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»Vom Text verstand ich nichts, aber von Energie verstand mein Teenager-Herz etwas.« Über den Urschrei des Heavy Metal im provinziellen Mecklenburg der Achtziger, die Einflüsse von »Ace of Spades« auf ein bewegtes Schauspielerleben – und von einem lang ersehnten Interview mit Lemmy Kilmister in Wacken, das beinahe stattgefunden hätte: Der große Schauspieler Charly Hübner zeigt sein schriftstellerisches Talent. Selten wurde so leidenschaftlich über Musik geschrieben, selten so eindrücklich über den Effekt, den diese auf einen Jugendlichen haben kann – ein Effekt, der nachwirkt und sich immer wieder neu entfaltet. Dieses Buch ist eine Schatzkiste voller Erinnerungen und Anekdoten eines Lebens, für das der Frontmann der lautesten Band der Welt seine berühmten Weisheiten geschrieben haben könnte: »I'm in love with rock'n'roll, it satisfies my soul«. Ob als pickliger Jugendlicher in der Dorfdisko, wenn das erste Mal »The Hammer« gespielt wird, oder bei der Party nach der ersten Filmpremiere – immer ist Motörhead als Soundtrack dabei. Mit Lemmys Tod mag eine Ära des Rock zu Ende gegangen sein, seine Musik aber kann man noch hören – und jetzt auch dieses Buch lesen!
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Seitenzahl: 124
Veröffentlichungsjahr: 2021
Charly Hübner
Charly Hübner über Motörhead oder Warum ich James Last dankbar sein sollte
Buch lesen
Titelseite
Über Charly Hübner
Über dieses Buch
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Hinweise zur Darstellung dieses E-Books
zur Kurzübersicht
Charly Hübner, geboren in Mecklenburg, ist einer der bekanntesten Schauspieler Deutschlands. Er ist am Schauspielhaus Hamburg tätig sowie regelmäßig in Film- und Fernsehproduktionen zu sehen. Für seine Arbeit erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Goldene Kamera, den Grimme-Preis, den Gertrud-Eysoldt-Ring und den Ernst-Lubitsch-Preis. 2018 trat er mit »Wildes Herz« als Regisseur in Erscheinung und wurde auch dafür mit mehreren Preisen geehrt. Zurzeit arbeitet er an der Verfilmung von Thees Uhlmanns Roman »Sophia, der Tod und ich«. »Charly Hübner über Motörhead« ist sein erstes Buch. Er lebt in Hamburg.
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Selten wurde so leidenschaftlich über Musik geschrieben, selten so eindrücklich über den Effekt, den diese auf einen Jugendlichen haben kann – ein Effekt, der nachwirkt und sich immer wieder neu entfaltet. Dieses Buch ist eine Schatzkiste voller Erinnerungen und Anekdoten eines Lebens, für das der Frontmann der lautesten Band der Welt seine berühmten Weisheiten geschrieben haben könnte. Ob als Jugendlicher in der Dorfdisco, wenn das erste Mal »The Hammer« gespielt wird, oder bei der Party nach einer Filmpremiere – immer ist Motörhead als Soundtrack dabei.
Motti
Autorenbild
Dezember 2009. Berlin.
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
37. Kapitel
38. Kapitel
39. Kapitel
40. Kapitel
41. Kapitel
42. Kapitel
43. Kapitel
44. Kapitel
45. Kapitel
46. Kapitel
47. Kapitel
48. Kapitel
49. Kapitel
50. Kapitel
51. Kapitel
52. Kapitel
53. Kapitel
54. Kapitel
55. Kapitel
56. Kapitel
57. Kapitel
58. Kapitel
59. Kapitel
60. Kapitel
61. Kapitel
62. Kapitel
63. Kapitel
64. Kapitel
65. Kapitel
66. Kapitel
67. Kapitel
68. Kapitel
69. Kapitel
70. Kapitel
Dank
Copyright-Verzeichnis
Noch mehr Lesespaß
Er gaukelt
Und schaukelt,
Er trappelt
Und zappelt
Auf dem Stuhle hin und her.
Dr. Heinrich Hoffmann – »Die Geschichte vom Zappel-Philipp« / »Der Struwwelpeter«
Mix mir einen Drink
Der mich woanders hinbringt
Feeling B – »Mix mir einen Drink«
*Dies ist ein Traum.
Manches fand so statt.
Manches so ähnlich.
Manches gar nicht.
Die Figuren ähneln Menschen,
denen ich in den Jahren 1977–1987
tatsächlich begegnet bin.
Sie sind es aber nicht.
Dem Teufel und Lemmy Kilmister
bin ich bisher nicht begegnet.
**Es empfiehlt sich,
während der Lektüre des folgenden Textes
die zitierten Songs
so laut wie möglich zu hören.
Dezember 2009. Berlin. »Mauersegler« im Mauerpark.
Grandiose Geburtstagsparty. Der Saal bricht auseinander.
Freunde, Familie, Fremde! Alle da und noch viel mehr!
Quatschen, Trinken, Rauchen.
Tanzen, Fummeln, Jodeln.
Neun Stunden später, völlig abgefeiert, kriechen und schweben sie wieder in die eigenen oder fremden Betten.
Ich bleibe – Gastgebers Pflicht!
Schweiß, Rauch, Alkohol, müdes Parfüm!
Am Tresen knutscht ein Paar, das sich endlich gefunden hat. Daneben schläft der besoffene Exfreund der Frau – tief und schief auf dem Barhocker hängend.
Ich setze mich zu ihm, kippe einen Jack & Coke in mich rein.
In diese dunkle, muffige Stille wälzt sich, wie das Kettenrasseln eines sich öffnenden Burgtores, ein altbekanntes Schrammeln und Dröhnen aus den Boxen in den Saal.
Der verbliebene Rest von elf Leuten erwacht aus komatösem Dösen. Zöpfe werden geöffnet, Jacken abgestreift. Das Pärchen am Tresen verschiebt das Liebesspiel auf später, und wie von einer höheren Macht befohlen, beginnen wir im grandiosen Getöse zu zucken und zu wiegen.
Hin und her. Vor und zurück.
Köpfe hoch, Köpfe runter.
Eine der traumwandelnden Damen schleppt von irgendwo aus dem Dunkel einen roten Scheinwerfer an, stellt ihn auf den Boden, und aus dem abgestandenen Partysaal wird ein Höllentor, vor dem, wie von tausend Taranteln gestochen, schwarze Schatten im roten Schein um ihr Leben zappeln.
Playing for the high one, dancing with the devil
Going with the flow, it’s all a game to me
Sieben Mal erklingt die Hymne aller Hymnen,
Sieben Mal wirbeln wir unsere Köpfe,
Sieben Mal schmeißen wir unsere trunkenen Körper in den dröhnenden Lärm.
And don’t forget the Joker!
Dann sacken wir müden Trinkerinnen und Trinker lallend lachend und völlig entseelt auf den Boden, danken Lemmy, dem Gandalf des Rock ’n’ Roll, für den elektrischen Gnadenstoß zur Nacht, und ich frage mich: Wie konnte ich das vergessen?
The Ace of Spades!
Die Zeit rast und das kleine Licht des Lebens juckelt wie ein Vorortzug unaufhaltbar dahin.
Vieles bleibt, einmal erlebt, im Staub des Vergessens zurück.
Anderes hat es entweder heimlich oder aber mit viel Brimborium in den Erinnerungswaggon am Ende des Zuges geschafft.
Und manches hat sich, wie Käfer und Spinnen, bedingungslos in den Gängen der kleinen Bimmelbahn »Leben« eingenistet.
Blind Passengers! Always on your side!
Neben der unbestreitbaren Herrlichkeit der paradiesischen Natur des Mecklenburger Südens und der Erfahrung eines ideologischen und seelischen Heimatverlustes durch das Ende der DDR sind es zarte und grobe, kurze und lange Anekdoten und vor allem Texte, Musik, Filme und Räusche, die den Lack der Waggonwände und die Luft in den Gängen für alle Zeit gestalten und beleben.
Da tönen grelle Pionierlieder gegen den einjährigen Leserausch von Dostojewskis »Schuld und Sühne«, »Der Idiot« und »Die Brüder Karamasow« an.
Charles Bukowski betrachtet andächtig grinsend Goyas »Maja«. Bruce Willis und Sylvester Stallone beschweren sich, weil Samuel Beckett sie in einen Kokon eingewoben hat, damit er mit Stanley Kubrick in Ruhe Schach spielen kann, während Tschechow und Catherine Deneuve amüsiert Champagner schlürfen und den unerbittlichen Humor-Kaskaden von Monthy Python lauschen.
Der zersplitterte Billardqueue, die hysterische Trophäe des ersten harten Haschischrauschs in einer Amsterdamer Nachwendenacht, tanzt hysterisch zu den Moritaten des großen Tom Waits, und Marlon Brando irrt als Don Corleone verloren über die Rampe der Berliner Volksbühne, wo Frank Castorfs »Dämonen« sich küssen und schlagen, saufen und langweilen und zu Gustav Mahler Tango tanzen.
Doch kurz vor dem Speisewagen meines kleinen Lebenszuges haben sich ein paar Desperados eingenistet, die den Gang komplett versperren.
Man muss über sie steigen, um weiterzukommen, und jeder Versuch wird lachend und johlend kommentiert.
Diese knurrende Rasselbande ist die Band Motörhead. Sie geben zu allem einen Kommentar ab, singen und jaulen, wann immer ihnen danach ist. Und ihnen ist immer danach.
Bis auf eine kurze Zeit zu Anfang des laufenden Jahrhunderts, in der ich versuchte, mich mit Elektronik und Hip-Hop zu befassen, hörte und höre ich ihre Lieder.
Ich muss lachen und grinsen, wenn ich sie in den Gängen sehe, und wenn sie anfangen zu spielen, will ich toben und rasen, flüstern und schreien.
Sie halten mir die Welt auf Abstand.
Warum? Das weiß nur der Teufel!
Und so bleibt uns nur eins: Wir müssen zum Teufel gehen und schauen, ob er gewillt ist, uns zu erzählen, wie das denn alles so kam.
Der Teufel und ich treffen uns wie immer morgens gegen neun am Teufelsstein im Hullerbusch im fernen Süden Mecklenburgs. Man schlägt mit einem Hammer sechsmal auf den riesigen Findling, dann wartet man eine knappe halbe Stunde, und in der Regel kommt er dann aus irgendeinem Winkel des Waldes angestakst. So auch heut.
Es raschelt hinter mir, ich drehe mich um, und da steht er auch schon, mit seinen prächtigen sechs Metern Körpergröße. Er hat sich natürlich gar nicht verändert. Knochig und knorrig hinkt er gemütlich heran, setzt sich auf den Findling und nimmt seinen modrigen Zylinder vom Kopf. Dann schüttelt er sich und seine langen rotschwarzen Rastazöpfe, die wie riesige Pferdepeitschen über den Mecklenburger Waldboden sausen, und kichert wie eine knarzende Schuppentür.
»Min Jung, dat du mal wieder klönen kommst. Dat is een Grund zur Freud’. Sag an, wat treibt dich her?«
Ach, herrlich! Diese warme Stimme mit rollendem »r«, die alle Last von mir nimmt. Das ist mir doch sehr heimatlich vertraut.
Ich berichte ihm von Zeiten und Winden und davon, dass ein deutscher Buchverlag mich darum gebeten hat, etwas über Motörhead zu erzählen, also, über Motörhead und mich! Und dass ich daher mal wieder ins dunkle Gestern schlittern will, um zu verstehen, warum und wie die Motörheads es geschafft haben, sich über alle Mauern hinweg in mein Herz und in mein Hirn zu spielen, und warum sie gar nimmer mehr verschwanden.
»Und nu denkst du, ik hab allwieder Zeit, mit dir in din Leben rinzukieken? Für ein Buch über diese Rockerbande? Die Welt braucht min Zeit für ganz andern Kram!«, grummelt er streng.
»Naja, wäre jetzt nur ein halber Tag!«, versuche ich sanft einzuschränken.
Er schärft seine langen Teufelskrallen am Stein und beginnt sich seinen Kopf zu massieren.
»Carsten, min Jung, dat war man bannig viel. Da kam eens zum andern!«
»Schon klar. Aber was, wann, wie?«
»Dat is all nich so einfach, wie du denkst! Din Muddern hat von mir so ’n bisschen Deibelsblut mitgekriegt und din Vaddern auch! Die waren beide keen Kinder von Traurigkeit! Und so hatten wir von Anfang an auch bannig Spaß mit dir. Dat war wat!«
Er steht jetzt auf und schüttelt seine Teufelsmähne. Ich gehe beiseite, um nicht von einer seiner heißen Strähnen erwischt zu werden. Dann wickelt er die Rastamähne zu einem hohen Teufelshaarturm zwischen seinen Hörnern, setzt seinen klingenden Zylinder obenauf und besteigt den Teufelsstein. Er sieht sich im Hullerbusch um. »Ach! Is dat nich herrlich hier?« Er brummt genüsslich vor sich hin.
»Ja, besser geht’s nicht!«, antworte ich, immer noch in der Hoffnung, dass er mir helfen will. »Der Wald, das Moor, die Steine, die Seen, die Stille!«
»Naja! Woll’n mal nich übertreiben, ne?« Er kichert. »Die Motörheads waren ja immer große Spaßmacher. Die haben mir stets gut Laune gemacht! Dat is een gut Idee! Wir machen mal ’nen Törn in die wilden alten Tage!«
Und eh ich mich jubelnd bedanken kann, fährt sein langer, knorriger roter Arm herunter, um mich mit seinen schwarzen Krallen am Hals zu packen.
»Festhalten!«
Er setzt mich neben seinen Buckel und erklimmt wie eine Echse die nächstbeste Buche bis in den Wipfel.
»Nu geht dat los!«
Ich klammere mich an die wurzelknotigen Fasern seines Halses und dann setzt er zu einem Smasher-Sturzflug in den Zansen an. Das ist der mystischste See meiner Heimat und es heißt, in ihm schlummern alle Geheimnisse. Man sagt, der Zansen ist des Teufels Pfand im Spiel der Zeiten.
Wir stürzen wie ein Meteorit in den See. Es rast um mich, mein Herz rast auch, und dann verschwinden wir im Rauschen und Tosen der Zeitenschleuder. Ich spüre den heißen Wind des Teufelsrittes, und außer einem einzigen vielfarbigen Lichtstrahl, der mich sanft blendet, kann ich nichts erkennen.
I’m ridin’ on the Thunderchief, spit in the devil’s eye. No force on Earth can stop me now, like to see ’em try. Hey, hey, ridin’ with the Driver! – Es trällert in meinen Ohren, und passenderweise haben sich Motörhead in unseren Teufelsflug eingeloggt, um den Soundtrack zu liefern.
»Ridin’ with the Driver« vom 1986er Album »Orgasmatron« ist einer meiner Top-5-Songs. Er rast, er ist albern, er will getanzt werden. Er ist hingerotzt und präzise zugleich und Lemmys krächzendes Lachen am Ende ist einer der lustigsten »Alles egal«-Lacher der Musikgeschichte.
Dreckig, ironisch, selbstsicher, glücklich!
»Als din Muddern un din Vaddern die Liebe fanden, da wollt ik eben auch dir een bisschen Deibelsblut mitgeben. Dat war man besser!«, krächzt der Teufel über die Schulter.
»Was war denn daran besser? Wer weiß, was mir erspart geblieben wäre?«, rufe ich in sein Ohr.
»Die Leute ohne Deibelsblut kommen fixer unters Rad der Zeiten un sie haben keen Humor. Aber du hast von Anfang an alle auf Trab gehalten un bist immer dreimal schneller gerast als all die andern Gören.«
Und während er das sagt, landen wir in einem sehr kleinen Dorf vor einem sehr alten ziegelroten Bauernhaus.
Es regnet entsetzlich.
Die ersten Jahre meines Lebens verbrachte ich im Hotel meiner Eltern, mit Verwandten am See und eben hier im Kindergarten in diesem sehr alten Bauernhaus in dem sehr kleinen Dorf.
Wir waren sieben oder elf Kinder, wir spielten im Hühnerhof, wir versteckten uns in einer uralten ausgehöhlten Eiche auf dem benachbarten Acker, und im Winter rutschten wir über den zugefrorenen kleinen Tümpel, der von Weiden umsäumt war. Ein Bauer soll da mal besoffen mit dem Fahrrad reingefahren sein und galt seitdem als verschollen. Es hieß, er sei von den Blutegeln geholt worden, die in großen Massen das Gewässer durchkreuzten und die auch uns holen würden, wenn wir auf die Idee kämen, darin zu baden.
Dass solch ein Warnung immer eine indirekte Einladung ist, versteht sich von selbst, aber es dauerte noch eine Weile, bis der Drang, in den Tümpel zu hüpfen, größer wurde als das Schreckensbild der alles fressenden Blutegel.
Bis dahin taugten die Wanderungen durch die Felder und Wälder rings um das kleine Dorf, um allerlei Mutproben auszuprobieren. Wir bewarfen uns mit herumliegenden Kartoffeln, die manchmal auch Steine waren. Wir erkletterten alle möglichen Bäume, so hoch, dass die Wipfel schwangen, jagten Rehe und Hasen, pinkelten an den elektrischen Zaun der Pferdekoppel, um zu testen, ob man den Strom spürte.
Wir waren immer draußen, immer!
Auch an diesem Tag, den der Teufel im Zug der Zeiten aufblättert, dem 24. September 1977, wie das Kalenderblatt des Abreißkalenders in der kleinen Küche verrät, soll wieder gewandert werden. Die große warmherzige Erzieherin in Kittelschürze ruft gerade alle Kinder zusammen.
Nach und nach tapsen die ganz kleinen und mittelkleinen Mädchen und Jungen zur Tür, um sich anzuziehen.
Im großen Spielzimmer hinten am Fenster zum Hühnerhof steht ein kleiner blonder Junge in einer braunen Fellweste mit Sheriffstern auf einem Stuhl und erzählt wild brabbelnd den anderen Kindern, was bei den Hühnern grad so los ist. Dabei springt er immer wieder vom Stuhl, fasst sich hektisch mit beiden Händchen an den Kopf, den er unentwegt schüttelt, um dann wieder auf den Stuhl zu steigen, damit er besser sehen kann, welcher Hahn mit welcher Henne gackelt.
Das bin ich mit fünf.
Als mein Name laut gerufen wird, springe ich vom Stuhl, rase zur Tür, hüpfe dort ungeduldig auf der Stelle, und nachdem Jacke und Schuhe endlich angezogen sind, drängele ich in den Flur und eile nach draußen.
Das Wasser fällt in heftigen Strömen hernieder.