: Konfliktvermeidung
Beispiel 14: Verkaufsstatistik
Beispiel 15: Falsches Mansanilo
Beispiel 16: Produkteinführung
Beispiel 17: Musterbestellung
Kulturelle Verankerung von »Konfliktvermeidung«
Themenbereich 7: Emotionalität
Beispiel 18: Der weinende Direktor
Beispiel 19: Wutanfall
Kulturelle Verankerung von »Emotionalität«
Themenbereich 8: Polychronie
Beispiel 20: Unterbrechungen
Beispiel 21: Musikfestival
Kulturelle Verankerung von »Polychronie«
Themenbereich 9: Fatalismus
Beispiel 22: Verletzte Frau
Beispiel 23: Kolbenfresser
Kulturelle Verankerung von »Fatalismus«
Kurze Zusammenfassung
Literaturempfehlungen
Danksagung
Vorwort
Indien ist eine Nation, aber kein Land, viel mehr ein Subkontinent. Mit 13,3 Millionen km2 ist es 3,7-mal so groß wie Frankreich und Deutschland zusammen. Es umfasst 25 Bundesstaaten und 7 Unionsterritorien. Seine Einwohnerzahl nähert sich der 1,1-Milliarden-Grenze. Die Bevölkerung besteht zu 83% aus Hindus, 12% aus Moslems, der Rest sind Christen, Sikhs, Buddhisten und Jains. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung beträgt nur 24 Jahre. In Indien sind Hindi und Englisch Amtssprache, obwohl im Bereich des öffentlichen Lebens ausschließlich Englisch gesprochen wird. Die Alphabetisierungsrate liegt bei 56% der Gesamtbevölkerung (Männer 58%, Frauen 42%). Auf das ganze Land bezogen gibt es 18 Hauptsprachen und 100 Lokalsprachen, die als eigenständige Sprachen so unterschiedlich sind, dass die gegenseitige Verständigung nicht möglich ist.
Indien blickt auf eine über 3500-jährige Kulturtradition zurück, wenn man sie mit den heiligen Schriften des Brahmanismus der Veden im Jahr 1500 vor Christus ansetzt. Nach inzwischen 150 Jahren archäologischer und kunsthistorischer Forschung kann man mit Fug und Recht behaupten, dass die indische Kunst in ihrer Gesamtheit zu den bedeutenden Komplexen der Weltkunst zählt, wobei sie in ihren vielfältigen Erscheinungsformen fast ausschließlich religiös bestimmt ist und zwar im Sinne der Verbildlichung innerster Kontemplation (Buddhismus), mit Bildern von Praktiken sinnlicher Entrückung und geistiger Versenkung auf dem Weg zur Erlösung aus dem unendlichen Kreislauf des Entstehens und Vergehens. Aber nicht nur in der Kunst, auch in der Mathematik, Musik, Philosophie und in verschiedenen Gattungen der Literatur hat Indien weltweit Bedeutsames aufzuweisen. Auf diese kulturhistorischen Leistungen ihrer Kultur sind die Inder stolz, ebenso auf die erfolgreiche, wenn auch außerordentlich dramatisch verlaufende Befreiung von der englischen Kolonialherrschaft (1949) und auf die Tatsache, dass ihnen viele zustimmen, wenn sie sich selbst als die größte Demokratie der Welt bezeichnen, die sich bislang als außerordentlich stabil erwiesen hat. Die indische Geschichte beginnt mit dem 2. Jahrtausend vor Christus, der Einwanderung arischer Hirtenkrieger nach Nordwestindien. Seit der damit einhergehenden Überlagerung respektive Unterdrückung der älteren Urbevölkerung ist die jahrtausendealte indische Kulturgeschichte geprägt von der Auseinandersetzung zwischen Eroberern und Unterdrückern, Hindus und Moslems, Indern verschiedener Kastenzugehörigkeit untereinander und gegenüber der kastenlosen Bevölkerung, einer traditionell geprägten ländlich-dörflichen Bevölkerung und einer modernen städtischen politischen und wirtschaftlichen Machtelite. Immerhin leben noch 60 bis 70% der indischen Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze, viele leben in Schuldknechtschaft und sind zur Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse allein auf Subsistenzwirtschaft angewiesen.
Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 7 bis 8% und einem geschätzten durchschnittlichen Wert von 5,5% für die nächsten 15 Jahre hat Indien in den letzten zehn Jahren einen erstaunlichen Aufschwung erlebt und wird inzwischen schon mit China in einer Reihe der wirtschaftlich erfolgreichsten Länder der Welt genannt. Zu diesem Vergleich äußerte sich im März 2005 der Aufsichtsratsvorsitzende der Firma Siemens und frühere Vorsitzende des Asien-Pazifik-Ausschusses der deutschen Wirtschaft so: »In Indien entwickelt sich alles freier, pluralistischer, damit aber eben auch nicht so zielorientiert wie in China. Indische Unternehmer führen eine sehr offene und selbstkritische Diskussion über ihre Verhältnisse im eigenen Land. In China wäre so etwas unmöglich – es gibt gar nicht die Leute, die eine solche Debatte führen könnten […] Demokratie ist immer ein Vorteil. Wir können und dürfen auch als Geschäftsleute unsere Haltung gegenüber einer Staatsverfassung nicht über Nacht ändern« (FAZ, 12.03.2005, S. 15), womit er auf den Vergleich zwischen der kommunistischen Staatsverfassung Chinas und der demokratischen Staatsverfassung Indiens anspielte. Indien steht in der Rangfolge der deutschen Handelspartner an 31. Stelle der Einfuhren und an 41. Stelle der Ausfuhren. Das wird sich in den nächsten Jahren mit Sicherheit ändern.
Fest steht, dass Indien sowohl aus politischer, rechtlicher und wirtschaftlicher Sicht alle Voraussetzungen bietet, als wichtiger Handelspartner für deutsche Unternehmen zu gelten, zumal die wirtschaftliche Führungsschicht ihre fachliche Ausbildung in Europa und den USA erhalten hat, mit den internationalen Gepflogenheiten des Geschäftslebens vertraut ist, perfekt Englisch spricht und sich durch einen hohen Grad an Leistungsmotivation auszeichnet. Für viele Deutsche ist Indien ein Land, in dem die Menschen in bitterster Armut leben (was für einen Großteil der Bevölkerung auch zutrifft), in dem der Unterschied zwischen Arm und Reich besonders ausgeprägt ist, das zwar traditionell als Empfängerland für Entwicklungshilfe gilt, in dem aber diese Hilfe keine nachhaltigen Früchte trägt, sondern eher nur aktuelle Not lindert oder sogar versickert. Zudem ist es für viele ein Land der Unterdrückung und Ausbeutung (Kastensystem), aber auch ein Land voller Geheimnisse, Exotik und orientalischem Abenteuer. Diese Widersprüchlichkeiten, mit dem für viele das Bild von Indien verbunden ist, fördert nicht gerade das Vertrauen und die Zuversicht in einen wirtschaftlichen und beruflichen Erfolg in der Zusammenarbeit mit Indern, sondern verunsichert, beängstigt und stimmt bedenklich. Dabei haben Deutsche in Indien aufgrund ihrer von Wissenschaft, Philosophie, Musik und Kunst geprägten Kulturgeschichte und der Tatsache, dass Deutschland nicht zu den Kolonialmächten gehörte, einen guten Ruf in Indien. Außerdem sind die Beziehungen nicht durch politische oder historische Probleme vorbelastet.
Das im vorliegenden Buch enthaltene Trainingsmaterial basiert auf der Befragung deutscher Fach- und Führungskräfte, die seit mehreren Jahren in Indien wirtschaftlich tätig sind. Sie berichteten über ihre immer wieder im Geschäfts- oder Alltagsleben beobachteten erstaunlichen und vielfach unverständlichen, zum Teil auch ärgerlichen Reaktionsweisen ihrer indischen Partner. Diese Erfahrungen wurden mit Hilfe von bikulturellen Experten aus Indien und Deutschland analysiert und auf ihre kulturspezifischen Ursachen hin diagnostiziert. So kann im Selbststudium oder im Rahmen interkultureller Orientierungstrainings – aufbauend auf diesen authentischen, kulturell bedingten, kritischen Interaktions- und Kooperationssituationen zwischen Indern und Deutschen – eine Sensibilisierung für indische Kulturstandards und deren Handlungswirksamkeit sowie eine Qualifizierung zum erfolgreichen interkulturellen Management erreicht werden. In der indischen und deutschen Kultur sind über Jahrtausende hinweg unterschiedliche Werte, Normen, Regeln, Sitten und Gebräuche des zwischenmenschlichen Zusammenlebens und der Lebensbewältigung entwickelt worden, die den Indern und Deutschen vertraut sind, aus ihrer jeweiligen Sicht auch sinnvoll und nützlich erscheinen und somit zum selbstverständlichen Handlungsrepertoire gehören, die aber für den jeweils anderen Partner unverständlich und widersprüchlich sind. Genau aus diesen der rationalen Kontrolle nicht mehr zugänglichen, aber im Alltagsgeschehen außerordentlich konflikthaft verlaufenden Interaktionsprozesse entstehen psychische Belastungen, die eine produktive Zielerreichung verhindern und zu Störungen im interpersonalen Beziehungsverhältnis und eventuell zum Abbruch von Geschäftsbeziehungen führen.
Das vorliegende Training ist so konzipiert, dass der Lernende über die Konfrontation mit kulturell bedingten, kritischen Interaktionssituationen ein Verständnis für die Handlungsursachen aufbauen kann und so in die Lage versetzt wird, mit seinen indischen Partnern kulturadäquat und kompetent umzugehen.
Hier gilt das, was der chinesische Kriegerphilosoph Sun Tsu schon vor 2500 Jahren erkannte und in seinem Buch »Die Kunst des Krieges« niederschrieb: »Nur wer den Gegner und sich selbst gut kennt, kann in 1000 Schlachten siegreich sein.« Im übertragenen Sinne heißt das »Nur wer den indischen Partner und sich selbst (in seiner eigenen kulturellen Bedingtheit) gut kennt, kann die Zusammenarbeit für beide Seiten erfolgreich und zufrieden stellend bewältigen.«
Einführung in das Training
Zielsetzung und theoretischer Hintergrund
Indien hat in den Jahren seit seinen radikalen Wirtschaftsreformen im Jahre 1991 eine bemerkenswerte wirtschaftliche Dynamik entwickelt, die für Unternehmen aus aller Welt wie ein Magnet wirkt. Der südasiatische Subkontinent wird oft als der Konjunkturmotor Asiens bezeichnet und ist damit auch für deutsche Unternehmen zu einem der interessantesten internationalen Wirtschaftspartner im asiatischen Raum geworden.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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