Chaos en France - Klaus N. Frick - E-Book

Chaos en France E-Book

Klaus N. Frick

4,8

Beschreibung

Die warme Luft, die frische Liebe, die neuen Freunde: Das Leben könnte so schön sein in Avignon. Auch für den 22-jährigen Punk Peter. Doch der rasselt auch in Südfrankreich ins nackte Chaos: zu viel Alkohol, zu viele Drogen, zu viele überdrehte Gefühle ... "Chaos en France" ist die Fortsetzung des Kultromans "Vielen Dank, Peter Pank". Der Roman erschien über Jahre hinweg in den Szene-Magazinen ZAP und OX, den auflagenstärksten Zeitschriften für Punkrock und Hardcore im deutschsprachigen Raum, und wurde für die Buchfassung überarbeitet und ergänzt.

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Klaus N. Frick:

Chaos en France

– Peter Pank in Avignon –

© 2006 Archiv der Jugendkulturen Verlag KG, Berlinin Zusammenarbeit mit dem Verlag Thomas TilsnerAlle Rechte vorbehalten

Herausgeber:Klaus Farin für das Archiv der Jugendkulturen e.V.Fidicinstr. 310965 BerlinTel.: 030/694 29 34Fax: 030/691 30 16www.jugendkulturen.de

Gestaltung:Sebastian Schmidt, Berlinwww.easterner.de

Druck:werbeproduktion bucherwww.wpb-berlin.de

Vertrieb für den Buchhandel:Bugrim/Verlag Thomas Tilsner

Die Deutsche Bibliothek - CIP-EinheitsaufnahmeDer Titeldatensatz für diese Publikationist bei der Deutschen Bibliothek erhältlich

ISBN 9 Print: 3-86546-038-0ISBN 13 Print: 978-3-86546-038-7ISBN E-Book: 978-3-943612-08-0

ISSN 1439-4316 (Archiv der Jugendkulturen)

Klaus N. Frick:

Chaos en France – Peter Pank in Avignon –

Peter Pank

Sonntag

Ich drückte die geleerte Bierdose zusammen, ließ sie zu Boden fallen und zertrat sie. Die Sohle des Springerstiefels walzte über das Blech, es knirschte vernehmlich. Eine Frau, die mit einem leichten Koffer in der Hand an mir vorbei über den Platz vor dem Bahnhof eilte, warf mir einen strafenden Blick zu. Ich grinste und hob die Dose auf. Langsam ging ich über den Platz, vorbei an »wild« parkenden Autos, zu einem Müllbehälter. Klappernd rutschte die Dose zu dem Wust aus Flaschen, Papier und Essensresten.

Ein Griff in die Hosentasche, ein kleiner Check: Ich hatte schätzungsweise dreißig Francs zusammen, das reichte nicht einmal, meine täglichen Ausgaben zu decken. Aber an diesem Tag hatte ich keine große Lust, irgendwelche Franzosen oder Touristen anzuschnorren. Es war spät am Nachmittag; jetzt wurde es ohnehin bald Zeit, daß ich Manu treffen konnte.

Als ich einige Worte in deutscher Sprache hörte, drehte ich mich zur Seite: gut ein Dutzend deutscher Urlauber, im Alter zwischen dreißig und vierzig Jahren. Der Reisebus steht garantiert unten am Fluß, dachte ich, und jetzt schauen die sich kurz vor der Heimreise noch Avignon an. Typische Touristen eben.

Schnell ging ich zu ihnen hinüber. Was in Deutschland in diesem Herbst 1986 kaum für Aufsehen sorgen würde, war in Südfrankreich völlig exotisch. Mao hatte mir am Morgen meinen Iro nachrasiert, frisch eingefärbt und gestellt. Das knallige Grün leuchtete in der Sonne, die roten Streifen dazwischen paßten gut, und die Nieten auf der Lederjacke glänzten wie frisch poliert. Ich fand, daß ich in diesem Outfit sehr gut aussah.

»Guten Tag«, sprach ich die Touristen auf deutsch an. Sie grüßten zurück, offensichtlich ein bißchen verwirrt. »Ich bin hier in Avignon gestrandet, wohne drüben auf dem Campingplatz und bräuchte Geld für die Rückfahrt nach Stuttgart. Könnten Sie mir ein bißchen Kleingeld geben?«

Die Masche funktionierte normalerweise immer. Deutsche Touristen waren nur dann freigiebig, wenn sie so etwas wie eine Notlage sahen. Hinterher wurde ihnen natürlich klar, daß ich nur geschnorrt hatte; im Moment aber ergriff sie das Mitleid, und das wollten sie üblicherweise mit Geld stillen.

Deutsche Touristen waren für mich die beste Einnahmequelle. Im Ausland überfiel sie das Nationalgefühl, da erwachten in ihnen Gedanken wie »wir Deutschen müssen zusammenhalten«, und das nutzte ich gern aus.

Ein beleibter Mann mit einer großen Kamera vor dem Bauch musterte mich mißtrauisch. »Dafür kaufen Sie sich bestimmt Alkohol«, sagte er langsam mit rheinischem Akzent und rümpfte abschätzig die Nase.

Immerhin siezte er mich. Ein gutes Zeichen. Wenn einen die Leute gleich mit »Du« ansprachen, war ein klares Verhältnis vorgegeben: sie als die Chefs, ich als der »Junge« und Untergebene.

Jetzt nur cool bleiben! Ich hob abwehrend die Hände. »Na na, jetzt übertreiben Sie mal nicht. Etwas essen und trinken muß ich ja schon zwischendurch – aber in erster Linie will ich mit der Bahn nach Stuttgart zurück.«

»Normalerweise reisen so junge Leute, die so aussehen, doch per Anhalter«, sagte der Mann. »Warum wollen Sie denn mit der Bahn fahren?«

Innerlich kochte ich bereits. Warum mußte dieser Depp ausgerechnet jetzt eine Diskussion anfangen? Wenn ich eines nicht leiden konnte, dann überflüssige Diskussion. Gib mir dein Geld, du Arsch, und laß mich in Ruhe, ich brauch’ deine Sozialarbeiter-Attitüden nicht! ärgerte ich mich in Gedanken.

Bevor ich etwas sagen konnte, mischte sich eine Frau ins Gespräch; sie stellte sich neben den Mann. Schätzungsweise dreißig Jahre alt, schlecht sah sie nicht einmal aus, abgesehen von ihren dämlich blondierten Locken. Den Ausschnitt ihrer Bluse versuchte ich zu übersehen.

»Jetzt sei mal nicht so streng zu dem jungen Mann«, sagte sie zu dem Kameraträger und drückte ihm den Ellbogen in die Seite. »Es ist doch egal, wenn er sich für das Geld etwas zu essen und zu trinken kauft.« Sie kramte in ihrer Tasche. »Ich geb’ ihm ein paar Francs.«

Junger Mann? Ich war nicht mal zehn Jahre jünger als sie. Aber ich kam mir zwanzig Jahre jünger vor. Und ich wollte nicht so enden wie diese Touristen, nicht so herumlaufen, nicht mit einer Kamera um den dicken Bauch durch französische Städte ziehen und dann hinterher in der Heimat einen Dia-Vortrag halten. Ich haßte sie alle, ich haßte ohnehin neunzig Prozent der Menschheit, und ich wollte einfach ein paar Francs von den Leuten haben und sonst nichts. War das so schwer zu verstehen?

Sie reichte mir eine Handvoll Münzen. Ich bedankte mich mit einem höflichen Kopfnicken, da sagte sie: »Sagen Sie, wir könnten Sie doch mitnehmen.« Offenbar schaute ich sie sehr verwundert an, denn sie schob nach: »Wir fahren nach Euskirchen; da könnten wir Sie irgendwo an einem Bahnhof herauslassen. In unserem Bus haben wir noch Platz. Wir können das mit dem Fahrer bestimmt vereinbaren.«

Der Mann neben ihr schnaubte, aber sie stieß ihn erneut mit dem Ellbogen an. »Jetzt sei mal nicht so!« appellierte sie. »Wir haben doch Platz frei, und der junge Mann stört uns doch nicht.«

Innerlich stöhnte ich auf. Ich versuchte mir die Fahrt vorzustellen: ich für gut zehn Stunden in einer Reisegruppe dickbäuchiger deutscher Touristen, die garantiert deutsche Schlager im Radio hörten und bei besonders gelungenen Stücken begeistert mitsangen – ein Alptraum!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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