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Bogenschießen als Lebensweg - dies ist für Menschen gedacht, die Pfeil und Bogen nutzen möchten, um damit Ruhe, Entspannung und Gelassenheit in ihr Leben einfließen zu lassen. Der Alltag ist oft mit Stress und Hektik verbunden. Das Bogenschießen kann dazu einen wunderbaren Ausgleich bieten. Das Buch bietet konkrete Übungen sowie praktische Hilfestellungen, die dem Schützen ermöglichen, mittelfristig zu mehr Erholung und Ruhe zu kommen.
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Seitenzahl: 95
Veröffentlichungsjahr: 2021
„Der Weg schließt die Achtung vor allem mit ein, was klein und zart ist. Er weiß immer den richtigen Augenblick, um die notwendigen Haltungen einzunehmen.
Auch wenn du schon mehrfach mit dem Bogen geschossen hast, achte weiter darauf, wie du den Pfeil anlegst und die Sehne spannst.
Wenn der Anfänger sich bewusst ist, wessen er bedarf, wird er am Ende intelligenter sein als der zerstreute Weise.
Liebe anzuhäufen bedeutet Glück, Hass anzuhäufen bedeutet Unglück. Wer die Probleme nicht kennt, wird am Ende die Tür offen stehen und so die Tragödien hereinlassen.
Der Kampf hat nichts mit Streit zu tun.“
Lao Tse über den Arbeitstag eines Kriegers des Lichts.
(Aus: Handbuch des Kriegers des Lichts von Paulo Coelho)
Für meine beiden wunderbaren Töchter, die Eine herantastend, fürsorglich und werkschöpfend, die Andere erlebnishungrig, forsch und neugierig.
Der Bewegungsablauf beim Bogenschießen
Der Bewegungsablauf als stärkendes Element
Bogenschießen und Achtsamkeit
Bogenschießen und Zazen
Bogenschießen und Kinhin
Bogenschießen und Phantasiereise
Bogenschießen und Meditation
Bogenschießen und Die Heldenreise
Therapeutisches Bogenschießen
Mitmachseiten
Ausblick
Liebe Leser,
ich freue mich, dass Sie den Weg zu diesem Buch „Bogenschießen als Lebensweg“ gefunden haben.
Das Bogenschießen kann verschiedene Aspekte besitzen. Einerseits ist es ein Wettkampfgerät, das zum Austragen von Turnieren auf Zielscheiben oder 3D-Tieren genutzt werden kann. Weiterhin kann es einfach im Hobbybereich für Spiel und Spaß Anwendung finden. Andererseits kann es aber auch als Mittel für einen meditativen entspannenden Bereich eingesetzt werden.
Dieses Buch wendet sich an Leser und Nutzer, die das Bogenschießen als Lebensweg für sich entdeckt haben oder entdecken wollen und dabei den entspannenden, beruhigenden, stärkenden Aspekt des Bogenschießens in Ihr Leben integrieren wollen.
Viele Menschen suchen als Ausgleich zu Ihrem Lebensalltag Ruhe, Entspannung und entsprechenden Ausgleich. Yoga, Tai Chi und viele andere Sportarten und Entspannungstechniken können dazu beitragen. So kann auch das Bogenschießen Aspekte von Ruhe und Entspannung vermitteln.
In meiner Tätigkeit als Bogentrainer mache ich die Erfahrung, dass quantitativ die Anfragen zunehmen, in denen die Personen das Bogenschießen für sich als Entspannungstechnik nutzen wollen.
Dieses Buch möchte darstellen, wie das Bogenschießen dauerhaft in das eigene Leben integriert werden und dies als stärkendes Element Stärke, Kraft und Zuversicht vermitteln kann.
Es ist für all die Personen gedacht, die das Bogenschießen für sich als Leidenschaft entdeckt haben bzw. noch entdecken wollen.
Viel Spaß beim Entdecken
wünscht Boris Ludz von Bogen-Abenteuer
Drei Dinge die unwiederbringlich sind: Der Pfeil, der den Bogen verlassen hat, das zu schnell gesprochene Wort und die verpasste Gelegenheit.
Arabisches Sprichwort
1. Der Bewegungsablauf beim Bogenschießen
Eine gute Möglichkeit, sich dem Bewegungsablauf des Bogenschießens bewusst zu werden sowie sich dem meditativen Schießen zu nähern, ist die Anwendung der Zwölf-Schritt-Methode (leicht verändert, nach Detlef Loth). Diese detaillierte Abfolge führt zu einem sehr sauberen Bewegungsablauf und festigt den intuitiven Schießstil.
Wichtig ist, diese 12 Schritte stets sehr bewusst und sehr genau (achtsam) auszuführen, damit sich der Bewegungsablauf mehr und mehr richtig automatisiert.
Das Zielen spielt dabei eine untergeordnete Rolle, die Sicht auf den eigenen Körper, ein achtsamer Umgang mit sich und dem Material sowie der nach innen gerichtete Blick sind entscheidend.
Folgende Schritte werden hierbei vollzogen:
1. Ich bin bereit
Der Schütze steht im rechten Winkel zur Zielscheibe, die Linie, die durch die Schulter zu denken ist, weist auf die Zielscheibe. Der Bogen mit dem auf der Sehne aufgenockten Pfeil wird am locker herabhängenden Arm so in der Hand gehalten, dass die Sehne zwischen Arm und Körper eine Waagrechte bilden.
2. Ich suche das Ziel
Der Kopf wird vertikal in Richtung Ziel gedreht, so erfolgt die erste optische Anvisierung des Ziels.
3. Ich führe den Bogen zum Ziel
Der Bogenarm wird bis zur Schulterhöhe gehoben und um 90° in die Frontalebene eingeordnet.
4. Ich nehme die Kraft
Der Schütze hebt den freien Arm in Schulterhöhe in die Verlängerung der Schulterlinie und bildet ein ausgewogenes „T“.
5. Ich lege die Hand an die Sehne
Aus der Weite der Streckung beugt sich nun der freie Arm zur Sehne hin und die Finger der Hand werden um den Nockpunkt der Sehne organisiert.
6. Ich ziehe die Sehne aus
Der Bogenarm stemmt sich in den Bogen und drückt, der Zugarm hält die Sehne und zieht sie entgegengesetzt zum Ziel Richtung Kopf. Die Spannung wird durch Rücken- und Schultermuskulatur gehalten.
7. Ich ankere
Die Zughand wird an einem selbst festzulegenden Punkt im Gesicht geankert (z.B. Kinn, Kiefer etc.), dieser Ankerpunkt sollte, einmal gefunden, stets beibehalten werden.
8. Ich ziele
Das Ziel wird anvisiert, so dass Sehnenschatten, Wurfholz und Zielpunkt ein gemeinsames charakteristisches Zielbild ergeben.
9. Ich schieße
Die drei Fingerkuppen werden gleichmäßig abgelassen. Der Pfeil schnellt ins Ziel
10. Ich schaue dem Pfeil nach
Nach dem Schuss verfolgt der Schütze in beibehaltender Stellung den Flug des Pfeils, er lässt den Schuss nachhallen.
11. Ich löse
Die Abschusshaltung wird gelöst, indem die Arme sinken und wieder locker herabhängen, die Füße werden zusammengestellt, der Blick richtet sich offen nach vorne.
12. Ich habe geschossen
Zur Bekräftigung des Getanen, spricht der Schütze, „Ich habe geschossen“ und macht sich deutlich, dass durch seine Aktivität eine Wirkung in der Welt hervorgerufen wurde, mit der er ursächlich verbunden ist.
Bei jedem weiteren Pfeil, den Sie nun schießen, vollführen Sie diese 12 Schritte. Versuchen Sie die Konzentration hoch zu halten und achtsam jeden der einzelnen Schritte bewusst auszuführen. Das ist entscheidend!
Eure Kinder (Khalil Gibran)
Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und die Töchter der Sehnsucht
des Lebens nach sich selber.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,
Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben,
aber nicht eure Gedanken,
Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben,
aber nicht ihren Seelen,
Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen,
das ihr nicht besuchen könnt,
nicht einmal in euren Träumen.
Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein,
aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts
noch verweilt es im Gestern.
Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder
als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit,
und er spannt euch mit seiner Macht,
damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.
Laßt eure Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein;
Denn so wie er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.
2. Der Bewegungsablauf als stärkendes Element
Beim Bogenschießen spricht man davon, bei seiner Haltung die „T-Form“ zu bilden. Das heißt der Körper sieht aus wie der Buchstabe „T“. Beine mit Rumpf und Kopf bilden eine gerade Senkrechte, die Arme eine gerade Waagrechte. Verzieht der Körper sich beim Ausziehen des Bogenschießens, so entstehen im Rumpf unangenehme „Schiefhaltungen“ mit Druck- und Zugbereichen, die mittelfristig unangenehm werden. Zu sehen ist dies insbesondere beim sog. Biathlonstand, wenn die Hüfte eingeknickt wird oder andererseits der Oberkörper nach vorne gekippt wird, wenn man versucht dem Pfeil noch Schwung mitzugeben. All dies sollte vermieden werden. Der Bewegungsablauf soll trotz Kraftaufwands immer ausgewogen sein.
Die Knie sind locker, im Oberkörper herrscht eine ausgewogene Körperspannung.
Zu jedem Zeitpunkt des Bewegungsablaufs sollte die Belastung des Körpergewichts auf beiden Füßen gleichmäßig verteilt sein. Es sollte hier nicht zu einer Verschiebung kommen, dass zum Beispiel ein Fuß mehr belastet wird als der Andere.
Stellen Sie sich einmal ohne Bogen vor einen Spiegel, schließen sie die Augen und breiten Sie Ihre Arme waagrecht aus. Öffnen Sie nun die Augen und beobachten Sie den Stand. Stehen Sie gerade? Steht eine Schulter höher als die Andere? Wie fühlt sich Ihr Stand an? Gerade oder schief? Fühlen Sie sich stark oder schwach?
Jedes Gefühl, dass Sie haben, ist in Ordnung. Dies ist das Prinzip der Achtsamkeit. Wichtig ist die Wahrnehmung, tauchen Gedanken auf, so nehmen sie diese wahr und lassen Sie sie dann weiterziehen.
Versuchen Sie zu erspüren, wie es sich anfühlen sollte, gerade zu stehen, was müssen Sie dafür tun? Wo braucht es „mehr“ und wo „weniger“?
Fazit
Es wird Tage geben, an denen werden Sie viel Kraft spüren, das Gefühl haben Ihren Mann oder ihre Frau stehen zu können. Dann wird es Tage geben, an denen werden Sie sich kraftlos fühlen oder das Gefühl haben, alles ist irgendwie „schief“. Beides ist in Ordnung. Seien Sie sich lediglich im Klaren, dass auf kraftlose auch wieder kraftvolle Tage folgen werden. Versuchen Sie immer wahrzunehmen, was ist.
Die Kraft, die benötigt wird, um den Bogen zu spannen, kommt im Wesentlichen nicht aus dem Zugarm, sondern sollte durch Rückenspannung hervorgerufen werden. Ich entlaste dadurch den Zugarm und die Pfeile kommen zudem durch eine erhöhte Rückenspannung kraftvoller und somit auch präziser ins Ziel. Der Zugarm mit seinen Gelenken würde ohne die notwendige Rückenspannung mittelfristig Schaden nehmen.
Rückenspannung bedeutet, wenn Sie den Bogen ausgezogen haben, ziehen Sie Ihre Schulterblätter ein Stück zusammen und kommen in eine aufrechte Position.
Insbesondere wenn Sie länger am Stück Bogen schießen, werden Sie merken, dass es gegen Ende immer schwerer wird, die Rückenspannung aufrecht zu erhalten und Sie sich mehr und mehr reinzwingen müssen in die Spannung. Dies ist völlig normal. Sollte der Bogen nicht mehr sicher zu handhaben sein, sollte man allerdings eine Pause einlegen.
Es wird auch hier Tage geben, an denen werden Sie vor Kraft strotzen, dann wird es Tage geben, dann fühlt sich der Auszug anstrengend und zäh an.
Nehmen Sie sich einen Zettel zur Hand, überlegen Sie und schreiben Sie 5 Dinge auf, die Ihnen Kraft in Ihrem Leben geben. Das nächste Mal, wenn Sie wieder Bogen schießen, denken Sie an diese „Kraftgeber“.
Fazit
Seien Sie sich bewusst, dass Sie die Rückenspannung benötigen, um Ihren Zugarm zu entlasten und keinen Schaden an diesem zu nehmen. Die Rückenspannung verhilft Ihnen zu klaren und kraftvollen Schüssen. Falls Sie merken, Ihnen geht die Kraft aus, dann legen Sie öfters Pausen ein und schießen lieber Durchgänge mit weniger Pfeilen. Weniger ist manchmal mehr.
Wenn nichts mehr sicher geht, hören Sie für diesen Tag ganz mit dem Bogenschießen auf.
Dann unternehmen Sie kleine Schritte und nehmen kleine Erledigungen nicht als selbstverständlich an, sondern als Erfolge, was Sie geschafft haben.
Schauen Sie achtsam auf sich: was gibt Ihnen Kraft, die Sie benötigen, für alle Dinge in Ihrem Leben? Wodurch schöpfen Sie Kraft? Was brauchen Sie?
Die Atmung kann ein unterstützendes Element beim Bogenschießen sein. Es gibt verschiedene Optionen, die Atmung mit einfließen zu lassen.
Atmung verschafft Rhythmus und Stabilität beim Bogenschießen.
In der Regel kann man versuchen, beim Hochheben des Bogens einzuatmen und beim Ausziehen der Sehne auszuatmen. Beim Ausatmen sollten etwa ¾ des Lungenvolumens ausgeatmet werden. Wenn man tief in den unteren Bauchraum hinein atmet, dann bemerkt man, dass der Bereich um den Bauchnabel fest wird. Dies unterstützt die Haltung und hat somit eine stabilisierende Funktion.
Beim Ankerpunkt angekommen hält man die Atmung kurz an, löst den Pfeil und atmet dann in ruhigen Atemzügen weiter.
Intuitiv würden viele Schützen es genau anders herum machen: ausatmen beim Heben des Bogens und einatmen beim Ausziehen der Sehne. Atmung anhalten beim ankern, lösen und dann ruhig weiteratmen.
Beim Einatmen achten Sie darauf, dass sich der Brustkorb nicht zu weit öffnet und die Bogenschulter nach oben kommt.
Eine dritte Option ist, sich über das Atmen nicht allzu viel Gedanken zu machen und in Ruhe weiter zu atmen.