Blut muss fließen - David Erlay - E-Book

Blut muss fließen E-Book

David Erlay

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Beschreibung

Geschwister mögen sich, oder sie sind in Hass verstrickt. Lilith und Titus zählen zur ersten Kategorie, lodern freilich in ungewohnter Zuneigung. Nicht zuletzt der bevorstehende körperliche Wechsel in die Weiblichkeit macht deutlich, wie eng Schwester und Bruder in diesem Fall miteinander verschlungen sind.

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Seitenzahl: 21

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Geschwister mögen sich, oder sie sind in Hass verstrickt. Lilith und Titus zählen zur ersten Kategorie, lodern freilich in ungewohnter Zuneigung. Nicht zuletzt der bevorstehende körperliche Wechsel in die Weiblichkeit macht deutlich, wie eng Schwester und Bruder in diesem Fall miteinander verschlungen sind.

Immer wieder sprach ich unsere Namen vor mich hin: Lilith, Titus - so, als müsste ich sie festhalten, wie zwei Kerzen Sie sind es auch, die mich mit meiner Mutter in einem gewissen Grade versöhnen, hatte sie sich doch gegenüber meinem Vater mit ihnen durchgesetzt. Der entschuldigte sich bei mir: Hier sei eben seine Frau die Stärkere gewesen. Ja, er sprach nie von deiner oder eurer Mutter, sondern stets von seiner Frau.

Damit war sie ganz weit weggerückt von mir, noch mehr als sie es ohnehin bereits war. Ich war und bin jedenfalls heilfroh, dass wir hießen, wie wir hießen, und Titus war es mit der Zeit auch. Später glaubte er, es sei vorbestimmt gewesen, unsere Mutter habe nur einen Auftrag erfüllt. Auch ich bin der Überzeugung, man tut, was man tun muss (dass ich irgendwann Ähnliches bei Goethe las, befriedigte mich: wenn schon dieser Gott …). Es ist ja im Grunde ja ganz einfach, sagt einem doch die innere Stimme deutlich und überzeugend, was zu tun – und was zu lassen ist. Der Körper zum Beispiel sendet einem Signale, was ihm guttut – oder was ihm schadet. Doch, man kann sich auf sich verlassen, hundertpro. Da können andere sagen, was sie wollen. Etwa irgendwelche Ärzte. Die habe ich sowieso gefressen.

Übrigens habe ich nie von meinem Vater erfahren, wie er uns hat nennen wollen, wenngleich ich ihn etliche Male löcherte. War jedenfalls, wie mein Vater erkennen ließ, bühnenreifes Theater gewesen, die Geburt unserer Namen. (Was an Missgeburten hätte herauskommen können, malte ich mir manchmal aus. Gruselig, was es da an Möglichkeiten gab.)

Ich war, als Titus geboren wurde, knapp zwei Jahre älter als er. Das gefiel mir außerordentlich, denn auf diese Weise war von vornherein klar, dass er in meine Verantwortung fiel. Dass meine Mutter sich um ihn kümmerte, empfand ich nicht als störend, ich sah das als eine Art Stellvertretung von mir an, in Wahrheit gehörte Titus zu mir, nicht zu meiner Mutter.