Breeds - Tanners Begehren - Lora Leigh - E-Book

Breeds - Tanners Begehren E-Book

Lora Leigh

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Beschreibung

Um sich an seinem Erzfeind zu rächen, entführt der Breed Tanner die Tochter eines Generals, der für zahlreiche Gräueltaten an den Breeds verantwortlich ist. Nie hätte er damit gerechnet, dass er sich in sie verlieben könnte. Doch die hübsche Scheme entfacht ein Verlangen in ihm, das er nicht kontrollieren kann. Als Tanner erfährt, dass Scheme durch die Machenschaften ihres Vaters in höchster Gefahr schwebt, setzt er alles daran, sie zu beschützen.

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Widmung

Prolog

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Die Autorin

Die Romane von Lora Leigh bei LYX

Impressum

LORA LEIGH

Breeds

Tanners Begehren

Roman

Ins Deutsche übertragen

von Silvia Gleißner

Zu diesem Buch

Lange hat Tanner auf diese Gelegenheit gewartet: Um sich an seinem Erzfeind zu rächen, entführt er Scheme Tallant, die Tochter eines Generals, der für zahlreiche Gräueltaten an den Breeds verantwortlich ist. Auch Scheme war an den Machenschaften ihres Vaters beteiligt, davon ist Tanner überzeugt. Schließlich hatte sie die Dokumente unterzeichnet, die den Tod von Breeds anordneten, und entscheidende Informationen vernichtet, um die Spuren der Reinheitsfanatiker des Genetics Councils zu verwischen. Sobald er ihr die Informationen, die er brauchte, entlockt hätte, würde er sie zur Vollstreckung des Breed Law ausliefern. Doch als er der hübschen Scheme gegenübersteht, entfacht diese ein Verlangen in ihm, das er nicht kontrollieren kann – und nie hätte er damit gerechnet, dass er sich in sie verlieben könnte. Nachdem er erfährt, dass General Tallant einen Auftragskiller auf Scheme angesetzt hat, ahnt Tanner, dass er sich in ihr getäuscht haben könnte, und setzt fortan alles daran, sie zu beschützen.

Für Scheme.

Danke, dass du meine Freundin bist.

Prolog

General Cyrus Tallant saß in seinem Büro. Nur die Lampe auf seinem Schreibtisch spendete ihm Licht, als er mit Tränen in den Augen das Bild in seinen Händen betrachtete.

Seine Tochter. Seine kleine Intrigantin.

Seine Lippen verzogen sich zu einem traurigen Lächeln, als er an ihren Namen dachte: Scheme – Intrige. Natürlich war es seine Idee gewesen, ihr diesen Namen zu geben. Es hatte gar keine Alternative gegeben: In dem Augenblick, da er ihren winzigen Körper in seinen Armen gehalten hatte, war ihm klar gewesen, dass aus ihr einmal eine kleine Manipulantin werden würde.

Und er war stolz gewesen: auf ihre schokoladenbraunen Augen, ihr dichtes schwarzes Haar, die Art, wie sie zu ihm aufsah, als würde sie sich fragen, wie sie diesen Mann wohl zu ihrem Nutzen einsetzen könnte – selbst damals schon.

Ein tränenersticktes Kichern drang leise durch das Büro. Sie war immer ein helles Köpfchen gewesen, berechnend so wie er – und wie ihre Mutter. Leider Gottes ähnelte sie ihrer Mutter vielleicht ein bisschen zu sehr.

Die liebe Dorothy. Sie hatte ein Komplott gegen ihn geschmiedet und diesen widerwärtigen Breeds zur Flucht verholfen. Und nun quälten ihn Callan Lyons und das kleine Rudel, das er anführte. Dorothy hatte ihnen bei der Flucht und der Zerstörung des Labors in New Mexico geholfen; damals war Scheme kaum zehn Jahre alt gewesen.

Er hätte damals schon wissen müssen, dass Dorothys plötzliche Skrupel sein Kind korrumpiert hatten. Dorothy hatte viel Zeit mit Scheme verbracht und eine Beziehung zu ihr aufgebaut, wie sie nur zwischen Mutter und Tochter möglich war. Er hätte ahnen müssen, dass seine Tochter den Mangel an mentaler Stärke geerbt hatte, die nun einmal notwendig war, um zu tun, was getan werden musste – um die Breeds zum Gehorsam gegenüber ihren Herrn und Meistern zu zwingen.

Und jetzt führte sein heiß geliebtes Kind Dorothys Vermächtnis fort.

Er wischte die Träne fort, die ihm langsam übers Gesicht lief.

Scheme wollte ihn vernichten. Und falls es ihr gelang, tatsächlich Jonas Wyatt zu kontaktieren, würde sie ihn vernichten. Das durfte er nicht zulassen. Er durfte nicht zulassen, dass sie sich zu den Kreaturen flüchtete, denen sie offensichtlich jahrelang geholfen hatte.

Dabei war ihm das Glück zu Hilfe gekommen, und es war ihm gelungen, Wyatt aus Washington fortzulocken. Nun musste er sich nur noch um seine Tochter kümmern.

Er musste sie töten.

Er ließ den Blick durch sein Büro schweifen. Er hätte sich darum kümmern sollen, bevor sie zu der Party aufgebrochen war, auf der sie ihn verraten wollte, aber er hatte einfach nicht die Kraft dazu gefunden.

Er konnte sie nicht in ihrem Zuhause töten, wo sie aufgewachsen war, wo er mit ihr gespielt hatte, als sie ein Kind gewesen war, wo er mit ihr gelacht hatte – vor der Zeit, die sie auf der Akademie verbracht hatte.

Er konnte ihr Blut nicht in dem Haus vergießen, in dem sie zur Welt gekommen war. Das wäre nicht richtig gewesen.

Er hob den Kopf und blickte über den Schreibtisch hinweg den Mann an, der dort noch immer auf seine Befehle wartete.

Chazzon St. Marks war ein hervorragender Killer; leise und unsichtbar. Er hinterließ nie Spuren und befolgte immer seine Befehle. Einen besseren Killer konnte man sich nicht wünschen.

Und wegen dieses Mannes hasste seine Tochter ihn abgrundtief. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, grübelte er im Stillen, als er Chaz vor Jahren befohlen hatte, ihr Liebhaber zu werden, das Herz seiner Tochter zu erobern und ihre Geheimnisse herauszufinden.

Chaz hatte nicht viel in Erfahrung gebracht, außer dass Scheme Cyrus verdächtigte, ihre Mutter ermordet zu haben, und dass sie bedauerte, ohne den Einfluss dieser Schlampe aufgewachsen zu sein. Und sie hatte Chaz anvertraut, dass sie von einem Leben weit weg von ihrem Vater träumte.

Und dann war sie schwanger geworden.

Chaz war ein guter Killer, aber sein Genmaterial eignete sich nicht für einen Erben. Cyrus hatte nicht zulassen können, dass sein Enkelkind mit diesem Vater zur Welt kam. Ganz besonders kein männlicher Enkel.

In seiner Eigenschaft als Schemes Vater hatte er die Entscheidung getroffen, das Kind abtreiben zu lassen.

Erst jetzt war Cyrus klar geworden, dass sie nie verstanden hatte, dass er sie damit nur hatte schützen wollen. Er hatte nur versucht, sie anzuleiten, zu führen.

»Bereust du das mit dem Kind?«, fragte er Chaz.

Kalte, sehr kalte blaue Augen erwiderten seinen Blick, und harte Lippen verzogen sich spöttisch. »Ich habe sie für Sie betäubt. Wenn ich das Balg gewollt hätte, wäre ich mit ihr abgehauen.«

Ja, das hätte er getan. Chaz gewährte seine Loyalität nur freiwillig, und er hatte keine Bedenken, sich etwas zu nehmen, wenn es ihm in den Kram passte. Cyrus respektierte das.

»Haben wir Beweise?« Sein Kummer wog schwer.

Er hatte seine Tochter über die Jahre viele Male bestraft, in seinem Bemühen, sie zu trainieren, sie zu stärken und sie zu lehren, welchen Wert es hatte, wenn sie ihm ihre Loyalität schenkte. Er war hart mit ihr umgegangen, zugegeben. Einmal hatte er sie sogar getötet, um sie die Bedeutung des Todes zu lehren. Sollte sie ihn je hintergehen, wäre dies ihre Strafe. Damals hatte er keine Beweise gehabt, nur einen Verdacht, und seine Schuldgefühle waren immer drückender geworden, jedes Mal wenn Scheme ihn mit anklagendem Blick ansah.

Ohne einen Beweis konnte er sie nicht endgültig töten, weil diese anklagenden braunen Augen ihn bis in alle Ewigkeit verfolgen würden. Er brauchte absolute Gewissheit.

»Ihre ID war ins Übermittlungssystem eingeloggt. Sie hat sich große Mühe gegeben, ihre Spuren zu verwischen, aber ich habe Beweise gefunden.« Chaz übergab ihm das ID-Protokoll.

Da stand es schwarz auf weiß: ihre Versuche, die Spuren im System zu löschen – und die Nachricht, die früher am Tag an das Büro für Breeds-Angelegenheiten geschickt worden war. In dieser Nachricht ersuchte sie um Asyl bei Jonas Wyatt. Es war reines Glück gewesen, dass sein Spion sich in den Büroräumen in Washington aufgehalten hatte, als die Nachricht eingegangen war. Cyrus unterdrückte sein Seufzen und Bedauern.

»Offensichtlich hatte sie nicht genug Zeit, um den Job gründlich zu erledigen«, murmelte er. Er wusste genau, dass sie es mit ausreichend Zeit geschafft hätte.

»Und ich vermute, dass ihr das klar ist. Sie dachte, sie hätte stattdessen genug vom internen Speicher gelöscht, um genügend Zeit zu haben, Jonas Wyatt zu erreichen. Sie ist der Spion, Cyrus. Es ist an der Zeit, es sich einzugestehen. Die Frage ist, welche Informationen hat sie mitgenommen? Denken Sie, sie weiß von der Entführung des Breed-Kindes?«

Er musste es sich endlich eingestehen. Er hatte es mehrere Male vermutet und sein eigenes Kind gefoltert, um ihr das Geständnis abzuringen, war jedoch jedes Mal gescheitert. Jahrelang hatte er sich selbst gehasst, war von Schuldgefühlen geplagt gewesen, nur um am Ende zu erfahren, dass sie noch hinterhältiger gewesen war, als selbst er es für möglich gehalten hatte.

Er hatte Prügel angeordnet, sie mehrere Male lebendig begraben, und ihr einmal sogar gestattet zu sterben, bevor er sie rasch wiederbelebt hatte. Er hatte sie verdächtigt und unbedingt ihren möglichen Verrat verhindern wollen, um die Notwendigkeit ihres Todes zu vermeiden.

Cyrus hob den Blick zu dem Ölgemälde an der Wand gegenüber. Seine Scheme, strahlend in feuerroter Seide, auf seinem Bürosessel. Ihr langes schwarzes Haar fiel ihr wie ein Wasserfall über die Schulter, und ihre dunklen Wimpern verbargen den Ausdruck ihrer Augen. Er redete sich oft ein, dass sie dahinter ihre Liebe für ihn versteckte. Ihr Verständnis.

»Es spielt keine Rolle, was sie weiß. Unser Agent ist inzwischen so nahe dran, dass die Entführung des Kindes kein Problem sein wird. Sie kennt das genaue Datum nicht, höchstens ein ungefähres. Selbst wenn sie ihnen das verrät, wird das nichts ändern.«

Aber sie wusste noch andere Dinge. Dinge, für die sie vielleicht keine Beweise besaß, die ihn aber dennoch vernichten konnten.

»Sie ist zu einer Belastung geworden, Cyrus. Sie haben die richtige Entscheidung getroffen«, versicherte Chaz.

»Sie ist gerade auf einer Party für diesen Tigerbastard Reynolds. Ich will, dass sie noch vor Sonnenaufgang tot ist.« Die Worte drohten ihn zu ersticken. »Barmherzig, Chaz, ich bitte dich.«

Chaz neigte zustimmend den Kopf. »Ich kümmere mich um sie, Cyrus«, versprach er leise. »Kurz und schmerzlos.«

Ja, das würde Chaz tun. Er empfand Zuneigung für Scheme, das wusste Cyrus. Aber, anders als Scheme, verstand Chaz ihre Zukunftspläne und worauf sie hinarbeiteten.

»Denkst du, es wäre anders gekommen, wenn sie das Kind hätte behalten dürfen?«

Diese Frage verfolgte ihn.

»Ich bezweifle es, Cyrus. Sie hat auf das hier hingearbeitet, seit dem Tag, an dem ihre Mutter starb. Sie hat immer gewusst, dass Sie sie getötet haben, trotz Ihrer Geschichte. Sie hätten später auch noch ein Enkelkind töten müssen.«

Ja. Cyrus nickte zu den Worten des Killers. So wie er seine Frau getötet hatte, war er nun gezwungen, seinem Kind das Leben zu nehmen. Er hätte es nicht ertragen können, das Gleiche einem Enkelkind anzutun, das er mit aufgezogen hatte.

»Also gut.« Er nickte und stellte das Foto zurück an seinen Platz. »Ich vertraue darauf, dass du dich darum kümmerst.«

Chaz stand auf und hielt inne, bevor er sich umdrehte. »Ich hätte mein Kind nicht töten können, Cyrus«, sagte er. »Wäre es geboren worden, hätte ich Sie anstelle des Kindes getötet. Sie haben die richtige Entscheidung getroffen. Dieses Kind hätte uns beide schwächer gemacht.«

Ja, so wäre es gewesen. Das Kind wäre eine noch größere Schwachstelle gewesen, als Scheme es schon war. Cyrus nickte wieder. »Barmherzig, Chaz. Sanft.«

Bedauern flackerte im Blick des Jüngeren auf, bevor er sich umdrehte und zur Tür ging. Chaz würde, wie auch er selbst, den Verlust bedauern, aber er würde es durchziehen.

»Lebe wohl, Prinzessin«, flüsterte er und streckte den Finger aus, um ihr Gesicht auf dem Foto zu streicheln, während ihm eine weitere Träne über die Wange lief. »Es tut mir leid.«

1

Sie war der Inbegriff von Grazie, Mysterium und Schönheit. Tanner Reynolds beobachtete Scheme Tallant, wie sie an den Wänden des Saales entlangflanierte und hier und dort ein wenig plauderte. Ihr kühles Lächeln war eine Herausforderung, die ihn reizte.

Er hätte ihren Tod in dem Augenblick anordnen sollen, als er erfahren hatte, dass sie die Einladung zur Party angenommen hatte. Aber etwas hatte ihn davon abgehalten. Irgendetwas hielt ihn immer davon ab. Nicht zum ersten Mal waren seine Handlungen in Bezug auf sie von Lust geleitet.

Sie war die Tochter von General Cyrus Tallant. Die Saat des Bösen in Person. Cyrus Tallant hatte das Ausbildungsprogramm für die Breeds geleitet, bis zu deren Rettung vor zehn Jahren. Manipulativ und zerstörerisch, wie er war, hatte er es geschafft, nach außen eine saubere Weste zu bewahren und sicherzustellen, dass es keinen echten Beweis für die Position gab, die er innegehabt hatte. Doch Tanner und die Breeds, denen er vor Jahren aus dem Labor in New Mexico gefolgt war, hatten immer von der finsteren Heimtücke dieses Mannes gewusst.

Und von der Boshaftigkeit seiner Tochter. Sie arbeitete mit ihm zusammen, sie arbeitete für ihn. Sie hatte die Dokumente unterzeichnet, die den Tod von Breeds anordneten, und sie hatte entscheidende Informationen vernichtet, um die Spuren des Genetics Council zu verwischen.

Es war ihnen gelungen, Dutzende Mitglieder des Councils anzuklagen, aber der Kopf der Bestie war immer noch intakt. Zur Führung des Councils, die aus zwölf Mitgliedern bestand, mussten sie erst noch durchdringen. Solange diese Leute nicht zur Strecke gebracht waren, würde es keinen Frieden für die Breeds geben.

Wenn sie Cyrus Tallant ausschalten konnten, wäre der Kopf des Councils ernsthaft geschwächt. Scheme Tallant war die Schwachstelle ihres Vaters. Unglücklicherweise war es bisher niemandem gelungen, sie zum Reden zu bringen.

Tanner war überzeugt, dass er es schaffen würde.

Ein Lächeln spielte um seine Lippen, und er war sicher, dass sich Lust und Vorfreude darin spiegelten. Heute Nacht. Heute Nacht würde er sie sich schnappen. Jonas Wyatt, Direktor des Amts für Breeds-Angelegenheiten, war nicht in der Stadt; er konnte also kein Veto gegen die Mission einlegen. Am Ende würde er die Informationen haben, die er brauchte, so schwor sich Tanner. Oder Scheme Tallant wäre tot.

Er hatte es satt, dass Jonas sich zwischen ihn und die Frau stellte. In seiner Eigenschaft als Direktor des Amts für Breeds-Angelegenheiten hatte Jonas Tanner befohlen, abzuwarten, was passierte, um Tallant eine Chance zu geben, Mist zu bauen.

Doch Tallant würde keinen Mist bauen. Er würde keinen Fehler machen. Genauso wenig wie seine Tochter. Und Tanner hatte es satt, zu warten.

Heute Nacht würde er sie sich schnappen. Ihr Vater würde ahnen, wer sie hatte, aber er hätte keinen Beweis dafür. Und Tanner wusste, wo er sie verstecken konnte. An einem Ort, wo kein Mann und kein Breed sie jemals finden würde.

Es war an der Zeit, dass Scheme Tallant für ihre Rolle bei den Mordbefehlen bezahlte, die unzählige Breeds in den Tod geschickt hatten. Es war an der Zeit, die Samthandschuhe abzulegen und die Informationen zu beschaffen, die sie brauchten. Nicht nur über ihren Vater, sondern auch über die Identität des Spions in Sanctuary und die Standorte der Blutreinheitsfanatiker und Rassistengruppen. Die Gefahr, dass sie die Verteidigung des Breed-Lager durchbrachen, wurde von Tag zu Tag größer.

Es war an der Zeit zurückzuschlagen.

Der Goldjunge der Breed-Gemeinschaft war zugegen, umschmeichelt und geliebt von allen. Tanner Reynolds. Playboy, PR-Genie und möglicherweise ihr Scharfrichter, falls er es tatsächlich schaffte, ihrer in einer dunklen Gasse habhaft zu werden.

Sie war zur Party gekommen, um sich in Sicherheit zu bringen. Hier wollte sie den Breed treffen, mit dem sie die letzten acht Jahre zusammengearbeitet hatte, aber er war nicht da. Er nicht, dafür aber viele andere.

Langsam bewegte Scheme sich durch den Saal, beobachtete die anwesenden Breeds und ordnete die Namen den Akten zu, die sie über die Jahre studiert hatte. Cabal St. Laurens, Tanners genetischer Zwilling, war nicht anwesend, aber das war nichts Ungewöhnliches. Er war kein Partylöwe.

Auch von den verheirateten Paaren unter den Breeds war keines hier, aber Scheme wusste, dass sie eingeladen worden waren. Mehrere Enforcer in schwarzer Uniform waren da. Auf ihren Uniformen war das Abzeichen der speziellen DNA ihres Trägers an der Schulter aufgeprägt. Viele Löwen, ein paar Panther, und sie war sicher, vorhin einen Puma gesehen zu haben – aber keine Tiger.

Der einzige Tiger im Saal war Tanner, und er war kein Enforcer. Zumindest hatte das Amt für Breeds-Angelegenheiten ihn nicht als solchen benannt. Doch Scheme wusste es besser. Sie wusste, welch harte Vergeltungsschläge er austeilen konnte, wenn die Situation es erforderte. Einmal war sie sogar gestorben, nachdem sie den Beweis einer seiner Vergeltungsaktionen vernichtet hatte. Bei dem Gedanken verzogen sich ihre Lippen zu einem spöttischen Lächeln. Als Doppelagentin für die Breeds zu arbeiten konnte gesundheitsschädlich sein. Vor allem dann, wenn der einzige Breed, der über ihren Status Bescheid wusste, anscheinend gerade nicht auffindbar war.

Vorsichtig bewegte sie sich durch den Ballsaal, in dem sich mindestens zwei Dutzend Breeds befanden. Aber der eine, den sie suchte, war nicht gekommen. Jonas Wyatts Abwesenheit war auffallend. So etwas kam nur selten vor. Extrem selten.

Scheme nippte an ihrem Champagner und schlenderte auf die Schiebetüren und den Garten dahinter zu. Sie musste der erdrückenden Atmosphäre der Party mit all den argwöhnischen Blicken unbedingt entfliehen. Noch dringender musste sie jedoch Wyatt finden. Verdammt, er hätte hier sein müssen!

Scheme hob den Rock ihres leuchtend scharlachroten Abendkleides, stieg die Marmorterrasse hinab und folgte dem Steinpfad, der in den spärlich beleuchteten Garten führte. Es war nicht gerade der sicherste Aufenthaltsort für sie – nicht bei den vielen Breeds, die hier herumliefen –, aber sie brauchte die Stille, um ihre Optionen abzuwägen, nun da ihr Zielobjekt nicht erschienen war.

Ihr Erscheinen bei dieser Party war ein riskanter Schachzug – nicht nur weil sich hier jede Menge Breeds befanden, die ihr gerne ein Loch in den Kopf gepustet hätten, sondern auch weil zu viele Augen ihr Vorhaben beobachten konnten. Cyrus Tallant zu hintergehen, war keine gute Idee, schon gar nicht so offen, wie sie es geplant hatte.

Mit der Einführung der Breed-Gesetze vor mehreren Jahren war Scheme mehr oder weniger zu einer Zielscheibe geworden. Als Assistentin ihres Vaters war sie die Schnittstelle zu seiner Kontaktperson im Council gewesen, und als der Mann verhaftet und für seine Verbrechen vor Gericht gestellt wurde, war auch Scheme ins Visier geraten. Und unter Verdacht. Sie war der Schutzschild ihres Vaters gewesen und hatte es nicht einmal gewusst.

Sie wanderte durch den Garten, immer weiter weg von der Party und immer tiefer in den schattigen Frieden, den ihr die üppige Gartenlandschaft bot. Hier gab es nicht so viele Augen, die ihr folgten, mit manchmal verachtenden, aber immer misstrauischen Blicken.

»Im Dunkeln umherzuwandern, könnte gefährlich sein, Miss Tallant. Sie sind nicht gerade beliebt dieser Tage.«

Beim Klang seiner Stimme blieb sie wie angewurzelt stehen. Tief und weich wie alter Whiskey. Tanner Reynolds glitt aus der Dunkelheit und musterte sie aus einer kleinen Grotte heraus, in der das beruhigende Plätschern eines nahen Springbrunnens zu hören war.

Das Ambiente bot pure Romantik: dezente Beleuchtung, im Hintergrund plätscherndes Wasser, Schatten um sie herum. Einen Augenblick lang, nur einen Augenblick, gestattete Scheme sich ein Gefühl von Bedauern. Bedauern, weil die Atmosphäre und die plötzliche Anspannung in ihr nicht einem Liebhaber galten, sondern einem Mann, der in ihr seinen Feind sah.

Er trug einen Smoking. Herr im Himmel, Männern wie Tanner Reynolds sollte es verboten werden, einen Smoking zu tragen! Man sollte es als Verbrechen ahnden. Es war, als würde man einem Tiger eine Fliege umbinden. Die natürliche Gefährlichkeit der Bestie wurde dadurch nur noch unterstrichen.

»Ich wurde eingeladen«, versicherte sie ihm und wunderte sich dabei über den belegten Klang ihrer eigenen Stimme.

»Natürlich wurden Sie eingeladen«, antwortete er sanft. »Dafür habe ich gesorgt.«

Das reichte völlig aus, um die Nerven einer Frau vor Schock erbeben zu lassen. Ihre Nippel richteten sich interessiert auf. Das war nicht gut, und zwar aus dem einfachen Grund, weil Breeds die Erregung einer Frau fühlen und wittern konnten.

»Sie haben dafür gesorgt?« Sie legte den Kopf schief und ließ ihr Haar über die Schulter nach vorn fallen, sodass es ihr Gesicht abschirmte. »Und warum sollten Sie das tun?«

Vielleicht, um dich umzubringen, erinnerte sie da eine zynische und plötzlich gänzlich unerfreute innere Stimme. Vergessen war die plötzliche Wärme zwischen ihren Beinen und die sinnliche Knospung ihrer Brustwarzen. Dieser Breed würde sie eher töten, als mit ihr zu schlafen.

Sie konnte ihm noch nicht mal einen Vorwurf machen. Er wusste nichts über sie als den Eindruck, den sie während der letzten zehn Jahre zu erwecken versucht hatte: dass sie die Tochter von Cyrus Tallant war, und zwar nicht nur aufgrund ihrer Blutsverwandtschaft, sondern auch im Hinblick auf ihre Gnadenlosigkeit. Sie hatte sich stets als Teil jener Interessengruppen ausgegeben, die entschlossen waren, die Breeds zu vernichten – eine Feindin ebenjener Spezies, für deren Rettung sie unzählige Male ihr Leben riskiert hatte.

Und sie konnte ihm nicht die Wahrheit enthüllen. Nicht jetzt. Erst musste Jonas herausbekommen, wer der Spion in den Reihen der Breeds war. Erst musste sie Jonas finden und dafür sorgen, dass die Informationen, die sie besaß, in die richtigen Hände gelangten.

»Sagen wir, ich hielt es für an der Zeit, dass wir uns begegnen«, erklärte er. »Wir scharwenzeln nun schon seit Jahren umeinander herum und achten darauf, uns aus dem Weg zu gehen. So langsam verliere ich die Geduld bei diesem Spiel.«

»Dann spielen wir also ein Spiel?« Scheme runzelte neugierig die Stirn. »Die Spielregeln müssen wohl in der Post verloren gegangen sein.«

»Ich denke, die Regeln sind Ihnen wohlbekannt.« Er trat aus den Schatten auf den Weg, neben sie, und gleichzeitig schien jeder Sauerstoff aus der Luft zu entschwinden.

»Das glauben Sie vielleicht«, meinte sie leise. »Aber dafür müsste ich zuerst das Spiel verstehen. Was wollen Sie, Mr Reynolds?«

»Sie nennen mich ja gar nicht Breed«, erinnerte er sie tadelnd, und der Klang seiner Stimme strich über ihre empfindsamen Nerven. Ihr lief es doch tatsächlich eiskalt über den Rücken. »War es denn nicht die Ansicht Ihres Vaters, dass uns die Verleihung eines Namens den irrigen Eindruck vermitteln würde, dass unser Leben von irgendwelchem Wert wäre? Dass wir menschliche Wesen sein könnten.«

Warnende Anspannung lag in der Luft. Er drohte ihr. Scheme beschloss, es zu ignorieren. Viel zu lange war sie diesem Zusammentreffen aus dem Weg gegangen, und sie war des Kämpfens müde. Sie hatte genug davon, ihm aus dem Weg zu gehen und Ausreden zu erfinden. Sie hatte genug von der Angst, von Blut und Tod.

»Ich arbeite nur für meinen Vater, Mr Reynolds, ich lebe nicht seine Ansichten«, stellte sie fest.

Sein leises Lachen war tief und gefährlich. In diesem hinteren Bereich des Gartens war es so dunkel, dass sie nur das goldene Glitzern seiner Augen sehen konnte, als sie zu ihm aufblickte. Und auch die waren hypnotisierend.

Erneut lief es ihr kalt über den Rücken, als er die Hand hob und ihr das Haar zurückstrich. Die langen seidigen Strähnen glitten über ihre bloßen Schultern und machten ihr seine Präsenz noch bewusster.

Der tiefe Ausschnitt ihres trägerlosen Kleides bot keinen Schutz vor seinen Fingern, die über ihre nackte Schulter und ihr Schlüsselbein strichen. Warme Haut, leicht rau, berührte sie und löste ihre Anspannung. Die Berührung entspannte sie und entfachte zugleich Hitze in ihr.

Ihr Herz raste, hämmerte in ihrer Brust, voller Angst. Oder Erregung? Angst, mahnte sie sich, denn von etwas so Winzigem wie der kaum spürbaren Berührung seiner Fingerspitzen würde sie sich nicht in Erregung versetzen lassen.

»Ihr Vater sollte Sie besser beschützen«, meinte er leise. »Bei dem Angriff auf Sanctuary letzten Monat wurde Blut vergossen. Wir wissen, dass Sie beide darin verwickelt waren. Wir müssen es nur beweisen.«

»Und Beweise haben Sie keine«, erinnerte sie ihn ebenso leise. »Mich im Dunkeln zu belästigen wird Ihnen auch keine verschaffen.«

Er hielt inne, und seine Nasenflügel weiteten sich, als er sie mit fragendem Blick musterte. Er war gefährlich, noch viel gefährlicher als die anderen Breeds, das wusste sie.

Ihre Erregung konnte sie nicht vor ihm verbergen; sie wusste, dass er sie wittern konnte. Sie sah es in der Anspannung seines Körpers und dem Glitzern der Lust in seinen Augen. Tanner war die Antwort der Breeds auf einen Hollywood-Playboy. Er war der Bad Boy, der sich mit Freuden seiner Sinnlichkeit und seinen erotischen Gelüsten hingab.

»Sagen Sie mir eines, Scheme.« Er beugte sich zu ihr und blockierte damit das Licht, während sie in seine hypnotisierenden Augen sah. »Haben Sie gar keine Angst? Ich könnte Ihnen das Fleisch von den Knochen reißen und Ihre Leiche so verschwinden lassen, dass kein Mann und kein Breed sie jemals finden würden. Ich könnte Ihnen Schmerzen bereiten, die alles in den Schatten stellen, was Sie je erlebt haben.«

»Schmerz ist nicht das, was Sie mir zeigen wollen«, flüsterte sie zurück. »Und im Augenblick verschwenden Sie auch keinen Gedanken an Mord, nicht wahr, Tanner?«

»Führen Sie mich nicht in Versuchung.« Seine dunkle Stimme klang tiefer und hatte nun einen unmissverständlich erotischen Unterton. »Sie wären völlig überfordert mit dem, was ich Ihnen geben könnte.«

Sie zwang ihre Lippen zu einem kleinen Schmollmund. »Aber Tanner, Sie in Versuchung zu führen wäre doch ein solcher Spaß«, meinte sie gedehnt. »Sie wissen doch sicher, dass das mein liebstes Hobby ist? Gute Jungs dazu zu verleiten, böse Jungs zu sein.«

»Ich bin schon ein böser Junge«, grollte er und ragte plötzlich noch näher über ihr auf. »Einer von der übelsten Sorte. Sie wollen nichts von mir; damit könnten Sie nicht umgehen.«

»Oh, eine Herausforderung!« Sie reizte ihn, und der verbale Schlagabtausch machte ihr tatsächlich Spaß. »Wenn mein Terminkalender nicht so voll wäre, würde ich darauf ganz sicher eingehen.«

»Sie würden tatsächlich mit einem Tier schlafen?«, fragte er. »Aber Miss Tallant, Ihren Vater würde der Schlag treffen.«

Schön wär’s.

»Alle Männer sind Tiere, egal, als was sie geboren wurden«, behauptete sie und versuchte dabei mit aller Gewalt die Bitterkeit zu unterdrücken. »Keine Sorge, von so etwas lasse ich meine Entscheidungen nicht beeinflussen.«

Er neigte sich zu ihr, und plötzlich lagen seine Lippen an ihrem Ohr. Sie streichelten die empfindsame Muschel, als er flüsterte: »Meine Schöne, du hattest mich noch nicht. Ich könnte dir zeigen, wie es wirklich ist mit einem Tier. Ich könnte dich dazu bringen, dass du um mehr flehst.«

Daran hatte sie keinerlei Zweifel. Falls ihr körperlicher Zustand irgendein Hinweis war, würde es nicht lange dauern, bis sie so weit wäre, zu betteln.

»Dazu müssten Sie mich erst mal in ein Bett bekommen.« Sie drehte den Kopf, bis ihre Lippen auch sein Ohr berührten, ließ ihre Zunge herausgleiten und leckte damit über sein Ohrläppchen. »Und ich habe es mir zur Regel gemacht, niemals mit Männern zu schlafen, die mich hassen. Damit sind Sie aus dem Rennen, Mr Reynolds.«

Er blieb absolut reglos stehen, die Hände an ihren Hüften, ohne sie wirklich zu berühren, sein Körper angespannt, in Bereitschaft, als würde er eine Gefahr wittern.

»Ich habe nie behauptet, dich zu hassen, Scheme«, flüsterte er schließlich und schob mit dem Kinn ihr Haar beiseite. Plötzlich lagen seine Lippen an ihrem Hals, und seine Reißzähne hinterließen eine brennende Spur auf ihrer Halsschlagader. »Aber eines schönen Tages wirst du mit mir schlafen. Es sei denn, ich töte dich vorher.«

Er kniff sie in den Hals, und sie zuckte überrascht zurück, hob die Hand an die brennende Stelle und funkelte ihn zornig an.

»Das war völlig unangebracht.« Ihre Stimme klang hart, sie straffte die Schultern und sah ihn finster an. »Kennst du etwa die Regeln nicht, Tanner? Man beißt nicht beim ersten Date, und schon gar nicht bei einem zufälligen Aufeinandertreffen im Dunkeln. Selbstbeherrschung kennzeichnet einen zivilisierten Mann aus.«

»Wer sagt denn, dass ich zivilisiert bin?« Jetzt lachte er, und bedrohliche Reißzähne blitzten auf, die in der Dunkelheit glitzerten. »Das war nur eine Warnung, meine Schöne. Wenn ich erst einmal meinen Schwanz in dich schiebe, wirst du mich anflehen, dich zu beißen.«

Oh ja, genau das war es, wovor sie Angst hatte. Gefährlich. Sehr gefährlich. Sie spielte gerade mit einem Feuer, das heißer war und noch größeres Potenzial hatte, sie zu vernichten, als das, mit dem sie die letzten zehn Jahre lang gespielt hatte.

»Nur in deinen Träumen.« Ihr Spott enthielt mehr Selbstsicherheit, als sie tatsächlich empfand. »Und wenn du mich jetzt entschuldigen würdest … So unterhaltsam dieses kleine Abenteuer auch ist, ich muss jetzt wirklich gehen. Es wird langsam spät.«

Sie wollte an ihm vorbeigehen, wurde jedoch abrupt von seinem breiten Brustkorb gestoppt, der ihr plötzlich den Weg versperrte.

»Du läufst davon«, meinte er vorwurfsvoll, hob eine große Hand und strich mit dem Finger über ihre Wange. »Glaubst du, ich habe dich mit so viel Aufwand hierhergelockt, damit du jetzt so einfach davonkommst?«

»Ich denke, ich habe genug von deiner charmanten Gesellschaft.« Ihr Körper flehte um mehr, aber zur Hölle noch mal, der besaß ja auch nicht genug Verstand, um sich anständige Liebhaber auszusuchen, warum sollte sie jetzt also auf ihn hören?

»Ich werde dich nehmen, Scheme. Dagegen anzukämpfen, wird dir nichts nützen, es verlängert nur den Kampf.«

»Ich zittere schon wie Espenlaub.« Sie verdrehte die Augen, trat zur Seite und ging – diesmal erfolgreich – an ihm vorbei. »Hast du es denn noch nicht gehört, Tanner? Die Jagd ist das halbe Vergnügen.« Genau genommen hatte sie festgestellt, dass es das einzige Vergnügen war, aber das männliche Ego zu beleidigen war selten ein kluger Schachzug. Schon gar nicht das eines Breeds. »Und nun wirst du mich entschuldigen müssen. Ich habe genug von der Party und deinen geistreichen sexuellen Anspielungen. Es ist Zeit für mich zu gehen.«

»Miss Tallant«, sagte er leise, als sie zurück zur Party ging, »es war mir definitiv ein Vergnügen.«

Tanner sah zu, wie sie den Garten verließ, eine schlanke Gestalt, umgeben von dem Licht, das aus dem Haus drang und ihr scharlachrotes Kleid wie Feuer aufleuchten und zugleich das üppige schwarze Haar noch dunkler erscheinen ließ.

Prüfend fuhr er sich mit der Zunge über die Zähne. Keine geschwollenen Drüsen. Einen Moment lang, nur einen kurzen Augenblick, hatte er ein Aroma in seinem Mund wahrgenommen, so ungewohnt, dass sein Herz ahnungsvoll kurz ausgesetzt hatte. Konnte Scheme Tallant seine Gefährtin sein? Die Frau, die er schon seit Jahren entführen wollte, die er mit fast schon fanatischem Eifer beobachtete, barg eine Faszination für ihn wie keine andere Frau je zuvor.

Die Symptome des Paarungsrausches waren in der Gemeinschaft der Breeds inzwischen allgemein bekannt: die geschwollenen Drüsen und jene ungewöhnliche lustvolle Hitze, die Körper und Verstand erfasste. Verlangen nach ihr durchfuhr ihn, stärker als alles, was er je erlebt hatte. Doch er bemerkte keines der körperlichen Anzeichen für den Paarungsrausch.

»Sie verlässt die Party«, meldete er über sein winziges Ohrmikro. Er wusste, das Team am anderen Ende würde seine Meldung erhalten.

»Haben wir gehört«, antwortete Cabal knurrend.

Tanner grinste leicht. Trotz seiner sexuellen Unbekümmertheit im Privaten fühlte Cabal sich bei öffentlichen Flirtereien nur selten wohl.

»Folgt ihr«, befahl Tanner und begab sich zurück in den Saal. »Ich will wissen, wann sie zu Hause ankommt und ob sie allein ist oder nicht.«

»Bist du sicher, dass das die beste Vorgehensweise ist, Tanner?«, fragte Cabal. »Es ist nie klug, einer Schlange in ihren Bau zu folgen.«

»So denkt ein Löwe«, erklärte Tanner mit einem Lächeln. »Sorgt nur dafür, dass das Haus sauber ist.«

»Wir haben es nach Wanzen durchsucht, bevor wir hergekommen sind«, antwortete Cabal. »Offenbar hat ihr allerliebster Daddy kein Vertrauen zu seiner kleinen Prinzessin. Jedes Zimmer in dem Haus ist verwanzt.«

Tanner verzog das Gesicht. Haltet einen Störsender für mich bereit. Ich will nicht, dass das aufgezeichnet wird.«

»Bereit und in Wartestellung.« Cabal seufzte. »Wird nicht einfach, dir bei dieser Sache den Rücken freizuhalten. Du hast verdammtes Glück, dass Jackal einen perversen Sinn für Humor hat, wenn es um deine Spielchen geht.«

Jackal schnaubte im Hintergrund. Er war einer der wenigen menschlichen Sicherheitsleute in Sanctuary.

»Er hatte nur eine langweilige Woche.« Tanner unterdrückte ein Lachen, als er sich der Terrasse näherte. »Ich bin draußen. Wir sehen uns in der Burg.«

Die Burg. Das Stadthaus der Prinzessin mitten in D. C. war über die letzten paar Tage von oben bis unten durchsucht worden. Sie hatten die Wanzen gefunden, doch nur wenig anderes. Merkwürdigerweise hatte die Prinzessin keinerlei intime Familienfotos – mit Ausnahme eines kleinen gerahmten Bildes ihrer toten Mutter, das neben ihrem Bett stand.

Ihr Zuhause war steril. Kalt.

»Merc fährt die Limo für dich vor«, meldete Cabal in Tanners Ohr, als der wieder den Ballsaal betrat und sich einen Weg durch das Gedränge an politischen und weniger politischen Gästen bahnte.

Tanner verabschiedete sich bei der Gastgeberin, marschierte durch das imposante Foyer des Hauses und ignorierte dabei ausnahmsweise die begehrlichen Blicke der Weiblichkeit, die ihm galten.

Es kam selten vor, dass er eine Party allein verließ. Aber er hatte nicht die Absicht, lange allein zu bleiben. Heute Nacht würde Scheme einem Breed sehr nahe kommen, und das auf eine Weise, die weder Blut noch Tod beinhaltete.

Zuerst würde er mit ihr schlafen, um diese Faszination loszuwerden, die er für sie empfand. Dann würde er sich die Informationen von ihr holen, die er brauchte, und danach würde er sie zur Vollstreckung des Breed Law ausliefern, so kaltblütig, wie sie in der Vergangenheit die Mordbefehle gegen Breeds unterzeichnet hatte.

Er hatte endlich den Beweis gegen sie, den er brauchte. Bilder, unterschriebene Befehle und das Geständnis ihres ehemaligen Liebhabers. Alles, was er jetzt noch brauchte, war ein letztes Geständnis von einem Soldaten oder einem Mitglied des Councils, um sie auszuschalten. Scheme Tallant würde bald zu einer bloßen Erinnerung für die Breeds verblassen.

2

Scheme wollte nicht nach Hause. Sie konnte den Gedanken an die elektronischen Abhörgeräte nicht ertragen, die in ihrem Haus verteilt waren – ebenso wenig wie das Wissen, dass ihr Vater letztendlich doch argwöhnte, dass seine Tochter sein größter Feind war.

Das war die einzige Antwort. Er ließ ihr Haus jede Woche nach Abhörgeräten durchsuchen, und immer hatte er behauptet, es seien keine vorhanden. Doch das kleine Handgerät, das Jonas ihr gegeben hatte, bewies ihr das Gegenteil.

Also checkte sie in ihrem Lieblingshotel ein. Als sie dem Hotelpagen zu ihrer Suite folgte, überkam sie eine Welle der Müdigkeit. Sie hätte nicht auf die Party gehen sollen. Das Sicherste wäre gewesen, sich von Tanner Reynolds fernzuhalten. Unglücklicherweise war gerade dieser spezielle Breed ihre Schwachstelle. So nah wie heute Abend war sie ihm allerdings noch nie zuvor gekommen. Sie hatte ihn aus der Ferne beobachtet, seine Presseerklärungen studiert und jedes Interview und jede Nachrichtensendung mit ihm gesehen. Doch bis heute Abend hatte sie sich nie selbst mit ihm gemessen.

Böse Scheme. Ein Lächeln spielte um ihre Lippen. Wenigstens wusste sie jetzt, dass ihre Libido noch funktionierte. Nach all den Jahren, in denen sie sich ungerührt und desinteressiert gezeigt hatte, hatte Scheme sich schon gewundert.

»Bitte sehr, Miss Tallant.« Der Hotelpage schob die Schlüsselkarte ein, öffnete die Tür und trug ihren kleinen Koffer und den Laptop hinein.

Er ging durch den Raum, machte das Licht an und stellte ihren Laptop auf dem Tisch ab, bevor er mit dem Koffer im Schlafzimmer verschwand.

Sekunden später erschien er wieder mit einem Lächeln auf den Lippen.

»Wir freuen uns sehr, dass Sie heute Nacht unser Gast sind. Darf ich Ihnen etwas beim Zimmerservice bestellen, bevor ich gehe?«

»Im Augenblick nicht, danke.« Sie nahm die Schlüsselkarte mit einem kurzen Lächeln des Dankes und einem kräftigen Trinkgeld entgegen. »Vorerst bin ich zufrieden.«

Allein in der gut beleuchteten Suite sah Scheme sich im Wohnbereich um. Sie fühlte sich unwirklich. Wieso zum Teufel war sie eigentlich hier? Und wo zum Henker steckte Jonas?

Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar, ging zur Tür, ließ das Sicherheitsschloss einrasten und betrat dann das Schlafzimmer. Dort öffnete sie ihren kleinen Koffer und holte einen Schlafanzug aus Samt heraus. Den warf sie aufs Bett, bevor sie den Reißverschluss ihres Kleides aufzog und es abstreifte.

Sie brauchte eine Dusche, und danach musste sie Kontakt zu Jonas aufnehmen. Wenn sie ihn nicht bald erreichte, dann würde alles, wofür sie in den letzten Jahren gearbeitet hatte, zum Teufel gehen.

Wenn das nicht schon längst passiert war.

Sie konnte Tanners plötzlichen Auftritt in der Szenerie nicht ignorieren. Nach jahrelangem raffiniertem Katz-und-Maus-Spiel war er ihr endlich von Angesicht zu Angesicht gegenübergetreten und hatte einen sehr reizvollen Grund angedeutet, weshalb er sie so plötzlich ansprach.

Begehren.

Bei dem Gedanken verzog sie das Gesicht, während sie die Dusche einstellte und unter den harten Wasserstrahl trat.

Begehren ihrerseits, vielleicht. Er hatte schon immer eine gewisse Faszination auf sie ausgeübt, das konnte sie nicht abstreiten. Das wusste er mit Sicherheit. So manipulativ, berechnend und hinterlistig, wie er war, hätte er sich ihr niemals nur aus Begehren genähert. Er war auf mehr aus. Er wusste irgendwas.

Das machte Tanner doppelt gefährlich. Es bedeutete, dass er über Insiderwissen verfügte, das möglicherweise nur der Breed-Spion für Tallants Organisation in Erfahrung hätte bringen können.

Scheme schloss die Augen und ließ das Wasser auf ihr Gesicht prasseln. Das Ganze war auffallend zufällig, und an Zufälle glaubte sie nicht. Genau heute Abend hatte sie sich mit Jonas treffen wollen, und dann war er nicht am vereinbarten Treffpunkt erschienen? Er hätte dieses Zusammentreffen nicht versäumt, wenn es sicher gewesen wäre. Das wiederum könnte bedeuten, dass er vermutet hatte, dass der Spion, der in Sanctuary arbeitete, ebenfalls anwesend sein würde.

Konnte Tanner der Spion sein?

Das wäre ärgerlich. Ärgerlich deshalb, weil es wesentlich einfacher und erfreulicher für sie wäre, wenn er einfach nur der wäre, der er sein sollte: Sanctuarys Playboy. Das loyale PR-Genie, das ganze Nationen dazu brachte, lautstark Unterstützung für die Breeds zu fordern.

Sie musste Jonas heute Nacht kontaktieren und ein weiteres Treffen arrangieren. Es war unmöglich für sie, weiterhin in der Organisation ihres Vaters zu arbeiten, denn er würde bald herausfinden, wer gestern Nacht das Übermittlungssystem lahmgelegt hatte. Ihr Leben hing am seidenen Faden, das war ihr klar.

»Bescheuert«, brummelte sie vor sich hin und beendete eilig ihre Dusche.

Sie hatte nur einen Blick auf die eingegangene Nachricht geworfen und war in Panik geraten.

Alles bereit. Entführung des ersten Kindes innerhalb der nächsten vierzehn Tage. Bereitet Abholung vor.

Scheme hatte auf der Stelle Jonas kontaktiert und um Aufnahme gebeten. Dann hatte sie zwar versucht, die Spuren ihres Zugriffs auf das System zu löschen, aber sie war dabei nicht erfolgreich gewesen. Sie hatte nicht genügend Zeit gehabt. Nachdem ihr Vater die Nachricht von seinem Spion erhalten hatte, ohne zu wissen, dass sie sie zuerst gesehen hatte, war Scheme klar gewesen, dass sie fliehen musste, und zwar schnell. Sobald Jonas die Information erhielt, würde Callans Sohn David von einem Schutzschild umgeben sein, den niemand durchdringen konnte. In dem Moment würde ihr Vater wissen, was sie getan hatte. Denn die Kameras im Büro würden zeigen, dass außer ihr niemand an jenem Tag im Büro gewesen war.

Sollte es ihrem Vater gelingen, den ersten Breed, der auf natürlichem Wege geboren worden war, in die Hände zu bekommen, dann würden die Breeds mit aller Härte zurückschlagen. Sie wusste, dass ihr Vater voller Schadenfreude genau darauf wartete. Es war seine Chance, seinen Ruf innerhalb des Genetics Council wieder aufzubauen. Er konnte in einem Zug einen natürlich gezeugten Breed der ersten Generation zu fassen bekommen und zugleich die Breeds zu einem Angriff provozieren, der die Welt definitiv gegen sie aufbringen würde. Durch die Sabotage des Übermittlungssystems hatte sie sich etwas Zeit erkauft. Man würde – für eine Weile – nicht feststellen können, wann oder von wem der Rechner manipuliert worden war. Die Kameras im Büro würden lediglich zeigen, dass sie mehrere Stunden gewissenhaft am Computer gearbeitet hatte. Sie war so lange sicher, bis sie es schafften, in die Log-in-Protokolle des Systems zu kommen.

Frustriert atmete sie tief durch und spülte sich das Haar aus, bevor sie ein Handtuch fest darumwickelte und sich dann abtrocknete. Eine halbe Stunde später war ihr Haar mehr oder weniger trocken, und ihr Körper war eingecremt, weich und duftete dezent.

Sie warf einen Blick auf die Armbanduhr, die sie auf das Badezimmerregal gelegt hatte, und kalkulierte ihre Chancen, Jonas noch vor Mitternacht zu erreichen. Der Mann hatte schon sehr merkwürdige Sprechzeiten. Er war den ganzen Abend nicht an sein Handy gegangen, und auch auf die verschlüsselten Nachrichten, die sie hinterlassen hatte, hatte er nicht geantwortet, trotz der Nachricht, die sie ihm zuvor an das persönliche System seines Büros geschickt hatte. Irgendwas stimmte da ganz und gar nicht, und die Gefahr für ihr Leben wurde immer größer.

Scheme wickelte das Handtuch enger um ihren Körper, marschierte zielstrebig in den Wohnbereich – und blieb wie angewurzelt stehen. Direkt vor Tanner, der es sich auf dem dick gepolsterten Sofa gemütlich gemacht hatte.

Ohne Jackett, die obersten Knöpfe seines Hemdes offen und mit vor Lust dunklen Augen stand der Tiger mit täuschender Lässigkeit auf und musterte ihren kaum bedeckten Körper.

»Also, du bist ja ganz schön hartnäckig«, hauchte sie und hielt mit der Hand den Knoten des Handtuchs über ihren Brüsten fest.

Sein Blick glitt über die Rundungen ihrer Brüste, und ihre Brustwarzen wurden zu harten Knospen, die gegen den Stoff drückten.

Ihr Körper reagierte unmittelbar auf seine Anwesenheit. Ihre Brustwarzen wurden sofort kieselhart, ihre Klitoris erwachte zum Leben, und feuchte Wärme breitete sich zwischen ihren Beinen aus.

»Du bist nicht zu deinem Haus gefahren«, stellte er sanft und mit erotischer Stimme fest. »Warum ein Hotel?«

Sie zog eine Augenbraue hoch. »Vielleicht erwarte ich ja Gesellschaft.«

»Und warum nicht bei dir zu Hause?«, fragte er noch einmal. »Die meisten Frauen haben lieber Sex im eigenen Bett. Eine Form von Intimität, glaube ich.« Seine Lippen formten sich zu einem gewinnenden männlichen Lächeln.

»Vielleicht ist Intimität nicht das, was ich suche.« Scheme zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder in Richtung Schlafzimmer, um in ihren Schlafanzug zu schlüpfen, anstatt die Unterhaltung in einem Handtuch fortzusetzen.

Außerdem fand sie den Gedanken, nackt zu sterben, überhaupt nicht reizvoll. Falls er hier war, um sie zu töten, dann wollte sie dabei lieber bekleidet sein.

Als sie die Jalousietür zwischen den beiden Räumen schließen wollte, hielt eine große Hand sie auf, und Tanner lehnte sich mit seinem harten männlichen Körper in den Türrahmen.

»Ich habe so das Gefühl, dass es gerade eine ganz schlechte Idee wäre, dich aus den Augen zu lassen.« Wieder ließ er den Blick über sie gleiten. »Du musst dich meinetwegen nicht anziehen. Dann musst du die Sachen später nur wieder ausziehen.«

»Ach, wir sind aber sehr selbstsicher, was?« Sie hob spöttisch die Augenbrauen, ging aber trotzdem zum Bett.

Dabei verspürte sie einen Hauch unerhörter Belustigung. Sie ließ das Handtuch fallen und ignorierte ihn, während sie den violetten Seidentanga mit Spitze nahm und über ihre Beine streifte.

Lässig zog sie sich an und redete sich dabei ein, dass es ihr gar nichts ausmachte, in seiner Gegenwart nackt zu sein, auch wenn sie es besser wusste.

Als Nächstes kam das Oberteil aus weichem Samtstoff. Sie zog es sich über den Kopf, erwiderte seinen Blick – und ihr blieb beinahe die Luft weg.

Seine Augen glitzerten inzwischen vor lustvollem Hunger, und sein Blick strich über ihre Brüste, bevor der Stoff sie verhüllte. Scheme hob die weiche Hose auf, stieg erst mit einem Bein hinein, dann mit dem anderen, bevor sie sie hochzog. Dabei spürte sie seinen Blick auf ihrer Haut so deutlich wie eine körperliche Berührung.

»Du weißt, dass ich deine Erregung wittern kann.« Dieses Grollen in seiner Stimme jagte ihr Schauer über den Rücken. »Also, warum machst du dir die Mühe, dich anzuziehen?«

»Hungrig?« Sie ignorierte seine Frage. »Ich hatte vor, mir etwas vom Zimmerservice bringen zu lassen.«

»Oh, ich bin hungrig«, grollte er. »Aber ich denke, Nahrung wird meinen ganz besonderen Appetit nicht stillen.«

Ihre Unterleibsmuskeln zogen sich krampfartig zusammen. Einen Augenblick lang verspürte sie ein so intensives Bedauern, dass es ihr schier den Atem raubte. An einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit hätte sie das Intermezzo genießen können, die sinnliche Drohung. Sie war eine Frau, die Gefallen fand an der Verfolgungsjagd und an verbalem Geplänkel, bevor sich das Vorspiel ins Schlafzimmer verlagerte.

Sie hatte es genossen, bis Chaz sie gelehrt hatte, wie überaus irreführend es sein konnte. Bis sie erkannt hatte, wie absolut böse ihr Vater im Herzen war, als er ihr ungeborenes Kind getötet hatte, und wie leichthin Chaz ihm dabei geholfen hatte.

Seitdem sah sie in erotischen Spielereien eine Bedrohung, egal wie amüsant sie waren – und egal wie verlockend.

»Nahrung ist das Einzige, was zur Debatte steht. Im Augenblick«, erklärte sie und gestattete sich die Andeutung eines Lächelns, als sie ihn unter dichten Wimpern hervor ansah. »Vertraust du mir genug, um mich bestellen zu lassen, oder bist du sehr wählerisch?«

Sie bewegte sich auf die Tür zu, um zwischen ihn und den Türrahmen zu treten.

»Warum dieses Spiel?« Er hielt sie am Oberarm zurück. »Du willst genauso sehr mit mir in diesem Bett liegen, wie ich es will.«

Seine Berührung war sanft, leicht, sodass allein Schemes Reaktion auf ihn sie tatsächlich festhielt. Sie blieb abrupt stehen und starrte auf die kräftigen Finger, die sich um ihren Arm schlossen.

»Was ich will und was ich mir selbst gestatte, Mr Reynolds, ist kaum dasselbe«, warnte sie ihn angespannt. »Zurückhaltung bildet den Charakter. Vielleicht solltest du es mal damit versuchen.«

»Zu schade, dass sie nicht auch Ehre und Anstand bildet«, gab er zurück, ließ ihren Arm los und folgte ihr in den Wohnbereich.

»Ich habe tatsächlich gehört, dass sie das tun soll.« Ihre Lippen zuckten belustigt. »Die guten Schwestern auf der Akademie Unserer Lieben Frau versicherten mir, es würde ebenjene Qualitäten in mir stärken.«

Während sie ihr mit dem Riemen auf den Rücken schlugen.

»Ach ja, die Akademie Unserer Lieben Frau«, meinte er nachdenklich. »Du wurdest dort hinausgeworfen, richtig?«

»Stimmt.« Und es war ihr eine lieb gewonnene Erinnerung. »Die guten Schwestern entschieden, dass ich ein hoffnungsloser Fall wäre, den nicht einmal sie noch retten konnten.«

Ihr Vater war nicht annähernd so verständnisvoll gewesen, wie sie gehofft hatte. Und zu den bereits verheilenden blauen Flecken von den Schlägen der Nonnen waren noch jede Menge hinzugekommen. Sie hatte Wochen gebraucht, um sich davon zu erholen.

»Bist du ein hoffnungsloser Fall, Scheme?«

Sie drehte sich zu ihm um und wunderte sich über den plötzlich ernsten Unterton in seiner Stimme, während sie versuchte, ihn mit dem beinahe wütenden Glitzern in seinen Augen in Einklang zu bringen.

»Absolut«, antwortete sie sofort und aufrichtig. »Also wirklich, Tanner, du siehst enttäuscht aus. Hast du denn etwas anderes erwartet?«

Sie drückte den Knopf für den Zimmerservice und bestellte eine Auswahl an Fleisch, Käse und Brot sowie ihren Lieblingswein. Wenn Tanner hier war, um erst mit ihr zu schlafen und sie danach zu töten, dann wollte sie ihr letztes Mahl genießen.

Sie legte auf und ging zur Balkontür, schob die Vorhänge auf, öffnete die Türen und trat hinaus auf den im Schatten gelegenen Balkon. Sie befanden sich im neunzehnten Stock, und die Aussicht über Washington war atemberaubend. Außerdem hoffte sie, die Schatten hier draußen würden ihr helfen, die immer stärker werdende Nervosität in ihr zu bekämpfen.

»Ich bin nicht oft hier«, sagte sie, als sie spürte, wie er hinter sie trat und sie gegen das Geländer drückte. »Aber ich liebe die Aussicht. Hier oben fühlt man, wie das Leben in der Stadt unten pulsiert.«

»Warum hier und nicht bei dir zu Hause?«, fragte er noch einmal, und sein warmer Atem streichelte ihre Ohrmuschel.

»Du bist hartnäckig.« Sie umklammerte das Geländer noch fester, als sie spürte, wie seine Hände an ihre Hüften glitten. »Es ist friedlich hier. Fast anonym.« Hier gab es keine verborgenen Augen, die sie beobachteten, keine übelwollenden Ohren, die jedes Wort und jede Bewegung von ihr analysierten. Bis zu seiner Ankunft war sie hier sicher gewesen.

Sie drehte sich um, weil sie die Drohung seines kräftigen Körpers hinter sich nicht länger ertragen konnte, ohne ihm ins Gesicht zu sehen. Würde sein Gesichtsausdruck sich verändern? Würde sie eine subtile Anspannung seines Körpers bemerken, wenn er Anstalten machte, sie zu töten?

Er legte den Kopf schief, als sie zu ihm aufsah, und das Dämmerlicht verlieh seinen Augen einen seltsamen Schimmer.

»Du denkst, ich werde dich töten?« Seine sinnlich vollen Lippen verzogen sich zu einem belustigten Grinsen. »Ich werde dich nicht töten, Scheme. Dich nach allen Regeln der Kunst vögeln – ja. Dich zur Vollstreckung des Breed Law ausliefern – auf jeden Fall. Aber ich werde dich nicht töten.«

»Du kannst mich nicht ausliefern, Tanner.« Scheme seufzte und musterte ihn ruhig. »Ich habe nichts getan.«

Sie war eine Doppelagentin für das Amt für Breeds-Angelegenheiten. Jonas mochte ja ein Mistkerl sein, aber er würde nicht zulassen, dass sie gerade für die Verbrechen bezahlte, die sie begangen hatte, um Beweise gegen ihren Vater und das Council zu sammeln.

Wenn sie Tanner nur vertrauen könnte! Wenn sie nur sicher sein könnte, dass nicht ausgerechnet er der Spion ihres Vaters war und dass er ihr glauben würde, dass sie Informationen hatte und Asyl brauchte! Sie war sehr in Versuchung, das Risiko für sich selbst einzugehen und ihm ihre Geheimnisse zu enthüllen – aber sie konnte nicht noch einmal das Leben eines Kindes riskieren. Sie brauchte erst Sicherheit.

»Es gibt Tötungsbefehle mit deiner Unterschrift, meine Schöne«, flüsterte er, beugte sich vor und streifte ihr Ohr mit den Lippen. Scharfe Reißzähne schrammten über ihre empfindsame Ohrmuschel. »Fotos, wie du dich mit mehreren mutmaßlichen Mitgliedern des Councils triffst. Alles, was wir noch brauchen, ist das Geständnis eines Council-Soldaten oder eines anderen Mitglieds, um dich ans Kreuz zu nageln. Hältst du das für möglich?«

Scheme lächelte schief. »Ich denke, Tanner, dass man so ziemlich alles erreichen kann, was man will, wenn man es nur unbedingt genug will.«

Sein Stirnrunzeln verriet einen Hauch von Frustration, und der Griff seiner Hände an ihren Hüften verstärkte sich.

»Du bist dir so sicher, dass du dem Breed Law entkommen kannst«, meinte er leise. »Du solltest es besser wissen. Dein Vater hat den Ausbildungszweig des Councils über Jahrzehnte geleitet, und wir wissen, dass du die letzten zehn Jahre involviert warst. Es ist nicht allzu schwer, eine Tatsache zu beweisen.«

Breed Law. Die Bestimmungen, die vor Jahren Gesetz geworden waren und den Breeds nicht nur das Recht auf Autonomie einräumten, sondern auch das Recht, Vergeltung zu üben – auch wenn das nicht ganz so einfach war. Ein Vergeltungsschlag musste zuerst vom Führungsrat der Breeds genehmigt werden, welcher aus zwölf von den Breeds gewählten Mitgliedern bestand, und danach noch von der Aufsichtskommission in D. C., der acht Menschen und vier Breeds angehörten.

Bisher hatte es nur einige wenige Exekutionen hochrangiger Mitglieder des Councils gegeben, dazu zahlreiche Inhaftierungen. Aber der Druck auf Führungsrat und Aufsichtskommission, jene hinzurichten, die der versuchten Abschlachtung von Breeds für schuldig befunden worden waren, wurde langsam überwältigend.

»Dann beweise es.« Sie zuckte mit den Schultern.

Dazu würde es nie kommen. Niemand würde es wagen, ihren Vater derart zu hintergehen – abgesehen von ihr selbst natürlich. Und für den Fall, dass es doch jemand tun würde, hatte sie immer noch die Vereinbarung mit Jonas, die sie vor Jahren unterzeichnet hatte.

Zu dumm, dass Jonas niemandem in Sanctuary traute. Es war immer wichtig, eine Rückzugsmöglichkeit zu haben. In diesem Fall jedoch gab es kein Sicherheitsnetz, außer dem Ort, an dem sie die Vereinbarung versteckt hatte. Und so lange sie nicht sicher wusste, wer der Spion ihres Vaters war, konnte sie ihre Informationen nur an eine einzige Person weitergeben.

»Du könntest reinen Tisch machen.« Er senkte den Kopf, und seine Zähne kratzten über ihre Schulter, bevor er mit der Zunge darüberleckte.

Scheme zwang sich, normal weiterzuatmen, was ihr aber kaum gelang. Seine Berührung sollte nicht erotisch sein. Sie war so simpel, da durfte sie doch nicht hemmungslos feucht werden.

»Ich habe eben erst geduscht«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Ich verspreche dir, bei mir ist alles sehr rein.«

Er knabberte an ihrer Schulter. Der leichte sinnliche Schmerz entlockte ihr ein Aufkeuchen und ließ ihren Körper vor Schwäche erschaudern.

»Ich wittere dich«, grollte er da. »Du bist feucht. So feucht, dass der Duft deiner Erregung wie eine Droge wirkt.« Scheme wollte sich dazu zwingen, sich zu konzentrieren – sie versuchte es wirklich. Doch ihre Wimpern senkten sich flatternd, als seine Lippen plötzlich auf ihren lagen.

Du lieber Himmel! Sie hasste Küssen. Wirklich. Aber dieser Kuss … Ihre Hände versanken auf der Stelle in seinem Haar und hielten ihn fest, als seine Lippen über ihre glitten und seine Zunge ihren Mund in Besitz nahm. Dieser Kuss, heiß, entschlossen, voll knisternder Erotik und lustvollem Verlangen, berauschte buchstäblich ihre Sinne.

Er schlang die Arme um sie, zog sie weg vom Geländer, nur um sie umzudrehen und gegen die Wand des Balkons zu drücken. Er umfing sie, wärmte sie, erhitzte sie, jagte Blitze sengender Hitze durch ihren Leib, die in ihrer Klitoris explodierten, als sie ihm die Hüften entgegenhob.

Oh Mann, diese Art zu küssen müsste man in Flaschen abfüllen können. Damit würde er ein Vermögen verdienen.

Seine große Hand fuhr in ihr Haar, zog daran und ließ ihre Kopfhaut sinnlich prickeln, als er ihren Kopf nach hinten zog und sich aus dem Kuss löste, bevor seine Lippen ihren Hals versengten.

Scheme öffnete die Augen, ohne viel zu sehen. Ihr Blick war undeutlich und benommen.

Sie hob sich auf die Zehenspitzen und versuchte, ihren schmerzvoll verlangenden Unterleib gegen die harte Erektion in seinen Hosen zu drängen.

Oh, war das gut! Ein leises Stöhnen drang über ihre Lippen, als es ihr endlich gelang, das brennende Zentrum ihres Körpers an ihm zu reiben.

Seine Hüften drückten sich an sie, und er umfasste ihren Po mit einer Hand, um sie hochzuheben.

»Leg die Beine um meine Taille«, flüsterte er schwer atmend in ihr Ohr. Er hatte wieder dieses Grollen in der Stimme, das in ihr den Wunsch weckte, über seine Lippen zu lecken und zu spüren, wie sie an ihrem Mund vibrierten.

Sie schlang die Beine um seine Taille, und dann sah sie nur noch Sterne.

Oje! Das war gefährlich. Sie wimmerte – und sie wimmerte niemals! –, als er sein Glied in voller Länge an ihre Schenkel presste und seine Hüften an ihr rieb.

»Ich warte schon so lange darauf, meinen Schwanz in dich zu schieben.« Ausgesprochen deutlich. Er nahm absolut kein Blatt vor den Mund.

»Oje, du bist ja ein richtiger Romantiker«, keuchte sie. Seine gefährlich erotische Feststellung stieß sie in keiner Weise ab.

»Wolltest du denn Romantik?« Er knabberte an ihrem Kinn. »Hübsche Lügen, um das hier sanfter zu machen?«

Wobei mit das hier seine Zähne gemeint waren, die über ihre verzweifelte Brustwarze unter dem Samtstoff schrammten, bevor er die harte Knospe, mitsamt Stoff, in den Mund sog.

Der angespannte gedämpfte Schrei, der über ihre Lippen drang, schockierte sie. Oh Mist! Sie war kurz vor dem Orgasmus. Hier und jetzt, gegen die Wand gedrückt, und das durch nichts weiter als seine Zähne, die ihre harte Brustwarze verwöhnten.

Es war ihr noch nicht einmal peinlich.

Und dann schnurrte er.

3

Sie kam.

Tanner fühlte den Orgasmus durch ihren Körper rasen, fühlte, wie ihr der Atem stockte, und witterte Erregung und Schock aus jeder Pore ihres Körpers dringen.

Ach, du Schande! Sie war ja heißer als Dynamit. Der Duft ihres Verlangens benebelte seine Sinne, und die süße Feuchtigkeit, die sich zwischen ihren Beinen sammelte, machte ihn allein schon mit ihrem Duft beinahe betrunken.

»Du unartige kleine Intrigantin.« Er drückte sein Glied fester zwischen ihre Beine und fühlte ihre Hitze und Nässe.

»Lass dir das nur nicht zu Kopfe steigen«, keuchte sie. »Mein letztes Mal ist schon eine Weile her.«

Das war gelogen. Doch anders als bei anderen Lügnern war der Duft ihrer kleinen Unwahrheit nicht Übelkeit erregend, sondern sanft, mit einem Anflug von Spott und einer leichten Note von Überraschung. Er mochte den Duft ihrer Lügen. Das sollte aber nicht heißen, dass er sie ihr durchgehen lassen würde.

»Lügnerin«, warf er ihr leise vor.

»Das willst du gar nicht wissen.« Ihr Kopf sank gegen die raue Wand hinter ihr, und ihre halb geschlossenen Augen glitzerten.

»Was will ich denn wissen?«, fragte er und bewegte seine Hüften an ihrem erhitzten Unterleib.

»Dass ich mich mindestens drei Meter weit von dir wegwünsche.«

Sie bewegte sich und presste die Knie fester an seine Hüften, als wollte sie ihn festhalten.

»Drei Meter?«, meinte er nachdenklich. »So weit weg wird es aber verdammt schwierig, diesen kleinen Anflug von Erleichterung in einen glühenden Orgasmus zu verwandeln, meine Schöne. Bist du sicher, dass du das willst?«

Er konnte ihr Verlangen nach mehr wittern. Es loderte in ihr, verspottete sie beide mit einem Hunger, dem er kaum widerstehen konnte.

»Es wäre eine sehr gute Idee.« Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, und er wollte es ihr gleichtun.

Doch bevor er ihre Lippen wieder erobern konnte, schob sie ihn an den Schultern von sich und ließ die Beine von seinen Hüften zu Boden gleiten. Er war ein Narr, sie loszulassen. Es war keine gute Idee, ihr die Zeit zu geben, ihre Abwehr gegen ihn wieder neu zu errichten. Aber ihn reizte die Herausforderung, sodass er vor Vorfreude lächelte, als er sie freigab.

»Beeindruckend.« Sie strich den weichen Samtstoff ihres Tops glatt, bevor sie zurück in den Wohnbereich ging. »Du kannst jetzt gehen.«

Darauf musste er schmunzeln. »Das denke ich nicht.«

Ihr dichtes Haar schwang wie ein seidener Umhang, der ihr fast bis zu den Hüften reichte, als sie sich zu ihm umdrehte. Ihre Augen blitzten ihn voll Wut und Verlangen an.

»Die Zeit für Spiele ist vorbei, Tiger.«

Er debattierte nicht mit ihr, sondern schloss die Balkontür und zog die Vorhänge zu.

»Die Zeit für Spiele hat gerade erst angefangen.«

Tanner drehte sich zu ihr um und verkniff sich ein Lächeln, als er ihre plötzliche Unsicherheit fühlte. Scheme galt als ein unverwundbarer Mensch ohne Schwachstellen. Doch er hatte es immer besser gewusst. Sein Wissen über sie und seine Wahrnehmung ihrer Person passten nicht zusammen. Und bis sich das änderte, kam es absolut nicht infrage, dass er sie gehen ließ.

Jahrelang hatte er darauf hingearbeitet, Tallants kleinen Liebling zu entführen. Zu Anfang war der Hauptgrund gewesen, weil er Tallant leiden sehen wollte. Doch inzwischen war ihm vollkommen egal, was der General empfand. Er wollte die Frau. Ihre Geheimnisse. Jetzt wollte er die heißen Küsse und die erschütternden Orgasmen. Bisher hatte Jonas es immer geschafft, seine Pläne zu durchkreuzen, aus dem einen oder anderen Grund. Doch heute Nacht würde er eher sterben, als von ihr zu lassen.

Der Gedanke weckte einen Anflug von Unbehagen in ihm. Nichts sollte ihn derart unter Druck setzen. Er sollte keine Frau derart drängend begehren.

Wieder prüfte er seine Zunge. Nein, keine geschwollenen Drüsen. Es war vielleicht nicht an der Zeit, sich zu paaren, aber es war definitiv an der Zeit, zu spielen. Und Tanner spielte liebend gern.

Sie öffnete leicht die Lippen, und ihre Wimpern senkten sich, als er auf sie zukam und langsam um sie herumging.

»Tanner.«

Er konnte die Warnung in ihrem Tonfall hören, aber zugleich hörte er die Erregung. Und das war gut. Wirklich gut. Denn wenn diese süße Vagina sich das nächste Mal in einem Orgasmus zusammenzog, dann wollte er seinen Schwanz so tief in ihr haben, dass er jedes lustvolle Ziehen unmittelbar spürte.

»Ich wittere dich.« Er knabberte an ihrem Ohr und umfasste ihre Taille fester, als er sie gegen die Wand drückte.

»Ich sagte Nein«, widersprach sie schwer atmend.

»Nein, das hast du nicht.« Er lachte leise an ihrem Hals. »Du bist kein Feigling, kleine Intrigantin. Oder doch?«

Er spreizte die Finger direkt über ihren Brüsten, bevor er langsam abwärtsglitt und sie unter das weiche Bündchen an ihren Hüften schob.

Ihre Finger ballten sich an der Wand, während sie mit einem Aufstöhnen die Stirn gegen die Wand sinken ließ.

»Ich denke, ich hasse dich.«

»Das ist kein Hass, sondern Verlangen. Gib zu, du bist jetzt gerade so heiß auf mich, wie ich hart für dich bin.« Er drückte seine Erektion gegen ihren Po.

Verdammt, er liebte diesen wohlgerundeten Hintern! Ein richtiger Apfelpo hob sich ihm entgegen und rieb sich an seinem Schwanz, als seine Finger an die weiche feuchte Haut zwischen ihren Beinen glitten.

»Bleib so.« Er hielt sie an der Wand fest, obwohl sie sich umdrehen wollte. »Ich will dich nur berühren.«

Wenn sie sich jetzt zu ihm umdrehte, würde er sie auf der Stelle nehmen, so wie sie da stand.

»Das ist völlig verrückt.« Ihre Wange war an die Wand gedrückt, und ihre Wimpern senkten sich auf ihre geröteten Wangen.

»Lass mich dich einfach nur spüren«, bat er leise, drückte ihr einen Kuss auf die Wange und hielt sie fest, während seine Finger über ihre geschwollene Klitoris strichen.

Sie war noch immer empfindsam dort. Der leichte Orgasmus wenige Sekunden zuvor, hatte nur diesen festen kleinen Lustknopf betroffen. Selbst in diesem Moment, als seine Finger über die kleine Öffnung streichelten, konnte er spüren, wie sie sich vor Verlangen zusammenzog.

»Willst du mich?«, flüsterte er an ihren Lippen. »Sag mir, Scheme, willst du meine Finger in dir spüren?«

»Ich will …« Sie biss sich auf die Unterlippe und verzog das Gesicht, als ihr der Atem stockte.

»Was willst du?«

Sie schüttelte den Kopf.

»Sag es mir, meine Schöne.« Er musste die Worte hören. Das Verlangen, sie zu hören, drängte ihn mit einer Vehemenz, wie er es sich nie im Leben hätte vorstellen können.

»Ich will … dass du mich nimmst.«

Er hielt sie fest und schob zwei Finger in ihre seidige Wärme, so eng und so unglaublich, dass er beinahe in seine Hosen abspritzte.