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Coaching (er-)leben Die Verknüpfungen von Theorie und Praxis des Coaching-Prozesses machen dieses Handbuch zu einem kompakten praxisnahen Grundlagenwerk. Die drei Autoren verbinden dabei die relevanten systemtheoretischen Grundlagen mit ihrer langjährigen praktischen Erfahrung. Das Buch beschreibt das Vorgehen des Coachs vom ersten Kontakt über Lösungsansätze zu den Interaktionsmustern des Coachees bis zur Gestaltung des Gesamtprozesses. Einsatz- und Durchführungsmöglichkeiten der erfolgreichsten Coaching-Methoden der vertiefenden Praxis der drei Autoren sind strukturiert und verständlich aufbereitet, kein theoretisches Fachchinesisch, sondern die Sprache zwischen Mensch und Mensch, zwischen Coach und Klient, pragmatisch und anwendbar. Das Buch erleichtert dem Coachs und Trainern ein zielgerichtetes professionelles Vorgehen, für den Einsteiger, der als Coach arbeiten möchte, gibt es Einblicke in sein zukünftiges Handwerkszeug.
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Seitenzahl: 377
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Vorwort
Kapitel 1
Die Grundlagen des Systemischen Coachings
Coaching
Was ist Systemisches Coaching?
Was ist ein Systemischer (Business) Coach?
Die systemischen Sichtweisen
Die drei Säulen des Systemischen Coachings
Der Unterschied zwischen Coaching, Beratung, Psychotherapie
Verschiedene Coaching-Modelle
Kapitel 2
Die Beziehung zwischen Coach und Klient
Die Grundhaltung des Coachs
Vertraulichkeit, Pacing & Leading, VAKOG,
Coaching-Skills
Die Formen des Zuhörens
Erfolgs- und Misserfolgskriterien
Stufen der Motivation
Die Klientenpersönlichkeit
Kapitel 3
Die Akquisephase: CCC und Marketing
Die drei Phasen der Akquise
Das Contacting
Das Convincing
Das Contracting
Formen des Coachings
Kapitel 4
Der Aufbau einer Coaching-Sitzung
Struktur und Ablauf einer Coaching-Sitzung
Das GROW
-
Modell
Der Coaching
-
Diamant
Der Coach definiert seine Rolle
Die Spielregeln und Verträge
Die Klärung des Anliegens
Die Zielklärung (S.M.A.R.T)
Der Einsatz von Coaching
-
Tools
Umsetzungsziele und Hausaufgabe
Gegenseitiges Feedback
Die richtigen Fragen im Prozess
Kapitel 5
Wirksame Eröffnungs-Tools
Die Definition des Begriffs «Coaching-Tool»
Das Lebensrad
Das Kompetenzrad
Der Lebensbaum
Die Skalierung
Die Bildkarten
Der Teufelskreis
Die Kognitive Therapie im Coaching
Das TALK
-
Modell
Das Meta-Modell der Sprache
Die Stakeholder
-
Analyse
Das Balance
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Coaching
Das Beziehungsbrett
Die Systemische Aufstellung
Kapitel 6
Wertearbeit
Die Definition der Wertearbeit
Das Innere Team
Das Werte- und Entwicklungsquadrat
Die Wertegeleiteten Entscheidungen
Die Wertematrix
Das Werterad
Der Antityp
Kapitel 7
Lösungsfokussiertes Kurzzeit-Coaching
Die Strategie des Solution Focus (lösungsfokussiertes Coaching)
Die sieben Grundannahmen des Solution Focus
Die Phasen des Solution Focus
Die Phasen des Solution Focus im Einzelnen
Wohlformulierte Lösungsbilder
Die Werkzeuge im Solution Focus
Kapitel 8
Sinnerfüllung und Zufriedenheit
Viktor Frankl
Das Fulfillment
Das Mission Statement
Die Grabrede
Das Buch über Sie
Das Life Purpose Statement
Die Traumreise – Vision
Eine Sonde setzen
Das Process
-
Coaching
Kapitel 9
Die DELFIN-Analyse® nach Dr. Martin Emrich
Die DELFIN-Analyse
®
Die sechs relevantesten Wettbewerbs- und Erfolgsfaktoren
Kapitel 10
Provokations-Coaching nach Frank Farrelly
Provokation nach Frank Farrelly
Die Anwendung des Provokativen Stils
Die Werkzeuge des Provokations
-
Coachings
Das Reframing
Kapitel 11
Hypnose-Coaching
Das Hypnose
-
Coaching
Die Definition von Trance versus Hypnose
Das Milton
-
Modell als Trancesprache
Hypnotische Ansätze im Coaching
Kapitel 12
Wirksame Praxishilfen im Coaching
Brainwriting
Shadowing – der Coach ist live dabei
Das Zirkuläre Feedback
Das Reflecting
-
Team
Video
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Feedback
Persönlichkeitstests
… noch’n Wort zum Schluss
Worte der Autoren zum Buch
«Tue mehr von dem, was funktioniert!» (Steve de Shazer)
Es gibt weit mehr als einhundert hervorragende Coaching-Bücher. Unsere Ambition als Autoren, dieses Buch zu schreiben, ist daher nicht, diese ausgezeichneten Bücher in ihrer Wirkung zu übertreffen. Vielmehr geht es uns darum, ein Buch zur praktischen Anwendung und zum Grundverständnis des Systemischen Coachings zu präsentieren. Der Sinn stand uns nach einem kompakten Praxisbuch für Coachs und Menschen, die bereits mit Coaching arbeiten und mit dem Gedanken spielen, damit zu arbeiten.
Das vorliegende Buch beschreibt neben dem Grundverständnis des Systemischen Coachings eine Fülle von Coaching-Tools. Wir haben die erfolgreichsten Coaching-Methoden – eingesetzt bei namhaften Unternehmen im europäischen In- und Ausland – in diesem Kompaktwerk zusammengefasst. Einsatzmöglichkeiten und Durchführungsweise unserer Methoden sind in lebensnahen, einfachen Worten strukturiert, verständlich und leicht nachvollziehbar aufbereitet. Sie werden hier also keine theoretische Fachsprache finden, sondern die Sprache zwischen Mensch und Mensch, zwischen Coach und Klient – verständlich für den Laien, aber auch für den Profi. Pragmatisch und anwendbar. In der Einfachheit der Sprache - findet sich die Grundidee des Buches wieder.
Wir, die Autoren, haben Spaß daran, unser Wissen über das Systemische Coaching weiterzugeben. Die gesunde Mischung der in diesem Buch beschriebenen Coaching-Tools wurden einst von den Ausbildern Thomas Menthe und Dr. Markus Blaschka und Dr. Martin Emrich für eine Coaching-Ausbildung zusammengestellt. Dieses Buch ist aus dem Bedürfnis der Teilnehmer, ein kompaktes Nachschlagewerk in Händen zu halten, entstanden. Es ist jedoch keine Coaching-Ausbildung, sondern geht mit dem qualifizierten psychologischen Wissen weit darüber hinaus. Sicher aber erweist sich dieses Buch auch als Nachschlagewerk für alle Absolventen einer Coaching-Ausbildung.
Ehemalige Ausbildungsteilnehmer und die Autoren haben dem Buch interessante Beispiele aus der eigenen Coaching-Praxis zur Verfügung gestellt. Chapeau und ein herzliches Dankeschön dafür! Dazu gehören Stefan Lanz (ICF-Schweiz), der die Entstehung des Buches beratend begleitet hat; weiter die durch die International Coaching Association (ICA) zertifizierten Business-Coachs Yvonne Mucha, Grit Dietterle, Carmen Goglin, Margit Monrose, Inga Hayler, Heidi Obermeier, Dr. Thien-Hoa Waidelich und die Autoren selbst. Durch ihre Fallbeispiele aus der Coaching-Praxis gewinnt das Buch an Lebendigkeit und gewährt Einblicke in die praktische Arbeit.
In diesem Kapitel werden folgende Themen behandelt:
CoachingWas ist Systemisches Coaching?Systemische SichtweisenDie drei Säulen des Systemischen CoachingsDer Unterschied zwischen Coaching, Beratung, PsychotherapieVerschiedene Coaching-ModelleDas Wort «Coach» stammt aus dem Englischen und heißt übersetzt «Kutscher». Ein Kutscher fährt seinen Gast von einem Ort zum anderen. Dieses Bild kann hilfreich sein, um das Wesen der Coaching-Arbeit zu verstehen.
Ein Coach begleitet seinen Klienten ebenso von einem Ort (Problem) zum anderen Ort (Lösung). Er setzt dabei verschiedene Methoden ein, die geeignet sind, die Reise (Prozess) vom Ausgangspunkt bis zur Ankunft (Lösung) erfolgreich verlaufen zu lassen. Wie im richtigen Leben sollte der Coach darauf achten, dass das Ziel der Reise vorher klar definiert und anschließend im Auge behalten wird. Es ist durchaus möglich, unterwegs Rast einzulegen oder auch das Reiseziel zu verändern. Manchmal lohnt es sich auch, einen Abstecher zu den Sehenswürdigkeiten am Rande des Weges zu unternehmen. Schon seit dem 19. Jahrhundert wird der Begriff Coaching im englischsprachigen Raum im Sinne des Unterweisens, Beratens und Anweisens gebraucht. In dieser Bedeutung findet er vor allem im universitären Bereich (Tutoring) und im Sport Anwendung.
Wodurch wurde Coaching bekannt?
Bekannt geworden ist Coaching als ganzheitliche Betreuung von Spitzensportlern, die auf diesem Weg Blockaden abbauen, Erfolgsstrategien entwickeln und dadurch zu mehr Leistungsfähigkeit finden können. Seit 1970 findet der Begriff Coaching zunehmend auch im Unternehmensbereich Anwendung. Ausgehend von den USA, wird darunter ein entwicklungsorientierter Führungsstil verstanden, der die Mitarbeiter zu persönlicher Weiterentwicklung und mehr Leistungsfähigkeit motivieren soll. Dem entspricht in Deutschland das Konzept der Führungskraft als Coach. Parallel dazu hat sich Coaching als externe Begleitung durch einen Coach etabliert, eine Anwendungsform, die zunächst Führungskräften vorbehalten blieb.
Coaching aktuell
Aktuell wird Coaching in der Unternehmenspraxis als sinnvolle Ergänzung zu anderen Personalentwicklungsmaßnahmen gesehen und für eine breite Zielgruppe über den Führungskräftebereich hinaus genutzt. Im privaten Umfeld hat sich Coaching – wobei die Grenzen zwischen Beruf und Privatem fließend sind – als Form der personenzentrierten Begleitung und Förderung etabliert. In jedem Fall kann Coaching als Methode der Veränderungsarbeit verstanden werden, die sowohl Einzelpersonen als auch Teams bei ihren Entwicklungsaufgaben unterstützt. Coaching unterliegt damit den Gesetzen menschlicher Veränderungsprozesse und beruht auf der Selbstverantwortung jedes Einzelnen, die angebotene Begleitung für sich anzunehmen oder aber sich der Entwicklung zu verweigern.
Ziele im Coaching können sein: ein besserer Umgang mit Kollegen und Mitarbeitern, eine berufliche Veränderung, die Verbesserung von Leistungen im Sport oder der Persönlichkeitsentwicklung und auch das Finden der eigenen Vision. Der Coach unterstützt den Klienten dabei, seine Ressourcen zu aktivieren und eigene Lösungen zu entwickeln. Coaching ist zielorientiert. Das bedeutet, es geht nicht darum, was ein Klient nicht mehr will (seine Probleme), sondern was er stattdessen erreichen möchte (seine Ziele). Coaching ist ressourcenorientiert. Das bedeutet, es unterstützt Klienten dabei, ihre eigenen Fähigkeiten und guten Gefühlszustände zu aktivieren, um sie dann für die Veränderung zu nutzen. Als Coaching-Methoden werden oft Techniken aus dem NLP, der Kurzzeittherapie und den systemischen Ansätzen benutzt. Im Grundsatz ist Coaching ein personenbezogener, interaktiver Prozess zwischen einem Coach und einem Klienten (Coachee). Coaching ist keine Beratung im klassischen Sinne. Im Coaching werden maßgeschneiderte Lösungen erarbeitet, die individuell zu diesem Klienten passen. Ziel eines Coachings ist, gemeinsam mit dem Klienten kreativ, schnell und zielgerichtet für ihn anwendbare Lösungen zu finden, ohne diese vorzugeben. Der Coach unterstützt den Klienten dabei, vorhandenes Potenzial sinnvoll einzusetzen sowie Schwächen bewusst werden zu lassen, um diese wiederum in Stärken umzuwandeln. Im Coaching werden hilfreiche Impulse gesetzt, die einen Perspektivenwechsel beim Klienten möglich machen. Coaching wird dabei als ressourcen- und lösungsorientierter Prozess verstanden. Coaching ist eine Dienstleistung im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe, um eine bestmögliche Lösung zu finden und diese umzusetzen.
Systemisches Coaching betrachtet während des gesamten Coachings nicht nur den Klienten als Einzelsubjekt, sondern bezieht sein Umfeld in die Betrachtung mit ein. Dazu gehören sowohl das private als auch das berufliche Umfeld des Klienten. Der Klient wird als Mensch im Rahmen seiner persönlichen Lebensumstände (Familie, Freunde, Kollegen, Vorgesetzte etc.) betrachtet. Feste Anbindungen, beispielsweise an familiäre Umstände oder Eigentum, werden beim Lösungsprozess im Systemischen Coaching berücksichtigt. Das Umfeld kann zwar unter Umständen Teil des Problems sein, es kann aber auch wertvolle Lösungsmöglichkeit bieten.
Beim Systemischen Denken wendet sich daher der Fokus von isolierten Menschen oder Objekten ab und richtet sich auf das komplexe System, insbesondere auf die nicht im Prozess anwesenden Personen. Der Coach meldet diese Beobachtungen oder Wahrnehmungen (jedoch keine Interpretationen) an den Klienten zurück.
Systemisches Coaching bedeutet, den Menschen als Ameisenhaufen, nicht als Motor zu sehen!
Systemisches Coaching betrachtet immer die Interaktion im System. Es ist nie einer «der Böse» oder einer «der Gute». Beim Systemischen Coaching wird erfasst, wie das Verhalten der im System des Klienten vorhandenen Personen untereinander abläuft, also die Wechselwirkung innerhalb des Systems. Gerade die Komplexität des Verhaltens der nicht anwesenden, aber im System vorhandenen Personen zu erfassen, bereitet oft den Weg zur Lösung vor. Das gilt insbesondere, wenn Personen im System des Klienten nicht sofort erwähnt werden. Durch die Beleuchtung des Klienten in seiner Gesamtheit können auch andere Probleme, die im System des Klienten und damit im Kontext des vordergründigen Problems vorhanden sind, erkannt und bearbeitet werden. Ein System im Sinne der Problemlösung beinhaltet somit, dass jedes Verhalten eines Menschen gleichzeitig Ursache und Wirkung für das Verhalten anderer ist. Im Systemischen Coaching liegt die Lösung darin, unter welchen Bedingungen sich Verhalten und Abläufe der am System des Klienten beteiligten Objekte oder Personen verändern. Ist das System ausreichend gestört, kann eine kleine Veränderung im System des Klienten eine Reihe von Veränderungen nach sich ziehen. Personen im Umfeld reagieren beispielsweise plötzlich anders oder die eigene Handlungsweise entspricht nun der gewünschten Vorstellung. Frühere Handlungsautomatismen werden jäh unterbrochen. Hört der Klient auf, in einer bestimmten Weise über sein Problem zu denken, und beginnt er, anders darüber denken, kann auch sein Problem aufhören.
Im Systemischen Coaching nimmt man Abschied von der Entweder-Oder-Lösung. Die sogenannten kausalen und linearen Ursachen können die komplexe Welt des Klienten nicht ausreichend erfassen.
Ein Systemischer Coach ist ein Sparringspartner, der dem Klienten hilft, den für ihn besten Weg zur Lösung seines Problems zu finden. Er ist der Experte für das Hinführen des Klienten zu Lösungsmöglichkeiten. Die eigentliche Lösung entwickelt der Klient jedoch selbst.
Der Coach ist der Experte für den Prozess, der Klient ist der Experte für die Lösung.
Ein Systemischer Coach arbeitet in dem Bewusstsein, dass niemand außer dem Klienten selbst ihm die richtige und passende Lösung verordnen kann.
Ein Systemischer Coach unterstützt den Klienten dabei, sein System, in dem er sich befindet, zu verstehen und zu integrieren. Der Systemische Coach muss jedoch die Lösungen kennen, um sie weiterzuempfehlen.
Das Bewusstsein des Systemischen Coachs
Der Systemische Coach braucht eine bewusste Coaching-Haltung und ein bestimmtes Klientenverständnis:
Systemisch, konstruktivistisch, lösungsorientiert und menschlich
Prinzipien (aus der hawaiianischen Lehre und der Quantentheorie):
Die Welt ist das, wofür der Mensch sie hält. Sie ist das System, in dem der Mensch denkt. Jeder Mensch hat seine eigene Wahrheit, in der er lebt und die für ihn stimmig ist. Daher gibt es keine absolute Wahrheit. Diskussionen darüber, was richtig oder falsch sei, sind daher müßig und führen zu nichts. So sieht Kollege A den Chef als großzügigen, aber gerechten Vorgesetzen. Kollege B hingegen sieht ihn als engstirnigen, peniblen Zeitgenossen. Wer hat nun Recht? Beide haben Recht; denn die Welt ist so, wie A sie sieht und wie B sie sieht.
Es gibt keine Grenzen (außer denen, die man selbst kreiert). So konnte sich der Mensch das drahtlose Telefonieren vor 50 Jahren nicht vorstellen, geschweige denn das Kommunizieren per E-Mail.
Alle Macht kommt von innen. Äußerer Einfluss ist Einbildung. Jeder hat es selber in der Hand, durch ein verändertes Denken sein Leben als Coach und das der Klienten zum Positiven zu verändern. Wären äußere Einflüsse die Ursache für Probleme, könnte der Mensch sein Leben nur ändern, wenn sich die äußeren Einflüsse änderten. Das aber würde totale Abhängigkeit von äußeren Gegebenheiten bedeuten. Jedes Streben nach Abhängigkeit ist ein Mangel an Verantwortung. Die Macht aus dem Innern ist die Macht über sich selbst. Dazu eine Rätselfrage: Weltmacht mit drei Buchstaben? Die Antwort: ICH! Das Ich wird oft falsch verstanden und als egoistisches, narzisstisches Streben interpretiert. Richtig verstanden, symbolisiert das Ich lediglich, dass der Mensch Macht über seine eigene Welt hat. Es gibt eben keine Fernbedienung, um andere oder die Umstände zu verändern. Der Mensch kann nur sich selbst verändern.
Energie folgt der Aufmerksamkeit. Es bekommt immer der Lebensbereich oder das Ziel das höchste Maß an Energie, auf dem die meiste Konzentration liegt. Richtet der Mensch seinen Fokus z. B. nicht auf sein Kerngeschäft, sondern verzettelt sich mit Unwesentlichem, wird das Kerngeschäft mit weniger Energie versorgt und die Umsatzzahlen sinken. Jeder kennt dieses Phänomen. Wer beispielweise einen Urlaub in Thailand plant, wird an jeder Ecke etwas erblicken, das ihn an Thailand erinnert – weil er seinen Fokus darauf richtet. Würde er «Thailand» nicht in den Fokus seiner Gedanken setzen, würde ihm die neueste Ausgabe des NATIONAL GEOGRAPHIC über Thailand vermutlich nicht ins Auge fallen.
Es kommt im Leben darauf an, dass der Mensch mit dem, was er sich kreiert, glücklich ist. Wenn er sich etwas konstruiert, das ihn nicht glücklich macht, ist das Leben ein K(r)ampf. Menschen gestalten sich ihr Leben oft so, als hätten sie eine Anleitung zum Unglücklichsein verinnerlicht. Sie entscheiden sich halbherzig für eine Berufstätigkeit, halbherzig für den Partner oder verfolgen Berufsziele, die zwar Geld bringen, jedoch weder ihren Fähigkeiten entsprechen, noch Begeisterung auslösen. Damit sind Probleme und Dramen vorprogrammiert. Ein unbewusster Nutzen der sich wiederholenden Dramen kann sein, dass der Mensch sich auf diese Weise Spannung verschaffen möchte. Zwischen den einzelnen «K(r)ampfstrecken» in der Arena des Lebens liegen meist glückliche Momente, wenn auch meist nur kurze – eine nicht sinnvolle Weise, Glück zu produzieren.
Es ist wesentlich nützlicher und entspannter für das eigene Dasein, wenn der Mensch sich mit dem identifizieren kann, was er tut, und ihm dies gefällt. Halbherzigkeiten erzeugen innere Widerstände. Diese machen das Leben zu einem Kampf.
Ein System entsteht durch die Unterscheidung zwischen Elementen, die zum System gehören, und solchen, die sich außerhalb des Systems befinden.
Lebende Systeme verhalten sich in ihrer Umwelt autonom – ihr Verhalten ist NICHT von außen determinierbar (vorhersehbar).
Systeme handeln zielorientiert, auch wenn das Ziel oder der stabile Zustand oft nicht erkannt werden.
Um das Verhalten eines Systems dauerhaft zu verändern, muss eine ausreichend starke Störung des Systems stattfinden.
Kleine Veränderungen im System können zu extremen Veränderungen zu einem späteren Zeitpunkt führen.
Die Erklärung des Systemverhaltens findet sich nicht durch Analyse der Elemente des Systems, sondern in dessen Struktur.
In einem Rückkopplungsprozess macht die Unterscheidung zwischen Ursache und Wirkung meist keinen Sinn.
Es ist oft sinnvoller, über beeinflussbare Faktoren als über Ursachen nachzudenken. Ein System ist nicht naturgegeben, sondern konstruktivistisch (Was entsteht, gehört dazu).
Bemerkung: Der Coach kann daher kein Versprechen oder determinierbares Ergebnis abgeben.
Unser Coaching-Ansatz basiert auf drei Säulen, die jeweils einen elementaren Grundsatz repräsentieren. Bildliche Darstellung:
Die erste Säule ist die Systemik. Dabei geht es um die Zusammenhänge und Wechselbeziehungen zwischen den Personen im System. Die zweite Säule ist die Lösungsfokussierung. Lösungsfokussiert bedeutet, Konzentration auf die Lösung, nicht auf das Problem zu richten. Die dritte Säule des Systemischen Coachings ist der Konstruktivismus. Er beschreibt das Verändern der Perspektive des Klienten, bezogen auf dessen Welt.
Was bedeutet «lösungsorientiert»?
Lösungsorientiert im Sinne des Systemischen Coachings bedeutet, dass im Coaching-Prozess der Fokus des Prozesses immer auf der Erarbeitung der Lösung liegt. Es geht darum, möglichst schnell und zielgerichtet gemeinsam mit dem Klienten eine Lösung zu erarbeiten. In klassischen Therapieansätzen wird der Fokus auf die Problembeschreibung gerichtet und entsprechend dem jeweiligen Therapieansatz mehr oder weniger lange im Problem verweilt. Umfangreiche Problemschilderungen nehmen oft mehrere Sitzungen in Anspruch, um das Problem herauszuschälen. Danach wird die Vergangenheit betrachtet und es wird nach Ursachen für das Problem gesucht; das Problem wird dabei genau analysiert. Bei der lösungsorientierten Arbeit ist es meist nicht wichtig, die Vergangenheit zu analysieren. Es wird also nicht langwierig nach Ursachen gekramt, um in Erlebnissen die Lösung zu finden. In Einzelfällen können Erfahrungen für den Coaching-Prozess jedoch durchaus bedeutsam sein. Im Coaching-Prozess liegt die Hauptarbeit darin, dem Klienten neue Handlungsalternativen für sofortige Änderungen anzubieten.
Was bedeutet «systemisch»?
Systemisch im Sinne des Systemischen Coachings bedeutet, dass der Mensch im Coaching-Prozess immer als Teil eines Systems betrachtet wird. Grundsatz ist die Annahme, dass Teile eines Systems sich gegenseitig beeinflussen. Systemische Lösungen berücksichtigen daher das Umfeld. Systemisches Denken im Coaching heißt auch, Beziehungen, Zusammenhänge und Interaktionen lebender Systeme in den Mittelpunkt der personenorientierten Begleitung zu stellen. Das können ein gesamtes Unternehmen mit seinen einzelnen Unternehmensbereichen sein, ferner Projektgruppen und andere Gruppen, der Mensch als Individuum innerhalb des Unternehmens oder andere Menschen um ihn herum. Das Ziel der systemischen Arbeit des Coachs ist, dass nicht nur er selbst, sondern auch sein Klient die Wechselwirkungen erkennt. Als Methode wird dazu gerne die Stakeholder-Analyse (s. Kap. 5) eingesetzt. Dabei kann es in der praktischen Arbeit vorkommen, dass der Klient sein System in seiner Komplexität bereits erfasst und bereits Erkenntnisse daraus zieht, der Coach jedoch noch nicht. Es ist weitgehend unbedeutend, ob und inwieweit der Coach das System des Klienten in seiner Komplexität versteht. Es kommt im Systemischen Coaching darauf an, dass der Klient sein System versteht. Der Coach unterstützt ihn dabei durch die systemischen Fragen.
Wir unterscheiden im Systemischen Coaching zwischen statischen und dynamischen Systemen. Bei statischen Systemen ändert sich die Struktur nicht; dynamische Systeme hingegen können zudem ihre Struktur verändern. Eine weitere Unterscheidung ist die Aufteilung in technische Systeme und Personensysteme. Bei technischen Systemen geht es um die Wechselwirkung zwischen Elementen. Als Beispiel dafür gilt die sogenannte Blackbox. Bei Personensystemen geht es um die Wechselwirkung und Interaktionen zwischen Personen. Personensysteme sind dynamische Systeme. Dynamisch bedeutet, dass diese Systeme entstehen, sich entwickeln, sich aber auch wieder auflösen können. Das Verhalten wird durch die Regeln innerhalb des Systems und durch die Umwelt bestimmt. Auch Gruppen, wie Familien, Arbeitsgruppen, Verbände, Mannschaften oder jede Form eines Teams, sind Systeme.
Die Aufgabe ist es, im Coaching-Prozess nicht nur ein System des Klienten zu berücksichtigen, sondern andere Systeme. So können z. B. Probleme im Beruf ihre Ursachen gar nicht im Berufsumfeld haben, sondern in einem anderen System, wie beispielsweise der Basketballmannschaft, in der es gerade Unstimmigkeiten untereinander gibt.
Würde der Coach sein systemisches Denken außer Acht lassen und nur den Berufsbereich betrachten, würde sein Coaching vermutlich ins Leere laufen.
Was bedeutet «konstruktivistisch»?
Konstruktivistisch im Sinne des Systemischen Coachings bedeutet, dass jeder seine eigene Wahrnehmung hat. Das bedeutet wiederum, dass jeder seine eigene Weltsicht hat und sich seine Realität nach seiner Weltsicht gestaltet. Seine Sichtweise ist nicht die objektive Sicht, sondern subjektiv – nur er denkt so. Im konstruktivistischen Denken geht man davon aus, dass es keine objektive Weltsicht gibt, sondern nur eine subjektive Sichtweise des Menschen.
Weiter geht man davon aus, dass sich der Mensch durch seine subjektive Sicht auf die jeweilige Situation auch seine Wirklichkeit erschafft und konstruiert. Menschen werden von ihren Erfahrungen geprägt, haben ihre eigenen Gedanken und bilden ihre eigenen Motivationen. Daraus resultieren ihre ureigenen Antriebskräfte, Dinge zu tun oder zu lassen, Dinge zu denken oder nicht zu denken. So hat jeder Mensch seine eigene Vorstellung darüber, was z. B. Erfolg für ihn bedeutet, was für ihn eine Familie ist, was für ihn eine gute Beziehung zu seinem Chef ist oder was für ihn bedeutet, Karriere zu machen. Konstruktivistisches Vorgehen im Coaching-Prozess heißt, immer individuell auf den Kunden und seine Wahrnehmung einzugehen, sich in die Weltsicht des Klienten einzuklinken, um seine Sichtweise nachvollziehen zu können. Mit der Grundhaltung N.E.W (Neugier, Empathie, Wertschätzung, s. Kap. 2) ist es dem Coach möglich, seinen Klienten dabei zu unterstützen, seine Wahrnehmung der Dinge zu relativieren und somit eine Veränderung hervorzubringen. Nur so kann es zu einer zufriedenstellenden Lösung kommen. Keinesfalls gibt der Coach, wie in einer Beratung, eine Lösung vor.
Die beste Lösung wird immer die sein, die vom Klienten selbst gefunden wird, weil er davon überzeugt ist, dass diese am besten zu ihm passt. Nur er selbst ist der Experte für seine Lösung.
Coaching
Coaching ist eine Vorgehensweise zur Problemlösung zwischen den Spannungsfeldern Privatleben, Beruf und Organisation oder in einem dieser Bereiche. Es ist eine sehr effektive Methode, bei der der Klient bestimmt, welches Ziel erreicht werden soll, und der Coach hauptsächlich die richtigen Fragen stellt und das Finden der Antwort dem Kunden überlässt. Hier wirkt die Haltung: Der Coach ist der Experte für den Prozess, der Klient ist der Experte für die Lösung. Coaching basiert auf dem Prinzip der Eigenverantwortung. Das bedeutet, der Klient erkennt, dass die Lösung in ihm liegt und nur er die Lösung kennt. Die richtigen Fragen des Coachs dienen der Hilfe zur Selbsthilfe.
Beispiel:
Klient: «Ich habe ein Problem. Ich weiß nicht, was ich tun soll?»
Coach: «Was möchten Sie erreichen? Was ist Ihr Ziel? Was soll anders sein, wenn Ihr Problem gelöst ist?»
Beratung
Beratung bezeichnet umgangssprachlich ein strukturiertes Gespräch oder auch eine praktische Anleitung, die zum Ziel hat, eine Aufgabe oder ein Problem zu lösen oder sich der Lösung anzunähern. Die Grundabsicht ist, jemandem in helfender Absicht einen Rat oder Ratschläge zu erteilen. Bei der Beratung ist der Berater der Experte für den Prozess und der Experte für die Lösung. Klienten kommen oft mit der Erwartungshaltung: «Nehmen Sie mir meine Probleme von den Schultern und lösen Sie sie.» Dadurch gibt der Klient seine Verantwortung an den Berater ab. Die Beratung widerspricht dem Grundgedanken des Systemischen Coachings; in manchen Bereichen wird die Beratung wiederum sehr sinnvoll und produktiv eingesetzt.
Beispiel:
Klient: «Ich habe ein Problem. Ich weiß nicht, was ich tun soll?»
Berater: «Das ist ganz einfach. Ich habe ein Patentrezept für Sie, das funktioniert immer: Machen Sie jetzt erst mal das und dann das ... und wenn Sie dann Fragen haben, dann kommen Sie noch mal!»
Wer möchte schon gerne Rat-schläge? Bei einer Beratung schöpft der Berater aus seinem Wissen und gibt seinen Rat(-schlag). Ein Rat(-schlag) ist eine Lösung von außen und indirekt zeigt der Berater dadurch: «Ich kenne die Lösung.» Der Berater bietet sein Wissen an und der Klient empfindet sich dadurch möglicherweise als unwissend. Es entsteht das Gefühl, nicht in der Lage zu sein, selbst Lösungen zu finden und folglich ein Gefühl innerer Wertlosigkeit. Ein Rat (-schlag) wird von Klienten oft als übergestülpt empfunden.
Der Klient wird sich eventuell sagen, dass nur der Berater die Kompetenz zur Problemlösung habe, er selbst sei nicht kompetent. Die Inkompetenz, für seine eigene Problemlösung zuständig zu sein, und vor allem zu denken, es nicht zu können, kann als selbsterfüllende Prophezeiung wirken. Diese wirkt verstärkend, vergleichbar mit einem Teufelskreis. Beratung kann abhängig vom Rat(-schlag) machen, da der Klient nicht lernt, sich selbst Lösungen zu erarbeiten. Der Klient läuft Gefahr, langfristig in die Unselbständigkeit zu rutschen. Hintergründe dafür liegen oft darin, dass der Klient den Berater als eine Art Lebensretter betrachtet oder ihm eine Orakelfunktion zuschreibt. Die Ratschläge des Beraters sind meist sehr konkret.
Der Berater als der Wissende steht immer «oben» und der Klient als der Unwissende steht «unten». Nicht selten entstehen dadurch Spannungsfelder und der Klient fühlt sich in der Beratung bevormundet – eventuell erinnert das Verhältnis an eine Eltern-Kind-Beziehung. Bei der Beratung fehlt weitgehend die Identifikation des Klienten mit der Lösung. Der Ratschlag kann, aber muss nicht auf die Persönlichkeit des Klienten eingehen. Hier liegt die wesentliche Abgrenzung zum Coaching.
Psychotherapie
Der Begriff «Psychotherapie» stammt aus dem Griechischen und bedeutet «Pflegen der Seele».
Eine Psychotherapie unterscheidet sich sowohl vom Coaching als auch von der Beratung dadurch, dass der Klient oder Patient als krank im Sinne der klassischen Psychiatrie gilt. Eine Psychotherapie behandelt psychisch, emotional und psychosomatisch bedingte Krankheiten, Leidenszustände oder Verhaltensstörungen mit Hilfe psychologischer, d. h. wissenschaftlich fundierter Methoden durch verschiedene Formen verbaler und nonverbaler Kommunikation.
Je nach Form der Psychotherapie findet hierbei eine Auseinandersetzung mit dem Unbewussten statt, um die Ursachen der Erkrankung zu klären. Der Bereich des bewussten Denkens und Empfindens wird ebenfalls ergründet und durchleuchtet. Allgemein anerkannte Psychotherapien sind:
Die Psychoanalyse nach Sigmund Freud (analytische Therapie)
Die Hypnosepsychotherapie nach Milton Erickson (tiefenpsychologische Therapie)
Die Gesprächspsychotherapie nach Carl Rogers (humanistische Therapie).
Als Begründer kognitiver Therapien gelten Aaron T. Beck und Albert Ellis mit der kognitiven Verhaltenstherapie. Im Unterschied zum Coaching und zur Beratung werden in der Psychotherapie ausführliche Fakten aus der Lebensgeschichte gesammelt, um im weiteren Therapieprozess nach den Ursachen der Problemgeschichte zu forschen. Man geht davon aus, dass das Bewusstwerden der Problemursache eine Veränderung des Problems bewirkt.
In der Psychotherapie gibt der Klient oder Patient die Verantwortung für sein Problem meist vollständig an den Therapeuten ab. Vielfach kann der Klient sein Problem nicht einmal definieren. Er nimmt die Haltung ein: «Sagen Sie mir, wo mein Problem liegt, nehmen Sie es mir ab und lösen Sie es.» Modernere, nicht klassische Therapien bemühen sich darum, die Problemexploration und den Therapieprozess möglichst kurz zu halten. Sie fordern vom Klienten, dass er sein Problem zumindest formulieren kann. Die Priorität ist, dem Klienten seine Verantwortung zu lassen. Unter diesen Therapien zu nennen sind die lösungsorientierte Kurzzeittherapie nach Steve de Shazer, die provokative Therapie nach Frank Farrelly oder neuzeitliche, oft umstrittene Therapien, die die Verantwortung für das Problem und dessen Lösung beim Klienten sehen.
Im Systemischen Coaching ist es immer ratsam, eine klare Abgrenzung zwischen Beratung, Psychotherapie und Coaching vorzunehmen.
Neben der systemischen Sichtweise gibt es eine Reihe von anderen Modellen zur Beschreibung menschlichen Verhaltens. Modelle sind eine Art Beschreibung der Realität, wie die Kunst, oder des menschlichen Verhaltens. Übergeordnete Modelle sind: das Maschinenmodell (klassischer Behaviorismus), das Eigenschaftsmodell (Persönlichkeitspsychologie) und das Handlungsmodell (Konstruktivismus).
Das Maschinenmodell
Das Maschinenmodell behauptet, dass Menschen – völlig ungeachtet ihres Temperaments, ihrer Charakterzüge und Mentalität – auf bestimmte Reize immer auf die gleiche Weise reagieren, weil sie einem strengen Reiz-Reaktions-Schema folgen. Diese Theorie stammt aus dem klassischen Behaviorismus. Ein Reiz löst eine Reaktion, z. B. ein Verhalten, aus. Ein Verhalten wird durch Konditionierung erworben. Beispiel: «Ich stehe immer so da, wenn ich deprimiert bin.» Für Menschen, die nach dem Maschinenmodell urteilen, ist Motivation ein wichtiges Thema; denn eine Motivation bedeutet für sie Reiz. Sie gehen davon aus, dass durch die Motivation das Verhalten ausgelöst wird, welches erwünscht wird. Motivation führt also zu Reiz und Reiz zu Reaktion. Man kann sagen, dass im Maschinenmodell nur repariert wird.
Das Eigenschaftsmodell
Das Eigenschaftsmodell geht davon aus, dass der Mensch über Eigenschaften und Verhaltensweisen verfügt, die er selbst nicht verändern kann. Ein Mensch, der nach dem Eigenschaftsmodell lebt, sieht in sich selbst keine Entwicklungsmöglichkeit. Er geht davon aus, dass er so geboren ist, wie er ist, und dass dies auch für die Zukunft eine feststehende Tatsache ist. Er sieht es als naturgegeben an, dass er so ist, wie er ist. In seiner Wirklichkeit sind sein Charakter und sein Verhalten unveränderbar: «Ich bin halt so, das ist eben meine Natur.» Er wird seine Rahmenbedingungen passend dazu wählen, wie er ist. Eine weitere Denkweise ist, dass ihm die Verhaltensweisen anerzogen wurden und sie daher zu ihm gehören und nicht veränderbar sind. Er betrachtet sich als richtig und wünscht, dass sich die Umstände ändern.
Das Handlungsmodell
Das Eigenschaftsmodell und das Maschinenmodell nehmen dem Handelnden jeglichen Spielraum, sein Verhalten zu beeinflussen. Das Ziel im Coaching ist, dem Klienten aufzuzeigen, dass er die Kontrolle über seine Reaktion übernehmen kann, sein Verhalten in der Hand hat und es aktiv ändern kann – effektiv und nützlich. Reiz wird durch interne kognitive und emotionale Prozesse gesteuert. Die zentrale Annahme ist, dass Menschen sich ihre Wirklichkeit (eigene Welt) durch Glaubenssätze und andere interne Prozesse konstruieren. Ändert man diese Prozesse, z. B. durch Perspektivenwechsel bzw. Reframing (s. Kap. 10), ändert sich auch die Welt des Klienten.
Der Klient ist immer Teil eines Systems. Deshalb gilt es, dieses System in die Betrachtung mit einzubeziehen. Methoden hierfür sind z. B. der Ökologiecheck, die Kontextklärung sowie zirkuläre und hypothetische Fragen.
Ein unzufriedener Mensch würde je nach Modell in unterschiedlicher Weise handeln. Beim Eigenschaftsmodell denkt er, dass er einfach so ist und ein anderes Umfeld braucht. Beim Maschinenmodell würde er sich eine Motivation verschaffen, wie z. B. durch positives Denken. Beim Handlungsmodell würde die gleiche Person ihre Sicht der Situation ändern, die ihn unzufrieden macht, und prüfen, was er aus sich heraus ändern kann.
In diesem Kapitel werden folgende Themen behandelt:
Die Grundhaltung des CoachsVertraulichkeit, Pacing & Leading, VAKOGCoaching-SkillsFormen des ZuhörensMisserfolgs- und ErfolgskriterienStufen der MotivationDie KlientenpersönlichkeitUm professionell als Coach arbeiten zu können, ist eine bestimmte Grundhaltung von besonderer Bedeutung. Die wichtigsten Grundelemente der Haltung eines Coachs sind Umgangsformen, Verhaltensweisen, Auftreten und Kommunikation. Vor allem aber kommt es auf die innere Haltung an. Stimmt die innere Haltung, rücken die äußeren Faktoren in den Hintergrund. Das soll nicht heißen, dass sie gänzlich unwichtig würden, sie haben als vertrauensbildende Maßnahmen nur nicht die Priorität.
«Ich bin okay, du bist okay!» ist mehr als eine Floskel; sie ist die Grundhaltung, die ein erfolgreicher Coach in sich tragen sollte und frei von jeder Wertung. Diese Haltung zeigt Wertschätzung dem Klienten und sich selbst als Coach gegenüber. Weitere Denk- und Grundhaltungen eines Coachs können sein:
«Ich bin okay – du bist nicht okay!»
«Ich bin nicht okay – du bist okay!»
«Ich bin nicht okay – du bist nicht okay!»
N.E.W - Neugierde, Empathie und Wertschätzung
Das N.E.W-Dreieck beschreibt die drei inneren Werte der Grundhaltung des Coachs: Neugierde, Empathie und Wertschätzung.
N.E.W ist die Basis, um eine vertrauenerweckende Beziehung zwischen dem Coach und seinem Klienten aufzubauen. Vertrauen ist die Basis dafür, dass der Klient sich öffnet und sein Inneres ausbreitet, also die Karten auf den Tisch legt. Gerade Menschen, welche im Führungsbereich tätig sind, fällt es oft schwer, das Persönliche preiszugeben, das hinter der Fassade steckt, die sich im alltäglichen, ganz normalen Wahnsinn doch bewährt hat.
Neugier
Neugier – lateinisch: novarum rerum cupidus – bedeutet, auf Neues begierig zu sein. Neugier gilt als Fähigkeit und ist ein Verlangen, Neues zu erfahren und insbesondere Verborgenes kennenzulernen.
«Neugier, hinter die Dinge zu schauen» (Flammarions Holztisch, Paris)
Die Neugier steht für das Interesse des Coachs am Problem und an der Gesamtheit des Klienten. Ein wissbegieriger, neugieriger Coach verschafft sich Wissen über die aktuelle Lebenssituation, das Umfeld, aber auch den aktuellen Gefühlszustand seines Klienten. Damit kann er den Coaching-Prozess einleiten und erfolgreich weiterführen. Das Interesse am Klienten verhilft dem Coach beim Explorieren, um die richtigen Fragen zu stellen. Ein erfolgreicher Coach ist immer neugierig, mit welcher Lösung sein Klient am Ende das Coaching beenden wird.
Empathie
Empathie beschreibt die Fähigkeit des Einfühlens und Nachempfindens der Erlebnisse und Gefühle anderer sowie das Vermögen, deren Handlungen und Absichten nachzuvollziehen und deren Handlungsmotive zu verstehen. Letztendlich versteht man unter dem Begriff Empathie ein Fingerspitzengefühl für zwischenmenschliche Beziehungen und emotionale Zustände. Der Begriff Empathie bezeichnet die Fähigkeit, Gedanken, Emotionen, Absichten und Persönlichkeitsmerkmale eines anderen Menschen und die eigene Reaktion auf die Gefühle anderer wahrzunehmen. Beispiele für Gefühle sind Mitleid, Trauer, Schmerz oder Hilfeimpulse.
Wertschätzung
Wertschätzung beschreibt die Wertneutralität des Coachs in seiner Eigenschaft als Prozessbegleiter. Wertschätzung bezeichnet die positive Bewertung eines anderen Menschen. Sie gründet auf eine innere, allgemeine Haltung anderen gegenüber. Wertschätzung betrifft einen Menschen als Ganzes, sein gesamtes Wesen. Sie ist eher unabhängig von Taten oder Leistung, auch wenn solche die subjektive Einschätzung einer Person und damit die Wertschätzung beeinflussen. Sie ist Ausdruck einer professionellen Haltung gegenüber einer Person. Wertschätzung ist der Respekt dem Klienten gegenüber und ist nicht von einer bestimmten Entscheidung bzw. einem Verhalten seinerseits abhängig. Durch diese wertschätzende Grundhaltung wird eine Atmosphäre geschaffen, in der Angst und Spannung abgebaut werden. Unbedingte Wertschätzung führt zu positiven Veränderungen und Wachstumsmöglichkeiten. Bei der Wertschätzung kann unterschieden werden zwischen der Person und ihren Handlungen. Das bedeutet, die Person wird grundsätzlich wertgeschätzt, ihre einzelnen Handlungen aber können kritisch betrachtet werden. Eltern z. B. schätzen ihr Kind, obwohl sie nicht all seine verschiedenen Verhaltensweisen für gut befinden.
Wertschätzung ist auch verbunden mit Wohlwollen und Anerkennung und drückt sich in Zugewandtheit, Interesse, Aufmerksamkeit und Freundlichkeit aus. Unbedingte Wertschätzung wird auch als emotionale Wärme oder Akzeptanz bezeichnet. Wertschätzung ist oft vom persönlichen Selbstwert des Coachs abhängig. Menschen mit hohem eigenem (echten) Selbstwert haben eher eine wertschätzende Haltung anderen gegenüber und sie werden von anderen eher wertgeschätzt. Empfangene und gegebene Wertschätzung vergrößern das Selbstwertgefühl sowohl beim Empfänger als auch beim Geber. Als das Gegenteil von Wertschätzung betrachten wir Geringschätzung und Verachtung. «Bedingungslose, positive Wertschätzung» ist ein Fachbegriff aus der klientenzentrierten Psychotherapie nach Carl Rogers. Jene gehört mit Empathie und Echtheit (Kongruenz) zu den drei Grundhaltungen eines Therapeuten gegenüber dem Klienten.
Ziel echter positiver Wertschätzung ist es, den Klienten in seinen positiven Eigenschaften und seinem Selbstwert zu bestärken, damit er daraus Zuversicht und Energie bezieht, die seinen Veränderungsprozess fördern.
Vertraulichkeit
Inhalte einer Coaching-Sitzung unterliegen der Vertraulichkeit und müssen unter allen Umständen diskret behandelt werden. Spricht der Coach mit Außenstehenden über seine Klienten, ist das Vertrauensverhältnis gestört – auch wenn der Klient darüber nichts erfährt. Ein Vertrauensbruch schafft Distanz von seitens des Coachs zum Klienten und von seitens des Klienten zum Coach. Der Beziehungsaufbau ist gestört. Meist ist dieser Vertrauensverlust nur schwer oder gar nicht mehr zu korrigieren.
Pacing & Leading
Ein grundlegendes Ziel im Systemischen Coaching ist es, zum Klienten einen Draht, den Rapport, herzustellen. Dazu dienen die bewusst erlernbaren Fähigkeiten des Pacings und Leadings. Pacing und Leading sind Begriffe aus dem NLP (Neurolinguistisches Programmieren). Durch Pacing will der Coach das Vertrauen des Klienten als Einzelperson oder, beim Business- Coaching, das Vertrauen einer ganzen Gruppe gewinnen.
Übersetzt bedeutet «Pacing and Leading» etwa «Schritt halten und Führung übernehmen». Beim Pacing (englisch: Schritt halten) gleicht die führende Person bewusst ihre Verhaltensweisen an die Verhaltensweisen der zu führenden Person oder Personengruppe an. Ziel des Pacings ist es, Rapport herzustellen. Sobald sich die Verhaltensweisen der beteiligten Personen angeglichen haben, spricht man auch davon, dass sich diese Personen im Rapport befinden. Rapport, der «Draht» zweier Menschen zueinander, bedeutet harmonische Übereinstimmung. Erst ein guter Rapport (Beziehungsaufbau) macht ein erfolgreiches Coaching möglich. Ist es gelungen, Rapport herzustellen und zu pacen, fühlt sich der Klient angenommen und verstanden. Schritt halten bedeutet, mit dem Klienten zu gehen, sich in seinem Schritttempo und auf seiner Ebene zu bewegen. Der Coach begleitet, ohne zu überfordern oder zu unterfordern.
Hilfreich ist dabei, wenn der Coach als Maxime die drei großen CCC verinnerlicht hat: Chance, Courage, Charme. Chance bedeutet, die Möglichkeiten zu nutzen, die sich im Prozess bieten, und sie als Chance zu betrachten, den Prozess zu führen. Courage bedeutet, den Mut zu haben, Themen aufzunehmen und persönliche Dinge preiszugeben. Spricht der Klient beim Eintreten beispielsweise das Nicht-Funktionieren seines Navigationsgerätes an, kann der Coach pacen, indem er sagt: «Ja, das kenne ich gut, ich bin neulich in Berlin umhergeirrt.» Charme bedeutet, dass der Coach freundlich und gewinnend auftritt. Er sollte authentisch sein – am besten mit einem kleinen Lächeln im Gesicht. Ein Lächeln sagt mehr als viele Worte. Ein gewinnendes Lachen öffnet Türen und Herzen, gerade in kritischen Situationen, und wirkt oft Wunder. Tatsächlich gibt es die Lehre vom Lachen mit dem wissenschaftlichen Namen Gelotologie. Der Coach beobachtet aufmerksam, wie er sich in spezifischen Situationen selbst fühlt. Seine Intuition, seine Gefühle und seine Gedanken in Bezug auf den Klienten können im späteren Verlauf des Coaching-Prozesses hilfreich sein.
Pacing kann auf folgenden Ebenen erfolgen durch
Körpersprache: Angleichen der Haltung, Gestik und Atemfrequenz
Mimik: Angleichen des Gesichtsausdrucks
Stimme: Angleichen der Stimmlage, der Lautstärke und der Sprechgeschwindigkeit
Sprache: Verwendung ähnlicher Wörter
Pacing spiegelt den Kommunikationspartner und basiert auf der Annahme, dass Menschen, die sich gut verstehen, sich einander angleichen (unter anderem in Tonfall, Lautstärke, Sprechtempo, Körperhaltung, Distanz, Direktheit des Auftretens). Langjährigen Partnerschaften sagt man Ähnliches nach: die Partner würden sich einander angleichen und sich kongruent verhalten. Es geht darum, dass der Coach sich in Körpersprache, Mimik und Stimme dem Klient angleicht und den Klienten bestätigt.
Nachdem der Coach durch das Pacing das Vertrauen seines Klienten gewonnen hat, kann er mit dem Leading beginnen. Im Neurolinguistischen Programmieren spielt hierbei das Win-Win-Prinzip eine wichtige Rolle: Leading soll so genutzt werden, dass beide Parteien, sowohl Coach als auch Klient oder die Gruppe, einen Nutzen aus der Führung ziehen. Tragen beide Seiten einen Nutzen davon, spricht man von einer Win-Win-Situation.
Pacing und Leading wird in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt:
Management: Im Management kann Pacing und Leading hilfreich sein, um das Vertrauen der Mitarbeiter zu gewinnen bzw. zu erhalten.
Therapie und Coaching: In einer Therapie oder im Coaching kann Pacing und Leading verwendet werden, um das Vertrauen zwischen Klient und Therapeut zu festigen.
Verkauf: Im Verkauf kann Pacing eingesetzt werden, um das Vertrauen eines Käufers zu gewinnen, um diesen leichter zum Kauf zu bewegen (Leading).
Ebenen für Pacing und Leading sind einerseits abstrakte Ebenen, wie mentale Strategien, Denkstile, Werte, Überzeugungen, Gefühle, Repräsentations-System (VAKOG), Sprache, Körpersprache, andererseits aber auch die konkrete Ebene der Atmung. Wiederholt der Coach z. B. genau die Worte des Klienten, befindet er sich im Rapport. Schlägt der Klient z. B. die Hände zusammen und kommt der Coach dieser Bewegung nach, stellt er Rapport her. Es ist ausreichend, wenn diese Bewegung nur angedeutet und nicht mit der gleichen Vehemenz ausgeführt wird. Eine andere Pacing-Strategie ist das Crossover-Pacing. Der Coach schlägt die Beine übereinander, wenn der Klient die Arme überschlägt. Der Klient ist übernervös und der Coach bleibt sehr ruhig und zeigt Ruhe und Gelassenheit.
Die fünf Sinneskanäle V-A-K-O-G
Der Mensch speichert alles von ihm Wahrgenommene vorwiegend auf seinen Sinneskanälen ab. V-A-K-O-G ist im NLP die Abkürzung für die fünf Sinne: visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch und gustatorisch.
V-A-K-O-G beschreibt die fünf Kommunikationskanäle. Diese werden auch als Sinneskanäle bezeichnet. Das heißt, der Mensch nimmt die Umwelt mit seinen fünf Sinnen wahr. Jeder Mensch hat eine eigene Prägung. In der Regel bevorzugt jeder Mensch zwei Sinneskanäle, mit denen er hauptsächlich wahrnimmt und über die er kommuniziert.
Der erste Sinneskanal ist der visuelle. Der Mensch nimmt mit dem Sehsinn wahr, also mit den Augen. Typische Aussagen dieses Typus sind: «Jetzt sehe ich klarer!» Oder: «Da blicke ich nicht durch.»
Der zweite Typ ist der auditive. Dieser Mensch nimmt primär mit seinem Gehör wahr, also mit den Ohren. Ihn erkennt man an Aussagen wie: «Da hat es gerade in meinen Ohren geklingelt!»
Der dritte Typ ist der kinästhetische. Er spürt und nimmt mit allen Teilen seines Körpers wahr – mit dem Gefühl, wie Wärme und Kälte, Nässe und Trockenheit, Gewicht und Leichtigkeit oder Rauheit und Glätte. Diese Wahrnehmung wird auch als haptische Wahrnehmung bezeichnet und schreibt deren Trägern eine Tiefensensibilität zu. Typische Aussage für diesen Typ ist: «Super Feeling!» Oder wenn er eine Lösung in der Coaching-Sitzung gefunden hat: «Da wird mir ganz warm ums Herz, das ist ja wie Urlaub in der Karibik!»
Der vierte Sinneskanal ist der olfaktorische. Dieser Mensch nimmt mit dem Geruchssinn wahr, also mit der Nase – er riecht. Man beobachtet im Gespräch manchmal Menschen, die tun, als würden sie schnüffeln: «Oh, das riecht nach Ärger, ich habe es doch gleich gerochen!» Bei einer erfolgreichen Positionierung seines Produktes auf dem Markt hört man: «Ich kann mich auf meine Nase verlassen ...!»
Der letzte und fünfte Sinneskanal ist der gustatorische. Dieser Mensch nimmt mit seinem Geschmacksinn wahr, das heißt mit dem Gaumen. Eine typische Aussage, wenn ihm etwas nicht gefällt, lautet: «Das schmeckt mir gar nicht.»
Bildliche Darstellung der Sinnesfigur VAKOG:
Die Anwendung der fünf Sinneskanäle läuft meist intuitiv, kann jedoch auch bewusst und gezielt eingesetzt werden. Insbesondere im Hypno-Coaching (Kap. 11) ist die bewusste Anwendung von VAKOG trancevertiefend. Es ist günstig für den Coaching-Prozess, wenn der Coach weiß, auf welchen Kanälen der Klient empfängt und sendet.
«Skill» stammt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt: Fertigkeiten, Fähigkeiten oder auch Geschicke und Kenntnisse. Ein guter, professionell arbeitender Coach benötigt Basisfertigkeiten – sogenannte Coaching-Skills. Diese kommen in jeder Coaching-Sitzung zum Einsatz und werden als Stärken eines Coachs nach folgenden Kriterien definiert:
Klientenwahrnehmung
Umfeldberücksichtigung
Beziehunsgestaltung
Kommunikation
Prozess
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und Ergebnisorientierung
Selbstreflexion
Ein guter, professionell arbeitender Coach benötigt diese Basisfertigkeiten – sogenannte Coaching-Skills. Sie werden als Stärken eines Coachs bezeichnet und kommen in jeder Coaching-Sitzung zum Einsatz.
Klientenwahrnehmung
Der Coach benötigt zur Klientenwahrnehmung folgende Fertigkeiten:
Differenziertes Wissen über Problemlösungs
-
und Problemvermeidungsverhalten, über Lernen, Persönlichkeitsentwicklung und alltägliche neurotische Störungen Erwachsener,
Differenzierte Wahrnehmung der Äußerungen des Klienten,
Strukturierung von Fakten und daraus Entwicklung von Hypothesen,
Beherrschung von Methoden, mit denen er im Klientengespräch seine Hypothesen prüfen kann,
Klares Erkennen und Fördern der entwicklungsfähigen Ressourcen des Klienten und differenzierte Einblicke in die Bedingungen, unter denen der Klient sich gut entfalten kann.
Umfeldberücksichtigung
Zur Umfeldberücksichtigung gehören folgende Fertigkeiten des Coachs:
Ein differenziertes Managementwissen über die Bedeutung von Organisationsstruktur,
-
strategie und
-
kultur; er weiß um die Probleme, die aus Führung und Kooperation erwachsen können,
Fachkenntnisse im Sektor des Klienten oder die Fähigkeit und Bereitschaft, sich diese so weit wie möglich anzueignen,
Klares Erkennen, welche Fakten des organisationalen Umfelds des Klienten für dessen aktuelle Problematik relevant sind,
Einsatz von vernetztem Denken und Betrachtung des Klienten, seiner Beziehungen und sozialen Strukturen aus verschiedenen Blickwinkeln,
Beherrschen von Methoden (z. B. Organisationsaufstellung), mit denen er den Klienten unterstützen kann, sein Umfeld klar zu sehen; der Klient ergründen kann, wie er von den anderen gesehen wird (z. B. durch Praxis des leeren Stuhls), bzw. mit denen er dem Klienten helfen kann zu ergründen, was in seinem Umfeld passieren würde, wenn er sich anders verhielte als bisher (z. B. durch systemische Fragen).
Beziehungsgestaltung
Für die Gestaltung der Beziehung zwischen Coach und Klient sind folgende Fertigkeiten erforderlich:
Ein differenziertes Wissen über das Gleichgewicht von empathischer Nähe und analytischer Distanz sowie die Bedeutung von Wertschätzung und einem guten Blickkontakt und die Fähigkeit, dieses Spannungsfeld im eigenen Verhalten auszubalancieren,
Aufbau eines guten Kontakts zum Klienten und authentische Wertschätzung ihm gegenüber; Hineinversetzen in die Situation des Klienten,
Kritische Loyalität gegenüber dem Klienten; kritisches Konfrontieren der mentalen Konstruktionen des Klienten,
Feedback über Stärken, Schwächen, Potenziale des Klienten.
Kommunikation
Für die Kommunikation benötigt der Coach folgende Fertigkeiten:
Ein differenziertes Wissen über Kommunikation, klientenzentrierte und beratergeleitete Gesprächsführung,
Verbale und nonverbale Einstellung auf das Verhalten des Klienten,
Aktives Zuhören, Fragetechniken und andere Kommunikationswerkzeuge, die er als Diagnose
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und Interventions
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Tools einsetzt,
Verständliches Vermitteln und Formulieren seiner Gedanken,
Adäquaten Umgang mit Missverständnissen, Problemen und verdeckten Motiven sowie mit Sach
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, Beziehungs
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, Selbstoffenbarungs
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und Apell
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Aspekten (Friedemann Schulz von Thun).
Prozess- und Ergebnisorientierung
Dafür werden folgende Fertigkeiten gebraucht. Der Coach
Schafft es zu Beginn und im Rahmen des Prozesses für sich und mit dem Klienten immer wieder, den Beratungsauftrag und das Ziel des Klienten konturenscharf herauszuarbeiten,
Beherrscht Methoden, mit denen er den Klienten bei der Klärung der Coaching
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Ziele und der Identifizierung, Umsetzung und Erfolgsprüfung problemlösender und potenzialentfaltender Schritte unterstützen kann,
Kann dem Klienten Orientierung geben, in dem er z. B. eine Standortbestimmung vornimmt,
Kann Tests (z. B. MBTI, DISG) und Fragebögen (z. B. zur Selbst- und Fremdeinschätzung) als Diagnose
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und Interventionstools einsetzen,
Kann erkennen, wann es sinnvoll ist, Klienten problemlösende Tipps zu geben und beherrscht Methoden, ihm zu helfen, diese kritisch zu prüfen,
Beherrscht Methoden für die Entwicklung von Designs für Coaching
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Settings, die der Klientenproblematik Rechnung tragen,
Besitzt Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Leitung des Gespräches und zum Gestalten des gesamten Coaching-Prozesses,
Kann in Abläufen denken und Prozesse organisieren,
Kann Erfolgsaussichten eines Coachings sicher abschätzen.
Selbstreflexion
Für die Selbstreflexion benötigt ein Coach folgende Fertigkeiten:
Differenziertes Wissen über Coaching
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Ansätze und
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Schulen,
Hohes Maß an Motivation (Passion for Business),