Bewerben 50 plus - Rene Merten - E-Book

Bewerben 50 plus E-Book

René Merten

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Beschreibung

Dieses Fachbuch hilft bei der beruflichen Neuorientierung, insbesondere den Bewerbern über 50, die schon lange aus dem Bewerbungsprozess raus sind und nochmal neu anfangen wollen - ob als Quereinsteiger, Branchenwechsler oder nach längerer Pause. Erfahren Sie mit diesem Buch, wie Sie die eigenen Pluspunkte akzentuiert herausarbeiten, damit Sie den Personaler überzeugen. Gerade nach vielen erfolgreichen Jahren im Beruf, haben Jobwechsler viel zu bieten, können auf einen großen Erfahrungsschatz ​zurückgreifen und sich damit von jüngeren Bewerbern abheben. Mit zahlreichen Mustern lernen Sie, wie Sie als Branchenwechsler und Wiedereinsteiger mit Ihrer langjährigen Berufserfahrung punkten und einen passenden, neuen Job ergattern. Inhalte: - Bestandsaufnahme - wo ich mit 50+ stehe und warum - Job-, Branchen- oder Modus-Wechsel - noch einmal neu durchstarten - Zwischen Abstellgleis und Jugendwahn? - mental gestärkt trotz Arbeitsmarktlage - Jobs für vorangeschrittene Lebenssituationen finden - gerade in Post-Corona-Zeiten - Die Kund/innen-Perspektive einnehmen - wie ich meine Seniorität kommunikativ nutze - Senior Talenting - Stärken verstärken statt Schwächen kaschieren - Berufliche Digitalisierung - auch für mich (k)ein Thema? - Die gelungene Bewerbungsleistung - eine stabile Brücke zwischen mir und der Position - Der klassische Lebenslauf für Silver Ager - Hard Facts in Maßen - Eigendarstellung individuell und digital - meine Lebenserfahrung in einem aussagekräftigen Profil - Das Motivationsschreiben - mit Kontinuität und Balance punkten - Berufliche Auswahl (Vorbereitung, Interview und Nachfassen) - Der neue Arbeitsbereich - was war ich gewohnt, was ist anders? - Nach dem Job ist vor dem Job - passen meine Werte zum Unternehmen?

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Seitenzahl: 307

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[7]Inhaltsverzeichnis

Hinweis zum UrheberrechtImpressumVorwort1 Karrierepfade für Silver Ager1.1 Bestandsaufnahme und Neuausrichtung – Wo stehen Sie mit 50 plus und wo wollen Sie hin?1.2 Zwischen Abstellgleis und Jugendwahn? – Mental gestärkt auf den Arbeitsmarkt2 Die passende Strategie für Ihre Bewerbung2.1 Senior-Talenting und berufliche Digitalisierung – Stärken verstärken statt Schwächen kaschieren2.2 Die Kundenperspektive einnehmen – Seniorität als Bindeglied zwischen Bewerber und Position2.3 Jobs für reifere Semester – auch während und nach Corona im Angebot2.4 Netzwerken – offline und online Beziehungen knüpfen statt nur Kontakte pflegen2.5 Sich öffentlich zeigen – working out loud!2.6 Umsetzung der Strategie – die Jobsuche als Projekt angehen3 Ihre Investition für Ihre berufliche Zukunft3.1 Telefonische Intervention – wichtige Informationen für die schriftliche Bewerbung sammeln3.2 Der klassische Lebenslauf für Silver Ager – Hard Facts in Maßen3.3 Eigendarstellung – Ihre Lebenserfahrung in einem aussagekräftigen Profil3.4 Das Motivationsschreiben – mit Kontinuität und Balance punkten 4 Überzeugend durchstarten im beruflichen Auswahlverfahren4.1 Die Vorbereitung – Gesprächsführung für Fortgeschrittene4.2 Das Interview – ein Expertentreffen auf Augenhöhe4.3 Standardisierte Auswahlverfahren – Assessments, Tests und Co.4.4 Das Nachfassen – Endspurt für Fortgeschrittene5 Nach dem Job ist vor dem Job – gekommen, um zu bleiben?StichwortverzeichnisDer AutorArbeitshilfen Online
[1]

Hinweis zum Urheberrecht:

Alle Inhalte dieses eBooks sind urheberrechtlich geschützt.

Bitte respektieren Sie die Rechte der Autorinnen und Autoren, indem sie keine ungenehmigten Kopien in Umlauf bringen.

Dafür vielen Dank!

Haufe Lexware GmbH & Co KG

[6]Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de/ abrufbar.

Print:

ISBN 978-3-648-14867-9

Bestell-Nr. 10630-0001

ePub:

ISBN 978-3-648-14869-3

Bestell-Nr. 10630-0100

ePDF:

ISBN 978-3-648-14870-9

Bestell-Nr. 10630-0150

René Merten

Bewerben 50 Plus

1. Auflage, Mai 2021

© 2021 Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Freiburg

www.haufe.de

[email protected]

Bildnachweis (Cover): © Dragana Gordic, Adobe Stock

Produktmanagement: Jasmin Jallad

Lektorat: Cornelia Rüping

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die der Vervielfältigung, des auszugsweisen Nachdrucks, der Übersetzung und der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, vorbehalten. Alle Angaben/Daten nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit.

[9]Vorwort

Das Bild der Karriereleiter, die man entweder erfolgreich immer weiter erklimmt oder herabsteigt, hat ausgedient. »Karriere« für berufserfahrene Menschen umfasst heute die Passgenauigkeit zur aktuellen Lebenssituation inklusive Auszeiten und Neuanfängen, Downsizing und Jobwechsel. Wie bei einer Bergwanderung ist der Sammelpunkt am Gipfel zwar ein Ziel, aber der Weg dorthin von strammen Anstiegen und flachen Plateaus, herrlichen Aussichtspunkten, Wadenkrämpfen und Motivationstälern wie Picknickpausen und orientierungslosem Kartenlesen durchsetzt.

Oft ergibt sich die Notwendigkeit, sich als berufserfahrener Mensch auf den neuesten Stand der Technik zu bringen oder aber für eine geforderte Spezialisierung nochmals die Lernbank zu drücken, um den angestrebten Job zu ergattern – in den meisten Fällen aber ist dies nicht der springende Punkt! Vielmehr ist man oft lange aus dem Bewerbungsprozess draußen gewesen und hat verlernt, die eigenen Pluspunkte akzentuiert in Szene zu setzen. Weniger die Selbstvermarktung und -darstellung als das tiefgründige Schöpfen aus dem meist reichhaltigen Erfahrungsfundus kommt dabei zu kurz, obwohl gerade dies mit fortgeschrittenem Alter einen Mehrwert im Vergleich mit jungen Berufsanfängern ausmachen kann. »Wer stellt mich denn jetzt noch ein?« oder »Ich bin denen doch viel zu alt!« lauten die Statements dann. Gelegentlich führen diese Gedanken zu einer Bewerbungsstrategie der falschen Bescheidenheit oder gar des Understatements, sodass berufserfahrene Menschen ihre wertvollsten Ressourcen kaschieren, um nicht als überqualifiziert zu gelten. Oftmals überwiegt die Frustration, mit dem über die Jahre gesammelten Zusatzwissen, den Berufserfahrungen und der menschlichen Reife vermeintlich nicht mehr gebraucht zu werden. Verjüngungswahn sowie ständige Veränderungs- und Anpassungsbereitschaft steuern ein Übriges zu der Tendenz bei, sich als berufserfahrener Bewerber am Jobmarkt manchmal nicht ernst genommen zu fühlen.

Die meisten Bewerbungsratgeber haben als Zielgruppe Berufsanfänger, bestimmte Branchen oder Führungskräfte, berücksichtigen aber nicht das Alter. Dieser Ratgeber geht nicht nur gezielt auf die Punkte ein, die typischerweise älteren Bewerbern schwerer fallen und am häufigsten zu Problemen bei der Jobsuche führen. Er lässt auch lange Jahre an Erfahrung aus dem Personalwesen und viele Karrierecoachings mit älteren Menschen einfließen, um passgenau den Job für die zweite Lebenshälfte zu finden.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Erfolg!

René Merten

Wien, im März 2021

Hinweis: Wegen stilistischer Klarheit sowie leichterer Lesbarkeit gilt die Verwendung der männlichen Form im Text inhaltlich für alle Geschlechter gleichermaßen.

[11]1Karrierepfade für Silver Ager

»Mit (fast oder über) 50 finde ich eh kaum noch etwas Passendes!« Sie kennen diesen Satz so oder so ähnlich? Sie lesen ihn in Zeitschriften- und Blogartikeln über das Thema Altersarbeitslosigkeit? Sie hören ihn von Bekannten oder vom staatlichen Arbeitsamt? Und manchmal – am ehesten an einem Tag mit vielen Job-Absagen – sprechen Sie ihn sogar selbst aus? Sie brauchen sich dafür nicht zu schämen! Das ist völlig okay, aber die Aussage des Satzes wird dadurch nicht richtiger. Denn erstens (jetzt kommt das zweitbeste Argument): Die Aussage motiviert Sie nicht, sondern hilft Ihnen, Erfolglosigkeit zu rechtfertigen. Erfolglosigkeit allein macht nichts, gepaart mit der Opferrolle allerdings zerstört sie jedes Fortkommen. Denn was könnten Sie an Ihrem Alter schon proaktiv ändern? Und zweitens (jetzt kommt das beste Argument): Die Aussage stimmt so pauschal nicht, sondern hält sich nur hartnäckig. Während die Arbeitslosenquote bei älteren Arbeitnehmern zwischen 55 und 65 Jahren sinkt, steigt die Anzahl älterer Erwerbstätiger in den vergangenen Jahren deutlich. Bei älteren Menschen, die schneller und besser als andere einen ihnen zusagenden Beruf gefunden haben, zeigt sich, dass dafür insbesondere deren Selbstwirksamkeit ausschlaggebend war. Darunter versteht man die eigene Überzeugung, nicht trotz, sondern gerade wegen des höheren Alters weiter Karriere machen zu können – aber anders.

1.1Bestandsaufnahme und Neuausrichtung – Wo stehen Sie mit 50 plus und wo wollen Sie hin?

Bei älteren Menschen konkurriert »Beruf« oft viel stärker als bei jüngeren mit beispielsweise Familie, Freizeit, Freunden etc. und macht nur einen kleinen Teil im Konzert der anderen persönlichen Werte aus. Auf der Insel Okinawa, wo die meisten über 100-Jährigen leben, wird eine bestimmte Lebenseinstellung (japanisch »IKIGAI«) für das hohe Alter dieser ältesten Menschen der Welt verantwortlich gemacht. Lebenswertes im dortigen Sinne entsteht nicht allein durch die isolierte Sicht auf die eigenen Wünsche, etwa in einem Job, sondern auch durch die der anderen, beispielsweise wenn es um die Zugehörigkeit zu einer Gruppe geht. Die Gemeinschaft benötigt oftmals etwas anderes als man selbst und bedarf mitunter auch dann noch der Pflege, wenn die eigenen Bedürfnisse längst befriedigt sind.

Vier Leitfragen und deren Balance gelten dafür als besonders relevant: in puncto persönlicher Bedürfnisse die Leitfragen »Was lieben Sie?« und »Worin sind Sie gut?«, bezüglich der gesellschaftlichen Anliegen die Leitfragen »Was braucht die Gemeinschaft von Ihnen?« und »Wofür gibt man Ihnen etwas als Gegenleistung?«. Erst die Schnittmenge der Antworten auf jeweils zwei nebeneinanderliegende Leitfragen führt zu einem tieferen Zweck: Das, was Sie lieben und worin Sie gut sind, bildet typischerweise Ihre Leiden[12]schaft (»Passion«). Das, worin Sie gut sind und wofür man Ihnen etwas als Gegenleistung gibt, mag Ihre Berufung ausmachen (»Vokation«). Das, wofür man Ihnen etwas als Gegenleistung gibt und was die Gemeinschaft von Ihnen braucht, kann einer Ihrer Berufe sein (»Profession«). Und das, was die Gemeinschaft von Ihnen braucht und was Sie lieben, wird eine Ihrer Aufgaben bilden (»Mission«). Erst wenn alle vier grundlegenden Lebenszwecke zumindest hinreichend berücksichtigt werden, erfahren Sie als zentrale Schnittmenge Ihr individuelles IKIGAI. Dieses kann für jeden Menschen mit verschiedenen Bedeutungen versehen und unterschiedlich gewichtet sein. Auch muss nicht jede Tätigkeit immer alle vier grundlegenden Lebenszwecke in der gleichen Ausprägung beinhalten.

Digitales Extra

Showtime

Erstellen Sie Ihr persönliches IKIGAI

Ordnen Sie auf einem großen DIN-A3-Blatt oder auf einem virtuellen Whiteboard alle vier Leitfragen in vier Kreisen so an, dass diese sich wie oben benannt überschneiden.

Abb. 1: Vorlage für ein IKIGAI

Befüllen Sie zunächst die Außenbereiche separat voneinander. Im Anschluss nehmen Sie sich die vier Schnittmengen der jeweils benachbarten Kreise vor – Passion, Profession, Vokation und Mission. In jedes Feld können ruhig mehrere Punkte fallen – manche mehr und manche weniger intensiv. Sind alle diese grundlegenden Lebenszwecke derzeit abgedeckt? Welche würden Sie sich in Zukunft stärker berücksichtigt wünschen? Was davon sind Punkte, die mit Ihrem Job zu tun haben und welche nicht?

[13]Selten beinhaltet eine längere Erwerbsbiographie den berühmten »roten Faden« sondern viel Ungeplantes, was ein erfülltes Leben oft erst reich macht. Je älter man wird, desto mehr mutiert man daher zum Erfahrungsgeneralisten: Statt sich mit Spezialisten zu vergleichen, haben Sie etliche Branchen und Berufe kennengelernt, oftmals viele Aus- und Weiterbildungen genossen und schon einiges an Berufspraxis erworben. Gerade weil eine so breite Kompetenz vorherrscht, wissen ältere Bewerber oft nicht recht, welche Jobs wie für sie gemacht sind, und sehen bei der Suche den Wald vor lauter Bäumen nicht. Sehr oft bewerben sie sich daher auf Jobs, die denen ähneln, die sie schon einmal gemacht haben. Dort kennen sie sich aus und haben berufliche Erfolge erzielt. Jedoch entscheiden meist nicht die Position, die Inhalte und die Tätigkeiten an sich über Ergebnisse und Zufriedenheit im Job solcher Erfahrungsgeneralisten, sondern das zu ihrem Persönlichkeitstyp passende Arbeitsumfeld: Die meisten benötigen ein gesundes Maß an Entscheidungs- und Gestaltungsspielräumen, um sich entfalten und mit Vertrauen führen lassen zu können.

Showtime

Denken Sie Ihre Lebens- und Berufssituation zusammen

Eine neue berufliche Situation isoliert von der Lebenssituation zu betrachten wird mit zunehmendem Alter immer realitätsferner. Stellen Sie sich daher Ihre Lebenssituation in zehn Jahren vor: Wie sind Sie eingerichtet? Wohnen Sie allein oder mit jemandem zusammen – einem Menschen oder Haustier? Wenn Sie die Fenster öffnen, welche Sprache sprechen die Menschen draußen? Riecht die Luft salzig nach Meer oder erdig nach Wald, wenn Sie vor die Eingangstür treten? Weht ein leiser Wind auf dem Land oder tummeln sich geschäftig Menschen in der City? Wie weit sind Verwandte und Freunde entfernt? Wie weit Ihre wichtigsten weiteren Anlaufpunkte wie Einkaufscenter, Park, Kultureinrichtungen oder medizinische Versorgung? Erst dann, wenn Sie dies stichwortartig niedergeschrieben haben, überlegen Sie dazu passende Traumjobs. Damit ist hier keine Utopie gemeint, sondern realistischerweise dazu passende Berufe aus Ihrer jetzigen Perspektive.

Verabschieden Sie sich von der Vorstellung, möglichst alles an Lebens- und Berufserfahrungen von vorher müsse verwertet werden, um doch noch einen »roten Faden« zu stricken. Finden Sie mit Ihrem kunterbunten, reichhaltigen Kompetenzportfolio stattdessen drei bis fünf passende Jobtitel mit jeweils stichwortartigen Kurzbeschreibungen – selbst wenn es diese Traumjobs in der exakten Ausprägung nicht ausgeschrieben gibt.

Was immer Ihr Beweggrund für eine berufliche Neuausrichtung ist – zum Beispiel Kündigung im alten Job, längere gesundheitliche Auszeit oder berufliche Veränderungslust –, es gibt zwei grundsätzliche Unterscheidungen von persönlicher Motivation: die [14]eine, wenn Sie etwas kitzelt oder lockt (sogenannte Anreiz-Motivation), und die andere, wenn Sie etwas vertreibt oder wegstößt (sogenannte Flucht-Motivation). Ein »Hinzu« ist jedoch meist nachhaltiger als ein »Weg-von«, mag auch der erste Impuls oft von zuletzt Genanntem herrühren. Sie haben vieles ausprobiert und einiges gelernt, aber worauf wollen Sie sich künftig einlassen? Nehmen Sie eine typische Frage von Personalern beim Jobinterview gleich vorweg und beantworten Sie diese für sich: Was und warum wollen Sie jetzt (nochmal) alles anders machen?

Digitales Extra

Showtime

Isolieren Sie die aktuell wichtigen Jobfaktoren

Beantworten Sie stichwortartig die folgenden Fragen, die für Sie zunehmend wichtiger werden:

Welche unerfüllte berufliche Sehnsucht ist in mir und wie gehe ich damit um?Will ich beruflich noch etwas tun, was Spaß macht und zugleich gefährlich ist?Wie hat der Corona-Lockdown mich beruflich geprägt?Was empfinde ich als fairen Gegenwert für meine Arbeit?Würde ich lieber Familie, Leben oder Job nochmal neu beginnen, wenn ich könnte?

Zeigen Sie Ihre Antworten einem Menschen, der Sie sehr gut kennt, beispielsweise einem Lebenspartner oder Ihrem besten Freund. Hätte dieser Sie hier und da anders eingeschätzt oder an einer Stelle etwas anders konnotiert? Oft kommt dann ein Satz wie »Oh, so hätte ich dich ja gar nicht eingeschätzt!«, »Echt? Wie genau meinst du denn das …?« oder »Ach ja, mir fiel schon in letzter Zeit bei dir auf, dass …«. Reden Sie darüber und passen Sie Ihre schriftlichen Antworten nur dann an, wenn das Gespräch Sie entsprechend überzeugt. Ansonsten bleiben Sie bei Ihren Ausführungen – hier gibt es kein richtig oder falsch.

Gehen Sie in einem nächsten Schritt etwas tiefer und beantworten Sie folgende Fragen:

Welche sonstigen Rahmenbedingungen sollte der neue Job unbedingt erfüllen (zum Beispiel Arbeitszeiten, Außendienst, Entfernungen und Erreichbarkeiten)?Welches soziale Umfeld ist für Sie passend (zum Beispiel Betriebsgröße und -klima, Kundenkontakt, Kollegen)?Finden Sie das Ansehen des Berufs und des Arbeitgebers als Teil Ihrer sozialen Identität stimmig (zum Beispiel Marke, Jobtitel, Image und Status)?Können Sie sich in diesem Job selbst verwirklichen (zum Beispiel persönliche Arbeitsinteressen, -stärken und -schwerpunkte, Führungskraft oder Fachexperte)?[15]Was sollte ein künftiger Job beinhalten, um Ihre finanziellen Erwartungen zu erfüllen (zum Beispiel Gehaltsteigerung gegenüber zuvor oder ein Fixgehalt in bestimmter Höhe)?Welche Art beruflicher Zusammenarbeit ist die ideale für Sie (zum Beispiel Teil- oder Vollzeit, angestellt oder selbstständig, projektbasiert)?

Versehen Sie zuletzt alle Antworten mit drei Farben: Mit Grün umkreisen Sie alles, was als K.o.-Kriterium unbedingt erfüllt sein muss. Mit Gelb umkreisen Sie alles, was wichtig und (falls nicht vollständig vorhanden) notfalls durch etwas anderes ausgeglichen werden müsste. Mit Rot umkreisen Sie alles, was als Pluspunkt sehr nett, aber ansonsten zu vernachlässigen wäre. Welches Farbspektrum entspinnt sich?

1.2Zwischen Abstellgleis und Jugendwahn? – Mental gestärkt auf den Arbeitsmarkt

Falls Sie arbeitslos geworden sind oder unzufrieden mit der Jobsuche, ist es menschlich nachvollziehbar, dass Sie sich manchmal wie abgehängt fühlen. Das sollte aber die Zuversichtlichkeit, bald wieder etwas Spannendes zu finden, nicht ausschließen. Im arbeitsmarktpolitischen Kontext sind meist diejenigen wiederbeschäftigten älteren Menschen erfolgreich, die zuversichtlich in die Zukunft blicken. Mit einem dynamischen Selbstbild, das persönliches Wachstum betont (»Growth Mindset«), schaffen Sie weder eine neue Stelle noch bringen Sie einen Recruiter dazu, Ihnen ein Jobangebot zu machen. Jedoch bestimmen Sie nachweislich darüber, wie Sie konstruktiv mit der Situation umgehen, wie Sie die Herausforderung gestalten und wie man Sie beim Umgang mit dieser Herausforderung wahrnimmt – als ein mit dem Schicksal hadernder oder als Erfolgsmensch.

1.2.1Die Zeit während der Jobsuche nutzen und Impulse finden

Selbst wenn es für Sie bis zum neuen Job etwas länger dauern mag als bei Jüngeren, helfen Schuldzuschreibungen an Ihr Alter oder den Jugendkult wenig. Bei einer fehlenden Qualifikation zu denken »Wenn mir dieser Job wirklich wichtig ist, dann lerne ich es halt« ist eine Einstellung, die auch über Ihr psychisches Wohl während der Stellensuche befindet. Statt »Mit über 50 finde ich nie wieder etwas Gutes!« oder »Was sollen nur meine erfolgreichen Bekannten denken?« ist es zielführender, sich mit Gedanken anzufreunden wie »Meine Kinder werden stolz auf mich sein, weil ich jetzt noch einen Neustart probiere« oder »Ich habe schon so oft improvisieren und mich erfolgreich durchsetzen können«.

[16]Showtime

Kultivieren Sie das Wachstumsdenken

Schreiben Sie eine Rede, die Ihre Enkelkinder am Tag Ihrer Pensionierung oder zum beruflichen Ruhestand vor der ganzen Familie halten. Was könnte darin stehen, was ein anerkennendes Lachen bei anderen hervorrufen und was ein Lächeln in Ihr zufriedenes Gesicht zaubern kann?

Ihnen fällt spontan dazu nicht viel ein? Dann holen Sie sich Anregungen bei anderen. Treffen Sie sich entweder in Ihrem Bekanntenkreis oder Ihrem Netzwerk mit Menschen, die im fortgeschrittenen Alter beruflich etwas Neues begonnen oder den Job gewechselt haben. Dabei geht es nicht darum, sich gegenseitig zu bemitleiden oder zu trösten. Fragen Sie die anderen direkt nach ihren Erfahrungen und was ihnen seinerzeit am meisten geholfen hat. Sie können auch Erfolgsgeschichten von Älteren im Internet ansehen oder in Buchberichten lesen, um sich inspirieren zu lassen. Ganz generell sind Menschen, die Ihrer Seele guttun, die Sie bestärken und Ihnen zuhören, in solchen Phasen ein Gewinn. Machen Sie eine Liste, welche Personen das bei Ihnen sein könnten, und verabreden Sie sich möglichst jede Woche mit mindestens einer davon. Einen ähnlich wohltuenden Effekt können Kinder und Tiere haben. Weder die einen noch die anderen neigen typischerweise dazu, alles schwierig oder schwarzzusehen und Ihnen (auch ungewollt) mit mieser Tagesstimmung die Laune zu verderben.

Vielleicht freut sich Ihre alleinerziehende Nachbarin, wenn Sie sie entlasten und mit ihrem zehnjährigen Kind einen halbstündigen Gang zum Spielplatz unternehmen? Oder Ihr örtlicher Tierverein sucht schon lange jemanden, der ehrenamtlich mit einem Hund Gassi geht?

Überlegen Sie ferner, wie sich die Zeit der beruflichen Neu- oder Umorientierung außer mit der Jobsuche noch nutzen ließe. Das könnte ein Freizeitprojekt sein, das Sie immer mal angehen wollten, oder Sie helfen jemand anderem bei etwas. Sie können auch eine Weiterbildung anfangen, die Ihr Gehirn in Schwung bringt und den Fokus auf aktuelle (vielleicht sogar berufsbezogene) Zusatzqualifikationen richtet.

Schmieden Sie ruhig auch schon Pläne für die Zeit, wenn Sie Ihren neuen Traumjob erfolgreich angetreten haben: Leisten Sie sich dann als Erstes etwas Sündteures zur Belohnung? Oder haben Sie Lust, innovative Methoden im Job auszuprobieren? Schmücken Sie drei bis vier Highlights für danach mit möglichst vielen Details aus und lassen Sie Ihre Seele in der Vorstellung baden.

[17]1.2.2Vorurteile, Stereotype und Klischees – Was stimmt und wie damit umgehen?

Ältere Menschen haben damit zu kämpfen, dass sie häufig in eine bestimmte Schublade gesteckt werden. Schubladendenken ist per se nichts Schlechtes, wir alle nutzen es, um in der zunehmend komplexen Welt effizient zurechtzukommen. Daher wird auch der objektivste Recruiter von klischeehaften Gedanken besetzt sein, ohne es in jeder Situation zu bemerken. Lassen Sie sich davon nicht abschrecken oder ärgern. Vielmehr sollten Sie von den weitgehend unrichtigen, vorurteilsbeladenen oder abgenutzten Formeln zu Ihren Lasten die gängigsten kennen, um damit spielen und sie widerlegen zu können.

»Ihre Gehaltsansprüche sind viel zu hoch!«

Je älter, desto teurer – dies wird oft durch lange Betriebszugehörigkeiten begründet. Seniorität führt auch in manchen Tarifverträgen zu wachsenden Gehältern. Doch beim Verlassen eines Gehaltssystems gibt es kein Naturgesetz, gemäß dem Gehälter so bleiben oder gar immer weiter ansteigen. Dass Sie in Ihrem vorherigen Job gut verhandelt und verdient haben, beeindruckt Ihren potenziellen neuen Arbeitgeber nicht. Häufig geäußerte Aussagen wie »Ich hatte damals ein Gehalt von … – und darunter möchte ich nicht gehen!« zeugen nur davon, dass sich ein Bewerber Gedanken über seinen Lebensstil gemacht hat. Das ist schön für ihn, dem Arbeitgeber aber mindestens egal.

Auch stellt dieser Satz eine unlogische Relation zwischen altem und neuem Job her, die erst einmal nichts miteinander zu tun haben müssen. Für erfahrene Arbeitnehmer von über 50 Jahren bedeutet das nicht, dass sie in Hinblick auf ihre Gehaltserwartung Abstriche machen sollten, weil sonst jemand Jüngeres für weniger Geld eingestellt würde. Vielmehr sollten sie dem Unternehmen oder ihrem potenziellen Geschäftspartner inhaltlich gute Argumente liefern können, warum für ihre Leistung dasselbe wie für ihr Gehalt gilt – nämlich, dass sie weit über dem eines Jobeinsteigers liegt! Nur dann wirkt Ihre Bewerbung authentisch und kommen Sie passend zum Job rüber. Oder würden Sie mit jemandem dauerhaft zusammenarbeiten wollen, der sich eigentlich mehr erhofft hat, bevor überhaupt der erste Arbeitstag begonnen hat?

Bleiben Sie also in Ihrer Argumentation strikt dabei, warum Ihr heutiges Potenzial für den zukünftigen Job spannend ist, nicht bei dem, was früher war. Welche Herausforderungen, denen sich die Firma aktuell ausgesetzt sieht, haben Sie in Ihrer Vergangenheit schon erfolgreich bewältigt? Welche Erfahrungen, die Sie gesammelt haben, zahlen sich für den neuen Arbeitgeber so aus, dass er Sie nicht einfach durch jemand anderes ersetzen kann? Das können, aber müssen nicht zwangsläufig fachliche Kompetenzen sein. Gerade menschliche Qualitäten, auch bedingt durch Reife, Menschenkenntnis und Lebenserfahrung, beeinflussen tagtäglich die Teammotivation, die

[18]Entscheidungsfindung und Ihren Führungsstil im Unternehmen oder in schwierigen Projektsituationen. Sehr selten scheitert es allein an der Höhe des Arbeitsentgelts, sondern oft einfach daran, dass Ihre Erfahrung oder Ihre Bandbreite an Kompetenzen nicht bezahlt werden wollen, weil sie für den konkreten Job nicht wichtig sind.

Der springende Punkt

Entscheidend ist: Passen Sie mit allem, was Sie zu bieten haben, auf die Stelle, dann sollte Ihre Arbeit auch entsprechend vergütet werden – oder nicht?!

»Ihre Denkleistung nimmt beträchtlich ab!«

Exzessive Arbeitszeiten und Überstunden erhöhen schon ab 40+ das Risiko für Schlaganfälle oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch kognitiv kommt das Gehirn im höheren Alter bei einer 40-Stunden-Arbeitswoche an seine Grenzen, insbesondere was Konzentrationsfähigkeit und Kreativität anbelangt. Deswegen ist eine altersunterschiedslose Betrachtung der Normalarbeitszeit wenig zielführend. Einzelne Fähigkeiten, etwa logisch zu denken, zu lernen und Probleme zu lösen (das sogenannte fluide Denken), verringern sich kontinuierlich mit zunehmendem Alter – doch ist der Höhepunkt bereits mit dem 25. Lebensjahr überschritten! Hingegen steigern sich die Fähigkeiten, die von Wissen und Erfahrung abhängen (das sogenannte kristalline Denken), zum Beispiel Vokabelwissen, generelle Informationen und Analogien, kontinuierlich bis zum 65. Lebensjahr. Danach beginnen sie, sich zu verringern. Erst mit über 80 findet altersbedingt ein genereller, physiologisch bedingter Abbau des Gehirns statt, wodurch unter anderem das Kurzzeitgedächtnis nachlässt und Lernen insgesamt schwerer fällt. Vorher ist dies bei gesunden älteren Menschen nicht pauschal nachweisbar.

Der springende Punkt

Es ist entscheidend, welche Stelle Sie in die engere Auswahl nehmen: Für lange Arbeitsfenster mit vielen erwartbaren Mehr- und Überstunden mögen andere Bewerber besser passen. Wenn es etwa um das schnelle Erlernen von neuen Programmiersprachen oder agiles Ausprobieren in hoch agilen Arbeitssettings geht, mag das fluide Denken wichtiger sein. Werden hingegen strategische und analytische Denkleistungen in komplexen Situationen benötigt oder breites Kontextwissen für eine interdisziplinäre Führungsfunktion oder die Leitung eines heterogenen Projektteams, punkten Sie mit kristallinem Denken.

»Ihre Belastbarkeit wird geringer und Krankheiten häufen sich!«

Gerade die körperliche Arbeit fällt im Alter naturgemäß schwer. Das kann jedoch – da der Trend immer weiter hin zur Dienstleistung geht – vernachlässigt werden. Auch nimmt die Konzentrationsfähigkeit mit gehobenerem Alter ab und die Stressanfälligkeit steigt an. Dem begegnen Ältere mit effizienteren und erprobteren Bewältigungstechniken als die Jüngeren, zum Beispiel Arbeitsroutinen und erfahrungssichere Priorisierung bei einem Overload an Aufgaben. Sehr oft liegen hier auftretende Kon[19]flikte in multigenerationalen Teams begründet, da die Beteiligten unterschiedliche Problembewältigungsmechanismen einsetzen wollen.

Bezogen auf die Arbeitsfehlzeiten sind signifikante Unterschiede nicht allein am Alter festzumachen. Wie oft Menschen krank sind oder sich krank fühlen, unterliegt vielerlei Faktoren. Zwar ist die reine Krankheitsdauer statistisch bei Älteren länger als bei den Jüngeren (etwa vier statt zwei Arbeitswochen im Jahresdurchschnitt), hingegen melden sich Ältere insgesamt seltener krank als Jüngere. Das liegt vor allem daran, dass ältere Mitarbeiter wegen Verschleiß- oder chronischen Erkrankungen ausfallen, etwa nach einer Knieoperation oder durch eine Reha-Maßnahme. Statt sich auf plötzliche Unlustanfälle montagsmorgens nach einer exzessiven Wochenendparty oder regelmäßige Ansteckungen beim Kindergartenkind einstellen zu müssen, kann der Arbeitgeber die Krankentage der älteren Mitarbeiter besser planen.

Der springende Punkt

Eine zentrale Frage lautet daher: Welches betriebliche Gesundheitsmanagement für Ältere gibt es im angepeilten Unternehmen und wie können Sie es für sich nutzen?

»Ihre Arbeitsmotivation sinkt und Sie lernen langsamer!«

Ältere Mitarbeiter handeln stärker aus eigenem Antrieb von innen heraus (»intrinsische Motivation«), während jüngere leichter über Antriebe von außen motiviert werden können (»extrinsische Motivation«). Die Motivation nimmt also bei Älteren nicht ab, sondern verändert sich. Extra Geld, freie Arbeitsgestaltung oder schnelle Karriere sind häufig äußerliche Motivatoren für Jüngere. Bei erfahrenen Mitarbeitern führt eher der Sinn ihrer Aufgabe, der Wert der eigenen Arbeit oder das persönliche Interesse an der Tätigkeit dazu, dauerhaft motiviert zu bleiben. Nur wegen eines einzelnen Vorteils (zum Beispiel eine Firmenbelobigung) oder zur Vermeidung von Nachteilen (zum Beispiel die Streichung von Arbeitsprivilegien) arbeiten Ältere nicht. Auch treten bei ihnen typische Ziele jüngerer Arbeiter wie eine steile Karriere hinzulegen, der Beste im Wettbewerb zu sein oder das Geld für Hausbau und Familiengründung zu verdienen in den Hintergrund (»Aufbauziele«). Ältere wollen verstärkt den eigenen Bezug zu ihren Neigungen oder Herausforderungen in der täglichen Arbeit sehen. Die Bereitschaft, sich auf neue Arbeitsbedingungen einzustellen, ist deswegen bei Älteren oft geringer, weil sie schon vieles miterlebt haben und den jeweiligen Sinn hinter Veränderungen nicht kommuniziert bekommen. Ältere sind nicht generell Neuem gegenüber abgeneigt, sondern lediglich nicht allein dadurch zu motivieren, dass ein neuer Anreiz ins Spiel kommt oder das Mitmachen belohnt wird. Ein älterer Arbeitnehmer muss auch nicht mehr alles ausprobieren oder überall dabei sein, sondern will aus innerer Überzeugung ein Ziel erreichen und gute Arbeitsresultate erbringen.

Neues zu erlernen fällt Älteren weder per se schwerer als Jüngeren, noch nimmt die Bereitschaft dazu ab. Vielmehr verändert sich die Art und Weise, wie Menschen mit [20]zunehmendem Alter lernen. Während sich ihr Lerntempo verringert und die Aufnahme neuer Informationen rein quantitativ schwerer fällt, nimmt die Lerneffektivität zu. Statt Vokabeln zu pauken oder Jahresdaten wie im Geschichtsunterricht in der Schule auswendig zu lernen, benötigen Ältere ein eigeninitiiert-erfahrungsbasiertes Lernen in Lebenszusammenhängen. Zertifikatsschulungen oder strikte Kursmodule sind für sie selten das Richtige. Am besten eignen sich solche Methoden, die an Vorwissen und Interessen anknüpfen, um Neues mit der Lebenserfahrung vernetzen zu können (»informelles Lernen«). Das kann manchmal etwas mehr Zeit erfordern, führt aber dazu, dass das Neue sich mit dem, was schon da ist, sinnvoll zusammenfügen kann. Diese Verbindung erst schafft beständige Innovationen.

Der springende Punkt

Was Sie sich fragen sollten: Wie altersgerecht sind Lernen, Wissensmanagement und Weiterbildung im jeweiligen Betrieb organisiert, damit Sie gut arbeiten können?

»Ihre Begeisterungsfähigkeit bei Neuerungen und Ihre Flexibilität lassen nach!«

Vor allem wenn es um Technologie und den Online-Bereich geht, wird Älteren häufig unterstellt, mit den Neuerungen nicht mithalten zu können oder zu wollen. Doch auch sie wissen die damit einhergehenden Vorteile zu schätzen und nutzen digitale Technologien ständig. Statt aber jeden Tag neue Apps auszuprobieren, weil sie tolle Features enthalten oder viele aus der sozialen Gruppe damit arbeiten, konzentrieren sie sich auf Neuerungen, die wesentlich für das Gelingen ihrer Arbeit sind. Ältere sind nicht in und mit einer durchdigitalisierten Welt groß geworden, sind also »Digital Immigrants«. Deshalb erlernen sie dortige Veränderungen wie eine Fremdsprache. Stellen Sie sich vor, Sie hätten im nächsten Jahr eine lange Kulturreise ins Ausland geplant. Dann wäre Ihre Motivation gleichwohl höher, eine komplexe Sprache zu erlernen, als ohne einen erkennbaren Verwendungszeck.

Oft hängt mit diesem Vorurteil ein Fehlverständnis des inflationär verwendeten Wortes »Flexibilität« zusammen: Nur schnell auf alles zu reagieren, umzudenken und sich anzupassen ist gerade unter den schwierigen Rahmenbedingungen der heutigen Zeit per se noch kein Vorteil. Erst wenn man die vier Unsicherheitsfaktoren der »VUCA-Welt« mit einer jeweiligen Strategie koppelt, wird Erfolg auf lange Sicht erreicht:

Unbeständigkeit (»v-olatility«) verlangt nach einer Vision (»V-ision«).Unsicherheit (»u-ncertainty«) benötigt Verständnis (»U-nderstanding«).Komplexität (»c-omplexity«) bedarf der Klarheit (»C-larity«).Mehrdeutigkeit (»a-mbiguity«) begegnet man mit Agilität (»A-gility«).

Insbesondere Agilität setzt neben Flexibilität ein proaktives, antizipatives und kollaboratives Denken voraus.

[21]Der springende Punkt

Von Bedeutung ist daher nicht nur, welche »VUCA-Strategien« Sie verfolgen. Es ist wichtig, ob das jeweilige Unternehmen Sie die oben genannten, nachhaltigen Strategien umsetzen lässt oder lediglich Schnelligkeit und Ad-hoc-Reaktionen gefragt sind.

»Sie stellen Praxiserfahrung über Theorie und Neuentwicklungen!«

Ältere Arbeitnehmer schöpfen aus ihrem Erfahrungsschatz – gerade das kann sie für Unternehmen so wertvoll machen. Jedoch werden sie deswegen oft als vergangenheitsorientiert wahrgenommen. Deshalb treten gerade in multigenerationalen Teams häufig Spannungen auf, weil Jüngere naturgemäß pauschale Verweise darauf nicht nachvollziehen können. Ein Satz wie »Was ich alles schon erlebt habe« oder »Zu meiner Zeit hat das in der Praxis jahrelang so geklappt« kann durchaus helfen, ein konkretes Problem pragmatisch zu lösen. Es hilft jungen Menschen aber nicht, die Herangehensweise systematisch zu verstehen, daraus zu lernen und die Situation selbst lösen zu können. Der Respekt vor dem Alter hindert junge Kollegen zudem oft, kritisch oder frühzeitig nachzuhaken.

Der springende Punkt

Fragen Sie sich daher selbstkritisch: Wie sehen Sie sich selbst im Umgang mit jungen und aus Ihrer Sicht manchmal zu unbedarften oder blauäugigen Menschen? Schätzen Sie eine Beziehung des Voneinander-Lernens mit ihnen? Wie gehen Sie damit um, wenn Ihr Erfahrungsschatz gerade gut einsetzbar wäre, aber trotzdem nicht gefragt ist?

Was Sie tun können: durch andere Sichtweisen sich selbst und andere sensibilisieren! »Die Zeit ist reif (so wie Sie selbst) und nicht alt«, heißt es. Der Schauspieler Clint Eastwood erhält seinen ersten Oscar als bester Regisseur mit 62 und den zweiten mit 74. Die britische Verhaltensforscherin Jane Goodall füllt mit über 80 weltweit große Locations mit ihren Vorträgen. Die irische Politikerin Mary Robinson kämpft mit 70 aktiv für Klimagerechtigkeit. Und mit 90 produziert der britische Tierfilmer und Naturforscher Sir David Attenborough preisgekrönte Naturdokumentationen. Vermutlich kennen Sie selbst Menschen aus Ihrem Umfeld, die weit älter als Sie Erstaunliches erbringen – nicht trotz, sondern wegen ihres Alters.

Digitales Extra

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Üben Sie sich im Umgang mit Vorurteilen und Pauschalisierungen

Stellen Sie sich vor, Sie würden (bewusst durch direkte Aussprache oder unterbewusst zwischen den Zeilen) mit einem Vorurteil bezogen auf Ihr eigenes Alter konfrontiert. In solch einem Moment spontan dagegen anzugehen und den angemessenen Ton zu treffen ist gerade im Bewerbungskontext herausfordernd. Deshalb sollten Sie sich einige Redewendungen zulegen, um Derartiges direkt und klar anzusprechen, wenn es auftritt. Sie können beispielsweise die Aussage [22]zurückspiegeln mit einer Frage (»Wie kommen Sie darauf, dass ich der Reisetätigkeit nicht gewachsen bin?«). Sie können ebenso die genannten Kritikpunkte ins Positive umkehren (»Ich bin offen für Neues, wenn ich den dahinterstehenden Zweck verstehe. Das motiviert mich, die Idee auch gegen Blockaden zu vertreten!«). Oder Sie können das Gesagte mit einem Scherz entkräften (»An meinen letzten Krankenstand kann ich mich gar nicht mehr erinnern – und das liegt nicht an meiner vermeintlich reduzierten Merkfähigkeit!«).

Hartnäckige Pauschalismen widerlegen Sie am besten mit konkreten Gegenerzählungen. Schreiben Sie zu jedem der oben genannten Punkte eine Arbeitssituation aus Ihrer Anfangszeit auf, die Sie damals aus Ihrer Sicht nicht perfekt gelöst haben – etwa, weil Ihnen Erfahrung, Seniorität oder Gelassenheit fehlten. Stellen Sie diesen jeweils eine ähnliche Arbeitssituation aus jüngerer Zeit gegenüber, in der Sie erfolgreicher agiert haben. Ergänzen Sie stichwortartig, welche altersbezogenen Faktoren dies ermöglicht haben könnten.

Ältere Bewerber neigen gelegentlich dazu, drum herum zu reden, anstatt ihre Vorteile im Vergleich zu Jüngeren knackig herauszustreichen. Unbewusst rücken sie sich dadurch in genau das Licht, in dem vorurteilsbehaftete Menschen sie sehen wollen. Die Sensibilisierung sollte daher immer auch in Ihre eigene Richtung gehen. Hinterfragen Sie deshalb, wie Sie nach außen wirken. »Eigenlob stinkt!« oder »Bescheidenheit ist eine Zier!« sind beispielsweise Sprichwörter, die Zurückhaltung als traditionellen, positiven Charakterzug hochhalten. Richtig daran ist, dass öffentliches Angebertum nicht gut ankommt. Richtig ist leider auch, dass dies im hochkompetitiven Bewerbungswettbewerb oft hinderlich wirkt.

[23]2Die passende Strategie für Ihre Bewerbung

Sie schreiben fleißig Bewerbungen, informieren sich über aktuelle Entwicklungen in Ihrer Branche, investieren viel Zeit und Energie in die Jobsuche – trotzdem will es nicht recht laufen oder es geht Ihnen zu langsam? Sie gehen viele kleine Teilschritte, versuchen, alles an Informationen für den neuen Job zu verwerten, und denken Tag und Nacht daran, hier noch mehr und dort noch länger etwas dafür zu tun? Vielleicht verwechseln Sie Taktik mit Strategie: Beides braucht es, aber Ersteres setzt Letzteres voraus.

Die Taktik beinhaltet Mittel und Wege, um ein berufliches Ziel umzusetzen, dabei folgt sie der Strategie als übergeordnetem Plan. Deren wesentliche Eckpunkte sollten daher als Erstes geklärt werden. Viele Jobsuchende haben Angebote, Interviews oder entwickeln ein tolles Jobprofil. Obwohl sie vieles richtig machen, haben sie das Gefühl, nicht zum Zug zu kommen oder dass knapp immer wieder andere Bewerber bevorzugt werden. Dann ist es Zeit, einen Schritt zurückzugehen und über die jobstrategische Ausrichtung nachzudenken. Auch hier zeigt sich ein Vorteil, den Sie als älterer Bewerber mitbringen: Sie sind in der Lage, das strategische Denken nicht nur im Job, sondern auch für Ihre Karriereplanung zu nutzen.

2.1Senior-Talenting und berufliche Digitalisierung – Stärken verstärken statt Schwächen kaschieren

Die virtuelle Assistentin steuert die Playlist zu Hause, auf dem Smartphone werden die Fußballergebnisse minütlich aktualisiert, die Lieferservice-App sorgt dafür, dass schnell asiatisches Essen eintrifft, und abends läuft die Lieblingsserie auf Netflix. Die Digitalisierung ist im Privatleben ein ständiger und intuitiv genutzter Begleiter, der schon lange nicht mehr als außergewöhnlich wahrgenommen wird. Doch wenn es um den Bewerbungs- und Berufsalltag geht, herrscht bei vielen älteren Arbeitnehmern die Angst vor der Digitalisierung vor, die ihnen als Schreckgespenst in der Nacht so manches Mal den Schlaf raubt. Man liest, Digitalisierung sei für die Jungen, nicht für die Alten, deren Jobs nach und nach zugunsten der künstlichen Intelligenz wegrationalisiert würden. Und dann kommt noch die alltägliche Erfahrung hinzu, die ihnen mit Raketenschnelle neue Technologien vorsetzt, deren Bedienung wieder erlernt und durch die alles umgestellt werden will. Sie wehren sich manchmal innerlich dagegen? – Gut so!

Schärfen Sie Ihr digitales Kompetenzpotenzial

Digitale Kompetenz ist nicht dasselbe wie IT-Fertigkeit, Mediennutzung und die neuesten Technologietrends intus zu haben. Das beste Tool nützt nichts, wenn Sie nicht [24]wissen, in welchem Kontext seine Anwendung sinnvoll ist und was inhaltlich dahintersteht. Zum Beispiel gehört ein kritischer und kompetenter Umgang mit Informationen in der heutigen Datenflut ebenso zur digitalen Kompetenz wie menschliche Kompetenzen (zum Beispiel Problemlösefähigkeit, Kommunikation und Teamwork), um die Chancen moderner Technologien überhaupt erst ausschöpfen zu können. Meist wird Ihre Stärke genau hier liegen und nicht bei Robotics, Blockchain oder Virtualisierung – und das reicht völlig aus! Nicht jeder Bewerber muss ein Programmier-Genie, ein IT-Freak oder Technik-Nerd sein, um sich in der digitalen Welt behaupten zu können. Vielmehr ist eine bestimmte Einstellung zum Zukunftsthema Digitalisierung hilfreich. Sie genügt, sofern Sie sich nicht in der Informatikabteilung bewerben.

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Sammeln Sie Ihre Erfahrungswerte

Gehen Sie im Kopf Ihr Berufsleben oder Ihren schon erstellten Lebenslauf (siehe Kapitel 3.2) durch. Denken Sie an die wichtigsten beruflichen Stationen und klopfen Sie diese auf das Thema Digitalisierung ab. Welche Veränderungen diesbezüglich haben Sie bereits miterlebt, begleitet oder eventuell selbst gesteuert? Egal, ob das »papierlose Büro« eingeführt, eine neue EDV etabliert oder auf Computerverwaltung umgestellt wurde: Wo lagen die größten Herausforderungen aus Ihrer Sicht? Was hat das mit den Arbeitsprozessen und der Arbeitskultur gemacht? Wo lagen versteckte Probleme, die man erst im Nachhinein entdeckte, weil sie auf den ersten Blick gar nichts mit Digitalisierung zu tun hatten?

Halten Sie Ihre Überlegungen stichwortartig fest und übertragen Sie sie auf Ihren neuen Traumjob: Welche Ihrer Erfahrungen könnten auch in Zukunft relevant sein? Welche digitalen Weiterentwicklungen fallen Ihnen dazu ein, völlig unabhängig von der technischen Realisierbarkeit? Wie könnte eine Automatisierung von Arbeitsprozessen in Ihrer künftigen Branche aussehen?

Auch wenn es die Firmengeschichten erfolgreicher Tech-Giganten oder Zeitungsberichte gerne anders darstellen, sind die an den erfolgreichsten Start-up-Gründungen beteiligten Menschen im Durchschnitt nicht etwa 20, 25 oder 30 Jahre, sondern über 40 Jahre alt. Zwar haben Jüngere meist einen intuitiveren Zugang zu Digitaltechnologien, weil sie damit natürlicherweise groß geworden sind und damit zu den »Digital Natives« zählen. Ältere hingegen blicken auf viele Jahre im Business-Umfeld zurück. Sie erkennen möglicherweise schneller, was wirklich innovativ und was nur »alter Wein in neuen Schläuchen« ist, und können realistischer Herausforderungen von neuen Technologien einschätzen.

Machen Sie die Digitalisierung zu Ihrem Verbündeten im Geiste, nicht zuletzt, weil sich damit neue Möglichkeiten für eine altersgerechte Arbeitsgestaltung auftun. Eine [25]altersbedingt geringere Muskelkraft, sinkende Schnelligkeit oder langsamere Wahrnehmungen über die Sinne spielen an vielen Arbeitsplätzen heute keine zentrale Rolle mehr. Moderne Sehhilfen, ein Hörgerät oder ergonomische Computertatstaturen können in vielen Fällen die nachlassende körperliche Leistungsfähigkeit ebenso leicht kompensieren wie die automatische Einstellung von Arbeitsmaschinen auf individuelle Körpermaße oder die optimale Anpassung von Arbeitsmitteln, etwa an die sich im Alter verändernde Sensorik. In Zeiten strukturierter Informationssysteme tritt die jugendliche Fähigkeit, sich alles auswendig merken und wie aus der Pistole geschossen wiedergeben zu können, merklich in den Hintergrund. Da insbesondere für ältere Arbeitnehmer die geistige Abwechslung wichtig ist, kommt es gerade recht, dass Digitalisierung für Entlastung sorgt, was ermüdende, stets wiederkehrende Tätigkeiten betrifft.

Special

Anstatt Ihre Erfahrung für Routineaufgaben zu vergeuden, initiieren und begleiten Sie besser (digitale) Transformationsprozesse im Unternehmen und tragen dazu bei, die digitale Wertschöpfungskette zu verbessern. Langjährige Erfahrung auf der einen Seite und digitale Kompetenz auf der anderen schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich in Ihrer Person bestenfalls. Die Bedienung einer neuen Software kann zwar heute jeder bei genauer Einschulung erlernen. Gerade in Zeiten, in denen Produkte und Dienstleistungen oft austauschbar sind, entscheiden aber häufiger Wissensmanagement und emotionale Faktoren. Dazu reicht ein digitales Mindset sowie Grundlagen, um mit digitalen Tools umgehen zu können.

Wecken Sie Ihre digitale Entdeckungsbereitschaft