Celestial Worlds (Erbin der Wächter 2) - Viktoria Christians - E-Book

Celestial Worlds (Erbin der Wächter 2) E-Book

Viktoria Christians

0,0
3,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

**Verliere dein Herz in der Gläsernen Stadt** Jenna hat endlich ihren Platz in der Welt gefunden. Als talentierte Totenwächterin wird sie in der Gläsernen Stadt ausgebildet. Diese braucht sie auch dringender denn je, seit es nachts zu rätselhaften Angriffen kommt. Und ausgerechnet jetzt bleibt Zac, Jennas ehemaliger Seelenverbundener und Beschützer, ständig seinen Pflichten fern. Jenna erkennt den sonst so unwiderstehlich charmanten Totenwächter kaum noch wieder. In der Hoffnung, das Rätsel um Zac zu lösen, folgt sie ihm nach Mystica, in die magische Stadt tief unter der Erde. Dabei ahnt Jenna nicht, dass Zacs Geheimnisse ihre eigenen Dämonen wachrufen und sie sich bald ihrem Erbe stellen muss. Dieser Urban-Fantasy-Roman lädt zum Träumen ein Lass dich von Viktoria Christians in himmlische Welten voller fantastisch-magischer Charaktere entführen. Eine Dilogie, die einen von der ersten Seite an mitreißt. //Dies ist der zweite Band der romantischen Urban-Fantasy-Reihe »Erbin der Wächter«. Alle Bände der Buchserie bei Impress: -- Band 1: Crystal Skies -- Band 2: Celestial Worlds -- Sammelband der packenden Romantasy-Dilogie »Erbin der Wächter«// Diese Reihe ist abgeschlossen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impress

Die Macht der Gefühle

Impress ist ein Imprint des Carlsen Verlags und publiziert romantische und fantastische Romane für junge Erwachsene.

Wer nach Geschichten zum Mitverlieben in den beliebten Genres Romantasy, Coming-of-Age oder New Adult Romance sucht, ist bei uns genau richtig. Mit viel Gefühl, bittersüßer Stimmung und starken Heldinnen entführen wir unsere Leser*innen in die grenzenlosen Weiten fesselnder Buchwelten.

Tauch ab und lass die Realität weit hinter dir.

Jetzt anmelden!

Jetzt Fan werden!

Viktoria Christians

Celestial Worlds (Erbin der Wächter 2)

**Verliere dein Herz in der Gläsernen Stadt**Jenna hat endlich ihren Platz in der Welt gefunden. Als talentierte Totenwächterin wird sie in der Gläsernen Stadt ausgebildet. Diese braucht sie auch dringender denn je, seit es nachts zu rätselhaften Angriffen kommt. Und ausgerechnet jetzt bleibt Zac, Jennas ehemaliger Seelenverbundener und Beschützer, ständig seinen Pflichten fern. Jenna erkennt den sonst so unwiderstehlich charmanten Totenwächter kaum noch wieder. In der Hoffnung, das Rätsel um Zac zu lösen, folgt sie ihm nach Mystica, in die magische Stadt tief unter der Erde. Dabei ahnt Jenna nicht, dass Zacs Geheimnisse ihre eigenen Dämonen wachrufen und sie sich bald ihrem Erbe stellen muss.

Wohin soll es gehen?

Buch lesen

Vita

Danksagung

Das könnte dir auch gefallen

© privat

Viktoria Christians, 1999 geboren, lebt schon seitdem sie denken kann mehr in ihren Fantasiewelten als in der Realität. Sie ist kein Fan davon, über sich selbst zu schreiben, sondern schreibt lieber über Möchtegern-Badboys, viel Herzschmerz oder turbulente Weltrettungsaktionen, getarnt hinter einer ordentlichen Portion Sarkasmus (und am liebsten über alles zusammen). Wenn sie nicht schreibt, trinkt sie viel Kaffee und verliert sich gerne selbst zwischen den Zeilen eines guten Buches.

Noch mal für Ayleen. Weil du an Jenna und Zac und auch an mich glaubst.

Die Gläserne Stadt

Kapitel 1

»Wenn du jetzt auch nur daran denkst, dich zu bewegen, bist du tot.«

Ich spüre die Klingen an meiner Kehle, das kühle Eisen drückt gegen meine Haut. Intuitiv schlucke ich und sehe Zac an, der sich das Grinsen nicht verkneifen kann. Sofort zieht sich mein Herz zusammen, weil ich es nicht ertrage, ihm so nah zu sein. Elender Mistkerl!

Mit seinen Schuhen drückt er meine Handgelenke auf den Rasen, mit den Knien stützt er sich am Boden ab und mit den Händen hält er mir zwei gekreuzte Klingen an den Kehlkopf.

Und alles, an was ich denken kann, ist, wie es wäre, wenn er mich küssen würde … Das vorsichtige Grinsen seiner pinken Lippen verwandelt sich in ein echtes Lachen, als er meinen Blick bemerkt.

»Ich kann mir keine schönere Position vorstellen«, murmle ich, wobei ich versuche, nicht zu viel Luft zu holen, sondern nur ganz flach zu atmen. Ich bin mir des Eisens an meiner Kehle nur allzu bewusst. Zacs braune Augen mit den grauen Sternensprenkeln beginnen zu leuchten. Seine blonden Wellen stehen wirr in alle Richtungen ab. Er sieht wild aus, wild und frei und glücklich. Zumindest in diesem Moment.

Wären wir noch Seelenverbundene, würde er sich jetzt zu mir herunterbeugen und sich einen Kuss von meinen Lippen stehlen. Aber seitdem das Band um unsere Seelen gelöst wurde, haben sich zwar die Spannungen zwischen uns gelegt und ich habe das Gefühl, um einiges besser atmen zu können als vorher, doch so richtig kommen wir trotzdem nicht voneinander los. Nein, ich komme nicht von ihm los. Es ist wie verhext. Als habe mein Herz beschlossen, Zac wie ein sturer Esel trotzdem weiter zu lieben, aus reiner Gewohnheit – weil es das die letzten achtzehn Jahre meines Lebens getan hat.

»Das glaube ich dir sofort«, meint Zac grinsend und zieht endlich die Klingen von meinem Hals weg. Kurzerhand schiebt er sie in die Scheiden, die er sich über Kreuz auf seinen Rücken geschnallt hat, und rutscht dann vorsichtig von mir runter. Tief ein- und ausatmend lässt er sich neben mich ins kühle Gras plumpsen und sieht in den Himmel.

Am Horizont geht gerade die Sonne unter und lässt das strahlende Blau des knackig kalten Dezembertages in Flammen aufgehen. Hoch über uns erkenne ich bereits ein paar funkelnde Sterne und ein Schimmern, wie wenn sich Sonnenlicht funkelnd auf Glas bricht: die Gläserne Stadt, die direkt über uns schwebt.

»Faszinierend, nicht wahr?«, reißt Zac mich aus meinen Gedanken. Er sieht mich von der Seite an. Als sich mein Blick mit seinem verhakt, verschwindet das Lächeln sofort von seinen Lippen.

Seitdem Zac mich in die Magische Gemeinde und somit auch in die Gläserne Stadt gebracht hat, liebe ich die Dämmerung. Ich mag es, wie die Nacht den Tag verschlingt und die Sonne für den Mond stirbt. Ich mag es, mir vorzustellen, wie sich Sonne und Mond begehren, sich lieben, aber sie immer getrennt voneinander sind. Tragisch. So was liebe ich. Vielleicht wissen sie auch gar nicht, dass sie sich lieben. Vielleicht … sind sie auch dazu verdammt, für immer im Einklang miteinander zu sein, so wie Zac und ich es einmal waren?

»Nimm mich mit«, flüstere ich.

Zac seufzt. »Sorry, JP, aber ich bin heute nicht in der Stimmung für Gesellschaft.«

Das sagt er immer. Schon den ganzen letzten Monat über hat er mich nicht mitgenommen, obwohl er dazu verpflichtet ist! Wut brodelt in meinen Adern empor. Ich stütze mich auf meine Ellenbogen, um ihn von oben herab anzufunkeln, aber Zac weicht nur meinem Blick aus und starrt in den Himmel.

»Arsch«, presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Der Hohepriester hat gesagt …«

»Das ist mir egal«, fährt er mir genauso wütend dazwischen. »Du bekommst es nicht einmal hin, mich richtig anzugreifen, Jenna-Phiona. Denkst du ernsthaft, dass ich dich unter diesen Umständen zum Dienst mitnehme?« Da ist er wieder, der herablassende Tonfall, den er früher immer in der Schule an den Tag gelegt hat.

Mit zusammengekniffenen Augen sehe ich ihn an, balle meine Hände zu Fäusten, um nicht auf ihn loszugehen, und rupfe stattdessen das feuchte Gras aus. Als er mich schließlich doch ansieht, liefern wir uns ein besonders intensives Blickduell.

Er ist ein Lügner. Er weiß ganz genau, dass ich angreifen kann. Dass ich kämpfen kann. Aber Zac lässt beim Training das volle Machogehabe raushängen und immer, wenn ich etwas Neues anwenden soll, greift er auf irgendwelche miesen Tricks zurück, gegen die ich nicht ankomme. Was genau er damit bezwecken möchte, weiß ich nicht. Pädagogisch wertvoll ist diese Methode ganz sicher nicht. Tatsache ist jedenfalls, dass er mich nicht zum Dienst mitnimmt.

Nachdem ich an der AoD – der Academy of Death – meine Ausbildung zur Totenwächterin angetreten habe und daraufhin Ratsmitglied Cameron Hooks’ Seele im Geistergürtel zerstört habe, ist Zac zu meinem Mentor ernannt worden. Sicherlich war das nicht die Beförderung, die er sich erhofft hatte, aber zumindest anfangs war noch alles super. Ich wurde einen Jahrgang unter Zac und seinen Model-Handlangern von Freunden eingestuft, die dieses Schuljahr alle ihren Abschluss machen und dann ihren feuchtfröhlichen Abschlussball feiern – und mich allein lassen werden. Aber schon seit über einem Monat distanziert sich Zac immer weiter von mir. Weicht meinen Blicken aus, spricht mich fast nicht mehr direkt an, meidet mich beim Mittagessen. Abgesehen vom Training und dem wöchentlichen Abendessen bei seinen Eltern sehe ich ihn fast nicht mehr. Und zum Dienst nimmt er mich eben auch nicht mit … Ghosting ohne Social Media sozusagen. Der Seelenbund hat uns verbunden wie eine Brücke – doch jetzt ist diese Brücke eingestürzt. Und ich habe das Gefühl, als würde Zac sich immer weiter von mir entfernen.

Grimmig sehe ich ihn an. »Ich sollte jetzt gehen«, erwidere ich nur, anstatt eine Diskussion anzufangen. Zac bleibt eisern bei seiner Meinung, wie ein Fels, den kein Windstoß umwerfen kann. Es hat keinen Sinn, sich weiter mit ihm zu streiten. An diesem Fels beiße ich mir nur die Zähne aus.

»Das ist vermutlich das Beste«, erwidert er, ohne jedes Gefühl in seiner Stimme.

Ich frage mich, wo er es lässt. Sperrt er seine Emotionen genauso weg wie ich meine Albträume? In eine imaginäre Kiste, bereit, zum mentalen Sperrmüll gebracht zu werden?

Schließlich stehe ich auf und klopfe einige Grashalme von meiner Jeans, die ganz feucht vom Tau ist. Der Himmel brennt lichterloh – genauso wie mein Herz. Denn im Gegensatz zu Zac kann ich meine Gefühle nicht verstecken. Seine abweisende Haltung macht mich wütend. Er hat schon wieder Geheimnisse vor mir, obwohl er mir versprochen hat, dass er nie wieder welche vor mir haben wird. Das letzte Mal hat es mir das Herz gebrochen. Damals habe ich erfahren, dass er mich als Seelenverbundene gar nicht wollte und ich diese furchtbaren Albträume hatte, weil er das Band zwischen uns durchgeschnitten und sich von mir abgewendet hat. Was er dieses Mal vor mir verbirgt, möchte ich also am liebsten gar nicht so genau wissen.

Gleichzeitig zerreißt es mich, dass ich es nicht weiß. Für mich ist Zac nicht einfach ein nur Freund. Er ist mehr als das, auch wenn er das nicht sein will. Nie sein wollte. Mein dummes Herz kann nicht vergessen, was da zwischen uns war. Als hätte sich die Liebe unwiderruflich in seine dünne Haut eingebrannt.

Ich schnappe mir meinen Rucksack, setze ihn auf und ziehe die Gurte so fest, dass sie in meine Achseln schneiden. Da ist große Wut in mir. Wut und … keine Ahnung, was da noch in meinem Herzen herumschwirrt. Ein Kribbeln, wenn Zac mich mit seinen sternengesprenkelten Augen ansieht, flattrige Wärme, wenn er mich zufällig berührt, ein Stolpern des Herzens, wenn er mich JP nennt. So sehr ich wütend sein möchte – ich kann es nicht. Nicht lange zumindest. Und Zac weiß das. Er nutzt das aus, um was auch immer zu machen.

Schnaubend sehe ich ihn an. Er liegt noch immer auf dem nassen Gras und sieht dabei zu, wie die Sonne den Himmel verbrennt. Ganz hoch über uns ziehen sich lila Schlieren über das Firmament, die in einem geheimnisvollen Schwarz verschwinden und funkeln, als sie sich in den Schutzzaubern der Gläsernen Stadt brechen. Dort wird es bereits dunkel sein.

»Dann bis morgen«, sage ich kühl und wende mich zum Gehen ab. Ich bin ein paar Schritte gegangen, da höre ich Zac murmeln: »Pass auf dich auf, Jenna-Phiona.«

***

Ich laufe zu Fuß nach Hause. Zac und ich trainieren immer auf einer großen Wiese im Wald, der genau zwischen unseren Häusern liegt. Hier kann uns keiner stören, und wenn doch mal jemand zufällig mit seinem Hund vorbeikommt, lässt Zac mit einem Schutzzauber die Waffen verschwinden und es sieht für denjenigen so aus, als würden wir einfach fangen spielen. Clever.

Diese ganze Welt ist noch verrückter, als ich dachte. Es gibt nicht viele Totenwächter, die auch Magie manifestieren können, also einen Teil ihrer Kräfte abzweigen und sichtbar machen. Zac kann zum Beispiel Dinge verschwinden lassen. Bilder von Leinwänden verschwinden lassen zählt allerdings nicht dazu, was etwas mit der Dimensionalität zu tun hat, wie er mir erklärt hat. Deshalb könnte er das Bild von mir an seiner Schlafzimmerwand auch nicht einfach wegzaubern, sondern müsste es überstreichen. Ich finde es noch immer gruselig, dass er ein Bild, ein riesiges Porträt von mir, an seiner Wand hat. Und was er damit bezwecken wollte, ist mir ein noch größeres Rätsel. Aber da es Fakt ist, dass Zac ungemein faul ist, hängt es noch immer dort. Alter Mistsack.

Peggy, Zacs Mom, kann keine Dinge verschwinden lassen, dafür aber Dinge bewegen. Das erklärt sie sich aber damit, dass sie zu einem Drittel Hexe ist. Ich weiß noch, wie überrascht ich war, als sie mir zum ersten Mal mein Frühstück direkt vor die Nase gebeamt hat. Himmel. Bei der Erinnerung daran schlägt mein Herz noch immer höher.

Nichtsdestotrotz ist es verboten, außerhalb der Gläsernen Stadt Magie anzuwenden. So gut wie alles ist verboten. Man darf auch nicht außerhalb der Dienstzeit seine Zwil-Gestalt annehmen, nur zu Trainingszwecken und zu offiziellen Anlässen wie Hinrichtungen oder Bällen und das auch nur auf dem Gelände der AoD. Bei solchen Veranstaltungen in seiner Zwil-Gestalt aufzutauchen hat gewissermaßen etwas mit Stolz auf seine Tätigkeit zu tun. Und Totenwächter sind sehr stolz.

Das Vorführen von Magie an öffentlichen Plätzen ist illegal. Wer sich den Nichtmagischen präsentiert, wird weggesperrt. Wer auf eine Astralebene springt, die unter der eigenen liegt, kann sogar mit dem Tod bestraft werden. Es ist verboten, in die Vergangenheit zu reisen, was passieren kann, wenn man auf eine untere Astralebene rutscht. Die Totenwächter haben zum einen Angst, dass die Vergangenheit verändert werden könnte, und zum anderen, dass man nicht mehr zurückkommt. Aber mal ganz davon abgesehen, dass es verboten ist, schaffen es tatsächlich auch nur die wenigsten, auf tiefer liegende Astralebenen zu rutschen, da diese scheinbar eine andere Beschaffenheit haben, die schwerer zu durchdringen ist als die Astralebenen nach oben. Als ich versehentlich durch die Astralebenen in die Vergangenheit gerutscht bin, weil ich meine Kräfte noch nicht kontrollieren konnte, habe ich davon allerdings nichts gemerkt. Aber das sollte trotzdem unter uns bleiben.

Inzwischen ist die Sonne hinter den Wipfeln verschwunden und hat alles Licht mit sich genommen. Es ist inzwischen so duster, dass ich den Trampelpfad vor mir gar nicht mehr richtig erkennen kann. Tannenzweige und Baumstämme verschmelzen zu einem schwarzen Umhang und die Fetzen des Himmels, die ich noch zwischen den Wipfeln und den miteinander verschlungenen Ästen erkennen kann, sind mittlerweile übersät mit Sternen. Es riecht nach Tannen und Holz und einer kalten Winternacht. Im Gegensatz zu früher habe ich keine Angst mehr davor, allein durch die Dunkelheit des Waldes zu laufen, denn mittlerweile weiß ich, dass ich mich wehren kann. Obwohl ich einen Großteil meiner Kräfte einbüßen musste, als ich Hooks’ Seele im Geistergürtel zerstört habe, bin ich noch immer ziemlich stark. Nicht körperlich stark, sondern … magisch stark. Die Magie, die in meinem Körper wohnt, sollte eigentlich nicht mehr so mächtig sein, weil ich nur noch eine halbe Seele habe und ich deshalb viel Energie hätte einbüßen müssen. Aber offensichtlich ist dem nicht so. Ich bin immer noch so stark, dass ich manchmal einfach in den Geistergürtel rutsche.

Manchmal passiert es im Schlaf, dass ich plötzlich merke, wie etwas an dem unsichtbaren Band zieht, das meinen Zwil in meinem Körper hält. Manchmal passiert es, wenn ich besonders emotional bin. Der Sog, der dann an meinem Zwil zieht, ist dann viel stärker, als wenn ich auf die erste Astralebene, das Totentor, wechsle. Irgendwie macht mir das Angst, aber bis jetzt bin ich nur einmal in den Geistergürtel gerutscht und konnte es ansonsten immer verhindern.

Schließlich trete ich aus dem Wald heraus auf die Straße. Die Zufahrt zu meinem Haus liegt ein Stückchen hinter der Waterhills-Kurve, in der es immer wieder zu furchtbaren Unfällen kommt. Wann immer ich daran vorbeikomme, muss ich an diesen einen schrecklichen Unfall denken und meine erste Seelenfahrt, wie der Prozess genannt wird, wenn ein Totenwächter eine Seele zur Heiligen Justitia bringt. Zac hatte mich das erste Mal zu seinem Dienst mitgenommen und ausgerechnet diese erste Seele, die wir zur Heiligen Justitia in die Gläserne Stadt bringen mussten, war die von Zoey Smith, der Freundin von Zacs nichtmagischem Kumpel Jack Carter. Ein Lkw hatte die beiden in der Kurve geschnitten – Jack hat zum Glück überlebt, aber Zoey nicht. Es war furchtbar. Verstörend und schrecklich. Aber wie die Seele zur Heiligen Justitia geht … das war das Schönste, was ich jemals gesehen habe. Einfach faszinierend.

Ich biege in meine Auffahrt ein. Mein Haus ist das Einzige hier draußen, gut versteckt, mitten im Wald, umgeben von vielen verwilderten Wiesen, die alle mir gehören. Das Grundstück ist riesig.

Das Haus meiner Eltern erinnert mich immer ein bisschen an ein modernes Hexenhaus, mit Efeu, der sich trotz der kühlen Temperaturen an der Außenfassade entlangschlängelt und die ganzen Erker scheinbar verschluckt. Es hat ein spitzes Dach mit schönen dunklen Ziegeln, die perfekt mit der Finsternis der Nacht verschmelzen. Ich habe die Fensterrahmen, die mit Holz verkleidet sind, weiß gestrichen, sodass sie sich jetzt ganz zart in der Dunkelheit abzeichnen. Im Vorgarten, der von einer hohen Hecke umgeben ist, gibt es keine Lampen oder Lichterketten, obwohl ich mir schon so oft vorgenommen habe, welche zu kaufen, damit er zumindest etwas beleuchtet wird und ich wenigstens die schöne Tür aus dunkelgrün gestrichenem Holz besser erkennen und das Schlüsselloch ohne einen halben Nervenzusammenbruch finde.

Ich habe das Gefühl, dass es sich jeden Tag ein Stückchen mehr verändert. Dass es jeden Tag anders aussieht. Aber ich habe schon lange aufgehört, mir Gedanken darüber zu machen, was alles Seltsames in meinem Leben vor sich geht.

Obwohl ich das Haus so schön finde, würde ich nicht sagen, dass das hier mein Zuhause ist. Die Villa der Cohens, dort fühle ich mich zu Hause. Aber hier nicht. Hier erwarten mich leere Räume, eingepackte Kisten, Staubmäuse, jede Menge ungeklärter Fragen und eine große Einsamkeit. Ich bin nicht gern hier – aber ich habe das Gefühl, meinen Eltern und meiner Vergangenheit hier ein Stückchen näher zu sein, auch wenn mir absolut nichts einen Hinweis darauf gibt, wer sie eigentlich waren. Oder wo der Rest meiner Familie ist.

Mit vor Kälte eingefrorenen Fingern krame ich meine Schlüssel aus meiner Hosentasche, stochere an der Tür herum, bis ich das Schloss endlich finde, und betrete den warmen Hausflur. Sofort geht das Licht an. Helle Fliesen auf dem Boden, selbst gemalte, krakelige Bilder an der Wand, ein großer Spiegel direkt links neben mir. Ein Blick hinein verrät mir, wie fertig ich aussehe. Meine blonden Haare liegen platt an meinem Kopf, dunkle Schatten tanzen um meine Augen. Und meine Augen … Ich kann nicht sagen, dass ich mich wirklich an den Anblick gewöhnt habe. Als ich Hooks zerstört habe, habe ich auch einen Teil von mir zerstört. Deshalb ist das Blau in meinen Augen einem Schneeweiß gewichen. Das gleiche Schneeweiß, das zuvor bereits die Augen meiner Zwil-Gestalt besaßen. Das gleiche Weiß, das mich all die Jahre in meinen Träumen besucht hat. Ich sehe aus wie mein eigener Albtraum.

Zum Glück habe ich so gut wie keinen Kontakt zu Nichtmagischen. Ich habe nämlich keine Ahnung, wie ich meine Augenfarbe erklären könnte, wenn ich nicht gerade als abgedrehter Halloween-Fan mit einer Vorliebe für gruselige Kontaktlinsen abgestempelt werden will.

Seufzend wende ich den Blick ab, weil ich es nicht ertrage, mich allzu lang anzusehen, streife mir meine Schuhe von den Füßen und schließe dann die Haustür ab. Das Klicken des Schlosses beruhigt mich und ich bilde mir ein, dass ich nun alle Gefahren ausgesperrt habe. Wie die bösen Monster, die sich auch wirklich nur unterm Bett verstecken.

Dann tapse ich den Flur entlang in die Küche. Die weißen Fliesen lösen sich mit mattschwarzen ab. Über mir an der Decke hängt ein majestätischer Kronleuchter. Die Küchenschränke links und rechts sind glänzend rot. Glänzend rot wie Blut. So glänzend rot wie der vergiftete Apfel von Schneewittchen.

Die Einrichtungen im Haus passen so gar nicht zusammen. Außen sieht es alt und unscheinbar aus, irgendwie geheimnisvoll, und drinnen reiht sich ein Stil an den nächsten. Die Küche ist modern, das riesige Wohnzimmer, das direkt an die Küche grenzt, ist komplett mit Holz vertäfelt und der dunkelste Raum im ganzen Haus. Alte Sofas aus den 1970er-Jahren stehen um einen alten Röhrenfernseher herum, Bilder von fremden Hochzeiten thronen an der gegenüberliegenden Wand auf antik aussehenden Kommoden. Dort fühle ich mich immer wie im Ausstellungsraum eines Antiquariats. Früher bin ich gern in solche Läden gegangen, habe es genossen, mit den Fingerspitzen über das Holz von alten Möbeln oder über alte Buchrücken zu streichen, die schon komplett nach Staub riechen. Dabei habe ich mir immer vorgestellt, was die Gegenstände mir für Geschichten erzählen würden. Bei welchen Menschen die Möbel schon gestanden hatten, in welche Hände die Bücher bereits gefallen waren. Aber hier, in meinem Wohnzimmer, frage ich mich das nicht. Weil ich es weiß.

Wenn ich meine Augen schließe, sehe ich die Bilder ganz deutlich vor mir. Erinnerungen. Längst verstaubte, alte Erinnerungen, die ich in irgendwelchen Kisten ganz hinten in meinem Kopf versteckt habe. All die Jahre über, in denen ich dachte, nur ein ganz normaler Mensch zu sein, der halt einfach eine ziemlich miese Portion Leben vom Schicksal abbekommen hat, habe ich die Erinnerungen an mich, meine Eltern und meine Geschichte verdrängt. Das, was hier passiert ist, hat mich traumatisiert. Deshalb waren meine Erinnerungen früher wie ausradiert.

Dank des Hohepriesters erinnere ich mich zumindest wieder halbwegs an alles, was passiert ist. Leider drängen die meisten Erinnerungen überwiegend nachts an die Oberfläche. Mal schlafe ich mit einer Erinnerung ein, wie Mom oder Dad mich ins Bett bringen. Manchmal glaube ich, Dad am Klavier spielen zu hören, das im Wohnzimmer vor der riesigen Fensterfront steht und mittlerweile unfassbar verstaubt ist.

Seufzend durchquere ich das Wohnzimmer zu der riesigen Fensterfront. Obwohl die komplette Wand aus bodentiefen Fenstern besteht, ist es in diesem Raum unfassbar dunkel. Draußen im Garten stehen riesige Tannen, die jeglichen Lichteinfall verhindern.

Kurzerhand drücke ich auf einen Schalter, der in die Wand eingelassen ist, und die automatischen Rollläden fahren langsam herunter. Als ich mich wieder umdrehe, fällt mein Blick auf Dads Tagebuch, das aufgeschlagen im Lichtkegel der Küchenlampe auf dem Wohnzimmertisch liegt und darauf wartet, dass ich es weiterlese.

Im Keller habe ich einen Karton mit handgeschriebenen Tagebüchern gefunden. Wie viele es sind, kann ich gar nicht so genau sagen, denn ich vermute, dass in den Kisten daneben auch noch welche sind. Ich bin erst bei Band drei und abgesehen von nervigen Exkursionen und dem anstrengenden Training an der AoD hat Dad bisher noch nicht viel Spannendes berichtet. Aber so kann ich ihm zumindest etwas nahe sein. Wann immer ich in einem seiner Tagebücher lese, fühle ich mich ein wenig getröstet. Als würde er mich für einen Herzschlag in den Arm nehmen.

Einen Moment lang spiele ich mit dem Gedanken, wieder in den Geistergürtel zu gehen. Als ich dieses eine Mal dort hineingezogen wurde, habe ich allerdings eine gefühlte Ewigkeit lang nicht mehr zurückgefunden. Das Tückische am Geistergürtel ist, dass es keinen Horizont gibt. Es gibt nicht einmal einen Himmel oder einen Boden. Es gibt öde Landschaften, die einfach so im Nichts existieren, alles ist grau und weiß und die Geister, die im Geistergürtel ihr Unwesen treiben, sind nicht gerade die beste Gesellschaft. Ganz zu schweigen davon, dass es nur so von Gefahren wimmelt. Albträume und Traumfänger gehen im Geistergürtel auf die Jagd und ernähren sich von den Träumen der Lebenden, von deren lebendiger Energie. Je älter ein Totenwächter wird, desto mehr Energie, desto mehr Träume, kostet es ihn, in den Geistergürtel zu reisen, desto häufiger finden Angriffe statt. Mal ganz davon abgesehen, dass man nur durch ein ganz kleines Astralloch zurück auf die richtige Astralebene findet …

Es gibt definitiv bessere Reiseziele. Kann ich nicht empfehlen. Aber irgendwie – und ich habe nicht den leisesten Schimmer, wie ich darauf komme – habe ich die leise Hoffnung, ganz vielleicht meinen Dad dort zu finden, wenn ich nur lang genug nach ihm suche, auch wenn es keine Garantie gibt, dass er tatsächlich im Geistergürtel ist. Ich weiß, dass seine Seele nicht bei der Heiligen Justitia ist, denn mein Dad ist gestorben, als er mein Herz mit seinem getauscht hat. Als Hooks meinen Dad umbringen wollte, war er bereits tot. Vermutlich hat er Dads Seele verschleppt – oder er hat sich selbst in den Geistergürtel geflüchtet …

Plötzlich klingelt irgendetwas und reißt mich somit aus meinen Gedanken. Ich zucke zusammen und schnappe nach Luft. Unweigerlich habe ich meine Kampfhaltung eingenommen, aus Angst, dass es die Alarmanlage sein könnte und jemand versucht, in mein Haus einzubrechen – bis ich sehe, dass das Display meines Handys leuchtet und mir einen eingehenden Anruf anzeigt. Ach, elendes Mistding! Erleichtert atme ich aus und sprinte zum Wohnzimmertisch. Es ist Connor, einer von Zacs besten Freunden.

»Was gibt’s?«, melde ich mich und marschiere zurück in die Küche, um mir eine Pizza in den Ofen zu schieben. Mein Magen grummelt und meine Energie schwindet allmählich. Meine Muskeln sind schwer, fühlen sich an, als hätte sie jemand durch Steine ersetzt.

»Hey, JP. Bist du noch beim Training mit Zac?« Ich kann Wind in den Lautsprecher pfeifen hören. Mit einem Blick auf die Uhr stelle ich fest, dass die Frühabendschicht schon seit zwanzig Minuten angefangen hat. Krass, wie lange ich schon hier bin. Oder habe ich so lange für den Nachhauseweg gebraucht?

»Nee, ich bin schon seit einiger Zeit wieder bei mir. Wieso? Ist was passiert?« Noch während ich Connor frage, spüre ich ein ganz mieses Gefühl in der Magengegend.

Am anderen Ende der Leitung seufzt Connor. »Nein, ich glaube nicht. Vielleicht ist da auch nichts, aber … Zac hat Dienst. Und er ist nicht da.«

Kapitel 2

Der kühle Wind streichelt mir über die Wangen. Mit meinen Fingerspitzen streiche ich über die rauen Dachziegel unter mir und kralle mich dann an dem Giebel fest, auf dem ich sitze. Paranoid, wie ich bin, bilde ich mir ein, mich so zumindest ein bisschen absichern zu können.

Der Wind zieht weiter und bringt mir gegenüber die Wipfel der Tannen vor der schwarzen Leinwand des Himmels zum Schwanken. Mondlicht fällt auf die Wiesen vor mir, aber direkt unter meinen Füßen befindet sich tiefe Schwärze.

Für einen kurzen Augenblick frage ich mich, wann der Junge wiederauftaucht. Der Junge mit den schneeweißen Augen.

Doch er wird nicht auftauchen.

Ich bin allein.

Er hat mich verlassen, als das Band um meine Seele gelöst wurde, das mich mit Zac verband.

Manchmal sitze ich, sobald ich meine Augen schließe, im Schrank in meinem Keller. Dann luge ich durch den Spalt der beiden Schranktüren, die leicht offen stehen, und erkenne Daddys blutbesudelten Körper, der nur wenige Zentimeter von mir entfernt auf dem Boden liegt. Daddy wird mir nicht helfen. Wann immer mir das klar wird, hoffe ich darauf, dass jemand den Schrank aufreißt und »Buh« schreit und mir sagt, dass alles nur ein schlechter Scherz ist.

Aber es kommt niemand.

Manchmal laufe ich dann auch durch die Gänge der Bright Stars High, meiner alten Highschool, und mein Herz schlägt ganz schnell, weil ich wieder vor dem einarmigen Erec davonlaufe. Aber wenn ich mich umdrehe, ist niemand da.

Ich bin allein.

Manchmal bin ich auch im Geistergürtel, in einem endlosen Grau, ohne Himmel und Erde. Dann wandere ich stundenlang umher, einsam, bis ich irgendwann Mondia sehe, die irgendwo im Nirgendwo schwebt und um die herum grau glänzendes Blut durch die Luft wabert. Ich glaube, dass jemand hinter mir steht, ein Traumfänger vielleicht, und darauf wartet, mich abzuschlachten, weil ich ihm das erste Mal entwischt bin. Aber da ist niemand, der hinter mir steht.

Oder ich sitze eben auf dem Dach der Cohens, auf dem ich die letzten Jahre meines Lebens jede Nacht verbracht habe, und warte darauf, dass Zac kommt, um unser Seelenband zu zerschneiden. So wie jetzt. Manchmal habe ich auch hier das Gefühl, dass jemand hinter mir auf dem Dach steht und mich beobachtet.

Aber wenn ich mich umdrehe, ist da niemand – nur die gähnende Schwärze des Leinwandhimmels über mir.

Manchmal höre ich es auch flüstern. Doch die Stimme zu greifen ist beinahe unmöglich. Sie klingt metallisch und hohl, undefinierbar, ob es ein Mann oder eine Frau ist. Sie kommt mit dem Wind und ist genauso schnell wieder verschwunden wie die Windbö, die meine erhitzten Wangen kühlt. Sie ist nichts weiter als ein Seufzen des Windes, ein Ächzen des Waldes, wenn die Äste der Bäume knacken oder die Blätter raschelnd zu Boden fallen.

Doch jetzt höre ich sie. Sie flüstert meinen Namen.

»Miss Sinclair«, flüstert sie.

Verwundert verstärke ich den Griff, mit dem ich mich am Dach festhalte. Hm, das ist ja seltsam. Warum träume ich schon wieder von der Stimme eines Lehrers?

»Miss Sinclair!«

Da, schon wieder! Das Flüstern des Windes verwandelt sich in die hysterische Tonlage meines Alchemielehrers Mr Tsing. Mein Unterbewusstsein muss hier wirklich ein bisschen was durcheinanderwürfeln. Mr Tsing und ich verstehen uns nicht sonderlich gut und offensichtlich verarbeite ich gerade dieses Trauma im Halbschlaf, kurz bevor mein Wecker klingelt. Mann, warum ausgerechnet jetzt? Kann ich nicht einmal schlafen, ohne irgendetwas zu träumen? Und überhaupt: Diese Lehrer-Träume gehen einfach gar nicht! Kann ich mich irgendwo beim Universum darüber beschweren?

»Miss Sinclair!« Jetzt ist die Stimme so nah an meinem Ohr, dass ich vor Schreck das Dach loslasse. Von hinten schubst mich eine unsichtbare Macht, sodass ich über die Ziegel auf den Abgrund unter mir zurutsche. Nein, nein, nein!

Schreiend falle ich in das schwarze Loch und schrecke aus meinem Traum hoch. Perplex blinzelnd und nach Luft schnappend sehe ich mich um, überzeugt davon, in meinem verstaubten Schlafzimmer zu liegen, eingekuschelt in die Batikbettwäsche, die ich ganz hinten im Schrank meiner Eltern gefunden habe.

Aber da ist keine riesige Schrankwand vor mir. Und ich kuschle auch nicht mit meiner Batikbettwäsche …

Es ist schlimmer als der schlimmste Albtraum: Mr Tsing steht tatsächlich vor mir und sieht mich so grimmig an, dass ich auf der Stelle tot umgefallen wäre, wenn Blicke töten könnten. Anstatt mit dem Bettlaken kuschle ich mit meinem viel zu großen Wächterumhang in der dicken Winterausstattung. Auf dem Pult vor mir erkenne ich ein bisschen Sabber. Verlegen wische ich mir über das Kinn und versuche anschließend, meine zerzausten Haare zu glätten. Das Sonnenlicht, das durch die Rundbogenfenster des Klassenzimmers fällt, blendet mich etwas, sodass ich immer wieder blinzeln muss. Hinter mir kichert jemand.

»Miss Sinclair«, wettert Mr Tsing erneut. Er ist klein, hat einen riesigen Bierbauch und Zahnstocherbeine. Manchmal denke ich, dass er unter Minderwertigkeitskomplexen leidet, weil er alle immer unnötig streng und von oben herab behandelt und ihm die Genugtuung, wenn er jemanden vorführen kann, ins Gesicht geschrieben steht.

Und dieses Mal bin ich diejenige, die er mit seiner seltsamen Auffassung von Humor vorführen kann.

Sein gefärbtes schwarzes Haar fällt ihm in die von Schweißperlen benetzte Stirn, seine runde Brille rutscht ihm auf seiner Hakennase herunter, seine Lippen sind zu einer dünnen Linie zusammengepresst. Seine Geduld ist am Ende, das spüre ich, und das verrät mir nicht nur die pochende Ader an seinem Hals. Seit dieser Sache mit meiner halben Seele habe ich das Gefühl, viel empfindsamer für Aura und Ausstrahlung meiner Mitwächter zu sein.

Am schlimmsten sind aber Mr Tsings Augen. Sie sind so dunkelbraun, dass sie beinahe schwarz sind. Und sie funkeln vor abgrundtiefem Hass. Kein Wunder, dass mich sein Anblick in meine Albträume verfolgt.

»Ja?« Entschuldigend lächle ich und ziehe die Schultern hoch. Das Mädchen am Tisch neben mir wendet ihren Blick ab und stiert auf die Zeichnungen von Kräutern und Pulvern, die sie in ihr Heft gemalt hat. Ich weiß, dass sie auch Angst vor Mr Tsing hat. In diesem Moment habe ich die auch.

»Miss Sinclair. Da Sie die Unterrichtsinhalte offensichtlich einschläfernd finden, gehe ich davon aus, dass Sie die hier gezeigten Experimente und Formeln bereits beherrschen, nicht wahr?« Er verschränkt die Hände hinter dem Rücken und sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an.

Schluckend ziehe ich am Kragen meines schwarzen Shirts, welches ich unter dem dicken Totenwächterumhang trage, weil es in der AoD im Winter gefühlt kälter ist als in der Arktis.

»Ähm …«

»Ich bin mir sicher, dass Ihnen Ihre vorbildliche Ausbildung, die Sie bereits erhalten haben, zugutekommen wird. Begleiten Sie mich also bitte nach vorn, Miss Sinclair.« Mit einem diabolischen Grinsen winkt er mich zu sich. Dann geht er schnellen Schrittes zurück zum Pult, das vor einer dunklen Tafel steht.

O Mann, nein, ich will das nicht. Vor allem möchte ich nicht, dass er noch mal auf meine Ausbildung zu sprechen kommt. Es ist kein Geheimnis, dass mich meine Eltern die ersten Jahre meines Lebens trainiert und unterrichtet haben und ich viele Dinge weiß, die einige meiner Mitschüler nicht wissen. Manchmal tue ich Dinge intuitiv, weil ich sie irgendwann aufgeschnappt habe, mein Unterbewusstsein sie in einem ganz entlegenen Winkel abgespeichert hat und es mir dann einfach richtig vorkommt, so zu handeln. Aber dieses Wissen bezieht sich eher auf das blanke Überleben, aufs Kämpfen und auf Heilkräuter und Dunkelheit. Alles Dinge, die verboten sind. Nicht auf Blümchen-Zaubertränke und Friede-Freude-Eierkuchen-Magie.

Sofort kocht Wut in meinen Adern hoch. Er verspottet mich. Schon seit Beginn des Schuljahrs verspottet er mich. Von vielen der Kräuter und Tränke, die er hier laut Lehrplan brauen muss, habe ich noch nie gehört und wegen mir musste er einige wichtige Grundlagen wiederholen. Selbst Mrs Eliott an der Bright Stars High hat nie so eine Miene gezogen und in ihrem Englischkurs bin ich fast jede Woche eingeschlafen.

»Miss Sinclair! Wer schlafen kann, kann auch Tränke brauen! Wenn Sie es nicht für nötig halten, meinem Unterricht zu folgen, sollten Sie Ihre Entscheidung, die heilige Wächterausbildung anzutreten, vielleicht noch einmal überdenken.«

Unweigerlich balle ich meine Hände zu Fäusten, um nicht aus der Haut zu fahren. Sofort ist es da, dieses Ziehen an den Fäden meines Zwils. Wie eine Maus, die an einem Stück Käse knabbert, knabbert dieses Ziehen an mir. Kurz schließe ich die Augen, atme tief durch die Nase ein und dann lang durch den Mund wieder aus. So wie Meditation dabei hilft, ins Totentor zu gelangen, hilft sie auch dabei, nicht die Kontrolle zu verlieren. Etwas, das ich in den letzten Monaten immer wieder trainiert habe.

Als ich das Gefühl habe, nicht mehr Gefahr zu laufen, die Fäden zu verlieren, die mich in meinem Körper halten, stehe ich auf. Mein Umhang flattert mir wie der Rock eines schönen Kleides um die Beine. Mit hocherhobenem Kopf gehe ich um meinen Tisch herum und den Gang entlang, vorbei an meinen Mitschülern, die mich wie gebannt anstarren. Selbst in dieser Welt, in der jeder so ist wie ich, bin ich anders.

Meine Zwil-Augen jagen selbst hier jedem Angst ein. Es ist ungewöhnlich, in seinem normalen Körper seine Zwil-Augen zu haben. Hinter meinem Rücken werden irgendwelche Gerüchte verbreitet. Gerüchte, dass ich der neue Liebling des Hohepriesters sei, dass meine Eltern vom Rat der Ältesten der Totenwächter ermordet wurden. Gerüchte, dass Zac und ich miteinander schlafen, aber sonst nichts miteinander zu tun haben wollen – Teenager sind echt seltsam. Und wenn es keine Gerüchte sind, dann lachen sie. So wie die Leute in der letzten Reihe gerade ihr Kichern unterdrücken müssen.

Selbst hier gehöre ich nicht dazu.

Schließlich trete ich neben Mr Tsing hinter das Pult und kralle mich an der Tischkante fest. Das Licht der knöchernen Fackeln flackert über den grauen Pflasterstein der Wände. Ich spüre den Luftzug, der von den schlecht isolierten Fenstern zu mir weht, und ich bekomme eine Gänsehaut. Wir haben Anfang Dezember und es ist scheißekalt. Lediglich ein paar warme Sonnenstrahlen fallen durch die hohen Rundbogenfenster.

Als ich für einen kurzen Augenblick nach draußen blicke, kann ich sehen, wie sich das Sonnenlicht auf der glitzernden Oberfläche des Sees bricht, der sich vor der AoD befindet. Unweigerlich denke ich an meine erste Überfahrt mit Zac, als er mich das erste Mal zur Totenwächterschule gebracht hat. Denke an die Callas, die am Grund des Sees wachsen. Schlagartig beruhige ich mich. Der Geruch nach Tannennadeln steigt mir in die Nase und für einen Moment bin ich bei mir zu Hause im Garten. Langsam normalisiert sich mein Herzschlag.

Die Handbewegung, mit der Mr Tsing auf das Pult deutet, reißt mich aus meinen Gedanken. Vor mir auf dem Tisch steht ein Bunsenbrenner. In einer Halterung darüber steckt ein kleiner Kessel. Mein Instinkt sagt mir, dass ich mich von dessen dampfenden Inhalt lieber fernhalten sollte. Um den Brenner herum stehen jede Menge Schalen und Tiegel mit Kräutern – einige zerstoßen, andere in ganzen Bündeln, von einigen erkenne ich nur ein paar Blätter. Die Hälfte davon kann ich nicht zuordnen. Wenigstens weiß ich, dass mein so verhasstes Herzenskraut nicht dabei ist, denn hier befindet sich absolut nichts Rotes.

»Da Sie mit Ihrem überragenden Wissen Ihren Mitschülern einiges voraushaben«, hebt Mr Tsing spöttisch an, »brauen Sie doch bitte den Tarntrank zu Ende. Hasenfurz und Spinnwebenhonig befinden sich bereits in der zu kochenden Erde.«

Perplex sehe ich ihn an. Bei seinen Worten wird mir schlecht und das liegt nicht nur an den Zutaten, die er da gerade aufgelistet hat. Zum Teufel mit diesem blöden Alchemiekurs! Ich habe weder eine Ahnung, was für eine Konsistenz ein Tarntrank besitzt, noch, welche Farbe der Trank überhaupt haben soll. Wenn ich zumindest wüsste, wie er riecht, hätte ich wenigstens raten können, welche Zutaten ich brauche, aber so habe ich absolut keinen Plan, was ich tun soll.

Auffordernd deutet Mr Tsing erneut auf den Kessel. »Warten Sie auf einen göttlichen Einfall, Miss Sinclair? Fangen Sie schon an und werden Sie am besten fertig, bevor der Mond die Sonne ersticht.«

Die Wut, die sich in meinem Herzen erneut bemerkbar macht, lähmt mich für einen Moment. Ich kann nichts weiter tun, als ihn anzustarren und zu hoffen, dass Blicke doch töten können. Kurz ringe ich mit mir, ihm einfach zu sagen, dass ich keine Ahnung habe, wie dieser Trank gebraut wird. Aber wenn ich das tue, schmeißt er mich sicher aus dem Kurs oder schickt mich zum Nachsitzen. Und darauf habe ich wirklich keine Lust.

Schließlich seufze ich und versuche, die noch immer brodelnde Wut ganz hinten in meinem Herzen zu verstauen. Wut rettet mich nun leider nicht aus dieser Situation. Deshalb sehe ich mir noch einmal die ganzen Kräuter an, beiße mir auf die Lippe, schlucke die aufkeimende Verzweiflung hinunter und fordere mein lahmes Gedächtnis freundlich dazu auf, mir dabei zu helfen, mich zumindest an eines der Kräuter zu erinnern – aber vergeblich. Keines kommt mir bekannt vor. Und selbstverständlich habe ich auch den absoluten Überblick darüber, wie viel wovon ich in die Erde geben muss. Nicht.

Kurzerhand greife ich nach dem Kraut, das mir am nächsten liegt. Es wurde zu einem feinen Pulver zerstoßen und ist so weiß wie Schnee. Schade, dass ich nicht blute, das Rot auf dem Weiß hätte einen schön dramatischen Schneewittchen-Effekt abgegeben. So ein Mist aber auch. In einem meiner brillanten Einfälle führe ich die Schale, in der sich das Kraut befindet, an meine Nase und rieche vorsichtig daran. Der Duft von Tannennadeln und Rauch steigt mir entgegen, gleichzeitig sagt mir wieder mein Instinkt, dass ich mich besser davon fernhalten sollte. Hm, klingt doch nicht schlecht für einen Trank, der für längere Zeit unsichtbar machen soll.

Also greife ich mit spitzen Fingern nach dem Pulver und gebe, überzeugt von meinem Vorhaben, eine gute Prise zu der im Kessel brodelnden Erde. Irgendwo in der ersten Reihe höre ich jemanden erschrocken nach Luft schnappen. Irgendwo aus dem aufkeimenden Getuschel höre ich das Wort Gifttanne heraus.

Sofort tritt Mr Tsing panisch ein paar Schritte näher an den Kessel, während die kochende Erde seltsame Geräusche von sich gibt. Klingt ein bisschen wie ein sterbendes Tier …

Mit offenem Mund starrt Mr Tsing zwischen dem Schälchen, dem Kessel und mir hin und her. »Bitte sagen Sie mir nicht, dass Sie gerade wirklich etwas von der Gifttanne dazugegeben haben!?« Er ist ganz blass um die Nase.

»Ähm …« Wie ein Fisch auf dem Trockenen öffne und schließe ich meinen Mund, ohne dass ein weiteres Wort herauskommt. Mit hochgezogenen Schultern und einem vorsichtigen Lächeln auf den Lippen sehe ich ihn an.

»War das falsch?«

Mr Tsing fällt jeglicher Glaube aus dem Gesicht. Die Erde in dem Kessel beginnt, Blasen zu schlagen und eine eigenartige rote Farbe anzunehmen. Ist das normal?

»Räumt die ersten Reihen! Zurück, sofort!«, brüllt Mr Tsing den Schülern in der ersten Reihe zu und zieht mich dann ruckartig nach unten.

Keine Sekunde zu früh.

Hitze breitet sich aus, die wie tausend kleine Spinnen über uns hinwegkrabbelt. Ein bestialischer Gestank, wie verfaulte Eier und schale Tomatensoße, gesellt sich dazu, sodass ich beinahe vor Ekel würgen muss. Es poltert und brodelt seltsam auf dem Pult. Und dann … explodiert der Kessel über uns.

Kapitel 3

Hohepriester Engelhard blickt mich abwartend an, während ich mir Erdreste von der Wange wische. Eigentlich ist es eher roter Schlamm, aber wen kümmert das schon? Sowohl mein Umhang als auch mein Gesicht und meine Haare sind voll von dem missglückten Trank. Mr Tsing, der neben dem Stuhl steht, auf dem ich sitze, sieht nicht viel besser aus. Wobei ich nicht ganz einordnen kann, ob die hummerrote Farbe, die sein Gesicht angenommen hat, von der Wut oder der Erde herrührt.

Ich fühle mich schlecht. Nicht wegen Mr Tsing, sondern weil ich im Büro des Hohepriesters alles schmutzig mache und mich das Gefühl überkommt, ihn enttäuscht zu haben. Seine Mimik ist unergründlich, aber seine Augen schimmern, als wollten sie mir sagen, dass das, was ich getan habe, absolut nicht in Ordnung war. Was ich natürlich weiß. Ich hätte einfach nicht einschlafen dürfen, sondern aufpassen müssen.

Mittlerweile erinnert mich der Hohepriester nicht mehr so stark an Graf Dracula wie bei meiner ersten Begegnung. Dafür hat er für mich jetzt eine gewisse Ähnlichkeit mit einer der Gestalten, die immer auf den Iron-Maiden-Covern drauf sind. Seine Augen sind immer blutunterlaufen und seine Nägel gleichen langen Klauen, aber er hat ein gutes Herz. Anfangs, als ich noch dachte, er hätte sich gegen den Rat der Ältesten verschworen, um selbst aufgenommen und somit unsterblich zu werden, fand ich ihn noch unheimlich. Aber in Wahrheit hat er meine Familie unterstützt und hatte keine Ahnung, wer hinter den Entführungen der Seelen steckte. Er hat mir geholfen und an mich geglaubt. Mittlerweile mag ich ihn. Und, wenn ich ganz ehrlich sein soll, vielleicht stimmt das Gerücht, dass ich sein Liebling bin, doch ein ganz, ganz kleines bisschen. Zumindest erkundigt er sich jede Woche nach meinem Fortschritt, was er so gut wie bei niemand anderem macht.

Neben mir seufzt Mr Tsing genervt auf. »Eure Schauerlichkeit«, hebt er an und schon am Unterton seiner Stimme erkenne ich, wie wütend er ist, »Miss Sinclair ist offenkundig unfähig! Wenn sie nicht einmal Gifttanne erkennen kann, die nicht einmal zum Experiment dazugehört hat, gehört sie nicht in meinen Kurs! Generell habe ich den Eindruck, dass Miss Sinclair nur mäßiges Interesse an der heiligen Wächterausbildung zeigt und darüber hinaus ist sie auch noch mitten in meinem Unterricht …«

»Sie haben Ihre Ansichten deutlich gemacht, Alfred«, unterbricht ihn der Hohepriester und schiebt ein Handwedeln hinterher, als wollte er Mr Tsing mit seinen Klauen von Fingernägeln die Worte aus dem Mund reißen. »Sagen Sie mir eins: Wenn die Gifttanne nicht zum Experiment gehört hat, wie konnte Miss Sinclair sie dann dem Trank hinzufügen?«

Eins zu null für den Hohepriester.

Ich höre, wie Mr Tsing nach Luft schnappt. Als ich ihn ansehe, funkeln seine Augen vor Wut. Er hat die Hände zu Fäusten geballt und die Ader an seinem Hals pulsiert heftig. »Eure Schauerlichkeit …«, murmelt er, bricht den Satz aber ab. »Ich kann mir nicht …«

»Das dachte ich mir, Alfred«, unterbricht der Hohepriester ihn nochmals. »Miss Sinclair bleibt in Ihrem Kurs, Alfred.«

»Aber …«, hebt Mr Tsing empört an, während ich in meinem Stuhl immer kleiner und kleiner werde. Mit meinen Fingern kralle ich mich am Sitzkissen fest und hoffe, dass ich in meinem Körper bleibe. Ich kann bereits spüren, wie sich mein Zwil an den dünnen Fädchen, die ihn mit meinem Körper verbinden, nach oben hangelt. Wie etwas an mir zieht.

»Stellen Sie etwa meine Entscheidungen in Frage, Alfred?« Der Hohepriester stützt seine spitzen Ellenbogen auf der Tischplatte auf und lässt seine Fingerspitzen gegeneinandertrommeln. Bei seinem strengen Tonfall läuft mir dann doch ein Schauer über den Rücken.

Jetzt ist es Mr Tsing, der mich an einen Fisch auf dem Trockenen erinnert. »Nein, auf keinen Fall, Eure Schauerlichkeit«, bringt er schließlich hervor und zupft am Kragen seines viel zu großen Umhangs herum.

»Gut. Dann lassen Sie mich mit Miss Sinclair unter vier Augen reden. Sie wird wie gewohnt an Ihrem Kurs teilnehmen, Alfred. Und behelligen Sie mich bitte nie wieder mit solchen Unannehmlichkeiten.« Mit einer auffordernden Geste scheucht er Mr Tsing aus dem Zimmer. Bilde ich es mir nur ein oder nimmt Mr Tsing gehörig die Beine in die Hand?

Als die Tür hinter ihm ins Schloss fällt, atme ich erleichtert aus. Zumindest ein Teil meiner Anspannung fällt von mir ab. Aber dann spüre ich den Blick des Hohepriesters auf mir. Sofort rutsche ich unruhig auf meinem Sitz herum. Ich fühle mich, als hätte jemand ein Spotlight auf mich gerichtet.

»Ich habe das nicht absichtlich gemacht«, sage ich entschuldigend und ringe mir ein Lächeln ab. Was eigentlich nicht nötig ist. Der Hohepriester weiß immer, wie sich seine Schüler fühlen und was sie mit ihren Handlungen beabsichtigt haben. Unheimlich.

»Sie sind eingeschlafen«, stellt er schließlich lapidar fest.

Perplex nicke ich.

»Und was haben Sie geträumt?«

Habe ich schon erwähnt, dass der Hohepriester immer seltsame Fragen stellt? Schluckend sehe ich ihn an, während ich nervös meine Hände knete. Ich habe Angst, dass er herausfinden könnte, dass Zac mich nicht zum Dienst mitnimmt, da ich ihm auf mein Leben schwören musste, keinem von seiner Weigerung zu erzählen. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass der Hohepriester bereits weiß, dass Zac mich nicht mitnimmt.

»Was haben Sie gesehen, Miss Sinclair?«, reißt mich der Hohepriester aus meinen Gedanken, wobei seine Stimme am Ende ungewöhnlich hoch wird. Voller Begeisterung sieht er mich an. Als er die Arme hebt, sehe ich zum ersten Mal, dass der Saum an den Ärmeln seines schwarzen Umhangs mit feinen silbernen Stickereien verziert ist.

»Ich … also manchmal sitze ich auf dem Dach«, fange ich zögerlich an. Wenn er schon so nachbohrt, kann das eigentlich nichts Gutes bedeuten. »Oder ich bin im Geistergürtel. Manchmal auch zu Hause im Schrank, der im Keller steht. Ich habe immerzu das Gefühl, dass da noch jemand ist. Aber ich bin dann doch immer allein.«

Der Hohepriester nickt verstehend. »Da versucht offensichtlich jemand, Kontakt mit Ihnen aufzunehmen«, meint er und klingt äußerst fasziniert. Seine Stimme ist nun ruhiger und dunkler. Sofort fühle ich mich, als würde er mir ein Geheimnis anvertrauen, von dem sonst niemand weiß.

»Wie kommen Sie darauf?«, frage ich und höre auf, meine Hände zu kneten. Stattdessen fahre ich mir durch die Haare, die von der Erde ganz verklebt sind. Das wird ein Kampf, das alles auszuwaschen.

»Sie haben diese Albträume, Miss Sinclair. Obwohl der Seelenbund gelöst wurde, obwohl wir Ihnen Mittel gegen die Traumata Ihrer Seele gegeben haben. Und dennoch haben Sie Albträume.«

Mein erster Impuls ist es, etwas darauf zu erwidern. Aber als ich den Mund öffne, kommt absolut nichts heraus.

»Träume sagen mehr über uns aus, als manch einer vermutet«, fährt er fort. »Wir finden in ihnen Antworten auf Fragen, die wir nicht zu stellen wagen, und auch Antworten auf Fragen, die wir nur uns selbst stellen. Träume verschwinden nicht. Jeder träumt, Miss Sinclair. Aber so, wie Sie träumen … das kommt von außerhalb, nicht aus Ihrem Herzen. Trainieren Sie, wie Sie ihre mentale Barriere öffnen und schließen können. Vielleicht finden Sie dann heraus, wer da mit Ihnen sprechen möchte.«

Mit einem Kopfnicken zur Tür entlässt er mich, ohne mir die Chance zu geben, noch etwas darauf zu erwidern.

***

Als ich aus der Mädchentoilette auf den Flur heraustrete und in Richtung des Deathly Diners laufe, fühle ich mich zumindest halbwegs wieder wie ein Mensch. Mein Umhang und meine Haare sind noch immer mit getrocknetem Schlamm bedeckt, aber wenigstens habe ich es geschafft, mein Gesicht und meine Hände vom Gröbsten zu befreien. Mein Magen knurrt und mit einem Blick auf meine Armbanduhr tapse ich den Gang entlang. Die anderen haben schon seit einer halben Stunde Mittagspause und ich habe nicht einmal gefrühstückt. Hoffentlich ist noch genug Essen da, damit ich nicht mit knurrendem Magen trainieren muss.

Meine Laune ist auf dem absoluten Tiefpunkt. Nicht nur weil ich mich noch immer regelmäßig in den immer gleich aussehenden Gängen verlaufe und deshalb für jeden Weg mehr Zeit einplanen muss, nein, diese ganze Aktion in Alchemie II hat mich für den Rest des Tages vollkommen entmutigt.

Ich habe das Gefühl, als hätte ich mich in den letzten zwei Monaten selbst verloren. Wo ist nur die Jenna hin, die gegen die Dämonen gekämpft und Cameron Hooks’ Seele im Geistergürtel zerstört hat? In letzter Zeit denke ich immer öfter, dass ich nicht mehr gut genug bin. Dass mir nichts mehr von dem gelingt, was ich mir vornehme. Egal was ich tue, es reicht nie, um wirklich gut zu sein. Es ist immer nur ausreichend.

Gedankenverloren betrete ich durch das mit Schädeln dekorierte Portal das Deathly Diner. Durch die deckenhohen Rundfenster fällt das Licht der Dezembersonne auf die schweren roten Vorhänge. An den Bänken der langen Tafeln rechts von mir sitzen noch etliche Schüler und auch links an der Essensausgabe stehen noch vereinzelt welche an. Es scheint also noch etwas zu essen zu geben. Ich bin immer noch begeistert darüber, dass es hier wirklich alles gibt, was das Herz begehrt: Frühstück für die, die die Abendkurse besuchen und deshalb tagsüber schlafen oder einfach nur spät aufstehen; sämtliche Mittagessensangebote wie Pizza, Pasta, Salate, diverse vegane und vegetarische Gerichte und Suppen sowie Kaltschalen und Brötchen, Obst und herrlichen Süßkram wie Kuchen, klebrige Brownies und himmlische Puddings. Ich bin im Himmel! Und das Beste: Als eingeschriebener Wächteranwärter bekommt man das alles umsonst. Ein Teil des Schulgeldes wird direkt an die Küche überwiesen. Deshalb hat mir Zac bei meinem ersten Besuch hier im Deathly Diner auch so großkotzig mein Essen spendiert.

Grimmig vor Hunger reihe ich mich in der Schlange für Pizza ein und ernte fragende Blicke aufgrund des Schlamms, der noch überall an mir klebt. Einige ganz Mutige tuscheln sogar hinter meinem Rücken. Vermutlich hat die Nachricht, dass ich den halben Kursraum in die Luft gejagt habe, schon ihre Runde gemacht. Die AoD konnte jahrtausendelang existieren, Jenna-Phiona Sinclair zerstört sie in nicht einmal zwei Monaten. Großartig.

Mit meiner brutzelnden Pizza mit Spinat und Spiegelei suche und finde ich meine Freunde. Sie sitzen gemeinsam an einem Tisch etwas abseits. Als Babs mich erblickt, ist ihr Lachen so laut, dass selbst die Geister im Geistergürtel sie hören können. Brummelnd trete ich auf den Tisch zu, an dem meine Freunde sitzen. Na ja, eigentlich sind es Zacs Freunde, aber nach der Sache mit dem einarmigen Erec, und nachdem ich Connors und Elijhas Hintern aus dem Geistergürtel gerettet habe, haben sie mich irgendwie adoptiert. Gemeinsam haben wir gegen die dunklen Seelen gekämpft – und gewonnen. Seitdem liebe ich sie und möchte sie nicht mehr missen.

Als Connor und Elijha mich erblicken, prusten auch sie so richtig los vor Lachen. Alle drei japsen richtig, weil sie vor lauter Gekicher und Gegacker keine Luft mehr bekommen. Geschieht ihnen recht.

»Wolltest du eine Schlammkur machen?«, quietscht Elijha. Trotz seiner achtzehn Jahre hing er bis vor Kurzem noch volle Kanne im Stimmbruch fest, aber in den letzten Monaten ist es schon ein bisschen besser geworden. Seine Stimme entscheidet sich nur noch zu solch witzigen Gelegenheiten dazu, wie ungeölte Autobremsen zu klingen.

»Der Alchemiekurs eignet sich dazu ja ganz hervorragend«, steigt Connor ein. »Und von Mr Tsing holst du dir demnächst noch ne Massage ab, oder was?«

Wütend donnere ich mein Tablett neben Elijha auf den Tisch, der bei meiner grimmigen Miene nur noch mehr lachen muss.

»Vorsicht, der Drache spuckt gleich Feuer«, meint Babs kichernd. Ihre dunklen Haare, die sie in letzter Zeit in einer Dauerwelle trägt, wippen beim Lachen mit.

»Nee, Schlamm«, brüllt Connor und hält sich den Bauch. Tränen rinnen ihm über die Wangen und an seinem Hals bilden sich rote Flecken, die er immer bekommt, wenn er einen Lachflash hat.

»Ihr könnt mich mal«, murmle ich finster und rutsche neben Elijha auf die Bank. »Das war nicht witzig. Der Trottel hätte mir wenigstens sagen können, dass das Kraut nicht dazugehört.«

Babs schüttelt nur grinsend den Kopf und versucht, nicht wieder in einen Lachflash auszubrechen, als sie mich genauer betrachtet. »Du kannst ja von Glück reden, dass Zac so eine Niete in Alchemie ist. Sonst hätte er dich noch mehr damit aufgezogen als wir jetzt.«

»Soll mich das jetzt irgendwie aufmuntern?«, frage ich, bevor ich in ein Stück meiner Pizza beißen kann, und ziehe dabei eine Augenbraue hoch. Genauso, wie ich es mir leider bei Zac abgeschaut habe.

Und da trifft es mich wie ein Schwall kaltes Wasser. Automatisch pocht mein Herz vor Schreck schneller. Zac! Zac, der gestern nicht beim Dienst war. Bei dem ganzen Durcheinander mit dem Albtraum und dem furchtbaren Alchemie-II-Kurs heute Morgen habe ich das total vergessen! Bevor ich irgendetwas sagen kann, kommt Connor mir zuvor.

»Hast du Zac heute schon gesehen? Weißt du, wo er ist?« Fragend sieht er mich an, plötzlich klingt er todernst. Das Lachen ist spontan verstummt.

»Weiß nicht. Vielleicht im Trainingsraum?«, frage ich zwischen zwei Bissen.

Der große Zeiger aus Fingerknochen der gigantischen Uhr an der Wand über dem Eingangsportal wandert stetig weiter und in nicht einmal zehn Minuten muss ich in der Sporthalle zum Nachmittagstraining sein. »Ist ja nicht so, als wären Zac und ich aneinandergefesselt. Aber wenn du es unbedingt wissen willst, solltest du ihm vielleicht einen Chip implantieren, um ihn überall orten zu können.« Verschwörerisch zwinkere ich Connor zu, um die Grabesstimmung etwas aufzulockern.

Aber von dessen Gesicht verschwindet nun auch der letzte Funke eines Lächelns. Auch Elijha neben mir wirkt überhaupt nicht mehr ausgelassen und schiebt, mit einem beunruhigten Ausdruck in seinen Augen, die letzten Kartoffeln auf seinem Teller hin und her. Okay, offensichtlich ist die ganze Situation ernster als angenommen und nicht einmal meine lahmen Witze können die Stimmung aufheitern. Ich habe mir auch Sorgen gemacht, aber andererseits ist Zac auch alt genug, um zu wissen, was er tut.

Ich lasse das Stück Pizza sinken, das ich mir gerade in den Mund schieben will, und blicke von einem zum anderen. »Ähm, hab ich was verpasst oder sind Witze nicht mehr in?«

Babs klammert sich nur an ihrem Glas fest, presst die Lippen aufeinander und sagt nichts.

Connor seufzt. »Na ja, es ist so«, hebt er vorsichtig an und beugt sich ein Stückchen weiter über den Tisch. Aha, der Geheimdienst-Move. Das macht er immer, wenn er etwas ansprechen möchte, das verboten ist. Gespannt rutsche ich bis an die Kante der Bank und beuge mich ebenfalls vor.

»Ich hab dich doch gestern gefragt, ob Zac noch bei dir ist«, murmelt er.

»Ja?«, sage ich, weil er nicht weiterredet. »Ich dachte, dass er vielleicht nach Hause gegangen ist, weil ihm manchmal schlecht wird, wenn er nichts isst. Aber dass er dann einfach geht, ohne euch Bescheid zu sagen, ist wirklich seltsam.«

»Das war nicht das erste Mal. In der letzten Zeit passiert das immer häufiger – er ist eingetragen, kommt aber nicht.«

Fragend ziehe ich eine Augenbraue hoch. Ich weiß, dass es schlecht ist, wenn immer mehr Totenwächter ihrem Dienst nicht nachgehen, weil sich die zurückgebliebenen Seelen dann in dunkle Magie verwandeln können. Sie müssen zur Heiligen Justitia gebracht werden, um ihren Frieden zu finden. Wo das ansonsten hinführen kann, habe ich vor zwei Monaten selbst gesehen.

»Aber wenn man mal nicht kommt, ist das doch kein Weltuntergang, oder?«, frage ich trotzdem vorsichtshalber nach, weil ich die Dramatik nicht wirklich verstehe.

Alle drei sehen mich an, als hätte ich gerade verkündet, morgen die Weltherrschaft an mich zu reißen. Also ist es doch ein Weltuntergang. Sofort rutsche ich unruhig auf meinem Stuhl hin und her. »Also, ich meine, wenn es einem mal nicht so gut geht …«

»Wenn du einfach den Dienst schwänzt, kann das ernsthafte Konsequenzen haben«, sagt Elijha ernst und sieht mich dabei direkt an. »Es ist strengstens verboten, den Dienst ohne eine Krankschreibung oder einen gefundenen Ersatz nicht anzutreten. Wenn du erwischt wirst, kannst du sogar dafür hingerichtet werden.«

Der Schreck ergreift mein Herz und schüttelt es einmal kräftig durch. Schlagartig benetzt kalter Schweiß meine Handflächen. Für einen Moment bleibt mir die Luft weg.

»Wie bitte?« Perplex schaue ich zwischen meinen Freunden hin und her, in der festen Annahme, mich verhört zu haben.

»Das stimmt, JP«, sagt Babs sanft und greift über den Tisch hinweg nach meiner Hand. »Wir sind alle vier in einer Wächtergruppe. Wir würden niemals jemanden von uns verpfeifen, aber wir können Zac nicht ewig decken.«

»Vor allem können wir nicht immer seine Leute übernehmen«, mischt Connor sich ein. »Es wird auffliegen, wenn er das noch länger durchzieht. Und dann geht der Fall vor Gericht.«

Ich glaube, mir kommt die Pizza gleich wieder hoch. Mein Magen verkrampft sich zu einem einzigen Knoten – in dem mit Sicherheit kein Platz mehr für Pizza ist.

»Das Totenwächtergericht ist grausam«, fügt Elijha leise hinzu. »Sie konzentrieren sich nur auf die Fakten und beziehen die Hintergründe nicht mit ein.«

»Du persönlich bist ihnen völlig egal«, meint Connor zustimmend. »Wer nicht zum Dienst erscheint, stellt den Dienst auch nicht über alles andere. Das verletzt die Ehre des Totenwächtertums.«

»Das ist wie ein Verrat«, murmelt Babs und zerquetscht meine Finger, als sie meinen schockierten Blick sieht. Meine Pizza, die ich nur zur Hälfte gegessen habe, steht zwischen uns und kommt mir mit einmal Mal unfassbar eklig vor.

»Auf einen unehrenhaften Wächter kann man verzichten.« Elijha weicht meinem Blick aus, während er das sagt. »Ein toter Wächter ist besser als ein unehrenhafter.«

Unweigerlich schnürt sich mir die Kehle zu. Zac und ich sind zwar keine Seelenverbundenen mehr und ich bin noch immer ziemlich verletzt, weil er mich als seine Partnerin nicht wollte und ich deshalb diese furchtbaren Albträume hatte, aber trotzdem sind wir doch irgendwie Freunde. Zac war für mich da, als ich niemanden hatte. Jetzt ist es das Mindeste, dass ich ihm ebenfalls irgendwie helfe. Und außerdem ist da ja auch noch diese Sache mit meinem Herzen, das in seiner Gegenwart noch immer ziemlich schnell schlägt.

»Aber warum?«, frage ich verwirrt. Wenn Zac das weiß, warum bleibt er dann weg? Ich weiß, dass er sich einen schöneren Job vorstellen kann und absolut kein Wächter sein möchte, aber sein Leben zu riskieren, nur weil er nicht zum Dienst kommt? »Ist irgendwas passiert?«

Vielleicht verschweigt er wieder was. Zac ist ein Meister darin, seine Emotionen und Gedanken für sich zu behalten. Er hat nie gelernt, über so etwas zu sprechen. Ich auch nicht, aber ich spüre immer mehr, wie wichtig es ist.

»Keine Ahnung. Nicht, dass ich wüsste«, meint Elijha kopfschüttelnd. »Zac und ich treffen uns manchmal auf unseren Routen, aber er hat nichts in diese Richtung erwähnt.«

»Wir sehen ihn ja auch kaum noch«, fügt Babs leise hinzu. »Nur, wenn wir manchmal mit zum Training kommen.« Sie wirft ebenfalls einen Blick auf die Uhr. »Apropos, sollten wir nicht so langsam mal los? Sonst kommen wir zu spät zur Prüfungsvorbereitung und du zu spät zum Training, JP.«

Ich nicke zustimmend und lasse Babs’ Hand los. Doch da fange ich Connors Blick auf. »Wir reden mit niemandem darüber. Auch nicht, wenn wir unter uns sind, immer nur in Gegenwart vieler Menschen und an öffentlichen Plätzen. Sonst denkt hinterher noch jemand, wir hätten was mit der Sache zu tun, weil wir einen auf geheimnisvoll machen.«

Wir nicken uns gegenseitig zu, dann stehen wir auf, als hätten wir uns über die neuste Theatervorstellung im Gläsernen Theater unterhalten. Ich war bis jetzt nur einmal dort, aber irgendwie hat mich dieser Ort nicht mehr losgelassen, an dem die gesamte Bühne aus Glas besteht. Vielleicht frage ich Zac einmal, ob er mit mir hingeht, um ihn ein bisschen abzulenken.

Elijha nimmt netterweise mein Tablett mit und weil ich schon ziemlich spät dran bin, schnappe ich mir meinen Rucksack und sprinte aus dem Deathly Diner und die Gänge entlang zum Trainingsraum, während Babs, Connor und Elijha in die andere Richtung zu ihrem Vorbereitungskurs gehen.

Da ich bereits fünf Minuten zu spät bin, lege ich die Strecke in Rekordzeit zurück und komme schwer atmend vor dem Trainingsraum an. Aber als ich den Raum betrete, bin ich ganz allein. Die Matten liegen noch ordentlich gestapelt in der Ecke, links neben mir an der Wand hängt das Waffenarsenal, von dem ich knapp die Hälfte benennen könnte, und es riecht furchtbar nach Gummi und dem muffeligen Geruch nach Sporthalle. Verwirrt sehe ich mich um. Der Trainingsraum ist extra für Zac und mich geblockt, zwei ganze Stunden lang.

»Zac?«, rufe ich und will auf die gegenüberliegende Tür zu den Umkleidekabinen zugehen, als es in meiner Hosentasche vibriert. Mein Handy. Da meine Finger vom Sprinten noch zittern, brauche ich einen Moment, bis ich mein Smartphone endlich aus der Tasche gefischt habe.

Es ist eine SMS. Von Zac.

Schaffe es nicht. Sehen uns heute Abend beim Abendessen. Z.