Trust - Vertraue - Ella Frank - E-Book

Trust - Vertraue E-Book

Ella Frank

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Beschreibung

Schon seit dem College versteckt sich Logan Mitchell hinter seiner kultivierten und arroganten Fassade, die er für undurchdringlich hält. Bis er Tate Morrison trifft. Seit sie sich vor einigen Monaten das erste Mal begegnet sind, nimmt Tate sein Herz in Beschlag und Logan muss erkennen, dass es an der Zeit ist, sich ihm zu öffnen. Nachdem Tate so viele Jahre damit verbracht hat, sein Leben für seine Familie zurückzustellen, fasst er den Entschluss, sich endlich seinen Herzenswunsch zu erfüllen. Obwohl ihre Beziehung für beide Männer äußerst unerwartet kam, müssen sie anfangen, sich und ihrer Liebe zu vertrauen. Allerdings ist der Weg dahin nicht immer einfach …

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Seitenzahl: 501

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Trust

Temptation 3

Ella Frank

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Temptation 3

Ella Frank

© 2018 Sieben Verlag, 64823 Groß-Umstadt

© Übersetzung externbrink translations

© Covergestaltung Andrea Gunschera

© Originalausgabe 2015 Ella Frank

ISBN Taschenbuch: 9783864437588

ISBN eBook-mobi: 9783864437595

ISBN eBook-epub: 9783864437601

www.sieben-verlag.de

Für Tate.

Ich wusste vorher nicht, dass ich dich brauche, um mich lebendig zu fühlen.

Logan

Inhalt

Teil 1 Selbstvertrauen: Der Glaube an die eigenen Instinkte, Entscheidungen und Überzeugungen.

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Teil 2 Verlässlichkeit: Darauf vertrauen können, dass jemand das tut, was nötig ist oder für das sorgt, was nötig ist.

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Popped Cherry

Danksagungen

Über die Autorin

Teil 1Selbstvertrauen: Der Glaube an die eigenen Instinkte, Entscheidungen und Überzeugungen.

Kapitel 1

Die hellen Lichter der Innenstadt von Chicago spiegelten sich in Logans Rückspiegel, als er einen prüfenden Blick auf die Spur hinter sich warf und dann nach links zog. Das Seitenfenster war geöffnet, und der Wind zerzauste sein Haar. Logan raste die leere Straße hoch, dankbar dafür, dass es noch nicht die kälteste Zeit des Jahres war.

Es war jedoch Viertel nach vier morgens.

Fuck. Tate würde nicht glücklich darüber sein, dass er um diese Zeit an seine Tür hämmerte. Aber das war sein scheiß Pech. Logan hatte vor nicht allzu langer Zeit einen Deal mit Mr. Morrison gemacht, und wenn er sich recht erinnerte – und ich weiß verdammt noch mal, dass ich das tue – hatte er es zur Bedingung gemacht, dass es keine Funkstille mehr geben würde.

Zugegeben, zu der Zeit hatte er eher an Tage und Wochen gedacht, aber nach ihrem gemeinsamen Abend – und der Tatsache, dass er die Gelegenheit versäumt hatte, Tate aus seinem Smoking zu schälen – hatten sich die vergangenen drei Stunden und fünfzehn Minuten wie eine Ewigkeit angefühlt.

Früher an diesem Abend hatte es Sinn gemacht, Tate zu Hause abzusetzen, vor allem, weil sie beide heute an verschiedenen Orten sein mussten. Aber als Logan in seine Eigentumswohnung gekommen und ins Bett gekrochen war, hatte er festgestellt, dass sein Bett ohne Tate kein bequemer Platz zum Schlafen mehr war. Stattdessen war er kribbelig geworden und sich der Tatsache sehr bewusst, dass er sich nach der Gesellschaft des sexy, dickköpfigen Mannes sehnte.

Himmel, ich vermisse ihn.

In nur wenigen Monaten hatte er sich von einem Mann, der vor Verbindlichkeit davonrannte, in einen Mann verwandelt, der kopfüber auf eine große Verbindlichkeit zustürmte. Darüber und nur darüber hatte er nachgedacht, während er versucht hatte, sich auf dem Laufband auszupowern, und während seine Füße in stetigem Tempo hämmerten, hatte er Zeit gehabt, darüber nachzudenken, was genau er wollte, und nun wusste er es.

Sein Motto Probieren, mitnehmen und die Oberhand behalten hatte sich verändert.

Oh, er hatte Tate wunderbar probiert, und sie hatten beide verdammt viel mitgenommen, aber zum ersten Mal in seinem Leben verspürte Logan nicht den Wunsch, zu gewinnen. Er musste nicht die Oberhand behalten.

Was er wollte, war Tates Vertrauen – sein absolutes Vertrauen.

Tate lag im Bett und zwang sich, einzuschlafen. Der heutige Abend war nicht nach Plan verlaufen – die Tatsache, dass er allein hier lag, war Beweis genug, aber es war auch scheiß deprimierend.

Er hatte große Hoffnungen an diesen Abend geknüpft. Hoffnungen, die beinhalteten, dass er als Logans fester Freund vorgestellt wurde, und er hatte sich darauf gefreut. Was er nicht erwartet hatte, war, dass sich Christopher Walker als so großes Problem herausstellen würde.

Tate war sich beinahe sicher gewesen, dass Chris nicht die Eier hätte, auf Logan zuzugehen und ihn zu konfrontieren. Er hatte sich vorgestellt, sie würden sich gar nicht mit ihm abgeben müssen. Da habe ich aber ganz schön danebengelegen.

Nein, Chris hatte Logan nicht wirklich konfrontiert, aber er hatte einen scheiß effektiven Weg gefunden, seine Aufmerksamkeit zu erlangen …

„Mr. Walker, Sie sind neu bei Mitchell & Madison, und Sie sind hier heute Abend zu Gast, also wussten Sie das sicher nicht. Erlauben Sie mir bitte, mich vorzustellen. Ich bin Logan Mitchell, und das ist Tate Morrison. Er ist mein fester Freund.“

Tate bemerkte, dass Logan völlig auf den Mann vor ihnen konzentriert war.

„Mr. Mitchell, sagen Sie. Sind Sie nicht einer der Inhaber?“, fragte Chris, wobei er sich der Antwort sehr bewusst war.

„Schluss mit dem Scheiß, Walker“, sagte Logan, während Tate weiter schweigend den anderen Mann beobachtete.

Chris’ Augenbrauen hoben sich, und er betrachtete Logan von oben bis unten auf eine Art, die in Tate den Wunsch weckte, ihm ins Gesicht zu schlagen – hart. „Da ist er, der großschnäuzige Logan, den ich kenne.“

Die Spannung, die von Logans Körper ausging, war greifbar. Leise und durch die Zähne hindurch sagte Logan: „Du kennst mich überhaupt nicht.“

„Ich kenne dich sogar sehr gut.“

In dem Augenblick verlor Tate die Geduld. Während die spöttische Bemerkung zwischen ihnen in der Luft hing, mischte er sich ein und knurrte: „Halt deinen verdammten Mund.“

Chris lachte, und sein Blick wanderte dorthin, wo Tate zwischen ihn und Logan getreten war. „Sexy und beschützend. Reg dich ab, Junge. Ich bin nicht hinter deinem Mann her. Ich hatte ihn schon.“

Tate zog seine Hand aus Logans Griff und ballte sie zur Faust. „Hör mir zu, du Stück Scheiße, ich mache mir nicht im geringsten Sorgen darüber, was du willst.“

Ein paar Leute an der Bar drehten sich zu ihnen um, und Logan stellte sich neben ihn und nahm erneut seine Hand. Tate sah, wie Chris diese Geste beobachtete, bevor er Logan wieder in die Augen schaute.

„Bitte“, brachte Logan hervor, mit einer ruhigen Stimme, die Tate kaum erkannte. „Genießen Sie Ihr Essen und die Abendunterhaltung, Mr. Walker.“

Tates Kopf fuhr herum, und er starrte Logan so intensiv an, dass sein Blick praktisch ein Loch in Logans Seite bohrte. Aber es war offensichtlich, dass Logan mit Reden fertig war und dass er ihm sagte, klipp und klar, er solle ebenfalls den Mund halten.

„Oh, bis jetzt war es sehr unterhaltsam“, antwortete Chris. Bei seinem Tonfall lief Tate ein Schauder über den Rücken. „Ich nehme an, es wird noch besser werden …“

Was für ein Albtraum. Genau das war Chris’ Erscheinen auf dem Fest gewesen – ein verdammter Albtraum. Nicht nur, weil Chris Chris war, sondern auch, weil es ihm anscheinend gefiel, in der Scheiße zu rühren.

Tate wusste ganz genau, dass Chris niemand war, der seine sexuellen Vorlieben anpries, dennoch hatte er absolut keine Gewissensbisse gezeigt, als er Tate angemacht hatte, obwohl er einen Ehering getragen hatte. Das bedeutete: Obwohl Mrs. Walker irgendwo in der Nähe gewesen sein musste, war er entschlossen gewesen, Logans Aufmerksamkeit zu erregen – um jeden Preis. Arrogant oder dumm? Tate hatte keine Ahnung, aber es gefiel ihm kein bisschen. Dazu noch der selbstgefällige Ausdruck, der über Chris’ Gesicht gehuscht war, als sich Logan eingemischt hatte. Und ja, es war offensichtlich, dass Chris ganz genau gewusst hatte, was er da tat.

Tate musste jedoch Logan Anerkennung zollen. Es hatte ihn umgehauen, wie gut sich Logan wieder gefangen hatte. Leider konnte man das von Tates Reaktion nicht sagen.

„Logan?“, fragte Tate, als er von Chris weggeführt und zu ihrem Tisch dirigiert wurde.

„Was?“ Logan sah ihn nicht an, während sie sich einen Weg durch die Menge der Gäste bahnten, aber als Tate mit einem Ruck seinen Arm aus Logans Umklammerung befreite, blieb er sofort stehen.

„Würdest du bitte einen Moment warten?“, bat Tate.

Logan bremste ab und drehte sich zu ihm um. „Was ist das Problem?“

„Das … Ist das dein Ernst?“

Nach dem Gespräch mit Chris war Logans Mund ein Strich gewesen, jetzt presste er die Kiefer noch fester aufeinander. „Nicht jetzt, Tate. Jetzt ist weder der Ort noch die Zeit dafür“, sagte er mit sorgsam zurückgehaltener Stimme, um eventuelle Zuhörer auszuschließen.

Tate konnte sehen, dass Logan ihn beruhigen wollte. Als er in einer Geste der Einigkeit die Hand ausstreckte, ergriff Tate sie automatisch.

„Obwohl ich es toll finde, wie du mich verteidigen wolltest. Das ist heiß.“

„Aber … nicht jetzt, richtig?“, fragte Tate mit leiser Stimme und bemühte sich, seinen eigenen Zorn zu mäßigen.

„Genau. Jetzt ist nicht die Zeit dafür.“

Tate nickte. „Du bist der Boss. Du willst, dass ich die Klappe halte, also tue ich das.“

„Es ist nicht so, dass …“

„Doch, ist es“, unterbrach Tate ihn. Dann fügte er schnell hinzu: „Es ist okay, ich verstehe das.“

Logan sah an ihm vorbei, und Tate wusste, dass er wieder Chris ansah. Er fragte sich, was Logan durch den Kopf ging, und er hasste es, dass er ihn gern danach fragen wollte. Das Gefühl der Unsicherheit behagte ihm nicht sonderlich. Dann sah Logan ihn wieder an und schenkte ihm ein angespanntes Lächeln. „Warum setzt du dich nicht schon hin? Das Essen wird gleich serviert. Ich bin sofort zurück.“

Tate setzte sich im Bett auf und sah auf die Uhr an der Wand. Er stöhnte angesichts der frühen Uhrzeit. Später am Abend musste er arbeiten, und er konnte tagsüber nie schlafen. Daher war die Tatsache, dass er beim scheiß Tagesanbruch noch wach war, einfach scheiß großartig.

Er schob die Decke weg und ging in die Küche, um sich ein Glas Wasser zu holen. Vielleicht, wenn er Glück hatte, würde er noch ein paar Stunden schlafen können, bevor die Sonne beschloss, aufzugehen.

Auf halbem Weg in die Küche blieb er stehen, weil er ein paar Klopfgeräusche an der Tür gehört hatte. Mit dem Gedanken, dass er sich bestimmt geirrt hatte, ging er weiter durch den Flur, bis es wieder klopfte – diesmal fester und dringender als vorher.

Was zum …

„Okay, okay“, rief er und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. An der Tür angekommen, machte er das Licht an und zuckte zusammen, als der helle Schein auf dem cremefarbenen Anstrich reflektierte. Er ließ ein Auge geschlossen und drückte das andere an den Türspion. Logan draußen stehen zu sehen, überraschte ihn.

Er hatte einen Nachbarn erwartet, der sich ausgesperrt hatte, nicht den grüblerischen Mann, der ihn zu Hause abgesetzt und ihn auf die Wange geküsst hatte. Wobei, jetzt wo er darüber nachdachte …

Er öffnete die Tür. Logans Augen wurden groß vor Erstaunen.

„Auf die Wange? Du hast mich auf die scheiß Wange geküsst, als du mir vorhin Gute Nacht gesagt hast. Was sollte das denn?“

Logan bahnte sich einen Weg durch den Verkehr und sah intensiv auf die Straße vor sich, überallhin, nur nicht zu seinem Beifahrer. „Willst du darüber reden?“

Tate rutschte neben ihm auf dem Sitz herum, und Logan wusste, dass er sich gedreht hatte, um ihn anzusehen. Das war etwas, was er an Tate liebte. Wenn er einem die Wahrheit sagte, besonders die harten Sachen, die man nicht hören wollte, dann machte er keinen Rückzieher. Er sah einen immer dabei an.

„Ich verstehe einfach nicht, wie du es fertiggebracht hast, den Rest des Abends einfach dazusitzen und so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Es war so, als hätte es dir überhaupt nichts ausgemacht, ihn zu sehen oder mit ihm zu reden. Ich schätze, ich bin einfach … verwirrt darüber, dass es für dich so einfach zu sein schien. Das ist alles“, sagte Tate in die dunkle Abgeschlossenheit des Wagens hinein.

„Es war nicht einfach. So zu tun“, sagte Logan und dachte zurück an die Art, wie er sich gezwungen hatte, jeden lächelnd zu begrüßen, der an ihrem Tisch stehen geblieben war. Es war ein Wunder, dass er tatsächlich so viel fertiggebracht hatte angesichts der Tatsache, dass er Chris suchen und ihm sagen wollte, er solle sein Geschäft nehmen und es sich in den Arsch schieben.

„Es sah aber absolut so aus.“

„Das war es aber nicht“, wiederholte er. „Heute Abend sollte es um dich und mich gehen. Ich habe mich einfach entschieden, nicht sein Spiel mitzuspielen.“

„Indem du ihm erlaubt hast, das letzte Wort zu haben?“, fragte Tate so ungläubig, dass seine Stimme immer höher wurde.

„Ja. Wenn ich die Wahl hatte zwischen mich prügeln oder öffentlich von meiner Vergangenheit zu erzählen, dann ja, heute Abend hatte er das letzte Wort und nicht ich.“

„Scheiß drauf“, blaffte Tate, erneut angewidert von der gesamten Situation.

„Was hättest du gewollt, dass ich tue? Ich war einer der Gastgeber. Die Leute, die in dem Raum waren, lassen ihre Geschäfte über meine Kanzlei laufen. Sag es mir, Tate. Glaubst du wirklich, sie hätten mich oder meinen festen Freund mit meinem Ex kämpfen sehen wollen?“, fragte Logan. Er drehte sich zu Tate und sah seinen total verärgerten Gesichtsausdruck, dann blickte er wieder auf die Straße. „Sie wollen sicher sein, dass die Person, der sie Tausende – manchmal auch Hunderttausende – Dollar bezahlen, sie schützt. Welche Art von Botschaft sende ich aus, wenn ich mich fünf scheiß Stunden lang nicht wie ein Erwachsener verhalten kann? Und jetzt lass es gut sein, ja?“

Das Schweigen hing schwer zwischen ihnen und blieb so für mehrere Minuten, bis Tate sagte: „Okay, ich lasse es gut sein.“

„Gut.“ Himmel, das war so gar nicht der Abend, der ihm vorgeschwebt hatte.

„Übrigens“, fügte Tate hinzu. Seine Stimme schnitt durch die Anspannung, die im Wagen herrschte. „Dein Bruder weiß Bescheid über Chris und dich. Rachel hat es mir heute Abend gesagt, und ich dachte, du bist vielleicht froh über diese Information.“

Logan hielt an einer roten Ampel und drehte den Kopf auf der Kopfstütze. „Tate?“

Tate sah ihn aus seinen braunen Augen an, und wie immer beschleunigte sich Logans Herzschlag bei seinem Blick.

„Was?“

„Es tut mir leid wegen heute Abend.“

Tate lächelte nicht. Stattdessen sah er Logan weiter fest in die Augen und antwortete: „Ich bin nicht derjenige, bei dem du dich entschuldigen musst. Ich wusste, was mich erwartet. Cole wusste es nicht.“

„Logan?“

Logan wurde aus seinen Gedanken gerissen und zurück in die Gegenwart geholt, während Tate die Arme vor der Brust verschränkte.

Er sah gut aus. Verdammt, er sah noch viel besser als gut aus. Er sah scheiß großartig aus in seiner grauen Jogginghose und dem weißen T-Shirt.

„Ich habe dich gefragt, warum du mich heute Abend auf die Wange geküsst hast. Ist das irgendeine Art von Bestrafung dafür, dass ich die Beherrschung verloren habe?“

Logan war sich sicher, dass diese Bemerkung nicht dazu gedacht war, ihn glücklich zu machen, aber er war ziemlich erfreut darüber, dass Tate dachte, ein Kuss auf die Wange von ihm sei etwas Schlechtes.

„Ich erinnere mich nicht daran, dass du die Beherrschung verloren hast. Eigentlich finde ich, dass du dich verdammt gut gehalten hast, wenn man bedenkt, was los war. Als ich dich abgesetzt habe, ging mir eine Menge durch den Kopf. Es war nur eine geistesabwesende Geste. Das ist alles. Keine Bestrafung. Glaubst du wirklich, so was würde ich tun?“

Tate entfuhr ein irritierter Seufzer. „Ich weiß nicht, was ich denken soll. Es ist halb fünf morgens. Ich wundere mich, dass ich überhaupt denken kann.“ Er machte eine Pause und betrachtete schließlich Logan. „Was hast du da an? Du siehst aus, als wärest du eine Meile gejoggt.“

Logan sah an seinem schwarzen Kapuzenpulli, der grauen Jogginghose und dem dunkelblauen Northwestern University T-Shirt hinunter. „Tatsächlich waren es sieben, aber wen interessiert das?“

„Dich offensichtlich“, spottete Tate.

„Na ja, ich kann es nicht haben, wenn du denkst, ich hätte keine Ausdauer.“

Tate verdrehte die Augen und machte einen Schritt zur Seite. „Auf den Gedanken bin ich noch nie gekommen. Kommst du diesmal rein? Ich nehme an, du bist nicht gekommen, um in der Tür stehen zu bleiben?“

„Und ich sehe, du bist immer noch ein wenig …“

„Gereizt?“, schlug Tate vor.

Logan machte einen Schritt nach vorn und ließ den Blick über das Gewirr von braunen Locken gleiten, die Tate ins Gesicht fielen. „Ja. Gereizt scheint in etwa richtig zu sein.“

Tate bewegte sich nicht, aber er behauptete seine Position. „Na ja, willst du mir das vorwerfen? Der Abend war …“

„Ein totales, beschissenes Durcheinander?“, beendete Logan versuchsweise den Satz.

„Ja, so in der Art.“

Logan ging in die Wohnung hinein und sah sich um. Dabei schob er die Hände in die Taschen seiner Kapuzenjacke. „Ich konnte nicht schlafen“, gab er zu. Als von Tate keine Antwort kam, fuhr er fort: „Ich muss immer wieder daran denken, wie Chris dich angefasst hat. Alles, was ich in dem Moment tun wollte, war, ihm in den Arsch treten. Aber dann …“ Er sah zu, wie Tate die Tür schloss und sich dagegen lehnte – schweigend und auf ihn fokussiert. „Aber dann habe mich an das letzte Mal erinnert, als ich ihn gesehen habe. Damals habe ich genau das getan: ihm in den Arsch getreten.“ Er ging zu Tate hinüber und bekannte zu Tates Überraschung: „Es fällt mir schwer, ohne dich zu schlafen.“

Tate öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen. Dann schloss er ihn wieder und lächelte stattdessen.

„Klingt das, als würde ich dich bestrafen?“, fragte Logan. Es gefiel ihm sehr, wie sich Tates Augen verdunkelten, während Tate seinen Mund betrachtete.

„Nein.“

„Nein? Wie klingt es dann?“, fragte er und machte weitere Schritte nach vorn, bis er zwischen Tates Beinen war.

„Es klingt …“

„Ja?“

„Unterbrich mich nicht.“

„Tut mir leid“, sagte Logan und bemühte sich, zerknirscht zu klingen. „Was wolltest du sagen?“

„Es klingt, als würdest du mich mögen“, sagte Tate. Dann fügte er mit einem arroganten, selbstgefälligen Lächeln hinzu: „Sehr.“

Logans Herz hämmerte in seiner Brust, als er sich auf das konzentrierte, weswegen er gekommen war. Aber als Tate nach seinen Hüften griff und ihn eng an sich zog, überschlugen sich seine Gedanken.

„Mhmm, das tue ich“, sagte Logan. „Obwohl es etwas mehr als mögen ist.“

Tate strich mit einer Hand zu seinem Hintern hinunter, und als er die Tür aufschob und seine Lippen auf Logans Kehle drückte, fragte sich Logan, ob er sich wohl in den nächsten zehn Sekunden noch an seinen Namen würde erinnern können.

Dann drang Tates Stimme durch das stille Apartment. „Aber du hast mich mit einem Kuss auf die Wange weggeschickt.“

Logan legte den Kopf zurück. „Das beschäftigt dich wirklich, oder?“

„Ja, das tut es. Ich verstehe, dass es für dich anstrengend war in dem Festsaal …“

„Scheiße, ja, das war es“, betonte Logan und versuchte Tate verständlich zu machen, wovon er sprach. „Erst Chris zu sehen und dann mit Cole fertig zu werden, war unglaublich anstrengend.“

Tate ließ ihn los und entfernte sich von ihm, weiter in die Wohnung hinein. „Aber als wir im Auto saßen und nach Hause fuhren, hättest du mit mir reden sollen. Mit mir kommunizieren sollen.“

Blitzschnell griff Logan nach Tates Arm und hielt ihn zurück. „Sag das noch mal.“

Tate verengte die Augen und begann sich zu wiederholen: „Du hättest mit mir kommunizieren sollen. Wie soll ich denn wissen …“

Logan schüttelte den Kopf. „Nicht das. Das, was du davor gesagt hast.“

Tate war offensichtlich verwirrt. „Ich verstehe nicht.“

Logan nahm sein Kinn zwischen die Finger und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Als wir nach Hause fuhren. Das gefällt mir. Wir, gemeinsam, auf dem Weg nach Hause. Deshalb bin ich hier.“

„Also, ich bin mir ziemlich sicher, der Zug ist bereits abgefahren, Logan. Du hast mich am Straßenrand rausgekickt …“

„Mit einem Kuss auf die Wange. Ja“, stöhnte Logan. „Das habe ich mir gemerkt, und ich schwöre feierlich, es nie wieder zu tun. Übrigens habe ich dich vorher auch schon auf die Wange geküsst, und du hast dich nie so ausdrücklich darüber beschwert. Aber das ist nicht das, was ich meine.“

Tate runzelte die Stirn. „Was meinst du dann?“

„Ich meine … nein. Ich möchte …“ Logan machte eine Pause. Sein Magen zog sich zusammen, als Tate große Augen machte und die Hände hob, wie um ihn zu bitten, verdammt noch mal zu reden.

„Was? Was willst du, Logan? Weil, ich persönlich hätte wirklich gern noch ein paar Stunden Schlaf …“

Logan schluckte, und bevor er die Nerven verlor, hörte er sich sagen: „Ich möchte, dass du bei mir einziehst.“

Kapitel 2

Tate war sich sicher, er hatte Logans Worte missverstanden. Es war früh, und er war ganz verschlafen. Das musste es sein, denn eine verrückte Minute lang war er sicher gewesen, er hätte gehört …

„Tate? Hast du gehört, was ich gesagt habe? Ich will, dass du bei mir einziehst.“

Tate hob eine Hand und rieb sich damit die Stirn. Dann, ohne ein Wort, wirbelte er auf dem Absatz herum und ging zurück in seine Küche. Er konnte hören, dass Logan ihm folgte, aber er traute sich noch nicht zu, etwas zu sagen.

Vor dem Kühlschrank blieb er stehen, öffnete ihn und betrachtete prüfend den Inhalt. Milch, Wasser, Orangensaft. Nichts davon würde jetzt helfen. Er schloss die Tür wieder und erinnerte sich, wo etwas war, das helfen würde. Er öffnete den Schrank über dem Kühlschrank und fand eine Flasche Tequila.

Ja, scheiß drauf. Das hier schreit nach einem Schluck Alkohol.

Er goss sich ein wenig Tequila in ein Glas, hob es zum Mund und trank es leer.

„Wow“, sagte Logan, der auf der anderen Seite der Küchentheke stehen blieb. „Ich hätte nicht gedacht, dass meine Einladung dich dazu bringen würde, zu trinken.“

Mit unsicherer Hand stellte Tate das Glas ab und umfasste den kühlen Marmor der Küchentheke. „Hör auf, Witze zu machen.“

Logan hob die Hände mit den Handflächen nach oben und fragte: „Wer macht hier Witze? Ich habe es ernst gemeint. Ich habe es noch nie ernster gemeint.“

„Dann bist du nicht bei Verstand“, murmelte Tate und schob das Glas beiseite, als er zu Logan hinüberging. „So fragst du mich das? Diesen Zeitpunkt wählst du dafür?“

Logan betrachtete prüfend sein Gesicht, und an der Art, wie sein Kiefer hervortrat, konnte Tate erkennen, dass er begann, sich zu ärgern. „Was ist falsch an dem Zeitpunkt?“

Tate gab einen ungläubigen Laut von sich und ging zum Schlafzimmer. „Außer, dass wir einen schrecklichen Abend hinter uns haben, dass wir uns gerade streiten und dass es beinahe fünf Uhr morgens ist?“

„Ach, komm schon. Das war doch nicht wirklich ein Streit“, hob Logan hervor. „Tate? Warte mal bitte.“

Tate atmete tief ein und drehte sich dann zu Logan, um in die blauen Augen zu sehen, die seine Stimmung einzuschätzen versuchten. „Ich kann nicht bei dir einziehen.“

Logan nickte langsam. Dann fragte er: „Kannst du nicht oder willst du nicht?“

Tate fragte sich, wo für Logan der Unterschied lag, aber er wiederholte: „Ich kann nicht.“

Logans Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen, als er zu Tate herüberschlenderte, der angespannt wie ein scheiß Stolperdraht dastand.

„Worüber lächelst du?“ Tate wusste, dass er mürrisch klang, aber das sah Logan einfach ähnlich. Impulsiv, dreist, und immer wählte er den denkbar schlechtesten Zeitpunkt, um Kram zu bereden. Er hatte sich nicht einmal die Zeit genommen, darüber nachzudenken, wie sich Tate bei dieser Bitte fühlte. Er hatte sich einfach gedacht, wenn er fand, das sei eine tolle Idee, würden alle anderen das auch tun.

Das Problem war, dass sich Tate auf der Stelle unzulänglich gefühlt hatte. Obwohl er sicher war, Logan würde ihm in den Arsch treten, wenn er ihm das je sagen würde.

„Mit Ich kann nicht kann ich umgehen“, sagte Logan und schob sich an ihm vorbei ins Schlafzimmer. „Würdest du jetzt bitte aufhören, mit mir zu streiten, damit wir noch ein paar Stunden schlafen können.“

Logan zog die Kapuzenjacke und das T-Shirt aus, ging zur linken Seite des Bettes und streifte die Schuhe ab. Dann zog er die Bettdecke zurück, zog den Rest seiner Kleidung aus und kletterte ins Bett, als wäre es sein eigenes. Als er bequem lag, legte er die Hände unter den Kopf und sah Tate an.

„Tu nicht so, als würdest du mehr Schlaf bekommen als ich, wenn du allein bist. Das glaube ich dir nicht.“

Tate stieß sich vom Türpfosten ab und ging zu seiner Bettseite.

„Du bist ein arroganter Scheißkerl, weißt du das?“ Er zog sein T-Shirt und seine Jogginghose aus und glitt unter die Decke; die Wärme von Logans Haut lockte ihn, und automatisch kuschelte er sich bei Logan ein.

„Ja, das hast du ein- oder zweimal schon gesagt. Hmm.“ Logan seufzte, aber es klang zufrieden und nicht frustriert. „Du wirst Ja sagen. Es ist nur eine Frage der Zeit. Und jetzt sei leise, damit ich schlafen kann.“

Tate spürte, wie er lächelte, als er einen leichten Kuss auf Logans Brust drückte. Er war sich nicht sicher, ob er in naher Zukunft zu dem, was Logan wollte, Ja sagen könnte, aber für den Moment war er zufrieden damit, die Augen zu schließen und endlich etwas zu schlafen.

Drei Stunden später öffnete Logan ein Auge und sah Tates Gesicht neben sich ins Kissen gepresst. Seine dichten, dunklen Wimpern lagen auf seiner Wange, sein Mund war leicht geöffnet, und die Bartstoppeln auf seinem Kiefer waren über Nacht mehr geworden. Logan fiel es schwer, seine Hände – und seinen Mund – bei sich zu behalten, als er dalag.

„Hör auf, mich anzustarren. Ich kriege noch Komplexe.“

Tate drehte sich weg. Seine heisere Stimme brachte Logan zum Lächeln. Er war kein Mensch, der eine Gelegenheit ungenutzt verstreichen ließ, also kuschelte er sich hinter Tate und wühlte seine Nase in Tates Haare.

„Lügner“, flüsterte er und küsste Tate auf den Nacken.

„Himmel, wie spät ist es? Es nervt mich wirklich, wie sehr du es genießt, so früh wach zu werden.“

Logan legte sich in Löffelchenstellung hinter Tate, schlang einen Arm um seine Taille und umkreiste mit einem Finger seinen Nabel. „So früh ist es gar nicht mehr. Zeit, aufzustehen.“

Tate legte eine Hand auf Logans und hielt sie fest, dann drehte er sich auf den Rücken und sah zu ihm hoch. „Du bist schon auf.“

Logan beugte den Ellbogen und legte seinen Kopf in die Handfläche, während er mit dem Finger eine Linie zur Mitte von Tates Brust zog. „Ich freue mich, dass es dir aufgefallen ist.“

„Das ist nicht schwer, wenn sich etwas so Großes in meinen Rücken gräbt.“

Sein Finger kam unten an Tates Kehle an. Logan nahm die Hand weg und legte sie sich auf die Hüfte. „Ja, vielleicht ist das so, aber versuch nicht, mich mit Komplimenten abzulenken.“

Tate lachte. „Tue ich das?“

Logan nickte. Als ihm die Haare in die Augen fielen, strich Tate sie ihm aus dem Gesicht.

„Ich muss zum Friseur“, kommentierte Logan.

„Mir gefällt es aber so, vorne länger.“

Logan drückte Tate einen Kuss auf, seine Haare fielen über ihre Gesichter. „Na ja, wenn es dir gefällt …“

„Ja?“, fragte Tate. Sein Mund unter Logans Mund verzog sich zu einem Lächeln.

„Dann lasse ich es vielleicht so. Aber denk bloß nicht, dass ich es so lang wachsen lasse wie deins.“

„Was stimmt nicht mit meinen Haaren? Willst du mir sagen, sie müssen geschnitten werden?“

„Nein, verdammt, das tue ich nicht“, sagte Logan und befingerte die Haare an Tates Ohr. „Und das weißt du auch.“

„Was würdest du tun, wenn ich mir den Kopf kahl rasieren lassen würde?“

„Dich umbringen? Und wahrscheinlich ungeschoren davonkommen, weil ich Beziehungen zu einer Anwaltskanzlei mit sehr gutem Ruf habe.“

Tate lachte und schob Logan weg, bis er neben ihm auf dem Rücken lag. „Jetzt sei mal ernst.“

Logan drehte den Kopf auf dem Kissen, und sein Blick glitt über Tates vollen Haarschopf. Dann sah er Tate an, der ihn beobachtete.

„Ich würde sehr wahrscheinlich weinen. Tagelang.“

„Wegen meiner Haare? Aber sie wachsen doch wieder.“

„Klar, aber das dauert Monate“, grummelte Logan. „Kannst du bitte aufhören, so ruhig darüber zu reden? Du machst mich ganz nervös.“

Tate bewegte sich, bis sein langer, schlanker Körper über Logan ausgestreckt war, und Logan spreizte die Beine, damit sich Tate dazwischen legen konnte.

„Mach dir keine Sorgen“, versicherte Tate ihm, als er den Kopf senkte, um seinen Mundwinkel zu küssen. „Ich mag deine Hände in meinem Haar viel zu sehr, als dass ich es abschneiden lassen würde.“

Logan fuhr mit den Fingern durch die dicken Locken und fragte: „Das gefällt dir?“

Mit einem Stöhnen presste Tate die Hüften an ihn, und Logan griff fester zu. „Genau so.“

„Gut“, sagte er und schlang die Beine um Tate. „Denn so kann ich dich richtig festhalten, wenn du versuchst, mich abzulenken. Ich durchschaue dich, Mr. Morrison. Versuch nicht, deinen Körper gegen mich einzusetzen.“

Er verlor beinahe seine Willenskraft, als Tate, dieser freche Mistkerl, seine Hände rechts und links neben seinem Kopf aufstützte und ihre Ständer aneinanderrieb.

„Du willst nicht, dass ich meinen Körper auf dir benutze?“

„Fick dich“, sagte Logan und wusste sehr genau, dass, wenn er nicht das Thema wechselte oder Tate verdammt noch mal von sich runterbeförderte, er ihn rumdrehen und komplett aufhören würde zu reden.

Normalerweise hätte er nichts lieber getan als das, aber in diesem Moment wollte er wissen, warum Tate auf seine Frage vom vergangenen Abend – also, vom frühen Morgen so heftig reagiert hatte.

„Wir müssen reden.“

„Dann hättest du aufstehen und dich anziehen sollen und mich danach erst aufwecken.“

Da hatte er recht – nicht, dass Logan es zugeben würde.

„Warum macht es dich so nervös, mit mir zusammenzuziehen?“

„Das tut es nicht.“

„Doch, das tut es. Und früher oder später wirst du mir sagen, warum.“

Als Tate gerade antworten wollte, begann Logans Handy auf dem Nachtschränkchen zu vibrieren, und sie sahen beide hin. Tate sagte, es sei Cole. Logan fielen die Worte seines Bruders vom Vorabend ein, und augenblicklich verging ihm die Lust, rumzublödeln.

„Dein Exfreund ist ein geschwätziges Arschloch.“

Bei dieser Bemerkung zuckte Logan zusammen. Cole hielt einen gefrorenen pinkfarbenen Drink mit einem hellblauen Schirmchen in der Hand. Logan wollte gerade fragen, was Cole damit meinte, aber bevor er die Worte aussprechen konnte, fuhr Cole fort:

„Es geht nicht, dass wir uns heute Abend mit deinem Mist rumschlagen, kapiert? Hier sind zu viele wichtige Leute, als dass du dir irgendein Spektakel leisten könntest. Regel das, Logan. Ich will, dass du gehst. Wenn du ruhig bist, wird Tate auch ruhig bleiben. Tu, was immer getan werden muss, verdammt. Oder ich lehne jegliche Verantwortung für meine Taten ab.“

Logan sah zu Chris, der Cole und ihn beobachtete. Neben ihm stand eine hochgewachsene, schlanke Frau.

„Logan?“

Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Cole zu. Er hasste den Gedanken, zu gehen, aber er wusste, es musste sein.

„Bring das in Ordnung.“

Logan war überzeugt davon, dass es ihm nach seiner Unterhaltung mit Tate auf der Heimfahrt und nach seinem spontanen Besuch relativ gut ging mit den Ereignissen des Vorabends – bei Cole wäre das allerdings scheiß sicher nicht so.

Zögernd ließ er Tate los. Als er sich von ihm runterrollte, sagte er mit Nachdruck: „Wir sind hier noch nicht fertig.“

Ohne eine Antwort schob Tate die Decke weg und stand auf. Dann ging er ins Bad und schloss die Tür. Okay, das war also ein Thema, dem er sich mit mehr Vorsicht nähern musste.

Wie zum Teufel hätte ich das wissen können?

Logan schnappte sich das Handy, hielt es sich ans Ohr und bellte: „Was?“

Das Schweigen am anderen Ende der Leitung war genau das, was er erwartet hatte. Er hatte gewusst, dass das kommen würde.

Dann sprach Cole: „Steh auf und beweg deinen Arsch zu meiner Wohnung. Jetzt.“

Logan schloss die Augen, zählte von zehn rückwärts und versuchte den Drang zu beherrschen, Cole zu sagen, er könne ihn mal. „Dir auch einen guten Morgen, Cole.“

Er hatte kaum ausgesprochen, als Cole blaffte: „Ich bin nicht in der Stimmung, Logan. Komm her und mach dich nützlich – bring von unterwegs ein paar Donuts mit. Rachel hat Hunger.“

„Rachel hasst Donuts aus dem Laden.“

„Heute Morgen nicht.“

Er wollte gerade fragen, ob Rachel eine bestimmte Sorte Donuts wollte, aber Cole hatte bereits aufgelegt. Oh ja, das wird scheußlich werden.

Cole hatte irgendwie sein kleines – okay, nicht so kleines – Geheimnis herausgefunden, und Logan wusste, es gab überhaupt keine Möglichkeit, ein Gespräch darüber zu verhindern.

Es sei denn, das Land zu verlassen wäre eine Option.

Tate hörte durch die geschlossene Tür, wie Logan seinen Bruder anblaffte. Er beneidete Logan nicht um seine Lage. Er wusste, wie es sich anfühlte, ein Geheimnis zu haben vor den Leuten, die man liebte, und wenn sie es herausfanden – nun ja, dann machte man sich besser bereit für die Konsequenzen, ob sie nun gut waren oder schlecht.

In Logans besonderem Fall war sich Tate nicht sicher, wie Cole reagieren würde. Aber nach der kühlen Art zu urteilen, mit der er sie den größten Teil des vergangenen Abends behandelt hatte, nahm Tate an, es würde kein einfaches Gespräch werden.

Er ging hinüber zum Waschbecken, öffnete den Heißwasserhahn, ließ Wasser für seine Morgenrasur einlaufen und starrte sein Spiegelbild an. Der Mann, der ihn anschaute, war jemand, den er endlich wieder zu verstehen begann. Aber auch jemand, der noch einen langen Weg vor sich hatte.

So lange Zeit hatte er sein Leben für die Menschen, die ihm nahestanden, gelebt. Er hatte immer getan, was von ihm erwartet wurde. Angefangen bei einer Heirat, die eine jugendliche und dumme Reaktion auf sinnliche Begierde gewesen war, bis zum Verbleib in einer Ehe, weil er gedacht hatte, das sei das Richtige für alle Beteiligten – etwas, das er nie mehr tun würde. Er war entschlossen, diese Fehler nicht wieder zu machen, vor allem nicht mit Logan.

Tatsache war, dass Logan Mitchell in der Stadt Chicago ein einflussreicher Mann war. Als einer der Partner in einer angesehenen Anwaltskanzlei war er reich, verdammt clever, und er wurde respektiert. Wenn Tate darüber nachdachte, was er im Gegenzug anzubieten hatte, war er realistisch genug zu erkennen, dass es nicht besonders viel war. Als Logan ihm vorgeschlagen hatte, zu ihm in seine Eigentumswohnung zu ziehen … Oh ja, da habe ich eine scheiß Angst bekommen.

Nachdem Tate den Hahn zugedreht und sich rasiert hatte, klopfte es, und Logan öffnete die Tür. Tate sah ihn im Spiegel an und richtete sich auf, überrascht, dass Logan vollständig angezogen war. Er trug die Sachen vom Vorabend.

„Nein, hör nicht auf“, sagte Logan und ließ seinen Blick auf eine Art über Tate wandern, die erkennen ließ, dass ihm gefiel, was er sah. „Ich bin nur gekommen, um dir zu sagen, dass ich gehen muss. Cole ist auf dem Kriegspfad, und wenn ich nicht bald da bin, könnte er jemanden herschicken, der mich persönlich bei ihm abliefert.“

Tate drehte sich um, um ihn anzusehen und lehnte sich mit dem Hintern gegen das Waschbecken, den Rasierer noch in der Hand. „Okay“, sagte er und fragte dann: „Willst du, dass ich mit dir komme?“

Logan ging auf ihn zu und schüttelte den Kopf. „Nein, es ist okay. Das ist mein Lügengebäude, und ich muss da rauskommen. Das hätte ich schon vor langer Zeit tun sollen.“

Direkt vor ihm blieb Logan stehen. Dann streckte er einen Finger aus und fuhr damit über die Haut, die Tate gerade rasiert hatte.

„Schön und glatt“, kommentierte er und senkte den Blick auf Tates nackte Brust. „So wie der Rest von dir.“ Er hauchte Tate einen Kuss auf die Lippen. „Lass den Rasierer in deinem Gesicht, okay? Wenn diese Locken verschwinden, kann ich dir nicht versprechen, dass meine Reaktion besonders freundlich sein wird.“

Logan hob den Kopf, und Tate lächelte über den Rasierschaum, der jetzt an seinem Kinn hing. Er wischte ihn mit dem Daumen weg und spottete: „Du bist so bestimmend.“

Logans Mundwinkel hob sich, und als er zur Tür hinausging, rief er über die Schulter: „Und?“

Und, dachte Tate, als er sich mit einem verdammt breiten Grinsen wieder zum Spiegel umdrehte, ich finde es toll.

Kapitel 3

Logan ging den Flur zu Coles Eigentumswohnung hinunter wie ein Mann, der zu seiner Hinrichtung schritt. Offensichtlich hatte Chris beschlossen, die beste Art, ihn fertigzumachen, war Cole über ihre … was? Ihre vergangene Beziehung? zu informieren. Nein, so würde er es sicher nicht nennen.

Es war allerdings egal, wie er es nannte oder nicht nannte. Chris hatte sich in Position gebracht, das Ziel anvisiert und gefeuert. Und er hatte getroffen. Nachdem Cole Logan informiert hatte, dass sein Ex ein „geschwätziger Scheißkerl“ sei, hatte er ihn den Rest des Abends über frostig behandelt.

Logan hatte diesen Tag gefürchtet – den Tag, an dem Cole herausfand, dass er noch einmal mit Chris zusammen gewesen war. Und das Schlimmste war: Logan war sich immer noch nicht sicher, wie viel genau Cole wusste.

Hier war er also, mit einer Tüte Donuts in der Hand und einem Grinsen im Gesicht. Er beschloss, es wäre besser, es einfach hinter sich zu bringen, klopfte und wartete ab, wie sich die Dinge entwickeln würden.

Als die Tür geöffnet wurde, erwartete er, dass Cole explodieren würde. Was er stattdessen sah, war Rachel, die große Augen machte. Sie machte sich nicht die Mühe, etwas zu sagen, griff nach der weißen Papiertüte in seiner Hand und öffnete sie, um den köstlichen Geruch von Hefe und Zucker tief zu inhalieren.

„Oh. Mein. Gott. Genau das wollte ich“, stöhnte sie. Die Tüte knitterte, als sie hineinspähte, und Logan konnte nicht anders, er musste lachen.

„Was ist mit dem Mädchen passiert, das einen Donut aus einem Laden nicht einmal anrühren würde, wenn sie am Verhungern und dieser Donut das letzte Stück Essen auf dem Planeten wäre?“

Rachel hob den Kopf und bedachte ihn mit einem wilden Blick. „Dein Bruder hat sie geschwängert, und jetzt wird sie zu einer wütenden Irren, wenn ihre Essensgelüste nicht gestillt werden. Ich wollte es heiß, billig und einfach.“

„Das klingt schmutzig, Mrs. Madison“, witzelte Logan. „Erlaubt dein Mann dir, mit jedem so zu sprechen?“

„Ach, halt den Mund“, murmelte sie, nahm einen Donut aus der Tüte und biss ein großes Stück davon ab. Mit vollem Mund kauend, sah sie Logan übermütig grinsend an. „Du steckst in Schwierigkeiten.“

Logan fand, sie verdiente nicht so viel Spaß auf seine Kosten. Er riss ihr die Tüte aus der Hand und hielt sie sich hinter den Rücken. Ihr leises, ärgerliches Knurren und ihr Stirnrunzeln erfüllten ihn mit immenser Befriedigung.

„Gib mir das wieder“, brachte sie immer noch kauend heraus.

„Nicht, bevor du dich entschuldigt hast für …“

„Dafür, dass dein bevorstehendes Verhängnis mich amüsiert?“

Logan verengte die Augen. Als sie beiseitetrat und schelmisch grinste, fragte er: „Gewinnt Cole eigentlich je gegen dich?“

„Nicht, wenn er klug ist.“

Er beugte sich vor und küsste ihre Schläfe. Dann holte er die Tüte wieder hervor und gab sie ihr. „Hier. Nimm sie jetzt, oder du wirst sie vielleicht aus meinen kalten, leblosen Fingern reißen müssen, wenn Cole mit mir fertig ist.“

Sie nahm die Tüte und verdrehte die Augen. „So dramatisch.“

„Na ja, willst du mir das vorwerfen?“ Logan sah sich im Flur um und schaute dann wieder Rachel an. „Wie wütend ist er?“

Die Art, wie sie die Nase rümpfte und mit den Schultern zuckte, verhieß nichts Gutes für ihn. Er wollte den Schwanz einziehen und davonrennen – etwas, was er normalerweise nie tat.

„Okay. Wo ist er?“

Sie zeigte auf die verschlossene zweite Tür von links. „In der Bibliothek.“

Mit einem Nicken und einem angestrengten Lächeln murmelte er: „Wünsch mir Glück.“

Bevor er zwei Schritte gegangen war, hörte er Rachel seinen Namen sagen. Er sah zurück über die Schulter, sie lächelte ihn sanft an, und er musste daran denken, was für eine wunderbare Mutter sie bald sein würde.

„Du wirst kein Glück brauchen. Er ist so wütend, weil du ihm wichtig bist. Uns beiden. Du verdienst etwas so viel Besseres als das, was auch immer Chris dir gegeben hat. Und das hast du jetzt mit Tate.“

Er schluckte und fragte sich, ob sie recht hatte. Verdiente er etwas Besseres als Chris? Verdiene ich Tate?

Er war sicher kein Engel gewesen, und er war der Erste, der zugeben würde, dass er Chris nicht verlassen hatte, als er es hätte tun sollen. Er war geblieben und hatte zugelassen, dass Jahre voller bedeutungsloser Nächte ihn zu der einen Nacht getrieben hatten, die zu vergessen er alles tun würde.

Er fand keine Worte, die er zu Rachel sagen könnte, also nickte er und öffnete die Tür zu der Bibliothek seines Bruders.

Er ging hinein und erwartete, Cole dort zu sehen, wo er normalerweise saß – hinter dem Schreibtisch, an seinem Computer arbeitend. Stattdessen hielt sich Cole ein Telefon ans Ohr und hatte ihm den Rücken zugewandt. Also ging Logan zu der Wand, die von oben bis unten voll mit Büchern war, und tat so, als hätte er großes Interesse an ihnen, während er die ganze Zeit über Tates Weigerung nachdachte, bei ihm einzuziehen.

Er sagte, er könne nicht bei mir einziehen, aber warum? Wegen dieser Sache mit Chris?

Logan zog sein Handy aus der Tasche und öffnete eine Textbox, entschlossen, Tate daran zu erinnern, worüber sie gesprochen hatten. Und daran, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bevor sie das Thema wieder diskutierten.

Er wollte Tate in seiner Wohnung, in seinem Bett und in seinem Leben, und zwar rund um die Uhr. Und wenn es stundenlanger Gespräche bedürfte und Wochen voller ständiger Erinnerungen, warum es eine scheiß großartige Idee war, bei ihm zu wohnen, dann würde er Tate genau das geben.

Tate stand vor seinem Spiegel und band sich die schwarze Krawatte seiner Arbeitskleidung. Innerhalb der nächsten fünf Minuten müsste er auf dem Weg sein, wenn er rechtzeitig da sein wollte. Nachdem sowohl er als auch Logan mit Amelia wegen seiner freien Tage verhandelt hatten, musste er an den nächsten beiden Wochenenden Doppelschichten fahren. Unterm Strich hieß das, in absehbarer Zukunft würde er kein Leben haben. Zumindest keins, das an den Wochenenden stattfand.

Er zog den Knoten unten an seiner Kehle straff, glättete mit einer Hand die Vorderseite des schmalen Stoffes und hob die Krawatte dann hoch, um den dünneren Teil in das weiße Hemd zu stecken. Als er in die schwarze Weste mit dem Aufdruck After Hours auf der Tasche schlüpfte, erinnerte er sich an seinen ersten Arbeitstag in der Nobelbar.

Der Tag, an dem ich Logan getroffen habe. Dieser Tag hatte sein Leben für immer verändert.

Tate konnte sich an jedes einzelne Detail ihrer Begegnung erinnern. Angefangen damit, wie verwirrt er sich gefühlt und wie verwirrt er geantwortet hatte, bis hin zu jedem Detail von Logans Kleidung. Es war unglaublich, zurückzudenken und zu sehen, dass er genau in diesem Moment die eine Person getroffen hatte, die sich als die wichtigste in seinem Leben herausstellen würde.

Wer hätte das gedacht? Zwei Menschen, die zwei völlig unterschiedliche Lebenswege haben und in diesem einen Augenblick aufeinandertreffen.

Ein Summen auf dem Waschbecken. Er sah hinunter. Eine SMS von genau diesem Mann.

Logan: Ich bin da. Falls ich nicht lebend hier rauskomme – ich liebe dich. Wenn ich lebend rauskomme, haben wir beide etwas zu besprechen.

Mit einem Grinsen griff Tate nach seinem Handy und tippte: Es braucht also Todesangst, damit Logan Mitchell mir eine schriftliche Proklamation seiner Liebe verkündet? Das ist gut zu wissen. Ich liebe dich auch. Und lass es gut sein, ja? Du bist wie ein Hund mit einem Knochen.

Er schob sich das Handy in die Gesäßtasche, verließ den Raum und machte das Licht aus. Dann griff er nach seinem Helm und seiner Jacke, ging den Flur hinunter zur Tür und schnappte sich seine Schlüssel von dem Beistelltisch, bevor er die Wohnung verließ. Als er zum Aufzug kam, vibrierte sein Handy erneut. Er griff in die Tasche, fischte es heraus und lachte leise über die Nachricht.

Logan: Nein … es braucht nicht Todesangst. Aber danke, dass du mir versicherst, dass ich in Sicherheit bin. Hast du tatsächlich gerade das Wort ‚Proklamation‘ verwendet? Um zehn Uhr morgens?

Tate betrat den Fahrstuhl, drückte den Knopf für die Tiefgarage, lehnte sich gegen die Wand und tippte: Es ist 10:13 Uhr, und ja, das habe ich getan. Ich kenne ein paar schwierige Wörter, Mr. Nobelanwalt. Ich kann sie sogar buchstabieren.

Als der Aufzug im Untergeschoss ankam und sich die Türen öffneten, trat Tate hinaus in die kühle Morgenluft und ging über den Parkplatz zu der Stelle, wo er sein Motorrad geparkt hatte. Er stieg auf und machte es sich auf dem Sitz bequem, bevor er das Telefon wieder in die Hand nahm, um die SMS zu lesen. Dabei konnte er nicht verhindern, dass sich ein Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete.

Logan: Nun, das ist etwas, das wir weiter erforschen sollten. Kannst du auch buchstabieren, wenn du abgelenkt bist? Dieser Nobelanwalt will wissen, wie gut du darin wärest, sein Fick-tat aufzunehmen. Nur für den Notfall, weißt du.

Dieser Klugscheißer von Logan erwischte ihn jedes Mal. Sein spontaner Humor und sein grinsendes Gesicht waren so unglaublich sexy, und Tate konnte sich vorstellen, ihm genau das zu sagen.

Notier das als einen weiteren Punkt, den ich an diesem Kerl liebe. Logan hätte todsicher keine Probleme damit, ihm alles, was er schrieb oder andeutete, ins Gesicht zu sagen. Und das weckte in Tate den Wunsch, diese arroganten Lippen zu küssen, bis Logan stöhnte.

Da diese Option gerade nicht zur Wahl stand, beschloss Tate, es würde ebenso viel Spaß machen, Logan zu necken.

Bin ich gerade im Bewerbungsgespräch für eine besondere Stelle, von der ich gar nichts weiß?

Er setzte den Helm auf, drehte den Zündschlüssel und spürte sein Handy vibrieren.

Logan: Ich bin sicher, es gibt viele Anstellungen, für die Sie qualifiziert sind, aber ich denke, ich kann es einschränken. Ich suche einen sehr privaten und sehr diskreten persönlichen Assistenten. Bevor ich Sie jedoch in mein Büro einlade und Sie in einem Bewerbungsgespräch persönlich kennenlerne, brauche ich noch ein paar mehr Details.

Tate presste eine Hand auf seine beginnende Erektion.

Hölle noch mal. Er konnte sich gut vorstellen, wie ein Bewerbungsgespräch mit Logan aussehen würde. Dreißig Minuten Folter mit pochendem Schwanz.

Logan in einem dieser tadellosen dreiteiligen Anzüge, die er wie eine zweite Haut trug. Das pechschwarze Haar perfekt gestylt, und dann sein markanter Kiefer. Dazu noch die höllisch sexy Brille, die seine blauen Augen einrahmte, und zur Hölle – vielleicht sollte er ihm in seiner Essenspause heute Abend einen Besuch abstatten.

Bevor er den Motor startete, schrieb er schnell zurück: Ich bin spät dran für meinen aktuellen Job. Schick mir eine SMS, wo ich dich treffen soll für diesen ‚Ich-sitz-auf-deinem-Schoß-Deal‘ oder lass mich gehen, sodass ich weiter eine Erwerbstätigkeit habe, SIR.

Bei dem letzten Wort in Großbuchstaben spürte Logan seinen Schwanz steif werden.

Fuck. Er wollte das persönlich aus Tates Mund hören. Früher hatten ihn Rollenspiele nie angeturnt, aber …

„Logan?“ Coles Stimme unterbrach seine Gedankengänge so effektiv wie ein Eimer eiskaltes Wasser.

Oh, Scheiße. Zeit, die Suppe auszulöffeln. Falls er überlebte, könnte er vielleicht Tate überzeugen, zu kommen und …

„Hey“, sagte Cole.

Logan drehte sich um und sah Cole mit verschränkten Armen hinter seinem Schreibtisch stehen. Er war sich mit den Fingern durch sein blondes Haar gefahren, das jetzt in einem wilden Durcheinander zu allen Seiten abstand. Vermutlich, weil er sauer auf mich ist.

„Vielleicht willst du dir einen Stuhl ranziehen und mir etwas über diese verfickte kleine Überraschung erzählen, die Christopher Walker gestern Abend mir gegenüber fallen gelassen hat?“

Nicht wirklich …

„Das war keine Frage“, informierte Cole ihn, als könnte er seine Gedanken lesen. „Setz dich. Jetzt.“

Coles Tonfall ließ Logan keine andere Wahl, als zu tun, was er wollte, und Logan wusste, dass man besser nicht mit ihm stritt, wenn er in einer dieser Stimmungen war. Also setzte er sich hin.

Weil er sich nicht sicher war, was Chris am Vorabend ausgespuckt hatte, schwieg Logan, während Cole ihn anstarrte, und plötzlich merkte er, wie er grinste.

„Was zum Teufel findest du jetzt amüsant?“

Logan schob die Hände in die Taschen und ließ sich in den Stuhl sacken. „Du verhältst dich gerade ähnlich wie ein Vater, der mich in mein Zimmer schicken will. Und vorhin dachte ich, wie mütterlich Rachel aussah. Diese ganze Schwangerschaft bringt das Beste in euch beiden hervor.“ Ein leises Lachen entfuhr ihm, als Cole die Augenbrauen bis zum Haaransatz hochzog. „Was? Wirklich. Nicht, dass ich so was wüsste. Es ist ja nicht so, als ob sich unser Vater je für mich interessiert hätte.“

Cole zog sich seinen Stuhl heran und setzte sich. Offenbar dachte er sorgfältig über seine nächsten Worte nach. Er öffnete den Mund, aber bevor er etwas sagen konnte, sprach Logan wieder.

„Halt mir bitte keinen Vortrag darüber, dass ich nicht viel verpasst habe. Das weiß ich schon. Aber ich wette, wenn er wütend war, hat er dich genauso angeguckt, total einschüchternd und so. Er hatte deine Haarfarbe und meine Augenfarbe. Ich habe Bilder gesehen. Mom hat versucht, streng mit mir zu sein, aber ganz ehrlich, bei diesem Gesicht?“, sagte er und zeigte auf sich selbst, wobei er sein charmantestes Lächeln aufsetzte. „Sie hat immer nachgegeben. Ein wenig unverbindlich, das war sie.“

Als er schließlich zu reden aufhörte, lehnte sich Cole in seinem Stuhl zurück und fragte: „Bist du jetzt fertig?“

Logan presste mit viel Aufhebens die Lippen zusammen und wartete darauf, dass Cole weitersprach.

„Himmel. Wenn du nervös bist, kannst du einfach nicht die Klappe halten. Diese Seite von dir habe ich so lange nicht gesehen, dass ich vergessen habe, dass es sie überhaupt gibt. Gut zu wissen, dass sich der dumme Schuljunge mit den dünnen Beinen, der großen Brille und den struppigen Haaren immer noch hinter all der kultivierten Arroganz versteckt.“

„Ach, hör doch auf. Als ob du anders bist“, gab Logan zurück, aber er wusste es zu schätzen, dass Cole versuchte, die Spannung im Raum zu mildern.

Er wollte wirklich nicht darüber sprechen. Nicht mit Cole – dem einzigen Menschen, der ihn kannte, seit er ein Teenager gewesen war. Der einzige Mensch, der Zeuge gewesen war, wie Chris ihn damals im College behandelt hatte. Wie konnte er ihm gegenüber zugeben, dass er … was getan hatte? Als Erwachsener noch mal zu ihm zurückgegangen war? Für ein paar Jahre? Himmel, er ekelte sich vor sich selbst.

„Also, redest du zuerst?“, fragte Cole.

Logans Augenbraue schnellte hoch, und er fragte: „Was ist das hier? Zeigen und erklären? Frag einfach, was du fragen willst, und lass es uns hinter uns bringen, verdammt.“

Cole sah ihn an, als würde er überlegen, wo er anfangen sollte, und dann fragte er etwas, womit Logan nicht gerechnet hatte.

„Weiß Tate alles, was mit Chris passiert ist? Oder nur die Teile, die du beschlossen hast, ihm zu erzählen?“

Verdammter typischer Anwalt, ging ihm sofort an die Kehle.

„Er weiß alles.“

Logan war sich nicht sicher, aber er dachte, er hätte einen Funken Schmerz hinter dem Schock in Coles Augen gesehen.

Coles Kiefer trat hervor. „Es bin also nur ich, der im Dunkeln stehen gelassen wird?“

Logan fragte sich, wie viel Zeit ihm blieb, bis der Zorn, der in seinem Bruder aufstieg, zur Explosion führen würde. Er beschloss, einfach alles auf den Tisch zu legen und erzählte die Einzelheiten, bevor Cole danach fragen konnte.

„Ich habe ihm von Chris erzählt, als wir oben in meinem Wochenendhaus waren.“

Der Blick aus den haselnussbraunen Augen, mit dem Cole ihn durchbohrte, war hart wie Stahl, und Cole sah ebenso unnachgiebig aus. Was Logan aber am meisten beunruhigte, war, dass er immer noch nicht enthüllt hatte, was Chris ihm erzählt hatte.

„Wie nett“, sagte Cole, aber seine Stimme stimmte sicher nicht mit seiner Meinung überein. „Als du herausgefunden hast, dass Chris zu dem Kanzleifest kommen würde, ist es dir da je in den Sinn gekommen, es könnte ein guter Zeitpunkt sein, mir zu erzählen, dass, oh, ich weiß nicht, dass du zwei Jahre lang eine scheiß Affäre mit ihm hattest?“

Mist. Er hatte sich gedacht, dass Cole das wusste, aber er war sich nicht sicher, ob er es auch glaubte, weil … wie hatte Chris das nur zur Sprache gebracht?

„Logan?“

„Was?“, blaffte er und wurde von Sekunde zu Sekunde nervöser.

„Bitte sag mir, dass er gelogen hat. Dass er versucht hat, mich wütend zu machen, dafür, dass ich ihn damals im College verprügelt habe.“

Er wünschte, er könnte Cole sagen, das sei der Fall, aber als er dasaß und seinen Bruder frontal anstarrte, wurde es offensichtlich, dass er diese Behauptung nicht widerlegen würde.

„Verdammte Scheiße, Logan. Wann hast du ihn überhaupt getroffen? Warum solltest du … Weißt du was? Das ist jetzt nicht wichtig.“

Logan sagte kein Wort. Jetzt war nicht der Zeitpunkt, sich zu entschuldigen, und es war ganz sicher nicht der Zeitpunkt für einen Witz. Das Beste, was er tun konnte, war schweigen, denn Cole war auf keinen Fall schon fertig mit ihm.

„Ich muss wissen, ob es für dich ein Problem sein wird, mit der Firma, mit ihm, zu arbeiten. LPCW Architecture wäre ein hochkarätiger Mandant. Du bist nicht dumm.“ Cole machte eine kurze Pause, als wollte er noch etwas an seine Worte anhängen, aber dann sprach er weiter. „Du weißt, wie viel Umsatz uns das bringen würde. Aber wenn du dich nicht wohl dabei fühlst, mit Chris zu arbeiten …“

„Mir geht’s gut damit“, unterbrach Logan ihn.

„Wenn nicht, würde ich das gut verstehen.“

„Ich habe gesagt, es geht mir gut damit, und das ist auch so“, betonte Logan.

„Und Tate?“

Die Frage hing zwischen ihnen, und es entstand ein Schweigen. Logan war bestürzt darüber, dass er das nicht einmal in Erwägung gezogen hatte.

„Und?“, fragte Cole drängend. „Geht es ihm gut damit?“

Verflixt gute Frage …

Logan sprang auf, als hätte sein Stuhl Feuer gefangen, und der Stuhl schaukelte zurück. Dann zog er das Handy aus der Tasche und sah auf das leere Display. Tate hatte nicht gesagt, dass es ihn aus dem Gleichgewicht bringen würde, wenn Logan mit Chris zusammenarbeitete … aber wäre das so?

„Ich muss gehen.“

„Logan, ich bin noch nicht fertig.“

„So ein Pech“, sagte er in schneidendem Ton, als er um den Stuhl herum und zur Tür ging. Als er dort ankam, streckte er die Hand nach dem Türknauf aus und drehte sich um. Cole sah ihn finster an. „Kurz erklärt: Ich habe ihn vor ein paar Jahren wiedergetroffen. Wir hatten zwei Jahre lang eine Affäre, wie du es unverblümt genannt hast, und dann war es vorbei. Das ist alles. Nicht mehr und nicht weniger.“

Cole stand auf und schob die Hände in die Hosentaschen. In seinen Augen erschien etwas, das Logan verachtete: Mitleid.

„Ich muss die Details nicht wissen, Logan. Wir sind nicht im College, und du bist kein Kind mehr. Aber …“

Logan schluckte. Er wollte wirklich nichts mehr hören.

„Sei vorsichtig. Es ist immer schwer, seinen ersten Freund zu vergessen, und wie du ja offensichtlich schon weißt, ist es am schwersten, ihn zu verlassen. Du hast etwas Echtes mit Tate, vielleicht kann man sogar sagen, etwas für immer.“

Logan unterdrückte den Drang, Cole zu sagen, er solle sich verdammt noch mal raushalten, aber wie immer griff er auf seine übliche Munition zurück – Sarkasmus. „Vielen Dank, Herr Doktor. Was schulde ich Ihnen?“

„Jetzt gar nichts, du Klugscheißer. Aber ich schwöre dir, wenn ich das Gefühl habe, das ist im Großen und Ganzen nicht gut für uns, dann kündige ich den Vertrag. Ganz egal, wie viel Geld sie einbringen würden. Das ist mir nicht meine Familie wert. Vergiss das nicht.“

Logan hob das Kinn und sah Cole in die Augen. Er spürte, wie sein eigener Zorn endlich zuschnappte. „Du musst mir vertrauen. Als wir damals unser Geld von unserem erlauchten Vater zusammengeschmissen haben, haben wir beschlossen, wir gegen den Rest der Welt. Vor allem gegen den guten alten Dad. Seitdem haben wir bewiesen, dass jeder von uns eigenständig erfolgreich sein könnte und eine der angesehensten Anwaltskanzleien der Stadt aufgebaut. Ich würde niemals dich, Rachel oder das Baby gefährden. Und ich soll verdammt sein, wenn ich das in die Tonne trete für Christopher Walker. Das solltest du nicht vergessen.“

Und bevor Cole etwas erwidern konnte, ging Logan zur Tür hinaus.

Kapitel 4

Es war schon spät, als Tate sein Motorrad in die Tiefgarage fuhr und den Motor abstellte. Samstagabende im After Hours waren immer geschäftig, aber heute Abend noch mehr als sonst. Von dem Augenblick an, als er die Bar betreten hatte, bis zu dem Augenblick, als er ausgestempelt hatte, waren sie sehr beschäftigt gewesen. Das lag zweifellos an der Kaltfront, die eingesetzt hatte. Sie erinnerte die Gäste daran, dass der schneereiche Winter vor der Tür stand, und sorgte immer dafür, dass die Kunden hereinkamen.

Mit dem Helm unter dem Arm fuhr Tate hoch zu seiner Etage und unterdrückte ein Gähnen, als er den Flur hinunterging. Himmel, er konnte es gar nicht abwarten, ins Bett zu gehen. Er war fertig.

Er war beinahe an seiner Wohnung angekommen, als er Logan auf dem Teppichboden im Flur sitzen sah, mit dem Rücken an der verschlossenen Tür lehnend. Er hatte die Knie an die Brust gezogen und die Arme daraufgelegt und drehte das Handy in seiner Hand hin und her. Er war zu Hause gewesen, denn jetzt trug er Jeans und einen leichten schwarzen Pulli. Aber die Tatsache, dass er auf dem Boden saß, brachte Tate, der neben ihm stehen blieb, dazu, ihn zu fragen: „Hast du dich auf dem Heimweg verlaufen?“

Tate streckte eine Hand nach Logan aus, als Logan den Kopf hob, sodass er Tate durch seine Brillengläser ansehen konnte. Ohne ein Wort ergriff er Tates Hand und kam auf die Füße.

„Nein. Ich bin genau da, wo ich sein will. Ich habe dich heute vermisst.“

Als sie beide standen, schenkte Tate ihm ein schiefes Lächeln und senkte den Blick dann auf das Handy in Logans Hand.

„Ja, tut mir leid, dass ich nicht viel geschrieben habe. Es war furchtbar viel los. Ich hatte kaum Zeit zu atmen.“

Es war fast zwei, und er hatte vorgehabt, Logan als Erstes am nächsten Morgen anzurufen, um eine Zeit auszumachen für ihren Pizzaabend am Sonntag. Aber das hier? Das war eine viel bessere Art, einen Termin zu diskutieren.

„Es ist spät“, sagte er, als er Logan näher zu sich zog. „Konntest es nicht abwarten, mich zu sehen, was?“

Logan küsste seine Lippen, und sein Schwanz zuckte, als er flüsterte: „Vielleicht wollte ich einfach nur deine Uniform sehen. Ich weiß nicht, was damit ist, aber …“

„Ja?“, ermutigte Tate ihn, der sehr genau wusste, dass Logan auf seine After Hours Kleidung stand.

„Es weckt in mir den Wunsch, dich nackt auszuziehen und alle möglichen unanständigen Dinge mit dir zu tun.“

Tate lachte an Logans Mund und drehte dann den Kopf weg. „Dann komm rein, und ich werde sehen, was ich tun kann, um es dir bequem zu machen.“

„Wirklich?“

Verdammt, ja wirklich. Es spielte keine Rolle, wie spät es war oder wie müde er war – Tate hatte immer Interesse, wenn er den neckenden Ton in Logans Stimme hörte. Der Mann war Sex auf Beinen, und er wollte ihn. Das brachte Tate dazu, sich wie der glücklichste Scheißkerl auf dem Planeten zu fühlen.

Er leckte sich die Lippen, während er die Tür öffnete, und dachte über die SMS von heute nach. „Wenn ich mich recht erinnere, wolltest du ein paar extra Details wissen, bevor du mich auch nur in Betracht ziehst für mögliche Positionen.“

Logans Körper stieß gegen seinen Rücken, als sie hineingingen, und als seine kräftigen Finger nach Tates Taille griffen, schoss das Blut, das noch in seinem Kopf war, auf dem schnellsten Weg in seinen Schwanz.

„Oh, vertrau mir, wenn ich sage, dass ich mir dich in jeder möglichen Position vorgestellt habe. Das Problem ist, es einzuschränken darauf, in welcher ich dich zuerst trainieren möchte.“

Tate schloss die Augen und lehnte sich nach hinten gegen Logan, während seine Arme seine Taille umfassten, und er senkte eine Hand, um seine schnell wachsende Erektion zu umfassen.

„Mich trainieren, ja? Und wie lange genau würde dieses … Training dauern?“

Er hörte, wie die Tür geschlossen wurde, und wusste, dass Logan sie mit dem Fuß zugekickt haben musste. Dann drückten warme Lippen Küsse seinen Nacken hinunter.

„Ich weiß es nicht. Lange. Aber ich will nicht für den Rest meines Lebens draußen vor deinem Apartment warten.“

Tate neigte den Kopf, um Logan in die Augen zu sehen. Aber bevor er etwas erwidern konnte, drückte Logan die Finger um seine Erektion und brachte ihn dazu, den Helm auf den Boden fallen zu lassen.

„Himmel, Logan.“