Campingfieber - Marc Wünderling - E-Book

Campingfieber E-Book

Marc Wünderling

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Beschreibung

Nach dem Erfolg von "Camping für Alle" ist nun das zweite Buch von Marc Wünderling zum Thema Camping erschienen. Dieses Mal hat sich der Autor speziell auf Geschichten, Anekdoten und Ereignisse rund um das Camping konzentriert. Ein unterhaltsamer Einblick in die Welt der Camper oder jene, die es mal werden wollen.

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Seitenzahl: 148

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Vorwort

Ein Wochenende in Frankreich

Die Sporties und der Einzelkämpfer

Sauf´ in den Mai

Kein-Eis-Jonny

Das erste Mal

Der (fast) perfekte Campingplatz

Man(n) hat das Sagen

Texas-Bill und der Tanz am Morgen

Ein (fast) unbenutztes Zelt zu verschenken

Urlaub in Great Britain

Wie ich zu Sammy kam

Mamma mia, Italia!

Die „Happys“

Das Zelt im See

Aus Einsam wird Zweisam

Vorwort

Nachdem mein erstes Buch zum Thema Camping recht erfolgreich war, wollten meine Freunde, Verwandte und Leser eine Fortsetzung.

Eine normale Fortsetzung war mir aber nicht angemessen. Warum sollte ich noch einen Campingratgeber schreiben. Viel interessanter fand ich die Idee, die an mich herangetragenen Geschichten und auch das Selbsterlebte aufzuschreiben.

In diesem Buch habe ich natürlich wieder mit viel Humor Geschichten rund um das Thema Camping aufgeschrieben.

Von wem die einzelnen Erlebnisse stammen, wollte ich nicht aufführen, da es sowieso in meinen Augen keinen Sinn ergibt, ob bei der Story dann „erlebt von Herrn/Frau X aus Y“ steht oder nicht.

Das an mich herangetragene wurde natürlich mit schriftstellerischen Freiheiten etwas ausgeschmückt, da ich bei solchen Erzählungen mit Freunden und Bekannten meinem Gegenüber kein Diktiergerät unter die Nase halten wollte. Dabei sind halt immer wieder mal bei mir Erinnerungslücken entstanden, die dann von mir frei aufgefüllt wurden.

Trotzdem bin ich der Meinung, dass ich den Sinn jeder Geschichte weitergeben konnte.

Sollten auch Ihnen, liebe Leser, noch die eine oder andere Story am Herzen liegen, dann bitte ich doch sehr gerne um ein ausgeprägtes Mitteilungsbedürfnis an meine E-Mail: [email protected] oder über meine Homepage www.wuenderling.com. Vielleicht bekomme ich ja noch Lust ein weiteres Buch zu schreiben…

Ansonsten wünsche ich nun frohes Lesen.

MARC WÜNDERLING

Ein Wochenende in Frankreich

Es ist schon einige Jahre her, als ich mit meinem Kumpel Stefan auf Erkundungstour ging. Wir waren beide Anfang 20 und durften ein Wochenende mit dem Wohnmobil seiner Eltern unterwegs sein. Da wir nicht allzu entfernt von Frankreich wohnten, entschlossen wir uns zu einem Kurztrip in das Land zwischen Ärmelkanal und Mittelmeer. Oder wie Stefan meinte, zwischen Asterix und Monte Carlo. Und da gab es nichts zu widersprechen. Stefan, so gerne ich ihn auch mochte, hatte immer Recht. Er wusste alles, meistens auch noch besser und nur seine Meinung war ausschlaggebend.

Gut, kann ich mit leben. Keine Verantwortung, kein Planungsstress oder sonstige Aufgaben, über die ich mir einen Kopf machen musste. Einfach entspannen und Stefan machen lassen.

Seinerzeit waren die Navis noch nicht so verbreitet. Das lag unter anderem daran, dass es für Normalsterbliche einfach noch keine gab. Auch Handys waren seinerzeit noch nicht erfunden. Hätte ich mich um die Reiseplanung kümmern sollen, so hätte ich auf jeden Fall einen Straßenatlas mitgenommen. Stefan brauchte das aber nicht. Er kannte sich aus.

Monte Carlo wurde es zwar nicht, aber wir fanden immerhin die Vogesen. Das Geld war knapp und die Zeit ebenfalls und somit war das französisch genug. Es sollte ein schönes Wochenende werden, bei dem wir uns Colmar ansehen und gleichzeitig auch das mitgebrachte Bier vernichten wollten. Colmar hatte den Vorteil, dass hier im Elsass noch jeder zweite Einwohner Deutsch konnte. Das kam unseren semiüppigen Sprachkenntnissen deutlich entgegen.

Wir hatten uns einen schönen Platz in der Nähe des Stadtzentrums an einem kleinen Wohnmobilstellplatz direkt am Hafen ausgesucht. Es war recht idyllisch, wobei uns das damals noch nicht so wirklich interessierte.

Es war Anfang Februar. Die Camper, welche jetzt schon unterwegs waren, sonnten sich entweder in warmen Gefilden oder froren beim extremen Wintercamping. Das war aber eher die Ausnahme. Doch wer bereits an Neujahr die Gartengrillsaison einläutet, der kann auch im Februar schon campen.

Wir waren jedoch nicht ganz alleine, sondern im Gegenteil, es war recht voll hier. Deutete doch das Einfahrtsschild noch auf einen Wohnmobil-Stellplatz hin, so standen hier bestimmt 20 Wohnwagen mit Kindern, Sat-Anlagen und Waschmaschinen. Die Waschmaschinen waren immer neben den Wohnwagen aufgestellt. Es standen auch einige große Mercedes-Limousinen auf dem Platz. Klar, das fahrende Volk braucht auch im Winter Stellmöglichkeiten.

Stefan fing gleich an herumzutoben. Er wollte weiter und nicht den Platz mit Zigeunern teilen. Um aber weiterzufahren war es schon zu spät. Es war schon kurz vor acht Uhr am Freitagabend und wir würden wohl keinen anderen Platz mehr finden. So blieben wir.

Mit dicken Jacken setzten wir uns auf die mitgebrachten Campingstühle vor das Wohnmobil und starteten unsere Mission „Bierfreies-Wohnmobil“. Eine Herausforderung, die wir bis zum Sonntag in den frühen Morgenstunden abgeschlossen haben wollten. Schließlich sollte der Promille-Pegel bis zur Abfahrt zumindest einigermaßen in den tolerierbaren Bereich absacken.

So kam es, dass wir unsere Büchsen eine nach der anderen leerten. Damals wurde noch das Bier aus Büchsen getrunken und es gab noch kein Büchsenpfand.

Wir waren bestimmt schon in der vierten oder fünften Runde, als ein paar unserer Mitcamper sich zu uns gesellten. Sie waren ungefähr in unserem Alter. Sie hatten Wein dabei und brachten ihre Stühle mit. Um es gemütlicher zu gestalten zündeten Sie auch gleich ein kleines Lagerfeuer an und wir unterhielten uns den ganzen Abend mit ihnen.

Stefan war eher fremdenfeindlich eingestellt, was er auch peinlicherweise immer mal wieder beweisen musste, aber durch den steigenden Alkoholpegel hielt es sich in Grenzen.

Jeder verträgt den Alkohol anders. Während ich eher ruhiger werde, war es bei Stefan gerade anders herum. Er hörte gar nicht mehr auf zu erzählen. Auch als unsere Saufkumpanen bereits schon lange gegangen und das Feuer verglimmt war, redete er in einer Tour. Ich hatte schon lange aufgehört ihm zuzuhören, da er sowieso nichts Geringeres als den Weltfrieden und seinen Weg dorthin propagierte. Klar, er würde der nächste Bundeskanzler, der nächste UN-Generalsekretär und der oberste Anführer einer Institution werden, die es bis dato noch gar nicht gab.

Irgendwann, es war schon so früh am Morgen, dass der Verkehr auf der gegenüberliegenden Straße bereits wieder zunahm, entschieden wir uns dann doch mal an der Matratze zu horchen. Obwohl wir die ganze Nacht durchgetrunken hatten, war noch keiner von uns im Wohnmobil auf der Toilette gewesen. Ich wusste nicht, wie das in einem Wohnmobil funktioniert und Stefan, … wer weiß. Auf jeden Fall hatten wir bis zu diesem Zeitpunkt immer nur das Hafenbecken aufgefüllt. Unsere Trinksportfreunde hatten das schließlich auch den ganzen Abend gemacht.

Es war bereits kurz nach Mittag, als wir langsam wach wurden. Die Blase drückte, aber nun war es hell und wir konnten nicht wieder an die Kaimauer gehen. Schließlich erklärte mir Stefan dann doch, wie diese primitive Campingtoilette funktionierte. Es hatte etwas von Bettpfanne mit der Kassette unten daran…

Gut, dass wir nicht mehr unsere Outdoor-Toilette genutzt hatten. Mir war bereits in der Nacht aufgefallen, dass der Strahl irgendwie nicht im Wasser plätscherte, so wie ich es eigentlich erwartet hätte. Nun bei Tageslicht konnte ich auch erkennen, warum es sich anders angehört hatte. An der Stelle, die wir des Nachts genutzt hatten, war ein Sportboot angebunden, welches wir nun ausgiebig gegossen hatten. Wir konnten nur froh sein, wenn der Regen unsere Hinterlassenschaften wegspülen würde.

Wenn man schon mal in einer Stadt wie Colmar verweilte, dann konnte man sich auch die Stadt mal ansehen. Jedenfalls, der verhältnismäßig kurze Fußmarsch warf uns alkoholtechnisch um Stunden zurück und resettete uns praktisch wieder. Die erste Bäckerei, und es gab richtig viele davon hier, war unsere. Erstmal ein schöner Kaffee, ein Croissant und noch irgendetwas Süßes, dann konnte der Tag beginnen.

Wir schlenderten durch die Altstadt und bewunderten die Gassen. Auch der Bach, oder war es schon ein Fluss, der durch die Stadt floss, begeisterte uns. Es lagen sogar mehrere Holzgondeln im oder unter Wasser – Sportboote – tiefergelegt!

In einer alten Markthalle deckten wir uns noch mit anderen kulinarischen Köstlichkeiten der Region ein und machten uns wieder auf in Richtung Wohnmobil. Da aber unverzeihlicher Weise überall einladende Kneipen waren, konnten wir einfach nicht den direkten Weg einschlagen. Wir mussten die hiesige Kneipenkultur dringend testen. Das zog sich auch so den ganzen Nachmittag hin. Erst als wir irgendwann mal an unsere Mission „bierfreies Wohnmobil“ dachten, bewegten wir uns wieder an die frische Luft.

Wer schon einmal in Colmar war, der erinnert sich sicherlich an die vielen Gassen und verwinkelten Straßen. Wir hatten uns verlaufen, obwohl Stefan sich das nicht eingestehen wollte. Er wusste angeblich den Weg und ging voran. Wir liefen wiederum im Zick-Zack durch die Gassen und kamen irgendwann auch wieder an einen tieferen Fluss mit einem leeren Parkplatz. Ich erkannte zwar, dass wir hier falsch waren, aber Stefan wollte das nicht einsehen. Lauthals schrie er nach der Polizei. Man hatte uns das Wohnmobil geklaut. Das müssen die Zigeuner gewesen sein!

Durch sein Geschrei wurden auch die Passanten und Anwohner aufmerksam. Wir waren zwar nicht mehr in der Stadtmitte, aber es war immer noch etwas Betrieb um uns herum. Immer lauter wurde Stefan und führte einen Affentanz auf. So kam es, wie es kommen musste. Ein Streifenwagen hielt mit Blaulicht neben uns. Stefan war immer noch außer sich und ließ einen gewaltigen Wortschwall auf den jungen Polizisten ab, der bedauerlicherweise als erster auf ihn zukam.

Wir waren in Frankreich und wenn dort ein junger Mann auf Deutsch in cholerischer Art und Weise einen vermeintlichen Diebstahl schilderte, dann war es für einen jungen Polizisten nicht ganz einfach eine Lösung zu finden. Glücklicherweise war der junge Polizist nicht alleine. Ein altgedienter Kollege kam nun um das Auto herum, der auch unsere Sprache beherrschte. Wenn jemand aus dem Elsass Deutsch spricht, dann hat das in meinen Ohren immer so einen niedlichen Akzent. Jedenfalls konzentrierte ich mich mehr auf den Akzent, als um den Inhalt seiner Worte. Man darf ja unsere Kneippenkur nicht vergessen…

Stefan lederte wieder von vorne los, dass die dreckigen Zigeuner unser Wohnmobil geklaut hätten. Der ältere Polizist verstand aber nicht, was Stefan mit Zigeunern meinte, denn an dieser Stelle gab es keine Wohnmobile und kein fahrendes Volk.

„Was für Zigeuner meinen Sie, junger Mann?“

„Na Zigeuner halt. Arbeitsscheues, osteuropäisches Nomadenvolk mit diverser Auffassung von Privateigentum – ZIGEUNE R!!!“

„Hier sind aber keine Sinti oder Roma“, der Polizist blieb immer noch ruhig. „Wir haben am Hafen eine Gruppe vom Fahrenden Volk, aber nicht hier.“

Stefan verstand erst nicht und schaute irritiert zu mir herüber. Ich war aber immer noch beseelt von diesem komischen Akzent und grinste nur grenzdebil.

„Steigen Sie mal ein. Ich glaube, ich kenne ihr Malheur. Sie haben da einen kleinen Fauxpas.“

„Aber ich bin nicht der Verbrecher. Die Zigeuner müssen sie einsperren. Wo auch immer die jetzt sind.“

„Ich glaube, ich weiß wo sie sind und auch wo ihr Wohnmobil steht. Wir bringen sie hin.“

Mir fiel in diesem Moment nur ein: „Fahren wir auch mit Blaulicht?“

Gut, dass war sicherlich nicht mein erwachsenster Moment, aber immerhin hatte ich mich auch an dem Gespräch beteiligt.

Wir saßen hinten im Wagen und wurden durch die halbe Stadt gefahren. Ständig war am Funk etwas in einer für uns fremden Sprache zu hören. Auch der junge Polizist sagte irgendetwas und bekam auch wohl Antwort darauf. Jedenfalls sagte er seinem Kollegen etwas auf Französisch, worauf er das Blaulicht und die Sirene anmachte.

„Au fein! Warum nicht gleich so,“ freute ich mich.

Wir kamen dann auch bald an unserem Stellplatz an. Unser Wohnmobil stand dort und auch das Fahrende Volk war noch da. Es war aber ein großer Aufstand und alle standen im Kreis vor unserem Wohnmobil. Dafür lag ein Mann im Dreck und zwei unserer Nachbarn hielten ihn am Boden.

„Was ist denn hier los?“ Stefan war zwar die Fahrt über recht kleinlaut gewesen, fand aber jetzt zu seiner alten Form zurück.

Der Polizeiwagen hielt genau neben unserem Wohnmobil und ich dachte erst, dass das ein prima Service von Seiten der französischen Polizei sei. Ich hatte die Szene noch nicht kapiert und stieg nun aus. Ich reichte mir über meinem Kopf die Hände, wie es gerne Politiker nach gewonnenen Wahlen taten und wollte mich von unseren Nachbarn feiern lassen, aber keiner reagierte auf mich. Es war wieder Stefan, der sich in den Mittelpunkt stellte. Er quetschte sich durch die Menge und kam dann an den beiden Helden an, die immer noch den anderen Mann im Dreck hielten.

Gerade hoben die beiden Polizisten den Mann auf und stellten alle Beteiligten zur Rede. Es war immer noch recht undurchsichtig für meinen Alkoholpegel. Stefan hatte sich aber wohl erklären lassen, was los sei und wollte dem gerade noch auf dem bodenliegenden und nun vor den Polizisten stehenden Mann eine gerade Rechte an den Kinnwinkel verpassen. Allerdings wich der Mann mit einer kleinen Bewegung zur Seite und Stefans Schwinger ging ins Leere. Ein erheitertes Raunen ging durchs Publikum. Bevor er aber zum zweiten Versuch ansetzen konnte, hielt ihn einer unserer Saufkumpanen vom Vorabend zurück.

„Alles gut, Monsieur Stefan, die Gendarmerie ist da“

Stefan rappelte sich wieder zurecht. Er riss sich los, machte aber keine Anstalten mehr für eine Zugabe. Stattdessen ging er zum Wohnmobil und tauchte gleich danach mit zwei Dosen Bier auf.

„Komisch, die Tür war auf.“ Sagte er zu mir und drückte mir eine Dose in die Hand. „Kann sein, dass der Mann bei uns sauber machen wollte…“

So kam es dann auch. Wie sich bald herausstellte, hatten unsere Freunde einen Dieb auf frischer Tat ertappt. Da wir uns am Vorabend ausgiebig bekannt gemacht hatten, wussten unsere drei Freunde, dass das Wohnmobil uns gehörte. Als sie dann sahen, dass jemand Fremdes die Tür aufgebrochen hatte, waren sie herüber geeilt und hatten ihm unmissverständlich klar gemacht, dass ein Einbruch nicht sonderlich erstrebenswert ist.

Was mich im nachhinein gewundert hatte war, dass sie überhaupt die Polizei gerufen hatten und dass nicht alleine mit einem Bad im Hafenbecken für den Einbrecher klärten.

Die Gendarmerie erkundigte sich bei uns, ob wir einen Schaden am Wohnmobil hätten, was zum Glück nicht der Fall war, und nahmen den Mann mit.

„Ob die Polizisten immer mit Gesellschaft fahren? Erst wir, dann er…“ sinnierte ich in die Runde.

Egal, wir boten aus Dankbarkeit unseren Unterstützern, die jetzt nach der Abfahrt der Polizei doch auf rund 30 Mann angewachsen waren, unsere letzten beiden Paletten deutsches Büchsenbier an. Doch nur ein halbes Dutzend Dosen fand einen Abnehmer. Wir wurden dafür eingeladen uns zu der restlichen Familie zu setzen. An diesem Abend lernten wir, dass das Fahrende Volk doch recht umgänglich sein kann, sobald man sie etwas näher kennenlernt und Stefan nicht allzu offensiv seine Meinung vertrat.

Wir feierten noch lange in die Nacht mit dem Wein, der uns ohne Unterlass angeboten wurde. Die Speisen waren köstlich. Noch nie hatte ich eine solche Art der Küche genossen.

Wir lernten, dass ein Roma, so bezeichneten sie sich, niemals eine Toilette im Wohnwagen hat. – Wer pinkelt auch schon in seinem Schlaf- oder Wohnzimmer. Es wurde aber in dieser Nacht darauf geachtet, dass keiner in einem speziellen Moment wieder ein Boot mit seinem erwärmten, gelben Strahl beglückte.

Auch dieser Abend wurde somit länger und länger. Wir kamen wieder erst in den frühen Morgenstunden ins Bett und wachten deshalb auch entsprechend spät wieder auf. Wir sahen gerade noch, wie die letzten Wohnwagen den Platz verließen. Ein kurzes Hupen und weg waren sie.

Wir jedoch schlenderten wieder zu unserer Bäckerei vom Vortag und achteten peinlichst genau darauf, dass wir auch wieder den Rückweg finden würden.

Als wir dann so beim Frühstück saßen, meinte Stefan nur: „Unsere Mission ist gescheitert.

Was machen wir nun?“

„So können wir uns doch nicht zuhause blicken lassen.“

„Ich frage mal, ob es schlimm ist noch einen Tag dranzuhängen.“

„Gut mach das. Aber ich muss mich dann gleich morgen früh bei meinem Chef krankmelden.“

„Ok, das wird nicht mal gelogen sein. Es wird bestimmt eine Alkoholvergiftung werden.

Unsere Freunde haben uns noch drei Flaschen Wein dagelassen.“

Die Sporties und der Einzelkämpfer

Wir standen schon eine ganze Weile auf dem Campingplatz mitten in der Rhön. Es war recht ruhig hier und außer Wandern und Radfahren konnte man hier auch nichts unternehmen. Wir genossen die Ruhe.

Neben uns hatte auch ein Pärchen in ungefähr unserem Alter seinen Wohnwagen und ein Vorzelt aufgebaut. In den letzten Tagen waren wir ins Gespräch gekommen und hatten uns angefreundet. Auf jeden Fall hatten wir den ganzen Nachmittag mit ihnen zusammen im Vorzelt gesessen und tranken Wein und Bier. Es regnete in Strömen und was sollte man auch sonst machen.

Wie es der Zufall wollte, kamen fast zeitgleich zwei Wohnwagen mit Neuankömmlingen an. Wir schauten uns das Rangieren an. Beide stellten sich nicht sonderlich geschickt an, jedoch war jeder für sich ein Bild für die Götter.

Der Erste schaffte es so anzuhalten, dass zwischen seinem Zugfahrzeug und dem Wohnwagen genau eine Bodenwelle war. Genau dort kuppelte er ab. Erst als der Wohnwagen mit der Deichsel am Boden aufschlug merkte er, dass er vergessen hatte das Bugrad herunter zu kurbeln. Nun holte er dies nach und schaffte es unter größten Anstrengungen, da, wie erwähnt, er auf einer Bodenwelle stand. Er fuhr nun sein Auto zur Seite und begann von Hand den Wohnwagen an die gewünschte Stelle zu schieben.

Obwohl der Wohnwagen ein neueres und recht großes Modell war, hatte er keinen Mover dran. Normal springe ich in solchen Momenten sofort ungefragt auf, um zu helfen. Aber es regnete in Strömen…

„Ich würde den Wohnwagen erstmal hinstellen und später, wenn der Regen aufgehört hat ordentlich ausrichten.“ rief ich hinüber. „Nein, nein, der Regen ist kein Problem.“

Der Mann hatte noch ganz andere Probleme. Der Regen hatte nicht nur den Boden aufgeweicht, sondern auch mit der Ausrichtung hatte er so seine Probleme. Der Wohnwagen bewegte sich nicht.

„Handbremse!“ „Oh, danke.“

Nun stemmte er sich mit aller Kraft gegen den Wohnwagen, um ihn auch nur ein bisschen zu bewegen. Unsere Freunde, meine Frau und ich tranken weiter unseren Wein und beobachteten die Szene aus dem Trockenen.

„Also lange schaue ich mir das nicht mehr an. Der arme Mann ganz alleine…“