Bewusstes Präsentieren - Erik B. Nilsson - E-Book

Bewusstes Präsentieren E-Book

Erik B. Nilsson

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Beschreibung

Im Laufe meines Lebens habe ich schlechte Präsentationen gegeben und auch leidend einige anhören müssen. Was ist schiefgelaufen? Wie kann man das anders und besser machen? Fragen, die mich immer wieder beschäftigt haben. Grund genug, einige Beobachtungen und Gedanken niederzuschreiben, fast aus dem Leiden eine Leidenschaft zu machen. Es handelt sich hier schlicht und einfach um eine Reihe von über Jahrzehnten gewonnenen Erfahrungen und entsprechenden Einsichten, die auf allgemein gültigen Grundlagen oder Weisheiten basieren. Konkret: Philosophien und Vorgehensweisen, ergänzt mit Reflexionen und Beispielen.

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Seitenzahl: 84

Veröffentlichungsjahr: 2017

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BEGRÜNDUNG

Im Laufe meines Lebens habe ich schlechte Präsentationen gegeben und auch leidend einige anhören müssen. Was ist schiefgelaufen? Wie kann man das anders und besser machen?

Fragen, die mich immer wieder beschäftigt haben. Grund genug, einige Beobachtungen und Gedanken niederzuschreiben, fast aus dem Leiden eine Leidenschaft zu machen. Ich möchte betonen: Es handelt sich hier schlicht und einfach um eine Reihe von über Jahrzehnten gewonnenen Erfahrungen und entsprechenden Einsichten, die auf allgemein gültigen Grundlagen oder Weisheiten basieren. Konkret: Philosophien und Vorgehensweisen, ergänzt mit Reflexionen und Beispielen.

Vieles wissen wir schon, manches davon ist sogar trivial. Wir sehen oder berücksichtigen etwas, entwickeln es aber nicht. Manchmal benötigen wir einfach nur einen Wecker – einen Anlass zum Nachdenken –, um das Bewusstsein zu schärfen und die Sensibilität zu erhöhen.

Ich denke auch oder bin sogar sicher, dass dieses Schriftstück außerdem einen Selbstzweck hat. Eine Art Ventil, um Ideen überdenkend zu sortieren. So ist diese Arbeit für mich eine persönliche Wertschöpfung: aus dem Gegebenen etwas Höherwertiges produziert zu haben. Denn manchmal schafft man neue und reichere Werte, indem man Vorhandenes einfach schöner, besser und geordneter darstellt. Genau wie bei einer guten Präsentation.

Danke an Trixi Finke und Hannah Staudt

Inhaltsverzeichnis

DIE PRÄSENTATION

Die richtige Ausrüstung

VORBEREITUNG

Information

Konzept

Gliederung

Ballast

INHALTE

Geschichte

Argumentation

Wahrheit

Gerüchte

Dramaturgie

AUSFÜHRUNG

Bilder

Logo

Zeit

Technik

DER REDNER

Die richtige Person

EXPERTISE

Sachkenntnis

Visionen

Perfektionismus

Phantasie

VERSTÄNDLICHKEIT

Berichten

Kommentieren

Plaudern

Fremdsprachen

Verstärken

Wiederholen

GLAUBWÜRDIGKEIT

Konzentration

Bescheidenheit

Verantwortung

Offenheit

Körpersprache

Gefühle

PRÄSENZ

Kleidung

Individualismus

Selbstsicherheit

Ausstrahlung

Begeisterung

DAS AUDITORIUM

Der richtige Platz

OBSERVIEREN

Loyalität

Sehen

Verstehen

REAGIEREN

Umsetzen

Begründeter Angriff

Situativer Angriff

Bösartiger Angriff

Konsequenz

Angst

AGIEREN

Begrüßung

Frieden

Anerkennung

Respekt

BELOHNUNG

DIE PRÄSENTATION

Die richtige Ausrüstung

Bereichernd und informativ, aber auch unterhaltsam und spannend.

VORBEREITUNG

Information

Als das Manna vom Himmel fiel, hatte der Mensch keinen Löffel

Die großen, tragenden Entscheidungen in unserem Leben liegen nicht selten außerhalb unserer Kontrolle. Entscheidend ist, sie rechtzeitig zu erkennen und zu nutzen. Wir haben die Woge nicht hervorgerufen, können uns aber von ihr an Land tragen lassen.

Der Redner muss zuerst Informationen für seinen Vortrag sammeln: Durch einen direkten Anruf bei echten Kapazitäten öffnen sich neue Perspektiven, und falsche Vorstellungen werden korrigiert. Die meisten Menschen, vor allem Akademiker, reden gerne von ihrem (tollen) Beruf und über ihr (großes) Wissen. Am besten sollte man mit vorbereiteten Fragen bewaffnet anrufen. Und wenn anfangs das Gespräch ein wenig holprig läuft, tut ein bisschen Süßholzraspeln Wunder. Zum Beispiel: „Ich habe Ihre umfangreiche Publikationsliste durchgeblättert.“

Durch eine Arbeitsweise, bei der man das Erreichte immer wieder zusammenfasst, werden automatisch neue Gedanken, Ideen oder Lösungsmöglichkeiten geweckt. Das bedeutet, Texte, Bilder, Tabellen und Grafiken früh zu entwickeln und immer wieder zu ergänzen und zu aktualisieren; wie einen Stahldraht, der bis zum Seil wächst.

Man überprüft so auch kontinuierlich die Erfolgsaussichten, und Korrekturen sind noch möglich. Etwas falsch einzuschätzen, vor allem anfangs, oder Fehler zu machen, ist kein Verderben. Ein Projekt ist kein Fehlervermeidungsspiel, wer stolpert, kann wieder aufstehen. Aber wenn das Fortfahren sinnlos, ja gefährlich wird, soll vor lauter Tüchtigkeitseifer nicht blind einfach weitergemacht werden, sonst gerät man in Gefahr, wie Don Quichotte gegen Windmühlen zu kämpfen.

Während meiner langen Zeit als Mitarbeiter pharmazeutischer Unternehmen habe ich festgestellt, dass auch die Entwicklung von neuen Arzneimitteln der Mode unterworfen ist. In einem Fall hatten drei weltweit tätige Firmen je einen ähnlichen Enzym-Hemmstoff in der Entwicklung, so auch „meine“ Firma.

Wir wollten die humanpharmakologische Wirksamkeit der drei Produkte vergleichen. Ich bekam die interessante Aufgabe, dafür eine Methode aufzubauen. Die ersten Ergebnisse meiner Versuche waren erschütternd. Die beiden Konkurrenzprodukte zeigten eine ausgezeichnete Wirksamkeit, unser Produkt hatte dagegen keinerlei Wirkung.

Gerade zu dieser Zeit wurde ein firmeninternes Planungstreffen einberufen. Da meine Untersuchungen noch nicht abgeschlossen waren, sollte ich dort keine Daten vortragen. Doch während des Treffens bat mich mein Chef trotzdem, „vorläufige Daten“ vorzustellen. Ich hatte keine Präsentation vorbereitet und war hinsichtlich meiner negativen Ergebnisse verunsichert. Meine Präsentation war dementsprechend undeutlich und unvollständig. Milde ausgedrückt, es wäre besser gewesen, ich hätte nichts vorgetragen.

Einige Zeit später erschien eine Publikation einer der Konkurrenzfirmen. Darin wurde beschrieben, wie die drei Produkte auf die gleiche Art, wie ich es getan hatte, verglichen wurden und wie genau das gleiche Ergebnis erzielt wurde wie bei mir, nämlich u. a. ein Nachweis der Untauglichkeit unseres Produkts.

Obwohl unser Produkt nicht weiterentwickelt wurde (es wäre ja sinnlos gewesen!), und obwohl ich meine Daten bei der Firmenzentrale nachträglich vorstellen durfte (Trostpreis), fühlte ich mich nicht wenigstens wie ein zweiter Sieger – nach dem Motto: „Habe ja recht gehabt“ –, sondern als erster Verlierer.

The 7-P-Rule

Proper Planning and Preparation Prevent Piss-Poor Performance (angeblich beim US Marine Corps und der britischen Armee entstanden)

Konzept

Wenn dauernd an den Wurzeln gebastelt wird, kann kein Baum richtig wachsen

Auch eine gute Idee braucht eine gewisse Organisation oder Ordnung, um Fuß zu fassen. Aus den schönsten Gedanken wird nichts, wenn das Gerüst fehlt.

Ein festes, einfacheres und grundlegendes Konzept der Präsentation, mit klaren Grenzen, vermindert die Gefahr, sich in eine Sackgasse zu verirren und sich dort länger als unbedingt notwendig aufzuhalten. Auch negative Konsequenzen sollten berücksichtigt werden. Zum Beispiel, wenn das Projekt sinnlos ist, weil schon mal durchgeführt, oder wenn das Unterfangen rechtliche Grundlagen verletzt oder wenn die Durchführung persönliche, wirtschaftliche oder ökonomische Schäden verursacht. Wenn gewisse Rahmenbedingungen nicht vorhanden sind, wenn ein Mensch die Ordnung verliert, ist es nicht weit, bis er auch die Nerven verliert. Er ist, wie es auf Englisch so treffend heißt, „out of sorts“ („indisponiert“ oder „von der Rolle“).

Oft ist es bei der Planung vorteilhaft, die Intention („Wo will ich hin?“) anfangs zu formulieren, natürlich ohne das Ergebnis vorwegzunehmen. Das bedeutet, sich das große Bild zuerst vorzustellen und es dann mit den Methoden und Details zu verfeinern; letztlich ergibt sich so die Projektbeschreibung von selbst. So wird die Verbindung zwischen Ganzheit (Zielvorgabe) und Spezifischem (Methoden) immer wieder hergestellt. Wie auftauchen und Luft holen. Der Häuslebauer malt sich erst das große Bild vom Eigenheim und verfeinert dann mit bautechnischen Varianten und Finanzmöglichkeiten. Und das immer mit Bezug auf den Ursprungsgedanken.

Um die Dinge leichter begreifen und behandeln zu können, legen Menschen sie gerne in gesonderte Schubladen. Mit einem kurzen tabellarischen Inhaltsverzeichnis, zum Beispiel in PowerPoint, am Anfang eines Vortrags werden die Schubladen definiert, und das Auditorium wird aufs Thema eingestellt. Wenn diese Liste übersichtlich, knackig und einprägsam ist, weckt sie den Appetit der Zuhörer. Die Einheiten der Liste dürfen weder zu unspezifisch noch zu umfangreich sein. Es ist beim Frühlingsputz leichter machbar, erst die Hosen zu sortieren (spezifisch) als sofort den ganzen Kleiderschrank aufzuräumen (umfangreich).

Wer gut strukturiert, spart Zeit und kommt mit weniger Grübeln und geistigem Aufwand aus.

Das periodische System der chemischen Elemente wurde bereits im neunzehnten Jahrhundert aufgestellt. Damals wurden Elemente „rechnerisch“ definiert und beschrieben, die erst viele Jahre später tatsächlich in der Natur auch gefunden wurden.

Ein klassisches Beispiel dafür, dass eine systematische Aufarbeitung Löcher (fehlende Teile oder Inhalte) ersichtlich machen kann.

Gliederung

Züge fahren nur da, wo Gleise verlegt sind

Viele Redner fangen irgendwo an und biegen mal links, mal rechts ab beziehungsweise weichen mal hierhin, mal dorthin aus. Die Geschichte steuert den Erzähler, doch wohin? Es existieren aber einige sehr hilfreiche und klare Modelle der Gestaltung einer Präsentation.

Die wissenschaftliche Einteilung besteht aus vier Teilen. Der Grund (Introduktion), das Verfahren (Methode) und das Ergebnis des Projekts (Resultat) werden logisch nacheinander erläutert. Eine freie Diskussion folgt, die nicht zuletzt Perspektiven aufzeigen soll. Diese Einteilung ist für faktenreiche PowerPoint-Präsentationen sehr geeignet, aber auch im übertragenen Sinn häufig anwendbar.

Die chronologische Variante ist simpel aufgebaut. Eine Geschichte von Anfang an zu erzählen erleichtert das freie Reden und erhöht die Verständlichkeit. Indem schon teilweise Bekanntes erwähnt wird, baut der Redner eine aktive Verbindung zum Auditorium. Die Zuhörer fühlen sich erstens bestätigt – „Wusste ich schon, ich bin dabei!“ Zweitens sind sie zufrieden, weil sie darüber hinaus etwas Neues und Ergänzendes erfahren haben. Wer eine Dokumentation über die 50er Jahre anschaut und selbst die Zeit erlebt hat, weiß schon einiges, erfährt Zusätzliches und nimmt entsprechend intensiver teil.

Die Verflechtung ist kompliziert. Zwei oder mehrere Geschichten ineinander zu schachteln oder parallel laufen zu lassen, ist sicherlich schwieriger. Wenn beim Fußball die Innenverteidiger nicht eng genug stehen, entsteht ein gefährliches Loch. Aber die möglichen Querverbindungen, ja Querpässe, öffnen wunderbare Assoziationen und Laufwege. Diese Methode kann sogar so kompliziert sein, dass der Vortrag vom Blatt gelesen werden muss, aber sie ist kreativ. Denken wir an Krimis, wo die Wege des Mörders und des Fahnders wechselweise beschrieben und preisgegeben werden.

Die flanierende Variante hat etwas Verführerisches. Durch die Straßen und Gassen einer schönen Stadt zu schlendern ist faszinierend. Häuser, Plätze, Straßen, Cafés, Kirchen, Läden und vor allem Menschen zu sehen. Sich etwas dabei zu denken und zu fühlen, ja zu phantasieren, und sich aus verschiedenen Eindrücken ein Bild zu formen. Ein Vortrag kann auch so ein Gefühl des Flanierens wecken. Und das, obwohl der Vortrag sehr bewusst eingeteilt und gesteuert ist. Eigentlich wie ein Kinofilm, der aus vielen Szenen besteht, die sich am Schluss zu einer Einheit zusammensetzen.

Gewissermaßen regelt auch die Form (die Gliederung) den Inhalt und nicht nur umgekehrt.

Das Gebäude des Automuseums (des Autoerfinders) ist rund, nicht eckig. Die Ausstellung startet oben und verläuft im Kreis nach unten. Panoramafenster machen den Blick auf die schöne und kulturhistorisch reiche Umgebung frei.

Die Autos sind nicht strikt nach Modell und Jahrgang ausgestellt. Oft werden Epochen durch Unikate repräsentiert, wie z. B. einen sehr bunten Linienbus aus Argentinien oder ein lustig aussehendes Abschleppauto für Rennwagen aus der Mitte des letzten Jahrhunderts.