True - Wahrheit - Ella Frank - E-Book

True - Wahrheit E-Book

Ella Frank

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Beschreibung

Vor vier Jahren trat Logan Mitchell in Tate Morrisons Leben und krempelte es komplett um. Er forderte Tate heraus, es mit ihm zu versuchen. Er bat ihn, die Chance, die sie hatten, zu ergreifen. Er wünschte sich, dass Tate ihm vertraute. Und Tate ging darauf ein. Die Verlockung war groß und auch wenn es extreme Veränderungen bedeutete, hat er es bis zum heutigen Tag nie bereut. Im Gegenteil. Die Wahrheit ist, dass es nur einen Menschen gibt, den Tate liebt und den er heiraten möchte. Und sein Name ist Logan Mitchell. Jetzt muss er es ihm nur noch sagen.

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Seitenzahl: 380

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True - Wahrheit

Temptation 6

Ella Frank

TrueTemptation 6Ella Frank

© 2020 Sieben Verlag, 64823 Groß-Umstadt© Übersetzung Corinna Bürkner© Covergestaltung Andrea Gunschera© Originalausgabe 2017 Ella Frank

ISBN Taschenbuch: 9783864438875ISBN eBook-mobi: 9783864438882ISBN eBook-epub: 9783864438899

www.sieben-verlag.de

Für Logan,

dafür, dass du mich liebst, auch wenn es dir eine Heidenangst eingejagthat.Du bist mein ‚Für-immer‘.Und ich möchte der Deine sein.Ich liebe dich.Ja.

~ Tate ~

Inhalt

Teil 1

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Teil 2

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Teil 3

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Nachwort

Über die Autorin

Wahrheit /Wáhrheit/Substantiv, feminin [die]1a. [ohne Plural] das Wahrsein; die Übereinstimmung einerAussage mit der Sache, über die sie gemacht wird; Richtigkeit1b. wirklicher, wahrer Sachverhalt, Tatbestand

Teil 1

Alles, was du dir jemals erträumt hast, liegt auf der anderen Seite der Angst – George Addair

Kapitel 1

Liebe. Es ist schon komisch, wie ein einziges Wort so eine Fülle an Emotionen auslösen kann. Glück, Sehnsucht, Zorn, sogar Furcht. Das waren die Gedanken von Tate Morrison, als er an einem kleinen Tisch in der leeren Bar des Lynley Weinguts saß und versuchte, seinen heftigen Herzschlag zu beruhigen. Die Liebe konnte sogar Menschen, die immer sehr ehrlich mit ihren Gefühlen umgingen, in Angst und Schrecken versetzen. Gleichzeitig aber auch in anderen, bei denen man es nie vermutet hätte, Entschlossenheit hervorbringen.

Das hatte er vor zehn Minuten herausgefunden. In ihrer Suite, als Logan nackt vor ihm stand und sagte: „Sag mir einfach, wie du mich haben willst. Ich gehöre ganz dir.“

Das war der Augenblick, in dem er geflüchtet war.

Tate war förmlich über seine eigenen Füße gestolpert, so eilig hatte er es, aus dieser plötzlich erstickenden Enge des Badezimmers herauszukommen. Und jetzt, während er hier allein saß und sich Logans Worte noch einmal durch den Kopf gehen ließ, starrte er auf das zerknitterte Papier, das er aus seiner Geldbörse gezogen hatte, und betrachtete mit zittrigen Händen die Worte darauf.

Sein Bauch verkrampfte sich, verknotete sich immer und immer wieder, und Tate zwang sich, zu atmen. Dass Letzte was er gebrauchen konnte, wäre, wegen einer Panikattacke ohnmächtig zu werden. Doch er hatte tatsächlich Panik. Und der Grund dafür? Der Grund lag klar auf der Hand. Weil er selbst der dümmste Vollidiot auf der ganzen großen, weiten Welt war. Absolut.

Verflucht. Ihm war schon oft zu Ohren gekommen, dass Liebe dumm machen soll, aber das hier … Herrgott, was, wenn er das nicht wieder in Ordnung bringen konnte? Was, wenn Logan ihn jetzt nicht mehr wollte? Der Gedanke verursachte ihm Übelkeit. Er schloss fest die Augen, versuchte, auf diese Weise das Zimmer davon abzubringen, sich zu drehen. Doch alles, was er damit zustande brachte, war wieder zu sehen, wie Logan im Bad stand. Wunderschön wie immer, mit einem Blick, der besagte, dass er nach etwas suchte und versuchte herauszufinden, was in seinem Kopf herumspukte. Und was hatte Tate ihm gegeben? Nichts. Er war einfach nur weggerannt.

Verdammt.

Er war nicht länger in der Lage, sich die Worte anzusehen, daher schob er das Papier in seine Hosentasche, zusammen mit dem Stift, den er sich beim Herausgehen von dem Tisch neben der Tür in der Suite gegriffen hatte. Was hatte er ihnen beiden nur angetan? Wie hatte er zulassen können, dass die Angst vor dem Ungewissen alles kaputt machte? Und als die Erinnerung ihn erneut überkam …

Bist du bereit, es zu versuchen?

Ich denke, du bist meine Wahrheit.

Erschrecke mich.

Heirate mich.

… wurde ihm noch viel bewusster, dass es das war, dass es letzteres war, das nicht das richtige Ende hatte. Er hatte es wirklich versaut, aber er konnte es wieder gut machen und das wollte er. Mehr als seinen nächsten Atemzug.

Er legte den Kopf in die Hände und schloss die Augen. Dabei versuchte er, sich wieder einigermaßen in den Griff zu kriegen, damit er zurückgehen, Logan finden und die einzige Sache tun konnte, die er schon die ganze Zeit hätte tun sollen.

Erst als er hörte, wie sich jemand auf dem Parkettboden näherte, sah er hoch. Er musste gar nicht losziehen, um Logan zu suchen, denn dieser hatte ihn schon gefunden.

Das Kaminfeuer hinter ihm beleuchtete Logans kantige Wangenknochen, die gemeißelte Kinnpartie, und hob die Schönheit eines Gesichts hervor, das Tate mehr liebte, als er es für möglich gehalten hätte. Als Logan sich auf den Stuhl ihm gegenüber setzte und nach seiner Hand auf dem Tisch griff, konnte Tate nicht glauben, dass sein Kopf so lange gebraucht hatte, zu kapieren und dahin zu gelangen, wo er jetzt zu hundert Prozent war.

„Hey“, sagte Logan und sein Blick tastete Tates Gesicht ab. Ohne Zweifel suchte er nach Zeichen und Hinweisen, warum Tate weggerannt war.

„Hey“, antwortete Tate und sah auf ihre Hände hinab. Er staunte über die Kraft, die er dort vorfand, als sich ihre Hände vereinten.

Genau. Zusammen, nicht getrennt. Für immer und ewig zusammen.

„Was machst du hier draußen?“, fragte Logan und Tate schluckte, als er spürte, wie sich Logans Griff verstärkte.

„Tate?“, fragte Logan nach, bevor Tate irgendwie reagieren konnte. „Was machst du hier draußen?“

Tate zog seine Hand zurück, fuhr sich durchs Haar. Logan sah ihn weiterhin an und Tate wurde nervös.

„Ich, äh … eben, im Badezimmer …“, begann er und hielt dann inne. Er überlegte sich seine nächsten Worte und fragte sich, ob er überhaupt ausdrücken konnte, wie sehr er alles vermasselt hatte. Doch ihm war klar, dass er es versuchen musste.

„Ich hatte einen Gedanken. Es war mehr eine Erkenntnis. Über uns. Über all das, was wir sind, was wir sein werden und … Scheiße, Mann, ich klinge total durchgeknallt, oder?“

Logan verengte die Augen und schüttelte den Kopf. „Du klingst überhaupt nicht durchgeknallt. Aber du machst mir ein bisschen Angst. Waren die Dinge, über die du nachgedacht hast, wenigstens positiv?“

Tate runzelte die Stirn und sah Logan mit einem entschuldigenden Blick an. Das Letzte, was er wollte, war Logan noch mehr Kummer zu bereiten. Im Gegenteil. „Ja, natürlich. Das hätte ich wahrscheinlich als Erstes sagen sollen. Alles mit dir war gut. Perfekt, ehrlich, aber ich …“

„Was ist mit dir? Von meinem Standpunkt aus bist du verdammt perfekt. Und eben im Badezimmer? Vertrau mir, du hast viel besser ausgesehen als die ganzen nackten Statuen in der Wand.“ Tate versuchte zu lächeln, aber ihm wurde klar, dass es ihm wohl nicht gelungen war, als Logan fragte: „Was ist los, Tate? Komm schon. Du weißt, dass du mir alles sagen kannst.“

Okay, jetzt oder nie, dachte Tate, wobei er schluckte und auf seinem Stuhl hin und her rutschte. Er blickte zum Kaminfeuer hinüber, um Mut zu sammeln. Dann sah er wieder zu Logan und fragte: „Ist es zu spät?“

Logan sah verwirrt aus, daher wusste Tate, dass er die Frage nicht ganz verstand. Also griff er in seine Hosentasche und legte das Blatt Papier auf den Tisch. Er glättete es mit der flachen Hand, fuhr liebevoll mit den Fingern über den Namen, den er jetzt gern tragen würde, und schob das Blatt Logan zu.

Logan starrte es an. Tate beobachtete, wie er die Worte auf dem Papier las. Er wartete auf eine Reaktion und als Logan hochsah, fragte Tate erneut: „Ist es zu spät?“

Logan blinzelte ein paar Mal. Tate hielt den Atem an und fragte sich, ob es wirklich zu spät war. Doch dann geschah etwas Wundervolles. Logan schüttelte den Kopf.

Das Blut rauschte durch Tates Kopf und in seinen Ohren klingelte es, während er versuchte, herauszufinden, was ihm Logan damit sagen wollte. Doch er sprach noch immer kein Wort, also zog Tate den Stift hervor und lehnte sich über den Tisch, um den Namen einzukreisen, der ihm nicht mehr aus dem Sinn ging, seit er dieses Blatt Papier gefunden hatte.

Logan senkte den Blick auf das Papier. Tate sah, wie sich ein riesiges Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete.

„Also, was denkst du?“, fragte Tate. „Kann die Welt zwei Mr. Mitchells verkraften?“

Das Herz pochte ihm so heftig, während er da saß und darauf wartete, was Logan als Nächstes sagen würde. Als er den Mund öffnete, um zu sprechen, hielt er gleich wieder inne. Die Freude, die gerade noch Logans Augen zum Leuchten gebrachte hatte, verschob sich etwas und Unglaube stahl sich stattdessen in seinen Blick.

Tate würde sich davon allerdings nicht abhalten lassen. Nicht mehr. Die Angst vor Zurückweisung war etwas, mit dem Logan bereits konfrontiert worden war und was er erlebt hatte. Wenn er konnte, wollte Tate das gern auslöschen. Auch wenn es die Möglichkeit beinhalten könnte, dass ihn selbst das gleiche Schicksal ereilte.

Er griff nach dem Blatt Papier und zog es von Logan fort, doch Logan griff schnell danach.

„Tate, warte eine Sekunde. Ich …“

„Ich habe viel zu lange gewartet“, sagte Tate und stand auf. Er ging um den Tisch herum. Logan drehte sich auf seinem Stuhl, um Tates Bewegungen zu verfolgen.

Ohne weiteres Zögern, ohne einen Funken verbleibender Befürchtungen, ging Tate direkt vor dem einzigen Menschen, den er jemals aufrichtig geliebt hatte, auf ein Knie. Er blickte hoch zu Logan und hatte das Gefühl, dass er glücklich damit wäre, für immer in dieser Position zu verweilen, sollte Logan sich das von ihm wünschen.

Logans Augenbrauen zogen sich zusammen, als hätte er eine Million Fragen. Doch noch während er damit beschäftigt war, zu verarbeiten, was hier passierte, ergriff Tate dessen Hand und verschränkte die Finger mit seinen.

„Ich liebe dich“, sagte Tate. Er hob Logans Hand und küsste ihn auf die Fingerknöchel. „So sehr, dass es mir manchmal Angst macht und den Verstand vernebelt.“ Tate schloss die Augen und drückte die Hand etwas fester, aus Furcht, dass er ihm davongleiten könnte, wenn er ihn nicht festhielt. „Du hast mich unfassbar geschockt mit deinem Antrag neulich Abend. Und zu sagen, ich hätte bescheuert reagiert, wäre eine Untertreibung. Ich habe zugelassen, dass die Angst mich steuert. Es hat mich fast das allerwichtigste in meinem Leben gekostet. Dich.“ Tate hob den Kopf und ihm stockte der Atem, als sein Blick auf die blauen Augen fiel, die ihn jetzt ansahen. Dann ließ er alles in einem Atemzug heraus. „Ich wünschte, ich könnte zurücknehmen, was ich dir geantwortet habe, aber das geht leider nicht. Ich kann es nie mehr ungeschehen machen, und ich hasse es, dass ich dir so wehgetan habe. Doch eins habe ich in jener Nacht neulich gelernt. Dass ich dich mehr liebe, als ich jemals für möglich gehalten habe.“ Tate streichelte über Logans Kinn, bestaunte die Kraft darin. „Ich habe auch gelernt, dass es keinen Sinn macht zu leben, wenn man zu viel Schiss hat, sich das zu nehmen, was man will. Und ich will dich. Alles von dir. Der Gedanke, dich nicht jeden Tag zu sehen, macht mir mehr Angst, als alles andere in der Welt. Du bist alles, von dem ich nie wusste, dass ich danach Ausschau halten sollte. Und wenn du mich immer noch haben willst, wenn es noch nicht zu spät sein sollte, dann hoffe ich, dass du mir die Ehre erweisen wirst, mich zu heiraten, Logan Mitchell.“

Logan saß stocksteif da, während er Tate ansah, und traute sich nicht, sich zu bewegen. Oder zu atmen. Er könnte ja aufwachen und feststellen, dass er bei seiner Geburtstagsfeier zu viel gesoffen hatte und in Ohnmacht gefallen war. Aber nein. Tate verharrte immer noch auf einem Knie vor ihm, und Logan wurde bewusst, dass es kein Traum war.

Der Mann mit den wunderschönen Locken, der honigfarbenen Haut, und den weichen braunen Augen gehörte ganz ihm. Und nichts in der Welt konnte Logan davon abhalten, sich ihn zu schnappen. Nichts im Leben.

„Ja“, sagte Logan. Das Wort kam ihm leichter über die Lippen, als er vermutet hätte.

Bei der schnellen Antwort blinzelte Tate ein paar Mal. Dann zeigte sich das zahnweiße Lächeln auf seinem Gesicht, das er so sehr liebte. Er konnte sich nicht zurückhalten, lehnte sich hinab und umschloss Tates Gesicht mit beiden Händen, um ihn zu küssen.

„Ja.“ Logan lachte dieses Mal, als er es sagte. Der glückliche Laut blubberte hervor, bevor er ihn stoppen konnte, weil … Heilige Scheiße, Tate will mich heiraten.

Er drückte seinen Mund erneut auf Tates und Tate griff nach oben, um die Hände auf Logans zu legen, als ob er ihn an Ort und Stelle festhalten wollte. Dann sagte Logan an seine Lippen: „Du sturer Hund.“

„Nicht stur. Ich hatte einfach …“

„Tate?“

„Ja?“

„Das war keine Beschwerde. Du hast einfach Zeit gebraucht.“

„Ich brauche dich“, sagte Tate und erhob sich zwischen Logans Beinen. Seine Hände glitten in Logans Haar. „Ich brauche dich mehr als alles andere.“

Dieses Mal war Tates Kuss dringlich, süß und voller Sehnsucht. Logan schmolz beinahe vom Stuhl, doch dann erinnerte er sich an etwas. Etwas, was er noch nicht ganz verarbeitet hatte. Er zog sich von dem Kuss zurück, wobei seine Atmung etwas schneller war, als ihn die enorme Tragweite des Augenblicks zu überwältigen drohte. „Willst du wirklich meinen Nachnamen annehmen?“

Tate überreichte ihm das Stück Papier und lächelte breit, als er auf die Füße kam. Logan stand ebenfalls auf, musste seinem Verlobten plötzlich einfach sehr viel näher sein.

„Ja, das möchte ich. William Tate Mitchell. Gefällt es dir?“

Logan griff nach dem Blatt Papier zwischen ihnen, wobei sich Tates Arm um seine Taille stahl und er ihn nah an sich zog. Gott, den Namen laut ausgesprochen zu hören, macht mich …

„Logan?“ Tate zog Logan langsam zu sich. „Gefällt es dir?“

Ob es mir gefällt? So sehr, dass er es nicht auszusprechen wagte, falls dies doch ein Traum sein sollte. Irgendwann während der letzten paar Monate war ihm der Gedanke, Tate auf jede nur erdenkliche Weise zu dem Seinen zu machen, sehr wichtig geworden. Egal wie wund sein Herz noch immer sein mochte, diesen Moment wollte er sich auf keinen Fall durch die Finger schlüpfen lassen.

„Ich liebe es“, wisperte er. Tates Augen funkelten vor Freude und Logans wurden feucht.

„Wirklich?“

„Wirklich. Ich liebe es unheimlich.“

Tate lehnte sich vor und küsste ihn aufs Kinn. „Gut. Denn ich denke, es ist Zeit, dass wir endlich einmal darüber reden. Nicht wahr?“

Logan wusste genau, wovon Tate sprach. Sie hatten es der Einfachheit halber immer wieder beiseitegeschoben. Doch als sie dort im flackernden Licht des sterbenden Kaminfeuers standen, wurde Logan bewusst, dass es einiges gab, was er gern sagen würde. Genau wie ihm klar wurde, dass Tate wahrscheinlich einige Fragen hatte.

Logan nickte. Er fand es schwierig, einen vernünftigen Satz zustande zu bringen. Tate zog ihn an der Hand aus der Bar, den Flur entlang und zurück zu ihrer Suite. Sobald sie wieder dort waren, schloss er die Tür hinter ihnen. Tate zog Logans Handfläche an den Mund und küsste sie. Dann ließ er los und schenkte ihm ein charmantes Lächeln.

„Die Idee deinen Namen zu tragen? Ich liebe es, Logan. Ich liebe den Gedanken, dass jeder wissen wird, dass ich zu dir gehöre, und dass du zu mir gehörst“, sagte Tate, wobei er rückwärts in die Mitte des Zimmers ging. Logan spürte, wie er rot wurde. Er errötete wie ein verdammter Teenager.

Mit Knien, die nachzugeben drohten, lehnte sich Logan an den Türrahmen.

„Die Mitchells“, sagte Tate und ließ seinen Blick über ihn schweifen.

Logan konnte sich nicht bewegen. Er war viel zu beschäftigt, zu verarbeiten, dass er endlich all das bekommen würde, was er schon immer gewollt hatte.

Tate wird ganz mir gehören. Amtlich. Wirklich ganz allein mir.

„Logan?“, fragte Tate, als ihm auffiel, dass Logan wie erstarrt dastand. „Geht es dir gut?“

Logan wollte antworten. Er wollte Tate erklären, dass es ihm in seinem ganzen Leben noch nie so gut gegangen war. Aber plötzlich konnte er die Worte nicht finden. Oder denken, wenn man es genau nahm. Also stürzte er sich stattdessen auf Tate und nahm dessen Gesicht zwischen die Hände. Dann führte Logan stürmisch ihre Münder aufeinander, brauchte seinen Geschmack, musste sich versichern, dass das hier die Realität war. Dass Tate, dass diese Nacht, nicht einfach verpuffen würde, sobald er nach einem Geburtstagsdrink zu viel aufwachte.

Logan stöhnte, als Tate diesen ungestümen Kuss erwiderte. Dann riss er sich los. „Oh Gott, Tate“, sagte Logan. „Meinst du es wirklich ernst? Willst du wirklich mein Mann werden?“

„Ja“, sagte Tate ohne Zögern. „Wenn du mich noch willst?“

„Natürlich will ich dich noch.“

Tate schlang die Arme um Logans Taille, legte das Gesicht an seinen Hals und wisperte: „Es tut mir so leid.“

Logan fuhr mit den Fingern über Tates Schultern und die Arme herunter. Dann schob er ihn etwas zurück, sodass er ihm ins Gesicht sehen konnte.

„Es tut mir so verdammt leid, dass ich dir wehgetan habe, Logan.“

In Tates Augen lag Schuldbewusstsein und Bedauern. Logan schüttelte den Kopf. „Nicht. Hör sofort auf damit.“

„Ich kann nicht. Was ich an dem Abend neulich gesagt habe … Herrgott, ich war so dumm. Es habe eine Distanz zwischen uns ge…“

„Tate“, sagte Logan und legte einen Finger auf dessen Lippen. „Hör auf damit. An diesem Abend waren zwei Personen anwesend gewesen. Zwei Menschen, die diese Distanz geschaffen haben. Einer hatte den Luxus, in Ruhe darüber nachzudenken und mit seinen Ängsten ins Reine zu kommen. Der andere wurde überrumpelt und von ihm wurde erwartet, einfach mit allem einverstanden zu sein. Du warst genauso geschockt, wie ich verletzt war. Nur unterschiedlich.“ Logan legte eine Hand über Tates Herz. „Aber die Liebe macht so etwas eben manchmal, oder? Sie verletzt. Sie wirft einen hin und wieder umher. Damit stellt sie sicher, dass wir aufpassen. Damit wir wissen, dass dieser Mensch wirklich derjenige ist, der am allermeisten zählt.“

Tate erschauerte und nickte. „Ja.“

Logan trat einen Schritt näher und küsste Tate auf die Schläfe. „Sag das nochmal.“

Tate sah ihn an und als er verstand, wurde das einzige Wort, dass Logan kürzlich zu hassen gelernt hatte, von einem ersetzt, das er liebte, wenn es aus Tates Mund kam.

„Ja.“

Logan schob Tate in Richtung Bett. Seine Beine stießen gegen die Matratze und er hielt sich an Logans Armen fest. Logan ließ das Stück Papier los, das er noch immer in der Hand gehalten hatte. Er brauchte nicht mehr länger die Bestätigung, wenn der Mann selbst ihm doch gesagt hatte, was er hören wollte. Dann stellte er die eine Frage, zu der er eine neue Antwort brauchte.

„Willst du mich heiraten, Tate Morrison?“

Tate schluckte. Und als ein strahlendes Lächeln auf seinen Lippen erschien, dachte Logan, ihm bliebe das Herz stehen. Dann sagte Tate endlich: „Ja.“

Logan setzte sich aufs Bett und rutschte darauf nach oben. Tate ließ ihn nicht aus den Augen. Die Liebe in den Augen seines Anwalts ließ sein Herz schneller schlagen. Logan griff nach dem Saum seines Hemds.

Sie zogen sich beide aus und legten sich zusammen unter die Decke. Tate wunderte sich über die Kehrtwende der nächtlichen Ereignisse. Er hatte das nicht geplant. Nicht heute. Doch als er Logan im Badezimmer hatte stehen sehen, wusste er mit absoluter Sicherheit, dass er alles mit ihm wollte. Denn egal wie furchterregend der Gedanke war, Logan zu verlieren, die Vorstellung, ihn gar nicht zu haben, war viel schlimmer.

„Ich muss einfach fragen“, sagte Logan während er ihre Körper von Kopf bis Fuß aneinander schmiegte. „Wie lange trägst du dieses Stück Papier schon mit dir herum?“

Tate lächelte und schob sich eine Hand unter das Kinn. „Eine kleine Weile.“

„Ach ja?“

„Ja. Ich fand es am Tag nachdem, na ja, du weißt schon. Das alles passiert ist. Es lag in einer deiner Schreibtischschubladen.“

„Ah, du hast also herumgeschnüffelt“, sagte Logan und fuhr mit dem Finger Tates Schlüsselbein entlang.

„Nein, ich habe dein Büro in Umzugskartons eingepackt, und du hast den Zettel im Schreibtisch liegen lassen.“

„Hab ihn einfach da liegenlassen, was?“

„Okay, er war auf einem Block. Auf der dritten Seite oder so. Aber die Seite fiel auf.“

„Hm. Wenigstens war es nicht das Blatt mit den ganzen Herzchen drumherum.“

„Es gab eins mit Herzchen?“ Tate lachte leise. „Das hätte ich gern gesehen.“

„Was soll ich sagen? Du machst mich irgendwie dümmlich.“

„Das werte ich als Kompliment.“

„Solltest du. Ich behaupte von mir selbst, sehr klug zu sein.“

„Ich weiß.“ Tate griff zwischen sie und nahm Logans Hand, sodass er ihn auf den Handrücken küssen konnte. „Klug, sexy und … überraschend.“

„Überraschend?“

„Ja.“ Tate streichelte mit dem Daumen über die Stelle, die er gerade geküsst hatte, und legte seinen Kopf wieder auf das Kissen. Er sah ihn an. „Wann hast du deine Meinung geändert?“

„Über?“

„Über das Heiraten“, sagte Tate und drückte Logans Finger. „Ich erwarte ständig, dass du ausflippst und aus der Tür flüchtest.“

Logans Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, auch wenn er den Kopf dabei schüttelte. „Nein. Ich habe doch gesagt, ich habe mich verändert. Bei dir habe ich meine Regeln gebrochen. Das hier ist so anders. Ich wollte nie heiraten. Schieb es ruhig auf meine ernsthaften Mutter/Sohn Probleme. Aber an dem Abend von Ace und Dylans Hochzeit …“

„Ist nicht dein Ernst.“

Logan nickte. „Doch, das war das erste Mal, dass ich darüber nachgedacht habe. Dann diese verfluchte Fliege in meinem Drink und Ace, wie er unsere Namen zusammen gesagt hat … Ich weiß auch nicht. Irgendetwas hat an dem Abend Klick gemacht. Ich habe es beiseitegeschoben. Mir eingeredet, es wären nur die Hochzeitsemotionen und all das gewesen. Aber dann, vor circa einem Monat, als wir in der Hütte waren, warst du eingeschlafen und dein Kopf lag auf meinem Schoß und ich …“ Logan sah auf ihre verschränkten Finger.

„Und du was?“

„Ich wollte alles mit dir, Tate. Himmel, ich habe es niemals mehr gewollt. Und es gab nur eine wichtige Sache, die dich nicht komplett zu dem Meinen gemacht hat.“

„Eine Ehe“, wisperte Tate.

Er war immer noch verblüfft über die ruhige Art wie Logan ihn betrachtete. Er war so sehr im Reinen mit seiner Entscheidung, dass es von ihm abstrahlte. Es legte sich um Tate herum und wärmte jeden Zentimeter seines Körpers.

„Ja. Eine Ehe. Mit dir.“ Logan streichelte mit den Fingern über Tates Wange, und als er die Lippen erreichte, sagte er sanft: „Sag es nochmal.“

„Ich kann es nicht erwarten, William Tate Mitchell zu werden. Der Deine zu werden.“

Mit diesen Worten schloss Logan die Augen und kostete den Augenblick aus. Als er die Augen wieder öffnete, gab Tate ihm einen Kuss auf die Lippen. Genau das war es, was er am meisten an ihnen liebte. Sie erreichten nicht immer zusammen den gleichen Standpunkt, doch wenn der Fall eintraf, dann geschah es immer mit einer erschreckenden und unerschütterlichen Klarheit. Es war das verflucht Schönste auf der ganzen weiten Welt. Und Tate würde es niemals ändern wollen.

Kapitel 2

Eine Woche später

Herbst. Das war immer Tates liebste Jahreszeit gewesen. Während er an diesem Samstag im Garten seines Vaters unter dem riesigen Ahornbaum stand, merkte er, dass es noch immer so war. Er war warm angezogen, trug ein Beanie und eine Jacke, wobei ihm der kühle Novemberwind um die Beine wehte und rotes und orangenes Laub hochwirbelte, das sich über der Wiese ausgebreitet hatte. Schon als Kind hatte er das Laub zusammengefegt. Damals war er darüber immer mürrisch gewesen. Auch wenn es ihm ein paar extra Dollars vor der Feiertagssaison eingebracht hatte. Doch als er hier an diesem Samstag mit der Harke in der Hand stand, konnte er das Grinsen nicht aus dem Gesicht kriegen. Denn auf der Terrasse seines Vaters stand die eine Person, die jeden Tag, jede Arbeit, ach was, jedes verfluchte Irgendwas in seinem Leben schöner machte, und hielt eine Tasse Kaffee in der Hand. Logan Mitchell.

Mein Verlobter.

Die neue Bezeichnung für Logan zog durch Tates Gedanken. Er legte seine Hand auf dem Stiel der Harke ab und nahm sich einen Augenblick Zeit, um den attraktiven Mann zu betrachten, der an einer der Dachstützen seines Kindheitszuhauses lehnte.

Seit einer Woche waren sie wieder zu Hause, nach ihrem Ausflug zum Lynley Weingut. Sie hatten das Hotel mit einem Geheimnis verlassen, in das sie sich mit Freude täglich mehr und mehr einfanden.

Verlobter.

Verlobung.

Verheiratet.

Ehemann.

Dies waren Worte, die Tate sich in seinem Alltag mit Logan nie erträumt hatte. Doch jetzt waren sie da und er konnte die Welle der Freude nicht aufhalten, die ihn dabei durchflutete, und wurde aufgeregt, es mit anderen zu teilen.

Als ob er seine Gedanken lesen konnte, oder vielleicht eher Tates albernes Grinsen, verzogen sich Logans Lippen zu einem wissenden Lächeln. Genau wie die ganze Woche über schon ertappte sich Tate dabei, über jenen Abend nachzudenken. Diesen Moment, in dem Logan zustimmte, ganz und gar der Seine zu werden.

Logan

Für immer und ewig … Logan.

Veränderung kann leicht sein, auch wenn manche Leute es nicht so sehen, dachte Logan, während er Tate dabei zusah, wie er hinten im Garten seines Vaters Laub zusammenharkte. Denn es gab nichts, was er mehr wollte, als sich offiziell an diesen umwerfenden Mann zu binden.

In seinen Stiefeln, der abgewetzten Jeans und der passenden Jacke zum Beanie, sah Tate aus, als fühlte er sich wohl beim Laub auftürmen. Als er Logan auf der Terrasse sah, hielt er inne und sah ihn mit einem Blick an, bei dem sich Logan an den Pfosten lehnen musste.

Verdammt, aber ich liebe dieses Lächeln. Er sieht so … zufrieden aus. Und es gefiel ihm. Genau dieser selbstzufriedene Gesichtsausdruck lässt mein Herz Purzelbäume schlagen, denn er gehört mir. Er ist meiner, damit ich ihn glücklich machen kann. Mein, ihn zu lieben. Meine Verantwortung. Jetzt und für immer …

Logan hörte, wie sich die Tür hinter ihm öffnete und blickte über die Schulter. Will kam mit zwei Tassen heraus. Als er sich neben Logan stellte und zu seinem Sohn herunter sah, hob Tate den Zeigefinger, um damit anzuzeigen, dass er gleich bei ihnen sein würde. Will nickte und stellte eine der Tassen auf das Geländer.

„Früher, wenn ich ihn das Laub zusammenharken ließ, hat er sich immer fürchterlich angestellt“, sagte Will und nahm einen Schluck Kaffee. „Die ganze Zeit über hat er geflucht und geschimpft und gejammert, dass es unfair sei, dass er den Garten machen musste und Jill nicht. Deswegen hat es statt nur dreißig Minuten immer eher zwei Stunden gedauert, weil er sich die ganze Zeit über beschwert hat.“

Logan schmunzelte und stellte sich einen jungen, bockigen Tate vor. „Du meinst also, er war schon immer ein sturer Hund? Kann gar nicht sein, du lügst doch.“

Will sah ihn mit einem schlitzohrigen Grinsen an. „Genau. Bin mir nicht sicher, von wem er das wohl hat.“

Logan hob eine Augenbraue und blickte dann wieder zum Objekt ihres Gesprächs. Dies war das erste Mal, dass er mit Will seit jenem schrecklichen Abend sprach, an dem sie miteinander telefoniert hatten. Und auch wenn Will nicht geradeheraus fragte, ob alles okay war zwischen ihm und Tate, wusste Logan doch, dass Tates Vater gern wissen würde, was vorgefallen war. Er konnte es daran erkennen, wie Will sie beide während des Mittagessens heute beobachtet hatte.

„Nun …“, sagte Will und lehnte sich ans Geländer. „Wie geht es dir?“

Unfassbar gut, wollte Logan sagen. Und das war die Wahrheit. Auch wenn es nicht das war, worauf sich Will bezog.

Schon die gesamte Woche über schwebte Logan auf Wolke sieben. Aber Tate und er hatten beschlossen, ihre Neuigkeiten noch eine Weile für sich zu behalten. Sie wollten es erst einmal genießen, bevor sie andere mit einbezogen. Denn sie wussten, wenn einmal die Katze aus dem Sack war, konnte man sie nicht mehr einsperren.

„Es geht mir sehr gut, Will. Viel besser als das letzte Mal, als wir uns gesprochen haben.“

Will neigte den Kopf zur Seite und sah Logan mit genau dem gleichen, direkten Blick an, den auch sein Sohn besaß. „Wirklich?“

„Wirklich“, sagte Logan bevor er sich von ihm abwandte. „Wo wir gerade hier sind, wollte ich dir danken, für … du weißt schon.“

„Ich weiß“, sagte Will und klopfte ihm auf die Schulter. Er beließ seine Hand dort und drückte zu, schenkte ihm wortlos seinen Trost. Logan nahm seinen Mut zusammen und blickte Will wieder direkt an. „Ihr zwei scheint die Dinge zwischen euch wieder geklärt zu haben.“

Logan konnte sich gerade so zurückhalten, bevor er herausposaunte, dass er seinen Sohn heiraten würde, doch es gelang ihm, zu schweigen. Nicht mehr lange, bis Will wissen würde, wie geklärt die Dinge zwischen ihnen genau waren. Tatsächlich war das der Grund, warum sie heute hier waren. Um Will zu Thanksgiving einzuladen. Sie hatten beschlossen, dass es eine gute Idee wäre, beide Familien zusammen einzuladen. Zum ersten Mal. Damit sie ihre Verlobung bekanntgeben konnten.

Welche Gelegenheit wäre mehr geeignet, um es alle gleichzeitig erfahren zu lassen, oder?

Auch wenn der Gedanke, so ein öffentliches Spektakel daraus zu machen, Logan etwas flau im Magen werden ließ, wenn er ganz ehrlich war.

Als Tate die Harke aufnahm und in ihre Richtung kam, sagte Logan: „Zwischen uns läuft es großartig. Du musst dir wirklich keine Sorgen machen.“

Will ließ von ihm ab und nahm einen weiteren Schluck Kaffee, wobei er ebenfalls beobachtete, wie Tate zu ihnen kam. „Darüber habe ich mir nie Sorgen gemacht, mein Sohn. Solange ihr beide noch geatmet habt, war es nie zu spät für euch.“

Und das, dachte Logan, fasst es perfekt zusammen, nicht wahr? „Da stimme ich dir zu“, sagte er. „Er ist für mich bestimmt, Will. Das war mir in der ersten Minute klar, in der ich ihn gesehen habe.“

Logan war unsicher, wie so eine vereinnahmende Aussage bei Tates Vater ankommen würde. Aber das war, was er eben fühlte. Und er würde seine Gefühle nicht herunterspielen.

„Ihm war das auch klar“, sagte Will und überraschte Logan damit. „Ich habe immer gedacht, dass er glücklich war, weißt du? Vor dir. Aber, du lieber Gott.“ Er schenkte Logan ein schiefes Lächeln. „So wie er strahlt, wenn er über dich spricht. Oder wenn du das Zimmer betrittst. Das ist Liebe. Das ist Glück. Diese Verbindung, die ihr beide habt, ist etwas ganz Besonderes. Außerdem verhält er sich wie ein tollpatschiger Teenager, wenn du ihn ansiehst.“ Will lachte leise. „Also bin ich mir ziemlich sicher, er weiß, zu wem er gehört. Aber das Ganze beruht auf Gegenseitigkeit, weißt du?“

„Oh, glaub mir, ich weiß“, sagte Logan und sah herunter auf den Mann, dessen Glück sein erstes und einziges Anliegen war. Dann überkam ihn Ernüchterung.

Da war etwas, das ihn die letzten Tage belastet hatte, und er dachte, dass jetzt ein guter Zeitpunkt wäre, danach zu fragen. Denn wenn jemand darauf eine Antwort hatte, dann war es Will. Logan ließ die Worte ein paar Mal durch seinen Kopf gehen und beobachtete, wie Tate die Harke an die Hauswand lehnte und sich die Hände an den Hosen abklopfte.

„Will?“

„Ja, Logan?“

„Kann ich … würde es dir etwas ausmachen, wenn ich dir eine Frage zu Tate und Jill stelle?“

Wills Lippen wurden schmaler und er hielt den Blick weiter auf Tate gerichtet, nickte jedoch. „Natürlich. Was liegt dir auf dem Herzen?“

Wie frage ich das, ohne unhöflich zu klingen … Zum Teufel, frag ihn einfach. Du willst es ja nur wissen, um seinen Sohn zu beschützen.

„Glaubst du, dass es eine gute Sache ist?“ Will sah Logan an und seine Augen verengten sich. Logan fragte sich, ob er eine Grenze überschritten hatte. „Du weißt schon, dass sie wieder in seinem Leben ist. Sie ist … ich weiß gar nicht, was ich genau sagen will. Glaubst du, dass sie ihm noch einmal so wehtun wird, wie damals?“

Wills Finger umschlossen die Kaffeetasse fester. Logan wurde zum ersten Mal klar, dass das der Grund war, warum er zu seiner Tochter keinen Kontakt mehr gehabt hatte. So wie sie ihren Bruder behandelt hatte, seinen Sohn … das hatte ihm ganz und gar nicht gefallen.

„Ich würde gern sagen, dass sie es nicht mehr tun wird. Aber ich hätte auch nie vermutet, dass sie beim ersten Mal so lange brauchte, um zur Vernunft zu kommen. Hör zu“, sagte Will und runzelte die Stirn. „Als sie Kinder waren haben sie wie Pech und Schwefel zusammengehalten. Jill hat ihren älteren Bruder bewundert. Und Tate? Er liebte seine kleine Schwester abgöttisch. Ich würde mich niemals zwischen sie stellen, wenn sie ihre Unstimmigkeiten wieder ausbügeln, aber …“

Aber was?, wollte Logan fragen. Stattdessen wartete er, welche Weisheit auch immer Will ihm geben wollte.

„Macht langsam“, sagte er letztlich. „Seid vorsichtig. So wie ich es verstanden habe, stehst du deinem Bruder sehr nah?“

Logan dachte an Cole und ihre Beziehung zueinander. Ja, trotz aller Widrigkeiten standen sie sich sehr nah. So sehr, dass Logan sich schuldig fühlte, seine Verlobung vor ihm geheim zu halten. Cole würde ihm dafür in den Hintern treten. „Ja. Wir stehen uns sehr nah. Wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass sie Tate mehr lieben, als mich.“

„Wirklich?“

Logan nickte. „In dem Augenblick, in dem sie ihn kennenlernten, liebten sie ihn. Okay, Cole dachte, er müsste sich seinen Kopf untersuchen lassen, weil er auch nur etwas mit mir zu tun haben wollte. Aber Rachel? Sie hat ihn sofort bedingungslos geliebt.“

Als Will kurz zusammenzuckte, wollte Logan seine Worte zurücknehmen. Er wollte das so nicht sagen, nicht zu Will. Denn auch wenn Tates Vater anfangs ihre Beziehung infrage gestellt hatte, hatte er sich doch schnell mit ihnen versöhnt und war seither unglaublich gewesen.

Logan berührte Will am Arm und als sie sich in die Augen sagen, sagte Logan: „Tut mir leid, ich wollte das nicht …“

„Ich weiß. Doch es ist ja wahr. Und manchmal tut es immer noch weh, die Wahrheit zu hören. Ich habe euch beide nicht ernst genommen …“

„Aber dann bist du auf uns zugekommen“, sagte Logan und zuckte mit der Schulter. „Das ist Schnee von gestern. Du bist mir in den letzten drei Jahren mehr ein Vater gewesen, als ich es je in meinem Leben hatte.“

„Nun, das ist doch schon mal was, oder?“

Logan wurde bewusst, wie wichtig es war, dass er diesem Mann erklärte, was er empfand. Doch als sie hier standen, hörte er sich selbst sagen: „Das ist es ganz bestimmt.“

Will lächelte und nickte verstehend. „Geht es mit Jill einfach langsam an. Ich denke schon, dass ihr Herz am rechten Fleck ist, aber genau wie du will ich nicht, dass meinem Jungen wieder wehgetan wird. Er hat schon genug durchgemacht.“

„Das stimmt.“

Sie beide sahen zu Tate hinüber, der jetzt zu ihnen kam. Will verschränkte die Arme. „Ich arbeite selbst immer noch an meiner Beziehung zu Jill. Da ist eine Menge aufzuarbeiten und auch wenn ich nicht glaube, dass die beiden jemals wieder so eng miteinander sein werden wie früher, können sie vielleicht irgendetwas anderes aufbauen. Das wäre besser, als gar keine Verbindung mehr zu haben.“

Es schmerzte Logans Herz, das zu hören, aber gleichzeitig war ihm klar, dass es die Wahrheit war. Denn wirklich, wie überwand man jemals etwas, wie das, was Tate hatte durchmachen müssen? Wie konnte man jemandem jemals wieder vertrauen, der einem so wehgetan hatte, wie Jill Tate? Und das war Logans Problem bei der Sache gewesen. Er konnte ihr noch nicht ganz vertrauen. Nicht genug, um sich einfach kopfüber hineinzustürzen, und er war froh zu hören, dass er damit nicht allein dastand.

„Danke“, sagte Logan erneut zu dem Mann neben ihm. „Das war wirklich hilfreich.“

„Jederzeit“, sagte Will und Logan nahm es ihm ab. Er könnte ihn jederzeit anrufen und um Rat fragen. Will würde da sein und ihn erteilen. Und war das nicht ein verrückter Gedanke? Logan würde Will bald zur Familie zählen, und das machte ihn echt verdammt froh.

Der Klang von Stiefeln auf Holz bewog Logan hinüber zu schauen und er sah, wie Tate die hinteren Stufen hochkam. Als er nach seinem Beanie griff und ihn vom Kopf zog, juckte es Logan in den Fingern, durch diese Locken zu fahren.

Oben angekommen drückte Tate Logan einen Kuss auf die Wange und nahm den Kaffeebecher von seinem Vater entgegen. Er stöhnte auf, als sich seine kalten Finger um die warme Keramik legten.

„Über was habt ihr denn hier oben geplaudert?“, fragte er und Logan hob die Schultern an. Er wollte nicht alles von der Unterhaltung preisgeben.

„Oh, wir haben nur über einen gewissen sturen Mann geredet, den wir beide zufällig kennen“, sagte Logan und konnte sich nicht zurückhalten. Er griff nach vorn, um Tates Locken anzufassen. „Dein Dad hat mir erzählt, dass es kein neuer Wesenszug von dir ist und du ihn schon als Kind verfeinert hast.“

Tate lehnte sich mit dem Hintern ans Geländer. „Und von wem habe ich das, alter Mann?“

„Ich habe nicht die geringste Ahnung wovon du redest“, sagte Will.

„Natürlich nicht“, sagte Tate und nickte in Wills Richtung. „Du kannst dich bei ihm für meinen Sturkopf bedanken, Logan.“

Logan blickte von Vater zu Sohn. „Wenn du glaubst, dass ich mich dafür bei ihm bedanke, hast du den Verstand verloren.“

„Weil du selbst so ein Kinderspiel bist“, witzelte Tate und umfasste seinen Kaffee mit beiden Händen.

„Entschuldige mal“, sagte Logan. „Ich bin ja wohl viel einfacher zu befriedigen als du.“

Tate ließ ein schallendes Lachen erklingen und als Logan bemerkte, was er da gerade gesagt hatte, schüttelte er den Kopf. „Stell deine versauten Gedanken ab, Morrison. Um Himmels willen, dein Vater steht direkt neben dir.“

„Als ob ihn über dich noch irgendetwas schocken könnte.“ Tate wackelte mit den Augenbrauen und Logan wusste, dass er an die Überraschung dachte, die sie für alle nächste Woche geplant hatten.

„Oh, ich weiß nicht“, sagte Logan. „Ich glaube schon, dass ich ihn noch schockieren könnte. Aber wie wäre es, wenn du versuchst dich zu benehmen und deinen Vater fragst, was wir ihn heute fragen wollten?“

Tate stellte den Kaffeebecher neben sich auf dem Geländer ab und lächelte seinen Vater an. Als Will abwechselnd zwischen ihnen beiden hin und her blickte, sagte Tate: „Hast du an Thanksgiving schon etwas vor?“

Kapitel 3

„Dad ist schon mal dabei“, sagte Tate später am Abend, als er in seiner Hosentasche nach dem Haustürschlüssel kramte. Es war kurz vor halb sieben und die klare Abendluft begann sich kalt anzufühlen, jetzt wo die Sonne untergegangen war.

„Und er bringt noch jemanden mit. Gut gemacht, Will“, sagte Logan und kam hinter ihm die Treppen hoch, bis er so nah hinter Tate stand, dass er seine Wärme durch die Kleidung hindurch spürte. „Morgen frage ich Cole. Allerdings sehe ich bei den Madisons kein Problem. Der einzige Grund, warum wir jedes Jahr dort gelandet sind, war, dass unser Apartment so klein gewesen ist. Jetzt können wir uns die Festtage aufteilen. Weihnachten dann bei ihnen wie immer, und Silvester in der Hütte mit den Kindern und einem großen Lagerfeuer. Wie klingt das?“

Perfekt, dachte Tate, schloss die Tür auf und öffnete sie. Er sah über die Schulter hinweg zu Logan. „Das klingt großartig. Ich kann es gar nicht abwarten, es allen an Thanksgiving zu sagen.“

„Geht mir genauso. Ich bin aufgeregt“, sagte Logan, als sie hineingingen.

„Ja?“

„Natürlich. Warum klingst du so skeptisch?“

Tate zuckte mit den Schultern und drehte sich zu Logan um, der sich an die Tür gelehnt hatte. „Nicht skeptisch. Ich erinnere mich nur an eine gewisse Unterhaltung, die wir hatten. Über dich, mich und ein Standesamt …“

Logan rollte mit den Augen. „Ich bin immer noch der Meinung, dass eine schnelle, ungeplante, unkomplizierte Sache viel einfacher wäre, als eine richtige Hochzeit. Rachel und Cole haben das gemacht. Stell dir vor, wie verrückt alles wird, wenn wir ihnen davon erzählen.“

Tate lachte. Er wusste, dass Logan recht hatte. Dennoch schüttelte er den Kopf. Sie hatten sich auf dem Weingut darüber unterhalten. Doch je näher die Ankündigung rückte, desto mehr zeigte Logan Anzeichen von Beklemmungen bei Worten wie Hochzeit und Zeremonie.

„Ich heirate dich nicht in dem gleichen Gerichtsgebäude, in dem du jeden Tag arbeitest, Logan. Ich will unsere Freunde und Familien dabei haben und du möchtest das auch. Das hast du mir gesagt.“ Tate hielt inne und fügte dann hinzu: „Ich liebe dich und will, dass sie wissen, wie sehr.“

Logan stieß sich von der Tür ab. Als sie sich an den Zehenspitzen berührten, zog er einen Finger von oben nach unten über Tates Jacke. „Wie könnte ich jemals Nein zu dir sagen, wenn du so ein Süßholzraspler bist?“

„Ich sage nichts als die Wahrheit.“

„Was der Grund ist, dass ich zugestimmt habe, erinnerst du dich? Du warst ziemlich überzeugend an dem Abend“, sagte Logan und sie beide warfen ihre Schlüssel auf den Tisch am Eingang.

„Hm. Du denkst also, dass es dir gefallen wird, ein Ehemann zu sein?“

„Nein“, sagte Logan. „Ich werde es lieben, deiner zu sein.“

Tates Grinsen kam prompt – und albern, da war er sich sicher. „Meiner. Das gefällt mir.“

„Gut, denn das ist ja schon seit dem ersten Gin Tonic, den du mir serviert hast so.“

„Nein. Ich habe meine Meinung geändert“, sagte Tate und schüttelte den Kopf. „Verdammt, ich liebe es.“

„Wirklich?“ Logan lachte und dieses sinnliche Grinsen ließ Tates Schwanz aufhorchen und strammstehen.

„Genau. Der sexyste Mann in der Bar … halt Moment. Der sexyste Anti-Ehe-Mann in der Bar, der am Ende mein Verlobter ist. Diese Story muss man einfach lieben. Tatsächlich denke ich, dass mich das zum überzeugendsten Mann weit und breit macht.“

„Ich weiß nicht recht“, sagte Logan und kam näher. „Ich denke, es ist ungewiss, wer der Überzeugendste ist, weil ich, du weißt schon, den Hetero dazu gebracht habe, zuzugeben, dass er es liebt, mich zu küssen.“

„Ich liebe noch viel mehr als das und danke Gott dafür. Anderenfalls würde in der nächsten Minute die Tatsache, dass du mir gerade die Jeans aufknöpfst, vielleicht ein bisschen unangenehm sein.“

Logan knabberte an Tates Lippen und dann brummte er tief in der Kehle: „Unangenehm wäre das allerletzte Wort, das ich verwenden würde, wenn ich beschreiben sollte, was ich fühle, wenn ich dir an die Wäsche gehe, Mr. Morrison.“

„Ach ja?“, sagte Tate. Mit dem Hacken stieß er an die Treppenstufe, wobei er etwas aus dem Gleichgewicht geriet. „Dir ist aber bewusst, dass wir oben ein schönes, großes Bett haben, oder?“

„Schon. Aber das ist zu weit weg“, beschwerte sich Logan und legte seine Finger um Tates Erektion.

„Verflucht …“ Tate stöhnte. Er konnte fühlen, wie die Erregung von ihm Besitz ergriff, wie immer, wenn Logan so war wie jetzt. „Nach oben“, sagte er nochmal und griff nach Logans Hand. Er war entschlossen, nicht splitterfasernackt auf den Treppenstufen zu enden.

Er zog ihn ins Schlafzimmer, wo sie sich fertig ausziehen konnten. Tate kickte sich die Schuhe von den Füßen und dann warf er seine Lederjacke über das Bettende. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Logan sich an den Türrahmen lehnte und ihn beobachtete.

„Was ist das für ein Blick?“

Logan leckte sich über die vollen Lippen und fuhr mit seinem Blick an ihm herunter. Tates Schwanz wurde hart wie Stahl.

„Einer, der sagt, dass ich damals in der Bar nie, nicht in einer Million Jahren gedacht hätte, dass wir eines Tages hier landen würden.“

„Im selben Schlafzimmer?“, spöttelte Tate und seine Hose fiel auf den Boden. „Also das ist eine glatte Lüge. Du hast von der ersten Sekunde an darauf hingearbeitet.“

„Verlobt“, stellte Logan klar und kam näher. „Ich hatte keine Zweifel, dass du in meinem Schlafzimmer enden würdest. Oder in meinem Bett. Oder in mir, wo wir schon darüber sprechen.“

„Ziemlich arrogant, oder?“

„Hab ich denn unrecht?“, fragte Logan und kam vor ihm zum Stehen.

„Nein. Aber du bist arrogant.“

„Und trotzdem liebst du mich“, sagte Logan. Er ging ins Badezimmer. „Das ist auch der Grund, warum du mich heiraten wirst.“

Tate grinste und zog sich das T-Shirt aus. Als er komplett nackt war, ging er ins Bad. Logan war gerade fertig, sich die Zähne zu putzen. Sein Pullover lag im Wäschekorb, aber ansonsten war alles perfekt an seinem Anwalt.

Tate lief über die beheizten Bodenfliesen durch das Bad und Logan beobachtete ihn im Spiegel. Tate liebte es, wenn Logan so war. Still und raubtierhaft. Und jetzt, als Logan sich umdrehte und seinen Hintern ans Waschbecken lehnte, sah er Tate an, als sehe er ihn zum allerersten Mal.

„Komm her“, sagte Logan und krümmte den Zeigefinger in einer lockenden Geste.

Tate zögerte nicht, bewegte sich die paar Schritte, die er brauchte, bis er zwischen Logans Beinen stand.

„Ich liebe das“, sagte Logan und legte die Arme um Tates Taille. „Wenn du nackt bist und ich nicht. Es ist so verflucht heiß.“

Tate rieb seine Erektion gegen den steifen Schwanz in Logans Jeans. „Wirklich? Hätte ich gar nicht vermutet.“

Logan schob ein Bein zwischen seine Oberschenkel und dann kniff er ihn in die Rundung seines Hinterns. „Klugscheißerischer Arsch.“

„Er ist ziemlich knackig. Willst du rein?“

Logan stöhnte und schob seinen Unterleib nach vorn. „Fuck, Tate.“

„Genau das hatte ich im Sinn. Dich. Wie du mich fickst. Jetzt.“

„Himmel“, sagte Logan und schloss die Augen, als Tate die Hüften gegen seine schob. „Wie, nach all der Zeit, bringst du es fertig, dass ich innerhalb von Sekunden den Verstand verliere?“

Tate atmete schwer an Logans Lippen. Er griff hinunter, um dessen Jeans zu öffnen. „Ich habe keine Ahnung, aber glaub mir, es beruht auf Gegenseitigkeit. Ich will dich in mir. Hier, wo ich dich dabei beobachten kann.“

Logans Lider flogen auf und die Augen leuchteten. Als Tate seinen Mund mit einem heißen Kuss nehmen wollte, klingelte eines ihrer Handys.

„Ignorier es“, sagte Logan. So verlockend das auch war, Tate konnte es nicht. Er wusste, dass es Robbie aus der Bar sein könnte, oder Logans Büro.

„Das geht nicht.“

„Du machst wohl Witze.“

„Logan … zwei Minuten?“, sagte Tate, wobei er zögerlich losließ und zur Tür ging.