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Ein Buch über die Quellen von Beziehungsglück und die Möglichkeiten, damit klug und schonend umzugehen. Wie nehme ich Einfluss auf meinen Zufriedenheits-Pegel? Mittels eines umfangreichen Beziehungs-Fragebogens geht es zunächst um eine gründliche Bestandsaufnahme: In welchen Bereichen kann ich aus meiner Beziehung Zufriedenheit "tanken"? Dann werden meine persönlichen Voraussetzungen erkundet, diesen Vorrat zu verwalten. Was bringe ich an Beziehungskompetenzen mit? Wo brauche ich noch Hilfe? Alltagsbezogene Strategien können dazu beitragen, die Bilanz auch langfristig zu verbessern.
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Seitenzahl: 333
Veröffentlichungsjahr: 2022
Sandra Puls Frank Wecker
Beziehungsglück tanken
Wie wir unser Paarsubstrat vermehren und schützen können
© 2022 Sandra Puls, Frank Wecker
www.BeziehungsReich-online.de
ISBN Softcover:
978-3-347-56951-5
ISBN Hardcover:
978-3-347-56952-2
ISBN E-Book:
978-3-347-56953-9
Druck und Distribution im Auftrag der Autoren: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany
Cover-Foto: iStock.com/artisteer
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte sind die Autoren verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autoren, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.
In einer wirklich beglückenden Beziehung findet man nicht nur den anderen – sondern auch sich selbst
Inhalt
I. Einleitung
II. Der Beziehungs-Tank
III. Wie Ihre Beziehung den Tank füllt
A. Der Basis-Fragebogen
B. Das Beziehungs-Struktur-Modell
1. Erotik
2. Emotionalität
3. Rahmenbedingungen
4. Unterstützung
5. Interaktion
6. Individualität
7. Gesamtauswertung BSM
C. Die Beziehungs-Phasen
1. Die Verliebtheit
2. Die Romantische Liebe
3. Die Alltags-Liebe
4. Die Lebensbegleitung
5. Gesamtauswertung Phasen
D. Typische Faktorenprofile
1. Das Starter-Paar
2. Die Erfüllte Liebe
3. Das Alltags-Paar
4. Das Versorgungs-Paar
5. Ein Sonderfall
E. Passung von Wunsch und Wirklichkeit
IV. Wie Ihr Beziehungs-ICH den Tank steuert
A. Der Beziehungs-ICH Fragebogen
B. Die Dimensionen des Beziehungs-ICHs
1. Prägung
2. Kompetenzen
3. Gesamtauswertung Beziehungs-ICH
V. Wie Sie mit Strategien Ihren Tank steuern können
1. Regulieren
2. Erkennen und Bewerten
3. Handeln
4. Schlussbemerkung Strategien
VI. Resümee und Ausblick
I. Einleitung
Wir nehmen Sie mit auf eine Reise ins Zentrum Ihrer Beziehung. Wir haben in diesem Buch dem ultimativen Gefäß, das Ihre gesamte Partnerschaft in allen seinen Facetten zeigt, die Gestalt eines Tanks gegeben. In diesem Beziehungstank sammelt sich alles, was Ihre Partnerschaft ausmacht. Auf unserem Weg werden wir Proben Ihres gemeinsamen Schatzes nehmen. Wir sehen uns den Inhalt und die Beschaffenheit Ihres Tanks an, analysieren sein Substrat und erkunden das Zusammenspiel aller Bedienelemente.
Doch Sie bleiben keineswegs ein passiver Beobachter: Wir schauen uns an, mit welcher (inneren) Ausstattung Sie sich der Pflege und Steuerung Ihres Tanks widmen können; wir erkunden also Ihr Beziehungs-ICH. In einem letzten Schritt geben wir Ihnen mit einem ganzen Werkzeugkoffer voll konkreter Strategien die Chance, an den vorher erkannten Schwachpunkten ein wenig nachzubessern.
Das Ziel heißt: Tanken Sie so viel Substrat wie möglich und verlieren Sie im Alltag möglichst wenig davon!
Wir leiten Sie wie ein Navigationssystem zu den Highlights und Aussichtspunkten Ihrer Partnerschaft. Auch wenn wir nichts über Ihre konkrete Beziehung wissen, haben wir dennoch eine Menge Ideen dazu. Wir bieten Ihnen eine Teamarbeit an: Sie liefern die inhaltlichen Informationen (Ausgangspunkt und Ziel), wir steuern die Methoden (die für Sie passenden Wegstrecken) bei, mit deren Hilfe Sie nicht nur einen facettenreichen Blick in die ganz individuelle Beschaffenheit Ihrer aktuellen Beziehung gewinnen, sondern sich in die gewünschte Richtung aufmachen können.
Unser Weg
Mit Hilfe eines ersten Fragebogens stellen wir Ihnen zunächst eine differenzierte Analyse der Quellen zur Verfügung, aus denen sich Ihr Beziehungstank speist. Mit Hilfe unseres Beziehungs-Struktur-Modells (BSM) können Sie auf 18 verschiedenen Dimensionen ein aussagekräftiges Profil Ihrer Beziehung zeichnen, mit allen ihren Vorzügen und Schwachstellen. Dabei werfen wir auch einen Blick auf die Entwicklungs-Phase, in der sich Ihre Beziehung gerade befindet.
Im zweiten Schritt verändern wir die Perspektive: Wir schauen auf Sie persönlich und erfassen die Voraussetzungen, die Sie mit bestimmten Erfahrungen, Überzeugungen und Kompetenzen in Ihre Beziehung einbringen. Mittels eines weiteren Fragebogens werden wir aufzeigen, wie Ihr Beziehungs-ICH in die Abläufe rund um Ihren Tank eingreift und warum Sie vielleicht bisher nicht das Ausmaß an Kontrolle über den Füllstand haben, den Sie sich wünschen würden.
In Bezug auf unser Tank-Modell werden also folgende Fragen beantwortet: Wie steuere ich aktuell mein Beziehungs-Substrat? Warum stoße ich dabei in einigen Bereichen eher an meine eigenen Grenzen als in anderen? Wo bin ich schon richtig gut und wo könnte ich noch zulegen?
Auf der Basis dieses Verstehens der eigenen Ausgangslage wenden wir uns im letzten Teil des Buches den praktischen Handlungs- und Veränderungsmöglichkeiten zu. Wir bieten Ihnen einen ganzen Strauß an potentiell hilfreichen Strategien an, die alle gemeinsam das Ziel haben, Ihren Einfluss auf die in Ihrer Beziehung erlebte Zufriedenheit zu vergrößern. Dabei wird es in erster Linie um das Handhaben von Gefühlszuständen, um Ihre Denk- und Bewertungsmuster und die Kommunikation in der Partnerschaft gehen.
Unser Ziel
Fassen wir zusammen: Wir wollen die Gestaltungsmöglichkeiten Ihrer – sorgfältig analysierten – Beziehung auf dem Hintergrund Ihrer Persönlichkeit betrachten und konkrete Möglichkeiten aufzeigen, ein möglichst hohes Zufriedenheitslevel zu erreichen. Wir wünschen uns, dass Sie mehr Kontrolle über den Füllstand Ihres Tanks bekommen, also Zu- und Abflüsse besser steuern lernen. Sie sollen sich in Ihrer Beziehung also möglichst so wohl fühlen, wie es die spezifische Konstellation der beteiligten Personen zulässt.
Wir werden Ihnen keine oberflächlichen Rezepte („man nehme…“) aufschwatzen, die möglicherweise mit Ihnen als Person und mit Ihrer ganz besonderen Beziehung gar nichts zu tun haben. Die üblichen Empfehlungen für das Führen einer guten Beziehung passen nicht für alle. Die individuelle Zusammensetzung der beiden Partner, aus denen dann eine einzigartige Beziehung wird, kann sich nicht in allen Fällen an vorgegebenen Mustern orientieren. Wir wollen also ein auf Sie abgestimmtes Modell anbieten.
In der Zusammenschau ergibt sich daraus ein Gesamtbild, aus dem Sie Hinweise auf die relevanten Kernpunkte Ihrer Partnerschaft erhalten. Aus dem diffusen Gefühl: „Es knirscht an allen Ecken und Kanten“, wird dann vielleicht ein: „Nur hier und da hakt es, ansonsten klappt es doch eigentlich ganz gut – und ich weiß auch schon, wie ich es noch besser machen könnte.“
Bevor Sie uns vorwerfen, wir würden Wunder versprechen: Natürlich können wir mit unseren Ausführungen keine zerrütteten Beziehungen retten oder auf einen destruktiv handelnden Partner Einfluss nehmen. Unser Buch handelt von normalen Partnerschaften, in denen es Höhen und Tiefen gibt – natürlich können und wollen wir keine Paar-Beratung ersetzen.
Für wen ist dieses Buch gedacht?
• Sie sind neugierig und interessieren sich für Beziehungsthemen?
• Sie verstehen unter Liebesbeziehung eine auf Dauer angelegte Paarbeziehung, die eine gewisse Exklusivität gegenüber allen anderen sozialen Kontakten hat und haben soll?
• Sie haben Freude daran, über Ihre Beziehung und Ihre Rolle darin nachzudenken und zu reflektieren; alleine oder auch mit Ihrem Partner gemeinsam?
• Oder Sie erwischen sich häufiger bei Gefühlen von Unzufriedenheit und würden gerne etwas in Ihrer Beziehung ändern?
• Sie sind bereit, ein wenig Zeit und Mühe zu investieren, und trauen sich auch zu, sich mit den Schwachstellen Ihrer Beziehung zu konfrontieren?
Dann sind Sie bei uns genau richtig!
Allerdings möchten wir Sie an dieser Stelle auch ein wenig warnen. Nicht jeder braucht und verträgt einen ungeschminkten Blick auf sich und seine Beziehung. Manchmal wird dadurch etwas angestoßen, was bisher gut und sicher unter den Teppich gekehrt war. Vielleicht gibt es manchmal gute Gründe, es auch dort zu lassen. Sollten Sie während der Lektüre spüren, dass Ihnen die intensive Auseinandersetzung mit bestimmten Aspekten nicht guttut: Lassen Sie den Abschnitt aus oder legen Sie das Buch zur Seite. Wir hoffen allerdings, dass Sie neugierig und mutig genug sind, sich auf den Erkundungsweg zu machen.
Es geht dabei an keiner Stelle um die Jagd nach der Idealbeziehung oder um die Optimierung von Punktwerten. Sie können sich darauf verlassen, dass wir respektvoll mit allen Beziehungen umgehen, auch mit Partnerschaften, die vielleicht schon in die Jahre gekommen sind oder nicht den gängigen Klischees der perfekten Beziehung entsprechen.
Gleichzeitig wissen wir auch, dass jede Lebensgeschichte die Persönlichkeit formt, die man in eine Partnerschaft einbringt. Auch hier geht es uns um das wohlwollende Verstehen ganz normaler Erfahrungen und nicht um ein Diagnostizieren, Vergleichen oder Bewerten.
Was Sie noch wissen sollten
Wir wollen Ihnen ein selbst entwickeltes, in sich geschlossenes Gesamtsystem für die Anwendung auf Ihr konkretes Beziehungsleben anbieten. Unsere Überlegungen beruhen also nicht auf Forschungsergebnissen, unsere Fragebogen sind nicht nach wissenschaftlichen und statistischen Standards geprüft – wir wollen in einem eigens für diesen Zweck entwickelten Modell plausible Denkanstöße geben.
Wir zitieren in diesem Buch deshalb keine Experten, nehmen keinen direkten Bezug zu anderen Theorien und Publikationen. Das entspricht der Entstehungsgeschichte dieses Buches: Als Diplom-Psychologen im Berufsfeld von Beratung und Psychotherapie haben wir natürlich aus einem Fundus an Wissen und Erfahrung geschöpft. Auf dieser Basis ist dann – ohne direkten Rückgriff auf bestimmte Autoren oder Einzelwerke – ein anwendungsbezogenes Gesamtkonzept entstanden.
Wir werden in diesem Buch keine Aussagen darüber machen, wie glücklich bzw. wertvoll Ihre Beziehung ist. Das wäre vermessen und unverantwortlich: Das können nämlich nur Sie selbst beantworten – und zwar auf der Basis einer Vielfalt von Erfahrungen und persönlichen Bewertungsmaßstäben. Wenn wir – auf der Basis Ihrer Fragebogen-Ergebnisse – in diesem Text Fragen stellen, Vermutungen formulieren oder Anregungen geben, stellt dies keine psychologische Beurteilung oder fachliche Beratung dar. Sie sollten daher auf der Basis dieser Lektüre keine weitreichenden Entscheidungen fällen – selbst wenn Sie auf den ersten Blick enttäuscht von Ihrem Tanksystem sein sollten.
Genauso wenig wie Ihre Partnerschaft wollen wir Ihre Beziehungsfähigkeit beurteilen. Für uns ist erst mal jeder Mensch an Beziehungen zu anderen interessiert und auch darauf angewiesen, sich im Kontakt zu relevanten Mitmenschen zu spiegeln und sich so letztlich selbst zu erkennen und zu finden. Wir wollen und werden hier keine Schulnoten verteilen, wer das besser oder schlechter kann. Uns geht es um eine Perspektiverweiterung im Blick auf sich selbst als Beziehungsmensch und um die Erweiterung persönlicher Optionen.
Wir befassen uns in diesem Buch auch nicht mit den Auswirkungen bestimmter psychischer Störungen auf die Möglichkeiten und Grenzen, beglückende Beziehungen zu führen. Unsere Ausführungen beziehen sich auf normale Beziehungskonstellationen und können an keiner Stelle eine professionelle Hilfestellung durch Beratung bzw. Therapie ersetzen.
Natürlich würde sich Ihr persönlicher Erkenntnisgewinn noch dadurch steigern lassen, dass auch Ihr Partner sich dieser Thematik öffnet. Aus dem Gespräch über Gemeinsamkeiten und Unterschiede lassen sich mit Sicherheit viele spannende Fragen – und vielleicht sogar die ein oder andere Antwort ableiten. Es spricht aber nichts dagegen, alleine zu starten; nur ganz wenige Stellen des Buches setzen eine Mitarbeit des Partners voraus.
Es spricht einiges dafür, sich für die Beantwortung der Fragebogen (zunächst) einen geschützten Raum zu schaffen. Eine ungeschönte Selbsterkundung ist für Sie sicherlich interessanter und wertvollen als Ergebnisse, die durch eine Anpassung an die Hoffnungen oder Erwartungen des Partners zustande kommen. Entscheiden Sie einfach später, was Sie in welcher Form offen machen.
Um den – sowieso schon recht komplexen Text – nicht noch sprachlich zu verkomplizieren, haben wir uns nach reiflicher Überlegung (und mit leichten Bauchschmerzen) gegen jede Form des Genderns entschieden. Wir benutzen den Begriff Partner im gesamten Buch geschlechtsübergreifend, meinen also je nach Ihrer Situation einen männlichen oder weiblichen Partner. Natürlich schließen wir prinzipiell gleichgeschlechtliche oder nicht-binäre Partnerschaften in unsere Betrachtungen ein, haben aber dazu keine persönlichen Erfahrungen und keine speziellen Anregungen anzubieten.
Beziehungen sind zwar ein bedeutsames Thema, aber wir wollen es mit Ihnen in einer leichten, zuversichtlichen und zugewandten Art erkunden. Wir sprechen Sie deshalb immer wieder persönlich an und erlauben uns auch immer mal wieder eine humorvolle, ironisch-überspitzte Formulierung.
Unser Beispiel-Paar
Natürlich sind Sie selbst (und Ihre Beziehung) die Hauptperson in diesem Buch; wir werden alles tun, damit Sie sich mit Ihrer Individualität und Ihrer speziellen Beziehung in unseren Ausführungen wiederfinden. Wir wollen Sie aber trotzdem nicht ganz alleine lassen und schicken Ihnen ein (fiktives) Paar als Begleitung mit auf die Reise: Rainer, 52 Jahre (leitender Verwaltungsangestellter) und Tanja, 47 Jahre (Sozialpädagogin), die seit 19 Jahren kinderlos verheiratet sind.
Dieses Paar absolviert exemplarisch alle Stufen der Analyse und wir werden Ihnen die jeweiligen Auswertungsschritte und Interpretationsmöglichkeiten bei diesem Paar so erläutern, dass Sie diese problemlos auf Ihre persönliche Kon- stellation übertragen können.
Die Reihe „BeziehungsReich“
Dieses Buch ist der zweite Band unserer Reihe BeziehungsReich. Es kann völlig unabhängig von den beiden anderen Bänden gelesen, verstanden und genutzt werden.
Sollten Sie den ersten Band (Identität in Beziehung leben – Wer ich in meiner Partnerschaft sein und werden kann) gelesen haben, besteht schon eine vertiefte Vorstellung davon, was mit Ihrer ganz individuellen Identität in Ihrer Partnerschaft passiert (ist). Sie werden im Kapitel Beziehungs-ICH einige bekannte Aspekte wiederfinden, die hier aber unter einem ganz neuen Blickwinkel betrachtet werden. Dem – für den ersten Band zentralen – Begriff der Resonanz werden Sie an verschiedenen Stellen begegnen, ohne dass es dabei zu nennenswerten Überschneidungen kommt.
Wenn Sie sich speziell für Ihre Identität und deren Schicksal in Ihrer Partnerschaft interessieren, können wir Sie guten Gewissens auf Band I verweisen.
Auch der Band III (Beziehungsgrenzen neu denken – Nebenbeziehungen: nur Problem oder auch Lösung?) steht inhaltlich für sich alleine. Sie werden sich jedoch schnell vertraut fühlen, da Sie nicht nur unseren Schreibstil wiedererkennen werden. Auch unser Beispielpaar ist wieder mit dabei und führt Sie durch alle Selbsterkundungen und Übungen.
Damit Sie einen kleinen Eindruck von den Schwerpunkten dieser beiden anderen Bücher und Ihren Berührungspunkten mit diesem Buch bekommen, geben wir Ihnen an den entsprechenden Stellen kurze Hinweise.
Ergänzende Angebote im Web
Wir bieten Ihnen einen zusätzlichen Service im Netz: Sie finden dort nicht nur vorbereitete Listen bzw. Tabellen zum Download, sondern können alle Fragebogen-Tests direkt online durchführen und auswerten lassen (den Zugangscode finden Sie auf der letzten Seite dieses Buches). Auf Wunsch erhalten Sie sogar eine individuelle Interpretation aller Ihrer Ergebnisse in einer Zusammenschau.
Ein öffentliches Forum zu den Themen dieses Buches bietet die Möglichkeit zum Austausch mit uns und anderen Leser/innen. Natürlich können Sie uns Ihre Meinungen und Anregungen auch persönlich zumailen.
Für all das gibt es einen gemeinsamen Zugang: beziehungsreich-online.de.
Genug der Vorreden: Jetzt wartet die Erkundung Ihres BeziehungsReichs!
II. Der Beziehungs-Tank
Das Tank-Modell wird uns durch das Buch begleiten. Wir werden also alle Erkenntnisse, Erklärungen und Vorschläge rund um Ihre Partnerschaft immer wieder in das Bild des Beziehungs-Tanks übertragen.
Natürlich kann eine solche – technisch und mechanisch anmutende – Analogie nicht die gesamte psychische und emotionale Komplexität menschlicher Beziehungen abbilden. Genau darin sehen wir aber den Vorteil: Gerade weil die von uns besprochenen Zusammenhänge in diesem Modell leicht zu erkennen und nachzuvollziehen sind, kann das Gefühl von Verständnis und Beeinflussbarkeit wachsen. Und das kann und soll dazu verhelfen, gezielter zu beobachten, konkreter zu reflektieren, leichter ins Gespräch zu kommen und Veränderungsschritte zuversichtlicher auszuprobieren.
In dieser Einführung werden Sie die grundsätzlichen Funktionen und Zusammenhänge rund um den Beziehungs-Tank kennenlernen. Die Feinheiten werden dann in den jeweiligen Kapiteln ausgeführt.
Der erste Blick in unsere Beziehungswelt führt also in einen Tank. In diesem hellen und freundlichen Behälter sammelt sich in unserem Bild all das, was Ihre Beziehung an positiven Erfahrungen, Erlebnissen und Gefühlen zu erzeugen vermag. Wir nennen diese Ansammlung Zufriedenheits-Substrat (oder Glücks-Substrat bzw. Paar-Substrat). Es füllt und nährt Ihr Beziehungserleben; solange der Beziehungstank gut gefüllt ist, geht es Ihnen in Ihrer Beziehung gut – weil Sie sich z.B. sicher geliebt, im Alltag unterstützt und in Gesprächen verstanden fühlen.
Auch wenn es vielleicht zunächst überrascht: Jeder Partner hat seinen eigenen Beziehungstank, denn es geht uns um den individuellen Blick auf die Beziehung. Zufriedenheit und Glück, aber auch Probleme und Belastungen, erlebt und bewertet erstmal jeder für sich alleine; daher kann es kein gemeinsames Tanksystem geben. Gerade deshalb ist später der Vergleich zwischen zwei Beziehungstanks so spannend.
Bei unserem Tank handelt es sich um ein komplexes Gebilde mit verschiedenen Funktionen, die sowohl für die kurzfristige als auch langfristige Konservierung von Beziehungsintensität sorgen. Auch unsere Grafik wird daher nach und nach differenzierter.
Aber woher kommt das Substrat?
Aus der Beziehung tanken
Ausgangspunkt ist die Vorstellung, dass wir in einer Beziehung eine Reihe von wesentlichen Erfahrungen machen, die unsere partnerschaftlichen Bedürfnisse mehr oder weniger stark erfüllen und uns in dieser Beziehung wohlfühlen lassen bzw. zufrieden machen. In einem Modell von sechs Faktoren und 18 Dimensionen beschreiben wir inhaltlich, woraus diese positive Erfahrung, also diese Beziehungsqualität, besteht und welche Bereiche unserer Beziehungsbedürfnisse Sie betreffen. Wir nennen dieses von uns entwickelte Konzept Beziehungs-Struktur-Modell (BSM). Es stellt also dar, woraus die Qualität Ihrer Beziehung besteht – und zwar aus der Perspektive Ihrer ganz persönlichen Wahrnehmung und Bewertung.
Wie auch immer genau dieser Mix zusammengesetzt ist – er liefert einen bestimmten Output, den wir uns als einen kontinuierlich fließenden Substrat-Strahl vorstellen. Dieser läuft in einer jeweils für diese Beziehung typischen Menge und Zusammensetzung in Ihren Beziehungs-Tank ein. Im Tank sammelt sich also Zufriedenheits-Substrat – einfach deshalb, weil Sie in einer Beziehung leben, die Ihre Bedürfnisse in einem bestimmten Umfang befriedigt. Sie tanken also kontinuierlich nach – weil Sie z.B. in Ihrer Beziehung die Nähe Ihres Partners genießen, mit ihm gemeinsame Interessen teilen oder sich von ihm gut versorgt fühlen. Je mehr Ihre Beziehung Ihren Bedürfnissen entspricht, desto mehr Substrat läuft in Ihren Tank.
Schauen wir uns die Zusammenhänge bis hierhin einmal im Alltagsleben unseres Beispielpaares Rainer und Tanja an; wir hatten die beiden am Ende unserer Einleitung schon kurz vorgestellt.
Rainer und Tanja führen eine langjährige Beziehung, in der zum Zeitpunkt der Betrachtung die einzelnen Qualitäts-Dimensionen einen spezifischen Beitrag zu dem kontinuierlich zufließenden Substrat leisten. Wie wir später im BSM sehen werden, werden Gesamtmenge und Verteilung von den beiden Partnern sehr unterschiedlich wahrgenommen.
In der Abbildung ist lediglich zu erkennen, dass sich der Pegelstand von Rainers Zufriedenheits-Substrat weiter oben im Tank befindet als bei seiner Frau. Bei ihm fließt auch kontinuierlich mehr Substrat ein als bei Tanja. Wir wissen also bereits, dass er seine Beziehung positiver beurteilt und mit ihr auch aktuell zufriedener ist als seine Partnerin.
Aus Situationen tanken
Aber eine Beziehung besteht nicht einfach nur aus dem Grundrauschen, das durch ihre bloße Existenz ausgelöst wird. Es gibt auch einzelne Situationen und Ereignisse, die relevant für das momentane Glücksgefühl sind. Das kann ein Candlelight-Dinner sein, vielleicht aber auch einfach eine zärtliche Geste beim Einräumen der Spülmaschine. Auch aus solchen Begebenheiten, die entweder aktiv gestaltet werden oder die ohne unser geplantes Zutun passieren, können wir Zufriedenheits-Substrat für unseren Tank gewinnen.
Es liegt nahe, sich diese Möglichkeit für ein gutes Tank-Management zu Nutze zu machen.
Warum wir Substrat verbrauchen
Wesentlich für unser Modell ist weiter der Umstand, dass Zufriedenheitssubstrat nicht dauerhaft in dem Tank verbleibt, sondern durch ein (steuerbares) Abfluss-System ausläuft. Während ein minimaler Durchfluss unvermeidbar ist – einfach, weil Beziehungsleben auch Energie benötigt, können besondere Umstände (also negative Situationen) den Abfluss deutlich beschleunigen und damit zu einer Abnahme des Beziehungs-Wohlbefindens führen.
Dies geschieht z.B. in Alltagssituation, die durch (emotionale) Distanz, durch kleinere oder größere Nervereien bzw. Konflikte gekennzeichnet sind. Hier sind wir oft an dem Entstehen solcher Situationen aktiv beteiligt. Oder man muss eine extern verursachte Belastung, z.B. eine von außen diktierte Trennungszeit, bewältigen, in der situativ nichts nachfließen kann, während man den anderen heftig vermisst.
Kommen wir zu den situativen Einflüssen von Rainers und Tanjas Substrat-Zufluss:
Die Weihnachtsfeiertage der beiden laden uns geradezu ein, die unterschiedlichen Funktionen ihrer Tanks zu erläutern.
Tanja ist ein absoluter Familienmensch. Sie zieht viel Zufriedenheit aus gemeinsam verbrachten Feierlichkeiten und Ereignissen. Rainer dagegen ist am liebsten mit Tanja allein. Er liebt es, seine Frau ganz für sich zu haben, und badet in ihrer Aufmerksamkeit für ihn.
Tanja hat zugestimmt, den ersten Feiertag bei ihrer Familie zu verbringen. Sie freut sich auf die familiäre Begegnung und das Wiedersehen mit ihrem kleinen Neffen. Ihr ist klar, dass Rainer nicht so vorbehaltlos in Begeisterung ausbricht, bei dem Gedanken an sechs Stunden Eingepfercht-Sein in das weihnachtliche Setting seiner Schwiegerfamilie. Zum Trost hat sie ihm seine Lieblingsnachspeise als Anteil zum Weihnachtsessen vorbereitet.
Tanja tankt an diesem Tag einen riesigen Schub an Substrat. Sie genießt die Zeit mit Rainer und ist stolz auf seine eloquente Erscheinung im Rahmen der Familie. Er hingegen tankt in dieser Situation nicht so viel Substrat, verliert sogar eine kleine Extra-Menge.
Wir sehen hier sowohl die ersten Beiträge, die ein Partner aktiv gestalten kann (Tanja bemüht sich um eine kleine süße Substratquelle für ihn), als auch unterschiedliche Bewertungen einer Situation, die die persönliche Zufluss-Bilanz einer Situation entscheidend bestimmen (s.u.).
Wie unsere Bewertungen den Tank steuern
Wie uns das Beispiel gezeigt hat, passieren Situationen nicht nur einfach; sie können auch aktiv herbeigeführt oder beeinflusst werden.
Situationen haben – wie wir bei unserem Paar sehen – keinen objektiven Substrat-Wert. Die Ausbeute des positiven Situations-Substrates für unseren Tank hängt von unserer ganz subjektiven Bewertung ab – denn was Ihnen eine zärtliche Geste von diesem Menschen bedeutet, können nur Sie entscheiden. Und nicht jeder Partner liebt den Hochzeitstag, den Heiligabend mit der Schwiegermutter oder den dreiwöchigen Urlaub mit der Familie ebenso wie der andere.
Egal, ob es sich dabei um externe Herausforderungen (wie Stress mit den Eltern) handelt oder diese – z.B. als Streit – zwischen mir und meinem Partner entstanden sind: Auch die Auswirkungen von negativen Ereignissen auf den Füllstand unseres Tanks ist abhängig von meinen Maßstäben, Erwartungen und Bewertungen. In beiden Fällen nehmen wir durch einen regulierbaren Regler Einfluss auf die durchfließende Substratmenge.
Wie wir Situationen gestalten und diese durch Bewertungen für unseren Tank nutzen, ist sicher nicht zufällig. Wir erkennen darin stabile Muster, die wir als Teil der Persönlichkeit betrachten und in diesem Buch unter dem Begriff Beziehungs-ICH zusammenfassen. Das eigens dazu angelegte Kapitel erläutert nicht nur die Besonderheiten von Rainer und Tanja, sondern zeigt Ihnen auch Ihre eigenen Muster.
Individuelle Erfahrungen, Haltungen und Eigenschaften, die wir aus unserer Biografie mit in eine Beziehung bringen, bestimmen also mit, wie wir mit dem Zufriedenheitssubstrat umgehen. Dieser Umgang kann eher schonend sein – oder eher ungünstig. Sie können eine Ungeschicklichkeit Ihres Partners großzügig übersehen oder sich stundenlang ärgern – für Ihren Substratverbrauch macht das einen großen Unterschied.
Der Abfluss von Rainer ist normalerweise eng gestellt; es läuft nur wenig Substrat ab. Die Beziehung läuft verbrauchsarm. Sein Substrat schwankt nur wenig. Er lebt grundsätzlich in einem zufriedenen statischen System.
In diesem Beispiel wollen wir verdeutlichen, warum Rainer (anders als Tanja) mit einem Aspekt seines Beziehungs-ICHs diesmal eine Extra-Portion Substrat verliert: Rainer entgeht durch seine negativen Vorbewertungen der weihnachtlichen Situation nicht nur Zufluss, sondern er verliert auch bereits vorhandenes Substrat. Er kann dem Moment einerseits nicht annähernd so viel Positives abgewinnen wie seine Frau; andererseits ist er sogar etwas gekränkt, dass seine Frau ihn wiedermal nicht verschont von einer Situation, die für ihn auch Belastung bedeutet. Und das an Weihnachten, den besinnlichen und Ruhe versprechenden Tagen. Denn auch Onkel Herbert wird da sein; ein Mensch der es liebt, sich in politische Diskussionen mit Rainer zu begeben, die gerne durch destruktive Schimpftiraden untermalt werden. Nur schlecht entkommt Rainer diesen anstrengenden Situationen an familiär geladenen Feiertagen; sein Abfluss-Regler steht also eine ganze Weile ziemlich weit offen, weil er seine Frau mitverantwortlich macht für die unangenehme Situation. Er verliert erst mal viel Substrat und braucht ein paar Tage, damit sich die Beziehung davon erholen kann. Im gemeinsamen Silvesterurlaub hat er das aber schnell aufgeholt.
Tanja kann sich an ihrem Beziehungstank in der Familien-Umgebung erfreuen: Sie tankt situatives Substrat und muss keinen Verlust erleiden.
Die Bedeutung der Fühler
Unser Beziehungs-ICH steuert aber nicht nur den Zu- und Abfluss. Es hat ebenfalls Einfluss auf die Bewertung der Füllhöhe. Unser Tank ist mit Messfühlern ausgestattet, die uns regelmäßig über die Füllhöhe informieren: Eine Sorte spricht auf steigende Pegelstände an (also auf positive Veränderungen), andere melden zuverlässig einen Substratverlust (schlagen also Alarm, wenn sie plötzlich im Trockenen liegen).
Die gleiche Füllhöhe im Tank kann sich für den einen Partner viel bedrohlicher anfühlen als für den anderen. Dabei spielen die Anzahl und die Lage der Substrat-Fühler im Tank eine wesentliche Rolle, weil diese uns sehr individuell über die Zu- bzw. Abnahme der Füllhöhe unterrichten.
Grob kann man sich die unterschiedliche Lage und Dichte der Verteilung der Fühler als eine mehr oder weniger genaue oder empfindliche Selbstbeobachtung der inneren Beziehungs-Befindlichkeit vorstellen. Habe ich weniger Fühler, bin ich nicht dauernd im Kontakt mit meiner momentanen Beziehungszufriedenheit. Mir reicht dann eine ungefähre Vorstellung davon und ich kann daher in Ruhe arbeiten oder einem Hobby nachgehen.
Sind meine Fühler eher im unteren Bereich des Tanks angebracht, wird bei mir erst Alarm ausgelöst, wenn kaum noch Substrat vorhanden ist. Habe ich viele Fühler schon sehr weit oben, gerate ich regelmäßig in Panik, wenn etwas Substrat verloren geht oder nur wenig nachfließen kann (weil man sich z.B. selten sieht). In der ersten Verliebtheitsphase sind z.B. die Schwankungen im Tank so stark, dass ich schon nervös reagiere, wenn mein Substrat nicht schon überschwappt. Nehme ich also stärkere Veränderungen in der Füllhöhe wahr, weil der Partner sich seit Stunden nicht gemeldet hat, gehen in meinem Tank alle Alarmsignale an. Dann bin ich ununterbrochen mit meinem System beschäftigt und ackere für jeden Tropfen.
Rainers Tank hat wesentlich weniger Fühler als Tanjas. Er wird erst alarmiert, wenn es zu einem deutlichen Verlust kommen sollte. Den starken Ausguss zu Weihnachten hat er in Bezug auf das Gesamtbeziehungssystem gar nicht richtig mitbekommen. Kein Alarm-Fühler wurde auch nur annähernd berührt. Rainer bleibt hinsichtlich seiner Beziehungszufriedenheit sehr lange gelassen, auch wenn es mal zu stärkeren Einbußen kommt. Er ist sich seiner Beziehung absolut sicher.
Tanja hat aufgrund ihres Beziehungs-ICHs die Fühler im Tank gleichmäßiger verteilt und beginnt mit dem ersten wesentlich weiter oben. Sie bekommt kleinere Schwankung mit und ist schneller ganz grundsätzlich verunsichert. Dafür könnte sie deutlich besser wertschätzen, wenn es mit Rainer mal richtig intensiv und innig werden würde.
Strategien
Unser Beziehungs-ICH legt unsere Handlungs- und Einflussmöglichkeiten auf die Tank-Steuerung aber zum Glück nicht für alle Zeiten fest. Wir können uns entwickeln, dazu lernen und durch bewusst eingesetzte Maßnahmen – wir nennen sie in diesem Buch Strategien – für unseren Tank sorgen. Im letzten Teil unseres Buches werden wir Ihnen ein ganzes Arsenal von Strategien für verschiedene Anlässe und Situationen vorstellen.
Einen ersten Vorgeschmack auf das Strategieren gibt Tanja mit ihrer Idee, das für Rainer anstrengende Familien-Event mit seinem – aufwendig herzustellenden – Lieblings-Nachtisch zu versüßen. Sie sorgt so nicht nur für den Tank ihres Mannes, in dem sie für ihn eine positive Situation schafft, sondern optimiert auch ihre eigene Substrat-Bilanz, weil sie einen weniger frustrierten Partner an ihrer Seite hat.
Anzumerken bleibt, dass die positive Wirkung auf Rainers Substrat-Pegel natürlich davon abhängig ist, dass er auch in dieser Situation für die nette Geste offen (und ein Fühler in der Nähe) ist. In unserem Beispiel klappt das leider nicht gut.
Der Extra-Tank für die Beziehungs-Geschichte
Ein Teil des abfließenden Substrats geht der Beziehung nicht gänzlich verloren, sondern sammelt und verfestigt sich in einem tiefergelegenen Speichertank. Dieses verfestigte Substrat stellt die gemeinsame Beziehungsgeschichte dar, die als sicherer Schatz nur noch in Extremfällen verloren gehen kann. Da der Zufluss zu diesem Speicher aber eine sehr begrenzte Kapazität hat, können größere Ausflussmengen des Haupttanks – z.B. infolge eines heftigen Konflikts – nicht aufgenommen werden und versickern ungenutzt. Der Langzeit-Speicher nimmt und verfestigt also nur den normalen, kontinuierlichen Substrat-Verbrauch.
Der Langzeitspeicher der beiden ist ähnlich gefüllt. Die Beziehung funktioniert auf einem stabilen Level seit vielen Jahren. Gerne denken sowohl Rainer als auch Tanja an ihre gemeinsame Zeit zurück. Eine krisenbedingte Trennung würde beiden extrem schwerfallen.
Sehen alle Beziehungs-Tanks gleich aus?
Jeder Tank ist von der Struktur her ähnlich gebaut bzw. gestaltet; trotzdem unterscheiden sich Menschen auf ganz verschiedenen Ebenen bzgl. ihrer Tank-Systeme. An einigen Punkten haben das unsere Bilder schon gezeigt. Hier einige weitere Beispiele für solche Unterschiede, die wir im Kapitel Beziehungs-ICH genauer betrachten werden:
• Menschen sind sehr unterschiedlich in ihrer Irritierbarkeit durch situative Ereignisse (manche stellen wie wild an dem Abfluss herum oder reagieren – ausgestattet mit sehr dichten Fühlern – panisch auf die kleinste Pegelabnahme).
• Es gibt verschieden empfindliche Alarmsysteme, die auf ein drohendes Leerlaufen reagieren (manche geraten schon unter 50% in Panik, manche bleiben bei 5% noch recht gelassen).
• Menschen bringen unterschiedliche Erwartungen bzgl. des idealen oder normalen Tanks mit: „So ein Tank sollte doch mindestens bei 85% stehen.“
• Menschen sind unterschiedlich erfahren bzw. unterschiedlich in der Lage, durch die Anwendung von Strategien aktiv Einfluss zu nehmen (z.B. auf die eigenen Bewertungsmuster).
• Menschen bringen z.B. durch ihre Beziehungsbiografie persönliche Ressourcen und/oder Beschränkungen in ihre Beziehung ein, die die Tank-Prozesse dauerhaft oder akut beeinflussen.
• Das Erreichen eines bestimmten (sehr hohen oder sehr niedrigen) Pegelstandes kann die Beziehungsqualität für immer beeinflussen: „So glücklich war ich noch nie, du wirst immer meine große Liebe sein“; „Wenn es sich einmal so schrecklich angefühlt hat mit dir, dann ist nichts mehr zu retten.“
Insgesamt führen diese Unterschiede dazu, dass es Personen mit sehr aktiven Tanksystemen gibt, die also sehr sensibel und heftig auf Einflussfaktoren reagieren – selbst wenn aus der qualitativ guten Beziehung gleichmäßig viel zufließt. Ihre Schwankungsbreite ist eher hoch. Andererseits gibt es Menschen mit eher ruhigen Tanksystemen, in denen es unter normalen Umständen kaum nennenswerte Schwankungen des Pegelstandes gibt und die es auch möglicherweise gar nicht schlimm finden, dass von oben das Substrat nur tropfenweise nachläuft.
Habe ich Einfluss auf den Tank meines Partners?
Wenn jeder Beziehungspartner seinen eigenen Tank bewirtschaftet – wie kann man sich dann das Verhältnis zwischen den beiden Tanksystemen vorstellen?
Wir werden diesen Aspekt nur streifen, weil unser Augenmerk auf dem Management des eigenen Zufriedenheits-Tanks liegt.
Unmittelbar plausibel ist eine Art Ansteckungs-Effekt: Wenn ich dafür sorgen kann, dass mein eigener Beziehungstank gut gefüllt ist, werde ich als ein zufriedenes Gegenüber auch meinem Partner eher substratträchtige Situationen schaffen oder mitgestalten und ihm so auch zu einem tendenziell gut gefüllten Tank verhelfen. Und umgekehrt könnte er es bei mir.
Vielleicht kann ich zusätzlich als Modell für hilfreiche, substratschonende Bewertungen, nützliche Strategien oder ein hohes Engagement für die Beziehung wirken; auch so sind willkommene Wechselwirkungs-Prozesse zwischen den beiden Tanksystemen denkbar.
Vor übertriebenen Erwartungen möchten wir aber an dieser Stelle warnen: Man kann sich gegenseitig die Verantwortung für den guten Umgang mit dem Zufriedenheitssubstrat nicht abnehmen; ein eher unvorteilhaftes eigenes Beziehungs-ICH kann durchaus eine hartnäckige Bremse für positive Außeneinflüsse sein.
Übrigens: Leider funktionieren die gerade beschriebenen Wechselwirkungen von Tank zu Tank auch in die andere Richtung: Man kann sich also gegenseitig in eine negative Abwärtsspirale treiben. In diesem Fall könnte ein stabiles Beziehungs-ICH Schlimmeres verhindern.
Warum geben wir diesem Modell so einen großen Raum?
Das Tankmodell lädt wegen seiner unmittelbaren Plausibilität dazu ein, erlebte Prozesse rund um die Beziehungszufriedenheit zunächst mal in einem neutralen Kontext mit einer neugierigen Unbefangenheit zu betrachten. Weil man über scheinbar physikalisch-mechanische Zusammenhänge anders reden kann als über emotional hochbelastete Begrifflichkeiten, kann es möglich werden, in einem zweiten Schritt auch die dahinterliegenden emotionalen und psychischen Prozesse als logisch und verstehbar zu bewerten. Schuldzuschreibungen an sich selbst oder an den Partner treten in einem solchen Setting gegenüber dem Bemühen des Analysierens und Verstehens zurück. Gemeinsame Aha-Erlebnisse: „So könnte man das tatsächlich sehen!“, entspannen das Klima und schaffen eine neue Schnittmenge – einfach durch die gemeinsamen Begrifflichkeiten: „Ich brauche mal wieder einen gemeinsamen Abend, mein Substrat sinkt gerade“; „Das war aber jetzt ein kräftiger Schuss für den Tank, danke Schatz!“
Zukünftige Beziehungsgespräche können dann durch die Anwendung der neu etablierten Paar-Privatsprache fast schon vergnüglichen Charakter bekommen, weil das gemeinsame Einlassen auf die Terminologie schon eine Bereitschaft zur gemeinschaftlichen Lösungssuche in sich trägt. Ein Paar, das seinen nächsten Konflikt mit Hilfe des Tankmodells diskutiert, ist sich schon mal einig darin, diesen Bezugsrahmen zu wählen. Aber natürlich besteht keine Garantie, dass nicht ein dominanter Partner sich auch des Tankmodells bedient, um seine Überlegenheit und Macht auszuspielen. Wie das auf Sie wirkt, könnten Sie dann mithilfe des Modells deutlich machen: „Deine überhebliche Art mit mir zu sprechen, kostet mich gerade jede Menge Substrat.“
So, jetzt sind Sie dran!
Wie hoch ist Ihr momentaner Füllstand? Spüren Sie mal in Ihren eigenen Beziehungstank hinein. Haben Sie ein unendlich sicheres Gefühl für ewiges Substrat (wie Rainer)? Oder brodelt es in Ihnen regelmäßig mit stetigen Aufs und Abs, die viel Dynamik und vielleicht auch die ein oder andere Verunsicherung mit sich bringen, ob das alles noch so ist, wie Sie wollen (wie bei Tanja)?
Wie hoch ist der Pegelstand Ihres Partners? Wie kommen Ihre beiden Füllstände zustande? Was beeinflusst diese und vor allem, wie kann man sie noch verbessern?
Oder denken Sie darüber hinaus und fragen sich, welche Ereignisse, Bedingungen oder Mechanismen man noch spüren könnte:
Spüren Sie mit Extra-Fühlern am Abfluss, wieviel Substrat Ihnen gerade verloren geht? Haben Sie vielleicht unterschiedliche Fühler für die Zunahme bzw. Abnahme von Substrat, die unterschiedlich dicht beieinanderliegen? Welche Beziehungs-Tanks gibt es noch in Ihrem Leben, die Sie sich mal ansehen möchten? Mit Ihren Eltern, Kindern oder Ihren eigenen Geschwistern, mit Freunden oder Ex-Freunden. Was für Tanksorten gibt es in Ihrem Leben noch? Haben Sie auch einen Arbeitstank, der Ihre persönliche Arbeitszufriedenheit misst? Was bringt ihn zum Schwanken? Oder betrachten Sie Ihren Lebenstank, der Ihr gesamtes Sein in Bezug auf seine Zufriedenheit zeigt?
Wie Sie sehen ist das Modell universell einsetzbar und auf verschiedene Bereiche zu beziehen.
Wir laden Sie jetzt ein zu einer Expedition zur entscheidenden Quelle Ihrer Tankfüllung: Unser Weg führt Sie zu einer gründlichen Analyse der Beziehungsqualitäten, die für einen kontinuierlichen Zufluss Ihres Substrats sorgen.
III. Wie Ihre Beziehung den Tank füllt
Wenn Sie dieses Buch – was wir sehr empfehlen – von vorne nach hinten lesen, dann sind Sie an dieser Stelle schon mit unserem Beziehungs-Tank-Modell vertraut.
Wir befassen uns in diesem Kapitel mit einem unverzichtbaren Element Ihres Tank-Systems, das für einen kontinuierlichen Zufluss an Zufriedenheits-Substrat sorgt. Es geht um die von Ihnen empfundene Qualität Ihrer Liebesbeziehung; um die Aspekte Ihrer Partnerschaft, die Ihnen das Gefühl geben, in einer guten, in der richtigen Beziehung zu sein. Wir nennen deshalb diese – individuell ausgestaltete – Quelle Beziehungs-Qualität.
Wir befassen uns hier also mit den eher stabilen Charakteristika Ihres Beziehungslebens, nicht mit der Tagesform oder situativen Schwankungen. Die im Folgenden erfassten und beschriebenen Beziehungs-Ebenen ermöglichen eine Einschätzung, in welchen Bereichen das Substrat für Ihren Tank schwerpunktmäßig generiert wird. Dabei spielen die Eigenschaften und Kompetenzen der beiden beteiligten Partner zwar eine große Rolle; Substrat kann aber nur fließen, wenn sich die vorhandenen Ressourcen in dieser spezifischen Kombination auch entfalten können. Anders ausgedrückt: Die besten persönlichen Voraussetzungen helfen nicht viel, wenn es dafür zwischen den Partnern nicht zu einer Resonanz kommt.
Ob das tatsächlich der Fall ist, können letztlich nur Sie erleben und bewerten. Genau deshalb starten wir mit einer Erfassung Ihrer Einschätzung einiger relevanter Beziehungsdimensionen.
Liebesbeziehungen sind eine komplexe Angelegenheit. Das hat schon jeder am eigenen Leib erfahren, der ein Buch wie dieses in die Hand nimmt. Unser Versuch, eine Schneise in diesen Dschungel zu schlagen, benötigt daher eine Art Kompass. Unser Kompass heißt Beziehungs-Struktur-Modell. Da wir in diesem Buch immer wieder auf dieses Modell, diese Orientierungshilfe, zurückkommen werden, lohnt es sich, die Sache an dieser Stelle ein wenig ausführlicher darzustellen.
Wir schauen uns in diesem Buch Beziehungen zwischen Liebespartnern genauer an und geben Ihnen die Möglichkeit, das auch mit Ihrer ganz individuellen Beziehung (oder mit Ihren Beziehungen) selbst zu tun. Die Frage ist nun: Was genau wollen wir uns anschauen? Was macht eine Beziehung eigentlich aus? Welche Aspekte sind von Bedeutung, wenn man z.B. verschiedene Beziehungen miteinander vergleicht? Was genau macht eine Beziehung zu einer wertvollen Beziehung? Was fehlt mir vielleicht gerade in meiner aktuellen Beziehung? Wie unterscheiden sich die Eigensicht und die Sicht meines Beziehungspartners?
Wir brauchen also irgendeine Ordnung, ein System, das unseren Blick lenkt und damit eine genauere Analyse ermöglicht. Eine solche Struktur bieten wir Ihnen in Form von 18 Beziehungsdimensionen an, die sich in sechs allgemeinere Faktoren zusammenfassen lassen. Wir haben einen Fragebogen entwickelt, der Ihnen einen zumindest groben Hinweis auf die Ausprägung dieser verschiedenen Aspekte geben kann. Wir sind überzeugt davon, dass mit dieser sehr differenzierten Betrachtung von Beziehungen ein Erkenntnisgewinn verbunden ist, der den Aufwand rechtfertigt. Wenn es Ihnen tatsächlich reichen sollte, Ihre aktuelle Beziehung einfach als gut, mittelmäßig oder schlecht zu beschreiben, dann legen Sie am besten dieses Buch ganz schnell zur Seite und gehen lieber eine Runde spazieren.
Zu den 18 Dimensionen, die Ihr ganz individuelles Beziehungsprofil darstellen sollen, erlaubt unser Basisfragebogen übrigens auch eine Einordnung hinsichtlich der Phasen, in denen Beziehungen typischer Weise verlaufen. Diesen Phasen – angefangen von der Verliebtheit bis zur Lebensbegleitung – widmen wir weiter unten ein eigenes Kapitel.
Die 18 inhaltlichen Dimensionen werden wir Ihnen gleich ausführlich vorstellen und werden auf diese Struktur immer wieder zu sprechen kommen. Zuvor möchten wir Ihnen aber einen – ernst gemeinten – Vorschlag machen; wir möchten es sogar als dringende Bitte formulieren:
BEVOR SIE SICH MIT UNSEREN 18 DIMENSIONEN BESCHÄFTIGEN; FÜLLEN SIE BITTE ERST DEN FRAGEBOGEN I (Basisfragebogen BSM) AUS!
Sie sollen uns nicht blind vertrauen; deshalb erklären wir auch, warum wir das für wichtig halten. Wir haben diesen Fragebogen entwickelt, damit Sie mit seiner Hilfe Ihre Beziehung nach genau diesen Dimensionen analysieren können. Ein solcher Fragebogen lebt nicht nur davon, dass Sie zu sich selber ehrlich sind, sondern es ist auch extrem hilfreich, wenn Sie möglichst spontan antworten. Und es leuchtet sicher ein, dass eine vorherige theoretische Beschäftigung mit den Details eine solche Spontaneität deutlich erschwert.
ALSO: GEBEN SIE SICH EINEN RUCK UND FÜLLEN SIE ERST DEN FRAGEBOGEN AUS. NICHT IRGENDWANN, SONDERN JETZT!
A. Der Basis-Fragebogen
Der Fragebogen ist das Eingangstor zu unserer Reise durch Ihre Beziehungswelt. Er öffnet Ihnen den Weg zu Ihrem Platz in dem Labyrinth unser 18 Einzeldimensionen, mit denen wir Liebesbeziehungen beschreiben; wir nennen es Beziehungs-Struktur-Modell (BSM). Gleichzeitig gibt er Ihnen Hinweise auf Ihren aktuellen Ort im zeitlichen Verlauf von typischen Beziehungsphasen.
Sie haben es hier nicht mit einem wissenschaftlichen Testverfahren zu tun, in dem Ihre Werte mit einer aufwendig ermittelten Norm einer Eichstichprobe verglichen werden. Es gibt also keine Einordnung, wie normal oder unnormal Ihr persönliches Ergebnis ist. Wir halten das eher für einen Vor- als einen Nachteil: Es geht uns nämlich gar nicht darum, Ihre Beziehung mit einem statistischen Durchschnittswert zu vergleichen; die Durchschnittsbeziehung ist uns – ganz ehrlich gesagt – völlig schnuppe.
Uns geht es um gehaltvolle Beziehungen, in denen Sie sich wohl fühlen. Bei dieser Perspektive würden Vergleiche mit Normwerten eher behindern als nützen. Wenn wir überhaupt vergleichen wollen, dann Ihren Ist-Zustand mit Ihren Wünschen und Bedürfnissen bzw. mit den Ergebnissen Ihres Partners.
Wir werden nicht müde, darauf hinzuweisen, dass die aktive Nutzung unseres Basis-Fragebogens den perfekten Einstieg in dieses Buch darstellt. Mit der Beantwortung und der Auswertung Ihres Bogens schaffen Sie die zentrale Grundlage dafür, alle weiteren Ausführungen direkt auf sich und Ihre Situation zu beziehen.
Alles was Sie dafür tun müssen:
• Sie schaffen sich ein Zeitfenster von ca. 30 Minuten.
• Sie sorgen für eine ungestörte Situation.
• Sie öffnen im Smartphone, Tablet oder Laptop unsere Auswertungs-Seite auf beziehungsreich-online.de und beantworten den Fragebogen direkt online (Passwort s. letzte Seite). Von der grafischen Auswertung machen Sie am besten sofort einen Screenshot.
• Ganz ohne Technik geht es auch (wenn auch deutlich mühsamer): Weiter unten wird eine traditionelle Berechnung beschrieben.
• Auch für den Fall, dass Sie dieses Buch als Paar durcharbeiten wollen, empfiehlt es sich sehr, (zunächst) für sich ganz alleine zu antworten (Punkte zu vergeben). Sie haben beide mehr davon, wenn Sie spontan antworten und nicht an die mögliche Reaktion Ihres Partners denken.
Dieser Basis-Fragebogen zu Ihrer Liebesbeziehung erfasst persönliche Erfahrungen und Meinungen. Es gibt daher keine richtigen oder falschen Antworten. Einige Formulierungen mögen Ihnen extrem vorkommen; lassen Sie sich nicht davon beirren. Nutzen Sie einfach die Abstufungen (0 bis 4), um auszudrücken, in welchem Ausmaß die jeweilige Aussage zu Ihnen und Ihrer Beziehung passt. Schaffen Sie sich bitte eine ungestörte Situation und überlegen Sie nicht zu lange; trauen Sie ruhig Ihrem ersten Impuls. Es geht nicht um möglichst hohe Punktzahlen, sondern um ein realistisches Profil als Gesamtbild.
Bitte tragen Sie für jede Aussage rechts die für Sie passende Punktzahl ein. Lassen Sie bitte keine Aussage aus – sonst ist keine Auswertung möglich.
Zur Erinnerung: Bequemer und schneller geht es online!
Die Aussage trifft zu: 0=nicht 1=ein wenig 2=teilweise 3=weitgehend 4=vollständig
1
Aus unseren romantischen Gefühlen ist eine wohlige Beständigkeit und Geborgenheit geworden.
2
Die intensiven Gespräche mit meinem Partner* sind in den meisten Fällen für mich persönlich überaus bereichernd.
3
Die Ausstrahlung meines Partners wird von mir als sehr anregend empfunden.
4
Die Beziehung zu meinem Partner sichert meine materielle Existenz ab.
5
Die großen Projekte des Lebens haben wir schon hinter uns gelassen.
6
Die innige Verbundenheit mit meinem Partner hat schon manche Krise überdauert.
7
Durch die Beziehung zu meinem Partner hat sich meine materielle Situation bzw. mein Lebensstandard verbessert.
8
Mein Partner sorgt immer wieder dafür, dass ich mich weiterentwickle und Neues lerne.
9
Durch die Rückmeldungen meines Partners fühle ich mich in meinem Selbstwert angenommen und bestärkt.
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