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In der Arbeitswelt tummeln sich jede Menge Sprücheklopfer, immer auf der Suche nach einem Opfer. Clever kontern heißt, nie mehr wie ein begossener Pudel dazustehen, wenn einem der liebe Kollege, der werte Kunde oder der geschätzte Vorgesetzte dumm kommen. Meike Müller weiß, wie sich Schlagfertigkeit lernen und optimieren lässt: Die Kommunikationstrainerin zeigt, wie man verbale Angriffe auf humorvolle, taktische oder auch auf die knallharte Art pariert, sich abgrenzt und souverän durchsetzt.
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Seitenzahl: 172
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Copyright: © 2015 Meike Müller Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
Das Interview ist legendär: Als der Fernsehjournalist der ARD-Sendung „Bericht aus Bonn“ Ernst Dieter Lueg (Lug gesprochen) dem damaligen SPD-Fraktionschef Herbert Wehner unbequeme Fragen stellte, wurde der Politiker so sauer, dass er den Namen des Interviewers verballhornte. Er nannte ihn im Gespräch nur noch „Herrn Lüg“. Der Journalist blieb gelassen – und reagierte am Ende des Gesprächs schlagfertig mit: „Vielen Dank, Herr Wöhner.“ Ein cleverer Konter.
Davon träumen wir alle, stimmt’s? Im richtigen Moment die passende Retourkutsche zu haben; nie mehr wie ein begossener Pudel dazustehen, wenn einem jemand dumm kommt. Das ist, so glauben viele, leichter gesagt als getan - oder wie brachte es Mark Twain mal so passend auf den Punkt: „Schlagfertigkeit ist das, was mir 24 Stunden später einfällt.“
Am Arbeitsplatz tummeln sich jede Menge Sprücheklopfer, immer auf der Suche nach einem passenden Opfer für ihre Verbalattacken. Sie sollten unbedingt dafür sorgen, nicht zu deren Zielscheibe zu werden, Angriffe abzuwehren. Es gilt, dem Gegenüber Grenzen aufzuzeigen, kurzum schlagfertig zu reagieren, wenn der „liebe“ Kollege, der „werte“ Kunde, der „geschätzte“ Vorgesetzte oder „nette“ Geschäftspartner verbal das Feuer eröffnet.
Der clevere Konter hilft, sich abzugrenzen, das eigene Terrain zu sichern, die Souveränität wieder herzustellen.
Was also tun, wenn der Kollege wieder Äußerlichkeiten statt Inhalte kommentiert; wenn die Chefin von zu Hause schlechte Laune mitbringt und sie wie üblich an den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auslässt; wenn der Kollege schon wieder bittet, doch noch diese oder jene Aufgabe für sie zu übernehmen, obwohl man selbst alle Hände voll zu tun hat?
Dann sind selbstbewusste Reaktionen gefragt. Dieser Ratgeber zeigt, wie es Ihnen gelingt, mit diesen und anderen Situationen am Arbeitsplatz schlagfertig umzugehen. Denn eins ist sicher: Wer bei dummen Sprüchen, Angriffn oder gar Beleidigungen die passende Antwort parat hat, kann sich im Arbeitsleben besser durchsetzen. Und das ist erlernbar, wie „Clever kontern“ beweist.
Nach der Veröffentlichung von „Schlagfertig. Verbale Angriffe gekonnt abwehren“ haben mir Journalistinnen und Journalisten immer wieder die Frage aller Fragen gestellt: Kann man Schlagfertigkeit überhaupt lernen? Sie lässt sich schnell beantworten – mit einem schlichten „Ja“.
Sicher, es gibt in Sachen Retourkutschen begabte und weniger begabte Menschen. Was aber jeder erreichen kann: Immer seltener völlig sprachlos zu sein, wenn man provoziert, angemacht, beleidigt wird. Vielleicht fallen Ihnen nicht jedes Mal die wahnsinnig witzigen, preisverdächtigen Antworten ein, aber es ist auch viel wichtiger, dass es Ihnen gelingt, überhaupt etwas zu sagen.
In diesem Ratgeber finden Sie die entscheidenden Tipps, wie Sie sich in den unterschiedlichsten Situationen im Berufsleben gegen Verbalangriffe wehren können – auf die charmant-witzige, die raffiniert-taktische oder wenn’s sein muss, die knallhart-abgrenzende Art.
Schlagfertigkeit heißt meiner Auffassung nach nicht, dass man immer mit harten Bandagen zurückschlagen muss, um etwas zu erreichen. Manchmal genügt es auch bzw. ist es sogar angeraten, den einen oder anderen Spruch zu überhören und lediglich körpersprachlich deutlich zu machen, dass man über den Dingen steht. Schlagfertigkeit um jeden Preis kann nicht das Ziel sein.
Überlegen Sie also: Sind die Sprüche und Bemerkungen, die man Ihnen an den Kopf wirft, beleidigend, gehen Sie unter die Gürtellinie? Dann ist es durchaus ratsam, schärfer zu reagieren.
Gibt es für Sie ein höher gestelltes Interesse, wollen Sie es sich – aus welchen Gründen auch immer – mit der entsprechenden Person nicht verscherzen, oder ist Ihnen Ihr Gegenüber keinerlei Energieverbrauch wert, dann legen Sie einen Gang in Sachen Schlagfertigkeit zurück. Es liegt an Ihnen, eine realistische Einschätzung zu finden, wie spitz die Zunge sein soll, mit der Sie antworten.
Grundsätzlich kann es nicht darum gehen, den anderen fertig zu machen und mit gleicher Münze zurückzuzahlen. Ziel der Schlagfertigkeit ist es, die eigene Souveränität wiederherzustellen und nicht, Ihr Gegenüber zutiefst zu kränken. Sie wissen aus eigener Erfahrung, wie lange es an einem nagen kann, wenn man einen blöden Spruch, eine unsachliche Kritik oder eine gemeine Beleidigung gesagt bekommt. So dumm und provozierend die Verbalattacke Ihres Gegenübers auch ist, wollen Sie sich auch auf das Niveau herab begeben? Machen Sie sich doch besser eine Devise zu eigen, die angehende amerikanische Managerinnen und Manager schon im Studium lernen. Sie lautet „Attack the problem, not the person“. Behaupten Sie Ihren Standpunkt und seien Sie in der Sache hart, aber verletzen Sie möglichst nicht die Würde des anderen.
Denn eins ist klar: Schlagfertigkeit ist nicht dazu geeignet, Streit zu schlichten. Andererseits muss jemand, der es darauf absieht, ein Opfer für seine schlechte Laune zu suchen, der andere abwertet oder unberechtigterweise bzw. unsachlich kritisiert, der mit Unterstellungen und Beleidigungen um sich wirft, in seine Schranken gewiesen werden. Dann ist ein cleverer Konter das beste Mittel der Wahl.
„Da fiel mir einfach nichts mehr ein. Ich stand nur dumm da und hab’ geschwiegen“. Bettina, Teilnehmerin in einem meiner Schlagfertigkeits-Seminare erinnert sich noch gut an die Situation, als sie nach einem Friseurbesuch ins Büro kann und der Kollege sie mit dem Spruch; „Na, haste mit ’nem Rasenmäher gekämpft?“ begrüßte. „Ich habe mich noch wochenlang geärgert, dass ich da nicht Paroli geboten habe, sondern es stumm wie ein Fisch hinnehmen und mich beleidigen ließ. Anstatt ihm Kontra zu geben, habe ich sogar noch angefangen, an der Frisur, die ich selber eigentlich ganz toll fand, plötzlich zu zweifeln – nur weil so ein Typ einem einfach einem Spruch um die Ohren haut – mit sichtbarem Vergnügen.“
Es ist wirklich zu dumm, wenn es einem nicht gelingt, den anderen kurz und knapp mit einer gut sitzenden Antwort in die Schranken zu weisen. Dieses Problem kennen viele Menschen: Es fällt ihnen partout nichts ein, wenn sie angegriffen werden.
Meist erst Minuten oder Stunden nach der Verbalattacke, vielleicht sogar erst am nächsten Tag weiß man plötzlich, was die passende Erwiderung gewesen wäre. Nur, da ist es leider viel zu spät. Ein wesentliches Kriterium für Schlagfertigkeit besteht in der schnellen Reaktion auf einen Spruch, einen Vorwurf, eine Angriff.
Gemeine Sprüche machen uns sprachlos, weil wir einfach nicht mit ihnen rechnen. Man ist perplex, weil eine Angriff oft völlig überraschend kommt. Jetzt heißt es, den „Schockzustand“ zu überwinden und den Spruch, die Beleidigung oder was auch immer uns an den Kopf geworfen wird, zu kontern. Bei Schlagfertigkeit kommt es also nicht nur auf die eben genannte Schnelligkeit an, sondern es geht auch darum, den Überraschungsmoment zu überwinden. Am besten wirkt die Antwort, wenn Sie Ihren Gegner ebenfalls ordentlich verblüffen. Schlagfertigkeit ohne Überraschungsmomente ist nicht möglich.
Charakteristisch ist zum Dritten eine Portion Frechheit. Ob Ihre schlagfertige Antwort witzig, charmant oder sehr hart ist - das bleibt Ihnen überlassen und hängt mit Sicherheit von der Schärfe des Angriffs und zum anderen davon ab, was Sie erreichen wollen ab. Typisch ist allerdings für alle Formen der Antwort, dass Sie sich trauen, frech zu sein. Sonst wird ihre Antwort zu zaghaft sein und kaum Wirkung erzielen.
Setzen Sie sich aber nicht unter Leistungsdruck, indem Sie von sich selber nur noch geniale Sprüche erwarten. Das kann blockieren, so dass Ihnen am Ende gar nichts mehr einfällt. Sagen Sie sich, dass Sie überhaupt etwas antworten wollen - wenn es dann auch noch humorvoll und spritzig ist, umso besser.
Zusammengefasst lässt sich Schlagfertigkeit also beschreiben als die prompte sprachliche mit einer guten Prise Frechheit gewürzte Reaktion auf einen unerwarteten verbalen Angriff.
Schlagfertigkeit schlichtet keinen Streit. Aber mit ihr gelingt es, Respekt zu gewinnen und die Achtung vor sich selber auch verstärken. Also: Machen Sie Ihren „lieben“ Mitmenschen klar, wenn sie zu weit gegangen sind. Das ist unbedingt nötig, damit sie künftig Ihre persönlichen Grenzen achten werden.
Schlagfertigkeit hilft Ihnen, sich zur Wehr zu setzen, wenn jemand ...
Sie auf die Probe stellen will
meint, seine Wut bei Ihnen abladen zu können
Sie einschüchtern möchte
Ihnen gegenüber taktlos ist
Sie beleidigt oder provoziert
Sie herabsetzt oder vor anderen bloßstellt
Ihnen die Zeit stiehlt
sich als Wichtigtuer auf Ihre Kosten produziert
Setzen Sie also alles dran, schlagfertiger zu werden. Das ist durchaus möglich, wie ich im Folgenden zeige.
Spontan, überraschend, verblüffend und möglichst noch richtig witzig – so sollte die perfekte schlagfertige Antwort sein. Wenn Sie das lesen, denken Sie vielleicht: Das kann ich nicht, dafür bin ich nicht der Typ. Aber keine Angst. Schlagfertigkeit ist tatsächlich erlernbar.
Wesentliche Voraussetzung dafür ist, dass Sie Ihre Bravheit ablegen. Sie werden die Achtung der anderen nicht erlangen, wenn Sie es allen immer nur recht machen wollen. Sie erreichen genau das Gegenteil, wenn Sie ein Mensch sind, der es nicht versteht, sich abzugrenzen, dem Gegenüber deutlich zu machen, dass er oder sie zu weit gegangen ist, dass Ihre Würde verletzt wurde. Dann sind Sie in den Augen der anderen leicht jemand, mit dem bzw. der man „es“ ja machen kann.
Angriffe der Gegenseite bedeuten immer so etwas wie Grenzverletzung, jemand betritt Ihr Territorium. Das gilt es zu verteidigen. Es geht vor allem darum, dass Sie Ihre angegriffene Souveränität wieder herstellen.
Die passende Antwort zur richtigen Zeit – das können Sie lernen. Vorausgesetzt Sie beherrschen die wichtigsten Schlagfertigkeitstechniken. Im folgenden Kapitel stelle ich sie Ihnen vor.
Ein Vorstellungsgespräch: Der Personalchef sitzt an seinem Schreibtisch. Ihm gegenüber eine junge Frau, die in Kürze die Schule verlassen wird. Sie hat sich bei ihm um einen Ausbildungsplatz beworben. Plötzlich fragt er: „Sind Sie Jungfrau?“
Situationen, die uns sprachlos machen, gibt es am Arbeitsplatz zuhauf – das fängt manchmal schon im Vorstellungsgespräch an, wie in diesem Beispiel.
Sicher sind Sie grundsätzlich davon überzeugt, dass es wichtig und richtig ist, sich sachlich und ruhig auszutauschen und Argumente abzuwägen. Gerade am Arbeitsplatz - da geht’s doch um Sachentscheidungen, Disziplinen, Kalkulationen, Zahlen, Daten, Fakten. Soviel zur Theorie. Praktisch sieht es - das können Sie sicher bestätigen - oft ganz anders aus.
Emotionen bestimmen auch im beruflichen Alltag oft darüber, wie Menschen miteinander umgehen. Darüber muss man sich im Klaren sein – auch wenn noch so sehr betont wird, dass es doch um „Sachthemen“ geht. Oft kommt es nicht deshalb zum Streit, weil sich beide Seiten nicht wirklich inhaltlich einigen können, sondern weil der eine mit dem anderen noch „ein Huhn zu rupfen“ hat. Diese persönliche Animosität führt zu einer Auseinandersetzung, in der es nur scheinbar um die Sachebene geht. „Unausgedrückter Groll und verborgene Verletztheit, vermiedene Auseinandersetzungen und scheinheilige Diplomatie, feindseliger Zank und kleinliche Nörgelei, harte Argumentationskämpfe auf der falschen Ebene, beherrschen häufig die Szene, wenn es auf der Beziehungsebene schwierig wird.“1
Bei der Kommunikation geht es also keineswegs nur um Inhalte. Es gibt darüber hinaus noch weitere Aspekte, die das gegenseitige Verstehen erschweren können.
Wenn jemand eine Aussage macht, so der Kommunikations-Experte Friedemann Schulz von Thun, dann enthält diese Mitteilung vier psychisch bedeutsame Seiten: Selbstoffenbarung, Sachinhalt, Beziehungshinweis und Appell.2
Der optimale Kommunikationsprozess sieht so aus: Jemand (= Sender) sagt etwas. Der Adressat (= Empfänger) versteht es. Was der Sender vermitteln wollte, kommt 1:1 beim Empfänger an.
Soviel zur Theorie - oft klappt dieser Austausch nicht so ideal. Der Grund von Kommunikationsstörungen liegt, so Schulz von Thun, vor allem darin begründet, dass „ein und dieselbe Nachricht stets viele Botschaften gleichzeitig enthält (...) Dass jede Nachricht ein ganzes Paket mit vielen Botschaften ist, macht den Vorgang der zwischenmenschlichen Kommunikation so kompliziert und störanfällig, aber auch so aufregend und spannend.“3
Jede Nachricht enthält erstens einen Sachinhalt (das, worüber ich informiere), zweitens eine Selbstoffenbarung (das, was ich von mir selbst kundgebe); drittens sagt sie etwas über die Beziehung zwischen den miteinander Sprechenden aus (das, was ich vom anderen halte und wie wir zueinander stehen), und viertens enthält sie einen Appell (das, wozu ich den anderen veranlassen möchte).
Wie das genau zu verstehen ist, wird an einem einfachen Beispiel deutlich: Zwei Kollegen, Dieter Wolf und Hans Möller, arbeiten im selben Büro. Plötzlich sagt Dieter Wolf: „Du Hans, es ist gleich fünf.“
Sachinhalt
: Dieter Wolf sagt Hans Möller, wie spät es ist. Nämlich gleich fünf Uhr.
Selbstoffenbarung
: Dieter Wolf sagt über sich aus: Ich behalte die Zeit im Auge; ich mache mir Gedanken, ob wir bald Feierabend machen können oder die Arbeit noch rechtzeitig schaffen.
Beziehungsebene
: Dieter Wolf denkt vielleicht, dass Hans Möller es nie schafft, pünktlich zu sein. Deshalb sagt er ihm die Uhrzeit.
Appell
: Das ist möglicherweise die Aufforderung an Hans Möller, sich zu beeilen. Oder Dieter Wolf hat den Wunsch, endlich Feierabend machen zu können und fordert den Kollegen damit indirekt auf zu sagen: „
Was, schon fünf? Mensch Dieter, du bist doch heute schon um halb acht hier gewesen. Mach’ doch Feierabend.“
Vielleicht haben die beiden auch noch ausreichend Zeit, und es ist der Appell an Hans, endlich weniger zu hetzen, weil es noch früh genug ist.
Ob Sie wollen oder nicht, wenn Sie eine Aussage machen, senden Sie immer auf allen vier Kanälen. Hinzu kommt, dass nicht nur entscheidet, was gesagt wird, sondern vor allem, in welchem Ton, mit welcher Mimik oder Gestik.
Erschwert wird das Miteinander zusätzlich dadurch, dass nicht nur jede Nachricht - gesprochen oder nonverbal gesendet - verschiedene Ebenen hat. Auch als Empfänger hört man mal mit dem einen, mal mit dem anderen Ohr besser. Denn auch davon haben wir – im übertragenen Sinne versteht sich – ebenfalls vier: Das Sachohr, das Beziehungsohr, das Selbstoffenbarungsohr, das Appellohr. Manchmal ist man z.B. auf dem Sachohr taub und hört dafür auf dem Appellohr „die Flöhe husten“. So vermutet man hinter einer Aussage gleich die Aufforderung zur Verhaltensänderung, dabei war es gar nicht so gemeint. Aus der Aussage „Du, es ist gleich fünf“ hört Hans Möller vielleicht sofort die Aufforderung heraus, sich zu beeilen. Womöglich fühlt er sich auch erheblich bevormundet, weil sein Beziehungsohr ganz genau hinhört und die Information rausfiltert: „Er hält nichts von mir, traut mir nichts zu. Er glaubt nicht, dass ich es rechtzeitig schaffe.“
Was bedeutet die Kenntnis der vier Ebenen einer Nachricht nun für die Kommunikation miteinander? Wichtig ist, dass Sie als Empfänger bzw. Empfängerin ansprechen, was Sie da zwischen den Zeilen mithören, genauer: mitzuhören meinen. Insbesondere das Beziehungs- und Selbstoffenbarungsohr sollten gespitzt werden. Hier wird oft ganz deutlich, warum sich jemand in einer bestimmten Form äußert, was eigentlich hinter seiner oder ihrer Botschaft steckt bzw. was er oder sie von seinem Gegenüber hält
Der Beziehungsaspekt einer Nachricht ist also für uns als Empfänger in der Regel besonders wichtig. Denn hier fühlen wir uns in bestimmter Weise be- oder eventuell sogar misshandelt. Bevormundet mich beispielsweise jemand, spricht man mir wie mit einem kleinen Kind, oder schätzt mein Gegenüber mich hoch ein? Legt man Wert auf meine Meinung, werde ich bewundert? „Allgemein gesprochen: Eine Nachricht senden heißt auch immer, zu dem Angesprochenen eine bestimmte Art von Beziehung auszudrücken.“4
Weil wir auf der emotionalen Ebene oft „erwischt werden“, sind wir erst recht perplex, verletzt oder geschockt, wenn uns eine Gemeinheit um die Ohren gehauen wird. Es gibt immer wieder die Situationen, in denen man es bedauert, nicht ruckzuck eine Antwort parat zu haben. Die oben genannte Bewerberin hätte sich bestimmt gewünscht, dass ihr etwas auf die Schnelle eingefallen wäre. Sie hätte zum Beispiel sagen können: „Nein, mein Sternzeichen ist Schütze.“ Doch die klugen Antworten fallen einem meistens erst viel später ein. Damit Ihnen das künftig nicht mehr so geht und Sie an Ort und Stelle retournieren können, stelle ich Ihnen im Folgenden die 13 wichtigsten Schlagfertigkeits-Techniken vor:
Die Notfall-Technik
Die Auszeit-Technik
Die Rückfrage-Technik
Die Besser-als-Technik
Die Ja-ganz-genau-Technik
Die Gerade-weil-Technik
Die Übersetzer-Technik
Die Retour-Technik
Die Honig-um-den-Bart-Technik
Die Hörfehler-Technik
Die Asche-auf-mein-Haupt-Technik
Die Durchzug-Technik
Die Abgrenzungs-Technik
Lesen Sie im folgenden Kapitel, was es mit diesen Techniken auf sich hat und wie Sie die Methoden am besten anwenden.
Die Notfall-Technik habe ich bewusst an den Anfang gestellt. Denn sie ist recht einfach zu lernen, die Antworten passen fast immer und vor allem fallen sie einem ein, wenn man mal nicht gut drauf ist, weil man die Nacht kaum geschlafen hat, der Nachbar von oben wieder mal trampelt, alle Welt etwas von einem will und die Kopfschmerzen auch immer stärker werden.
Legen Sie sich ein paar Standardantworten zurecht. Ja, lernen Sie die vielleicht sogar auswendig. Diese Technik eignet sich so hervorragend für den Notfall, weil sie ein ganz einfaches Schema hat. Manche Sätze können Sie sogar wortwörtlich für ganz unterschiedliche Angriffn benutzen.
Angriff: „Sie verhalten sich wie ein kleines Kind“Konter: „Ach was!“
Angriff: „Sie sind aber auch dämlich.“Konter: „Was Sie nicht sagen!“
Angriff: „Können Sie nicht lesen. Ich habe die Anmerkung extra unterstrichen!“ Konter: „Sagen Sie bloß.“
Angriff: „Das kriegen Sie niemals hin“ Konter: „Soso.“
Übrigens: Hier macht die Betonung viel aus! Sie kennen sicher den Komiker und Satiriker Loriot? Schauen Sie sich seine Sketche oder Filme mal genau an und versuchen Sie, die typischen knappen Antworten seiner Figuren zu kopieren, z.B. das knappe: „Ach was!“
Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass eine solche Antwort Ihnen noch immer einfällt, wenn Sie partout keine bessere Idee haben. Hinzu kommt, dass Sie Energie sparen, weil eine Antwort nach diesem Muster schnell aus dem Ärmel geschüttelt werden kann.
Um auf einfache Weise Ihr Desinteresse an dem, was der Angreifer gesagt hat, zum Ausdruck zu bringen, sind folgende Antwortmöglichkeiten aus der „Notfall-Apotheke“ sehr geeignet:
„Schön für dich!“„Tatsächlich?“„Wer hat Sie eigentlich nach Ihre Meinung gefragt?“„Wer will das eigentlich wissen?“„Ja, und?“„Und Sie haben wirklich Abitur?“„Ihr Humor ist unschlagbar!“„Eine Frage: Haben Sie dieses Leiden schon länger?“
Sie können diese Methode also in ganz unterschiedlichen Situationen einsetzen, wie ich auch später noch zeige. So eignet sich die Notfall-Technik, um schlagfertig zu reagieren
auf Killerphrasen
,
auf Abwertungen und Beleidigungen
,
auf berechtigte Kritik
,
oder bei gedanklichen Blockaden
.
Wer sagt eigentlich, dass man immer antworten muss, wenn jemand einen anmacht oder eine Antwort einfordert? Müssen müssen Sie gar nicht. Vielleicht ist Ihnen die Angelegenheit das gar nicht wert, oder Sie möchten sich die ganze Angelegenheit in Ruhe durch den Kopf gehen lassen; möglicherweise wollen Sie nicht mal das, nur eben einfach auch nicht antworten? Die Auszeit-Technik macht’s möglich. Fühlen Sie sich von einer Attacke richtig überrumpelt, greifen Sie am besten auf diese Methode zurück.
Angriff: „Sie sollten sich schon mal äußern, was Sie wollen.“ Konter: „Sie werden verstehen, dass ich dazu auf die Schnelle nichts sagen möchte. Gedulden Sie sich zwei Tage.“ oder: „Morgen bekommen Sie von mir Bescheid, wie ich darüber denke.“
Mit folgender Entgegnung sorgen Sie dafür, dass ein Angreifer erst einmal perplex ist - vor allem, wenn Sie auf eher ironische Art und Weise antworten.
Angriff: „Weißt du was, du hast Sie doch nicht mehr alle.“Konter:„Du, passt es dir morgen um drei? Dann werde ich dir sagen, wie ich darüber denke.“
Bei Politikerinnen und Politikern lässt sich sehr gut beobachten, wie sie sich diese Technik zunutze machen. Sie verschaffen sich Zeit, indem sie auf andere Themen ausweichen oder an- bzw. vorgeben noch weitere Informationen zusammentragen zu müssen, um etwas sagen zu können.
Frage: „Werden Sie persönliche Konsequenzen aus der Parteispendenaffäre ziehen.“Antwort: „Sie werden dafür Verständnis haben, dass erst alle Details ganz genau geprüft werden müssen, bevor ich mich dazu äußere.“
Frage: „Was sagen Sie zu dem schlechten Abschneiden Ihrer Partei bei dieser Wahl?“Antwort: „Lassen Sie mich zuerst bedanken bei den Wählerinnen und Wählern draußen im Lande, bei den vielen Helferinnen und Helfern, die alles Erdenkliche getan haben, um den Wahlkampf erfolgreich zu bestreiten. Wir haben...“
Frage: „Wie erklären Sie den Wählerschwund?“Antwort: „Sie können die Frage so nicht stellen ... Sie müssen davon ausgehen, dass ...“
Politikerinnen und Politiker trainieren regelrecht, wie sie Antworten umgehen können. Die Strategie besteht darin, ein Stichwort aus einer Frage aufzugreifen und sich nun dazu ausführlich zu äußern. Scheinbar ist man auf die Frage eingegangen – aber eben nur scheinbar. Oft gelingt dieses Ausweichmanöver außerordentlich gut.
Lesen Sie auch, wie Sie die Auszeit-Technik nutzen, um
clever auf Einwände zu reagieren
,
Angriffe in Frageform abzuwehren
,
Witze auf Ihre Kosten nicht auf sich sitzen zu lassen
,
Vorwürfen den Winden aus den Segeln zu nehmen
,
oder um sich bei Blackouts gekonnt aus der Affäre zu ziehen
.
Die Rückfrage-Technik ist neben den beiden gerade vorgestellten Methoden eine der einfachsten Techniken in Sachen Schlagfertigkeit. Warum ist sie so simpel und eingängig? Sie müssen nicht sehr tief in die Kreativitätskiste greifen. Statt nach einer klugen, passenden und vielleicht noch humorvollen Antwort zu suchen, brauchen Sie einfach nur zurückzufragen.