Try - Versuch es - Ella Frank - E-Book

Try - Versuch es E-Book

Ella Frank

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Beschreibung

Logan Mitchell ist ein erfolgreicher Anwalt, gutaussehend und liebt Sex. Dabei macht er keine Unterschiede, ob Mann oder Frau, das spielt für ihn keine Rolle. Er lebt frei nach dem Motto: Wenn es dich interessiert, warum solltest du nicht versuchen es zu bekommen. Und im Moment will Logan Tate Morrison. Tate hat gerade vier Jahre Ehehölle hinter sich und er ist dabei, sein Leben neu zu sortieren. Er nimmt einen Job als Barkeeper in einer noblen Bar an und trifft dort auf Logan Mitchell, ein Stammgast und jemand, der offensichtlich daran gewöhnt ist, immer das zu bekommen was er will. Die Anziehungskraft zwischen ihnen ist groß und die Funken fliegen gewaltig, doch da gibt es einige vermeintlich unumschiffbare Hürden: Tate steht nicht auf Männer, und Logan steht nicht auf Beziehungen …

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Seitenzahl: 508

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Try – Versuch es

Temptation 1

Ella Frank

Try - Versuch esTemptation 1Ella Frank

© 2017 Sieben Verlag, 64823 Groß-Umstadt© Übersetzung externbrink translations© Covergestaltung Andrea Gunschera© Originalausgabe 2013 Ella Frank

ISBN Taschenbuch: 9783864437168ISBN eBook-mobi: 9783864437175ISBN eBook-epub: 9783864437182

www.sieben-verlag.de

Für …das ist ganz einfach: Logan und Tate.

Inhalt

Prolog

Teil 1Erkenntnis: Etwas erkennen, das wahr ist

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Teil 2Reaktion: Eine emotionale oder intellektuelle Antwort, hervorgerufen durch einen Auslöser

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Danksagung

Über die Autorin

Prolog

Flugzeuge waren nicht unbedingt Logans Sache. Aber die warme Pussy, in der sein Schwanz bis zum Anschlag steckte, gefiel ihm deutlich besser als das kühle blaue Leder von Sitz 1D in der Business Class. Auf den leeren Platz neben ihm hatte sich erst im letzten Moment jemand gesetzt, kurz bevor das Flugzeug in Richtung Startbahn gerollt war.

Jetzt ist mein Plan, den Flug zu verschlafen, durchkreuzt worden. Stattdessen werde ich …

„Sei still, Süße! Wenn du stöhnst, muss ich dich ruhigstellen.“ Logan legte seine Hand auf ihren geöffneten, rosa geschminkten Mund.

Er war auf einen weiteren langweiligen Flug von L.A. zurück nach Chicago eingestellt gewesen, hatte sich den üblichen Gin Tonic servieren lassen, sein Sakko aufgeknöpft, die Beine übereinandergeschlagen und ungeduldig darauf gewartet, dass es losging. Mit etwas Glück konnte er noch ein paar Drinks nehmen und den halben Flug über schlafen.

Was bin ich doch für ein verdammter Glückspilz!

Er trank gerade seinen Gin Tonic aus einem Plastikbecher, als er vor der Kabinentür eine Frauenstimme hörte. „Warten Sie! Warten Sie! Hier kommt noch jemand!“

Dann hatte er Jessica gesehen. Oh verdammt, ja, mehr bitte!

Eine langbeinige Blondine in einem rosafarbenen Minirock. Sie war zur Tür hereinspaziert, und dann war er bei ihr zur Tür hineinspaziert, sozusagen.

Die Stewardess hatte Jessica angelächelt. „Da haben Sie aber Glück. Wir wollten die Kabinentür gerade schließen.“

Jessica hatte gelacht.

Bei dem Geräusch war sein Schwanz munter geworden.

„Wie gut, dass ich gerannt bin!“

„Dann wollen wir Sie mal unterbringen. Was ist Ihre Sitznummer?“

„Ich glaube, 1C.“

So viel dazu.

Im Moment saß Jessica mit nacktem Po auf dem winzigen Waschbecken in der hinteren Toilette des Virgin America Fluges 201. Den Rock hatte er ihr bis über die Taille geschoben. Also nichts mit virgin, jungfräulich. Logan war sich ziemlich sicher, dass sie nicht mal wusste, was das Wort jungfräulich bedeutete. Besonders in Anbetracht ihrer weit gespreizten, weichen Oberschenkel und ihrer tropfnassen Pussy, in die er seinen Schwanz hineinstieß. Aber das sollte ihm nur recht sein.

Als sie neben seinem Sitz stehen geblieben war, hatte er seinen Blick von den schwarzen High Heels über ihre langen, glatten Beine nach oben wandern lassen.

Und sich nicht dafür entschuldigt. Auch nicht dafür, dass er sie mit seinem Blick gevögelt und sie als mögliche Sexpartnerin taxiert hatte.

Jessica hatte das offenbar nichts ausgemacht. Sie hatte auf den Sitz neben ihm gezeigt und ihn dabei kokett mit ihren grünen Augen angesehen.

„Sieht so aus, als müssten Sie’s mit mir aushalten.“

„Ja, sieht so aus.“

Sie hatte ihre Tasche in dem Fach über seinem Kopf verstaut, sich langsam auf dem Sitz niedergelassen und ihm die Hand zur Begrüßung hingehalten.

Diese kleine Hand krallt sich gerade in das Revers meines Sakkos. Logan stieß in sie hinein, soweit es seine eingeklemmte und unbequeme Position zuließ.

„Ich bin Jessica.“ Bei diesen Worten hatte sie ihn kühn und abschätzend angesehen, genauso wie er sie zuvor.

Er hatte die kleinen Finger mit den manikürten rosa Nägeln betrachtet. Und plötzlich war ihm der Flug sehr viel interessanter erschienen.

Er hatte ihr die Hand geschüttelt. „Ich bin Logan.“

„Fester, Logan!“, stöhnte sie. Es gefiel ihm, dass sie seinen Namen in diesem Zusammenhang verwendete.

Okay, da sage ich doch nicht Nein.

Logan stemmte die Füße fest auf den Boden des Waschraums, was ziemlich schwierig war, weil seine Schuhe gegen die Plastikabdeckung stießen, die den ganzen verdammten Raum ausfüllte. Schließlich fand er sein Gleichgewicht, umklammerte Jessicas Po mit der linken Hand, hielt sich mit der rechten am Waschtisch fest und hämmerte in sie hinein, so wie sie es verlangt hatte. Er brachte sie beide näher zu dem entscheidenden Moment, dirigierte sie förmlich in den Himmel.

Er hatte vorher nie darüber nachgedacht, in einem Flugzeug zum Höhepunkt zu kommen, bevor es sich aus der Warteschleife löste und zum Start ansetzte. Neben Jessica hatte er an nichts anderes mehr denken können. Jessica hatte mit viel Aufhebens ihre Beine übereinandergeschlagen und dabei sehr viel mehr als ihre Oberschenkel entblößt.

„Also, Logan, ich habe das Gefühl, dieser Flug ist soeben interessant geworden. Ich danke Ihnen dafür.“

Er hatte sie selbstgefällig angesehen. Sein Blick war genauso lasterhaft gewesen wie die Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen.

Das Flugzeug war mit der vollen Kraft von zwei turbinenstrahlangetriebenen Motoren über die Startbahn geschossen. Logan hatte sich nach vorn gebeugt, um sich auf das Abheben vorzubereiten. Während das Flugzeug abhob, ähnlich wie sein pulsierender Schwanz, hatte er schließlich geantwortet. „Ich gebe mir Mühe. Und, fliegen Sie nach Hause, zu Ihrem Mann und Ihren Kindern?“

Jessica war sich mit der Zunge über ihre glänzenden Lippen gefahren. Logan hatte sich augenblicklich vorgestellt, wie ihre Zunge genau diese Bewegung zwischen seinen Beinen vollführte.

„Kein Mann, keine Kinder.“

In dem Moment war ihm klar geworden: Er würde einem exklusiven Club beitreten, der mit Jungfräulichkeit nichts zu tun hatte. Überhaupt nichts.

„Aha.“ Seine Eier waren hart geworden, und seine Pobacken hatten sich zusammenzogen.

Jessica legte ihr Bein fest um seine Taille und zog ihn näher zu sich. Ihre Augen wurden groß, als er ihr die Hand auf den Mund legte. Dann umklammerten ihre süßen, schlüpfrigen Muskeln seinen Schwanz wie ein verdammter Schraubstock, und sie kamen beide.

Für 543,90 Dollar wurden sie Mitglieder im exklusiven Mile High Club. Dieser Eintrittspreis war jeden Cent wert.

Teil 1Erkenntnis: Etwas erkennen, das wahr ist.

Kapitel 1

Montagabend, Viertel nach neun, und wie immer bin ich noch im Büro.

Logan saß in seinem Schreibtischsessel. Er schob die Brille hoch und rieb sich den Nasenrücken. Es war sehr ruhig im Büro. Er war der Einzige auf dieser Etage, der noch arbeitete.

Für ihn war dies die beste Zeit des Tages. Seine Zeit. Die Zeit, in der er sich entspannen, sämtliche Äußerlichkeiten wie Titel, Besitz und Aussehen loslassen und einfach nur er selbst sein konnte.

Er stand auf, bewegte den Kopf hin und her und löste die blaue Krawatte, die er zu einem perfekten Knoten gebunden hatte.

Es war an der Zeit, in seiner Lieblingsbar einen schnellen Drink zu nehmen und dann nach Hause zu gehen. Er griff nach seiner Aktentasche, schaltete das Licht aus, verließ das Büro und ging Richtung Aufzug. Während er auf den Fahrstuhl wartete, schaute er sich um.

Mitchell & Madison. Tja, wer hätte das gedacht?

Er und Cole hatten richtig was auf die Beine gestellt. Gemessen an den wilden Zeiten im College war das beinahe schockierend. Aber dafür war das College halt da: Dies und das ausprobieren, diese oder jene Frau ausprobieren. Und nach nun ja … ihm … hatte Logan erst recht alles ausprobiert.

Cole, der schon seit drei Jahren verheiratet war, ging ihm ständig auf die Nerven mit seinem Gerede von einer festen Partnerschaft. Vermutlich eine verdammt gute Idee, aber Logan war einfach nicht wie Cole.

Er verspürte überhaupt kein Bedürfnis, sich an jemanden zu binden, weder Mann noch Frau. Es war sehr viel aufregender, sich zu nehmen, was einem angeboten wurde. Eine so große Stadt wie diese bot eine Menge Möglichkeiten. Und bis zu dem Augenblick, in dem sein Schwanz nur noch für eine Person hart wurde, hatte Logan vor, nicht eine dieser Möglichkeiten ungenutzt zu lassen.

Der Aufzug hielt. Logan ging hinein mit einem einzigen Gedanken: ein Drink.

Jetzt noch ein Gin Tonic, und dann ist das Leben richtig gut.

Er war sehr erfolgreich in seinem Job, hatte eine Eigentumswohnung im Stadtzentrum und ein Büro gleich neben seiner Lieblingsbar. Wäre er ein arroganter Typ, würde er …

Ach was soll’s, wem will ich hier bitte was vormachen? Ich bin ein vom Glück verwöhnter Scheißkerl.

Er ging ein paar Schritte durch die kühle Nachtluft und betrat das After Hours. Gemütlich und vertraut, mit dezenter Beleuchtung. Logan liebte es, hierher zu kommen. Es war der perfekte Ort, um einfach nur dazusitzen und Menschen zu beobachten. Wenn er wollte, konnte er auf die Jagd gehen – ohne die unruhige Atmosphäre, die für Abschleppbars so typisch war.

Heb dir solche Bars fürs Wochenende auf.

Nach der Arbeit hatte er es gern ruhig, und vielleicht …

Oh ja, dachte er, als eine üppige Brünette an ihm vorbeiging. Ihre Brüste streiften seinen Arm. Davon hätte ich auch gern was.

Er dachte kurz daran, eine von den dunklen, geschützten Nischen aufzusuchen, änderte aber dann seine Meinung wieder und ging daran vorbei. Er fand einen freien Platz am Ende der Theke. Sein Handy piepte. Er legte es auf die Theke und ignorierte die Nachricht von …

Ah ja. Flug L.A.-Chicago-Jessica.

Er stellte seine Aktentasche auf den Boden, setzte sich, schob die Tasche zwischen seine Füße, wo sie sicher war, und wartete auf den Barkeeper. Als er sich unter den wenigen Gästen in der Bar umschaute, fiel ihm eine attraktive Frau auf, die weiter oben an der Theke stand. Vermutlich Anfang dreißig. Eine kleine Rothaarige in einer engen schwarzen Jacke und einem Rock, der ihren Hintern so umspannte, wie seine Hände es gern getan hätten.

Sie drehte ihren Kopf in seine Richtung, und er bemerkte den Drink in ihrer Hand. Sobald der verdammte Barkeeper auftauchte, würde Logan ihr einen Drink schicken lassen. Später würde er sie mit in sein Büro nehmen, sie über seinen Schreibtisch legen und sich ihrem tollen Arsch widmen.

„Was kann ich Ihnen bringen?“

Na endlich.

Logan drehte sich zu der Baritonstimme um. Wie gut, dass er saß. Der Mann, der auf eine Antwort von ihm wartete, war verdammt heiß, und Logans Körper reagierte auf ihn.

Er räusperte sich und ermahnte sich, freundlich zu sein. „Gin Tonic. Machen Sie eine Flasche für mich auf? Danke.“

„Klar. Kommt sofort.“ Der Barkeeper wandte sich ab, um Logans Drink zuzubereiten.

Braune Locken, breite Schultern, schmale Taille und …!

Apropos Hintern …

Der Mann drehte sich wieder um, schob Logan das Glas zu und schenkte ihm ein breites Lächeln. Dann legte er seine großen Hände auf die Theke und krümmte die Finger, als wollte er ein Geheimnis ausplaudern.

Logan spürte, wie sein Schwanz auf den Übermut in den Augen des Mannes reagierte. Er rückte etwas näher. Diese Option erschien ihm sehr viel interessanter als die vorherige.

Jedenfalls so lange, bis der Barkeeper mit dem Kopf auf die Rothaarige deutete. „Und? Was ist mit ihr?“

Logan sah zu der Frau, die immer noch zu ihm herüberschaute. Pech für sie. Noch vor zwei Minuten war es beschlossene Sache gewesen, dass er sie vögeln würde.

Logan blickte wieder zu dem Barkeeper. Der sah belustigt aus. Logan begann darüber nachzudenken, wie er es wohl anstellen könnte, mit dem Mann allein zu sein. Diese pompöse Weste und die Krawatte, die Teil der After Hours Uniform waren, würden noch viel besser aussehen, wenn der Mann vor ihm auf dem Boden kniete.

„Was soll mit ihr sein?“, antwortete Logan schließlich, griff nach dem Glas und setzte es an die Lippen.

Der Barkeeper lachte. Logan konnte den Adamsapfel an seinem gebräunten Hals auf und ab hüpfen sehen.

„Wir machen also auf cool, ich verstehe.“ Der Mann nahm ein weißes Tuch und legte es sich über die Schulter.

„Ich glaube nicht, dass Sie das verstehen.“

Wenn du es tätest, würdest du sicher schleunigst das Weite suchen.

„Wie bitte?“

„Nichts. Ich schätze, ich habe einfach meine Meinung geändert.“

„Himmel noch mal, warum sollten Sie so etwas tun? Sie ist total sexy.“

Logan trank schnell einen Schluck. Sein Körper spannte sich an, als der Barkeeper mit seiner sanften Stimme das Wort sexy aussprach. Genauso gut hätte er mit der Hand über Logans Schwanz streichen können.

Normalerweise waren die Angestellten im After Hours nicht so gesprächig, und wenn doch, blieben sie immer höflich. Das hier war eine Bar mit Stil, kein Pub. Aber weil der Barkeeper so offensichtlich das Publikum abcheckte, gab Logan der Frau eine zweite Chance.

„Sie haben recht, sie ist heiß.“

„Wollen Sie noch einen?“ Der Barkeeper deutete auf Logans leeres Glas.

„Ja. Sie sind also neu hier?“

Der Mann nickte, seine dunklen Locken wippten. „Da Sie das wissen, sind Sie offensichtlich nicht neu. Ich habe gestern angefangen.“

„Ich bin vermutlich das, was man einen Stammkunden nennt. Ich arbeite nebenan.“

Der Barkeeper schob Logan ein neues Glas hin. Logan nahm es, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Der Mann strahlte etwas aus, aber Logan war sich ziemlich sicher, dass es nicht das war, worauf er hoffte.

Ist vermutlich nur ein neuer Angestellter, der einen anständigen Kunden zu schätzen weiß.

Die Gedanken, die Logan durch den Kopf schossen, waren jedenfalls nicht anständig. Einer davon ganz und gar nicht.

Der Barkeeper deutete auf das andere Ende der Bar. Sein Lächeln entblößte schneeweiße Zähne. „Ich muss jetzt zurück zu meinen Fans. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie der sexy Rothaarigen einen Drink ausgeben wollen. Sie sehen aus, als könnten Sie Entspannung gebrauchen, wenn Sie verstehen, was ich meine.“

Dann war er weg und begann mit einer Blondine zu flirten, bevor Logan den Mund aufmachen, geschweige denn Nein, tue ich nicht. Was zum Teufel wollen Sie damit sagen? herausbringen konnte. Die Blondine ließ den Barkeeper tief in ihr Dekolleté schauen. Logan musste einfach hingucken, während er sein Glas leerte.

Mist, jetzt wird es kompliziert.

Gerade noch hatte er gedacht, es wäre einfach, heute Abend eine Frau über seinen Schreibtisch zu legen, und schon gab es verdammte Schwierigkeiten.

Mach dich bereit, Junge! Ich will heute Abend mit Eiern spielen.

Tate konzentrierte sich darauf, der üppigen Blondine vor der Theke einen Cocktail zu mixen. Dies war erst sein zweiter Arbeitstag im After Hours, aber er arbeitete schon lange als Barkeeper.

Eines von vielen Dingen, die Diana gehasst hat.

Was er auch getan hatte während ihrer Ehe – nichts davon hatte sie glücklich machen können.

Am Anfang waren sie unzertrennlich gewesen. Wenn sie zusammen in einem Zimmer waren, kam es immer zum Sex. Sie hatten es nie geschafft, ihre Hände voneinander zu lassen. Die Nächte waren heiß gewesen, aber ihrer Beziehung hatte das Fundament gefehlt, und ihre enorme Eifersucht hatte ein Übriges getan.

Ihre Liebe und ihr Leben waren nur auf Lust aufgebaut gewesen. Die Lust hatte sich mit der Zeit in rasende Eifersucht verwandelt, und ihre Ehe war unerträglich geworden.

Inzwischen hatte Tate jedes Mal, wenn er sie sah, Lust, auf etwas einzuschlagen.

Das Fruchtgemisch war jetzt fertig. Er goss die hellrote Flüssigkeit in ein hohes Glas, fügte eine Scheibe Ananas und einen Strohhalm hinzu und schob das Glas der Blonden hin.

„Das macht zwölf Dollar.“ Er zwinkerte ihr zu und schenkte ihr ein sexy Lächeln, weil er wusste, dass ihm das ein Trinkgeld einbringen würde.

Genauso hatte er es ein paar Minuten zuvor mit dem Mann am anderen Ende der Bar gemacht. Der beobachtete ihn immer noch.

Die Frau schob einen Zwanzigdollarschein über die glatte Oberfläche der Theke, musterte ihn augenfällig und entschuldigte sich nicht dafür. Als sich ihre Blicke trafen, ließ sie ihre Zunge mit dem Strohhalm spielen, so als würde sie die Spitze seines Schwanzes lecken.

„Der Rest ist für Sie“, sagte sie provozierend.

Tate nahm den Schein und griff nach einer kleinen schwarzen Serviette. Die Frau beugte sich vor. Er bewunderte ihr beeindruckendes Dekolleté, wie es von ihm erwartet wurde, und legte ihr die Serviette für das Glas hin.

„Danke.“

Schnell legte die Frau ihre kühle Hand auf seine. „War mir ein Vergnügen.“

Tate wusste, dass das alles zu seinem Job gehörte. Flirte mit den Frauen, sei freundlich zu den Männern, und überschreite niemals eine Grenze.

Er wusste auch, dass die meisten der Geschäftsleute, Männer und Frauen, üblicherweise auf ihrem Weg nach Hause in die Bar kamen … vielleicht kamen sie auch, um nicht nach Hause gehen zu müssen. Wer wusste das schon? Und wen störte das?

In beiden Fällen war es seine Aufgabe, ihnen freundlich zuzuhören, ihnen zu geben, was sie bestellten, und dafür zu sorgen, dass sie gern wiederkamen. Also tat er das auch. Wenn er hier und da ein wenig flirtete, dann nur, weil er das Flirten zur Kunst erhoben hatte. Außerdem bekam er auf diese Art großzügig bemessene Trinkgelder.

„Mir war es auch ein Vergnügen, aber jetzt muss ich mich um die anderen Gäste kümmern.“ Vorsichtig zog er seine Hand zurück und richtete sich auf.

„Wann haben Sie heute Feierabend?“

Tate strich mit der Hand über seine schwarze Weste. „Spät. Wann fangen Sie morgen an zu arbeiten?“

„Früh.“ Sie sog das Ende des Strohhalms zwischen ihre glänzend roten Lippen.

„Oh, das ist schade, nicht?“ Tate meinte tatsächlich, was er sagte. Sein Schwanz zeigte nach langer Zeit mal wieder Interesse. „Ich schätze, wir sind zwei Schiffe, die in der Nacht aneinander vorbeifahren.“

Kühn musterte sie ihn von oben bis unten. „Sind Sie morgen Abend hier?“

Tate nickte und zog das Tuch von der Schulter.

„Ich bin dienstags bis samstags hier. Haben Sie es noch nicht gehört? Ich bin die neue Attraktion.“ Dann ging er zurück zu dem Mann.

Er lehnte sich an die Theke und betrachtete Mr. Gin Tonic. Dessen Glas war schon wieder leer. „Noch eins?“

„Nein.“

Tate sah in die blauen Augen hinter den Gläsern der schmalen, hippen Brille. Das war ein verdammt kultivierter Kerl, die schwarzen Haare gestylt, akkurat nach links gescheitelt und perfekt zerstrubbelt. Ganz offensichtlich nahm er sein Image ernst.

Diana hatte einmal einen Mann als schicken Strebertyp bezeichnet. Auf diesen Mann traf das ebenfalls zu, abgesehen von seinen Augen. Tate konnte nicht herausfinden, was genau der Unterschied war. Bei dem Schweigen, das zwischen ihnen hing, und dem intensiven Blick des Mannes fühlte er sich leicht unbehaglich.

Außerdem hatte das Interesse, das die Blonde in seinem Schwanz geweckt hatte, noch nicht nachgelassen. Schnell schob er diesen Gedanken beiseite.

„Kann ich Ihnen etwas anderes bringen?“

„Warum haben Sie sie nicht nach ihrer Nummer gefragt?“

„Wie bitte?“ Der plötzliche Themenwechsel hatte Tate kalt erwischt.

„Ihre Nummer“, wiederholte der Mann und sah zu der Blonden hinüber. „Warum haben Sie sie nicht darum gebeten? Sie war doch offensichtlich interessiert an Ihnen.“

Tate hielt immer noch das Tuch in der linken Hand und begann die Oberfläche der Bar damit abzuwischen. Sie war schon blitzsauber, aber er musste sich ablenken.

„Wir dürfen uns nicht mit Kunden einlassen.“ Tate wischte weiter, zuckte mit den Schultern und setzte ein unbekümmertes Lächeln auf.

Der Mann starrte ihn an und erwiderte das Lächeln nicht. „Das ist eine Schande.“

Tate hielt mit dem Wischen inne. Was zum Teufel soll das heißen? Er sah sich verwirrt um. Seine Kolleginnen Amelia und Stacy waren nicht zu sehen. Wen der Mann wohl meinte? Sein Blick wirkte jetzt, als würde er sich über Tate amüsieren.

„Es ist wirklich eine Schande, denn sie ist … wie sagten Sie vorhin über die Rothaarige … total sexy.“

Tate schwieg erschrocken. Ihm wollte einfach nichts einfallen, was er sagen konnte. Einen kurzen Moment lang hatte er falsche Schlüsse gezogen und gedacht, der Mann hätte gesagt, es sei eine Schande, dass er sich nicht mit ihm einlassen durfte. Statt zu antworten, stand Tate nur da, mit dem Tuch in der Hand, und sah den Mann an.

Der stand auf und hob seine Aktentasche vom Boden auf. Dann nahm er sein vibrierendes Handy von der Theke und schaute auf das Display. Offensichtlich war es nichts Wichtiges. Er sah wieder zu Tate, zog seine Geldbörse aus der Hosentasche, nahm etwas Geld heraus und schob es über die Theke.

Aus irgendeinem Grund war es wichtig für Tate, seinen Mann zu stehen. Daher würdigte er das Geld keines Blickes. Stattdessen setzte er sein unwiderstehlichstes Lächeln auf – das half ihm durch jede Situation hindurch.

„Sie sollten sie nach ihrer Nummer fragen. Sie sehen aus, als bräuchten Sie Entspannung, wenn Sie verstehen, was ich meine.“

Nach dieser Retourkutsche für Tates Bemerkung wandte sich der Mann ab und verließ telefonierend die Bar.

Erst als Stacy ihn ansprach, fiel Tate auf, dass er ein paar Minuten lang auf der Stelle gestanden und dass seine Erektion nicht nachgelassen hatte.

Auf der Theke lag ein Fünfzigdollarschein. Tate schüttelte den Kopf.

Scheiße, das ist ein Mordstrinkgeld. Es ist mir egal, wie merkwürdig unser Gespräch war. Wenn er hier Stammkunde ist, dann will ich ihn.

Kapitel 2

Jetzt bin ich schon den zweiten Abend in Folge im After Hours.

Heute Abend war Logan früher gekommen als sonst. Seine Uhr zeigte Viertel nach fünf. So früh verließ er sonst nie das Büro, es sei denn, er musste noch irgendwo hin oder er wollte jemanden flachlegen. Beides war heute nicht der Fall. Nichtsdestotrotz war er wieder hergekommen. Was auch immer ihn an ihrer ersten Begegnung dazu bewogen hatte, ging ihm nicht aus dem Kopf. Das war nicht normal.

Das muss aufhören. Am besten gehe ich wieder hin und schaue ihn mir noch mal an.

Mit gesenktem Blick bahnte sich Logan einen Weg durch die Menschenmenge, die sich nach Feierabend durch die Straßen schob. Er wollte heute nicht abgelenkt werden, und er wollte auch keine Aufmerksamkeit erregen. Er wollte einfach am Ende der Bar sitzen und den Barkeeper beobachten.

Heute trug er nur sein Handy und seine Geldbörse bei sich. Die Aktentasche hatte er absichtlich im Büro gelassen. Er wollte nicht darauf achten, was er zwischen seinen Beinen hatte. Also, zwischen meinen Füßen.

Er sah sich nach dem Barkeeper um, der war nirgends zu sehen.

Hm, vielleicht arbeitet er heute nicht. Aber Logan war sicher, dass er gesagt hatte, er arbeite von Dienstag bis Samstag. Na toll, jetzt werde ich auch noch zum Stalker.

Logan setzte sich ganz hinten an die Bar, öffnete die Knöpfe seines schwarzen Jacketts und lockerte die Krawatte.

Stacy, eine der Bardamen, kam lächelnd auf ihn zu. „Das Übliche? Oder haben Sie heute vor, vom Plan abzuweichen?“

Logan wollte gerade antworten, aber bevor er den Mund aufmachen konnte, hörte er die tiefe Baritonstimme hinter sich. „Ich wette, er nimmt Gin Tonic. Warum etwas anders machen als sonst?“

Logan drehte sich um und sah den Mann vom Vorabend. Er trug wieder seine schwarze Uniform und ging gerade hinüber zu der Schranke an der Theke. Logans Schwanz machte sich bemerkbar. Warum überraschte ihn das? Er senkte den Blick. Der Mann trug eine schwarze Lederjacke in der einen und einen roten Motorradhelm in der anderen Hand. Logans Schwanz zuckte interessiert.

Die braunen Locken des Mannes waren ganz zerzaust, so als hätte er gerade erst den Helm abgenommen. Er ging durch die Schranke, drehte sich um und sah Logan an. Auf seinem Gesicht lag dasselbe entspannte Grinsen wie am Vorabend. Logans Schwanz wurde verdammt hart.

Himmel, jetzt ist es offiziell. Ich bekomme einen Ständer bei einem Hetero. Na großartig.

„Ihr Lieblingsdrink, ja?“

„Genau“, antwortete Logan.

Stacy winkte ihm zu.

Ich muss unbedingt seinen Namen wissen.

„Dann überlasse ich das dir“, sagte Stacy zu ihrem Kollegen und ging zu einem Kunden, der sich gerade hingesetzt hatte.

Der Barkeeper drehte sich um, nahm ein Tuch und steckte es sich in den Hosenbund. Logan nutzte die Gelegenheit, um einen schönen langen Blick auf seinen Hintern zu werfen, der sich unter dem schwarzen Stoff der Hose abzeichnete.

Hätte er doch schon einen Drink, um sein Verlangen zu besänftigen! Als der Barkeeper zu ihm kam, setzte Logan ein neutrales Gesicht auf.

„Ich bin in einer Minute bei Ihnen. Ich muss nur meine Jacke und meinen Helm nach hinten bringen und die Stechuhr bedienen.“

Er schlenderte davon. Mehrere Kunden sahen ihm nach. Logan fragte sich, warum der Mann unbedingt Stacy hatte unterbrechen wollen, bevor er überhaupt richtig angekommen war.

Denkst du wirklich, er ist an dir interessiert? Nein, du Blödmann. Es liegt an dem großzügigen Trinkgeld von gestern. Er will mehr.

Logan befahl seinem Körper, sich zu entspannen. Der Kerl war ein netter Anblick, aber dabei würde es bleiben. Er machte offensichtlich nur seinen Job, und Logan fixierte sich auf ihn wie ein verdammter Freak. Die ganze Nacht und sogar heute im Büro war der Mann ihm nicht aus dem Sinn gegangen.

Logans Körper tat endlich, was er von ihm verlangte. Dann vibrierte sein Handy. Er drehte es um und sah eine Nachricht von Jessica.

Hast du nächsten Monat Zeit?

Klar. Warum nicht? Ihre Muschi war eng und warm gewesen, und er hatte nichts dagegen, sie noch mal zu besuchen. Aber in diesem Moment interessierte er sich mehr für einen ganz anderen Körper.

Er nahm das Handy in die Hand, öffnete die Nachricht und antwortete.

Nächsten Monat klingt prima. Kann es gar nicht erwarten, dich zu sehen – alles von dir zu sehen.

Er legte das Handy wieder hin und sah zu seinem Erstaunen den Barkeeper vor sich stehen.

Oh, und anschleichen kann er sich auch.

„Ihr Drink.“ Der Mann schob das Glas über die Theke.

Seine braunen Augen schienen zu lächeln. Logan fragte sich, worauf genau er wohl wartete. „Ich würde mich ja gern bedanken, aber ich kenne Ihren Namen nicht.“

Der Mann griff nach hinten, zog das Tuch aus seinem Hosenbund und wischte damit über die Theke. Logan fragte sich, ob das eine Angewohnheit von ihm war oder ob er es vielleicht nur dann tat, wenn er nervös oder unsicher war.

„Können Sie sich nicht bei einem Fremden bedanken? Ich habe gerade einen Fremden bedient.“

„Da haben Sie recht.“ Logan setzte das Glas an die Lippen, nahm einen Schluck und sah den Mann unverwandt an. Seine Neugierde erwachte, als der Barkeeper den Blick nicht abwandte. Logan stellte das Glas wieder ab, ließ die Finger darum geschlossen und schwenkte es hin und her.

„Ich bin Logan.“

Ein selbstbewusstes Grinsen erschien auf dem Gesicht des Mannes. Er steckte das Tuch zurück in die Hose und zog damit Logans Aufmerksamkeit auf seine Taille.

„Nett, Sie kennenzulernen, Logan. Ich komme wieder, wenn Sie ausgetrunken haben.“

Gut gemacht. Logan sah dem Mann ohne Namen hinterher. Verdammt gut gemacht.

Tate verspürte ein Hochgefühl, als er Mister Gin … Logan verließ.

Gestern Nacht, als er endlich zu Hause gewesen war, war er in Gedanken die gesamte Unterhaltung mit Logan noch einmal durchgegangen und hatte versucht herauszufinden, was daran so ungewöhnlich gewesen war. Und schließlich hatte er es herausgefunden: Logan hatte ihn abgecheckt. Er hatte mit ihm geflirtet. Sehr subtil, aber zwischen den Zeilen. Tate kam zu dem Schluss, dass Logan schwul sein musste.

Warum war ihm das nicht schon früher aufgefallen? In seinem Job kam es vor, dass Männer und Frauen mit ihm flirteten, aber aus irgendeinem Grund war ihm das bei Logan nicht gleich aufgefallen.

Vielleicht, weil er den Blick mitbekommen hatte, den Logan der Rothaarigen zugeworfen hatte. Oder vielleicht sah Tate einfach Gespenster und lag völlig daneben, und der Mann war nur ein wenig merkwürdig.

Warum sonst hätte er zu der Rothaarigen Nein sagen sollen? Es sei denn, er ist verheiratet. Aber wie er mich angesehen hat … als fände er mich … heiß?

Egal, was es war, jetzt wo Tate diese Theorie entwickelt hatte, fand er, es wäre nicht schlimm, wenn er zurückflirten würde. Normalerweise hob er sich seinen Charme für Frauen auf, aber wenn Logan durch sein Flirten ein Stammkunde würde, wäre das völlig in Ordnung. Tate fühlte sich ziemlich wohl mit seiner Sexualität.

„Hey, Tate, sieht so aus, als hätte einer unserer Stammkunden ein Auge auf dich geworfen.“

Tate drehte sich um. Stacy stand neben ihm und goss etwas in einen mit Eis gefüllten Mixer.

Tate beschloss, ahnungslos zu tun. „Ach wirklich? Und wer soll das sein?“

„Logan, der Mann am Ende der Bar. Anzug, Brille, prächtige blaue Augen. Er flirtet, sobald er den Mund aufmacht.“ Sie stieß einen dramatisch klingenden Seufzer aus.

Tate sah über die Schulter und stellte fest, dass Logan sie beide beobachtete. Er lächelte nicht. Tate setzte einen neutralen Gesichtsausdruck auf.

Er wandte sich wieder Stacy zu, griff nach einer Flasche Wasser, öffnete sie und setzte sie an die Lippen. „Weißt du etwas über ihn?“

„Nur, dass er Sex ausstrahlt und mit der Hälfte der Frauen, die hier arbeiten, ausgegangen ist. Obwohl – ich weiß nicht, ob ausgehen das richtige Wort ist.“

Tate verschluckte sich an dem Wasser. Stacy lachte und schloss den Deckel des Mixers, während er nach Luft rang.

„Bist du geschockt? Ich bin ziemlich sicher, Logan könnte sogar mit Pete, dem Manager, ausgehen, wenn er ihn freundlich fragen würde. Sein Ruf eilt ihm voraus.“

Meine Theorie, dass er schwul ist, stimmt also nicht. Er steht vermutlich auf Männer und Frauen. Okay, damit kann ich umgehen.

Stacy und der Mann, den ich beobachte, reden definitiv über mich.

Logan setzte das Glas wieder an die Lippen, nahm einen Schluck und stellte es ab. Er war versucht gewesen, dem sexy Barkeeper zuzuwinken, als dieser ihn angesehen hatte. Es war mehr seine Art, er war nur nicht sicher gewesen, wie der andere es auffassen würde, deshalb hatte er sich zurückgehalten.

Noch ein paar Minuten zuvor war er sich so gut wie sicher gewesen, dass der Mann mit ihm geflirtet hatte. Vielleicht war es auch nur Wunschdenken. Jedenfalls ließ sich der Mann jetzt nichts anmerken. Er hatte sich wieder seiner Kollegin zugewendet. Logan begann zu glauben, dass er sich alles nur eingebildet hatte.

Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, klingelte sein Handy. Er griff danach und nahm den Anruf an.

„Jessica. Du bist aber ungeduldig.“

Ihr Lachen drang durchs Telefon. Logan stellte sich ihre langen, glatten Beine vor, die sich erst vor ein paar Wochen für ihn geöffnet hatten.

„Nach deiner letzten SMS wollte ich einfach deine Stimme hören.“

„Also, was soll ich tun? Das Alphabet aufsagen?“ Logan hatte seine Stimme gesenkt, sie klang jetzt leise und intim.

„Ja, das könntest du machen. Du könntest mir aber auch erzählen, wie sehr du mich vermisst und wie gern du wieder in mir wärest.“

Logan grinste und schürzte die Lippen.

Er würde noch einen ganzen Monat warten müssen, aber er freute sich jetzt schon darauf, seinen Schwanz wieder in sie hineingleiten zu lassen.

„Das wäre nicht mal gelogen.“ Logan spürte, wie jemand vor ihm stehen blieb. Er hob den Kopf, sah das aktuelle Objekt seiner Begierde und biss sich auf die Unterlippe. Er spürte geradezu, wie ein Teufelchen auf seiner Schulter Platz nahm, und leckte sich über die Unterlippe. „Ich hätte nichts dagegen, dich auszuziehen. Wann können wir das arrangieren?“

Wen er wirklich meinte, blieb der Fantasie der Beteiligten überlassen. Der Barkeeper hob eine Augenbraue, während er Jessicas raues Lachen hörte. Logan stellte sich vor, wie der Mann vor ihm Jetzt sofort sagte und sich auszog, angefangen mit der schwarzen Weste.

Logans Fantasie wurde abrupt unterbrochen. Der Mann sah aus, als wollte er gehen, aber Logan hatte etwas dagegen.

Er hob die Hand, betrachtete den Barkeeper und sagte: „Ich muss aufhören, Jess. Können wir das Gespräch später fortsetzen?“

Der sexy Barkeeper nahm das Tuch, das er immer bei sich zu tragen schien, in die linke Hand und wischte über die Theke. Logan sah das als Bestätigung für seinen Verdacht an. Es ist eine nervöse Angewohnheit. Es muss eine sein.

„Ja, heute Abend passt gut. Bis später dann. Ciao, Süße.“

Logan beendete das Gespräch, legte das Handy auf die Theke und wartete darauf, dass der Barkeeper etwas sagte. Als er schwieg, beugte sich Logan vor. Was soll’s. Schluss mit höflich.

„Ich glaube, die Theke ist sauber. Sie können aufhören zu wischen.“

Der Mann hörte sofort auf und steckte das Tuch zurück in seinen Hosenbund.

„Es tut mir leid, wenn ich Sie in Verlegenheit gebracht habe …“, begann Logan, wurde aber sofort unterbrochen.

„Nein, tut es nicht.“

Logan ging darüber hinweg und begann mit dem Finger über den Rand seines Glases zu reiben. „Okay, Sie haben recht. Es tut mir nicht leid. Ich finde, das haben Sie verdient, weil Sie mit Ihrer Kollegin über mich geredet haben. Ist das nicht verpönt – über Kunden tratschen?“

Sein Barkeeper – ja, genau so werde ich ihn nennen – stützte die Hände auf die Theke. „Sich mit Kunden zu verabreden, ist auch verpönt, aber das scheint Sie nicht zu interessieren.“

„Ah“, antwortete Logan. Das übliche Getratsche unter Kollegen. „Dann ist der Neue also jetzt informiert.“

„Informiert worüber?“

Logan wusste nicht genau, was ihn dazu gebracht hatte, aber er hatte gerade die Tarnung aufgegeben, die er normalerweise aufrechterhielt.

Er stemmte die Füße auf die Sprossen des Barhockers, richtete sich auf, legte die Hände auf die Theke und beugte sich vor. „Darüber, dass ich gern ficke, dass ich mit den meisten Ihrer Kolleginnen und einigen Ihrer Kollegen geschlafen habe. Und darüber, dass sie sich alle danach bei mir bedankt haben – für den Fall, dass Sie sich Sorgen machen.“

Er setzte sich wieder hin und war stolz darauf, dass sein kleines Geständnis den Barkeeper geschockt hatte. Er sah Logan mit offenem Mund an.

„War es nicht das, was Sie mit Stacy besprochen haben? Na kommen Sie, wir sind keine Fremden mehr. Sie kennen meinen Namen, erinnern Sie sich? Aber ich weiß Ihren immer noch nicht. Soll ich an Sie denken als an den heißen Barkeeper? Oder vielleicht ist das beleidigend. Sie sollten mir Ihren Namen verraten, dann kann ich aufhören, Sie in eine Schublade zu stecken, so wie Sie das verzweifelt mit mir versuchen.“

Wer ist dieser Kerl? Tate war total erstaunt über die Worte, die gerade aus diesem perfekt geformten Mund gekommen waren.

Moment mal. Warum denke ich über seinen Mund nach? Weil die verdammte Stacy davon gesprochen hat, wie gut er aussieht.

„Wollen Sie noch einen Drink?“ Das Gespräch musste schnell wieder in normalen Bahnen verlaufen. Sonst wäre dieser Kerl schuld daran, dass Tate an seinem dritten Tag schon gefeuert wurde.

„Oh, ich habe den Mann hinter der Bar geschockt und ihm einen Schrecken eingejagt. Das ist wirklich lustig, vor allem, wenn man bedenkt, dass Sie …“ Er hielt inne und sah auf die Uhr an der Wand. „… vor fünfzehn Minuten meine Bestellung angenommen haben.“

Tate gab sich alle Mühe, mit dem Mann mitzuhalten, der ihn hinter dunkel gefassten Brillengläsern ansah, aber ihm fiel absolut nichts ein.

„Ist schon gut“, versicherte Logan ihm und hörte auf mit dem Sarkasmus. Er setzte ein freundliches Lächeln auf. „Ich benehme mich nur daneben, wenn ich nüchtern bin.“

Jetzt endlich begann Tate zu lachen. Aus irgendeinem Grund bezweifelte er Logans Worte.

„Ich muss also nur dafür sorgen, dass Sie betrunken werden, und dann hören Sie auf zu reden?“ Tate hatte die Worte noch nicht ganz ausgesprochen, da wusste er schon, dass sie falsch waren, gemessen an ihrer Unterhaltung.

„Ja, das ist ganz sicher ein Weg, aber ich kann mir einen besseren, vor allem einen angenehmeren vorstellen.“

Mit genau dieser Stimme hatte Logan am Telefon mit Jess gesprochen, als er gesagt hatte, er wolle sie ausziehen. Oder vielleicht war Jess ja ein Er?

„Baggern Sie jeden an, dem Sie begegnen?“ Tate stand wie angenagelt da, voller perverser Neugierde.

Er war schon seit Jahren ein Objekt der Begierde, aber hinter Logans Kommentaren steckte etwas anderes. Sein prüfender Blick war sehr viel intensiver als ein gewöhnliches Abchecken. Er sah Tate an, als wollte er ihn so schnell wie möglich nackt sehen.

„Und Sie?“, konterte Logan und sah ihm direkt in die Augen.

Eins zu null für ihn. Tate hatte mit ihm geflirtet, als er dachte, Logan wäre schwul und genug an ihm interessiert, um ihm ein gutes Trinkgeld zu geben. Jetzt bin ich der Angeschmierte. Jetzt, wo Tate wusste, dass Logan ihn heiß fand, war das Flirten vielleicht doch keine gute Idee gewesen. Damit fortzufahren wäre gefährlich.

„Es ist Teil meines Jobs“, erklärte Tate.

Logan sah aus, als würde er ihm nicht glauben. Und Tate wusste, was auch immer jetzt käme, wäre sehr unangebracht.

Also unterbrach er schnell. „Wollen Sie noch einen Drink?“

Logan beugte sich vor. „Ja, bitte.“

Tate war erleichtert, weil Logan das Thema fallen gelassen hatte, und drehte sich schnell um. Er bereitete den Drink zu und befahl sich, sich zusammenzureißen. Der Mann war einfach selbstbewusst und nahm sich, was er wollte.

Jetzt spielt er mit mir, weil er denkt, ich hätte dummes Zeug über ihn geredet. Ich werde nicht zulassen, dass er mich kriegt. Wenigstens weiß er meinen Namen nicht.

Tate ging zurück zur Theke, schob Logan das Glas hin und sah zu, wie er es mit seiner großen Hand entgegennahm.

Logan hob es hoch und prostete ihm spöttisch zu. „Danke für den Drink, Tate.“

Logan lachte, und Tate kniff die Augen zusammen. Ärger stieg in ihm hoch. Er wusste meinen Namen die ganze Zeit über.

„Stacy hatte übrigens recht damit, dass ich ein Auge auf Sie geworfen habe. Aber wenn Sie das nächste Mal tratschen, sollten Sie das nicht vor Kunden tun.“

Tate wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Er versuchte es auch gar nicht weiter, sondern drehte sich auf dem Absatz um und ging zu anderen wartenden Kunden, so weit weg von Logan, wie eben möglich.

Logan nippte noch einmal an seinem Drink und hatte den Spaß seines Lebens.

Tate. Jetzt hatte er einen Namen zu dem Gesicht, das gerade sehr verwirrt aussah.

Armer Kerl. Logan wusste, dass er mehr verwirrende Signale aussendete als eine defekte Ampel, aber zum Teufel damit, Hauptsache, er amüsierte sich. Bei jeder seiner kryptischen Bemerkungen hatte er förmlich sehen können, wie es hinter Tates Stirn arbeitete.

Soll er sich doch wundern, und während er das tut, kann ich ihn in Ruhe beobachten.

Tate hatte ihm noch keinen Kinnhaken verpasst, das war schon mal gut. Er hatte sogar beinahe geflirtet. Erst als ihm klar geworden war, wie sehr Logan interessiert war, hatte sich die Situation verändert. An dem Punkt hatte sich Tate zurückgezogen.

Logan holte sich immer, was er wollte. Das war der Grund für die Hälfte seiner Probleme. Er kannte keine Grenzen. Vielen Dank, Mom. Sein Leben lang hatte sich seine Mutter bei ihm entschuldigt für den nutzlosen Samenspender, der sein Vater war. Und Logan hatte alles getan, was er wollte.

Den Barkeeper zu wollen, war jedoch auf allen Ebenen unklug.

Erstens hatte Logan keine Ahnung, ob er Single war. Zweitens sprach bis jetzt alles dafür, dass Tate hetero war.

Was zum Teufel mache ich also hier?

Er war gerade aufgestanden und wollte gehen, als Tate auf ihn zukam.

Logan nahm sich einen Moment Zeit, die Art, wie er sich bewegte, zu bewundern.

Die langen Beine in der schwarzen Hose schritten selbstbewusst und sehr maskulin aus, aber sein Gesichtsausdruck wirkte nicht halb so selbstbewusst, sondern besorgt.

Er blieb vor Logan stehen. „Ich hoffe, ich habe Sie heute Abend nicht auf irgendeine Art beleidigt, Sir.“

Oh, er denkt tatsächlich, er hätte einen Kunden verärgert.

Wie schade, dass Logan nicht sagen konnte: „Entspann dich, Tate. Ich will nicht, dass du gefeuert wirst, ich will dich nackt sehen.“

Stattdessen zog er ein paar Geldscheine aus seinem Portemonnaie, legte sie auf die Theke und sagte: „Das Einzige, womit Sie mich beleidigt haben, war, dass Sie meinen Namen vergessen haben. Logan, nicht Sir. Zumindest in dieser Umgebung.“

Er schob sein Portemonnaie zurück in die Hosentasche.

Tate schüttelte den Kopf. „Sie tun es schon wieder.“

„Wie bitte?“

„Sie reden unangemessen.“

Logan hatte es nicht mal bemerkt. „Oh ja, das ist wirklich ein Fluch.“

„Ist mir auch schon aufgefallen.“

Diese Antwort faszinierte Logan mehr, als er es zulassen wollte. „Was ist Ihnen noch aufgefallen?“

Tate nahm das leere Glas von der Theke. „Ich weiß nicht, was Sie meinen.“

„Okay …“ Logan nahm sein Handy und wählte rasch eine Nummer. „Reden Sie sich das nur ein.“

Er hielt das Handy ans Ohr und winkte Tate zu, der stumm dastand.

Und wenn ich dafür jeden verdammten Abend hierherkommen muss. Ich werde ihn bekommen.

Kapitel 3

Tag 3, 23.01 Uhr, und Logan ist immer noch nicht da. Ich habe ihn beim letzten Mal ganz sicher verärgert.

Tate wischte über die Theke, wo ein Gast etwas verschüttet hatte. Hätte er doch nur den Mund gehalten und seinen verdammten Job gemacht. Dann hätte er jetzt einen Stammkunden, der großzügige Trinkgelder gab.

Aber ich konnte nicht meinen Mund halten. Wieso interessiere ich mich überhaupt für das Privatleben meiner Kunden?

Normalerweise kümmerte ihn das nicht. Er war auch nicht der Typ, der tratschte, aber dieser Logan hatte ihn absichtlich provoziert.

Hak es ab. Vergiss den Kerl.

Wenigstens hatte Logan ihn nicht gemeldet. Das war ein Pluspunkt. Tate hatte befürchtet, er würde heute Nachmittag zur Arbeit kommen, nur um zu hören, dass er gefeuert war. Zum Glück war das nicht der Fall gewesen. Also schob er seinen Ärger beiseite und stürzte sich in die Arbeit. Freitagsabends war viel los im After Hours.

Es beschäftigte ihn, dass der Anzug noch nicht aufgetaucht war, und das begann ihm die Laune zu verderben.

Jemand, der mit fast der gesamten weiblichen Belegschaft und mit einigen von Tates männlichen Kollegen geschlafen hatte, würde wohl kaum an einem Freitagabend hier rumhängen.

Und warum denke ich überhaupt darüber nach? Himmel noch mal, Tate, jetzt vergiss ihn.

Der Anruf, den er vor Arbeitsbeginn von Diana erhalten hatte, machte seine Lage auch nicht besser. Sie hatte ihm erzählt, dass sie sich soeben verlobt habe. Was natürlich bedeutete, dass nun die Dinge zwischen ihnen geklärt werden mussten und dass es zur Scheidung kommen würde, die sie bis jetzt hinausgezögert hatte. Ihrer Meinung nach tat sie Tate einen Gefallen, indem sie ihn anrief. Sie wollte, dass er die Nachricht von der Verlobung zuerst von ihr erfuhr, statt es von jemand anderem zu hören oder gar von seinen Eltern, zu denen sie noch Kontakt hatte.

Wie toll, dass sie alle noch so freundlich miteinander umgingen.

Also gut, Tates Schwester war die beste Freundin von Diana gewesen, bevor sie geheiratet hatten. Aber wo war verdammt noch mal ihre Loyalität? Und wie zum Teufel hatte Diana einen anderen Trottel gefunden, der es mit ihr aushielt? Ihre Trennung war doch erst etwas mehr als ein Jahr her.

Na ja, was ihn betraf, konnte sie ruhig den Trottel ficken, so oft sie wollte. Ich bin jetzt frei.

Er musste einfach nur diesen Abend abschreiben. Der war wirklich zum in die Tonne treten.

Tate holte sich eine Flasche Wasser. Dann sah er, wie die Tür geöffnet wurde und Logan hereinkam.

Er wusste nicht genau, ob er erleichtert über sein Kommen war oder ob er sich Sorgen darüber machte, was der Mann heute von sich geben würde. Er war nicht wirklich in der Stimmung, verarscht zu werden. Dieser Kerl schien richtig Spaß daran zu haben, ihn zu provozieren.

Tate beobachtete, wie sich Logan einen Weg durch die Menge bahnte. Er sah heute Abend anders aus. Er hatte keine Brille auf und trug Jeans und ein schwarzes T-Shirt mit V-Ausschnitt. Seine Kleidung schien lässig zu sein, aber Tate war ganz sicher, dass jedes Teil ein Designerstück war. Logan musste draußen schon seinen Mantel ausgezogen haben. Er trug ihn über dem Arm, während er sich durch die Menge drängte. Mehrere Frauen drehten sich nach ihm um.

Als er näher kam, bemerkte Tate erstaunt das sexuelle Selbstbewusstsein und die Anziehungskraft, die er ausstrahlte. Beides war so offensichtlich und so ausgeprägt, dass Tate sicher war, Logan hätte sich eine Frau aussuchen können. Schließlich erreichte er die Bar und setzte sich an seinen Stammplatz. Er hielt sofort nach Tate Ausschau und nickte leicht.

Tate ließ sich nichts anmerken, erwiderte beiläufig den Gruß und trank einen Schluck Wasser. Seine Finger waren fest um die Flasche geschlossen. Er hatte sich immer für selbstbewusst gehalten, für jemanden, der seinen Weg ging, besonders wenn es darum ging, Katz und Maus zu spielen. Damit verdiente er schließlich sein Geld. Er war immer die Katze, die nie die Maus fing, aber er spielte die Rolle der Katze eine Zeit lang gut genug, um gutes Trinkgeld zu bekommen. In dieser Situation jedoch, mit diesem Mann, fühlte sich Tate wie die Maus – und das nervte ihn total.

Er setzte die Wasserflasche ab und bemerkte, dass Logan ihn immer noch beobachtete. Er schraubte die Flasche wieder zu und stellte sie auf die Bank hinter der Bar.

Dann ging er zu Logan. Kurz bevor er ihn erreichte, griff Amelia, eine der Kolleginnen, mit der er regelmäßig zusammenarbeitete, nach seinem Arm.

Tate sah zu ihr hinunter. Ihre großen braunen Augen funkelten.

Sie setzte ihr allerfreundlichstes Lächeln auf. „Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich ihn übernehme?“

Tate suchte fieberhaft nach einem guten Grund, ihre Bitte abzulehnen, weil Logans Trinkgeld an den vergangenen beiden Abenden sehr gut gewesen war. Es fiel ihm jedoch nichts ein. „Ja klar, geh nur.“

Amelia stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Danke, du bist der Beste!“ Dann ging sie mit einem extra Hüftschwung zu Logan und lehnte sich über die Theke, um ihn zu begrüßen.

Mist. Logan beobachtete, wie Amelia Tate abfing und zu ihm herüberkam.

„Ich hatte mich schon gefragt, ob du diese Woche wohl kommen würdest.“

Logan bemühte sich um Höflichkeit. Er sah Amelia an, mit der er bereits einige Male im Bett gewesen war. Aber alles, was er wollte – und alles, was er in den letzten drei Tagen gewollt hatte –, stand gerade am anderen Ende der Bar und lachte und scherzte mit einer Kundin. Logan machte sich klar, dass die Kundin lange braune Haare hatte und ein sehr freizügiges Kleid trug. Sie berührte gerade das, was Logan berühren wollte.

Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Amelia und nickte ihr freundlich zu. „Du kennst mich doch. An drei Abenden in der Woche bin ich immer hier.“

„Ich weiß.“ Sie kicherte, vermutlich verlegen, weil sie zugegeben hatte, wie sehr sie ihn vermisst hatte. „Es ist nur so, dass sich Tate dich jedes Mal, wenn du gekommen bist, geschnappt hat, bevor ich auch nur eine Gelegenheit dazu hatte.“

„Hm, ja, der neue Barkeeper.“

Tate hatte ihn sich tatsächlich geschnappt. Als Logan über Amelias Schulter spähte, bemerkte er, dass sich Tate umgedreht hatte, um eine Flasche von einem der oberen Regale zu holen. Dabei rutschte sein Hemd ein Stück aus der Hose und enthüllte einen glatten Streifen gebräunter Haut.

Logan leckte sich die Lippen und fragte sich, wie gut Tate wohl schmecken würde. Seine olivfarbene Haut sah köstlich aus. Es war ganz sicher Natur, denn in Chicago sah nach dem Winter niemand so aus. Ich melde mich als Freiwilliger, um jeden verdammten Zoll seines Körpers zu inspizieren, so schnell wie möglich.

Tate stellte die Flasche auf der Bank ab und drehte sich zu Logan um, als könnte er seinen Blick spüren. Logan gab dem Verlangen nach, Tate ganz offen abzuchecken. Er ließ seinen Blick über die große Gestalt gleiten, mindestens 1,83 m. Nach dieser eindeutig sexuellen Prüfung schaute er ihm direkt in die Augen. Tate war verwirrt.

Logan ließ sich nicht anmerken, dass er in Gedanken Tate schon ausgezogen und seinen Schwanz in den Mund genommen hatte. Er drehte sich zu Amelia um, die immer noch über …

Mist, worüber redete sie gerade?

„Was möchtest du trinken?“

Wow, ich komme schon seit Jahren hierher, ich bestelle jedes Mal dasselbe, und sie fragt immer noch. Komisch, Tate dagegen hat mich schon am ersten Abend eingeschätzt, und bis jetzt lag er damit genau richtig.

Logan fragte sich, was genau Tate wohl in diesem Moment einschätzte.

Was sollte das nur?

Zu Tates Entsetzen zitterte seine Hand, als er die Flasche abstellte. Er sah für einen Augenblick in den Spiegel hinter der Bar, starrte sich einfach nur an.

Atme, du Blödmann, und dann vergiss ihn. Er versucht nur, dich aus dem Konzept zu bringen, das ist alles.

Tate bereitete den Drink zu, goss hinein, was er brauchte, fügte eine Scheibe Zitrone hinzu und servierte ihn seinem Kunden. Sobald er konnte, würde er zu Logan gehen und mit ihm reden. Er würde nicht zulassen, dass der Mann ihn durcheinanderbrachte oder seinen Job gefährdete. Tate war entschlossen, herauszufinden, ob er sich nach dem vergangenen Abend Sorgen machen musste.

Etwa fünfzehn Minuten später gab es keinen Kunden, der bedient werden wollte, und Tate ging auf Logan zu. Er atmete tief ein. Logan ist irgendein Mann, den ich vor vier Tagen noch nicht einmal gekannt habe. Aber er hätte schwören können, dass seine Handflächen feucht wurden bei dem Ausdruck, mit dem Logan ihn ansah.

Er bemerkte, dass Logans Glas leer war. „Wollen Sie noch einen Drink?“

„Ist es nicht unhöflich, einer Kollegin den Gast wegzunehmen?“

Tate war an diesem Abend wirklich nicht danach, Spielchen zu spielen. Anstatt darauf zu antworten, lehnte er sich an die Theke, kreuzte die Arme und sagte: „Also gut, kein Drink.“

„Und kein Small Talk, wie ich sehe.“ Logan legte den Kopf schief. „Stimmt etwas nicht?“

Tate ärgerte sich darüber, dass ihm auffiel, wie blau Logans Augen waren. Vielleicht trug er farbige Kontaktlinsen? Tate wusste, dass dieser Mist verkauft wurde, Diana hatte gern grüne getragen.

„Ich bin nicht in der Stimmung dazu.“

„Wirklich? Mit der Brünetten dort drüben schienen Sie aber ganz gut in Stimmung zu sein.“

Tate hätte schwören können, dass in dieser Bemerkung eine Spur … Eifersucht? steckte.

„Ja, mit ihr war es einfach. Und ich wusste, sie würde mich nicht bei meinem Chef anschwärzen für etwas, das ich gesagt habe.“

Logan lehnte sich zurück und kreuzte genau wie Tate die Arme. Tate bemerkte seine breiten Schultern und den breiten Brustkorb unter dem kurzärmeligen T-Shirt.

Schon komisch, wie irreführend ein Anzug sein kann.

„Sie glauben, ich würde Sie melden?“

Tate sah sich um und schüttelte dann leicht den Kopf. „Ich habe keine Ahnung, was Sie tun würden.“

Logans Augen verengten sich ein wenig. „Ich glaube, ich nehme doch einen Drink.“

Tate bereitete seinen üblichen Drink zu und schob ihn über die Theke. Logan schloss die Hand um Tates Finger. Tate riss den Kopf hoch. Die sexuelle Einladung in Logans Blick ließ sich nicht missverstehen. Es war der gleiche Blick, mit dem er ihn nur ein paar Augenblicke vorher abgecheckt hatte.

„Nur fürs Protokoll – ich würde Sie niemals melden. Und ich bin heute Abend an dieser Bar vermutlich der umgänglichste Mensch von allen. Jedenfalls für Sie.“

Tate sagte sich, dass Frauen und Männer anmachen konnten, wen sie wollten, damit hatte er kein Problem. Sein Problem war, wie er auf eine so offene Anmache reagieren sollte.

„Ich verstehe Sie nicht. In der einen Woche nehmen Sie eine Frau, in der nächsten einen Mann? Sie sind also …“ Tate brach mitten im Satz ab. Er wusste nicht genau, was er eigentlich fragen wollte.

Schließlich zog Logan seine Hand weg. Schnell, als könnte er sich die Finger daran verbrennen, ließ Tate das Glas los. Er sah zu, wie Logan es hochhob und dabei anscheinend über die Frage nachdachte.

Logan nahm einen Schluck und stellte das Glas langsam wieder ab. „Ich probiere gern ein wenig hier und ein wenig da.“

Tate ließ die Worte sacken, und dann ergaben sie einen Sinn. Zumindest bis Logan, wie üblich, noch mehr Öl ins Feuer goss.

„Ich würde gern Sie probieren.“

Logan beobachtete Tate sehr genau, während dieser verdaute, was er da gerade gehört hatte. Tate war geschockt, er wurde rot. Logan hätte beinahe gelacht. Tate sah so verlegen und so verwirrt aus, als wüsste er überhaupt nicht mehr, was er sagen sollte.

Logan beschloss, ihn vom Haken zu lassen.

„Ist schon gut, Tate. Ich erwarte keine Antwort. Ich dachte nur, es wäre das Beste, es offen auszusprechen, wenn man bedenkt …“

Tate zog das weiße Tuch aus dem Hosenbund und knetete es in den Händen. Logan sah ihm zu.

„Wenn man was bedenkt?“

„Wenn man bedenkt, dass Sie so verwirrt sind, wo es doch eigentlich gar nichts gibt, worüber man verwirrt sein könnte.“

„Außer der Tatsache, dass ich hetero bin“, sagte Tate schließlich.

Logan spielte einen Augenblick lang mit seinem Glas, ehe er einräumte: „Ja, nun, also, über solche Kleinigkeiten setze ich mich hinweg.“

Tate begann zu lachen und gewann wieder Boden unter den Füßen. Logan genoss den Klang seines Gelächters.

„Sie haben eine Menge Selbstvertrauen, das muss ich Ihnen lassen. Aber leider muss ich Ihnen auch mitteilen, dass Sie es bei dem Falschen versuchen.“

„Wirklich?“

„Ja. Ich komme gerade aus einer fürchterlichen Ehe. Auch wenn ich interessiert wäre, warum sollte ich etwas mit Ihnen anfangen? Gestern Abend haben Sie mir selbst erzählt, dass Sie mit der Hälfte meiner Kolleginnen und vielen meiner Kollegen geschlafen haben. Jetzt frage ich mich, welche Frauen und welche Männer das waren.“

Logan war nicht im Geringsten irritiert. „Würden Sie es nicht gern wissen?“

„Ich kann sie natürlich alle fragen. Das gibt eine Menge Aufruhr unter den Kollegen.“

„Das könnten Sie tun, ja. Oder Sie könnten mich näher kennenlernen und mich zu einem besseren Zeitpunkt erneut fragen.“

Tate hob skeptisch die dunklen Augenbrauen.

„Und wann bitte soll das sein?“

Logan wusste, dass Tate eine sexuelle Anspielung erwartete. Er beugte sich vor und war erfreut, als Tate es auch tat. Kurz fragte er sich, ob es ihm bewusst war.

„Wenn Amelia nicht gerade im Anmarsch ist, um Ihnen in den Hintern zu treten.“

Logan grinste hämisch. Tate drehte sich um und sah Amelia auf sich zukommen.

Amelia funkelte ihn so böse an, als hätte er ihr etwas gestohlen. Tate versuchte zu begreifen, was da gerade passiert war. Amelia ging an ihm vorbei und ignorierte ihn völlig. Dem Mann, der ihn gerade so richtig schikanierte, schenkte sie ein Lächeln.

„Es tut mir leid, Logan, ich habe nicht gesehen, dass dein Glas leer ist.“

Es ärgerte Tate, dass sie Logan beim Vornamen nannte. Warum das so war, konnte er sich nicht erklären. Ganz offensichtlich gehörte sie zu den Kolleginnen, die Logan im Bett gehabt hatte und die ihm dafür dankbar waren.

„Alles gut, Süße. Tate und ich haben nur ein Männergespräch geführt.“

Haben wir? Das ist mir neu. Über Amelias Schulter hinweg starrte Tate Logan an.

„Er hat mir von seinem Motorrad erzählt. Bevor ich nach Hause gehe, musst du aber noch mal zu mir kommen.“

Logan konnte unter Druck wunderbar reagieren. Das musste Tate ihm lassen.

Was er wohl beruflich macht?

„Alles klar, ich wollte nur sichergehen, dass sich jemand um dich kümmert.“

Bei Amelias Worten tauchte Tates Blick fest ein in Logans strahlend blaue Augen.

„Es kümmert sich ganz sicher jemand um mich.“

So ein Mist. Kann der Kerl nicht einen Gang runterschalten und aufhören, so verdammt offensichtlich daherzureden? Die Leute werden anfangen zu tratschen, obwohl es noch gar nichts zu tratschen gibt.

„Amelia?“

Logan drehte sich und zwinkerte ihr zu. „Geh nicht zu weit weg, okay?“

Das war abscheulich. Tate stöhnte leise und schüttelte den Kopf, als Amelia kicherte und ihm ein triumphierendes Lächeln zuwarf.

Er schenkte ihr ein Lächeln, das ihr hoffentlich freundlich erschien. „Tut mir leid, ich wollte mich nicht reindrängen.“

Amelia legte eine Hand auf seinen Oberarm, drückte zu und leckte sich über die Lippen. Sie war nicht mehr sauer auf ihn. Tate war sicher, dass sie genauso mit ihm flirtete, wie sie es gerade mit Logan getan hatte. „Oh, du hast dich nicht reingedrängt, aber ich finde, das ist eine gute Idee.“ Ihr Tonfall war verführerisch.

Tate machte große Augen und wandte sich wieder Logan zu.

Er hatte das Gefühl, die Situation ging auf Logans Konto, aber sogar der sah schockiert aus. Er blieb jedoch nicht stumm wie Tate, sondern erhob sein Glas.

„Eine fantastische Idee.“

Tate tätschelte Amelias Hand und nahm sie von seinem Arm. Sie grinste und ging davon.

Tate warf Logan einen Blick zu. „Sie finden das komisch, oder?“

„Nein, ich finde wirklich, das ist eine fantastische Idee.“

Tate schüttelte den Kopf.

„Sie sind ja nicht gescheit. Das können Sie total vergessen.“

„Angst?“ Logan verzog den Mund zu einem Grinsen.

Logan erwartete offensichtlich, dass Tate davonlief, also blieb er stehen und behauptete sich. „Ich würde es eher schlau nennen.“

„Und dennoch sind Sie noch hier und reden mit mir.“

„Es ist gerade nicht viel los, und Sie sind ziemlich unterhaltsam, mal abgesehen von Ihren unangebrachten Bemerkungen.“

„Was? Es ist unangebracht, Ihnen zu sagen, dass ich Sie gern vögeln würde? Wäre es besser, ich wäre betrunken?“

Tate konnte bei diesen offenen Worten keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er schaute sich schnell um, ob ihnen jemand zuhörte. Logan lachte.

Eingebildetes Arschloch.

„Himmel noch mal, können Sie bitte leiser sprechen? Es ist mir scheißegal, was Sie wollen. Ich habe einen Verstand und einen Mund zum Reden, und bis jetzt haben Leute wie Sie mein Nein immer verstanden.“

Logan legte eine Hand auf die Theke und strich mit den Fingern über das Holz. „Leute wie ich?“

„Ja, Leute, die aufdringlich, arrogant und von sich selbst überzeugt sind. Und was machen Sie eigentlich beruflich?“

Logan nahm einen kleinen schwarzen Strohhalm aus dem Behälter auf der Theke.

„Raten Sie.“

Tate warf sich das Tuch über die Schulter, betrachtete Logan kurz, kam aber zu keinem Schluss, da dieser Freizeitkleidung trug.

„Investmentbanker“, platzte er heraus.

Logan lachte laut und polternd. Tate warf den Kunden, die zu ihnen herübersahen, ein höfliches Lächeln zu, dann sah er wieder zu dem Mann, der ihm gegenübersaß und unbeirrt weitermachte.

„Im Ernst? Sehe ich aus wie ein Zahlenmensch?“

„Nein, nicht wirklich“, antwortete Tate wahrheitsgemäß. Eher wie ein Model.

„Na, Gott sei Dank. Wie sehe ich denn nun aus?“, fragte Logan mit leiser Stimme.

Tate legte die Hände auf die Bar. „Hören Sie auf damit!“, sagte er bestimmt.

„Womit soll ich aufhören?“

„Hören Sie auf, mit mir zu flirten!“

Logan nahm den Strohhalm in den Mund, biss auf dem Ende herum und zog ihn dann langsam wieder raus. „Ich habe das Gefühl, es gefällt Ihnen.“

„Und ich glaube, Sie sind geistesgestört. Gebrauchtwagenhändler.“

Logan zog die Augenbrauen hoch. „Jetzt versuchen Sie aber, mich zu beleidigen.“

„Ja, da haben Sie recht. Ich würde die letzten beiden Trinkgelder, die Sie mir gegeben haben, darauf verwetten, dass Sie Anwalt sind.“

Logan drehte den schwarzen Plastikhalm zwischen den Fingern. „Und wenn Sie sich irren?“

„Ich irre mich nicht.“

„Sie sind sich ja plötzlich sehr sicher. Haben Sie jemanden danach gefragt?“

„Nein.“ Tates Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.

„Was macht Sie dann so sicher?“

„Sie sind aalglatt, und Sie haben auf alles eine Antwort.“

„Vielleicht diskutiere ich einfach nur gerne.“

„Vielleicht haben Sie auch nur Mist im Kopf. Geben Sie es doch einfach zu. Es ist okay, dass ich recht habe.“ Tate fühlte sich sehr sicher, lehnte sich vor und flüsterte: „Ich verrate es auch niemandem.“

Das war ein großer Fehler.

Tate sah genau, wie Logan seine Aufmerksamkeit auf seinen Mund richtete und sein Gesichtsausdruck von Interesse zu Lust wechselte. Er bereitete sich darauf vor, einen unerwünschten Kuss abzuwehren.

„Seien Sie vorsichtig, Tate.“

„Wie?“

„Ich bin Anwalt, und ich suche immer nach einem Hintertürchen. Ich glaube, das hier gefällt Ihnen. Aber keine Angst, ich werde es niemandem verraten.“

Tate entfernte sich schnell von der Theke und griff nach dem Tuch über seiner Schulter. Er hätte sich selbst in den Hintern treten können. Schon wieder war er diesem Kerl auf den Leim gegangen.

„Sie sind Linkshänder.“ Was für eine merkwürdige Bemerkung.

„Und Sie beobachten gut“, murmelte Tate, der immer noch dabei war, herauszufinden, ob ihm Logans Aufmerksamkeit gefiel oder nicht. Und wenn es mir gefällt, was sagt das über mich aus?

„Wissen Sie“, sagte Logan gedehnt, „es gibt eine Menge interessanter Fakten über Linkshänder. Im Laufe der Geschichte wurde Linkshändigkeit als alles Mögliche angesehen, angefangen bei einer hässlichen Angewohnheit über ein Zeichen des Teufels und eine rebellische Natur bis hin zu … Homosexualität. Hm, ich hatte noch nie einen Linkshänder.“

Logan sprach so beiläufig, als würde er über das Wetter reden. Und doch holte jeder einzelne Satz aus seinem Mund Tate immer weiter aus seiner Komfortzone heraus und in eine Ich-muss-völlig-verrückt-sein-Zone hinein.

„Und ja, manchmal beobachte ich gut.“ Logan setzte das Glas an den Mund, trank es leer und stellte es wieder auf die Theke.

Aus reinem Selbsterhaltungstrieb stellte Tate ihm die für einen Barkeeper übliche Frage: „Ist das alles?“

„Was einen Drink angeht, ja.“