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Da hast du endlich mal die Person getroffen, mit der du dir eine Beziehung vorstellen kannst und plötzlich ist es wieder ganz anders? Warum werden wir denn immer wieder enttäuscht? Warum ist so oft ein schneller Anfang und gleich wieder ein schnelles Ende? Beziehungscoach Carolyn Litzbarski ist Teil der Generation Beziehungsunfähig und erlebte viele der typischen Herausforderungen der Gen Y selbst. In ihrer Coachingarbeit hat sie festgestellt, dass sich die Beziehungsherausforderungen am Beziehungsanfang von denen einer langjährigen Beziehung unterscheiden. Mit diesem Buch greift sie diese Herausforderungen auf und bietet konkrete Hilfestellung. Dazu gehören Lösungen und Antworten für folgende ungeliebte Situationen - Du triffst nur bindungsunwillige Menschen - Dein Partner bringt dich immer wieder auf die Palme - Der Alltag ist so unsexy, dass du fliehen möchtest Mit anschaulichen Beispielen aus der Praxis erklärt sie, wie du die Stolperfallen in den ersten Jahren der Beziehung überwinden kannst, so dass du deine Version von ´glücklich bis ans Lebensende´ leben kannst.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 155
Veröffentlichungsjahr: 2023
Für meine Eltern und meine erste Beziehungsschablone Und für Rolando, mit dem ich immer wieder den Praxistest machen darf
ÜBER DIE AUTORIN
GIBT ES GLÜCKLICH BIS ANS LEBENSENDE?
NICHT NOCH SO EIN RATGEBER
BEZIEHUNGSGRUNDLAGEN
Warum ist es so kompliziert? Das Beziehungsdilemma
Beziehung – die eierlegende Wollmilchsau?
Du bist enttäuscht? Das ist ein gutes Zeichen!
Dein Liebescode – Woran erkennst du die Liebe, wenn sie vor dir steht?
Wunde Punkte - keiner von uns ist ein unbeschriebenes Blatt
Das Beziehungskonto – Warum du denkst, dass nur du etwas für deine Beziehung tust
Die Paarphasen – Was kommt nach dem rosarot?
Dein Beziehungsrucksack
DIE REISE BEGINNT – DER AUFBRUCH
Bist du beziehungsfähig?
Der Beginn deiner Beziehungsreise – warum du bei den Menschen landest, bei denen du landest!
Warum habe ich mich in dich verliebt? Wie du mit Unterschieden leben kannst
Liegt es an dir? Wenn Beziehungen schon am Anfang scheitern
STOLPERFALLEN WÄHREND DER REISE
Aneinander Vorbeireden und andere Missverständnisse
Das nervt! Oder: Wohin ist diese verdammte rosa Brille verschwunden?
Er wäre perfekt, wäre da nicht …
Die Jagd nach Nähe
Warum muss immer ich …? Stolperfalle Einseitigkeit
Eifersucht – mit Eifer sucht, was Leiden schafft!
DAS ENDE DER BEZIEHUNGSREISE (ODER ETWA NICHT?)
Zweifel und Trennungsgedanken
Gefühlschaos nach der Trennung - wann hört der Schmerz auf?
„Ich will ihn einfach nur zurückhaben“ – Wenn du die Trennung am liebsten rückgängig machen möchtest
Trennung überwinden – how to do and und how not to do
EIN PAAR WORTE ZUM SCHLUSS
NACHWORT
WEITERE RESSOURCEN
QUELLEN UND WEITERFÜHRENDE LITERATUR
Danke, danke, danke
Carolyn Litzbarski ist Sozialpädagogin und systemischer Coach. Seit 2019 ist sie selbstständig und mittlerweile in eigener „Online-Praxis“ für die Themen Beziehungen und Partnerschaft tätig.
Beziehungen sind ein Lebensthema – jede/r von uns hat sie. Die einen sind mehr herausgefordert, die anderen weniger.
Carolyn hat selbst lange den Lifestyle „Beziehungsunfähig“ gelebt. Lieber Tinder, als Jahrestage feiern. Lieber die letzte S-Bahn nehmen, als nebeneinander einschlafen und aufwachen.
Beim Salsatanzen konnte ihr Partner sie dann für sich gewinnen. Wie zu erwarten, war dann alles nicht lange rosarot. Carolyns starkes Bedürfnis nach Autonomie und Selbstbestimmung, sowie die besonderen Begebenheiten einer binationalen Beziehung stellen sie regelmäßig vor Herausforderungen, die sie jeden Tag angehen darf.
In vielen Jahren der Arbeit mit Menschen als Sozialpädagogin und als Coach hat sie erfahren: Veränderung ist möglich. Ihre Motivation ist es, das Wissen zum Umgang mit Beziehungsherausforderungen weiterzugeben. Weitere Informationen über sie und ihre Tätigkeit findest du auf ihrer Website:
www.litzbarski-coaching.de
Was ich jetzt sage, ist nicht so sexy. Ich glaube nämlich nicht an das „für immer und ewig glücklich.“ Und dass Glück in der Liebe uns einfach zufällt, glaube ich auch nicht.
Ich denke, wir können uns unser Beziehungsglück schaffen – und zwar in dem Moment, in dem wir uns als Gestaltende sehen. Wenn ich an meine Single-Zeit denke und an meine Single-Freundinnen, ist mir eins aufgefallen: Wir waren der Meinung, dass eine Beziehung „passieren“ muss und uns ein Gegenstück zugespült wird. So wie eine Flaschenpost. Unser aller Irrglaube war: Sobald wir jemanden finden, ist alles gut!
Tatsächlich ist mir mein Partner vom Zufall – oder vom Schicksal, darüber sind wir uns nicht einig, zugespült worden. Ich war fern von einem Modus, mich binden zu wollen. Beziehungstechnisch haben meine 20er aus Abenteuern und aus einer kurzen, exotischen Fernbeziehung bestanden. Die Krankheit und der frühe Tod meiner Mutter, da war ich 25, haben meinen Bindungswillen lahmgelegt.
Und dann war da meine persönliche Flaschenpost. Sie lag vor meinen Füßen. Nicht direkt natürlich.
Ich lernte ihn beim Salsatanzen kennen. Sein Interesse war sofort geweckt. Ich habe noch ein paar Monate Zeit gebraucht. Wir blieben (tanzend) in Kontakt und dann habe ich gemerkt, dass ich ihn mehr mag. Gott sei Dank ist er geduldig geblieben.
Es folgte eine intensive Verliebtheitsphase mit allem Drumherum. Wir zogen so schnell zusammen, wie der Münchner Wohnungsmarkt es zuließ.
Und sie lebten glücklich bis ans Lebensende?
Nein, nicht ganz. Nach circa 1,5 Jahren kamen die ersten Zweifel, ich fühlte mich erdrückt und vermisste mein Single-Leben! Da fiel mir auf: Es ist keine Kunst, sich in einer Beziehung zu binden. Jedenfalls nicht am Anfang. Die Kunst besteht darin, alles, was nach dem Verliebtheitscocktail kommt, zu durchschreiten! Dazu gehören die nicht so sexy Momente, wenn man sich über den Haushalt streitet. Die dunklen Schatten, die über eine Beziehung ziehen, wenn wir anfangen, Schatzi mit einer früheren Affäre zu vergleichen. Zudem die Phasen, in denen es sich nicht so anfühlt, als ob wir das zurückkriegen, was wir reingeben. Eben die Stolperfallen einer noch jungen Beziehung!
Hier hat meine persönliche Transformation stattgefunden! Es war nicht leicht, aber ich habe hinter meine eigenen Kulissen geblickt und schaute alles, was mir auf der Beziehungsreise an Müll und Ballast aus meinem Gepäck vor den Füßen gelandet ist, an. Ich recycle immer noch.
Worin bestand meine Transformation? Anstatt eine Beziehung „nur passieren“ zu lassen, nahm ich mich als Gestaltende wahr. Ich richtete meinen Blick schonungslos auf mich und meine Themen und dafür weg von ihm und seinen liebenswerten Macken. Genauso richtete ich meinen Blick auf das Hier und Jetzt und weg von der pseudo-attraktiven „Was wäre, wenn-Phantasie.“
Plötzlich war es so viel einfacher für mich, diese Beziehung zu führen. Fluchtimpulse habe ich kaum noch. Trotzdem bleiben meine Themen meine Themen und damit präsent in meiner Beziehung. Es geht nicht so sehr darum, dass wir alles in uns heilen und auflösen. Es geht darum, dass wir angesichts dessen, dass wir alle kein unbeschriebenes Blatt sind, einen Umgang mit unserem Gepäck finden, sodass dieses unsere Beziehung nicht negativ beeinflusst!
Im Rahmen meiner Transformation traf ich 2021 die Entscheidung, meine Coachingtätigkeit auf das Thema Beziehungen zu fokussieren. So wurde meine Online-Beziehungspraxis geboren. Als Sozialpädagogin und systemische Beraterin war mir die Arbeit und Begleitung von Menschen, Familien und Paaren bekannt. Aber ich als Expertin für Beziehungen? Kann ich mir das überhaupt anmaßen? Ich führe doch streng genommen gerade meine allererste Beziehung, die länger als drei Monate dauert.
Dann ist mir eingefallen, dass die zwei Personen mit Expertise aus der Paartherapie, die mich in meiner Arbeit sehr beeinflusst haben, selbst in zweiter und sogar dritter Ehe leben. Beziehungsdauer oder -kontinuität können also nicht ein Merkmal für Expertise sein. Mittlerweile nutze ich meine Erfahrungen, Herausforderungen und Katastrophen, um aufzuzeigen, dass es okay ist, wenn Beziehung nicht leichtfällt. Wichtig ist, dass wir uns einen Weg aus der Katastrophe erarbeiten wollen. Auch wenn du zu dem Buch gegriffen hast und gerade merkst, dass dir deine Beziehung schwerfällt, dass dir die Leichtigkeit im Verlieben fehlt – es ist okay. Dieses Buch kann dir einen Weg aus der ein oder anderen Katastrophe zeigen. Viel Freude beim Lesen.
Beziehung ist wie eine Reise. Und auf dieser Reise begegnen wir herrlichen Stränden, exquisiten Ferienanlagen, wundervollen Landschaften – genauso treffen wir auf Wüstenlandschaften (die nicht romantische Art von Wüste), Schluchten und unüberwindbar scheinende Berge!
Dieses Buch begleitet dich auf deiner Reise. Es ist dein Survival Guide. Anstatt zu erfahren, welche Pflanzen essbar sind und wie du ein Feuer machen oder ein Seil knoten kannst, geht es in diesem Buch um etwas anderes.
Hier erfährst du, was hinter den einzelnen Herausforderungen steht. Dafür schlägst du die passenden Kapitel auf! In jedem Kapitel begegnest du mindestens einem Paar, welches du in der jeweiligen Situation begleitest. Vor allem bekommst du Tipps und Impulse, wie du die jeweilige Herausforderung angehen kannst.
Du wirst verstehen, was Beziehungen so herausfordernd macht und welche Rolle deine Erwartungen und Vorerfahrungen spielen. Vielleicht bist du noch skeptisch, wie du alleine auf deine Beziehung positiven Einfluss nehmen kannst. Das geht vielen so! Deshalb beschäftigen wir uns im zweiten Kapitel mit den Beziehungsgrundlagen. Hast du dich schon einmal gefragt, warum die Beziehung bei anderen so einfach scheint und nur bei dir nicht funktioniert? Dann gibt es in diesem Kapitel ein paar Aha-Momente für dich. Danach geht es weiter! In Teil 3 geht es um den Aufbruch der Reise. Wenn du frisch gestartet bist, den Weg mit einer anderen Person zu gehen, findest du hier Antworten auf Fragen, die sich ganz am Anfang ergeben (Passen wir überhaupt zusammen? Sind wir nicht zu unterschiedlich?). In Kapitel 4 geht es um den nächsten herausfordernden Teil der Reise! Die gesamte erste Wegstrecke, die ihr gemeinsam zurücklegt! Ich stelle dir typische Stolperfallen vor, die deine Beziehung durchrütteln können. Zum Beispiel Umgang mit erlebter Einseitigkeit („Warum muss immer ich…?“), wie du mit nervigen Eigenschaften des anderen, Eifersucht, zu wenig Nähe etc. umgehst.
Auch eine Beziehungsreise kann enden und der Weg geht getrennt weiter. Im fünften Teil widmen wir uns dem Ende der gemeinsamen Beziehungsreise. Egal ob vergeben oder verfügbar, ich kann dich nur ermuntern, in dieses Kapitel hineinzuschauen. Vielleicht kannst du deine letzte Trennung reflektieren und dadurch dein Gepäck in deiner aktuellen Beziehung verkleinern.
Zum Schluss schauen wir uns noch an, was es bedeutet, wenn es „glücklich bis ans Lebensende“ nicht so einfach gibt – und wie du es für dich dennoch zur Realität machen kannst!
Bist du bereit, deine Beziehung zu gestalten? Dann auf geht´s!
Warum gibt es eigentlich kein Schulfach über Beziehungen?
Wir lernen so viele wichtige und auch ein paar nicht so wichtige Dinge in der Schule. Was wir nicht lernen ist, wie wir in einer der intimsten und tiefsten Beziehung zu einem anderen Menschen Verletzungen und Enttäuschungen vermeiden. Vor allem sagt uns niemand, dass wir durchaus Möglichkeiten haben, Beziehung auch in unschönen Situationen zu gestalten! Erinnere dich: Beziehung passiert uns nicht einfach so. Wir gestalten sie aktiv.
In diesem Kapitel erfährst du, was eigentlich in einem Lehrplan stehen sollte. Du erfährst
Wie deine vergangenen Erfahrungen deine Beziehung prägen
Was hinter den Kulissen passiert, wenn du dich nicht geliebt oder wertgeschätzt fühlst
Warum die rosarote Brille irgendwann wegfällt
Ich möchte fast sagen, in diesem Kapitel erfährst du, wie Beziehung in der Theorie funktioniert. Ja, ich weiß: Theorie und Praxis sind zwei Paar Stiefel. Gleichzeitig kann es hilfreich sein, den ein oder anderen Zusammenhang zu verstehen.
Als ich dieses Buch begann, war ich in einem Alter, in dem meine Eltern bereits einige Jahre verheiratet waren und drei Kinder und ein Haus hatten. Was ich schon immer außerordentlich fand: Zwischen Kennenlernen, Beziehungsanbahnung und Hochzeit verging bei ihnen recht wenig Zeit. Wir sprechen von circa 1,5 Jahren.
Zum Vergleich: Ich hatte in einer ähnlichen Zeitspanne Dates mit einem Mann, bei dem ich kein einziges Mal „über Nacht“ blieb (und der vermutlich nicht mal meinen Nachnamen kannte). Commitment? Fehlanzeige! Menschen, mit denen ich arbeite, wollen nach einer ähnlichen Zeitspanne endlich mit dem anderen darüber sprechen, was „da zwischen ihnen ist“. Daran beißen sie sich manchmal richtig die Zähne aus, weil für die andere Person 1,5 Jahre als Probezeit nicht reicht.
Mama, Papa – was war euer Geheimnis?
In einer Langzeitstudie wurden Menschen nach dem Rezept eines glücklichen Lebens gefragt. Es zeigte sich, dass Beziehungsglück der wichtigste Faktor für ein erfüllendes Leben ist! 1
Suchen wir also unbewusst das Glück in der Partnerschaft? Ist es das, was uns überhaupt nach einer Beziehung sehnen lässt? Warum zieht es uns zu einem anderen Menschen, zu dieser intensiven Bindung? Und warum ist es für manche Menschen so schwer, diese Bindung aufzubauen und aufrechtzuerhalten?
Erst einmal: Wir Menschen haben ein Grundbedürfnis nach Bindung, Sicherheit, sozialer Wertschätzung und Zugehörigkeit. Diese Bedürfnisse können wir vor allem in einer festen Partnerschaft erfüllen. Wir haben auch ein Bedürfnis, wir selbst und ein eigenständiges Wesen zu sein. Die Beziehung befindet sich immer im Spannungsfeld dieser beiden gegensätzlichen Bedürfnisse. Wie sich das ausprägt, erfährst du im Kapitel Jagd nach Nähe.
Als wäre das nicht kompliziert genug, haben wir zusätzlich noch gesellschaftliche Prägungen.
Die Gesellschaft, in der wir leben, hält Werte wie Selbstverwirklichung, Individualität und Unabhängigkeit hoch, was das Projekt Beziehung nicht leichter macht. Wenn du diese Werte lebst und vertrittst, bist du mitten im Beziehungsdilemma. Auf der einen Seite sehnst du dich nach Liebe und Zugehörigkeit. Auf der anderen Seite ist da die Angst vor einem hohen Preis: Die eigenen Werte nicht leben zu dürfen.
Und für mich Sturkopf passt das auf jeden Fall. In dem Alter, in dem meine Eltern sich fest gebunden haben, war ich noch mitten im Selbstfindungstrip (der übrigens immer noch anhält). Wunsch nach Liebe? Klar! Dafür auf einen Auslandsaufenthalt verzichten? Kompromisse eingehen? Nein, Danke!
Wenn du dich fragst, wie die Generation deiner Eltern es geschafft hat, jemanden zu finden, sich zu binden und auch noch lange verheiratet zu bleiben – der gesellschaftliche Kontext war ein anderer! Die Vorstellungen von Beziehungen waren wahrscheinlich andere. Du hast vermutlich das „Pech“, dass du Werte wie Selbstverwirklichung, Individualität und Unabhängigkeit leben darfst. Das beißt sich oft mit der Idee der Beziehung. Du steckst im Beziehungsdilemma.
1 Grant Study & The Glueck Study: In einer über 75 Jahre dauernden Studie begleiten Forschende der Harvard University 268 Menschen und forschten nach der Glücksformel. Eine wichtige Erkenntnis war: Wie glücklich wir in unseren persönlichen Beziehungen sind, hat einen starken Einfluss auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden
Lisa, 28 und Pascal, 31 sind seit 1,5 Jahren zusammen. Vor vier Monaten ist Lisa in Pascals Wohnung gezogen.
Lisa steckt tief in einem Prozess der Persönlichkeitsentwicklung. Ihr Ziel: Ich will mich mehr und mehr heilen und mich entwickeln. Ihr Partner sieht die Coaching- und Heilerszene eher skeptisch. Lisa hat Angst, dass ihr Prozess irgendwann dazu führt, dass sie keine Gemeinsamkeiten mehr haben. Sie denkt daran, ob das in der Zukunft noch passen wird. Außerdem verletzt es sie, dass er abschätzig über die Szene redet.
Die Vorstellung darüber, wie eine ideale Beziehung aussieht, hat sich im Laufe der Zeit verändert. Noch nie war eine Partnerschaft so überladen mit Idealen wie heute. Das zeigt sich anschaulich an den Beziehungsebenen.
Galt die Ehe vor einigen Jahrzehnten noch vor allem der Versorgung, so wäre heute wohl kaum jemand in den Industrieländern scharf darauf, eine Partnerschaft ohne Liebe und Romantik einzugehen. Im Gegenteil: Die Erwartungen an eine Beziehung steigen. Schauen wir uns die unterschiedlichen Beziehungsebenen an. 2
Die partnerschaftliche Ebene:
Auf dieser Ebene geht es darum, die gegenseitige Versorgung sicherzustellen. Die Ehe ist eine Gemeinschaft, in der beide Parteien füreinander einstehen. Die Partnerschaft bietet Sicherheit und das ideale Setting für eine Familiengründung.
In ihr gilt eine Form der pragmatischen Liebe, die sehr rational geprägt ist. Das primäre Bedürfnis ist das nach sozialer Sicherheit. Lebt ein Paar die Beziehung ausschließlich auf dieser Ebene, nehmen sie die Beziehung zwar ernst und zeigen Commitment, dafür aber kaum Intimität und Leidenschaft.
Die emotional-leidenschaftliche Ebene:
Es geht um Romantik und erfüllende Sexualität. Hier findet die erotische Liebe ihren Platz. Leidenschaft, körperliche Attraktivität – also Anziehung - und Sexualität sind wichtig. Sprechen wir von Liebe auf den ersten Blick, ist damit diese Dimension und Liebesform gemeint. Hier gilt: Wenn ein Paar ausschließlich diese Ebene lebt, ist die Beziehung nicht von Dauer. Es fehlt an Vertrautheit und Commitment.
Die romantische Liebe
In dieser herrscht Intimität im Sinne von Vertrautheit. Leidenschaft und Commitment sind zu gleichen Teilen vertreten. Die Risiken dieser Liebesform sind viele romantisierte Ideale und Überzeugungen. Sobald du die nächsten Ebenen siehst, erkennst du, dass eine Beziehung nicht nur diese Ebene umfassen sollte.
Wir können festhalten:
Beziehungen haben sich bisher stark gewandelt. Von der pragmatischen Liebe mit Blick auf Versorgung auf einer partnerschaftlichen Ebene gewinnt die leidenschaftliche – romantische Liebe an Bedeutung. Zumindest in unserem westlichen Kulturkreis ist es Standard, dass wir partnerschaftliche, romantische und leidenschaftliche Liebe suchen.
Damit nicht genug: Wenn wir eine Beziehung suchen, wollen wir noch mehr! Der Partner oder die Partnerin soll noch weitere Ebenen erfüllen.
Die freundschaftliche Ebene:
Wir wollen nicht nur einen Partner und Liebhaber, sondern auch einen besten Freund oder Freundin. Wir wünschen uns bedingungslose Akzeptanz des anderen sowie Bestätigung als Individuum. Auf dieser Ebene wollen wir uns verbunden fühlen, Nähe fühlen, ohne dass leidenschaftliche Aspekte in den Vordergrund geraten. Wir möchten tiefe Gespräche führen, ohne im Bett zu landen.
In meiner Coachingpraxis beobachte ich vermehrt, dass Menschen eine weitere Ebene suchen. Ich nenne sie:
Die spirituelle Ebene. Mit unserem Partner oder unserer Partnerin wünschen wir uns eine Person, mit der wir uns möglichst gleichzeitig persönlich weiterentwickeln. Wir wollen eine Vision teilen, gemeinsam ins higher self, Deep-Talk führen, wie in unserer spirituellen Peergroup. Und am liebsten gründen wir auch noch ein gemeinsames Unternehmen!
Oder anders gesagt: Wir wollen mit dem Partner einen Versorger, Liebhaber, besten Freund und Guru/ Pfarrer oder Mentor!
Das führt zu Enttäuschungen, wie du in dem Eingangsbeispiel gesehen hast.
Wenn Lisa Angst um die gemeinsame Zukunft hat, hat sie vermutlich eine Idealvorstellung einer Beziehung. Sie möchte Versorger, besten Freund, Lover und spirituellen Kameraden in einem. Sie hat vermutlich den Wunsch, sich gemeinsam mit dem anderen zu entwickeln. Damit sind Erwartungen verbunden – bewusste und unbewusste. Erwartungen, die sich wahrscheinlich nicht erfüllen werden.
Was kann Lisa tun?
Lisa kann sich bewusst machen, auf welchen Ebenen sie ihre Beziehung bereits erfüllend lebt. Das nimmt ihre Ängste und den Frust und macht das Miteinander entspannter.
Außerdem darf sie sich auf einen spannenden Prozess der Angleichung freuen. Denn in einer Beziehung nehmen wir immer Einfluss auf den anderen – ohne direkt an ihm oder ihr etwas zu ändern. Die Chancen sind gut, dass ihre Persönlichkeitsentwicklung auf Pascal abfärbt – allerdings braucht es dafür Geduld und ganz wichtig: keinen Druck. Dazu erfährst du noch mehr im Kapitel Er wäre perfekt, wäre da nicht….
Beziehungen sind mit Erwartungen überladen. Keine Beziehung kann alle Erwartungen erfüllen. Kein Partner oder Partnerin kann bis zur Perfektion in Rollen wie Lover, bester Kumpel, Versorger und spiritueller Sparringpartner schlüpfen. Es geht in einer Beziehung um den Fokus auf das Gemeinsame und nicht darauf, was uns vom anderen trennt.
Übrigens: Es gibt Angleichungsprozesse in der Partnerschaft. Studien zeigen, dass sich zum Beispiel das Gesundheitsverhalten innerhalb einer Partnerschaft angleicht. Das heißt, gesundheitsförderliches Verhalten des einen führt indirekt dazu, dass die andere Person ebenfalls gesundheitsförderliches Verhalten zeigt. Ob jetzt Gesundheitsverhalten oder deine Vorstellung von spirituellem Gleichklang – du hast Einfluss auf deinen Partner oder deine Partnerin und umgekehrt. Nimm also den Druck raus und schätze die anderen Dimensionen, die erfüllt sind.
2 Die Dimensionen findest du auch in Michael Marys Der Beziehungscode.