Bis dass der Tod euch scheidet? - Thomas Ruster - E-Book

Bis dass der Tod euch scheidet? E-Book

Thomas Ruster

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Beschreibung

"Was Gott verbunden hat, das soll der Mensch nicht scheiden": Eine katholische Ehe gilt ein Leben lang; Katholiken können kein zweites Mal kirchlich heiraten. Standesamtlich Wiederverheiratete fühlen sich ausgeschlossen, sie dürfen z.B. im Gottesdienst die Kommunion nicht empfangen. Erstmals bieten die Autoren hier eine Lösung, die offiziell und für die gesamte Kirche gelten kann.

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Thomas Ruster | Heidi Ruster

Bis dass der Tod euch scheidet?

Die Unauflöslichkeit der Ehe und die wiederverheirateten Geschiedenen Ein Lösungsvorschlag

Mit einem Geleitwort von Karl Kardinal Lehmann

Kösel

Copyright © 2013 Kösel-Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlag: fuchs_design, München

Umschlagmotiv: plainpicture © Werner Huthmacher

ISBN 978-3-641-10302-6

Weitere Informationen zu diesem Buch und unserem gesamten lieferbaren Programm finden Sie unter

www.koesel.de

Geleitwort

Seit Jahrzehnten, aber immer drängender und dringlicher gehört der Umgang der Kirche mit den wiederverheirateten Geschiedenen zu den Spitzenthemen der Diskussion um Glaube und Leben. Auf der einen Seite steht das biblisch gut begründete Festhalten an der Unauflöslichkeit der Ehe, damit an Jesu Wort und an der Überlieferung der Kirche, auf der anderen Seite wird mehr Verständnis verlangt für die Menschen, die nach einer Scheidung erneut eine Ehe eingehen. Schon im Neuen Testament ringt man in manchen Gemeinden darum, wie man dem grundlegenden Jesus-Wort treu bleiben und zugleich der unausweichlichen menschlichen Situation im Einzelfall gerecht werden kann. Oft verkürzt man heute leider auch die ganze Frage auf die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zum Empfang der Eucharistie. Aber dies setzt eine Lösung für das Problem der Wertung einer zweiten Ehe voraus.

Das Buch von Heidi und Thomas Ruster nimmt hier seinen Anfang, indem es sich voll den vielfältigen Fragen stellt. Heidi Ruster schreibt aus ihrer langen Erfahrung als Ehe- und Familienberaterin. Sie gibt in ihren Beiträgen den Problemen immer wieder die alltägliche Verwurzelung und die Farben konkreter Lebenswirklichkeit. Thomas Ruster, Professor für Systematische Theologie/Dogmatik an der Technischen Universität Dortmund, hat sich in seinen bisherigen Veröffentlichungen nicht nur als kundiger und kompetenter, sondern auch als verlässlicher und kirchlich loyaler Theologe erwiesen, der sich zugleich den heute aufkommenden Herausforderungen in kreativer Weise stellt. Beide Sichtweisen ergänzen sich spannungsvoll und zugleich fruchtbar. Über diesen professionellen Austausch hinaus verleiht die langjährige gemeinsame Eheerfahrung den Vorschlägen einerseits Authentizität und ist anderseits auch ein Filter der Nüchternheit gegenüber lebensfernen Utopien. Nicht zufällig ist das Buch den vier Kindern gewidmet.

Thomas Ruster beschreibt zuverlässig die katholische Eheauffassung. Er kennt die dogmatischen Eckwerte und sucht vieles tiefer zu erklären, als es oft in Kirche und Theologie dargelegt wird. So kann das flüssig und gut verständlich geschriebene Buch Lehre und Ethos der Ehe eindrucksvoll erhellen, zum Beispiel wie die Unauflöslichkeit eine tragende Kraft auch für die Praxis der Ehe darstellt oder wie Liebe – Glaube – Hoffnung in der Ehe eine mächtige positive Dynamik entfalten können. Dadurch enthält das Buch aufgrund solider Lehre, großer Beratungserfahrung und gelebter Ehe einen Schatz an Ratschlägen, wie eine christliche Ehe auch heute gelingen kann.

Aber das Buch macht zugleich einen neuen Vorschlag. Es versucht eine »Entkoppelung von natürlicher Ehe und Sakrament«. Die Kategorie des Bundes als Ausdruck einer Gemeinschaft in bleibender Verschiedenheit – immer im Hinblick auf das Verhältnis Jesu Christi zur Kirche – rückt für das sakramentale Verständnis der Ehe in die Mitte. Die wahrhaftig gelebte Beziehung entfaltet dabei gerade auch in Krisen ihre immer wieder erneuernde Kraft. Die Kirche muss aus vielen Gründen an der Unauflöslichkeit der Ehe festhalten. Das »Eheband« bleibt intakt, auch wenn alles nach Zerstörung und Scheitern aussieht. Die Zuversicht und Gewissheit des Glaubens können sich gegenüber den Bedrohungen und Versuchungen unserer Gesellschaft behaupten. Wenn christliche Eheleute diesen Gefahren bei allen Bemühungen dennoch unterliegen, hoffen sie auf Verständnis, Barmherzigkeit und Trost. Unter diesen Voraussetzungen kann jede Krise zu einer Entwicklungschance werden.

Beide Autoren ringen um das Verständnis des Scheiterns von Ehe, und dies in einer Welt, in der vieles zerbricht. Sie stellen immer wieder fest, ohne freilich zu resignieren: Wir leben in einer ehefeindlichen Welt. Sie heben auch hervor, dass die Kirche – und nicht nur das Brautpaar – im Auftrag und im Namen Jesu Christi das Sakrament der Ehe spendet. Damit wird eine alte, aber unerledigte Diskussion über die Beteiligung der Kirche am Zustandekommen der Ehe wieder aufgenommen. Das Ja-Wort der Brautleute ist dabei gewiss unerlässliche Voraussetzung. Freilich wäre durch diese intensivere Beteiligung der Kirche nach Ansicht der Autoren nicht jede Ehe zwischen Getauften unvermeidlich ein Sakrament.

Für die Verfasser ist damit der Weg frei, dass es in der Kirche nichtsakramentale und dennoch gültige Ehen geben kann. An dieser Sicht hängt der Versuch einer neuen Wertung von Zweitehen. Wenn sie geschlossen werden, sind es keine sakramentalen Ehen. Sie können dennoch gültig sein. Sie sind deshalb jedoch nicht wie eine erste Ehe einzuschätzen. Hier gibt es bei allen dargestellten Unterschieden Berührungen mit der orthodoxen Auffassung von einer zweiten Ehe. So könnte die Kirche Ehen Geschiedener akzeptieren, ohne die Lehre von der Unauflöslichkeit aufzuheben. In einer Welt mit einer höheren Pluralität an familiären und ehelichen Beziehungsformen werden ohne falsche Anpassung die Spielräume größer. Die Zweitehen wären in diesem Kontext eine »Beziehungswirklichkeit eigener Art«. Daraus ergeben sich neue Umgangsmöglichkeiten mit wiederverheirateten Geschiedenen.

Die Autoren wissen und sagen es auch offen und ehrlich, dass es bislang keine Möglichkeit gibt, dieses Verständnis mit den Bestimmungen kirchlicher Lehre und des Kirchenrechts übereinzubringen. Gewiss ist die Verbindlichkeit der einzelnen kirchlichen Aussagen zur Ehe auch recht verschieden. Die Verfasser sind jedenfalls fest davon überzeugt, dass die Kirche damit dem strikten Scheidungsverbot Jesu Christi und ihrer Tradition treu bleiben kann. Ein eigenes Kapitel setzt sich ausführlich mit den zu erwartenden Einwänden auseinander.

Das Buch geht der heutigen Situation ehrlich auf den Grund und versucht die theologische Problematik gescheiterter Ehen in ihrem Kern mit großer Tiefenschärfe herauszuarbeiten. Es ist der Vorzug dieser Veröffentlichung, dass die Autoren sich dabei nicht scheuen, heiße Eisen unmittelbar anzufassen. Sie wissen um die Diskussionsbedürftigkeit ihrer Hauptthesen. Damit verdienen sie großen Respekt und eine ernsthafte Auseinandersetzung, die die wirklichen Probleme nicht leichtfertig vom Tisch wischt. In diesem Sinne darf man den Autoren dankbar sein für diesen Beitrag. Dies gilt auch dann, wenn man einzelnen Vorschlägen im Buch weniger folgen kann und mag. Ich wünsche dem Buch von Heidi und Thomas Ruster in jedem Fall wohlwollende Aufmerksamkeit – und dies in einer Diskussion, die von verschiedenen Seiten her oft geneigt ist, den Grundfragen um die christliche Ehe eher auszuweichen. Ich wünsche dem Ehepaar Ruster, ihrem Buch und damit der Sache eine ernsthafte und faire Auseinandersetzung.

Karl Kardinal Lehmann

Mainz, 4. November 2012

Vorwort

Als Jesus den Männern untersagte, ihre Frau zu entlassen und eine andere zu heiraten, da löste er unter seinen Jüngern erhebliche Bestürzung aus. Sie sagten zu ihm: Wenn das die Stellung des Mannes in der Ehe ist, dann ist es nicht gut zu heiraten (Mt 19,10). Die Bestürzung hält bis heute an, wenn es um die Stellung der Katholischen Kirche gegenüber den wiederverheirateten Geschiedenen geht. Viele, immer mehr Menschen ziehen tatsächlich die Konsequenz, nicht zu heiraten. Das Jesus-Wort ist ein Stein des Anstoßes, damals wie heute. Aber können wir Christen einfach daran vorbeigehen?

Über die Frage des Umgangs mit den wiederverheirateten Geschiedenen ist schon sehr viel geschrieben und gesagt worden. Bereits 1995 verglich Theodor Schneider die Bemühungen der Theologie in dieser Frage mit den Anstrengungen von Läufern auf einem Band, das in Gegenrichtung läuft: »Training ohne jeglichen Raumgewinn.«1 Seit damals hat sich nichts verändert. Der Konflikt scheint unüberwindlich zu sein: Auf der einen Seite das Festhalten an der Unauflöslichkeit der Ehe und damit an Jesu Wort und der Tradition der Kirche, auf der anderen Seite das Verständnis für die Menschen, die nach einer Scheidung erneut eine Ehe eingehen. Wie aber kann die Unkultur der Ausgrenzung überwunden werden, die wegen dieser Frage in der Kirche herrscht? Kann die Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe heute noch Bestand haben, wenn man den wiederverheirateten Geschiedenen und zugleich der Beziehungskultur unserer Tage gerecht werden will? Ist es nicht vielmehr unumgänglich, diese Lehre aufzugeben?

Wir legen eine neue Lösung zu dieser Frage vor: Unauflöslichkeit und Zweitehe können zugleich bestehen. Erst aus einem tiefen Verstehen des Wesens der unauflöslichen Ehe erwächst die Möglichkeit, eine Heirat nach der Scheidung zu akzeptieren. Wir schlagen konkrete sakramenten- und kirchenrechtliche Schritte vor, um die Lösung in der Kirche umzusetzen. Wir hoffen auf Raumgewinn.

Im ersten Teil dieses Buches geht es darum, das Wesen des Ehesakraments tiefer zu erfassen (Kap. 1–5). Im Sakrament gibt Gott eine Gnade, die es Eheleuten ermöglicht, in Liebe und Treue ein Leben lang zusammenzubleiben – auch heute, trotz allem. Im zweiten Teil werden wir auf der Grundlage der Einsicht in das Wesen des Ehesakraments unsere Lösung in der Frage des Umgangs mit den wiederverheirateten Geschiedenen vorlegen (Kap. 6–9). Kapitel 10 trägt die Ergebnisse zusammen; daran können sich die Leser und Leserinnen zuerst orientieren, um den Ertrag unseres Ansatzes zu Gesicht zu bekommen. Kapitel 11 gibt einen Ausblick auf die Zukunft der sakramentalen Ehe.

Wir haben das Buch gemeinsam geschrieben, weil sich unsere Sichtweisen ergänzen: Heidi Ruster schreibt aus ihrer langjährigen Erfahrung als Ehe- und Familienberaterin, Thomas Ruster aus seiner Tätigkeit als Dogmatiker, der mit den Studierenden der TU Dortmund oft genug über die Theologie der Ehe diskutiert hat. Die Kombination unserer Sichtweisen, aus denen wir zu den meisten Themen jeweils einen eigenen Abschnitt beisteuern, macht deutlich, dass es sich nicht um wirklichkeitsferne Überlegungen handelt. Auch unsere eigene langjährige Eheerfahrung können wir in die Waagschale werfen. Unsere Lösung soll menschlich und theologisch zufriedenstellend sein.

Das Buch richtet sich an alle, die in einer christlichen Ehe leben oder die vorhaben, kirchlich zu heiraten. Besonders richtet es sich an die, die von der Problematik der wiederverheirateten Geschiedenen bewegt werden – als Betroffene, als Seelsorger, als Eltern, als Mitchristen. Sprachlich haben wir uns um Verständlichkeit und Lebensnähe bemüht. Aber auch Fachleute in Kirche und Theologie mögen unseren Vorschlag zur Kenntnis nehmen und diskutieren, so hoffen wir.

Einen herzlichen Dank sagen wir allen, die zum Gelingen des Buches beigetragen haben: Vielen Mitchristen aus der Gemeinde St. Margareta in Brühl, vielen Studierenden der TU Dortmund, vielen Beratungspaaren und den KollegInnen aus der EFL Bonn, dann im Besonderen Veronika Hannes für ihre inspirierende Staatsarbeit und Johanna van Elten für die Unterstützung bei der Arbeit am Text. Mit dem Offizial des Erzbistums Köln, Prälat Dr. Günter Assenmacher, haben wir mehrere bereichernde Gespräche führen können.

Gewidmet sei das Buch unseren Kindern Anna-Verena, Anselm, Benedikt und Paul Tilman.

Heidi und Thomas Ruster

1 Theodor Schneider (Hg.), Geschieden, wiederverheiratet, abgewiesen? Antworten der Theologie, Freiburg-Basel-Wien 1995 (Quaestiones Disputatae 157), Vorwort.

Wirklichkeit und Kraft der sakramentalen Ehe

1. Das Sakrament der Ehe in Bedrängnis

Ein wertvolles Erbstück, das nur im Weg herumsteht

HEIDI RUSTER

Als meine Mutter in diesem Frühjahr starb, fanden wir in ihrer Hinterlassenschaft so manches wertvolle Erbstück, so zum Beispiel eine 100 Jahre alte Nähmaschine. Sie ist noch heute voll funktionsfähig, aus solidem Material und sieht zudem auch wunderschön aus. Ich verbinde viele Erinnerungen mit ihr, nicht nur an meine Mutter, sondern auch an meine Großmutter. Wenn ich sie anschaue, kommen mir Bilder an wunderbare Stunden zurück: Ich sehe meine Mutter vor dieser Maschine, wie unter ihren geschickten Händen aus dem Stoff, den wir gemeinsam ausgesucht haben, mein erstes langes Ballkleid entsteht. Manche Stunden haben wir zusammen Anprobe gemacht und an der Maschine gearbeitet. Unter Mutters Anleitung habe ich meine ersten Nähversuche an dem alten, guten Stück gestartet.

Nun steht diese an Erinnerungen reiche, wertvolle Maschine bei uns herum, immer noch schön anzuschauen. Aber was mache ich damit? Als Nähmaschine brauche ich sie nicht mehr, habe ich doch längst eine eigene, moderne. Als Abstelltisch ist sie zu sperrig, und als Blumenbank genutzt nimmt die mit Intarsien geschmückte Holzoberfläche Schaden. Auch sonst will sie keiner haben, unsere Kinder brauche ich erst gar nicht zu fragen.

Wenn ich an die kirchliche Hochzeit denke, geht es mir ähnlich wie jetzt mit dem alten, wertvollen Erbstück: Nach 32 Jahre Ehe mit meinem Mann bin ich froh, dass wir damals geheiratet haben. In all den Jahren habe ich mich durch den Empfang dieses Sakramentes gestärkt gefühlt, »in guten und in bösen Tagen«. Es war gut, wichtig und wertvoll für unser Eheleben, damals vor Gott und den Menschen zueinander »Ja« zu sagen. Auch wenn wir uns in dieser langen Zeit nicht an jedem Tag geliebt haben, so haben wir doch immer gehofft, dass es bald wieder so sein werde, weil wir fest daran glauben, dass wir zueinander gehören. Also, der Gedanke an das Sakrament der Ehe macht mich dankbar und froh – einerseits.

Andererseits erlebe ich, dass zunehmend andere, vor allem junge Menschen diese meine wertvolle Erfahrung nicht teilen, weil sie ihren Sinn nicht kennen – aber auch gar nichts vermissen, ja manche sogar die Hochzeit ausschließen oder im völligen Missverständnis die Form für den Inhalt dieses heiligen Sakramentes halten, sich also mit den vielen Äußerlichkeiten der Feier begnügen.

So jüngst erlebt auch im Gespräch mit jungen, christlichen Paaren nach dem Sonntagsgottesdienst im Garten auf Einladung des Pfarrers. Alle waren froh, zu dieser lebendigen Pfarrgemeinde und zu diesem Gesprächskreis junger Erwachsener gefunden zu haben. Sie erzählten offen über ihre jeweiligen Lebenssituationen: Alle hatten beruflich Fuß fassen können und waren glücklich über ihre festen Liebesbeziehungen; die meisten lebten bereits zusammen, manche suchten noch nach der gemeinsamen Wohnung. Kein Paar war verheiratet oder plante die Hochzeit. Heiraten war für keinen von ihnen ein Thema, obwohl die meisten ihren 30. Geburtstag bereits begangen hatten. Sie sprachen engagiert und identifiziert vom Glauben, vom Leben in der Kirche, doch das Thema Heiraten, Familiengründung war so weit weg, dass es noch nicht einmal in der Luft lag. Heiraten hat für sie keine Bedeutung – jedenfalls noch nicht.

Konkrete Erfahrungen mit dem Thema »Heiraten« habe ich als Leiterin eines Arbeitskreises »Über die Ehe, ein Austausch zwischen den Generationen« während einer Ostertagung auf Burg Rothenfels gemacht. Meine Mitreferentin war meine Tochter, damals 25 Jahre alt, und tatsächlich mischte sich unsere Zielgruppe zwischen Jung und Alt. Es gab junge Paare, die bereits Kinder miteinander hatten und nicht verheiratet waren. Sie haben bewusst nicht geheiratet, weil es ihnen nicht sinnvoll, nicht bedeutsam für ihr Miteinander, ihre Liebe erschien. Auch ihren Kindern fehle nichts, gäbe es doch viele andere Kinder, deren Eltern nicht verheiratet seien. Zudem sei die Ehe auch keine Garantie für ein lebenslanges Miteinander, und überhaupt sei die Gestaltung des Liebeslebens doch sehr persönlich; da habe niemand mitzureden, auch die Kirche nicht. Sie betonten, wie wichtig ihnen der Wert der Freiwilligkeit sei, dass sie freiwillig zusammen seien und nicht, weil die Kirche sie für immer miteinander verbunden habe. So solle es auch immer bleiben, aber wenn ihnen die Liebe abhandenkommen sollte, würden sie sich trennen. Sie befragten die »alten« Paare, wie es ihnen gelungen sei, so lange verheiratet zu sein, staunten über deren Langmut, konnten sich aber für ihr eigenes Leben diesen Weg nicht vorstellen.

Tatsächlich habe auch ich in meiner unmittelbaren Umgebung lang verheiratete Paare scheitern sehen, deren Hochzeit ich in der Überzeugung, dass die beiden zueinander gehören, mitgefeiert hatte. Alle haben zur Zeit ihrer Trennung mit ihnen gelitten, freuen sich aber auch mit jedem von beiden, weil nun jeder wieder eine neue Liebe gefunden hat und neu verheiratet ist.

Nun feiern wir endlich wieder Hochzeit in der Familie, und das gleich zweimal: Bei dem ersten Paar hat der Ehemann ein Jahr lang auf die durch päpstlichen Dispens gewährte Auflösung seiner ersten Ehe mit zwei Kindern gewartet. Die andere Hochzeit findet zwischen zwei Frauen statt.

Beide Hochzeiten verändern unser Bild von Ehe: Auch wenn es sich bei der ersten Hochzeit zweifellos um eine sakramental vollgültige Eheschließung handelt, haben einige Menschen Schwierigkeiten, die päpstliche Entscheidung zu verstehen: Was ist mit der Unauflöslichkeit der ersten Ehe, der ersten Familie?

Im Fall der beiden sich liebenden Frauen, die Hochzeit feiern – auch um aller Welt zu dokumentieren, dass sie ein Leben lang zusammenbleiben wollen, dass sie es ernst meinen mit ihrer gegenseitigen Liebe und Verantwortung –, bleibt dagegen das Sakrament der Ehe verwehrt. Auch damit haben einige Schwierigkeiten.

Wie bei meinem wertvollen Erbstück, das heute immer im Weg ist, empfinde ich mit Blick auf das Sakrament der Ehe neben meiner Freude auch zunehmend Ratlosigkeit und manchmal sogar Trauer. Ist die Freude, die ich über seinen Wert empfinde, nur noch wenigen zugänglich, nicht mehr zeitgemäß, nicht mehr vermittelbar? Ist das Sakrament unnötig auch für Christen, sogar störend im Blick auf neu gestaltete Lebensplanung, schafft es Distanz, gar Trennung von der Kirche? Dieses wertvolle Erbstück ist zum Problem geworden.

Dieses Problem zu bearbeiten, den Wert des Ehesakramentes wieder freizulegen und Wege zu weisen, wie es gelebt werden kann, ist Anliegen dieses Buches. Meine Motive hierzu sind sehr persönlich. Sie kommen aus meinem eigenen Erleben, sie betreffen mein Glaubensverständnis und mein Selbstverständnis als katholische Eheberaterin.

Statistische Befunde: Immer weniger Menschen heiraten, davon immer weniger kirchlich

Eheschließungen und kirchliche Trauungen (1953 – 2008)

Bearbeitung für fowid: sfe © fowid/Fassung vom 21.06.2010

Anteile (%) der Trauungen an allen Eheschließungen (Deutschland 1953 – 2008)

Bearbeitung für fowid: sfe © fowid/Fassung vom 21.06.2010

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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