Clever Kontern - Meike Müller - E-Book

Clever Kontern E-Book

Meike Müller

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Beschreibung

In der Arbeitswelt tummeln sich jede Menge Sprücheklopfer, immer auf der Suche nach einem Opfer. Clever kontern heißt, nie mehr wie ein begossener Pudel dazustehen, wenn einem der liebe Kollege, der werte Kunde oder der geschätzte Vorgesetzte dumm kommen. Meike Müller weiß, wie sich Schlagfertigkeit lernen und optimieren lässt: Die Kommunikationstrainerin zeigt, wie man verbale Angriffe auf humorvolle, taktische oder auch auf die knallharte Art pariert, sich abgrenzt und souverän durchsetzt.

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Seitenzahl: 172

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Impressum

Copyright: © 2015 Meike Müller Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Einleitung

Das Interview ist legendär: Als der Fernsehjournalist der ARD-Sendung „Be­richt aus Bonn“ Ernst Dieter Lueg (Lug gesprochen) dem damaligen SPD-Frak­tionschef Herbert Wehner unbequeme Fragen stellte, wurde der Politiker so sauer, dass er den Namen des Interviewers verballhornte. Er nannte ihn im Gespräch nur noch „Herrn Lüg“. Der Journalist blieb gelassen – und reagierte am Ende des Gesprächs schlagfertig mit: „Vielen Dank, Herr Wöhner.“ Ein cle­verer Konter.    

Davon träumen wir alle, stimmt’s? Im richtigen Moment die passende Retour­kutsche zu haben; nie mehr wie ein begossener Pudel dazustehen, wenn ei­nem jemand dumm kommt. Das ist, so glauben viele, leichter gesagt als getan - oder wie brachte es Mark Twain mal so passend auf den Punkt: „Schlagfertig­keit ist das, was mir 24 Stunden später einfällt.“

Am Arbeitsplatz tummeln sich jede Menge Sprücheklopfer, immer auf der Suche nach einem passenden Op­fer für ihre Verbalattacken. Sie sollten unbedingt dafür sorgen, nicht zu deren Zielscheibe zu werden, Angriffe abzuwehren. Es gilt, dem Gegenüber Grenzen aufzuzeigen, kurzum schlagfertig zu reagieren, wenn der „liebe“ Kollege, der „werte“ Kunde, der „geschätzte“ Vorgesetzte oder „nette“ Geschäftspartner verbal das Feuer eröffnet.

Der clevere Konter hilft, sich abzugrenzen, das eigene Terrain zu sichern, die Souveränität wieder herzustellen.

Was also tun, wenn der Kollege wieder Äußerlichkeiten statt Inhalte kommen­tiert; wenn die Chefin von zu Hause schlechte Laune mitbringt und sie wie üblich an den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auslässt; wenn der Kollege schon wieder bittet, doch noch diese oder jene Aufgabe für sie zu übernehmen, ob­wohl man selbst alle Hände voll zu tun hat?

Dann sind selbstbewusste Reaktionen gefragt. Dieser Ratgeber zeigt, wie es Ihnen gelingt, mit diesen und anderen Situationen am Arbeitsplatz schlagfertig umzugehen. Denn eins ist sicher: Wer bei dummen Sprüchen, Angriffn oder gar Beleidigungen die passende Antwort parat hat, kann sich im Arbeitsleben besser durchsetzen. Und das ist erlernbar, wie „Clever kontern“ beweist.

Nach der Veröffentlichung von „Schlagfertig. Verbale Angriffe gekonnt abweh­ren“ haben mir Journalistinnen und Journalisten immer wieder die Frage aller Fragen gestellt: Kann man Schlagfertigkeit überhaupt lernen? Sie lässt sich schnell beantworten – mit einem schlichten „Ja“.

Sicher, es gibt in Sachen Retourkutschen begabte und weniger begabte Men­schen. Was aber jeder erreichen kann: Immer seltener völlig sprachlos zu sein, wenn man provoziert, angemacht, beleidigt wird. Vielleicht fallen Ihnen nicht jedes Mal die wahnsinnig witzigen, preisverdächtigen Antworten ein, aber es ist auch viel wichtiger, dass es Ihnen gelingt, überhaupt etwas zu sagen.

In diesem Ratgeber finden Sie die entscheidenden Tipps, wie Sie sich in den unterschiedlichsten Situationen im Berufsleben gegen Verbalangriffe wehren können – auf die charmant-witzige, die raffiniert-taktische oder wenn’s sein muss, die knallhart-abgrenzende Art.

Schlagfertigkeit heißt meiner Auffassung nach nicht, dass man immer mit har­ten Bandagen zurückschlagen muss, um etwas zu erreichen. Manchmal genügt es auch bzw. ist es sogar angeraten, den einen oder anderen Spruch zu über­hören und lediglich körpersprachlich deutlich zu machen, dass man über den Dingen steht. Schlagfertigkeit um jeden Preis kann nicht das Ziel sein.    

Überlegen Sie also: Sind die Sprü­che und Bemerkungen, die man Ihnen an den Kopf wirft, beleidigend, gehen Sie unter die Gürtellinie? Dann ist es durchaus ratsam, schärfer zu reagieren.

Gibt es für Sie ein höher gestelltes Interesse, wollen Sie es sich – aus welchen Gründen auch immer – mit der entsprechenden Person nicht verscherzen, oder ist Ihnen Ihr Gegenüber keinerlei Energieverbrauch wert, dann legen Sie einen Gang in Sachen Schlagfertigkeit zurück. Es liegt an Ihnen, eine realistische Einschätzung zu finden, wie spitz die Zunge sein soll, mit der Sie antworten.

Grundsätzlich kann es nicht darum gehen, den anderen fertig zu machen und mit gleicher Münze zurückzuzahlen. Ziel der Schlagfertigkeit ist es, die eigene Souveränität wiederherzu­stellen und nicht, Ihr Gegenüber zutiefst zu kränken. Sie wissen aus eigener Erfahrung, wie lange es an einem nagen kann, wenn man einen blöden Spruch, eine unsachliche Kritik oder eine gemeine Beleidigung gesagt bekommt. So dumm und provozie­rend die Verbal­attacke Ihres Gegenübers auch ist, wollen Sie sich auch auf das Niveau herab begeben? Machen Sie sich doch besser eine Devise zu eigen, die ange­hende amerikanische Managerinnen und Manager schon im Studium lernen. Sie lau­tet „At­tack the problem, not the person“. Behaupten Sie Ihren Standpunkt und seien Sie in der Sache hart,  aber verletzen Sie möglichst nicht die Würde des anderen.

Denn eins ist klar: Schlagfertigkeit ist nicht dazu geeignet, Streit zu schlichten. Andererseits muss jemand, der es darauf ab­sieht, ein Opfer für seine schlechte Laune zu suchen, der andere abwertet oder unberechtigterweise bzw. unsach­lich kritisiert, der mit Unterstellungen und Beleidigungen um sich wirft, in seine Schranken gewiesen werden. Dann ist ein cleverer Konter das beste Mittel der Wahl.

Jetzt rede ich – Instrumente für das clevere Kontern

„Da fiel mir einfach nichts mehr ein. Ich stand nur dumm da und hab’ ge­schwiegen“. Bettina, Teilnehmerin in einem meiner Schlagfertigkeits-Seminare erinnert sich noch gut an die Situation, als sie nach einem Friseurbesuch ins Büro kann und der Kollege sie mit dem Spruch; „Na, haste mit ’nem Rasenmä­her gekämpft?“ begrüßte. „Ich habe mich noch wochenlang geärgert, dass ich da nicht Paroli geboten habe, sondern es stumm wie ein Fisch hinnehmen und mich beleidigen ließ. Anstatt ihm Kontra zu geben, habe ich sogar noch ange­fangen, an der  Frisur, die ich selber eigentlich ganz toll fand, plötzlich zu zweifeln – nur weil so ein Typ einem einfach einem Spruch um die Ohren haut – mit sichtbarem Vergnügen.“

Es ist wirklich zu dumm, wenn es einem nicht gelingt, den anderen kurz und knapp mit einer gut sitzenden Antwort in die Schranken zu weisen. Dieses Problem kennen viele Menschen: Es fällt ihnen partout nichts ein, wenn sie an­gegriffen werden.

Antworten Sie möglichst schnell

Meist erst Minuten oder Stunden nach der Verbalattacke, vielleicht sogar erst am nächsten Tag weiß man plötz­lich, was die passende Erwiderung gewesen wäre. Nur, da ist es leider viel zu spät. Ein wesentliches Kriterium für Schlag­fertigkeit besteht in der schnellen Reaktion auf einen Spruch, einen Vorwurf, eine Angriff.

Nutzen Sie den Überraschungseffekt

Gemeine Sprüche machen uns sprachlos, weil wir einfach nicht mit ihnen rech­nen. Man ist perplex, weil eine Angriff oft völlig überraschend kommt. Jetzt heißt es, den „Schockzustand“ zu überwinden und den Spruch, die Beleidigung oder was auch immer uns an den Kopf geworfen wird, zu kontern. Bei Schlag­fertigkeit kommt es also nicht nur auf die eben genannte Schnelligkeit an, son­dern es geht auch darum, den Überraschungsmoment zu überwinden. Am besten wirkt die Antwort, wenn Sie Ihren Gegner ebenfalls ordentlich ver­blüf­fen. Schlagfertigkeit ohne Überraschungsmomente ist nicht möglich.

Seien Sie frech

Charakteristisch ist zum Dritten eine Portion Frechheit. Ob Ihre schlagfertige Antwort witzig, charmant oder sehr hart ist - das bleibt Ihnen überlassen und hängt mit Sicherheit von der Schärfe des Angriffs und zum anderen davon ab, was Sie erreichen wollen ab. Typisch ist allerdings für alle Formen der Antwort, dass Sie sich trauen, frech zu sein. Sonst wird ihre Antwort zu zaghaft sein und kaum Wirkung erzielen.

Setzen Sie sich aber nicht unter Leistungsdruck, indem Sie von sich selber nur noch geniale Sprüche erwarten. Das kann blockieren, so dass Ihnen am Ende gar nichts mehr einfällt. Sagen Sie sich, dass Sie überhaupt etwas antworten wollen -  wenn es dann auch noch hu­morvoll und spritzig ist, umso besser.

Zusammengefasst lässt sich Schlagfertigkeit also beschreiben als die prompte sprachliche mit einer guten Prise Frechheit gewürzte Reaktion auf einen uner­warteten verbalen Angriff.

Verschaffen Sie sich Respekt

Schlagfertigkeit schlichtet keinen Streit. Aber mit ihr gelingt es, Respekt zu ge­winnen und die Achtung vor sich selber auch verstärken. Also: Machen Sie Ih­ren „lieben“ Mitmenschen klar, wenn sie zu weit gegangen sind. Das ist unbe­dingt nötig, damit sie künftig Ihre persönli­chen Grenzen achten werden.

Schlagfertigkeit hilft Ihnen, sich zur Wehr zu setzen, wenn jemand ...

Sie auf die Probe stellen will

meint, seine Wut bei Ihnen abladen zu können

Sie einschüchtern möchte

Ihnen gegenüber taktlos ist

Sie beleidigt oder provoziert

Sie herabsetzt oder vor anderen bloßstellt

Ihnen die Zeit stiehlt

sich als Wichtigtuer auf Ihre Kosten produziert  

Setzen Sie also alles dran, schlagfertiger zu werden. Das ist durchaus möglich, wie ich im Folgenden zeige.

Schlagfertigkeit ist erlernbar

Spontan, überraschend, verblüffend und möglichst noch richtig witzig – so sollte die perfekte schlagfertige Antwort sein. Wenn Sie das lesen, denken Sie vielleicht: Das kann ich nicht, dafür bin ich nicht der Typ. Aber keine Angst. Schlagfertigkeit ist tatsächlich erlernbar.

Wesentliche Voraussetzung dafür ist, dass Sie Ihre Bravheit ablegen. Sie wer­den die Achtung der ande­ren nicht erlan­gen, wenn Sie es allen immer nur recht machen wollen. Sie erreichen genau das Gegenteil, wenn Sie ein Mensch sind, der es nicht versteht, sich abzugrenzen, dem Gegenüber deutlich zu machen, dass er oder sie zu weit gegangen ist, dass Ihre Würde verletzt wurde. Dann sind Sie in den Augen der anderen leicht jemand, mit dem bzw. der man „es“ ja machen kann.

Angriffe der Gegenseite bedeuten immer so etwas wie Grenzverletzung, je­mand betritt Ihr Territorium. Das gilt es zu verteidigen. Es geht vor allem darum, dass Sie Ihre angegriffene Souve­ränität wieder herstellen.

Die passende Antwort zur richtigen Zeit – das können Sie lernen. Vorausge­setzt Sie beherrschen die wichtigsten Schlagfertigkeitstechniken. Im folgenden Kapitel stelle ich sie Ihnen vor.

Emotionen im beruflichen Alltag

Ein Vorstellungsgespräch: Der Personalchef sitzt an seinem Schreibtisch. Ihm gegenüber eine junge Frau, die in Kürze die Schule verlassen wird. Sie hat sich bei ihm um einen Ausbildungsplatz beworben. Plötz­lich fragt er: „Sind Sie Jungfrau?“

Situationen, die uns sprachlos machen, gibt es am Arbeitsplatz zuhauf – das fängt manchmal schon im Vorstellungsgespräch an, wie in diesem Beispiel.

Sicher sind Sie grundsätzlich davon über­zeugt, dass es wichtig und richtig ist, sich sachlich und ruhig auszutauschen und Argumente ab­zuwägen. Gerade am Arbeitsplatz - da geht’s doch um Sachentscheidungen, Disziplinen, Kalkulatio­nen, Zahlen, Daten, Fakten. Soviel zur Theorie. Praktisch sieht es - das können Sie sicher bestätigen - oft ganz anders aus.

Emotionen bestimmen auch im beruflichen Alltag oft darüber, wie Menschen miteinander umgehen. Darüber muss man sich im Klaren sein – auch wenn noch so sehr betont wird, dass es doch um „Sachthemen“ geht. Oft kommt es nicht deshalb zum Streit, weil sich beide Seiten nicht wirklich inhaltlich einigen können, sondern weil der eine mit dem anderen noch „ein Huhn zu rupfen“ hat. Diese persönliche Animosität führt zu einer Auseinandersetzung, in der es nur scheinbar um die Sachebene geht. „Unausgedrückter Groll und verborgene Verletztheit, vermiedene Auseinandersetzungen und scheinheilige Diplomatie, feindseliger Zank und kleinli­che Nörgelei, harte Argumentationskämpfe auf der falschen Ebene, beherrschen häufig die Szene, wenn es auf der Beziehungs­ebene schwierig wird.“1

Bei der Kommunikation geht es also keineswegs nur um Inhalte. Es gibt darüber hinaus noch weitere As­pekte, die das gegenseitige Verste­hen erschweren können.

Wenn jemand eine Aussage macht, so der Kommunikations-Experte Friede­mann Schulz von Thun, dann enthält diese Mittei­lung vier psychisch bedeut­same Seiten: Selbstoffenbarung, Sachinhalt, Beziehungshinweis und Appell.2

Der optimale Kommunikationsprozess sieht so aus: Jemand (= Sender) sagt etwas. Der Adressat (= Empfänger) versteht es. Was der Sender vermitteln wollte, kommt 1:1 beim Emp­fänger an.

Soviel zur Theorie - oft klappt dieser Austausch nicht so ideal. Der Grund von Kommunikationsstörungen liegt, so Schulz von Thun, vor allem darin be­gründet, dass „ein und dieselbe Nachricht stets viele Botschaften gleichzeitig enthält (...) Dass jede Nachricht ein ganzes Paket mit vielen Bot­schaften ist, macht den Vorgang der zwi­schenmenschlichen Kommunikation so kompliziert und störanfällig, aber auch so aufregend und spannend.“3

Jede Nachricht enthält erstens einen Sachinhalt (das, worüber ich informiere), zweitens eine Selbstoffenbarung (das, was ich von mir selbst kundgebe); drittens sagt sie et­was über die Beziehung zwischen den miteinan­der Sprechenden aus (das, was ich vom anderen halte und wie wir zueinander stehen), und viertens enthält sie einen Appell (das, wozu ich den anderen veran­lassen möchte).

Wie das genau zu verstehen ist, wird an einem einfachen Beispiel deutlich: Zwei Kollegen, Dieter Wolf und Hans Möller, arbeiten im selben Büro. Plötzlich sagt Dieter Wolf: „Du Hans, es ist gleich fünf.“

Die Nachricht enthält folgende vier Aspekte:

Sachinhalt

: Dieter Wolf sagt Hans Möller, wie spät es ist. Nämlich gleich fünf Uhr.

Selbstoffenbarung

: Dieter Wolf sagt über sich aus: Ich behalte die Zeit im Auge; ich mache mir Ge­danken, ob wir bald Feierabend machen können oder die Arbeit noch rechtzeitig schaffen.

Beziehungsebene

: Dieter Wolf denkt vielleicht, dass Hans Möller es nie schafft, pünktlich zu sein. Deshalb sagt er ihm die Uhr­zeit.

Appell

: Das ist möglicherweise die Aufforderung an Hans Möller, sich zu beei­len. Oder Dieter Wolf hat den Wunsch, endlich Feierabend machen zu können und fordert den Kollegen damit indirekt auf zu sagen: „

Was, schon fünf? Mensch Dieter, du bist doch heute schon um halb acht hier gewesen. Mach’ doch Feierabend.“

Vielleicht haben die beiden auch noch ausrei­chend Zeit, und es ist der Appell an Hans, endlich weniger zu hetzen, weil es noch früh genug ist.

Ob Sie wollen oder nicht, wenn Sie eine Aussage machen, senden Sie immer auf allen vier Kanälen. Hinzu kommt, dass nicht nur entscheidet, was gesagt wird, sondern vor al­lem, in welchem Ton, mit welcher Mimik oder Ges­tik.

Erschwert wird das Miteinander zusätzlich dadurch, dass nicht nur jede Nach­richt - gespro­chen oder nonverbal gesendet - verschiedene Ebenen hat. Auch als Empfänger hört man mal mit dem einen, mal mit dem anderen Ohr besser. Denn auch davon haben wir – im übertragenen Sinne ver­steht sich – ebenfalls vier: Das Sachohr, das Beziehungsohr, das Selbstoffenbarungsohr, das Ap­pellohr. Manchmal ist man z.B. auf dem Sachohr taub und hört dafür auf dem Appellohr „die Flöhe husten“. So vermutet man hinter einer Aussage gleich die Aufforderung zur Verhaltensände­rung, dabei war es gar nicht so gemeint. Aus der Aussage „Du, es ist gleich fünf“ hört Hans Möller vielleicht sofort die Auffor­derung heraus, sich zu beeilen. Womöglich fühlt er sich auch er­heblich bevor­mundet, weil sein Beziehungsohr ganz genau hinhört und die Infor­mation raus­filtert: „Er hält nichts von mir, traut mir nichts zu. Er glaubt nicht, dass ich es rechtzeitig schaffe.“

Was bedeutet die Kenntnis der vier Ebenen einer Nachricht nun für die Kom­munikation mit­einander? Wichtig ist, dass Sie als Empfänger bzw. Empfängerin ansprechen, was Sie da zwischen den Zeilen mithören, genauer: mitzuhören meinen. Insbesondere das Beziehungs- und Selbstoffenba­rungsohr sollten ge­spitzt werden. Hier wird oft ganz deutlich, warum sich jemand in einer be­stimmten Form äußert, was eigentlich hinter seiner oder ihrer Botschaft steckt bzw. was er oder sie von seinem Gegenüber hält

Der Beziehungsaspekt einer Nachricht ist also für uns als Empfänger in der Regel besonders wichtig. Denn hier fühlen wir uns in bestimmter Weise be- oder eventuell sogar misshandelt. Bevormundet mich beispielsweise jemand, spricht man mir wie mit einem kleinen Kind, oder schätzt mein Gegenüber mich hoch ein? Legt man Wert auf meine Meinung, werde ich be­wundert? „Allge­mein gesprochen: Eine Nachricht senden heißt auch immer, zu dem Ange­spro­chenen eine bestimmte Art von Beziehung auszudrücken.“4

Die wichtigsten Schlagfertigkeitstechniken

Weil wir auf der emotionalen Ebene oft „erwischt werden“, sind wir erst recht perplex, verletzt oder geschockt, wenn uns eine Gemeinheit um die Ohren gehauen wird. Es gibt immer wieder die Situationen, in denen man es bedauert, nicht ruckzuck eine Antwort parat zu haben. Die oben genannte Be­werberin hätte sich bestimmt gewünscht, dass ihr etwas auf die Schnelle eingefallen wäre. Sie hätte zum Beispiel sagen können: „Nein, mein Sternzeichen ist Schütze.“ Doch die klugen Antworten fallen einem meistens erst viel später ein. Damit Ihnen das künftig nicht mehr so geht und Sie an Ort und Stelle retournie­ren können, stelle ich Ihnen im Folgenden die 13 wichtigsten Schlag­fertigkeits-Techniken vor:

Die Notfall-Technik

Die Auszeit-Technik

Die Rückfrage-Technik

Die Besser-als-Technik

Die Ja-ganz-genau-Technik

Die Gerade-weil-Technik

Die Übersetzer-Technik

Die Retour-Technik

Die Honig-um-den-Bart-Technik

Die Hörfehler-Technik

Die Asche-auf-mein-Haupt-Technik

Die Durchzug-Technik

Die Abgrenzungs-Technik

Lesen Sie im folgenden Kapitel, was es mit diesen Techniken auf sich hat und wie Sie die Methoden am besten anwenden.

1. Die Notfall-Technik

Die Notfall-Technik habe ich bewusst an den Anfang gestellt. Denn sie ist recht einfach zu lernen, die Antworten passen fast immer und vor allem fallen sie ei­nem ein, wenn man mal nicht gut drauf ist, weil man die Nacht kaum geschla­fen hat, der Nachbar von oben wieder mal trampelt, alle Welt etwas von einem will und die Kopfschmerzen auch immer stärker werden.

Legen Sie sich ein paar Standardantworten zu­recht. Ja, lernen Sie die vielleicht sogar auswendig. Diese Technik eig­net sich so hervorragend für den Notfall, weil sie ein ganz einfaches Schema hat. Man­che Sätze können Sie sogar wortwörtlich für ganz unterschiedliche Angriffn benutzen.

Angriff: „Sie verhalten sich wie ein kleines Kind“Konter: „Ach was!“

Angriff: „Sie sind aber auch dämlich.“Konter: „Was Sie nicht sagen!“

Angriff: „Können Sie nicht lesen. Ich habe die Anmerkung extra unterstri­chen!“ Konter: „Sagen Sie bloß.“

Angriff: „Das kriegen Sie niemals hin“ Konter: „Soso.“

Übrigens: Hier macht die Betonung viel aus! Sie kennen sicher den Komiker und Sati­riker Loriot? Schauen Sie sich seine Sketche oder Filme mal genau an und versuchen Sie, die typischen knappen Antworten seiner Figuren zu kopieren, z.B. das knappe: „Ach was!“

Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass eine solche Antwort Ihnen noch immer einfällt, wenn Sie partout keine bessere Idee haben. Hinzu kommt, dass Sie Energie sparen, weil eine Antwort nach diesem Muster schnell aus dem Ärmel geschüttelt werden kann.

Um auf einfache Weise Ihr Desinteresse an dem, was der Angreifer gesagt hat, zum Ausdruck zu bringen, sind folgende Antwortmöglichkeiten aus der „Not­fall-Apotheke“ sehr geeig­net:

„Schön für dich!“„Tatsächlich?“„Wer hat Sie eigentlich nach Ihre Meinung gefragt?“„Wer will das eigentlich wissen?“„Ja, und?“„Und Sie haben wirklich Abitur?“„Ihr Humor ist unschlagbar!“„Eine Frage: Haben Sie dieses Leiden schon länger?“

Sie können diese Methode also in ganz unterschiedlichen Situationen einset­zen, wie ich auch später noch zeige. So eignet sich die Notfall-Technik, um schlagfertig zu reagieren

auf Killerphrasen

,

auf Abwertungen und Beleidigungen

,

auf berechtigte Kritik

,

oder bei gedanklichen Blockaden

.

2. Die Auszeit-Technik

Wer sagt eigentlich, dass man immer antworten muss, wenn jemand einen an­macht oder eine Antwort einfordert? Müssen müssen Sie gar nicht. Vielleicht ist Ihnen die Angelegenheit das gar nicht wert, oder Sie möchten sich die ganze Angele­genheit in Ruhe durch den Kopf gehen lassen; möglicherweise wollen Sie nicht mal das, nur eben einfach auch nicht antworten? Die Auszeit-Technik macht’s möglich. Fühlen Sie sich von einer Attacke richtig überrumpelt, greifen Sie am besten auf diese Methode zu­rück.

Angriff: „Sie sollten sich schon mal äußern, was Sie wollen.“ Konter: „Sie werden verstehen, dass ich dazu auf die Schnelle nichts sagen möchte. Gedulden Sie sich zwei Tage.“ oder: „Morgen bekommen Sie von mir Bescheid, wie ich darüber denke.“

Mit folgender Entgegnung sorgen Sie dafür, dass ein Angreifer erst einmal perplex ist - vor allem, wenn Sie auf eher ironische Art und Weise antworten.

Angriff: „Weißt du was, du hast Sie doch nicht mehr alle.“Konter:„Du, passt es dir morgen um drei? Dann werde ich dir sagen, wie ich darüber denke.“

Bei Politikerinnen und Politikern lässt sich sehr gut beobachten, wie sie sich diese Technik zunutze machen. Sie verschaffen sich Zeit, indem sie auf andere Themen ausweichen oder an- bzw. vorgeben noch weitere Informationen zusammentragen zu müssen, um etwas sagen zu kön­nen.

Frage: „Werden Sie persönliche Konsequenzen aus der Par­teispenden­af­färe ziehen.“Antwort: „Sie werden dafür Verständnis haben, dass erst alle Details ganz genau geprüft werden müssen, bevor ich mich dazu äu­ßere.“

Frage: „Was sagen Sie zu dem schlechten Abschneiden Ih­rer Partei bei die­ser Wahl?“Antwort: „Lassen Sie mich zuerst bedanken bei den Wählerin­nen und Wählern draußen im Lande, bei den vielen Helferinnen und Helfern, die alles Er­denkliche getan haben, um den Wahlkampf erfolg­reich zu bestreiten. Wir haben...“

Frage: „Wie erklären Sie den Wählerschwund?“Antwort: „Sie können die Frage so nicht stellen ... Sie müssen davon ausgehen, dass ...“

Politikerinnen und Politiker trainieren regelrecht, wie sie Antworten umgehen können. Die Strategie besteht darin, ein Stichwort aus einer Frage aufzugreifen und sich nun dazu ausführ­lich zu äußern. Scheinbar ist man auf die Frage ein­gegangen – aber eben nur scheinbar. Oft gelingt dieses Ausweichmanöver au­ßerordentlich gut.

Lesen Sie auch, wie Sie die Auszeit-Technik nutzen, um

clever auf Einwände zu reagieren

,

Angriffe in Frageform abzuwehren

,

Witze auf Ihre Kosten nicht auf sich sitzen zu lassen

,

Vorwürfen den Winden aus den Segeln zu nehmen

,

oder um sich bei Blackouts gekonnt aus der Affäre zu ziehen

.

3. Die Rückfrage-Technik

Die Rückfrage-Technik ist neben den beiden gerade vorgestellten Methoden eine der einfachsten Techniken in Sachen Schlagfertigkeit. Warum ist sie so simpel und eingängig? Sie müssen nicht sehr tief in die Kreativitätskiste grei­fen. Statt nach einer klugen, passenden und vielleicht noch humorvollen Ant­wort zu suchen, brauchen Sie einfach nur zurückzufragen.