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Betreiber von Bioläden wollen mehr als verkaufen. Sie treibt ein ethisches Anliegen. Allzu leicht kommt dieses Anliegen allerdings im Alltag unter die Räder. Damit verliert das Projekt seine wertvollste Fracht. Sich zurück zu erinnern und dem Projekt neues Leben einzuhauchen, das ist das Anliegen dieses Buches. Das Buch verzichtet auf theoretischen Ballast, sondern konzentriert sich auf die Praxis und sucht nach Potentialen, welche die Marke 'inhabergeführter Bioladen' aufladen können. Dabei geht es nicht primär darum, Verkaufsumsätze anzukurbeln, sondern eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich alle Beteiligten rundum wohl fühlen. Der geschäftliche Erfolg stellt sich daraufhin von selbst ein.
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Seitenzahl: 70
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Denkbar knappstes Vorwort
Einfühlung
TEIL 1: Strategie
Bio und Marketing: Verträgt sich das?
Perspektivwechsel
Immer schön konkret …
TEIL 2: Annäherung
Das Quartier
Vertrauensfrage
Passantenblick
Erster Eindruck
Atmosphären-Test
Kundenbefinden
Routine
Erfolgsrezept
TEIL 3: Umsetzung
Inszenierungen
Verführungskunst
Lichtspiele
Hindernislauf
Was Sie lieber lassen sollten
Erinnerungen
Gute Gefühle
König Kunde?
Attitüden
Sprechkunsthandwerk
Haben wir nicht, gibt’s nicht, oder?
Heute im Angebot
Büro, Büro …
Das Team mitnehmen
Das Amuse Bouche (Amuse Gueule)
Verkostungen
Tipp eines guten Freundes
Fazit
War‘s das?
Anhang:
Stichwortverzeichnis
Befragungen
Lange Vorreden will ich Ihnen ersparen. Dieses Buch ist geschrieben mit großem Respekt vor den Leistungen der Betreiber inhabergeführter Bioläden. Sie haben Ihrem Konzept zu großem Erfolg verholfen. Doch der Erfolg stellt auch Fallen auf, die Alltagsscheuklappen zum Beispiel. Erfolg ist nur von Dauer, wenn er stets aufs Neue erkämpft wird. Und nicht nur das, er muss auf Veränderung programmiert sein.
Sie werden sich nur teilweise in den Beispielen wieder finden, mitunter vielleicht auch gar nicht. Ihre Praxis wird besser, erfolgreicher, konsequenter sein als in den genannten Beispielen beschrieben. Die Übertreibungen haben allein praktische Gründe. Es geht um möglichst bildhafte und eindeuige Beispiele, weil so am besten deutlich wird, worum es geht. Fühlen Sie sich also bitte nur soweit angesprochen, wie Sie sich in den Beispielen wieder erkennen.
Ach, und noch eins: Nehmen Sie nur solche Anregungen an, von deren Sinnhaftigkeit Sie zutiefst überzeugt sind. Was nicht zu Ihnen passt, führt auch nicht zum Erfolg.
Was heute gut ist,
kann schon morgen
von gestern sein
Vielleicht gehen Sie ganz eigene Wege, ausgelöst durch Ihren ganz eigenen Blickwinkel, perfekt zugeschnitten auf Ihr Umfeld. Ein Blick in dieses Buch kann dennoch nicht schaden.
Und noch eine letzte Bemerkung – zum Umgang mit der Genderfrage. Ich belasse es bei der männlichen Schreibweise - ohne diese vertreten zu wollen – und zwar allein aus dem Grund der Lesegewohnheiten. Seien Sie bitte so großherzig, das Buch nicht aus diesem Grund aus der Hand zu legen. Wir sind uns einig, dass Frauen nach wie vor vielfältigen Benachteiligungen gegenüber Männern ausgesetzt sind. Wir leben nach wie vor in einer Männerwelt. Da muss sich noch vieles ändern.
(ist so gemeint, kein Tippfehler!)
Der Bioladenbetreiberwunsch entsteht nicht auf Kindesbeinen. Lego, Playmobil oder Barbie regen alle möglichen Kinderfantasien an, Bioläden sind nicht dabei.
Mit anderen Worten: Ihrem Entschluss zur Eröffnung eines Bioladens ging mit ziemlicher Sicherheit ein Stück erwachsene Berufsgeschichte voraus. Irgendwann gab es einen Moment, in dem Sie sich die Frage stellten, wie Sie sich in diesem abgehalfterten System eine Existenz schaffen können, die Ihnen ein gutes Gewissen beschert und dem großen Ganzen zu Gute kommt.
Und von diesem Moment ab gibt es kein Zurück. Nach und nach entsteht vor Ihren Augen das Bild Ihres Ladens. Es soll ein Laden werden, der Ihre Vorstellungen nach außen trägt. Anregungen holen Sie sich von denjenigen, die diesen Schritt schon gegangen sind. Die kritische Begutachtung der unterschiedlichen Bio-Aktivitäten von der Biomarktkette über den Supermarkt bis hin zum Discounter gehört nun einmal zur Grundausbildung.
Einiges werden Sie übernehmen, anderes auf keinen Fall. Am Ende der Such- und Planungsphase stehen Sie vor Ihrem Laden, der zum Teil so geworden ist, wie Sie sich das erträumt haben und zum Teil auch wieder nicht. Der Finanzbedarf setzt Grenzen, nicht alles ist so verfügbar, wie Sie möchten und dann gibt es Vorschriften, die eingehalten werden müssen.
Sicher stand zu Beginn der Wunsch ganz vorn, Ihren Kunden etwas besonders Gutes zu bieten. Sie möchten, dass Ihre Kunden gern zu Ihnen kommen, sich bei Ihnen wohlfühlen und diesen Laden als wichtigste Einkaufsquelle im Alltag nutzen. Und Sie möchten, dass Ihr Kundenkreis und Sie gemeinsam ein kleines Stückchen Weltverbesserung betreiben, im Umgang miteinander und im Umgang mit allem, was um Sie herum ist. Um diesem Ziel näher zu kommen, muss vieles berücksichtigt werden - Licht und Farbe, Raum zum Bewegen, ein Produktangebot, das die Kunden anspricht, kurzum eine Fülle von Details, die zum Gelingen beitragen.
Und während die Planung voran schreitet, drängen sich die praktischen Fragen in den Vordergrund: Welches Regalsystem, welcher Großhändler für das Grundsortiment, welche Erzeuger aus der Umgebung, welche Schwerpunkte im Produktsortiment und vieles mehr. Je weiter also Ihre Planungen konkret voranschreiten, desto mehr verlagert sich Ihr Fokus vom Kunden zum Produkt und all dem, was damit zusammen hängt. Das ist eine notwendige Phase, um den Traum in die Realität zu befördern. Aber – und das ist meine zentrale These - ohne Rückbesinnung auf das ursprüngliche Anliegen verschenken Sie Potentiale und dazu ein Stück Ihres Lebensglücks. Es geht darum, zur ursprünglichen Leidenschaft zurück zu finden. Was damit gemeint ist, möchte dieses Buch veranschaulichen.
Die Ausführungen in diesem Buch gehen auf Probleme ein, die aus meiner Sicht häufig auftreten. Vollständige Antworten bleiben naturgemäß aus, da ich Ihre Notizen nicht kennen kann. Um diese Aspekte müssen Sie sich allein kümmern.
Spätestens seitdem auch Bioartikel auf 99 Cent hinter der Kommastelle „genau“ kalkuliert werden, greift die Biobranche auf Standardtricks im Verkaufsmarketing zurück. Mehl steht nicht länger in Augenhöhe und für den Wein mit der leckersten Verkaufsspanne muss sich niemand bücken. Allein am Kassenlaufband ist mitunter noch ethische Zurückhaltung zu spüren. Das alles steht hier nicht zur Debatte. Es macht allerdings Sinn, sich bewusst zu sein, dass gängige Marketingtricks längst im Bioladen angekommen sind. Anstatt nun immer mehr von dem zu tun, was alle anderen auch tun, stellt sich die spannende Frage, ob es denn Dinge gibt, die andere nicht machen, nicht machen wollen oder nicht machen können. Doch zunächst soll das Ob und Wie des Bio-Marketings etwas eingehender betrachtet werden.
Marketing ist ein
kreativer Prozess.
Da hilft
Lehrbuchwissen
wenig,
Intuition
umso mehr
Pfiffig, wenn man Ehrlich heißt
Die Vorbehalte in der Bio-Branche gegen Marketing sind verständlich, beruhen aber auf einem Vorurteil. Marketing wird allzu gern interpretiert als ein Instrumentarium, um Kunden zu Kaufhandlungen anzuregen, die sie ohne Marketingmaßnahmen unterlassen würden. So gesehen wäre Bio-Marketing Teil der Konsumwirtschaft, in der Konsumwünsche erzeugt werden mit dem Ziel, möglichst hohe Gewinne einzustreichen. Gewinne sind auch in der Bio-Branche erwünscht. Oberstes Bio-Ziel aber ist vernünftiges, verantwortungsvolles Handeln. Und dazu gehört, in Maßen zu konsumieren. Optimal wäre dabei die vollständige Umstellung der Ernährung auf Bio. Diesem Ziel näher zu kommen, ist auch Ihre Devise. Bis auf weiteres ist Bio-Wachstum daher erlaubt - das Richtige wachsen lassen, damit das Falsche schrumpft. So geht ethischer Wandel. Wachstum in Bio hat somit auf lange Zeit noch eine eigene Gesetzmäßigkeit.
Was heißt das nun für Sie? Sie betreiben einen Bioladen und das mit Leib und Seele. Mit den Umsätzen sind Sie einigermaßen zufrieden, mit dem Ertrag ebenso. Klar, es könnte mehr sein. Im Bio-Markt ist Bescheidenheit angesagt. Aber das passt ja auch zum Weltbild. Im Frieden mit sich selbst sein und im Frieden mit dem Rest der Welt. Ein gutes Leben und unmäßiger Reichtum schließen sich nun einmal aus.
Wie aber halten Sie es mit dem Marketing? Ihre beste Antwort: Ich nutze die Möglichkeiten. Denn grundsätzlich sind Marketingstrategien weder gut noch schlecht. Die Frage ist nicht das Ob, sondern das Wie. Entscheiden Sie über Marketingaktivitäten danach, was zu Ihnen passt. Ich will Kundenentscheidungen nicht wegen satter Extraprofite manipulieren könnte eine Ihrer Devisen lauten. Sollen Sie auch nicht. Bio-Marketing – richtig verstanden – ist eine würdevolle Angelegenheit, getragen vom Respekt vor den Kunden, vor den Produkten und deren Entstehung -ethisch also. Moralisch auch. Ethisch, wenn der Kunde seine Einsicht mit seinen Handlungen in Einklang bringt, moralisch, wenn der Kunde Regeln akzeptiert, die gesellschaftlich gewollt sind. Ethisch ist damit das, was wir wollen, moralisch das, was wir sollen. Es ist gut, wenn die beiden als Paar auftreten.