Cantando - Sonja Steinert - E-Book

Cantando E-Book

Sonja Steinert

4,4

Beschreibung

Durch ein Bündel alter Briefe erfährt die Berliner Fotografin Ruth Siebert von der großen Liebe ihrer verstorbenen Mutter - einer Liebe, die zur Zeit der Nazi-Herrschaft keine Zukunft hatte. Die Briefe zeichnen die Spur einer Emigration nach, die in der Auvergne endet. Ruth beschließt, sich auf die Suche nach dieser großen Liebe ihrer Mutter zu begeben, und fährt nach Frankreich. Dort macht sie eine erstaunliche Entdeckung ... Und gewinnt außerdem Klarheit über ihre Gefühle für Lilli, die Saxophonistin mit der Leidenschaft für Tango und Jazz. Über eine Spurensuche, die in die Vergangenheit führt, werden die Lebens- und Liebesgeschichten von Frauen verschiedener Generationen auf kunstvolle Weise miteinander verwoben.

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FRAUEN IM SINN

 

Verlag Krug & Schadenberg

 

 

Literatur deutschsprachiger und internationaler

Autorinnen (zeitgenössische Romane, Kriminalromane,

historische Romane, Erzählungen)

 

Sachbücher und Ratgeber zu allen Themen

rund um das lesbische Leben

 

Bitte besuchen Sie uns: www.krugschadenberg.de.

Sonja Steinert

Cantando

Roman

K+S digital

Die Figuren und die Begebenheiten in diesem Roman sind natürlich erfunden.

Ich danke den beiden Fotografinnen, der Saxophonistin und dem Saxophonisten, die mich bei meinen Recherchen unterstützt haben.

Den beiden Verlegerinnen danke ich für ihre aufmunternde und sorgsame Begleitung beim Schreiben.

Wofür ich meinen Freundinnen danke, weiß jede von ihnen selbst am besten.

1

Durch die geöffneten Fenster trägt der Wind den Geruch regengesättigter Erde und feuchter Luft. Über den schnell dahinziehenden Wolken werden kleine Fetzen des Himmels sichtbar. Wie Inseln liegen sie eingebettet in ein graues Meer. In dem kleinen Garten auf der windabgewandten Seite des Hauses, gebaut aus den Steinen der Gegend, stehen schon einige Rosen in Blüte. Eine Reihe hellblauer Hortensienbüsche schmiegt sich in die Ecke zwischen der Hauswand und der steinernen Treppe, die in einen windgeschützten Eingang mündet. Die schwere Holztür schwingt leise, vom Wind bewegt. Im Haus selbst ist es kühl. An den Abenden wird es noch so kalt, dass es notwendig ist, den mächtigen eisernen Ofen zu feuern, der im größeren der beiden Räume steht. Die Wärme breitet sich dann allmählich aus, aber die kleine Schlafkammer wird nie so richtig gemütlich warm. In der Küche hingegen sorgt der Herd für Behaglichkeit, und in der eingelassenen kupfernen Kasserolle dampft warmes Wasser. Der dunkle Eichentisch, dessen eine Schmalseite an die Wand zwischen den beiden Fenstern stößt, ist mit Papieren, Büchern und Tüten voller Lebensmittel bedeckt. Dazwischen stehen zwei blaue Steinguttassen mit Milchkaffeeresten und ein metallener Aschenbecher, in dem sich die Asche und die Reste zahlreicher Gauloises angehäuft haben. In einem kleinen Körbchen liegt ein halbes Croissant, daneben steht eine buntbemalte Schüssel mit Bananen und Äpfeln. In der engen Speisekammer, die sich an die Küche anschließt, räumt Ruth aus einer blauen Plastikkiste, die sie mit Anstrengung aus dem Kofferraum des Citroëns herausgehoben und ins Haus getragen hat, die eingekauften Lebensmittel in die staubigen hölzernen Regale. Sie spürt ein leichtes Ziehen in der Magengegend, das sich wie Hunger anfühlt, und überlegt, was sie gleich kochen wird. Ihre Hand gleitet über die Kartoffeln. Es wird wohl wieder ein Gratin mit einer Schüssel voll Salat dabei herauskommen. Viel Lust zum Kochen hat sie nicht, es ist so viel anderes zu tun, und die Zeit ist knapp. Als sie aus der Speisekammer wieder in die Küche tritt, fällt ihr Blick durch eines der beiden Fenster, und sie sieht mit einer tiefen Freude, dass der Himmel jetzt völlig leergefegt ist von den Gewitterwolken und in eben dem intensiven Blauviolett strahlt, das sie mit diesem Ort und keinem anderen verbindet, seit sie vor über sieben Jahren das erste Mal hierher kam. Sie tritt ans Fenster, öffnet die beiden Flügel und atmet die frische Luft ein. Der Wind hat nachgelassen. Sie steht und schaut, und jetzt, zum ersten Mal, seit sie vor zwei Tagen in Mezières angekommen sind, hat sie das Gefühl, zu Hause zu sein. Aber das stimmt ja gar nicht, widerspricht sie sich erschrocken in Gedanken. Monsieur Mathieu fehlt. Nichts stimmt mehr. Gleich am ersten Abend sind sie zu seinem Grab gegangen. Auf einem einfachen Holzkreuz lasen sie seinen Namen, sein Geburts- und Sterbejahr. Schweigend haben sie davorgestanden. In ihre Traurigkeit mischte sich ein Gefühl von Unwirklichkeit.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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