Blood on Blood - Melanie Holzner - E-Book

Blood on Blood E-Book

Melanie Holzner

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Beschreibung

Vivian Mitchell ist eine erfolgreiche Burlesque Tänzerin in einem angesagten Club in Beverly Hills. Eines Tages steht sie mit gepackten Koffern vor der Tür ihres Bruders Jake, um bei ihm für einige Zeit zu wohnen. Frank, ihr Verlobter, hat sie nach sechs Jahren Beziehung betrogen. Jake, ein fabelhaft aussehender, muskulöser Cop, und Mitglied des Los Angeles SWAT- Teams, kümmert sich um Vivian. Dadurch kommen bei beiden wieder Gefühle hoch, die sie seit ihrer Teenager Zeit längst vergessen wollten. Ein innerlicher Kampf beginnt in beiden zu wüten, um sich mit aller Macht gegen ihre gegenseitige Anziehungskraft zu wehren. Würde es ihnen gelingen? Oder würden sie das Verbotene wagen? Und dann ist da auch noch Dean, Jakes attraktiver Kollege, der sehr großen Gefallen an Vivian findet…… Ein gewagter Erotik-Roman um ein Tabu-Thema … Achtung: Erotikroman ab 18 Jahren aufgrund von eindeutigen sexuellen Handlungen und Beschreibungen Außerdem von Melanie Holzner erschienen: Melrose Avenue Inside Girl The Leading Men – eine Rockstar Story

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Blood on Blood -

Eine Liebe auf Abwegen

von

Melanie Holzner

© 2014 Melanie Holzner

© Cover Art by jdesign.at

1

Jake öffnete die Eingangstüre und vor ihm stand Vivian mit hängenden Schultern. Links und rechts von ihr stand jeweils ein Koffer. Um ihre Schulter hatte sie eine Laptoptasche und eine Handtasche.

Er trat auf sie zu und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

„Komm rein. Warte, ich helfe dir mit den Koffern.“

„Danke.“

Er schloss die Tür hinter ihr und stellte die Koffer neben der Garderobe ab.

Unschlüssig stand Vivian neben ihm. Dann nahm sie ihre beiden Umhängetaschen ab und legte diese neben die Koffer.

Jake ging durch ins Wohnzimmer.

„Dein Anruf kam ziemlich überraschend. Gut, dass du mir vorher Bescheid gesagt hast, sonst wäre ich übers Wochenende mit Dean surfen gefahren.“

„Tut mir leid“, sagte Vivian geknickt. „Ich wollte deine Pläne nicht durcheinanderbringen.“ Sie hatte Tränen in den Augen.

Jake trat auf sie zu. „Hey, das ist schon okay. Es ist viel wichtiger, dass du irgendwo unterkommst. Und ich habe genug Platz hier.“ Er streichelte ihren Arm. „Aber nun setz dich erst einmal und ruhe dich aus. Du siehst wirklich sehr müde aus.“

„Ja, ich habe die letzten Nächte kaum geschlafen. Mir ging so viel durch den Kopf. Ich wusste nicht, was ich tun soll.“

Vivian setzte sich auf die schwarze Ledercouch im Wohnzimmer.

Jake nahm neben ihr Platz.

„Hast du nochmal mit ihm gesprochen?“

„Nein. Ich habe ihm einen Zettel hinterlassen. Es gibt nichts mehr zu sagen. Er würde sich sowieso wieder nur herausreden – wie bisher.“

Sie seufzte tief.

„Tja, hätte nicht gedacht, dass Frank so ein Typ ist.“ Jake sah sie mitfühlend an. „Weißt du, wie lange er schon mit seiner Sekretärin rummacht?“

„Ja. Er hat es geradeheraus zugegeben, dass sie schon seit fast einem Dreivierteljahr zusammen sind. Trotzdem behauptet er steif und fest, dass sie ihm nichts bedeutet und dass das alles nicht wichtig sei.“ Vivian hob die Arme in einer hilflosen Geste.

„Dieses Schwein“, stieß Jake hervor. Er nahm ihre Hand. „Ich bin froh, dass du beschlossen hast, dich von ihm zu trennen. Du kannst so lange hierbleiben, wie du willst.“

Vivian sah Jake dankbar an. „Danke, das ist wirklich nett von dir. Ich brauche einfach Abstand und muss wieder klar denken können.“

Vivian nahm seine Hand. „Es ist schön, sich auf die Familie verlassen zu können. Erst wollte ich zu Mum und Dad. Aber ich glaube, das Bemuttern würde mir schnell auf die Nerven gehen.“

„Hier kommst du sicher auf andere Gedanken. Ich werde auch dafür sorgen.“ Er lächelte sie an.

Vivian stellte wieder fest, wie unglaublich gutaussehend ihr Bruder doch war. Mit seinen dunkelbraunen Haaren, die er über der Stirn etwas aufstehend trug, seinen warmen dunkelbraunen Augen und seinem Dreitagebart war er sehr attraktiv. Seine sportliche Figur trug natürlich auch dazu bei. Er sah aus wie ihr beider Vater in jungen Jahren. Dieser war seinerzeit auch ein Herzensbrecher gewesen und ihre Mutter war seinem Charme unweigerlich verfallen.

Vivian hingegen hatte die blonden Haare ihrer Mutter geerbt. Ein tolles helles Naturblond, um das sie viele Frauen beneideten. Sie trug einen modernen Pagenschnitt, der ihr sehr gut stand. Mit ihren blauen Augen und der Stupsnase sah sie aus wie ein Püppchen, obwohl sie das nicht sehr gerne hörte. Auch ihre Figur ähnelte der ihrer Mutter, klein und sehr zierlich hatte man immer das Gefühl, man müsste sie beschützen. Sie war jetzt 27 Jahre alt und wollte endlich, trotz ihrer Statur, ernst genommen werden. Das war manchmal nicht so leicht, da sie gerade bei Männern Instinkte weckte, die mehr in Richtung Vaterrolle gingen. Auch bei Frank war es anfangs so gewesen, bis sie ihm klargemacht hatte, dass sie sehr wohl auf eigenen Beinen stehen konnte. Während ihrer 6-jährigen Beziehung hatte er das mehr und mehr akzeptieren müssen. Vielleicht war er deshalb ja fremdgegangen, dachte Vivian nun. Möglicherweise wollte er die Beschützerrolle nicht aufgeben und hatte so etwas Ähnliches wieder bei seiner Sekretärin gefunden. Innerlich schüttelte sie ihren Kopf, wie um die Gedanken loszuwerden.

Ihr zwei Jahre älterer Bruder war da ganz anders. Zwar hatte er immer ein wachsames Auge auf sie gehabt, aber er war es gewesen, der damals an sie geglaubt hatte, als sie ihren tänzerischen Weg einschlug. Er hatte sie dazu motiviert, in Clubs vorzutanzen und ihr, als die ersten Absagen kamen, eingeredet, nicht aufzugeben. Bis schließlich der Erfolg kam. Sie war nun eine sehr erfolgreiche Burlesque-Tänzerin im angesagten Club „Shine“ in Beverly Hills. Burlesque war eine künstlerische Form des Striptease mit extravaganten, sexy Kostümen. Die Tänzerinnen zogen sich dabei nie ganz aus, was den Tanz zu etwas sehr Erotischem machte. Ganz im Gegensatz dazu stand Jakes Beruf. Er war Polizist bei der West LA Community Police Station und Mitglied des dortigen SWAT-Teams. SWAT steht für Special Weapons and Tactics und bildet die Spezialeinheit für Sondereinsätze wie z.B. Geiselnahmen, Entführungen, Selbstmordandrohungen, Razzien usw. Sein Job war gefährlich, aber dafür waren er und sein Team trainiert. Dementsprechend besaß er einen Körper, für den die meisten Männer sterben würden. Und Frauen schmolzen nur so dahin.

Jake riss sie aus ihren Gedanken. „Entschuldige, was hast du gesagt?“, fragte sie.

„Ob du etwas trinken möchtest. Saft, Wasser, ich hab alles da.“

„Hast du eine Cola?“

„Ja, kommt sofort.“ Er stand auf und ging in die Küche, welche im Wohnzimmer integriert und nur durch eine Theke abgetrennt war.

Vivian sah sich um. Sie war bisher nur einmal hier gewesen, Colin wohnte erst seit knapp einem Dreivierteljahr in diesem Appartement in Westwood. Es war bereits möbliert gewesen und es hatte seinen Geschmack genau getroffen.

Schwarze Lackmöbel in coolem Design. Die Deko war in Silber gehalten. Dazu passend die Küche in bordeauxrotem Lack. Das Appartement war groß, einige Backsteinsäulen dazwischen könnten als Stilbruch betrachtet werden, Vivian gefielen diese aber sehr gut. Eine kleine Treppe hinauf war das Schlafzimmer auf einer offenen Galerie, daneben ein Badezimmer. Hier im unteren Teil waren noch ein Gästezimmer mit Bad und eine Gästetoilette.

Jake stellte je eine Cola im Glas vor sie beide auf den Tisch.

Vivian nahm sogleich einen großen Schluck.

„Ich habe mir gedacht, wir gehen heute Abend zum Italiener um die Ecke, wenn du Lust hast. Oder wir kaufen etwas ein, wenn du lieber zu Hause bleiben möchtest.“

„Ich weiß nicht. Du musst dich mir nicht verpflichtet fühlen, Jake. Ich komme auch alleine klar.“

„Na hör mal, schließlich bist du jetzt hier und so oft haben wir uns die letzten Monate nicht gesehen.“

„Okay, ich meinte nur. Ich möchte dich nicht stören und dich aus deinem Alltag reißen. Aber ich freue mich, wenn wir gemeinsam etwas unternehmen. Also Italiener klingt gut.“

„Sehr schön. Dann lasse ich dich mal auspacken und dich erst mal gemütlich im Gästezimmer einrichten. Ich habe das Bett bereits frisch bezogen und neue Handtücher sind im Gästebad.“

„Du bist ein Schatz!“ Vivian stand auf und holte ihre Taschen. Jake trug die Koffer ins Gästezimmer.

„Ich bin auf dem Balkon, wenn du mich brauchst. Ansonsten, du kennst ja die Regel: Mein Haus ist dein Haus. Nimm einfach alles, was du brauchst. Gilt übrigens auch für die Küche.“

„Danke.“ Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.

Dann machte sie sich gleich daran, ihre Kleidung in den begehbaren Schrank einzuräumen und ihre Pflegeutensilien im Bad zu verstauen.

Sie sah auf die Uhr, es war kurz vor drei Uhr an diesem Samstagnachmittag. Irgendwie fühlte sie sich müde und so legte sie sich auf das Bett, um sich etwas auszuruhen. Als sie wieder erwachte, war es bereits nach fünf Uhr. Sie torkelte auf und erfrischte sich kurz im Bad mit kaltem Wasser. Als sie nach Jake suchte, fand sie ihn nach wie vor auf seinem Balkon, vertieft in ein Buch.

„Hallo, Schlafmütze“, begrüßte er sie. „Ich hab vorhin nach dir gesehen und festgestellt, dass du tief und fest schläfst.“

„Ja, ich wollte mich einfach nur etwas hinlegen, aber ich war wohl doch zu müde.“ Sie zuckte mit den Schultern. Jake lächelte.

„Der Körper hat nach seinem Recht verlangt, Schwesterherz.“

„Sieht so aus.“ Sie setzte sich neben ihn. „Was liest du denn Nettes?“

„Ach, es ist ein Buch über Hexenverfolgung im Mittelalter. Das Thema hat mich schon länger interessiert.“

Sie zog eine Augenbraue hoch. „Wow, ist ja mal ganz was anderes.“

„Ja, aber ziemlich gut geschildert. Was die Frauen damals mitmachen mussten, ist schon sehr heftig.“

„Kann ich mir vorstellen.“

Vivian genoss die Sonnenstrahlen des Spätnachmittags.

Jake legte das Buch weg und nahm ihre Hand. „Wie geht es dir?“

Sie blinzelte in die Sonne. „Jetzt im Moment gut. Aber ich werde sicherlich noch Höhen und Tiefen haben die nächsten Wochen. Sechs Jahre steckt man nicht so einfach weg.“

„Ja, das leuchtet mir ein.“

Frank, Vivians Verlobter, hatte sie nach all den Jahren betrogen. Sie hatte das vor einer Woche herausgefunden und nach vielen schlaflosen Nächten beschlossen, die Beziehung nicht länger aufrechtzuerhalten. Nun war sie aus der gemeinsamen Wohnung zu Jake geflüchtet und hatte sich zwei Tage Urlaub genommen, um mit der neuen Situation zurechtzukommen. Jake war immer für sie da gewesen, aber seit sie dann mit Frank zusammengezogen war, hatten sie nur noch sporadisch Kontakt gehabt. Jeder hatte sein Leben zu leben. Umso dankbarer war sie nun, dass sie bei ihm unterkam fürs Erste. Vivian wusste, dass Jake zurzeit keine Freundin hatte, so ging sie nicht wirklich jemandem im Weg um.

„Hast du Hunger?“, fragte Jake.

Ja, sie hatte Hunger, merkte sie gerade. In der letzten Zeit hatte sie durch ihren Kummer wenig gegessen.

„Jetzt könnte ich eine Pizza verdrücken.“ Sie grinste.

„Dann lass uns gehen.“

Gemütlich spazierten sie ein paar Blocks entlang, um zu Giovanni, Jakes Lieblingsitaliener, zu gelangen. Dort bestellten sie eine Karaffe Rotwein und zwei Pizzen. Sie saßen draußen, in LA war es jetzt, Anfang Juni, am Abend noch angenehm warm. Die Pizza war vorzüglich, und Vivian stellte fest, mit wie viel Appetit sie aß. Jake lachte.

„Bist wohl etwas ausgehungert, was?“

„Hm.“

„Aber mal ehrlich, ich weiß, deine Figur ist dein Kapital beim Tanzen, aber ein paar Kilo mehr auf den Rippen schaden sicher nicht. Und etwas blass um die Nase bist du auch. Ich muss dich wieder aufpäppeln. Ich weiß, du hast viel durchgemacht.“

Natürlich hatte sie einige Kilo abgenommen, was bei ihrer zierlichen Figur gleich auffiel. Und tagsüber war sie immer ungeschminkt, umso auffälliger war ihr Make-up im Club.

„Danke für die tollen Komplimente, Bruderherz. Ich weiß das sehr zu schätzen.“ Sie rollte mit den Augen.

„Ich erzähle dir eh nichts Neues. Du kennst dich selber gut genug.“

„Stimmt“, pflichtete sie ihm bei.

Eine Frau ging vorbei und starrte Jake unverhohlen an.

Geht das wieder los, dachte Vivian. Ihr Bruder wurde überall angemacht, egal wo er war. Sein perfekt geschnittenes Gesicht und sein durchtrainierter Körper fielen sofort auf. Er war eine imposante Erscheinung. Selbst als Teenager war er schon auffallend gutaussehend gewesen. Das war auch ihr als zwei Jahre jüngere Schwester nicht verborgen geblieben. Und das war ihr auch zum Verhängnis geworden. Wie ein Flashback sausten einige Bilder durch ihren Kopf. Nicht an damals denken, schalt sie sich und blickte nervös zu Jake. Der war noch mit seiner Pizza beschäftigt. Ihr Herz schlug schneller. Mein Gott, wie lange hatte sie nicht mehr an damals gedacht. Wo kam das denn nun plötzlich her? Schnell konzentrierte auch sie sich wieder auf ihre Pizza.

Jake hing beim Essen seinen Gedanken nach. Dass seine Schwester jetzt bei ihm wohnte, machte ihm nichts aus. Im Gegenteil, sie hatten sich die letzten Jahre sowieso viel zu wenig gesehen. Das mit Frank machte auch ihm zu schaffen. Wenn seine Schwester litt, litt er mit. Sie hatte weiß Gott Besseres verdient als so ein Arschloch. Er kochte innerlich. Verstohlen betrachtete er Vivian. Sie sah wirklich nicht gut aus. Zwar war sie immer noch megaattraktiv, aber er erkannte die Zeichen der Sorgen. Umso schneller musste er für Ablenkung sorgen. Er wollte, dass es ihr bald wieder besser ging. So wie früher, da war er auch ihr Beschützer gewesen. Nur vor einem hatte er sie nicht beschützen können: vor ihren Gefühlen. Und wo diese hinführten, hatten sie bald beide gemerkt, damals im Sommer 2002. Schnell verdrängte er den Gedanken, da sich in seiner Hose etwas regte. Verdammt! Was war das denn? Schweiß trat ihm auf die Stirn.

„Entschuldige, ich geh mal kurz auf die Toilette.“

„Okay.“

Dort angekommen, spritzte er sich kaltes Wasser ins Gesicht. Sein Herz hämmerte in seiner Brust. Wieso reagierte er nach all den Jahren so? Das konnte doch nicht wahr sein. Tief atmete er durch.

Vergessen, schnell! Sie hatte jetzt andere Sorgen. Sie war seine Schwester, verdammt noch mal. Schnellen Schrittes ging er wieder zurück zum Tisch.

Jake übernahm die Rechnung und sie schlenderten wieder zu seinem Appartement. Westwood war eine Wohngegend in West Los Angeles, unweit von Beverly Hills. Jakes Appartement lag im obersten Stock eines 4-stöckigen Gebäudekomplexes. Für Vivian lag es günstig, da sie es nicht weit zur Arbeit in den Club hatte.

Oben angekommen ließ sich Vivian auf die Couch fallen.

„Gott, bin ich voll. Die Pizza war megagut!“

„Ja, Giovanni ist ein Meister. Cognac zum Runterspülen?“

„Gerne.“

Jake schenkte zwei Cognacschwenker mit der goldenen Flüssigkeit ein und gab ihr ein Glas.

„Cheers.“

Vivian trank einen Schluck. Der Cognac lief hinunter wie Öl. Ein sehr guter Tropfen, wie sie feststellen musste.

„Puh, ich bin hundemüde, aber ich fürchte, ich bin noch zu voll, um einschlafen zu können.“

„Ich auch. Komm, wir setzen uns noch auf den Balkon.“

Die Luft war noch angenehm warm, fast schon zu mild für Juni. Vivian liebte LA. Sie waren zwar die ersten Jahre in San Francisco aufgewachsen, aber ihre Teenagerzeit hatten sie bereits hier verbracht. Ihre Eltern hatten sich mit 18 Jahren kennengelernt und sich sodann, im Jahr 1968, der freien Liebe und der Hippiebewegung hingegeben. Sie zogen mit einem Wohnwagen durch Kalifornien und schlugen sich mit Gelegenheitsjobs durch. Irgendwann Anfang der 80er Jahre wurden sie dann in San Francisco sesshaft und 1985 wurde Jake geboren. Zwei Jahre später Vivian. Aber das Hippieleben hatten sie bei Weitem nicht abgelegt. In ihrem Haus damals gab es immer noch wilde Partys und an ruhigen Abenden wurde der eine oder andere Joint geraucht. Zwar waren sie nun Eltern, aber sie wollten ihre Kinder so locker wie möglich erziehen. Nacktheit war im Hause Mitchell ganz normal, und so wuchsen Jake und Vivian sehr freizügig auf. Zehn Jahre später übernahm ihr Vater dann in Los Angeles eine Gärtnerei von einem Freund. Gemma, ihre Mutter, hatte sich schon Jahre vorher als Kosmetikern selbstständig gemacht und arbeitete auch in LA zu Hause in einem dafür eingerichteten Raum. Mittlerweile wohnten sie in Malibu und waren im Ruhestand.

„Wissen eigentlich Mum und Dad Bescheid wegen Frank?“, fragte Jake.

„Noch nicht. Ich werde sie morgen mal anrufen. Dass ich bei dir wohne, wird sie sicher beruhigen.“

„Ja, das denke ich auch. Mich beruhigt es auch.“ Er sah sie wohlwollend an. Vivian nahm seine Hand.

„Danke dafür. Ich weiß das sehr zu schätzen.“

„Nichts zu danken. Ich freue mich, dass wir vielleicht mehr Zeit zusammen verbringen können.“

Vivian schluckte. Wieder hatte sie Bilder vor ihrem Auge, schnell ließ sie seine Hand los.

„Morgen ist Sonntag. Ich habe noch frei. Wann hast du wieder Dienst?“

„Am Montag.“ Die Männer des SWAT-Teams arbeiteten außerhalb von Sondereinsätzen ganz normal als Streifenpolizisten, was oft nicht weniger gefährlich war in LA.

„Hast du Lust, morgen gemeinsam zu Mum und Dad zu fahren?“

„Coole Idee. Sie freuen sich sicher. Und wir können schwimmen gehen.“

„Ist gebongt. Dann gehe ich jetzt schlafen. Gute Nacht.“ Sie stand auf und gab Jake einen Kuss auf die Wange.

„Gute Nacht, Schwesterlein. Schlaf gut.“

2

Am nächsten Morgen erwachte Vivian frisch und ausgeschlafen. Sie tapste in die Dusche und ging dann mit noch nassen Haaren in die Küche. Jake machte gerade Frühstück. Verstohlen betrachtete sie ihn. Er trug nur Boxershorts und wieder musste sie seinen makellosen muskulösen Oberkörper bewundern. Seine Arbeit und das andauernde Training hielten ihn wirklich fit. Er war eine absolut sexy Erscheinung, und Vivian wunderte sich, dass er zurzeit keine Freundin hatte. Was für eine Verschwendung.

„Guten Morgen, Bruderherz!“ Sie grüßte ihn fröhlich.

„Hallo, Schlafmütze.“

„Tut mir leid. Ich habe seit einer Woche das erste Mal wieder richtig gut geschlafen.“

„Das freut mich. Frühstück ist gleich fertig.“

„Du bist ein Schatz.“ Sie ging zu ihm und drückte ihm einen Kuss auf die nackte Schulter. Er zwinkerte ihr zu.

Jake hatte den Esstisch am Balkon gedeckt. Zehn von zwölf Monaten verbrachte man in LA draußen, was einfach herrlich war.

„Ich habe Mum und Dad schon Bescheid gesagt, dass wir kommen. Sie freuen sich total.“ Er grinste sie an und zeigte dabei seine schönen weißen Zähne. Wie hatte sie nur übersehen können, dass Jake mit nun 29 Jahren noch attraktiver geworden war? Seine braunen Augen waren samtig und ein paar Lachfältchen standen ihm gut. Er war viel attraktiver, als Frank es jemals sein würde. Besagter hatte eine SMS auf ihrem Handy hinterlassen und wollte wissen, wo sie sei. Sie ignorierte es, erzählte es aber Jake.

„So ein Idiot. Jetzt rennt er dir nach. Du kannst ihm ruhig sagen, dass du hier bist. Er traut sich sowieso nicht, hier aufzukreuzen.“

„Wenn er mich sucht, braucht er nur in den Club zu kommen. Ich komme ihm sowieso nicht aus.“

„Er soll sich hüten, dir nachzustellen!“

„Hm.“

Vivian versuchte, das Frühstück zu genießen. Jake hatte wirklich für alles gesorgt. Italienische Salami, Oliven, Schinken, Marmelade, Orangensaft. Und sein Kaffee schmeckte himmlisch.

Jake hing seinen Gedanken während des Frühstücks nach. Vivian sah heute schon besser aus. Er war froh, dass sie bei ihm war. Dieser Loser Frank sollte bloß weg von ihr bleiben! Bei nächster Gelegenheit würde ihm sowieso die Hand ausrutschen, sollte er ihr nochmal zu nahe kommen. Er hatte es vergeigt, also sollte er es auch wegstecken wie ein Mann. Wenn nicht, hatte er Methoden, ihm das klarzumachen. Er liebte Vivian über alles, und er würde nicht zulassen, dass die unglücklich war.

Jake fuhr einen alten Jeep, bei dem fast ganzjährig das Dach abgemacht war. Vivian genoss die Fahrt nach Malibu, sie hatten ihre Badesachen eingepackt. Sie hatten das große Glück, dass ihre Eltern direkt am Strand von Malibu wohnten, also das Meer direkt vor der Tür hatten. Vor drei Jahren hatten sie die Gärtnerei gewinnbringend verkauft und konnten sich so einiges leisten. Unter anderem auch das großzügige Strandhaus, das, wie für Malibu typisch, vorne auf Stelzen gebaut war. In der Nachbarschaft wohnten einige Stars, was in Malibu keine Seltenheit war. Aber man bekam diese eher wenig zu Gesicht.

Jake parkte den Wagen in der Einfahrt und da stand auch schon ihre Mutter in der Tür.

„Mein Lieben. Was für eine tolle Überraschung, dass ihr beide heute hier seid.“ Noch wussten ihre Eltern das mit Frank nicht.

„Hi, Mum“, begrüßte Vivian ihre Mutter. Jake nahm sie überschwänglich in die Arme und drückte sie fest.

Sie gingen hinein und ihr Vater, Sean Mitchell, kam ihnen freudestrahlend entgegen.

„Was muss denn da passieren, dass ihr beide uns gleichzeitig besucht. Hat jemand Geburtstag?“ Er grinste sie an.

„Ach Dad, komm schon.“ Jake und er fielen sich in die Arme. Auch wenn es erst ein paar Wochen her war, seit sie sich gesehen hatten, so fiel die Begrüßung doch immer herzlich aus. Vivian hingegen hatte sich schon über einen Monat nicht blicken lassen. Sie hatte Sonderschichten im Club eingelegt.

„Hi, Dad.“ Sie gab ihm ein Küsschen auf die Wange.

„Meine Süße. Lass dich ansehen.“ Er begutachtete sie von oben bis unten. „Bist du noch dünner geworden?“

„Dad. Ein paar Kilo vielleicht. Ist doch egal.“

Er sah besorgt ihre Mutter an, die nun auch Vivians Figur betrachtete. Sie trug einen Jeansminirock und ein knappes Tanktop.

Jake sah Vivian mahnend an. Ja, ja, es war Zeit für die Neuigkeiten.

„Hört mal. Ich habe mich von Frank getrennt, okay? Das ist eigentlich der Grund für ein paar Kilo weniger. Es ist mir … nicht gerade gut gegangen die letzte Woche.“ Jake legte einen Arm um ihre Schulter. „Sie wohnt jetzt bei mir.“

Sean und Gemma sahen sich an.

„Du meine Güte, Kind“, sagte ihre Mutter, „was ist denn nur geschehen?“

„Das Arschloch hat sie betrogen. Mit seiner Sekretärin“, stieß Jake zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Vivian zuckte traurig mit den Schultern.

„Komm Schätzchen, wir setzen uns raus, und dann erzählst du uns alles.“ Gemma rauschte mit ihrem Flower-Power-Gewand vorneweg auf die Terrasse. Alle folgten ihr.

Vivian erzählte ihnen, was passiert war. Frank hatte ihr eines Abends einfach alles gestanden, nachdem sie einen Tipp von einer seiner Kolleginnen erhalten hatte. Dann hatte sie eine Woche lang mit sich gerungen, um dann festzustellen, dass sie ihn nicht genug liebte, um über eine Affäre, welche bereits zu lange ging, hinwegzusehen.

„Und dann bin ich einfach bei Jake aufgekreuzt, der mich Gott sei Dank liebevoll aufgenommen hat.“ Sie drückte seine Hand.

„Das hast du gut gemacht, Vivian“, presste ihr Vater hervor. „Der Kerl hat dich nicht verdient.“

„Also das hätte ich wirklich nicht von Frank gedacht.“

„Nein. Der Typ hat eine sexy Frau zu Hause, die ihn liebt, und was macht er? Er geht fremd.“ Jake schüttelte den Kopf.

„Ich weiß nicht, er hat irgendwann angefangen, mein Tanzen zu kritisieren. Vielleicht wollte er einfach irgendeine ‚normale‘ Freundin. Keine Burlesque-Tänzerin.“

„Da kommt er aber früh drauf“, warf Jake ein.

„Hm.“

Ihre Mutter nahm ihre Hand. „Wie geht es dir denn jetzt, Schatz?“

„Danke Mum, es geht mir besser. Ich bin froh, dass ich die Entscheidung getroffen habe. Hey, ich bin jung, habe einen super Job. Alles kein Problem. Ich habe keine Lust auf Liebeskummer.“ Sie hielt inne. „Wahrscheinlich habe ich ihn sowieso nicht mehr richtig geliebt.“

„Zum Teufel mit ihm“, rief ihr Vater.

Alle lachten.

Gemma holte Limonade und schenkte allen ein. Vivian ließ ihren Blick von der großzügigen Frontterrasse über den Strand und übers Meer schweifen. Es war traumhaft hier. Und der Strand wie immer fast menschenleer. Der Teil vor den Häusern war privat, weiter südlich gab es einen öffentlichen Strand.

„Jake und ich gehen später schwimmen, kommt ihr mit?“

„Wir waren heute Morgen schon. Geht ihr mal alleine, uns ist es jetzt am Nachmittag zu heiß.“

Sie plauderten noch eine Weile, bis sich Jake und sie umzogen und mit großen Badetüchern ausgerüstet hinunter zum Strand gingen. Vivian trug einen knappen schwarzen Bikini, der super zu ihrem hellblonden Haar und ihrer leicht gebräunten Haut aussah.

Sie legten die Handtücher in den Sand und marschierten gleich ins Wasser. Jetzt im Juni war es noch ziemlich frisch, nicht mehr als 20 Grad. Vivian hielt kurz den Atem an, als sie bis zur Hüfte im Meer stand. Jake grinste.

„Ganz schön frisch, was?“

„Kannst du laut sagen. Aber da müssen wir nun wohl durch.“

Jake spritzte sie leicht mit Wasser an.

„Hey!“ Sie spritzte zurück.

Dann schwammen sie los. Das Meer war ruhig, es ging nur eine leichte Brise und die Luft hatte etwa 26 Grad. Sie schwammen eine Weile entlang der Küste und wieder zurück. Hand in Hand gingen sie zu den Handtüchern und ließen sich darauf fallen. Es war wolkenloser Himmel und die Sonne strahlte heiß, so dass sie schnell wieder trocken waren.

Vivian cremte sich mit Sonnenlotion ein.

„Komm, ich mache den Rücken“, sagte Jake. Sie legte sich auf den Bauch. Er trug die Creme auf und begann, diese langsam zu verteilen. Vivian schloss die Augen.

Sie genoss die leichte Massage. Ich erinnere mich gut an seine zärtlichen Hände, dachte sie. Schnell schluckte sie. Warum fällt mir das nun plötzlich wieder alles ein?, fragte sie sich. Es war so lange her. Jake war damals 17 gewesen, sie selbst 15. Also fast genau zwölf Jahre. Zwölf lange Jahre, seitdem sie sich so nahe gekommen waren, wie es kein Bruder und keine Schwester tun sollten. Aber es war passiert. Einen ganzen Sommer lang hatten sie ignoriert, was nicht hätte sein dürfen zwischen ihnen. Die intensiven Küsse, die Zärtlichkeiten, die sie ausgetauscht hatten, die Intimitäten. Es war wunderschön gewesen. Bis es endete und sie sich nur noch dafür schämten. Nie hatten sie je darüber gesprochen. Und nun waren seine Hände wieder auf ihrem Körper, seit zwölf Jahren das erste Mal wieder. Sie atmete tief ein und aus.

„Was ist?“

Sie schüttelte wortlos den Kopf.

„Viv … bist du wieder traurig wegen Frank?“

„Nein.“ Sie hatte Tränen in den Augen und blickte Jake sehnsuchtsvoll an. Er forschte in ihrem Gesicht.

„Du … denkst an damals …“ Er schluckte. Vivian nickte stumm. Jake sah aufs Meer hinaus. Seine Miene war undurchdringlich. Dann sah er sie wieder an, mit zärtlichem Blick.

„Du bist nicht die Einzige, die daran denkt, weißt du?“ Er machte eine kurze Pause. „Möchtest du darüber reden?“

„Nein … es ist alles zu … verwirrend.“ Jake nickte und sagte nichts mehr. Sie schwiegen.

Dann sagte Vivian: „Du solltest dich auch eincremen. Die Sonne ist stark heute.“

„Okay.“ Er nahm die Creme und verteilte sie auf seinem Körper. Vivian sah dem Spiel seiner Muskeln fasziniert zu. Warum musste er nur so toll aussehen?, dachte sie. Sie cremte ihm den Rücken ein und versuchte, dabei ihre Gedanken an früher auszuschließen.

Jake spürte ihre zarten Hände auf seinem Rücken. Er wollte sich zwingen, an nichts zu denken, aber es gelang ihm nicht. Und Viv gelang es auch nicht, das wusste er nun. Alles lag so lange zurück, und doch hatten sie es nie vergessen. Es war nur logisch, dass jetzt alles wieder hochkam. Oder nicht? So plötzlich. Vivian war seine Schwester, und doch faszinierte sie ihn als Frau. Wie konnte das nur sein? Warum musste es ausgerechnet ihm passieren? Es war doch eine Seltenheit, oder? Dass Geschwister mehr füreinander empfanden. Man hatte irgendwann mal darüber gelesen. Inzest! Es war so ein hartes Wort für etwas, das so zart war. Die zarten Bande hatten sie damals geknüpft. Es war so natürlich gewesen. Ihre Nacktheit durch ihre Erziehung so normal. Jetzt, da sie erwachsen waren, hatte es eine andere Form angenommen. Sie beide kannten die Liebe, kannten Beziehungen. Viv hatte Recht, es war verwirrend.

Nachdem sie eine Stunde in der Sonne gelegen hatten, gingen sie nochmals ins Wasser. Danach packten sie ihre Sachen zusammen und stapften durch den Sand zurück ins Haus. Jeder duschte sich und sie gesellten sich wieder zu ihren Eltern.

Ihr Vater hatte den Grill angemacht und ihre Mutter brachte freudestrahlend die Steaks. Vivian hatte ihr beim Salat geholfen und so genossen sie noch das abendliche Barbecue, bis sie sich gegen 21 Uhr verabschiedeten.

Zu Hause angekommen, gab Vivian die Badetücher in die Waschmaschine. Jake nahm sich ein Bier und ging auf den Balkon. Vivian ging danach auch hinaus.

„Das war heute ein schöner Tag“, sagte sie.

„Ja, das war es. Wir sollten Mum und Dad öfter gemeinsam besuchen.“

„Stimmt. Wann hast du morgen Dienst?“

„Ich muss um 7 Uhr beginnen.“

„Okay, meine Schicht im Club startet morgen um 17 Uhr. Vier Tage und dann wieder drei Tage frei.“

„Hört sich gut an. Es ist cool, dass du immer wieder Tage frei hast, und du verdienst ja dabei nicht schlecht.“

„Ich kann nicht klagen.“

„Seit etwa einem halben Jahr habe ich einen neuen Partner, Dean. Er ist auch beim SWAT-Team.“

„Was ist mit Eric passiert?“, fragte sie besorgt.

„Der hat sich zur Sitte versetzen lassen.“

„Ah, okay. Und, wie ist Dean so?“

„Total cool, wir verstehen uns blendend. Wir machen auch öfter privat was zusammen.“

„Ach ja, du wolltest ja eigentlich surfen mit ihm gehen dieses Wochenende.“

„Kein Thema, es klappt ein anderes Mal.“

Vivian gähnte. „Ich gehe ins Bett. Bin müde von der Sonne.“ Sie lächelte.

„Okay. Ich haue mich auch in die Kiste, muss ja morgen früh raus.“ Er stand auf und zog sie an sich. „Schlaf gut, Viv.“ Er küsste ihre Stirn.

„Du auch, gute Nacht.“ Klopfenden Herzens ging sie in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Seine Umarmung hatte sie wieder total verwirrt. Sie schüttelte den Kopf und ging ins Bad.

Ihr Handy piepste. Sie ging nachsehen, es war eine SMS. Wieder von Frank. „Ich liebe dich. Ich brauche dich. Frank.“

Ihr wurde schlecht. Sie schaltete das Handy aus.

Danach fiel sie müde ins Bett und schlief sofort ein.

3

Jake bog um 6.45 Uhr in den Parkplatz der West LA Community Police Station ein. Er begrüßte ein paar Kollegen und ging geradewegs zu seinem Spind, um seine Uniform anzulegen. Dean war auch schon da.

„Hey, Buddy“, begrüßte er ihn.

„Hey. Alles klar bei dir?“

Jake nickte. Er würde ihm später auf Streife von Vivian und ihrem Unglück erzählen. Sie redeten viel über Privates und so wusste Jake, dass Dean auch gerade wieder mal Single war. Das war das Los der Polizisten im SWAT-Team. Viele Frauen kamen mit der gefährlichen Tätigkeit ihrer Lebenspartner nicht zurecht. Dabei sah Dean top aus. Die Frauen standen auf ihn. War Jake mit 1,80 normal groß, so war Dean mit seinen 1,90 schon eher ein Riese. Und ein bulliger Riese noch dazu. Er war muskulöser als Jake, hatte schwarze kurze Haare und eine olivfarbene Haut, was ihm seine Mutter aus Puerto Rico mitgegeben hatte. Sein Vater war Amerikaner. Seine Augen waren dunkelbraun, und wenn er böse war, dann hatte er einen Blick, der töten konnte. Alles in allem waren die beiden, wenn sie zusammen unterwegs waren, ein unübersehbares Team.

Kurz vor 7 Uhr gingen sie nach vorne zur Einsatzbesprechung. Ihr Boss, Captain Brian Jefferson, teilte Jake und Dean zur regulären Streife in der Gegend um Rancho Park ein. Das war zwar keine Gang-Gegend, aber dort trieben sich immer wieder Obdachlose herum, die Ärger verursachen konnten. Auch ein paar Drogendealer hatten sie dort schon dingfest gemacht. Aber das Wichtigste war, dass sie vor Ort waren, wenn über Funk ein Einsatz durchgegeben wurde.

Mit ihrer Standardausrüstung, einem Schlagstock, Pfefferspray und einer Waffe, einer Glock 22, setzten sie sich in den Streifenwagen und fuhren los. Über Funk gaben sie durch, dass sie nun im Einsatz waren.