Bestrafe mich! - Nina Jansen - E-Book

Bestrafe mich! E-Book

Nina Jansen

4,5

Beschreibung

Das schüchterne Körpermodel Eileen verspürt nach einem Fotoshooting für ein SM-Magazin devote sexuelle Fantasien, ausleben kann sie ihre geheimen Wünsche allerdings nicht. Was sie nicht ahnt: Sie hat einen heimlichen Verehrer - den mysteriösen dominanten "Lord", der ihre Fotos gesehen und sich in den Kopf gesetzt hat, Eileen zu seiner Lustsklavin zu machen und ihre Grenzen auszuloten. Einer Einladung des Lords folgend, reist Eileen - teils ängstlich, teils neugierig - mit der Tätowiererin Jenna zu seinem luxuriösen Landsitz. Dort wird sie bereits vom Lord und seinem attraktiven Diener Raven erwartet, und ihre Erziehung zur Sklavin beginnt ... Neuauflage des BDSM-Klassikers von Erfolgsautorin Nina Jansen.

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Seitenzahl: 348

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Nina Jansen

Bestrafe mich!

Erotischer Roman

© 2007/2018 Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels

www.plaisirdamourbooks.com

[email protected]

Covergestaltung © Mia Schulte

Coverfoto: © Shutterstock.com

ISBN Taschenbuch: 978-3-86495-254-8

ISBN eBook: 978-3-86495-255-5

Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden. Dieses Buch darf weder auszugsweise noch vollständig per E-Mail, Fotokopie, Fax oder jegliches anderes Kommunikationsmittel ohne die ausdrückliche Genehmigung des Verlages oder der Autorin weitergegeben werden.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Autorin

Kapitel 1

Jennas Kunde saß rittlings auf dem Behandlungsstuhl, die Brust an die Rückenlehne gepresst. Sie hatte das Motiv auf seinem Schulterblatt vorgezeichnet und dabei genussvoll seinen muskulösen Rücken betrachtet. Er bekam heute sein erstes Tatoo und wirkte völlig entspannt. Trotzdem warnte sie ihn vor.

„Bitte nicht zucken, es wird jetzt gleich ziemlich heftig pieksen und brennen. An den Stellen, an denen die Haut direkt über dem Knochen liegt, ist es immer etwas schmerzhafter, so als würde man Strom unter die Haut jagen.“

„Das geht schon. Ich kann mich ausgezeichnet beherrschen“, sagte er. Seine Stimme hatte einen angenehm warmen Klang.

Jenna desinfizierte die Stelle, bestrich sie mit Vaseline und zog Latexhandschuhe über.

Konzentriert begann sie die Umrisse zu stechen. Der Kunde blieb weiterhin entspannt. Dafür bemerkte Jenna bei sich selbst eine leichte Erregung. Dieser stille, in sich gekehrte Mann, der die schnellen Nadelstiche nicht zu spüren schien, ließ ihre Scheide feucht werden.

Sie hatte das nur zehn Zentimeter große Motiv erst halb fertig, da war es um ihre Selbstbeherrschung geschehen. Sie schaltete das Tätowiergerät ab, dessen Surren sie plötzlich an einen Vibrator erinnerte. Was war nur mit ihr los?

Sie griff wahllos eine Zeitschrift vom Beistelltisch und hielt sie ihm hin. „Ich schlage vor, dass wir eine kurze Pause machen. Sie können so lange hier drin blättern, ich bin gleich zurück.“

Ohne auf seine Reaktion zu warten, verschwand sie in dem kleinen Nebenraum mit der Miniküche. Tim, der in Jennas Studio als Piercer angestellt war, hockte rittlings auf dem Bistrostuhl und sah der Kaffeemaschine zu, die leise vor sich hin blubberte. Ausgerechnet jetzt, wo sie für ein paar Minuten allein sein wollte! Dann kam ihr ein Gedanke: Tim war ein Zungenakrobat, das sah sie an der Art, wie er immer mit seinem Zungenpiercing herumspielte, meist ganz gedankenverloren, so wie andere Menschen auf Bleistiftenden kauen, wenn sie angestrengt nachdenken.

„Tim?“, fragte sie. „Wie schnell kannst du eine Frau mit deiner Zunge zum Kommen bringen?“

Tim grinste. „Mein Rekord liegt bei fünf Minuten, aber mit dem neuen Teil schaffe ich es locker in zwei.“

Das „neue Teil“ hatte sie ihm vor ein paar Tagen höchstpersönlich eingesetzt: eine Titankugel, in der sich ein Vibrationsball befand, der bei der kleinsten Berührung in Bewegung versetzt wurde.

Jenna streifte die Latexhandschuhe ab und zog ihre Jeans und den Stringtanga aus. Sie hatte Tim gegenüber keine Hemmungen, schließlich hatte er ihr vor drei Monaten ein Intimpiercing gestochen.

„Lass es mich spüren“, sagte sie und stellte sich vor ihn. Sein Mund war genau in der richtigen Höhe, und zwar dort, wo sich ihre Schamlippen teilten.

„Das nenne ich ein verlockendes Angebot“, meinte er. „Danach schmeckt mir der Kaffee bestimmt noch besser.“

Er näherte seinen Mund ihrem glattrasierten Venushügel. Sie spürte seinen warmen, feuchten Atem und stöhnte leise auf. Seine Lippen wanderten tiefer bis zu der Stelle, wo ihre Klitoris zwischen den Schamlippen erwartungsvoll pochte. Seine Zunge drängte ihre Schamlippen auseinander und berührte die Spitze ihrer Klitoris. Dafür, dass er sie schnell zum Höhepunkt bringen wollte, ließ er sich viel Zeit, fand Jenna, aber bald merkte sie, dass genau das sein Geheimnis war. Die langsamen Bewegungen seiner Zunge waren ihr fast schmerzlich bewusst und ließen ihre Klitoris anschwellen, als wollte sie ihn auffordern: „Mehr, schneller, wilder!“

Endlich befand sich seine Zunge ganz auf dem Spalt, und die Kugel seines Zungenpiercings lag direkt unter ihrer Klitoris. Eine winzige Bewegung, und das Metall berührte sie mit leichter Vibration genau da, wo sie am empfindlichsten war.

„Oh mein Gott“, seufzte sie und krampfte ihre Hände um seine Oberarme.

Wieder ließ er die Zunge tiefer wandern und zurück, nur eine Idee schneller. Jenna biss sich auf die Unterlippe.

Tim fuhr mit der Zungenspitze von unten nach oben über die zarte Haut am Rand ihrer Schenkel, abwechselnd rechts und links. Dann kehrte er zurück nach innen und leckte sachte um ihr Intimpiercing herum, einen Stecker in Form einer Rosenblüte. Endlich widmete er sich wieder ihrer Spalte. Die Schamlippen hatten sich geöffnet und empfingen gierig seine Zunge, seine saugenden Lippen und die Metallkugel, die, wie von einem Magnet angezogen, wieder ihre sensibelste Stelle fand und sie in zarte Schwingungen versetzte. Jennas Schenkel verkrampften sich, und ihre Pobacken wurden hart wie Stahl, als sie kam. Es war kein sensationeller Orgasmus, aber es reichte, um sie wieder auf die Erde zurückzubringen, so dass sie ihr Tatoo mit ruhiger Hand fertigstechen konnte.

„Danke Tim“, seufzte sie zufrieden, „du hast etwas bei mir gut.“

Jenna zog sich an, wartete, bis ihr Herzschlag sich normalisiert hatte, und ging zu ihrem Kunden zurück, der noch so dasaß, wie sie ihn zurückgelassen hatte.

„Verzeihung, ich musste nur – äh – ein dringendes Bedürfnis befriedigen.“

„Kein Problem.“ Er sah von dem Magazin auf, in dem er blätterte, und hielt es hoch, so dass sie die Seite sehen konnte, die er aufgeschlagen hatte. „Sieht diese Frau nicht einmalig schön aus?“

Jenna erschrak, als sie sah, dass sie ihm versehentlich das Bondage-Magazin gereicht hatte, das ihr ein Fotograf zugeschickt hatte, für den sie in zwei Wochen ein Bodypainting machen sollte. Es ging darum, sich einen Eindruck von dem Model zu verschaffen, das sie bemalen würde. Genau dieses Model hatte zuvor das Bondage-Shooting gemacht.

Der Kunde sah über die Schulter. Das Leuchten in seinen Augen verriet ihr, dass er an den Fotos keinen Anstoß nahm.

„Das Model heißt Eileen Collins“, sagte sie. „Gefällt sie Ihnen?“

„Sie ist ein absoluter Traum.“

Das fand Jenna auch. Laut ihrer Setcard war Eileen Collins mit ihren 1,70 m zu klein für den Catwalk, und mit Größe 36 zu üppig für Modefotos. Dafür war sie ideal für Shootings, die nackte Haut und das gewisse Etwas verlangten, denn sie hatte einen absolut ebenmäßigen Teint, und das bis hinunter zum kleinen Zeh. Ihre Haut, hieß es, sei samtweich und eignet sich fantastisch für Bodypaintings, weil sie Farben regelrecht zum Strahlen brachte. Außerdem war bekannt, dass sie stundenlang stillhalten konnte.

Jenna sah, dass ihr Kunde mit dem Unterleib ein Stück von der Rückenlehne weggerutscht war. Sie vermutete, dass sein Penis sich gerade als Abstandhalter betätigte. Es wunderte sie nicht. Man musste nicht einmal Bondage-Fan sein, um die sinnliche Ästhetik dieser Fotos zu erkennen. Sie waren im Atelier der Bildhauers Leo Croft gemacht worden. Crofts Holzskulpturen zeigten nackte Frauen in Lebensgröße in devoten Posen. Eileen war für die Aufnahmen jeweils an eine Skulptur gefesselt worden.

Die erste Fotoserie mit dem Titel „Bitte nicht!“ zeigte die Skulptur einer knienden Frau, die den Blick gesenkt und die Handflächen aufeinandergepresst über Kopfhöhe hielt. Eileen kniete vor dieser Skulptur. Ihre Unterarme waren mit Seilen an die Arme der Skulptur gebunden. Sie wirkte wie deren lebendes Spiegelbild.

Die zweite Serie hieß „Nimm mich!“. Die Skulptur war eine Frau auf allen vieren, mit hochgerecktem Po und weit gespreizten Beinen. Eileen lag im rechten Winkel mit dem Rücken auf dem Rücken der Skulptur. Das Seil, mit dem sie in kunstvollen Verschlingungen verschnürt war, schnitt in ihre Brüste. Ihre Beine waren weit auseinandergezogen, das linke Fußgelenk an einen Oberarm, das rechte Fußgelenk an einen Schenkel der Skulptur gefesselt. Eine sechsriemige, geflochtene Lederpeitsche lag quer über ihren Schenkeln. Ihr Kopf, der über die Seite der Skulptur hinausragte, war nach hinten gebeugt, ihr langes blondes Haar auf dem Boden ausgefächert. Ihr linkes Handgelenk war an ein Handgelenk der Skulptur gebunden, das rechte Handgelenk an eine Wade. Eine sehr unbequeme Haltung, die sie extrem verletzlich und dadurch noch schöner aussehen ließ.

„Schlag mich!“, lautete der Titel der dritten und letzten Bilderserie. Die Skulptur stellte eine Frau dar, die mit angewinkelten, gespreizten Beinen auf dem Rücken lag. Eileen stand breitbeinig über dem Bauch der Frau, den Kopf abgewandt. Ihre Unterschenkel waren an die Oberschenkel der Skulptur gebunden. Ihr Oberkörper war vorgebeugt, ihre Hände an die Unterschenkel der Skulptur gefesselt.

Auf dem ersten Foto dieser Serie war die aufreizende Rundung ihres Pos noch makellos, auf dem zweiten Foto waren sechs dünne rote Striemen darauf zu sehen, und ihr Kopf war leicht in den Nacken gehoben, das Haar zur anderen Seite gekämmt, ihr Mund wie zum Schrei geöffnet. Das Bild nahm eine Doppelseite ein.

„Ja, sie ist wundervoll“, sagte Jenna. „Ich freue mich schon auf sie.“

Der Kopf des Kunden fuhr herum. „Sie werden sie kennenlernen?“

„In zwei Wochen hat sie ein Foto-Shooting, für das ich ihr ein Bodypainting aufmalen werde.“

Darauf hin sagte er zunächst nichts mehr. Sie nahm ihm das Magazin ab, damit er die Arme wieder entspannt hängen lassen konnte, und arbeitete weiter, nachdem sie sich frische Latexhandschuhe übergestreift hatte.

Als sie fertig war, die Tätowierung desinfiziert und einen schützenden Folienverband angebracht hatte, klärte sie den Kunden darüber auf, was er in den nächsten Tagen bei der Hautpflege beachten musste. „Beim nächsten Termin steche ich dann die Stellen nach, an denen die Farbe von der Haut nicht ganz aufgenommen wurde.“

Er zog mit geschmeidigen Bewegungen sein Hemd an. „Wie wäre es in zwei Wochen?“

„Am Tag nach dem Bodypainting habe ich noch Termine frei. Bis dann könnte ich herausfinden, ob Eileen Collins an einem Kontakt mit Ihnen interessiert wäre.“

Er lächelte, was seinen dunklen Augen einen wunderschönen Glanz verlieh. „Das wäre ausgesprochen entgegenkommend. Allerdings stehe ich ausschließlich auf devote Frauen.“

Jenna deutete auf das Magazin. „Noch devoter geht es ja wohl nicht.“

„Nur weil sie für Bondage-Aufnahmen gebucht wird, heißt das noch lange nicht, dass es ihre Welt ist.“ Er klappte die Doppelseite mit dem „Schlag mich!“-Foto auf. „Die Striemen sind jedenfalls nicht echt, sondern nur aufgemalt. Dafür habe ich einen Blick.“

Die Andeutung eines Lächelns verlieh seinem Mund etwas ungeheuer Sinnliches. Jenna überlegte einen Augenblick, ob sie ihn nicht direkt an dem Tag einladen sollte, an dem Eileen Collins zum Bodypainting kam. Aber nein, sie musste die Frau ja erst selbst kennenlernen. Eileen gefiel ihr nämlich ausgesprochen gut. Als sie die Fotos das erste Mal gesehen hatte, war sie so erregt gewesen, dass sie sofort angefangen hatte, sich selbst zu streicheln und sich vorzustellen, es wären Eileens Hände, die sie berührten.

Sie würde nicht nur herausfinden müssen, ob Eileen devot war, sondern auch, ob sie sich für Frauen interessierte.

Jenna begleitete den Kunden nach vorn in den Laden und verabschiedete sich. Tim beendete gerade ein Lippenpiercing. Sie wartete, bis er fertig war, dann zog sie ihn ins Hinterzimmer. „Ich schulde dir noch etwas. Zieh die Hose runter.“

Während sie sein Glied in den Mund nahm und es leckte, bis es vor Lust pulsierte, dachte sie die ganze Zeit daran, wie fantastisch es wäre, mit Eileen Collins und dem faszinierenden Mann, den sie tätowiert hatte, einen Dreier zu haben. Sie streichelte in Gedanken die zarte Haut des Models und küsste ihre glatten Schenkel, während er sie von hinten nahm und dabei so fest in ihre gierige Vagina stieß, dass sie die Kontrolle über sich verlor und Eileen in die Pussy biss.

„He“, rief Tim. „Nicht so heftig.“

Jenna reagierte auf seine Stimme und saugte und lutschte etwas behutsamer an seinem Schwanz, aber in Gedanken war sie immer noch bei Eileen.

Kapitel 2

2 Wochen später

Am Ende ihrer morgendlichen Dusche gönnte sich Eileen Collins immer den ersten sinnlichen Kick des Tages. Sie schäumte Rasiergel auf ihre Handfläche und verteilte es sachte und viel gründlicher, als nötig gewesen wäre, auf ihren Schamlippen, auf denen seit dem Vortag nur ein Hauch des blonden Flaums nachgewachsen war. Danach fuhr sie mit dem Rasierer in langsamen Strichen über die Haut. Zwischendurch hielt sie ihn immer wieder unter den Wasserstrahl, um den Schaum abzuwaschen. Mit der Sicherheit jahrelanger Routine ließ sie die scharfen Klingen über die Haut gleiten. Sie kannte jeden Winkel, jede Falte ihrer Intimregion. Zuletzt drehte sie den Duschkopf auf „Pulsieren“, hielt ihn zwischen ihre Beine und ließ das heiße Wasser den restlichen Schaum wegwaschen. Sie zog den Einhebelmischer weiter auf, bis der Strahl gerade so scharf war, dass er ein kleines bisschen wehtat. Das war eine Variante, mit der sie seit dem Bondage-Shooting experimentierte, denn ihre devoten Fantasien waren seitdem häufiger, intensiver und auch fordernder geworden. Bisher hatte es ihr gereicht, sich in ihren lustvollen Träumen einem hemmungslosen Sadisten auszuliefern, während sie es im richtigen Leben nur mit zärtlichen, rücksichtsvollen Liebhabern zu tun gehabt hatte. Doch jetzt wollte sie endlich spüren, ob Schmerz ihr tatsächlich Lust bereitete.

Heute wurde sie wieder ein bisschen experimentierfreudiger, drehte den Mischer auf „kalt“ und richtete den eisigen, pulsierenden Strahl direkt auf ihre Klitoris. Nach wenigen Sekunden kam sie so heftig, dass ihr der Duschkopf aus der Hand rutschte und gegen die Fließen knallte.

Als Eileen eine Stunde später bei „Make it Real“ ankam, dem angesagtesten Londoner Tatoo-Studio, war sie immer noch erregt.

Im Ladeninnern wurde sie von einem jungen Piercer, der ein Gesicht wie eine Metallwarenhandlung hatte und damit selbst die beste Werbung für seinen Beruf war, freundlich begrüßt und in ein Hinterzimmer geführt, in dem die Tätowiererin und Bodypainting-Künstlerin Jenna sie erwartete. Sie würde viele Stunden mit ihr allein sein, denn das Team, das Eileen schminken, frisieren und fotografieren sollte, würde erst später aufkreuzen.

„Hallo, ich bin Jenna“, sagte die Frau. Sie war etwas kleiner als Eileen, hatte üppige Brüste und sinnliche Hüften. Ihr Haar fiel in glänzenden roten Fransen um ihr hübsches Gesicht. Als sie Eileen die Hand reichte, wusste sie sofort, dass es angenehm sein würde, mit ihr zusammenzuarbeiten, denn der Druck ihrer Finger war weich und doch fest.

Eileen genoss es sehr, bei ihrer Arbeit auf sachliche Art betrachtet und berührt zu werden. Lüsterne Blicke von Fotografen hingegen waren ihr ebenso verhasst wie unsicheres Gebaren von Assistenten, die sich entschuldigten, wenn sie versehentlich mit dem Unterarm eine ihrer Brustwarzen streiften.

Der Raum war warm, nicht zu grell beleuchtet und mit einigen Tischen, Regalen, Sesseln und einer Massageliege eingerichtet. Jenna zeigte ihr, wo sie ihre Kleider ablegen konnte. Eileen zog sich aus, während Jenna die Farben und Pinsel bereitstellte und den Spot einer Stehlampe auf die Liege richtete.

„Du kannst entweder auf dem Rücken liegen, während ich deine Vorderseite bemale, und dann stehen, wenn der Rücken dran ist, oder umgekehrt, je nachdem wie es dir lieber ist.“

„Ich liege lieber auf dem Bauch.“ Wenn der Rücken dann bemalt war, wurde der zweite Teil der Bemalung im Stehen gemacht, damit die bereits aufgetragene Farbe nicht verschmierte. Diese Prozedur kannte sie schon. „Kann ich vorher das Motiv sehen?“

„Gern.“ Jenna reichte ihr Skizzen, die eine Frau in verschiedenen Ansichten zeigten. Ein filigranes Tatoo-Muster zog sich von der linken Schulter über den Rücken bis zu den Pobacken, verschwand zwischen den Schenkeln und wand sich das linke Bein hinunter. Ein zweites Muster begann auf der rechten Brust und verlief von dort über die Schulter bis zum rechten Unterarm. Die letzte Skizze zeigte eine Pussy zwischen gespreizten Schenkeln. Eileen sah überrascht, dass das Muster sich auch über die Schamlippen zog. „Wer lässt sich denn an so einer Stelle tätowieren? Das muss doch höllisch schmerzen.“

Jenna grinste. „Da hast du allerdings recht.“

„Sag bloß, du –“ Sie ließ den Satz in der Luft stehen.

„Willst du mal sehen?“

Eileen nickte zögernd und schluckte trocken.

Jenna zog ihre Jeans runter und den schwarzen String, den sie trug. Sie lehnte sich an die Massageliege und spreizte ihre Beine. Mit einer Mischung aus Entsetzen und Faszination betrachtete Eileen die langstielige Rose, die auf eine von Jennas epilierten Schamlippen tätowiert war. In der anderen Schamlippe trug Jenna ein Piercing in der Form einer kleinen Rosenblüte. Eileen empfand etwas, das ihr völlig neu war: Zum ersten Mal im Leben hatte sie Lust, die Scham einer anderen Frau zu berühren.

„Ui“, sagte sie, was eine ziemliche Leistung darstellte, wenn man bedachte, dass sie in diesem Moment eigentlich sprachlos war.

Jenna zog sich wieder an. „So, dann machen wir uns mal ans Werk.“

Fünf Minuten später war alles bereit. Eileen lag auf dem Bauch, den Kopf auf die Hände gelegt. Jenna strich mit den Fingern durch Eileens Haare. „Ich werde dem Stylisten vorschlagen, schwarze Strähnchen einzuflechten, das wird wundervoll zu dem Muster passen.“

Sie hob die Haare über Eileens Schulter, damit sie nicht im Weg waren, dann glitten ihre Hände über Eileens Rücken. „Was für wundervolle Haut. Du bist die perfekte Leinwand für mein Gemälde. Bist du irgendwo kitzlig?“

„Nein, jedenfalls nicht besonders“, sagte Eileen. „Ich hoffe, es stört dich nicht, wenn ich die ganze Zeit still bin. Ich hänge gern meinen Gedanken nach.“

„Kein Problem. Ich konzentriere mich sowieso lieber auf die Arbeit, als zu quatschen.“

Sie setzte den Pinsel an der Schulter an. Eileen folgte mit ihrer Wahrnehmung eine Weile der sanften Berührung, dann ließ sie ihre Gedanken an das Bondage-Shooting in Leo Crofts Atelier zurückwandern.

Anfangs war alles noch ganz professionell gewesen. Eileen war es schließlich gewöhnt, sich vor der Kamera auszuziehen. Doch dann war ihr bewusst geworden, wie Croft sie ansah. Mit ruhigem, fast klinisch sezierendem Blick stand er daneben, als Mike, der Assistent des Fotografen, Eileen erklärte, welche Position sie für die erste Fotoserie einnehmen sollte.

Die ganze Zeit, während Eileen vor der Skulptur „Bitte nicht!“ kniete, fühlte sie Crofts Blicke im Rücken, was ihr eine Gänsehaut verursachte. Leo Croft war schon an die fünfzig und hatte pockennarbige Haut, sah aber auf eine bestimmte Art gut aus – und sehr dominant. Eileen ertappte sich bei der Vorstellung, wie reizvoll es sein könnte, von seinen kräftigen Händen mit wohldosierter Grobheit gepackt zu werden.

Während der Pause, in der die zweite Skulptur in die Mitte des Raums getragen und ausgeleuchtet wurde, sprach Croft Eileen an. Seine Stimme war tief, mit einem Hauch Kratzigkeit. „Die nächste Stellung wird etwas ungemütlich, fürchte ich. Ich hoffe, du bist mir nicht böse.“

Warum sollte sie ihm böse sein? Da verstand sie, dass die Skizzen für das Shooting, die Mike ihr vorher gezeigt hatte, von Croft selbst stammen mussten. Es war seine Idee gewesen, sie in diesen unbequemen Posen zu fotografieren.

„Das wird schon gehen“, meinte sie. „Ich bin sehr gelenkig. Ich hatte zehn Jahre lang Ballettunterricht und mache regelmäßig Yoga-Übungen.“

Schließlich war alles vorbereitet. Sie legte sich so graziös, wie es ihr möglich war, quer über den Rücken der Skulptur, stützte sich hinten mit den Händen auf dem Boden ab und ließ den Kopf entspannt nach hinten hängen. Es war ein bisschen so, als würde sie eine Brücke machen, also nicht weiter schwierig. Doch nachdem ihre Beine auseinandergezogen und gefesselt worden waren, wurde es schon ungemütlicher. Und schließlich fielen auch die stützenden Hände weg, denn ihre Arme wurden ebenfalls weit gespreizt am Hand- und Fußgelenk der Skulptur festgebunden. Ihr einziger Halt war nun das kurze Stück ihres Rückens, das auf dem harten, glatten Holzrücken der Skulptur auflag. Das Gefühl völligen Ausgeliefertseins nahm ihr den Atem und schickte Wellen der Lust durch ihre Lenden. Ihre Haut begann zu prickeln, und das nicht nur wegen der Seile, die ihre Blutzufuhr stellenweise abschnürten.

Die ganze Zeit, während der Fotograf und der Beleuchter das Optimum aus dem Motiv herausholten, stellte sie sich vor, wie es wäre, in dieser Stellung genommen zu werden. Als Leo Croft hinter sie trat, erwartete sie für einen schaurig-schönen Moment tatsächlich, dass er die Hose öffnen und sein Glied in ihren Mund führen würde. Mit dem nach hinten gebeugtem Kopf und den leicht geöffneten Lippen musste sie geradezu eine Einladung darstellen, auf diese Weise benutzt zu werden. Doch Croft legte seine Hände um ihren Hinterkopf, hob ihn leicht an und stützte sie, während der Fotograf nach einem Requisit suchte. „Eine kleine Entlastung“, sagte er sanft.

Womöglich, dachte sie enttäuscht, ist er kein bisschen sadistisch veranlagt, und seine Skulpturen sind nicht erotische, sondern anatomische Studien.

Mike lockerte die Seile ein wenig, damit die Abdrücke später nicht zu lange sichtbar waren. „Eine Peitsche würde sich gut machen“, meinte er.

Croft sagte: „Gern, ich hole eine aus dem Schlafzimmer.“

Ah, dachte Eileen, als er sie langsam losgelassen hatte und gegangen war, er ist also doch dominant veranlagt. Kurz darauf kam Croft mit einer sechsriemigen, geflochtenen Peitsche zurück.

„Perfekt“, freute sich der Fotograf und drapierte die Lederriemen über ihren Oberschenkeln. Eileen befürchtete, dass ihre Pussy, die immer feuchter wurde, gleich zu tropfen anfangen würde.

Für einen Augenblick kehrte Eileen in die Wirklichkeit zurück, weil Jenna sie bat, die Beine leicht zu spreizen, da sie jetzt auf ihren Oberschenkeln weitermalen wollte. Eileen gehorchte und versank sofort wieder in ihrer Erinnerung.

Die dritte Fotoserie hieß „Schlag mich!“. Croft massierte Eileens Nacken, während sie darauf wartete, dass die dritte Skulptur zurechtgerückt wurde. „Deine Selbstbeherrschung ist erstaunlich“, lobte er.

„Ich konnte immer schon gut stillhalten“, sagte sie.

„Das habe ich nicht gemeint.“

Obwohl er hinter ihr stand, war sie sicher, dass er grinste. Sie hörte es in seinem leicht amüsierten Tonfall. Sie dachte an ihre feuchte Pussy und wurde glutrot. Wenn er es gemerkt hatte, dann musste es den anderen auch aufgefallen sein. Wie peinlich. Wie absolut unprofessionell. Sie bat um eine kurze Pause und ging sich im Gäste-WC am Handwaschbecken mit Flüssigseife waschen. Mit Papierhandtüchern wischte sie sich so oft und gründlich ab, bis sie das Gefühl hatte, für Wochen im Voraus trocken zu sein.

Die dritte Stellung war eine echte Herausforderung, da sie mit den Unterschenkeln an die angewinkelten Oberschenkel der auf dem Rücken liegenden Frauenskulptur gefesselt wurde, was sie in eine Vorwärtsneigung zwang, in der sie das Gleichgewicht nur mit Mühe halten konnte. Es war geplant gewesen, dass sie stehen blieb, die Arme hinter dem Rücken von den Ellbogen abwärts zusammengeschnürt, aber das sah zu verkrampft aus. Croft, der vor ihr stand und sie an den Schultern stützte, fragte sie, ob sie sich stattdessen nach vorn beugen könnte. Sie klappte in der Hüfte zusammen und umfasste die Unterschenkel der Skulptur. Croft hielt ihre Haare hoch, damit sie nicht im Weg waren, während Mike ihre Handgelenke in dieser Haltung fesselte.

Erneut fand Eileen sich in einer Körperhaltung wieder, die extrem unterwürfig war und sie noch heftiger erregte, so sehr sie sich auch dagegen wehrte, indem sie versuchte, an tanzende Eisbären, karierte Marsmännchen und anderen Unfug zu denken. Sie spürte ein Kribbeln auf ihrem weit nach oben gereckten Po und konnte nicht anders, als an Peitschenhiebe zu denken, an Lederriemen, die durch die Luft zuckten und auf ihren schutzlosen, angespannten Pobacken landeten.

Sie wurde angewiesen, den Kopf zu heben, einen Schrei anzudeuten, den Po anzuspannen und wieder lockerzulassen. Der Fotograf sagte, es sei ihm wichtig, auch einem gefesselten Modell eine gewisse Dynamik abzugewinnen.

„Geht‘s noch?“, erkundigte sich Mike nach einer Weile. „Wir brauchen jetzt noch ein Foto mit Striemen.“

Eileen sah aus dem Augenwinkel, wie Leo Croft die Peitsche aufnahm, die jemand auf den Boden geworfen hatte, nachdem sie ihren dekorativen Zweck erfüllt hatte. Sie zuckte unwillkürlich zusammen, doch er schlug nicht zu, sondern drapierte sie nur über ihrem Po und ihren Schenkeln.

„So in etwa würde sie landen“, sagte er und gab damit dem Make-Up-Artist die Vorlage für aufgemalte Striemen. Eileen schwankte zwischen Erleichterung und Enttäuschung.

„Das sieht nicht echt aus“, kommentierte Leo Croft am Ende das Ergebnis, und sofort beschleunigte sich Eileens Puls wieder.

„Keine Sorge“, meinte der Fotograf. „Wenn das Foto digital bearbeitet ist, wird niemand in der Lage sein, den Unterschied zu bemerken.“

Am Ende des Shootings hatten die vier Männer sie noch auf ein Bier einladen wollen, aber Eileen war körperlich und emotional zu ausgelaugt gewesen, um Konversation zu machen. Sie war mit dem Bus nach Hause gefahren, hatte sich in ein Wildrosenölbad gelegt, um ihre Haut zu beruhigen und ihre verkrampften Muskeln zu entspannen – und vor allem, um ihrer Pussy endlich die Aufmerksamkeit zu gönnen, nach der sie sich schon seit Stunden gesehnt hatte.

Seitdem verging kein Tag, an dem Eileen sich nicht fragte, ob sie es jemals über sich bringen würde, einen Mann zu bitten, sie zu schlagen – nicht zu fest, nur gerade so, dass es ihr Lust bereitete. Sie war gnadenlos schüchtern, wenn es darum ging, sexuelle Wünsche auszusprechen.

Jenna trat einen Schritt zurück und besah zufrieden ihr Werk. Das Muster auf Eileens Rücken, dem Po und dem linken Bein war fertig. Jetzt waren die rechte Brust und der rechte Arm dran – und die Schamlippen. Da würde es noch ein kleines Problem geben.

Eileen hatte anscheinend nicht gemerkt, dass der Pinsel nicht mehr über ihre Haut glitt. Sie lag da wie in Trance. Hin und wieder hatte sie leise gestöhnt, und Jenna war schnell klar geworden, dass es nichts mit dem zu tun hatte, was sie machte. Eileen war in ihrer eigenen Welt, tief versunken in ihre Gedanken. Angenehme Gedanken, so weit Jenna das beurteilen konnte. Ihre Pussy war zusehends feuchter geworden, und ihr Hintern hatte hin und wieder sehr aufreizend gezuckt.

Jenna berührte sie behutsam an der Wange. „Eileen?“

Eileen blinzelte. „Oh, tut mir leid, soll ich mich jetzt hinstellen?“

„Ja. Aber lass dir Zeit, sonst wird dir schwindelig, nachdem du so lange gelegen hast.“

Eileen stützte sich auf die Ellbogen und dehnte die Schultern. „Ich könnte wirklich glatt einschlafen. Schön gemütlich bei dir.“

„Bestimmt gemütlicher als auf einer Holzskulptur zu liegen.“

Zu Jennas Verwunderung wurde Eileen auf diese Bemerkung hin knallrot. Doch dann grinste sie. „Irgendwie hatte das auch seinen Reiz.“ Sie stieg von der Liege. „Ach, du Schande!“

Jenna folgte ihrem Blick zu dem feuchten Fleck, der sich mitten auf dem Handtuch abzeichnete, auf dem sie gelegen hatte. „Du musst in recht angenehmen Träumen versunken gewesen sein. Du hast die ganze Zeit wohlig gestöhnt.“

„Wirklich?“ Eileens Wangen glühten.

„Es muss dir nicht peinlich sein. Aber wir sollten etwas unternehmen. Wenn deine Schamlippen feucht sind, hält die Farbe nicht.“ Jenna öffnete eine Schublade, griff hinein und holte einen Vibrator raus – neongrün mit Noppen.

„Ups“, sagte Eileen, das Glühen auf ihren Wangen verstärkte sich.

Jenna ignorierte Eileens Schüchternheit. Sie würde sie schon aus der Reserve locken. „Warst du bei dem Bondage-Shooting auch so erregt?“

„Doch, schon.“ Eileen senkte den Blick. „Und Leo Croft hat es genau gesehen, aber zum Glück hat er nicht gleich einen Noppenvibrator ausgepackt.“ Sie kicherte, jetzt schon merklich gelöster. „Überhaupt waren alle Anwesenden bei diesem Shooting fast schon erschreckend professionell. Stell dir das vor: vier Männer im besten Alter, und ich als einzige Frau, obendrein splitterfasernackt und gefesselt – und alle haben sich verhalten, als wäre ich aus Holz, genau wie die Skulpturen.“

Jenna lachte. „Ich garantiere dir, ich hätte dich nicht behandelt, als wärst du aus Holz. Schon als ich die Bilder gesehen habe, musste ich mir in allen Details ausmalen, was ich mit dir gemacht hätte. Ich hätte dich geleckt, bis du schreist, hätte dich mit einem Dildo gefickt, bis du fast das Bewusstsein verlierst, und zuletzt hätte ich dich genussvoll ausgepeitscht, bis du um Gnade flehst.“

Während Jenna das sagte, studierte sie Eileens Gesichtsausdruck, denn sie sollte ja für ihren Kunden herausfinden, ob Eileen masochistisch veranlagt war.

Eileen errötete erneut, aber Jenna sah ein Lächeln in ihren Mundwinkeln zucken. „Bist du so etwas wie eine lesbische Domina?“

„Nein, ich bin bi und für alles zu haben“, sagte Jenna. „Und du?“

„Ich war bisher hetero und ziemlich brav.“ Eileen nahm Jenna den Vibrator ab und beäugte ihn skeptisch. „Ich bezweifle allerdings, dass ich mich selbst befriedigen kann, während du zusiehst.“

Jenna zwinkerte ihr zu. „Was heißt hier zusehen? Ich werde dich anheizen.“ Sie knöpfte ihre Bluse auf. „Meine Nippel sind übrigens gepierct.“

„Das würde ich mich niemals trauen.“

„Das solltest du auch auf keinen Fall tun. Dein Körper ist so vollkommen, dass du ihn nicht zu verzieren brauchst. Außerdem ist deine Haut dein Kapital. Wenn du dich mal mit einem dominanten Mann einlässt, musst du höllisch aufpassen, dass du keine Narben davonträgst.“

„Ich lasse mich schon nicht beißen“, meinte Eileen. „Aber ich würde wirklich gern einmal erleben, wie es ist, von einem Mann wie eine Sklavin behandelt zu werden. Natürlich müsste er gut aussehen und kultiviert sein.“

Das lief ja besser als erwartet! „Am besten wäre es, du würdest dich einem erfahrenen Gebieter aus gehobenen Kreisen als Sklavin auf Zeit anvertrauen. Ich habe da einige Kontakte.“

Jenna hatte den letzen Knopf geöffnet und zog ihre Bluse aus. Sie war sicher, dass der Anblick der Ringe durch ihre Brustwarzen, die mit einer dünnen Kette verbunden waren, Eileen genug ablenken würde, so dass sie nicht merkte, wie Jenna sie gerade subtil manipulierte.

Eileen sog scharf die Luft ein. „Wow, das sieht ja genial aus. Darf ich?“ Sie streckte die Hand aus, zuckte aber sofort wieder zurück.

„Natürlich darfst du mich anfassen. Ich mag das.“

Eileen wagte einen erneuten Vorstoß. Ganz zart und noch unsicher berührten ihre Fingerspitzen Jennas Brüste, streichelten sie, wurden mutiger. „Sklavin auf Zeit, das klingt aufregend. Könnte ich das jederzeit beenden, wenn ich merke, dass ich überfordert bin?“

„Natürlich.“ Unter Eileens Berührung waren Jennas Nippel hart geworden. „Du darfst mich auch küssen“, sagte sie.

Eileen zögerte, aber dann senkte sie den Mund auf Jennas Nippel und ließ ihre Zunge um die Ringe spielen. Jenna schloss die Augen. „Hm, das ist schön. Ein guter Gebieter würde dich zudem nicht überfordern“, kam sie wieder aufs Thema. „Trotzdem wäre es besser, wenn du jemanden dabei hättest, der aufpasst, dass nichts geschieht, was bleibende Spuren auf deiner Haut hinterlassen könnte.“

Eileen zuckte erschrocken zurück. „Peitschenhiebe bis aufs Blut?“

„Oder Spiele mit Messern und Nadeln. Das wäre für dich natürlich tabu.“ Jenna begann nun ihrerseits, Eileens Brüste zu streicheln. „So weiche Haut habe ich noch nie berührt. Wie zart muss erst deine Scheide sein?“ Sie ließ ihre rechte Hand hinabgleiten über Eileens flachen Bauch bis zu ihrem Venushügel. „Wir brauchen den Vibrator nicht. Ich werde es dir mit den Fingern besorgen.“

Sie legte eine Hand in Eileens Nacken und zog sie ein Stück von der Liege fort, damit sie sich nicht mit den bemalten Stellen dagegen lehnte. Bei aller Lust durfte sie die Arbeit nicht vergessen. „Halt dich an meinen Hüften fest.“

Ihre Brüste berührten sich, rieben leicht aneinander, streichelten sich gegenseitig. Jenna spürte ein wohliges Ziehen in den Bauchmuskeln. Ihre Finger wanderten zielsicher zu Eileens Klitoris und umspielten sie mit leichtem Druck.

„Könntest du wirklich einen Gebieter für mich finden?“, fragte Eileen, dann stöhnte sie leise, als Jenna ihre Finger tiefer zwischen ihre feuchten, heißen Schamlippen gleiten ließ.

„Sicher.“

„Und könntest du vielleicht mitkommen? Ich würde mich sicherer fühlen, wenn du dabei wärst.“

Jenna schnurrte fast vor Entzücken. „Gern. Ich höre mich um, und wenn ich einen geeigneten Gebieter gefunden habe, rufe ich dich an. Und jetzt halt ganz still.“ Sie ließ Zeigefinger und Mittelfinger in Eileens Vagina eintauchen, in die samtige Wärme, die sie sofort sicher umschloss. Ihr Handballen bewegte sich auf Eileens Klitoris, während ihre Finger in immer schnellerem Rhythmus rein- und rausglitten. Schmatzende und klatschende Geräusche begleiteten Eileens Keuchen, das höher und fordernder wurde und sich in einem kleinen, seligen Schrei entlud, während ihre Vagina unter den Wellen des Höhepunkts zuckte.

Eileen legte ihre Stirn auf Jennas Schulter. „Huh, tut mir leid, wenn ich zu laut war.“

Jenna empfand eine tiefe Zärtlichkeit für diese außergewöhnliche Frau, die so sinnlich und doch so unschuldig war.

„Ich werde auf dich aufpassen“, versprach sie.

Der Stylist kam, gerade als Jenna den letzten Pinselstrich auf Eileens Venushügel setzte. Sie gab ihr einen Kuss auf den Mund, dann überließ sie Eileen seinen fähigen Händen und ging nach vorn in den Laden, um zu telefonieren. Sie griff in die Kundenkartei und tippte eine Telefonnummer ab. Als ihr Kunde sich meldete, kam sie sofort zur Sache.

„Ich wollte es Ihnen gleich sagen, nicht erst morgen, wenn Sie zum Nachstechen kommen. Ich habe mit Eileen geredet. Sie wäre bereit, sich einem kultivierten Mann als Sklavin auf Probe zur Verfügung zu stellen.“

„Hervorragend.“

„Es gibt allerdings eine Bedingung: ich komme mit.“

Der Kunde war eine Weile still, dann sagte er Jenna, wann und unter welchen Umständen er Eileen und Jenna sehen wollte. Jenna hörte aufmerksam zu und ließ das Szenario in ihrem Kopf Gestalt annehmen. Es klang verwegen und mehr als verlockend.

„Einverstanden“, sagte sie schließlich. „Allerdings brauche ich ein Foto, damit Eileen sieht, auf wen sie sich einlässt. Sie können ja morgen eins mitbringen.“

Nachdem sie aufgelegt hatte, lächelte Jenna versonnen. Sie würde die wunderschöne Eileen nicht nur einem, sondern gleich zwei Männern ausliefern.

Kapitel 3

Am Mittwoch, zwei Tage nach dem Bodypainting, traf sich Eileen mit Jenna. Sie hatte Herzklopfen wie noch nie zuvor in ihrem Leben, denn Jenna hatte am Telefon angedeutet, dass sie aufregende Neuigkeiten hatte.

„Worauf habe ich mich da eingelassen?“, murmelte Eileen, als sie die schummrig beleuchtete Bar betrat. Wie überall, folgten ihr auch hier die lüsternen Blicke der Männer, die sie vergeblich zu ignorieren versuchte.

Jenna begrüßte sie mit einem langen Kuss auf den Mund und ließ ihre Zunge genüsslich über die Innenseite ihrer Lippen wandern.

„Na, das nenne ich Wiedersehensfreude“, sagte Eileen, als sie endlich von ihr abließ.

„Das hält uns die Kerle vom Leib“, erklärte Jenna.

„Ah, taktisch klug.“

Sie setzten sich in eine schwer einsehbare Nische und bestellten Drinks.

„Und, was sind die Neuigkeiten?“

Jenna nahm einen Umschlag aus ihrer Handtasche und legte ihn auf den runden Tisch. „Wenn du immer noch möchtest, könntest du ein verlängertes Wochenende bei einem Mann verbringen, der perfekt zu deinen Vorstellungen von einem einfühlsamen Gebieter passt. Er ist ein Lord, sehr kultiviert und wohlhabend, ein echter Feinschmecker in Sachen Lust. In dem Umschlag ist ein Foto von ihm. Wenn du Zeit hast, könnte er dich schon morgen von seinem Chauffeur abholen lassen.“

„Mein nächstes Shooting ist erst in etwas über einer Woche, das ginge also. Aber es ist schon ein bisschen plötzlich.“ Eileen griff nach dem Umschlag und drehte ihn unsicher zwischen den Händen.

„Besser so, als wenn du wochenlang darauf hinfiebern musst.“

Das stimmt, dachte Eileen. Ich habe jetzt schon heftiges Lampenfieber. „Und du?“

„Ich komme natürlich mit, wie versprochen.“

Jetzt erst hatte Eileen den Mut, sich das Foto anzuschauen. Sie öffnete den Umschlag. Neben dem Bild flatterte ein Zettel heraus.

„Das ist die Liste der Dinge, die du brauchen wirst“, erklärte Jenna. „Wir reisen mit leichtem Gepäck.“

Der Zettel interessierte Eileen vorerst nicht. Sie drehte das Foto um, das mit dem Bild nach unten auf dem Tisch gelandet war. Es zeigte einen Mann um die Vierzig mit kurzen, akkurat geschnittenen weizenblonden Haaren, markanten Gesichtszügen und intensiv blauen Augen. Er trug einen dunkelblauen Anzug, dem man ansah, dass er maßgeschneidert war. Er wirkte elegant und zugleich verwegen. Lachfältchen und ein angedeutetes, verschmitztes Grinsen ließen auf Umgänglichkeit und Sinn für Humor schließen. Sein Kinn wiederum hatte etwas Strenges, ebenso wie seine Körperhaltung, die zu sagen schien: „Geh vor mir auf die Knie!“

„Ein wirklich extrem attraktiver Typ. Der kann doch jede Frau haben, die er will.“

„Genau. Und jetzt will er dich“, sagte Jenna. „Schau dir nur diese kräftigen Hände an, die breiten Schultern und die Lachfalten um die Augen.“

Eileen legte das Foto weg und warf einen Blick auf die Liste. „Pflegeprodukte, Zahnbürste und mehrere Paare High Heels in verschiedenen Farben“, las sie vor. „Rein bekleidungstechnisch steht da nicht viel drauf.“

„Du bist doch beruflich auch mehr nackt als angezogen.“ Jenna grinste und nippte an ihrem Drink, der gerade gebracht worden war.

„Schon, aber ist es nicht viel schöner, sich immer wieder aufs Neue für seinen Gebieter zu entkleiden als ständig nackt herumzulaufen?“

„Notfalls leihe ich dir etwas, denn ich darf einpacken, was ich will. Ich komme schließlich als deine Freundin und Beschützerin mit, nicht als Sklavin.“

Sklavin. Das Wort hallte in Eileen nach und erzeugte ein kleines Erdbeben in ihrem Bauch.

„Einverstanden“, sagte sie. „Du kannst ihm sagen, dass ich morgen bereit sein werde.“

Um vier Uhr nachmittags sollte Eileen abgeholt werden. Sie war schon eine Stunde früher fertig. In einem roten, knielangen Seidenkleid hockte sie im Lotussitz auf dem Yogakissen und versuchte ihre Nervosität mit Atemübungen zu bekämpfen.

„Ich muss total den Verstand verloren haben. Das ist ja schlimmer als Abenteuerurlaub.“ Außer ihren Topfpflanzen – denen Eileen sonst erzählte, dass sie auf ihre Blüten stolz sein konnten – hörte ihr niemand zu.

„Ich kann mich doch nicht einem wildfremden Mann als Sklavin zur Verfügung stellen. Ich muss von allen guten Geistern verlassen sein.“

Wäre es nicht viel einfacher gewesen, Jenna zu bitten, sie auszupeitschen? Eileen stellte sich vor, wie sie auf dem Rücken lag – ähnlich wie die „Schlag mich!“-Skulptur – wie Jenna zwischen ihren gespreizten Schenkeln stand und mit einer weichen Peitsche ihre Schamlippen schlug, bis sie kam. Welch süße Folter. Anschließend würde Jenna sie mit einem Dildo ficken.

Eileen runzelte die Stirn. Nein, das war nicht so prickelnd. Kein noch so gut gearbeiteter Dildo konnte einen heißen, pulsierenden Schwanz ersetzen.

Sie sah sich das Foto an, zum hundertsten Mal, und stellte fest: der Lord sah immer noch verteufelt gut aus. Sie wollte sich gerade in die nächste Fantasie stürzen, als es klingelte. Endlich!, dachte Eileen – und zugleich: Was, jetzt schon?

Sie stand auf, zwängte sich in die roten High Heels, nahm ihr dürftiges Gepäck und stöckelte zur Tür. Jenna stand davor.

„Der Wagen wartet“, sagte sie und beugte sich vor, um Eileen zu küssen. „Hm, du riechst gut.“ Sie ließ ihren Mund an Eileens Wange hinab zu ihrer Halsbeuge wandern. „Dein Puls wummert ja wie verrückt. Keine Angst, meine Süße. Ich verspreche dir, dass du eine tolle Zeit haben wirst.“

Sie fuhren mit dem Lift in die Tiefgarage, die zu Eileens Apartmenthaus gehörte. Dort, zwischen all den Mittelklassewagen, stand wie ein Brillant unter Kieselsteinen eine schwarze Limousine, die frisch poliert glänzte. Eine richtig noble Karosse. Neben der Fahrertür wartete ein Chauffeur. Sein Anblick ließ Eileens Herz noch heftiger schlagen, denn ihr wurde bewusst, dass sie und Jenna mit dem Lord nicht allein sein würden. Womöglich war eine ganze Dienerschaft anwesend. Wie viel würden sie mitbekommen?

Der Chauffeur kam ihnen entgegen und nahm Eileen mit einer leichten Verbeugung das Köfferchen ab. Sie glitt neben Jenna auf den Rücksitz, und er nahm seinen Platz hinter dem Steuer ein. Er drehte sich zu ihnen um, in der Hand mit den weißen Handschuhen hielt er zwei schwarze Augenbinden. „Ich muss die Damen bitten, sich die Augen zu verbinden. Der Aufenthaltsort ist geheim.“

„Er heißt Gerald“, flüsterte Jenna ihr mit einem Kichern in der Stimme zu. „Er ist die Förmlichkeit in Person.“

Wir werden entführt, schoss es Eileen durch den Kopf. Wir lassen uns sogar freiwillig entführen. Wir müssen verrückt sein.

Dennoch legte sie gehorsam die Augenbinde an.

Gerald startete den Wagen. Das leise Schnurren des Motors reichte kaum, um Eileens Herzklopfen zu übertönen. Sie tastete nach Jennas Hand und umschloss sie fast krampfhaft. „Wie gut kennst du den Lord?“ Das hätte sie gestern schon fragen sollen.

„Verzeihen Sie die Unterbrechung“, kam es von Gerald. „Aber es ist den Damen nicht gestattet, sich zu unterhalten.“

„Dürfen wir wenigstens erfahren, wie lang die Fahrt dauert?“, erkundigte sich Jenna.

„Je nach Verkehr dreißig bis vierzig Minuten.“

„Danke.“ Jenna entzog sich Eileens Umklammerung, dann streichelte sie ihren Unterarm.

Eileen war allein mit ihren verworrenen Gedanken, und alles kam ihr mit einem Mal völlig unwirklich vor.

Eine Stimme holte sie ins Hier und Jetzt zurück. „Eileen, darf ich dich bitten, auszusteigen?“

Die Stimme gehörte zu einem Mann, aber es wer nicht der Chauffeur. Den hörte Eileen gerade auf der anderen Wagenseite etwas zu Jenna sagen. Sie reagierte nicht sofort, denn sie konnte nicht anders, als dem Nachhall der Stimme in ihrem Kopf zu lauschen. Warm und samtig, vertrauenserweckend, aber mit einer Andeutung von Strenge, gerade so viel, dass sie plötzlich Angst bekam, der Mann, dem die Stimme gehörte, könnte sie am Arm packen und mit Gewalt aus dem Wagen ziehen.

Doch er fragte: „Kann ich dir helfen?“

Finger schlossen sich um ihr Handgelenk, so warm wie die Stimme, genau so vertrauenserweckend, und auch hier konnte sie dahinter noch etwas spüren: kontrollierte Stärke. Ob das der Lord war?

„Danke.“ Sie ließ sich aus dem Wagen helfen.

„Achtung, den Kopf einziehen.“

Als sie im Freien stand, schwankte sie etwas. Sofort war da eine weitere Hand, die sie um die Hüfte nahm und stützte. Ein paar Schritte entfernt hörte sie Jenna mit Gerald reden. Sie waren wohl schon auf dem Weg ins Haus.

„Mit verbundenen Augen wird einem leicht schwindelig“, sagte die samtige Stimme. „Dazu noch auf High Heels. Ich werde dich einfach tragen.“

Schon verschwand der Boden unter ihr, und sie fand sich auf starken Armen wieder. Reflexartig griff sie dahin, wo der Nacken des Mannes sein musste. Ihre Hände verfingen sich in langen Haaren. Das konnte nicht der Lord sein, außer das Foto, das Jenna ihr gezeigt hatte, war älter, und er hatte sich inzwischen die Haare wachsen lassen.

Mit flüssigen Bewegungen trug der Mann sie einige Stufen hoch, dann fiel eine Tür mit sattem Klang ins Schloss. Sie bemerkte, dass es kühler geworden war.

Wir sind drin. Die Sklavin ist an ihrem Bestimmungsort angekommen.

Fast hätte sie gekichert, doch sie beherrschte sich. Was auch immer geschah, sie nahm sich vor, sich würdevoll und professionell zu benehmen, genau wie während eines Foto-Shootings.

„Ich stelle dich jetzt ab“, sagte die Stimme.

Der Boden unter ihren Füßen war wieder da, wo er hingehörte. Sie löste ihre Hände und ließ sie widerstrebend aus seinen weichen Haaren gleiten. Er fasste um sie herum und öffnete ihre Augenbinde. Eileen, die die ganze Zeit vor Aufregung nur flach geatmet hatte, sog tief die Luft ein und hätte am liebsten gar nicht mehr damit aufgehört: er roch fantastisch. Sauber und männlich und ganz, ganz leicht nach einem Herrenparfüm.