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"Typisch! So, wie Sie die Sache anpacken, wird das nie etwas", "Theoretisch gut, aber..." oder "Hier bestimme immer noch ich.": Solche und ähnliche unfaire verbale Attacken oder Provokationen hat garantiert schon jeder von uns gehört. Denn diese Killerphrasen sind sehr verbreitet. Aber wie reagieren? Wer auf Dauer nicht als profillos gelten will, darf sich nichts gefallen lassen - auch wenn er bzw. sie sich in einem beruflichen Abhängigkeitsverhältnis befindet, am kürzeren Hebel sitzt oder Angst vor einer Eskalation hat. Meike Müller präsentiert und kommentiert Kontermöglichkeiten für jede Situation - von humorvoll über ruhig und gelassen bis zu höflich, aber bestimmt Die Kommunikationsexpertin zeigt, wie Sie Killerphrasen geschickt abwehren und wie Sie unsachliche Diskussionen durch gekonnte Gesprächsführung in konstruktive Kommunikation in entspannter Atmosphäre verwandeln.
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Seitenzahl: 141
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Copyright: © 2015 Meike Müller Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de ISBN
Agent im Auftrag Ihrer Majestät müsste man sein: Bösewichtern, Schurken und finsteren Gesellen geht es an den Kragen, wenn sie sich ihm in den Weg stellen. 007 zögert nicht, sie mit allerlei Tricks, Kniffen und Hinterhälten ins Jenseits zu befördern.
Okay, okay, Sie wenden jetzt vielleicht ein, dass es so blutrünstig nicht zugehen muss, wenn ein Zeitgenosse Ihnen komisch kommt. Es würde durchaus schon reichen, den Nervensägen, Sprücheklopfern und Dauernörglern dieser Welt die rote Karte zu zeigen, damit ihnen die Lust am Sticheln, Provozieren und Nerven vergeht. Und dass sie merken: Hoppla, mit diesem Mitmenschen sollte ich respektvoll umgehen, sonst droht Ungemach.
Wenn Sie genau das wollen, dann erwerben Sie mit Hilfe dieses Ratgebers die Erlaubnis zur Gegenwehr, die Lizenz zum Kontern.
Das ist übrigens mehr als nur ein Bondsches Wortspiel. In der Tat erlauben sich viele Menschen nicht, bei Angriffen, Provokationen oder gar Beleidigungen dem Gegenüber die Grenzen aufzuzeigen. Besonders Frauen tun sich dabei schwer, wie sie mir in Seminaren und Coachings immer wieder berichten. Selbst auferlegte oder anerzogene Zurückhaltung und die Angst vor dem Verlust der Weiblichkeit lassen viele kleinlaut werden oder ganz verstummen, wenn man ihnen zu nahe tritt.
Zugegeben, manchmal kann die Überhörmethode (Sie wissen schon: links rein, rechts raus) durchaus empfehlenswert sein. Nicht jede blöde Bemerkung verdient eine Reaktion. Auf Dauer aber, oder wenn es darum geht, sichtbar zu werden, Profil zu gewinnen, Standpunkte zu vertreten und souveränes Standing zu zeigen, ist dieser Weg nicht das Mittel der Wahl. Abgesehen davon geht das stille Erdulden zu Lasten des Wohlgefühls und vor allem der persönlichen Würde. Die gilt es zu schützen – auf flexible Art und Weise: „Lizenz zum Kontern“ bietet Ihnen kommentierte Antwortmöglichkeiten für jede Gelegenheit. Nicht immer kann man so kontern, wie einem der „Schnabel gewachsen ist“. Manchmal befindet man sich in Abhängigkeitsverhältnissen, sitzt am kürzeren Hebel oder will schlicht die Sache nicht weiter eskalieren lassen. Trotzdem möchte man etwas sagen. Dann empfiehlt es sich, möglichst ruhig und gelassen zu reagieren. In anderen Fällen ist es nötig, härter vorzugehen, bevor es dem Gegenüber wirklich gelingt, vom Thema abzulenken, einen Vorschlag niederzumachen oder eine neue Idee abzuschmettern. Weitere Möglichkeiten: Sie reagieren mit Witz, einer Rückfrage oder dem schlichten Hinweis darauf, dass es sich um eine ungeeignete Form der konstruktiven Kommunikation handelt.
Am Ende eines jeden Kapitels finden Sie ein Übungsprogramm, um zu testen, welche Konter Sie sich haben merken können bzw. Ihnen selber einfallen.
Für alle, die gezielt nach nur allzu vertrauten Vorwürfen, Provokationen oder Beleidigungen und möglichen Reaktionen darauf suchen, habe ich alle Bemerkungen in alphabetischer Reihenfolge am Ende aufgelistet.
Ich wünsche Ihnen nun viel Spaß auf dem Weg zur Lizenz zum Kontern.
Meike Müller
Montagmorgen. Redaktionssitzung bei der Lokalzeitung „Der Bote“. Der Chefredakteur Heinrich Gertler hat die Ressortleitung und eine Redakteursgruppe zu einer Brainstorming-Sitzung eingeladen. Ziel: Neue Ideen sollen entwickelt werden, um die Leser-Blatt-Bindung zu fördern. Nach kurzen einführenden Worten des Chefredakteurs und der Anzeigenleiterin wird die Brainstorming-Runde eröffnet. Die Journalistinnen und Journalisten werden aufgefordert, alle Vorschläge, die ihnen spontan einfallen, zu nennen. Die ersten Beiträge werden sofort auf einem Flipchart notiert, es macht offensichtlich Spaß, neue Ideen zu entwickeln, als plötzlich Rüdiger Hansen, Ressortleiter Wirtschaft, laut seine Stimme erhebt und lamentiert: „Ach, was sollen wir uns hier was überlegen. Das verläuft doch sowieso alles im Sande. Wie immer.“ Kollegin Claudia Maier versucht, dagegenzuhalten: „Lass uns doch erst mal abwarten. Das sind doch super Ideen.“ Nun legt Hansen richtig los, jammert und nörgelt, was das Zeug hält. Und die anderen? Die verstummen. Der eben noch sprudelnde Ideenfluss versiegt. Plötzlich ist es still im Raum. Keiner hat Lust, noch einen weiteren Vorschlag zu machen. Ein Totschlagargument hat seine Schuldigkeit getan...
Es sind immer wieder dieselben Aussagen, die eine Idee stoppen, einen Vorschlag torpedieren, ein Meeting kaputtmachen: Killerphrasen, also pauschale Scheinargumente, die sich nicht wirklich mit einem Beitrag, einer Aussage, einem bestimmten Thema beschäftigen. Oberstes Ziel: die Diskussion, das Gespräch, den Austausch abzutöten.
Typisch für Killerphrasen: Sie zielen auf die Gefühls-, nicht auf die Sachebene, um den anderen an einem wunden Punkt zu treffen, ihn zu verletzen und zum Schweigen zu bringen.
Im besten Falle verunsichern Killerphrasen „lediglich“, in anderen Fällen führen sie zu Frust oder Resignation, machen wütend oder gar hilflos, weil man einfach nicht (mehr) weiß, wie man sich dagegen wehren soll.
Generell ist die Gefühlsebene im beruflichen Alltag von besonderer Bedeutung. Man würde spontan wahrscheinlich meinen, dass es dort eher sachlich zugeht und Gefühle am Arbeitsplatz nichts zu suchen haben. Aber hier arbeiten Menschen mit Empfindungen, Einstellungen, Wünschen, Bedürfnissen, Erwartungen, Prägungen etc. „Unausgedrückter Groll und verborgene Verletztheit, vermiedene Auseinandersetzungen und scheinheilige Diplomatie, feindseliger Zank und kleinliche Nörgelei, harte Argumentationskämpfe auf der falschen Ebene, beherrschen häufig die Szene, wenn es auf der Beziehungsebene schwierig wird.“1
Kein Wunder, dass bei so genannten sachlichen Auseinandersetzungen die Sach- und Gefühlsebene miteinander verflochten sind. So mancher nimmt eine sachliche Diskussion zum Anlass, um mit dem anderen noch das eine oder andere Hühnchen zu rupfen.2
Auch Siegmund Freud wusste, wie sehr die Gefühlsebene Entscheidungen oder auch das Kommunikationsverhalten von Menschen beeinflusst. „Der Mensch ist ein emotionales Wesen“, sagte er und stellte mit dem so genannten Eisberg-Modell das Verhältnis Sach- und Gefühlsbene dar.
Das Besondere eines Eisbergs liegt darin, dass nur etwa 1/7 zu sehen sind, die restlichen 6/7 bleiben verborgen. Dieses Modell ist übertragbar auf den Menschen und sein Verhalten. Der sichtbare Teil (Sachebene) ist geprägt von logischen, nachvollziehbaren, rationellen Entscheidungen. Der Großteil unseres Verhaltens jedoch wird von Gefühlen und Instinkten beeinflusst.
Da die Killerphrasen-Angriffe auf die emotionale Ebene zielen, ist es wenig Erfolg versprechend, logisch-argumentativ dagegen vorzugehen. Phrasendrescher sind oft nicht aufnahmebereit für konstruktive Argumente. Erschwerend kommt hinzu: Killerphrasen können ohnehin kaum argumentativ widerlegt werden, wie folgendes Beispiel verdeutlicht:
Vorwurf: „Sie wissen doch gar nicht, wovon Sie reden.“
Ernsthafter Antwortversuch:„Selbstverständlich kenne ich mich aus. Schließlich habe ich mich seit drei Jahren intensiv mit ... beschäftigt. Zuvor war ich fünf Jahre lang als Experte für ... bei der Firma XY beschäftigt. Ich hatte dort die Leitung von ... Zudem habe ich schon im Studium ...“
Hier wird deutlich, warum es wenig Sinn macht, ernsthaft zu argumentieren: Sie beginnen zu reden, darzulegen, womöglich noch sich zu rechtfertigen oder gar zu entschuldigen und geraten unversehens in eine unterlegene Position. Lassen Sie sich nicht dorthin drängen. Es gibt keinen Grund sich zu verteidigen. Wenn Sie sehr ausführlich reagieren, wirken Sie getroffen. Mit anderen Worten: Der Angriff hat sein Ziel, Sie emotional zu verunsichern, erreicht. Gibt es noch weitere Zuhörerinnen und Zuhörer, wird bei diesen womöglich der Eindruck erweckt, dass an dem Vorwurf doch was dran sein könnte. Warum sollten Sie sich sonst so lange erklären...? Möglich auch, dass die anderen in der Runde sich gestört fühlen, weil man durch Ihre ausführlichen Erläuterungen immer mehr vom eigentlichen Thema abkommt. Dann sind anstelle des Phrasendreschers urplötzlich Sie in der Rolle desjenigen, der eine konstruktive Diskussion verhindert.
Weitaus Erfolg versprechender ist ein schlagfertiger Konter, der vor allem Signalwirkung hat und klar macht, dass Sie nicht in die Phrasenfalle tappen. Weisen Sie den Provokateur mit einer entsprechenden Reaktion in seine Schranken, um dann schließlich auf die Sachebene zurückkehren zu können und inhaltlich wieder an das eigentliche Thema anzuknüpfen.
Es bleibt Ihrem Geschmack, der Art des Angriffs und auch der Situation überlassen, ob Sie ganz ruhig und gelassen, mit Witz oder Ironie, einer Rückfrage, einer deutlichen Benennung oder sogar mit Schärfe reagieren. Wer die Lizenz zum Kontern besitzt, hat die Wahl, welches Instrument zur Abwehr am geeignetsten erscheint. In jedem Fall sollten Sie dem Gegenüber zeigen, dass Sie diese Form der Kommunikation nicht akzeptieren.
Es gilt unbedingt zu verhindern, dass Querulanten in Diskussionen, Gesprächen, Meetings die Oberhand gewinnen, andere frustrieren und damit Innovationen bereits im Keim ersticken. Lassen Sie nicht zu, dass Sprücheklopfer munter drauf los beleidigen und Profilneurotiker die Würde anderer verletzen. Legen Sie all diesen Zeitgenossen das Handwerk.
Wie geht man dabei am besten vor? Das zeigt das nächste Kapitel.
Der wichtigste Punkt, um Killerphasen erfolgreich abzuwehren: Sie müssen sie als solche zunächst einmal entlarven. Auch oder vielleicht gerade weil diese Sprüche sehr verbreitet sind, bedarf es einiger Übung, sie schnell als destruktive Scheinargumente zu erkennen und sie nicht mit einem echten Argument zu verwechseln.
Gefahr droht, wenn die Aussage bestimmte Merkmale hat. Ist sie
pauschal,
inhaltslos,
abwehrend,
abwertend,
... dann haben Sie es sehr wahrscheinlich mit einer Killerphrase zu tun.
Ich unterscheide sechs Typen von Killerphrasen:
Beharrungsversuche
Autoritätsfloskeln
Besserwissersprüche
Bedenkenträgereinerlei
Vertagungstricks
Persönliche Angriffe
Mit Beharrungsversuchen meine ich Aussagen, die bestimmte Entwicklungen, Veränderungen, Bewegungen verhindern wollen. Alles soll so bleiben, wie es ist, denn: „Das haben wir schon immer so gemacht.“ – eine der am häufigsten genannten Phrasen. Da Veränderungen bei vielen Menschen mit Verunsicherungen verbunden sind, sträuben sie sich zunächst einmal gegen alles Neue, Unbekannte, Fremde. Ausdruck dieser Abwehr sind Beharrungsversuche. Weitere Beispiele dieser Gattung: „Das würde unseren Prinzipien widersprechen.“, „Bislang sind wir auch ganz gut ohne XY ausgekommen.“,„Die jetzige Lage macht es unmöglich, etwas zu verändern.“.
Beharrungsphrasen sind besonders verbreitet – und genau darin liegt die Gefahr. Man hört sie so oft, dass man sie gar nicht als Killerphrase bewusst wahrnimmt. Mit der Folge: eine Diskussion verläuft im Sande, eine Idee wird begraben. Die bekanntesten Vertreter dieses Typs und die besten Konter darauf finden Sie hier.
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