Big Rock - Teil 1-3 - Lauren Blakely - E-Book

Big Rock - Teil 1-3 E-Book

Lauren Blakely

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Beschreibung

BIG ROCK - SIEBEN TAGE GEHÖRST DU MIR!

Die Frauen denken, ich bin ein arrogantes Arschloch und ein unverbesserlicher Playboy. Und das war ich auch. Bis eine Woche mein Leben für immer veränderte …

Meiner Familie zuliebe soll ich mich eine Weile zusammenreißen: Keine Sexskandale mehr! Und als perfekter braver Sohn brauche ich eine Schein-Verlobte für sieben Tage. Was läge da näher als meine beste Freundin Charlotte zu fragen? Mit so einer scharfen Frau fällt es mir nicht schwer, den verliebten Softie zu mimen. Leider kann ich seit wir im Bett gelandet an nichts anderes mehr denken als an ihren heißen Körper. Charlotte spielt ihre Rolle als meine Zukünftige perfekt - doch bei mir ist es längst viel mehr als ein Spiel …

MR. O - ICH DARF DICH NICHT VERFÜHREN!

Mein Name ist Nick Hammer. Aber nennt mich einfach Mr. O - denn ich kann jeder Frau den ersehnten Höhepunkt bescheren. Wieso sollte ich also ablehnen, wenn die süße, total scharfe Harper Holiday mich bittet, ihr Nachhilfe in Liebesdingen zu geben? Das Problem: Sie ist die kleine Schwester meines besten Freundes Spencer und damit für mich absolut tabu. Flirttipps geben: erlaubt. Flirttipps mit Harper ausprobieren: strengstens verboten. Doch je mehr Zeit wir miteinander verbringen - und je mehr schmutzige SMS wir uns schreiben - desto weniger kann ich mich zusammenreißen …

HOT ? HEUTE NACHT GEHÖRST DU MIR!

Mein Name ist Wyatt Hammer. Ich habe alles, was Frauen wollen. Ich bin wohlhabend, verdammt attraktiv und extrem humorvoll. Das Komplettpaket sozusagen. Leider habe ich aber auch diese eine schreckliche Schwachstelle - ich bin viel zu anständig. Denn Natalie, meine neue Assistentin, ist süß, heiß, furchtbar intelligent, eine Traumfrau. Wäre ich irgendein Dreckskerl, wäre es mir natürlich egal, dass ich ihr Boss bin. Aber das ist es eben nicht. Sex und Privatleben werden bei mir streng getrennt. Bis zu dieser verhängnisvoll sinnlichen Nacht in Las Vegas zumindest …

»Sexy, köstlich, dieser Roman macht einfach Spaß!«
SPIEGEL-Bestsellerautorin Marie Force

»Lauren Blakely ist eine meiner Lieblingsautorinnen.«
New-York-Times-Bestsellerautorin Christina Lauren

"Spencer ist der perfekte Alpha-Held , mit tonnenweise Charme. Ich habe lange nicht mehr so viel Spaß mit einem Roman gehabt. Bei jeder Seite musste ich grinsen."
USA Today-Bestsellerautorin CD Reiss

"Verdammt noch mal, ich liebe es! Mal musste ich lachen, dann mir wieder Luft zufächeln. Spencer ist superheiß."
New York Times-Bestsellerautorin Sawyer Bennett

"So viel Spaß, so viel Sex und eine wunderbar arrogante männliche Erzählperspektive. Ihr werdet Wachs in Spencers geschickten Händen sein."
The Rock Stars Of Romance

"Unglaublich sexy. Ein absoluter Buchgasmus! Eines der besten Bücher des
Jahres!"
USA Today-Bestsellerautorin Adriana Locke."

"Sexy, köstlich, dieser Roman macht einfach Spaß!" Marie Force, New York Times-Bestsellerautorin

"Es könnte sehr gut sein, dass Nick Hammer mein absolut liebster Lauren Blakely-Held überhaupt ist. Witzig, verführerisch und unglaublich heiß!"
Lacey Black, Bestsellerautorin

"F**k, f**k, f**k! Sie werden jetzt noch nicht wissen, warum ich das sage - aber sie werden es wissen, wenn Sie "Mr O - Ich darf dich nicht verführen!" gelesen haben. Nick und Harper sind der Inbegriff eines himmlisch perfekten, witzigen Paares!"
TM Frazier, USA Today Bestsellerautorin

"Pures Vergnügen. Schmutzig! Dekadent! Göttlich! Fünf orgasmische Sterne." Bookalicious Babes

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EPUB

Seitenzahl: 1068

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Lauren Blakely

Big Rock - Teil 1-3

Zum Buch

Mein Dad hält es für nötig, dass ich es ein bisschen ruhiger angehen lasse. Da sich konservative Investoren in der Stadt aufhalten, die das Juweliergeschäft auf der Fifth Avenue, den Flagship-Store seines Unternehmens, kaufen wollen, möchte er, dass ich mich unauffällig und anständig verhalte. Schön. Das kann ich durchaus für Dad tun. Schließlich und endlich verdanke ich ihm die eindrucksvolle Größe meiner Kronjuwelen, denn es handelt sich sozusagen um ein Familienerbstück. Deshalb habe ich meine beste Freundin, die zugleich meine Geschäftspartnerin ist, gebeten, eine Woche lang meine Verlobte zu spielen. Was kann da schon schiefgehen? „Verdammt noch mal, ich liebe es! Mal musste ich lachen, dann mir wieder Luft zufächeln. Spencer ist superheiß.“Sawyer Bennett, New York Times-Bestsellerautorin

Zur Autorin

New York Times – Bestsellerautorin Lauren Blakelys Markenzeichen sind sexy Liebesromane, voller Herz, Humor und heißer Bettszenen. Die Kuchen- und Hundeliebhaberin hat die meisten ihrer Erfolgsromane beim Gassigehen mit ihren vierbeinigen Freunden geplottet. „Big Rock – Sieben Tage gehörst du mir!“ stürmte direkt nach Erscheinen sämtliche amerikanische Bestsellerlisten.

MIRA® TASCHENBUCH

Copyright © 2017 by MIRA Taschenbuch in der HarperCollins Germany GmbH

Titel der amerikanischen Originalausgabe: Big Rock Copyright © 2016 by Lauren Blakely

Covergestaltung: büropecher, Köln Coverabbildung: alxpin / Getty Images Redaktion: Maya Gause

ISBN E-Book 9783955766474

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E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

Widmung

Dieses Buch widme ich Helen Williams, weil ich Dir eines Tages eine Nachricht sandte, in der ich Dich fragte, ob Du es schaffst, ein R wie ein C aussehen zu lassen. Du hast es perfekt hinbekommen, Helen, und aus diesem Grund existiert jetzt dieses Buch, das ich außerdem, wie immer, meiner lieben Freundin Cynthia widme.

Prolog

Mein Schwanz ist verdammt eindrucksvoll.

Aber verlasst euch nicht auf mein Wort. Bedenkt zunächst alle Vorteile, die er bietet.

Lasst uns mit dem Offensichtlichsten beginnen.

Mit der Größe.

Natürlich werden bestimmte Leute behaupten, die Größe spiele keine Rolle. Wisst ihr, was ich dazu zu sagen habe? Sie lügen.

Ihr wollt keinen winzigen Diamanten am Finger tragen, wenn ihr einen Dreikaräter haben könnt. Ihr wollt keine armselige Dollarnote, wenn ihr einen Hunderter haben könnt. Und ihr wollt nicht auf einem Mini-Pony reiten, wenn ihr auf einem prachtvollen Hengst dem ultimativen Vergnügen entgegengaloppieren könnt.

Warum? Je größer, desto besser. Es macht mehr Spaß. Da könnt ihr jede Frau fragen, die schon mal die schrecklichen Worte aussprechen musste: „Ist er schon drin?“

Das musste mich noch keine Frau fragen.

Inzwischen überlegt ihr wahrscheinlich, wie groß er denn nun eigentlich ist. Ich bitte euch! Über so etwas spricht ein Gentleman nicht. Selbst wenn ich vögle wie ein Gott, bin ich doch immer noch ein Gentleman. Ich werde ihr die Tür aufhalten, bevor ich ihre Schenkel spreize. Ich werde ihr in den Mantel helfen, ich werde im Restaurant die Rechnung übernehmen, und ich werde sie wie eine Königin behandeln – innerhalb und außerhalb des Betts.

Aber ich verstehe schon. Ihr möchtet eine genaue Vorstellung haben. Ein exaktes Maß, das euch Appetit macht. Na schön. Malt euch Folgendes aus: einen Schwanz, der so groß ist, wie ihr ihn euch in euren kühnsten Träumen wünscht; meiner ist deutlich größer.

Was das Aussehen betrifft – seien wir bitte mal ehrlich. Es gibt Schwänze, die sind einfach nur verdammt hässlich. Ich will mich hier nicht in Einzelheiten ergehen und eine genauere Beschreibung liefern. Ihr wisst, wie so was aussieht, und wenn es um die Vorzüge meiner Ausstattung geht, möchte ich, dass ihr bloß an folgende Begriffe denkt: lang, dick, seidenglatt, hart. Hätten die Bildhauer der Renaissance Skulpturen von Penissen geschaffen, hätten sie alle meinen als Modell gewählt.

Doch ganz im Ernst: All das würde nicht die geringste Rolle spielen, besäße mein Schwanz nicht die wichtigste Eigenschaft von allen.

Leistungsfähigkeit.

Letztendlich sollte der Schwanz eines Mannes nach der Anzahl der Orgasmen bewertet werden, die er abliefert. Dabei rede ich nicht von Solodarbietungen. Das ist Mogelei. Ich rede von den großen Ohs, die dafür sorgen, dass eine Frau sich aufbäumt, ihre Zehen krümmt und die Fensterscheiben zum Klirren bringt … dass ihre Welt für einen Moment aus den Fugen gerät.

Wie viel Vergnügen mein Schwanz auf diese Weise den Frauen schon verschafft hat? Der Gentleman genießt und schweigt, aber ich sage dazu Folgendes: Er hat eine äußerst beeindruckende Erfolgsbilanz vorzuweisen.

Deshalb ist es auch so verdammt schade, dass er sich nun eine Auszeit nehmen muss.

1. Kapitel

Männer verstehen Frauen nicht.

Das ist eine Tatsache.

Wie dieser Kerl da.

Der Typ dort am Ende meiner Bar. Die Ellbogen auf den Metalltresen gestützt, soll seine Haltung so viel ausdrücken wie: Bin ich nicht unglaublich lässig und cool? Er streicht über seinen Schnauzbart und tut, als sei er der beste Zuhörer auf Erden, während er mit der heißen Brünetten spricht, die eine viereckige Brille mit rot getönten Gläsern trägt. Doch in Wirklichkeit starrt er die ganze Zeit nur ihren Vorbau an.

Na gut, die Brünette hat nette Titten. Und ich meine „nett“ in dem Sinne, dass sie eigentlich eine eigene Postleitzahl in Anspruch nehmen könnten.

Aber mal ehrlich, Leute!

Ihre Augen sind viel weiter oben. Und genau dorthin muss ein Mann seinen Blick richten, sonst wird die Lady aufstehen und gehen.

Ich schenke einem unserer Stammgäste, einem Geschäftsmann, der einmal in der Woche hereinschneit, ein helles Ale ein. In seinem Gesicht ist deutlich zu lesen: Mein Boss nervt total, weil er mich ständig auf Reisen schickt. Wenigstens kann ich ihm an der Getränkefront helfen.

„Geht aufs Haus. Zum Wohl.“ Ich schiebe ihm das Glas hin.

„Das ist die beste Nachricht des Tages“, erwidert er mit einem winzigen Zucken um die Mundwinkel, bevor er das halbe Glas hinunterstürzt und mir drei Dollar Trinkgeld hinschiebt. Die Barkeeper, die vom Trinkgeld abhängig sind, werden es zu schätzen wissen. Jenny musste früher gehen, weil bei ihrer Schwester irgendeine Krise ausgebrochen ist. Deshalb kümmere ich mich um die letzten Gäste, während meine Geschäftspartnerin Charlotte die Buchhaltung macht.

Als Schnauzbart Roter Brille dichter auf die Pelle rückt, lehnt die sich mit einem Ruck nach hinten, schüttelt den Knopf, schnappt sich ihre Handtasche und eilt zum Ausgang.

Na bitte! Ich könnte mein Geld als Wahrsager verdienen, wenn ich mich darauf spezialisieren würde, vorherzusagen, wann ein Mann einen Stich bekommt und wann nicht. Meistens stehen die Chancen für den Typen an der Bar schlecht, weil er die üblichen Fehler macht. Indem er zum Beispiel die Unterhaltung mit einem dieser dummen Anmachsprüche beginnt. „Du sorgst dafür, dass meine Software sich in Hardware verwandelt.“ Oder: „Als Hotdog-Verkäuferin hättest du eine große Karriere vor dir, denn du weißt offenbar, wie man mit einem Würstchen umgeht.“ Genau! Ich habe meinen Ohren auch nicht getraut, als ich das gehört habe.

Oder dieses Unding: Manche Kerle lassen ihre Blicke ständig auf Wanderschaft gehen und können nicht aufhören, andere Attraktionen abzuchecken. Welche Frau soll das denn bitte schmeichelhaft finden?

Der schlimmste Fehler bei der Anmache an der Bar ist es allerdings, Dinge vorauszusetzen.

Vorauszusetzen, dass sie mit dir reden will.

Vorauszusetzen, dass sie mit dir nach Hause gehen wird.

Vorauszusetzen, dass du sie ohne ihre Einwilligung küssen darfst.

Die Leute sagen: Wenn man ganz fest an etwas glaubt, wird es geschehen.

Und was ist meine Meinung dazu?

Seht euch einfach mal meine Universitätsabschlüsse an. Ich besitze einen Master in Finanzwissenschaft und einen in Frauensprache – und beide Fächer habe ich summa cum laude abgeschlossen. Ich verfüge über ein enzyklopädisches Wissen darüber, was Frauen wollen … und ich weiß, wie ich es ihnen geben kann. Ich spreche fließend die weibliche Körpersprache, kann die kleinsten Hinweise und alle Gesten entschlüsseln.

Wie in diesem Moment.

Charlotte hämmert auf den Tasten ihres Laptops herum und kaut dabei konzentriert auf ihrer Unterlippe herum. Will heißen: Ich komme gerade richtig gut vorwärts, also stör mich nicht, sonst gehe ich dir an die Kehle.

Na gut. Sie ist nicht wirklich jemand, der Leuten an die Kehle geht. Was ich sagen will, ist, dass sie deutliche Auf keinen Fall stören-Signale sendet.

Schnauzbart kann allerdings Frauensprache weder lesen noch sprechen noch schreiben. Er schlendert an der Bar entlang und hat anscheinend die Absicht, sie anzumachen. Bildet sich ein, er hätte eine Chance bei ihr.

Von meinem Platz hinter der Bar aus, wo ich gerade Gläser poliere, kann ich praktisch hören, wie er sich räuspert, um Charlotte anzusprechen.

Ich kann verstehen, warum der Mann meine beste Freundin ins Fadenkreuz genommen hat. Charlotte ist zweifellos eine anbetungswürdige Göttin. Zuerst einmal besitzt sie wellige blonde Haare und dunkelbraune Augen. Die meisten Blondinen haben blaue Augen, also bekommt sie Extrapunkte für diese reizvolle Kombination, die wegen des Überraschungseffekts absolut heiß ist.

Außerdem verfügt sie über einen fantastisch trockenen Humor.

Und sie hat einen messerscharfen Verstand.

Aber Schnauzbart hat von den beiden letzten Punkten keine Ahnung. Er weiß nur, dass sie wunderschön ist, und geht darum zum Angriff über. Er zieht den Stuhl direkt neben ihr hervor und grinst sie breit an. Sie zuckt zusammen, vollkommen überrascht, dass der Kerl in die hermetisch abgeschlossene Welt eingedrungen ist, in der es bloß sie und ihre Arbeit gab.

Charlotte kann wunderbar auf sich selbst aufpassen. Doch wir haben vor langer Zeit einen Pakt geschlossen und ihn erneuert, als wir gemeinsam diese Bar eröffneten: Wenn einer von uns einen Pseudopartner oder eine Pseudopartnerin braucht, um elegant aus einer unangenehmen Situation herauszukommen, dann springen wir ein und übernehmen diese Rolle.

Dieses Spiel spielen wir seit dem College, und es klappt hervorragend.

Es funktioniert auch deshalb so gut, weil Charlotte und ich niemals wirklich ein Paar sein werden. Dazu brauche ich sie viel zu sehr als Freundin. Und wenn man bedenkt, wie oft sie mit mir gelacht oder sich an meiner Schulter ausgeweint hat, geht es ihr genauso. Auch aus diesem Grund ist die Taktik eine brillante Idee – wir wissen beide, dass wir niemals mehr als Freunde sein werden.

Ich eile hinter der Bar hervor und bin in dem Moment bei Charlotte, in dem Schnauzbart sie erreicht und ihr seinen Namen nennt, um sie gleich darauf zu fragen, wie sie heißt.

Sofort schiebe ich mich neben sie und platziere meine Hand auf dem unteren Teil ihres Rückens, so als würde diese Frau mir gehören. Als wäre ich derjenige, der diesen Körper berühren darf, der seine Finger durch ihre Haare gleiten lässt und ihr in die Augen sieht. Ich lege den Kopf schräg und werfe ihm ein triumphierendes Lächeln zu, weil ich angeblich der Glückspilz bin, der später mit ihr nach Hause gehen wird. „Der Name meiner Verlobten ist Charlotte. Nett, Sie kennenzulernen. Ich bin Spencer.“ Mit diesen Worten strecke ich ihm die Hand hin.

Der Typ kräuselt seine Nase wie ein Kaninchen, als er begreift, dass er zum zweiten Mal an diesem Abend den Kürzeren gezogen hat.

„Gute Nacht allerseits“, murmelt er und verlässt hastig die Bar.

Charlotte salutiert scherzhaft in meine Richtung und nickt anerkennend. „Sieh an, Captain Sunshine eilt zu meiner Rettung herbei.“ Sie streicht über meinen Arm und kneift in meinen Bizeps. „Ich habe den Typen nicht mal kommen sehen.“

„Dafür hast du ja mich. Ich habe meine Augen überall“, erkläre ich ihr, während ich die Tür abschließe. Die Bar ist jetzt leer. Nur wir zwei sind noch hier, wie so oft abends um diese Zeit.

„Dabei bist du normalerweise damit beschäftigt, dich nach verfügbaren Frauen umzusehen. Deine Blicke sind ständig auf der Wanderschaft.“ Sie mustert mich mit einer Ich kenne dich-Miene.

„Was soll ich sagen? Es gefällt mir, wenn meine Augen ein anständiges Work-out bekommen – genau wie der Rest meines Körpers.“ Bei diesen Worten tätschele ich meinen Waschbrettbauch.

Sie gähnt.

„Geh ins Bett“, rate ich ihr.

„Das solltest du auch tun. Nein, warte. Du hast wahrscheinlich noch ein Date.“

Damit liegt sie nicht so falsch. Sehr oft habe ich tatsächlich nach Feierabend eins.

Zum Beispiel habe ich Anfang des Monats im Fitnessstudio eine echte Sexbombe kennengelernt. Sie trainierte hart, und ihr Training wurde noch härter, als ich sie über die Lehne der Couch in meinem Apartment warf und dort nahm. Am nächsten Tag schickte sie mir eine Nachricht auf mein Handy, in der sie schrieb, wie sehr ihre Schenkel schmerzten und dass sie es unglaublich genossen habe. Sie fügte hinzu, ich solle mich bei ihr melden, falls ich irgendwann nach Los Angeles käme. Sie wolle gern noch einmal einen solchen Ritt erleben.

Selbstverständlich wollte sie das. Wer erst einmal Filet mignon probiert hat, möchte seinen Hunger nicht wieder notdürftig mit Hamburgern stillen.

Ich habe ihre Nummer gespeichert. Schließlich weiß man ja nie, oder? Es ist nichts falsch daran, wenn sich zwei Erwachsene eine Nacht lang vergnügen und anschließend beschwingten Schrittes getrennte Wege gehen, nachdem sie sich gegenseitig mehrere Orgasmen beschert haben.

Genau so sollte es sein. Meine erste Dating-Regel lautet: Verschaffe immer zuerst der Frau ihr Vergnügen, idealerweise zweimal, bevor du auch nur in sie eindringst. Die anderen beiden Regeln sind ebenso einfach: Verliebe dich nicht. Und: Benimm dich auf keinen Fall wie ein Arschloch. Ich lebe nach diesen Regeln und bin damit bisher sehr gut gefahren. Ich bin achtundzwanzig, single, ein heißer Typ und ein Gentleman. Daher ist es nicht besonders überraschend, dass ich oft Sex habe.

Aber heute hat mein Schwanz dienstfrei. Ich werde früh schlafen gehen.

Charlottes Frage beantworte ich daher mit einem Kopfschütteln und fahre fort, die Theke zu putzen. „Nein. Ich bin morgen früh um halb acht mit meinem Vater und einem Typen, dem er seinen Laden verkaufen will, zum Frühstück verabredet. Da muss ich ausgeschlafen sein und einen guten Eindruck machen.“

Sie deutet auf die Tür. „Geh und hol dir deinen Schönheitsschlaf, Spencer. Ich schließe hier ab.“

„Auf keinen Fall. Ich bin gekommen, um Jenny zu vertreten. Du fährst nach Hause. Ich rufe dir ein Taxi.“

„Dir ist doch wohl klar, dass ich seit fünf Jahren in New York lebe? Ich weiß sehr wohl, wie man sich spätabends ein Taxi besorgt.“

„Klar. Ich kenne deinen Hang zur Unabhängigkeit. Doch das interessiert mich nicht – ich schicke dich jetzt nach Hause. Was auch immer du hier machst, kannst du auch in deinem Apartment erledigen“, erwidere ich und werfe den Putzlappen ins Spülbecken. „Warte mal! Hast du etwa Angst, Bradley könnte um diese Zeit noch in der Lobby herumlungern und versuchen, dir Blumen zu schenken?“

„Nein. Normalerweise finden seine Entschuldigungs-Überfälle tagsüber statt. Gestern hat er mir einen fast einen Meter großen Teddy geschickt, der ein Seidenherz in den Tatzen hält, auf dem Verzeih mir steht. Was zum Teufel soll ich mit dem Ding anfangen?“

„Schick ihn zurück. In sein Büro. Und schreibe mit rotem Lippenstift NEIN auf das Herz.“ Charlottes Exfreund ist ein Arschloch der Spitzenklasse. Er wird sie nie zurückbekommen. „Oder warte. Kann es sein, dass dieser Teddy einen Mittelfinger an seiner Pfote hat?“

Sie lacht. „Das ist eine wirklich gute Idee. Ich wünschte, es wüssten nicht alle Leute im Haus, was ich beruflich mache.“

„Ich weiß. Und ich wünschte, du müsstest ihm bis ans Ende der Zeit nie wieder begegnen.“

Ich rufe ihr ein Taxi, hauche ihr einen Kuss auf die Wange und schicke sie nach Hause. Nachdem ich die Bar geschlossen habe, fahre ich in meine Wohnung im West Village. Sie liegt im sechsten Stock eines tollen Sandsteingebäudes. Von der Terrasse habe ich einen Blick über ganz Lower Manhattan. Absolut ideal in einer Juninacht wie dieser.

Ich werfe meine Schlüssel auf das Tischchen im Eingangsbereich, während ich auf meinem Handy durch die neuesten Nachrichten scrolle. Das Foto aus einem Klatschmagazin, das meine Schwester Harper mir geschickt hat, bringt mich zum Lachen. Es zeigt mich zusammen mit der heißen Frau aus dem Fitnessstudio. Offenbar handelt es sich um die Trainerin der Stars einer Realityshow. Und ich bin der bekannte New Yorker Playboy – so wurde ich in dieser Zeitschrift schon mal genannt. Da wurde ich mit der neuen sexy Chefköchin eines Restaurants gesehen, das vergangenen Monat in Miami eröffnet wurde.

Heute Abend bin ich jedoch ein braver Junge.

Für das, was morgen sein wird, übernehme ich keine Garantie.

2. Kapitel

Hemd mit Button-down-Kragen. Krawatte. Anthrazitfarbene Hose. Dunkelbraune Haare, grüne Augen, kantiges Kinn.

Jepp, es funktioniert bestens.

An diesem Freitagmorgen bin ich vollkommen einverstanden mit meinem Aussehen. Wäre ich einer dieser albernen Kerle in einem kitschigen Film, würde ich meine beiden Daumen in die Luft recken.

Aber ehrlich, so ein Typ bin ich nicht. Ich meine, wer macht denn so was?

Stattdessen frage ich meinen Kater Fido nach seiner Meinung. Seine Antwort ist schlicht: Er dreht sich um und geht weg, den Schwanz hoch in die Luft gereckt.

Fido und ich haben eine Abmachung. Ich füttere ihn, und er stört mich niemals beim Sex. Vor einem Jahr tauchte er auf meiner Terrasse auf und mauzte klagend die gläserne Schiebetür an. Er trug einen Anhänger mit der Aufschrift Princess Poppy. Mithilfe seines Halsbands fand ich heraus, dass er zu der kleinen, süßen, alten Dame aus meinem Wohngebäude gehörte, die vor Kurzem ins Jenseits umgezogen war. Diese kleine, süße, alte Dame hatte ihn offenbar irrtümlich für ein Katzenmädchen gehalten. Es gab keine Hinterbliebenen, und sie hatte auch keine Anweisungen zum Verbleib der Katze hinterlassen. Ich ließ ihn herein, warf das funkelnde pinkfarbene Halsband weg und gab ihm einen Namen, der zu seinem Geschlecht passt.

Es ist eine Win-win-Beziehung.

Zum Beispiel morgen Abend. Fido wird nicht meckern und klagen, wenn ich spät nach Hause komme. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass ich erst in den frühen Morgenstunden durch die Tür torkeln werde. Heute Abend muss ich arbeiten, aber morgen übernimmt Jenny wieder ihre Schicht, und ich habe mit meinem besten Freund Nick etwas zu feiern. Seine erfolgreiche TV-Show auf Comedy Nation wurde gerade für ein Jahr verlängert. Wir haben vor, darauf viele, viele Male an einer Wasserstelle in Gramercy Park anzustoßen. Nebenbei bemerkt haben sie dort eine sexy Barkeeperin, mit der ich schon einige Male gesprochen habe. Sie heißt Lena und mixt einen klasse Harvey Wallbanger. Ihre Nummer hat sie unter dem Namen des Drinks in meiner Kontaktliste gespeichert. Nun, unter einem Teil des Namens. BangBang.

Klingt vielversprechend. Und mit vielversprechend meine ich, es ist eine sichere Sache.

Ich mache mich auf den Weg in die Vorstadt, indem ich die U-Bahn zur Upper East Side nehme, wo meine Eltern leben. Ja, sie sind sehr wohlhabend; dennoch sind sie – so schockierend das klingen mag – keine Arschlöcher. So ist es wirklich. Dies ist nicht die Geschichte eines Typen mit einem reichen Scheißkerl von Vater und einer eiskalten, boshaften Mutter. Hier geht es um einen Typen, der seine Eltern gernhat und der von ihnen ebenso gemocht wird. Und raten Sie mal, was noch? Meine Eltern mögen sich sogar gegenseitig.

Woher ich das wissen will?

Heute aber ist es mein Job, meinen Dad glücklich zu machen, und Dad möchte seinen Sprössling bei dem Frühstücks-Meeting dabeihaben, ebenso wie meine kleine Schwester Harper.

Sie kommt mir auf der 82. Straße entgegen, und ihre roten Haare leuchten wie Feuer. Als sie mir gegenübersteht, tut sie, als wolle sie eine Münze hinter meinem Ohr hervorholen.

„Sieh mal, was ich gefunden habe. Was ist das?“ Sie wedelt mit der Hand herum und hält plötzlich einen Tampon zwischen den Fingern. Dann formt sie mit den Lippen ein schockiertes O. „Spencer Holiday! Du hast Tampons bei dir. Wann hast du denn deine Periode bekommen?“

Ich muss lachen.

Sie fasst hinter mein anderes Ohr und zeigt mir eine kleine Pille. „Oh, guck mal. Hier ist eine Tablette, falls du Unterleibsschmerzen bekommst.“

„Guter Trick“, lobe ich sie lächelnd. „Führst du den auf Kindergeburtstagen vor?“

„Nein.“ Harper zwinkert mir zu. „Aber Tricks wie dieser sorgen bei den Müttern dafür, dass ich schon sechs Monate im Voraus ausgebucht bin.“

Seite an Seite gehen wir auf das Restaurant in der Third Avenue zu und spazieren an diesen perfekten New Yorker Wohnblocks entlang – den roten Backsteinhäusern mit großzügigen offenen Veranden, vor denen alle paar Meter ein Baum mit üppigem Laub wächst. Es sieht hier aus wie am Set einer romantischen Komödie.

„Wie läuft es in der Stadt, Playboy? Ich habe gehört, Cassidy Winters hätte behauptet, so gut wie mit dir habe sie sich schon seit einer Ewigkeit nicht mehr amüsiert.“

Ich runzle die Stirn. „Wer soll das sein?“

„Die sexy Trainerin, mit der du in den Zeitschriften zu sehen warst“, erwidert sie und rollt mit den Augen. „Ich habe dir gestern Abend das Foto geschickt. Hast du die Bildunterschrift nicht gelesen?“

Ich schüttle den Kopf. „Nee. Übrigens ist das schon eine Ewigkeit her.“ Jedenfalls fühlen sich in der Dating-Welt ein paar Wochen so an.

„Ich nehme an, sie singt immer noch Loblieder auf dich.“

„Sieht so aus, als würde ich demnächst ihre Nummer löschen.“ Wer die Klappe nicht halten kann, darf nicht mehr mitspielen.

„Pass besser auf, wie du dich Mr. Offerman gegenüber verhältst. Schließlich ist er der Mann, dem Dad sein Geschäft verkaufen will“, rät sie mir, während eine ältere Dame mit blau getönten Haaren mit ihrem Spitz an der Leine auf uns zukommt.

„Willst du damit sagen, ich soll ihn nicht anbaggern?“, witzle ich und bleibe mitten auf dem Gehweg stehen. Ich lasse meine Hüften kreisen und gebe mein Bestes, verführerisch wie ein Stripper in die Gegend zu starren. „Kein netter kleiner Tanz?“ Ich klatsche mir aufs Hinterteil. „Um die Sache voranzutreiben?“

Harper wird knallrot. Sie deutet mit dem Kopf in Richtung der alten Dame. „Du lieber Himmel! Hör auf damit!“

„Ich soll also nicht wie üblich so tun, als wäre ich einer der Chippendales?“

Meine Schwester packt mich am Arm und zieht mich hastig an der Hundebesitzerin vorbei. Die Lady sieht mich an, wackelt fröhlich mit den Brauen und formt mit den Lippen die Worte: „Netter Tanz.“

Seht ihr? Frauen stehen auf mich.

„Was ich meine, ist, dass Offerman sehr konservativ ist. Er steht auf Werte, Familie und diese Dinge. Genau aus diesem Grund sind wir heute hier.“

„Sicher. Es geht darum, die glückliche Familie zu spielen und so zu tun, als würden wir einander mögen. Ist es das, was ich machen soll?“ Ich verpasse ihr einen ordentlichen Nasenstüber. Weil sie es verdient hat.

„Autsch. Bring meine Frisur nicht durcheinander.“

„Ist ja schon gut. Ich habe kapiert. Du willst, dass ich den Chorknaben gebe, und du spielst den Engel.“

Sie legt ihre Handflächen zusammen, als wollte sie beten. „Ich bin ein Engel.“

Wir betreten das Restaurant, wo unser Dad uns in der Eingangshalle begrüßt. Harper entschuldigt sich und verschwindet in Richtung Damentoilette. Mein Dad klopft mir auf die Schulter. „Danke, dass du gekommen bist. Du hast das Memo erhalten, ja?“

„Natürlich. Sehe ich nicht genau aus wie der erfolgreiche, blaublütige Sohn?“ Ich streiche meine Krawatte glatt. Was immer der einfachste Weg ist, seriös zu wirken.

Er tut, als wolle er mir einen Kinnhaken verpassen. „So siehst du doch immer aus.“ Dann legt er den Arm um meine Schultern. „Ich bin sehr froh, dass du da bist. Was ich dir noch sagen wollte …“ Mit gesenkter Stimme fährt er fort: „Du weißt, es ist mir egal, was du nach Feierabend machst. Aber Mr. Offerman hat vier Töchter im Alter zwischen elf und siebzehn Jahren. Deshalb bevorzugt er …“

„… Männer mit Gutmenschen-Image?“, vollende ich seinen Satz und lächle ihn an wie ein äußerst braver Junge.

Mein Dad schnippt mit den Fingern und nickt.

„Sind sie auch zum Frühstück hier? Seine Töchter?“

Er schüttelt den Kopf. „Nur du und deine Schwester, er und ich. Er wollte euch beide kennenlernen. Und ich wollte nur eins deutlich machen: Je weniger dein Ruf als bekannter New Yorker Playboy zur Sprache kommt, umso glücklicher wird er sein, und je glücklicher er ist, desto glücklicher bin ich. Kannst du das für mich tun?“

Ich seufze und reiße die Augen auf. „Ich weiß nicht, Dad. Das schränkt die Zahl meiner Gesprächsthemen ziemlich ein. Normalerweise rede ich ausschließlich von Frauen und Sex. Verdammt“, stoße ich in frustriertem Tonfall hervor. Dann tue ich so, als würde ich mich mühsam zusammennehmen, und zähle an meinen Fingern ab. „Politik, Religion, Waffengesetz. Ich werde mich hauptsächlich an diese Themen halten, okay?“

„Pass auf, dass ich dir keinen Maulkorb verpasse“, gibt er scherzhaft zurück.

„Ich habe verstanden, Dad. Ich werde dir nicht deinen Traum zerstören. Versprochen. Während der nächsten Stunde werde ich ganz der pflichtbewusste Sohn und der aufstrebende New Yorker Geschäftsmann sein. Ich werde kein Wort über Frauen oder die Boyfriend Material-App verlieren“, erkläre ich ihm, denn ich bin ein Chamäleon. Ich kann ebenso gut den Playboy geben wie den seriösen Geschäftsmann. Ich kann den Yale-Absolventen spielen oder das Lästermaul. Heute werde ich meine Ivy-League-Vergangenheit zur Schau stellen und nicht den Kerl, der eine höchst erfolgreiche Dating-App erfunden und verkauft hat.

„Danke, dass du dich in dieser Hinsicht zurückhaltend zeigen wirst. Ich habe jahrelang nach einem geeigneten Käufer gesucht, und endlich habe ich ihn gefunden. Wenn auf den letzten Metern nichts schiefgeht, werden wir Ende nächster Woche die Verträge unterzeichnen.“

Mein Dad ist ein echter Rockstar im Schmuckgeschäft. Kaum jemand kennt seinen Namen, aber fast jeder kennt sein Geschäft. Vor dreißig Jahren hat er auf der Fifth Avenue Katharine’s eröffnet, und heute ist dieser Name gleichbedeutend mit hochwertigem Schmuck. Die himmelblauen Schachteln, die in dem Laden als Verpackung benutzt werden, haben echten Kultcharakter erlangt. Sie gelten als untrügliches Zeichen dafür, dass soeben ein hinreißendes Geschenk überreicht wird. Perlen, Diamanten, Rubine, Silber, Gold – ganz gleich, um was es geht. Benannt nach meiner Mutter, ist Katharine’s ein Ort der Vollkommenheit, und mein Dad hat die Filiale an der Fifth Avenue zum Flagship-Store einer Kette mit Niederlassungen in zwölf Städten rund um den Globus gemacht. Katharine’s hat meiner Schwester und mir die Privatschule und anschließend das College finanziert und darüber hinaus dafür gesorgt, dass wir ein wunderbares Leben führen konnten.

Nun möchte Dad sich zur Ruhe setzen und mit Mom um die Welt segeln. Das war schon lange sein Traum, und jetzt hat er den richtigen Käufer gefunden. Jemanden, der die kultivierte Eleganz versteht, die Dad mit seiner Ladenkette erschaffen hat, und der außerdem den nötigen finanziellen Hintergrund mitbringt, um den Preis zu zahlen, den Dad verlangt.

Es stand nie zur Debatte, Harper oder mir die Firma zu überlassen. Ich habe nicht das geringste Interesse daran, eine internationale Kette von Juweliergeschäften zu führen. Und genauso geht es meiner Schwester. Ich habe meinen Traumjob bereits gefunden: die Leitung der drei Lucky-Spot-Bars in Manhattan, die ich gemeinsam mit Charlotte besitze. Abgesehen davon habe ich den Grundstein für mein eigenes Vermögen gelegt, als ich kurz nach dem College Boyfriend Material auf den Markt brachte.

Die Grundidee war einfach, aber genial.

Bilder von Schwänzen sind nicht erlaubt.

Denn – Achtung, jetzt kommt’s! – Frauen mögen keine Fotos von Schwänzen. Zu Beginn einer Bekanntschaft gibt es kaum etwas, das aggressiver und abstoßender wirkt, als einer Frau, für die man sich interessiert, ein Foto seines besten Stücks zu schicken. Es spielt keine Rolle, ob du wie ein Hengst ausgestattet bist: Dieses Bild wird sie zusammenzucken lassen. Meine App bot Frauen Sicherheit, nämlich die Garantie, nicht mit unwillkommenen Schwanz-Bildern belästigt zu werden.

Die App kam auf den Markt, meine Investoren machten richtig Kasse, und ich räumte ebenfalls ab, weil ich nun mal ein echter Glückspilz bin.

Für die eine Stunde oder so, die ich nun mit Mr. Offerman reden werde, bin ich aber bloß ein Typ, der in der Nahrungsmittelbranche arbeitet. Bühne frei!

3. Kapitel

Dad führt Harper und mich zu einem großen, runden Tisch mit einer frisch gestärkten, blütenweißen Tischdecke ganz hinten im Restaurant.

„Erlauben Sie mir, Ihnen meine Kinder vorzustellen, Mr. Offerman. Das ist meine Tochter Harper, das mein Sohn Spencer.“

Der hochgewachsene Mr. Offerman mit seinen dunklen Augen und den pechschwarzen Haaren wirkt äußerst imposant. Sein Körper ähnelt einem Baumstamm, und genauso aufrecht ist seine Haltung. Ich würde wetten, er war bei der Armee. Sein Auftreten ist das eines Generals.

„Es freut mich, Sie beide kennenzulernen“, erklärt er mit einer tiefen Baritonstimme. Aha, dieser Mann ist es gewohnt, Befehle zu erteilen.

Wir tauschen einige Höflichkeiten aus und lassen uns am Tisch nieder. Nachdem wir unsere Bestellungen aufgegeben haben, wendet Offerman sich an Harper: „Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Es ist fantastisch, dass Sie Zauberkünstlerin sind …“ Während er sie mit Fragen überschüttet, kommt mir die Erleuchtung: Harpers Beruf passt perfekt zu seiner Vorliebe für „familienfreundliches“ Verhalten. Sie arbeitet meistens auf Kindergeburtstagen, und er ist begeistert. Dann zeigt sie ihm einige ihrer Tricks. Sie lässt seine Gabel verschwinden, anschließend seine Serviette und sein Wasserglas.

„Herrlich! Ich wette, sämtliche Kinder sind einfach fasziniert, wenn sie das sehen. Meine Töchter wären begeistert.“

Du hast zu Hause ein paar Teenager, du Schwachkopf. Ich bezweifle sehr, dass sie auf Taschenspielertricks stehen.

„Ich führe es ihnen mit Vergnügen vor“, sagt Harper und schenkt Mr. Offerman ihr strahlendes Lächeln, mit dem sie ihn endgültig für sich gewinnt.

„Wunderbar. Ich würde Sie alle gern für morgen zum Dinner einladen. Meine Frau und meine Töchter werden auch dabei sein.“

„Ich komme sehr gern“, erwidert Harper.

Er sieht mich an. „Und wie läuft Boyfriend Material?“

Na bitte, da kommt es also. Offensichtlich hat er seine Hausaufgaben gemacht. „Von der Firma, die die App gekauft hat, weiß ich, dass sie weiterhin erfolgreich ist. Aber ich habe nichts mehr damit zu tun“, erläutere ich und komme damit der entsprechenden Frage zuvor.

„Nach allem, was ich darüber gelesen habe, ist die App ein großer Erfolg. Sie scheinen zu wissen, was Frauen wollen.“

Ich schlucke und werfe meinem Dad von der Seite einen heimlichen Blick zu. Das künstliche Lächeln auf seinem Gesicht wirkt nun starr. Er möchte nicht, dass Mr. Offerman weiter über dieses Thema nachdenkt. „Ich weiß bloß, dass Frauen respektvoll behandelt werden wollen. Und wenn es an der Zeit ist, vor einer von ihnen niederzuknien, sollte ein Mann bei Katharine’s mehr als ein Karat erstehen.“ Ich gratuliere mir im Stillen selbst zu diesem Juwelen-Witz.

Mr. Offerman lächelt und nickt, bevor er sich räuspert. „Ich stehe in Kontakt mit einem Reporter vom Magazin Metropolis Life and Times. Er will über den Verkauf des Juwelen-Franchise-Unternehmens berichten. Es soll ein Feature aus der Geschäftswelt werden – und nebenbei wohl auch so etwas wie ein Lifestyle-Bericht. Ich hoffe, es ist nicht zu viel verlangt, wenn ich Sie bitte, dass wir uns während der nächsten paar Wochen, in denen die Verhandlungen laufen, auf die Firma konzentrieren. Nicht auf Dating-Apps und ähnliche Dinge, die die Presse zu lieben scheint. Wie ganz besondere Eroberungen.“ Er macht eine Pause, um die Serviette auf seinem Schoß auszubreiten. „Verstehen Sie, was ich sagen will?“

Wir wissen alle, was du sagen willst, Mann.

Mein Vater schaltet sich ein: „Sie sprechen mir aus der Seele. Es ist völlig überflüssig, dass in dem Artikel irgendetwas anderes als Juwelen behandelt wird.“

„Gut.“ Mr. Offerman richtet seine Aufmerksamkeit wieder auf mich. Die Inquisition ist noch nicht vorüber. „Und Ihr neues Geschäft ist erfolgreich?“

„Es ist wunderbar, in der Nahrungsmittelbranche zu arbeiten. Charlotte und ich haben The Lucky Spot vor drei Jahren eröffnet, und der Laden läuft hervorragend. Die Lage ist toll, wir bekommen die allerbesten Kritiken, und unsere Gäste sind glücklich.“

Er überschüttet mich mit weiteren Fragen zu unserer Bar, und mir ist klar, dass es ihm wichtig ist, mich persönlich zu überprüfen. Um herauszufinden, ob mein neues Projekt ebenso „schmierig“ ist, wie er mein altes einschätzt. Aber ich kann mit Typen wie ihm umgehen. Ich habe mein eigenes Geschäft nicht gegründet, weil ich mich leicht einschüchtern lasse. Ich habe es getan, weil ich verdammt furchtlos bin und die Mechanismen des Marktes durchschaue, so wie ich Offerman durchschauen kann. Ich weiß, wie ich ihm das liefern kann, was er möchte, und genau das tue ich mit jeder meiner Antworten, weil es gut für meinen Dad ist, dass er bekommt, was er will.

„Was macht Ihnen daran am meisten Spaß?“

„Ich finde es toll, mit Charlotte zusammenzuarbeiten“, erkläre ich, denn an dieser Antwort kann einfach nichts falsch sein. „Wir sind dafür bestimmt, diese Bar gemeinsam zu führen. Wir sind uns praktisch in allen wichtigen Punkten einig.“

Ein leichtes Lächeln umspielt seine Mundwinkel. „Das klingt fantastisch. Wie lange sind Sie schon …?“ Er bricht ab, als der Kellner unsere Teller bringt, aber ich weiß, worauf er hinauswollte. Wie lange sind Sie schon befreundet?

„Seit dem College“, antworte ich.

„Wie schön“, sagt er, während der Kellner seine Eier Benedict vor ihm abstellt. „Ich hoffe, Sie sind morgen Abend ebenfalls bei unserer Dinnerparty dabei.“

Oh. Ich habe also seinen Test bestanden. Im Stillen gratuliere ich mir selbst.

„Mit dem größten Vergnügen“, entgegne ich.

So viel zu meinen Ausgehplänen mit Nick. Aber er wird Verständnis für meine Lage haben. Verstohlen mustere ich meinen Dad. Er wirkt zufrieden, weil dieses Frühstück bis jetzt gut gelaufen ist.

Mr. Offerman greift nach seiner Gabel. „Ich hoffe, Ihre Freundin hat auch Zeit.“

Ich ersticke fast an meinem Orangensaft.

Mein Dad will ihn korrigieren, doch Mr. Offerman redet weiter, und es scheint keine Möglichkeit zu geben, diesen volltönenden Bariton zu unterbrechen. „Meine Frau würde Charlotte sehr gern kennenlernen. Alle meine Mädchen möchten sie gern treffen. Bei unserem Geschäft geht es schließlich vor allem um Familienangelegenheiten, und es ist unglaublich wichtig, dieses Image besonders während der Verkaufsverhandlungen zu pflegen, wenn man das Medieninteresse und all das bedenkt. Mir gefällt der Gedanke, dass die Welt diese ernsthafte Seite Ihres Wesens bald zu sehen bekommt.“

Ich öffne den Mund, um das Missverständnis aufzuklären. Um ihm zu sagen, dass Charlotte nur eine Freundin, aber nicht meine Freundin ist. Dass wir nur Geschäftspartner sind.

Das Lächeln auf seinem Gesicht wirkt in diesem Moment jedoch wie seine Unterschrift unter dem Kaufvertrag. Ich fasse einen spontanen Entschluss.

Mr. Offerman glaubt, Charlotte sei seit einer Ewigkeit die Frau an meiner Seite, und das macht ihn fast verrückt vor Freude. Was, wenn unsere Beziehung noch ernsthafter wäre? Ganz oder gar nicht, lautet die Devise.

„Eigentlich ist es so, dass Charlotte und ich seit dem College bloß Freunde waren“, erkläre ich und mache eine kurze Pause, bevor ich ihm gebe, was er sich wünscht. „Aber seit einem Monat sind wir ein Paar, und gestern Abend haben wir uns verlobt. Es macht mich so glücklich, die Neuigkeit hier verkünden zu können. Charlotte ist jetzt meine Verlobte.“

Harper fällt die Gabel aus der Hand, mein Vater blinzelt verwirrt, und Mr. Offermans Miene hellt sich auf. Wir sprechen von einem Leuchten wie das des Weihnachtsbaums im Rockefeller Center. Er ist außer sich vor Freude über die Entwicklung der Familie, die er gerade kennenlernt. Anstelle eines Playboys hat er einen künftigen Bräutigam an Land gezogen.

„Und ich bringe mit dem größten Vergnügen morgen meine wunderschöne und geistreiche Verlobte zu Ihrem Dinner mit“, füge ich hinzu und schenke meinem Dad ein breites Grinsen, bevor ich mich meinem Rührei widme. Meine Schwester starrt mich an, als wolle sie im nächsten Moment ein Kreuzverhör beginnen. Ganz sicher wird sie das später auch tun. Aber ich habe an diesem Tag noch viel zu erledigen.

Vor allem muss ich Charlotte davon überzeugen, dass Situationen wie diese ebenfalls Teil unserer Abmachung sind.

4. Kapitel

Als wir später vor dem Restaurant auf der Straße stehen, fährt Dad sich mit gespreizten Fingern durchs Haar. Eine steile Falte hat sich zwischen seinen Brauen gebildet, und er sieht irritiert aus. Kurz zuvor hat er Mr. Offerman mit dem Taxi in sein Geschäft in der Fifth Avenue vorausgeschickt und ihm versprochen, sehr bald nachzukommen.

Aber erst einmal muss er mich in die Mangel nehmen. Verständlicherweise.

„Wann wolltest du es mir sagen?“

Das ist das Problem. Ich kann ihm nicht erklären, dass ich Mr. Offerman etwas vorgemacht habe.

Wenn mein Dad erfährt, dass ich die Verlobung nur wegen seines Geschäfts erfunden habe, wird er glauben, er müsse sich auf der Stelle bei Offerman entschuldigen. Er wird seine Büßermiene aufsetzen, schnurstracks zu ihm gehen und ihm erklären, es täte ihm schrecklich leid, sein Sohn habe bloß einen Scherz gemacht. So ein Mann ist mein Dad, und so führt er auch seine Geschäfte. Und wenn er mit eingeklemmtem Schwanz zu seinem sorgfältig ausgewählten Käufer gehen und ihm gestehen muss, dass sein Partylöwe von einem Sohn sich einen derart schlechten Scherz erlaubt hat, wird sein großer Deal innerhalb einer Sekunde geplatzt sein.

Das darf ich auf keinen Fall zulassen.

Ich werde meinen Dad nicht in eine Lage bringen, in der er wegen meiner vorgegebenen Verlobung selbst schwindeln muss. Doch es ist eine Tatsache, dass es ihm sehr hilft, wenn ich angeblich verlobt bin. Ich habe den Ausdruck in Mr. Offermans Augen gesehen, als ich das V-Wort fallen ließ. Als Single-Spencer, als Typ, der rumkommt, bin ich der Risikofaktor in diesem Geschäft, das noch nicht vollständig unter Dach und Fach ist. Wenn Charlotte einen goldenen Ring trägt, werde ich zum Goldkind.

Deshalb tue ich etwas, das ich nicht tun möchte, aber tun muss.

Ich schmücke die Lüge aus. Sorge dafür, dass sie wasserdicht wird.

„Es ist praktisch gerade erst passiert. Ich habe sie gestern Abend gefragt.“

„Ich wusste nicht mal, dass ihr ein Paar seid.“

Eine Frau in einem engen, pinkfarbenen Rock und High Heels kommt uns auf dem Gehweg entgegen. Sie wirft mir einen verführerischen Blick zu, und ich bin drauf und dran, zurückzulächeln, als mir klar wird, dass ich mich ab sofort zurückhalten muss.

Autsch. Ich habe soeben meinem liebsten Körperteil für die nächsten paar Wochen Ausgehverbot erteilt.

Aber das ist in Ordnung. Ich kann damit umgehen. Ich kann den Verlobten spielen. Ich kann meinen Schwanz auf Eis legen. Sozusagen.

„Ich wollte es dir sofort sagen, und bei ‚sofort‘ dachte ich an heute Morgen.“

„Wie lange seid ihr denn schon zusammen?“

Mach es nicht zu kompliziert. Schmück die Geschichte nicht zu sehr aus.

„Es ging alles so schnell, Pops“, gebe ich zurück und bemühe mich um einen Ausdruck der Verwunderung und der hoffnungsvollen Zuneigung, während ich von meiner künftigen Frau spreche. „Wir haben uns immer gut verstanden, wie du weißt, und sind eng befreundet gewesen. Ich glaube, es war eine dieser Geschichten, bei denen derjenige, der für dich bestimmt ist, die ganze Zeit direkt vor dir steht, und wir haben es all die Jahre nicht bemerkt. Vor ein paar Wochen haben wir uns dann eines Abends eingestanden, dass wir Gefühle füreinander haben und … bumm. Der Rest ist Geschichte.“

Wow. Das wirkt doch wohl überzeugend, oder etwa nicht? Ich bin echt gut.

Dad hebt eine Hand. „Nicht so schnell. Was soll das heißen? Der Rest ist Geschichte? Wie hast du ihr den Antrag gemacht? Und wo um Himmels willen hast du den Ring gekauft? Wenn du jetzt Shane Company sagst, enterbe ich dich.“ Seine Worte klingen heiter, doch ein ernster Unterton schwingt mit.

Ich brauche einen Ring, sofort. Einen verdammt großen, teuren Ring. Der Sohn eines Juwelen-Königs würde für die Frau seines Herzens nichts anderes auswählen.

„Wir haben uns sehr schnell ineinander verliebt, Dad. Wir sind erst seit ein paar Wochen zusammen.“ Das hört sich einigermaßen plausibel an. Aber es geht noch ein bisschen besser. „Das war das Einzige, was uns zu unserem Glück fehlte, denn unsere Beziehung steht auf dem Fundament einer jahrelangen Freundschaft. Du weißt ja, was man sagt: ‚Heirate deine beste Freundin‘“, behaupte ich, obwohl ich keine Ahnung habe, ob irgendjemand das sagt. Aber ganz egal, ich kann den Basketball wunderbar mit diesem Satz ins Netz befördern, weil er sich verdammt gut anhört. Mein Dad nickt verständnisvoll, während ich meine Ode über meine erfundene Liebesgeschichte beende. „Wenn einem plötzlich klar wird, dass man keinen einzigen Tag mehr ohne die Frau sein kann, die man anbetet, muss man sie sofort um ihre Hand bitten. Dann spielt es keine Rolle, ob man seit einigen Wochen verliebt ist oder seit vielen Jahren. Wenn man genau weiß, dass etwas richtig ist, muss man sofort dafür sorgen, dass man es bekommt, nicht wahr?“

Entzückt seufzt er, während ein Taxi an uns vorbeifährt. „Das hätte ich selber nicht besser ausdrücken können.“

Er sollte seine Werbesprüche von mir schreiben lassen. Ich habe es wirklich drauf.

„Aber nein, ich habe noch keinen Ring“, erkläre ich und zwinkere ihm zu. „Weißt du zufällig, wo ich auf der Stelle einen bekommen könnte?“

Dad reibt sich das Kinn und gibt vor, scharf nachzudenken. „Ah, es könnte sein, dass ich den richtigen Laden kenne.“ Er nimmt meinen Arm und muss über seine eigene Gewitztheit lachen. „Komm um zwei, dann wird Nina mit einem wunderschönen Stein in einer wunderschönen Fassung auf dich warten. Ohne einen Ring von Katharine’s kannst du unmöglich verlobt sein.“

„Wahre Worte …“

In meiner Tasche vibriert das Smartphone. Charlottes Rufton erklingt – die Auftrittsmusik von Darth Vader. Sie hat die Melodie als kleinen Scherz selbst eingestellt.

„Charlotte“, sage ich zu meinem Vater und deute auf das Handy.

„Da sie bald deine Frau ist, solltest du den Klingelton vielleicht ändern“, schlägt mein Dad vor. Dann verzieht er das Gesicht zu einem Lächeln und zeigt auf mich. „Hey! Das war mein erster offizieller Rat an dich als künftigen Ehemann.“

In meiner Brust krampfen sich für einen kurzen Moment ein paar Muskeln zusammen. Was, wenn Charlotte bei dem Plan nicht mitspielt? Was, wenn sie mich auslacht – was sie verdammt noch mal tun sollte – und mir erklärt, das sei die verrückteste Idee, von der sie jemals gehört habe, und sie werde da auf keinen Fall mitmachen?

Ich beschließe, mich nicht voreilig aufzuregen. Freunde tun solche Dinge füreinander. Sie tun so, als würden sie dich heiraten, wenn es nötig ist. Stimmt’s?

Wieder erklingt die Melodie. Darth Vader nähert sich unaufhaltsam.

„Du solltest rangehen. Frauen legen Wert darauf“, sagt mein Dad. „Hey. Das war mein zweiter großartiger Ratschlag.“

Ich wappne mich für das, was jetzt kommen wird, lasse meinen Daumen übers Display gleiten und tauche in meine neue Rolle ein. „Guten Morgen, meine wunderschöne künftige Frau“, säusle ich mit sanfter Stimme.

Sie lacht laut los. „Warum redest du schon so früh am Tag so einen Blödsinn? Sag nicht, du hast bereits am Freitagmorgen mit dem Saufen angefangen! Bist du betrunken, Spencer?“

„Betrunken bin ich nur von dir! Wo bist du gerade?“

„Ich habe gerade mit einem unserer Lieferanten gesprochen und bessere Bedingungen für uns ausgehandelt, vielen Dank der Nachfrage. Wenn es demnächst um die Nachos geht, bist du dran. Aber warum führst du dich wie ein liebeskranker Idiot auf?“

„Sehr gut, Sweetheart“, sage ich und sehe meinen Dad an, der die Daumen in die Luft reckt, während ich seinetwegen extra dick auftrage. „Ich komme gleich zu dir, dann kannst du mir alles persönlich erzählen.“

„Okay“, erwidert sie langsam. „Aber mit dem Vertrag ist alles in Ordnung, deshalb muss ich dir gegenüber nicht persönlich oder sogar am Telefon jede Kleinigkeit wiederholen. Ich muss jetzt erst mal schnell unter die Dusche springen. Und nein, sag es nicht. Ich werde nicht buchstäblich springen.“

Ich lache. „Natürlich. Ich bin in zwanzig Minuten da. Und ich kann es auch kaum erwarten, dich zu sehen.“

Fast hätte ich sie zum Abschied Schnucki genannt, doch dann wird mir klar, dass ich in diesem Fall in Zukunft auf meine Eier verzichten müsste. Ich hänge jedoch an meinen Eiern und möchte sie lieber behalten.

Bevor sie widersprechen kann, beende ich das Gespräch und werfe meinem Dad einen wissenden Blick zu. „Diese Frau braucht mich.“

Mein Dad lässt seine Brauen tanzen. „In dem Fall musst du so schnell wie möglich zu ihr fahren.“ Er reibt sich die Hände. „Das sind die besten Neuigkeiten, die ich mir hätte wünschen können. Ich bin überglücklich. Ich mochte Charlotte schon immer.“

Und ich hätte mich nicht schuldiger fühlen können. Schon als Kind habe ich meinen Dad so gut wie nie belogen. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es als Erwachsener nie getan habe. Das schlechte Gewissen quält mich, und die Schuld liegt mir im Magen. Aber es wird sich auszahlen. Der Vertrag ist bereits vorbereitet und wird in ein paar Tagen unterschrieben werden. Meine kleine Lüge wird dazu beitragen, dass die Sache problemlos über die Bühne geht.

Dad schließt mich fest in die Arme. „Ruf später noch deine Mutter an. Sie wird es von dir selbst hören wollen.“

„Ich werde ihr jede noch so kleine Kleinigkeit erzählen“, verspreche ich, und bei der Aussicht darauf, Mom ebenfalls anzulügen, krampft sich in mir alles zusammen.

Ich nehme mir ein Taxi zu Charlottes Wohnung. Von unterwegs schicke ich Nick eine Nachricht. Wichtige Familienangelegenheit dieses Wochenende. Muss für morgen absagen. Feiern wir ein andermal?

Es wird Stunden dauern, bis er mir antwortet. Er ist einer der ganz seltenen jungen Männer, die man manchmal in freier Wildbahn antrifft, ohne dass sie einen Bildschirm vor dem Gesicht haben. Er ist ein Papier-und-Bleistift-Typ, wobei in dem Zusammenhang die Tatsache, dass er ein international erfolgreicher Cartoonist ist, eine nicht unwesentliche Rolle spielt.

Während das Taxi die Lexington Avenue entlangfährt, suche ich in meinen Kontakten nach BangBang, der heißen Barkeeperin, und tippe in Windeseile: Sorry, Babe. Mir ist was dazwischengekommen. Wichtiges Familientreffen. Melde mich.

Ihre Antwort trifft dreißig Sekunden später ein. Meine Tür steht dir jederzeit offen. :)

Ihr Satz enthält zwei meiner Lieblingswörter: „jederzeit“ und „offen“.

Aber sie ist nicht diejenige, an die ich denke, als ich in Murray Hill ankomme. Es ist die Frau hinter dem riesigen Strauß aus … Luftballons?

5. Kapitel

Es müssen gut und gern drei Dutzend von diesen Dingern sein. Sie haben alle die Größe von Wassermelonen, und es ist jeder Pastellton vertreten, den man in einer albernen Gartenshow zu sehen bekommen würde.

In der Mitte des Bündels erhebt sich stolz ein Ballon, der höher als die anderen fliegt. Er hat als Einziger eine leuchtende Farbe, denn er ist blutrot, und ich gehe davon aus, dass er ein Herz darstellen soll. Für mich sieht er allerdings eher wie ein Hintern aus.

Ich gebe dem Taxifahrer einen Zwanziger, sage ihm, er soll den Rest behalten, und werfe die Tür hinter mir zu. Mit quietschenden Reifen macht der Mann sich auf die Suche nach dem nächsten Fahrgast.

Ich kann nicht mal ihr Gesicht sehen. Oder ihre Brust. Oder ihre Taille. Ihre obere Hälfte wird komplett von den Ballons verdeckt, aber ihre Beine würde ich überall erkennen. In der Highschool war Charlotte Kurzstreckenläuferin. Sie hat kräftige, wohlgeformte Beine mit muskulösen Waden – die fleischgewordene Sünde, sobald sie High Heels trägt. Wenn ich genauer darüber nachdenke, sind sie auch in diesem Moment in weißen Socken und Sneakers verdammt heiß. Sie muss heute Morgen schon gelaufen sein.

Während ich mit langen Schritten über den Gehweg stürme, schaue ich direkt zu ihr, und mir wird klar, was dort vor sich geht. Sie versucht gerade, einer Mutter, die einen Kinderwagen vor sich herschiebt, das Ballonbündel zu geben. Die Mutter schüttelt den Kopf und schnaubt empört. Als ich mich auf wenige Meter genähert habe, bietet Charlotte die Luftballons einem ungefähr zehn Jahre alten Mädchen an.

„Nein, nein!“, ruft das Kind und rennt weg.

Hinter den Ballons höre ich Charlotte frustriert seufzen.

„Lass mich raten“, sage ich, als ich neben ihr stehe. „Entweder hast du The Lucky Spot verhökert, um eine Karriere als Ballonverkäuferin zu starten, oder Bradley Arschgeige hat wieder mal zugeschlagen.“

„Zum dritten Mal in dieser Woche. Offenbar kapiert er nicht, was die Worte ‚Wir werden nie wieder ein Paar‘ bedeuten.“ Sie schiebt die Ballons von ihrem Gesicht weg, aber sie kleben an ihren Haaren. Noch einmal will sie sie zur Seite befördern, doch die statische Aufladung arbeitet gegen sie. Die pastellfarbenen Dinger sind gnadenlos, und die leichte Brise bläst sie immer wieder gegen Charlottes Haare. „Das sind die widerlichsten Ballons der Welt, und ich schwöre, die anderen Hausbewohner tratschen ununterbrochen über seinen Plan, mich zurückzugewinnen. Vor allem, weil sie alle ganz genau wissen, was er getan hat.“

„Ich nehme an, er hat dir die Dinger schicken lassen?“

„Genau“, presst sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, während sie die Bänder der Ballons umklammert hält. „Ungefähr zwei Minuten nachdem du angerufen hattest, war ich auf dem Weg nach draußen, weil ich noch schnell einen Kaffee trinken wollte. Da klingelte der Portier, um mir mitzuteilen, dass diese Ballons für mich gekommen waren. Aber sie wären so groß, dass sie nicht in den Fahrstuhl passten, ob ich also bitte nach unten kommen könnte, um sie in Empfang zu nehmen? Selbst wenn ich sie behalten wollte, könnte ich sie nicht in mein Apartment schaffen.“

„Und jetzt versuchst du, sie zu verschenken?“, erkundige ich mich und strecke als Zeichen, dass sie sie mir geben soll, eine Hand vor.

„Ich dachte, vielleicht hat ein Kind mehr Freude daran als eine erwachsene Frau. Es mag schockierend sein, aber ich bin inzwischen zu alt für Ballons, auch wenn ich sie früher geliebt habe.“

Ein Bus rattert heran und hält direkt vor uns. Die Abgaswolke bläst die Ballons sofort wieder in Charlottes Gesicht.

„Umpf“, stöhnt sie, als ein scheußlicher Ballon, dessen Farbe an rosa Zuckerwatte erinnert, ihr gegen die Nase klatscht.

Ich greife nach den wirren Fäden und zerre die Ballons weg von ihr, bevor ich sie so halte, dass sie hoch über meinem Kopf in der Luft stehen. „Wir können sie nicht einfach hinauf in den Himmel fliegen lassen? Sie als ein Rudel geschmacklos gefärbter Ostereier über Manhattan dahingleiten lassen?“

Sie schüttelt den Kopf. „Nein. Ballons verlieren irgendwann ihr Helium, und dann kommen sie runter. Sie bleiben in den Bäumen hängen oder fallen auf den Boden, und Tiere fressen sie und werden krank, und das ist nicht in Ordnung.“

Charlotte ist ein Softie. Sie liebt Tiere.

„Ich verstehe“, erwidere ich kopfnickend. „Dann ist mir klar, was geschehen muss. Bist du bereit, auf der Stelle ein Massaker mitzuerleben, dem drei Dutzend scheußliche Luftballons zum Opfer fallen werden?“

Energisch nickt sie. „Möglicherweise bekomme ich ein bisschen Angst, doch ich bin sicher, ich stehe das durch.“

„Halt dir die Ohren zu“, weise ich sie an, packe anschließend mit der freien Hand meine Schlüssel und steche damit auf die Ballons ein, die jeweils einen lauten Knall von sich geben – auch der hinternförmige –, bis ich nur noch ein schlappes Sträußchen zerrissenes Gummi festhalte, das eine gewisse Ähnlichkeit mit Bradley hat.

An dieser Stelle möchte ich eine kurze Zusammenfassung dessen liefern, was man wissen muss, um zu begreifen, wie Bradley sich als das ultimative Arschloch qualifiziert hat. Er und Charlotte haben sich vor zwei Jahren kennengelernt, da sie beide im selben Apartmenthaus leben. Sie gingen miteinander aus, sie verstanden sich gut, und es funkte für eine Weile gewaltig zwischen ihnen. Sie redeten davon, zusammenzuziehen. Aus diesem Grund beschlossen sie, sich im zehnten Stock eine größere Wohnung zu kaufen und sich zu verloben. Alles lief wunderbar. Bis zu dem Tag, an dem sie den Vertrag für eine Wohnung mit zwei Schlafzimmern unterschreiben wollten und Bradley schon früher nach unten ging, um – das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen – ‚die Leitungen zu überprüfen‘. Ja, das war tatsächlich seine Begründung.

Als Charlotte mit gezücktem Kugelschreiber eintraf, vögelte Bradley die Maklerin, die sich über die Arbeitsfläche in der Küche beugte.

„Ich mochte diesen Stahltresen nie“, erklärte Charlotte, und ich war schrecklich stolz auf sie, weil sie in der Hitze des Gefechts diese geistreiche Bemerkung gemacht hatte.

Natürlich war sie in Wirklichkeit am Boden zerstört. Sie hatte den Kerl geliebt. Während sie mir die Geschichte mitsamt ihrer Bemerkung erzählte, hat sie an meiner Schulter geweint. Das ist jetzt zehn Monate her, und als Bradley schließlich der Maklerin den Laufpass gab, startete er eine Kampagne, um Charlotte zurückzugewinnen.

Mit Geschenken.

Abscheulichen Geschenken.

Ich stopfe die schlaffen Ballons in den Mülleimer an der Ecke. „Jetzt sind die Tiere vor seinem Schreckensregiment sicher.“

„Vielen Dank“, sagt sie erleichtert, während sie ein Band von ihrem Handgelenk löst, sich die Haare aus dem Gesicht streicht und sie schnell und geschickt zu einem Pferdeschwanz bindet. „Diese Dinger waren echt erbärmlich, ein pastellfarbener Albtraum. Und nachdem du sie zerstört hast, sind sie auch noch ziemlich schlaff.“

„Wie Bradley?“, erkundige ich mich mit hochgezogenen Brauen.

Sie verzieht die Lippen zu einem winzigen Lächeln, während sie sich ganz offensichtlich das Lachen verkneift. Dann bedeckt sie ihren Mund mit der Hand. Charlotte hat nie zu den Menschen gehört, die sich über ihr Liebesleben auslassen. Nie hat sie Einzelheiten über den Sex mit Bradley verraten – nicht dass ich irgendetwas darüber hätte wissen wollen. Aber sie war stets verschwiegen wie ein Grab.

Deshalb ist die Tatsache, dass sie Daumen und Zeigefinger hebt und mit den Lippen die Worte „ein wenig“ formt, eine ziemlich große Sache für sie.

Und für mich, wie sich herausstellen sollte.

Ich bin ein Mann und befinde mich darum zu jeder Zeit mit jedem anderen Mann im Wettstreit, deshalb durchläuft mich gerade zwangläufig eine Welle des Triumphs.

Aber das sehe ich nicht als Problem an.

„Komm, wir besorgen dir jetzt diesen Kaffee, und dann erzähle ich dir, warum ich mich am Telefon wie ein liebeskranker Idiot benommen habe.“

6. Kapitel

Während sie Zucker in ihre Tasse schüttet, weiten sich ihre Augen. Während sie einen Tropfen Sahne hinzufügt, verwandeln sie sich in Untertassen. Und während sie die Kaffeetasse an die Lippen führt, treten ihre Augäpfel hervor, als wollten sie ihr aus dem Kopf springen.

Als ich schließlich das Dinner morgen Abend erwähne, spuckt sie das heiße Getränk fast wieder aus.

Dann presst sie sich eine Hand auf den Bauch, hält sich die andere vor den Mund und bebt nur so vor Lachen. „Wie schaffst du es bloß, immer wieder in solche Situationen zu geraten?“

„Für gewöhnlich liegt das ja daran, dass ich so charmant und so geistreich bin, doch in diesem Fall ist wohl eher meine große Klappe dafür verantwortlich“, gebe ich mit einem Was soll ich machen?-Schulterzucken zurück. Und diesmal gibt es lediglich einen Weg aus dem Schlamassel: Ich muss mit einer Verlobten auftauchen. Was wiederum bedeutet, sie muss zustimmen. Also werde ich wieder ernst. „Machst du es? Bist du bereit, eine Woche lang so zu tun, als wärst du mit mir verlobt?“

Sie kommt aus dem Lachen nicht heraus. „Das ist deine brillante Idee? Das ist die einzige Lösung, die dir für die absurde Lage einfällt, in die du dich hineingeritten hast?“

„Ja“, erwidere ich nickend und weiche innerlich kein bisschen von meinen Plan ab. „Es ist eine tolle Idee.“

„Oh, Spencer! Das ist fantastisch! Zweifellos eine der besten Ideen, die du je gehabt hast.“ Sie lehnt sich an den Tresen mit den Sahnekännchen in diesem hippen kleinen Coffeeshop bei ihrer Wohnung. „Und wenn ich ‚beste‘ sage, meine ich ‚schlechteste‘.“

„Warum? Erklär mir mal, warum das so eine schlechte Idee ist?“

Sie nimmt sich einen Moment Zeit zum Nachdenken, streckt dann einen Finger in die Luft, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, und setzt an: „Korrigiere mich, wenn ich mich irre, aber du willst, dass diese vorgetäuschte Verlobung funktioniert, richtig? Du willst die Sache durchziehen?“

„Ja. Offensichtlich.“

Sie drückt den Finger gegen ihr Brustbein. „Und deine tolle Idee ist also, ausgerechnet mich zu fragen?“

„Wen sollte ich sonst fragen?“

Sie rollt mit den Augen. „Dir ist doch wohl klar, dass ich so ungefähr die schlechteste Lügnerin auf Erden bin?“

„Ich würde dich nicht als die schlechteste bezeichnen.“

Nun starrt sie mich an, als hätte ich den Verstand verloren. „Muss ich dich an unser erstes Jahr im College erinnern, als du und deine Freunde uns den Streich im Mädchenwohnheim gespielt habt? Wenn mich nicht alles trügt, habe ich euch dabei überrascht, weil ich mich vor dem Ende aus dem Film Wie ein einziger Tag geschlichen habe. Meine Zimmergenossinnen haben ungefähr fünf Sekunden gebraucht, um die Namen der Täter aus mir herauszubekommen.“

„Auf keinen Fall hast du so schnell ausgepackt“, widerspreche ich und trinke einen Schluck Kaffee, während ich mich an unsere gemeinsame Collegezeit erinnere. Einer meiner Kumpel ging damals mit einer von Charlottes Freundinnen. Die Kleine hatte die Fernbedienung aus einem Fenster im vierten Stock geworfen, weil sie der Meinung war, er würde zu oft vor dem Fernseher hocken. Daraufhin trommelte er ein paar von uns zusammen, um sich zu rächen und im Mädchenwohnheim einen kleinen Möbeltausch zu veranstalten. Dummerweise überraschte Charlotte uns mitten in der Aktion, deshalb verpflichtete ich sie zum Stillschweigen und versprach, dass wir nach Mitternacht alles wieder an Ort und Stelle bringen würden.

„Doch, das habe ich getan. Das habe ich zweifellos getan. Es war nicht schwer, mich zum Auspacken zu bewegen“, beharrt sie mit Nachdruck und sieht mir dabei fest in die Augen. „Sie mussten nicht mehr tun, als mich zu fragen, wer sämtliche Möbel aus dem Gemeinschaftsraum in den Waschraum gebracht hatte, und die Wahrheit dann aus mir herauszukitzeln. Hätte ich durchgehalten und mir den Film bis zum Schluss angesehen, wäre ich nicht mitten in euren Streich hineingeplatzt. Ich bin immer noch sauer auf Nicholas Sparks. Schließlich ist er schuld daran, dass ich euch verraten habe.“

„Ich verspreche dir, du musst auf keinen Fall einen Nicholas-Sparks-Film ertragen, wenn du meine Verlobte spielst. Und ich schwöre, es wird auch keine Kitzel-Folter geben, um die Wahrheit aus dir herauszukriegen.“

„Sieh mal, ich glaube nicht nur, dass die Idee vollkommen irrsinnig ist; du wirst auch mit großer Wahrscheinlichkeit auffliegen.“ Ihre Stimme wird weicher. „Du bist mir nicht egal, Spencer. Ich weiß, dass du dir die Sache mit der Verlobung ausgedacht hast, um deinem Dad zu helfen, aber warum um alles in der Welt hast du dir von allen Frauen, die du in New York kennst, ausgerechnet mich ausgesucht? Es wäre sogar klüger gewesen, sich an einen Escortservice zu wenden. Diese Frauen wissen, wie man glaubwürdig eine Verlobte spielt.“

Angesichts dieser Idee lächle ich spöttisch und lege die Hand auf ihre Schulter, wie ein Trainer, der einen unentschlossenen Spieler überreden will, sich seinem Team anzuschließen. Ich muss sie davon überzeugen, dass sie es kann. Sie kennt mich besser als irgendjemand sonst. Außerdem kann ich nicht einfach bei einem Escortservice anrufen und eine Verlobte für eine Woche bestellen. Hallo, einmal den kompletten Girlfriend-Service mit Pommes zum Mitnehmen, bitte. Erstens kenne ich keinen Escortservice. Zweitens kann nur Charlotte die Rolle der Verlobten spielen. Ich habe sie an diesem Morgen als meine Braut eingeführt. Also ist es entweder Charlotte oder niemand.

„Es würde dich nicht mal sonderlich viel Zeit kosten. Wir würden bloß gemeinsam ein paar Dinge tun – heute einen Ring aussuchen und dann morgen dieses Dinner. Du schaffst das. Wir beide gemeinsam, Babe“, sage ich, und bei meinem letzten Wort runzelt sie die Stirn.

„Nennst du mich so als deine Verlobte? Babe? Oder eher Süße? Oder ganz anders? Schnuffel? Honigbärchen? Mäuschen? Zuckersüße Zwiebelschnute?“

„Ich versichere dir, zuckersüße Zwiebelschnute wird es nicht.“

„Irgendwie mag ich zuckersüße Zwiebelschnute“, behauptet sie. Sie will mich offenbar auf den Arm nehmen … oder vermeiden, mir eine Antwort zu geben.

„Dann wird es wahrscheinlich Babe“, erkläre ich und verfolge stur mein Ziel, während sie ihren Kaffee trinkt. „Ich habe keine Ahnung, warum ich dich so genannt habe. Abgesehen von den Gründen, die klar auf der Hand liegen: Du bist einfach ein Babe.“

Sie lächelt und sagt mit ihrer sanftesten Stimme: „Vielen Dank. Du auch.“

Seht ihr? Charlotte und ich wissen einander in jeder Situation zu schätzen. Das ist eines der wichtigsten Merkmale unserer Freundschaft. Ich kann sie Babe nennen, und sie kann dasselbe mit mir tun, und wir sind einander dennoch nicht böse. Genau aus diesem Grund muss sie meine Verlobte spielen.

Ich zeige zuerst auf sie und danach auf mich, während meine Zuversicht wächst. Möglicherweise mache ich mir etwas vor. Vielleicht trügt mich mein Gefühl aber auch nicht. Die Uhr tickt unaufhaltsam dem Zwei-Uhr-Termin bei Katharine’s entgegen, wo sich für uns als Verlobte zum ersten Mal der Vorhang heben soll. „Ich sehe es so: Wir haben das schon so oft getan. Es ist unser Spiel.“ Ich höre mich an, als wollte ich sie überreden, sich der Bande anzuschließen, mit der ich in Las Vegas ein Kasino ausrauben will. „Wir sind in Übung. Ich spiele andauernd deinen Verlobten, und du tust dasselbe für mich.“

Sie kaut auf ihrer Unterlippe herum. Das wirkt geradezu lächerlich süß. Wenn sie tatsächlich meine Verlobte wäre, würde ich diese Angewohnheit vermutlich anbetungswürdig finden und sie dafür schnell zwischendurch küssen.