Charly Hübner über Motörhead oder Warum ich James Last dankbar sein sollte - Charly Hübner - E-Book

Charly Hübner über Motörhead oder Warum ich James Last dankbar sein sollte E-Book

Charly Hübner

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Beschreibung

»Vom Text verstand ich nichts, aber von Energie verstand mein Teenager-Herz etwas.« Über den Urschrei des Heavy Metal im provinziellen Mecklenburg der Achtziger, die Einflüsse von »Ace of Spades« auf ein bewegtes Schauspielerleben – und von einem lang ersehnten Interview mit Lemmy Kilmister in Wacken, das beinahe stattgefunden hätte: Der große Schauspieler Charly Hübner zeigt sein schriftstellerisches Talent. Selten wurde so leidenschaftlich über Musik geschrieben, selten so eindrücklich über den Effekt, den diese auf einen Jugendlichen haben kann – ein Effekt, der nachwirkt und sich immer wieder neu entfaltet. Dieses Buch ist eine Schatzkiste voller Erinnerungen und Anekdoten eines Lebens, für das der Frontmann der lautesten Band der Welt seine berühmten Weisheiten geschrieben haben könnte: »I'm in love with rock'n'roll, it satisfies my soul«. Ob als pickliger Jugendlicher in der Dorfdisko, wenn das erste Mal »The Hammer« gespielt wird, oder bei der Party nach der ersten Filmpremiere – immer ist Motörhead als Soundtrack dabei. Mit Lemmys Tod mag eine Ära des Rock zu Ende gegangen sein, seine Musik aber kann man noch hören – und jetzt auch dieses Buch lesen!

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Seitenzahl: 124

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Charly Hübner

MOTÖRHEAD

Charly Hübner über Motörhead oder Warum ich James Last dankbar sein sollte

Kurzübersicht

Buch lesen

Titelseite

Inhaltsverzeichnis

Über Charly Hübner

Über dieses Buch

Impressum

Hinweise zur Darstellung dieses E-Books

Inhaltsverzeichnis

Motti

Autorenbild

Dezember 2009. Berlin.

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

37. Kapitel

38. Kapitel

39. Kapitel

40. Kapitel

41. Kapitel

42. Kapitel

43. Kapitel

44. Kapitel

45. Kapitel

46. Kapitel

47. Kapitel

48. Kapitel

49. Kapitel

50. Kapitel

51. Kapitel

52. Kapitel

53. Kapitel

54. Kapitel

55. Kapitel

56. Kapitel

57. Kapitel

58. Kapitel

59. Kapitel

60. Kapitel

61. Kapitel

62. Kapitel

63. Kapitel

64. Kapitel

65. Kapitel

66. Kapitel

67. Kapitel

68. Kapitel

69. Kapitel

70. Kapitel

Dank

Copyright-Verzeichnis

Noch mehr Lesespaß

Inhaltsverzeichnis

Er gaukelt

Und schaukelt,

Er trappelt

Und zappelt

Auf dem Stuhle hin und her.

Dr. Heinrich Hoffmann – »Die Geschichte vom Zappel-Philipp« / »Der Struwwelpeter«

Mix mir einen Drink

Der mich woanders hinbringt

Feeling B – »Mix mir einen Drink«

Inhaltsverzeichnis

*Dies ist ein Traum.

Manches fand so statt.

Manches so ähnlich.

Manches gar nicht.

Die Figuren ähneln Menschen,

denen ich in den Jahren 1977–1987

tatsächlich begegnet bin.

Sie sind es aber nicht.

Dem Teufel und Lemmy Kilmister

bin ich bisher nicht begegnet.

 

 

**Es empfiehlt sich,

während der Lektüre des folgenden Textes

die zitierten Songs

so laut wie möglich zu hören.

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Dezember 2009. Berlin. »Mauersegler« im Mauerpark.

Grandiose Geburtstagsparty. Der Saal bricht auseinander.

Freunde, Familie, Fremde! Alle da und noch viel mehr!

Quatschen, Trinken, Rauchen.

Tanzen, Fummeln, Jodeln.

Neun Stunden später, völlig abgefeiert, kriechen und schweben sie wieder in die eigenen oder fremden Betten.

Ich bleibe – Gastgebers Pflicht!

Schweiß, Rauch, Alkohol, müdes Parfüm!

Am Tresen knutscht ein Paar, das sich endlich gefunden hat. Daneben schläft der besoffene Exfreund der Frau – tief und schief auf dem Barhocker hängend.

Ich setze mich zu ihm, kippe einen Jack & Coke in mich rein.

In diese dunkle, muffige Stille wälzt sich, wie das Kettenrasseln eines sich öffnenden Burgtores, ein altbekanntes Schrammeln und Dröhnen aus den Boxen in den Saal.

Der verbliebene Rest von elf Leuten erwacht aus komatösem Dösen. Zöpfe werden geöffnet, Jacken abgestreift. Das Pärchen am Tresen verschiebt das Liebesspiel auf später, und wie von einer höheren Macht befohlen, beginnen wir im grandiosen Getöse zu zucken und zu wiegen.

Hin und her. Vor und zurück.

Köpfe hoch, Köpfe runter.

Eine der traumwandelnden Damen schleppt von irgendwo aus dem Dunkel einen roten Scheinwerfer an, stellt ihn auf den Boden, und aus dem abgestandenen Partysaal wird ein Höllentor, vor dem, wie von tausend Taranteln gestochen, schwarze Schatten im roten Schein um ihr Leben zappeln.

Playing for the high one, dancing with the devil

Going with the flow, it’s all a game to me

Sieben Mal erklingt die Hymne aller Hymnen,

Sieben Mal wirbeln wir unsere Köpfe,

Sieben Mal schmeißen wir unsere trunkenen Körper in den dröhnenden Lärm.

And don’t forget the Joker!

Dann sacken wir müden Trinkerinnen und Trinker lallend lachend und völlig entseelt auf den Boden, danken Lemmy, dem Gandalf des Rock ’n’ Roll, für den elektrischen Gnadenstoß zur Nacht, und ich frage mich: Wie konnte ich das vergessen?

The Ace of Spades!

Inhaltsverzeichnis

1

Die Zeit rast und das kleine Licht des Lebens juckelt wie ein Vorortzug unaufhaltbar dahin.

Vieles bleibt, einmal erlebt, im Staub des Vergessens zurück.

Anderes hat es entweder heimlich oder aber mit viel Brimborium in den Erinnerungswaggon am Ende des Zuges geschafft.

Und manches hat sich, wie Käfer und Spinnen, bedingungslos in den Gängen der kleinen Bimmelbahn »Leben« eingenistet.

Blind Passengers! Always on your side!

Neben der unbestreitbaren Herrlichkeit der paradiesischen Natur des Mecklenburger Südens und der Erfahrung eines ideologischen und seelischen Heimatverlustes durch das Ende der DDR sind es zarte und grobe, kurze und lange Anekdoten und vor allem Texte, Musik, Filme und Räusche, die den Lack der Waggonwände und die Luft in den Gängen für alle Zeit gestalten und beleben.

Da tönen grelle Pionierlieder gegen den einjährigen Leserausch von Dostojewskis »Schuld und Sühne«, »Der Idiot« und »Die Brüder Karamasow« an.

Charles Bukowski betrachtet andächtig grinsend Goyas »Maja«. Bruce Willis und Sylvester Stallone beschweren sich, weil Samuel Beckett sie in einen Kokon eingewoben hat, damit er mit Stanley Kubrick in Ruhe Schach spielen kann, während Tschechow und Catherine Deneuve amüsiert Champagner schlürfen und den unerbittlichen Humor-Kaskaden von Monthy Python lauschen.

Der zersplitterte Billardqueue, die hysterische Trophäe des ersten harten Haschischrauschs in einer Amsterdamer Nachwendenacht, tanzt hysterisch zu den Moritaten des großen Tom Waits, und Marlon Brando irrt als Don Corleone verloren über die Rampe der Berliner Volksbühne, wo Frank Castorfs »Dämonen« sich küssen und schlagen, saufen und langweilen und zu Gustav Mahler Tango tanzen.

Doch kurz vor dem Speisewagen meines kleinen Lebenszuges haben sich ein paar Desperados eingenistet, die den Gang komplett versperren.

Man muss über sie steigen, um weiterzukommen, und jeder Versuch wird lachend und johlend kommentiert.

Diese knurrende Rasselbande ist die Band Motörhead. Sie geben zu allem einen Kommentar ab, singen und jaulen, wann immer ihnen danach ist. Und ihnen ist immer danach.

Bis auf eine kurze Zeit zu Anfang des laufenden Jahrhunderts, in der ich versuchte, mich mit Elektronik und Hip-Hop zu befassen, hörte und höre ich ihre Lieder.

Ich muss lachen und grinsen, wenn ich sie in den Gängen sehe, und wenn sie anfangen zu spielen, will ich toben und rasen, flüstern und schreien.

Sie halten mir die Welt auf Abstand.

Warum? Das weiß nur der Teufel!

Und so bleibt uns nur eins: Wir müssen zum Teufel gehen und schauen, ob er gewillt ist, uns zu erzählen, wie das denn alles so kam.

Inhaltsverzeichnis

2

Der Teufel und ich treffen uns wie immer morgens gegen neun am Teufelsstein im Hullerbusch im fernen Süden Mecklenburgs. Man schlägt mit einem Hammer sechsmal auf den riesigen Findling, dann wartet man eine knappe halbe Stunde, und in der Regel kommt er dann aus irgendeinem Winkel des Waldes angestakst. So auch heut.

Es raschelt hinter mir, ich drehe mich um, und da steht er auch schon, mit seinen prächtigen sechs Metern Körpergröße. Er hat sich natürlich gar nicht verändert. Knochig und knorrig hinkt er gemütlich heran, setzt sich auf den Findling und nimmt seinen modrigen Zylinder vom Kopf. Dann schüttelt er sich und seine langen rotschwarzen Rastazöpfe, die wie riesige Pferdepeitschen über den Mecklenburger Waldboden sausen, und kichert wie eine knarzende Schuppentür.

»Min Jung, dat du mal wieder klönen kommst. Dat is een Grund zur Freud’. Sag an, wat treibt dich her?«

Ach, herrlich! Diese warme Stimme mit rollendem »r«, die alle Last von mir nimmt. Das ist mir doch sehr heimatlich vertraut.

Ich berichte ihm von Zeiten und Winden und davon, dass ein deutscher Buchverlag mich darum gebeten hat, etwas über Motörhead zu erzählen, also, über Motörhead und mich! Und dass ich daher mal wieder ins dunkle Gestern schlittern will, um zu verstehen, warum und wie die Motörheads es geschafft haben, sich über alle Mauern hinweg in mein Herz und in mein Hirn zu spielen, und warum sie gar nimmer mehr verschwanden.

»Und nu denkst du, ik hab allwieder Zeit, mit dir in din Leben rinzukieken? Für ein Buch über diese Rockerbande? Die Welt braucht min Zeit für ganz andern Kram!«, grummelt er streng.

»Naja, wäre jetzt nur ein halber Tag!«, versuche ich sanft einzuschränken.

Er schärft seine langen Teufelskrallen am Stein und beginnt sich seinen Kopf zu massieren.

»Carsten, min Jung, dat war man bannig viel. Da kam eens zum andern!«

»Schon klar. Aber was, wann, wie?«

»Dat is all nich so einfach, wie du denkst! Din Muddern hat von mir so ’n bisschen Deibelsblut mitgekriegt und din Vaddern auch! Die waren beide keen Kinder von Traurigkeit! Und so hatten wir von Anfang an auch bannig Spaß mit dir. Dat war wat!«

Er steht jetzt auf und schüttelt seine Teufelsmähne. Ich gehe beiseite, um nicht von einer seiner heißen Strähnen erwischt zu werden. Dann wickelt er die Rastamähne zu einem hohen Teufelshaarturm zwischen seinen Hörnern, setzt seinen klingenden Zylinder obenauf und besteigt den Teufelsstein. Er sieht sich im Hullerbusch um. »Ach! Is dat nich herrlich hier?« Er brummt genüsslich vor sich hin.

»Ja, besser geht’s nicht!«, antworte ich, immer noch in der Hoffnung, dass er mir helfen will. »Der Wald, das Moor, die Steine, die Seen, die Stille!«

»Naja! Woll’n mal nich übertreiben, ne?« Er kichert. »Die Motörheads waren ja immer große Spaßmacher. Die haben mir stets gut Laune gemacht! Dat is een gut Idee! Wir machen mal ’nen Törn in die wilden alten Tage!«

Und eh ich mich jubelnd bedanken kann, fährt sein langer, knorriger roter Arm herunter, um mich mit seinen schwarzen Krallen am Hals zu packen.

»Festhalten!«

Er setzt mich neben seinen Buckel und erklimmt wie eine Echse die nächstbeste Buche bis in den Wipfel.

»Nu geht dat los!«

Ich klammere mich an die wurzelknotigen Fasern seines Halses und dann setzt er zu einem Smasher-Sturzflug in den Zansen an. Das ist der mystischste See meiner Heimat und es heißt, in ihm schlummern alle Geheimnisse. Man sagt, der Zansen ist des Teufels Pfand im Spiel der Zeiten.

Wir stürzen wie ein Meteorit in den See. Es rast um mich, mein Herz rast auch, und dann verschwinden wir im Rauschen und Tosen der Zeitenschleuder. Ich spüre den heißen Wind des Teufelsrittes, und außer einem einzigen vielfarbigen Lichtstrahl, der mich sanft blendet, kann ich nichts erkennen.

Inhaltsverzeichnis

3

I’m ridin’ on the Thunderchief, spit in the devil’s eye. No force on Earth can stop me now, like to see ’em try. Hey, hey, ridin’ with the Driver! – Es trällert in meinen Ohren, und passenderweise haben sich Motörhead in unseren Teufelsflug eingeloggt, um den Soundtrack zu liefern.

»Ridin’ with the Driver« vom 1986er Album »Orgasmatron« ist einer meiner Top-5-Songs. Er rast, er ist albern, er will getanzt werden. Er ist hingerotzt und präzise zugleich und Lemmys krächzendes Lachen am Ende ist einer der lustigsten »Alles egal«-Lacher der Musikgeschichte.

Dreckig, ironisch, selbstsicher, glücklich!

»Als din Muddern un din Vaddern die Liebe fanden, da wollt ik eben auch dir een bisschen Deibelsblut mitgeben. Dat war man besser!«, krächzt der Teufel über die Schulter.

»Was war denn daran besser? Wer weiß, was mir erspart geblieben wäre?«, rufe ich in sein Ohr.

»Die Leute ohne Deibelsblut kommen fixer unters Rad der Zeiten un sie haben keen Humor. Aber du hast von Anfang an alle auf Trab gehalten un bist immer dreimal schneller gerast als all die andern Gören.«

Und während er das sagt, landen wir in einem sehr kleinen Dorf vor einem sehr alten ziegelroten Bauernhaus.

Es regnet entsetzlich.

Inhaltsverzeichnis

4

Die ersten Jahre meines Lebens verbrachte ich im Hotel meiner Eltern, mit Verwandten am See und eben hier im Kindergarten in diesem sehr alten Bauernhaus in dem sehr kleinen Dorf.

Wir waren sieben oder elf Kinder, wir spielten im Hühnerhof, wir versteckten uns in einer uralten ausgehöhlten Eiche auf dem benachbarten Acker, und im Winter rutschten wir über den zugefrorenen kleinen Tümpel, der von Weiden umsäumt war. Ein Bauer soll da mal besoffen mit dem Fahrrad reingefahren sein und galt seitdem als verschollen. Es hieß, er sei von den Blutegeln geholt worden, die in großen Massen das Gewässer durchkreuzten und die auch uns holen würden, wenn wir auf die Idee kämen, darin zu baden.

Dass solch ein Warnung immer eine indirekte Einladung ist, versteht sich von selbst, aber es dauerte noch eine Weile, bis der Drang, in den Tümpel zu hüpfen, größer wurde als das Schreckensbild der alles fressenden Blutegel.

Bis dahin taugten die Wanderungen durch die Felder und Wälder rings um das kleine Dorf, um allerlei Mutproben auszuprobieren. Wir bewarfen uns mit herumliegenden Kartoffeln, die manchmal auch Steine waren. Wir erkletterten alle möglichen Bäume, so hoch, dass die Wipfel schwangen, jagten Rehe und Hasen, pinkelten an den elektrischen Zaun der Pferdekoppel, um zu testen, ob man den Strom spürte.

Wir waren immer draußen, immer!

Inhaltsverzeichnis

5

Auch an diesem Tag, den der Teufel im Zug der Zeiten aufblättert, dem 24. September 1977, wie das Kalenderblatt des Abreißkalenders in der kleinen Küche verrät, soll wieder gewandert werden. Die große warmherzige Erzieherin in Kittelschürze ruft gerade alle Kinder zusammen.

Nach und nach tapsen die ganz kleinen und mittelkleinen Mädchen und Jungen zur Tür, um sich anzuziehen.

Im großen Spielzimmer hinten am Fenster zum Hühnerhof steht ein kleiner blonder Junge in einer braunen Fellweste mit Sheriffstern auf einem Stuhl und erzählt wild brabbelnd den anderen Kindern, was bei den Hühnern grad so los ist. Dabei springt er immer wieder vom Stuhl, fasst sich hektisch mit beiden Händchen an den Kopf, den er unentwegt schüttelt, um dann wieder auf den Stuhl zu steigen, damit er besser sehen kann, welcher Hahn mit welcher Henne gackelt.

Das bin ich mit fünf.

Als mein Name laut gerufen wird, springe ich vom Stuhl, rase zur Tür, hüpfe dort ungeduldig auf der Stelle, und nachdem Jacke und Schuhe endlich angezogen sind, drängele ich in den Flur und eile nach draußen.

Das Wasser fällt in heftigen Strömen hernieder.

Erst sollen wir Kinder uns vor dem Regen in der ausgehöhlten Eiche verstecken, dann gibt es ein Fangspiel, in Richtung des alten Friedhofs, wo wir im Schutz einer Allee nicht komplett nass werden. Der Regen lässt nach, und wir wackeln in unseren klitschnassen Regenjäcklein zum großen Buchenwald.

Der Weg, vorbei an zerfallenden Ziegelsteinmauern und maroden Feldsteinscheunen, ist zweispurig und die Rinnen der Traktoren und Kutschen sind sehr tief, teilweise so tief, dass wir Zwerge nur noch zur Hälfte zu sehen sind.

Aus dem kindlichen Gequatsche und Geprahle ergibt sich eine Mutprobe: Wer wirft sich freiwillig mit voller Wucht in die mächtigen Wasserpfützen auf dem Landweg?

Nur zwei von uns wollen es wagen.

Der blonde Struwwelkopp Hennsen und ich.

Rollo der Lange und Conni die Wilde versuchen plärrend, uns davon abzuhalten, während Pudel der Schüchterne zur Erzieherin rennt, um ihr ganz aufgeregt unsere Pläne zu verpetzen.

Zu spät!

Mit vollem Karacho rennen Hennsen und ich auf zwei riesige Pfützen zu und werfen uns in die milchkaffeebraunen Fluten. Wir lachen aus vollen Kehlen, während wir im Wasser planschen und die anderen jubeln oder empört kreischen.

Rennen und Johlen!

Fliegen und Planschen!

Wälzen und Lachen!