Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Chronische Metallbelastungen treten häufiger als akute Intoxikationen auf. Die gesundheitlichen Auswirkungen dieser Langzeitexpositionen sind teils folgenreich, werden jedoch noch immer wenig beachtet oder verstanden. Somit beschreibt dieses Buch nicht nur die unterschiedlichen Ursachen einer chronischen Metallbelastung und deren Wirkung auf den menschlichen Organismus, sondern vermittelt ein Verständnis zu Diagnose und Therapie der verschiedenen Belastungen. Die Autoren erklären die Aussagekräftigkeit der konventionellen wie auch weniger bekannten Metalluntersuchungen und erläutern Funktion und Einsatz der unterschiedlichen Tests. Es wird auf die Wirkungsweise der essentiellen, der nicht essentiellen und potentiell toxischen Elemente verwiesen, sowie auf evidenzbasierte Therapiemöglichkeiten. Die Chelattherapie wird behandelt. Dabei wird auf die unterschiedlichen Chelatsubstanzen und deren spezifisches Entgiftungspotenzial hingewiesen. Nicht jede Substanz bindet jedes Metall und somit ist der Erfolg einer Entgiftungstherapie weitgehend davon abhängig ob die richtige Chelatsubstanz verabreicht wird. Bildliche Darstellungen zeigen, welche Metalle von welcher Chelatsubstanz am erfolgreichsten gebunden und entgiftet werden. Alle Elemente sind potentiell toxisch. Somit wird anfangs auf die Toxizität aller Metalle eingegangen, dort inbegriffen die Seltenen Erdelemente und radioaktiven Elemente. Zusätzlich wird auf die Wechselwirkung der Mineralstoffe und Spurenelemente hingewiesen. Bekanntlich erhöht ein Mangel an Selen die Bereitschaft des Organismus, Quecksilber aufzunehmen. Hohe Selengehalte wirken jedoch toxisch. Die individuelle Dosierung ist entscheidend. Ähnlich verhält es sich bei vielen Elementen. Zuviel Eisen oder Zink kann das Tumorwachstum fördern und auch hier verweisen die Autoren auf zuverlässige, internationale Forschungsarbeiten. Das letzte Kapitel widmet sich dem genetischen Entgiftungssystem und erklärt u.a., weshalb der eine Patient umweltempfindlich reagiert und der andere nicht. Therapeuten wie auch deren Patienten erhalten ein neues Verständnis gegenüber Umwelterkrankungen. Alles in allem ein gut fundiertes und leicht leserliches Buch, geeignet für wissbegierige Therapeuten und Bürger.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 480
Veröffentlichungsjahr: 2017
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Früher oder später,
aber immer gewiss,
wird sich die Natur
an allem Tun der Menschheit rächen,
das wider sie selbst ist.
Pestalozzi
CHRONISCHE METALLBELASTUNGEN
Toxikologie, Diagnose und Therapie
Vorwort - Dr. Reinhard Strey
Einführung
KAPITEL 1: METALLE DER HUMANMEDIZIN
Was sind Metalle?
Akute Mangelerscheinungen
Definition einer chronischen Unterversorgung
Ursache einer Intoxikation
Langzeitbelastungen, Definition und Erklärung
KAPITEL 2: DIE METALL-ANALYTIK
Diagnostik
Blut als ein Transportsystem
Blut-Metalluntersuchung - Nachweis momentaner Exposition
Haare reflektieren Gewebespeicherungen
Nägel – Spiegelbild unserer Gesundheit
Stuhl-Metalluntersuchung
Urin - Ausscheidungsmedium
Literatur
KAPITEL 3: MENGENELEMENTE
Calcium, auch Kalzium (Ca)
Funktionen im Körper
Hauptlieferanten
Mangelerscheinungen
Hypercalcämie, auch Hyperkalzämie
Diagnostik
Literatur
Chlor, auch Chlorid (CI)
Funktionen im Körper
Bedarf
Chlorid Mangelerscheinungen
Chlorid Überdosierung
Literatur
Kalium (K)
Funktionen im Körper
Kaliumbedarf
Hypokaliämie, Kaliummangel
Hyperkaliämie
Kaliumvergiftung
Diagnostik
Prävention und Supplementation
Literatur
Magnesium (Mg)
Vorkommen
Verwendung
Funktionen im Körper
Bedarf
Hypomagnesämie
Der Magnesium-Belastungstest
Hypermagnesiämie durch Überdosierung
Magnesiumintoxikation
Diagnostik
Prophylaxe und magnesiumhaltige Arzneimittel
Wechselwirkungen
Gegenanzeigen
Literatur
Natrium (Na)
Vorkommen und Verwendung
Funktionen im Körper
Bedarf
Mangel (Hyponatriämie)
Therapie
Hypematriämie
Diagnostik
Literatur
Phosphor (P)
Funktionen im Körper
Bedarf
Phosphormangel
Überdosierung
Diagnostik
Literatur
KAPITEL 4: DIE ESSENTIELLEN SPURENELEMENTE
Chrom (Cr)
Verwendung
Funktionen im Körper
Bedarf
Mangel
Prophylaxe
Vergiftung
Chronische Vergiftung und Kanzerogenität
Therapie
Diagnostik
Literatur
Eisen (Fe)
Geschichte
Eisen im menschlichen Organismus
Bedarf
Eisenmangel
Mangelsymptome
Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit)
Überdosierung und Vergiftung
Therapie und Gegenmittel bei einer Eisenvergiftung
Eisenbindende Chelatsubstanzen
Der Eisenstoffwechsel
Diagnostik
Literatur
Jod (J)
Funktionen im Körper
Jod in der Schwangerschaft
Bedarf
Jodhaltige Lebensmittel
Jodmangelsymptome
Medizinische Anwendung
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
Überdosierung
Jodallergie
Vergiftung
Diagnostik
Literatur
Kobalt (Co)
Vorkommen
Industrielle Verwendung
Radioaktivität
Medizinische Verwendung
Funktionen
Bedarf
Hauptlieferanten
Mangelerscheinungen
Überdosierung und Vergiftung
Chronische Belastung
Diagnostik
Vitamin B12
Literatur
Kupfer (Cu)
Geschichtliches
Vorkommen
Funktionen im Körper
Bedarf
Kupferhaltige Nahrungsmittel
Mangelerscheinungen
Überdosierung und Vergiftung
Überdosierung oder Vergiftung (oral)
Inhalation
Diagnostik und Therapie
Morbus Wilson
Reduktion der intestinalen Kupferaufnahme bei M. Wilson durch weitere
Chelattherapie
Literatur
Mangan (Mn)
Funktionen im Körper
Bedarf
Physiologie
Mangan in Lebensmitteln
Diagnostik
Mangelerscheinungen
Überdosierung und Vergiftung
Chelattherapie
Literatur
Molybdän (Mo)
Funktionen im Körper
Bedarf
Mangelerscheinungen
Überdosierung
Diagnostik
Literatur
Schwefel (S)
Funktionen im Körper
Schwefelhaltige Lebensmittel
Mangelerscheinungen
Medizin und Therapie
Überdosierung und Vergiftungen
Diagnostik
Literatur
Selen (Se)
Funktionen im Körper
Bedarf
Wechselwirkungen
Selen zur äußeren Anwendung
Selenhaltige Nahrung
Mangel
Pathophysiologie
Mangelerscheinungen
Selenmangelgebiete
Überdosierung und Vergiftung
Diagnostik
Literatur
Silizium (Si)
Bedarf
Mangelerscheinungen
Vorbeugung und siliziumhaltige Nahrungsergänzungsmittel
Siliziumbelastungen und Silikose
Diagnostik
Literatur
Zink (Zn)
Medizinische Anwendung
Funktionen im Körper
Bedarf
Resorption
Mangelerscheinungen
Überdosierung und Vergiftung
Diagnostik
Zinkhaltige Arzneimittel
Nebenwirkungen
Wechselwirkungen
Gegenanzeigen
Literatur
KAPITEL 5: FUNKTION UND TOXIZITÄT DER NICHTESSENTIELLEN ELEMENTE
Bor (B)
Verwendung
Trinkwasser und Abwasserreinigung
Funktionen im Körper
Mangelerscheinungen
Überdosierung / Vergiftung
Medizin
Diagnostik
Literatur
Fluor (F)
Verwendung
Funktionen im Körper
Bedarf
Fluoridaufnahme
karies-prophylaxe
Mangelerscheinungen
Überdosierung
Kontraindikation:
Diagnostik
Literatur
Germanium (Ge)
Vorkommen und Anwendung
Germanium in Medizin und Naturheilkunde
Diagnostik
Literatur
Gallium (Ga)
Vorkommen
Verwendung
Medizin
Biochemische Funktion
Diagnostik
Literatur
Gold, Aurum (Au)
Gold in der Zahnmedizin
Gold als Therapeutikum
Toxizität
Diagnostik
Literatur
Lithium (Li)
Verwendung
Medizin
Indikationen
Nebenwirkungen
Wirkungsmechanismus
Pharmakokinetische Interaktionen und Toxizität
Pharmakodynamische Interaktionen
Elimination
Antidot bei Intoxikation:
Diagnostik
Literatur
Rubidium (Rb)
Eigenschaften
Vorkommen
Verwendung
Medizin
Diagnostik
Literatur
Strontium (Sr)
Vorkommen
Eigenschaften
Verwendung
medizinische Bedeutung
Gesundheitliche Auswirkungen
Diagnostik
Literatur
Tantal (Ta)
Vorkommen
Verwendung
Medizin
Toxizität
Diagnostik
Literatur
Titan (Ti)
Vorkommen
Eigenschaften
Verwendung
Toxizität
Biologische Funktion
Diagnostik
Literatur
Vanadium (V)
Vorkommen und Verwendung
Funktionen im Körper
Bedarf
Mangelerscheinungen
Toxizität
Vergiftungssymptome
Therapie
Diagnostik
Literatur
Wolfram (W)
Eigenschaften
Verwendung
Biologische Bedeutung
Toxizität
Diagnostik
Therapie
Literatur
Zinn (Sn)
Herstellung und Vorkommen
Verwendung
Biologische Wirkung
Bedarf
Anwendung in der Zahnmedizin
Toxizität
Verwendung in Medizin
Diagnostik
Chelattherapie
Literatur
KAPITEL 6: TOXISCHE METALLE
Nanopartikel in der Metalltoxikologie
Einstufung der Metallexpositionen
Die arbeitsmedizinisch-toxikologische Einstufung
Einstufung chronischer Metallexpositionen
Literatur
Aluminium (AI)
Eigenschaften
Vorkommen
Verwendung
Biologische Bedeutung
Aluminium in der Nahrung
Resorption und Akkumulation
Aluminium in der Medizin
Prophylaxe und Therapie
Diagnostik
Literatur
Antimon oder Stibium (Sb)
Vorkommen
Verwendung
Antimon in der Medizin
Toxizität
Resorption und Ausscheidung
Diagnostik
Literatur
Arsen (As)
Funktionen im Körper
Vorkommen
Nahrungsmittel
Medizin
Überdosierung / Vergiftung
Entgiftungstherapien und Prävention
Arsenbindung der Chelatsubstanzen
Diagnostik
Literatur
Barium (Ba)
Vorkommen
Verwendung
Funktionen
Nahrungsmittel
Medizin
Radiologie
Zahnmedizin
Toxizität
Diagnostik
Therapie
Literatur
Beryllium (Be)
Vorkommen
Eigenschaften
Verwendung
Medizin und Toxizität
Aufnahme und Wirkungsweise
Toxizität
Akute Berylliose
Chronische Berylliose
Diagnostik
Literatur
Blei – Plumbum (Pb)
Vorkommen
Verwendung
Blei in der Umwelt
Blei im Trinkwasser
Blei im Benzin - Blei im Blut und in Haaren
Bleiresorption und Intoxikation
Intoxikation
Karzinogenizität
Diagnostik
Therapeutische Erwägungen
Lebensmittel Grenzwerte
Prophylaxe
Literatur
Cadmium, auch Kadmium (Cd)
Vorkommen
Verwendung
Resorption und Ausscheidung
Funktion und Toxizität
Karzinogenizität
Cadmium und Industrie
Akute und chronische Vergiftungen
Symptome einer akuten Cadmiumvergiftung
Symptome einer chronischen Cadmiumexposition
Cadmiumsaum
Neurotoxizität
Diagnostik
Therapie
Literatur
Nickel (Ni)
Vorkommen
Auswirkungen des Nickels auf die Umwelt
Funktionen im Körper
Stoffwechsel und Bedarf
Allergie und Nebenwirkungen
Toxizität
Chronische Belastung
Diagnostik
Literatur
Quecksilber (Hg)
Eigenschaften
Vorkommen
Verwendung
Aufnahme in den Körper
Quecksilberhaltige Nahrungsmittel
Umweltbelastungen
Amalgam
Toxizität
Diagnostik und Interpretation
Therapie
Literatur
Osmium (Os)
Vorkommen
Eigenschaften
Diagnostik
Literatur
Palladium (Pd)
Eigenschaften
Vorkommen und Verwendung
Palladium in der Medizin
Diagnostik
Vollblut
Haare
Basalurin
Provokationsurin
Literatur
Platin (Pt)
Vorkommen
Eigenschaften
Verwendung
Medizinische Anwendung und Toxizität
Diagnostik
Literatur
Thallium (TI)
Vorkommen und Nutzung
Toxizität
Pathophysiologie
Karzinogene Wirkung
Diagnostik
Literatur
Summa Summarum der Chronischen Exposition
Aluminium (Al)
Antimon (Sb)
Arsen (As)
Barium (Ba)
Beryllium (Be)
Blei (Pb)
Cadmium (Cd)
Nickel (Ni)
Osmium (Os)
Palladium (Pd)
Platin (Pt)
Quecksilber (Hg)
Thallium (Tl)
KAPITEL 7: TOXIZITÄT DER SELTENEN ERDELEMENTE (SEE)
Die Lanthanoide
Diagnostik
Abschätzung der Diagnostik
Cer Ce)
Anwendung
Medizinische Anwendung
Toxizität
Diagnostik
Dysprosium (Dy)
Erbium (Er)
Europium (Eu)
Allgemeines
Vorkommen
Verwendung
Biologische Bedeutung und Toxizität
Diagnostik
Gadolinium (Gd)
Toxizität
Kontrastmittel
Medizinische Anwendung
Verträglichkeit
Nephrogene Systemische Fibrose (NSF)
Diagnostik
Notizen
Indium (In)
Holmium (Ho)
Lutetium (Lu)
Neodym (Nd)
Praseodym (Pr)
Verwendung
Umwelt
Medizin
Promethium (Pm)
Samarium (Sm)
Medizin
Terbium (Te)
Thulium (Tm)
Ytterbium (Yb)
Medizin
ACTINOIDE
Thorium (Th)
Vorkommen
Verwendung
Medizin
Toxizität und Karzinogenität
Diagnostik
Uran (U)
Entdeckung und historische Bedeutung
Vorkommen
Verwendung
Strahlenrisiko
Umwelt und Medizin
Diagnostik
Trinkwasser
Literatur der SEE
KAPITEL 8: RADIOAKTIVE ELEMENTE
Radioaktivität unserer Umwelt
Cäsium (Cs)
Eigenschaften
Vorkommen
Verwendung
Radioaktivität der Nahrung
Diagnostik
Polonium (Po)
Vorkommen
Verwendung
Toxizität
Die Strahlenkrankheit
Medizin und Nachweis
Radium (Rd)
Geschichtliches
Toxizität
Verwendung
Diagnostik
Radon (Rn)
Eigenschaften
Radon in der Umwelt
Schneeberger Krankheit
Diagnostik
Tellur (Te)
Allgemeines
Vorkommen
Herstellung
Verwendung
Toxizität
Diagnostik
Literatur
KAPITEL 9: DAS GENETISCHE ENTGIFTUNGSSYSTEM - EIN ÜBERBLICK
Untersuchungsmaterial
Phase I Entgiftungsenzyme
Die Superoxid Dismutasen
Cytochrom P450 1A1
Phase II Enzyme
Glutathion-S-Transferase T1 (GSTT1)
Glutathion-S-Transferase M1 (GSTM1)
Glutathion-S-Transferase P1 (GSTP1)
N-Acetyltransferase 2 (NAT2)
Literatur
Apolipoprotein E
Apo E Forschung
SCHLUSSWORT
Veröffentlichungen
Zu den Autoren
Impressum
Periodensystem der Element
Nachdem in der Mitte des letzten Jahrhunderts die Chelat-Therapie Einzug in die Medizin gehalten hat, haben sich viele damit in Zusammenhang stehende Ansichten und Erkenntnisse verändert. Die ursprüngliche Theorie, dass die Infusion von EDTA auf direktem Weg zu einer Reinigung des arteriellen Gefäßsystems von Kalkablagerungen führt, konnte in dieser Form nicht bestätigt werden.
In den folgenden Jahrzehnten bis heute gelangte man zu immer neuen Erkenntnissen der Entstehung der Arteriosklerose und es ist klar erkennbar geworden, dass die Erkrankung die Folge einer chronischen Entzündung des Gefäßsystems darstellt. Dies wurde erst ermöglicht durch neue Methoden der Diagnostik, die früher unvorstellbar waren, sowie durch biochemische Erkenntnisse über die Entgiftungssysteme des menschlichen Organismus.
Die Autoren haben das Wagnis unternommen, den Teilaspekt der metalltoxikologischen Komponente an diesem Entzündungsprozess zu beschreiben, die Zusammenhänge zu durchleuchten und die neuesten Erkenntnisse darzulegen.
Basierend auf tausenden von Untersuchungsergebnissen aus dem Labor MTM, dessen Leiterin Frau Dr. E. Blaurock-Busch ist, entstand ein umfassendes Werk mit enzyklopädischem Charakter, wobei der besondere Schwerpunkt auf den Schwermetallen Blei, Quecksilber, Cadmium und Nickel liegt, die allein oder in Kombination als Entzündungsauslöser in Betracht kommen, immer unter Berücksichtigung der individuellen Entgiftungkapazität des Patienten.
Da diese Zusammenhänge den meisten Ärzten und erst recht der normalen Bevölkerung unbekannt sind, ist dem Buch eine weite Verbreitung zu wünschen, damit endlich eine Sensibilisierung in Bezug auf die Wirkung von Schadstoffen im Allgemeinen und von Schwermetallen im Besonderen stattfindet.
Es geht hier, unter anderem, um einfache Wahrheiten. Ein unterversorgter Organismus nimmt toxische Stoffe leichter auf. Bei einer Zink- oder Eisenunterversorgung werden Cadmium, Nickel oder Blei leichter aufgenommen. Der jugendliche Raucher ist besonders gefährdet.
Toxische Metalle lähmen wichtige Enzymsysteme, stören Zellfunktionen und gelten als eine ernst zu nehmende Ursache vieler Erkrankungen. Obgleich dies medizinisch bewiesen ist, wird die Gefahr der chronischen Umweltbelastungen weitgehend ignoriert.
Ich habe in meinem privaten und beruflichen Leben viel erfahren dürfen. Ich habe kluge Köpfe kennengelernt, die meine Denkweise wesentlich beeinflusst haben. Dazu gehören Linus Pauling, Stephen Hawking, Igor Gamow, Helion Povoa, Peter van der Schaar und viele andere mehr. Beeindruckt hat mich nicht nur deren Wissen, und ihre Fähigkeit weiter und breiter zu denken, sondern auch deren Courage, das zu vertreten, was noch nicht akzeptiert und verstanden wird. Deren Stärke die Unfähigkeit der ‚Ungläubigen’ zu tolerieren und ohne großes Aufsehen ihren Weg weiter zu gehen. Wissen in die Tat um zu setzen, trotz aller Gegenwinde.
Laborarbeit erfordert Zähigkeit, Disziplin und kritisches Denken. Die scheinbar unüberwindbaren Grenzen von Gestern werden zu den normalen Gegebenheiten von heute. Was vor 40 Jahren als nicht messbar galt, ist heute Selbstverständlichkeit, morgen erneuerungsbedürftig.
Somit überholen sich die Wahrheiten von heute irgendwann selbst und doch bleibt vieles beständig. Auch führen viele Wege nach Rom. Es gibt keinen Test, der alles kann, keine Therapie, die immer gleich wirkt. Gerade deshalb sind Richtlinien notwendig, damit selbst erfahrene Therapeuten sich in dem Dschungel des heutigen (Un)Wissens zurecht finden.
Als sehr positiv empfinde ich das wachsende Umweltinteresse. Trotz politisch vorgeschriebener Umweltschutzmaßnahmen nehmen toxische Belastungen zu und deren Auswirkungen werden häufig nicht entsprechend eingeordnet und somit ignoriert. Das scheint sich langsam zu ändern.
Arbeitsmediziner beschäftigten sich schon immer, und noch immer, mit akuten Intoxikationen und deren Belastungssyndromen. Auch befasst sich inzwischen eine wachsende Anzahl von Medizinern und Heilpraktikern mit den Auswirkungen chronischer Metallbelastungen. Was diesen wohlmeinenden Therapeuten aber oft fehlt, ist die Erkenntnis, dass die Behandlung chronischer Langzeitbelastungen sich von der Therapie akuter Intoxikationen wesentlich unterscheidet. Somit werden häufig und aus gut meinenden Gründen ‚Entgiftungskeulen‘ geschwungen. Der Körper, der sich im Laufe der Zeit, mehr oder weniger mit der erhöhten Toxinlast arrangierte, wird mit unnötig Mengen chemischer Substanzen zur Entgiftung gezwungen. Immer häufiger wird das ‚Mehr ist Besser-Prinzip‘ angewandt, obwohl weniger Chemie den Organismus ebenso effektiv entgiften und entlasten würde. Die in diesem Buch aufgeführten Ergebnisse unserer Untersuchungen bestätigt dies.
Eine wachsende Anzahl von ‚Entgiftungsspezialisten‘ lehrt heute den Umgang mit Chelatsubstanzen. Das wäre eine positive Entwicklung, wenn weniger das, Mehr ist Besser-Prinzip‘ angewandt würde und wenn anerkannt würde, dass Langzeitbelasteten selten Krisensituationen sind, die zu Akutbehandlungen drängen.
De Kurzsichtigkeit des derzeitigen Kassensystems ist daran nicht unschuldig. Würden Schwermetalluntersuchungen oder Entgiftungstherapien von Kassen befürwortet und bezahlt, könnte bedächtiger vorgegangen werden. Der Druck von Seiten des Patienten würde wegfallen. Letztendlich erzwingt der Griff in die eigene Brieftasche das Bedürfnis auf schnellen Erfolg.
Dabei kann man nicht umhin sich über die Vorgehensweise der Versicherungsärzte zu mokieren. Es wird zu Recht erwartet, dass der Verdacht einer Intoxikation diagnostisch bestätigt oder beseitigt wird, wenn aber die Kasse den Arzt zwingt die Diagnostik einzuschränken, beispielsweise auf EIN ELEMENT, muss dieser Arzt sehr gut ‚raten’ können. Letztendlich muss er beim Einreichen des Untersuchungsguts bereits sehr gut Bescheid wissen, damit er das ‘richtige’ Toxin bestimmen lässt. Wählt er falsch, wird das Ergebnis der Untersuchung den Verdacht der Vergiftung nicht bestätigen können. Der nach wie vor exponierte Patient wird mit guten Worten aus der Behandlung entlassen.
Eine Reihe toxischer Metalle verursacht Vergiftungserscheinungen, die sich in ihren Merkmalen oft wenig unterscheiden. Das erschwert die Arbeit der Therapeuten. Zudem handelt es sich bei Langzeitexpositionen selten um Einzelbelastungen, d. h. in den meisten Fällen sind Umwelterkrankungen das Resultat multipler Belastungen.
Für den Patienten kann dies zu einer frustrierenden Odyssee werden. Ohne gezielte Diagnostik wird das therapeutische Vorgehen bei ‚unklaren Krankenbildern’ erschwert. Bis Klarheit erbracht wird, vergeht Zeit. Kassenvergütungen finden kaum oder nicht statt. Besser gesagt, der Patient unterzieht sich den unterschiedlichsten, von Kassen unterstützten, oft sehr kostspieligen und ergebnislosen Untersuchungen. Er wird von Praxis zu Praxis überwiesen, ergebnislos, denn die notwendige Diagnostik und die kausale Therapie wird (unwissentlich) kassenrechtlich abgelehnt.
Labortechnisch wurden in den letzten 30 Jahren große Fortschritte gemacht. Tatsächlich schreitet die Labortechnik im spektralanalytischen Bereich sehr schnell voran. Wir können heute bereits geringste Spuren von toxischen Metallen im menschlichen Organismus feststellen. Davon haben wir zu Beginn meiner Karriere nicht einmal geträumt.
Die frühzeitige Erkennung und Abschätzung einer Belastung ermöglicht eine frühzeitige Therapie. Durch Umweltgifte verursachte Funktionseinschränkungen und Organveränderungen können rechtzeitig erkannt und therapiert werden. Am Anfang vieler chronischer Erkrankungen steht die Entzündung, und am Anfang der Entzündung finden wir häufig entzündungsauslösende Metallexpositionen.
Die Menge macht das Gift. Bekannt ist, dass der Umgang mit toxischen Metallen Vergiftungen im Arbeitsbereich verursacht. Chronische Umweltbelastungen werden weniger ernstgenommen. Zwar wird die Allgemeinbevölkerung mit der stetig wachsenden Umweltbelastung konfrontiert, dass dies Veränderungen im biologischen Geschehen mit sich bringt, ist zwar naheliegend, wird aber medizinisch noch nicht voll wahrgenommen.
Die Beziehung der verschiedenen Metalle zueinander sowie deren physiologische Verteilung nimmt ebenfalls eine wichtige Rolle im menschlichen Organismus ein. Zunehmend toxische Belastungen blockieren die Aktivitäten wichtiger Metalloenzyme, stören den Gesamtmineralstoffhaushalt und verursachen eine Vielfalt unterschiedlicher Funktionsstörungen. Selbst geringe Metallexpositionen reduzieren die körpereigene Entgiftungskapazität. Ein Teufelskreis.
Die Verteilung und Beziehung der essentiellen und toxischen Metalle zueinander kann und sollte labordiagnostisch abgeschätzt werden. Dann kann die Gesundheit günstig beeinflusst werden.
Die in diesem Buch aufgeführten und von uns intern durchgeführten statistischen Untersuchungen zeigen deutlich, dass Unterversorgungen mit essentiellen Elementen in unserer heutigen Bevölkerung genauso vorliegen wie Langzeitbelastungen mit potentiell toxischen Metallen. Unsere Daten zeigen auch, dass diese Belastungen diagnostisch nachweisbar sind. Basierend auf unserer langjährigen Erfahrung auf dem Gebiet der Chelattherapie gibt dieses Buch auch Hinweise zu therapeutischen Maßnahmen.
Ihre
E. Blaurock-Busch
September 2017
Wir teilen ein in Mineralstoffe und Spurenelemente. Beide sind anorganischen Ursprungs, sie können vom menschlichen Organismus nicht selbst hergestellt werden und müssen daher über die Nahrung zugeführt werden.
Mineralstoffe selbst sind, wie die Vitamine, keine Energieträger, d. h. sie tragen nicht oder nur unbedeutend zum Energiestoffwechsel bei. Einige Mineralstoffe sind in ihrer elementaren Form toxisch (z. B. Chlor), als Verbindung jedoch essentiell wie z. B. das im Kochsalz (Natriumchlorid) enthaltene Chlorid.
Bei der Unterteilung nach Aufgaben unterscheidet man zwischen Bau- und Reglerstoffen. So zählen Calcium, Phosphor und Magnesium zu den Baustoffen. Jod, Natrium, Kalium, Eisen und Chlor hingegen zu den Reglerstoffen. Einige Mineralstoffe besitzen beide Eigenschaften zugleich. Phosphor ist zum Beispiel am Aufbau von Knochen und Zähnen und zugleich an der Regulation des Säure-Basen-Haushalts beteiligt.
Die Begriffe Mineralstoffe und Spurenelemente werden im allgemeinen Sprachbereich, auch im klinischen, unterschiedlich angewandt. Genau gesprochen versteht man unter Mineralstoffen Mengenelemente, die in einer relativ hohen Konzentration im Körper vorliegen: Sie sind zu mehr als 50 mg pro kg Körpergewicht (Trockenmasse) enthalten. Dazu gehören:
Chlor, Kalium, Calcium, Magnesium, Natrium, Phosphor und Schwefel.
Als Spurenelemente gelten anorganische Stoffe, die in Konzentrationen unter 0,01% des Körpergewichts vorkommen. Dabei gibt es in den verschiedenen Organen erhebliche Konzentrationsunterschiede. Das Gleiche gilt für die unterschiedlichen Probematerialien wie z. B. Blut oder Urin, was sich in den unterschiedlichen Norm- oder Referenzbereichen wiederspiegelt.
Spurenelemente unterscheidet man in zwei Gruppen: die essentiellen und die nicht essentiellen.
Essentielle Spurenelemente sind Elemente mit physiologischer Funktion. Zu diesen gehören:
Chrom, Eisen, Jod, Kobalt, Kupfer, Mangan, Selen und Zink.
Zu den nicht essentiellen Spurenelementen gehört die Gruppe der potentiell toxischen Schwermetalle wie Cadmium, Blei und Quecksilber. Diese Gruppe umfasst auch Barium, Cäsium, Uran und weitere Erdmetalle mit potentiell toxischen Funktionen. Auch Aluminium ist in die Reihe der nicht essentiellen Spurenelemente eingereiht.
Eine ‚normal’ mitteleuropäisch Ernährung gilt allgemein als ein Garant für eine ausreichende Nährstoffversorgung, wobei der Begriff ausreichend relativ ist.
Solange bei der Nährstoffversorgung keine akuten Mangelerscheinungen auftreten, gilt sie als ausreichend. Beispielsweise wird der tägliche Mindestbedarf an Vitamin C von der deutschen Gesellschaft für Ernährung wie auch der World Health Organisation mit etwa 70 mg angegeben. Diese Tagesmenge verhütet Skorbut, die akute Vitamin C-Mangelerscheinung. Ob diese Tagesmenge ausreicht um Umweltbelastungen entgegen zu wirken, scheint unwahrscheinlich. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über den geschätzten Tagesbedarf der essentiellen Mineralstoffe und Spurenelemente:
TABELLE 1:
TAGESBEDARF UND BEISPIELE FÜR EINE NAHRUNGSMITTELVERSORGUNG
Element
Tagesbedarf
Nahrungsmittel
Bor
---
Nüsse, Früchte, Soja
Chlor
200 - 830 mg
Kochsalz
Chrom
20 - 100 µg
Bierhefe, Leber
Eisen
8 - 15 mg
Kaviar, Fleisch, Bohnen, Erbsen
Fluor
0,25 - 4 mg
Wasser, schwarzer Tee, Meeresfisch
Jod
40 - 260 µg
Meeresfisch, jodiertes Kochsalz
Kalium
400 - 2000 mg
Pfifferlinge, Bananen, Spinat
Calcium
220 - 1200 mg
Milchprodukte
Kobalt
0,2 - 0,4 µg
Spinat, Tomaten, Fisch
Kupfer
0,2 - 1,5 mg
Schalentiere, Kakao
Lithium
3 - 10 mg
Eier, Milch, Butter, Fleisch
Magnesium
60 - 400 mg
Kakao, Nüsse
Mangan
0,6 - 5 mg
grünes Blattgemüse, Haferflocken, Tee
Molybdän
20 - 100 µg
Reis, Petersilie, Vollkornprodukte
Natrium
100 - 550 mg
Kochsalz
Nickel
150 - 800 µg
Kakao, Tee
Phosphor
120 - 1250 mg
Weizenkeime, Käse
Schwefel
---
Eier, Milch
Selen
10 - 70 µg
Fisch und Fleisch
Silizium
5 - 40 mg
Kartoffeln
Vanadium
15 - 30 µg
Pflanzenöle
Zink
1 - 11 mg
Austern, Eier, Fisch
Besteht ein akuter Mangel an einem Mineralstoff oder Spurenelement so treten entsprechende Symptome auf wie z. B. Blässe, Müdigkeit und Atemnot bei der Eisenmangelanämie. Die weiterführende Diagnostik bestätigt den Verdacht.
Diese besteht dann, wenn über einen längeren Zeitraum eine ungenügende oder mangelhafte Nährstoffversorgung stattfand. Beispielsweise kann bei Verbrennungspatienten während der Wundheilung ein akuter Zinkmangel auf Grund des erhöhten Bedarfs entstehen. Zink ist notwendig für die Wundheilung. Selbst die Zufuhr zinkreicher Nahrungsmittel mag nicht ausreichend sein um den erhöhten Bedarf zu decken. Wird dieser Bedarf nicht durch eine zusätzliche Supplementation kompensiert, kommt es zu einer gestörten Wundheilung und es treten möglicherweise weitere Zinkmangelsymptomen auf wie z. B. Immunschwäche. Die Produktion der Zytokine erhöht sich, der Hormonhaushalt oder die Insulinproduktion wird geschwächt. Weitere Funktionsstörungen können die Folge sein.
Die regelmäßige Überwachung des Zinkbedarfs wie auch der Zinksupplementation mittels einer Vollblutspektralmineralanalyse sollte somit bei Verbrennungspatienten wie auch bei Patienten mit Hauterkrankungen und/oder entzündlichen Erkrankungen Teil der Behandlung sein.
Häufige Ursachen einer chronischen Unterversorgung sind:
Häufige Ursachen:
fehlender Appetit
Einschränkungen beim Kauen oder Schlucken
Krankheiten
soziale Isolation
geographische Bedingungen
Häufige Symptome sind:
Schwäche
erhöhte Anfälligkeit für Infekte
Verwirrtheitszustände, Depressionen
Verstopfungen
schlechte Wundheilung
extrem trockene Haut
Wachstums- und Entwicklungsstörungen
Bei älteren, vor allem alleinstehenden Menschen ist fehlender Appetit nicht selten die Ursache einer Mangelernährung. Anstatt eine Mahlzeit für sich allein zu kochen, wird das Essen verschoben oder aufgehoben. Gebissprobleme, die das Kauen einschränken, sind ein weiterer Grund. Kommt dann noch ein Schluckproblem hinzu oder der Mensch hat körperliche Schwierigkeiten, die es erschweren einkaufen zu gehen, oder es fehlen die finanziellen Mittel für den Kauf gesunder Nahrungsmittel, ist Mangelernährung die Folge. Eine erhöhte Infektanfälligkeit, Schlafstörungen, Depressionen und Angstpsychosen können auftreten. Die Anorexia nervosa verursacht lebensbedrohliche Mangelernährungsprobleme, die nicht selten zu spät erkannt werden.
Das klassische Beispiel einer geographisch bedingten Mangelversorgung ist der Jodkropf der Alpenländer. Allerdings hat sich das früher deutliche Gefälle innerhalb des Jodmangelgebietes Deutschland von Nord nach Süd inzwischen verwischt, wahrscheinlich durch die Jodierung von Nahrungsmitteln wie Kochsalz und auch veränderte Essgewohnheiten. Dennoch sind die süddeutschen Mittel- und Hochgebirge sowie die Alpen jodarm. Getreide und Gemüse dieser geographischen Regionen sind relativ jodarm. Als eine weitere Mangelerkrankung gilt die Keshan-Krankheit. Diese Erkrankung des Herzmuskels wird vor allem bei Menschen verzeichnet, die in selenarmen Gegenden leben. Bei deutlichem Selenmangel tritt auch Thyreoiditis häufiger auf.
Häufige Ursachen:
Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Lebensgewohnheiten (Fast-Food Generation, Alkoholismus)
Alkoholiker haben häufig schlechte Essgewohnheiten. Dadurch entstehen Nährstoffmängel, die Psychosen und eine Reihe von Erkrankungen auslösen können.
Menschen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten mögen sich zwar gesund und nährstoffreich ernähren, wenn jedoch die Nahrungsmittelverfügbarkeit zu sehr eingeschränkt wird, ist die Nährstoffversorgung meist unzureichend. Für diese Menschen sind ernährungstherapeutische Anleitungen notwendig.
Fast-Food wird immer populärer, nicht nur bei Jugendlichen. Sobald diese Essgewohnheit zur Regel wird, können Symptome einer Fehlernährung auftreten. Bei Jugendlichen kann dies zu Hautproblemen, Übergewicht, Wachstumsstörungen, ADHS und Lernstörungen führen. Selbst aggressives Verhalten kann durch ein Ungleichgewicht im Nährstoffhaushalt verursacht sein.
Ein klassisches Beispiel sind die Millionen Diabetiker. Diese Erkrankung geht mit einem erhöhten Bedarf an Zink und Magnesium einher. Dr. Carl C. Pfeiffer schrieb bereits vor Jahrzehnten, dass psychisch Erkrankte einen erhöhten Bedarf an Magnesium, Zink und Vitamin B6 zeigen, der, so zeigten seine Forschungsarbeiten, mit einer Normalkost nicht gedeckt werden konnte. Bei Hautkranken ist der Zinkbedarf allgemein solange erhöht, solange die Wundheilung im Gange ist.
Die Nährstoffresorption ist verdauungsabhängig. Eine Magenoperation ist z. B. ein gravierender Eingriff in das Verdauungssystem. Allgemein beeinflussen radikale Resektionen im Bereich des Gastrointestinal (Gl)-Traktes die Nährstoffverwertung erheblich.
Resezierte Organe
Effekt
Mundhöhle
Eingeschränkte Kaufunktion.
Thorakaler Ösophagus
Magenentleerungsstörung (bei Vagotomie), Fett-Malabsorption.
Abhängigkeit von jejunaler Ernährung (wenn Rekonstruktion unmöglich)
Magen
Dumping-Syndrom Fett-, Eisen-, Vit. B12-Malabsoption
Duodenum
Fett-Malabsorption (bei Wegfall der Gallen und Pankreassekretion)
Jejunum
Generelle Resorptionsminderung
Ileum
Vitamin B12- sowie Gallensäure-Malabsorption
Gesamter Dünndarm
Allgemeine Resorptionsstörung, einschließlich einer gestörten Calciumverwertung, Vitamin D und Fett-Malabsorption
Colon (total oder subtotal)
Wasser- und Elektrolytverlust
Pankreas
Generelle Resorptionsminderung und Abhängigkeit von einer Enzymzufuhr
Bei entzündlichen Darmerkrankungen und Durchfallerkrankungen wird die Nährstoffresorption deutlich gehemmt.
Enzymfunktionsstörungen oder Störungen des Säure-Basenhaushaltes blockieren die Nährstoffverwertung. Nachdem eine Vielzahl von Enzymfunktionen von Spurenelementen abhängig sind, kann bei einer chronischen Mangel- oder Fehlversorgung bereits eine multikausale Problematik vorliegen.
Das biochemische Gleichgewicht der Metalle ist wichtig. Beispielsweise zeigt ein selenarmer Organismus eine weitaus höhere Fähigkeit Quecksilber aufzunehmen als ein ‚selen-gesättigter’. Zinkmangel erhöht die Blei-, Nickel- und Cadmiumresorption. Allgemein blockieren Schwermetalle wichtige Enzymfunktionen, was wiederum die Nährstoffaufnahme des Organismus beeinflusst. Entgiftende Maßnahmen in Kombination mit einer gezielten und geregelten Nährstofftherapie beeinflussen Enzymfunktionen ganz wesentlich. Dr. Dorothee Dengler und Kollegen der Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales der Hansestadt Hamburg weisen in dem Untersuchungsprogramm aus dem Jahre 2001 zum Thema Bleibelastung durch Trinkwasser darauf hin, dass Calciummangel bei Schwangeren die Bleiaufnahme fördert. Zu berücksichtigen ist, dass Erwachsene über den Verdauungstrakt etwa 10% der aufgenommenen Bleimenge resorbieren, während bei Kindern im Alter zwischen zwei Monaten und sechs Jahren bis zu 50% des Bleis in den Körper gelangen. Bei dem ‚Leaky Gut Syndrom’ erhöht sich die Aufnahmebereitschaft ebenfalls.
Akute Vergiftungen müssen umgehend ärztlich behandelt werden. Ziel ist die primäre Giftelimination, sowie die Inaktivierung des Giftes. Art und Menge des Giftes müssen bekannt sein, auch spielen der zeitliche Verlauf der Vergiftung und der klinische Zustand des Patienten eine Rolle. Bei Metallvergiftungen hat sich die Gabe von Gegenmitteln, den sogenannten Antidota bewährt, wobei manche Antidota deutliche Nebenwirkungen haben. Somit darf die Gabe eines Antidots nur nach einer strengen Indikationsstellung erfolgen.
Akute Vergiftungen oder Exposition fallen meist in den Bereich der Arbeitsmedizin. Gegenmittel werden entsprechend den Richtlinien der Arbeitsmedizin eingesetzt. Als Therapie werden je nach Exposition entsprechende Antidota eingesetzt, d. h. sobald Blut- oder Urinwerte die für die Arbeitsmedizin gültigen Grenzwerte überschreiten, wird der exponierte Patient aus dem Arbeitsbereich gezogen. Sobald der Belastungsgrad soweit reduziert wurde, d. h. Blut-oder Urinwerte sich ‚normalisierten‘, darf der Arbeiter wieder in seinen alten Arbeitsbereich zurück. Die Exposition wird beobachtet, sodass keine lebensgefährlichen Situationen entstehen.
Chronische Expositionen werden bei Personen beobachtet, die einer kontinuierlichen Einwirkung von chemischen Stoffen ausgesetzt sind. Die Behandlung und Betreuung unterliegt, soweit es sich um Belastungen im Arbeitsbereich handelt, weitgehend den Arbeitsmedizinern. Deren Bewertung einer chronischen Vergiftung unterliegt Kriterien, die sich deutlich von der Umwelt- oder Allgemeinmedizin unterscheiden.
Das ist ersichtlich aus den in der Arbeitsmedizin zulässigen Grenzwerte, die sich deutlich von den Richtlinien des Human Biomonitoring unterscheiden. Aus der folgenden Tabelle ist ersichtlich, dass die zuständigen Grenzwerte eine unterschiedliche Bewertung mit sich bringen.
TABELLE 2: ZUSTÄNDIGE GRENZWERTE
Arbeitsstoff
Testmaterial
Menge
Arbeitsmed. Grenzwert
1
Biomonitoring Norm
2
Blei
Kinder
Vollblut
5 ml
< 60 µg/l
Frauen
Vollblut
5 ml
< 70 µg/l
Männer
Vollblut
5 ml
< 90 µg/l
Urin
1
5-7 ml
< 50 µα/1
< 27 µg/l
Cadmium
Erwachsene
Vollblut
5 ml
<15 µg/l
< 1 µg/l
Urin
1
5-7 ml
< 7 µg/l
< 0,8 µg/l
Kinder
Vollblut
5 ml
< 0,3 µg/l
Urin
1
5-7 ml
< 0,2 µg/l
Quecksilber
Vollblut
5 ml
< 25 µg/l
< 2 µg/l
Urin
1
5-7 ml
< 100 µg/l
< 3 µg/l
1Urin ohne Provokation
Bei Langzeitexpositionen besteht keine akute Gefahr. Der Körper wurde über einen längeren Zeitraum belastet und hat sich, zum Teil, auch mit dieser Belastung auseinandergesetzt. Die Behandlung unterliegt keinem Zeitdruck. Handelt es sich beispielsweise um eine chronische Bleiexposition, so mag der Patient unter typischen Muskel-, Knochen- oder Kopfschmerzen leiden, doch die Behandlung dieser Langzeitexposition kann deutlich entspannter erfolgen als die einer akuten Bleiintoxikation. Gemeinsames Ziel ist zwar der Abbau der Belastung, doch bei Langzeitbelastungen kann eine Therapie der langsamen Entgiftung eingesetzt werden, die für den Organismus weitgehend stressfrei ist.
Dabei können Chelatbehandlungen in weitaus größeren Abständen erfolgen als dies bei einer Akutintoxikation geschehen würde. Auch die verabreichte Dosis würde geringer sein. Provokationstests eignen sich gut zum Nachweis der Langzeitbelastung und erlauben Therapiekontrolle wie auch die Einschätzung des Therapieverlaufs.
Diagnostische Kriterien der akuten Metallintoxikation sind nicht tauglich zur Beurteilung des Risikos einer chronischen Belastung. Für Quecksilber erlauben weder Blutmessungen noch das Sammeln des 24-Stunden-Urins eine zuverlässige Aussage über die tatsächliche Organbelastung. Der DMPS-Provokationstest erlaubt die Beurteilung einer Langzeitbelastung.
Selbst der Speichel erlaubt eine Beurteilung der Belastung. So zeigen Untersuchungen, dass der Quecksilbergehalt des Speichels linear zu der Quecksilberdampfaufnahme verläuft. Quecksilberdampf hat eine hohe Affinität zum Gehirn. Daher kommt es auch bei geringer Zufuhr immer zur Kumulation im Gehirn.
Die Tübinger Amalgamstudie untersuchte 500 durch Zahnärzte selektierte Freiwillige in Ulm und integrierte Untersuchungen der Universitäts-Frauenklinik in Tübingen. Es zeigte sich, dass die Progesteronsynthese, die für die Reifung der Eizelle von großer Bedeutung ist, sich bereits bei niedriger Quecksilberkonzentration um 30 bis 60% reduziert.
Bei fast 20.000 Probanden (59,3% Frauen und 40,7% Männer) fand sich eine lineare Korrelation des Quecksilbergehalts des Speichels zur Anzahl der Amalgamfüllungen. Menschen mit vielen Amalgamfüllungen hatten ein deutlich höheres Risiko Symptome des Mikromerkurialismus zu entwickeln. Besonders betroffen waren Mundhöhle, ZNS und Magen-Darmtrakt. Die Bestimmung des Quecksilbergehalts im Speichel erwies sich als zuverlässiges Screening, wenngleich dieser Test eine geringe Akzeptanz in der Labordiagnostik hat und meist nur von Zahnärzten genutzt wird.
Langzeitbelastungen durch giftige Metalle wie Quecksilber, Cadmium, Blei, Arsen oder Uran sind weltweit ein ernstes Problem. Im Rahmen des Projektes PHIME (= "Public health aspects of long-term, low-level mixed element exposure in susceptible populations strata"), an dem insgesamt 31 Partner beteiligt sind (u. a. auch die Universität Bayreuth), sollen die Folgen dieser Langzeitbelastungen durch niedrige Dosen verschiedener Schwermetalle untersucht werden.
Die Aufnahme von Schwermetallen erfolgt über die Nahrungsmittelkette, das Trinkwasser wie auch die Luft. Dazu kommen Gewohnheiten wie Rauchen, Hobbies wie Löten oder die Kunstmalerei, eine regelmäßige Medikamenteneinnahme mit metallhaltigen Präparaten oder Arbeitsgewohnheiten.
Die Langzeitwirkungen der verschiedenartigsten Toxine sowie deren synergistische Effekte sind weitgehend unerforscht. Schädigungen, die langfristig auftreten oder erst nach einer längeren Entwicklungsphase erkannt werden, bezeichnen wir vielfach als ‚chronische Erkrankungen mit unklarer Genese’.
Diese chronischen Belastungen ohne deutliche Symptomatik werden diagnostisch teils schwer erkannt. Unauffällige Werte wiegen Arzt und Patient oft fälschlicherweise in Sicherheit, denn herkömmliche Blut- oder Spontanurinuntersuchungen sind meist nicht ausreichend um die Belastung gezielt zu definieren. Die weiterführende Diagnostik mit beispielsweise einer Haaranalyse oder einem Provokationstest kann richtungsweisend sein. Die folgenden Beispiele zeigen dies:
Pt. A:
Seit 20 Jahren gießt er am Wochenende Zinnfiguren, schweißt und lötet, oft in geschlossenen Räumen. Nur bei milderen Temperaturen öffnet er Türen und Fenster. Während der normalen Arbeitswoche hat er wenig Zeit für seine Hobbies. Der Patient hatte noch nie Amalgamfüllungen. Würde an einem Mittwoch während der warmen Sommermonate eine Blut- oder Urinuntersuchung (ohne Provokation) angeordnet, wären Metallwerte höchstwahrscheinlich unauffällig.
Montag früh, nach einem hobbyreichen, kalten Winter-Wochenende bei geschlossenen Fenstern, wäre die Blutblei- und Zinnbelastung deutlich. Der Basalurin ohne Provokation könnte die momentane Exposition reflektieren. Eine Urinprobe nach Provokation würde das Ausmaß der Langzeitbelastung zeigen. Haaranalysewerte wären auffällig, egal an welchem Tag die Probenentnahme stattfinden würde. Eine Speicheluntersuchung wäre nicht nötig.
Pt. B:
Nichtraucherin, Vegetarierin, seit 10 Jahren verheiratet, hat zehn Amalgamfüllungen. Sie arbeitet in einem Nichtraucherbüro. Der Ehemann ist starker Raucher. Am Wochenende, vor allem im Winter, liegt selbst der Fernseher während der Sportsendungen in einer Rauchglocke. Am Montagmorgen ist Blut- und Basalurinentnahme. Nickel-, Blei-, Arsen- und Quecksilberwerte sind erhöht. Zinkwerte leicht niedrig, nicht ungewöhnlich bei Vegetariern.
Würde die Blut- oder Urinentnahme am Dienstag oder Donnerstag stattfinden, wäre die Belastung weniger ersichtlich. Die Patientin geht Montag- und Mittwochabend nach der Arbeit ins Fitness- Studio und anschließend in die Sauna, trinkt viel Wasser. Da wird der Belastung entgegen gewirkt. Zinkwerte wären in jedem Fall niedrig.
Eine Haaranalyse, egal zu welchem Zeitpunkt die Probenentnahme stattfindet, kann die Belastung wie auch die Zinkunterversorgung zeigen. Eine Speicheluntersuchung wäre in diesem Fall höchstwahrscheinlich positiv und auch ein Grund für zahnärztliche Maßnahmen.
In beiden Fällen würde der Provokationstest die Langzeitbelastung erkennen.
Diese Beispiele verdeutlichen, dass die Wahl des Probematerials mit Bedacht gewählt werden sollte.
Die verschiedenen Untersuchungsmaterialien reflektieren unterschiedliche Stoffwechselgeschehen. Die Resultate des Gesamtkonzepts vermitteln einen zuverlässigen Einblick in das gesamte Stoffwechselgeschehen des Mineralstoffhaushaltes und erlauben eine individuelle Diagnostik und Therapie.
Blut transportiert Mineralstoffe und Spurenelemente von und zu den Organen. Die Konzentration der Blutelemente wird durch die tägliche Nahrungsmittelzufuhr, wie auch physiologische und psychologische Stressfaktoren beeinflusst. Zu beachten ist, dass Vollblut die intra- und extrazellulären Werte reflektiert. Serum wie auch Plasma reflektieren extrazelluläre Werte.
Die Ursache niedriger oder erhöhter Mineralstoffwerte sind u. a.:
Eine ungenügende oder zu hohe diätische Zufuhr
Zufuhr metallhaltiger Medikamente
Erhöhte Anforderungen wie z. B. bei Krankheitsbildern wie Anämie, chronischem Alkoholismus, chronischer Diarrhöe
Gestörte Verstoffwechselung wie z. B. bei renalen Erkrankungen
Hormonelle Störungen
Akute Vergiftungen
Erhöhte Messwerte der potentiell toxischen Metalle reflektieren eine momentane Belastung, die entweder durch belastete Nahrungsmittel, Rauchen, am Arbeitsplatz oder andere umweltbedingte Faktoren verursacht sind. Diese momentanen Belastungen sind meist relativ geringfügig, können jedoch bei anhaltender Exposition zu Langzeitkumulationen führen und Ursache entsprechender Krankheitsbilder sein.
In der Vergangenheit beschränkte sich die Untersuchung der Blutmetalle auf den Arbeitsbereich, vor allem dann, wenn deutliche Expositionen nachzuweisen waren. Bei der weniger belasteten Normalbevölkerung wurden kaum Messungen toxischer Metalle durchgeführt. Man nahm an, dass die Untersuchungen in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle überflüssig waren.
Die Ursache der relativ vielen Negativmessungen früherer Jahre war durch weniger ausgereifte Technik bedingt. Die Erfassungsgrenzen für viele Metalle wie Quecksilber waren unzureichend. Heute liegen diese Erfassungsgrenzen in sehr niedrigen Bereichen, das heißt wir erfassen heute Metalle, die wir bei nicht akut exponierten Personen vor 20 Jahren nicht erfassen und somit auch nicht bestimmen konnten. Die damalige Folgerung, dass Blut sich nicht für den Nachweis einer geringfügigen Belastung eignet, war ein Trugschluss.
Aus der folgenden Tabelle ist ersichtlich, dass heute bei der Normalbevölkerung Expositionen nachgewiesen werden können und dass die erzielten Messwerte teilweise deutlich über den Grenzwerten liegen. Die aufgeführten Maximalwerte wurden bei sogenannt nicht-exponierten Personen festgestellt.
TABELLE 3:
POTENTIELL TOXISCHE METALLE IN BLUT NICHTEXPONIERTER PERSONEN
Element
Anzahl Tests
Grenzwert µg/l
Mittel µg/l
%> Grenzwert
Max.wert Mg/l
Bestimmungsgrenze µg/l
Aluminium
1499
30,0
26,0
30,0
246,0
10,00
Antimon
1511
3,5
2,7
9,6
17,0
0,25
Arsen
1507
10,0
2,2
39,9
131,0
0,88
Cadmium
1495
1,1
0,33
12,8
2,8
0,50
Chrom
1566
2,0
0,9
22,2
16,6
1,00
Nickel
1500
2,0
1,6
63,7
17,2
1,25
Quecksilber
1724
2,0
2,5
53,0
57,0
1,00
Silber
1506
2,0
0,1
7,8
24,0
0,75
Voraussetzung ist, dass es sich bei dem Untersuchungsmaterial um Naturhaare handelt.
Chemische Behandlungen mit Haarfärbemitteln, Dauerwellen, Tönungen oder Bleichmittel verfälschen Ergebnisse und erlauben keine Interpretation der Werte (selbst wenn dies teilweise behauptet wird). Haarfärbemittel und Tönungen sind stark metallhaltig und die Vielzahl der auf dem Markt befindlichen Produkte lässt eine Abschätzung nicht zu. Labore, die das behaupten, arbeiten unseriös. Dauerwellen wie auch Bleichmittel verändern die Haarstruktur. Die Behandlung mit diesen Chemikalien öffnet den glatt geschlossenen Haarstrang, was vergleichbar ist mit der Öffnung eines Tannenzapfens. Durch diese Öffnungen dringen Metalle in das Innere des Haarschafts und verändern dessen chemische Struktur. In solch einem Fall sind Haaranalyse Ergebnisse praktisch wertlos.
Naturhaare sind menschliches Gewebe, die Mineralstoffe und Spurenelemente speichern. Langzeitbelastungen können gut festgestellt werden. Deshalb wurde die Haar- und Nagel-Analytik seit langem in der forensischen Medizin zur Aufklärung von Arsenvergiftungen verwendet. Berücksichtigt man die Tatsache, dass Arsenuntersuchungen der Haare seit über 50 Jahren medizinisch akzeptiert werden, ist die Bezeichnung ‚Außenseitermethode’ falsch gewählt. Zur Untersuchung eignen sich nur chemisch unbehandelte Kopfhaare, Bart- und Schamhaare. Achselhaare eignen sich nicht.
Die physiologische Verteilung der Metalle in menschlichen Geweben zeigt, dass Metalle sich unterschiedlich ablagern. Die Metallverteilung sollte bei der Befundbewertung nicht außer Acht gelassen werden. (Siehe Bild 1-5)
DIE VERTEILUNG TOXISCHER ELEMENTE IN MENSCHLICHEN GEWEBEN (THOMAS L 1992)
Bild 1: Aluminiumverteilung in menschlichen Geweben
Bild 2: Bleiverteilung in menschlichen Geweben
Bild 3: Cadmiumverteilung in menschlichen Geweben
Bild 4: Quecksilberverteilung in menschlichen Geweben
Bild 5: Thalliumverteilung in menschlichen Geweben
Wir sehen aber auch, dass die Aufnahme und Ablagerungen von Metallen mengenmäßig sehr unterschiedlich ssein kann. Beispielsweise zeigt Tabelle 4 ungewöhnliche Maximalwerte, die bei gewissen Metallen erzielt wurden. In allen Fällen wurden diese Messwerte durch Mehrfach-bestimmungen bestätigt.
TABELLE 4:
TOXISCHE METALLE IN HAAREN NICHTEXPONIERTER PERSONEN
Element
Anzahl Tests
Grenzwert mg/kg
Mittel mg/kg
%> Grenzwert
Max. wert mg/kg
Bestimmungsgrenze mg/kg
Aluminium
13720
8,0
3,40
36
1424
0,25
Antimon
13715
0,3
0,14
6
15
0,001
Arsen
13725
0,2
0,28
16
24
0,01
Cadmium
13718
0,2
0,02
13
202
0,001
Chrom
13716
0,21
0,04
22
14
0,02
Nickel
13713
1,0
0,24
21
134
0,01
Quecksilber
13750
0,6
0,40
41
197
0,02
Silber
13716
1,0
0,08
10
841
0,01
Auffälligkeiten an den Fingernägeln wie Oberflächenbeschaffenheit, Rillen, Nagelfarbe usw. geben einem erfahrenen Therapeuten Hinweise über die Gesundheit eines Menschen.
Nägel sind, genau wie Haare, Hautanhangsgebilde. Sie sind Speicher für Mineralstoffe und Spurenelemente, wobei das Wachstum der Nägel anders verläuft als jenes der Haare. Dieser Unterschied wird bei der Mineralstoffanalytik von Haaren wie auch Nägeln berücksichtigt. Es werden unterschiedliche Referenzwerte zur Bewertung der Analyseergebnisse genutzt. Die Probenbearbeitung verläuft ähnlich wie bei den Haarproben.
Nahrungsmittel und Getränke, Nährstoffsupplemente wie auch Medikamente enthalten Metalle, die teilweise über das renale wie auch das hepato-intestinale System ausgeschieden werden.
Vor der Entnahme einer Stuhlprobe sollte die Zufuhr an Nährstoffsupplementen metallfrei gestaltet sein. Colontherapie oder darmsanierende Maßnahmen (Probiotika) vor Durchführung einer Metalluntersuchung im Stuhl sind ebenfalls Möglichkeiten das Verdauungssystem zu 'entgiften' bevor oder nachdem die Metalluntersuchung stattfindet. Die erwähnten Maßnahmen sollten nur dann eingesetzt werden, wenn medizinisch nichts dagegen spricht.
Die Verabreichung oraler Chelatbildner wirkt entgiftend auf die Organe des Verdauungstrakts. Die Metalluntersuchung kann zur Überwachung der hepatointestinalen Entgiftung eingesetzt werden. Ein Vergleich der Stuhlprobe I vor Einsatz der oralen Entgiftungssubstanz (Chelat oder Nährstoffe) mit Stuhlprobe II nach Gabe der Entgiftungssubstanz lässt Rückschlüsse auf die Wirkung der Chelatsubstanz zu.
Die folgende Tabelle zeigt, dass Probematerial, das von nicht akut exponierten Personen stammt, keine bemerkenswerten Mengen an Thallium aufweist, d. h. die fäkale Thalliumausscheidung ist gering. Von 417 Untersuchungen lagen 0,5% über dem Grenzwert. Der Maximalwert betrug 61 µg/kg Thallium.
Bei Zirkon zeigte sich ebenfalls, dass nur 0,2% der Messwerte über dem Grenzwert lagen. Allerdings betrug der Maximalwert 1563 µg/kg Zirkon. Die Maximalwerte für Zinn- und Quecksilber lagen erheblich über dem Grenzwert.
TABELLE 5: TOXISCHE METALLE IN STUHLPROBEN
Element
Anzahl Tests
Grenzwert µg/kg
Mittel µg/kg
% > Grenzwert
Max. wert µg/kg
Blei
418
50
58
8,1
35876
Cadmium
407
50
58
7,6
671
Quecksilber
435
40
10
3,0
12143
Thallium
417
20
4
0,5
61
Zinn
406
10
18
9,4
30520
Zirkon
406
50
5
0,2
1563
Der Prozentsatz an Messwerten, die über dem Grenzwert lagen, ist bei Blei, Cadmium und Zinn höher als erwartet. Bei diesen Metallen zeigten sich Extrem-Messwerte, die auf hohe orale Exposition deuten.
Eine erhöhte Konzentration an toxischen Metallen im Urin (Morgen-, Spontan- oder 24h Urin) weist auf eine Momentan Exposition, die etwa 72 Stunden zurückliegen kann. Eine genauere Definierung der aktuell stattgefundenen Belastung ist schwer möglich und von der Halbwertzeit des jeweiligen Metalls abhängig.
Diuretika- wie eine Anzahl andere Medikamente beeinflussen die renale Metallausscheidung ebenso wie gewisse Stoffwechselschwächen (z. B. Pyrrolurie).
Eine erhöhte Metallkonzentration im Urin nach Provokation reflektiert die Bindefähigkeit des jeweiligen Chelat- oder Komplexbildners sowie die renale Ausscheidefähigkeit. Allgemein kann man nach dem Einsatz von Chelatbildnern mit einer erhöhten Metallausschüttung rechnen, wobei die quantitative Ausscheidung sich u. a. nach dem Grad der Belastung und der Bindekapazität der jeweiligen Chelatsubstanz richtet, ferner nach der genetisch vorgegebenen Fähigkeit zur Spontanentgiftung.
Die Funktion und Metallbindung der verschiedenen Chelat- oder Komplexbildner ist unterschiedlich, d. h. die unterschiedliche Bindefähigkeit dieser Substanzen sollte vor Therapieeinsatz bekannt sein. Beispielsweise wäre nach einer Quecksilberexposition eine EDTA-Therapie nicht das Mittel der Wahl. (Siehe Blaurock-Busch & Strey, Handbuch der Metalltoxikologie)
Der Vergleich von Basal- und Provokationsurin erlaubt die Bewertung des Therapieerfolges. Vielfach wird auf Basalurin-Messungen verzichtet, da angenommen wird, dass diese Messwerte für die Therapiekontrolle von untergeordneter Natur sind.
Zum besseren Verständnis weisen wir auf die folgende Tabelle. Würde beispielsweise vor Provokation ein extremer Arsen- oder Aluminium Messwert festgestellt, so wäre es ratsam die Ursache der Momentan-Exposition fest zustellen und zwar vor Einsatz der Chelattherapie. Damit vermeiden wir Fehlinterpretationen.
Tabelle 6 zeigt Maximalwerte. Ohne eine Basalurin Untersuchung wissen wir nicht, ob Extremwerte im Provokationsurin das Ergebnis der Chelatbindung oder einer Momentan Exposition sind. Das heißt ohne Basalurin zum Vergleich ist die Bewertung der Provokationsergebnisse schwer möglich.
TABELLE 6: TOXISCHE METALLE IN BASALURIN PROBEN
Element
Anzahl Tests
Grenzwert µg/g Krea
Mittel µg/g Krea
% > Grenzwert
Max. wert µg/g Krea
Bestimmungsgrenze µg/l
Aluminium
10096
40,0
6,54
12
4189
5,00
Arsen
10105
15,0
9,60
41
6565
0,35
Cadmium
10096
0,8
0,19
16
26
0,10
Gadolinium
10107
0,2
592,00
15
42876
0,05
Mangan
10095
4,5
1,76
37
4422
0,75
Quecksilber
10118
1,0
0,29
48
18
0,40
Thallium
10095
0,6
0,15
4
76
0,05
Gadolinium oder andere Kontrastmittel-Metalle sorgen häufig für Verwirrung. So ist es nicht selten, dass die Basalurin-Konzentration noch längere Zeit nach Kontrastmittelgabe erhöht ist. Folgende Regel gilt, je kürzer der Abstand von Kontrastmittelgabe zu Urinentnahme umso höher ist die Urinkonzentration des jeweiligen Kontrastmittel-Metalls. Je nach Halbwertzeit verringert sich die renale Ausscheidung entsprechend.
Selbst wenn die verabreichte Chelatsubstanz keine Bindung mit dem Kontrastmittel-Metall erzielt, besteht die Wahrscheinlichkeit, dass der Provokationsurin die hohe Basalurinkonzentration widerspiegelt. Tatsächlich ist in solchen Fällen der Messwert vor Provokation höher als danach. Somit würden wir ohne den Basalurin Vergleich einem Trugschluss erliegen.
CDC CENTERS for Disease Control and Prevention (2005), Kommission Human Biomonitoring, Publikationen (1996–2005), WWF DETOX Campaign (2005)
Kasper, Braunwald, Fauci, Hauser, Longo, Jameson. Harrison's Principles of Internal Medicine 16thEdition 2004
Kaplan LA, Pesce AJ. Clinical Chemistry. Theory, analysis, and correlation. Mosby1989
Thomas L. Labor und Diagnose, Med. Verlagsgesellschaft Marburg 1992
Dto. Labor und Diagnose, Indikation und Bewertung von Laborbefunden. 6. Auflage TH-Books 2005
Elemente, die in höheren Konzentrationen im menschlichen Organismus vorhanden sind, werden als Mineralstoffe oder auch als Mengen- oder Makroelemente bezeichnet. Dazu gehören u. a. Calcium, Chlor (Chlorid), Magnesium, Kalium, Natrium, sowie Phosphor (Phosphat), die folgend besprochen werden.
Im Jahr 1808 wurde Calcium von dem englischen Chemiker Sir Humphry Davy (1778 - 1829) in London entdeckt und beschrieben. Dieses Mengenelement kommt in der Natur nicht in reiner Form vor, sondern nur in zahlreichen Verbindungen vor, z. B. als Calciumkarbonat im Kalkstein und dem Dolomit. Früher besaß Calcium eine überragende Bedeutung für die Herstellung von Baumaterialien, und zwar in Form von Calciumkarbonat, Calciumoxid (Brandkalk) oder Calciumhydroxid (Löschkalk).
Im menschlichen Organismus ist Calcium das am meisten vorhandene Mineral. So besitzt ein Erwachsener durchschnittlich über ein Kilo Calcium im Körper. Derweitaus größte Teil davon ist in Zähne und Knochen eingelagert, nur etwa 1% kommt im Blut und anderen Geweben vor. Die extrazellulare Flüssigkeit (EZF) enthält etwa 900 mg, von denen sich etwa 360 mg im Blutplasma befinden. Ungefähr 20 g Calcium werden täglich zwischen Knochen und der EZF ausgetauscht und die Knochenmatrix kann kurzfristig einen Calciumüberschuss auffangen. Calcium ist wichtig für die Blutgerinnung und steuert die elektrischen Aktionspotentiale von Muskeln und Nerven.
Käse, Milch und andere Milchprodukte liefern die größten Mengen an Calcium. Hartkäse enthält z. B. 800 mg, also 0,8 g pro 100 g. Ein Liter Vollmilch enthält etwa 1200 mg, würde also den täglichen Bedarf abdecken, vorausgesetzt das darin enthaltende Calcium wird vollkommen verwertet. Dies ist kaum der Fall, denn die in Milchprodukten enthaltenen Fette und Phosphate blockieren die Calciumverwertung. Interessanterweise haben Asiaten, die keine Kuhmilchprodukte zu sich nehmen, seltener Calciummangelsymptome als Europäer, die reichlich Kuhmilchprodukte konsumieren. Der Grund dafür ist, so wird angenommen, der traditionsgemäß geringe Fettkonsum der Asiaten. Zudem fördert eine erhöhte Muskelaktivität die Calciumverwertung und Bewegung wurde bei Asiaten (früher) sehr groß geschrieben.
Zu den calciumreichen Nahrungsmitteln gehören auch Sardinen, allerdings solche mit Gräten. Grünkohl, Broccoli und Hülsenfrüchte enthalten geringe Mengen an Calcium. Trinkwasser kann ein deutlicher Calciumlieferant sein. Werte schwanken von 20 mg bis zu fast 500 mg pro Liter Wasser.
Allgemein ist die diätetische Calciumzufuhr in Industrieländern meist ausreichend, d. h. Calciummangel-symptome basieren vielfach auf Calciumstoffwechselstörungen und können auch durch Lebensstil-Umstellungen günstig beeinflusst werden.
TABELLE 7: VEGANE NAHRUNGSMITTEL
Pflanzliche Nahrungsmittel
Menge des Nahrungsmittels, das 100mg Calcium liefert
Mandeln
42 g
Paranüsse
59 g
Tofu (mit Calciumsulfat gefällt)
20 g
Sojabohnen, gekocht
144 g
Hafermehl
192 g
Vollkornbrot
185 g
Sesamsamen Tahin (Sesammus)
15g
Sonnenblumenkerne
91 g
Schwarze Melasse
20 g
Feigen, getrocknet
40 g
Petersilie
50 g
Brunnenkresse
59 g
Spinat, gekocht
63 g
Chinakohl
65 g
Grünkohl
67 g
Quelle: AVE - Arbeitskreis Vegane Ernährungswissenschaftlerinnen
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt die tägliche Einnahme von:
220 mg für Säuglinge 0 bis unter 4 Monate
330 mg für Säuglinge 4 bis unter 12 Monate
600 mg für Kinder 1 bis unter 3 Jahre
750 mg für Kinder 4 bis unter 7 Jahre
900 mg für Kinder 7 bis unter 10 Jahre
1100 mg für Jugendliche 10 bis unter 13 Jahre
1200 mg für Jugendliche 13 bis unter 15 Jahre
1500 mg für Jugendliche 15 bis unter 19 Jahre
1000 mg Alter 19 Jahre und älter
Schwangere ab dem 6. Monat und Stillende 1000-1200 mg
Eine vorübergehend reduzierte Calciumzufuhr löst selten Beschwerden aus. Eine chronische Unterversorgung kann jedoch zur Entkalkung des Knochensystems führen und ist vor allem bei älteren Menschen ein Risiko. Knochenbrüche, Rückenprobleme und Verformungen können die Folge sein und zu starken Schmerzen führen.
Calcium geht auch über den Schweiß verloren. Bei Sportlern kann bereits ein leichter Calciummangel muskuläre Probleme wie Zittern und Krämpfe auslösen.
In den Arbeitervierteln des 19. Jahrhunderts litten viele Kinder unter Calciummangel, der durch Licht- und Vitamin D3-Mangel ausgelöst wurde. Die Folge war die sogenannte Vitamin-D-Mangelrachitis.
Vitamin D3 ist für die Calciumaufnahme im Darm und für die Wiederaufnahme von Calcium in der Niere erforderlich. Somit kann eine ausreichende Vitamin D3 Versorgung die Calciumkonzentration im Blut erhöhen, eine wesentliche Voraussetzung für den Knochenaufbau.
Symptome einer Rachitis sind schwere Knochenverformungen und Wachstumsstörungen. In den Industrienationen ist die Rachitis durch konsequente Vitamin-D3-Prophylaxe - insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern- sowie Gesundheits- bzw. Ernährungsaufklärung zu einer seltenen Krankheit geworden.
Das Verschleiern d. h. die Körperbedeckung in sonnenreichen Nationen kann ebenfalls eine Ursache von Vitamin D und Calcium -Mangelsymptomen sein.
Auf einer pädiatrischen Intensivstation waren 18% der Kinder hypocalcämisch. Als Ursachen galten, neben einer unzureichenden Calciumzufuhr, eine Unterfunktion der Nebenschilddrüse, Vitamin D Mangel sowie Störungen bei der Aufnahme von Calcium. Eine Hypocalcämie wird vielfach beim tetanischen Syndrom und der mit diffusen Skelettschmerzen einhergehenden Osteomalazie gefunden. Das tetanische Syndrom setzt jedoch nicht immer eine Hypocalcämie voraus, sondern kann auch von Hypomagnesia oder Hypokaliämie verursacht sein. Eine häufige Ursache der akuten Hypocalcämie ist die Niereninsuffizienz. Diese geht nicht mit einer Tetanie einher, da die Azidose dies verhindert. Weitere Symptome einer Hypocalcämie sind z. B. eine gesteigerte Erregbarkeit des Nervensystems und Parästhesien (z. B. Hautkribbeln, pelziges Gefühl oder Ameisenlaufen).
Zur Aufklärung der Mangelversorgung ist ein Diättagebuch hilfreich. Tatsächlich ist die diätetische Calciumzufuhr deutscher und europäischer Patienten selten gering. Verwertungsschwächen sind meist die Ursache. Verdauungsprobleme oder Fehlernährung (z. B. fett- oder phosphorreiche Kost) sind mögliche Ursachen. Der Calciumgehalt des Trinkwassers kann eine nicht unerhebliche Calciumquelle darstellen, wenngleich dieses Calcium allgemein schlecht verwertet wird.
Bewegung unterstützt die Calciumverwertung
Zeigt das Diättagebuch, das über 7 Tage geführt werden sollte, dass die Calciumversorgung unzureichend ist, so würde sich eine erhöhte Versorgung in Kombination mit verdauungsunterstützenden Maßnahmen positiv auf den Calciumstoffwechsel auswirken.
Wird bei einem Patienten mit Calciummangelsymptomen eine normale oder sogar erhöhte diätetische Calciumzufuhr verzeichnet, so deutet dies auf eine Calciumverwertungsschwäche. Kuhmilchunverträglichkeit, oder ein zu hoher Fett- und Phosphorkonsum (Fleisch wie auch Zucker) werden vielfach beobachtet. Eine vorübergehende Ernährungsumstellung ohne zusätzliche Calciumzufuhr kann den Calciumstoffwechsel normalisieren, vor allem wenn mehr Bewegung verordnet wird. Eine Magnesiumsubstitution kann ebenfalls von Vorteil sein.
In der Regel wird zu viel aufgenommenes Calcium leicht ausgeschieden. Bei bestimmten genetischen Dispositionen kann es jedoch zur Steinbildung kommen. Bei Dialysepatienten muss der Calciumspiegel im Blut regelmäßig kontrolliert werden.
Bei der Hypercalcämie kann eine Überfunktion der Nebenschilddrüse, eine zu hohe Vitamin D Zufuhr, oder auch maligne Tumore verantwortlich zeichnen. Hypercalcämien werden bei Krankenhauspatienten mit einer Häufigkeit von 0,6 bis 1% gefunden. Eine Studie von Blind und Kollegen demonstrierte, dass bei Hyper-calcämie zu 46% ein Malignom und zu 35% ein primärer Hyperparathyroidismus (phPT) vorlagen. Bei den restlichen 19% bestand ein Zusammenhang mit der Einnahme von Thiaziden*, erhöhten 25-OH-Vitamin D3 Werten oder Immobilisation.
Notiz: *Thiazide sind Diuretika, die zur Blutdruckreduzierung eingesetzt werden und somit auch zu einem erhöhten Kalium- und Magnesiumverlust führen können. Ein hoher Magnesiumverlust führt zu einer Störung des Calcium- und Magnesiumgleichgewichtes.
Symptome einer Hypercalcämie sind Gewichtsabnahme, Appetitlosigkeit, Verstopfung, Herzrhythmusstörungen und in schweren Fällen Koma.
Nachdem Na2EDTA wie auch NaMgEDTA die Calciumbindung und Ausscheidung forcieren, werden diese Chelatoren zur Behandlung von Hypercalcämien wie auch zur Dekorporierung von Calciumablagerungen genutzt. Auch Vitamin K2 spielt offenbar auch eine Rolle.
Zur Kontrolle der Organfunktion wird das Gesamt-Calcium im Serum gemessen. Das Gesamt- Calcium im Serum besteht aus drei Fraktionen:
dem freien oder ionisierten Calcium, das etwa 50% der Gesamtkonzentration ausmacht
dem eiweißgebundenen Calcium, das vorwiegend an Albumin und zu einem geringen Anteil an Globuline gebunden ist. Der Anteil am Gesamt-Ca beträgt etwa 45%.
an Anionen, insbesondere Phosphat, Citrat und Bikarbonat, also komplex gebundenem Calcium, mit einem Anteil von etwa 5% der Gesamtkonzentration im Blut.
Die Normwerte von Gesamt-Ca im Serum liegen zwischen 2,0 bis 2,7 mmol/l oder 8,8 - 10,6 mg/dl für Erwachsene, wobei die Werte zwischen den Laboratorien geringfügig schwanken können. Bei Werten unter 2,0 mmol/l spricht man von einer Hypokalzämie, bei Werten über 2,7 mmol/l von einer Hypercalcämie.
Die Calciumkonzentration im Blut wird hauptsächlich vom Parathormon und zu einem Teil von Calcitonin und Calcitriol (einem Vitamin C Abkömmling) reguliert. Sinkt der Blutspiegel deutlich ab, wird Calcium aus Knochen und Muskeln geholt. Wird zu viel Calcium aufgenommen und nicht ausreichend ausgeschieden, wird das überschüssige Calcium abgelagert, vorwiegend (aber nicht nur) in Knochen.
Zu Referenzwerten:
Die Gesamt-Ca-Werte bleiben bei gesunden Frauen das gesamte Leben über unverändert. Bei Männern soll es nach dem 50. Lebensjahr zu einem leichten Abfall um 0,2 bis 0,4 mg/dl oder 0,05 bis 0,10 mmol/l kommen.
Blutentnahme:
Zu langes Anlegen der Staubinde und langzeitiges Verharren in aufrechter Körperhaltung bei der Entnahme können einen Anstieg des Gesamt-Ca-Wertes um bis zu 10% verursachen. Bei Verdacht auf Entnahmefehler sollte das Blut noch einmal aus einer ungestauten Vene entnommen werden.
Zu berücksichtigen ist, dass die Calciumausscheidung im Urin geographischen und jahreszeitlichen Schwankungen unterliegt. Auch rassenbedingte Unterschiede sind bekannt.
Chelatbildner wie NaEDTA und NaMgEDTA binden freies Calcium und führen zu einer vermehrten Calciumausscheidung im Urin.
Durch die deutliche Calciumbindung, verursacht die Na2EDTA wie auch die NaMgEDTA Chelattherapie eine reduzierte Thrombozyten Aggregation.
Die Chelatsubstanz NaCaEDTA ist bereits mit Calcium gebunden, d. h. eine weitere Bindung findet nicht statt.
Mit einer Ampulle NaCaEDTA, 1,9 g werden etwa 200 mg Calciumcarbonat verabreicht.
NaCaEDTA beeinflusst die Thrombozyten Aggregation nicht.
EDTA Provokations-Messwerte können nicht zur Bestimmung einer Hypo- oder Hypercalcämie genutzt werden.
Haar-Calciumwerte im unteren Referenzbereich reflektieren eine reduzierte Gewebespeicherung, was entweder auf einer unzureichenden Calciumversorgung oder Verwertungsschwäche beruht.
Information zu niedrigen Calciumwerten in Haaren:
Subklinische oder klinisch deutliche Calciummangelsymptome wie eine erhöhte Spastentendenz sind bei Patienten mit niedrigen Haar-Calciumwerten häufig vorhanden.
Niedrige Calciumwerte in Haaren eignen sich nicht zur Bestimmung einer Hypocalcämie.
Niedrige Calciumwerte in Haaren wurden bei Osteoporotikern mit normalen Serum-Calciumwerten beobachtet. Die Serumcalciumwerte dieser Patienten sind häufig normal, da die körpereigene Homöostase die Calciumverteilung im Blut sehr lange aufrechterhält.
Bei Magenuntersäuerung leidet die Calciumverwertung ebenso wie bei Bewegungsarmut.
Die häufige Anwendung von Protonenpumpenhemmern beeinflusst die Calciumverwertung. Omeprazol gehört z. B. zur Wirkstoffgruppe der Protonenpumpenhemmer.
Information zu erhöhten Haar-Calciumwerten:
Haarcalciumwerte sind kein aufschlussreicher Parameter zur Überwachung des momentanen Calciumstatus.
Haarcalciumwerte im hohen Referenzbereich werden nur dann von Blut-Calciumwerten bestätigt, wenn akute Calciumstoffwechselstörungen vorliegen.
Die Hauptursache erhöhter Haarcalciumwerte sind chemische Haarbehandlungen. Haarfärbemittel, Dauerwellen oder Bleichmittel verursachen fälschlich erhöhte Calciumhaarwerte. Derartige Haarbehandlungen verändern die Haarstruktur und verfälschen Testergebnisse. Eine Bewertung ist nicht möglich. Das Labor Micro Trace Minerals, Hersbruck, bearbeitet derart untaugliches Probematerial nicht.
Werden bei chemisch
unbehandelten
Haarmustern hohe Testwerte erzielt, sind Fehlablagerungen die Ursache. Es wird Calcium bereits aus Muskeln und Knochen entzogen, zirkuliert im Blutstrom und wird fehlabgelagert. Calciummangel-Symtome können vorliegen. Messungen der Knochendichte bringen wichtige Hinweise. Auf Hormonstörungen und Vitamin D-Spiegel achten.
Zur Aufklärung der ursächlichen Calcium-Stoffwechsel-Problematik ist ein Diättagebuch hilfreich, denn einerseits kann eine unzureichende diätetische Calciumzufuhr, die über längere Zeit erfolgte, die Ursache einer Entmineralisierung sein. Die Diätüberwachung kann auch feststellen, ob ein zu hoher Konsum fettreicher Nahrung ein Faktor der Calciumfehlverwertung ist (siehe unter Calciummangelversorgung).
Laut DVGW ist der Begriff der Wasserhärte nicht klar abgegrenzt. Der Begriff „Gesamthärte“ gibt, vereinfacht gesagt, die Konzentration von Calcium- und Magnesium-Ionen im Wasser an.
Bezüglich der Härte des Trinkwassers gibt es keine Anforderung oder Grenzwerte in der Trinkwasserverordnung. Dennoch können mit einem hohen Härtegrad im Trinkwasser einige technische Nachteile verbunden sein. Beispiels-weise beeinflusst der Härtegrad das Ausmaß der Kalkablagerungen in Warmwasserbereitern. Trinkwasser sollte einen Härtegrad von 8,4 dH nicht unterschreiten.
Adam, O.: Diät + Rat bei Rheuma und Osteoporose, Walter Hädecke Verlag, Weil der Stadt 2004
Biesalski, H. K.; Köhrle, J.; Schümann, K. Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. 29-31, 124-132, Thieme Verlag; Stuttgart/New York 2002
Biesalski, H. K., Fürst, P., Kasper, H., Kluthe, R., Pölert, W., Puchstein, Ch., Stähelin, H.B. Ernährungsmedizin. 125-126, 167-169, Thieme Verlag, Stuttgart 1999
Bootman M.D., Collins T.J., Peppiatt CM., et al. Calcium signaling: an overview. Semin Cell Dev Biol. 2001; 12: 3-10
Brown E.M.Physiology of calcium metabolism. In: Becker K.L., ed. Principles and practice of endocrinology and metabolism. Philadelphia: Lippincott; 1995:437-47
Brown E.M.Physiology and pathophysiology of the extracellular calcium sensing receptor. Am J Med.1999; 106:238-53
Bundesinstitut für Risikobewertung: Domke A., Großklaus R., Niemann B., Przyrembel H., Richter K., Schmidt E., Weißenborn A., Wörner B., Ziegenhagen R. (Hrsg.)Verwendung von Mineralstoffen in Lebensmitteln - Toxologische und ernährungsphysiologischen Aspekte Teil 2. BfR-Hausdruckerei Dahlem, 2004
Burke E., Delaney V. Assessment of hypocalcemia and hypercalcemia. Clin Lab Med 1993; 13:157-81
Cali JP, Bowes GN, Young DS, A referee method for the determination of total calcium in serum. Clin Chem 1973; 19; 1208-13
Calvo, M. S.; Kumar, R.; Hunter Heath III: Persistently elevated parathyroid hormone secretion and action in young women after four weeks of ingesting high phosphorus, low calcium diets. J. Clin. Endocrin. Metab. 70: 1334-1340 (1990).
Chapuy M.C., Arlot M.E., Duboeuf F., Brun J., Crouzet B., Arnaud S., Delmas P.D, Meunier P.J. (1992)Vitamin D3 and calcium to prevent hip fractures in elderly women. N Engl J Med 327: 1637-1642
Dawson-Hughes B. (1991) Calcium supplementation and bone loss: a review of controlled clinical trials. Am J Clin Nutr 54: 274-280
Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. 1. Aufl., Umschau Braus GmbH, Frankfurt am Main: 159-168 (2000).
Fleet J.C., Wood R.J. (1999) Specific 1,25(OH)2-D3 mediated regulation of transcellular calcium transport in Caco-2 cells.m Am. J. Physiol. 276: G958-G964
Holbrok T.L., Barrett-Connor E., Wingard D. (1988) Dietary calcium and risk of hip fracture. Lancet: 1046-1049
Horowitz M., Need A.G., Philcox J., Nordin B.E.C. (1984) Effect of calcium supplementation on urinary hydroxyproline in osteoporotic postmenopausal women. Am J Clin Nutr 39: 857-859
Hui S.L., Zhou L., Evans R., Slemenda C.W., Peacock M., Weaver CM., McClintock C., Johnston C.C. (1999) Rates of growth and loss of bone mineral in the spine and femoral neck in white females. Osteoporosis Int. 9: 200-205
Lau E.M., Woo J. (1998) Nutrition and osteoporosis. Curr Opin Rheumatol 10 (4): 368-372
Leitzmann, C., Müller, C., Michel, P., Brehme, U., Hahn, A., Laube, H. Ernährung in Prävention und Therapie. 62-63, 2005 Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart
Lewis R.D., Modlesky CM. (1998) Nutrition, physical activity, and bone health in women. Int J Sport Nutr 8 (3): 250-284
Lukert, B. P.; Carey, M.; McCarty, B.; Tiemann, S.; Goodnight, L.; Helm, M.; Hassanein, R.; Stevenson, C.; Stoskopf, M.; Doolan, L.: Influence of nutritional factors on calcium-regulating hormones and bone loss. Calcif. Tissue Int. 40: 119-125 (1987).
Roche Lexikon Medizin, 4.Auflage; © Urban & Fischer Verlag, München 1984/1987/1993/1999
Schmidt, Dr. med. Edmund, Schmidt, Nathalie. Leitfaden Mikronährstoffe. 238-247 Urban & Fischer Verlag; München, Februar 2000
Teegarden D., Proulx W.R., Martin B.R., Zhao J., McCabe G.P., Lyle R.M., Peacock M., Slemenda C, Johnston C.C, Weaver CM. (1995) Peak bone mass in young woman.J. Bone Miner. Res. 10:711-715
Tylavsky, F. A.; Anderson, J. J.: Dietary factors in bone health of elderly lactoovovegetarian and omnivorous women. Am. J. Clin. Nutr. 1988. 48: 842-849
Ullom-Minnich P. Prevention of osteoporosis and fractures. Am Fam Physician 60. 1999 (1): 194-202