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Gedichte verschiedener Art, mal rhythmisch frei, mal strikt metrisch. Bestimmte Lebensgefühle werden ausgedrückt, meist diejenigen während einer Verliebtheit oder eines Liebeskummers. – Die Gedichte in diesem Buch sind in den Jahren 1988 bis 1991 entstanden. Sie wurden 2017 überarbeitet und für die vorliegende erstmalige Veröffentlichung zusammengestellt.
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Seitenzahl: 23
Veröffentlichungsjahr: 2017
Torsten KelschBlut, Jazz, Feuer
Gedichte
Impressum
Verfasser:
Torsten Kelsch
Viktoriastraße 2
42853 Remscheid
Fotografie, Grafik, Umschlaggestaltung:
Torsten Kelsch
Druck:
epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin
Prinzessinnenstraße 20
10969 Berlin
Erscheinungsdatum: 01.09.2017
ISBN: 978-3-7450-1585-0
Ich fror im beheizten Auto.
Es war Dezember,
sehr kalt, aber trocken, und sternenklar.
Das Blut pochte in meinen Adern,
als ich vor deiner Haustür stand.
Wir umarmten uns herzlich zur Begrüßung.
Wir stellten uns den Sommer vor.
Wir würden im Garten sitzen
und uns von der Sonne wärmen lassen,
vom Wind streicheln
und vom Blütenduft verzaubern.
Wir würden lange Gespräche führen
und fruchtige Getränke
zu uns nehmen.
Wir würden glücklich sein vielleicht.
Zum Abschied umarmten wir uns wieder.
Du machtest dir Sorgen ob meiner
zu dünnen Bekleidung.
Dir gefiel mein grünes Halstuch.
Ich stieg ins Auto ein
und hatte Schwierigkeiten beim Starten.
Es war Dezember.
Es war sehr kalt.
Dies ist eine kranke Welt.
Ich fühle mich blutleer.
Die Hände und Füße sind kalt,
ich bin müde und lustlos.
Ein blutender Abendhimmel.
Ich möchte es in mir haben,
dieses tiefe Rot.
Eine Bluttransfusion von der Sonne.
Und dann der Morgen,
vertriebene Nacht.
Frisches, orangerotes Blut.
Mein Transfusionsbeutel blutleer.
Wie mein Puls raste,
wie mein Blutdruck stieg,
als ich deinen Brief bekam!
Wie meine Hände zitterten,
wie meine Beine kribbelten,
wie mein Magen zu versacken schien!
Wie mein Atem sich beschleunigte,
wie meine Gedanken wirbelten,
wie ich vom Erdboden abheben wollte!
Scherben bringen Glück, sagt man.
Ich weiß aber aus eigener Erfahrung,
dass es nicht so ist.
Wenn es so wäre, würde ich
alles zerbrechliche Material
in meiner Wohnung
innerhalb von höchstens zehn Minuten
zertrümmern.
Ich würde mich vielleicht
an den Splittern
verletzen und würde bluten.
Es täte weh.
Aber das nähme ich in Kauf.
Ich glaubte mal an Gespenster.
Und eines Nachts,
als ich mir in der Küche
etwas Brot abschnitt,
erschien mir plötzlich eins.
Ich stach zu.
Es gab kein Blut.
Nur ein zerfetztes Leintuch
lag am Küchenboden.
So brauche ich jetzt nicht mehr
an Gespenster zu glauben.
Ich glaube an Bettlaken.
Immer wenn ich mich verletzt habe
und das Blut ablecke,
schmeckt es nach Eisen.
Mein Blut fließt sehr langsam
durch die Adern.
Eisen ist sehr schwer.
Sein oder haben,
das ist hier die Frage.
Habe ich Recht
oder bin ich im Unrecht?
Habe ich Geld auf dem Konto
oder bin ich wieder in den roten Zahlen?
Bin ich wach
oder habe ich einen Traum?
Bin ich in dich verliebt
oder habe ich dich bloß gern?
Habe ich mich nur leicht verletzt
oder bin ich gar verblutet?
Graue Straßen,
graue Häuser,
schwarze Hausnummern,
braune Kanaldeckel.
Grau lackierte Autos,
grau gewordene Gardinen,
schwarz gedeckte Dächer,