Bright - Love & K-Pop - Jessica Jung - E-Book

Bright - Love & K-Pop E-Book

Jessica Jung

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Beschreibung

Die Fortsetzung des New York Times-Bestsellers »Shine«! »Crazy Rich Asians« trifft »Gossip Girl« in dieser umwerfenden Serie von K-Pop-Legende Jessica Jung Haute-Couture-Kleider, Partys, Reisen: Rachel Kim hat es geschafft. Ihre Gruppe Girls Forever ist jetzt weltweit die Nummer eins im K-Pop, und ihr Ruhm steigt ins Unermessliche, Ihr Leben ist ein Wirbel aus Glamour-Events und bewundernden Fans. Rachels Stern könnte nicht heller strahlen. Das Einzige, was ihr fehlt, ist die Liebe - aber Rachel ist fest entschlossen, sich an die Regeln zu halten. In ihrer Welt kann man alles verlieren, wenn man sich verliebt. Auftritt Alex. Nachdem Rachel ihm in einer überfüllten U-Bahn buchstäblich kopfüber in den Schoß geplumpst ist, gerät sie in Versuchung. Und je höher man steigt, desto tiefer muss man fallen. Als ein schockierender Verrat ihre Welt erschüttert, muss Rachel endlich auf ihr Herz hören.

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Seitenzahl: 502

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Jessica Jung

Bright - Love & K-Pop

Roman

 

 

Aus dem amerikanischen Englisch von Lena Kraus

 

 

 

Über dieses Buch

 

 

Haute-Couture-Kleider, Partys, Reisen: Rachel Kim hat es geschafft. Ihre Gruppe Girls Forever ist jetzt weltweit die Nummer eins im K-Pop, und ihr Ruhm steigt ins Unermessliche, Ihr Leben ist ein Wirbel aus Glamour-Events und bewundernden Fans. Rachels Stern könnte nicht heller strahlen. Das Einzige, was ihr fehlt, ist die Liebe - aber Rachel ist fest entschlossen, sich an die Regeln zu halten. In ihrer Welt kann man alles verlieren, wenn man sich verliebt. Auftritt Alex. Nachdem Rachel ihm in einer überfüllten U-Bahn buchstäblich kopfüber in den Schoß geplumpst ist, gerät sie in Versuchung. Und je höher man steigt, desto tiefer muss man fallen. Als ein schockierender Verrat ihre Welt erschüttert, muss Rachel endlich auf ihr Herz hören.

Biografie

 

 

Jessica Jung ist eine koreanisch-amerikanische Sängerin, Schauspielerin, Modedesignerin und international bekannte Influencerin. Sie wurde in San Francisco geboren und wuchs in Südkorea auf, wo sie als K-Pop-Sängerin trainierte und als Mitglied von Girls Generation berühmt wurde. 2014 begann sie eine Solokarriere und gründete das Modelabel Blanc & Eclare.

 

Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de

Für meine Goldenen Sterne – auf dass wir für immer leuchten und strahlen

Kapitel Eins

Lächeln, sagen sie. Verdammt nochmal, du lebst den Traum, für den unzählige Mädchen alles geben würden! Außerdem siehst du viel hübscher aus, wenn du lächelst. Jetzt komm schon. Weicher. Süßer. Du willst doch schließlich keine Eiskönigin sein, oder?

»Rachel, hier drüben!«

»Lächeln!«

Das Blitzlichtgewitter geht schon los, bevor meine champagnerfarbenen Stilettos überhaupt den Boden berühren. Ich streiche unauffällig mein Outfit glatt – ein trägerloses, glitzerndes Wickelkleid mit Herzausschnitt –, als ich auf den roten Teppich trete. Mina ist dicht hinter mir, und sieben weitere Mädchen steigen hinter uns aus der Limousine und winken wie Queen Elizabeth. Die Fans kreischen, als sie uns sehen, und versuchen, die Wand aus Paparazzi zu durchbrechen.

»Ein Gruppenfoto!«, ruft einer der Fotografen.

Als hätten wir das schon tausendmal gemacht, stellen wir uns für das Foto auf. Jede von uns weiß genau, wo sie stehen muss, damit man uns alle von unserer besten Seite sieht. Wir gleichen uns gegenseitig aus, die größeren und die kleineren Mädchen stellen sich genau so auf, dass alles zusammenpasst und niemand heraussticht. Während wir posieren, wird das Klicken der Kameras noch lauter. Wir werden von allen Seiten abgelichtet. Wenn wir zu neunt so dicht zusammenstehen, ist unsere Energie deutlich spürbar. Irgendjemand hat mal ein Foto von uns gepostet und daruntergeschrieben: So sieht echte Power aus!! Manchmal denke ich daran. Power. Noch vor gar nicht allzu langer Zeit war das das Letzte, was ich empfand, wenn ich mit diesen Mädchen zusammen war. Aber in den letzten fünfeinhalb Jahren hat sich sehr viel verändert.

Die Mädels und ich lassen uns Zeit, während wir den roten Teppich entlanglaufen. Wir bleiben immer wieder stehen und posieren. Geglosste Lippen, die Hände in die Seiten gestemmt und im wahrsten Sinne des Wortes strahlend wie die Sonne. Unsere roségoldenen Outfits glitzern und funkeln. Als wir die Glastür des Peninsula Hotel Shanghai erreichen, werfe ich noch einmal einen Blick über die Schulter und zwinkere mit einem letzten, strahlenden Lächeln einer der Kameras zu.

Ich habe es weit gebracht, seit ich Trainee war und jedes Mal wie erstarrt stehen geblieben bin, wenn sich eine Kamera in meiner Nähe befand. Die Kameras machen mir keine Angst mehr.

Ich hab sie in der Hand.

Lächeln.

Als mir zum ersten Mal ein kleines Mädchen gesagt hat, ich hätte ihr Leben verändert, habe ich geweint.

Das war ein Jahr nach meinem Debüt mit Girls Forever, bei der Promotour für unsere Comeback-Single »Sweet for You«. Das Musikvideo wurde bereits am ersten Tag fünfzig Millionen Mal angeschaut, und die pastellfarbenen Fischerhüte und Perlmuttsonnenbrillen, die wir darin trugen, waren innerhalb von einer Woche überall ausverkauft. Das Mädchen war vielleicht elf Jahre alt – genauso alt wie ich, als ich mein Training bei DB Entertainment begann –, schlaksig und ein bisschen schüchtern. Dennoch strahlte sie über das ganze Gesicht, weil sie mich treffen durfte. Ihre Augen funkelten mit den Glitzersteinchen auf ihrem T-Shirt um die Wette. Die Steinchen formten einen Schriftzug: RACHEL KIM. Mein Name.

»Vielen, vielen Dank, Rachel«, sagte sie leise und hielt mir ihr selbstgebasteltes Poster zum Unterschreiben hin.

»Aber gerne!« Ich lächelte ebenfalls und ließ fast meinen goldenen Signierstift fallen, bevor ich meinen Namen auf das Poster schrieb, auf die Art, die als mein Autogramm bekannt werden würde (ein großes R…ACHE… und dann ein verschlungenes L mit einem Sternchen am Ende).

Ich gab dem Mädchen das Poster zurück, und eine Securityperson in einer gelben Warnweste wollte sie weiterschieben.

»Warte!«, rief sie.

Der Mann verdrehte die Augen, ließ aber zu, dass sie stehen blieb und mir sagte, was sie zu sagen hatte.

Sie holte tief Luft und schaute mich ernst an. »Ich bin gerade aus Amerika nach Seoul gezogen – genau wie du. Es war nicht leicht«, gab sie zu. »Aber wenn ich sehe, wie du auftrittst und dass du das tun kannst, was du liebst, dann fühle ich mich weniger alleine. Als könnte ich irgendwann vielleicht auch einen Weg finden, zu strahlen. Du hast wirklich mein Leben verändert.« Sie lächelte und bedankte sich ein zweites Mal für das Autogramm. »Aaah«, quietschte sie und betrachtete den Schriftzug eingehend. »Du hast ja keine Ahnung, wie viel mir das bedeutet.« Sie drückte das Poster an sich und schritt von dannen. Eine große, fette Träne lief mir die Wange hinunter, während ich ihr zuwinkte und versuchte, den Kloß in meinem Hals hinunterzuschlucken. In Wirklichkeit war es genau andersherum: Sie hatte keine Ahnung, wie viel ihre Worte mir bedeuteten.

Jetzt, fünfeinhalb Jahre später, weine ich nicht mehr bei Signierstunden. Ich habe gelernt, wie ich es schaffe, während dieser Veranstaltungen ein hübsches Lächeln auf dem Gesicht und meine Emotionen unter Kontrolle zu halten. Manchmal möchte ich mich immer noch kneifen, weil es sich einfach nicht echt anfühlt. Wie habe ich es nur hierhergeschafft? Zu sagen, dass das Training nicht leicht war, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts. Es war unbarmherzig, unglaublich anstrengend, und es hat mehr als nur einmal dafür gesorgt, dass ich meinen Lebensweg gehörig in Frage gestellt habe. Und als wir endlich unser Debüt hatten, wurde der Druck nur noch stärker. Brutale Proben, ein Auftritt nach dem anderen, Wecker in den frühen Morgenstunden für Shootings, die teilweise zwei Tage dauerten, und das alles mit den anderen acht Mitgliedern von Girls Forever, mit denen ich plötzlich rund um die Uhr zusammen war. (Und, ganz ehrlich, das war noch einmal eine Herausforderung der ganz anderen Art.)

Aber letzten Endes war es das alles wert. Es steckt wirklich Magie in unserer Musik, und auch darin, den Menschen zu begegnen, denen sie etwas bedeutet. Ein K-Pop-Idol zu sein, bedeutet auch, dass ich Teil von etwas bin, das so viel größer ist als ich selbst.

Die Energie des Publikums heute Abend war wirklich wild. Shanghai ist die letzte Station auf unserer Glow Asia Tour. Sie hat mehrere Monate gedauert, während der wir alle paar Tage in einer anderen Stadt waren, immer unterwegs. Es war wirklich der reinste Wirbelsturm, und es hat auch immer wieder Tage gegeben, an denen ich mein eigenes Bett vermisst habe. Aber heute Abend auf der Bühne wurde mir klar, wie sehr ich das Tourleben vermissen werde, wenn wir erst einmal wieder in Korea sind. Es ist Januar, und wir werden erst im Herbst wieder auf Tour gehen. Das heute war also unser letzter gemeinsamer Auftritt für eine ziemlich lange Zeit. Und das hat man auch gespürt. Wir haben heute 110 Prozent gegeben, und das Publikum hat es uns gleichgetan. Jetzt ist Zeit, zu feiern.

Ich schaue mich im Ballsaal des Peninsula Shanghai um. Das Promoteam hat alle Register gezogen. Funkelnde Kristallleuchter sind unter der Decke aufgereiht und werfen Lichtsprenkel auf die Kellner in ihren hochwertigen Smokings, die mit Champagnergläsern auf Silbertabletts durch die Menge huschen. Die Musik hallt von den Wänden wider, und die Leute tanzen und unterhalten sich. Ein Teil des Ballsaals ist in eine kleine Rollschuhbahn umgewandelt worden. Cocktails in Neonpink und -gelb surfen auf leuchtenden Tabletts an mir vorbei – eine Hommage an den Titelsong unseres letzten Albums »Glow«. Man kann unglaublich gut dazu tanzen, und der Song dominiert schon den ganzen Sommer über die Charts. Ein Beamer wirft Bilder aus dem Musikvideo an die Wand: fluoreszierende Kegelbahnen, Wiesen voller Glühwürmchen, ein beleuchtetes Riesenrad, unter dem die Lichter einer Stadt funkeln wie Kerzen auf einer Geburtstagstorte. Ganz ehrlich, hier kann man unglaublich leicht vergessen, dass tiefster Winter herrscht und es draußen gerade mal drei Grad hat.

Gerade, als ich nach einem Sektglas greife, ruft jemand meinen Namen.

»Rachel Kim!« Ein drahtiger Mann mit einer roten, viereckigen Brille und einem warmen Lächeln kommt auf mich zu und streckt mir die Hand hin. »Ich bin Park Hyunbae, Vizeprogrammdirektor von SOAR Drama and Entertainment. Ich hatte gehofft, dass wir uns heute Abend begegnen.«

SOAR ist eine der größten Rundfunkfirmen in Korea. Wir waren schon in einigen ihrer Sendungen, aber DB hat sich immer um diese Auftritte gekümmert, also habe ich noch nie einen der Manager kennengelernt. »Schön, Sie kennenzulernen.« Ich schüttle ihm die Hand.

»Ich hoffe, das ist in Ordnung.« Er greift in die Tasche und holt einen Stift hervor. »Meine Tochter ist ein großer Fan, und sie würde mir nie verzeihen, wenn ich nicht wenigstens frage. Würden Sie das für sie unterschreiben? Sie heißt Park Miyoung.«

»Sehr gerne.« Selbst nach den Tausenden (oder sind es schon Millionen) Autogrammen, die ich schon gegeben habe, kann ich immer noch nicht gut nein dazu sagen.

Er lächelt, als ich ihm die signierte Cocktailserviette reiche. »Die werde ich heute Abend hüten wie meinen Augapfel.« Er faltet das Autogramm zusammen, steckt es in seine Brusttasche und klopft mit der Hand darauf. »Wissen Sie, Rachel, Miyoung ist nicht Ihr einziger Fan. Meine Frau und ich sind auch große Fans von Ihnen. Sie haben wirklich eine tolle Stimme.«

Jetzt bin ich an der Reihe, dankbar zu lächeln. »Vielen Dank, Mr. Park.«

»Im Radio wären Sie auch toll.« Er zieht fragend eine Augenbraue hoch. »Hätten Sie Interesse daran, mal eine Show zu hosten? SOAR startet bald ein neues Format, in dem einzelne Künstler und Künstlerinnen aus allen Lebensbereichen interviewt werden. Sie wären toll als Host.«

Ich bin sofort ganz Ohr. »Das wäre wirklich toll«, sage ich. »Wenn Sie sich mit DB in Verbindung setzen, können Sie sicher ein Meeting für uns planen«, füge ich hinzu. Ich klinge sicher zuversichtlicher, als ich es wirklich bin. Aber warum sollte DB kein Interesse haben? Die Formate von SOAR haben ein riesiges Publikum, und wenn ich das einsetzen kann, um Girls Forever zu promoten, und das auch noch, indem ich tiefgreifende, intime Gespräche über kreative Prozesse führe, ist das doch sicher eine Win-win-Situation.

»Perfekt«, sagt Mr. Parker. »Ich melde mich.«

Wir stoßen miteinander an, und dann wird er von einer Gruppe Medienleuten eingenommen, die unbedingt mit ihm sprechen möchten. Ich denke darüber nach, ob ich zum Nachtischbuffet gehen soll oder auf die Tanzfläche, als Mina auf mich zuschreitet und nach meiner freien Hand greift.

»Da bist du ja!«

Mina hat ein sicheres Gespür dafür, wenn jemand anderes Anerkennung oder Aufmerksamkeit bekommt – ich hatte kaum mit Mr. Park angestoßen, als sie auch schon neben mir stand. Aber sie strahlt über das ganze Gesicht, ihre Augen glänzen vor Freude über die Musik, und sie ist unglaublich charismatisch. Wenn man sie so sieht, möchte man einfach alles stehen und liegen lassen und bei allem mitmachen, was sie vorschlägt.

»Komm schon, tanzen!«, sagt sie.

Ich trinke einen Schluck und stelle mein Glas auf eines der vielen Tabletts, die die ganze Zeit vorbeischweben. Sie führt mich auf die Tanzfläche und dreht mich unter ihrem Arm hindurch.

In ihrem glänzenden Hosenanzug mit den weit geschnittenen Beinen sieht sie wirklich schick aus. Ihr aschbraunes Haar ist zu einer lockeren, eleganten Hochsteckfrisur geformt. Wir tanzen und lachen und ich folge ihren Bewegungen. Sie ist definitiv magnetisch. Wenn sie tanzt, noch mehr als sonst. Sie wirkt schwerelos und fröhlich, und alle Kameras im Saal sind jetzt schon auf uns gerichtet.

Eine Sekunde lang lasse ich zu, dass auch ich glaube, dass sie etwas Echtes fotografieren, einen Moment der Freundschaft zwischen zwei jungen Frauen, die einmal verfeindet waren. Wow, wir haben es wirklich weit gebracht, könnte ich sagen. Weißt du noch, wie sehr wir einander mal gehasst haben? Weißt du noch, als du mir im Trainehaus Alkohol untergejubelt hast? Du hast mich gefilmt, als ich betrunken auf dem Tisch getanzt habe. Es fühlt sich an, als sei das schon eine Ewigkeit her, oder?

Aber manche Dinge ändern sich einfach nicht, auch nicht nach einer Ewigkeit.

Es hat Jahre gedauert, bis die Gerüchte über unsere angebliche Dreiecksbeziehung mit dem berühmtesten K-Pop-Idol von DB Entertainment, Jason Lee, verstummt waren. In Wahrheit war genau dieses Liebesdreieck ein Publicity-Stunt von DB selbst, bevor Mina und ich unser Debüt hatten. Sie wollten Jasons Solokarriere pushen, als er seine Band NEXT BOYZ verließ, und wir waren das perfekte Werbeinstrument. Was könnte Jason Lee, den ohnehin schon die halbe Welt anhimmelte, noch unwiderstehlicher machen, als zwei K-Pop-Stars, die um seine Liebe kämpften? Mina hatte natürlich die ganze Zeit gewusst, dass alles nur gespielt war. Mir wurde dieses unwesentliche, winzige Detail verschwiegen, bis ich mich schon völlig real Hals über Kopf in den Kerl verliebt hatte.

Was Mina und mich betraf, hat DB nach unserem Debüt beschlossen, dass sie die Dreiecksbeziehung jetzt lange genug ausgeschlachtet hatten, und wollten als Nächstes unsere »Versöhnung« inszenieren. In einem »geleakten« Video fielen wir uns unter Tränen in die Arme und schworen, dass wir nie wieder zulassen würden, dass ein Mann zwischen uns steht. Seitdem hatten wir nur noch positive Schlagzeilen, und ich möchte unbedingt, dass das so bleibt.

Und doch. In Momenten wie diesen kann ich einfach nicht anders, als mir selbst ebenfalls etwas vorzuspielen. Ich muss einfach so tun, als wäre der Spaß echt, den wir allen bloß vorspielen. Als würde nicht alles nur der Publicity dienen, sondern als würden wir uns wirklich, wirklich mögen.

»Du hast dich wirklich was getraut mit diesem Kleid, du Fashionista«, schreit Mina über die Musik hinweg. »Sieh sich einer diese süßen Oberschenkel an!«

Ja, da geht er hin, der schöne Moment.

Der Abend vergeht in einem fröhlichen Wirbel aus Musik und Champagnergläsern. Der Ballsaal ist voller altbekannter Gesichter von DB und unzähliger Menschen, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Und alle wollen unbedingt mit mir sprechen.

»Du hast das heute beim Konzert wirklich toll gemacht, Rachel!«

»Deine Stimme wird immer schöner und schöner.«

»Phänomenal! Du bist zweifellos zum Star geboren.«

Nach unzähligen durchtanzten Stunden bin ich so langsam bereit, mich zurückzuziehen. Die introvertierteren Mädchen der Gruppe, Youngeun, Jiyoon und Sunhee haben sich schon höflich verabschiedet und sind ins Bett gegangen. Mina, Lizzie und Eunji sind irgendwie auf der Rollschuhbahn gelandet. Sie lachen und kreischen, während sie sich auf ihren Rollschuhen im Kreis drehen und sich ihre glitzernden Outfits wie Schirme um sie aufbauschen. Ari und Sumin trinken an der Nachtischbar Cocktails und streiten sich wie immer über irgendetwas. Sie sind gleich alt und haben auch gleichzeitig ihr Training angefangen, und sie schwanken ständig zwischen innigster Freundschaft und größtem Streit, der so lange andauert, bis mindestens eine von beiden weint. Sie sind wirklich wie ein liebenswertes altes Ehepaar. Fast schon süß.

Ich träume davon, nach oben in mein Hotelzimmer zu gehen und mich in den Jacuzzi zu legen. Sosehr ich diese Jimmie-Choo-Stilettos mit den Riemchen auch liebe, jetzt möchte ich sie einfach nur noch loswerden und ein Fußbad nehmen. Aromatherapie und eine Gesichtsmaske wären der perfekte Abschluss für die Tour.

Gerade, als ich den Ballsaal verlassen will, höre ich meinen Namen. Ich drehe mich um und sehe, dass jemand an der Wand lehnt, an die unser Musikvideo projiziert wird. Licht und Farben tanzen auf seinem Gesicht.

»Jason?«, frage ich überrascht.

Seine Lippen bilden ein schelmisches Lächeln, und er legt den Kopf schief. »Ist es wirklich schon so lange her, dass du mich nicht mehr erkennst?«

Natürlich erkenne ich ihn, vor allem in diesem schicken weißen Anzug und den grün-goldenen Sneakers. Wie könnte ich ihn nicht erkennen?

Nach der Katastrophe mit Mina und der Dreiecksbeziehung haben Jason und ich uns gestritten und hatten erst mal keinen Kontakt mehr. Ich konnte ihm einfach nicht mehr vertrauen. Aber mit der Zeit war das Eis zwischen uns langsam wieder getaut. Ab und zu haben wir uns eine SMS geschrieben oder uns heimlich auf einen Kaffee getroffen. Irgendwann haben wir es geschafft, da weiterzumachen, wo wir aufgehört haben. Das versuchten wir zumindest. Aber zwischen dem Debüt von Girls Forever und seiner Karriere als erfolgreichster Solokünstler von DB haben wir ja kaum Zeit, zu schlafen, also erst recht keine für Dates. Irgendwann war es einfach im Sande verlaufen. Wir waren einfach zu beschäftigt. Und auch wenn Jason das gar nicht weiß: Es lag auch ein bisschen daran, dass Mina mir gedroht hatte, ein geheimes Video zu leaken, in dem Jason und ich uns backstage küssen. Seit diese Drohung über uns schwebte, konnte ich mich einfach nicht mehr wirklich entspannen, wenn wir zusammen waren.

Allerdings hat Mina das Video nie geleakt. Und auch wenn ich ihre Drohung in den eineinhalb Jahren, in denen Jason und ich uns getroffen haben, ständig im Hinterkopf hatte, konnten er und ich unserer Beziehung zumindest eine faire Chance geben, ohne dass die Paparazzi uns verfolgten. Vielleicht hatte Mina ja doch nie vorgehabt, mir so sehr weh zu tun, wie ich immer dachte.

»Die Orange Music Awards vor sechs Monaten.« Jason schnipst mit den Fingern. »Da haben wir uns das letzte Mal gesehen, oder?«

»Ich glaube schon.« Heute scheinen sich unsere Wege nur noch bei Preisverleihungen zu kreuzen oder auf solchen Events wie heute, wo einfach viel zu viel los ist.

Mir fällt auf, dass seine Haare länger geworden sind. Sie sind jetzt lang genug, dass er sie in einem kurzen Pferdeschwanz zusammenbinden könnte, aber er hat sie mit Haargel nach hinten gestrichen und gibt mit seinem frischen Teint, seinen leuchtenden Augen und seinem strahlenden Lächeln das perfekte K-Pop-Idol ab. »Ich hätte nicht gedacht, dass du nach Shanghai kommst«, sage ich. »Du siehst toll aus.«

Er lächelt. »Du auch. Und machst du Witze? Diese Party hätte ich mir doch nie im Leben entgehen lassen.« Ein Kellner kommt mit einem Tablett mit rosa Champagner vorbei, und Jason schnappt sich zwei Gläser. »Hast du kurz Zeit, um mit einem alten Freund zu reden?«

Meine Füße sind von der Idee ganz und gar nicht begeistert, aber es ist schön, Jason zu sehen. Es ist nicht so, dass ich noch auf romantische Art Interesse an ihm hätte, aber er ist mir wichtig und es interessiert mich, wie es ihm geht. Ich nehme das Glas entgegen und gehe mit ihm auf den Balkon. In der kalten Januarluft steigt unser Atem in kleinen Wölkchen auf, aber es stehen Heizstrahler an den Seiten. Außerdem ist die kühle Luft nach der Hitze im vollen Ballsaal sehr angenehm.

»Ich habe gehört, dass eure Tour ein großer Erfolg war.« Jason lehnt sich ans Geländer des Balkons. »Das muss ein tolles Gefühl sein.«

»Danke.« Ich lächle. »Es war bisher unsere beste.« Für jemand anderen würde sich das vielleicht arrogant anhören. Aber ich weiß, dass Jason mich versteht. Ich trinke einen Schluck Champagner und werde plötzlich nostalgisch. »Nach unserem Debüt war alles so neu und aufregend, aber ich hatte die meiste Zeit keine Ahnung, was ich da überhaupt mache. Das Training ist ja eine Sache, aber wenn man dann da draußen ist und alle einen anschauen …«

»Das ist schon was anderes«, beendet Jason meinen Satz. Er lacht. »Ja, ich erinnere mich.«

Ich schaue hinauf zum Mond und denke an die Zeit, als er mich immer Werwolfmädchen genannt hat. Oh Mann, die Schmetterlinge, die ich damals im Bauch hatte. Gibt es überhaupt etwas Aufregenderes als die erste Liebe?

»Ich freue mich für dich, Rach.« Jason drückt kurz meine Schulter. »Und was kommt als Nächstes? Ich habe gesehen, wie du mit diesem Manager von SOAR geredet hast … können wir uns bald auf eine Quizshow mit Rachel Kim freuen? Oder machst du jetzt Karriere als Reporterin? Es wird sicher langsam Zeit, dass du anfängst, die nächsten Schritte zu planen, oder?«

Ich lache und erzähle ihm von der geplanten Show. Girls Forever ist momentan so erfolgreich wie noch nie, und wir werden hoffentlich noch viele Jahre weitermachen, aber wir wissen alle, dass eine solche Karriere nicht ewig dauert. Wie mein Leben wohl nach dem K-Pop aussieht? Der Gedanke schießt mir plötzlich durch den Kopf, und die Frage scheint viel zu groß zu sein, um jetzt darüber nachzudenken. Die laute Musik aus dem Ballsaal dringt durch die Balkontür zu uns nach draußen.

»Was ist mit dir?«, frage ich Jason, um mich von meiner kurzfristigen Krise abzulenken. »Wie läuft deine Karriere?«

Er grinst und strafft die Schultern. »Na ja, wenn du so fragst … Ich habe die zweite Hauptrolle im neuen Film von Kim Haeyoung bekommen.«

Ich schnappe nach Luft. »Ist das dein Ernst? Kim Haeyoungs Filme bringen mich immer zum Weinen! Sie schreibt die besten Drehbücher in ganz Korea. Das ist ja toll!«

»Danke.« Er strahlt über das ganze Gesicht. »Sena hat mir geholfen, mich auf die Rolle vorzubereiten, aber ich bin trotzdem nervös. Das ist das erste Mal, dass ich bei einer so großen Produktion dabei bin.«

»Das wird toll«, sage ich. »Spielt Sena auch mit?«

Jason und Won Sena haben ihre Beziehung vor etwas über einem Jahr öffentlich gemacht. Sie ist K-Drama-Star, seit sie ein Teenager war, und ist genauso bekannt wie Jason, vielleicht sogar noch bekannter. Sie sind ein tolles Paar mit vielen Fans, die sie unterstützen, und die Medien nennen sie fast nur noch »Koreas Sweethearts«.

Es ist schon eine Weile her, seit ich Gefühle für jemanden hatte. Auch wenn ich weiß, dass es so besser ist – in meinem Leben als Idol ist einfach nicht besonders viel Platz für Romantik –, kann ich nicht anders, als es trotzdem zu vermissen.

»Nein. Sie ist schon für eine andere Serie gebucht«, unterbricht Jason meine Gedanken. »Sie suchen noch jemanden für die weibliche Hauptrolle, also falls du Interesse hast …« Er zieht vielsagend die Augenbrauen hoch.

Ich lache. »Das behalte ich mal im Hinterkopf. Meine Theaterlehrerin aus der dritten Klasse würde mir sicher eine überschwängliche Empfehlung geben. Habe ich dir erzählt, dass ich mal eine Scheibe Toast in einem Theaterstück über Ernährung gespielt habe?«

»Eine Scheibe Toast? Wow, Rachel, ich weiß nicht. Dann bist du sicher überqualifiziert für einen Film von Kim Haeyoung.«

Wir lachen beide, und ich spüre, wie mich die Rührung überkommt. Nach allem, was wir durchgemacht haben, bin ich wirklich froh, dass Jason und ich jetzt befreundet sind. Es hätte auch leicht ganz anders ausgehen können.

Jason scheint dasselbe zu denken. »Schön, dass ich dich hier getroffen habe«, sagt er.

»Finde ich auch. Aber jetzt wird es wirklich Zeit für ein Fußbad. Diese Schuhe bringen mich noch um.«

Jason lacht leise. »Okay, dann stoßen wir auf das Ende des Abends an, oder? Jetzt, wo ich weiß, dass du eine Toastexpertin bist.«

Was für ein schlechter Witz. Ich verdrehe die Augen, hebe aber trotzdem mein Glas. »Auf den neuen Schwarm von Hallyu.«

Er lächelt und hebt sein Glas. »Auf uns beide. Und was immer die Zukunft uns bringen mag.«

Wir stoßen an und trinken.

Als ich zurück in mein Zimmer komme und anfange, für die Rückreise nach Seoul zu packen, fasse ich einen Entschluss. Wenn ich wieder zu Hause bin, werde ich darüber nachdenken, was ich von der Zukunft will, und anfangen zu planen. Wenn ich Glück habe, kann ich mit Hilfe von DB eine Karriere aufbauen, die Girls Forever überdauert. Auch wenn es mir schwerfällt, mir vorzustellen, dass etwas nach Forever kommt.

Kapitel Zwei

Vielleicht sollte die CIA überlegen, mit +EVER zusammenzuarbeiten. Unsere Fans sind wirklich gut. Sobald wir das Gate am Incheon International Airport verlassen, sind wir von einer Menschenmenge umgeben, die unsere Namen schreit.

Unsere Fangemeinde nennt sich +EVER. Sie sprechen das and ever aus. Als Ergänzung zu Forever, womit sie sagen wollen, dass sie bis in alle Ewigkeit an unserer Seite sein werden. Manchmal buchen +EVERs Tickets für denselben Flug, nur damit sie uns nahe sein können. Die meisten Fans, die so etwas machen, sind wirklich lieb. Wenn sie uns sehen, sind sie respektvoll und rücken uns nicht zu dicht auf die Pelle. Sie sprechen uns meistens nicht einmal an. Sie sind einfach damit zufrieden, in unserer Nähe zu sein und uns damit ihre Unterstützung zu bekunden.

Tatsächlich habe ich sogar ein paar der +EVER-Mädchen durch den halb geschlossenen Vorhang hinter der Businessclass gesehen, als ich kurz aufgestanden bin, um mich zu strecken. Ich habe sie angelächelt und gesehen, wie sie gestrahlt haben, bevor ich mich wieder hingesetzt habe.

Aber jetzt, wo wir gelandet sind, stürmen von allen Seiten Menschen auf mich ein. Unsere Bodyguards versuchen, alle auf Abstand zu halten, und machen uns den Weg nach draußen frei, aber das hält die Fans natürlich nicht davon ab, Fotos zu machen und immer lauter zu schreien.

»Girls Forever, forever!«

»Unni, ich liebe dich!«

»Rachel, du bist eine Ikone!«

»Fashionista Forever!«

Das bringt mich zum Lächeln. Ich bin heute besonders zufrieden mit meinem Outfit: Ein klassischer, taillierter Blazer von Nell Kramer, eine weite Jeans mit ausgefransten Säumen und Stiefeletten mit Absatz. Komplettiert habe ich das Ganze mit einer schwarzen Sonnenbrille mit runden Gläsern, die ich mir ins Haar geschoben habe. Meine natürlichen Locken habe ich diesmal nicht zusammengebunden.

Was man am Flughafen trägt, ist in Korea sehr wichtig. Unsere Fans sehen uns meistens nur bei unseren Auftritten, und da haben wir unsere Kostüme an. Am Flughafen sieht man unseren persönlichen Kleidungsstil. Es gibt ganze Pinterest-Boards und Instagram-Accounts, in denen es nur um K-Pop-Flughafenmode geht. Ich weiß, dass sehr oft Fotos von mir dabei sind. Die anderen Mädchen sehen auch schön aus, aber keine von ihnen investiert so viel Zeit wie ich in ihre Outfits – oder hat auch nur annähernd so viel Spaß daran. Ich nutze den Flughafen quasi als Laufsteg.

Vor dem Flughafen warten drei Vans auf uns. Ich rücke den Schulterriemen meiner sandfarbenen Pradatasche zurecht und würde am liebsten das Gesicht verziehen. Diese Tasche habe ich mir gekauft, als wir unseren allerersten Nummer-eins-Hit hatten, und es fühlt sich mittlerweile an, als sei das schon ein ganzes Jahrhundert her. Ich liebe sie, aber sie ist auch das einzige Detail, das ich an meinem heutigen Outfit nicht mag. Ich will mir schon seit Ewigkeiten eine neue Tasche fürs Handgepäck kaufen, eine, die zu meinem aktuellen Stil passt, aber ich habe noch nicht die Richtige gefunden.

Leah sagt, dass ich bei Taschen wählerischer bin als bei Männern. Da könnte sie recht haben.

Im Van fängt Sunhee an, aus ihrem Buch vorzulesen. Es ist eine übertriebene Liebesgeschichte über einen Grafen und eine Küchenmagd, aber trotz der gestelzten Sprache merke ich, wie mich die Geschichte in ihren Bann zieht. Für die beiden Liebenden ist einfach kein gutes Ende vorgesehen. Die ganze Welt möchte sie auseinanderbringen, obwohl die unwiderstehliche Kraft der echten Liebe sie magisch zueinander hinzieht. Wenn es nur im echten Leben auch so funktionieren würde.

»Sasha erbebte, als Francisco sie in sein Schlafgemach führte …«

»Oh Mann, Sunheeeee«, stöhnt Youngeun.

Im Rückspiegel begegne ich dem Blick unseres Fahrers, und wir unterdrücken beide ein Lachen. Jongseok ist einer von sechs Managern, die uns von A nach B bringen und unsere Zeitpläne organisieren. Anders als unser Hauptmanager, der unseren Tag so voll packt, als hätte er sechsunddreißig statt vierundzwanzig Stunden, setzt Jongseok sich dafür ein, dass wir auch mal Zeit zum Ausruhen haben. Außerdem erzählt er uns immer von seinen frechen australischen Schäferhunden. Und ich kann mich immer darauf verlassen, dass er sich auf liebevolle Weise mit mir darüber amüsiert, wenn die anderen Mädchen sich lächerlich benehmen.

Gerade, als wir nach ein paar weiteren Kurven vor unserer Villa im gutsituierten Cheongdam-dong halten, fallen langsam die ersten Schneeflocken vom Himmel.

Der Winter in Seoul ist wirklich magisch, und irgendwie steckt immer die Stimmung eines Neuanfangs darin. Oder vielleicht geht das auch nur mir so, weil es Winter war, als wir hierher gezogen sind. Ich muss daran denken, wie meine Mom, die bis über beide Ohren in Umzugskartons versunken war, meinen Dad gebeten hat, mit Leah und mir etwas zu unternehmen, damit sie Zeit zum Auspacken hat. Sie wollte die Wohnung einrichten, ohne dass ihr ständig zwei kleine Kinder in die Quere kamen, die alles wieder durcheinanderbrachten. Also ist Appa mit uns zur Eislaufbahn in der Innenstadt gefahren. Ich weiß noch, wie ich mir die Gebäude angeschaut habe, die sich rund um die Eisbahn in den Himmel reckten: Das Rathaus, die Stadtbibliothek, das Plaza Hotel. Sie alle ragten glänzend weiß und silbern in den grauen Himmel. Ich habe mich gefühlt, als befände ich mich in einer von Ummas Schneekugeln aus ihrer wertvollen Sammlung. In dem Moment waren all meine Sorgen wie weggeblasen. Ich dachte nicht daran, dass wir gerade in ein neues Land gezogen waren, dass ich an einer neuen Schule und gleichzeitig mit dem Training bei DB anfangen würde. Ich fühlte mich einfach sicher.

Wenn ich heute an eine Schneekugel denke, hat das eine völlig andere Bedeutung. So nennen die Medien nämlich die Girls-Forever-Villa. Eine perfekte kleine Welt im Herzen von Cheongdam-dong. Das echte Leben ist natürlich nicht so idyllisch, aber der Name ist trotzdem hängen geblieben. Und an Tagen wie heute, an denen der Himmel leuchtend blau ist und die Sonne auf der dünnen Schneeschicht auf dem Weg zur Eingangstür glitzert, ist es sogar ganz passend.

»Puh, ich freue mich wirklich auf den Frühling«, sagt Sumin und zieht sich ihre Kapuze fester über die Ohren, als sie aus dem Van steigt. »Ich kann mein Gesicht kaum noch spüren.«

Mina tippt den Code in das Tastenfeld an der Tür, und wir anderen folgen ihr.

Endlich. Endlich bin ich wieder zu Hause.

Na ja, sozusagen.

»Zu Hause« bedeutete für mich mal eine kleine Wohnung voller altbekannter Details, zum Beispiel den Magneten in Gemüseform am Kühlschrank und Wände voller Familienfotos. Umma, die mit überkreuzten Beinen im Wohnzimmer auf dem Boden sitzt und die Nachrichten schaut. Appa, der viel zu früh am Morgen unter der Dusche singt und sich auf den Tag in der Boxhalle vorbereitet. Oder meine kleine Schwester Leah, die mit ihren Häschenpantoffeln in mein Zimmer schlurft und sich zu mir ins Bett legt, damit wir die ganze Nacht reden können.

Jetzt besteht mein Zuhause aus Fenstern, die im Wohnzimmer vom Boden bis zur Decke reichen, einem riesigen Balkon, von dem aus man die Yeongdong-Brücke sieht, und den funkelnden Lichtern, die sich im Fluss Han spiegeln, wenn es dunkel ist. Wir haben eine Speisekammer, die vom Management stets mit den besten Snacks und Getränken gefüllt wird. Die Villa ist definitiv luxuriös, aber sie fühlt sich nicht wirklich nach zu Hause an. Vielleicht liegt es daran, dass es nur zwei Badezimmer gibt. Zwei Badezimmer. Wir sind zu neunt. Wer hat sich da denn bitte verkalkuliert?

Mina, Lizzie und Eunji spielen Schnick-Schnack-Schnuck darum, wer als Erste unter die Dusche darf. Ich gehe auf direktem Wege in die Küche und mache Wasser für einen Kakao heiß, und Sunhee und Youngeun machen sich Tee.

»Habt ihr schon das mit N&G gehört?«, fragt Ari. Sie lässt sich auf einen der Hocker an der Kücheninsel fallen.

Ich liebe die Jungs von N&G. Ihr Debüt war ein paar Jahre vor unserem, und wir haben sie mit der Zeit wirklich gut kennengelernt. Sie sind sozusagen unsere großen Brüder oder ältere Cousins.

»Nein, was denn?«

Ari scrollt durch ihr Handy und liest dann vor: »N&G – oder Namil und Gangmin – ehemals Teil der K-Pop-Boygroup ROYALBLU, kündigten heute an, dass sie diesen Sommer zusammen mit mehreren anderen Gruppen bei einer Großveranstaltung auftreten. Es wird die erste Performance des Duos sein, seit sie sich im letzten Jahr von ihrer Agentur DB getrennt haben.«

Jiyoon verdreht die Augen, während sie in der Speisekammer nach Matcha-Mousse-Pockys sucht. »Das ist doch nichts Neues. Gangmin Oppa hat mir das schon letzte Woche erzählt, als wir sie in Taipei gesehen haben.«

Für Jiyoon ist es vielleicht nichts Neues, für mich aber schon. Um Namil und Gangmin war es in letzter Zeit sehr ruhig. Keine neue Musik, keine Fernsehauftritte, keine Konzerte. Ich schätze, sie haben wirklich intensiv an ihrem neuen Sound als Duo gearbeitet. Ich würde mich auf jeden Fall sehr darauf freuen, sie im Sommer auftreten zu sehen.

Was mit N&G passiert ist, war wirklich wichtig. Sie haben DB im letzten Jahr verklagt, wegen der Laufzeit der Verträge, die sie abschließen mussten. Dreizehn Jahre. Wir wurden alle gezwungen, solche Verträge zu unterschreiben. Das Überraschende war, dass die Jungs ihren Rechtsstreit mit DB tatsächlich gewonnen haben, und deshalb alle Künstlerinnen und Künstler bei DB neue Verträge mit kürzeren Laufzeiten bekommen haben. Ab jetzt unterschreiben wir immer nur noch für sieben Jahre. Allerdings gab es eine »freiwillige« Erweiterung um drei Jahre, die wir auch gleich zu Anfang unterschreiben mussten, man lässt sich also auf jeden Fall auf zehn Jahre ein. Wenn die sieben Jahre vorbei sind, wird DB eine Erklärung an die Presse geben, die es so aussehen lässt, als hätten wir uns alle gerade dazu entschieden, noch drei weitere Jahre als große, glückliche Familie zusammenzuarbeiten. Dabei haben wir diese Entscheidung in Wirklichkeit schon vor Jahren getroffen und hatten als Trainees auch gar keine andere Wahl. Und trotzdem, es ist wirklich etwas Großes, was N&G da geschafft haben. Ich rühre abwesend Milch in meinen Kakao und denke darüber nach, wie viel wir Namil und Gangmin zu verdanken haben.

»Rachel!« Ari schnappt nach Luft. Sie schaut immer noch auf ihr Handy. Ich kippe mir fast meinen Kakao über den Blazer. »Du bist auf Nell Kramers Instagram!«

Nell Kramer?! Als dieser Name fällt, sind all meine Gedanken an N&G wie weggeblasen. Ich bin von ihren Designs begeistert, seit ich ihre coelinblaue Linie auf einer Doppelseite in der Elle bewundert habe. »Ist das … Bin ich in ihrem ›Inspiration-der-Woche‹-Post?«, frage ich ehrfürchtig.

»Ja!«, Ari hält mir ihr Handy hin, um mir das Bild zu zeigen. Es ist von heute Morgen am Incheon Airport.

»Ist nicht wahr.« Jiyoon ist begeistert. Ein grünes Pocky hängt ihr aus dem Mundwinkel wie eine Zigarre.

Ich schaue genauer hin. Rachel Kim rockt ihren casual Look mit meinem blauen Blazer! Steht unter dem Foto. Perfekt zum Reisen. Rachel, wie wäre es, wenn deine nächste Reise nach Paris geht, zu meiner Frühjahrsshow? :) Du bist hiermit eingeladen.

Wow. Sie hat mich sogar markiert. Passiert das gerade wirklich?

»Was ist los?« Mina kommt mit nassen Haaren zu ins herüber, um zu sehen, warum sich alle um Jiyoons Handy scharen.

»Rachels Foto vom Flughafen geht viral, und Nell Kramer hat es auf Instagram gepostet!« Sunhee sieht aus, als würde sie sich noch mehr darüber freuen als ich selbst. Wenn das überhaupt möglich wäre.

»Sie hat mich zu ihrer Show im Frühling eingeladen«, sage ich. »In Paris!«

»Wow, herzlichen Glückwunsch«, sagt Mina verhalten. »Das Bad ist frei.«

Als ich mit duschen fertig bin, sitzen Mina, Lizzie, Eunji und Sunhee auf dem Sofa und schauen fern. Es läuft eine Folge Letʼs Go Camping! Bei dieser Sendung machen immer irgendwelche bekannten Persönlichkeiten Campingreisen in Korea, und normalerweise spielen sich alle Gäste ständig irgendwelche Streiche, und niemand hat genug Socken dabei.

»Rachel, komm, schau mit!«, sagt Sunhee. »Das ist eine Wiederholung von der Folge mit Mina.«

Mina stöhnt. »Müssen wir das schauen? Im Ernst, ich habe immer noch Albträume davon, wie wir unser Abendessen angeln mussten. Wisst ihr, wie viele Würmer ich an dem Tag anfassen musste?«

Sie schaudert und streckt die Hand nach der Fernbedienung aus, aber Lizzie hält sie hoch über ihren Kopf, wo Mina nicht drankommt.

»Aber du siehst da so süß aus«, gurrt Lizzie und drückt genau in dem Moment auf Pause, in dem Mina aus einem wirklich unvorteilhaften Winkel zu sehen ist. Ihre Augen sind halb geschlossen und sie verzieht angewidert das Gesicht, während sie versucht, sich eine Stechmücke vom Arm zu wischen. »Schau doch nur. Das nächste Albumcover!?«

»Sehr witzig«, knurrt Mina. Sie greift wieder nach der Fernbedienung, während Eunji und Sunhee lachen. Sie wirbelt herum und starrt Sunhee finster an. »Bist du wirklich so respektlos gegenüber deiner Unni?«

Sunhee verstummt. Ihre Wangen röten sich, aber bevor sie antworten kann, kommt Youngeun ins Wohnzimmer. Sie trägt eine tief sitzende Jogginghose und ein verwaschenes Greenpeace-T-Shirt. »Oha, genau so hab ich ausgesehen, als meine Mutter mich gezwungen hat, mit in ihr Café zu kommen.« Im Fernsehen ist jetzt zu sehen, wie Mina einen Hot Dog hinunterschlingt. »Ich musste drei Stunden dasitzen und sechs Schüsseln Patbingsu essen, damit ihre Kundschaft zusehen konnte, wie ein Girls-Forever-Mitglied ins Zuckerkoma fällt.«

Die Eltern von K-Pop-Idols versuchen manchmal, Gewinn mit dem Ruhm ihrer Kinder zu machen oder damit das Familienunternehmen aufzubessern. Unsere größten Fans wissen alle, dass das Café Youngeuns Mutter gehört, und es ist nicht ungewöhnlich, dass Unmengen +EVERs das Café besuchen, weil sie hoffen, die berühmte Tochter der Yoons und ihre Freundinnen zu sehen.

Mein Handy vibriert in meiner Hand. Wenn man von der Familie spricht … Der Familienchat zeigt fast ununterbrochen neue Nachrichten an, seit ich den Flugmodus ausgeschaltet habe.

Umma: Hast du auch genug gegessen, während du weg warst? Komm diese Woche mal vorbei, falls du Zeit hast. Ich habe Zitrone-Ingwer-Tee gekauft. Ich habe gehört, das ist gut für die Stimme.

Ich lächle. Es ist wirklich viel passiert seit der Zeit, in der sie ständig gedroht hat, mich aus dem Traineeprogramm bei DB zu nehmen. Ich schreibe zurück – dass ich mehr als genug gegessen habe, die Xiaolongbao in Shanghai waren unglaublich – und verspreche, dass ich versuchen werde, diese Woche vorbeizukommen. Aber ich weiß, dass die Chance, dass das tatsächlich passiert, gering ist. Sie wohnen auf der anderen Seite des Flusses, in der Nähe der Ewha Womenʼs University, wo Umma arbeitet, und auch wenn wir gerade erst zurück sind, hat DB garantiert schon wieder unsere Zeitpläne vollgepackt. Ich spüre, wie die altbekannten Schuldgefühle in mir aufsteigen, und wünsche mir, dass es nicht so oft bedeuten würde, dass man eine schlechte Tochter ist, wenn man ein gutes K-Pop-Idol ist.

Aber allein der Gedanke an all die Termine sorgt dafür, dass meine Gedanken zu kreisen beginnen. Ich weiß wirklich nicht genau, warum dieses kurze Gespräch mit Jason mir so unter die Haut gegangen ist, aber ich kann einfach nicht aufhören, darüber nachzudenken, was er gesagt hat. Dass es wahrscheinlich an der Zeit ist, darüber nachzudenken, wie es weitergeht. Dieser Gedanke fühlt sich so groß an und so vage. Aber wenn er recht hat, dann sollte ich vielleicht in Jasons Fußstapfen treten und mal versuchen, eigene Lieder zu schreiben. Wenn DB ihn damit unterstützt hat, dann könnte das doch vielleicht auch bei mir der Fall sein. Allerdings habe ich während der letzten Jahre nicht einmal versucht, Songs zu schreiben. Mein kleines blaues Notizbuch in meinem Nachttisch fängt wahrscheinlich schon an zu schimmeln.

Ich gehe wieder in mein Zimmer und mache die Tür zu. Ich weiß genau, dass ich nur noch ein paar Minuten Privatsphäre habe, bevor auch Jiyoon in unser gemeinsames Zimmer kommt. Ich mache die Schublade in meinem Nachttisch auf, hole mein blaues Notizbuch hervor und lasse mich damit aufs Bett fallen.

Ich blättere durch Outfit-Skizzen und Überreste aus der kurzen Zeit, in der ich versucht habe, ein Bullet Journal zu führen. Als ich die erste leere Seite erreiche, warte ich auf Inspiration.

Ich mache meinen Fineliner auf und schreibe:

When I see you from across the street, my heart already knows that youʼre the one I wanna meet.

Viel zu kitschig.

Your lips on mine, that would be so fine, I think that you would taste like the sweetest of wines.

Okay, nein. Nein, nein, nein. Ich verziehe das Gesicht und schüttle mich. Dann klappe ich das Notizbuch wieder zu. Das fühlt sich alles völlig falsch an. Und zwar nicht nur, weil es kitschig ist. Der Text fühlt sich falsch an, weil ich mich falsch fühle, wenn ich versuche, ein Liebeslied zu schreiben, obwohl ich gar nicht verliebt bin. Und das auch schon sehr lange nicht mehr war.

Oha. Ich muss dringend mal wieder mit jemandem flirten. Ich mache den Schrank auf und fange an, mir meine Outfits für die kommende Woche zurechtzulegen. Es gibt nichts, was mir so schnell wieder gute Laune macht, wie Outfits zu planen.

Es klopft, und Sunhee steckt den Kopf zur Tür herein. Ihr Haar ist noch nass vom Duschen. Ihr Pixie-Cut wächst langsam raus, und die Haarsträhnen an ihren Ohren locken sich. Vor ein paar Monaten haben Sunhees Eltern verlangt, dass DB ihr die Haare ganz kurz schneidet. Sie haben gesagt, dass sie das vom Rest der Gruppe abheben würde. Wir sind vielleicht internationale Superstars, aber manchmal sehen unsere Eltern trotzdem noch die Elfjährigen in uns, die Hilfe bei ihrer Karriereplanung brauchen. Nach dem Haarschnitt haben sie alle wochenlang Pororo genannt, wie den Cartoon-Pinguin mit dem Helm. Ich weiß, dass ihr der Haarschnitt immer noch peinlich ist, weil sie ständig mit den Spitzen spielt, aber ich finde, es steht ihr wirklich gut. Es passt zu ihrem Engelsgesicht.

»Kann ich reinkommen?«, fragt sie.

»Klar«, antworte ich. »Solange dich die ganzen Kleider auf dem Bett nicht stören. Ich plane nur meine Outfits.«

Sunhee trägt einen flauschigen Bademantel und schaut mein Bett an. Sie berührt das mintgrüne Vintage-Vuitton-Kleid, das ich mir für morgen hingelegt habe. »Dein Airport-Outfit war wirklich toll«, sagt sie wehmütig. »Kein Wunder, dass Nell Kramer dich getaggt hat. Ich wünschte, ich wäre auch so stylisch. Meine Fotos landen nie auf den Airport-Fashion-Seiten.«

Ich spüre, wie mein Herz schneller schlägt, als ich daran denke. Ob es wohl wirklich klappen wird, dass ich im Frühling zur Fashion Week nach Paris fliege? Es klingt völlig surreal.

»Was redest du da?« Ich klopfe auf einen freien Platz auf meinem Bett, damit Sunhee sich hinsetzt. »Die Leute haben tagelang nicht aufgehört, über das Outfit zu reden, das du in Narita anhattest.« Ich weiß genau, dass Sunhee eine Aufmunterung braucht. Sie kommt immer in mein Zimmer, wenn sie sich nicht gut fühlt. »Weißt du noch? Das Hemdblusenkleid von Burberry? Ich hätte auch gerne eins, aber die sehen an dir viel besser aus.«

»Meinst du?« Sie lächelt schon ein bisschen.

»Auf jeden Fall. Hier.« Ich krame in meinem Schrank und hole weiße Schnürstiefel mit Absatz hervor. »Die würden heiß dazu aussehen. Du kannst sie ausleihen, wenn du willst.«

»Wirklich?«, schreit Sunhee. Sie nimmt die Stiefel und schlingt die Arme um mich. »Ich kann nicht mehr! Danke!«

In vielerlei Hinsicht erinnert sie mich an Leah. Sie haben komplett unterschiedliche Persönlichkeiten, aber der Altersunterschied zwischen ihnen beträgt nur zwei Jahre, und ich merke immer wieder, wie ich Sunhee gegenüber die Rolle der großen Schwester einnehme.

Genau genommen sehe ich nicht nur sie als meine Schwester. Ob es mir nun gefällt oder nicht, alle Mitglieder von Girls Forever sind wie Schwestern für mich. Wir streiten und necken uns, aber wir wohnen auch zusammen und wissen viel zu viele kleine Details übereinander. Zum Beispiel, dass Youngeun Rapunzel – neu verföhnt auswendig kann oder dass die schlimmen Bauchkrämpfe, die Sumin immer bekommt, wenn sie ihre Tage hat, nur von Lotte-Happy-Promise-Cremetörtchen besser werden. Ich verbringe mehr Zeit mit ihnen als mit meiner echten Familie, und ich stehe ihnen vielleicht nicht ganz so nahe wie Leah, aber das mindeste, was ich tun kann, ist doch, für sie da zu sein, wenn sie mich brauchen.

»Du bist wirklich die Beste, Rach.« Sunhee zieht die Stiefel jetzt schon an, was zu ihrem Bademantel ziemlich lustig aussieht.

Ich muss lächeln. »Kein Problem. Dazu sind Schwestern schließlich da.«

Am nächsten Tag sind wir im Fitnessstudio von DB für unser vorgeschriebenes Workout. Zweimal falle ich fast vom Laufband, weil ich darüber nachdenke, dass ich Mr. Noh um Erlaubnis fragen muss, wenn ich zu Nell Kramers Fashionshow will. Unsere Trainerin entlässt uns endlich, und ich mache mich auf den Weg zum Sitzungssaal. Ich weiß, dass Mr. Noh und die anderen vom Management ihr Mittwochsmeeting bald beenden werden. Ich warte vor der Tür und versuche, wieder ruhiger zu atmen. Nach zwei Stunden Ausdauertraining bin ich immer noch ein wenig außer Puste, wobei das wahrscheinlich eher daran liegt, wie nervös ich bin.

»Keine Sorge. Er sagt ganz sicher ja«, sagt Sunhee ermutigend.

Ich zucke zusammen, drehe mich um und sehe, dass alle acht Girls-Forever-Mitglieder hinter mir im Flur stehen und wissen wollen, ob DB die Reise erlaubt. Abgesehen von Minas Teilnahme bei Letʼs Go Camping! hat keine von uns bisher irgendwelche Events oder Promos alleine gemacht. Manche der Mädchen, Sun zum Beispiel, drücken mir offensichtlich wirklich die Daumen. Anderen sehe ich ganz genau an, dass sie eifersüchtig sind und deswegen einerseits hoffen, dass Mr. Noh nein sagt, andererseits aber trotzdem hoffen, dass er ja sagt, weil es auch sie selbst voranbringen könnte.

Dann gehen die Türen auf, und das DB-Management strömt in den Flur. Wir verbeugen uns, als sie vorbeigehen, aber sie sind so in ihre Gespräche vertieft, dass sie uns gar nicht wahrnehmen.

»… wäre wirklich eine einmalige Gelegenheit«, sagt Mr. Shim, einer der Manager.

»Allerdings«, sagt ein zweiter, Mr. Lim. »Es passiert schließlich nicht jeden Tag, dass die Vogue Interesse hat.«

Ich halte inne. Habe ich da gerade Vogue gehört? Ich würde so gerne wissen, worüber sie sprechen, aber jetzt ist mein Moment gekommen. Der Besprechungsraum ist jetzt leer, abgesehen von Mr. Noh, der am Kopfende des Mahagonitisches sitzt und in einer Ledermappe mit irgendwelchen Dokumenten blättert, und Mr. Han, der ihm dabei über die Schulter schaut und sich auf seinem iPad Notizen macht.

Ich streiche meinen Pferdeschwanz glatt und schnuppere kurz an meiner Achselhöhle, dann klopfe ich an und öffne die Tür. »Entschuldigung, Mr. Noh?«

Er schaut von seinen Papieren auf. »Rachel«, sagt er überrascht. »Und hallo, was ist denn hier los?« Er hat die anderen hinter mir entdeckt.

»Ich wollte wissen, ob Sie vielleicht eine Minute Zeit haben, um etwas zu besprechen«, sage ich.

»Natürlich. Kommt rein, Mädels, kommt rein.« Er rückt seine Brille zurecht und wechselt einen Blick mit Mr. Han. »Eigentlich ist das sogar perfektes Timing, wir wollten euch nämlich sowieso gerade für ein Meeting herbitten.«

Aha. Warum das denn? Ob es wohl etwas damit zu tun hat, worüber die anderen gesprochen haben, als sie den Raum verlassen haben? Wurde Girls Forever etwa eine Zusammenarbeit mit der Vogue angeboten?

Wir betreten den Raum und verbeugen uns vor Mr. Han und Mr. Noh. Dann setzen wir uns an den Tisch. Alle schweigen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich anfangen soll oder ob ich darauf warten muss, dass Mr. Noh uns sagt, warum er uns herbestellen wollte, aber er nimmt mir die Entscheidung ab. »Also, Rachel, du wolltest etwas besprechen?«

Ich erkläre ihm die Sache mit der Einladung von Nell Kramer und zeige ihm den Instagram-Post. Ich sage, dass es wirklich eine Ehre wäre, bei der Show dabei zu sein, und dass ich natürlich dafür sorgen würde, dass es keinen meiner Verpflichtungen mit Girls Forever in die Quere kommt.

Dann falte ich die Hände und warte. Ein paar Sekunden vergehen, und mein Herz zieht sich zusammen. Ich sehe einen stetigen Wechsel der Emotionen auf Mr. Nohs Gesicht, und er runzelt von Sekunde zu Sekunde stärker die Stirn.

»Heute ist wohl dein Glückstag, Rachel«, sagt er endlich. »Sieht aus, als würdest du nach Paris fliegen.« Er lächelt förmlich. »Das Management wird es auf deinen Zeitplan schreiben.«

Mir wird jetzt erst klar, dass ich den Atem angehalten habe. »Danke, Mr. Noh! Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie …«

»Also«, fällt Mr. Noh mir ins Wort. Ich schlucke den Rest meiner Dankesrede hinunter. Anscheinend ist das Thema schon erledigt. »Ich habe aufregende Neuigkeiten für euch alle.« Er beugt sich zu uns vor. »Ihr seid zu einer Folge 1, 2, 3, Win! eingeladen worden.«

Oh. Also doch nicht die Vogue.

Ich habe ein paar Folgen 1, 2, 3, Win! gesehen. Es ist eine Sendung, bei der Celebritys in Teams gegeneinander antreten. Die Spiele sind entweder total peinlich oder wirklich schwer oder wirklich schwer und peinlich. Eins bestand zum Beispiel darin, eine doppelte Portion Buldak Ramen zu essen und dann in aufblasbaren Dinosaurierkostümen fünf Kilometer zu laufen. Es macht Spaß zuzuschauen, aber ich könnte wirklich darauf verzichten, selbst mitzumachen.

»Es geht um ein Reisespecial: eine zweiteilige Folge. Sie wird Anfang des nächsten Monats in Singapur gedreht«, fügt Mr. Han hinzu.

Ich werde hellhörig, und auch den anderen merke ich ihre Aufregung an. Singapur? Das ändert meine Meinung allerdings schlagartig. Ich liebe Singapur.

»Ihr tretet gegen drei andere Girlgroups an, unter anderem die neueste Band von DB, SayGO«, sagt Mr. Noh.

Jetzt bin ich fast schon begeistert. Nicht lange nach meinem Debüt hat Leah nach nur wenigen Jahren Training ebenfalls ihr Debüt gehabt, und zwar mit SayGO. Wenn Leah auch dabei ist, habe ich definitiv nichts dagegen. Ich mache gerne bei sämtlichen bescheuerten Gameshows mit, wenn ich dafür Zeit mit meiner Schwester verbringen kann!

Mr. Noh entlässt uns aus dem Meeting, und die anderen stehen auf und gehen. Sie sprechen jetzt schon über das berühmte Chili-Crab-Restaurant in Singapur und den Infinity-Pool auf der Dachterrasse des bekannten Marina Bay Sands Hotels. Ich bleibe am Tisch stehen. Ich muss es einfach wissen.

»Ähm, Mr. Noh.« Ich räuspere mich. Er schaut wieder von seinen Papieren auf und scheint überrascht zu sein, dass ich noch da bin. »Habe ich eben gehört, wie Mr. Lim gesagt hat, dass die Vogue Interesse daran hat, mit uns zu arbeiten?«

Hinter seiner verspiegelten Brille ziehen sich Mr. Nohs Augenbrauen sofort zusammen. Er schüttelt den Kopf. »Nein«, sagt er knapp. »Es gibt keine Zusammenarbeit mit der Vogue für die Gruppe.«

»Oh, aber ich dachte, ich hätte gehört …«

»Rachel, du hast deine Reise nach Paris bekommen. Ich rate dir, damit zufrieden zu sein und die Promo-Planung mir zu überlassen«, sagt er kühl. Dann nickt er Mr. Han zu, der aufsteht und mit mir zur Tür geht. Einen Moment lang glaube ich in seinen Augen Mitgefühl zu sehen, dann schlägt er mir die Tür vor der Nase zu.

Kapitel Drei

»Wusstet ihr, dass diese Strände künstlich sind?«, fragt Youngeun und lässt durch ihre Sonnenbrille den Blick über den strahlend sauberen weißen Sand schweifen. »Der Sand ist importiert.«

»Woher willst du das denn bitte wissen?«, fragt Sumin.

»Habe ich während des Flugs gelesen.«

Sumin pfeift durch die Zähne. »Gar nicht schlecht für einen künstlich angelegten Strand.«

Sobald wir in Singapur angekommen sind, wurden wir nach Sentosa gebracht, einer Insel vor der Südküste. Es ist zwar erst Anfang Februar, aber in Singapur ist sozusagen das ganze Jahr über Sommer. Ich hoffe, auf der Kamera kommt mein Gesicht als natürlich taufrisch rüber und nicht so, als würde ich in der hohen Luftfeuchtigkeit fast ertrinken.

Als die Kameracrew aufsteht, lasse ich den Blick über den Strand schweifen. Blaugrünes Wasser, auf dem in der Ferne vereinzelt Frachter treiben. Ein gutes Stück den Strand entlang spielt eine kleine Gruppe Volleyball. Sie sehen fast schon professionell aus. Und dann der beste Anblick überhaupt:

»Unni!«

Leah und die anderen vier Mädels von SayGO haben sich in einem kleinen schattigen Fleckchen unter einer Palme zusammengedrängt. Ich schnappe mir meine Bandmitglieder und laufe mit ihnen zu Leah, die ich fest umarme.

»Hallo zusammen«, sagt Leah. Sie verbeugt sich rasch und winkt uns freundlich zu.

»Schöner Rock«, sage ich und stoße mit meiner Hüfte an ihre. Sie verdreht spielerisch die Augen. Den neongelben Minirock mit Gänseblümchenmuster hat sie letzten Sommer aus meinem Schrank geklaut. Sie trägt dazu ein bauchfreies gelbes T-Shirt.

Die meisten der Mädchen winken zurück und fangen dann an, mit den anderen, gegen die wir antreten werden, zu reden. Mina und Lizzie starren Leah an, die Lippen zusammengekniffen. Ich ziehe Leah zur Seite und fange an, sie über ihren Flug auszufragen, aber dann murmelt Lizzie, laut genug, dass wir es hören können: »Hast du gesehen, wie sie sich vor uns verbeugt hat? Das kann man doch kaum eine Verbeugung nennen.«

»Oh ja«, antwortet Mina. »Und sie ist ein Jahr jünger als Sunhee. Sie weiß wirklich nicht, was sich im Umgang mit ihren Sunbaes gehört.«

Das passiert jedes Mal, wenn Leah mit Girls Forever zu tun hat. Es ist kein Geheimnis, dass manche der Mädchen es ihr übel nehmen, dass sie so schnell debütiert hat. Manche von ihnen hatten auch gehofft, dass ihren Schwestern das Gleiche gelingt. Lizzies Schwester ist nur ein Jahr jünger als Lizzie, und Lizzie versucht schon seit Jahren, sie zu DB zu holen, aber aus irgendeinem Grund will DB sie nicht unter Vertrag nehmen.

Leah lächelt nur und verdreht die Augen, um zu zeigen, dass die Kommentare von Lizzie und Mina ihr nichts ausmachen.

»Hast du auch an deine Sonnencreme gedacht?«, frage ich sie.

»Klar. Glaub mir, nach diesem Familienurlaub am Haeundae Beach werde ich nie wieder vergessen, mich einzucremen.« Sie verzieht das Gesicht.

»Rot wie ein gekochter Hummer«, sagen wir wie aus einem Mund. Wir haben Ummas besorgten Tonfall perfekt getroffen.

»Wir haben vor kurzem erst über diese Reise gesprochen«, sagt Leah. »Umma hatte Fish Cakes zum Abendessen geholt. Sie waren gut, aber nicht so gut wie die in Busan. Ich träume immer noch von den Fish Cakes, die wir am Haeundae Beach gegessen haben.«

Nach Leahs Debüt habe ich sie dazu gebracht, vorerst bei Umma und Appa wohnen zu bleiben, statt sofort mit ihrer Band zusammenzuziehen. Sie war noch jünger als ich bei meinem Debüt, und ich wollte, dass sie trotz allem noch ein Kind sein kann – dass sie jemand ins Bett bringt, wenn sie krank ist, sie unterstützt, wenn es mal stressig wird. Jetzt, wo sie den gemütlichen Abend zu Hause beschreibt und bei den Erinnerungen an den Familienurlaub und das leckere Essen überschlagen sich meine Gedanken. Nostalgie, ein schlechtes Gewissen und Eifersucht wirbeln wild in meinem Kopf herum. Ich habe es nicht geschafft, sie zu besuchen. Wie ich es mir gedacht habe, war unser Zeitplan nach der Tour vollgestopft mit Willkommensevents und Erholungsterminen mit unseren Vocal Coaches und Physios. Ich hatte das Gefühl, meine Taschen kaum ausgepackt zu haben, als es auch schon wieder Zeit war, für Singapur zu packen. Natürlich haben unsere Eltern gesagt, dass sie das verstehen, aber ich spüre es sofort, wenn sie enttäuscht sind. In Appas letzter Nachricht waren nur zwei Emojis statt des gewohnten Dutzend:

Kein Problem, meine Tochter. Ich hoffe, wir sehen uns bald

»Na ja.« Leah reißt mich aus meinen Gedanken. »Ich gehe besser wieder zu SayGO. Nicht, dass sie noch denken, ich verbünde mich mit der Konkurrenz.«

Ich lache, und Leah zwinkert mir zu und geht zu ihrer eigenen Band zurück.

Und dann sehe ich sie. TeenValentine. Eine achtköpfige Gruppe, die vor drei Jahren ihr Debüt hatte. Mein Blick wandert langsam zu einem bekannten Gesicht, und mir bleibt der Atem im Hals stecken.

Akari Masuda. Meine ehemalige beste Freundin, die auch Trainee bei DB war. Jedenfalls bevor sie an ein anderes Label verkauft wurde und ich sie nie wiedergesehen habe.

Okay, nicht nie. Ich habe sie bei den RARA Awards in Tokyo gesehen, und ich weiß, dass es schon öfter vorgekommen ist, dass wir bei denselben Events waren, aber wir sind uns dort nie begegnet. Nicht wirklich. Nicht so.

Sie hat sich definitiv verändert, aber ich würde Akari überall erkennen. Sie hat den gleichen anmutigen Gang wie eine Ballerina. Ich habe sie schon zu unserer Zeit bei DB immer dafür bewundert. Außerdem reißt auch sie überrascht die Augen auf, als sie mich hier am Strand sieht. Der gleiche Gesichtsausdruck, den sie immer hatte, wenn ich ihr zu unserer Traineezeit Horrorgeschichten über Choo Mina erzählt habe.

»Okay, Ladys, kommt mal alle her!« Der Host der Show ist MC Yang, ein berühmter Comedian, der schon, seit ich klein war, immer wieder bekannte Realityshows hostet. Appa und ich finden ihn toll. Er ist sozusagen der Onkel von ganz Korea. Wir scharen uns um ihn, und er fängt an, die Spielregeln zu erklären. Irgendetwas von einer Reihe von Spielen, die auf der ganzen Insel stattfinden werden, und wie dabei die Punkte vergeben werden. Ganz ehrlich, ich schaffe es nicht, richtig zuzuhören. Ich kann nur darüber nachdenken, was ich zu Akari sagen werde, falls ich eine Gelegenheit dazu bekomme. Was kann ich schon sagen? Hey, Akari, tut mir leid, dass ich so eine schlechte Freundin war, als wir Trainees waren, und dass ich mich nicht gemeldet habe, seit du verkauft wurdest, aber es ist wirklich schön, dich zu sehen!?

Für diese Worte schäme ich mich schon, wenn ich sie nur denke. Ich wünschte, ich wüsste, wie ich es wiedergutmachen kann. Ich möchte ihr sagen, was ich für ein schlechtes Gewissen habe, weil unsere Freundschaft einfach zerbrochen ist. Aber seit damals ist so viel Zeit vergangen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.

»Bereit?«, fragt MC Yang und reißt mich damit aus meinen Gedanken. Ich muss mich konzentrieren.

»Ja!«, schreien sämtliche Mädchen.

»So muss das sein«, lacht MC Yang. Er findet unseren Enthusiasmus wohl amüsant. »Na dann los: One. Two. Three. Win!«

Zwar war den Mädels und mir die Reise nach Singapur viel wichtiger als die Show, trotzdem sind wir jetzt, wo wir spielen, fest entschlossen, zu gewinnen. Ich spüre, wie sich der Ehrgeiz in der Gruppe ausbreitet wie ein Lauffeuer.

»Hör auf, das andere Team anzufeuern!«, schreit Mina jedes Mal, wenn ich mit Leah abklatsche oder wenn wir uns gegenseitig ermutigen. Nur, weil ich gewinnen will, bedeutet das noch lange nicht, dass ich dabei nicht auch Leah ein bisschen unterstützen kann. MC Yang hat offensichtlich kein Problem damit. Er lächelt. »Auf gehtʼs, Kim-Schwestern! Ihr beide könntet euer eigenes Zweierteam gründen!« Die Kameras lieben es auch. Sie fokussieren auf jede einzelne unserer Interaktionen. Es ist schon so lange her, dass Leah und ich die Gelegenheit hatten, Zeit miteinander zu verbringen. Man sieht uns garantiert jedes Mal die Freude an, wenn wir bei einem Staffellauf aneinander vorbeihasten oder sich unsere Blicke bei einem Spiel begegnen. Jetzt ist der Durian-Wettbewerb an der Reihe, und als die Fruchtstücke vor uns auf den Tisch gestellt werden, müssen wir uns die größte Mühe geben, nicht zu würgen. MC Yang erklärt, dass die Durian-Frucht für ihren ekelhaften Geruch bekannt ist, der so stark ist, dass es in der MRT, dem öffentlichen Verkehrsnetz von Singapur, sogar verboten ist, sie zu essen. Ich sehe, wie Leah hinter dem Rücken von MC Yang ein angewidertes Gesicht zieht, und schlage mir die Hand vor den Mund, um mein Kichern zu verstecken. Garantiert haben die Kameras es trotzdem erwischt.

Die Kameras lieben es offensichtlich auch, wie ehrgeizig Mina ist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Team denkt, sie übertreibt nur fürs Fernsehen, aber ich kenne Mina besser. Ich weiß genau, dass das hundert Prozent echt ist. Mehr als alles andere hasst sie es zu verlieren. Völlig egal, um was es dabei geht. So ist sie einfach. Als Ari beim Eierlauf zurückfällt, weil sie in ihren zehn Zentimeter hohen Espadrilles mit Keilabsatz nicht schnell genug ist, schreit Mina, dass sie die Schuhe einfach ausziehen soll. »Choos donʼt lose!«, schreit sie, dann wird sie rot und verbessert sich. »Girls Forever, meine ich. Girls Forever verlieren nie. Komm schon, Ari, lauf einfach barfuß!«

Als das Beachvolleyball-Turnier anfängt, sind wir so euphorisch wie nie zuvor. Wir sind vielleicht längst nicht so gut wie die Gruppe, die ich zuvor am Strand beobachtet habe, aber wir sind aufeinander abgestimmt wie eine gut geölte Maschine. Ich pritsche zu Mina, sie steht perfekt, um den Ball zu Jiyoon zu baggern, und die schmettert ihn übers Netz. Es klatscht richtig schön. Der Ball hüpft von Ari zu Sumin zu Youngeun, ohne auch nur einmal den Sand zu berühren. Was wir an Sportlichkeit vermissen lassen, gleichen wir durch unsere Synchronität wieder aus. Genau wie bei den Fotos auf dem roten Teppich wissen wir ganz genau, wo wir uns jeweils zueinander positionieren müssen. Wir arbeiten uns genau so souverän durch die Formationen auf dem Platz wie auf der Bühne durch unsere Choreos. Die anderen Bands haben keine Chance gegen uns. Wir gehen uns vielleicht manchmal auf die Nerven, aber wenn es darauf ankommt, raufen wir uns zusammen. Selbst, wenn es nur in einer blöden Gameshow ist.

Endlich, nach einem Tag voller Spiele und dem Riesenbrimborium, das um die Auszählung der Punkte gemacht wird, erklärt das Schiedsgericht den Sieg von Girls Forever bei 1, 2, 3, Win! Konfettisternchen regnen von der Decke, und MC