Chabdaha - Sabine Schubert - E-Book

Chabdaha E-Book

Sabine Schubert

4,8

Beschreibung

Der letzte Prinz ward besiegt! Der Frieden jedoch ist fern, denn die Anhänger des Bösen fallen ohne Führung über die freien Länder her. Aus Chabdaha sollen die Helden kommen, die den Sieg bringen. Aber unter den Chabdani gibt es keine Soldaten und die magischen Fertigkeiten verkümmerten in 1.237 Jahren Schweigen. Also wer soll die Helden stellen? Gibt es noch Hoffnung auf den endgültigen Frieden? Dritter Teil der Trilogie "Chabdaha", in der Verzweiflung und Hoffnung auf der gleichen Seite kämpfen.

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Prolog

Die für sehr lange Zeit letzte Königin Chabdahas ging auch als traurigste Königin in die Geschichte des Landes ein. Feste gab sie noch immer für das Volk, doch sie nahm nicht teil. Sie sorgte sich um ihre Chabdani und deren Belange, aber lächeln konnte sie für niemanden mehr. Nicht mal für ihre Tochter.

Kurze Zeit nach dem Tod des Prinzen verließen einige Chabdani das Land unbemerkt. Anfangs fiel es gar nicht auf, weil es hauptsächlich Einsiedler waren, die sich aus freien Stücken dazu entschlossen hatten, nicht in einer dörflichen Gemeinschaft zu leben. Irgendwann wurden es mehr und mehr Familienangehörige, die das Verschwinden geliebter Menschen meldeten.

Die Königin setzte einige Seher und Magier darauf an, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Nach einigen Tagen hatten sie schon die ersten Erkenntnisse gesammelt. Offenbar trafen sich die Verschollenen in einer Höhle mitten im Erolgebirge. Sie hatten sie verfolgt und gesehen, wie sie hineingegangen, aber nicht wieder herausgekommen waren.

Die Königin entschied, sie mögen sie weiterhin beobachten. Auch im Tierreich, im Wetter und bei den Pflanzen wurde die Kunde verbreitet, die Königin möge diese Gruppe im Auge behalten. So kam es, dass ihr von einer Drossel die schlechte Nachricht überbracht wurde. Nachts verließen die Chabdani die Höhle und gingen auf Beutezug. Sie raubten und stahlen, sie nutzten ihre Künste gegen Menschen, die ihnen nichts getan hatten. Sie machten sich einen Spaß daraus, sie zu quälen und in Angst zu versetzen.

Das konnte die Königin natürlich nicht zulassen und sandte einen großen Trupp besonders mächtiger Chabdani aus, die Abtrünnigen einzufangen und zu ihr zu bringen. Die meisten dieses Trupps kehrten nie zurück und man fand ihre verstümmelten Leichen im halben Erolgebirge verstreut.

Einer kleineren Gruppe gelang es jedoch, einen der Verräter zur Königin zu bringen. Da hörte man zum ersten Mal von den schwarzen Augen, umrandet von Feuer. Sie sprachen ohne Lippen aus einem Spiegel zu ihnen und forderten den Thron Chabdahas.

Das konnte nur eine Erklärung zulassen, wusste die Königin. Ihr Sohn!

Aber wie? Er war gehängt worden. Es war unmöglich, dass er aus einem Spiegel zu irgendwem sprach.

In ihrer Not reiste sie persönlich nach Winderlorn an den Hof des Kriegerkönigs, ihrem Bruder. Sie erzählte ihm von den Problemen, auch von ihrem Sohn. Es fiel ihr schwer, aber sie brauchte die Hilfe der Soldaten.

„Was geht es mich an?“ hatte er geantwortet. „Wenn du dein Volk nicht kontrollieren kannst, verlange nicht von mir, dass ich mein Volk in den Tod schicke.“

„Es geht uns alle an!“ schrie sie wütend. „Diese Leute werden sich vermehren und uns allen gefährlich werden! Wieso hilfst du mir nicht, das zu beenden, bevor es richtig anfängt?!“

„Du solltest deine Leute selbst unter Kontrolle kriegen, meinst du nicht? Du wolltest doch Königin sein, nun beweise dich.“

Damit hatte sie ehrlich nicht gerechnet. Sie lachte überfordert und suchte in ihrem Kopf wenigstens die Worte, die ihn umstimmen könnten. „Wie kannst du nur so kalt zu mir sein? Du bist mein Bruder.“

„Wir haben die gleichen Eltern, das ist alles.“

„Du beneidest mich für die Magie.“ erkannte sie. „Schon früher gönntest du sie mir nicht.“

Ihr gemeinsamer Vater stammte aus Turoveh. Auf einer Reise war er verunglückt und von der königlichen Kutsche Chabdahas aufgesammelt worden. Dabei hatte er die damalige Prinzessin kennen und lieben gelernt. Ein Kind aus der Verbindung hatte die Magie geerbt, das andere nicht. Und genau das hatte er seiner Schwester immer vorgeworfen. Dass sie nichts dafür konnte, ignorierte er. Irgendwer musste Schuld an dieser Ungerechtigkeit sein. Seit er die Prinzessin Winderlorns zur Frau genommen hatte, war der Kontakt zwischen den Geschwistern nahezu abgebrochen. Nur die Belange der Welt wurden gemeinsam geregelt. Brauchte sie Soldaten, um irgendeinen Verbrecher zu stellen, dann wandte sie sich an ihn. Allerdings nur in offiziellen Briefen. Er hatte ganz klar gesagt, er lege keinen Wert auf ihre Besuche.

„Magie sollte es nicht geben!“ rief er auf ihre Feststellung. „Würde sie niemand nutzen, könnte sie auch niemand für Böses nutzen! Böses, das wir nicht bekämpfen können! Nicht mit dem Schwert Winderlorns! Jage sie selbst oder zerstöre den Kristall!“

„So.“ antwortete sie kühl. „Du brauchst also die Magie nicht? Schön, dann lerne, ohne sie zu leben. Änderst du irgendwann deine Meinung, dann melde dich bei mir. Ansonsten soll dein Land frei von Magie bleiben, wie du es wünschst.“

So war es gekommen. Die Chabdani wurden zur Schneeschmelze nicht ausgesandt, den Fluss umzuleiten. Der König hatte zwar Schutzmaßnahmen ergriffen, die jedoch völlig wirkungslos geblieben waren. Das Wasser vom Erolgebirge hatte die hölzernen Schutzwälle einfach fortgespült.

Um sich nun nicht die Blöße zu geben, sein Unrecht und seine Schuld einzugestehen oder gar bei seiner Schwester um Vergebung zu bitten, hatte er den Chabdani die Schuld zugewiesen.

Dem Bösen im Spiegel kam das natürlich gelegen und er schürte diese Vorwürfe. Er streute Gerüchte in Winderlorn, die Chabdani würden einen Krieg gegen Winderlorn anstreben, um Stück für Stück die Weltherrschaft zu übernehmen. Während sie sich gegenseitig zerstörten, dachte niemand mehr an die Chabas, die sich im Verborgenen hielten und Tag für Tag wuchsen...

Aus Angst wuchs Schweigen.

Aus Schweigen wurde Vergessen.

Im Vergessen verkümmerte Hoffnung.

Torgal sprach die Frage kaum hörbar aus, die alle interessierte. „Bist du wirklich wohlauf?“

Meara sah noch dorthin, wo der Vater mit Hithranda eben verschwunden war. „Mir geht es gut.“ bestätigte sie lächelnd erst Torgal, dann Jaromir und Humbga, dann Sila und all den anderen. Die Chabdani wollten sich der Gesundheit ihrer Königin versichern. Wie auch immer sie der Vater des Ordens vom Tod abgeschirmt hatte, keiner wusste es. Diese hohe Kunst der Magie war lange verloren gegangen und würde in mühevoller Arbeit wieder aufgebaut werden müssen.

Aber nicht sofort an diesem Tag. Meara fühlte sich schwach. Ausgelaugt wie von langem Leben, dabei war sie keine Zwanzig. Sie hätte aber auch niemandem widersprochen, der ihr gesagt hätte, sie sei schon Sechzig. Hinzu kam die abscheuliche Heimatlosigkeit. Sie war von den Toten wiedergekehrt und fühlte sich fehl am Platz. Sie gehörte eigentlich nicht mehr in diese Welt. Und doch war sie da. Wie der Vater sagte, wurde es stetig besser, aber eine Weile würde sie damit noch hadern. Anfangs hatte sie sich in Zyranian ähnlich unaufgehoben gefühlt.

Für einige Tage zog Ruhe ein in Chabdaha. Torgal schrieb seinen Eltern, vor allem natürlich informativ seinem Vater als König, aber er richtete es als Brief des Sohnes an seine Mutter, dass das Böse im Spiegel fort wäre. Besiegt von Meara - mehr schrieb er nicht, falls ein Falscher den Brief in die Finger bekommen sollte.

Bark behielt seine Stellung als Vertreter der Königin und übernahm die Versorgung der Chabdani, wie er es versprochen hatte. Bald würden sie die ersten Felder anlegen und bepflanzen können. Bis dahin mussten die provisorischen Gewächshäuser ausreichen. Meara würde sie wohl auch nicht gleich abbauen. Vorräte waren immer gut, wie sie gelernt hatte.

Da half die gigantische Lieferung aus Winderlorn enorm. Eine Kolonne von einem dutzend riesigen Kutschen fuhr vor dem Palast vor und die Kutscher luden ganze Schätze ab. Auch das Saatgut, worum sie gebeten hatte, war in Hülle und Fülle vorhanden. Sie übertrug es Torgal, alles gerecht aufzuteilen. Im Laufe des Jahres würden die Chabdani anfangen müssen, für sich selbst zu sorgen.

Dar aus Turoveh und sein Schwager hatten in der alten Heimat gelernt, Häuser zu bauen. Meara bat sie, dafür zu sorgen, dass die Chabdani ihr eigenes Heim bekommen würden. Was auch immer sie bräuchten, das ganze Volk half mit, es zu bekommen. So wurden aus Schmieden und Müllern eben Holzfäller und Spatenschwinger. Filgortus hatte ihnen auch allerlei Werkzeuge geschickt. Sie hatten eigentlich jeden Beruf vertreten und nun auch die Ausstattung, das verwilderte Land zu besiedeln. Es würde Zeit brauchen, aber der erste große Schritt war getan. Sie sahen überhaupt eine umsetzbare Zukunft als vereintes Volk.

Ganz so leicht war es nicht, das wussten auch alle. Humbga ging dem nach, was keiner konnte wie er: Er bildete Soldaten aus. Bis auf die wenigen, die aus Winderlorn gekommen waren, hatte kein einziger Chabdani je gelernt, eine Waffe zu führen. Das holten sie nach, während die Frauen Uniformen nähten. Extravaganzen ließen ihre Mittel nicht zu, aber sie alle trugen schon während des Trainings voller Stolz die aufgestickte Lilie als Symbol der Königin auf dem Herzen.

Meara war immer noch keine Königin von Befehlen. Sie konnte nicht alles selbst machen, das war auch verständlich, aber sie nahm sich auch nicht aus. Am liebsten war sie in den Gewächshäusern, aber sie stickte auch, kochte, spülte Geschirr und wusch Wäsche. Sie hatte immer gelernt, zu arbeiten und einen Haushalt zu führen.

Torgal fiel das schwerer, er hatte immer genügend Leute um sich gehabt, die das erledigt hatten. Seit der Flucht aus dem Thronsaal seines Landes hatte er viel gelernt und ging in jeder freien Minute bei seiner Geliebten in Lehre. Auch er konnte jetzt die Lilie selbst auf sein Hemd sticken. Dafür war sein Finger durchlöchert von der Nadel und die Frauen hatten Muskelkater vom Lachen...

Zwischen ihm und Meara waren nicht viele Worte nötig gewesen. Sie hatte ihm sagen wollen, dass es ihr leidtat, dass sie nicht gemeint hatte, was aus ihrem Mund gekommen war, und dass sie ihn liebte. Sie musste nicht einen einzigen Ton sagen.

„Sag mir nur, wenn du mich nicht willst.“ hatte Torgal geflüstert und sie geküsst. Er nahm ihr tatsächlich nicht ein einziges Wort übel. Wie könnte er ihr vorhalten, was ein anderer gesagt hatte, auch wenn es von ihren Lippen ausgesprochen worden war?

Meara unterbrach den Kuss natürlich nicht, um ihm zu sagen, er solle gehen. Sie weinte währenddessen und dann an seiner Schulter. Seine Gnade und ihr Glück, einen solchen Mann an ihrer Seite zu wissen, brachten sie zum strahlenden Lächeln, aber auch zum Weinen. Torgal wusste die Tränen wohl zu deuten und trocknete sie mit sanften Küssen.

Einige Tage später war der Schnee restlos geschmolzen und tagsüber herrschten angenehme Frühlingstemperaturen. Überall im Land brachen Blumen aus dem Boden, die ersten Bäume setzten Knospen an … Die ganze Natur veränderte sich und erwachte nach dem Winterschlaf zu neuem Leben. In diesem Jahr würden auch alle Knospen aufblühen und ganz Chabdaha in ein Blütenmeer verwandeln.

Es war auch der beste Zeitpunkt, die quirligen Kinder aus dem Haus zu scheuchen und die Nerven sämtlicher Erwachsener zu schonen. Viele Wochen waren sie eingepfercht im Palast gewesen, jetzt konnten sie über die Wiese toben und mit den Einhörnern spielen. Plötzlich wirkte es gespenstisch still im Palastinneren.

Sila kam bald darauf wieder hereingerannt, da war es mit der Stille vorbei. „Meine Königin!“ rief sie so laut, dass es als mehrfaches Echo durch den Thronsaal schallte.

„Langsam!“ lachte Meara und fing die Kleine auf. Anhalten wollte sie sowieso nicht, ehe sie nicht in der Königin Armen war. „Was ist geschehen? Wieso spielst du nicht draußen im Sonnenschein?“

„Es kommt Besuch! Eine Kutsche mit vier Pferden!“

„Besuch? Wer kann das denn sein?“ fragte sie Torgal und Jaromir.

„Lassen wir uns überraschen.“ feixte Torgal und nahm geschwind ihre Hand. „Jaro, du kennst das Spiel.“

„Schon klar.“ schmunzelte er und nahm seinerseits nun Sila an die Hand. „Wir sind die Hofwache und müssen der Königin ankündigen, wer zu Besuch kommt, bevor er in die Halle darf.“

„Schnell!“ forderte sie und zog ihn hinter sich her wie ihr Kuscheltier. Er lief für ihr Verständnis viel zu langsam.

„Los.“ lachte Torgal und scheuchte seine Meara zum Thron. „Ihr solltet auf dem Thron sitzen, Majestät, wenn ihr euren Besucher empfangt.“

Kichernd ließ sie sich auf dem Thron nieder. Da hatte sie bisher noch nie gesessen und fühlte sich auch nicht sonderlich wohl. „Hilfst du mir ein bisschen?“ bat sie verlegen. Wenn hier wirklich adliger Besuch vor der Tür stand, würde sie sich und die Chabdani gleich ganz furchtbar blamieren. Alana hatte ihr viel beigebracht, ebenso Torgal, Jaromir und der Vater. Ob es für einen Staatsempfang reichte, würde sich gleich zeigen. Sie sah auch nicht unbedingt aus wie eine Königin. Die einfachen Lederbänder, die ihre Haare nach hinten banden, mochte sie nicht aufgeben. Sie gefielen ihr. Wallende Ballkleider wären für die Arbeit des Aufbaus auch eher unpraktisch gewesen. Nicht dass sie welche besessen hätte … Sie trug noch immer ihr Gewand aus Zyranian. Sie hatte ihres und auch Jaromirs geflickt.

Nicht zurückgestellt, sondern direkt neben ihr, stand ein zweiter Thron. Er war etwas kleiner, vor allem die Lehne nicht so hoch und nicht mit Kristallen und Lilien verziert. Jeder Thron war auf das jeweilige Land angepasst und rückte den König oder die Königin in den Vordergrund. Manche Länder, wie Kanden beispielsweise, wurden vom Königspaar gleichermaßen regiert. Ihre Throne unterschieden sich nicht. In Winderlorn regierte eigentlich nur der König, daher war sein Platz größer und Alanas etwas abseits platziert. In Chabdaha war Meara die Hauptregentin, daher hob sich ihr Thron von dem anderen ab, der aber direkt neben ihr stand, nicht abseits oder zurückgestellt.

Auf diesem ließ sich Torgal nieder. Er hatte Erfahrung in solchen Empfängen und würde ihr flüsternd helfen können. Der Besucher, und sei es ein anderer König, musste ja Abstand halten. Eine Annäherung oder gar Berührung kam nur zustande, wenn die heimischen Könige auf den Besuch zugingen. Das könnten sie ja vermeiden.

Theoretisch wusste Meara das. Ihr Herz schlug trotzdem rasend schnell, weil es so viele Regeln gab, die sie auswendig gelernt hatte, dass sie nicht wusste, ob sie nicht eine vergäße. Das wurde nicht besser, als Jaromir hereinkam. Sein Gesichtsausdruck kündigte schon den nächsten Kriegsausbruch an. Er war offensichtlich nicht einverstanden mit dem Gast.

Gestrafft blieb er kurz nach dem Eingang stehen. „Gent Borso von Shitanag bittet mit seiner Tochter um eine Audienz.“

Blitzartig schoss Mearas Kopf zu Torgal herum. Was wollte der denn hier?!

Torgal runzelte auch nur die Stirn. „Verbindet euch noch etwas?“

„Nicht dass ich wüsste.“ flüsterte Meara aufgeregt. „Was soll ich dem denn sagen? Und Kyrlua?“ Das wurde ihr gerade mit einem Faustschlag bewusst und sie rutschte tiefer auf ihrem Thron. „Die trägt alles nach Zyranian. Wenn sich dort herumspricht … Ich darf gar nicht daran denken.“

„Meara.“ lachte Torgal leise. Auch Jaromir konnte kaum an sich halten. „Du bist von einem Mündel zur Königin aufgestiegen. Wofür schämst du dich eigentlich?“

„Für die Aufmerksamkeit. Ich erinnere mich noch sehr genau an das Gehabe um Jaro herum.“

„Wieso erkannte die dich eigentlich nicht?“ fragte Torgal seinen Freund.

Jaromir ging lieber ein Stück näher. Die große Flügeltür stand ja offen. „Sie stieg gerade erst aus der Kutsche und sah mich noch nicht. Das wird gleich folgen.“

„Lass es.“ grinste Torgal, der Lausbub. „Lass Sila das machen und halte dich im Hintergrund. Die führen wir mal so richtig vor.“

„Bin ich froh, kein Winderlorner mehr zu sein.“ gluckste Jaromir. Der zukünftige König des Nachbarlandes war ganz schön frech. Für ihn war das nichts Neues, aber wenn Torgal als König so weitermachen würde … Das würde lustig werden.

Jaromir war inzwischen waschechter Chabdani. Er hatte Meara darum gebeten, ihn in ihrem Volk aufzunehmen. Chabdahas Blut floss ja auch in ihm, sonst würde ihm die Magie nicht gehorchen. Meara hatte unter der Bedingung zugestimmt, dass er mit seinen Eltern abspräche, was sie davon hielten. Ein Brief wäre in der derzeitigen Situation zu riskant gewesen. Niemand wusste, ob die Chabas die Vögel nicht abfingen. Die sollten aber nicht unbedingt die Verbindung zu seinen Eltern finden, deshalb gab es ja keinen Kontakt mehr.

Schlussendlich hatte er Meara versprochen, das Gespräch nachzuholen, sobald er ihnen gegenüberstünde. Sowohl Torgal als auch Jaromir wussten aber, dass die beiden rein gar nichts dagegen hätten, wenn ihr Junge in Chabdaha bliebe. Es war seine Entscheidung und sein Glück, das er an der Seite seiner Freundin gefunden hatte. Vielleicht würden sie ihm auch folgen.

Meara hatte daraufhin einsehen müssen, Jaromir war genau wie Torgal. Die beiden drückten ihren Willen sowieso gegen jeden durch. Seither war Jaromir ein Chabdani und an die Gesetze von Meara gebunden.

Sila hatte an der Tür auf Jaromir gewartet und bekam von ihm nun neue Anweisungen. „Möchtest du den Gent hereinbitten?“

„Ja!“ freute sie sich natürlich. Es wunderte niemanden.

„Dann geh zu ihm und sag ihm: Die Königin erwartet euch. Kannst du das?“ Sila nickte aufgeregt. Das würde sie ganz sicher schaffen. „Und dann sagst du: Bitte folgt mir.“

„Und dann bringe ich sie her, ja?“

„Ganz genau. Du gehst voran und sie laufen hinter dir her. Siehst du da vorn den besonders glänzenden Stein auf dem Boden?“ Er zeigte ein gutes Stück vorm Thron zu Boden. Es war ein herrliches Mosaikmuster und einer der Steine war von leuchtendem Rot. Die Farbe war viel intensiver als bei den anderen. Die Frauen der Chabdani hatten vor der Ankunft der Königin geschrubbt, dass die anderen sich diesem einen anglichen, aber erfolglos. Er stach immer noch heraus wie vor tausend Jahren, aber davon wussten sie nichts.

„Wenn du dort bist, stellst du dich seitlich zur Königin einen Schritt von den Gästen entfernt hin.“

„Das schaffe ich.“ versprach Sila eifrig.

„Na los.“ lächelte Jaromir und ging zu seinen Freunden. Er stand als eine Art Berater hinter der Königin, auf der anderen Seite zu Torgal.

Sila stapfte wie ein Kleinkind eben nach draußen. Borso und Kyrlua standen neben dem Eingang vor Humbga, der kurzerhand zur Thronwache eingeteilt worden war. Nicht wirklich als Befehl eingeteilt, er hatte sich selbst dazu ernannt, nachdem er Jaromirs skeptischen Blick gesehen hatte. Er hätte die beiden Fremden nicht zur Königin gelassen, wenn sie es nicht ausdrücklich wünschen würde.

Das tat sie jedoch mehr oder weniger gern. „Die Königin erwartet euch.“ sagte Sila zu dem großen Mann.

Er schmunzelte im Angesicht des niedlichen Mädchens. „Vielen Dank. Führt ihr uns zu ihr?“

„Bitte folgt mir.“ So hatte es Jaromir angewiesen und so wiederholte sie es. Nur das niedliche Gesicht passte nicht zur ernsten Stimmlage. Und die Zahnlücke ganz vorn. Ihr erster fehlender Milchzahn. Sie hatte ihn vor wenigen Tagen verloren und es Meara ganz stolz berichtet. Jetzt grinste sie noch mehr als zuvor, damit auch jeder ihre Zahnlücke sehen konnte.

Borso fand es niedlich. Kyrlua dagegen fühlte sich angegriffen. Wie konnte man sie nur so empfangen? Aber was erwartete sie denn von einem wilden Land, das neu besetzt wurde? Ihr Vater hatte ihr erklärt, dass das Unwissen eine Chance war. Sie konnten hier durchaus wichtige Kontakte knüpfen. Deshalb hatte er Kyrlua auch mitgenommen. Es war eine gute Lehre für sie als Genta.

Eine Lehre, dessen Prüfung sie nicht bestehen würde.

Sila lief voran in den Thronsaal bis zu dem auffälligen Steinchen. Dort blieb sie stehen, drehte sich zur Wand und machte ganz genau einen Schritt. Dort blieb sie wieder stehen, drehte sich herum und sah ganz genau zwischen die Gäste und die Königin. Es sah zu süß aus. Sie hatte die Arme auf den Rücken gelegt, wie sie es bei Humbga gesehen hatte, und reckte das Kinn vor. Bedrohlich wirkte das aber nicht.

Borso und Kyrlua waren Gent und Genta, also nicht mal herausragender Adel wie Morié als Hochgent. Außerdem stammten sie aus Ul-Bairamok und befanden sich auf dem Boden eines fremden Landes. Das Recht, das Königspaar anzusehen, hatten sie erst ab dem Zeitpunkt, an dem der König, in dem Falle die Königin, sie willkommenhieß, also persönlich ansprach. Aber nur für diese Begegnung. Würden sie morgen erneut vortreten, müssten sie wieder auf die ersten Worte warten, bevor sie sich aufrichten dürften. Meara hatte die Regeln auswendig gelernt, um auch ja nichts falsch zu machen. Kyrlua war in diesen Kreisen aufgewachsen und lebte mit den gehobenen Umgangsformen. Offiziell wenigstens.

Tonlos holte Meara tief Luft. Würde sie sich jetzt den kleinsten Fehltritt erlauben, würde Kyrlua sie das spüren lassen. Immer und immer wieder. Sie kannte sie ja nicht anders.

Aufstehen musste sie nicht. Laut Alana war das nur angebracht, wenn sie sich persönlich kannten und mochten. Das hatte sie extra betont und Kyrlua als Beispiel genannt. Sie kannten sich, aber mochten sich eigentlich nicht leiden. Auf die Regierung durfte das keinen Einfluss haben, aber es sollte die Distanz zu denen gewahrt werden, die man nicht Freund nannte. Würde Orfas aus Kanden herkommen, könnte Meara aufstehen. Aber nicht für Wildfremde bei der ersten Begegnung und auch nicht für Leute, die sie nicht über die nötigen Kontakte einer Königin hinaus kennen wollte.

So blieb sie sitzen. „Seid willkommen in Chabdaha.“ sagte sie geschwollen und fühlte sich furchtbar dabei. Mit Torgal und Jaromir Späße machen oder mit Sila auf dem Boden spielen, hätte ihr mehr Freude gemacht und sich auch nicht so verlogen angefühlt. Immerhin die Haltung passte, denn darauf hatte ihre Ziehmutter immer viel Wert gelegt. Sie saß aufrecht und gestrafft, aber nicht steif. Für sie war das ihre natürliche Sitzpose bei Tisch zum Beispiel. Lernte sie mit Jaromir und las in Büchern, beugte sie sich natürlich darüber.

Erst wenn sie verstummte, durften sich die beiden erheben. Vorbildlich waren sie mit dem Blick zu Boden hineingegangen, hatten sich auf das rechte Knie sinken lassen und die Köpfe gesenkt gehalten. Bei dem jetzt folgenden Anblick von Kyrlua fiel es wirklich niemandem leicht, die Haltung zu wahren. Torgal hatte wahrlich Übung darin, den Schein zu wahren, aber das … Es fehlte nicht viel und er wäre von seinem Platz gerutscht. Jaromir schaffte es nur mit einem fingierten Hüsteln, sein Lachen zu schlucken und dank der Hand vor seinem Mund auch das Grinsen zu verbergen. Sie hätten es porträtieren lassen sollen. Als Witz wäre der Anblick sicherlich sehr gut angekommen. Ihre ganze Maske fiel in sich zusammen und sämtliche Gesichtszüge verschoben sich.

„Die?!“ keifte sie geschockt! Das durfte doch echt nicht wahr sein! Mehrere Wochen hatte sie die nicht sehen müssen während der langen Pause! Sie hatte ihre Arbeiten alle ordentlich geschrieben und würde sicherlich die fehlenden Punkte der Monate zuvor ausbessern können. Vor allem aber hatte sie wochenlang ihre Ruhe vor diesem Bettelmädchen gehabt! Jetzt stand die schon wieder vor ihr. Und das Schlimmste! Den Prinzen Winderlorns ließ sie hinter sich stehen wie einen Diener! Dabei war die doch die Dienerin und sollte vor Kyrlua im Dreck kriechen!

„Schweig!“ fuhr Borso sie an. Er hatte nicht mal ansatzweise verwundert ausgesehen und wandte sich nun mit einem Lächeln an Meara. „Es freut mich, dass ihr es geschafft habt, Majestät.“

Bei dieser Bemerkung trat die Verwirrung auch in Mearas Züge. „Geschafft?“

„Niemals!“ rief Kyrlua dazwischen. „Die ist nie Königin!“

„Du irrst dich.“ lächelte Meara warmherzig. Das hatte schon in den heiligen Gärten besser gezogen, als sich mit ihr anzuschreien. „Ich erweckte als Magierin Chabdaha zu neuem Leben und sitze sehr wohl zurecht auf diesem Thron. Du befindest dich auf meinem Land.“

Das war eine nette und höfliche Erinnerung an die Etikette bei Staatsbesuchen, die Kyrlua gerade gebrochen hatte. Das wusste natürlich auch ihr Vater.

„Bitte verzeiht.“ bat er mit gesenktem Kopf, diesmal vor Scham.

„Euch etwas zu vergeben, ist nicht nötig. Sagt, was führt euch zu mir?“

Sie wusste es natürlich. Die Shitanags suchten eine neue Einnahmequelle und Kontakte. Davon lebten sie seit Jahrhunderten und verstanden ihr Handwerk. So offen würden sie das nicht aussprechen, deshalb hatte Meara unschuldig nachgefragt. Sie war gespannt auf die Verschönerung der Antwort.

Borso kam nicht mal zur Antwort. „Du bist keine Königin, du bist ein Gossenmädchen!“

„Hee!“ rief Sila böse dazwischen. „Sei nett zur Königin!“

„Wieso sollte ich?!“ schnaubte Kyrlua. „Sie ist eine Bettlerin, keine Königin!“

Meara winkte die kleine Sila zu sich. „Komm, Kleines. Setz dich zu mir.“

Das tat sie sowieso am liebsten und hüpfte auf Mearas Schoß. „Aber die darf so was nicht sagen!“ forderte sie bockig, verschränkte die Arme vor der Brust und zog eine niedliche Schnute.

„Da hast du Recht.“ nickte Borso. „Aber nicht jeder weiß sich so gut zu benehmen wie du.“

„Dann muss sie das lernen.“

„Ich verspreche dir, ich werde mich der Lehre annehmen.“

„Was fällt dir eigentlich ein?!“ fauchte Kyrlua das Mädchen an. „So, wie du aussiehst, bist du ebenso eine Bettlerin wie die da! Also rede nicht in diesem Ton mit mir! Vermutlich hat Prinz Torgal der da seinen Platz gelassen für dieses Schauspiel!“

„Kyrlua!“ rief Borso entsetzt. Der Vater des Ordens hatte es ja erwähnt, aber auf dieser Ebene hatte sich Kyrlua ihm noch nie gezeigt.

„Das habe ich nicht.“ widersprach Torgal selbst. „Meara ist die rechtmäßige Königin Chabdahas und die zukünftige Königin Winderlorns.“

„Was geht es dich an?! Wer bist du überhaupt?!“

„Prinz Torgal von Winderlorn.“ grinste er zufrieden. „Du kennst Jaromir an meiner statt. Er nahm meinen Platz ein. Und ich als wahrer Prinz des Landes Winderlorn werde einst den Thron besteigen. Mit Meara an meiner Seite.“

„Nein!“ Sie schüttelte vehement den Kopf und zeigte auf Jaromir. „Er ist Prinz Torgal!“

„Nein.“ grinste dieser. „Ich bin Jaromir, des Prinzen Pferdewirt und bester Freund.“

Es war einfach zu schön anzusehen, wie ihr bewusst wurde, dass sie all die Monate ihre Energie für einen Pferdewirt geopfert hatte. Der war nicht mal einen Gedanken wert und sie hatte ihm so viel ihrer kostbaren Zeit geopfert. All die Nächte, die sie, statt zu lernen, damit verbracht hatte, an ihn zu denken.

Torgal war der Meinung, sie hatte noch nicht genug gelitten. Wie bei seinem Vater würde er Kyrlua nie vergeben können, was sie Meara angetan hatte. „Du buhltest monatelang um seine Gunst. Vielleicht ist dein Vater einverstanden mit diesem Bund?“

Der Schock saß bei Jaromir genauso tief wie bei Kyrlua.

„Was?!“ schrie sie. „Niemals!“

„Weshalb nicht?“ fragte Borso. „Du schriebst mir von ihm und wenn du ihn wähltest, werde ich eurem Glück nicht im Wege stehen.“

Jetzt hatte auch Jaromir verstanden und ging nach vorn. „Vielen Dank, Gent von Shitanag. Ich schwöre euch, eurer Tochter wird es an nichts fehlen. Das Amt des königlichen Pferdewirts besteht schon seit Generationen in unserer Familie und wird einst an mich übergehen.“

„Nein!“ schnaubte Kyrlua wütend wie ein Stier. „Auf keinen Fall!“

„Weshalb nicht?“ fragte Borso noch einmal. „Du warbst doch um ihn.“

„Nein!“

„Natürlich, ich war dabei.“ warf Meara dazwischen. So in die Enge wurde Kyrlua wirklich selten getrieben. Gewisses Mitleid kam in Meara auf, aber es war auch eine gute Lektion, hoffte sie.

Sie hatte allerdings schon in den heiligen Gärten genügend Groll gegen sich gesät, der in den letzten Monaten nicht gerade abgebaut worden war. „Niemals wirst du Ehre wert sein. Und niemals nenne ich mich die Frau eines Bediensteten!“

„Kyrlua!“ Borso packte seine Tochter am Oberarm und funkelte sie zornentbrannt an. So einen Blick hatte sie noch nie von ihm empfangen. „Benimm dich deinem Stand entsprechend!“

„Ich glaube, es ist besser, wenn du dieser Unterredung nicht länger beiwohnst.“ sagte Torgal. „Deine Manieren sind weder an diesem noch an einem anderen Hof gern gesehen.“

Kyrlua schnappte entsetzt nach Luft und wollte sich schimpfend wehren! Diesmal war Borso schneller. Eine einzige Geste fror jede Bewegung seiner Tochter ein. „Er hat Recht. Ich sagte dir so oft, du sollst alle Menschen um dich herum mit Achtung behandeln. Eine einzige Begegnung bringt unsere ganze Familie in Chabdaha und Winderlorn in Verruf. Also geh. Warte draußen auf mich. Sofort!“ betonte er hart, als sie schon wieder Luft holte.

Wie ein bockiges Kind stampfte sie mit dem Fuß auf den leuchtend roten Stein und wütete als Tornado aus dem Palast. Ihr unterdrücktes Wutschnaufen war noch eine Weile zu hören. Meara fand es nicht richtig, wie es gelaufen war. Die beiden Kerle, die sie ihre Freunde nannte, waren dafür überaus zufrieden mit diesem Ausgang und grienten sich an.

Borso sah seiner Tochter noch einen Moment kopfschüttelnd nach. Er war in dem Alter bestimmt nicht einfach gewesen. Vor allem arrogant und hatte sich erhaben über den gemeinen Arbeiterstand gefühlt. Aber was Kyrlua hier für einen Auftritt hingelegt hatte, konnte das Ansehen der ganzen Familie zunichtemachen. Darüber hatte sie nicht nachgedacht. Er selbst hätte einen anderen auch nicht auf so herablassende Weise beschimpft. Und dann auch noch eine Königin!

Er atmete schwer durch und drehte sich zurück zur Königin Chabdahas. „Es tut mir leid.“

„Ich sehe es euch an.“ lächelte Meara. Er war knallrot, weil es ihm peinlich war. „Und seid euch gewiss, Kyrlua wird vielleicht nie meine Freundin werden, aber ich weiß den Namen Kyrlua von dem Namen Shitanag zu trennen.“

„Vielen Dank.“

„Gleiches gilt für mich.“ sagte Torgal ernsthaft. „Ich werde diese Begegnung nicht zu meinem Vater tragen, verlasst euch darauf. Aber Kyrlua ist mir persönlich ein Dorn im Auge, nachdem sie Meara zu vergiften versuchte. Also tut mir auf persönlicher Ebene den Gefallen und haltet sie von mir fern, sollten wir uns beim nächsten Fest begegnen.“

„Ich weiß.“ stöhnte Borso. „Ich weiß ehrlich nicht, was ich mit dem Kind noch machen soll. Meine Hoffnung lag auf Zyranian, aber bisher scheint der Vater sich an ihr die Zähne ausgebissen zu haben.“

„Gebt sie noch nicht ganz auf.“ schmunzelte Meara. Der Mann tat ihr leid. Wollte bei einer Königin vorsprechen und wurde von seiner eigenen Tochter so blamiert. „Vielleicht genügt es schon, wenn sie älter wird. Manch einer lernte dort in seinen Feinden noch echte Freunde kennen.“ Morié dürfte bald eintreffen, dachte sie.

„Vielleicht.“ seufzte Borso. „Bitte. Erlaubt ihr mir, euch etwas zu erzählen?“ Es lag ihm auf der Zunge, seit er die Königin angesehen und erkannt hatte.

„Bitte. Nur zu.“

„Danke. Es ist mir wirklich wichtig, euch das zu überbringen. Es ist knapp zwanzig Jahre her. Ich war auf dem Weg nach Hause. Mitten in der Wildnis lief mir eine Frau vors Pferd. Ich überrannte sie noch beinahe. Sie war auf der Flucht und stellte mir keine Fragen. Sie drückte mir nur ein Bündel in die Arme und sagte: Bitte. Gebt gut Acht auf sie. Bringt sie in Sicherheit. Sie muss erwachsen werden, das ist lebenswichtig für uns alle. Versprecht es mir.

Ich gab ihr dieses Versprechen. Sie sah noch einmal ängstlich über ihre Schulter und rannte dann weiter in die Wildnis. Als ich fortritt, hörte ich hinter mir noch merkwürdige Stimmen rufen, dann Schreie der Frau und schließlich nichts als Stille.

Ich ritt so schnell mein Pferd konnte. Es war der größte Wunsch der Frau, ihr Kind in Sicherheit zu wissen. Ich brachte euch in die heiligen Gärten der Priesterburg, den sichersten Ort, den ich kannte. Offiziell übernachtete ich dort und legte euch nachts heimlich in die Beete. Niemand sollte wissen, wo ihr herkamt. Ich wusste euren Namen nur von der Decke, in die ihr eingewickelt ward, und kam immer wieder, um zu sehen, dass ihr in Sicherheit lebtet, wie ich es eurer Mutter versprach.“

Meara hatte schon während der Erzählung angefangen zu weinen. Die letzten Worte lösten in ihr ein verzweifeltes Schluchzen aus. „Ihr kanntet meine Mutter?“

„Ich kannte sie nicht und weiß nicht mal ihren Namen. Sie war eine Fremde, die mir ihren größten Schatz anvertraute. Sie muss euch unglaublich geliebt haben. Ich hörte sie nicht ein einziges Mal nach Hilfe rufen. Sie ließ mich mit euch gehen.“

Torgal hatte die Hand seiner Liebsten genommen und strich ihr sanft über den Handrücken. Ein Kloß saß in seinem Hals, nur weil er wusste, was in ihr gerade vorging. „Wieso sagtet ihr in all den Jahren nichts?“

„Weil ich glaubte, es sei nicht der rechte Zeitpunkt. Die Fremde war sich so sicher, das Kind würde große Bedeutung für die Zukunft haben. Ich wollte dem nicht im Wege stehen und wartete, bis ihr diesen Punkt erreichtet. Als ich euch eben sah, wusste ich, der Zeitpunkt war gekommen.“

„Danke.“ Nun wusste sie bestätigt, sie hatte einst in den Armen ihrer Mutter gelegen. Sie war nicht vom Himmel gefallen, auch nicht aus der Erde gewachsen, sie hatte eine Mutter, die sie in ihrem Schoß geboren hatte. Und offenbar ihr Leben für das Leben ihres Kindes gegeben hatte. Sie musste sie wirklich unglaublich geliebt haben. „Wisst ihr etwas über meinen Vater?“

„Gar nichts, tut mir leid. Wie gesagt, sie war eine Fremde, die mir zufällig über den Weg lief. Ich sah sie nie zuvor.“

„Wisst ihr, wo sie herkam?“ fragte Jaromir. Auch seine Stimme klang belegt. Meara sprach nicht gern über ihre Herkunft. Sie konnte keine Eltern vermissen, die sie nicht kannte, das stimmte. Aber sie konnte die Liebe der Eltern vermissen. Außerdem ist es nicht schön, wenn niemand weiß, wo man herkommt.

„Nein.“ musste Borso erneut antworten. „Wir trafen uns im Erolgebirge. Die Richtung, in die sie rannte, könnte Chabdaha gewesen sein, aber ich weiß es nicht. Die einzigen Worte, die ich von ihr hörte, vergaß ich nie und überbrachte sie ganz genau so, wie sie sie mir sagte.“

„Danke.“ wiederholte Meara und stand nun doch auf. „Ich danke euch. Es bedeutet mir sehr viel, das zu wissen.“

Er senkte nur den Kopf, um ihr für die Ehre zu danken. Dass sie aufgestanden war, hob ihn im Ansehen und war ihm trotzdem nicht so wichtig wie ihre Worte und das Wissen, einer jungen Frau einen Gefallen getan zu haben. Das würde Kyrlua vermutlich nicht mehr verstehen.

Meara bot ihm noch an, in ihrem Palast zu verweilen. Luxus würden sie noch nicht finden, aber immerhin etwas zu essen und ein Bett für die Nacht. Borso lehnte dankend ab. Er habe noch Geschäfte zu erledigen und müsse weiterziehen. Außerdem wartete seine Frau auf ihn.

„Und Kyrlua?“ fragte Meara. „Es ist ein weiter Weg nach Zyranian und gefährlich in neuester Zeit. Sie könnte uns begleiten.“

„Aber nicht in deiner Kutsche.“ legte Torgal fest. „Das wäre nämlich gefährlich für dich.“

Da sagte er was … Borso zuckte zusammen bei den Worten. Der Prinz von Winderlorn wollte Borsos Tochter nicht in der Nähe der Königin Chabdahas haben, weil sie eine Gefahr darstellte. Es war nicht zu glauben. Berechtigt war es auch noch, das war ja das Schlimme. Aber den leiblichen Schutz für Kyrlua hätte er gern angenommen.

„Wenn ihr bereit dazu wärt, ließe ich ihr unsere Kutsche hier.“

„Sag jetzt ja nichts Falsches.“ drohte Torgal schmunzelnd. „Sonst begleite ich euch auch noch als Leibwächter der Königin.“

„Ist ja gut.“ kicherte sie. „Wir wollten ohnehin keine Kutsche nehmen. Wir reiten mit den Hirschen.“

„Hirsche?“ rutschte Borso heraus.

„Die Hirsche vor dem Palast sind die Reittiere der Königin und uns schon wahre Freunde. Sie standen uns in vielerlei Problemen bei. Sie werden uns nach Zyranian tragen. Seid froh, dass wir nicht auf Drachen reisen.“ fügte sie lachend hinzu. Ihr Gast sah gerade ein wenig verschroben aus.

„Kyrlua wird mit uns reisen.“ bestätigte sie noch zu Borso und erntete das aufrichtig erleichterte Danke eines Vaters. Er liebte seine Tochter mit ihren Fehlern. Es war aber auch deutlich zu sehen, dass er ganz und gar nicht einverstanden mit ihrem Handeln war. Meara hatte immer geglaubt, Kyrlua sei so, weil ihre Eltern es ihr vorlebten. So, wie sich Borso an diesem Tag gezeigt hatte, schien das eine falsche Vermutung zu sein.

Kyrlua war natürlich nicht begeistert, als ihr Vater ihr die Neuigkeit überbrachte. Sie wurde wie eine Aussätzige behandelt. Ein Pferdewirt fuhr in der königlichen Kutsche, zu der ihr der Zugang verwehrt wurde. Man machte allgemein den Anschein, dem Bettelmädchen nicht würdig zu sein, dabei stand sie weit unter Kyrlua und würde auch immer dort bleiben. Kyrlua würde dieses Weib bestimmt nicht in ihre Kutsche lassen, so herum war es richtig!

Den Zorn ihres Vaters auf Kyrlua schob sie ebenfalls Meara in die Schuhe. Sie hatte die Gunst ihres Vaters und des Prinzen verloren, den sie ja offenbar noch nicht mal gekannt hatte. Und dieses unausstehliche Weib hatte es die ganze Zeit gewusst und sich vermutlich lustig über sie gemacht! Aber nicht mehr lange, das schwor sich Kyrlua. Sie würde dieser Plage entgegentreten. Beim nächsten Mal wäre sie aber besser vorbereitet.

Die Abreise der beiden Schüler am folgenden Tag stand schon eine Weile fest. Dann würden sie es rechtzeitig zum neuen Beginn in die Schule schaffen. Die Pause im Winter war lang und forderte den Schülern einiges ab. Die Arbeiten, die am letzten Ferientag fällig waren, mussten vom Umfang her der langen Zeit angemessen sein. Die Themen waren schwer verdaulich und kompliziert auszuarbeiten. Den Schülern wurde vom ersten Tag an beigebracht, sich selbst zu disziplinieren und die Erkenntnisse selbst zu sammeln.

In den kommenden Wochen würden sie in jedem Fach sämtliche Themengebiete aufgreifen. Die Meister würden auf die Erarbeitungen eingehen und standen für Fragen zur Verfügung, die trotz gutem Willen keine Antwort gefunden hatten. Das war keine Schande und kostete keine Punkte Abzug, wenn aus der Arbeit ersichtlich war, dass der Schüler sich wirklich um die Antwort bemüht hatte. Eben jene Fragen sammelten die Meister und sprachen sie bis zur nächsten Pause ausführlich in der Klasse durch. So wurde auch sichergestellt, dass sie keine Zeit für ein Thema aufwanden, dass keinem Schüler schwergefallen war.

Seit ihrer Rückkehr aus Kanden gaben sich Jaromir und Meara die größte Mühe, die geforderten Arbeiten noch zu bewerkstelligen. Viel ihrer kostbaren Zeit hatten sie im Krieg verbracht. Bereuen konnten sie es nicht, aber sie gerieten unter Druck. In Zyranian blieben ihnen noch drei Tage, falls sie rechtzeitig ankämen.

Bis dahin wurde Kyrlua in einem Zimmer im Palast untergebracht. Sie mochte es nicht zugeben und hätte es auch nicht ausgesprochen, aber die Ausstattung entsprach den Gemächern, die sie für normal erachtete. Auch wenn sie auf Reisen war und bei anderem Adel oder auch mal in einem königlichen Palast schlief, sah es ähnlich aus. In jedem Haus sah man natürlich die Eigenheiten des Landes und Gastgebers, aber der Standard war doch immer auf dem gleichen Niveau. Immerhin etwas, dachte sie grimmig. Sie hätte erwartet, dass Meara sie im Stall einpferchen würde. Wäre ihr zuzutrauen gewesen!

Außerhalb ihres zugewiesenen Zimmers ließ sie sich nicht blicken. Zum Abendessen ging sie nicht und Meara bat Silas Mutter, nach ihr zu sehen. Sie gab ihr auch gleich ein Tablett mit, weil sie ahnte, was der Grund für Kyrluas Wegbleiben war. Sie war wütend und wollte allein sein. Meara respektierte das. Torgal und Jaromir nicht, aber sie sahen ein, Meara handelte mit mehr Würde und Anstand.

Mit den ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages wollten sie aufstehen und den Tag zur Reise nutzen. Das bedeutete aber auch den Abschied. Torgal würde zurückbleiben und weiterhin bei Humbga lernen, nur etwas härter als die Anfänger unter den Chabdani. Salga und ihr Mann kamen aus Winderlorn und er bot Torgal damit einen geeigneten Gegner, wenn Humbga selbst beschäftigt war.

Meara schlug die Augen auf und schmiegte sich zum Abschied an Torgal. Davon wurde auch er geweckt. Sonst stahl sie sich leise aus dem Zimmer oder lag still neben ihm und ließ ihn schlafen. An diesem Morgen durften sie sich mit süßen Küssen, sanften Worten und viel Liebe verabschieden.

„Melde dich, wenn du Hilfe brauchst.“ sagte Torgal noch vor den Toren des Schlosses. „Schick mir einen Vogel. Versprich es mir. Macht dir irgendwer Ärger oder gerätst du in Gefahr, dann gib mir Bescheid. Ich leite alles weitere in die Wege.“

„Torgal.“ Meara legte ihre zierliche Hand an seine Wange. „Hör auf damit. Ich werde dich nicht wegen jeder Kleinigkeit behelligen. Mit Kyrlua werde ich schon fertig. Und Jaro ist auch noch da, vergiss das nicht.“

„Das passt mir trotzdem nicht.“ maulte er mit einem Schmollmund, der zwar seinen Unwillen ausdrücken sollte, für Meara aber zum anbeißen niedlich aussah.

„Ich werde schon noch eine Kriegerin und deiner würdig. Lass mich lernen.“

„Aber ich werde immer stärker sein als du, damit du dich an mich lehnen und schwach sein kannst, also lass mich dich beschützen.“

„Tue ich. Aber nicht vor allem. Einige Gefahren kann ich selbst von mir wenden. Nur eine nicht: Den Schmerz in meinem Herzen, weil ich dich zurücklasse.“

„Du weißt, dass es richtig so ist.“ Er spürte den gleichen Schmerz, aber wie auch Meara und Jaromir war er überzeugt davon, es musste so sein. Sie hatten noch nicht alle Probleme und Gefahren bewältigt. Dafür war es wichtig, dass er im Training stand und seine Freunde ihren Horizont erweiterten.

„Schon möglich.“ gab sie unwillig zu und gönnte sich die Schwäche weicher Knie zum vorerst letzten Kuss.

Die Reise hatte noch nicht mal begonnen, da sprühte Kyrlua schon wieder Funken vor Zorn. Sie saß in einer gewöhnlichen Kutsche wie jeder andere. Im Stallgebäude hatten noch zwei Reisekutschen gestanden. Filgortus hatte sie mit Vorräten befüllt gehabt und sie Chabdaha überlassen. Neben den anderen Gespannen auch ein halbes Dutzend starke Ochsen für die Feldarbeit und einige Milchkühe. Theoretisch hätte Meara also mit Jaromir in einer Kutsche sitzen können.

Sie hatten sich gemeinschaftlich dagegen entschieden. Sie mochten die Hirsche und die fühlten sich nur dann gebraucht, wenn sie von der Königin als Reittiere genutzt wurden. Den Einhörnern ging es genauso, nur dass deren Population nicht so groß war und Meara sie deshalb lieber im geschützten Landesinneren wusste. Sie hatte es ihnen erklärt und sie zugestimmt. Natürlich mit ihren Hörnern auf dem Boden. Kyrlua sah die goldenen Blumen wachsen und ballte die Hände zu Fäusten! Wieso ritt sie nicht auf einem Hirsch?! Wieso wurde sie in der Ehre unter ein Bettelmädchen gestellt und musste auf gewöhnliche Weise reisen?! Wieso wurde sie nicht hervorgehoben und auf ein Einhorn gesetzt?! Noch besser wären die Einhörner vor ihrer Kutsche gewesen!

„Gebt auf euch Acht!“ rief Meara winkend, als sie losritten.

Das ganze Volk stand auf der Wiese und winkte ihnen. Sila saß auf einem der jungen Einhörner und durfte bis zum Waldrand mit ihnen reiten. Meara hatte Bark gefragt, ob er etwas dagegen hätte. Hatte er natürlich nicht. Und wenn Sila der Königin versprach, wirklich nur bis zum Waldrand und dann gleich zurück zu reiten, dann tat sie das auch. Sie stand zwar noch eine Weile dort und winkte, aber dann gehorchte sie und kehrte augenblicklich um zu ihren Eltern. Bark konnte nicht leugnen, dass er erleichtert aufatmete, dass sie tatsächlich gehorcht hatte.

„Sie wird doch noch groß.“ schmunzelte seine Frau. An den Schläfen ihres Mannes sah man die deutlichen Anzeichen der ersten grauen Haare. Er selbst fand es furchtbar, auch äußerlich schon das Alter an seinem Körper zu sehen. Dabei wusste jeder, der Sila kannte, dass nur sie allein die Schuld daran trug. Sie raubte ihrem Vater den letzten Nerv. Keiner seiner Söhne hatte ihn bisher so gefordert. Vielleicht war nun ein Ende in Sicht. Vorausgesetzt, Silas Schwester würde nicht genauso anfangen.

Die Reise mit Kyrlua wurde zur Belastungsprobe von Jaromirs Nerven. Die hatte andauernd irgendwas auszusetzen. Sie hatten Chabdaha noch nicht mal verlassen, da forderte sie eine Pause. Sie könne nicht mehr sitzen und fühle sich unwohl.

„Nein.“ legte Jaromir eiskalt nach einer Diskussion fest. „Wir wollen Zyranian so schnell wie möglich erreichen. Du hältst uns in der Kutsche sowieso schon auf.“

Das hatte gesessen. Für etwa eine Stunde war von Kyrlua nichts mehr zu hören. Danach war sie durstig und ihr Wasserschlauch leer. Sie hatte das Wasser verschüttet. Ihrer eigenen Aussage nach, weil der Kutscher zu dämlich sei und in ein Schlagloch gefahren war. Jaromir wusste es besser. Sie selbst hatte das Wasser verkippt, nur um ihre Stellung als Hochgeborene auszuspielen. Das zog nur nicht.

„Deine Schuld. Achte besser auf dein Wasser. Wenn wir zur Nacht halten, kannst du ihn auffüllen.“

Meara ritt vorn neben dem Kutscher und sah seine Mundwinkel zucken. Ihre taten es auch. Sie wollten nicht lauthals lachen, das wäre unhöflich gewesen. Aber witzig war es. Für Jaromir nicht, der begann nämlich, dieses Weib auf ungesunde Weise zu verabscheuen. Seine Antworten auf ihre Forderungen wurden immer ungehaltener und unschöner. Seit sie wusste, er war kein Prinz, tat sie auch nicht mal so, als würde sie ihn respektieren. Er war es nicht mal wert, ein Gespräch mit ihr zu führen. Mehr als einmal haute sie ihm das auch an den Kopf.

„Jetzt ist aber genug!“ rief Meara nach einem weiteren Mal. Sie wütend zu machen, dauerte lang. Kyrlua hatte es im Laufe des ersten Tages geschafft, dass ihr der Kragen platzte. „Wirst du eigentlich jemals erwachsen?! Schon in Zyranian musste sich dein Vater für dich entschuldigen und bat mich, dich nicht hinauswerfen zu lassen, sonst würdest du es nie lernen. Fruchteten seine Worte noch immer nicht in deinem Kopf?! Und wenn du meinst, über Jaro zu stehen, erhebe ich ihn zum Hochgent von Chabdaha. Nun stehst du unter ihm und behandelst ihn ab sofort mit Respekt, ist das klar?! Andernfalls nageln wir deine Fenster zu, dass du uns nicht mehr beleidigen kannst!“

„Die Idee gefällt mir.“ lachte Jaromir und fing an, Kyrlua zu ignorieren. Jedes ihrer Worte blieb unbeantwortet. Meara, Jaromir und der Kutscher unterhielten sich gemütlich und lachten. Sie hatten wirklich Spaß, obwohl sie eine Königin war und der Kutscher eindeutig unter ihr stand. Das mochte er an ihr und verstand sich gut mit ihnen beiden. Kam ein Laut aus der Kutsche, hörten sie nicht mal hin und nahmen nicht wahr, was Kyrlua noch zu sagen hatte.

Zum Abend suchten sie sich einen geeigneten Rastplatz an einem kleinen Bach. Dort konnte Kyrlua endlich etwas trinken. Nur dass sie es sich selbst holen musste, passte ihr ganz und gar nicht. Sie wartete darauf, dass irgendwer das übernahm. Den leeren Wasserschlauch hielt sie aus dem Fenster der Kutsche und hielt ihn einige Minuten später immer noch leer. Sie hatte aber solchen Durst, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als sich an den Fluss zu hocken und ihr Kleid zu beschmutzen.

Zu dem Zeitpunkt saßen die anderen Drei schon gemütlich am Lagerfeuer, über dem zwei Kaninchen hingen. Zelte gab es keine. Sie brauchten auch keine. Aus der Zeit des Krieges kannten sie nichts anderes. Sie hätten keine Zeit gehabt, jeden Abend Zelte aufzubauen. Diese Zeit war auf dem Weiterritt oder im erholsamen Schlaf sinnvoller eingesetzt.

„Willst du in einem Zelt schlafen, baue dir deines auf.“ meinte Jaromir gelassen auf Kyrluas Entsetzen.

Zelte aufbauen konnte sie nicht, wofür gab es schließlich Personal? Also wollte sie es dem Kutscher auftragen. Der wurde von ihrem Vater bezahlt und hatte somit auch Kyrlua zu dienen, wenn er nicht gefeuert werden wollte. Dass ihm das nach der Bekanntschaft mit dieser Königin nicht wichtig war, hatte sie nicht bedacht.

„Ich bin als Kutscher bei eurem Vater angestellt. Zelte aufzubauen oder euch Wasser zu bringen, übersteigt meinen Vertrag.“

Das war nicht zu glauben! Sie konnte aber tatsächlich kein Zelt bauen, also blieb ihr nichts anders übrig, als in der Kutsche auf der Bank zu schlafen. Den harten Boden zog sie ebenso wenig in Betracht wie um Hilfe zu bitten, und hatte am Morgen mit mächtigen Rückenschmerzen zu kämpfen.

Und mit Hunger. Fürs erste hatte sie eingesehen, allein hier zu stehen gegen die Drei. Sie hatte schweigend ihren Teller Richtung Jaromir gereckt und erwartet, er wäre zufrieden, wenn sie nichts sagte. Theoretisch war dem auch so, aber von seinem erbeuteten Essen gab er ihr deshalb noch lange nichts. Er nahm ihr den Teller ab und stellte ihn neben sich. Mehr nicht. Sie hatte ihm den Teller ja gegeben, also hatte er ihn ihr abgenommen.

„Ich will etwas essen.“ erklärte sie und nahm den Teller wieder auf. Sie hatte immer noch nicht verstanden, dass sie mit einer freundlichen Bitte mehr erreicht hätte.

„Ich leihe dir meinen Bogen, wenn du nett bittest.“

„Jaro.“ schmunzelte Meara und legte etwas Fleisch auf Kyrluas Teller. Sie konnten sie doch nicht hungern lassen. Dazu gab es Reis, den die Chabdani aus dem Vorratslager unbedingt der Königin für die Reise hatten mitgeben wollen. Filgortus hatte ihn geschickt.

„Reis aus Winderlorn.“ erklärte Jaromir. „Sei dir der Ehre bewusst.“

„Wieso?“ fragte Meara irritiert.

„Die Reisfelder des Königs sind bekannt. In unserem Klima gedeiht er am besten. Du findest nirgends Reis, der besser schmeckt. Normalerweise holt der König ihn zu Festen aus dem Lager.“

„Ach wirklich? Ich aß noch nie zuvor Reis und kenne keine Unterschiede. Das war sehr lieb von ihm.“

„Du beeindrucktest ihn. Ich sagte doch, du wirst eine gute Königin.“

Schon war Kyrlua wieder völlig außen vor. Man nahm sie nicht mal wahr. Und ja, sie musste einsehen, sie hatte noch nie besseren Reis gegessen. Ihre Familie besaß ja auch Felder, die bestellt wurden. Aus den Ernten verdienten sie nicht wenig ihres Wohlstandes. Reis bauten sie auch an, aber nicht solchen. Auf einem Fest war sie noch nie in Winderlorn gewesen und hatte demzufolge auch noch keine Kostprobe erhalten. Deshalb würde sie Jaromir aber noch lange nicht bestätigen!

Bis nach Zyranian waren sie einige Tage unterwegs. Ehe sie das Ufer des Sees erreichten, hatte es Kyrlua geschafft, ihre Begleiter an den Rande des Wahnsinns zu treiben. Der Kutscher war froh, den Rückweg allein antreten zu dürfen, und lernte die Stille des Waldes ganz neu zu schätzen. Sein Mitleid begleitete Jaromir und Meara. Die würden nicht so leicht um die Begegnungen herumkommen.

„Bin ich froh, dass wir uns hier verteilen können.“ stöhnte Jaromir, als sie endlich aus dem Boot stiegen und Kyrlua einfach aus dem Weg gehen konnten. Unterwegs war das ja leider nicht möglich gewesen. „Und komm bloß nicht auf die blöde Idee, die wieder mitzunehmen.“ forderte er von Meara.

„Keine Sorge. Mein Maß ist voll.“ Und das sollte bei ihr schon etwas heißen.

Selbst diese Worte, die Kyrlua auf dem Weg durch das große Portal gehört hatte, zeigten keinerlei Wirkung. Es war ihr schlichtweg egal. Die Meinung der beiden ihrer Ansicht nach minderen Lebewesen war einfach nicht von Bedeutung.

In Zyranian hatte sich einiges getan. Viele der wohlhabenden Schüler waren für die lange Zeit des eigenständigen Lernens nach Hause gefahren. Das konnte sich nicht jeder leisten. Manche verabschiedeten sich für die Jahre der Ausbildung von ihren Familien und kehrten erst nach dem Abschluss zurück nach Hause. Sie hatten die Bibliothek des Ordens genutzt, um die Arbeiten zu recherchieren. Und die Zusatzkurse, in denen die Meister ihren Schülern für Fragen und Hilfen zur Verfügung standen. Es gab keinen direkten Unterricht, man konnte auch Dinge der vergangenen Monate wiederholen, bei denen man Probleme gehabt hatte.

Die zurückgebliebenen Schüler wussten noch gar nichts. Aus Briefen der Eltern hatten sie vielleicht von den Unruhen und Kriegshandlungen gehört. Von Plünderungen und Überfällen und Hungersnöten. Nicht aber von den ganzen Zusammenhängen. Den gemeinen Bewohnern der einzelnen Länder war die Auferstehung Chabdahas und der Magie völlig unbekannt. Nur die meisten Königshäuser wussten inzwischen Bescheid. Orfas hatte es sich nicht nehmen lassen, seinen befreundeten Königen von der Rettung seiner Keyliri durch die Königin Chabdahas zu erzählen. Es hatte sich verbreitet, aber nicht bis in jeden Landstrich zu den Bauern.

Im Adel der Welt hatten sich in den Wochen jedoch so einige Gerüchte ausgebreitet. Diese Schüler waren bestens im Bilde über den Wandel der Welt und trugen es nach Zyranian, wo sie sich mit anderen austauschten und auch die Zurückgebliebenen informierten. Wer die Königin war, wusste hier jedoch niemand und Meara hoffte, dass es auch so bliebe.

Vor ihrem Zimmer wartete eine echte Überraschung. Ihr Körbchen neben der Tür quoll über vor Briefen. Es waren so viele, dass sie noch einen geflochtenen Weidenkorb füllten. Er stand direkt vor der Tür. Meara hatte einen dieser Art schon mal hier gesehen. Neben der Küche war die Waschküche untergebracht. Parallel zum Kräutergarten, in dem sie jeden Morgen die Kräuter schnitt, ragten Stangen über mehrere Etagen weit auf den See hinaus. Mit Flaschenzügen wurde die Wäsche hinaus- und wieder hineingezogen. Die Waschfrauen nutzen diese Art Körbe und hatten einen offenbar abgeben müssen.

„Oh.“ Meara war wie versteinert stehengeblieben und starrte auf die Masse an Briefen. Sie hatte sich auf Briefe gefreut, von Alana, Torgal und Sila. Auch Bark und Humbga wollten sie auf dem Laufenden halten, aber so viele? Die würden in den wenigen Tagen ja wohl nicht so viele Briefe geschickt haben. Auch Alana wusste, wann Meara in Zyranian ankommen wollte. Sie würde doch zuvor nicht solche Massen schicken!

„Viel Spaß, Majestät.“ kicherte Jaromir. „Soll ich euch den Korb ins Zimmer tragen? Ihr könntet darunter zusammenbrechen.“

„Du bist nicht ganz bei dir, genau wie Torgal. Ich kann es nicht oft genug betonen. Aber ich würde mich freuen, wenn du mir das abnehmen würdest.“

„Kein Problem, das weißt du doch.“ zwinkerte er, stellte seine Tasche nur vor seinem Zimmer ab und wuchtete den riesigen Korb in Mearas Zimmer auf den Tisch. Das würde sie später machen.

Sie brachten neben der Post nur ihr Gepäck in ihre Zimmer. Meisterin Xondra hatten sie nicht schriftlich über die Ereignisse unterrichten wollen. Sie suchten sie natürlich als erstes in den Gewächshäusern und Gärten. Zum allerersten Mal konnten sie den Torbogen zu den Gewächshäusern durchschreiten, ohne im Keller zu enden. Sie hatten sich für einen Versuch entschieden. Der Kristall war zusammengesetzt und ihre Magie deutlich gewachsen. Vielleicht genügte es dem Schloss und es würde sie nun nicht mehr immerfort unfreiwillig in den Zirkel schicken.

Meara war begeistert von diesem Anblick. Die Gewächshäuser waren riesig und boten eine Vielfalt an Pflanzen, die sie sonst nur aus den heiligen Gärten Bairamoks kannte.

„Meara! Torgal!“ rief Xondra aufgeregt, als sie sie erblickte. Seit Tagen wartete sie auf Nachricht von Hithranda und dem Vater. „Kamen der Vater und Hithranda bei euch an?!“

„Guten Tag.“ lächelte Meara leicht. „Sie kamen an und halfen uns. Wir konnten das körperlose Böse besiegen.“

„Du meine Güte.“ Xondra wurden die Augen feucht. „Wie schafftet ihr es?! Wieso durfte ich sie nicht begleiten?“

„Setzt euch. Das wird eine lange Geschichte.“

Zwischen den Beeten stand eine Bank aus verschnörkeltem Metall. Vom Stil her ähnelte es den schönen Verzierungen am Palast Chabdahas.

Sie erzählten ihrer Meisterin die ganze Geschichte von Anfang bis Ende. Auch die letzten Worte Hithrandas überbrachten sie und reichten Xondra ein Taschentuch, als sie um den Verlust einer sehr engen Freundin weinte. Sie hatte nichts von alledem gewusst. Nie hatte Hithranda auch nur ansatzweise erwähnt, dass sie schon die letzte Königin gekannt hatte. Auch die grausame Entstehung des körperlosen Bösen hatten sie nicht weitergegeben. Nicht mal im Zirkel.

„Aus gutem Grund.“ sagte Meara. Auch sie hatte sich diese Frage schon gestellt und mit Torgal vielleicht eine Antwort gefunden. „Stellt euch vor, die Chabdani im Zirkel hätten gewusst, das Böse steckte in all der Zeit in der Königin. Egal welches Jahrhundert, sie hätten mich nie unterstützt. Nicht mit voller Überzeugung. Die war aber nötig, Chabdaha zu erwecken. Dass die Chabdani mir nach Chabdaha folgten, war wichtig für diesen Ausgang. Hätte ich sie nicht so lieben gelernt, hätte ich das Böse in mir nicht besiegen können. Dann wären auch der Vater und Hithranda nicht befreit worden. Zwölfhundert Jahre verbrachten sie in dieser Welt und sahen den Wandel mit an. Sie stammten aus einer Zeit des Friedens und der Freundlichkeit. Wie schrecklich muss es gewesen sein, sich diesen Verfall mit anzusehen?“

„Du hast Recht.“ schluchzte Xondra. „Entschuldige. Ich bin stolz auf dich und freue mich, dass du es geschafft hast. Du stelltest dir diese Fragen auch schon, nicht wahr?“

„Ja. Ich sprach mit Torgal über meine Gedanken und kam mit ihm auf diese Idee. Hithranda meinte, es sei wichtig für uns, hier zu lernen, auch wenn wir vom Krieg unterbrochen werden. Es ist wichtig für uns, das Wissen aufzunehmen und in größeren Dimensionen denken zu können. Mit dieser Erkenntnis, dass sie über die Vergangenheit schweigen mussten, bewiesen wir die Richtigkeit ihrer Worte. Sie handelten immer nur im Sinne der Königin und ebenso wie Meister Rastro schwor ich auch ihnen, all meine Kräfte zu geben, den Frieden wieder auszubreiten.“

„Und ich werde euch folgen, meine Königin.“ Jetzt sah man auch in Xondras rundlichem und faltigem, von der Sonne gegerbtem Gesicht das glückselige Lächeln der Chabdani, die sich der Liebenswürdigkeit ihrer Königin gegenübersahen. Es war ein gerührtes und freies Lächeln voller Hoffnung auf eine rosige Zukunft.

„Bitte lasst das.“ schmunzelte Meara leise. „Noch weiß hier niemand, dass ich Königin bin, und das soll auch so bleiben.“

„Verabschiede dich von dem Gedanken.“ lachte Jaromir. „Kyrlua weiß es auch.“

„Oh je.“ griente Xondra. „Ich weiß aber nicht, ob sie es weitersagen würde. Damit würde sie dich erheben und das würde sie nicht freiwillig tun.“

„Es besteht also Hoffnung. Meisterin Xondra, wie geht es mit Zyranian weiter? Wer übernimmt des Vaters Stuhl?“

„Ich.“ seufzte sie und blickte zu Boden. Sie hatte gerade einige Pflanzen umgetopft und der Boden war von Erdkrümeln übersät, die sie noch beseitigen müsste. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell dazu käme. Rastro war eigentlich für den Posten vorgesehen. Der Vater wollte unbedingt einen Chabdani aus dem Zirkel als Ordensführer. Dabei war das nie mein Ziel. Ich unterrichte gern.“

„Wer verbietet es euch?“ wandte Jaromir ein. „Ich denke, ihr findet im Zirkel auch noch mehr Unterstützung für die Führung des Ordens.“

„Wisst ihr, was mit Meister Mackin geschah? Ich dachte, er käme mit euch.“

Ein finsterer Schatten schob sich wie eine Wolke vor Mearas Gesicht. „Er dient dem Bösen und versuchte mich zu töten. Wir wissen nicht, wo er ist.“

„Wir hatten gedacht, er wäre hier.“ Jaromir war sich selbst noch nicht sicher, ob er das bedauern sollte. Wäre Mackin hier gewesen, hätten sie ihn wenigstens stellen können. So blieb er eine verschwundene Gefahr, die sie nicht unterschätzen sollten.

„Du meine Güte.“ Xondra hob ihre Hand an Mearas Wange. „Bist du genesen? Brauchst du irgendwas?“

Das mochte Meara so an den meisten Chabdani. Viele Kniefälle gab es nicht mehr und vor allem die Meister aus Zyranian behandelten sie noch immer wie ein Mädchen, nicht wie ihre Königin. Auch Xondra sorgte sich mütterlich um die junge Frau und hätte ihr sofort Hilfe zukommen lassen. Vor allem hier in Zyranian wurde Meara bewusst, wie sehr sie es genoss, so umsorgt zu werden und nicht alle Verantwortung allein tragen zu müssen.

„Mir geht es gut.“ versicherte sie lächelnd. „Es war mehr als einmal nur knapp, aber ich lebe und bin soweit wohlauf. Nur ziemlich müde.“

„So seht ihr beide aus, also legt euch hin und ruht euch aus.“

„Nein. Wir müssen unbedingt die letzten Arbeiten noch fertig schreiben.“

„Lasst euch Zeit. Ich werde heute Abend bekanntgeben, dass der Vater die Welt verlassen habe und ich von nun an die Mutter des Ordens bin. Ich werde allen Schülern eine Woche Zeit geben, sich der Trauer zu stellen. Das sollte euch helfen, die Arbeiten zu schaffen und euch trotzdem auszuruhen. Ich darf euch vielleicht keine Ausrede für das Fehlen von Arbeiten geben, aber ich kann euch die Möglichkeit geben, sie noch zu schaffen.“

Das kam ihnen natürlich sehr gelegen. Sie sagten zwar auch, es sei nicht nötig und nicht sonderlich fair, aber Xondra meinte, so hätten ja auch alle anderen Schüler die Möglichkeit, die Arbeiten noch mal zu überdenken. Sie hob nicht nur diese beiden hervor, sie gewährte allen eine Fristverlängerung. Sie hätte die Zeit allerdings nicht so weit ausgedehnt, wenn Meara und Jaromir es nicht wirklich gebraucht hätten. Natürlich hätten sie in den nächsten drei Tagen noch einiges schaffen und jede Arbeit pünktlich abgeben können. Mit der zusätzlich geschenkten Zeit würden sie aber erstens nicht so gestresst werden und zweitens auch die Ausführlichkeit aufbringen, die man von ihnen gewohnt war. Pausen und Bummelei könnten sie sich nicht leisten, aber ausreichend Schlaf jede Nacht.

Am Abend der Ankunft widmete sich Meara erst mal den vielen Briefen. Sie hatte mit Jaromir gesprochen und er meinte, es falle auf sie als Königin und damit alle Chabdani zurück, wenn sie die Antworten verzögere. Es blieb ihr eigentlich keine andere Wahl, als jeden einzelnen zu beantworten. Wenn so das Leben einer Königin aussah, wollte sie erst recht keine mehr sein. Es war besser als der Kriegszustand, aber Alltag sollte das bitte auch nicht werden.

„Wird es nicht.“ wusste Jaromir. „Dafür hast du schließlich Bedienstete, die die gemeine Postarbeit übernehmen. In Ausnahmefällen musst du persönlich antworten, aber normalerweise werden sie dir nur berichten, um was es geht, du sagst ihnen, was sie antworten sollen, und sie schreiben für dich. Also keine Panik. Ich hole meine Feder, dann helfe ich dir.“

Das war natürlich viel angenehmer. Die meisten Briefe stammten vom Adel, wie sollte es anders sein. Sie mochten sich der neuen Königin vorstellen und sie zu sich einladen. Jaromir half ihr, eine Antwort zu verfassen, die die Empfänger vertröstete. Solange die Chabas noch ihr Unwesen trieben, würde sie es unmöglich schaffen, all die Einladungen anzunehmen. Zumal das Studium ihr viel Energie abverlangte. Sie schrieben mit Bedauern und versprachen, sie würden die Besuche nachholen.

Für Meara war die Anmerkung vor allem für die Königshäuser wichtig, sie würde trotz allem jedem mit magischen Mitteln zu Hilfe kommen, der von den Chabas bedroht würde. Jaromir schrieb es schmunzelnd unter jeden Brief. Er wusste jetzt schon, dass spätestens dann, wenn die Chabas sich zum Angriff entschlossen, die Flut an Briefen die Kapazitäten Zyranians sprengen würde.