Christmas Feeling - Rhiana Corbin - E-Book

Christmas Feeling E-Book

Rhiana Corbin

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Beschreibung

Christmas Feeling ist ein Sammelband mit 4 Weihnachtsgeschichten von Rhiana Corbin ... incl. großer Leseprobe von "Crazy about Christmas" ... Inhalt: All I want for Christmas (Christmas Feeling 1): Mia Alexander mag die Weihnachtstage nicht allein zu Hause in Hamburg verbringen, und reist daher allein nach London. Im Hotel wird sie von einem Fremden angesprochen, den sie gleich drei Mal wieder trifft. Julian Banks ist ein reicher Geschäftsmann und hasst Weihnachten. Er muss für seine zwei Nichten Geschenke besorgen, wo er Kinder doch so gar nicht mag. Doch dieses Jahr kann er sich nicht drücken, und er erkennt, was er sich zum Weihnachtsfest wirklich wünscht ... How would you feel @ Christmas (Christmas Feeling 2): Mia Alexander hat endlich einen neuen Job und eine neue Wohnung. In beiden fühlt sie sich wohl. Als der Besitzer der Privatbank in den Ruhestand geht, tauchen die neuen Chefs auf. Vito Martinelli und Julian Banks haben die Bank aufgekauft. Mia kann es nicht fassen, dass sie Julian gegenübersteht, der sie nicht zu erkennen scheint. Er verhält sich ihr gegenüber nicht besonders freundlich und streicht erst einmal ihren langersehnten Urlaub. Doch Mia will sich das nicht gefallen lassen und zieht gegen Julian in den Krieg, was nicht gut ausgehen kann ... Weihnachten mit Mr. Darcy: Emilia arbeitet für den Mann ihrer Träume - Gilian Darcy. Jedoch macht der ständig zerstreute und überhebliche Anwalt ihr täglich das Leben schwer. Ausgleich findet Emilia in ihrem Bücherblog. Als Darcy in die Schweiz zum Skifahren fährt, denkt sie sich nichts dabei, sich über die Weihnachtstage in Darcys Landhaus einzunisten. Das ist so lange eine gute Idee, bis Darcy plötzlich auftaucht und ein Schneesturm das gesamte Land lahmlegt ... Schnee im Schuh: Kennedy White fährt über die Weihnachtstage nach Beaver Creek, in das Ferienhaus ihres Vaters, um auszuspannen. Leider hat sie das Wetter unterschätzt und stolziert mit High Heels durch den frisch gefallenen Schnee. Da bleibt es nicht aus, dass sie sich fast den Hals bricht. Zum Glück gibt es Nachbarn ... nur ist Bentley Blake der letzte Kerl, auf den Kennedy angewiesen sein will. Denn er ist der Mann, der vor acht Jahren fast ihre Schwester geheiratet hätte, doch ein Unglück ließ diese Liebe zerbrechen. Nun ist Kennedy auf Ben angewiesen, denn ein Sturm zieht auf ... und das nicht nur laut Wetterbericht! Zusätzlich großer Leseprobe von "Crazy about Christmas" ... Die eBooks sind auch einzeln erhältlich! Die Taschenbuchausgabe hat 308 Seiten!

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Seitenzahl: 297

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Rhiana Corbin

Christmas Feeling

Sammelband

Christmas Feeling

Sammelband

Rhiana Corbin

Copyright © 2017 – 2019 Rhiana Corbin

Alle Rechte vorbehalten

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung

Foto: © Relentless_one, © gpointstudio, © GMVozd, © ladavie, © RAWf8,heckmannoleg alle Getty Images

© LiliGraphie, © dolgachov by Bigstock

Rhiana Corbin ./. Andrea Wölk

Lutherstr. 16, 46414 Rhede

www. Mybooklove.de

Inhalt

All I want for Christmas

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

How would you feel @ Christmas

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Weihnachten mit Mr. Darcy

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Epilog

Epilog des Epilogs

Schnee im Schuh

Zitat

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Danksagung

11. Leseprobe

All I want for Christmas

Kapitel 1

Gelangweilt blätterte Mia sich durch das Internet auf der Suche nach einem Reiseziel. Die Kapverdischen Inseln konnte sie getrost vergessen. Dort verbrachte nun ihr Frederik, seines Zeichens Ex-Verlobter, seinen Urlaub mit Barbara, Mias wohl bester Ex-Freundin, bevor sie die beiden im Bett erwischt hatte. Wohlgemerkt in ein und demselben Bett. So beschloss Mia, dass es besser wäre, in Zukunft alleine zu verreisen und das Leben zu genießen. Wer brauchte schon einen Mann an seiner Seite?

Auf den Kanaren war es um diese Jahreszeit immer noch angenehm. Nicht so heiß wie im Sommer, aber nicht zu kalt, so dass man getrost im Meer baden konnte. Doch wollte sie zu Weihnachten überhaupt in einen Ozean steigen? Immerhin war in drei Tagen Winteranfang und ihr stand eher der Sinn nach Kälte, Schnee, Weihnachtsbaum und Geschenken. Vielleicht wäre ein Skiurlaub das Richtige? Da sie aber weder Skilaufen konnte noch ein Fan von Après-Ski war, wäre das wohl eher keine gute Entscheidung.

Mia überflog die Ergebnisse der Suchmaschine. Wie wäre es mit einer Städtereise?, stand dort eine Werbung in großen Lettern und lächelte sie quasi an. Was für ein Quatsch! Sie wohnte in einer der größten Metropolen Europas. Hamburg war das Tor zur Welt. Vielleicht sollte sie einfach zu Hause bleiben, das wäre doch auch eine Alternative. Allerdings würde es dann wieder Streit geben, bei wem sie ihre Festtage verbrächte. Ihre Mutter bestünde darauf, dass sie am Heiligen Abend zu ihr und ihrem neuen Mann kommen sollte, dem Mia so gar nichts abgewinnen konnte. Ihr Vater würde sie besuchen wollen und Mia hätte die ganze Arbeit und müsste ihn trösten, weil er ihr die Ohren voll jammerte darüber, dass ihre Mutter ihn nun schon vor zwölf Jahren genau am Heiligen Abend verlassen hatte. Auf dieses Drama hatte Mia auch keine Lust. Also blieb nur die Flucht nach vorn.

Sie klickte die Städtereisen an, gespannt darauf, welche Zentren ihr denn angepriesen würden.

Paris – nein danke. Das war die Stadt der Verliebten. Was sollte sie da ? Allein?

Rom – die Ewige Stadt. Dort konnte sie immer noch hinreisen, Rom würde es ja schließlich ewig geben.

Venedig – die Durchlauchtigste. Diese Stadt hatte eindeutig zu viele Tauben, wo Mia sich doch vor dem Federvieh fürchtete.

Istanbul – wäre nur mit dem Flugzeug zu erreichen und für vier Tage wohl viel zu aufwendig.

London – über zweitausend Hotels zur Auswahl. Oh wow! Wenn das mal nicht ein Angebot war. Da müsste es doch eines für sie geben. Immerhin konnte Mia mit dem Zug anreisen. Sie könnte nach Herzenslust shoppen, Touristenattraktionen besuchen, vielleicht der Queen begegnen und bei Harrods dem Weihnachtsmann ihre Wünsche erzählen und ein Foto mit ihm machen, das sie bei Instagram posten könnte, um aller Welt zu beweisen, wie sehr sie sich doch amüsierte. Auch ohne Mann und beste Freundin.

Wie von selbst klickte ihr Finger auf das Touchpad und eine Vielzahl von Hotels tauchte auf dem Bildschirm auf, in jeglicher Preisklasse. Also ein Vier-Sterne-Hotel sollte es schon sein. Immerhin war ja Weihnachten und man sollte sich selbst beschenken. Doch wenn sie beim Hotel sparte, wäre ihr Budget zum Shoppen größer. Das war jetzt eine schwierige Entscheidung.

Oh, wieder mal wow! Ihr Blick fiel auf das The Wellesley Knightsbridge Hotel, das ganz in der Nähe von Harrods lag. Es war nicht das günstigste, aber dafür sahen die Zimmer einfach umwerfend aus. Mia würde sich dort wie eine Prinzessin fühlen. Nicht, dass sie dort auch noch dem Prinzen ihrer Träume begegnete. Obwohl dann eher dem Ritter ihrer schlaflosen Nächte. Es war ein tolles Hotel, aber einfach zu teuer. Ein Button leuchtete auf, dass sich in diesem Augenblick drei Besucher das Hotel auf der Webseite ansahen und ein Zimmer gerade gebucht worden war. Es gab nur noch ein freies. Doch ausschlaggebend war der Satz, den Mia in der Beschreibung fand: Ein kostenloser Rolls Royce steht Ihnen zur Verfügung.

Nur noch ein Zimmer!

Ein roter Button leuchtete auf. Das Zimmer war vergeben, in dieser Sekunde. Oh nein! Das durfte nicht wahr sein. Wer war dieser Idiot, der ihr das beste Weihnachtsgeschenk ever vor der Nase wegschnappte?

Mia scrollte durch die Preisliste und sah, dass es noch eine Suite mit einem Schlafzimmer und extra großem Queensize-Bett gab. Allerdings war der Preis sehr hoch. Egal! Das nahm ihr niemand weg. Mit nur drei Klicks erledigte Mia die Buchung und als sie die Bestätigung wenige Sekunden später auf ihrem Handy erblickte, bekam sie kaum noch Luft. Die Suite kostete für vier Tage so viel wie ein ganzer Jahresurlaub auf den Malediven. Hätte sie sich doch für einen Strandurlaub entscheiden sollen? Ach Quatsch! Man lebte nur einmal und dieses Weihnachtsfest sollte ein unvergessliches bleiben!

Mia hatte keine Ahnung, wie recht sie behalten sollte.

Kapitel 2

»Mylady!«

Der Mann vom Butlerservice, der für das Gepäck zuständig war, hielt ihr galant die Tür des Taxis auf und nahm vom Chauffeur den Koffer entgegen.

Mias Wangen glühten. Sie fühlte sich wirklich königlich in dieser Stadt. Zwar hatte sie noch nicht viel gesehen, aber allein die Fassade des Hotels war ein Postkartenanblick. Schnell zückte sie ihr Handy und machte ein Foto, das sofort auf Instagram landete. Mein Domizil für die nächsten Tage # Urlaub, war die Unterschrift. Ehrfürchtig blickte sie empor und hoffte, dass ihre Suite weit oben lag. Die Mauern und die Einrichtung der Halle, im Art déco-Stil aus weißem Marmor, war unbeschreiblich. Selbst der versprochene Rolls stand vor der Tür. Mia drehte sich im Kreis, damit sie auch alles genau in Augenschein nehmen konnte. Am liebsten hätte sie auch hier ein paar Fotos gemacht, traute sich dann aber doch nicht. Als sie sich umwandte, um dem Butler zum Empfang zu folgen, stieß sie unsanft mit jemandem zusammen.

»Excuse me, Madam«, murmelte der Mann, ohne von seinem Handy aufzuschauen. Er trug einen schwarzen Wollmantel, darunter einen Anzug, der sehr edel wirkte.

Madam? Na, für diese Anrede fühlte Mia sich eindeutig zu jung.

»Kein Problem, no problem«, hauchte sie verlegen, denn es war ja eigentlich ihre Schuld, dass sie den Mann gestreift hatte, weil sie maulaffen feilhalten musste, um diese prunkvolle Halle zu bestaunen.

Nun sah ihr Gegenüber doch auf und Mia verschlug es die Sprache. War denn in diesem Hotel ALLES wundervoll? Nicht nur die Ausstattung, sondern auch die Gäste?

Der Mann, der sie mit außergewöhnlich grünen Augen ansah, kam wohl geradewegs aus einem Katalog für Männermodels. Sein schwarzes Haar war kurz geschnitten und leuchtete fast blau, so dunkel war es. Er war groß und schlank. Das traf auf viele Männer zu, doch dieses Exemplar trumpfte mit kantigen Geschichtszügen auf, die sich sofort in ihr Gedächtnis einbrannten. Er musterte sie immer noch mit diesen interessant grünen Augen und lächelte plötzlich.

»Sie sind nicht von hier«, erklärte er auf Deutsch mit englischem Akzent.

Mia lächelte. »Da haben Sie recht. Aber dann würde ich auch nicht in einem Hotel wohnen, oder?«, entgegnete sie geistesgegenwärtig und beglückwünschte sich zu diesem Satz, denn sonst war sie nicht so schlagfertig.

»Das kommt darauf an. Ich stamme aus London, wohne aber auch in diesem Hotel.«

Nun, sie kannten sich nicht so gut, dass er ihr direkt seine ganze Lebenssituation schildern musste.

»Sie Glücklicher! Wieso sprechen Sie so gut Deutsch?«, fragte Mia nach, einem plötzlichen Stimmungswandel nahgebend, denn nun war sie doch an seiner Geschichte interessiert, obwohl er ihr ja eigentlich völlig fremd war.

»Ich habe geschäftliche Beziehungen nach Deutschland und verbringe eine Menge Zeit dort. Bitte.« Er ließ ihr den Vortritt, damit Mia zur Anmeldung gehen konnte.

»My name is Alexander. Ich habe vorbestellt«, erklärte sie nun wieder auf Englisch.

»Well, yes. One deluxe room with queen size bed for three days, Miss Alexander«, erklärte der Concierge und lächelte sie freundlich an.

»Yes«, erklärte Mia. »Inklusive eines Rolls Royce«, flüsterte Mia an den fremden Mann gewandt zu und lachte leise.

»Sie haben dieses Hotel gebucht, um in einem Rolls Royce zu fahren?«, fragte er und hob eine Augenbraue.

»Nicht nur«, erklärte Mia. »Ich verbringe hier die Feiertage. Es ist quasi ein Weihnachtsgeschenk an mich selbst.« Nun war sie es, die einem Wildfremden ihre Lebensgeschichte aufdrängte, und sie bekam rote Wangen. Was faselte sie denn nur da?

»Mister Banks, your key for the room.« Der Concierge reichte diesem Abbild von Michelangelos David die Schlüsselkarte für sein Zimmer.

»Thank you, George. Is my car ready?«

»Yes, Mister Banks. Sure, as always.«

»Sie residieren also öfter hier?«, stellte Mia fest.

»Es ist praktisch mein Zuhause, wenn ich in London bin. Ihnen einen schönen Aufenthalt, Miss Alexander.« Er zwinkerte ihr zu und machte sich aus dem Staub.

Im ersten Moment fragte Mia sich, woher er ihren Namen kannte, dann fiel ihr ein, dass sie seinen ja auch eben gehört hatte. Mister Banks, so hatte der Concierge ihn angesprochen.

Der Butler brachte sie in den fünften Stock, stellte ihr Gepäck ab und verbeugte sich. Schnell zog Mia einen Geldschein aus der Manteltasche, den sie als Wechselgeld von dem Taxifahrer erhalten hatte, und bedankte sich. Mein Gott, wenn das so weiterging, wäre sie pleite, bevor sie Harrods überhaupt erreicht hatte.

Mia machte sich erst gar nicht die Mühe, ihren Koffer auszupacken, dafür hätte sie am Abend genug Zeit, denn sie gehörte nicht zu den Menschen, die alleine ausgingen oder sich in ein Restaurant setzten. Sie würde sich etwas beim Zimmerservice bestellen und es sich in diesem riesigen Bett mit einem Film gemütlich machen, vorzugsweise auf Englisch, denn als Übersetzerin beherrschte sie die Sprache fließend.

Nachdem sie sich ein wenig frisch gemacht hatte, startete sie ihren Einkaufsmarathon. Immerhin war heute schon der 23. Dezember. Am 26. würde sie ihre Rückreise antreten, da gab es nicht viel Zeit, die Läden unsicher zu machen. Die Sightseeing-Tour würde sie auf den 1. Weihnachtstag verschieben. Heute stand der Tag im Rausch von Waren, die viel kosteten und die sie nicht benötigte. Zweifelsohne würde sie am Abend mit wunden Füßen die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und jammern, dass sie zu viel Geld ausgegeben hatte für Dinge, die sie sich aus einer Laune heraus geleistet hatte. Aber das nahm sie gerne in Kauf!

Zu Fuß war es ein Katzensprung bis zu Harrods, auch wenn sie gerne den Rolls Royce benutzt hätte. Doch er stand nicht mehr vor der Tür, also war er sicherlich unterwegs.

Der Himmel hatte sich verdunkelt, graue Wolken trieben schnell voran und es roch nach Schnee. Mia setzte eine Mütze auf, um sich vor der Kälte zu schützen. Eine Grippe konnte sie in den nächsten Tagen wirklich nicht gebrauchen. Sie sog die kühle Luft in ihre Lungen und atmete fröhlich aus. Weißer Rauch stieg auf und ein Lächeln glitt über ihre Züge. Sie hatte sich definitiv für die richtige Stadt entschieden. Auch wenn sie die Feiertage alleine verbringen musste – was noch nie vorgekommen war, da in den letzten fünf Jahren Frederik an ihrer Seite gewesen war – fühlte sie sich gut. Nein, besser als gut, sie fühlte sich regelrecht glücklich.

Als die große Fassade des berühmten Kaufhauses auf der Brompton Road in Sicht kam, schlug ihr Herz schneller. Die Außenbeleuchtung war eingeschaltet und strahlte ihr regelrecht entgegen. Sie zog ihr Handy aus der Tasche und machte einige Fotos. Sofort postete sie eines auf Instagram. Sollte Frederik mit Barbara doch in der Sonne braten! (Hoffentlich bekam er einen Sonnenbrand, was mit seiner hellen Haut mehr als wahrscheinlich war!)

Sobald Mia das Kaufhaus betrat, blieb sie mit offenem Mund im Eingang stehen. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Sie kam sich vor wie Alice im Wunderland, nur dass das hier alles real war. Ein Prunk aus Gold und Rot strahlte ihr entgegen und erfüllte ihr Herz mit Freude.

»Oh. Mein. Gott!«, wisperte sie. Die Masse an Menschen drängte sie unweigerlich weiter zu den Rolltreppen. Sie hatte keine Ahnung, wohin sie sich wenden sollte. Was wollte sie zuerst sehen? Keine Ahnung, sie wusste nicht, wohin sie blicken sollte.

Sie bekam von hinten einen Stoß, der sie auf die Rolltreppe in die nächste Etage schubste.

»Oh, pardon!«, hörte sie eine tiefe Stimme hinter sich, die ihr bekannt vorkam.

Sie drehte sich um und blickte den Drängler überrascht an.

»Miss Alexander?« Mister Banks schaute verwirrt.

»So sieht man sich wieder. Das ist aber ein Zufall. Wenn wir uns noch einmal begegnen, müssen Sie mich zu einem Kaffee einladen. Oh, ich denke eher zu einer Tasse Tee«, erklärte Mia überrascht. Wie immer, wenn man sie auf dem falschen Fuß erwischte, plapperte sie einfach drauf los.

Banks blickte sie wieder mit diesen unergründlichen grünen Augen an.

»Das ist so ein Sprichwort, zumindest in Deutschland«, erklärte sie und fiel fast hin, als sie das Ende der Rolltreppe erreichte.

»Vorsicht!« Banks hielt ihren Arm fest, um sie zu stützen.

»Oh Gott, wie ungeschickt von mir.« Mias Wangen glühten. Was dachte er nur von ihr? Dass sie eine plappernde, alberne Gans war, wahrscheinlich.

»Ich hätte Sie mit der Mütze fast nicht erkannt.«

Schnell zog Mia das Ding von ihrem Kopf und richtete das kurze schwarze Haar. »Danke fürs Auffangen.«

»Gern geschehen.«

Sie blickten sich an, während die übrigen Kunden, gehetzt vom Weihnachtsstress, um sie herumliefen und ihnen böse Blicke zuwarfen, weil sie den Gang versperrten.

»Dann werde ich mal.« Mia schenkte ihm noch ein Lächeln und machte sich dann auf den Weg. Egal wohin, Hauptsache weg von diesem hinreißenden Mann, der ihr den Atem raubte und sie dummes Zeug reden ließ.

Bevor er etwas erwidern konnte, tauchte Mia in der Menge unter und lief drauf los, sie rannte nahezu panisch vor ihm davon – geradewegs in die Dessous Abteilung. Hektisch warf sie einen Blick über ihren Rücken, aber sie war ihn los. Nicht auszudenken, wenn er sie hier erwischte. Was dachte er nur von ihr? Ihre Wangen färbten sich schon wieder rot, als sie die ausgestellten halterlosen Strümpfe und Korsagen sah. Gott, waren die schön. Sie hatte schon immer viel für teure Unterwäsche übrig, war aber meistens zu geizig, um sich solche Teile zu leisten. Es würde ja doch niemand sehen. Frederik hatte dafür keinen Blick und hätte sie womöglich als verrucht bezeichnet.

Sie konnte nicht anders und fuhr mit den Fingerspitzen über die zarten Maschen der halterlosen Strümpfe.

»Das Berühren der Ware ist verboten!«

Erschrocken zog sie ihre Hand zurück.

»Sie sollten die Strümpfe lieber anprobieren, anstatt sie nur zu betrachten«, raunte ihr jemand ins Ohr. Verschüchtert zuckte sie zusammen. »Ich könnte mir vorstellen, an Ihnen würden sie wundervoll aussehen.«

Mia drehte sich um und blickte Banks entgegen, der sehr dicht hinter ihr stand.

»Nun treffen wir uns das dritte Mal. Ich denke, ich muss Sie auf eine Tasse Tee oder, wenn es Ihnen lieber ist, einen Kaffee einladen.« Er hielt ihr seinen Arm entgegen.

»Cappuccino … ich trinke gerne Cappuccino«, stammelte Mia verlegen.

»Dann werden wir einen Cappuccino trinken.« Er blickte auf seinen Arm und Mia hakte sich ein.

»Dann mal los. Sie kennen sich hier aus.« Nur weg aus dieser verfänglichen Abteilung.

Kapitel 3

Banks brachte Mia zurück ins Erdgeschoss zu den Food Halls. Die Jugendstil – Ausstattung beeindruckte Mia und sie konnte sich an den Auslagen der feinen Köstlichkeiten gar nicht sattsehen.

»Bitte.« Banks zeigte auf ein Sofa, und ließ sich neben Mia nieder. Die Bedienung des kleinen Cafés nahm die Bestellung auf. Zu den beiden Cappuccino orderte Banks auch zwei Stücke Kuchen.

Mia lief das Wasser im Mund zusammen, als sie die Schokoladentorte erblickte.

»Das sieht so köstlich aus«, schwärmte sie und trank einen Schluck.

»Sie müssen mir Ihren Vornamen verraten«, erklärte Banks und streute Zucker in sein Getränk.

Mia nahm ein großes Stück von ihrem Kuchen, führte es zum Mund, kaute genussvoll und schluckte. »Hm, der ist umwerfend. Wie lautet denn Ihr Vorname, Mister Banks?«

»Julian«, erwiderte er prompt.

»Mia«, stellte sie sich vor.

»Mia … ein sehr schöner Name. Was machen Sie, Mia, wenn Sie nicht in London sind?« Er zog seinen Mantel aus und nahm den Schal ab.

Auch Mia wurde es in seiner Gegenwart warm und sie streifte den Mantel ab.

»Ich arbeite als Übersetzerin in einem Verlag.«

»Welche Sprachen?«

»Französisch und Englisch. Und Sie? Ich wette, Sie sind einer dieser weltgewandten Unternehmer, alleinstehend, Workaholic und immer mit einer hinreißenden Blondine an Ihrer Seite.«

Julian grinste breit. »Im Moment ist es eine hinreißende Schwarzhaarige mit kurzem Schnitt.«

Verlegen blickte Mia zu Boden.

»Sie bekommen wohl nicht oft Komplimente, dabei sollte man Ihnen jeden Tag welche machen«, meinte Julian frei heraus.

Oh wow! Er hatte es wirklich drauf zu flirten, doch Mia kannte ihren Wert. »Sie sind sehr freundlich, Julian, aber die Frau, die Sie beschreiben, bin ich nicht. Sie spielen in einer wesentlich höheren Liga als ich«, gab sie unumwunden zu.

»Mia, Mia … ich habe keine Ahnung, welche Vorstellungen Sie von mir haben. Trotzdem haben Sie recht, ich habe eine Firma, die zum Beispiel Konzerne berät, wenn es um die Schulung und Motivation von Arbeitnehmern geht. Ich bin eigentlich Investor, der gute Unternehmen aufkauft, um daraus noch profitablere zu machen. Auch bei mir läuft es gut, dass ich mir den 24. Dezember freigeschaufelt habe.«

Er trank einen Schluck und Mia musterte ihn dabei. Er trug einen so gut sitzenden Anzug, dass man davon ausgehen konnte, dass er maßgeschneidert war. Die italienischen Schuhe sahen sehr chic aus und das weiße Hemd strahlte, als wäre es neu.

»Ich muss Ihnen etwas gestehen, Mia.« Julian fuhr mit einer Hand das Cappuccinoglas entlang. »Ich bin Ihnen gefolgt. Es war kein Zufall, dass wir uns ein drittes Mal begegnet sind. Ich habe Sie nicht mehr aus den Augen gelassen, weil ich etwas von Ihnen will.«

Sofort stellten sich Mias Nackenhaare auf. Er würde doch wohl kein Mörder sein, der es auf junge Frauen abgesehen hatte, die alleine in Hotels wohnten? Oder wird das hier jetzt ein unmoralisches Angebot? Das würde zumindest seine Annäherung in der Dessous – Abteilung erklären.

»Ich bin gespannt«, erklärte Mia und biss sich auf die Unterlippe.

»Ich brauche Ihre Hilfe. Normalerweise verbringe ich Weihnachten in der Karibik oder an ungewöhnlichen, exotischen Orten, auf jeden Fall nicht zu Hause, wo zwei Nichten Geschenke von mir erwarten. Meine Schwester besteht darauf, dass ich den Heiligen Abend mit ihr und ihrer Familie verbringe. Nur bin ich als Onkel eine Katastrophe. Was schenkt man einem Mädchen?«

Er sah so verloren aus, dass Mia alle Vorsicht über Bord warf. Dieser Mann war kein Serienmörder und auch nicht auf der Suche nach einer schnellen Nummer, das hatte er gar nicht nötig. Nein, er war ein Mann, der tief in der Patsche saß. »Und wie kann ich da helfen?«, fragte Mia neugierig.

»Hätten Sie ein wenig Zeit, mit mir Geschenke auszusuchen?«, platzte er heraus.

»Ich könnte Ihnen Tipps geben. Junge Mädchen stehen auf Parfum, Kopfhörer, Handtaschen, solche Dinge.«

»Ich denke nicht, dass meine zweijährige Nichte sich über eine Handtasche von Chanel freuen würde«, zweifelte Julian.

»Oh, sie sind noch so jung, Ihre Nichten!«

»Ja. Josie ist zwei und Jamie ist drei.«

Mia nickte. Das erschwerte die Lage ungemein. Banks sah so verzweifelt aus, dass Mia es nicht übers Herz brachte, ihm seine Bitte abzuschlagen.

»Nun, ich bin zwar nur bis zum 2. Weihnachtstag hier, meine Zeit ist daher begrenzt, aber es ist kein Problem. Bringen Sie mich zur Spielzeugabteilung und wir werden schon etwas finden, das Sie zum Onkel des Jahres macht.«

Keine drei Stunden später packte die Verkäuferin eine Tüte voller wundervoller Spielzeuge ein, die jedes Mädchenherz höherschlagen ließen. Darunter ein übergroßes Ei, aus dem, wenn man es sorgfältig brütete, ein Plüschvogel schlüpfte. Ein Prinzessinnenschloss mit Kompletteinrichtung in Miniaturgröße sowie ein Bilderbuch, das mit einem Touchpad ausgestattet war und Märchen erzählte, sobald man auf ein Bild tippte.

»Wir brauchen aber unbedingt noch etwas Sinnvolles«, erklärte Mia, »damit Sie sich bei den Eltern einschmeicheln. Wie wäre es mit Schal und Handschuhen? Das sind Dinge, die man ständig verlegt oder die sonst wie verloren gehen.«

Julian blickte sie einen Augenblick stumm an, dann schüttelte er den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, was ich ohne Sie angestellt hätte«, murmelte er leise. Das erzeugte wieder einen dieser besonderen Momente, die Mias Herz höherschlagen ließen.

»Ich denke, das hätten Sie auch alleine hinbekommen.«

»Da überschätzen Sie mich, Mia. Wenn es um Kinder geht, bin ich heillos überfordert. Warum kennen Sie sich so gut aus? Haben Sie vielleicht selbst welche?«

»ICH?«, rief Mia verblüfft aus. »Wenn ich gebunden wäre oder Kinder hätte, würde ich Weihnachten wohl kaum allein in London verbringen. Nein, ich liebe es, Werbung im TV zu schauen. Dort erfährt man immer, was im Augenblick in ist. Es gibt Menschen, die stecken viel Zeit und Arbeit in Werbespots, also sollte es jemanden geben, der sie auch anschaut. Finden Sie nicht?« Mia lächelte ihn an, weil sie es nicht so ganz ernst meinte, doch er blickte sie wieder nur mit großen Augen an.

»Sie sind ganz allein? Ich bin davon ausgegangen, dass ein Mann oder Freund auf Sie in Deutschland wartet.« Das war also als einziges bei ihm hängengeblieben?

Sie biss sich wieder auf die Lippe und schüttelte letztendlich den Kopf. »Nein, es gibt niemanden. Meine Eltern sind geschieden, mit ihnen mag ich dieses Jahr nicht feiern, weil es immer in einem Streit endet und mein Verlobter …« Sie hielt inne, weil sie schon wieder plapperte.

»Ihr Verlobter?«, hakte Julian jedoch nach.

»Mein Ex-Verlobter ist mit meiner besten Ex-Freundin auf eine Insel geflogen. Sie können also ganz über mich verfügen.« Mia lachte und ihr ging erst Sekunden später auf, was sie da überhaupt gesagt hatte. Oh Gott! Sie sollte sich den Mund zutackern.

»Das werde ich tun. Für Ihre Mühe möchte ich Sie gerne heute zum Dinner einladen. Sie dürfen das nicht ablehnen.«

Hm. Ein Abendessen in Gesellschaft eines gut aussehenden Mannes, gegen einen Salat auf der Suite, da fiel die Wahl wirklich schwer. »Sie haben Glück, ich habe für heute Abend noch keine Verabredung. Ihr Angebot nehme ich gerne an. Vielleicht können wir uns ja den Rolls Royce des Hotels ausleihen«, schlug sie vor.

Julian nickte und schmunzelte. »Das können wir ja versuchen.«

»Aber jetzt gehen wir erst noch Schal und Handschuhe kaufen.«

Kapitel 4

Julian ließ die Geschenke direkt ins Hotel schicken, und so schlenderten sie gemeinsam Richtung Ausgang.

»Jetzt haben Sie gar nichts gekauft, Mia. Das macht mir ein schlechtes Gewissen. Darf ich Ihnen ein kleines Vorab-Weihnachtsgeschenk machen? Als Wiedergutmachung für Ihre Zeit sozusagen.«

»Oh nein, das ist nicht nötig, das kann ich auf keinen Fall annehmen. Das Abendessen ist Belohnung genug.«

»Kommen Sie.«

Ohne auf ihren Einwand einzugehen, ergriff er ihre Hand und zog sie zurück zur Rolltreppe. Letztendlich landeten sie in der Dessous – Abteilung.

Oh Gott! Was wollte er nur mit ihr hier? Dumme Frage, was wohl.

»Welche Größe haben Sie?«

»Achtunddreißig, das ist in England S. Warum fragen Sie?«

Ihm schien es gar nicht aufzufallen, dass er immer noch ihre Hand hielt.

»Wie kann ich Ihnen helfen?« Eine ultradünne Verkäuferin schmachtete ihn regelrecht an und Mia wäre am liebsten im Boden versunken.

»Wir hätten gerne die schwarzen halterlosen Strümpfe in Größe S. Und …« Er blickte Mia ernst an. »Was gefällt dir noch, Darling?«, fragte er dann laut und drückte ihre Hand. »Ich möchte, dass du dir etwas aussuchst.«

»Ich …« Ihre Stimme versagte vor Aufregung.

»Wir haben wunderschöne BHs mit den passenden Strings oder Pantys von La Perla zum Fest hereinbekommen.«

In Windeseile breitete die Verkäuferin die Teile vor Julian aus, als würde er sie tragen wollen.

»Dieses dunkelviolett passt hervorragend zu den schwarzen Strümpfen.«

Auch wenn Mia der Verkäuferin nur ungern recht gab, es entsprach der Wahrheit. Das Set war am Rand mit schwarzer Spitze abgesetzt und so sah es aus, als gehörte es zusammen.

»Gefällt es dir?«, fragte Julian und blickte Mia fragend an.

»Ja«, flüsterte sie leise und wagte nicht den Kopf zu heben und ihm in die Augen zu schauen.

»Ihre Frau wird bestimmt bezaubernd darin aussehen«, urteilte die Verkäuferin und packte die Teile in eine edle Tüte, nachdem Julian ihr seine Kreditkarte überreichte.

»Davon gehe ich aus. Dann ist ja Weihnachten gerettet«, scherzte er und legte seinen Arm um Mias Schultern, die fieberhaft überlegte, wie sie ihm das Geld für diesen Einkauf erstatten konnte.

»Danke«, flüsterte sie ihm zu und wagte endlich einen Blick in seine Augen, während er nur nickte.

»Ich wünsche Ihnen ein frohes Weihnachtsfest«, rief die Verkäuferin ihnen winkend hinterher.

»Ihnen auch. Den werden wir haben. Nicht wahr, Darling?« Er blickte Mia tief in die Augen und sie hörte nur noch Mariah Carey, wie sie im Hintergrund All I Want For Christmas Is You sang. Mia hoffte, dass es vom Band kam und nicht live, doch in diesem Kaufhaus war alles möglich.

»Wir haben den gleichen Weg, darf ich Sie mitnehmen?«, fragte Julian, während sie nun endlich dem Ausgang entgegenliefen.

»Sie brauchen sich keine Umstände zu machen.«

»Es sind keine. Kommen Sie, lassen Sie uns dem Gewimmel entfliehen. Wir wohnen im selben Haus, es wäre Schwachsinn, Sie laufen zu lassen.«

Julian zog Mia aus dem Kaufhausgewühl. Mittlerweile war es dunkel geworden und die an der Fassade leuchtenden Lämpchen erhellten die Nacht. »Schauen Sie nur, wie wunderschön! Das macht den Tag wirklich zu etwas ganz Besonderem.«

Julian folgte ihrem Blick und nickte. »Ja, dieser Tag war wirklich etwas Einmaliges und er ist noch nicht zu Ende.« Er nahm ihre Hand und zog sie zum Bordstein, wo ein Rolls Royce wartete.

Als der Chauffeur die Tür öffnete und Julian ihr half einzusteigen, stieß Mia einen schrillen Schrei aus. »Oh! Wow! Sie haben sich den Rolls vom Hotel geschnappt!« Sie blickte sich neugierig um. »Oh Gott, ist das ein toller Wagen. Haben Sie dafür bezahlen müssen?«, fragte sie neugierig und blickte sich im Inneren um. Das helle Leder war butterweich und gut verarbeitet, das indirekte Licht half Mia, alles genau in Augenschein nehmen zu können.

»Ja«, entgegnete Julian und beugte sich leicht über sie, um ihr den Gurt anzulegen. »Ich habe eine ganze Menge für diesen Wagen bezahlen müssen, vor mehr als zwei Jahren.«

Mia sah ihn an und ihr blieb der Mund ganz unschicklich offen stehen. »Es ist Ihr Wagen?«, schlussfolgerte sie.

»Ja.«

»Nicht nur geliehen?«

»Nein.«

»Sie besitzen einen eigenen Rolls Royce?«

»Ja.« Er nickte und grinste dabei. In seinen Augen blitzte etwas auf, das Mia bisher noch nicht gesehen hatte; ein Funkeln, das sie magisch anzog. Er hatte recht, dieser Tag war wirklich etwas ganz Besonderes.

Hieß es nicht, wer die Wahl hat, hat die Qual? Mia hatte das eine und somit auch das andere. Was zog man zu einem Abendessen an, wenn einem der Mann halterlose Strümpfe und Dessous schenkte?

Entschied sie sich dafür, war eigentlich klar, wie die Nacht enden würde. Befand sie dagegen, würde sie ihm eventuell vor den Kopf stoßen. Sie seufzte tief. Was würde er nur von ihr denken, wenn sie solche Dessous anzog? Aber immerhin hatte er sie ihr gekauft! Ach, was sollte es? Mochte er doch von ihr denken, was er wollte. Sie würde ihn ohnehin nach diesem Abend nicht wiedersehen. Warum genoss sie nicht einfach dieses Essen und was auch immer noch passieren würde? Ihre Bedenken zur Seite schiebend, zog sie den edlen BH und das Höschen an. Dann folgten die Strümpfe. Ihre schlanken Beine wirkten darin lang und elegant. Mia konnte nicht widerstehen und zog einen kurzen Rock aus schwarzer Wildseide an. Dazu einen feinen Pullover aus Angorawolle. Er war sehr weich und leicht und schmiegte sich um ihre schlanken ansehnlichen Kurven. Sie legte ein wenig Make-up auf, trug dunkelroten Lippenstift und Rouge auf. Ihre dunkelblauen Augen betonte sie mit schwarzem Mascara. Das Haar stylte sie mit etwas Gel und war mit dem Resultat zufrieden.

Gerade als sie in die hohen Schuhe schlüpfte, klopfte es an der Tür. Bevor sie öffnete, warf sie einen letzten Blick in den Spiegel.

»Julian! Sie sind pünktlich.« Mia lächelte ihn an, nachdem sie geöffnet hatte.

»Pünktlichkeit ist eine Tugend der Könige. Wenn ich es sagen darf, Sie sehen sehr elegant aus.« Er blickte hinunter zu ihren Beinen. »Nein, Sie sehen wunderschön aus«, verbesserte er sich augenblicklich. »Darf ich Ihnen meinen Arm anbieten?«

»Oh, ich muss noch meinen Mantel …«

»Den brauchen Sie nicht.«

»Dann essen wir im Restaurant des Hotels«, nahm Mia an, schnappte sich ihre Handtasche und hakte sich ein.

Banks führte sie in den wartenden Aufzug und steckte eine Karte in den Schlitz. Der Fahrstuhl fuhr in die Etage, die man ohne diese besondere Schlüsselkarte nicht betreten konnte. Als sie den Flur im oberen Stockwerk betraten, gab es nur zwei Türen.

»Ich glaube nicht, dass es hier zum Restaurant geht«, murmelte Mia verlegen.

»Das stimmt durchaus. Wir essen in meiner Suite, wenn es Ihnen recht ist.«

Kapitel 5

Was er wohl antworten würde, wenn sie erwidert hätte, dass es ihr nicht passte? Allerdings wäre es gelogen gewesen. Mia war neugierig auf seine Suite, und die Aussicht, ein paar Stunden mit ihm allein zu verbringen, war auch keine schlechte Perspektive.

Der kleine Flur des Luxuszimmers war eng und kaum hatte sich die Tür geschlossen, wurde Mia bewusst, wie nah sie sich gegenüberstanden. Fest umklammerte sie ihre Handtasche und hielt den Blick auf seine Brust gerichtet.

»Unter normalen Umständen würde ich jetzt nach Ihrem Mantel fragen«, erklärte Julian und grinste charmant.

»Aber wir haben keine normalen Umstände, nicht wahr?«, hauchte Mia und blickte auf, konnte sich seinem Blick kaum entziehen.

Julian sah sie an, als wollte er ihren Anblick tief in sein Gedächtnis einbrennen. »Da Sie diese Strümpfe tragen, denke ich nicht … nein, dies sind wirklich ungewöhnliche Umstände.«

»Mister Banks, wenn Sie entschuldigen möchten, das Essen ist jetzt serviert.« Ein Mann in einer Uniform stand plötzlich im Türrahmen und trug ein weißes Tuch über dem Arm.

»Danke, Miles. Ich brauche Sie dann für heute nicht mehr. Wir bedienen uns selbst, Sie können Feierabend machen.«

»Sehr wohl, Mister Banks.«

Er ging den kleinen Flur hinunter und verschwand hinter einer unsichtbaren Tür, die in der Wand eingelassen war.

»Zu der Suite gehört ein Butler«, erklärte Julian und legte Mia eine Hand auf den unteren Rücken. »Bitte, hier entlang.«

Der Raum, in den sie gelangten, machte sie sprachlos. Gierig nahm sie den Anblick in sich auf. Edle Beige– und Bordeaux – Töne spielten wundervoll ineinander. Die Seidentapeten gaben dem Wohnraum einen erlesenen Glanz. Die zweigeteilten Schiebetüren zum Schlafzimmer waren nur halb geschlossen, sodass sie einen Blick auf das große Bett werfen konnte. War das ein Zufall oder gar eine Einladung? Auf dem kleinen Tisch vor dem dunkelroten Sofa gab es zwei Teller, daneben einen Servierwagen. Der Raum wurde nur durch das indirekte Licht der Tischlampen auf dem Sideboard erhellt. Sie leuchteten golden, gaben ein warmes intimes Licht ab.

»Wow! Und ich dachte, meine Suite wäre etwas Besonderes, aber das hier …« Mia wusste nicht, was sie sagen sollte.

»Es ist nur ein Zimmer. Bitte setzen Sie sich, Mia. Ich hoffe, Sie mögen Fleisch.«

»Ja, sehr gern.«

Mia sah Julian dabei zu, wie er das Filet auf ihre Teller verteilte, dazu gab es Bratkartoffeln und geschmortes Gemüse.

»Rotwein?« Er hielt eine Flasche in die Höhe und sie wollte gar nicht wissen, was allein diese kostete. Sie reichte ihm nacheinander beide Gläser und dann setzte sich Julian zu ihr auf das Sofa.

»Auf einen … aufregenden Abend.« Er hob sein Glas und stieß mit ihr an.

Mia kostete einen kleinen Schluck und war überrascht, wie sanft der Wein mundete. Die Trauben schmeckte man wesentlich mehr heraus als die Alkoholnote. Das gefiel ihr. Sie begannen zu essen und hin und wieder blickte sie Julian an, der sie immerzu beobachtete. Sie war sich seiner Nähe sehr bewusst, weil ihre Knie sich berührten. Das Sofa war nicht sehr groß, sodass sie recht nah zusammensaßen.

»Das Essen ist wirklich ausgezeichnet«, lobte Mia und nahm einen Schluck Wein.

»Ja, ich habe mir wirklich Mühe gegeben … mit der Auswahl des Menüs«, erklärte er nach kurzem Zögern und lachte, als er ihren fragenden Blick sah. »Nein, ich habe nicht selbst gekocht. Ich kann gar nicht kochen, dafür bin ich viel zu selten am selben Ort.«

»Welche Städte in Deutschland bereisen Sie?«, fragte Mia und kaute beschäftigt weiter, weil ihr die Frage ein wenig peinlich war.

»Das ist sehr unterschiedlich. Ich bin aber oft in Hamburg, weil ich beabsichtige, dort eine Firma zu kaufen.«

»Wirklich. Ich lebe dort.« Mia blickte ihn mit kugelrunden Augen an.

»Das nenne ich aber einen großen Zufall. Ich war in den letzten Wochen ständig dort«, erklärte Julian und lächelte. »Ach, bevor ich es vergesse. Ich habe vorhin mit meiner Schwester telefoniert und sie besteht darauf, dass ich Sie morgen Abend zum Essen mitbringe. Möchten Sie noch etwas Gemüse?«

»Was? Nein, danke. Ich bin satt, es war ausgezeichnet. Aber ich kann doch nicht einfach am Heiligen Abend mit zu Ihrer Familie kommen. Das ist ausgeschlossen.« Mia war gar nicht behaglich zumute. Die Einladung kam so überraschend, dass sie gar nicht wusste, wie sie darauf reagieren sollte.

»Aber warum denn nicht?«

»Ich… weil ich eine Fremde bin.«

»Glauben Sie mir, meine Familie hält mich manchmal auch für einen Fremden. Diane, meine Schwester, besteht darauf. Sie wird Ihnen gefallen, das garantiere ich Ihnen. Sie will unbedingt die Frau kennenlernen, die diese wundervollen Geschenke für ihre Mädchen ausgesucht hat. Ich habe also keine Wahl. Wenn Sie mich nicht in Verlegenheit bringen wollen, müssen Sie mich begleiten.« Er schob den Tisch ein wenig zur Seite und wandte sich Mia zu. Der Blick in diese betörenden Augen ließ sie einfach nur nicken, sie konnte gar nicht anders.

»Sehr gut, Mia. Ich freue mich. Also werden wir noch einen besonderen Abend haben.«

»Lassen Sie uns erst mal diesen hinter uns bringen, vielleicht ändern Sie Ihre Meinung ja noch«, murmelte Mia und trank einen Schluck. Sie sollte sich wirklich mit dem Wein zurückhalten, aber die Ereignisse forderten einen hohen Tribut.

»Es hört sich an, als wäre diese Einladung eine ungewollte Pflichterfüllung. Ich wollte mich Ihnen keineswegs aufdrängen.«

Oh je. Was hatte sie nur wieder angestellt. Jetzt war Julian verärgert, das hatte Mia nicht beabsichtigt. Wenn er nur wüsste, wie es in ihr aussah. Welche Wirkung dieser atemberaubende Mann auf sie hatte.

»Julian! Nein! Keineswegs. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch.« Sie hatte sich ihm zugewandt und legte ihre Hand auf seine Brust. Keine Ahnung, wie die dorthin gekommen war. Der Kragen seines weißen Hemds stand offen und sie sah die dunklen Härchen auf seinem Brustansatz und musste schlucken. Seine Haut fühlte sich durch den Stoff hindurch warm und angenehm an. Die Muskeln hart und ausgeprägt.

»Wie soll ich Sie denn verstehen?«, fragte er leise und blickte sie verlangend an.