Breaking - Ella Frank - E-Book

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Ella Frank

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Beschreibung

Für Alexander Thorne war Sean Baily, der ältere Bruder seines besten Freundes, immer nur ein grimmiger, aufbrausender Mensch gewesen, der ihm auf die Nerven ging. Doch irgendwann in den letzten Wochen begann Alexander, Gefühle für Sean zu entwickeln. Er entdeckte Seiten an Sean, in die er sich sogar verlieben könnte. Dass das Leben einem allerdings gleichzeitig auch übel mitspielen kann, muss Alexander an einem einzigen Abend miterleben. Seans Job ist es, sein Bodyguard zu sein, doch Alexander hatte nicht erwartet, dass Sean ihm das Herz stiehlt.

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Seitenzahl: 261

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Breaking

Prime Time Trilogie 2

Ella Frank

© 2022 Sieben Verlag, 64823 Groß-Umstadt

© Umschlaggestaltung Andrea Gunschera

© Englische Originalausgabe Ella Frank 2020

© Übersetzt von Sylvia Pranga

ISBN-Taschenbuch: 9783967820539

ISBN-eBook-mobi: 9783967820546

ISBN-eBook-epub: 9783967820553

www.sieben-verlag.de

Ich weiß nicht, wie ich dich all die Jahre übersehen konnte,aber jetzt übersehe ich dich ganz sicher nicht mehr.

~ Sean ~

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Die Autorin

Kapitel 1

Xander

„Ich weiß, dass es schwierig ist und Sie heute Abend viel durchgemacht haben, aber wenn ich Ihnen ein paar Fragen zu dem stellen könnte, woran Sie sich erinnern, wäre das sehr hilfreich.“

Blinzelnd versuchte ich mich auf den Mann zu konzentrieren, der mit mir sprach – ich glaube, sein Name ist Detective Nichols –, aber es war so gut wie unmöglich, mich bei der Kakofonie an Geräuschen, die im Wartezimmer der Notaufnahme auf mich einstürmten, zu konzentrieren.

Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich hier schon stand – zehn, zwanzig, dreißig Minuten? Aber es war lange genug, um zu begreifen, dass, was immer hinter den Doppeltüren geschah, durch die sie Sean vorhin geschoben hatten, nichts Gutes sein konnte.

„Mr. Thorne?“

Mein Name war nur ein Echo in meinem Kopf, und ich fing an, auf und ab zu gehen. Die sich wiederholende Bewegung war etwas, auf das ich mich konzentrieren konnte, um mich von der Tragödie abzulenken, die mich überhaupt hierher gebracht hatte.

Vor und zurück. Vor und zurück. Vor und …

Kühle Finger legten sich um meine und hielten mich auf. Und als ich in das vertraute Gesicht sah, das mich anstarrte, blieb ich abrupt stehen. Bailey.

Irgendwo zwischen dem Fairmont Hotel und dem University Hospital hatte ich die Geistesgegenwart besessen, ihn anzurufen. Und als ich ihn jetzt ansah, konnte ich seine Gesichtszüge kaum erkennen.

Seine Lippen waren wie in Stein gemeißelt, wahrscheinlich, weil er nicht den Kummer herausschreien wollte, den er bestimmt empfand. Seine Augen waren vom Weinen rotgerändert, und als er seine Finger um meine schloss, sah ich auf die blutbefleckten Manschetten meines weißen Anzughemds hinunter und musste an das letzte Mal denken, als Sean dasselbe getan hatte.

„Xander?“ Baileys Stimme schien das Einzige zu sein, was meinen tranceartigen Zustand, in dem ich mich seit meiner Ankunft hier befand, durchdringen konnte. „Warum setzt du dich nicht?“

Ich warf einen Blick auf den leeren Platz rechts von Bailey, schüttelte aber den Kopf. Ich musste mich bewegen. Ich musste aktiv bleiben. Wenn ich zur Ruhe kam, überfluteten mich Erinnerungen. Erinnerungen, an die ich lieber nicht denken wollte, wie zum Beispiel das ganze Blut … Seans Blut.

„Denken Sie, er könnte das etwas später erledigen? Er hat heute Abend viel durchgemacht.“

Henri. Das hatte Henri gesagt, und als ich mich umdrehte, um den Detective anzusehen, schaute er mich mitfühlend an.

„Ja, wir können warten“, sagte Detective Nichols und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder Henri zu. „Ich bleibe sowieso in der Nähe, bis wir etwas über Seans Zustand hören. Wenn ihm nach Reden ist, lasst es mich wissen.“

„Machen wir. Ich glaube, er muss einfach wissen, dass es Dick – Sean – gut geht, bevor er sich auf etwas anderes konzentrieren kann.“

„Ja, das verstehe ich. Glauben Sie mir.“

„Danke. Wir halten Sie auf dem Laufenden.“

Die beiden schüttelten sich die Hände, und als der Detective den Wartebereich verließ, kam Henri zu Bailey und mir zurück.

„Wann immer du dich dazu in der Lage fühlst, muss er wirklich mit dir reden.“

Das wusste ich, aber ich war nicht sicher, ob ich es jemals schaffen würde, im Geist noch mal alles durchzumachen, was heute Abend geschehen war. Ich verstand, dass der Detective eine Aussage brauchte und wahrscheinlich eine Menge Fragen über den Mann hatte, der getötet worden war. Aber im Augenblick konnte ich kaum atmen, ganz zu schweigen davon, Fragen zu beantworten.

„Hör mal“, sagte Henri. „Es wird eine lange Nacht. Wie wäre es, wenn wir uns irgendwo einen Automaten suchen und einen Kaffee holen?“

Bailey nickte und stand auf. Doch als sie mich ansahen, schüttelte ich den Kopf.

„Ich gehe nicht weg.“

„Das verlange ich auch nicht von dir. Hol dir nur einen Becher Kaffee oder etwas zu essen.“ Henri legte einen Arm um Baileys Schultern, und ich musste den Blick von dem Bild abwenden, das sie abgaben. Es war zu schmerzlich, denn der Mensch, dessen Arme ich um mich spüren wollte, war im OP.

„Es würde dir guttun, wenn du mal eine Weile hier raus kämst. Du hast dich seit vier Stunden kaum hingesetzt.“

So lange dauerte es also schon. Warum war niemand herausgekommen, um uns zu sagen, wie es Sean bisher ging?

„Vielleicht sollten wir einen Geschenkeladen suchen, um dir ein sauberes Shirt oder einen Sweater zu kaufen?“, schlug Bailey vor, und sein Blick wanderte an mir auf und ab.

Ich sah an meinem blutverschmierten Hemd herunter, zog mein Jackett zu und schloss die Knöpfe. „Ich brauche nichts“, sagte ich, denn ich würde nirgendwohin gehen.

„Xander …“ Die Traurigkeit in Baileys Stimme brachte meine Augen zum Brennen, und als ich sie zusammenkniff, schlang Bailey die Arme um mich. Ich versteifte mich bei dem Körperkontakt, weil ich das Gefühl hatte, diesen Trost nicht zu verdienen. Aber das war Baileys Art. Sein sanftes, fürsorgliches Wesen strahlte einfach von ihm aus, und wenn ich mich dagegen wehrte, würde ich einen Mann verletzen, der mir viel bedeutete.

„Es ist okay, für ein paar Minuten …“

„Ich gehe nicht“, sagte ich neben seinem Ohr.

Er löste sich von mir, strich mit einer Hand über meine Wange, und der Blick aus seinen blauen Augen bohrte sich in meinen. „Es ist nicht deine Schuld. Das weißt du, oder?“

Nein, das wusste ich nicht. Wie konnte ich auch? Sean war heute Abend meinetwegen bei dieser Preisverleihung gewesen. Er hatte meinetwegen gegen diesen Mann gekämpft. Und jetzt war er im OP und verblutete – meinetwegen.

„Okay, wenn du nicht mit uns kommen willst, setz dich wenigstens hin. Dann muss ich mir zumindest keine Sorgen machen, dass ich dich ohnmächtig auf dem Boden finde, wenn wir zurückkommen.“

Ich verkniff mir das reflexartige mir geht es gut und ließ mich von Bailey zu den Stühlen im hinteren Bereich des Wartezimmers führen.

Ich ließ mich auf einen Stuhl in einer Ecke sinken, machte es mir bequem und verschränkte Arme und Beine. Ich konnte immer noch die Ärzte und Schwestern sehen, die durch die Doppeltüren kamen und gingen. Als ich aufsah und bemerkte, dass Bailey mich musterte, griff ich nach seiner Hand und sagte: „Geh.“

„Bist du sicher?“

Nein. „Ja. Ich … Ich brauche nur Zeit, um das Ganze zu verarbeiten. Das ist alles.“

Bailey kaufte mir das nicht eine Sekunde ab, denn er runzelte die Stirn, sagte aber: „Wir kommen bald zurück.“

„Okay.“

Bailey nickte, doch bevor sie gingen, streckte Henri die Hand aus und tätschelte meinen Arm. „Vergiss nicht, das da drin ist Dick. Wenn irgendjemand stur genug ist, das zu überstehen und heil herauszukommen, dann ist es diese Nervensäge.“

Ich wusste, dass er helfen und die Stimmung aufhellen wollte, und vor ein paar Wochen hätte es wahrscheinlich funktioniert. Aber, als die beiden gingen, konnte ich nur daran denken, wie Sean gewesen war, als ich ihn das letzte Mal sah, ihn das letzte Mal berührte, und mir brach erneut das Herz.

„Mr. Thorne? Mr. Thorne? Sie müssen mit mir kommen.“

Die feste Stimme und eine Hand an meinem Ellenbogen halfen mir auf die Füße. Ich sah zu, wie die Sanitäter sich um Sean scharten, der still, reglos und blutend auf dem Boden des Ballsaals lag.

Das konnte nicht passieren. Es konnte nicht real sein. Aber als ich auf meine Hände hinuntersah, sagten mir die Blutflecke darauf, wie real alles war. Es war Seans Blut auf meinen Händen, Seans Blut auf meinem Hemd, und als diese Tatsache meinen Schock durchdrang, begann ich am ganzen Körper zu zittern.

„Mr. Thorne? Hören Sie mich? Sie müssen mit mir kommen.“

Der Griff um meinen Arm wurde fester, und ich wurde von dem Chaos weggezogen – weg von Sean – aber ich würde nirgendwohin gehen. Dafür müsste er mich schon hochheben und aus dem Raum tragen.

„Lassen Sie mich los.“ Meine Stimme klang schwach, selbst für meine eigenen Ohren. Aber wer immer dieser Mann auch war, er ging weiter, bis ich den Kopf schüttelte und mit mehr Entschlossenheit sagte: „Lassen Sie mich los.“

Sein Griff um meinen Arm lockerte sich, und als ich herumwirbelte, um Sean wiederzufinden, schwankte ich.

„Blendend …“, hallte Seans Wort von vorhin in meinem Kopf wider, als die goldfarbenen Gedecke das Licht reflektieren und alles um mich herum verschwimmen ließen. „Du kommst ins Blickfeld, und man sieht nichts mehr außer dir. Blendend.“

„Mr. Thorne?“ Da war wieder diese Stimme. „Geht es Ihnen gut?“

Ging es mir gut? Ich hatte gerade gesehen, wie direkt vor mir auf einen Mann geschossen und er getötet wurde, und jetzt sah ich, wie mein Leibwächter – mein … Sean – blutend auf dem Boden lag. Nein, es ging mir nicht gut. Und ich war nicht sicher, ob es mir jemals wieder gutgehen würde.

Als ich einen Schritt machte, gaben die Knie unter mir nach.

„Scheiße.“ Ein Arm legte sich um meine Taille, und dann sagte jemand: „Hören Sie, mein Name ist Nichols. Detective Nichols. Ich war heute Abend mit Ihnen und Sean hier.“

Nichols? Ja, das klang vertraut.

„Lassen Sie mich Ihnen helfen“, sagte er und lächelte mich grimmig an.

Aber ich brauchte keine Hilfe. Sean brauchte Hilfe. Ich hörte jemanden zählen – eins, zwei, drei – drehte mich um und sah, wie die Sanitäter Sean auf eine Trage legten.

„Ich will mit ihm fahren“, sagte ich mit kaum hörbarer Stimme. „Ich will dorthin, wohin sie ihn bringen.“

Nichols nickte kurz, als die Sanitäter Sean an uns vorbeischoben. „Okay, dann los. Sie haben im Rettungswagen bestimmt etwas, womit Sie sich säubern können.“

Ich sah wieder auf meine Hände herunter und versuchte sofort, sie an meiner Hose abzuwischen, aber es war zwecklos. Seans Blut klebte nun tatsächlich an meinen Händen, wie ich es befürchtet hatte, und nichts im Rettungswagen würde daran etwas ändern.

„Hey, Martinez“, rief Nichols, als wir uns durch die Türen der Lobby schoben. „Habt ihr da drin noch Platz für einen mehr? Ich denke, dass dieser Mann auch untersucht werden sollte. Er war die zweite Person, die heute Abend involviert war.“

Martinez musterte mich, und ich wankte ein weiteres Mal zur Seite.

„Verstanden. Eine Sekunde“, sagte sie und half schnell ihrem Partner, die Trage in den Rettungswagen zu schieben. Dann kam sie zu mir und übernahm von Nichols die Aufgabe als meine Krücke. „Wir bringen Sie hinein und untersuchen Sie, Mr. Thorne.“

Ich war nicht überrascht, dass sie mich erkannt hatte, aber ich schaffte es nicht, darauf zu reagieren. Sie half mir in den Rettungswagen, und ich richtete den Blick sofort auf Sean. Er war an mehrere Maschinen angeschlossen, die Gott weiß was aufzeichneten, und die Blässe seiner Haut sagte mir, wie viel Blut er verloren haben musste. Er hatte eine Sauerstoffmaske auf, das Hemd seines Smokings war aufgeschnitten worden, und das Blut, das durch den Verband an seiner Seite sickerte, verursachte mir Übelkeit. Trotz der erstickenden Hitze der Nacht lief mir ein Schauer den Rücken hinunter, als ich auf seinen reglosen Körper hinuntersah und versuchte, einen Sinn in dem Ganzen zu erkennen.

Aber das war unmöglich. Der brutal verstörende Anblick, der sich mir bot, ergab einfach keinen Sinn. Es gab keine Verbindung zwischen dem vorlauten Jungen, mit dem ich aufgewachsen war, und auch nicht zwischen dem barschen, aber charmanten Mann, den ich während der letzten Wochen kennengelernt hatte, und diesem bleichen Bild, das er jetzt bot. Es war seelentötend.

Ich blinzelte, als mir Tränen aus den Augen liefen und ich versuchte, mich auf ihn zu konzentrieren. Doch Sean war nur noch ein Schatten seiner selbst, ein vertrautes Bild, das vor meinen Augen verblasste. Also streckte ich den Arm aus und griff nach seiner Hand, nur für den Fall, dass er völlig verschwinden würde.

„Du bleibst bei mir. Hast du mich verstanden?“, sagte ich zu ihm, als der Rettungswagen losraste. Die Sirene heulte, während er sich durch den Verkehr der Innenstadt schlängelte.

Ich hatte keine Ahnung, wie lange es dauerte, bis wir das Krankenhaus erreichten. Ich wusste nicht einmal, welches Krankenhaus es war. Aber als die Sirenen verstummten und die Türen aufgerissen wurden, ließ ich Seans Hand los und sah Martinez und ihrem Partner zu, wie sie die Trage aus der Halterung lösten.

Als sie zu mir aufsah, winkte ich ab. Ich konnte allein aus dem Rettungswagen steigen, wenn das hieß, dass Sean schneller ins Krankenhaus kam.

„Was haben wir?“, blaffte einer der Ärzte.

„Sean Bailey, männlich, achtunddreißig. Stichwunde linker unterer Thorax, massiver Blutverlust.“

„Okay. Sagen Sie in der Chirurgie Bescheid, dass Operationsraum Drei vorbereitet werden muss. Also los.“

Als sie Sean den Flur hinunter auf eine Doppeltür zuschoben, fiel Martinez zurück und griff nach meinem Arm.

„Mr. Thorne“, sagte sie, als ich an ihr vorbeigehen wollte. „Alexander.“

Als sie meinen Vornamen sagte, blieb ich stehen und sah sie an. „Sie müssen hier warten. Dort hinten haben Sie keinen Zutritt.“

Als sie durch die Türen gingen und Sean dahinter verschwand, sank mir das Herz. „Nein, ich muss mit ihm gehen. Ich …“

„Sie müssen sie ihren Job machen lassen. Kommen Sie mit mir. Wir sorgen dafür, dass es Ihnen gut geht und finden einen Platz, wo Sie warten können.“

Ich drehte mich um und sah, dass die Türen jetzt geschlossen waren und es auf keiner Seite mehr Bewegung gab. Er war fort. Sean war fort. Und ich hatte keine Ahnung, ob ich ihn jemals wiedersehen würde.

„Mr. Thorne? Entschuldigen Sie bitte, Mr. Thorne?“

Eine sanfte Hand und Stimme brachten mein Hirn wieder zum Reagieren, und als ich mich erinnerte, wo ich war – im Warteraum – riss ich die Augen auf.

„Tut mir leid“, sagte die Chirurgin und lächelte mich kurz an. „Ich wollte Sie nicht erschrecken, aber ich weiß, dass sie vor einigen Stunden mit Mr. Bailey eingetroffen sind. Ich habe Neuigkeiten.“

Ich setzte mich stocksteif auf und sah mich im Wartezimmer nach Bailey und Henri um. Sie waren nicht da – Scheiße. Ich wusste, dass sie meinen Namen in der Schwesternstation als Verwandtschaft angegeben hatten, aber ich war nicht sicher, ob ich bereit war, mir allein anzuhören, was sie mir zu sagen hatte.

„Er hat sehr viel Blut verloren. Das Messer hat seine Milz verletzt, aber er ist stark. Er wird wieder gesund.“

Als ich versuchte, alles zu begreifen, was sie mir sagte, fing das Zimmer an, sich um mich zu drehen. Ich legte eine Hand auf mein Herz.

„Ganz ruhig.“

Ich schluckte und nickte. „Es tut mir leid, es ist nur … Ich bin erleichtert, das ist alles.“

„Das verstehe ich. Sie hatten einen sehr schlimmen Abend.“

Wenn das keine Untertreibung war.

„Er ist gerade wieder zu sich gekommen und in sein Zimmer gebracht worden. Er ist immer noch ziemlich benommen, aber wenn Sie ihn gerne sehen würden …“

„Ja“, sagte ich, bevor sie den Satz beenden konnte.

Sie lächelte, drehte sich auf dem Absatz um, schob die Hände in die Taschen und führte mich aus dem Wartezimmer. Ich zog mein Telefon aus der Hosentasche und schickte Bailey eine Nachricht.

Ich: Er ist wach. Die Operation ist gut verlaufen. Ich werde jetzt zu seinem Zimmer gebracht.

„Er ist dort drin“, sagte sie.

Ich schickte Bailey die Zimmernummer und blieb dann vor der Tür stehen.

Ich hatte keine Ahnung, was mich auf der anderen Seite erwarten würde, und ich war nicht sicher, ob ich auf das, was ich sehen würde, vorbereitet war.

Ich schaffe das, sagte ich zu mir selbst und atmete tief durch. Ich schaffe das. Schließlich drückte ich den Griff herunter. Als ich eintrat und die Tür langsam hinter mir schloss, sah ich mich im Zimmer um und brauchte einen Moment, um mich an das gedämpfte Licht zu gewöhnen. Dann sah ich die Maschinen und die Infusionsständer, von denen aus Medikamente in Seans Arm gepumpt wurden.

„Hey, Anchorman.“

Mir stockte der Atem. Ich hob den Blick zu Seans Gesicht und konnte kaum glauben, was ich sah. Seine glasigen Augen waren offen, und um seinen Mund spielte ein entspanntes Lächeln. Er war wach … gerade so.

„Bist du wirklich hier oder …“

„Ich bin wirklich hier“, sagte ich und eilte auf zittrigen Beinen zu ihm.

Als ich an seiner Seite war, nahm er meine Hand, zog sie an seine Lippen und küsste sie. Er flüsterte: „Gut. Geh nicht weg.“ Und prompt verlor er das Bewusstsein.

Kapitel 2

Sean

„Mr. Bailey? Sean? Es ist Zeit für Ihre Laborwerte.“

Ich öffnete ein Auge etwas und sah, dass das Licht noch an war. Eine kleine Frau in einem blaugrünen Arztkittel ging um das Bett herum zu der Stelle, wo mein Arm auf meiner Brust lag. Sie hatte einen kleinen Behälter in der Hand, in dem alle möglichen Nadeln und etwa zwanzig Ampullen lagen. Ich fragte mich, ob ich noch Blut übrig haben würde, wenn sie mit mir fertig war.

Meine Seite schmerzte fürchterlich, als ich mich herumdrehte und versuchte, mich etwas aufzusetzen. Als sie den Rolltisch herüberschob, sodass er über meinen Beinen schwebte, sah ich mich im Zimmer um. Die Uhr zeigte vier an – morgens, vermutete ich – und als sich in der Ecke etwas bewegte und meine Aufmerksamkeit erregte, bemerkte ich, dass jemand halb auf einem unbequem aussehenden Stuhl lag. Bailey?

„Ich heiße Win und werde in der nächsten Zeit ihre Schwester sein. Ich muss Ihnen etwas Blut abnehmen, okay?“

Klar, es war ja nicht so, dass ich heute Abend nicht schon genug verloren hätte. Oder eher gestern Abend, richtig?

Während sie die Waffen ihrer Wahl vorbereitete, rieb ich mir die Augen und versuchte, meine Sicht zu klären. Ich war immer noch etwas benommen von den starken Schmerzmitteln, die sie mir seit der Operation gaben.

Die Operation … verflucht. Ich konnte immer noch nicht glauben, was gestern Abend alles passiert war. Tatsächlich konnte ich mich nicht an alles klar erinnern, aber ich wusste noch, dass die Chirurgin mir sagte, dass ich eine Stichverletzung hätte und enormes Glück gehabt hatte, dass sie nicht etwas höher war, denn sonst wäre alles ganz anders ausgegangen. Dann wäre ich nämlich tot gewesen.

Ich rutschte wieder etwas herum, um eine bequemere Sitzposition zu finden, doch als ein scharfer Schmerz durch meine Seite schoss, begriff ich, dass ich es die nächste Zeit nicht bequem haben würde. Während Win nach der bestmöglichen Vene suchte, aus der sie mir Blut abnehmen konnte, richtete ich den Blick wieder auf die Person, die in der Ecke saß.

„Mein Bruder?“

Win warf einen Blick über die Schulter. „Nein. Ihr Bruder kommt morgen früh wieder her. Das ist Alexander Thorne. Wir haben gehört, dass Sie ihm gestern Abend das Leben gerettet haben. Sie sind ein Held.“

Moment mal, Xander? Was hatte er hier zu suchen? Er hatte in dieser Nacht schon genug durchgemacht, ohne dass er in einem unbequemen Stuhl schlief und mich bewachte.

„Wir konnten es zuerst nicht glauben“, sagte Win und lachte leise. „Wissen Sie, es ist seltsam, jemanden persönlich zu sehen, den man sonst nur aus den Abendnachrichten kennt.“

„Ja, ich weiß.“

„Aber er ließ sich nicht zum Gehen bewegen, nicht einmal um sich zu säubern.“

Sich säubern? Wovon redete sie? Aber bevor ich fragen konnte, sagte sie: „Okay, Sie werden einen kleinen Piks spüren – eins, zwei, drei.“

Ich bemerkte die Nadel nicht einmal, mein Blick war auf Xander gerichtet, der mit verschränkten Armen und Beinen dort saß, sein Kopf ruhte an der Wand. Das sah höllisch unbequem aus, und nachdem Win die gefühlt tausendste Ampulle gefüllt hatte und einpackte, sagte ich: „Würde es Ihnen etwas ausmachen, das Licht etwas heller zu stellen?“

„Sind Sie sicher? Wenn Sie die Augen schließen, bekommen Sie vor der nächsten Runde bestimmt noch ein paar Stunden Schlaf.“

„Ja, alles gut. Wenn ich müde werde, stört mich das Licht nicht.“

„Wenn Sie sicher sind …“

Ich nickte, und als sie hinter mich fasste, um das Licht hoch genug zu drehen, dass ich Xander sehen konnte, bedankte ich mich bei ihr.

Sie lächelte mich kurz an und ging zur Tür. „Wir sehen uns in Kürze.“

„Ich werde da sein.“

Als sie auf den Flur verschwand, richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf Xander. Er trug immer noch seinen Smoking, soweit ich sehen konnte. Die schwarze Hose schmiegte sich an seine Beine, das Jackett hatte er sich über die verschränkten Arme gelegt. Seine Krawatte hing jetzt locker um seinen Hals, war nicht mehr zu der perfekten Schleife gebunden wie zu Beginn des Abends, und die oberen Knöpfe seines Hemds waren geöffnet.

Sein mit silbernen Strähnen durchsetztes Haar stand in alle Richtungen ab, und er sah so zerzaust, so ganz und gar nicht wie er selbst aus, dass ich lächeln musste. Gott, es war schön, ihn zu sehen, lebendig und in einem Stück. Ich würde schon wieder gesund werden. Aber wenn dieser Wichser Xander etwas angetan hätte, wenn er ihn auf irgendeine Weise verletzt hätte, war ich mir nicht sicher, wie ich damit umgegangen wäre.

Als ob er spürte, dass jemand ihn ansah, rutschte Xander auf dem Stuhl herum und öffnete die Augen. Er blinzelte mehrere Male, und als er mich sah, riss er die Augen auf und setzte sich aufrecht hin.

Und in dem Augenblick passierte es. Xanders Jackett fiel auf seinen Schoß und sein weißes Anzughemd kam zum Vorschein – allerdings war es nicht mehr weiß. Ein tiefroter Fleck bedeckte den gesamten unteren Teil des Stoffs, Blutspritzer waren auf dem Rest verteilt. Den Ärmeln war es nicht viel besser ergangen, in das schneeweiße Material hatten sich rote Flecke gesaugt. Als ob er spürte, wohin ich sah, verschob Xander schnell das Jackett, um wieder so viel Blut wie möglich zu bedecken.

„Wann bist du wieder aufgewacht?“

Wieder? Ich konnte mich nicht erinnern, schon mal aufgewacht zu sein. „Vor ein paar Minuten, als jemand kam, um mir Blut abzunehmen.“

Xander stand langsam auf, und als er einen Schritt machte, schwankte er etwas. Er blieb stehen, streckte einen Arm aus und stützte sich an der Wand ab.

Himmel, er sah aus, als würde er gleich zusammenklappen. Ich betrachtete ihn genauer und bemerkte dabei, wie blass er war, wie rot seine Augen waren. Xander sah aus, als wäre er durch die Hölle gegangen, und ich griff reflexartig nach meiner Decke, um sie beiseitezuschieben und zu ihm zu gehen – der intravenöse Zugang und die Stiche waren mir egal.

Xander blickte auf, und als er sah, was ich vorhatte, richtete er sich kerzengerade auf und sagte: „Was tust du da?“

„Du hast ausgesehen, als würdest du hinfallen …“

„Und du wolltest was tun? Mich auffangen?“ Er eilte an meine Seite, streckte den Arm aus und verschränkte seine Finger mit meinen. „Du hast mich heute Abend schon einmal gerettet“, flüsterte er und versuchte, die Tränen wegzublinzeln, die ihm in die Augen stiegen. „Du musst jetzt anfangen, an dich selbst zu denken.“

Ich leckte mir über die trockenen Lippen, sah auf unsere miteinander verschränkten Hände hinunter und drückte seine Finger. Als Xander scharf einatmete, richtete ich den Blick wieder auf seine angespannte Miene. Er sah so gut aus wie ich mich fühlte. Er schloss die Augen und sagte: „Ich war nicht sicher, ob ich jemals wieder spüren würde, wie du das tust.“

Ich fragte mich, was zur Hölle er gestern Abend durchgemacht hatte.

„Hey.“ Ich wartete darauf, dass Xander die Augen öffnete und versuchte es mit einem Lächeln. „Es ist vorbei. Und ich bin hier.“

„Ich weiß, aber … Gott, Sean, es tut mir so leid.“ Er senkte den Kopf und drückte die Lippen auf meine Handfläche. Sein Schmerz war so intensiv, dass es sich anfühlte, als würde mein Herz in zwei Teile brechen.

„Xander, es ist okay“, sagte ich, legte eine Hand um seine Wange und wischte die Tränen weg. „Mir geht es gut.“

„Aber es ging dir schlecht.“

Als er auf mich heruntersah, sagten mir die Angst und Sorge, die in seinen Augen standen, dass, was immer er in dieser Nacht auch durchgemacht hatte – was immer wir durchgemacht hatten – er immer noch sehr darunter litt.

„Dir ging es schlechter, als ich es je bei dir erlebt habe. Ich dachte, du würdest heute Nacht sterben, Sean. Ich dachte, ich würde dich sterben sehen …“

Er schnappte nach Luft und ich rüttelte an seiner Hand, damit er mir wieder ins Gesicht sah. Ich wollte, dass er sich auf etwas anderes konzentrierte als das, was er offenbar gerade im Geist erneut erlebte.

„Ist das alles von mir?“, fragte ich und wies mit dem Kopf auf sein Hemd.

Xander sah rasch an sich herunter und zog das Jackett hoch, um die Flecken zu bedecken. „Ja. Ich wollte nicht gehen, also …“

„Nicht einmal, um dich umzuziehen?“ Etwas an diesem Opfer, dieser Hingabe berührte mich tief im Inneren. „Danke.“

Xander strich mit dem Daumen über meine Finger, und meine Lider fühlten sich schwer an, die Erschöpfung kehrte zurück. „Du musst mir nicht danken.“

„Ich habe das Gefühl, dass ich mich bei dir für viele Dinge bedanken muss. Aber mir ist ziemlich schwummerig, also musst du es mir später erzählen.“

„Ich werde hier sein.“

„Du brauchst Ruhe.“ Mir fielen langsam die Augen zu. „Und frische Kleidung.“

„Ryan bringt morgen früh welche vorbei.“

Ich lächelte, als Xander seinen Assistenten erwähnte. „Ryan … er mag mich. Du solltest trotzdem nach Hause fahren.“

Sanfte Finger strichen mir das Haar aus der Stirn, dann drückten sich kühle Lippen auf meine Stirn, und bevor ich mich dem Traumland und der Medikation hingab, hörte ich Xander noch flüstern:

„Ich gehe nirgendwohin.“

Kapitel 3

Xander

„Raus aus den Federn, ihr beiden.“

Seans Zimmertür wurde einen Spalt geöffnet und seine Krankenschwester, Win, steckte den Kopf herein. Ich blinzelte ein paar Mal und rutschte auf dem Stuhl herum, der während der vergangenen Woche zu meinem neuen Zuhause geworden war.

„Ich habe das Gefühl, dass Sie heute aus diesem Laden rauskommen, und Sie wollen doch putzmunter sein, wenn Dr. Marx kommt, um Sie zu sehen.“

Ein leises Stöhnen vom Bett zeigte an, dass Sean aufwachte. Als er die Augen öffnete und den Blick auf mich richtete, erwachte alles in mir zum Leben, und ich richtete meine ganze Aufmerksamkeit auf ihn.

So war es die ganze Woche über gewesen. Wenn Sean wach war, suchte er nach mir und sah mich ungeduldig an, so als wollte er alle anderen hinauswerfen, damit wir reden und unsere Verbindung neu aufbauen konnten.

Ich wusste es immer, wenn er den Blick auf mich richtete. Mein Herz hämmerte, mein Puls raste, und jede Faser meines Seins drängte mich, zu ihm zu gehen, ihn zu berühren. Und ich hätte es getan, wenn wir nicht von Leuten umringt gewesen wären, die jede unserer Bewegungen beobachteten.

Da waren wir, gefangen in einem monotonen Karussell, in dem jeder Tag genauso zu sein schien wie der vorherige. Und da wir nie wirklich allein waren, wirkte es, als wären wir wieder in die Rollen verfallen, die wir zuvor im Leben des anderen eingenommen hatten.

Baileys großer Bruder und Baileys bester Freund. Zwei Rollen, die es uns erlaubten, ständig in Kontakt zu sein, und Bailey ging davon aus, dass mein Wunsch, bei Sean zu bleiben, auf ein unangebrachtes Schuldgefühl zurück-zuführen war, was nicht ganz falsch war. Ich fühlte mich wegen vieler Dinge schuldig. Dafür, dass Sean bei der NPF Preisverleihung gewesen war. Dafür, dass Sean niedergestochen worden war. Dafür, dass Sean im Krankenhaus lag und eine Narbe ihn für immer an unser erstes Date erinnern würde und daran, dass dieses Date nicht nur Show gewesen war.

Ja, deswegen fühlte ich mich am schuldigsten. Besonders da alle Nachrichtensender verbreiteten, dass Alexander Thornes Date verletzt worden war, als er ihn vor einem verrückten Angreifer rettete. ‚Kein Kommentar‘ – das waren in letzter Zeit meine beiden Lieblingswörter.

„Guten Morgen, Win“, sagte Sean, drückte den Knopf, der den Kopfteil seines Bettes anhob, und schob sich etwas nach oben.

„Hey, Detective.“ Sie wandte sich zu mir um und lächelte. „Xander.“

„Guten Morgen“, sagte ich, dehnte meinen Hals, stand auf und streckte die Arme über den Kopf, um meine Wirbel knacken zu lassen.

„Himmel.“ Sean zuckte zusammen. „Wenn du nicht aufpasst, musst du hier bleiben, wenn ich rauskomme. Dieser Stuhl kann nicht bequem sein.“

Ich fuhr mir mit einer Hand durchs Haar, ging zum Fußende seines Bettes und sah zu, wie Win die Manschette des Blutdruckmessgerätes um seinen Oberarm legte.

„So schlimm ist es nicht.“ Das war eine Lüge. Meiner Meinung nach konnte man den Stuhl als Folterinstrument verwenden. Eine Woche darauf sitzen und schlafen, und ich würde zusammenbrechen und jede Frage beantworten, nur um von dem Stuhl wegzukommen.

Darum hatte ich zwischendurch Spaziergänge um die Station herum gemacht und war in die Cafeteria im Erdgeschoss gegangen, um die Beine zu strecken. Aber ich ging nie aus dem Krankenhaus heraus, entfernte mich nie zu weit von Sean.

„Du redest so einen Quatsch.“ Ein kleines Lächeln spielte um Seans Lippen, als er mich ansah. „Redet er nicht nur Quatsch, Win?“

Win warf mir einen Blick über die Schulter zu, sah dann den Stuhl an und rümpfte die Nase. „Ich muss zugeben, dass ich ein paar Mal auf diesen Mistdingern geschlafen habe. Sie sind nicht bequem, und Sie sind viel größer als ich.“

Sean lachte leise. „Mit anderen Worten – er hat Quatsch geredet und hätte nach Hause gehen sollen, um in seinem riesigen, superbequemen Bett zu schlafen.“

„Mir geht es gut“, sagte ich, weil ich nicht den siebten Tag in Folge darüber diskutieren wollte. Sean wollte, dass ich nach Hause ging, damit ich etwas Schlaf bekam. Aber damit hatte ich zwei Probleme: Ich würde ihn nicht allein lassen, bis er das Krankenhauszimmer wohlbehalten verlassen hatte und ich sicher war, dass er ohne Hilfe zurechtkam. Und ich wollte nicht allein sein. Der letzte Ort, an dem ich sein wollte, war mein Haus, wo alles mich an das erinnern würde, was passiert war.

„Solltest du nicht still sein, wenn dein Blutdruck gemessen wird?“ Ich sah Win an, die lächelte.

„Das ist eine gute Idee. Es ist dann genauer. Halten Sie den Mund, Detective.“

Sean musterte mich, während die Luft aus der Manschette entwich, und seine Miene war voller Neugier und voller Fragen, die er bisher nicht hatte stellen können. Aber ich hatte keinen Zweifel, dass er damit auf mich einstürmen würde, sobald wir mehr als nur ein paar Minuten allein wären.

Der Detective in ihm konnte es nicht ertragen, Fragen allzu lange unbeantwortet zu lassen.

„Der Blutdruck ist hundertsiebzehn zu sechzig. Nicht gerade perfekt. Wie geht es der Seite?“

Sean nickte. „Ganz gut. Ich meine, wenn man bedenkt, dass Marx sie nähen musste. Sie ist immer noch empfindlich, aber es ist längst nicht mehr so schlimm wie anfangs.“

„Wie stark sind die Schmerzen auf einer Skala von eins bis zehn? Wobei zehn bedeutet: Schwester Win, ich bin gerade mit einer tiefen Stichwunde in die Notaufnahme eingeliefert worden?“