Burnout im Lehrerberuf. Welche Maßnahmen zur Prävention und Intervention stehen Schulleitungen zur Verfügung? - Tina Rödiger - E-Book

Burnout im Lehrerberuf. Welche Maßnahmen zur Prävention und Intervention stehen Schulleitungen zur Verfügung? E-Book

Tina Rödiger

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Beschreibung

Lehrer sind in ihrem Arbeitsleben mit verschiedensten Herausforderungen konfrontiert: Intensive Korrekturarbeiten, besserwisserische Eltern und intellektuell und emotional förderbedürftige Schüler. Damit steigt neben dem institutionellen auch der psychische Druck auf Lehrer. Die Corona-Pandemie hat dies nur zusätzlich verstärkt. Doch können Schulen unternehmen, um das Burnout-Risiko zu senken und ihm vorzubeugen? Tina Rödiger untersucht, welche praktischen Ansätze die Schulleitung bereits umsetzen kann, um Burnouts bei Lehrpersonen zu verhindern. Dazu geht sie detailliert auf die Belastungsfaktoren des Berufsstandes ein. Die Autorin entwickelt ein praktisches Konzept, um der Überbelastung vorzubeugen und prüft es auf Effizienz und Umsetzbarkeit. Ihr Buch unterstreicht die Relevanz, Gesundheitsförderung an Schulen weiter voranzutreiben und gezielt Konzepte zu entwickeln, mit denen das Wohlbefinden der Lehrer gesteigert werden kann. Damit rückt es eine brisante Thematik in den Fokus, die im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zunehmend an Aktualität gewonnen hat. Aus dem Inhalt: - Lehrberuf; - Burnout-Phasen; - Potsdamer Trainingsmodell; - Bildungspolitik; - AGIL; - AVEM-Belastungsstudie; - Helfersyndrom

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Seitenzahl: 80

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einleitung

2 Besonderheiten des Lehrberufs

2.1 Anforderungen und Aufgaben im Lehrberuf

2.2 Die Lehrperson in verschiedenen Rollen

2.3 Widersprüchlichkeiten im Lehrberuf

3 Theoretische Grundlagen zu Belastung, Stress und Beanspruchung

3.1 Definitionen

3.2 Belastungsmodelle

4 Befragungs- und Untersuchungsbefunde zu Belastungsfaktoren in der Lehrarbeit

4.1 Allgemeine Belastungen im Lehralltag

4.2 Lehren und Lernen im Umbruch

4.3 Ausgeprägte Arbeitsverlagerung

4.4 Druck von außen und oben

4.5 Störendes Verhalten von Schülerinnen und Schülern

4.6 Individueller Perfektionismus und mangelnde Arbeitsökonomie

4.7 Strapaziöses Helfersyndrom

4.8 Unzulängliche Teamfähigkeit

4.9 AVEM- Belastungsstudie

5 Das Burnout-Syndrom

5.1 Begriffsklärung Burnout

5.2 Burnout-Phasen

5.3 Symptomatik von Burnout

5.4 Mögliche Bedingungsfaktoren des Burnouts

6 Ausgewählte Präventions- und Interventionskonzepte

6.1 Potsdamer Trainingsmodell

6.2 Präventionsprogramm AGIL: „Arbeit und Gesundheit im Lehrerberuf“

6.3 Vergleich beider Präventionskonzepte

7 Praxisbezogene Präventions- und Interventionsmaßnahmen

7.1 Maßnahmen auf individueller Ebene

7.2 Maßnahmen auf schulorganisatorischer Ebene

7.3 Maßnahmen auf bildungspolitischer Ebene

7.4 Präventionskonzept für die Freie Grundschule Quickborn

8 Schlussfolgerung

9 Literaturverzeichnis

10Anhang

Abkürzungsverzeichnis

ABC-L                          Arbeitsbewertungscheck für Lehrkräfte

AGIL                            Arbeit und Gesundheit im Lehrerberuf

AVEM                          Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster

bzw.                              beziehungsweise

etc.                                et cetera

MBI                              Maslach-Burnout Inventory

u.a.                                unter anderem

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Rahmenmodell der Belastung und Beanspruchung

Abbildung 2: Das transaktionale Stressmodell

Abbildung 3: Phasenmodell zur Burnout-Entwicklung nach Cherniss 1980

Abbildung 4: Burnout-Phasen nach Burisch

Abbildung 5: Beispiel für den Ablauf einer systematischen Problemlösung

Abbildung 6: Bogen zur Zielableitung am Ende des Trainings

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Lehrerarbeitszeit nach Schulformen und Arbeitsbereichen in Prozent

Tabelle 2: Die AVEM-Dimensionen

1 Einleitung

Das Bild einer Lehrkraft ist durch die eigene Schulerfahrung sehr emotional geprägt und es bestehen viele Vorurteile. ‚So gut möchte ich es auch mal haben: Halbtagsjob mit zwölf Wochen Ferien, bei dem Gehalt und sicherer Pension.‘ Aber Untersuchungen zeigen, dass hohe Belastungen und Beanspruchungen im Lehrberuf existieren (vgl. Schaarschmidt, 2004, S.15). Immer wieder wird in Medien vom bedenklichen Gesundheitszustand sowie der erhöhten Krankheitsanfälligkeit von Lehrkräften berichtet. Lehrerinnen und Lehrer werden als die ‚Ausgebrannten‘ bezeichnet, die durch die Schule krank werden. Mehr als die Hälfte der Pädagoginnen und Pädagogen stehe demnach vor einem physischen und psychischen Kollaps (vgl. Götz, 2018). In der Sendung „Quarks & Co“ (Erstausstrahlung 21.08.2012) wird von einer extremen Belastung bei Lehrerinnen und Lehrern gesprochen, wobei 29% ein erhöhtes Burnout- Risiko aufweisen und ein weiteres Drittel gefährdet sei (vgl. Rothland, 2016, S.12).

Die Belastungen der Lehrerinnen und Lehrer nehmen zu und werden vielschichtiger. So gewinnt die Erziehungsaufgabe, neben der Vor- und Nachbereitung sowie der Vermittlung des Unterrichtsstoffes, eine zunehmende Bedeutung (vgl. Prof. Dr. Schnell, 2018, S.240). Weiterhin geraten Lehrerinnen und Lehrer, aufgrund der Notwendigkeit der Erfüllung verschiedener Rollen, im Schulalltag immer wieder in Grenzsituationen. Sie sind Autoritätsperson, Unterrichtender, Vorbild, Pädagogin, Therapeut und letztlich die eigene, angreifbare und verletzbare Person. Auch wenn dieser Beruf so viele Facetten verlangt, kann eine Lehrperson immer nur eine Rolle gleichzeitig annehmen, während sie zu selben Zeit verschiedene Rollen erfüllen sowie auf unterschiedlichen Ebenen agieren muss. Dies macht die psychische Belastung des Lehrberufes aus. Oftmals geraten Lehrerinnen und Lehrer während und außerhalb des Unterrichtes in Grenzsituationen, in denen sie pädagogisch-verändernd einwirken sollen, bei gleichzeitig drohendem Autoritätsverlust sowie dem persönlichen Empfinden von Wut und Ärger, was z. B. durch verbale Aggressionen seitens der Schülerinnen und Schüler ausgelöst werden kann. Während eine Lehrperson eine Rolle annimmt, vernachlässigt sie eine andere, was eine hohe sozial-kommunikative, emotionale und motivationale Anstrengung erfordert (vgl. Meyer, 1994, S. 24).

Studien zeigen, wie blockiert und stark überfordert sich zwei Drittel der Lehrkräfte fühlen, was wiederum bei 3-5% zum Burnout-Syndrom führt (vgl. Scheuch, Haufe, & Seibt, 2015, S. 347f.). Dieser Zustand ist alarmierend und nicht bloß mit dem Verweis auf die ‚wehleidige Lehrerschaft‘ zu ignorieren. Vor allem Schulleitungen, die die Überforderungen der Lehrkräfte nicht wahrhaben wollen, laufen Gefahr, den Zeitpunkt zum Gegensteuern zu verpassen (vgl. Klippert, 2007, S. 12).

Als stellvertretende Schulleitung einer Grundschule möchte ich daher diesen Aspekt genauer beleuchten. In dieser Masterarbeit geht es daher im ersten Teil um die Besonderheiten des Lehrberufs sowie die damit zusammenhängenden Belastungsfaktoren. Des Weiteren werden Ursachen der Belastungsmomente im inner- sowie außerschulischen Umfeld dargestellt und Belastungsstudien herangezogen. Im zweiten Teil wird das Burnout-Syndrom näher beleuchtet und aufgezeigt, wie es zum Burnout kommen kann und welchen Einfluss es auf die Lehrkräfte in Bildungsorganisationen nimmt. Vor allem aber soll zum einen deutlich werden, was Lehrkräfte und vor allem Schulleitungen tun können, um die Gesundheit aller in der Schule Beteiligten zu fördern, und zum anderen welche Präventions- und Interventionskonzepte

2 Besonderheiten des Lehrberufs

2.1 Anforderungen und Aufgaben im Lehrberuf

Der Lehrberuf ist ungemein vielfältig. An die Lehrkräfte stellt er komplexe Anforderungen, die sie in der Schule, aber auch außerhalb erfüllen sollen. Aus eigener Erfahrung steigen die Ansprüche an die Pädagoginnen und Pädagogen, was sich zunehmend in verschiedenen Veröffentlichungen in den Medien widerspiegelt (vgl. Eissele & Hauser, 2004, S. 1). Die Sensibilität dafür in der Öffentlichkeit steigt angesichts des Umstandes, dass für Lehrkräfte nicht mehr nur Bildungsaufgaben zentral sind. Sie sind einen beträchtlichen Teil ihrer Arbeitszeit in intensivem Kontakt mit Kindern und Heranwachsenden. Oft ist die soziale Interaktion dabei auf aktuelle Probleme der Schülerinnen und Schüler zentriert, einhergehend mit Gefühlen negativer Art. Hierzu zählen z. B. Ärger, Verlegenheit, Furcht oder Verzweiflung. Lösungen dieser Probleme sind nicht immer leicht zu erkennen oder zu erreichen, sodass eine solche Situation oft zweideutig und frustrierend werden kann, was wiederum zu emotionalen Stress führt (vgl. Bieri , 2002). Lehrkräfte vermitteln also nicht nur Wissen, sondern sind auch Sozialarbeiterin oder Psychologe, teilweise auch ein Elternersatz. In einer Klasse befinden sich im Durchschnitt circa fünfundzwanzig Schülerinnen und Schüler, oft mit unterschiedlicher Herkunft, Sprache, Leistungsfähigkeit und Motivation sowie unterschiedlichem Interesse und Verhalten. Pro Tag kann eine Lehrkraft sechs unterschiedliche Unterrichtsstunden in unterschiedlichen Klassen absolvieren. Pausen werden überwiegend für Gespräche, Raumwechsel oder das Nachgehen der Aufsichtspflicht genutzt (vgl. Schaarschmidt, 2004, S.15f.). Nicht nur Kenntnis des Lehrstoffes und die erforderliche Didaktik werden für das Unterrichten benötigt, sondern auch eine fokussierte und verteilte Aufmerksamkeitsleistung sowie eine hohe sozial-kommunikative, emotionale und motivationale Fertigkeiten. Darüber hinaus zählen Durchsetzungsfähigkeit, Selbstbehauptung, soziale Sensibilität und Verantwortungsbewusstsein sowie ein hoher Arbeitsanspruch zum Anforderungsprofil einer Lehrperson (vgl. ebd.) Neben der Planung und Durchführen des Unterrichtes bzw. einer Unterrichtsreihe finden verschiedene Arbeitsgruppen oder Konferenzen zur Schul- und Organisationsentwicklung statt. Hinzu kommen die innerschulische Zusammenarbeit, die Verwaltungsaufgaben, die Klassenleitung sowie das Planen und Durchführen von Klassenfahrten mit externen Kooperationspartnern (vgl. Heyse, 2011). Dabei ist ein diszipliniertes Arbeits- und Zeitmanagement aufgrund gedrängter Kommunikation sowie eines dichten Beziehungsgeflechts und dienstlicher Verpflichtungen während und außerhalb der Unterrichtszeit für eine vollzeittätige Lehrkraft mit mehr als 51 Wochenstunden notwendig (vgl. ebd.). Im Beschluss der Kultusministerkonferenz im Dezember 2000 werden folgende Aufgaben einer Lehrkraft genannt:

1. Unterrichten

2. Erziehen

3. Beurteilen/ Beraten

4. Weiterentwicklung der eigenen Kompetenzen

5. Weiterentwicklung der eigenen Schule

(KMK, 2000)

Das Unterrichten zählt zu den Kernaufgaben der Lehrerinnen und Lehrer und beinhaltet „die gezielte und nach wissenschaftlichen Erkenntnissen gestaltete Planung, Organisation und Reflexion von Lehr- und Lernprozessen sowie ihre individuelle Bewertung und systemische Evaluation“ (KMK, 2000, S. 2). Mit Hilfe der Vermittlung von verschiedenen Kenntnissen und Fertigkeiten in unterschiedlichen Methoden fördert der Pädagoge bzw. die Pädagogin ein lebenslanges und selbstständiges Lernen bei den Schülerinnen und Schülern, geprägt von seinen menschlichen und professionellen Fähigkeiten. Darüber hinaus sollten die Pädagoginnen und Pädagogen mit fachwissenschaftlichen, pädagogisch-didaktischen und soziologisch-psychologischen Kompetenzen sowie kommunikativen und sozialen Fähigkeiten die Lernenden fördern und motivieren, sie fordern, ohne zu überfordern (KMK, 2000). Eine weitere Aufgabe ist die Erziehung junger Menschen, die auf eine bewusste Einflussnahme der Persönlichkeitsentwicklung (positive Wertorientierung, Haltung und Handlung) in enger Zusammenarbeit mit den Eltern abzielt. Eine faire Beurteilung seitens der Lehrkräfte im Unterricht sowie die Forderung eigene Leistungen und Anstrengungen real einzuschätzen, beeinflussen die Bildungschancen jedes Einzelnen und ebnen somit den Weg für Ausbildungs- und Berufswege. Es gilt des Weiteren Fort- und Weiterbildungsangebote zur stetigen Kompetenzerweiterung zu nutzen, sowie Kontakte zu außerschulischen Kooperationspartnern zu pflegen. Um die Schulkultur lernförderlich zu gestalten, ist weiterhin eine Beteiligung an der Schulentwicklung unabdingbar. Dazu zählen die Mitarbeit in schulübergreifenden Gremien und Institutionen sowie die Umsetzung des Schulprogramms durch aktive Mitwirkung, Mitverantwortung und Teamarbeit. Für die Sicherung der Qualität einer Schule sowie für wissenschaftliche, fundierte Leistungsvergleiche finden externe und interne Evaluationen statt, welche die Pädagoginnen und Pädagogen ebenso unterstützen.

Dies alles kann aber auf Dauer nur dann gelingen, wenn Lehrerinnen und Lehrer

„von der Öffentlichkeit, den Eltern, der Wirtschaft, den Hochschulen und den Medien Rückhalt erfahren bei der Erfüllung ihrer verantwortungsvollen und schwierigen Aufgabe. Es ist Verpflichtung und Verantwortung von Bildungspolitik und Bildungsverwaltung für Lehrerinnen und Lehrer die erforderlichen Rahmenbedingungen zu sichern, damit sie den hohen Erwartungen gerecht werden können“ (KMK, 2000, S. 5).

Deutlich wird, dass sich alle Aufgaben auf die Kernaufgabe das Unterrichtens beziehen und sich die Qualität einer Lehrkraft an der Qualität des Unterrichts bemisst. Allein wenn die Merkmale von Unterrichtsqualität genauer betrachtet werden, so zeigen sich mannigfaltige Heraus- und Anforderungen lediglich bei der Ausübung der Aufgabe des Unterrichtens:

1. Klassenführung (Prävention und Intervention von Störungen und Disziplinproblemen)

2. Klarheit, Verständlichkeit, Strukturiertheit (senderbezogen, empfängerbezogen, prozess- und inhaltsbezogen)

3. Konsolidierung, Üben (Festigung, Automatisierung, Vertiefung, Transfer, Anwendung und Vermittlung von Übungsstrategien sowie Formulierung anspruchsvoller Übungsaufgaben)

4. Aktivierung (kognitive, soziale und körperliche Aktivierung, aktive Teilhabe der Schülerin oder des Schülers an Planung und Durchführung des Unterrichts)

5. Motivierung (motivationale Fremdsteuerung wird durch motivationale Selbststeuerung ersetzt durch u.a. Lernmotivation durch Lebensweltbezug, kognitive Konflikte)

6. Lernförderliches Klima (Fehlerkultur, Lernatmosphäre, Umgang mit Leistungsangst, Unterrichtstempo)

7.