Cattle Valley: Stille Sehnsucht - Carol Lynne - E-Book

Cattle Valley: Stille Sehnsucht E-Book

Carol Lynne

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Beschreibung

Ezras Leben wird von seiner Ranch bestimmt: aufstehen, mit dem Vieh arbeiten, Feierabend. Doch er schafft es nicht, seine Einsamkeit in harter Arbeit zu ersticken, und als Ladenbesitzer Wyn in seine alte Heimat gerufen wird, um den Nachlass seines verstorbenen Vaters abzuwickeln, verschwindet der einzige Lichtblick im grauen Alltagstrott. Als Ezra dann ein Hilferuf von Wyn erreicht, zögert er keine Sekunde, denn Wyn weckt in ihm Gefühle, die er schon längst totgeglaubt hat...

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Seitenzahl: 168

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Deutsche Erstausgabe (ePub) August 2017

Für die Originalausgabe:

Copyright © Carol Lynne 2007

Originally published in the English language as

»Cattle Valley: Rough Ride«

by Totally Entwined Group Limited, UK

The moral rights of the author have been asserted.

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2017 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

ISBN-13:978-3-95823-652-3

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

Aus dem Englischen von Jilan Greyfould

Liebe Leserin, lieber Leser,

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem die Autorin des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

Klappentext:

Ezras Leben wird von seiner Ranch bestimmt: aufstehen, mit dem Vieh arbeiten, Feierabend. Doch er schafft es nicht, seine Einsamkeit in harter Arbeit zu ersticken, und als Ladenbesitzer Wyn in seine alte Heimat gerufen wird, um den Nachlass seines verstorbenen Vaters abzuwickeln, verschwindet der einzige Lichtblick im grauen Alltagstrott. Als Ezra dann ein Hilferuf von Wyn erreicht, zögert er keine Sekunde, denn Wyn weckt in ihm Gefühle, die er schon längst totgeglaubt hat...

Widmung

Für meine liebsten Freunde Richie und Chad, danke für all eure Hilfe. Ich möchte auch Mark und Scott vom echten Club Maverick in Tulsa, Oklahoma danken, dass sie mir erlaubt haben, ihren wundervollen Club in meinem Buch zu verwenden.

Kapitel 1

Wyn legte eine Hand an seinen wunden Kiefer, nahm sich das Telefon und rief seinen besten Freund Nate an.

»Hallo?«

»Hi, hier ist Wyn. Ich hoffe, ich habe dich nicht zu einem schlechten Zeitpunkt erwischt.«

»Nö, ich mache mich nur gerade bettfertig. Wie geht es dir?«

»Nicht so gut. Dads Beerdigung war hart.« Wyn wusste, dass es durchaus ein schlechter Zeitpunkt war, wenn Nate sich gerade bettfertig machte. Trotzdem brauchte er Hilfe. »Ich bin überfallen worden, als ich zum Abendessen in die Stadt gegangen bin.«

»Überfallen? Von wem? Ich dachte, du hättest gesagt, Pamona sei ein verschlafenes kleines Städtchen mitten im Nirgendwo?«

»Das ist es auch, aber es gibt da eine Gruppe von Kerlen, die nicht so viel davon halten, wenn die Schwuchtel der Stadt nach Hause kommt.«

»Verdammt.«

»Ja. Jedenfalls habe ich mich gefragt, ob ich dich dazu überreden könnte, hier runterzukommen, bis ich mich um alles gekümmert habe. Ich hasse es, wie ein Feigling zu klingen, aber gegen eine Gruppe von Hinterwäldlern habe ich keine Chance.«

»Ich komme zu dir, falls Ezra es nicht tut.«

»Ezra? Wer hat denn was von Ezra gesagt?« Wyn hatte sich große Mühe gegeben, nicht an diesen Mann oder den sanften Kuss zu denken, den sie am Weihnachtsabend geteilt hatten.

»Sieh mal, Wyn, du musst ihn anrufen. Abgesehen davon, dass er der richtige Mann ist, um dir dabei zu helfen, die Ranch wieder auf Vordermann zu bringen, trottet er wie ein Bär mit einer wunden Tatze herum, seit du gegangen bist. Außerdem, kennst du jemanden, der furchteinflößender ist als er? Er wird dir die Hinterwäldler vom Leib halten.«

»Er wird nicht kommen. Ich kann mir vorstellen, dass er immer noch sauer wegen des kleinen Streichs ist, den du mit dem Kekskorb abgezogen hast.«

»Nö, das habe ich endlich alles geklärt. Hat mich ein paar Flaschen Single-Malt-Scotch gekostet, aber das war es wert, mir den Drachen vom Hals zu schaffen.«

»Hat Ezra dir das Leben schwer gemacht?«

»Nein, Ryan. Er hat gesagt, dass ich die Suppe auszulöffeln habe, und hat mir tagelang deswegen in den Ohren gelegen.«

Wyn lachte leise. Gott, er vermisste Nate. Ganz egal, was los war, Nate konnte ihn immer zum Lachen bringen. »Also denkst du wirklich, ich sollte Ezra anrufen?«

»Ja.«

»Und du denkst nicht, dass er dann den Eindruck bekommt, ich würde ihm nachstellen?« Das war der wahre Grund, warum er Ezra nach dem Weihnachtsabend nicht angerufen hatte. Der Kuss war phänomenal gewesen, doch sobald sie sich getrennt hatten, hatte Ezra ihn mit seltsamem Blick angesehen und war aus der Empfangshalle verschwunden. Mehrere Wochen hatte er auf einen Anruf oder einen Besuch des großen Mannes gewartet, doch nichts war passiert.

»Tu es einfach, Wyn. Du und ich wissen beide, dass er am besten für den Job geeignet ist. Wenn ihr zwei euch nicht zusammenraufen könnt, ruf mich zurück.«

»Danke.«

»Nicht der Rede wert. Niemals. Vor allem nicht gegenüber Ryan«, fügte Nate hinzu.

»Meine Lippen sind versiegelt.«

Wyn legte auf und warf einen Blick auf die Uhr. Er beschloss, dass es zu spät war, um Ezra noch anzurufen, schaltete das Licht aus und ging nach oben.

***

Das Klingeln des Telefons weckte Ezra aus tiefem Schlaf. Mit einem Knurren griff er danach und nestelte mit dem kabellosen Hörer herum. »Hallo«, grummelte er.

»Ezra?«

Sofort setzte sich Ezra auf und war hellwach. »Wyn? Bist du das?«

»Ja. Entschuldige, dass ich so früh anrufe. Ich habe den Zeitunterschied von zwei Stunden vergessen.«

»Kein Problem, ich sollte sowieso bald aufstehen. Wo bist du?«

»Ich bin in Oklahoma, nördlich von Tulsa auf der Ranch meines Vaters. Oh Mist, Ezra, ich hasse es, dich darum zu bitten, aber ich brauche dich… äh, deine Hilfe.«

»Hä?« Ezra kratzte sich an seinem buschigen Bart.

Einen Moment war es am anderen Ende der Leitung still. »Mein Dad ist gestorben. Ich bin hier runter gekommen, um die Beerdigung zu organisieren und mir die Ranch anzusehen. Aber es läuft ständig irgendetwas schief und in der Stadt gibt es eine Gruppe von Kerlen, die nicht aufhören, mich zu bedrohen. Es tut mir leid, Ezra. Mir ist klar, dass du mit der EZ Does It alle Hände voll zu tun hast, aber ich weiß nicht, wen ich sonst um Hilfe bitten soll.«

Ezra spürte, wie Wut in ihm hochkochte. »Was läuft da mit den Kerlen in der Stadt?«

Er hörte, wie Wyn schwer atmete, so als würde er sich wieder darüber aufregen. »Ich bin hier aufgewachsen. Sie haben mich damals schon nicht gemocht und jetzt mögen sie mich todsicher immer noch nicht.«

»Weil du schwul bist?«

»Das ist ein Teil ihres Problems mit mir, aber ich habe noch nie hierher gepasst. Das ist der Grund, warum ich mein Zuhause verlassen habe, sobald ich alt genug war.«

»Haben sie dich verletzt?«, fragte Ezra um den Kloß in seinem Hals herum. Wenn es eine Sache gab, die er nicht tolerieren konnte, dann war es, wenn große Menschen auf kleineren herumhackten. Diesmal war es sogar noch schlimmer, weil es Wyn war, den diese Typen in der Stadt schikanierten.

»Nichts, was bleibende Schäden hinterlässt. Ich weiß, wir sind nicht direkt Freunde, aber ich würde mich wirklich sicherer fühlen, wenn du runterkommen und mir helfen könntest, die Ranch für den Verkauf vorzubereiten.«

Nichts, was bleibende Schäden hinterlässt? »Ich werde da sein, sobald ich einen Flug bekommen kann.«

»Danke. Hoffentlich wird es nur eine Woche oder so dauern. Wird dich das mit deiner Ranch in Schwierigkeiten bringen?«

»Nein. Ich habe Leute, die sich darum kümmern. Kannst du mich vom Flughafen abholen oder soll ich mir ein Auto mieten?«

»Nein, nein, ich werde da sein. Sag mir nur Bescheid, wann du ankommst.«

»Das werde ich. Warte kurz, dann suche ich mir einen Zettel, um mir deine Nummer aufzuschreiben.« Ezra schlug die Decke zurück und stieg aus dem Bett. Er durchwühlte die oberste Schublade seiner Kommode und kam mit Papier und Stift wieder ans Telefon. »Okay«, sagte er.

Wyn ratterte seine Handynummer und die Nummer der Ranch herunter.

»Alles klar. Lass mich eben duschen und ein paar Leute anrufen. Ich sage dir Bescheid, wenn ich eine Landezeit habe.«

»Ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich dir bin«, sagte Wyn.

Der Tonfall von Wyns Stimme brach ihm fast das Herz. Normalerweise wirkte Wyn so selbstbewusst, doch jetzt gerade klang er wie ein verlorener kleiner Junge. Ezra konnte es kaum erwarten, ihn in eine beschützende Umarmung zu ziehen, ob es nun richtig war oder nicht. Sollte doch einer dieser Mistkerle versuchen, Wyn in seiner Gegenwart ein Haar zu krümmen. Es war Jahre her, seit er sich das letzte Mal ordentlich geprügelt hatte.

»Ich bin froh, dass du angerufen hast«, sagte er. Er wollte noch mehr sagen, doch sein eigener Stolz hielt ihn davon ab. »Ich gebe dir Bescheid, sobald ich einen Flug gefunden habe.«

Er legte auf und machte sich auf den Weg unter die Dusche. Als er am Spiegel vorbeiging, erhaschte er einen Blick auf sein Spiegelbild. Er hielt inne, drehte sich um und strich über seinen Bart. Vielleicht sollte er sich rasieren? Der Gedanke erstaunte ihn. Seit zwanzig Jahren hatte er nicht einmal in Betracht gezogen, sich den Bart abzurasieren. In der Vergangenheit war es das höchste der Gefühle gewesen, ihn ein paar Mal im Jahr zu stutzen. Zum Teufel, er erinnerte sich noch nicht einmal daran, wie sein Gesicht unter all den Haaren aussah.

Er bückte sich und kramte unter dem Waschbecken nach dem Erste-Hilfe-Kasten. Als er die kleine Schere fand, begann er, sich den Bart zu schneiden. Mit jedem Schnitt verblasste ein Teil seiner vergangenen Schuld. Vielleicht war es genau das, was er gebraucht hatte.

***

Wyns Muskeln schmerzten so sehr, dass er dachte, er würde möglicherweise anfangen zu weinen. Er war verdammt noch mal zu alt, um ganz allein Zäune zu reparieren. Er hätte mit Freude auf Ezra gewartet, wenn es da nicht das klaffende Loch zwischen dem Grundstück seines Vaters und dem von Frank Johnson gegeben hätte. Frank hatte sich einen Ruf als Spitzenarschloch gemacht und Wyn hatte nicht die Kraft, sich mit ihm zu streiten.

Wyn warf den Doppelspaten zur Seite und stellte den neuen Holzpfahl in das Loch. Er kniete sich in den roten Staub von Oklahoma und begann, das Loch wieder zu füllen, wobei er die Erde mit einem Rohr festklopfte, das er hinten im Pick-up gefunden hatte. Bevor er es auffüllte, schaufelte er sicherheitshalber ein paar Ladungen Kies hinein.

Als der Staub aufwirbelte, begann er zu husten. Er schloss die Augen und versuchte, seine Lungen freizubekommen. Er konnte nicht anders, als sich den kühlen Innenraum seines Ladens zu Hause in Cattle Valley vorzustellen. Er fragte sich, ob Gavin damit klarkam, das Geschäft zu führen. Er hatte darauf geachtet, mindestens einmal am Tag anzurufen, falls es irgendwelche Probleme gab, aber man konnte ja nie wissen. Gavin war ein guter Kerl und ein noch besserer Angestellter, doch Wyn war es gewöhnt, alles zu beaufsichtigen, was vor sich ging.

Er sah sich um – nichts als Vieh und harte Arbeit. Es war die richtige Entscheidung gewesen, von hier zu verschwinden, als er achtzehn geworden war. Sein Vater war nicht glücklich gewesen, doch sie wussten beide, dass seine sexuelle Orientierung ihm niemals erlaubt hätte dazuzugehören, wenn er geblieben wäre.

Als er das Loch gefüllt hatte, stand Wyn auf und testete den Zaunpfahl, indem er sich mit seinem ganzen Gewicht dagegenstemmte. Als er sich nicht mehr als einen Zentimeter rührte, erachtete er die Konstruktion für gut genug. Er ging zur Ladefläche des Pick-ups seines Vaters und holte die Stacheldrahtspule. Er war nun wirklich kein schwacher Mann, aber diese Spule brachte ihn mehrmals fast aus dem Gleichgewicht.

Er hatte Glück, dass der beschädigte Zaunpfahl nah genug an einer Stützstrebe stand, sodass er keine neue bauen musste. Mit dem untersten Strang beginnend, tackerte er den Stacheldraht mit zwei Heftklammern an die Strebe und nahm sich die Zeit, um ihn einmal um den Stützpfeiler zu wickeln.

Erneut nahm er das Rohr zur Hand, das er bei dem Loch benutzt hatte, steckte es durch die Mitte der Spule und rollte die Länge Stacheldraht ab, die er brauchte. Er holte gerade den Zaunspanner aus dem Pick-up, als sein Handy klingelte.

Dankbar für die Pause kramte er das Telefon aus seiner Tasche hervor. »Hallo?«

»Hi, hier ist Ezra.«

Wyn verdrehte die Augen. Als hätte irgendjemand sonst auf dem Planeten Ezras einzigartige, ernste Stimme. »Hi. Ich bin gerade dabei, einen Zaun zu reparieren.«

»Du kannst Zäune reparieren?« Ezra klang fassungslos.

»Ja. Ich bin hier aufgewachsen. Ich erinnere mich durchaus an ein paar Dinge aus meiner Jugend.«

»Entschuldige, es hat mich bloß überrascht, das ist alles. Ich komme mit dem Flug um neunzehn Uhr an. Kannst du mich abholen?«

Wyn holte ein Taschentuch hervor und wischte sich über die Stirn. »Klar. Ich führe dich sogar zum Abendessen aus.«

»Dafür wäre ich dir sehr dankbar. Na ja, ich muss los, wir sehen uns also später.«

»Ich werde da sein.« Wyn legte auf und warf das Handy durchs offene Fenster auf die Sitzbank des Pick-ups.

Dann griff er nach dem Zaunspanner und machte sich wieder an die Arbeit. Er befestigte den unteren und den oberen Strang und war gerade dabei, den mittleren zu spannen, als die Hölle losbrach. Noch immer war er sich nicht ganz sicher, was passiert war. In der einen Sekunde stützte er den Spanner mit seinem Bein ab, um die letzten zwei Heftklammern festzutackern, und das Nächste, was er wusste, war, dass er den Stacheldraht reißen spürte, dieser zurückpeitschte und ihn an der Schulter, im Gesicht und am Hals traf.

Wyn wurde von dem Aufprall zu Boden geworfen und griff sich sofort ans Gesicht. Als er die Hand, die in einem Lederhandschuh steckte, zurückzog, war sie voller Blut. »Scheiße!«, schrie er lauthals auf.

Er zog das Taschentuch wieder aus seiner Hosentasche, hielt es sich ans Gesicht und bemerkte dabei, dass sein Hemd bereits von Blut durchnässt war.

Es bis zum Pick-up zu schaffen, war keine leichte Aufgabe, da er begann, sich etwas unsicher auf den Beinen zu fühlen. »Kipp jetzt nicht um, alter Mann«, murmelte er.

Er warf den Motor an und fuhr hinaus auf den alten Feldweg, der zur mit Kies bedeckten Zufahrt führte. Sein Sichtfeld begann zu verschwimmen, als er den Weg in die Stadt einschlug. Da er wusste, dass er jede Minute ohnmächtig werden konnte, entschied er sich schnell dafür, den Nachbarn seines Vaters um Hilfe zu bitten.

Zitternd bog Wyn auf die lange Kieseinfahrt ab und hupte. Er sah, wie eine Person aus der Gegend der Scheune auf ihn zurannte, und trat auf die Bremse, um den Pick-up zum Stehen zu bringen.

Als sich die Person näherte, wusste Wyn, dass es nicht der Frank Johnson war, an den er sich erinnerte.

»Was ist passiert?«, rief der Mann aus zehn Metern Entfernung.

»Hab den Zaun bespannt«, brachte Wyn noch heraus, bevor seine Welt schwarz wurde.

Kapitel 2

Als Ezra das Terminal betrat, fühlten sich seine Beine taub an. Diese verdammten engen Sitze. Die waren definitiv nicht auf einen zwei Meter zehn großen Mann ausgelegt.

Nachdem er seine Reisetasche von der Gepäckausgabe geholt hatte, machte er sich auf den Weg zur Vorderseite des Flughafens. Von Wyn keine Spur. Ezra legte die Hand an sein Gesicht, um sich am Bart zu kratzen. Einen Moment lang war er überrascht, als seine Finger auf frisch rasierte Haut trafen. Leise über sich selbst lachend begab er sich zum Informationsschalter. »Entschuldigen Sie, Ma'am?«

Die Angestellte am Tresen lächelte. »Wie kann ich Ihnen helfen?«

»Jemand sollte mich hier abholen, aber ich sehe nicht die geringste Spur von ihm. Ich habe mich gefragt, ob Sie Palmer Wynfield für mich ausrufen könnten?«

»Sicher«, sagte sie und tat, worum er gebeten hatte.

Er sah sich um. Nichts. Eine Berührung an seinem Arm erregte Ezras Aufmerksamkeit.

»Sind Sie Ezra James?«, fragte der groß gewachsene Cowboy. Der Mann war etwa einen Meter neunzig groß, hatte dunkelbraunes Haar und einen Kinnbart. Ezra war sich sicher, dass er ihn noch nie zuvor gesehen hatte.

»Das bin ich«, erwiderte er.

»Entschuldigen Sie, Sie sehen nicht aus, wie Palmer Sie mir beschrieben hat. Na ja, abgesehen von der Größe, da lag er goldrichtig.«

Ezra fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Ja, nun, ich dachte mir, ich überrasche Wyn. Wo ist er?«

Einen Moment wirkte der Cowboy unangenehm berührt. »Es tut mir leid, dass ich derjenige bin, der es Ihnen erzählen muss, aber Palmer hatte einen Unfall.«

Sofort ballten sich Ezras Hände zu Fäusten. »Wer hat ihn verletzt? Die bringe ich um.«

Der Mann neben ihm hielt die Hände hoch. »Nein, er hat einen Zaun repariert und der Stacheldraht ist ihm mit voller Wucht entgegengekommen. Er sitzt im Pick-up. Die haben ihn ziemlich unter Drogen gesetzt.« Der Cowboy streckte die Hand aus. »Ich bin Richard. Meinem Opa gehört die Ranch nebenan.«

»Wo geht's zu Ihrem Pick-up?« Es war nicht so, als wäre er nicht dankbar dafür, dass Richard hergekommen war, um ihn abzuholen, doch er musste nachsehen, ob es Wyn gut ging. Er hatte schon ein paar Cowboys gesehen, die eine Begegnung mit Stacheldraht gehabt hatten, und das war nie gut ausgegangen.

Richard wies ihm den Weg. »Der Arzt hat gesagt, er würde schon wieder in Ordnung kommen. Allerdings musste er mit sehr vielen Stichen genäht werden. Der Stacheldraht hat ihn an der Schulter, am Hals und im Gesicht getroffen. Die Schnitte in seinem Gesicht scheinen ihm am meisten zu schaffen zu machen.«

Während sie den Parkplatz überquerten, fuhr Richard fort, ihn auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen. »Er hat ziemlich viel Blut verloren, aber der Arzt meinte, er wäre noch rechtzeitig in die Notaufnahme gekommen. Er war klug genug, zum Haus meines Großvaters zu fahren, bevor er ohnmächtig geworden ist.«

Sie erreichten einen verbeulten, dunkelbraunen Pick-up und Ezra warf seine Reisetasche auf die Ladefläche. Richard schloss die Beifahrertür auf und bedachte Ezra mit einem entschuldigenden Blick. »Ich dachte mir, dass er einschlafen würde, und wollte nicht, dass ihm irgendjemand blöd kommt.«

Ezra nickte. »Ich weiß das zu schätzen.«

Als er die Tür öffnete, spürte er, wie ihm der Anblick von Wyn die Kehle zuschnürte. Sein Shirt war in der Mitte aufgeschnitten worden und getrocknetes Blut machte die sonst so weiche Baumwolle steif. Weiße Mullbinden schienen den viel kleineren Mann von der Achselhöhle bis zur Schläfe zu bedecken.

Mit einem tiefen Atemzug hob Ezra Wyn behutsam hoch und barg ihn in seinen Armen. Er nahm auf dem Sitz Platz und hielt Wyn auf seinem Schoß fest. Er konnte sehen, dass Richard etwas über den fehlenden Gurt sagen wollte, doch Ezra warf ihm einen Blick zu, der ihm zu verstehen gab, dass er es nur wagen sollte, einen Kommentar abzugeben.

Schulterzuckend schloss der Cowboy die Tür und umrundete den Wagen zur Fahrertür. »Wir brauchen etwa eine Stunde, wenn wir aus der Stadt raus sind.«

Ezra nickte, sagte jedoch nichts. Wyn war völlig weggetreten. Ezra sehnte sich danach, ihn zu küssen, aber er war sich nicht sicher, wie der Mann, der den Pick-up fuhr, auf so etwas reagieren würde. Ihm war nicht ganz klar, warum ihn das kümmerte, bis auf die Tatsache, dass er wusste, dass es Wyn wichtig wäre.

Richard musste sein Dilemma erkannt haben. »Sind Sie Palmers Partner?«

»Noch nicht«, erwiderte Ezra. Er sah Richard aus schmalen Augen an. »Haben Sie ein Problem damit?«

Richard lachte leise. »Nein, aber da bin ich wahrscheinlich der Einzige in der Stadt. Ich bin nicht in Pamona aufgewachsen. Ich bin hier runter gekommen, um meinem Opa dabei zu helfen, die Frühlingskälber zu markieren und zu kastrieren.«

Da er das nun wusste, gab Ezra der Versuchung nach und küsste Wyn auf die Stirn. »Wyn hat mir erzählt, dass er in der Stadt angegriffen wurde. Wissen Sie irgendetwas darüber?«

Richard nickte. »Ich habe gehört, wie ein paar Kerle darüber gelacht haben, als ich zum Frühstück ins Jenny's gegangen bin.«

»Sie kennen die Namen der Kerle, die das getan haben?« Trotz Wyns derzeitigen Zustands konnte Ezra nicht anders, als von dem kleinen Hintern, der sich gegen seinen Schwanz drängte, erregt zu werden.

»Bin mir nicht wirklich sicher. Allerdings schätze ich, dass Henry Fletcher dahintersteckt. Palmer sollte es Ihnen erzählen können, wenn er aufwacht.«

Ezra merkte sich den Namen zur späteren Verwendung. Richard fuhr während der restlichen Fahrt damit fort, Small Talk zu betreiben. Ezra war dankbar, dass der Mann nicht immer erwartete, dass er etwas erwiderte. Ein Gedanke kam ihm in den Sinn. »Darf ich fragen, warum Sie kein Problem mit Wyns Lebensstil haben?«