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Rupert Spira lädt dazu ein, die Welt mit neuen Augen zu sehen - ganz von der eigenen Erfahrung ausgehend. Erfahrung meint er in einem ganz radikalen Sinne, als "reine Erfahrung" ohne subjektive Wertungen, nicht verfälscht durch Interpretationen. Mit einer Reihe von "Experimenten" lässt Spira seine Leser diese reine Erfahrung konkret erleben. Von dieser eigentlichen Quelle der Erkenntnis führt der Autor zu einem tiefgreifenden, erweiterten Verständnis von Erfahrung und Bewusstsein. Am Ende der Reise wird klar, dass es nur Bewusstsein gibt und nichts außerhalb von Bewusstsein. Ob Christentum, Hinduismus, Buddhismus, Zen, Sufismus, Judentum oder Advaita-Vedanta - allen großen spirituellen Traditionen ist dieses Prinzip gemeinsam: Bewusstsein ist alles. Und diese Erkenntnis - sobald sie konkret erlebt und erfahren werden kann - schafft Raum im persönlichen Erleben und befreit unmittelbar von Ballast und Beschränkungen. Alle, die tiefer einsteigen wollen, lernen hier ein neues Herangehen kennen: Wenn unsere Identifizierung mit dem, was wir "Ich" nennen, sich auflöst, wenn unser Bewusstsein sich in diesem Sinne erweitert, entfaltet sich unser Leben mit innerem Frieden und Leichtigkeit.
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Seitenzahl: 322
Veröffentlichungsjahr: 2013
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Rupert Spira Bewusstsein ist alles
Rupert Spira
Bewusstsein ist alles
Über die Natur unserer Erfahrung
VAK Verlags GmbH Kirchzarten bei Freiburg
Titel der Originalausgabe: The Transparency of Things © Rupert Spira 2008 ISBN 978-0-9558290-5-5 Erschienen bei: Non-Duality Press, Salisbury (Großbritannien)
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
VAK Verlags GmbH Eschbachstraße 5 79199 Kirchzarten Deutschland
© VAK Verlags GmbH, Kirchzarten bei Freiburg 2011 Übersetzung: Dr. Jörg van Hoorn Lektorat: Norbert Gehlen Layout und Satz: Karl-Heinz Mundinger, VAK Umschlagfoto: iStockphoto Umschlagdesign: Sabine Fuchs, Fuchs_Design München E-Book-Konvertierung: Satzweiss.com Print Web Software GmbH, SaarbrückenISBN 978-3-95484-200-1 (ePub) ISBN 978-3-95484-201-8 (Kindle) ISBN 978-3-95484-202-5 (PDF)
Vorbemerkungen des Verlags
Viele Begriffe, die der Autor in diesem Buch verwendet, haben hier eine etwas andere Bedeutung als in der Alltagssprache. Dies wird verdeutlicht durch Besonderheiten der Schreibweise: Schreibung in ‚halben Anführungszeichen‘, Zusammensetzungen wie „Körper/Geist“, Wortneuschöpfungen wie „Einsheit“ u. Ä. Die deutsche Ausgabe orientiert sich dabei an den Vorgaben des Autors, mit einer Ausnahme: In vielen Fällen signalisiert der Autor die abweichende Wortbedeutung durch Großschreibung von Wörtern, die im Englischen normalerweise kleingeschrieben werden – diese Wörter sind hier in KAPITÄLCHENgesetzt.
Dieses Buch wurde geschrieben mit Liebe und Dankbarkeit für Ellen, meine Lebensgefährtin, und für Francis Lucille, meinen Freund und Lehrer.
Was ist, vergeht nie. Was nicht ist, entsteht nie
PARMENIDES
Dieses Buch ist eine Sammlung von Betrachtungen und Reflexionen über die Natur unserer Erfahrung. Sein einziger Zweck – soweit man überhaupt sagen kann, dass es einen Zweck hat – besteht darin, schlicht und einfach Erfahrung selbst, an und für sich, ganz genau zu betrachten.
Die Aussagen, mit denen wir im Allgemeinen unsere Erfahrung beschreiben, werden meistens als so absolut wahr angesehen, dass sie anscheinend keiner weiteren Untersuchung bedürfen. Doch hier in diesem Buch ist unser Ansatz genau umgekehrt: Überhaupt gar nichts wird als gegeben angenommen – mit Ausnahme der sprachlichen Konventionen, die es uns ermöglichen zu kommunizieren.
Schon als Kinder werden wir dazu angeregt, unsere Erfahrungen auf eine Art zu beschreiben, die diese Erfahrungen sowohl auszudrücken als auch zu bestätigen scheint. Später bestimmen diese Ausdrucksweisen dann, wie uns die Welt erscheint.
„David liebt Jane.“– „Tim sah den Bus.“ … Bereits unsere ersten Formulierungen unterteilen Erfahrung in ‚ich‘ und ‚anderes‘, ‚ich‘ und ‚die Welt‘, in ein Subjekt, das erfährt, und ein Objekt, das erfahren wird. Und unsere Erfahrung scheint von da an diese Formulierungen zu bestätigen.
Aber in einem bestimmten Stadium ahnen wir, dass diese Formulierungen nicht unsere Erfahrung zum Ausdruck bringen, sondern dass sie unsere Erfahrung bestimmen.
Dieses Buch beschäftigt sich nicht mit einzelnen Eigenschaften der Erfahrung, sondern mit Erfahrung selbst. Es erforscht die grundsätzliche Natur von Erfahrung. Was ist dieses ‚ich‘? Was ist dieses ‚andere‘, diese ‚Welt‘? Und was ist dieses ‚Erfahren‘, das die beiden Pole zu verbinden scheint?
Die essenzielle Entdeckung aller großen spirituellen Traditionen ist die Übereinstimmung von BEWUSSTSEIN und REALITÄT. Es ist die Entdeckung, dass die grundlegende Natur eines jeden Einzelnen von uns mit der grundlegenden Natur des Universums übereinstimmt.
Diese Entdeckung wurde auf vielerlei Arten zum Ausdruck gebracht: „Atman ist Brahman.“ – „Ich und mein Vater sind eins.“ – „Nirwana ist Samsara.“ – „Leere ist Form.“ – „Ich bin Das.“ – „Alles ist Bewusstsein.“ – „Es gibt keine zwei Dinge.“ – „Sat Chit Ananda.“
Jede spirituelle Tradition hat ihre eigenen Wege, zu diesem Verständnis zu gelangen. Es ist nicht nur ein intellektuelles Verständnis, sondern eher ein Wissen jenseits des Verstandes. Und in jeder Tradition gibt es genau so viele Variationen der Herangehensweisen, wie es Schüler dieser Tradition gibt.
Dieses Buch erforscht, was wirklich und wahrhaftig erfahren wird. Die Frage „Was ist die Natur unserer Erfahrung, jetzt in diesem Moment?“ wird uns wieder und wieder beschäftigen.
Und doch ist dieses Buch kein philosophisches Traktat. Es ist eine Sammlung von Betrachtungen und Erörterungen, in denen einige Grundideen immer wieder, jedes Mal unter einem etwas anderen Blickwinkel, untersucht werden. Ein gewisses Maß an Wiederholungen ist daher unvermeidbar.
Man könnte sagen, dieses Buch wurde wie ein Musikstück geschrieben, in dem ein einzelnes Thema erforscht, hinterfragt, variiert und neu vorgetragen wird. Und jedes Mal, wenn das Hauptthema wieder aufgenommen wird, hat es (hoffentlich) durch die vorhergehenden Betrachtungen an Tiefe und Resonanz gewonnen.
Die Bedeutung von Worten liegt nicht in den Worten selbst. Ihre Bedeutung liegt in den Betrachtungen, aus denen sie entstehen und auf die sie verweisen. Dieser Text ist daher mit vielen Zwischenräumen gestaltet, die das kontemplative Herangehen fördern sollen.
Die Schlussfolgerungen, die hier gezogen werden, sind einzig dafür da, die alten, konventionellen und dualistischen Formulierungen infrage zu stellen, die so tief in die Art und Weise eingebettet wurden, wie wir uns und die Welt zu erfahren scheinen.
Sind diese alten Formulierungen erst einmal infrage gestellt, so müssen sie nicht aufgegeben werden. Sie können als provisorische Ideen weiter verwendet werden, die in bestimmten Lebensbereichen eine Funktion erfüllen.
Die neuen Formulierungen sind vielleicht passendere oder präzisere Ausdrucksformen unserer Erfahrung als die alten, aber sie haben nicht das Ziel, die alten Sicherheiten durch neue zu ersetzen.
Sie führen einfach in ein offenes NICHTWISSEN, das von Moment zu Moment in Abhängigkeit von der gegebenen Situation formuliert werden kann. Zu solchen Situationen können dabei auch Fragen über die Natur der Erfahrung gehören.
Es gibt viele Wege, zu diesem offenen NICHTWISSEN zu gelangen. Das Demontieren unserer falschen Sicherheiten mittels Hinterfragen, wie es hier angeboten wird, ist nur einer davon.
Wenn unsere Aufmerksamkeit jetzt auf das weiße Papier hingelenkt würde, auf dem diese Worte geschrieben stehen, so würden wir jenes verblüffende Gefühl erleben, plötzlich einer Sache gewahr zu werden und gleichzeitig zu erkennen, dass es zu offensichtlich ist, um erwähnt zu werden. Und doch scheinen wir in dem Moment, da wir auf das Papier hingewiesen werden, etwas Neues zu erfahren.
Wir erleben die merkwürdig vertraute Erfahrung, dass wir einer Sache gewahr werden, deren wir tatsächlich schon gewahr waren. Wir werden gewahr, dass wir des Papiers gewahr sind.
Das Papier ist keine neue Erfahrung, die durch dieses Hinlenken unserer Aufmerksamkeit erst erschaffen wurde. Und doch scheint unser Gewahrsein des Papiers eine neue Erfahrung zu sein.
Nun, wie steht es mit dem Gewahrsein selbst, das des Papiers gewahr ist? Ist es nicht immer in und hinter jeder Erfahrung gegenwärtig, so, wie das Papier in und hinter den Worten auf dieser Seite gegenwärtig ist?
Und wenn unsere Aufmerksamkeit davon angezogen wird, haben wir dann nicht das gleiche merkwürdige Gefühl, dass unser Gewahrsein auf etwas gerichtet wurde, dessen wir immer schon gewahr waren, ohne es bemerkt zu haben?
Tatsache unserer Erfahrung, wesentlich für die und doch unabhängig von den speziellen Eigenschaften jeder einzelnen Erfahrung? So, wie das Papier die offensichtlichste Tatsache dieser Seite ist, wesentlich für und doch unabhängig von jedem einzelnen Wort?
Ist dieses Gewahrsein selbst nicht der Träger und die Substanz jeder Erfahrung, so wie das Papier der Träger und die Substanz jedes Wortes ist?
Muss dieser Seite etwas Neues hinzugefügt werden, damit wir das Papier sehen? Muss dieser momentanen Erfahrung etwas Neues hinzugefügt werden, damit wir des Gewahrseins gewahr werden, das Träger und Substanz dieser Erfahrung ist?
Wenn wir, nachdem wir das Papier bemerkt haben, zu den Worten zurückkehren, verlieren wir dann das Papier aus den Augen? Sehen wir nicht die beiden, die scheinbar zwei sind, gleichzeitig als eins? Und haben wir sie nicht bereits stets als eins erlebt, ohne es zu bemerken?
Und verlieren wir entsprechend jenes Gewahrsein aus den Augen, das wir in und hinter jeder Erfahrung bemerkt haben, wenn wir den Fokus unserer Aufmerksamkeit wieder auf die objektiven Aspekte der Erfahrung richten? [„Objektiv“ meint der Autor in diesem Buch nicht im Sinne von „objektiver Berichterstattung“, sondern: bezogen auf die „Gegenstände“ von Erfahrung; und bei diesem Wort sollte man nicht nur materielle Gegenstände assoziieren! Anmerkung d. Verlags] Sehen wir die beiden, die scheinbar zwei sind, nun nicht gleichzeitig als eins? Und war es nicht immer schon so?
Beeinflussen die Worte das Papier? Ist dem Papier wichtig, was mit den Worten gesagt wird? Beeinflusst der Inhalt einer Erfahrung das Gewahrsein, in dem sie erscheint?
Jedes Wort auf dieser Seite ist tatsächlich nur aus Papier gemacht. Es drückt die Natur des Papiers aus, auch wenn das Wort vielleicht den Mond beschreibt.
Jede Erfahrung bringt nur GEWAHRSEIN oder BEWUSSTSEIN zum Ausdruck, auch wenn die Erfahrungen unendlich variieren.
GEWAHRSEIN oder BEWUSSTSEIN ist das offene NICHTWISSEN, auf das jede Erfahrung geschrieben wird.
Es ist so offensichtlich, dass es nicht bemerkt wird.
So nahe, dass es als Objekt nicht erkannt werden kann und doch immer bekannt ist.
So grundlegend, dass alle Erfahrungen, so winzig oder riesig sie auch sein mögen, völlig von dessen Präsenz gesättigt und durchdrungen sind.
So liebevoll, dass alles Vorstellbare bedingungslos darin aufgehoben ist.
So offen, dass es alles in sich aufnimmt.
So weit und grenzenlos, dass alles darin enthalten ist.
So gegenwärtig, dass jede einzelne Erfahrung in seiner Substanz schwingt.
Es ist nur dieses NICHTWISSEN, die Quelle, die Substanz und die Bestimmung jeglicher Erfahrung, auf die hier immer und immer wieder verwiesen wird.
Rupert Spira Oktober 2008
Die abstrakten Konzepte des Verstandes oder Geistes können REALITÄT nicht erfassen, auch wenn sie Ausdruck von REALITÄT sind.
(Zur Erläuterung: Das Wort mind wird in diesem Buch in zwei Bedeutungen verwendet. Im vorausgehenden Satz gilt die erste Bedeutung, diese beinhaltet: a) Denken und Vorstellen, b) Spüren (bezogen auf körperliche Empfindungen) und c) Wahrnehmen, also Sehen, Hören, Schmecken, Riechen und Berühren, mittels derer die Welt ‚erkannt‘ wird. In dieser Bedeutung werden der Körper und die Welt als Projektionen des Geistes angesehen. Die zweite Bedeutung bezieht sich nur auf das Denken und die Vorstellungen. Meist ist die zweite Bedeutung gemeint, aber gelegentlich wird das Wort mind in seiner weiteren Bedeutung verwendet. Rupert Spira)
[Anmerkung des Übersetzers: Das englische Wort mind hat im Deutschen keine direkte, eindeutige Entsprechung. Wir verwenden hier in der Regel den Begriff „Geist“, der für die „geistigen Prozesse“ steht. Diese umfassen sowohl das, was wir als Verstand bezeichnen, als auch das, was im Wahrnehmen und Empfinden geschieht. Gelegentlich verwenden wir auch den Begriff „Verstand“, wenn die Ausführungen sich speziell auf diesen Aspekt beziehen.]
Dualität, die Polarisierung in Subjekt und Objekt, ist ein Bestandteil der Konzepte des Verstandes. Sprechen wir zum Beispiel vom ‚Körper‘, so beziehen wir uns auf ein Objekt, das wiederum ein Subjekt impliziert. Erforschen wir dieses Objekt, so entdecken wir, dass es als solches nicht existent und eigentlich nur eine ‚Empfindung‘ ist.
Allerdings ist auch ‚Empfindung‘ immer noch ein Objekt und weiteres Untersuchen zeigt, dass es aus ‚Empfinden‘ gemacht ist, sozusagen aus ‚geistigem Stoff‘ und nicht aus etwas Physischem.
Und dann entdeckt man, dass ‚Empfinden‘ wiederum aus ‚Wissen‘ oder ‚Erkennen‘ gemacht ist. Und wenn wir das erforschen, finden wir heraus, dass es aus BEWUSSTSEIN gemacht ist.
Wenn wir BEWUSSTSEIN untersuchen, stellen wir fest, dass es keine objektiven Qualitäten hat. Und doch ist es das, von dem wir zuinnerst wissen, dass wir es sind. Es ist das, was wir mit ‚Ich‘ bezeichnen.
Und wenn wir ‚Ich‘ erforschen, finden wir heraus, dass es gemacht ist aus …
Hier brechen die abstrakten Konzepte des Verstandes zusammen. Weiter kommen sie nicht. Es gibt keine angemessene Bezeichnung für das, in das sich der Verstand auflöst. Wir kommen zur äußersten Einfachheit direkter Erfahrung.
Diese Ent-Objektivierung ist der Prozess scheinbarer Rückbildung (Involution), durch den ‚Das-was-nicht-benannt-werden-kann‘ seine Projektion des Körpers, des Geistes und der Welt zurückzieht und wieder entdeckt, dass es die eine Substanz der nahtlosen Totalität der Erfahrung ist.
‚Das-was-nicht-benannt-werden-kann‘, die ABSOLUTE LEERE, in die der Geist zusammenbricht, projiziert sich dann selbst, in sich selbst, beschreitet wieder den Weg scheinbarer Objektivierung, um die Erscheinungen Geist, Körper und Welt erneut zu erschaffen.
‚Das-was-nicht-benannt-werden-kann‘ und doch manchmal als ‚ICH‘, ‚BEWUSSTSEIN‘, ‚SEIN‘, ‚PURES WISSEN‘ bezeichnet wird, nimmt die Form von Denken, Spüren oder Wahrnehmen an, um als ein Körper, ein Geist oder eine Welt zu erscheinen.
Dies ist der Prozess einer scheinbaren Evolution, durch den ‚Das-was-nicht-benannt-werden-kann‘ einen Körper, einen Geist und eine Welt gebiert, ohne dabei jemals etwas anderes zu werden als es selbst.
Dieser Prozess von Evolution und Involution ist der Tanz der ‚EINSHEIT‘. ‚Das-was-nicht-benannt-werden-kann‘ nimmt Gestalt an, löst sich wieder auf, vibriert in jeder Nuance von Erfahrung, geht in sich selbst auf, ist transparent, offen, leer und leuchtend.
Der Verstand versucht, die Modulationen dieser Leere zu beschreiben, die sich selbst als Fülle der Erfahrung manifestiert und deren Fülle sich selbst als Leere erkennt. Und er weiß, dass er damit eine Kerze in den Wind hält.
Der Verstand beschreibt die Namen und Formen, durch die sich ‚Das-was-nicht-benannt-werden-kann‘ selbst aufteilt, um wie zwei oder wie viele zu erscheinen und um so die EINSHEIT von BEWUSSTSEIN/SEIN als BEWUSSTSEIN und SEIN erscheinen zu lassen.
Und der Verstand benutzt die gleichen Namen und Formen, um den scheinbaren Prozess zu beschreiben, durch den ‚Das-was-nicht-benannt-werden-kann‘ entdeckt, dass es nie zu etwas wird, dass es immer nur es selbst ist, es selbst ist, es selbst ist.
Jede der Aussagen hier ist lediglich vorübergehend wahr. Sie stimmt bezogen auf eine Aussage, ist aber falsch bezogen auf eine andere. Keine ist je absolut wahr.
Das Ziel jeder Aussage besteht darin, auf die Unrichtigkeit der vorangehenden hinzuweisen. Nur um dann darauf zu warten, selbst unmittelbar danach verworfen zu werden.
Jede Aussage ist ein Vermittler von WAHRHEIT, aber keine ist jemals wahr.
Der Geist (im weitesten Sinn des Wortes) besteht aus Konzepten und Erscheinungen. REALITÄT selbst kann er weder greifen noch begreifen.
Allerdings wird hier durch diesen Sprachgebrauch der Geist dafür verwendet, eher jene Erfahrung hervorzurufen, in der BEWUSSTSEIN sich selbst erkennt, als sie zu beschreiben.
In diesem Hervorrufen entsteht ein vorübergehender Ausdruck des ‚Das-was-nicht-benannt-werden-kann‘. Wie eine Blume, die einen Moment lang blüht und den Duft ihres Ursprungs im Garten des NICHTWISSENS verströmt.
Das, was diese Worte sieht und versteht – was immer es auch sein mag –, das wird hier mit ‚BEWUSSTSEIN‘ bezeichnet. Es ist das, was wir unserer Erkenntnis nach sind, was wir mit ‚Ich‘ bezeichnen.
Alles, um was gewusst wird, um das wird durch BEWUSSTSEIN gewusst. Also ist alles, um was gewusst wird, nur so gut wie unser Wissen vom BEWUSSTSEIN.
Was wissen wir über BEWUSSTSEIN?
Wir wissen, BEWUSSTSEIN ist, und um alles wird von und mittels des Bewusstseins gewusst. Doch BEWUSSTSEIN selbst kann nicht Objekt dieses Wissens sein.
Hätte BEWUSSTSEIN irgendwelche objektiven Eigenschaften, die man erkennen könnte, so wäre Bewusstsein selbst das, was sich dieser Eigenschaften bewusst wäre, und es wäre somit unabhängig von ihnen. Daher können wir nichts Objektives über BEWUSSTSEIN wissen.
Wenn wir also nicht wissen, was BEWUSSTSEIN ist, was ‚ich‘ bin, aber wissen, dass es ist, und wenn alles, was wir erfahren, vom oder durch dieses wissende BEWUSSTSEIN gewusst wird, wie können wir wissen, was irgendetwas wirklich ist?
Alles, was wir sicher über ein Objekt wissen können, ist, dass es ist, und diese Eigenschaft von „Ist-heit“ wird hier mit SEINoder EXISTENZbezeichnet. Es ist jener Teil unserer Erfahrung, der real ist, der Bestand hat, der keine flüchtige Erscheinung ist. Daher wird dieser Teil auch als Realität der Erfahrung bezeichnet.
Wir wissen, dass BEWUSSTSEINgerade anwesend ist, und wissen, dass, was auch immer gerade erfahren wird, existiert. Es hat EXISTENZ.
Wenn wir denken, dass wir etwas Objektives über uns oder die Welt wissen, dann wird das, von dem wir denken, dass wir es wissen, unsere weiteren Untersuchungen der Natur der Wahrnehmung beeinflussen. Also müssen wir, bevor wir wissen, was etwas ist, sofern dies überhaupt möglich ist, zunächst verstehen, dass wir nicht wissen, was irgendetwas wirklich ist.
Daher hat das Abklären unserer eigenen Natur und der Natur der Welt der Objekte anfänglich mehr damit zu tun, tief verankerte Ideen und Vorstellungen darüber offenzulegen, wie unserer Meinung nach die Dinge sind, als damit, neues Wissen anzusammeln. Es geht um das Aufdecken unserer falschen Sicherheiten.
Wird erst einmal eine Vorstellung, die wir als Tatsache angesehen haben, als Vorstellung aufgedeckt, so fällt sie auf ganz natürliche Art fort. Ob mehr erreicht werden muss als das Aufdecken unserer falschen Ideen über die Natur der Dinge, wird sich noch zeigen. Das können wir nicht wissen, solange nicht alle falschen Ideen entfernt wurden.
Viele unserer Ideen und Vorstellungen über uns selbst und die Welt sind so tief verwurzelt, dass wir ihrer nicht als Vorstellungen gewahr sind, sondern sie, ohne sie zu hinterfragen, als absolute Wahrheiten hinnehmen.
So nehmen wir zum Beispiel an, dass wir ein Körper seien, ein Mann oder eine Frau, und dass wir geboren seien und sterben würden. Wir denken, dass wir ein Wesen unter unzählbaren anderen Wesen seien und dass dieses Wesen seinen Sitz irgendwo im Körper habe, meistens hinter den Augen oder im Brustbereich.
Wir denken, dass wir das Subjekt unserer Erfahrung seien und alle anderen und alles andere das Objekt. Wir denken, dass wir, als dieses Subjekt, die Ausführenden unserer Handlungen, die Denker unserer Gedanken, die Fühlenden unserer Gefühle, die Entscheider bei unseren Entscheidungen seien. Wir glauben, dass dieses Wesen, als das wir uns betrachten, in manchen Bereichen der Erfahrung die freie Wahl habe und in anderen Bereichen nicht.
Wir glauben, dass Raum und Zeit tatsächlich erfahren würden, dass sie vor uns existierten und weiter existieren werden, wenn wir gestorben sind.
Wir denken, dass Objekte unabhängig davon existierten, dass sie wahrgenommen werden, dass BEWUSSTSEIN etwas Persönliches und Begrenztes sei, ein Nebenprodukt des Geistes, und dass der Geist ein Nebenprodukt des Körpers sei.
Diese Vorstellungen und viele weitere werden als so offensichtlich wahr angesehen, dass es gar nicht notwendig erscheint, sie zu hinterfragen. Sie alle zusammen ergeben eine Religion des Materialismus, der sich die große Mehrheit der Menschheit verschreibt. Besonders überraschend ist dies in den Bereichen des Lebens, die vorgeben, sich explizit mit Fragen zur Natur von REALITÄT zu beschäftigen, wie zum Beispiel Religion, Philosophie und Kunst.
Der einzig verfügbare Bereich für Untersuchungen ist Erfahrung. Das scheint zu offensichtlich, um es zu erwähnen, aber die Folgerungen reichen tief. Es impliziert, dass wir nie etwas außerhalb von Erfahrung erfahren. Falls es etwas außerhalb von Erfahrung gibt, haben wir absolut kein Wissen darüber und somit auch keine Berechtigung anzunehmen, dass es existiert.
Dies wiederum bedeutet, dass wir, wenn wir eine aufrichtige Untersuchung der Natur von REALITÄT vornehmen wollen, alle Vorannahmen verwerfen müssen, die nicht aus direkter Erfahrung hergeleitet sind; derartige Vorannahmen bezögen sich nämlich nicht auf die Erfahrung selbst und daher auch nicht auf uns selbst oder die Welt. Wenn wir aufrichtig bei unserer Erfahrung bleiben, werden wir überrascht bemerken, wie viele unserer Annahmen und Voraussetzungen sich als unhaltbare Vorstellungen herausstellen.
Jegliche Erfahrung findet hier und jetzt statt, also muss die Natur von REALITÄT, was immer dies ist, in der Intimität und Unmittelbarkeit der momentanen Erfahrung gegenwärtig sein.
‚ICH‘, BEWUSSTSEIN, ist gegenwärtig und irgendetwas, was immer es auch sei – diese Worte, Verkehrsgeräusche, ein Gefühl von Traurigkeit –, ist ebenfalls gegenwärtig.
Wir wissen nicht, was dieses Bewusstsein ist. Und auch nicht, was die REALITÄT dieser Worte oder der momentanen Erfahrung ist. Allerdings ist da das BEWUSSTSEIN von ‚etwas‘ und da ist die EXISTENZ von diesem ‚etwas‘. Beide sind in der momentanen Erfahrung gegenwärtig.
In welcher Beziehung stehen die beiden?
Der Verstand, als Teil des Geistes, hat ein machtvolles Geflecht von Konzepten über REALITÄT aufgebaut, das wenig mit tatsächlicher Erfahrung zu tun hat. Als Folge hat BEWUSSTSEIN sich vor sich selbst verborgen. Diese Konzepte wurden vom Verstand erschaffen und daher ist ihre Dekonstruktion eine der Methoden, mittels derer BEWUSSTSEIN wieder dahin kommt, sich selbst zu erkennen – das heißt, sich selbst wieder zu kennen.
BEWUSSTSEIN weiß immer um sich selbst. Durch dieses Dekonstruieren von Konzepten gelangt BEWUSSTSEIN allerdings dahin, nicht durch den reflektierten Schleier scheinbarer Objekte um sich zu wissen, sondern wissentlich, bewusst und direkt.
In diesem Prozess werden die Konzepte nicht zerstört. Sie stehen nach wie vor zur Verfügung, falls sie benötigt werden.
Die Betrachtungen in diesem Buch berücksichtigen, dass der Zweck der hier gezogenen Schlussfolgerungen nicht darin besteht, einen Rahmen oder ein Verständnis für REALITÄT zu schaffen. Allerdings berücksichtigen sie auch, dass der Verstand komplexe und überzeugende Ideen konstruiert hat, die ein Bild unserer selbst und der Welt postulieren, das weit von den Tatsachen unserer Erfahrung entfernt ist.
Diese Ideen haben uns davon überzeugt, dass es eine Welt gibt, die getrennt und unabhängig vom BEWUSSTSEIN existiert. Und sie haben uns dazu bewegt, anzunehmen, dass ‚ICH‘, das BEWUSSTSEIN, das diese Worte sieht, ein Wesen sei, das im Körper wohne, dass es geboren worden sei und sterben werde. Und dass es das Subjekt der Erfahrung sei, während alles andere, die ‚Welt‘, ‚anderes‘, das Objekt sei.
Auch wenn das nie unserer tatsächlichen Erfahrung entspricht, so ist doch der Verstand so überzeugend, dass wir uns selbst betrügen und denken, dass wir wirklich diese beiden Elemente erleben: die Welt getrennt und separat von unserem SELBST und unser SELBST als getrenntes und unabhängiges BEWUSSTSEIN.
In der unvoreingenommenen Betrachtung unserer Erfahrung wägen wir die Tatsachen unserer Erfahrung gegen diese Ideen ab.
Die Ideen, die der Verstand, ein Teil des Geistes, von der Natur der REALITÄT, von der Natur der Erfahrung hat, werden in dieser unvoreingenommenen Betrachtung als nicht zutreffend offengelegt.
Alle spirituellen Traditionen bestätigen, dass REALITÄT nicht mit dem Verstand erfasst werden kann. Als Ergebnis dieses Verständnisses bestreiten einige Lehren, dass der Verstand ein zulässiges Instrument des Hinterfragens oder Erforschens darstelle.
Es trifft zu, dass BEWUSSTSEIN jenseits des Verstandes ist und daher mit dessen abstrakten Konzepten nicht erfasst werden kann. Aber dies entwertet keineswegs den Nutzen des Verstandes bei dem Bemühen, die Natur von BEWUSSTSEIN und REALITÄT zu erforschen.
Ignoranz besteht aus Vorstellungen und Vorstellungen sind bereits eine Aktivität des Verstandes. Wenn wir die Zulässigkeit des Verstandes leugnen, warum sollten wir ihn dann verwenden, um Vorstellungen zu beherbergen?
Indem wir diese Worte lesen, stimmen wir bewusst oder unbewusst zu, dass wir die Zulässigkeit des Verstandes sowie seine Begrenzungen akzeptieren.
Wir betrachten den Verstand trotz seiner Begrenzungen als glaubwürdig. Wir würdigen seine Fähigkeit, mitzuhelfen, die Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was jenseits von ihm selbst oder außerhalb der Sphäre unseres Wissens ist.
Es wäre unaufrichtig, den Verstand zu verwenden, um seine eigene Zulässigkeit zu leugnen. Dass wir den Verstand nutzen, bestätigt seine Zulässigkeit. Und es ist etwas anderes, den Verstand zu nutzen, um seine Grenzen zu verstehen.
Am Ende eines Prozesses, in dem die Natur der Erfahrung erforscht wird und bei dem der Verstand seine Fähigkeiten des konzeptuellen Denkens voll eingesetzt hat, kann es gut sein, dass der Verstand die Grenzen seiner Fähigkeit, Wahrheit zu erfassen, erkennt und, als Resultat, spontan zu einem Ende kommt. Dass er, sozusagen, von innen heraus zusammenbricht.
Aber dies ist eine ganz andere Situation, als wenn dem Verstand jegliche (auch eine vorübergehende) Glaubwürdigkeit abgesprochen würde, und zwar auf der Grundlage, dass nichts, was er über REALITÄT äußere, letztlich wahr sein könne.
Das Offenlegen von Überzeugungen und Gefühlen, die vorgefassten, unbegründeten Vorstellungen über REALITÄT entspringen, eröffnet eine neue Herangehensweise, eine weitere Möglichkeit.
Diese Möglichkeit kann nicht vom Verstand erfasst werden, da sie jenseits des Verstandes liegt. Aber die Hindernisse auf dem Weg dorthin werden in dieser Untersuchung offengelegt und aufgelöst.
Sie werden aufgelöst, indem wir offen sind für die Möglichkeit, dass wir in diesem Moment tatsächlich nur eine Sache erfahren, dass Erfahrung nicht aufgeteilt ist in ‚ich‘ und ‚anderes‘, in Subjekt und Objekt, das Ich und die Welt, BEWUSSTSEIN und EXISTENZ.
Wir sind offen für die Möglichkeit, dass es nur ein einziges, nahtloses Ganzes gibt, dass BEWUSSTSEIN und EXISTENZ eins sind, dass es nur eine REALITÄT gibt.
Das Flechtwerk dualistischer Ideen, das durch Erfahrung bestätigt zu werden scheint, ist geschickt konstruiert, es beinhaltet Überzeugungen auf der Ebene des Geistes und Gefühle auf der Ebene des Körpers. Sie alle sind dicht ineinander verwoben und begründen und bestätigen sich gegenseitig.
Durch die unvoreingenommene Betrachtung dieser Ideen und Gefühle wird das Geflecht entwirrt. Wir sehen klar, dass unsere Ideen nicht mit unserer Erfahrung übereinstimmen. Das bahnt den Weg dafür, dass Erfahrung sich so zeigen kann, wie sie wirklich ist und wie sie immer ist, frei von der Ignoranz dualistischen Denkens.
Wir beginnen, uns und die Welt so zu erfahren, wie sie wirklich sind.
Unsere Erfahrung selbst ändert sich nicht, aber wir spüren, dass sich etwas ändert. REALITÄT bleibt so, wie sie immer ist, denn sie ist, was sie ist, unabhängig von unseren Ideen über sie.
Aber unsere Interpretation ändert sich und diese neue Interpretation wird zum Grundstein einer neuen Möglichkeit.
Diese neue Möglichkeit kommt aus einer unbekannten Richtung. Sie kommt nicht als ein Objekt, nicht als Gedanke, nicht als Gefühl. Sie wird meist durch eine Reihe von Enthüllungen offenbart, von denen jede Teile des früheren Flechtwerks dualistischen Denkens demontiert.
Und die Entwicklung dieser Enthüllung hat wiederum einen tiefen Einfluss auf das Erscheinen von Körper, Geist und Welt.
BEWUSSTSEIN verschleiert sich vor sich selbst, indem es vorgibt, sich auf ein separates Wesen zu beschränken, und dann vergisst, dass es dies nur vorgibt.
Als Folge dieser Selbstbeschränkung projiziert BEWUSSTSEIN alles, was nicht dieses ‚separate Selbst‘ ist, nach außerhalb seiner selbst. Diese Projektion ist das, was wir ‚die Welt‘ nennen. So wird die Trennung zwischen ‚ich‘ und ‚die Welt‘ geboren.
In Wirklichkeit hat diese Trennung nie stattgefunden. Suchen wir nach ihr, so können wir sie nie finden. Ignoranz ist eine Illusion. Es ist eine Illusion, die durch die konzeptuellen Kräfte des Verstandes, durch falsche Vorstellungen eingehämmert wird.
Diese Vorstellungen werden durch einen Prozess irregeführten Denkens erschaffen und aufrechterhalten, der keine Beziehung zur tatsächlichen Erfahrung aufweist. Das Auflösen dieser Vorstellungen wird erreicht, indem sie erforscht und aufgedeckt werden. Dabei dient direkte Erfahrung als Vergleichsmaßstab.
In diesem Prozess des Erforschens wird nichts Neues erschaffen. Das Ziel besteht nicht in Erleuchtung oder Selbstverwirklichung. Es besteht einfach darin, klar zu sehen, was ist.
Unsere Vorstellungen und Ideen sind die Wurzeln psychischen Leidens und werden durch einen Prozess kontemplativer Untersuchung demontiert.
Was wir im Allgemeinen als eine Untersuchungsreihe ansehen, beginnt mit Annahmen, die als in sich wahr gelten. In dieser Betrachtung beginnen wir mit den gleichen Annahmen, messen sie aber an der Wahrheit unserer Erfahrung. Wir bauen nicht auf ihnen auf, sondern wir zerlegen oder dekonstruieren sie.
Dieses Vorgehen führt zu einem Verstehen, das nicht im Verstand stattfindet. Es ist jenseits des Verstandes. Es ist ein Moment, in dem BEWUSSTSEIN sich selbst direkt und wissentlich erfährt.
Verstehen wird genau so wenig durch einen Prozess im Verstand herbeigeführt wie blauer Himmel durch Löcher in der Wolkendecke. Und es kann doch dadurch offenbart werden.
Dem Verstehen gehen oft eine Reihe von Untersuchungen voraus und später kann das Verstehen durch den Verstand formuliert werden. Eine derartige Formulierung, die dem Verstehen entspringt und nicht den Konzepten, hat die Kraft, uns zur Erfahrung der REALITÄT zu führen.
Durch die Kraft seines logischen Denkens wird der Verstand an seine eigenen Grenzen gebracht und als Resultat bricht das Gebäude des Verstandes zusammen. Dies ist die Erfahrung des Verstehens, der zeitlose Moment, in dem BEWUSSTSEIN sich selbst offenbart wird.
BEWUSSTSEIN nimmt sich selbst wahr. Es kennt sich selbst wissentlich.
ICH, dieses BEWUSSTSEIN, das diese Worte sieht und das erfährt, was auch immer in diesem Moment erfahren wird, ist nicht in einem Geist angesiedelt. Der Geist ist nicht in einem Körper angesiedelt und der Körper nicht in einer Welt.
Der Körper ist lediglich die Empfindung des Körpers und die Welt ist lediglich die Wahrnehmung der Welt.
Entfernen Sie Empfinden und Wahrnehmen von der Erfahrung des Körpers und der Welt. Welche ihrer objektiven Eigenschaften verbleiben dann? Keine!
Empfindungen und Wahrnehmungen sind aus Geist gemacht – das bedeutet, sie sind aus Empfinden und Wahrnehmen gemacht.
Keine weitere Substanz außer Empfinden und Wahrnehmen ist an ihnen beteiligt.
Gäbe es eine weitere Substanz, unabhängig von Empfinden und Wahrnehmen, aus der der Körper und die Welt bestünde, so bliebe diese Substanz übrig, nachdem Empfinden und Wahrnehmen zurückgezogen wären.
Aber nichts Objektives verbleibt von der Erfahrung des Körpers und der Welt, nachdem Empfinden und Wahrnehmen abgezogen worden sind.
Wenn wir uns die Substanz des Geistes, die Substanz des Empfindens und Wahrnehmens, mit voller Klarheit anschauen, bemerken wir, dass diese nichts anderes ist als das BEWUSSTSEIN, in dem sie erscheint.
Gäbe es eine andere Substanz außer BEWUSSTSEIN, aus der der Geist bestünde, so bliebe diese Substanz übrig, nachdem das BEWUSSTSEIN von der Erfahrung des Geistes abgezogen wäre. Aber nachdem BEWUSSTSEIN vom Geist zurückgezogen worden ist, verschwindet der Geist völlig und nur BEWUSSTSEIN bleibt zurück.
Der Geist, der Körper und die Welt sind im BEWUSSTSEIN angesiedelt und nur aus BEWUSSTSEIN gemacht. Das ist unsere Erfahrung.
Dies ist keine neue Erfahrung, zu der man durch Untersuchung oder Meditation gelangt. Dies war schon immer unsere Erfahrung. Wir haben sie vielleicht nur nicht bemerkt. Beim Meditieren bemerken wir einfach, dass dies schon immer und auch jetzt so ist.
Versuchen wir, das wahrnehmende BEWUSSTSEIN als Objekt wahrzunehmen, so merken wir, dass dies unmöglich ist.
Nehmen wir als Analogie zum BEWUSSTSEIN den physikalischen Raum, also das, was alles beinhaltet. Stellen wir uns vor, dass dieser Raum, so wie BEWUSSTSEIN, bewusst ist, gewahr ist, dass er die Fähigkeit besitzt, wahrzunehmen, zu sehen, zu erfahren. Dass es ein ‚wahrnehmender Raum‘ ist.
Stellen Sie sich nun vor, was dieser Raum wahrnehmen würde, wenn er nach sich selbst Ausschau hielte, wenn er also versuchte, sich selbst anzuschauen.
Er sähe nichts Objektives, denn Raum kann nicht wahrgenommen werden. Er ist leer, transparent, farblos und unsichtbar. Dieser ‚wahrnehmende Raum‘ wäre sich selbst zu nahe, als dass er sich sehen könnte.
Der Raum, nach dem Ausschau gehalten wird, ist der Raum, der Ausschau hält.
Nur ein Objekt kann objektiv, als Gegenstand wahrgenommen werden; also sähe dieser wahrnehmende Raum nur die Objekte, die in ihm enthalten sind, aber nicht den Raum selbst.
Nun haben wir aber angenommen, dass dieser Raum, genau wie BEWUSSTSEIN, mit der Fähigkeit des Erfahrens ausgestattet ist, dass es ein ‚erfahrender Raum‘ ist. Also ist es nicht nötig, dass er nach sich selbst Ausschau hält, da er sich per Definition bereits selbst wahrnimmt. Er erfährt sich bereits selbst, weil dies das ist, was er ist. Seine Natur ist das ‚Erfahren‘.
Er selbst zu sein ist das Wissen um sich selbst oder das Erfahren seiner selbst.
Aber die Erfahrung des ‚Sich-selbst-Erfahrens‘ ist farblos, transparent und unsichtbar. Sie hat keine objektiven Eigenschaften. Es gibt nichts, was objektiv erfahren wird.
Und da dieser bewusste Raum daran gewöhnt ist, ‚Objekte‘ zu erfahren, deutet er diese ‚nicht-objektive‘ Erfahrung seiner selbst, diese farblose, transparente, unsichtbare Erfahrung, als ‚Nicht-Erfahrung‘. Er glaubt, dass er selbst, dieser bewusste Raum, nicht gegenwärtig sei.
An dieser Stelle hat der Raum drei Wahlmöglichkeiten:
Die erste ist, nach sich selbst als objektiver Erfahrung zu suchen, ohne zu verstehen, dass er sich bereits selbst erfährt und sich daher niemals irgendwo anders finden kann.
Die zweite Möglichkeit ist, sich mit einigen der gegenwärtigen Objekte zu identifizieren und so das Gefühl von Identität zu befriedigen, das ihm innewohnt. Dabei verwechselt er seine eigene Identität mit der eines Objekts.
Die dritte ist, klar zu sehen, dass er bereits nur sich selbst erfährt und dass dies schon immer so war.
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