Chile mit Osterinsel – Reiseführer von Iwanowski - Maike Stünkel - E-Book

Chile mit Osterinsel – Reiseführer von Iwanowski E-Book

Maike Stünkel

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Beschreibung

Chile ist in vieler Hinsicht ein Land für Individualisten und Naturliebhaber. Wer an den einsamen patagonischen Seen Fliegenfischen möchte kommt genauso auf seine Kosten wie der Geschichtsbegeisterte, der durch die verlassenen Minen in der Atacama-Wüste streift oder die riesigen Rinderfarmen der patagonischen Pampa erkundet. Ein Höhepunkt jeder Chile-Reise ist die Osterinsel. Das Iwanowski Reisehandbuch hilft bei der Planung einer individuellen Chile-Reise und vermittelt eine Vorstellung davon, was den Reisenden vor Ort erwartet und was er vorab bedenken sollte. Unterwegs führt es zu den schönsten Winkeln des Landes und gibt Tipps für die richtigen Unterkünfte. Erstmals können alle Detailkarten per QR-Code auf das eigene Smartphone oder den Tablet-PC geladen werden. Die beste Reisezeit ist von Oktober bis April. • Grundlegend neu recherchiert, mit vielen Insider-Infos und moderner Kartographie

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Marcela Farias Hidalgo Ortrun Christine Hörtreiter Maike Stünkel

Chile

mit Osterinsel

Im Internet:

www.iwanowski.de

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Chile mit Osterinsel 6. Auflage 2016

© Reisebuchverlag Iwanowski GmbH Salm-Reifferscheidt-Allee 37 • 41540 Dormagen Telefon 0 21 33/26 03 11 • Fax 0 21 33/26 03 [email protected]

Titelfoto: Friedmar Damm / Huber-Images Alle anderen Farbabbildungen: s. Bildnachweis S. 607 Layout: Ulrike Jans, Krummhörn Karten und Reisekarte: Klaus-Peter Lawall, Unterensingen Titelgestaltung: Point of Media, www.pom-online.de Redaktionelles Copyright, Konzeption und deren ständige Überarbeitung: Michael Iwanowski

Alle Rechte vorbehalten. Alle Informationen und Hinweise erfolgen ohne Gewähr für die Richtigkeit im Sinne des Produkthaftungsrechts. Verlag und Autoren können daher keine Verantwortung und Haftung für inhaltliche oder sachliche Fehler übernehmen. Auf den Inhalt aller in diesem ebook erwähnten Internetseiten Dritter haben Autoren und Verlag keinen Einfluss. Eine Haftung dafür wird ebenso ausgeschlossen wie für den Inhalt der Internetseiten, die durch weiterführende Verknüpfungen (sog. „Links“) damit verbunden sind.

ISBN epub:978-3-86457-151-0

Alle Karten zum Gratis-Download – so funktioniert's

In diesem Reisehandbuch sind alle Detailpläne mit sogenannten QR-Codes versehen, die vor der Reise per Smartphone oder Tablet-PC gescannt und bei einer bestehenden Internet-Verbindung auf das eigene Gerät geladen werden können. Alle Karten sind im PDF-Format angelegt, das nahezu jedes Gerät darstellen kann. Für den Stadtbummel oder die Besichtigung unterwegs hat man so die Karte mit besuchenswerten Zielen und Restaurants auf dem Telefon, Tablet-PC, Reader oder als praktischen DIN-A-4-Ausdruck dabei.

Mit anderen Worten – der „gewichtige“ Reiseführer kann im Auto oder im Hotel bleiben und die Basis-Infos sind immer und überall ohne Roaming-Gebühren abrufbar.

EINLEITUNG

Chile auf einen Blick

1. LAND UND LEUTE

Ein Blick in die Geschichte

Früh- und präkolumbische Zeit

Die Bewohner der Wüste und des Hochlands•Die Bewohner der Seenregion•Die Mapuche•Die Bewohner Feuerlands•Die Haush•Die Ona•Die Yámanas•Die Alakalufen•Die Zeit der Inka-Herrschaft

Ankunft der Spanier

Kolonialzeit

19. Jahrhundert

Unabhängigkeit•Staatsgründung•Pazifischer Krieg (1879–1884)

20. und 21. Jahrhundert

Wirtschaftskrise•Die Regierung Frei 1964–1970•Die Regierung Allende: Freiheit und Sozialismus•Putsch und die Jahre der Diktatur 1973–1990•Rückkehr zur Demokratie•Aktuelle politische Lage

Wirtschaftlicher Überblick

Energiesektor vs. Umweltschutz

Tourismus

Naturschutzgebiete und Nationalparks Chiles

Geografischer Überblick

Geologische Entwicklung

Der Norden des Landes: Hochgebirge und Wüste•Das Zentrum•Der Süden: Synthese aus Feuer und Eis

Klima und Vegetation

Der Norden: die trockenste Wüste der Welt•Die zentralen Landesteile: Obstgarten des Landes•Der Süden: rekordverdächtige Niederschläge

Gesellschaftlicher Überblick

Chilenische Gesellschaft

Bevölkerung und Siedlungsstruktur•Religion•Soziale Verhältnisse

Kunst und Kultur

Literatur•Theater, Film und Musik

2. REISETIPPS

Die gelben Seiten: Allgemeine Reisetipps A–Z

Die grünen Seiten: Das kostet Sie das Reisen in Chile

3. ROUTENVORSCHLÄGE

4. SANTIAGO UND UMGEBUNG

Santiago

Redaktionstipps

Geschichte

Rundgang durch das historische Stadtzentrum

Östlich des historischen Zentrums

Barrio Paris-Londres•Entlang der Alameda•Barrio Lastarria und Barrio Bellas Artes•Bellavista und der Cerro San Cristóbal•Providencia•Vitacura

Westlich des historischen Zentrums

Barrio Brasil•Quinta Normal

Umgebung von Santiago

Weingüter

Östlich der Stadt: Viña Cousiño Macul•Viña Aquitania

Westlich der Stadt: Viña Undurraga

Südlich der Stadt: Viña Concha y Toro•Viña Santa Rita

Valle del Aconcagua: über Los Andes nach Mendoza/Argentinien

Los Andes

Skigebiete

Cajón del Maipo

5. DIE ZENTRALE KÜSTE: VIÑA DEL MAR UND VALPARAÍSO

Redaktionstipps

Von Santiago nach Viña del Mar und Valparaíso

Parque Nacional La Campana

Viña del Mar

Geschichte•Sehenswertes•Die Küste nördlich von Viña del Mar

Valparaíso

Geschichte•Sehenswertes•La Sebastiana•Die Umgebung von Valparaíso•Algarrobo•Isla Negra•Cartagena•San Antonio

6. DER GROSSE NORDEN: VON ARICA NACH ANTOFAGASTA

Überblick

Redaktionstipps

Arica und Umgebung

Sehenswertes

Strände

Valle de Azapa

Museo Arqueológico San Miguel de Azapa

Von Arica nach Iquique

Route 1: von Arica über Putre durch die Nationalparks in den Anden nach Iquique

Valle de Lluta•Abstecher zur Ruta de las Misiones: von Putre bis Codpa und wieder zurück nach Arica•Putre•Parque Nacional Lauca und Lago Chungará•Abstecher in den tiefen Norden•Von Putre über Colchane nach Iquique: Reserva Nacional Las Vicuñas•Salar de Surire•Parque Nacional Volcán Isluga•Salar de Huasco

Route 2: von Arica über die Panamericana nach Iquique

Gigante de Atacama und Tarapacá

Iquique und Umgebung

Sehenswertes

Nördlich der Stadt•Historisches Zentrum•Um den Hafen•Strände südlich des Zentrums

Umgebung von Iquique

Oficina Salitrera Santa Laura•Oficina Salitrera Humberstone•Mamiña•La Tirana•Pica

Von Iquique nach Antofagasta

Redaktionstipps

Von Iquique nach Calama und San Pedro de Atacama

Reserva Nacional Pampa del Tamarugal•Geoglífos de Pintados•María Elena

Calama

Kupfermine Chuquicamata•Chiu Chiu und Pukará de Lasana

San Pedro de Atacama

Sehenswertes im Ort: Rund um die Plaza•Pukará de Quitor•Ausflüge in die Umgebung: Géiseres del Tatío•Valle de la Luna•Salar de Atacama•Altiplano: Socaire und die Lagunen Miñiques und Miscanti•Salar de Tara und Monjes de Pacana•ALMA-Observatorium•Valle Arcoiris•Salar de Uyuni

Von San Pedro/Iquique nach Antofagasta

Iquique – Antofagasta: die Küstenstrecke:•Tocopilla•Mejillones

Antofagasta

Sehenswertes•Parque Nacional Llullaillaco

7. DER KLEINE NORDEN: VON ANTOFAGASTA BIS VALPARAÍSO

Überblick

Redaktionstipps

Von Antofagasta nach Copiapó

Taltal

Abstecher zur Playa Cifuncho

Chañaral

Parque Nacional Pan de Azúcar

Caldera und Bahía Inglesa

Copiapó und Umgebung

Parque Nacional Nevado de Tres Cruces: Route 1: über die Ruta Internacional 31•Route 2: über La Puerta•Nach Argentinien

Von Copiapó nach La Serena

Küstenroute: Parque Nacional Llanos de Challe

Vallenar

Reserva Nacional Pingüinos de Humboldt

La Serena

Geschichte•Sehenswertes

Coquimbo

Südlich von Coquimbo

Ausflug ins Valle del Elqui

Vicuña•Astro-Touren•Pisco-Touren•Von Vicuña bis Pisco Elqui•Pisco Elqui

Von La Serena nach Ovalle

Andacollo

Monumento Natural Pichasca

Ovalle

Valle de Encanto•Observatorio Cruz del Sur

Parque Nacional Fray Jorge

Von Ovalle nach Santiago

8. VALLE CENTRAL

Überblick

Redaktionstipps

Von Santiago über die Ruta 5 nach Chillán

Rancagua

Sehenswertes•Umgebung von Rancagua•Chapa Verde Ski Resort•Bergarbeitersiedlung Sewell•Reserva Nacional Río Los Cipreses•Termas de Cauquenes

Valle de Colchagua

San Fernando•Termas del Flaco•Santa Cruz•Ruta del Vino•Pichilemu

Curicó

Ruta del Vino Valles de Curicó•Reserva Nacional Radal Siete Tazas

Talca

Ruta del Vino Valle de Maule•Reserva Nacional Altos de Lircay

Chillán

Sehenswertes•Nevados de Chillán•Reserva Nacional Ñuble

Von Chillán nach Los Angeles

Los Angeles

Parque Nacional Laguna del Laja

Östlich von Los Angeles – Región Alto Biobío

Reserva Nacional Ralco•Reserva Nacional Altos de Pemehue

Die Küste von Constitución bis Concepción

Constitución

Reserva Nacional Federico Albert•Reserva Nacional Los Ruiles

Concepción

Sehenswertes

Costa del Carbón

Lota

Parque Nacional Nahuelbuta•Lago Lanalhue•Isla Mocha

9. DER KLEINE SÜDEN: VON LOS ANGELES BIS PUERTO MONTT

Überblick

Región de la Araucanía: von Los Angeles nach Villarrica/Pucón durch die Anden

Redaktionstipps•Parque Nacional Tolhuaca•Termas de Manzanar•Reserva Nacional Malalcahuello-Nalcas

Nördliche Route: über den Vulkan Lonquimay und die Cuesta de las Raíces

Südliche Route: durch den Tunnel Las Raíces

Parque Nacional Conguillío

Temuco

Sehenswertes

Villarrica und Pucón: die chilenische Schweiz

Redaktionstipps

Villarrica

Sehenswertes

Pucón

Lago Caburgua•Parque Nacional Huerquehue•Santuario El Cañi•Parque Nacional Villarrica•Sektor Villarica•Sektor Quetrupillán•Thermalbäder um Pucón•Die Seenregion südlich von Pucón

Von Valdivia nach San Carlos de Bariloche

Valdivia

Sehenswertes•Isla Teja•Ausflüge per Schiff•Niebla•Reserva Costera Valdiviana und Parque Nacional Alerce Costero

Osorno

Sehenswertes

Zum Parque Nacional Puyehue

Parque Nacional Puyehue•Sektor Aguas Calientes•Sektor Antillanca•Sektor Anticura•San Carlos de Bariloche (Argentinien)

Von Osorno nach Puerto Montt

Redaktionstipps

Rund um den Lago Llanquihue

Puerto Octay•Frutillar•Llanquihue•Puerto Varas•Zum Parque Nacional Vicente Pérez Rosales•Ensenada•Parque Nacional Vicente Pérez Rosales•Cochamó und Estuario de Reloncaví

Puerto Montt

Sehenswertes•Angelmó•Parque Nacional Alerce Andino

10. CHILOÉ

Überblick

Redaktionstipps

Der Norden und Nordosten

Ancud

Sehenswertes•Pingüinera Islotes de Puñihuil•Península Lacuy

Chepu und Parque Ahuenco

Von Ancud nach Castro

Dalcahue

Isla Quinchao•Die Kirchen von Colo, San Juan und Tenaún

Castro

Der Westen mit dem Parque Nacional Chiloé

Cucao

Parque Nacional Chiloé

Von Castro zum Parque Tantauco

Chonchi

Isla Lemuy

Queilén

Quellón

Parque Tantauco

11. DER GROSSE SÜDEN: VON PUERTO MONTT BIS NACH TIERRA DEL FUEGO

Überblick

Carretera Austral

Redaktionstipps

Puerto Montt – Chaitén

Hornopirén•Parque Nacional Hornopirén•Parque Pumalín•Chaitén

Chaitén – Coyhaique

Lago Yelcho•Abstecher nach Futaleufú•La Junta und Umgebung•Puerto Puyuhuapi•Parque Nacional Queulat•Weiter auf der Carretera Austral nach Coyhaique•Coyhaique•Abstecher zum Monumento Nacional Dos Lagunas

Abstecher nach Puerto Chacabuco und Puerto Aysén

Coyhaique – Cochrane

Von Coyhaique zum Lago General Carrera•Abstecher: Lago General Carrera und Chile Chico•Weiter auf der Carretera Austral nach Süden•Abstecher zum Parque Patagonia•Cochrane

Cochrane – Villa O’Higgins

Caleta Tortel•Villa O’Higgins

Südliches Patagonien

Redaktionstipps

Punta Arenas

Sehenswertes•Ausflüge in die Umgebung•Reserva Nacional Magallanes•Puerto Hambre und Fuerte Bulnes•Pinguin-Touren•Abstecher zum Parque Nacional Pali Aike

Von Punta Arenas nach Puerto Natales

Abstecher nach Río Verde und zur Isla Riesco

Puerto Natales

Touren in die Umgebung•Monumento Natural Cueva del Milodón•Parque Nacional O’Higgins

Parque Nacional Torres del Paine

Geschichte und Ökologie des Parks•Touren im Park•Tagestouren•Circuito O (Circuito Macizo Paine)•Circuito W

El Calafate (Argentinien)

Parque Nacional Los Glaciares

El Chaltén und das Fitzroy-Massiv

Tierra del Fuego

Von Punta Arenas nach Porvenir

Porvenir

Zum Lago Blanco und zum Parque Nacional Alberto de Agostini

Ausflug zum Parque Nacional Alberto de Agostini

Nach Ushuaia (Argentinien)

Río Grande•Von Río Grande nach Ushuaia•Ushuaia•Sehenswertes•Die Umgebung von Ushuaia•Gletscher Martial•Parque Nacional Tierra del Fuego•Estancia Harberton•Schiffstouren von Ushuaia aus

Navarino und Puerto Williams

Kap Hoorn

12. INSELN

Überblick

Osterinsel

Redaktionstipps

Geografie, Flora und Fauna

Geschichte

Besiedlung•Ankunft der Europäer•Annektierung durch Chile•Aktuelle Konflikte

Mythologie der Osterinsel

Kulturzeugnisse•Moais•Ahus•Schrifttafeln•Petroglyphen•Paenga-Häuser•Familien-Höhlen

Hanga Roa

Inseltour

Vulkan Rano Kau und Zeremoniendorf Orongo•Südküste•Rano Raraku•Nordküste•Playa Anakena•Ins Inselinnere und zur Westküste

Archipiélago Juan Fernández

Überblick

Geografie•Geschichte

San Juan Bautista

Ausflüge•Wanderung zum Mirador Selkirk•Plazoleta del Yunque•Puerto Inglés•Playa Arenal

ANHANG

Kleiner SprachführerLiteraturverzeichnisStichwortverzeichnisBildnachweis

Weiterführende Informationen:

Der Kampf der Mapuche um ihr Land

Fernando de Magallanes

Die „Operation Condor“: Terrorismus als Mittel staatlicher Gewaltausübung

Aufarbeitung der Diktatur

Erdbeben und Vulkanausbrüche in Chile

Chiles Tierwelt

Deutsche in Chile

Kleiner Überblick über die chilenische Küche

Aymara: Überlebende einer versunkenen Kultur

Geoglyphen: Götterbild oder Landkarte?

Das Leben in den Minen: Arbeiten im Land des Todes

Los 33

Warum die Wüste blüht: das Phänomen Desierto florido

Observatorien in der Atacama-Wüste

Pisco: der Nationalschnaps der Chilenen

Das chilenische Rodeo

Alercen: Dinosaurier des südlichen Regenwaldes

Inselspezialitäten

Die Antarktis

Die Legende von Kurz- und Langohren

Wer war Sebastian Englert?

Alexander Selkirk: der wahre Robinson Crusoe

Karten:

Antofagasta

Antofagasta – Copiapó

Arica

Arica – Iquique

Calama

Carretera Austral

Chiloé: Castro

Chiloé: Lage im Reisegebiet

Concepción

Copiapó

Copiapó – Ovalle

Coyhaique

Großer Norden: Lage im Reisegebiet

Großer Süden: Lage im Reisegebiet

Inseln: Lage im Reisegebiet

Iquique

Iquique – Antofagasta

Isla Grande de Chiloé

Kleiner Norden: Lage im Reisegebiet

Kleiner Süden: Lage im Reisegebiet

La Serena

Los Angeles – Puerto Montt

Magallanes und Feuerland

Mittelchile

Osorno

Osterinsel: Hanga Roa

Osterinsel: Rapa Nui

Pucón

Puerto Montt

Puerto Natales

Puerto Varas

Punta Arenas

San Pedro de Atacama

San Pedro de Atacama: Umgebung

Santiago: Metro

Santiago und Umgebung: Lage im Reisegebiet

Santiago: Zentrum

Temuco

Torres del Paine

Ushuaia

Valdivia

Valle Central: Lage im Reisegebiet

Valle del Río Maipo

Valparaíso

Villarrica

Viña del Mar

Zentrale Küste: Lage im Reisegebiet

Karten in den Umschlagklappen:

vordere Umschlagklappe: Chile, Übersicht

hintere Umschlagklappe: Santiago, Übersicht

In der Sprache der Aymara bedeutet das Wort Chile „Wo die Welt zu Ende ist“. Der Name scheint in vielerlei Hinsicht treffend zu sein: Im Westen stößt man auf die endlos lange Küste, im Osten auf die fast unüberwindliche Barriere der Anden und im Süden zerfranst sich das Land zunächst in Tausende kleiner Inseln, um dann in den wilden Wassern um Kap Hoorn zu ertrinken.

Chile hält eine ganze Reihe von Höhepunkten für seine Besucher bereit. An der Grenze zu Bolivien liegen einsame Nationalparks in den Hochanden, die Straße führt auf fast 4.700 m hinauf, durch die Welt der Aymara, die hier mit ihren Lama- und Alpaka-Herden leben. In der Atacama-Wüste erwarten den Reisenden die bizarrsten geologischen Formationen sowie endlose Landschaften aus Sand und Steinen, dazu die größte Kupfermine der Welt, Salpeterminen aus dem letzten Jahrhundert und längst verlassene Geisterstädte und Friedhöfe, die der Wüstenwind selbst schon zum Skelett hat werden lassen.

Das Zentrum des Landes ist der Obstgarten der Nation: Äpfel, Pfirsiche und Gemüse werden hier angebaut – und natürlich der Wein, für den Chile inzwischen berühmt geworden ist. Weiter nach Süden begleitet eine Kette von Seen die Panamericana, gekrönt von perfekt geformten Vulkankegeln. Ab Puerto Montt beginnt der „wilde Süden“. Viele Regionen wurden vor nicht einmal 150 Jahren besiedelt. Auch wenn die Pioniere Spuren hinterlassen haben, bleibt doch vielerorts noch der Eindruck von Einsamkeit und Unberührtheit. Es gibt noch keine durchgehende Straßenverbindung durch Chile, das patagonische Inlandeis ist im Weg. Man muss also aufs Schiff oder ins Flugzeug umsteigen (oder den Umweg über Argentinien nehmen, was die meisten tun), um an den äußersten Zipfel des Kontinents, nach Punta Arenas und Feuerland, zu kommen.

Etwas Besonderes ist die Osterinsel, ein kleiner Klecks Land im Pazifik. Hier gibt es die gigantischen Moai zu entdecken, außerdem hat man die Gelegenheit, ein wenig Südseeluft zu schnuppern.

Chile ist in vielerlei Hinsicht ein Land für Individualisten und Naturliebhaber. Wer einfach nur wochenlang an den einsamen patagonischen Seen Fliegenfischen möchte, kommt genauso auf seine Kosten wie der Geschichtsbegeisterte, der auf den Spuren der Vergangenheit durch die verlassenen Minen in der Atacama-Wüste streift. Dabei ist die touristische Infrastruktur in den meisten Gebieten sehr gut.

Dieses Buch soll Hilfe bei der Planung einer Chile-Reise leisten und eine Vorstellung davon vermitteln, was den Besucher erwartet und was man bei der Vorbereitung der Reise bedenken sollte. Das Buch wurde mit größter Sorgfalt recherchiert, trotzdem können sich schnell Änderungen ergeben. Wir freuen uns über Korrekturhinweise an [email protected].

Marcela Farias Hidalgo, Ortrun Christine Hörtreiter, Maike Stünkel

Chile auf einen Blick

Staatsname

República de Chile

Hauptstadt

Santiago de Chile

Staatsform

Präsidiale Republik. Der Präsident wird direkt gewählt. Die Amtszeit beträgt vier Jahre, eine direkte Wiederwahl ist nicht möglich. Das Parlament (Congreso Nacional) besteht aus zwei Kammern, der Abgeordnetenkammer (Cámara de Diputados) und dem Senat (Senado).

Regierungsoberhaupt

Michelle Bachelet (seit 2014)

Nationalfeiertag

18. September (Datum der Konstitution der ersten Nationalversammlung 1810)

Flagge

Unterteilt in drei Rechtecke, oberes linkes Viertel blau mit weißem Stern (symbolisiert den blauen Himmel über den Anden), oberes rechtes Viertel weiß (Symbol für die verschneiten Andengipfel), die beiden unteren Viertel sind rot (zur Erinnerung an das im Befreiungskrieg geflossene Blut)

Staatssprache

Spanisch

Fläche

756.626 km², ohne das Territorium in der Antarktis (zusätzlich 1.250.000 km²)

Höchster Berg

Ojos de Salado (6.893 m über NN)

Wichtigster Fluss

Biobío (auch Bío Bío geschrieben), 380 km

Städte

Santiago: rund sechs Mio. Ew., Concepción: 230.000 Ew., Valparaíso: 280.000 Ew., Antofagasta: 346.000 Ew., Gran Temuco: 410.000 Ew.

Einwohner

knapp 18 Millionen, Bevölkerungswachstum: ca. 0,8 %

Religion

Katholiken: rund 70 %, evangelische/protestantische Kirchen: ca. 14 %, andere: ca. 3 %, Rest: Atheisten

Wirtschaft

BIP: ca. 258 Mrd. US$, Pro-Kopf-Einkommen ca. 14.000 US$, Wirtschaftswachstum 2013: 4,3 %, Inflation: 4 %

Wichtigste Handelspartner

China, USA, Japan, Brasilien, EU-Staaten

Ein Blick in die Geschichte

Früh- und präkolumbische Zeit

Die Besiedlung Amerikas hat wahrscheinlich etwa 30.000 Jahre v. Chr. begonnen, als Menschen aus Asien über die Beringstraße in den neuen Kontinent vordrangen. Archäologische Funde belegen, dass es noch 20.000 Jahre dauern sollte, bis sie die Südspitze des Kontinents, die Insel Feuerland, erreichten. Das Gebiet des heutigen Chile wurde wohl um 13000 v. Chr. von den ersten Menschen erreicht, die sich zunächst die Oasen der Atacama-Wüste für ihre Ansiedlungen aussuchten und im Laufe der Zeit, wohl auch getrieben durch nachrückende Völkerschaften, immer weiter nach Süden vordrangen.

Die Bewohner der Wüste und des Hochlands

Die Atacama-Wüste wurde von erstaunlich vielen kleinen Völkern bewohnt, die nebeneinander lebten und in regem Kontakt standen. Einige wenige ihrer Nachfahren leben noch in der Region, doch die meisten Kulturen wurden vernichtet oder vermischten sich mit den europäischen Einwanderern.

Die Chinchorro-Kultur hinterließ in der Atacama-Wüste einzigartige Zeugnisse ihrer Lebensweise. Die Toten wurden mit Asche, Lehm und Sand so einbalsamiert, dass sie sich teilweise bis heute erhalten haben und als die ältesten Mumien der Welt gelten. Messungen mittels der Radiokarbonmethode ergaben ein Alter zwischen 7.000 und 8.000 Jahren.

In den nördlichen Teilen der chilenischen Anden leben bis heute die Aymara, ein Volk, das es schon vor den Inkas gab und das sein wichtigstes Heiligtum in Tiwanaku am Lago Titicaca in Bolivien hat. Die Aymara nennen sich selbst „Kinder der Sonne“ und begreifen die Natur als Teil ihrer Familie. Sie leben traditionell von ihren Lama- und Alpaka-Herden, außerdem bauen sie Coca an.

Die Changos, die in der Gegend von Arica bis Huasco lebten, waren Küstennomaden. Sie wanderten von einer Süßwasserquelle zur anderen und konnten sich in ihren Kanus aus Seelöwenhaut hervorragend an der Küste entlang bewegen. Ihre Hauptnahrung waren Fische. Um Fisch gegen andere Waren tauschen zu können, trockneten sie ihn und brachten ihn in die Dörfer des Hochlandes, wo sie Quinoa-Mehl und Coca dafür bekamen. Die wichtigsten Chango-Siedlungen waren Taltal, Paposo und Tocopilla.

Die Atacameños sind vor ca. 11.000 Jahren wahrscheinlich aus dem Altiplano in das Gebiet um das heutige San Pedro de Atacama eingewandert. Ursprünglich lebten sie als Jäger in Höhlen, bis sie in den Oasen sesshaft wurden und begannen, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Sie waren es wohl, die in diesem Gebiet Lamas und Alpakas domestizierten. Auch die Atacameños standen in regem Austausch mit ihren Nachbarvölkern, wie die Muster auf ihren Keramiken belegen. Es gab ein Netz von Handelswegen, die von der argentinischen Sierra bis zur Pazifikküste in Chile führten. Heute leben laut einem Zensus von 2002 rund 20.000 Nachkommen der Atacameños in Chile.

Das Aymara-Dorf Cosapilla am Rande des Parque Nacional Lauca

Noch weiter südlich, in der Gegend um La Serena, lebten die Völker der Molle-Kultur (benannt nach einem kleinen Dorf im Valle de Elqui, ca. 300 v. Chr. bis 800 n. Chr.) und die Diaguita, die ca. 1.000 v. Chr. aus Nordargentinien kamen. Beide lebten von der Landwirtschaft, kannten sich in der Technik der Kupferverarbeitung aus und stellten Keramikarbeiten her. Die Keramiken der Diaguita zählen zu den kunstvollsten in ganz Südamerika. Die reichhaltigste Sammlung hat das archäologische Museum in La Serena.

Die Bewohner der Seenregion

Etwa im 12. und 13. Jh. n. Chr. kamen Araukaner (Mapuche, Tehuelche und andere Völker) aus der ostpatagonischen Steppe nach Chile und siedeln sich in der Seenregion an.

Die Mapuche

Das Volk der Mapuche ist das einzige, das in der heutigen Gesellschaft Chiles eine politische Rolle spielt. Es kam aus Argentinien nach Chile und besiedelte ein Gebiet, das heute zur 9. und 10. Region gehört. Die Mapuche lebten nicht ausschließlich als Jäger und Sammler, wie die Völker ganz im Süden des Landes. Sie betrieben auch Ackerbau, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Sie hatten ein ausgeklügeltes System von verschiedenen Pflanzen, die zusammen oder in einer bestimmten Fruchtfolge angebaut wurden, sich gegenseitig ergänzten und einen ausgewogenen Speiseplan garantierten. Angebaut wurden u. a. Kartoffeln, verschiedene Arten von Bohnen, Mais, Kürbisse, Paprika und einige alte Kulturpflanzen wie Quinoa. Ein weiteres Standbein war die Viehzucht.

info

Der Kampf der Mapuche um ihr Land

Auch wenn die Mapuche den europäischen Eroberern erbitterten Widerstand leisteten und sich niemals geschlagen gaben, konnten sie nicht verhindern, dass sie im 19. Jh. von ihrem Land vertrieben wurden, das überwiegend an europäische Siedler verteilt wurde (s. auch S. 27). Bis zum Ende der Diktatur Pinochets verringerte sich ihr Landbesitz immer mehr. Von den einstigen etwa 100.000 km2 besitzen sie heute nur noch etwa 5.000. Laut einer Volkszählung von 2012 gehören dem Volk der Mapuche heute etwa 1,5 Millionen Menschen an, von denen die meisten – viele aus wirtschaftlicher Not – im Großraum Santiago leben. Geschätzte 600.000 leben in ihrem angestammten Gebiet La Araucanía, ca. 600 km südlich der chilenischen Hauptstadt.

Erst nach dem Tod Pinochets rückte die indigene Minderheit wieder in den Fokus der Politik und Menschenrechtler. Zentraler Punkt des Mapuche-Konflikts ist die Landfrage. Seit über zwei Jahrzehnten kämpfen die Mapuche um die Rückgabe des Landes ihrer Vorfahren, das heute dem Staat, Privatleuten und Unternehmen (v. a. riesigen Holzwirtschaftsbetrieben) gehört. Verschiedene Regierungen nach der Diktatur erkannten die Schuld des chilenischen Staates an und gaben den Mapuche zumindest einen kleinen Teil ihres Landes wieder zurück. Zuletzt versuchte die Regierung Piñera (2010–2014) im Rahmen des Entwicklungsplans Plan Araucanía, die wirtschaftlich unterentwickelte Region, die das Hauptsiedlungsgebiet der Mapuche darstellt, mit mehreren Mrd. US$ zu fördern und die Armut zu verringern.

Mitte 2010 gingen über 30 inhaftierte Mapuche in einen 82-tägigen Hungerstreik. Sie protestierten gegen ungerechte Behandlung durch die Gerichte: Bei Prozessen gegen die Mapuche wurden oft die Antiterrorgesetze oder die Militärstrafgerichtsbarkeit aus der Pinochet-Ära angewandt. Die Regierung gestand Versäumnisse ein und Ende 2010 wurden die Gesetze geändert. Der Streit um das Land aber ist damit nicht beendet. Auch der Bau und die Planung von Stauseen im Süden Chiles sowie von Windkraftanlagen sorgte für heftige Proteste.

Zeichnung eines Mapuche- Häuptlings von ca. 1850

Auch aktuell besetzen Mapuche-Familien Land, das sie als das ihrige ansehen. Immer wieder kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei im Süden Chiles. Mitte 2015 kündigte Präsidentin Bachelet die Schaffung eines Ministeriums für indigene Fragen an (Ministerio de Asuntos Indígenas), das sich diesen Themen widmen soll. Zudem sollen die staatlichen Mittel, aus denen der Rückkauf von Mapuche-Land finanziert werden soll, deutlich erhöht werden. Bachelet betonte auch die historische Schuld, die Chile gegenüber den Mapuche habe. Es bleibt abzuwarten, in welcher Form der Staat den Wünschen der Mapuche entsprechen kann, ohne geltendes Recht zu verletzen.

Die Pehuenche sind ein Teil des Volks der Mapuche. Sie leben in den Anden, etwa 100 km von der Stadt Temuco entfernt. Ihr Name setzt sich aus den Wörtern pehuén (Tanne) und che (Leute) zusammen. Seit der Einwanderung der Europäer haben die Pehuenche mit zahlreichen Widerständen zu kämpfen; unter Pinochet wurden sie gezwungen, sich aus ihren traditionellen Wohngruppen zu lösen, ihr Land wurde privatisiert. Ihr Siedlungsgebiet war außerdem schon immer bedroht durch die großen Holzfirmen, die es auf die reichen Holzvorräte ihrer Wälder abgesehen hatten.

Die Bewohner Feuerlands

Seit der Ankunft der Europäer Mitte des 19. Jh. wurden die Ureinwohner Feuerlands erbarmungslos aus ihren Jagdgründen vertrieben. Einige von ihnen wurden einfach auf die Nachbarinsel Dawson umgesiedelt. Hier erwarteten sie die Mönche des Salesianer-Ordens, die versuchten, sie zum Christentum zu bekehren. Die Salesianer-Mönche waren wohl die Europäer, die sich der indigenen Bevölkerung am wohlwollendsten näherten. Aber auch sie konnten den Untergang der Ona und Haush nicht aufhalten. Sie starben an eingeschleppten Krankheiten oder wurden durch die ungewohnte Sesshaftigkeit lethargisch und träge. Anfang des 20. Jh. war die Zahl der Ureinwohner Feuerlands schon auf unter 300 geschrumpft und heute lebt kein Nachfahre dieser Menschen mehr.

Die Haush

Die Haush (oder mánekenk) waren die eigentlichen Ureinwohner Feuerlands. Ursprünglich waren sie auf der ganzen Insel zu Hause, bevor sie von den nachrückenden Ona in den Süden abgedrängt wurden. Sie zogen in kleinen Familiengruppen durchs Land und trafen sich nur zu Festen. Ihr Leben war völlig auf ihr wichtigstes Beutetier, das Guanako, ausgerichtet. Es gab ihnen Nahrung und Kleidung, aus seinen Knochen fertigten sie ihre Werkzeuge. Sie mussten ihren Beutetieren ständig hinterherziehen. Mitnehmen konnten sie nur, was sich auf dem Rücken tragen ließ. Ihre Behausungen waren daher denkbar einfach: Über Äste und Zweige, die sich überall finden ließen, wurden als Windschutz Guanakofelle gehängt.

Die Ona

Die Ona waren den Haush sehr ähnlich, die sie teilweise aus ihren angestammten Siedlungsgebieten vertrieben hatten. Sie selbst nannten sich Selknam. Die Ona besiedelten den östlichen Teil der Tierra del Fuego. Tag für Tag zogen sie als Jäger und Sammler auf der Suche nach Nahrung durch die Wälder und Sümpfe, meist bei feuchtkaltem Wetter, Schnee, Regen oder Sturm.

Das einzige Kleidungsstück der Ona war das Fell der Guanakos, das sie tagsüber als Umhang trugen, das ihnen nachts als Bett diente und aus dem sie auch ihren Windschutz bauten. Außerdem versuchten sie, sich gegen die Kälte zu schützen, indem sie sich am ganzen Körper mit Tierfett einrieben. Auf die ersten Europäer, die mit den Ona in Berührung kamen (z. B. auch auf Charles Darwin), machten diese Menschen einen überwältigenden Eindruck: Sie waren den Schilderungen nach nicht nur von stattlicher Statur, sondern strömten auch einen wahrhaft atemberaubenden Geruch aus.

Die Yámanas

Die Yámanas lebten wie die Ona als Nomaden, ihr Revier waren aber nicht die Gipfel und Wälder des Festlands, sondern die Gewässer und Fjorde um Kap Hoorn. Sie bauten Kanus aus der Rinde einer der Buchenarten, die im Süden Patagoniens wachsen. Das Gerüst bestand aus biegsamen Zweigen, die Fugen wurden mit Moos und Algen abgedichtet. Diese Kanus waren sehr elastisch und konnten sich den Wasserbewegungen gut anpassen. In ihnen transportierten die Yámanas ihre gesamte Habe, auch das Feuer wurde in einer kleinen Mulde aus Kies von einem Rastplatz zum anderen mitgenommen.

Am Ende der Welt: der Nationalpark Tierra del Fuego (Argentinien)

Die Alakalufen

Während die Yámanas den südlichsten Zipfel des amerikanischen Kontinents besetzt hatten, siedelten die Alakalufen weiter nördlich entlang der Küste Patagoniens. Ursprünglich reichte ihr Siedlungsgebiet bis in die Gegend der Stadt Puerto Montt. Bzgl. ihres Äußeren und auch ihres Lebensstils hatten sie viel mit ihren südlichen Nachbarn gemeinsam. Auch sie lebten als Nomaden, aber ihre Behausungen waren etwas komfortabler als die der Ona und Yámanas: Sie bauten sich Zelte, die aus einem einfachen Gerüst aus biegsamen Ästen und den Fellen von Guanakos oder Seehunden bestanden. Sie waren einfach aufzustellen, die Gerüste wurden oft nicht mitgeschleppt, sondern an jedem neuen Lagerplatz wieder aus dem überall im Überfluss wachsenden Holz gebaut.

Die Zeit der Inka-Herrschaft

Die Inka, die große Hochkultur Südamerikas, hatten in Cuzco, einige tausend Kilometer vom Zentrum des heutigen Chile entfernt, ihre Hauptstadt. Von dort aus regierten die Sonnenkönige in absoluter und zentralistischer Manier ihr Riesenreich. Die Inkas kamen erst Mitte des 15. Jh. nach Chile, als sich ihre Herrschaftszeit in Südamerika schon dem Ende zuneigte. Sie eroberten von Peru aus den nördlichen Teil des Landes, sehr viel weiter südlich als bis zum heutigen Santiago gelangten sie aber nie. Der Río Maule im Land der Mapuche war nach heutigen Erkenntnissen die südliche Grenze ihres Herrschaftsgebiets in Chile.

Die Inka-Herrschaft in Chile dauerte nur 80 Jahre, bis die Spanier kamen und sie vertrieben. Dennoch hat der Einfluss der Herrscher aus dem Norden viele Spuren in der Kultur der Indios der Atacama hinterlassen. Die berühmte Keramik der Diaguita-Indianer veränderte sich nach dem Einfall der Inkas deutlich, Bilder aus ihrem Formenschatz vermischten sich mit den traditionellen Bildern der Diaguita.

Ankunft der Spanier

Für Südamerika wurde nach der Entdeckung durch Christoph Kolumbus im Oktober 1492 durch den Vertrag von Tordesillas (1494) festgelegt, dass alle neu entdeckten Gebiete entweder Spanien oder Portugal zufallen sollten, andere Nationen spielten zu diesem Zeitpunkt kaum eine Rolle.

Chile war für die Spanier zunächst uninteressant, viel mehr waren sie an Peru interessiert. Die Eroberung Perus begann 1532 durch die Konquistadoren Francisco Pizzaro und Diego de Almagro. Nach der Ermordung des Inka-Herrschers Atahuapa und dem Bekanntwerden der reichen Goldvorräte wimmelte es in Peru bald vor Abenteurern, die sich Pizzaro anschlossen. Doch es gelang weder Pizzaro noch de Almagro, das Gebiet des heutigen Chile zu unterwerfen. Als Eroberer Chiles gilt Pedro de Valdivia, nach dem die Hafenstadt an der Küste der Seenregion benannt ist.

Die heutige Catedral Metropolitana de Santiago an der Plaza de Armas

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Fernando de Magallanes

Sowohl Kolumbus als auch später Vespucci waren davon überzeugt gewesen, dass es eine Möglichkeit geben müsse, Asien auf dem Wasserweg von Westen her zu erreichen. Der Beweis wurde erbracht von dem portugiesischen Seefahrer Fernando de Magellan, der nach langer Suche am 21. Oktober 1520 eine Meeresstraße am Südende des amerikanischen Kontinents entdeckte: die Magellanstraße (span. Estrecho de Magallanes). Damit gilt er als erster Weltumsegler, auch wenn er nicht mehr nach Spanien zurückkehrte, sondern auf den Philippinen starb.

Die Urbevölkerung Patagoniens beeindruckte Magellan und seine Mannschaft. Die Menschen, die sie zu sehen bekamen, waren von enormer Körpergröße und hinterließen riesige Fußspuren, was wohl dem Umstand zuzuschreiben war, dass sie ihre Füße mit Guanakofellen umwickelten. Nach ihren Füßen nannte Magellan sie Großfüßler (Patagonier), und so erhielt das Gebiet seinen Namen.

Zu ihrer Linken sahen die Seefahrer bei der Durchfahrt durch die Magellanstraße eine große Insel liegen, auf der nachts geheimnisvolle Feuer leuchteten. Die Menschen, die hier lebten, bekamen Magellan und seine Mannschaft nie zu Gesicht, aber nach dem Eindruck, den der nächtliche Feuerschein hinterlassen hatte, nannten sie die Insel Feuerland (Tierra del Fuego).

38 Tage nach der Einfahrt in die Passage erreichten die Schiffe wieder offenes Wasser. Durch einen Zufall wurde die Flotte von schönstem Wetter und einer ruhigen See empfangen. Nach diesem ersten Eindruck nannte Magellan den vor ihm liegenden Ozean „friedliches Meer“, und obwohl schnell klar wurde, dass die Schiffe in eines der stürmischsten Küstengewässer der Erde eingefahren waren, spricht man immer noch vom Pazifischen Ozean.

Der praktische Wert der Entdeckung der Magellanstraße blieb immer gering: Sie lag fast am Ende des Kontinents, war zudem schwer zu befahren und wurde dadurch nur selten genutzt. Man hatte sich von ihr einen Effekt erhofft, wie ihn viel später der Panamakanal haben sollte.

Pedro de Valdivia (1497–1553) hatte an der Eroberung Venezuelas teilgenommen und zog weiter nach Peru, wo er sich der Truppe Pizzaros anschloss. 1540 machte er sich mit angeblich nur elf Mann auf den Weg nach Süden. Unterwegs konnte er jedoch weiteres Gefolge um sich scharen. Sie erreichten das Tal des Río Mapocho, das Valdivia wegen seiner üppigen Vegetation und des vorteilhaften Klimas geeignet erschien, um hier die erste Stadt seines neuen Reiches zu gründen. Am 12. Februar 1541 wurde der Grundstein für diese Siedlung gelegt, die er nach seiner Heimatprovinz in Spanien Santiago de la Nueva Extremadura nannte. Die Soldaten mussten ein Netz von acht Straßen von Norden nach Süden und zehn von Osten nach Westen ausmessen; der Block in der Mitte wurde zur Plaza de Armas erklärt, in den restlichen Blöcken konnten sich die Gefolgsleute Valdivias ihre Häuser bauen.

Bei seinen weiteren Vorstößen nach Süden wurde Valdivia vor allem in Araukarien mit dem erbitterten Widerstand der Mapuche konfrontiert, die ihr Land lange Zeit erfolgreich gegen die Eindringlinge verteidigten. Die Mapuche lebten nicht in einem zentralistisch regierten Reich wie die Inkas oder die Azteken, sondern in vielen kleinen, politisch voneinander unabhängigen Einheiten. Zudem war die Heimat der Mapuche waldig und hügelig und damit hervorragend für einen Guerillakrieg geeignet. Außerdem lernten die Mapuche schnell von ihren Feinden und übernahmen deren Waffen und Kampftechniken. So gelang es ihnen innerhalb kurzer Zeit, zu guten Reitern zu werden und auch selbst Pferde zu züchten.

1550 hatte Pedro de Valdivia den Río Biobío erreicht. Hier wurde der Vormarsch jedoch durch den immer heftiger werdenden Widerstand der Urbevölkerung aufgehalten. An der Mündung des Flusses gründete er die Stadt Concepción, die zur Hauptstadt seines Generalkapitanats ernannt wurde. Da ein weiteres Vordringen nach Süden im zentralen Längstal durch den Widerstand der Mapuche unmöglich gemacht wurde, entschlossen sich die Spanier, es entlang der Küste zu versuchen. 1552 wurden die Städte Valdivia und Villarrica gegründet. 1553 kam es zu einer entscheidenden Schlacht zwischen den Spaniern und den Mapuche. Die Spanier mussten eine schwere Niederlage hinnehmen, ihr Heer wurde aufgerieben und ihr Führer Pedro de Valdivia, der erste Gouverneur Chiles, getötet. Angeblich soll er gezwungen worden sein, heißes Gold zu trinken. Im Jahr 1558 wurde mit Osorno die vorerst letzte Siedlung gegründet. In den nächsten Jahren stand die Eroberung und Besiedlung des westlichen Teils des heutigen Argentiniens im Vordergrund, was von Chile aus geschah.

Kolonialzeit

Die Erwartungen der Eroberer, die in Chile Goldvorräte vermuteten, wurden enttäuscht. Zur reichsten Region wurden schnell die zentralen Landesteile: Hier konnte man Gemüse und Obst anbauen, das sich gut in die Minenstädte Perus und Boliviens exportieren ließ. Ab 1685 kamen die ersten Jesuiten nach Chile, die besonders in der Region um und auf Chiloé aktiv waren. 1767 wurden die Jesuiten aus allen spanischen Kolonien und auch aus Chile vertrieben.

Chile gehörte in der Anfangszeit zum Vizekönigreich Peru, das alle spanischen Besitzungen in Südamerika – bis auf Venezuela – umfasste. Der Sitz der Zentralregierung für dieses riesige Kolonialgebiet war Lima. Ab 1567 wurde in Concepción und später in Santiago eine königliche Audiencia eingerichtet, die als eingeschränkte Selbstverwaltung fungierte. 1778 wurde Chile vom Vizekönigreich Peru unabhängig, das Land ein eigenständiges Generalkapitanat.

In Araukarien waren die Probleme mit der Ermordung Pedro de Valdivias nicht zu Ende: Die Mapuche leisteten den Kolonialherren Widerstand, wo sie nur konnten. Das Gebiet der Mapuche war Grenzregion und sollte es auch noch jahrhundertelang bleiben. Ihren Höhepunkt hatten die Auseinandersetzungen zwischen Spaniern und Mapuche 1599, das als das Jahr des großen Mapuche-Aufstands in die Geschichte Chiles eingegangen ist. Die Spanier wurden endgültig nach Norden vertrieben, der Río Biobío bildete die Grenze des neuen Reichs.

Anfang des 17. Jh. schickte die Regierung Expeditionen nach Araukarien, die subversive Indios festsetzen sollten – so der offizielle Auftrag. Der Hintergrund war, dass der Landwirtschaft in Zentralchile Arbeitskräfte fehlten und Sklaven gebraucht wurden. Doch die Mapuche waren keine willigen Sklaven, sie lehnten sich gegen ihre Herren auf und zettelten Aufstände an. 1683 wurde die Sklaverei verboten. 1726 wurde die spanische Oberhoheit durch die Mapuche im „Frieden von Negrete“ anerkannt, die spanische Krone verzichtete vorerst auf die Eroberung der Gebiete südlich des Río Biobío. Der Frieden hielt gut 30 Jahre lang.

19. Jahrhundert

Unabhängigkeit

Die Unabhängigkeitsbewegung in Chile wurde vor allem dadurch begünstigt, dass sich die Weltmacht Spanien im Niedergang befand. Am 21. Oktober 1805 vernichteten die Engländer in der berühmten Seeschlacht vor Trafalgar die spanische Flotte. Spaniens Herrschaft als Weltmacht war vorbei und erreichte einen weiteren Tiefpunkt, als Napoleon 1808 Spanien besetzte und den König zum Abdanken zwang. In den Kolonien organisierten sich Versammlungen (Juntas), die zunächst im Namen der Krone weiterregierten. Auch Chile hatte eine solche Junta, die am 18. September 1810 (heute Nationalfeiertag) von einer Bürgerversammlung zur ersten Nationalregierung gewählt wurde. Doch Spanien schickte Truppen aus Peru und Chile musste sich seine Freiheit erkämpfen.

Unter der Führung von José Miguel Carrera und Bernardo O’Higgins wurden die Chilenen am 1. Oktober 1814 bei Rancagua vernichtend von den Spaniern geschlagen. Die beiden Heeresführer flohen nach Argentinien und verbündeten sich dort mit José de San Martín, der für die argentinische Unabhängigkeit kämpfte. Doch erst 1817 machte sich ein aus 5.000 Männern bestehendes Heer auf den Weg über die Anden. Am 12. Februar gab es bei Chacabuco eine verheerende Niederlage für die Spanier. Dann brauchten San Martín und O’Higgins nur noch drei Tage bis Santiago. Schon am Tag der Schlacht erklärte Chile seine Unabhängigkeit. Die Spanier hatten jetzt nur noch Stützpunkte in Valdivia, von wo sie 1820 durch den englischen Admiral Lord Cochrane vertrieben wurden, und auf Chiloé, wo sie sich noch bis 1826 halten konnten.

2010 wurde der 200. Jahrestag der Unabhängigkeit Chiles mit großem Spektakel gefeiert

Der erste Präsident nach der formalen Unabhängigkeitserklärung 1818 war Bernardo O’Higgins. Er regierte fünf Jahre, überwarf sich aber schnell mit der politisch wichtigen Gruppe der Landbesitzer und ging 1823 nach Peru ins Exil.

Staatsgründung

Chile konnte sich als Nationalstaat relativ schnell konsolidieren. In den 1830er-Jahren wurde eine Verfassung aufgestellt, die ganz auf den Präsidenten zugeschnitten war. Es gab die konservative und die liberale Partei, in denen sich die einflussreichen ländlichen und städtischen Schichten organisierten. So gelang es der Regierung Joaquin Prieto (1831–41) schnell, stabile Verhältnisse zu schaffen. 1836 schlossen sich Peru und Bolivien zu einer Konföderation zusammen, um dem immer stärker werdenden Chile Paroli bieten zu können. Chile erklärte der Union noch im selben Jahr den Krieg, der 1839 mit der Schlacht von Yungay gewonnen wurde.

Spuren der deutschen Siedler im Süden Chiles: der „Deutsche Club“ in Frutillar

In den folgenden Dekaden nahm die Wirtschaft unter Regierung von Manuel Bulnes (1841–51) und Manuel Montt (1851–56) durch den Export von Getreide und Kupfer einen bemerkenswerten Aufschwung. Es etablierten sich immer mehr britische Handelshäuser, die den Transport nach Europa, Nordamerika und Australien übernahmen. Valparaíso wurde zum wichtigsten Handelshafen Chiles.1842 wurde die Universidad de Chile gegründet.

In den folgenden Jahren wuchs in Chile durch die Ausweitung des Bergbaus (Chile wurde damals und ist bis heute der wichtigste Kupferproduzent der Welt) der Bedarf an Nahrungsmitteln. Da die Anbauflächen in Zentralchile kaum noch ausgeweitet werden konnten, richtete man den Blick nach Süden. Noch immer war das Land südlich des Río Biobío fest in Mapuche-Hand. Zunächst begann man, gezielt Siedler anzuwerben und das Gebiet jenseits des Mapuche-Landes zu kolonisieren. Dabei spielten Deutsche ab den 1850er-Jahren eine wichtige Rolle, die sich hauptsächlich in der Gegend um den Llanquihue-See und bis nach Valdivia ansiedelten. Im südlichen Patagonien ließen sich Schafzüchter nieder.

In den 1880er- und 1890er-Jahren unternahm man einen weiteren Versuch, die Mapuche zu unterwerfen. Obwohl sie sich erbittert zur Wehr setzten, wurden sie schließlich geschlagen, von ihrem Land vertrieben und in Reservate abgedrängt. Mundtot machen konnte man sie aber nicht (s. Infokasten S. 19).

Pazifischer Krieg (1879–1884)

In den 1860er-Jahren kam der Salpeterabbau immer mehr in Schwung. Das als Düngemittel und Schießpulver genutzte Nitrat ließ sich für gutes Geld nach Europa exportieren. Die reichsten Salpeterlagerstätten befanden sich in den Provinzen Tarapacá (die damals zu Peru gehörte) und Antofagasta (zu Bolivien gehörig). Der auch Salpeterkrieg genannte Konflikt ergab sich aus Grenz- und Steuerstreitigkeiten zwischen Bolivien und Chile, die dazu führten, dass Chile am 14. Februar 1879 Truppen nach Antofagasta schickte: Der Pazifische Krieg war ausgebrochen.

Peru wurde in den Konflikt mit hineingezogen, weil Lima sich vorher mit Bolivien verbündet hatte und keine Neutralitätserklärung abgeben wollte. 1881 besetzten chilenische Truppen Lima, aber gewonnen war der Krieg erst 1883. Peru und Chile handelten einen Friedensvertrag aus, in dem festgelegt wurde, dass der größte Teil der Provinz Tarapacá an Chile fiel. Mit Bolivien schlossen die Chilenen 1884 einen Waffenstillstand, aber erst 1904 wurde ein Friedensvertrag unterzeichnet. Die gesamte Region Antofagasta fiel an Chile. Es wurde zwar ein zollfreier Zugang zum Hafen von Arica vereinbart, doch Bolivien hatte damit seinen Zugang zum Meer verloren. Das schmerzt das Land bis heute und wird von der bolivianischen Regierung gerne für die schlechte Wirtschaftslage Boliviens verantwortlich gemacht. Das Verhältnis zwischen Bolivianern, Peruanern und Chilenen blieb gespannt, sowohl auf politischer als auch auf persönlicher Ebene. Bis heute unterhalten z. B. Bolivien und Chile keine offiziellen diplomatischen Beziehungen. Peru reichte 2008 Klage beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag über den Verlauf der Seegrenze im Pazifik ein, 2014 wurde in einem Urteil die Grenze neu festgelegt. Beide Staaten versprachen, sich daran zu halten.

Ende des 19. Jh. wurde die faktische Alleinherrschaft eines Präsidenten zum ersten Mal ernsthaft in Frage gestellt. José Manuel Balmaceda wollte Teile der Kupferindustrie nationalisieren und stellte sich damit gegen die hauptsächlich englischen Geldgeber, die die chilenischen Minenbesitzer und andere Angehörige des Geldadels hinter sich hatten. Es kam zu einem blutigen Bürgerkrieg. Die Aufständischen hatten schnell die Salpeterregion und Valparaíso besetzt und saßen damit in den Schaltzentralen der chilenischen Wirtschaft. Balmaceda gab auf, floh nach Argentinien und nahm sich dort das Leben.

20. und 21. Jahrhundert

Bereits gegen Ende des 19. Jh. hatte sich in den Bergbauzentren im Norden des Landes eine Arbeiterschicht herausgebildet. Gewerkschaften wurden gebildet und es kam zu Streiks, die nicht immer gewaltfrei abliefen. Anlässlich von Streiks und Protestkundgebungen, mit denen Minenarbeiter auf ihre katastrophalen Arbeitsbedingungen aufmerksam machen wollten, schoss das Militär 1907 in Iquique während einer Versammlung in einer Schule wahllos in die Menge. Eine bis heute nicht genau bekannte Zahl von Arbeitern mit ihren Frauen und Kindern wurde buchstäblich niedergemetzelt; einige Quellen sprechen von bis zu 3.000 Toten.

Als Gegengewicht zu den konservativen und liberalen Parteien der Oligarchie wurden Arbeiterparteien gegründet: 1912 die Sozialistische Arbeiterpartei (Partido Obrera Socialista), ein Vorläufer der kommunistischen Partei Chiles (Partido Comunista de Chile), und 1933 die Sozialistische Partei (Partido Socialista). Auch der Mittelstand hatte inzwischen seine Interessenvertretungen: die Demokratische Partei (Partido Demócrata) und die Radikale Partei (Partido Radical) schlossen sich 1920 zu einer Alianza Liberal zusammen und konnten noch im selben Jahr einen Wahlsieg mit Arturo Alessandri Palma als Präsidentschaftskandidat verbuchen. Die Regierung kündigte soziale Reformen an, konnte aber wegen des Widerstandes aus der Oberschicht nur einen Bruchteil ihrer Pläne verwirklichen. Dazu gehörten immerhin das Verbot von Kinderarbeit, das Recht auf Gewerkschaften und Streik, die Gründung einer Unfallversicherung und die Einrichtung von Schiedsgerichten.

Von 1925 bis 1932 wurde Chile von wechselnden Militärregierungen regiert, bis Alessandri ein zweites Mal Präsident wurde und versuchte, die Macht der Militärs einzuschränken.

Wirtschaftskrise

Durch die Möglichkeit, ab ca. 1918 Salpeter als Dünger künstlich herzustellen, sank die Nachfrage nach diesem Rohstoff schlagartig. Chile bekam die Folgen der Weltwirtschaftskrise in den 1930er-Jahren heftig zu spüren. Die Wirtschaft basierte bald nur noch auf dem Export von Kupfer. Jetzt rächte sich, dass die Regierung die Schürfrechte für die größten Minen des Landes, El Teniente und Chuquicamata, zu Anfang des Jahrhunderts an US-amerikanische Gesellschaften vergeben hatte. Die Gewinne, die die Chilenen jetzt selber so nötig gebraucht hätten, flossen zu einem großen Teil in die USA. Ab den 1940er-Jahren setzte ein wirtschaftlicher Aufschwung durch den Export von Kupfer ein, der Bedarf auf dem Weltmarkt stieg durch den Zweiten Weltkrieg beträchtlich.

Ruinen einstiger Salpeterfabriken in der Nähe von Iquique

Während der 1920er-Jahre wurden immer noch 80 % des besten Ackerlandes in großen Haciendas bestellt. Der Hauptanteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten arbeitete als Tagelöhner oder Pächter für die Großgrundbesitzer. Die Besitzer der Haciendas schrieben ihren Arbeitern vor, welche Partei sie zu wählen hatten und konnten deshalb einen nicht unerheblichen Druck auf die politische Führung ausüben.

1938 wurde zum ersten Mal in Lateinamerika eine Regierung aus einem Bündnis zwischen Sozialisten, Demokraten und Radikalen gewählt. Die Wirtschaftspolitik Alessandris hatte den Linken viele Wähler in die Arme getrieben. Bis 1952 wurde Chile von dem Bündnis der Volksfront regiert. Die Radikalen stellten immer den Präsidenten, bis 1948 mit Gabriel Gonzales Videla ein Mitglied des konservativen Flügels der Volksfront an die Regierung kam. Er gewann mit Hilfe der Kommunisten, was ihn aber nicht davon abhielt, die Kommunistische Partei kurz nach der Wahl zu verbieten. Viele chilenische Kommunisten kamen damals in Haft oder mussten ins Exil flüchten, so auch Pablo Neruda, der den Wahlkampf Videlas geleitet hatte. Die nächsten Wahlen im Jahr 1952 gewann General Carlos Ibáñez, der als Erster versuchte, den Einfluss der Landbesitzer auf die Stimmabgabe ihrer Untergebenen einzuschränken.

Die Wahl 1958 bedeutete in gewisser Weise eine Wende in der chilenischen Politik. Zwei neue Bündnisse, die für Chile in den nächsten 20 Jahren wichtig werden sollten, stellten sich zur Wahl. Das eine war die Democracia Cristiana, angeführt von Eduardo Frei Montalva, die in der konservativ-liberalen Ecke angesiedelt war und ein katholisch-humanistisches Weltbild als Grundlage ihrer Arbeit verstand. Außerdem trat unter Salvador Allende die Frente de Acción Popular (FRAP) auf den Plan, ein Bündnis linker Parteien. Gewonnen wurde die Wahl von Jorge Alessandri, der ebenfalls die liberale Konservative vertrat, aber er konnte nur 32 % der Stimmen für sich verbuchen und hatte deswegen mit einer starken Opposition im Kongress zu kämpfen. Während dieser Legislaturperiode wurden bescheidene Anfänge einer Landreform auf den Weg gebracht.

Die Regierung Frei 1964–1970

1964 gewann Eduardo Frei Montalvo mit einiger Unterstützung der USA als Führer der Christdemokratischen Partei die Präsidentschaftswahl gegen den Kandidaten der Unidad Popular, Salvador Allende. Er brachte eine Reihe von Reformen auf den Weg, für die er noch heute von der chilenischen Bevölkerung bewundert wird: die Landreform nahm unter seiner Ägide Gestalt an, gleichzeitig verabschiedete er Programme im sozialen Sektor und in der Erziehung. Um Kapital, das er dringend zur Bekämpfung der Landflucht und der Armut brauchte, zu bekommen, propagierte er eine Chilenisierung der wichtigsten Exportgüter, vor allem des Kupfers, dessen Abbau sich fast ausschließlich in US-amerikanischen Händen befand. Er begann mit der Nationalisierung der Kupferminen.

Während der Regierung Freis polarisierte sich die politische Landschaft Chiles. Auf der einen Seite standen konservative Gruppen, denen die Reformen Freis gegen den Strich gingen, auf der anderen Seite begannen sich überall linke und ultralinke Vereinigungen zu bilden, denen es mit der Landreform und der Umverteilung der Güter nicht schnell genug gehen konnte. Diese Gruppen rekrutierten ihre Mitglieder einerseits bei linken Studentenbewegungen, andererseits bei den Minen- und Landarbeitern, aber auch unter den Mapuche.

Die Regierung Allende: Freiheit und Sozialismus

Die drei wichtigsten Parteien, die 1970 zur Wahl antraten, waren die Unidad Popular (UP), die aus der FRAP hervorgegangen war und sich die Verstaatlichung fast aller wirtschaftlichen Zweige auf die Fahne geschrieben hatte, die Christdemokraten unter Radomiro Tomic und die Nationale Partei unter Jorge Alessandri. Allende gewann die Wahl nur knapp, er konnte 36 % der Stimmen für sich verbuchen, gefolgt von Alessandri mit 35 % und Tomic mit 28 %.

Der Mediziner Salvador Allende Gossens, der am 26. Juli 1908 in Valparaíso in eine großbürgerliche Familie hineingeboren worden war, gehörte 1933 zu den Gründungsmitgliedern der Partido Socialista de Chile. Ab 1937 saß er im Parlament und 1939 wurde er Gesundheitsminister der Regierung Aguirre Cerda. 1943 stieg er zum Generalsekretär seiner Partei auf und 1952 trat er zum ersten Mal als Präsidentschaftskandidat an. Neben seiner politischen Arbeit war Allende immer auch Arzt, arbeitete für verschiedene Gesundheitsorganisationen und lehrte an der Hochschule.

Mit den Jahren entwickelte sich der Sohn aus bürgerlichem Haus immer mehr zum Hoffnungsträger der Linken. 1970 gewann seine Partei die Wahl knapp – so knapp, dass der Kongress zwischen ihm und Alessandri, dem Kandidaten der rechtsorientierten Partei, entscheiden musste. Als Allende sich verpflichtete, sich trotz seiner kommunistischen Ideen an die Regeln der Demokratie zu halten, stimmten die Christdemokraten für ihn.

Salvador Allende war weltweit der erste Landesführer, der einer frei gewählten marxistischen Regierung vorstand. Der Anfang seiner Regierungszeit war schwierig, die ganze Welt schaute mit den unterschiedlichsten Erwartungen auf ihn. Die Linke in Europa sah in ihm eine Lichtgestalt, den Amerikanern unter Präsident Nixon war der charismatische südamerikanische Führer jedoch unheimlich.

Sofort nach Regierungsantritt begann Allende, sein ambitioniertes Wirtschaftsprogramm in die Tat umzusetzen. Er hob die Mindestlöhne an, senkte die Preise für Grundnahrungsmittel und verstaatlichte die Gesundheitsfürsorge. Außerdem brachte er fast die gesamte Wirtschaft in die Hand des Staates, die Kupferminen wurden entschädigungslos und komplett verstaatlicht.

Im ersten Regierungsjahr konnte sich die Unidad Popular einer breiten Unterstützung sicher sein, durch die Anhebung der Löhne ging es vielen Menschen besser. Aber dann begann der Abzug des internationalen Kapitals, neue Investitionen aus dem Ausland blieben ganz aus. Die USA, verärgert durch die Enteignung nordamerikanischen Kapitals und die politische Freundschaft zwischen Chile und Kuba, begannen auf verschiedene Weise, ihren Einfluss gegen Allende einzusetzen. Seine politischen Gegner konnten sich der materiellen und ideologischen Unterstützung des CIA sicher sein. Auch in internationalen Gremien begannen die USA, die Vergabe von Krediten oder anderer Hilfen für Chile zu behindern.

Der Präsidentenpalast La Moneda wurde 1973 von Pinochet bombardiert

Mit der Wirtschaft ging es in allen Bereichen bergab. Auch die Landwirtschaft geriet in eine Krise, als unabhängige Kleinbauern und Landarbeiter gegen die Vergabe von Ländereien ausschließlich an Kollektive protestierten und Land besetzten. Schließlich musste die Regierung ihre schon sehr zusammengeschmolzenen Devisenreserven dazu benutzen, Nahrungsmittel zu importieren. Es kam zu Streiks und Unruhen, viele Menschen hungerten. Die Regierung hatte ihre Glaubwürdigkeit verloren. In dieser verfahrenen Situation erhoffte sich Allende 1972 den nötigen Rückhalt durch Militärs. General Carlos Prats sollte auf dem kritischen Posten des Innenministers für Stabilität sorgen. Trotzdem kam es im Juni 1973 zu einem Putsch. Die Militärs konnten sich nicht durchsetzten und der Putsch misslang, aber die Situation wurde immer prekärer. Direkt nach dem Putschversuch gab es einen Streik der unabhängigen LKW-Fahrer, der von der gesamten Opposition unterstützt wurde. General Prats, der jeglichen Rückhalt der Militärs verloren hatte, trat zurück. Allende setzte als Ersatz General Pinochet ein. Dabei unterlief ihm eine krasse Fehleinschätzung: Er hielt Pinochet für einen Simpel, der „nicht einmal die eigene Frau hinters Licht führen könne“. Nur 19 Tage nach der Berufung musste er sich eines Besseren belehren lassen: Auf Pinochets Befehl bombardierten am 11. September 1973 Flugzeuge der chilenischen Luftwaffe den Präsidentenpalast.

Putsch und die Jahre der Diktatur 1973–1990

Pinochet hatte den Putsch, mit dem die Regierungszeit und das Leben Salvador Allendes enden sollten, über mehrere Monate minutiös vorbereitet. Am 11. September in den frühen Morgenstunden gab er das Startsignal. Truppen besetzten die strategisch wichtigen Punkte in Santiago und anderen Städten.

Am Tag des Putsches hielt sich Allende mit einigen seiner Mitarbeiter im Regierungspalast La Moneda auf. Pinochet forderte ihn auf, den Palast zu räumen und sich zu ergeben. Als Allende ablehnte, wurde der Palast bombardiert. Schließlich drangen Soldaten in das zerstörte Gebäude ein. Was dann geschah, ist bis heute nicht geklärt. Die offizielle Version der Pinochet-Regierung lautete, dass Allende, der keinen anderen Ausweg sah, sich mit einer Kalaschnikow, die er von Fidel Castro geschenkt bekommen hatte, in den Kopf schoss. Die Anhänger Allendes sagen, dass er von den Putschisten erschossen worden sei. Heute geht man von einem Suizid aus.

Die Opposition sah sich einer unerbittlichen Verfolgungsjagd ausgesetzt, die mindestens 3.000 Menschen nicht überlebten. Zehntausende von Chilenen mussten emigrieren, viele gingen in die USA oder nach Europa. Aber auch dort waren sie vor dem effizienten Geheimdienst Pinochets nicht sicher. Einige Regierungsmitglieder Allendes wurden im Exil ermordet. Das berühmteste Opfer der DINA (Directoria de Inteligencia Nacional, der chilenische Geheimdienst) war Orlando Letelier, ein hochrangiges Mitglied der Regierung Allende, der nach dem Putsch Lobbyarbeit in den USA gegen das Militärregime in Chile leistete. 1976 wurde er durch eine Autobombe getötet. Auch wenn der Agent der DINA, der das Attentat geplant hatte, kurz nach der Tat gefasst und in den USA vor Gericht gestellt wurde, ist die Beteiligung des Regimes, des Geheimdienstes und der „Operation Condor“ (s. Kasten) bis heute nicht vollständig geklärt.

In Pisagua wurden 1973/74 mindestens 20 politische Häftlinge ermordet und verscharrt

Viele Mitglieder der Opposition gegen Allende, die den Putsch unterstützt hatten, wollten von den Militärs eigentlich nur den Sturz Allendes, um dann ohne großen Bruch zu demokratischen Strukturen zurückkehren zu können. Pinochet selbst hatte verkündet, er werde nur so lange regieren, wie nötig sein werde, um das zerrüttete Staatswesen wieder in Gang zu bringen. Aber dann gefiel er sich offensichtlich in der Rolle des uneingeschränkten Machthabers und wusste sie über die Jahre immer mehr zu festigen. Die linken Parteien wurden verboten, die Opposition mundtot gemacht und Gegner brutal verfolgt.

Pinochet wollte Chile zu einem südamerikanischen Musterstaat machen. Er holte sich Berater aus den USA, die alle von der Universität in Chicago kamen. Diese sogenannten Chicago-Boys verordneten dem Land eine Radikalkur: Alle Staatsunternehmen (mit Ausnahme der Kupferminen) wurden wieder verkauft, die Preiskontrolle abgeschafft und das freie Unternehmertum gefördert. Die Staatsausgaben wurden gekappt, was nicht ohne die Entlassung eines Fünftels der Staatsbediensteten und scharfer Einschnitte im sozialen Sektor möglich war. Trotz der groben Menschenrechtsverletzungen, der Inhaftierung und Folter von politischen Gefangenen, investierten jetzt auch wieder internationale Unternehmen in Chile. Mit der Wirtschaft ging es bergauf. Allerdings mussten die Kosten des Wohlstands einiger von vielen gezahlt werden. Immer mehr Menschen lebten in Poblaciones (Slums).

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Die „Operation Condor“: Terrorismus als Mittel staatlicher Gewaltausübung

Die „Operation Condor“ wird heute als eine Kooperation der Länder Chile, Argentinien, Bolivien, Brasilien, Paraguay und Uruguay verstanden, deren Geheimdienste zusammenarbeiteten, um Regime-Gegner zu verfolgen und unschädlich zu machen. Es wurden nicht nur Informationen ausgetauscht, sondern die Agenten der jeweiligen Länder verfolgten auch Regierungsflüchtlinge der Partnerländer, brachten sie ins Gefängnis oder töteten sie. Nicht nur in den beteiligten Ländern arbeiteten die Todesschwadrone der „Operation Condor“, auch in den USA und in europäischen Ländern wurden Attentate geplant und teilweise wohl auch durchgeführt.

Die Ermordung von General Prats in Argentinien wird dieser Organisation ebenso zugeschrieben wie die Tötung von Letelier in den USA. Angeblich gehörte die Behinderung der Verfolgung von deutschen Nazis, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Südamerika geflüchtet waren, sowie die Ermordung von Agenten des Mossad auch zum Aktionsbereich der „Operation Condor“.

Welche Rolle die USA und speziell die CIA in diesem Zusammenhang gespielt haben, ist bisher unklar, die entsprechenden Dokumente können nicht eingesehen werden. Dass sie von der „Operation Condor“ wussten und ihr eher wohlwollend gegenüberstanden, weiß man inzwischen.

1980 trat eine neue Verfassung in Kraft, die dem Diktator weitere neun Jahre im Amt garantierte und ihn mit weitreichenden Vollmachten ausstattete. Obwohl die Repressionen anhielten, bildeten sich zahlreiche Untergrundorganisationen, die auch aus dem Ausland Unterstützung erhielten. 1988 stellte sich Pinochet einem Referendum über die Fortsetzung seiner Regierung: 56 % stimmten mit Nein, aber immerhin 44 % mit Ja. Der Weg in die Demokratie war frei. Allerdings sicherte er sich und seinen Genossen nicht nur eine totale Amnestie, sondern auch für die Zukunft zahlreiche Privilegien. Pinochet war noch bis 1998 Oberkommandierender der Streitkräfte und Senator auf Lebenszeit. Erst nachdem seine Immunität aufgehoben und die ersten Klagen zugelassen wurden, trat er von seinen Ämtern zurück.

Pinochet sah sich zeitlebens als Schöpfer und Garant der neuen chilenischen Demokratie. Diese Sichtweise wird von einer Vielzahl seiner Anhänger, die er unter den Chilenen auch nach seinem Tod immer noch hat, geteilt. Das zeigte sich auch, als der damals schon greise Ex-Diktator 1998 in London verhaftet wurde, als er sich dort wegen einer Bandscheiben-Operation aufhielt. Während in vielen Ländern – hauptsächlich von Exil-Chilenen – dafür demonstriert wurde, dass Pinochet endlich für die Verbrechen, die in seinem Namen geschahen, vor Gericht gestellt wird, hielten sich in Chile die Demonstrationen seiner Gegner und seiner Anhänger die Waage.

Pinochet selbst wurde zum Leidwesen vieler bis zu seinem Tod am 10. Dezember 2006 in keinem einzigen Fall verurteilt. Sein Todestag war für Zehntausende im ganzen Land ein Grund zum Feiern. Die Zahl seiner Anhänger hatte sich in den letzten Jahren seines Lebens drastisch reduziert: Als bekannt wurde, dass Pinochet während der Zeit seiner Regierung und auch danach noch Millionen von Dollar beiseite geschafft und durch schmutzige Geschäfte verdient hatte, wandten sich viele seiner Bewunderer enttäuscht von ihm ab. Während die Opfer der Diktatur dafür kämpfen, dass auch nach Pinochets Tod die Umstände im Zusammenhang mit dem Tod und Verschwinden tausender Chilenen weiter aufgeklärt werden, macht sich aber immer noch eine Stiftung für sein Andenken stark. Die Fundación Augusto Pinochet vergibt Stipendien im Namen des Diktators und betreibt auf Konferenzen und in Publikationen eifrig Geschichtsklitterung.

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Aufarbeitung der Diktatur

Nach der Diktatur Pinochets wurde 1990 eine „Kommission für Wahrheit und Versöhnung“ (Comisión Nacional de Verdad y Reconciliación) eingesetzt, die die Verbrechen der Diktatur benennen und dokumentieren sollte. Die sog. Rettig-Kommission benennt die Zahl der Todesopfer mit rund 2.200 Personen, von weiteren mindestens 1.000 Menschen fehlt jede Spur. Schätzungen sprechen zudem von 700.000–800.000 Folteropfern.

Unter Präsident Lagos machte die Aufklärung der Schicksale der vom Militärregime Verfolgten entscheidende Fortschritte. Er setzte 2001 die „Comisión Nacional de Prisión Política y Tortura“ ein. Diese „Wahrheitskommission“, angeführt von Bischof Sergio Valech, hörte über 35.000 Zeugen an und fasste ihre Erkenntnisse dann in einem zweiteiligen Bericht zusammen, dem 2004 veröffentlichten sog. Valech Report. Der Report steht unter dem Motto „Para nunca mas vivirlo, nunca mas negarlo“ („Um es niemals wieder zu erleben, dürfen wir es niemals verleugnen“). Danach sind nun 28.000 Chilenen als Folteropfer offiziell anerkannt und erhalten staatliche Unterstützung in Form von Renten sowie Vergünstigungen bei der Gesundheitsfürsorge, an Universitäten und anderen Einrichtungen des Erziehungswesens.

Bis heute stehen immer wieder Ex-Militärs und Mitarbeiter des Geheimdienstes vor Gericht, die sich für Mord und Folter während der Diktatur verantworten müssen.

2010 wurde das Museum für Menschenrechte in Santiago eröffnet, das sich den Opfern der Diktatur widmet (s. S. 140).

Rückkehr zur Demokratie

Die ersten freien Wahlen nach 17 Jahren Militärdiktatur konnte 1989 die Concertación para la Democracia für sich entscheiden, ein Zusammenschluss von Parteien der Mitte und des gemäßigten linken Spektrums unter Patricio Aylwin. Der Wunschkandidat Pinochets, Hernan Büchi, konnte sich nicht durchsetzen. Aylwin regierte von 1990–1994 unter dem Motto „Convivencia Democrática“ (demokratisches Zusammenleben) und versuchte vorsichtig, wieder demokratische Strukturen in Verwaltung und Wirtschaft zu schaffen, ohne das Wirtschaftswachstum zu gefährden. Er integrierte das Land wieder in die internationale Gemeinschaft, reformierte das Steuerwesen und legte Sozialprogramme auf.

Im Museo de la Memoria y los Derechos Humanos wird der Opfer der Diktatur gedacht

Sein Regierungsprogramm wurde von Eduardo Frei Ruíz-Tagle, der ebenfalls als Kandidat der Concertación 1994 die Regierung übernahm, weitergeführt. Ihm folgte 2000 Ricardo Lagos Escobar. Als Schwerpunkte seiner Regierungsperiode kann man zum einen den Abschluss mehrerer Freihandelsabkommen vor allem innerhalb Südamerikas, zum anderen den Beginn einer entschlossenen Aufarbeitung der Diktatur bezeichnen (s. S. 35).

2006 gewann die Kinderärztin Michelle Bachelet mit einem Mitte-Links-Bündnis die Wahl zur Präsidentin. Während der Diktatur studierte Bachelet in Leipzig Medizin, sie hatte als Tochter des Allende-treuen Luftwaffengenerals Alberto Bachelet fliehen müssen. Unter Lagos war sie Gesundheits- und Verteidigungsministerin. Die in ihrer ersten Amtszeit sehr populäre Präsidentin stand für das neue Chile: zweimal geschieden, alleinerziehende Mutter und Atheistin.

Die Amtsperiode des Präsidenten beträgt in Chile vier Jahre, er darf nicht direkt wiedergewählt werden. Daher trat Bachelet erst 2013 wieder zur Wahl an, die sie gewann. In der Zwischenzeit – von 2010 bis 2014 – bekleidete Sebastián Piñera von der Renovación Nacional das Präsidentenamt.

Aktuelle politische Lage

Nachdem in Chile nach dem Ende der Militärdiktatur die politische Landschaft von drei Blöcken (Rechts, Mitte, Links) beherrscht wurde, haben sich in den letzten Jahren zwei große politische Strömungen herausgebildet. Das Mitte-Links Bündnis „Concertación“ (bei den Wahlen 2013 als neugruppierte „Nueva Mayoría“ mit Bachelet als Chefin angetreten) – bestehend aus PDC (Partido Demócrata Cristiano), PS (Partido Socialista), PRSD (Partido Radical Social Democrata) und Independiente – stellte von 1990 bis 2010 und ab 2014 wieder den Präsidenten. Die mittig-rechts orientierte Opposition „Alianza“ wird aus RN (Renovación Nacional) und UDI (Unión Democrata Independiente) gebildet. Zwischen den beiden Blöcken bestehen hauptsächlich bei Themen der inneren Sicherheit und in sozialen Fragen Meinungsverschiedenheiten, während sie bei der Außen- und Wirtschaftspolitik weitgehend konform gehen. Zudem gibt es einige kleinere Parteien und unabhängige Abgeordnete im Parlament.

2010 wurde das Mitte-Links-Bündnis von dem Unternehmer Sebastián Piñera abgelöst, der mit seiner neoliberalen Partei „Nationale Erneuerung“ im Rahmen der „Coalición por el Cambio“ (Koalition für den Wechsel) die Stichwahl für sich entscheiden konnte. Mit Piñera regierte erstmals seit dem Ende der Diktatur wieder ein konservativer Politiker das Land. Der Milliardär und Harvard-Absolvent ist einer der reichsten Männer des Landes, Anteilseigner der Fluggesellschaft LAN sowie des Fußballclubs Colo Colo und eines Fernsehsenders. Während er sich nach dem Erdbeben 2010 als besorgter Landesvater und während der Rettung der 33 verschütteten Bergleute im August 2010 als strahlender Staatsmann präsentieren konnte, hatte er ein Jahr später monatelang mit massiven Demonstrationen im ganzen Land zu kämpfen, die für eine kostenlose und bessere Bildung eintraten. Über die Hälfte der Chilenen kann sich die Universitätsgebühren nicht leisten, die staatlichen Schulen sind teilweise schlecht ausgestattet. Zudem gingen Tausende Menschen gegen ein riesiges und extrem umstrittenes Staudammprojekt im Süden des Landes (HidroAysén) auf die Straße. Dessen Genehmigung wurde 2014 von Michelle Bachelet wieder zurückgenommen.

2013 wurde Michelle Bachelet in der Stichwahl mit rund 62 % zum zweiten Mal zur Präsidentin Chiles gewählt und ist seit März 2014 im Amt. Unter anderem eine Reform des Bildungswesen, des Steuersystems und eine Überarbeitung der Verfassung stehen in ihrem Regierungsprogramm bis 2018. Im Mai 2015 entließ Bachelet nach Korruptionsvorwürfen und Demonstrationen der Bevölkerung das gesamte Kabinett.

Der Sieg der chilenischen Fußballnationalmannschaft bei der Copa América im Juli 2015 tauchte das Land in einen tagelangen Siegestaumel, verschaffte der Präsidentin aber nur eine kurze Atempause. Weniger als 30 % der Chilenen sind mit der Arbeit ihrer Regierungschefin einverstanden.

Wirtschaftlicher Überblick