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Südkorea gilt aufgrund seiner kulturellen Besonderheiten als besonders schwieriges Land, wenn es für Deutsche um Geschäftsbeziehungen und Auslandsaufenthalte geht. Anhand vieler Beispielsituationen, gewonnen durch Interviews mit deutschen Managern in Korea, werden reale Erlebnisse und Konflikte geschildert, wie sie bei wirtschaftlichen Kontakten typischerweise auftreten. Zu jeder Situationsschilderung erhält der Leser verschiedene Erklärungsmöglichkeiten, durch die er seine Fähigkeit erweitern kann, einen »koreanischen Blickwinkel« der Dinge zu erlernen. Dadurch kann der Leser Schritt für Schritt die Handlungsweise von koreanischen Mitarbeitern, Kollegen oder Geschäftspartnern nachvollziehen und das Erlernte auf eigene Erlebnisbereiche anwenden.Die 1. Auflage ist im Asanger Verlag erschienen.
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Seitenzahl: 161
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Handlungskompetenz im Ausland
herausgegeben von
Alexander Thomas, Universität Regensburg
Vandenhoeck & Ruprecht
Andreas BrüchAlexander Thomas
Beruflich in Südkorea
Trainingsprogramm für Manager, Fach- und Führungskräfte
4. Auflage
Vandenhoeck & Ruprecht
Die 8 Cartoons hat Jörg Plannerer gezeichnet.
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.
ISBN 978-3-525-49058-7ISBN 978-3-647-49058-8 (E-Book)
© 2012, 2004 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen / Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Bristol, CT, U.S.A.www.v-r.deAlle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Printed in Germany.Satz: Satzspiegel, Nörten-HardenbergDruck und Bindung: Hubert & Co, Göttingen
Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.
Inhalt
Vorwort
Einführung in das Training
Zu Besonderheiten eines Auslandsaufenthalts
Was Sie durch das Orientierungstraining lernen sollen
Aufbau und Bearbeitung des Orientierungstrainings
Hinweise zur selbstständigen Bearbeitung des Orientierungstrainings
Themenbereich 1: Wer ist hier der Chef?
Beispiel 1: Kollege Briefträger
Beispiel 2: Abgelehnte Beförderung
Beispiel 3: Kunde springt ab
Beispiel 4: Neugieriger Geschäftspartner
Beispiel 5: Geschrei im Büro
Kulturelle Verankerung von »Hierarchieorientierung«
Themenbereich 2: Nur die Wahrheit zählt?
Beispiel 6: Schwieriger Markteintritt
Beispiel 7: Zu wenig Erklärungen
Beispiel 8: Gescheiterte Neueinstellung
Beispiel 9: Endlose Verhandlungen
Beispiel 10: Lachende Sekretärin
Beispiel 11: Herr Choi kündigt
Kulturelle Verankerung von »Gesicht wahren«
Themenbereich 3: Freunde fürs Leben?
Beispiel 12: Werbegeschenke mit Effekt?
Beispiel 13: Debatten um eine Sitzgruppe
Beispiel 14: Keine demokratische Lösung
Beispiel 15: Hoch die Gläser!
Beispiel 16: Probleme mit der Verarbeitung
Kulturelle Verankerung von »Beziehungsorientierung«
Themenbereich 4: Meins, Deins oder unseres?
Beispiel 17: Ein distanzloser Kollege
Beispiel 18: Das neue Team
Beispiel 19: Ein unharmonischer Abschied
Beispiel 20: Wandernde Faxe
Kulturelle Verankerung von »Gruppenorientierung«
Themenbereich 5: Ewige Dankbarkeit und Treue?
Beispiel 21: Ein Darlehen bei den Mitarbeitern
Beispiel 22: Übertriebene Dankbarkeit?
Kulturelle Verankerung von »Loyalität«
Themenbereich 6: Aus dem Bauch heraus
Beispiel 23: Ärger auf der Messe
Beispiel 24: Prügelei um einen Firmenwagen
Kulturelle Verankerung von »Emotionalität«
Themenbereich 7: Planung ist das halbe Leben
Beispiel 25: Erfolglose Kundenbetreuung
Beispiel 26: Kurzfristige Buchungen
Kulturelle Verankerung von »Regelrelativismus – Flexibilität und Spontaneität«
Themenbereich 8: Ein echter Mann, eine echte Frau
Beispiel 27: Ein »netter« Abend im Restaurant
Beispiel 28: Die Weihnachtsfeier
Beispiel 29: Der Kaffeekonflikt
Beispiel 30: Zudringlicher Kunde
Beispiel 31: Freundschaft ohne Gegenseitigkeit?
Kulturelle Verankerung von »traditionelle Geschlechtsrollendifferenzierung und Trennung von Familienleben und Beruf«
Literatur
Vorwort
In den letzten zwei Jahrzehnten ist der gesamte Globus zu einem einzigen großen Markt zusammengewachsen. Aufgrund ökonomischer Erfordernisse und wegen der Entwicklung schnellerer Verkehrsmittel und Kommunikationssysteme haben sich die internationalen Handelsbeziehungen enorm erweitert. Durch die Globalisierung haben viele Menschen aus den Industrienationen Erfahrungen mit interkulturellen Kontakten gemacht. Kontakte dieser Art mögen manchmal befremdlich, kränkend, verwirrend oder auch belustigend sein, weil ausländische Besucher in der Regel versuchen, ihre Erlebnisse aus ihrer eigenen kulturellen Sicht zu interpretieren. Mittlerweile ist es zwar Allgemeinwissen, dass Personen aus verschiedenen Kulturen unterschiedlich denken und handeln. Vielen Menschen fehlt jedoch ein systematisches Verständnis der anderen Kultur. Ihr Wissen ist bruchstückhaft, oberflächlich und begrenzt, da es lediglich auf persönlichen Erfahrungen beruht.
Die Sozialpsychologie hat gezeigt, dass Menschen sich gedanklich aktiv darum bemühen, die Ursachen für unerwartete Ereignisse und Verhaltensweisen anderer Menschen herauszufinden. Dies geschieht besonders häufig im Kontakt mit Personen aus anderen Kulturen. Die Ursachenzuschreibung mündet gewöhnlich in der Annahme, dass die anderen (in diesem Fall »die Koreaner«) Absichten, Gewohnheiten oder Eigenschaften besitzen, die direkt ihre Handlungsweise bestimmen. Durch diese Schlussfolgerungen haben wir als sozial Handelnde den Eindruck, gut für den Umgang mit Personen aus anderen Kulturen gerüstet zu sein. Dieser Eindruck ist jedoch eher durch einen psychologischen Mechanismus bedingt, als durch objektive Fakten begründet. Tatsächlich kann die Wissensbasis, die der Bildung derartiger Wahrnehmungen zugrunde liegt, von der einzelnen Person nicht zuverlässig überprüft werden. Der Grund ist ein anderes psychologisches Phänomen, das man aus der kognitiven Informationsverarbeitung kennt, die so genannte »Strategie des bestätigenden Hypothesentestens«. Damit ist gemeint, dass Personen mit vorgefertigten Hypothesen wie beispielsweise »Koreaner sind unzuverlässig« dazu neigen, jene Erlebnisse verstärkt wahrzunehmen, die ihre Hypothese bestärken und diejenigen Informationen zu ignorieren, die geeignet sind, sie zu widerlegen. Diese beiden Mechanismen machen es der Person anfangs schwer, ein der Realität angemessenes Wissen aufzubauen. Viele Menschen erkennen daher in interkulturellen Kontakten die kritischen Bereiche ihres Denkens oft nur unzureichend und bestätigen sich immer wieder ihre eigenen ursprünglichen Vorurteile. Wenn keine korrekte Information beispielsweise durch Schulung oder Training erfolgt, setzt sich dieses mangelhafte Wissen immer weiter fort.
Angesichts der weltweit wachsenden Bedeutung von kulturellem Austausch erforschen Sozialwissenschaftler schon seit längerem intensiv interkulturelle Unterschiede und haben umfassende Theorien zu Erklärung kultureller Unterschiede entwickelt. Diese Theorien helfen uns, die Rätsel der Missverständnisse zwischen den Kulturen zu entmystifizieren.
Dabei haben wir viele Erkenntnisse gewonnen, die sich auf kulturelle Unterschiede zwischen Koreanern und Deutschen beziehen und die den Laien überraschen werden. Beispielsweise ist für den »typischen« Deutschen seine Selbstverwirklichung das wichtigste Lebensziel. In Korea besteht das wichtigste Ziel dagegen immer noch darin, die Harmonie innerhalb der eigenen Gruppe zu wahren, auch wenn sich hier bei der jüngeren Generation einige Veränderungen bemerkbar machen. Während man in Deutschland davon ausgeht, dass das Verhalten die Persönlichkeit des Handelnden widerspiegelt, gilt dies in Korea in viel geringerem Ausmaß. Während Deutsche in zwischenmenschlichen Konfliktsituationen eher eine universelle Norm der Fairness bevorzugen, orientieren sich Koreaner in solchen Fällen stärker an persönlichen Beziehungen. Ob man derselben sozialen Gruppe angehört oder nicht, ist in Deutschland von viel geringerer Bedeutung als in Korea. Für Deutsche sind in der Konversation Offenheit und Ehrlichkeit wichtig, Koreaner dagegen sind darin geübt, ihre Gefühle, besonders die negativen, nicht offen zu zeigen. Die Kulturideologie des Individualismus ist in Deutschland hoch geachtet. In Korea ist sie dagegen gleichbedeutend mit Egoismus. Hier ist Kollektivismus wesentlich wichtiger.
Die empirische Grundlage für das in diesem Buch enthaltene Training bilden Episoden, die deutsche Geschäftsleute mit Koreanern wirklich erlebt haben und die für sie verwirrend und unverständlich waren. Die betreffenden Situationen werden von den Autoren auf wissenschaftlicher Basis erläutert. Durch das Training wird der Leser in die Lage versetzt, sein Wissen zu verallgemeinern, um so auch bei eigenen ähnlichen Erlebnissen mehr Verständnis aufzubringen.
Ich bin sicher, dass dieses Buch Vorurteile gegenüber Koreanern abbauen und zu einer besseren Kommunikation zwischen ihnen und Deutschen beitragen wird. Nach meiner Überzeugung führt ein tieferes Verständnis verschiedener Kulturen zu einer echten Wertschätzung der ganzen Menschheit.
Prof. Han Gyuseog, Ph.D.
Department of Psychology
Chonnam National University
Kwangju, Süd-Korea
Einführung in das Training
Stellen Sie sich vor, Sie haben bei der Firma Ihres koreanischen Geschäftspartners ein Bauteil zur Produktion in Auftrag gegeben. Leider sind die gelieferten Teile fehlerhaft. Zu Ihrer nächsten Besprechung in Seoul nehmen Sie ein Exemplar mit und weisen den Koreaner auf die mangelhafte Funktion hin. Nach einem flüchtigen Blick auf das Bauelement lacht Ihr Geschäftspartner, sieht zum Fenster hinaus und meint, Korea sei ein schönes Land. Einen erneuten Hinweis auf den Produktionsfehler beantwortet Ihr Geschäftspartner mit der Bemerkung, auch das Wetter sei zu dieser Jahreszeit fabelhaft.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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