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BIM – Building Information Modeling – gewinnt in der Bau- und Immobilienbranche zunehmend an Bedeutung: Auch Bauherren haben erkannt, dass der wesentliche Mehrwert von BIM in der Nutzungsphase liegt: So haben Eigentümer und Betreiber von Immobilien einen klaren Vorteil, wenn sie auf Daten des BIM-Modells jederzeit zugreifen können, um so die Basis für ein effizientes, digitales und nachhaltiges Facility Management zu schaffen. Peter Kovacs gibt mit dieser kompakten QuickInfo einen ersten grundlegenden Überblick, wie BIM im Facility Management eingesetzt werden kann, welche Herausforderungen sich bei Erstellung des As-Built-Modells und des FM-Modells ergeben und wie die Daten und Informationen aus dem digitalen Modell im Betrieb von Objekten optimal angewendet werden können. Erste Praxisbeispiele von BIM im FM bei Neuprojekten, aber auch im Bestand, helfen Ihnen einen bereits praxiserprobten Einblick ins Zukunftsthema zu bekommen. Die Publikation richtet sich an alle, die BIM in allen Phasen selbst anwenden, an Eigentümer, Bauherrn, Betreiber, Auftraggeber und Auftragnehmer. Sie gibt Facility Managern und allen interessierten Anwendern einen Überblick über Möglichkeiten und Hindernisse, die bei der Verwendung von BIM im FM auftreten können. Diese QuickInfo bietet Ihnen eine erste Orientierungshilfe für Ihre Implementierung von BIM in Ihrem Facility Management und unterstützt Sie beim erfolgreichen Einstieg in das Thema.
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Seitenzahl: 130
Impressum
ISBN 978-3-85402-436-1
Auch als e-Pub verfügbar:
ISBN 978-3-85402-437-8
1. Auflage 2022
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Projektmanagement
Gertraud Reznicek
Lektorat
Anna Giricz
Cover – Fotocredit
© iStockphoto.com/goag
gestaltung
Martin Aschauer
Abkürzungsverzeichnis
Einleitung
Vorwort
1 Einführung
1.1 BIM und Digitalisierung
1.2 Definitionen von BIM
1.3 Nutzungspotenziale von BIM
1.4 BIM-Werkzeuge
2 Beteiligte und ihre Erwartungshaltungen an BIM
2.1 Komplexität von BIM-Projekten und Notwendigkeit eines interdisziplinären Verständnisses
2.2 Typische Bedürfnisse und Erwartungshaltungen
2.3 Rechtliche Aspekte
3 Umfang, Detaillierungsgrad, Qualität und Struktur der Daten (Planung versus Ausführung)
3.1 Normative Vorgaben und Rahmenbedingungen
3.2 Digitales Gebäudemodell
3.3 BIM-Dimensionen
3.4 BIM-Levels – Umsetzungsgrad
3.5 Level of Development – Entwicklungs- bzw. Ausarbeitungsgrad
3.5.1 Level of Information
3.5.2 Level of Coordination
3.5.3 Level of Geometry
3.6 Level of Information Need
3.7 AKS-Systeme
4 Informationsmanagement und Organisation
4.1 Informationsmanagement
4.1.1 Asset Information Requirements (AIR)
4.1.2 Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA)
4.1.3 BIM-Projektabwicklungsplan (BAP)
4.2 Organisation und Rollen
4.2.1 BIM-Informationsmanager
4.2.2 BIM-Management – BIM-Manager
4.2.3 BIM-Gesamtkoordination – BIM-Gesamtkoordinator (BGK)
4.2.4 BIM-Koordination – BIM-Koordinator (BFK)
5 Anforderungen an Daten für den Betrieb
5.1 Datenquelle und Datenbasis
5.2 Stammdaten Räume, Flächen
5.3 Stammdaten für Verwaltung und Management
5.4 Stammdaten für Technische Anlagen
5.5 Stammdaten für Ver- und Entsorgung
5.6 Stammdaten für Reinigung und Pflege
5.7 Stammdaten für Sicherheit und Gebäudedienste
5.8 Stammdaten für Objektbeseitigung, Abbruch
6 BIM und die Prozesse der Datenerfassung und Datenübergabe
6.1 Übersicht über Vorgangsweisen und Austauschformate
6.2 Prozess der Datenhaltung
6.3 Prozess der Datenübergabe – Enddokumentation
6.3.1 As-built-Modell
6.3.2 FM-Modell
6.4 Prozess der Datennachführung
6.5 Unterstützung des Nutzungsprozesses
7 Prozesse und Anwendungsfälle (Use Cases)
7.1 Anwendungsfälle im BIM-Prozess
7.2 Anwendungsfall Instandhaltungsmanagement – Beispiel: Inspektion Netzersatzanlage (Notstromaggregat) samt Probelauf
7.3 Anwendungsfall Instandhaltungsmanagement – Beispiel: Wartung Lüftungsanlage samt Filtertausch
7.4 Anwendungsfall Instandhaltungsmanagement – Beispiel: Technische Betriebsführung – Bedienen – Technische Kontrollrundgänge
7.5 Anwendungsfall Reinigung und Pflege – Beispiel: Unterhaltsreinigung
7.6 Anwendungsfall Reinigung und Pflege – Beispiel: Fenster- und Glasreinigung
7.7 Anwendungsfall Verwaltung und Management – Beispiel: Flächenverrechnung
7.8 Anwendungsfall Bewegungsräume für Instandhaltung und Betrieb
8 BIM im FM bei Bestandsobjekten
8.1 Ausgangslage und Herausforderungen
8.2 BIM-Bestandsmodell
8.3 Mehrwert und Ergebnisse
9 BIM im Facility Management – Praxisprojekte
9.1 Praxisprojekte – Strategischer Ansatz
9.2 Neubau Bio-Institut Raumberg-Gumpenstein
9.3 BIM-Pilotprojekte der Stadt Wien
9.4 BIM-Bestandsprojekt – Karmelitergasse
10 BIM-Entwicklungen im DACH-Raum
10.1 Generelle Feststellungen
10.2 BIM-Entwicklungen – Deutschland
10.3 BIM-Entwicklungen – Österreich
10.4 BIM-Entwicklungen – Schweiz
11 BIM-Entwicklungen – Skandinavien und Großbritannien
11.1 BIM-Entwicklungen – Skandinavien
11.2 BIM-Entwicklungen – Schweden
11.3 BIM-Entwicklungen – Norwegen
11.4 BIM-Entwicklungen– Dänemark
11.5 BIM-Entwicklungen – Finnland
11.6 BIM-Entwicklungen– Großbritannien
12 Resümee – Ausblick
Glossar
Literaturverzeichnis
Der Autor
Abbildung 1Das BIM-Informationsmodell
Abbildung 2Übersicht zu den verschiedenen Arten von BIM-Applikationen
Abbildung 3Informationsentwicklung im Projektverlauf
Abbildung 4Informationsmanagement
Abbildung 5Vereinfachte Abbildung des Verlaufs der Informationsanforderungen
Abbildung 6Hierarchie der Informationsanforderungen
Abbildung 7Aufbau einer AIA-Definition
Abbildung 8Darstellung von Organisation und Rollen
Abbildung 9Datengehalt steigt über den Lebenszyklus kontinuierlich an
Abbildung 10Der Digitale Zwilling ist vielschichtig
Abbildung 11Aufbau einer durchgängigen Objekt- und Merkmalstruktur
Abbildung 12Raumprogramm und Raumtypen
Abbildung 13Beispielhafte Darstellung der Attribute eines TGA-Elementes
Abbildung 14Prozess-Schaubild Reinigung
Abbildung 15Cloud-Connector zur alphanumerischen Datenerfassung im BIM-Projekt
Abbildung 163D-Darstellung – Schulneubau Dreyhausenstraße
Abbildung 173D-Darstellung – Überlagerung BIM-Modell mit Punktwolke und Panoramafoto
Tabelle 1 Beispiel AKS-Code Lüftungszentralgerät
Tabelle 2 Beispiel eines LOI für eine Tür
Tabelle 3 Beispiel eines LOI für einen Raum
Tabelle 4 Auszug Anhang B der ÖNORM A 7010-6:2019 – B.1 Allgemeines und Verwaltung
Tabelle 5 Auszug Anhang B der ÖNORM A 7010-6:2019 – B.2 Technischer Gebäudebetrieb, Instandsetzung und Umbau
Tabelle 6 Auszug Anhang B der ÖNORM A 7010-6:2019 – B.3 Ver- und Entsorgung
Tabelle 7 Auszug Anhang B der ÖNORM A 7010-6:2019 – B.4 Reinigung und Pflege
Tabelle 8 Auszug Anhang B der ÖNORM A 7010-6:2019 – B.5 Sicherheit und Gebäudedienste
Tabelle 9 Auszug Anhang B der ÖNORM A 7010-6:2019 – B.6 Objektbeseitigung
AEC
Architecture Engineering Construction
AG
Auftraggeber
AIA
Auftraggeber-Informationsanforderungen, siehe Employer Information Requirements (EIR)
AIM
Asset bzw. Architects Information Model
AIR
Asset Information Requirements, dt. Asset-Informationsanforderungen, siehe auch Liegenschafts-Informationsanforderungen (LIA)
AIT
Austrian Institute of Technology
AKS
Anlagenkennzeichnungssystem
AKS-Code
Anlagenkennzeichnungssystem-Code
AN
Auftragnehmer
AR
Architekturplanung
ASI
Austrian Standards International
AVA
Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung
BAFEP
Bildungsanstalt für Elementarpädagogik
BAP
BIM-Projektabwicklungsplan, siehe BIM Execution Plan (BEP)
Bau-AN
Auftragnehmer-Bauausführung (Generalunternehmer)
BC
Bildungscampus
BCF
BIM-Collaboration-Format
BEP
BIM-Execution-Plan, siehe BIM-Projektabwicklungsplan (BAP)
BFK
BIM-(Fach-)Koordination
BGK
BIM-Gesamtkoordination
BIA
Betreiber-Informationsanforderungen
BIM
Building Information Modeling
BPL
BIM-Projektleitung
BPS
BIM-Projektsteuerung
bS
buildingSmart
bSDD
buildingSmartDataDictionary
CAD
Computer Aided Design
CAFM
Computer Aided Facility Management
CAFM RING
Verband für die Digitalisierung im Immobilienbetrieb, CAFM RING e. V.
CDE
Common Data Environment
CEN
Comité Européen de Normalisation – Europäisches Komitee für Normung
COBie
Construction Operations Building Information Exchange
DGM
digitales Geländemodell
DIN
Deutscher Standard des Deutschen Instituts für Normung
EN
Europäische Norm
EIR
Employer Information Requirements, siehe Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA)
ERP
Enterpise Resources Planing (Unternehmenssoftware)
FIM
Facility Information Modeling
FM
Facility Management
FMA
Facility Management Austria – Verein zur Förderung des Facility Managements in Österreich
G-
Gebäudetechnik, siehe TGA
GEFMA
German Facility Managment Association – Deutscher Verband für Facility Management e.V.
GP
Generalplaner
GTNMS
Ganztägige Neue Mittelschule
GTVS
Ganztägige Volksschule
GU
Generalunternehmer
GU-AIA
Generalunternehmer-Auftraggeber-Informationsanforderungen
GU-BAP
Generalunternehmer-BIM-Projektabwicklungsplan
GUID
Globally Unique Identifier
HKLS
Heizung, Klima, Lüftung, Sanitär
HR
Human Resources
HOA
Honorarordnung für Architekten
HO-PS
Honorarordnung für Projektsteuerung
iBIM
integrated BIM (BIM Level 3)
ID
Identifikationsnummer
IH
Instandhaltung
IFC
Industry Foundation Classes
IFMA
International Facility Management Association
IG LZ
IG Lebenszyklus Bau
ISO
International Organization for Standardization
LIA
Liegenschafts-Informationsanforderungen, siehe AIR
LM.VM
Leistungsmodelle – Vergütungsmodelle
LOC
Level of Coordination
LOD
Level of Development
LOG
Level of Geometry – vormals Level of Detail (LoD)
LOI
Level of Information
LOIN
Level of Information Need
LV
Leistungsverzeichnis
MSR
Meß-, Schalt- und Regeltechnik
OHB.BIM
Organisationshandbuch BIM, siehe BAP
OIA
Organisations-Informationsanforderungen
OIR
Organisational Information Requirements, siehe Organisations-Informationsanforderungen (OIA)
ÖBA
Örtliche Bauaufsicht
ÖBV
Österreichische Bautechnik Vereinigung
ÖIAV
Österreichischer Ingenieur- und Architekten-Verein
ÖNORM
Österreichischer Standard des Austrian Standards International
PIA
Projekt-Informationsanforderungen
Planer-AN
Auftragnehmer Planung (Generalplaner)
PLM
Product Lifecycle Management
PPP
Public Private Partnership
Pset
Property Sets
PV
Photovoltaik
RealFM
RealFM e.V.Association for Real Estate and Facility Managers – Deutscher Verband für Facility Management e.V.
RLT
Raumlufttechnische Anlage
SCA
Smart Construction Austria
SIA
Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein
SIS
Swedish Standards Institute for Standards
SVIT FM Schweiz
FM Kammer der Schweizer Immobilienwirtschaft
TC
technical committee (Technisches Komitee)
TGA
Technische Gebäudeausrüstung
TP
Tragwerksplanung
VDI
Verein Deutscher Ingenieure
VDI-KK BIM
VDI-Koordinierungskreis Building Information Modeling
VDMA
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer
VZI
Verband der Ziviltechniker und Ingenieurbetriebe
ZBG
Zentralberufsschulgebäude
Über die Facility Management Austria (FMA) und die Kooperation mit Austrian Standards
Die unternehmensbezogene Non-Profit-Organisation Facility Management Austria (FMA) versteht sich gemeinsam mit dem Austrian Chapter der IFMA (International Facility Management Association) als das Netzwerk für Facility Management in Österreich.
Das Verbinden von Kompetenzen in Planung, Errichtung und Betrieb von Gebäuden ist eine der wesentlichen Zielsetzungen, mit denen sich das österreichische Netzwerk für Facility Management beschäftigt. Als Kommunikationsforum für eine zukunftsorientierte Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Berufsgruppen und Verbänden sowie Bildungs- und Forschungseinrichtungen vermitteln FMA und IFMA Austria Informationen zu aktuellen Themen, die in marktorientierten Interessengemeinschaften und themenspezifischen Task-Forces mit und für Mitglieder behandelt werden.
Das Netzwerk für Facility Management in Österreich ist DER Ansprechpartner für FM-Fachleute und FM-Nutzer im In- und Ausland sowie Organisator von Veranstaltungen und Aktivitäten.
Auch FMA und Austrian Standards verbindet seit vielen Jahren eine Kooperation in verschiedenen Themenbereichen: So unterstützen sich die beiden Organisationen gegenseitig und tatkräftig bei der Verfolgung der gemeinsamen Vorhaben wie die Standardisierung. Gemeinsame Tätigkeiten, sei es im Bereich der Normung, hier ist besonders die Normenarbeit zum Thema „Building Information Modeling“ zu erwähnen, oder bei der Gestaltung und Durchführung diverser Aus- und Weiterbildungsangebote, wie z. B. das gleichlautende Training „BIM im Facility Management“, fördern die Weiterentwicklung der Branche und stärken den Netzwerkgedanken.
All diese Bestrebungen werden durch den Autor der vorliegenden QuickInfo maßgeblich unterstützt.
Wien, im Juli 2022
Doris Bele, MScVorstandsvorsitzende der FMA
Für das Facility Management sind die Gesamtbetrachtung des Lebenszyklus eines Objektes bzw. einer Immobilie und damit die Lebenszykluskosten entscheidend. Der Fokus auf den Lebenszyklus von Immobilien bereits in der Konzeptions-, Planungs- und Errichtungsphase ist für die Nutzung und Betrieb von entscheidender Bedeutung. Dementsprechend erfolgt die Weichenstellung für lebenszyklusorientierte Immobilien bereits in diesen ersten Projektphasen und spiegelt damit auch die strategischen Zielsetzungen des Bauherrn für die spätere Nutzung wider. Immobilien werden in der Regel für die spätere Nutzung (bzw. einen Nutzer) errichtet, egal ob es sich hierbei um einen Wohn-, Bildungs- oder Bürobau handelt. Mit der Konzeption und Planung einer Immobilie hat der Bauherr, Eigentümer bzw. Auftraggeber, Visionen und Erwartungshaltungen, die sich mit der Errichtung erfüllen sollen. Dazu gehören nicht nur optimierte Errichtungs- und Nutzungs- bzw. Folgekosten, die eine ökonomische Nachhaltigkeit der Immobilie sicherstellen, sondern auch die Aspekte der sozio-kulturellen und ökologischen Nachhaltigkeit. Wesentlich ist dabei aber die Verfügbarkeit von Daten und Informationen, denn diese sind Werte, auch bei Immobilien. Dementsprechend findet auch die Digitalisierung Einzug in die Bau- und Immobilienbranche.
Ein mögliches Mittel dazu, stellt BIM – Building Information Modeling – dar, das immer mehr an Bedeutung gewinnt. Es ist bei Planern und in der Bauindustrie, aber zunehmend auch bei Bauherren ein hohes Interesse zur Umsetzung von BIM-Projekten feststellbar.
Derzeit fokussieren sich die BIM-Aktivitäten noch stark auf den Bereich Planung und Errichtung. Mitunter werden auch nur Teilbereiche (z. B. Architektur- und/oder Tragwerksplanung bzw. Rohbauphase) umfasst. Der Immobilienbetrieb ist zwar thematisch vorhanden, sehr oft handelt es sich dabei aber vorerst nur um eine Absichtserklärung, da die Basis und Praxisbeispiele noch fehlen.
Im Bereich der Normung wurde im nationalen Komitee 240[1] die ÖNORM A 7010-6:2019, Objektbewirtschaftung – Datenstrukturen – Teil 6: Anforderung an Daten aus Building Information Modeling (BIM)-Modellen über den Lebenszyklus erarbeitet und mit 1.1.2019 in Kraft gesetzt. In dieser werden die Grundlagen für die Datenhaltung in BIM-Modellen über den Lebenszyklus thematisiert. Die Praxiserprobung läuft jedoch erst an.
Im nationalen Komitee 011[2] werden im Rahmen der Reihe ÖNORM A 6241 die Teile 1 und 2 überarbeitet und die Teile 3, 4 und 10 neu erstellt. Mit der ÖNORM B 1801-6:2021, Bauprojekt- und Objektmanagement – Teil 6: Anlagenkennzeichnungssystem (Allgemeines Kennzeichnungssystem) liegt mit 1.2.2021 ein Regelwerk zur Anlagenkennzeichnungssystematik (Allgemeinen Kennzeichnungssystematik) vor (siehe Kapitel 3.7). Das Gleiche gilt im Bereich der Plattform 4.0[3], wo nunmehr der Fokus auf der Definition der Anforderungen der (öffentlichen) Auftraggeber liegt (siehe auch Kapitel 10.3).
Um digitale Innovationen der Bau- und Immobilienwirtschaft in Österreich weiter voranzutreiben und die Branche nachhaltig zu stärken, wurde 2020 die Forschungsgesellschaft Digital Findet Stadt von der IG Lebenszyklus Bau (IG LZ) und dem Austrian Institute of Technology (AIT) konzipiert und gemeinsam mit dem Verband der Ziviltechniker und Ingenieurbetriebe (VZI) für die Planung, Smart Construction Austria (SCA) für die Errichtung und Facility Management Austria (FMA) für den Betrieb, gegründet. Dabei sollen an der Nahtstelle zwischen Forschung und Wirtschaft eine Steigerung der Ressourcen-, Energie- und Kosteneffizienz erreicht und die BIM-Aktivitäten erhöht werden.
In den übrigen DACH-Regionen – Schweiz, Deutschland – gibt es ebenfalls eine Vielzahl von Aktivitäten (siehe Kapitel 10) im Bereich BIM.
Trotz dieser Ansätze ist das Thema „BIM im Betrieb in Österreich“ noch nicht in der Praxis angekommen. Eine positive Entwicklung in Richtung „BIM in der Nutzungsphase“ stellen BIM-Pilotprojekte dar, die von den großen öffentlichen Auftraggeberorganisationen (ÖBB, ASFINAG, BIG, Stadt Wien – Bau- und Gebäudemanagement usw.) als Eigennutzer in den letzten Jahren initiiert bzw. gestartet wurden.
Für diese Bauherren ist klar, dass der wesentliche Mehrwert von BIM in der Nutzungsphase liegt – in der er erheblich höher ist als in der Planungs- und Errichtungsphase[4]. Diese Behauptung fußt auch auf der Möglichkeit, im BIM Daten und Strukturen effizient und über die gesamte Lebensphase der Immobilie hinweg zu verknüpfen.
Von vielen Beteiligten der Bau- und Immobilienwirtschaft wird BIM derzeit als „der Problemlöser“ für viele Aufgabenstellungen rund um Planung, Bau und Betrieb von Immobilien angesehen. Dabei stellt sich die Frage, was mit BIM möglich ist und was es dazu beitragen kann, auch einen effizienten Gebäudebetrieb auf die Beine zu stellen bzw. den Aufbau eines sogenannten Digitalen Zwillings aktiv zu unterstützen.
Betreiber von Immobilien haben einen klaren Vorteil, wenn sie auf Daten des BIM-Modells zugreifen können. Allerdings ist es wesentlich, bereits vor Beginn des Planungsprozesses die Anforderungen für die Daten im Betrieb zu definieren. In der bereits genannten ÖNORM A 7010-6:2019 wurden normative Regelungen getroffen, die in den Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA) umzusetzen sind.
Welche Herausforderungen sich für die Erstellung des As-built-Modells und des FM-Modells darstellen sowie Lösungsmöglichkeiten, möchte ich in der vorliegenden QuickInfo aufzeigen, und vertiefen, wie Sie diese Informationen im Betrieb von Objekten anwenden können.
Von der Facility Management Austria (FMA) wurde im Jänner 2022 der „Leitfaden BIM für den Betrieb“[5] herausgegeben, der von Ing. Peter Kovacs, Ing. Wolfgang Gschmeidler, Ing. Günter Grüner und Dipl.-Ing. Thomas Schnabl im Rahmen einer Arbeitsgruppe erstellt wurde. Die vorliegende QuickInfo stellt eine Weiterentwicklung dieses Leitfadens dar und wurde vom Autor zeitversetzt zum o. a. Dokument erstellt.
Die QuickInfo dient dem Anwender am Beginn eines BIM-Projektes zur Orientierung und Hilfestellung und soll eine einheitliche Sichtweise in Bezug auf Begriffe, Rollen und Aufgabenstellungen gewährleisten. Sie gibt aber auch einen kompakten Überblick über BIM und seine Möglichkeiten sowie seine Wichtigkeit im Facility Management. Dies einerseits, um die mit dem BIM-Projekt verbundenen Ziele zu erreichen, und andererseits, um die unterschiedlichen Erwartungshaltungen der daran Beteiligten zu erfüllen. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf der Übergabe bzw. dem Übergang der Daten und Informationen des BIM-Modells von der Planungs- und Errichtungsphase in die Nutzungsphase. Um dies sicherzustellen, bietet der Leitfaden insbesondere eine Unterstützung bei der Definition der Anforderungen an Daten für den Gebäudebetrieb.
Die vorliegende QuickInfo bietet auch eine Hilfestellung für Fragen in Hinblick auf die Zuordnung und Verwendung verschiedener neuer Begriffe (insbesondere auch mit den englischen Bezeichnungen und Abkürzungen bzw. den deutschen Übersetzungen), die seit Veröffentlichung der Reihe ÖNORM EN ISO 19650 (ab dem Jahre 2018 und folgend) aufgetreten sind.
Dieses Buch soll jedem interessierten Leser einen ersten, kompakten Überblick über BIM und seine Rolle, seine Möglichkeiten und Wichtigkeit im Facility Management geben und zeigen, welche Schritte schon jetzt und zukünftig hierbei das digitale Managen bedeutend erleichtern. Einen wesentlichen Inhalt dieser QuickInfo bilden die Darstellung von Anwendungsfällen und Praxisbeispielen.
Über Ihre Kommentare, Ihr Feedback und Ihre Verbesserungsvorschläge freue ich mich unter der [email protected].
Wien, im Juli 2022
Ing. Peter Kovacs
1Komitee 240 „Immobilien und Facility Management“ bei Austrian Standards International
2Komitee 011 „Hochbau Allgemeines“ bei Austrian Standards International
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