Beten wir alle zum gleichen Gott? - Andreas Renz - E-Book

Beten wir alle zum gleichen Gott? E-Book

Andreas Renz

0,0
11,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Unsere Gesellschaft ist multikulturell und multireligiös geworden. Andreas Renz geht der Frage auf den Grund, die viele Gläubige bewegt: Glauben Juden, Christen und Muslime an den gleichen Gott und können sie gemeinsam beten? Über die konkrete Praxis des Gebets macht er die innere Vielfalt der drei Religionen transparent.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 215

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Man kann den höchsten Gottmit allen Namen nennen,man kann ihm wiederumnicht einen zuerkennen.

Angelus Silesius (17. Jh.)

Mach dein Herz leer von allem,was nicht Gott ist,dann nenne Ihn, wie du willst.

Bayazid Bastami (9. Jh.)

Inhaltsverzeichnis

LobVorwort»Höre, Israel, der Herr, unser Gott, der Herr ist Einer!«
I. - Das Gottesverständnis im Judentum
»Gott ist dreifaltig Einer!«
II. - Das Gottesverständnis im Christentum
»Es gibt keinen Gott außer Gott!«
III. - Das Gottesverständnis im Islam
Schluss: Juden, Christen und Muslime gemeinsam vor dem einen Gott - Das Judentum als Wurzel des MonotheismusAnhangVerwendete und weiterführende LiteraturRegisterBildnachweisCopyright

Vorwort

An Schulen, am Arbeitsplatz, in der Freizeit begegnen sich heute Menschen unterschiedlichen Glaubens und unterschiedlicher kultureller Herkunft. Interreligiöse Ehen und Familien werden immer häufiger. Die Präsenz des Islam in Deutschland, Österreich, in der Schweiz und anderen mittel-und westeuropäischen Ländern ist ein unübersehbares und unumkehrbares Faktum. Auch die jüdischen Gemeinden hierzulande erleben eine neue Blüte. Daneben gibt es eine Vielzahl weiterer Religionen und Weltanschauungen. Unsere Gesellschaft ist multireligiös und multikulturell geworden. Diese Situation stellt die Gläubigen der verschiedenen Religionen vor die Frage, wie sie die jeweils anderen sehen und ob es eine gemeinsame religiöse Basis für das Gespräch und das Zusammenleben gibt. Das vorliegende Buch will diese Basis ergründen und beschränkt sich dabei auf jene drei Religionen, die geschichtlich und theologisch eng miteinander verwandt sind, die gewissermaßen zu einer »Familie« gehören: Judentum, Christentum und Islam. Wenn es in diesem Buch nur um diese drei Religionen geht, dann aufgrund der notwendigen thematischen Eingrenzung und nicht, weil die anderen Religionen weniger wichtig oder von der Fragestellung prinzipiell ausgeschlossen wären.

»Wir glauben doch alle an den gleichen Gott« – so wird nicht selten argumentiert, um zu konstatieren, dass letztlich doch alle Religionen in ihrem Kern gleich seien und sich deshalb doch auch vertragen müssten. »Allah ist nicht der Gott Jesu Christi« – solche oder ähnliche Sätze waren dagegen in den letzten Jahren immer wieder aus verschiedenen christlichen Lagern zu hören. Hinter diesen plakativen Aussagen steht eine theologisch schwierige, aber grundlegende Fragestellung: Dabei geht es nicht nur um das konkrete Gottesverständnis in den Religionen, sondern auch und letztlich um die Frage nach der Heilsmöglichkeit der Nichtchristen, um die Frage, ob auch Juden und Muslime in einer Heil schaffenden Beziehung zu der höchsten Wirklichkeit stehen können, die wir Christen den dreieinigen Gott nennen. Bei der Erörterung dieser Frage geht es nicht um ein Urteil über das persönliche Heil konkreter Menschen. Ein solches Urteil steht keinem Menschen zu. Es geht vielmehr um ein theologisch verantwortetes Argumentieren in der Frage, ob Menschen außerhalb der eigenen Glaubensgemeinschaft in einer wahrhaften Gottesbeziehung stehen können.

Will man eine tragfähige Antwort auf die Frage »Glauben Juden, Christen und Muslime an den gleichen Gott?« finden, so muss man sich in einem ersten Schritt mit dem Gottesverständnis dieser Religionen beschäftigen. Die Zeit, in der über andere Religionen Urteile abgegeben wurden, ohne deren Selbstverständnis zu kennen und zu befragen, sollte ein für alle Mal vorbei sein.

Das Gottesverständnis der oft auch als »abrahamitisch« bezeichneten Religionen wird im Folgenden in jeweils eigenen Kapiteln dargestellt. Dabei folgen diese Kapitel demselben Schema: Sie beginnen nicht mit den dogmatischen Lehren, sondern mit dem Kern der drei Religionen, dem Gebet. Nicht das Opfer und auch nicht die Werke sind in den monotheistischen Religionen primär von Bedeutung, sondern der persönliche Glaube, der sich im individuellen und gemeinschaftlichen Gebet und Gottesdienst ausdrückt und dadurch zugleich geformt und genährt wird.

Wollen wir in das Innerste einer Religion eintauchen und etwas über das Verständnis der Gott-Mensch-Beziehung einer Religion erfahren, müssen wir die konkrete Praxis des Gebets in Form und Inhalt miterleben und reflektieren. Lex orandi, lex credendi – »Das Gesetz des Betens ist das Gesetz des Glaubens«: Dieser uralte Grundsatz gilt für Judentum, Christentum und Islam gleichermaßen. Zuerst war das Gebet in Form von Anrufung, Lobpreis, Dank, Bitte und Klage als Ausdruck der Glaubenserfahrung, dann erst folgte die theologische Reflexion über diese Glaubenserfahrung. Die Theologie muss sich stets und immer wieder am gelebten Glauben der Gemeinschaft orientieren, aber der Glaube bedarf auch der theologischen Reflexion.

Praxis und Theologie des Gebets speisen sich aus den jeweiligen Quellen, den heiligen Schriften und Traditionen der Religionen, die in einem weiteren Schritt auf ihr Gottesverständnis hin befragt werden. Schließlich sind die theologiegeschichtlichen und theologisch-systematischen Gesichtspunkte der jeweiligen Gotteslehren zu erörtern, wozu auch zumindest ein Seitenblick auf die mystischen Traditionen der drei Religionen gehört.

Um die Frage beantworten zu können, ob Juden, Christen und Muslime zum gleichen Gott beten, genügt ein Vergleich der Gebetspraxis und der Gottesvorstellungen allerdings nicht. Ein bloßer Vergleich der Gottesbilder würde auf der rein äußerlichen, religionsphänomenologischen Ebene stehen bleiben, aber nichts über den theologischen Wahrheitsgehalt aussagen. Wir müssen also tiefer eindringen in das »Geheimnis des Heils«, wohl wissend um die Begrenztheit unseres theologischen Mühens. Stückwerk ist das menschliche Erkennen gerade in Bezug auf diese Frage (vgl. 1 Kor 13,9). Und doch haben die Menschen Offenbarungen empfangen und sind vom Schöpfer mit Vernunft ausgestattet worden. Die Religionen sind aufgefordert, beides zu benutzen und kritisch aufeinander zu beziehen, wie Papst Benedikt XVI. 2006 in seiner Vorlesung in Regensburg gefordert hat. Deshalb werden im Schlussteil des Buches systematischtheologische Überlegungen angestellt, die eine – freilich stets vorläufig und unvollständig bleibende – Antwort aus dezidiert christlicher Sicht zu geben versuchen.

Die Darstellung des Gottesglaubens von Juden und Muslimen in diesem Buch ist eine Außenperspektive, die Perspektive eines katholischen Theologen und Religionswissenschaftlers. Sie wird deshalb nie mit der Innenperspektive und dem Selbstverständnis der anderen Religion völlig zur Deckung kommen. Zudem ist es praktisch unmöglich, auf so beschränktem Raum sämtliche Aspekte, Strömungen und Entwicklungen der Gottesvorstellungen und -verehrung der drei Weltreligionen zu berücksichtigen. Umso mehr danke ich Rabbiner Dr. Tom Kuçera (München) und Prof. Dr. Abdullah Takim (Frankfurt), dass sie den jeweiligen Abschnitt über ihre Religion durchgesehen und mir wertvolle Anregungen und Hinweise gegeben haben. Ebenso danke ich Dr. Hansjörg Schmid, Prälat Dr. Nikolaus Wyrwoll und Waltraud Elisabeth Averdam für ihre wichtigen Hinweise und Korrekturen zum gesamten Manuskript. Für etwaige verbliebene Fehler und Unzulänglichkeiten jedoch bin allein ich verantwortlich. So beginne ich meine Überlegungen mit einem Bekenntnis, mit dem muslimische Theologen ihre Bücher zu beenden pflegen: »Gott weiß es am besten!«

Andreas RenzMünchen, Februar 5771/2011/1432

»Höre, Israel, der Herr, unser Gott, der Herr ist Einer!«