Crystal Skies (Erbin der Wächter 1) - Viktoria Christians - E-Book
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Viktoria Christians

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Beschreibung

**Verliere deine Seele an die Gläserne Stadt**  Jenna-Phiona Sinclair könnte eine ganz normale Schülerin sein, wären da nicht die unerklärlichen Albträume, die sie jede Nacht heimsuchen. Als sie vom Schlafmangel geplagt im Unterricht einnickt und dabei aus Versehen einen Dämon aus ihrem Englischheft heraufbeschwört, ist sie sich sicher, endgültig den Verstand verloren zu haben. Allein ihr verboten gut aussehender Mitschüler Zac scheint zu wissen, was mit ihr nicht stimmt – doch die Antwort liegt in weiter Ferne. Jenna muss in die Gläserne Stadt reisen, einen magischen Ort über den Wolken, um als angehende Totenwächterin ausgebildet zu werden. Dabei macht ihr nicht nur Zacs überhebliche Art das Leben schwer: Eine Armee aus dunklen Seelen ist ebenfalls im Anmarsch. Dieser Urban-Fantasy-Roman lädt zum Träumen ein  Lass dich von Viktoria Christians in himmlische Welten voller fantastisch-magischer Charaktere entführen. Eine Dilogie, der einen von der ersten Seite an mitreißt.   //Dies ist der erste Band der romantischen Urban Fantasy-Reihe »Erbin der Wächter«. Alle Bände der Buchserie bei Impress: -- Band 1: Crystal Skies  -- Band 2: Celestial Worlds -- Sammelband der packenden Romantasy-Dilogie »Erbin der Wächter«//  Diese Reihe ist abgeschlossen.

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Viktoria Christians

Crystal Skies. Erbin der Wächter

**Verliere deine Seele an die Gläserne Stadt** Jenna-Phiona Sinclair könnte eine ganz normale Schülerin sein, wären da nicht die unerklärlichen Albträume, die sie jede Nacht heimsuchen. Als sie vom Schlafmangel geplagt im Unterricht einnickt und dabei aus Versehen einen Dämon aus ihrem Englischheft heraufbeschwört, ist sie sich sicher, endgültig den Verstand verloren zu haben. Allein ihr verboten gut aussehender Mitschüler Zac scheint zu wissen, was mit ihr nicht stimmt – doch die Antwort liegt in weiter Ferne. Jenna muss in die Gläserne Stadt reisen, einen magischen Ort über den Wolken, um als angehende Totenwächterin ausgebildet zu werden. Dabei macht ihr nicht nur Zacs überhebliche Art das Leben schwer: Eine Armee aus dunklen Seelen ist ebenfalls im Anmarsch.

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Vita

Danksagung

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© privat

Viktoria Christians, 1999 geboren, lebt schon seitdem sie denken kann mehr in ihren Fantasiewelten als in der Realität. Sie ist kein Fan davon, über sich selbst zu schreiben, sondern schreibt lieber über Möchtegern-Badboys, viel Herzschmerz oder turbulente Weltrettungsaktionen, getarnt hinter einer ordentlichen Portion Sarkasmus (und am liebsten über alles zusammen). Wenn sie nicht schreibt, trinkt sie viel Kaffee und verliert sich gerne selbst zwischen den Zeilen eines guten Buches.

Für Ayleen,

meine Word-Queen,

ohne dich hätten sich Jenna und Zac niemals gesehen.

Kapitel 1

Der Junge beginnt sich vor meinen Augen aufzulösen. Schnipsel seines schwarzen Umhangs lösen sich von seiner Gestalt ab und wehen gemeinsam mit dem Wind in den dunklen Nachthimmel. Der Teil seines Gesichts, der unter der tief sitzenden Kapuze hervorlugt, strahlt hell im Licht des Vollmonds, der die Wipfel der Bäume und das Hausdach, auf dem wir sitzen, gespenstisch bleich aussehen lässt. Der Traum könnte etwas Romantisch-Schönes an sich haben. Wenn er nicht immer so furchtbar enden würde …

Am erschreckendsten ist der Blick des Jungen, den er mir jede Nacht aufs Neue zuwirft. Seine Augen sind weißer als der Porzellanmond über uns und strahlen eine tief sitzende Wut aus, die mir eine Gänsehaut über den Rücken jagt.

»Wer bist du?«, flüstere ich, so wie jede Nacht. »Und was willst du von mir?«

»Gerechtigkeit«, antwortet er, wobei sich seine Lippen kaum bewegen. Es ist eher so, als zauberte er mir seine Worte direkt in meine Gedanken. Seine Stimme ist dunkel und verzerrt und macht mir noch mehr Angst als die Tatsache, dass er sich jede Nacht in Hunderte kleine Hautfetzen auflöst.

Ich weiß nichts über den Jungen. Wann immer ich schlafe, besucht er mich und zeigt mir auf spektakuläre Art, wie er sich in Luft auflöst. Als ich noch kleiner war, habe ich ihn für den Sensenmann gehalten und bin jedes Mal panisch und schreiend aufgewacht, weil ich dachte, er wollte mich holen.

Sobald sich unsere Blicke kreuzen, perlt die Haut von seinem Gesicht ab und fliegt mit dem Wind davon. Hautstück für Hautstück löst sich von seinem Kopf, bis der Schädel zum Vorschein kommt, von dem sich ebenfalls weitere dicke Stückchen lösen und den Schädel verschwinden lassen. Wie kleine Papierschnipsel fegen die Haut- und Knochenfetzen durch die Luft, was mich jedes Mal nach Luft schnappen lässt. Das Tosen des aufkommenden Sturms reißt den Rest des Jungen mit sich vom Dach und lässt mich mit meiner Angst allein.

Das ist das Schlimmste an dem Traum. In ihm bin ich genauso allein wie in der Welt außerhalb meiner Fantasie.

Plötzlich trägt der Wind eine Stimme zu mir herauf, was noch nie passiert ist, seitdem ich diesen Traum träume. Die Stimme erinnert mich verdächtig an die schrille Tonlage meiner Englischlehrerin.

»Miss Sinclair!«

Plötzlich erfasst mich eine Windböe und schubst mich vom Dach. Der Schreck, der mich durchfährt, lähmt für wenige Herzschläge meine Finger, sodass sie ins Leere greifen, als ich endlich die Kontrolle über sie zurückgewinne. Meine schwitzigen Fingerspitzen suchen nach Halt, der auf dem regennassen Dach so gut wie unmöglich zu finden ist. Schreiend schlittere ich über die Dachziegel auf den Abgrund unter der Regenrinne zu. Gerade so bekomme ich die Kante doch noch zu fassen, bevor ich in die Dunkelheit unter mir rutsche.

Als ich mich verzweifelt und stöhnend hochziehen will, blitzt das wütende, faltendurchzogene Gesicht meiner Englischlehrerin vor meinen Augen auf.

»Miss Sinclair, ich muss Sie doch wirklich sehr bitten!«, schnaubt Mrs Eliott, die sich wie ein wütendes Ungeheuer vor mir aufbaut. Irritiert schnappe ich nach Luft – und stelle erschrocken fest, dass meine Beine nur so seltsam in der Luft baumeln, weil mein Drehstuhl viel zu hochgedreht ist und meine Füße den schmutzigen Klassenzimmerfußboden nicht berühren können.

Ich hänge nicht länger an der Regenrinne und bin auch nicht in den schwarzen Abgrund gestürzt. Es ist viel schlimmer.

Ich bin in Mrs Eliotts Englischunterricht eingeschlafen – und sitze, neben meinen Mitschülern, die sich allesamt auf die Lippen beißen und mich auslachen. Ganz großartig!

»Das ist jetzt schon das vierte Mal, dass Sie in einer meiner Stunden einschlafen!« Anklagend fuchtelt Mrs Eliott mit ihren Händen herum.

»Entschuldigen Sie, Mrs Eliott«, murmle ich, während sie nur ihre Lippen spitzt.

Meine Englischlehrerin genießt den Spitznamen Hagrid, weil sie dem Original aus Harry Potter stark ähnelt. Eigentlich fehlt nur der Bart und sie würde als seine Doppelgängerin durchgehen.

»Wenn ich Sie noch einmal beim Schlafen erwische, begleite ich Sie persönlich zu Mrs Sprouse! Schlafen Sie gefälligst nachts, Miss Sinclair, und lassen Sie diese albernen Hokuspokusspielchen!« Angewidert deutet sie auf mein Notizheft, in das ich eigentlich Mitschriften zum Unterricht schreiben soll.

Ich blicke perplex auf das linierte Papier und taxiere skeptisch die Zeichnung zweier Halbmonde, die jeweils in die entgegengesetzte Richtung zeigen und sich an ihren Enden überschneiden. »Ich hab nicht …«

Aber Mrs Eliott rauscht schon wieder ab und beginnt, ihre Ausführungen über Jay Gatsby fortzuführen, in denen sie sich schon seit drei Wochen verliert.

Seufzend betrachte ich die Skizze in meinem Heft. Dieses Symbol habe ich noch nie zuvor gesehen und wie es da reinkommt, ist mir absolut schleierhaft. Vielleicht habe ich es im Schlaf gemalt?

Ein Kichern lässt mich aufblicken. Drei Plätze weiter (die beiden unmittelbar neben mir sind natürlich frei, weil niemand neben einem Außenseiter wie mir sitzen will) wirft mir Zachary Cohen aus seinen braunen Augen spöttische Blicke zu. Er hält sich ein L, geformt aus Daumen und Zeigefinger, an die Stirn. Seine blonden Haare sind an den Seiten kurz, aber oben ein bisschen länger, sodass ihm die welligen Spitzen seines Ponys in die Stirn fallen. Sein Kumpel und Handballkollege, Jack Carter, sitzt neben ihm und grinst mich spöttisch an.

Ich ziehe scharf die Luft ein und wende mich ab. Wut brodelt aus dem Abgrund meines Herzens herauf und jagt durch meine Adern. Ich hasse Zac, seitdem er mich in der neunten Klasse gefragt hat, ob wir zusammen zum Sommerball gehen, um mich dann auflaufen zu lassen. Mag schon sein, dass ich damals ein kleines bisschen in ihn verknallt war und ihm einen Liebesbrief geschrieben habe – den er dann vor all seinen Freunden gelesen und mich anschließend abserviert hat. Und das alles nur wegen einer Wette mit seinen Kumpels. Aber nicht nur das! Bei unserer ersten Begegnung in der siebten Klasse in der Cafeteria, hat er mir absichtlich seinen Pudding über die Hose gekippt. Das hätte ich ihm vielleicht noch verzeihen können, hätte er nicht diese Aktion in der Neunten gebracht. Seitdem ist er wirklich unten durch bei mir. Ich hasse Zac, weil er sich immer wie ein aufgeblasenes Huhn aufspielen muss. Was ich auch sage und tue, Zac muss immer seinen Senf dazugeben und kann mich einfach nicht in Ruhe lassen. Er ist einer dieser perfekten, arroganten, geheimnisvollen Handballjungs der Schule, um den die wildesten Gerüchte kursieren. Vermutlich hat mein Liebesbrief damals sein Ego verletzt, weil Liebesbriefe eben uncool waren, besonders für so einen Typen wie ihn. Jetzt führt unsere daraus entstandene Rivalität regelmäßig zu heftigen Diskussionen, denn wir haben es irgendwie geschafft, wirklich jeden Kurs zusammen zu haben.

Um Zac vor lauter Wut nicht seine Augen auszukratzen, klammere ich mich an meinen Füller. Meine Finger schließen sich so fest um das dünne Gehäuse, dass ich es leicht knacken hören kann. Tief ein- und ausatmend richte ich meinen Blick auf die Zeichnung der beiden Monde in meinem Heft.

Urplötzlich durchzuckt mein Herz ein Ziehen, als versuchten zwei Hände, es auseinanderzureißen. Ich presse meine Hand erschrocken auf meine Brust und versuche, ein Keuchen zu unterdrücken. Gleichzeitig vermischt sich meine Sicht mit Bildern aus meinem Traum und das weiße Auge des Kapuzenjungen blitzt vor mir auf. Zornig starrt er mich an.

»Dunkelheit, erwache«, flüstert er. »Dunkelheit, erwache. Dunkelheit, erwache …«

Durch das Klingeln der Schulglocke zucke ich zusammen. Genauso schnell, wie der Spuk gekommen ist, ist er auch wieder verschwunden, und lässt mich nach Luft ringend auf meinem harten Drehstuhl im Englischraum zurück. Scheiße, verdammt, was ist da gerade passiert? Zitternd streiche ich mir meine blonden Haare hinters Ohr. Ein leichter Schweißfilm überzieht meine Stirn. Als ich erneut zu Zac herüberschiele, um sicherzugehen, dass er meinen kurzen Aussetzer nicht bemerkt hat, erwische ich ihn dabei, wie er mich misstrauisch beobachtet. Überlegt er gerade, wie er mich am besten in die Geschlossene befördern kann? Doch da steht er schon auf und verschwindet in dem Pulk aus Schülern, die ihren freien Nachmittag ansteuern und von denen mir keiner Beachtung schenkt.

Zerstreut suche ich meine Sachen zusammen und will mein Heft zuklappen, als ich seltsame Kringel und Buchstaben bemerke, die plötzlich bei den zwei Monden aufgetaucht sind. Die Buchstaben sehen irgendwie griechisch aus. Zumindest erinnern sie mich an die Zeichen auf den Steintafeln aus Griechenland, die ich bei einem Schulausflug nach Portland in einem Museum gesehen habe. Habe ich die da gerade hineingezeichnet? Vermutlich haben die anderen recht und ich werde allmählich verrückt.

Ich klappe mein Heft zu, stecke mir meine Kopfhörer in die Ohren, schnappe mir meine Tasche und eile als Letzte aus dem Raum auf den Schulflur. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich wirklich ziemlich lange gebraucht habe, um mich von diesem seltsamen Aussetzer zu erholen. Hoffentlich warten Mr und Mrs Coyle nicht mit dem Essen auf mich. Auf eines von Mrs Coyles Experimenten, wie ich ihre Kochversuche liebevoll nenne, bin ich nicht sonderlich scharf.

Vor der Tür wartet niemand auf mich. Meine einzige Freundin, Evin, ist vor zwei Jahren nach New York gezogen und leider haben wir es nicht geschafft, in Kontakt zu bleiben. Seitdem bin ich allein. Mit Evin waren mir die Blicke der anderen egal und auch Zacs nerviges Gehabe ging mir nicht so sehr unter die Haut. Jetzt bringen mich schon allein sein blödes Gestarre und sein überhebliches Grinsen auf die Palme. Aber eigentlich mache ich mir aus den Blicken meiner Mitschüler auch so nichts. Wozu brauche ich Freunde, wenn sie mich sowieso immer dann fallen lassen, wenn ich sie mal brauche? Und selbst wenn ich jemanden finden würde, der sich genauso wie ich für verstaubte Bücher und alte Filme interessiert, gibt es da immer noch die Sache mit den Albträumen, die mich nachts nicht schlafen lassen. Und weil ich oft übermüdet bin, nerven mich viele Sachen. Allen voran oberflächliche Gespräche über das Wetter oder Mrs Eliotts schwere Hausaufgaben über Jay Gatsby. Ich bin ein Niemand. Und ich bin der Welt egal, weil ich ein Niemand bin.

Ich wähle meine Lieblingsplaylist auf meinem Handy aus und drehe die Musik voll auf. In Gedanken versunken eile ich durch die Pausenhalle zum Ausgang bei den Sporthallen. Die Lehrerzimmer liegen in der entgegengesetzten Richtung in einem anderen Flügel und weil heute Freitag ist, fällt der Nachmittagsunterricht aus. Auf den Gängen ist niemand mehr unterwegs. Denke ich. Denn als ich um eine Ecke in einen anderen Flur biege, krache ich geradewegs in einen ziemlich muskulösen Rücken, der sich mit seinen zwei Model-Handlangern über das Handballspiel am Samstag unterhält.

Wie ein nasser Sack Mehl pralle ich von Zacs Rücken ab und segle auf den dreckigen Boden des Schulflurs. Dabei ziehe ich mir die Kopfhörer aus den Ohren, weil sich meine Finger im Kabel verheddern. Mein Heft und meine Bücher, die ich an meinen Oberkörper gedrückt hatte, schlittern ebenfalls durch den Flur. Die Hälfte des Inhalts meiner Tasche fliegt durch die Gegend – und ich lande schwer atmend und nach Luft ringend auf dem Po. Ein eisiger Schmerz frisst sich durch mein Steißbein meinen ganzen Rücken herauf.

Connor und Elijha, Zacs Model-Handlanger alias seine besten Freunde, kichern wie kleine Schulmädchen, während Zac sich nur wütend zu mir umdreht. Unter seinem engen T-Shirt kann ich erkennen, wie er seine Muskeln anspannt. Sein blondes Haar fällt ihm in die Stirn, die Kiefer presst er ärgerlich aufeinander. Seine Finger krallen sich in den Stoff der Schuljacke, die er in der Hand hält, weil es hier drin viel zu stickig ist, um sie zu tragen. Oder wird die Luft nur so unangenehm, weil er mich so seltsam taxiert?

»Na sieh mal einer an, der Langweiler«, kommentiert Connor, der mit seinen strohblonden Haaren und der athletischen Figur die perfekte menschliche Kopie eines Barbie-Kens darstellt. Leider ist er auch genauso hohl in der Birne wie Barbie-Ken.

»Ist schon seltsam, wie die immer genau da auftaucht, wo du bist«, bemerkt Elijha. Trotz seiner achtzehn Jahre steckt er noch voll im Stimmbruch. Heute hat sich seine Stimme dafür entschieden, wie ungeölte Autobremsen zu quietschen.

»Tut mir leid«, bringe ich hervor, ehe Zac etwas sagen kann. »Ich war abgelenkt, das ist alles.«

»Dann solltest du wohl mal deine Augen aufmachen«, knurrt Zac finster und wendet sich ab. »Lasst uns verschwinden, ich hab Hunger.«

Tief ein- und ausatmend blicke ich ihnen hinterher, wie sie kichernd und gackernd abzischen. Wie können Menschen einem nur das Gefühl geben, ganz allein auf der Welt zu sein? Für einen kurzen Moment fühle ich mich wie damals mit fünfzehn, als Zac vor allen meinen Liebesbrief an ihn vorgelesen hat. Jeder hat gelacht.

Zac am lautesten.

Wütend balle ich meine Fäuste, versuche, die Tränen hinunterzuschlucken und all meine Gefühle gegenüber Zac in eine Kiste ganz hinten in meinem Bewusstsein zu verbannen.

Bis plötzlich mein Heft, das aufgeschlagen ein gutes Stück hinter mir liegt, in einem unheimlich grellen Licht zu leuchten beginnt, weshalb ich mich zu ihm umdrehe. Ist es normal, dass Hefte wie aus dem Nichts anfangen zu leuchten? Vermutlich eher nicht.

Auch Zac, Connor und Elijha drehen sich wieder zu mir um und starren mit aufgerissenen Augen mein Heft an, bis das Licht schwächer wird und nur die unschuldige Skizze mit den zwei Monden und den Buchstaben zurückbleibt. Verwirrt wende ich mich von dem Heft ab, um die Jungs zu fragen, ob sie das Leuchten auch gesehen haben, aber bei ihren überraschten Gesichtern bringe ich kein Wort heraus.

»Wow«, höre ich Connor ausstoßen.

»Shit«, quietscht Elijha.

»Dreh dich nicht um, Jenna«, sagt Zac.

Kapitel 2

Ich war noch nie eins von diesen Kindern, die genau das taten, was ihre Eltern von ihnen verlangten. Und da ich von einer Pflegefamilie in die nächste gerutscht bin, bin ich eine Meisterin darin, Anweisungen zu ignorieren. Von so einem aufgeblasenen Huhn wie Zac lasse ich mir also definitiv nicht vorschreiben, was ich zu tun oder zu lassen habe.

Wenn ich mich also dafür entscheide, mich nicht umzudrehen, mache ich das aus freiem Willen und nicht, weil Zac es mir verbietet.

Weil mir jedoch plötzlich ein ziemlich unangenehmer Geruch in die Nase steigt, drehe ich mich nicht um. Es riecht nach Fäulnis, abgestandener Tomatensuppe und Moos. Was auch immer hinter mir ist, stößt anklagend ein Schnauben aus. Und dann höre ich irgendetwas poltern.

»Diese Narren gehören uns!«, wettert eine metallene Stimme. Etwas trabt an mir vorbei, sodass ich erschrocken zur Seite weiche und mit dem Rücken gegen die Spinde knalle. Mein Herz rast wie verrückt, meine Fingerspitzen werden schwitzig.

Direkt auf die Jungs zuhaltend trabt ein Kamel an mir vorbei. Zumindest glaube ich, dass es ein Kamel ist, weil mir kein anderes Tier mit zwei Höckern einfällt. Allerdings ist es unnatürlich schwarz und hinterlässt staubige Hufabdrücke auf dem Schulflur. Als ich genauer hinsehe, erkenne ich, dass seine Beine nur aus dünnen Knochen bestehen, die von einem schwarzen Schimmer umgeben sind. Nein, Moment. Alles an diesem Ding besteht aus schwarz schimmernden Knochen! Zwischen den Höckern sitzt ein Ritter, der ein Schwert zum Kampf erhoben hat. Sein schwarzer Umhang, auf den eine rote Fratze aufgestickt ist, flattert wie eine wehende Fahne hinter ihm her. Die dunkelrote Feder, die er als Kopfschmuck auf seinem Helm trägt, wippt im Trab des Zombiekamels mit. Sein Schwert funkelt in einem angsteinflößenden Blutrot. Fassungslos starre ich den Ritter an, der nun auf die Jungs zustürmt.

»O verdammt«, höre ich Connor zischen.

Als ich es schaffe, meinen Blick von dem Ding zu lösen, sehe ich gerade noch so, wie Connor eine ebenfalls rot schimmernde Klinge aus seinem Stiefel zum Vorschein bringt. Was zur Hölle geht hier gerade ab?

»Nicht schon wieder einer dieser Dämonen«, stöhnt Elijha, der unter seiner Jacke eine Machete hervorzieht.

Wo kommt die denn jetzt auf einmal her? Hatte er die die ganze Zeit in seinem Unterhemd stecken?

»Das ist der einarmige Erec«, murmelt Zac, der sich zwar nicht bewegt, aber auch nicht sonderlich überrascht wirkt. Seine Wangen sind gerötet, sein Haar steht in alle Richtungen ab. Er sieht wild und unbändig aus. Als wisse er ganz genau, was zu tun ist. Kurzerhand schmeißt er seine Bright-Stars-High-Jacke auf den Boden und ballt die Fäuste. Elijha sieht zwischen seinen Freunden hin und her, als wolle er etwas sagen, aber plötzlich hat der Ritter die drei erreicht und treibt sie auf seinem Zombiekamel auseinander. Mit einer gekonnten Drehung weicht Elijha der Schwertklinge aus, aber der Ritter dreht ab und hält als Nächstes auf Zac zu.

»Ich bin der einarmige Erec!«, zischt die metallene Stimme des Ritters, während er sein Schwert schwenkt. »Ich bin dazu bestimmt, Feinde zu töten!«

»Lenkt ihn ab, ich hole einen Spiegel«, brüllt Zac, der sich mit einem Sprung unter Erecs rot schimmernder Klinge hinwegduckt, sich abrollt und einige Meter hinter ihm schlitternd zum Liegen kommt. Elijha und Connor wirbeln federleicht um Erec herum und als Connor in Richtung Turnhalle läuft und Erec die Verfolgung aufnimmt, jagt Elijha mit seiner Machete hinter ihnen her.

Fassungslos starre ich auf die Stelle, an der Erec vor ein paar Sekunden noch gestanden hat, während Zac sich auf die Beine hievt und zornig auf mich zurennt. Passiert das gerade wirklich? Ist da ein … ein Dämon aus meinem Englischheft gesprungen? Und das alles nur, weil ich unterbewusst, im Schlaf, zwei Halbmonde und ein paar griechische Buchstaben auf die Linien gekritzelt habe?

»Du warst das, oder?«, zischt Zac, als er vor mir stehen bleibt.

Shit, er glaubt es auch.

»Du hast den Dämon beschworen! Willst du uns umbringen, oder was?«

Ich würde ihm liebend gerne sagen, dass ich alles Recht der Welt dazu hätte, aber über meine bebenden Lippen schleicht sich kein einziger Ton. Stattdessen versuche ich, mich auf irgendetwas zu konzentrieren, das mir dabei hilft, die Panik wieder zurückzudrängen, die meinen Körper ganz schwer werden lässt.

Anklagend hebt Zac mein Heft mit der Skizze auf. »Jenna-Phiona«, stößt er drohend aus. Leider ist es seine Angewohnheit, mich mit meinem vollen Namen anzusprechen, wenn er mal wieder besonders wütend auf mich ist. Auch wenn ich keine Ahnung habe, woher er meinen vollen Namen eigentlich kennt, weil mich absolut niemand so nennt – mit Ausnahme von ihm. »Warum hast du das getan?«

Nach Luft ringend starre ich ihn an. Ich atme so schnell, dass sich bereits kleine schwarze Punkte an den Rand meines Sichtfeldes fressen und ich komplett vergesse, wie man überhaupt spricht.

Frustriert knurrend lässt Zac das Heft wieder sinken, bückt sich zu mir herunter und beginnt, den Inhalt meiner Tasche zu durchforsten, während ich Erec, Connor und Elijha irgendwo im Rest der verlassenen Schule schreien höre.

»Was tust du da?«, bringe ich schließlich heraus, als er den Inhalt meiner Tasche auszuräumen beginnt.

»Ich suche einen Spiegel. Ihr Mädchen habt doch immer einen Spiegel dabei.« Aber dann hält er inne und starrt mich ausdruckslos an. »Ach, ich vergaß, du bist ja kein Mädchen.«

Sein blöder Kommentar reicht aus, um mich zurück ins Hier und Jetzt zu schleudern. Sofort ist die Wut zurück.

»Arsch«, presse ich heraus und robbe mit schweren Gliedern auf ihn zu, um ihm meine Tasche aus der Hand zu reißen. Mit spitzen Fingern fische ich meinen kleinen rosa Taschenspiegel aus meinem Kosmetikbeutel und halte ihn Zac hin.

»Nächstes Mal solltest du besser auf deinen dämonischen Freund aufpassen, Hexe«, knurrt er, krallt sich an mein Handgelenk und zerrt mich auf die Füße.

»Ich bin keine Hexe!«, erwidere ich pampig und reibe mir über die Stelle, an der er mich gepackt hat. Zacs kantiges Gesicht mit den hohen Wangenknochen blitzt vor mir auf. Zum ersten Mal, seitdem wir uns kennen, ist er mir so nah, dass ich die feinen grauen Sprenkel in seinen braunen Augen erkennen kann. Wie Sternenstaub am Nachthimmel.

»Wenn dieses Ding nicht gerade auf uns losgegangen wäre, wäre es mir so was von egal, was du bist oder nicht bist. Aber wenn du es noch einmal wagst, mich oder meine Freunde zu bedrohen, zeige ich dir, wie mächtig wir Wächter wirklich sind!« Seine Stimme klingt nicht laut oder schrill. Seine Wut ist beißend, leise und gefährlich. Er kneift die Augenbrauen zusammen, bis eine leichte Falte über seinem Nasenrücken entsteht, und ballt die Hände wieder zu Fäusten.

»Ich hab dieses Ding nicht gerufen«, erwidere ich lahm und schmecke die bittere Verzweiflung aus meiner Stimme heraus.

»Ach, und der Dämon hat sich einfach mal so dazu entschieden, aus der Hölle herausspaziert zu kommen«, wettert Zac anklagend. »Natürlich. Weil dunkle Magie ja so funktioniert. Wer reitet so spät durch Nacht und muffeligen Wind? Es ist der einarmige Erec, vor einem Schulspind. Hast du überhaupt eine Ahnung, was das Vieh anrichten kann?«

Aber natürlich weiß ich das! Nicht.

»Was hast du eigentlich damit zu tun?«, frage ich, nicht weniger anklagend und pampig als er, und deute wahllos in den Teil des verlassenen Schulflurs, in dem sich die anderen gerade befinden müssten. »Bist du so eine Art Geisterjäger? Spielen du und deine Handlanger Ghostbusters nach?«

Entrüstet schnappt Zac nach Luft. »Das kann doch nicht wahr sein!«, donnert er schon wieder und schüttelt fassungslos seinen Kopf. »Totenwächter sind doch keine Ghostbuster!«

Plötzlich stürmt Connor an uns vorbei und kommt schwer atmend nur einige Meter von uns entfernt zum Stehen, weshalb Zac seinen Wutanfall nicht weiter vertieft und mich nur noch einmal wütend anfunkelt.

»Der ist zäh«, japst Connor und stützt seine Hände auf seinen Knien auf, während er nach Luft ringt.

Bevor auch nur einer von uns etwas erwidern kann, höre ich auch schon das Trappeln des Zombiekamels. Als der einarmige Erec, das Schwert noch immer erhoben, um die Ecke biegt, stockt mir der Atem und ich weiche erschrocken einige Schritte zurück, bis ich mit dem Rücken abermals gegen die Spindtür knalle. Dem Kamel fehlt das Fell am Kopf. Der blanke Schädelknochen blickt mir entgegen und die Augen gleichen schwarzen Löchern, die mir eine kalte Gänsehaut über die Arme jagen.

Zac zückt meinen Taschenspiegel und sieht von Connor zu Elijha, der hinter Erec um die Ecke biegt und auf ihn zuhält. »Bist du so weit, Elijha?«, brüllt er durch den Flur. Das Blut beginnt in meinen Ohren zu rauschen, weshalb ich Elijhas Antwort nicht mehr höre. Während das Rauschen sich mit dem Klopfen meines Herzens vermischt, springt Elijha hinter dem Ritter in die Luft und rammt ihm seine rot schimmernde Machete in den Rücken. Der einarmige Erec schreit auf, und das so laut, dass der Schrei das Rauschen und Klopfen in meinen Ohren übertönt.

Dann stellt sich Zac, den Spiegel vor sich haltend, dem Ritter gegenüber. »Dunkelheit, erlisch«, ruft er. Seine dunkle Stimme formt eine eigenartige Singsangmelodie, so als würde er einen Psalm beten. »Weiche dem Licht, auf dass es Tag werden möge!«

Abermals stößt der Ritter ein furchtbares Bellen aus, bevor er sich in einen Regen kleiner schwarz glühender Funken auflöst. Angezogen von dem Spiegel schwirren sie auf Zac zu, der, die Augen zusammengekniffen, den Taschenspiegel mit ausgestreckten Armen vor sich hält. Mit einem Knistern und Knirschen verschwinden die Funken im Spiegel. Schwer atmend klappt Zac ihn zu und hält ihn mir hin.

»Hier, dein Dämon«, knurrt er, während ich ihn nur fassungslos anstarre, als hätte er soeben ein Heilmittel gegen Krebs erfunden. Er hingegen tut so, als wäre es das Einfachste auf der ganzen Welt gewesen. »Lass ihn nicht fallen, sonst geht Erec wieder spazieren.«

Angewidert verziehe ich den Mund. »Ich will dieses Ding nicht«, flüstere ich. »Du kannst es behalten.«

»Das war so unfassbar cool«, jubelt Elijha, was mit seiner Piepsstimme eher wie das verzückte Kreischen eines Kindes klingt. »Der Hohepriester gibt uns bestimmt Extrapunkte, wenn er erfährt, was wir getan haben.«

Also ist das Ganze tatsächlich passiert und nicht nur Einbildung gewesen? »Warum hast du den einarmigen Erec beschworen, Jenna?«, fragt Connor. Er, Zac und Elijha treten einige Schritte auf mich zu, als hätten sie ihren gemeinsamen Auftritt einstudiert, während ich mich immer weiter gegen die Spinde in meinem Rücken presse. Seit wann können die drei so bedrohlich gucken?

»Und vor allem, wie hast du das geschafft?« Zac verschränkt seine Arme vor der Brust.

Schluckend zupfe ich am Kragen meines Pullis herum und ziehe dann die Ärmel meiner Jeansjacke ein bisschen weiter über meine Finger. Auf einmal wird mir ziemlich schlecht und ich bin mir nicht sicher, ob sich meine Beine nicht gerade spontan in gekochten Spargel verwandeln.

»Wie beschwört man denn einen Dämon?«, frage ich unsicher. Je weiter sie mich einkesseln, desto seltsamer fühle ich mich.

»Das fragen wir ja dich«, hält Zac dagegen.

»Zac, nur Hexen können Dämonen beschwören. Für mich ist die Sache eindeutig«, wirft Elijha mit einem Kopfnicken in meine Richtung ein.

»Aber Hexen riechen anders«, kontert Connor. Die Konversation geht wie ein Ping-Pong-Spiel hin und her. Nur, dass das Thema mit Abstand das Absurdeste ist, über das ich jemals geredet habe.

»Außerdem hat sie kein Mal auf der Wange«, meint Zac, stutzt dann aber und legt mir seine Finger ums Kinn. »Oder vielleicht ist es nur abgedeckt?«

»Sag mal, geht’s noch?«, herrsche ich ihn an und entziehe mich seinem Griff. Dabei knalle ich mit dem Kopf gegen eine Spindtür und ziehe zischend die Luft ein. »Ich bin weder eine Hexe noch eine Dämonenbeschwörerin oder ein Alien oder so was«, verteidige ich mich. »Ich bin einfach nur ich!« Unter den prüfenden, durchdringenden Blicken der drei Jungs vor mir brennen Tränen in meinen Augen.

»Was ist dann passiert? Hier ist weit und breit keine Hexe und du bist es offensichtlich auch nicht«, meint Zac schroff. Seine Stimme ritzt mir wie ein Messer in die Haut.

»Genau. In Blue Forest gibt es schon seit 1919 keine Hexen mehr. Grandpa William war der letzte Hexenjäger und hat sie alle ins Loch gebracht«, informiert mich Connor und klingt dabei sogar ein bisschen stolz.

Mittlerweile bin ich mir ziemlich sicher, dass das hier nur ein schlechter Scherz ist. Schluckend richte ich meinen Blick auf Zac, der bei Connors Kommentar nur die Augen verdreht und seufzt.

»Und ihr seid ganz sicher, dass ihr das gerade auch gesehen habt? Diesen Ritter auf diesem Zombiekamel?« Meine Stimme klingt ungewöhnlich hoch in meinen Ohren. Habe ich das gerade wirklich ausgesprochen? Mein Magen zieht sich zusammen und meine Gedanken wirbeln durcheinander. Bereits mehrere Psychologen haben mich als psychisch instabil beschrieben. Ist das gerade womöglich der erste Schritt in Richtung Geschlossene?

»Ach, Dämonen der zehnten Reihe sind nur beleidigte Schreckgespenster, die aus ihren Schlössern geflogen sind«, meint Elijha achselzuckend. »Sag uns jetzt lieber, was passiert ist. Ich will nicht zu spät zur AoD kommen.«

Vielleicht ist Elijha ja auch derjenige, der auf dem Weg in Richtung Geschlossene ist, und ich bin in Wirklichkeit die einzig Vernünftige hier.

»Okay«, stoße ich hervor und versuche, mich irgendwie zu beruhigen, um möglichst schnell alles zusammenzufassen. Deshalb rattere ich die Ereignisse, angefangen damit, dass ich in Mrs Eliotts Unterricht eingeschlafen bin, so rasch herunter, wie die Frau aus den Nachrichten die Lottozahlen. Außer Atem komme ich zum Schluss und sehe vermutlich genauso erbärmlich aus, wie ich mich fühle. Klein, unbeholfen, vollkommen verrückt.

Hingegen meiner Erwartungen lacht weder Zac noch einer seiner Handlanger. Nein, schlimmer. Sie sehen ernsthaft besorgt aus.

»Das ist kacke«, meint Connor zähneknirschend. Elijha verzieht mitfühlend sein Gesicht, als habe er gerade die Pest bei mir diagnostiziert. Zac sieht aus, als hätte er den Teufel persönlich gesehen. Das mit dem Geist ist ja wohl eine andere Geschichte …

»Das ist übel, Jenna-Phiona«, murmelt er, während er sich am Nacken kratzt. »Du solltest mitkommen. Wenn du wirklich keine Ahnung hast, wie du den Dämon beschworen hast, muss Blanche herausfinden, was für eine Magie du besitzt.«

Bitte was?

»Magie gibt es nicht«, spucke ich aus. »Und selbst wenn, bin ich vermutlich der unmagischste Mensch auf der ganzen Welt. Außerdem … warum sollte ich dir trauen?«

Das Funkeln in Zacs Augen verrät mir, dass er genau das Gleiche denkt wie ich.

»Wusstest du, dass jedes Lebewesen aus explodierten Sternen besteht?«, fragt er stattdessen und das so feinfühlig und sanft, dass mir vor lauter Verblüffung der Mund offen stehen bleibt. Der raue, dunkle Ton gräbt sich direkt in mein Herz.

»Wir sind alle magisch, Jenna. Nur wirkt sich Magie bei jedem anders aus.«

»Du solltest wirklich mitkommen«, meint Connor zustimmend und klingt ebenfalls um einiges sanfter, als es für ihn normal ist.

Okay, die drei sind doch verrückt. Magie? Dämonen? Das gerade ist bestimmt nur einer ihrer billigen Tricks gewesen, um mich später wieder vor der ganzen Schule blamieren zu können! Oder sie bringen mich direkt in die Klinik.

»Danke, ich verzichte«, zische ich und drücke mich an ihnen vorbei, um meine Sachen aufzusammeln.

»Wie du meinst«, brummt Zac. Schlagartig klingt seine Stimme wieder so kalt und emotionslos wie sonst auch. »Aber behaupte später ja nicht, wir hätten dich nicht gewarnt!«

Kapitel 3

Das Haus der Coyles, meiner aktuellen Pflegefamilie, befindet sich nur zwei Querstraßen von der Schule entfernt in einem ruhigen und gepflegten Stadtteil unserer Kleinstadt.

Aufgrund meiner Albträume und Schlafstörungen bin ich öfter als mir lieb war von einer Familie in die nächste gerutscht, weil so gut wie niemand mit meinem ständigen Schreien und meiner Nachtaktivität umgehen konnte. Glücklicherweise wohnten die letzten drei Familien alle in Blue Forest und Umgebung, sodass ich nur noch ein weiteres Mal die Schule wechseln musste und nicht mehr so oft wie früher. In jeder neuen Pflegefamilie bin ich zu einem neuen Psychologen geschickt worden. Von jeder neuen Pflegefamilie wurde ich für verrückt erklärt, weil ich mich nicht mehr an das, was passiert ist, erinnern kann. Keiner hat sich die Mühe gemacht, mich bei sich zu behalten. Ich war ihnen immer egal. Meinen Pflegeeltern und auch der Welt. Bisher, denn die Coyles sind recht nette ältere Leute, die nachts glücklicherweise ihre Hörgeräte herausnehmen und die es nicht stört, wenn ich unruhig durchs Haus tigere oder dass ich mich nicht daran erinnere, wie das mit den Träumen anfing, oder daran, was mit meinen Eltern passiert ist. Manchmal kocht mir Mrs Coyle morgens um vier Kakao mit Zimt und wir sitzen zusammen auf dem geblümten Sofa. Dann erzählt sie mir Geschichten aus der Nachkriegszeit und wie sie als kleines Mädchen in Deutschland auf den Vorplätzen der Zechen gespielt hat und wie das Leben im Ruhrgebiet war. Mr Coyle hingegen ist eher ruhig und zurückhaltend und erzählt nur beim Abendessen ab und zu davon, wie er als Gastarbeiter auf einer Zeche Mrs Coyle bei einem Grillfest kennengelernt hat.

Bis jetzt habe ich mich bei den Coyles aufgehoben gefühlt. Wie ein Teil einer Familie. Doch als ich das Gartentor aufschiebe und den Kiesweg zur Veranda entlanggehe, beschleicht mich das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Als ginge hier etwas nicht mit rechten Dingen zu. Aber vermutlich ist das nur der Nachhall des Zweifels, der an meinem Herzen nagt. Ein kleiner Teil von mir glaubt nicht daran, dass Zac und seine Handlangerfreunde mich einfach nur hereingelegt haben.

Was, wenn es wirklich passiert ist?

Was, wenn ich tatsächlich einen Dämon beschworen habe?

Andererseits ist das doch kompletter Quatsch! Geister, Dämonen, dunkle Magie … Das gibt es doch alles nicht! Ich sollte dringend etwas mehr schlafen.

Ich schiebe die Haustür auf, schmeiße meine Schlüssel in die kleine Schale auf der Kommode neben der Küchentür und streife meine Jeansjacke ab. Erst jetzt merke ich, dass mein Magen knurrt. Dieser Vorfall hat mir doch mehr zugesetzt, als ich dachte. Hoffentlich hat Mrs Coyle noch ein paar dieser Mettwürstchen im Kühlschrank, damit ich nicht eines ihrer Kochexperimente herunterwürgen muss.

Aber die alte Küche ist leer. Es riecht weder angebrannt noch steht ein Topf auf dem Herd. Komisch. Schulterzuckend wende ich mich dem Kühlschrank zu und durchforste ihn nach meinen geliebten Mettwürstchen. Als ich die Tür nach erfolgreicher Suche wieder schließe, steht auf einmal jemand in der Küchentür.

Erschrocken zucke ich zusammen und stoße einen leisen Schrei aus. Doch dann erkenne ich Mrs Coyles grauen Lockenkopf und die geblümte Schürze.

»Mrs Coyle«, bringe ich erleichtert hervor und zwinge mich zu einem Lächeln. »Alles in Ordnung? Sie haben mich ziemlich erschreckt.«

Doch als sie mich hinter ihren dicken Brillengläsern anblickt, rutscht mir das Lächeln aus dem Gesicht. Die Mettwürstchen, die ich in der Hand halte, fallen zu Boden.

Mrs Coyles Augen strahlen in dem gleichen Weiß wie die des Jungen aus meinem Traum. Doch ihre turmalinschwarzen Pupillen taxieren mich bis auf den Grund meiner Seele – so intensiv ist ihr Blick. Intensiv und hasserfüllt.

In ihrer Hand hält sie ein langes, scharfes Fleischmesser.

»Weißes Blut muss vernichtet werden«, stöhnt sie. Ihre Stimme klingt undeutlich verzerrt, als würde sie durch ein kaputtes Mikrofon sprechen. »Weißes Blut muss sterben.«

Augenblicklich überziehen sich meine Handflächen mit einem kalten Schweißfilm. Blanke Panik schießt durch meine Adern und friert für einige Atemzüge meine Muskeln ein. Mrs Coyle baut sich zwischen der Theke und der Tür auf, sodass mein einziger Ausweg der über die Arbeitsfläche der Theke ist, sollte sie mich tatsächlich angreifen.

»Mrs Coyle?« Meine Stimme klingt unnatürlich dünn und gepresst. »Wovon sprechen Sie?«

»Weißes Blut«, flüstert sie. »Muss. Sterben.«

Plötzlich schießt sie nach vorne, das Fleischmesser direkt auf mich gerichtet. So eine schnelle Reaktion habe ich von ihr nicht erwartet. Wo kommt diese Beweglichkeit auf einmal her? Normalerweise humpelt Mrs Coyle und ist wegen ihres kaputten Rückens nicht besonders schnell.

Panisch suche ich nach einem Fluchtweg, als mir plötzlich eine Idee kommt. Geistesgegenwärtig drücke ich meinen Rücken gegen die Arbeitsplatte und reiße die Tür des Kühlschranks auf, sodass Mrs Coyle dagegen klatscht und zu Boden fällt. Ich greife nach dem Messer, schleudere es über die Küchentheke zum Essbereich und hechte um Mrs Coyle herum, die sich kreischend aufrappelt.

»Weißes Blut! Weißes Blut!«, kreischt diese. Als ich es bereits fast aus der Küchenzeile herausgeschafft habe, packt sie mich am Fußgelenk und hält mich zurück.

Mrs Coyles Augen sind verdreht und blutunterlaufen. Grünlicher Schaum quillt aus ihrem Mund, während sie immer schriller die Worte »Weißes Blut!« schreit.

Panisch versuche ich, sie von mir wegzutreten, aber sie lässt mich nicht los, also verpasse ich ihr ebenfalls schreiend einen Tritt gegen ihr Kinn. Stöhnend gibt sie mich frei und ich flüchte aus der Küche und in den Flur. Hektisch schließe ich die Tür, lehne mich mit dem Rücken gegen sie und blicke mich nach etwas um, mit dem ich Mrs Coyle den Weg versperren kann, damit sie mir mit ihrer neu gewonnenen Schnelligkeit nicht folgen kann. Kurzerhand zerre ich an der Kommode und versuche, sie zu mir zu ziehen. Plötzlich wirft sich Mrs Coyle von innen gegen die Küchentür, sodass ich erschrocken zusammenzucke. Schweiß rinnt mir über die Stirn, ich spüre, wie meine Wangen heiß werden. Zitternd versuche ich, meinen stockenden Atem unter Kontrolle zu bekommen. Die Kommode quietscht, als ich es endlich schaffe, sie über die Holzdielen zu schleifen. Ich habe sie ungefähr zur Hälfte vor die Tür gezogen, als Mrs Coyle sich ein weiteres Mal von innen gegen das Holz wirft. Meine Gedanken zerstreuen sich, ich muss mich zusammennehmen, nicht an zehn Dinge gleichzeitig zu denken.

Als die Kommode endlich die Tür komplett versperrt, angle ich mein Handy aus der Hosentasche. Meine Finger beben, während sie über das Display fliegen. Ich brauche mehrere Anläufe, bis ich es endlich schaffe, meine Kontakte zu öffnen und den richtigen zu finden. Dann öffne ich die Haustür und hechte mit dem Telefon am Ohr durch den Vorgarten auf die Straße, verfolgt von dem paranoiden Gedanken, Mrs Coyle könnte jeden Moment durch die Tür brechen.

»Wer ist da?«, knurrt Zac, als er abnimmt.

»Zac?«, keuche ich, während ich über den heißen Asphalt sprinte. »Ich brauche deine Hilfe!«

Ich kann hören, wie er seufzt. »Hatte ich nicht gleich gesagt, dass du mitkommen sollst?«

***

»Wir werden sie töten müssen«, murmelt Zac, als er vorsichtig durch das Küchenfenster lugt.

Ich bin zunächst bis an die Ecke zum Stadtpark an der Hauptstraße gerannt, aus Angst, Mrs Coyle könnte mich verfolgen. Meine Lungen fühlen sich selbst jetzt, eine halbe Stunde später, noch an, als würden sie jeden Moment explodieren. Dafür, dass ich absolut untrainiert bin und die Hauptstraße einen Kilometer vom Haus der Coyles entfernt ist, bin ich die Strecke ganz schön schnell gelaufen. Fast bin ich sogar ein bisschen stolz auf mich. Aber eben auch nur fast. Denn die Angst und die Verwirrung, die mich die letzte halbe Stunde starr geradeaus auf das kleine Café gegenüber dem Stadtpark haben starren lassen, dominieren noch immer meine Gefühlslage. Zurecht, wie ich finde.

Viel zu spät hat Zac mich dann mit seinem klapprigen Passat aufgegabelt und zurück zum Haus der Coyles gefahren. Seitdem hat er nicht mehr aufgehört, mürrisch zu schauen.

»Töten?«, frage ich mit großen Augen.

Wir hocken auf der Veranda unter dem Küchenfenster, Zac schielt gelegentlich durch die Scheibe in die Küche, in der Mrs Coyle noch immer festsitzt und ab und zu vor sich hin knurrt. Zum Glück ist das Fenster zu schmal, als dass sie sich hindurchquetschen könnte.

»Du weißt ja wirklich gar nichts«, murmelt Zac genervt. Sein blondes Haar steht, wie vorhin schon, in alle erdenklichen Richtungen ab. Vielleicht wittert es das Abenteuer und beschließt dann, ein Eigenleben zu entwickeln? Oder habe ich ihn vielleicht gerade bei einem mittäglichen Schäferstündchen mit irgendeiner menschlichen Barbie gestört? Seiner Laune nach zu urteilen würde es mich nicht überraschen.

»Oh, tut mir leid, dass ich nicht erst eine komplette Enzyklopädie verschlucken konnte, bevor ich dich angerufen habe«, erwidere ich schnippisch. »Ich war zufälligerweise damit beschäftigt, mein Leben zu retten.«

Seufzend starrt er mich an. »Glaub mir, so leicht stirbt man nicht.«

»Ist mir egal. Ich hänge an meinem Leben.«

Wütend fährt Zac zu mir herum. »Kannst du einfach mal deine Klappe halten? Vielleicht schaffe ich es dann, die dunkle Seele aus deiner Oma wieder herauszulösen. Aber das funktioniert nur, wenn du jetzt still bist«, herrscht er mich an.

Die Seele herauslösen? Will er mich jetzt gerade ernsthaft verarschen?

»Okay, also ein Ghostbuster bist du nicht«, stelle ich lakonisch fest. »Bist du dann so was wie ein Superheld? Captain America, nur ohne diese Strumpfhosen?«

Stöhnend kneift er sich in die Nasenwurzel und schließt die Augen. Ich kann sehen, wie sich seine Schultern ganz langsam heben und senken.

»Jenna-Phiona«, zischt er genervt und ziemlich bedrohlich, »ich sag es jetzt ein letztes Mal: Halt. Deine. Klappe!«

Kleinlaut presse ich die Lippen aufeinander, verschränke meine Arme vor meiner Brust und blicke ihn finster an. Irgendetwas an der Art und Weise, wie er meinen Namen gerade ausgesprochen hat, lässt mich innehalten und ihn einfach machen lassen. Wie eine Art Zügel, die er anzieht, um mich zu beruhigen und zum Stehen zu bringen.

Erneut lugt er durch das Küchenfenster, seufzt dann und lässt sich neben mich auf die Holzbalken der Veranda sinken.

»Okay, na schön. Dunkle Seelen haben andere Ankerpunkte als helle Seelen«, murmelt er vor sich hin, während er sich seine Schläfen massiert. »Aber das kriege ich hin.«

Plötzlich blickt er mich an und das Funkeln in seinen Augen, die Art, wie er den Kopf leicht nach rechts gebeugt hält, hat etwas Vertrautes an sich, das mich stocken lässt. Aber so schnell, wie der Ausdruck gekommen ist, ist er auch schon wieder verschwunden und Zacs Augen blicken mich mit dem klaren, kalten Blick an, wie ich ihn jeden Tag auf dem Schulflur oder in den Kursen zu sehen bekomme.

»Ich werde dir nur helfen, wenn du anschließend mit mir mitkommst«, meint er. Seine Stimme, die für gewöhnlich so spitz wie Messerklingen ist, klingt nun überraschend weich. Mehr wie ein stumpfes Buttermesser …

»Warum sollte ich das tun?«, frage ich, weil ich es ziemlich absurd finde, dass ich ihm auf einmal vertrauen soll.

»Jenna, denk doch mal nach.« Er deutet über seine Schulter zur Küche. »Erst die vermeintlich unabsichtliche Dämonenbeschwörung und jetzt eine dunkle Seele, die deine Großmutter in Besitz nimmt? Hier ist dunkle Magie am Werk und wenn ich dir glauben soll, dass du absolut keinen Plan hast, was hier los ist, dann musst du mir glauben, wenn ich dir sage, dass es hier nicht sicher für dich ist.«

Zu meinem Missfallen klingt das irgendwie einleuchtend, aber natürlich würde ich Zac niemals offen zustimmen.

»Ist sie auch von einem Dämon besessen?«, frage ich deshalb, um nicht doch den Eindruck zu erwecken, ich würde ihm zustimmen.

»Nein. Dämonen sind eine andere Manifestation von dunkler Magie. Sie entsteht aus Seelen, die ihren Platz nicht finden können und manchmal manifestieren sie sich zu dunklen Seelen, die, von einem Gedanken einer Leitfigur geleitet, nur Unheil und Böses anrichten.«

Ja, natürlich. Warum bin ich da nicht schon eher draufgekommen?

»Okay. Und, jetzt nur mal rein hypothetisch, du würdest die dunkle Seele aus ihr herausbekommen … musst du sie dafür wirklich töten?« Können wir nicht einfach warten, bis sie wieder ganz normal wird und sich die Seele dazu entschließt, sich einfach jemand anderen zu suchen?

»Das ist der einfachste Weg«, meint Zac zähneknirschend. »Um dunkle Seelen zu lösen, braucht man viel Kraft, wenn man von ihr nicht in den Geistergürtel gezogen werden will.« Seine Antwort klingt eindeutig.

Flehend blicke ich ihn an. »Bitte, Zac. Kannst du es nicht versuchen?«

Seufzend richtet er sich auf. »Habe ich eine andere Wahl?«, flüstert er leise. Er hält mir seine Hand hin. »Na schön, aber ich kann nichts versprechen. Und du musst mir helfen.«

Zustimmend nicke ich, ergreife seine Hand und lasse mich von ihm nach oben ziehen. »Ist gebongt. Was soll ich tun?«

Er antwortet mir nicht, bis wir im Flur stehen. Die Küchentür ist oberhalb der Kommode eingetreten. Offensichtlich hat Mrs Coyle es nicht geschafft, die Kommode wegzuschieben.

»Wenn ich sie k. o. geschlagen habe, musst du mich festhalten«, meint Zac und klingt dabei, als wäre das das Einfachste auf der ganzen Welt. »Einfach nur festhalten, damit ich nicht abrutsche.«

Das bekomme ich definitiv hin. Na ja, das hoffe ich zumindest.

»Das klingt, als hättest du einen Plan?«

Zac und ich blicken uns an. Seine braunen Augen mit den grauen Sternenstaubsprenkeln funkeln geheimnisvoll und mich beschleicht das Gefühl, als blicke er mir direkt bis auf den tiefsten Abgrund meiner Seele. Die Art und Weise, wie er mich ansieht – fremd, vertraut, kalt, aber auch besorgt –, beschleunigt meinen Herzschlag. An das Prickeln, das durch meine Adern rauscht, könnte ich mich glatt gewöhnen.

Okay, das ist definitiv der Beweis dafür, dass ich allmählich durchdrehe. Also wirklich durchdrehe. Dass mein Herz so schnell schlägt, liegt bestimmt bloß an der Aufregung.

»Nein, um ehrlich zu sein, habe ich zum ersten Mal keinen Plan«, gesteht er achselzuckend. »Aber Connor hat auch nie einen Plan und egal, was er macht, er schafft es trotzdem.« Seine Lippen verziehen sich zu einem breiten Grinsen, bei dem er seine gerade Nase ein Stückchen weiter nach oben in die Luft reckt.

»Und wie schafft er es, Dinge zu schaffen, ohne einen Plan zu haben?«

»Selbstvertrauen, Jenna. Das, was wir vorhaben, ist ziemlich anstrengend und gefährlich, aber nicht vollkommen unmöglich. Das haben schon Wächter mit weniger Deaths geschafft als ich.«

Na, solange zumindest einer von uns daran glaubt, dass das hier gut ausgeht, ist ja alles in Butter.

»Kann ich mir die da ausborgen?« Zac deutet auf die hohe Porzellanvase mit Tigeraufdruck, die neben der Eingangstür steht und als Schirmständer dient. Schulterzuckend nicke ich, stelle seine Bitte aber nicht infrage.

»Gut, dann können wir ja loslegen. Schieb die Kommode zur Seite und mach die Tür auf, um den Rest kümmere ich mich.« Er stellt sich wie ein Batter beim Baseball hin, die Vase an der Öffnung gepackt und sie wie einen Schläger haltend. Das feurige Funkeln in seinen Augen und die Röte auf seinen Wangen erinnern mich an vorhin, als er im Schulflur dem einarmigen Erec gegenübergetreten ist und so wild und frei ausgesehen hat. Genauso sieht er jetzt auch wieder aus.

»Worauf wartest du, Jenna-Phiona? Die Kommode schiebt sich nicht von selbst weg.« Auffordernd nickt er in Richtung Kommode.

»Übertreib’s nicht«, knurre ich mit zusammengekniffenen Augen. Bei seinem herablassenden Tonfall schrillen bei mir alle Alarmglocken. Aber auf einen erneuten Streit habe ich wirklich keine Lust, vor allem, weil er sich jede Sekunde dazu entschließen kann, die Vase wieder hinzustellen und zu gehen. Deshalb schiebe ich murrend die Kommode von der Tür weg und muss mir immer wieder den Schweiß von der Stirn wischen. Die Augustsonne scheint direkt durch die Fensterscheiben der Eingangstür in den Flur und hier drin ist es abartig heiß.

Hinter der Küchentür grunzt Mrs Coyle immer wieder, macht aber keine Anstalten, sich der Tür noch einmal zu nähern. Durch das Loch, das sie in das dunkle Holz geschlagen hat, kann ich sehen, wie sie von einer Seite der Küche zur anderen watschelt. Einmal meine ich sogar, das Fleischermesser in ihrer Hand aufblitzen zu sehen.

Keuchend wische ich mir meine schwitzigen Hände an meiner Jeans ab und greife dann nach der Türklinke. Zac nickt mir auffordernd zu.

Dann ziehe ich die Tür auf.

Sofort fängt Mrs Coyle an zu schreien. »Weißes Blut, weißes Blut!«, kreischt sie, immer und immer wieder, bis mir die zwei Wörter wie ein Ohrwurm im Kopf herumkreisen.

Zac hält die Vase nur noch mit der linken Hand, macht zwei lange Schritte auf Mrs Coyle zu und schlägt ihr mit rechts das Messer aus den Fingern. Klirrend fällt es zu Boden. Alles geht so schnell, dass ich mich nur tatenlos hinter der Tür verstecken und um die Ecke lugen kann. Sofort packt Zac die Vase wieder mit beiden Händen und zieht Mrs Coyle den provisorischen Regenschirmständer in einer unmenschlichen Geschwindigkeit über den Kopf. Nicht so fest, dass das robuste Porzellan zerbricht, aber fest genug, damit Mrs Coyle die weißen Augen verdreht und stöhnend zu Boden geht. Mir tut es sehr leid, dass wir ihr wehtun müssen.

»Schritt eins hätten wir geschafft«, murmelt Zac, mehr zu sich selbst als zu mir.

Misstrauisch beobachte ich das Geschehen. Was, wenn das Ganze nur zu Zacs Plan, mich zu verwirren und mich dann wieder in der Schule zu blamieren, gehört? Sein ganzes wichtigtuerisches Gehabe und dieser Anschein, ganz genau zu wissen, was er da tut, kommen mir ziemlich verdächtig vor. Vielleicht spielt mir aber auch nur mein Unterbewusstsein mal wieder einen gehörigen Streich.

»Okay, lass uns loslegen. Du musst mich festhalten, Jenna-Phiona, während ich die Ankerpunkte löse, okay?« Zac kniet sich neben Mrs Coyle auf die Holzdielen und blickt auffordernd zu mir hoch. Ich werde ihm vertrauen müssen, wenn ich das Übel loswerden will.

»Wie soll ich dich denn festhalten?«, frage ich mit dünner Stimme. Meine Erfahrungen, was das Festhalten von Männern angeht, lassen deutlich zu wünschen übrig. Und was den Rest angeht, sehen sie nicht weniger armselig aus.

»Setz dich hinter mich«, fordert Zac mich auf, der mein Unbehagen zu bemerken scheint.

Zögernd trete ich näher. Mrs Coyles Fuß zuckt, aber sonst bleibt sie ruhig. Ich tue, was Zac sagt, rutsche in den Zwischenraum zwischen dem Geschirrschrank und seinem Rücken und knie mich hinter ihn. »Okay, und jetzt?«

Er tastet hinter sich nach meiner Hand, mit der ich mich am Boden abstütze. »Du musst mir jetzt vertrauen, wenn das hier funktionieren soll.«

Na schön, aber wie soll das möglich sein? Ausgerechnet ihm, der mir das Herz gebrochen und es vor den Augen all seiner Freunde in Stücke gerissen hat. Aber ich habe ihm zugestimmt, mit ihm mitzugehen, wenn er mir hilft, obwohl ich noch nicht einmal genau weiß, wo er mich überhaupt hinbringen will. Was, wenn er mich dann wieder auslacht? Und, viel wichtiger, was hätte Zac schon davon, mir zu helfen? Macht er das nur, um ein paar Punkte auf sein Karmakonto gutgeschrieben zu bekommen? Nach dem Motto: Ach komm, helfe ich doch mal dem Underdog und dann komme ich in den Himmel!?

Als ich nicht reagiere, dreht Zac sich zu mir um, greift kommentarlos nach meinen Händen, zieht sie ruckartig zu sich und legt sie sich um die Brust. Durch den Zug rutsche ich nach vorne, bis sich meine Schläfe gegen seinen muskulösen Rücken drückt.

Ich halte ihn nicht fest. Ich kuschle mit ihm. Was auch immer Zac hier gerade veranstaltet, so ganz geheuer ist mir das wirklich nicht.

»Bereit?«, fragt er mich. Ich kann das spöttische Grinsen aus seiner Stimme heraushören. Sein T-Shirt riecht nach Weichspüler, süßem Brombeertee und alten Büchern. Bis zu diesem Moment wusste ich nicht, wie unfassbar gut diese Kombination riechen kann.

»Wenn du meinst«, murmle ich, wobei ich die Begeisterung über seinen tollen Duft unterdrücke. Was habe ich eigentlich erwartet? Dass der angesagteste, heißeste, mysteriöseste Kerl der Bright-Stars-High bestialisch stinkt?

Durch den dünnen Stoff seines T-Shirts spüre ich, wie sein Herzschlag immer ruhiger und seine Atmung immer flacher wird. Seine Brust, auf der meine Finger liegen, erhitzt sich, als finge sein Herz Feuer. Die Flammen lodern aus seinem Brustkorb heraus und jagen meine Arme entlang, bis ich die Hitze, die von ihm ausgeht, in meinem eigenen Herzen spüre.

Plötzlich fängt Zac an, perlmuttfarben zu schimmern. Nein, nicht Zac komplett, über seinem Körper schwebt nur ein nebliger Glanz, wie Glitzerstaub. Aber seine Knochen treten deutlich funkelnd unter seiner Haut hervor, als wäre sie auf einmal transparenter geworden.

Als Zac eine Hand in das Fußgelenk von Mrs Coyle gleiten lässt, als wäre es bloß eine Seifenblase, halte ich den Atem an.

Kapitel 4

Was in aller Welt geschieht hier bitte schön? Zacs Hand gleitet in Mrs Coyles Fußgelenk hinein, als bestünde sie nicht aus Haut und Knochen, sondern aus Lauge. Als wäre es das Einfachste auf der Welt. Er bewegt seinen Arm hin und her, als suche er etwas in ihrem Bein. Ich kann spüren, wie er irgendetwas Unverständliches in sich hineinbrummt und wie er scharf die Luft einzieht.

»Ich kann die Ankerpunkte nicht finden«, stößt er atemlos hervor. Seine Stimme klingt verzweifelt, ich kann mir vorstellen, wie er die Zähne zusammenbeißt, was er immer tut, wenn er nicht weiterweiß. Was, soweit ich mich erinnere, selten vorkommt.

»Ist das schlecht?«, frage ich. Ankerpunkte? Was soll das sein?

»Das ist sehr schlecht«, raunt Zac. Seine Stimme klirrt, tönt irgendwie gläsern. Wie in einem Traum.

»Wenn ich die Ankerpunkte nicht finden kann, kann ich die dunkle Seele nicht von ihr lösen, Jenna. Ich werde das hier nicht schaffen können.« Sein Herzschlag beschleunigt sich unter meiner Hand.

»Du hast es doch gar nicht richtig versucht«, meine ich lapidar, auch wenn ich keine Ahnung habe, wovon zur Hölle er da eigentlich spricht. »Komm schon. Ich dachte, du nimmst jede Herausforderung an.«

Ich kann bildlich vor mir sehen, wie er die Augen verdreht. Aber seine Hände schweben weiterhin über Mrs Coyles Körper und das perlmuttfarbene Schimmern, das von Zacs Knochen ausgeht, verstärkt sich. Für einen kurzen Moment bilde ich mir ein, dass mich das Funkeln im Gesicht kitzelt wie die Sonnenstrahlen der Augustsonne. Es fühlt sich eigenartigerweise wunderschön an.

Zacs Hände gleiten erneut in Mrs Coyles Körper, direkt in ihren Bauch. Ich spüre, wie er sich anspannt, kann seinen Trizeps zucken sehen, als packe er irgendetwas. Ruckartig wird sein Körper nach vorne gezogen.

Mit aller Kraft halte ich ihn zurück. Es ist wie ein Sog, der droht, uns beide mit sich zu reißen. Mein Herz rast in meiner Brust. Etwas kettet sich um meine Lunge, das Atmen fällt mir zunehmend schwerer.

»Scheiße«, presst Zac gequält heraus. »Sie ist zu stark.« Keuchend lehnt er sich zurück, um an dem Ding zu ziehen, das in Mrs Coyles Körper steckt. Plötzlich zuckt ein violetter Blitz aus ihrer Brust heraus. Zac wird zurückgeschleudert und sein Gewicht presst mich gegen den Küchenschrank. Sofort hört sein Körper auf, perlmuttfarben schimmernd zu leuchten.

»Verdammt! Das Miststück hat mich gebissen!«, flucht er, während er seine Hand ausschüttelt. Ein Schnitt, aus dem Blut hervorquillt, zieht sich über das Stück blasse Haut zwischen Daumen und Zeigefinger. Schwer atmend lässt er seinen Kopf auf meinen Bauch sinken und starrt zu mir hinauf. Es fühlt sich seltsam an, ihn durch den Stoff meines Shirts zu spüren, das an mir klebt wie eine zweite Haut, weil ich so verschwitzt bin. Mit seinem Gewicht auf meiner Bauchdecke zu atmen, ist angenehm und befremdlich zu gleich.

»Was ist das für ein Ding, Zac?«, will ich wissen. Ich erwidere seinen Blick und beiße mir unsicher auf die Lippe. Vielleicht sollte er aufhören, Mrs Coyle von diesem Wesen zu befreien, wenn er sich dabei selbst verletzt. Das Letzte, was ich will, ist, für eine schwerwiegende Verletzung verantwortlich zu sein, die ihm womöglich das Leben kostet.

»Das habe ich doch schon gesagt«, murmelt er, wobei er den Schnitt an seiner Hand betrachtet. Eine Art violetter Dunst hat sich über ihn gelegt. Knurrend schüttelt er seine Hand aus. »Eine böse Seele. Sie hat sich aus dunkler Magie manifestiert und wurde geschickt, um dich zu töten.«

Böse Seelen? Dunkle Magie?

Allmählich fange ich an, daran zu zweifeln, dass diese ganze Aktion, sogar die vermeintliche Dämonenbeschwörung in der Schule, bloß eine Inszenierung ist. Vielleicht ist all das die grausige Realität. Und das passiert alles nur, weil ich in Englisch eingeschlafen bin? Das Karma kann es nicht gut mit mir meinen.

»Aber warum? Wer sollte mich töten? Und was sollte ich schon anrichten?«

»Möchtegerndämonen beschwören?« Schmunzelnd blickt Zac zu mir hoch. Offensichtlich macht es ihm absolut nichts aus, auf meinem Bauch zu liegen. Als habe er meine Gedanken gelesen, richtet er sich auf. Sein Ellenbogen knackt, als er ihn durchstreckt. »Und ich habe keine Ahnung, wer dich töten wollen könnte, Jenna-Phiona. Aber das müssen wir unbedingt herausfinden. Und wir sollten auch herausfinden, warum du Dämonen beschwören kannst.«

»Ich hab diesen Dämon nicht beschworen. Und außerdem habe ich absolut keinen Plan, wovon du da redest.« Es ist mir egal, dass ich verzweifelt klinge. Soll er doch hören, wie wenig ich von dem Zeug, von dem er da faselt, verstehe.

Sein mitfühlender Blick überrascht mich dann aber doch. »Ich kann deiner Oma leider nicht helfen«, murmelt er. Seine Stimme, die so kalt und schroff wie ein Eisberg klingen kann, ist auf einmal so sanft wie die laue Sommerbrise, die abends durch Blue Forest weht. Trotzdem schnüren sich seine Worte um mein Herz. Bei Mrs und Mr Coyle habe ich mich zum ersten Mal seit Langem verstanden gefühlt. Und jetzt soll ich sie schon wieder verlieren? Erst als ich mir mit der Hand reflexartig eine Träne von der Wange streiche, bemerke ich, dass ich weine.

»Okay«, flüstere ich, als ich unter Zacs Blick das Gefühl bekomme, etwas sagen zu müssen. »Und was machen wir jetzt? Sie wird sicherlich gleich aufwachen.«

»Erst einmal beruhigst du dich wieder«, meint er bestimmend und klingt wieder mehr wie der Zac, den ich kenne. »Und dann rufe ich jemanden an, der sich um deine Oma kümmert. Wir werden ihr schon irgendwie helfen können.«

Verständnislos starre ich ihn an. »Du meinst, ohne sie zu töten?«

Er nickt, während er schon in seiner Hosentasche kramt und eines der neuesten Smartphones herausfischt. Noch immer kann ich den Druck seines Kopfes auf meinem Bauch spüren, obwohl er nicht mehr auf mir liegt. Die Stelle kribbelt. Gedankenverloren streiche ich über das Shirt und lasse meine Hand genau an dem Punkt liegen, der so sehr prickelt. Bin ich nicht eigentlich schon lange über ihn hinweg? Warum fühlt es sich dann so an, als würden sich Hunderte von kleinen Raupen auf den Weg in meinen Bauch machen? Das kommt bestimmt von der Aufregung, dem Adrenalin und der Todesangst, die ich heute schon zweimal verspürt habe – zweimal zu viel, für meinen Geschmack.

Zacs ungeduldiges Seufzen reißt mich aus meinen Gedanken. Besser, ich mache mir keinen allzu großen Kopf darum, was da zwischen ihm und mir passiert. Spätestens morgen wird er mich sowieso wieder ignorieren und sich mit seinen Freunden darüber lustig machen, dass ich meine Nase in irgendwelche Bücher stecke, anstatt Sport zu machen.

»Hey, wenn ich dir einen Standort schicke, könntest du dann vorbeikommen? Ich habe eine böse Seele gefunden.« Er tippt sich ans Kinn und weicht meinem Blick aus, während er sich den Hörer ans Ohr hält. Ohne das perlmuttfarbene Schimmern sieht er wieder ganz normal aus – noch immer überdurchschnittlich attraktiv und wie aus Marmor gemeißelt – aber ich würde bei seinem Anblick niemals auf die Idee kommen, er könne in Körper greifen wie durch Seifenblasen. Geschweige denn etwas mit Dingen zu tun haben, die sich böse Seelen nennen. Nervös knabbere ich an meinem Daumennagel herum, was ich meistens mache, wenn ich mich unwohl fühle. So wie jetzt.

»Hm, ja, ist gut. Na schön. Sicher, dass sie nicht ins Loch soll?« Den Blick, den Zac mir zuwirft, als er das Wort Loch ausspricht, lässt mich erschaudern. Hatte Connor nicht vorhin so etwas Ähnliches erwähnt? Irgendwelche zusammenhangslosen Phrasen wirbeln mir durch den Kopf. Irgendwas mit Grandpa und Hexen …

»In Ordnung. Aber beeil dich. Ich weiß nicht, wie lange sie noch bewusstlos ist.« Er legt auf, steckt das Handy wieder weg und sieht mich ziemlich ernst an.

»Was? Habe ich noch einen Dämon heraufbeschworen, von dem ich nichts weiß?«

Zacs Mundwinkel zucken, aber er wischt sich das Schmunzeln von den Lippen, bevor es überhaupt richtig da ist. »Pass auf, das Ganze ist ziemlich ernst«, meint er und kratzt sich am Hinterkopf. Kleine Schweißperlen rinnen von seiner Stirn seine Schläfe entlang. Selbst Schwitzen sieht bei ihm sexy aus! Habe ich schon erwähnt, dass ich ihn hasse? Zum Glück bin ich ihn gleich wieder los.

»Pack am besten ein paar Sachen zusammen. Ich nehme dich mit zu mir.«

Mir fällt die Kinnlade herunter. Habe ich mich gerade womöglich verhört? »Wie bitte? Das kommt ja mal gar nicht infrage!« Entschieden verschränke ich meine Arme vor meiner Brust.

»Die Bedingung war, dass du mit mir mitkommst, Jenna-Phiona. Sieh doch endlich ein, dass du nicht nur eine Gefahr für dich, sondern auch für alle anderen bist!« Zac ist wütend. Wenn er wütend ist, wird seine Stimme ganz leise und bedrohlich. Mir wäre es lieber, er würde schreien.

»Ich will aber nicht mit dir mitkommen!« Wie ein kleines Kind, das seinen Willen nicht bekommt, schiebe ich meine Unterlippe vor. Sein bestimmender Tonfall macht mich ebenfalls wütend. Ich bin doch keine Gefahr für andere. Was bildet er sich eigentlich ein, so mit mir zu reden?

»Tja, dann stecken wir jetzt wohl in einem ganz schönen Dilemma.« Kurzerhand steht Zac auf, verschränkt ebenfalls seine Arme vor seiner Brust und kneift wütend seine braunen Augen zusammen.

»Du hast zwei Optionen, Jenna«, hebt er drohend an, aber ich springe hoch und baue mich rasend vor Wut vor ihm auf.

»O nein, ich habe genau eine«, spucke ich ihm ins Gesicht. »Ich bleibe hier und passe auf, dass Mrs Coyle nicht stirbt! Ich hatte dich gebeten mir zu helfen, aber stattdessen hast du alles nur noch schlimmer gemacht!« Anklagend deute ich auf die bewusstlose Mrs Coyle, die neben uns am Boden liegt.