Connection - Monika Scheddin - E-Book

Connection E-Book

Monika Scheddin

0,0

Beschreibung

ÜBER DIE KUNST, MENSCHEN ZU VERSTEHEN UND ZU ÜBERZEUGEN Warum ist jemand beliebt und ein anderer nicht? Wie finde ich neue Freunde? Was schafft echte, nachhaltige Verbindungen zwischen Menschen, und was kann ich dafür tun – oder vermeiden? Monika Scheddin ist die Netzwerk-Expertin und forscht seit 25 Jahren zu zwischenmenschlichen Beziehungen. Als Business-Coach hat sie unzählige Menschen auf ihrem Weg zu mehr Erfolg und Lebensqualität begleitet. Mit diesem Buch können Sie einen Blick hinter die Kulissen werfen und verstehen, was Sie und andere brauchen, um sich wohlzufühlen und zu vertrauen. Dieses Buch zeigt Ihnen, wie Sie: •gute Beziehungen aufbauen – beruflich wie privat, •empathischer werden, ohne Ihre eigenen Anliegen aus den Augen zu verlieren, •an Einfluss und Renommee gewinnen, •die eigene Anziehungskraft vergrößern und beliebter werden können.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 289

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



WIDMUNG

Dieses Buch widme ich meinem Bruder Jens,der für mich ein wichtiger Sparringspartner ist.

Informationen zum Verlag und zu seinem Programm unter:www.marie-von-mallwitz-verlag.de

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie: detaillierte bibliografische Daten

sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Originalausgabe Dezember 2021

Marie von Mallwitz Verlag

© 2021 Monika Scheddin

© 2021 Marie von Mallwitz Verlag

Bildrechte: Caroline Floritz, Jurate Jablonskyte (Umschlag), Monika Scheddin

Covergestaltung, Satz und Layout: www.reisserdesign.de

Lektorat: Heidi Keller

1. Auflage 2021

ISBN 978-3-946297-20-8

Printed in Europe

INHALT

René Borbonus: Die Kunst des Kontakts

Vorwort

I. ÜBER DEN UMGANG MIT MENSCHEN

1.Anstand und Würde: So wie ich bin, behandle ich auch andere

2.Jeder Mensch tickt anders und braucht etwas anderes

3.Jeder Mensch will gesehen werden

4.Großzügigkeit gibt Freiheit

5.Augenhöhe: Warum wir uns niemals für etwas Besseres halten sollten

6.Zuhören heißt nicht zustimmen

7.Jedes Verhalten hat eine positive Absicht; niemand verhält sich mit Absicht falsch

8.Wenn ich will, dass mein Gegenüber mich wertschätzt, sollte ich in Vorleistung gehen

9.Hoffen ist fein, Erwartungen dagegen rauben Wirkung

10.Menschen tun es nicht für die Sache, sie tun es für Sie!

II. ZEHN MÖGLICHKEITEN, DIE EIGENE BELIEBTHEIT ZU STEIGERN

1.Anstand und Respekt

2.Gutes sofort tun

3.Sich Umstände machen

4.Den anderen sehen: Echtes Interesse haben, zeigen oder entwickeln

5.Schwäche zeigen, um Unterstützung bitten, Hilfe annehmen können oder lernen

6.Sich für nichts zu schade sein

7.Mit Konflikten umgehen können

8.In Erinnerung bleiben

9.Marke

10.Charisma

III. WIE SIE SICH NICHT BELIEBT MACHEN

Das Positive von Negativbeispielen

Die Prinzipien für »beliebt« oder »unbeliebt« gelten im Kleinen schon bei den Kleinen

Womit kann man es sich also im Kontakt mit anderen verscherzen?

Vernetzen statt vergrätzen

Drei Fettnäpfchen auf einen Schlag

Nur Macht und Ruhm suchen

Übereifrige Umweltschützer

Immer das letzte Wort behalten wollen

Zu heilig wirken

Wer zu privat wird

Wer sich nicht sozial integrieren kann

Das tut man so

Geiz ist Gier

Geiz geht nicht lange gut

Den Belehrbären spielen

Lügen

Lästern

Gerüchte in die Welt setzen

Sich nur als stark präsentieren

»Ich mag den nicht«

Dauerlächeln

Dampfplauderer

Rosinenpicker

IV. WIE SIE MENSCHEN ÜBERZEUGEN

Aus Kontakten Fans machen

Annehmen, was ist. Verstehen, was Ihr Gegenüber will und braucht

Überzeugen mit kleinem Geld

Immer genug Fische im Teich haben

Wenn die Person überzeugt, findet man einen Weg

Wer überzeugen will, braucht Unabhängigkeit

Meine erste Betriebsprüfung

Einen Schritt vorausdenken

Was ist, darf sein. Und es darf sich ändern

Wertschätzung heißt nicht Selbstaufgabe, sondern Augenhöhe

Empathie

Wie man selbst den größten Popstar gewinnen kann

Ein verlorener Auftrag heißt noch lange nicht, dass man den Kunden verloren hat

Wer nicht hören will, will spüren

Wir glauben immer noch, Einsicht siegt

Die Fähigkeit, Menschen so sehen zu können, wie diese sich selbst sehen

Auf Augenhöhe

Charme ist auch eine Waffe

V. WIRKSPRACHE

Das Gegenteil von Massensendung

Kleine Änderung, große Wirkung

Plädoyer für die Wiedereinführung der Konjunktive

Gemeinsamkeiten zum Thema machen, Trennendes ignorieren

Trennendes erst gar nicht nennen

Weise wie Snoopy sein

Altkleidercontainer – welcher spricht die Kunden mehr an?

Du-Botschaften sind heikel

Die VW-Regel

Gendern

Sich helfen

Benutzen Sie keine Worte, die Sie schwächen

Achtung bei Worten, die betonen sollen

Belohnen Sie Wohlverhalten und nicht Fehlverhalten

Vorsicht mit unreflektierten Motivationssprüchen

Wie Sie einem vernichtenden Feedback (fast) souverän begegnen

Auch ein Nein darf höflich sein

Gefühle einbringen

Zwei Nachrufe – welcher wirkt besser?

Auch das, was wir nicht sagen, spielt eine Rolle

Geben Sie Ihren Worten einen positiven Anstrich

Bitte kein Helfer-Deutsch

Punkten kann, wer sich treu bleibt

Kleine Tipps für Texte und Briefe mit großer Wirkung

VI. WER KUNDEN ZU FREUNDEN MACHT, MUSS NIE MEHR AKQUIRIEREN

Wie man Freunde gewinnt

Gedanken und Fragen zu Freundschaften

Wenn es Freundschaftsregeln gäbe, welche wären das?

SCHLUSSWORT

Quellen

Namensregister

Danke

Literatur

Über die Autorin

René Borbonus

DIE KUNST DES KONTAKTS

Networking ist einer der Imperative der Generation Selbstoptimierung. Sobald das Wort im Raum steht, schwingt der Vergleich auch schon mit: Bin ich (darin) gut? Mache ich das richtig? Bin ich wichtig unter all den Wichtigen, besser noch: am wichtigsten? Habe ich genügend Kontakte, und kontaktiere ich sie oft genug? Setze ich mich ins rechte Licht, wenn ich mit anderen spreche, und vor allem: Stimmt der return on investment für all den Aufwand?

Keine dieser Fragen ist tatsächlich relevant für unsere alltägliche Kommunikation, wie sich den Leserinnen und Lesern dieses Buches schnell erschließt. Bei zwischenmenschlichen Kontakten geht es nicht um quantitative Fragen, jedenfalls nicht in erster Linie. Es geht um die Verbindung zwischen Menschen, die einander etwas zu sagen haben – und um das, was man daraus machen kann. Das ist keine Frage von Quantitäten, sondern eine Frage des Zusammenwirkens menschlicher Qualitäten. Mit Menschen in Verbindung zu sein, sollte uns nicht überfordern; es sollte uns Freude machen. Und das ist genau der Grund, warum ich froh über dieses Buch von Monika Scheddin bin.

Networking ist nicht einfach nur ein weiterer Skill, sondern ein Kernprozess im Alltag der meisten von uns: Networking ist professionalisierte Beziehungspflege. Das bedeutet zum einen, dass es auf Kommunikation beruht, und damit auch auf dem individuellen Umgang mit Sprache. Zum anderen heißt es, dass unsere Netzwerke großen Einfluss auf unsere Lebensgestaltung, unsere persönliche Entwicklung und unser Wohlbefinden haben. Unsere Beziehungen bestimmen in hohem Maße über unsere Lebensqualität – nicht nur die familiären, sondern auch die beruflichen.

Wer sind sie denn, unsere sogenannten Kontakte? Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht: Die Kategorien, die mein Smartphone vorschlägt, sind in meinem Netzwerk nur sehr bedingt trennscharf. In Zeiten, in denen viele mehrere hundert, tausend oder auch hunderttausend »Freunde« haben, freue ich mich darüber, wenn jemand das offen und sachlich hinterfragt – und sich überhaupt mal mit den qualitativen Fragen menschlicher Kontakte auseinandersetzt. Wer ist wichtig in meinem Leben und wer ist wichtiger? Wo verläuft eigentlich die Grenze zwischen einem »Kollegen« und einem »Freund«? Gibt es überhaupt eine? Darf ich einen Freund vor Kollegen so nennen oder nur einen Kollegen vor Freunden oder …? Kann ich jemanden eigentlich noch Freund nennen, wenn wir seit einem Jahr kein Telefonat mehr zustande gebracht haben? Ich bin sicher, diese Fragen sind auch Ihnen nicht fremd: Allein schon bei der Herausforderung, menschliche Verbindungen zu priorisieren und zu organisieren, können wir alle Unterstützung gebrauchen.

Von der eigentlichen Kunst des Kontakts, nämlich der bi- und multilateralen Kommunikation innerhalb dieses Beziehungsgeflechts, mal ganz zu schweigen. Bei aller Liebe zu Do’s und Don’ts und anderen klaren Handlungsempfehlungen, die mir auch in diesem Buch an einigen Stellen das Leben leichter machen: Am Ende kommunizieren bei jeder Networking-Aktivität Menschen miteinander, sei es nun unter vier Augen oder in einer Kommentarspalte. Wann immer das geschieht, ist es mit dem Schwarz-Weiß-Denken und den einfachen Regeln vorbei. Mit Menschen ins Gespräch zu kommen, ist manchmal schon schwierig genug. Doch es ist nur der Anfang von dem, was wir Beziehungspflege nennen. Die eigentliche Kunst der »Connection« liegt darin, im Gespräch zu bleiben – und das über lange Zeit und alle Veränderungen eines Lebens hinweg, die sich an unserer Netzwerkaktivität ablesen lassen wie von einem Seismografen. Mit unzähligen Geschichten und Beispielen mitten aus dem Leben zeigt die Autorin dieses Buches, wie der Draht heiß bleibt.

Monika Scheddin trägt diesen und all den anderen Facetten der Netzwerkkommunikation Rechnung, den Tücken genauso wie den Chancen. »Qualitätsnetzwerken« heißt das bei ihr – und Sie werden gleich lesen, was das genau bedeutet. Mir ist diese menschenfreundliche, beziehungsfokussierte Herangehensweise an dieses wichtige, oft mit falschen Erwartungen aufgeladene und nicht selten unzulässig vereinfachte Kommunikationsthema extrem sympathisch. Deshalb sind wir miteinander vernetzt.

Kommen Sie gut an!

IhrRené Borbonus

VORWORT

Seit 25 Jahren forsche ich zu den Themen »Erfolg«, »Wirkung« und »Anziehungskraft«. Was mich dabei vor allem interessiert, ist die Frage, warum die einen beliebt und vernetzt sind, während andere sich zwar intensiv, aber doch erfolglos bemühen, Kontakte zu knüpfen. Was machen die einen richtig und die anderen falsch? Was schafft echte Verbindungen, und was muss ich dafür tun – oder auch vermeiden? Wie markant darf und wie unkompliziert sollte ich sein? Gibt es erprobte Techniken, um Menschen »lesen« und verstehen zu können?

Ich habe gelernt, dass Qualitätsnetzwerken eben nicht Geben und Nehmen bedeutet, sondern Geben und Bekommen – weil man sich kennt, weil man sich vertraut, weil man sich mag und dem anderen ungefragt gern Gutes tun möchte.

Echte, dauerhafte Verbindungen zu Menschen aufzubauen bedeutet immer, sich außerhalb seiner professionellen Kompetenz als Person mit Fehlern und Schwächen zu zeigen. »Sei eine Zumutung!« ist einer meiner Lieblingstipps. Sind wir selbst diese Zumutung, dann bewegen wir uns außerhalb unserer Komfortzone. Dieser Mut wird belohnt mit echten Verbindungen. Dieser Mut kostet bisweilen jedoch auch seinen Preis – in Form von Menschen, die vielleicht nichts mit uns anfangen können. Und das ist gut so, denn es macht uns die Sicht frei auf die richtigen und passenden Beziehungen.

Menschen dort abzuholen, wo sie sind, ist eine große Kunst, denn es setzt eine sensible Wahrnehmung und einiges an Großzügigkeit voraus. Unter Stress oder wenn wir uns selbst nicht wertgeschätzt fühlen, sind wir dazu nicht immer in der Lage.

Niemand ist zu jeder Zeit die beste Version seiner selbst. Den Anspruch, es doch und stets zu sein, sollten wir vergessen. Aber wir müssen wissen, wann wir es nicht sind, um uns anschließend auf das Bessere besinnen zu können.

Besonders wichtig für einen guten Kontakt ist Sprache, und zwar sowohl die gesprochene und geschriebene als auch die nonverbale, die sich in Gesten, Mimik und Körperhaltung ausdrückt. Mit Sprache können wir streicheln und Mut machen, wir können aber auch ausschließen und verletzen. Manchmal reicht ein einziges Wort, achtlos ausgesprochen, um den anderen vor den Kopf zu stoßen.

Wer ist mit meiner Hilfe erfolgreicher geworden?

-Der Inhaber einer Privatklinik, der fachlich einen guten Job machte, sich aber auf dem gesellschaftlichen Parkett unmöglich benahm und so beinahe sein Unternehmen ruinierte.

-Ein Software-Unternehmer, der mit meinem Coaching seinen Umsatz signifikant erhöhte und mir eines Tages sagte: »Ich soll Ihnen viele Grüße von meiner Frau ausrichten. Sie sagt, seit ich mit Ihnen arbeite, sei ich viel netter geworden.«

-Eine Projektleiterin, der vom Vorstand die Pistole auf die Brust gesetzt wurde: »Entweder Sie lernen, Ihre Mitarbeiter zu motivieren und Ihnen mit Respekt zu begegnen, oder Sie verlieren Ihre Führungsrolle.«

-Der Chef eines Maschinenbauunternehmens, der an seiner Rednerpersönlichkeit feilen wollte und lernte, dass es eigentlich nur darum ging, sich selbst zu schätzen.

Die inhaltliche Klammer all dieser Beispiele ist der Kontakt – zu sich selbst und zu anderen. Wer versteht, der kann agieren; wer berührt ist, der berührt und erhöht die Anziehungskraft; wer liebt, der wird geliebt.

Interessante Menschen haben viele Freunde. Aber wie wird man interessant für andere? Wie findet man Freunde, wenn man sich bereits im Leben eingerichtet hat? Und: Darf ich im geschäftlichen Umfeld das Wort »Freund« überhaupt in den Mund nehmen?

In diesem Buch versuche ich aufzuzeigen, was Menschen brauchen, um sich beim Gegenüber wohlzufühlen und um zu vertrauen. Denn darum geht es: Vertrauen, Wertschätzung, sich Mühe geben, Freude, Dankbarkeit, Demut. Aber Achtung – dieses Buch ist keine Anleitung, wie es garantiert funktioniert. Es ist auch kein wissenschaftliches Buch. Es geht um meine Beobachtungen, meine Erfahrungen, meine Erkenntnisse und meine Erlebnisse aus den letzten 25 Jahren. Ich habe es für die Leserinnen und Leser geschrieben, die mehr über Menschen und Motivationen erfahren wollen, die an sich arbeiten möchten, um selbst Anziehungskraft zu entwickeln, und zwar im Kleinen wie im Großen.

Dieses Buch hilft Ihnen,

-gute Beziehungen aufzubauen – geschäftlich wie privat,

-Menschen besser zu verstehen und mit ihnen klarzukommen, im besten Falle sogar Fans zu gewinnen,

-wirklich in Kontakt zu kommen und das Ego beiseiteschieben zu können, ohne sich zu verbiegen,

-empathischer zu werden, ohne Ihre eigenen Anliegen aus den Augen zu verlieren,

-eine Atmosphäre der Freundlichkeit zu schaffen, die echten Kontakt und fruchtbare Begegnung möglich macht,

-an Einfluss und Renommee zu gewinnen,

-Ihre eigene Anziehungskraft zu vergrößern und beliebter zu werden.

»Beziehung ist alles«, titelte Nicole Bußmann, Chefredakteurin von »managerSeminare«, im Jahr 2019. Sie schrieb: »Die Beziehungsfähigkeit eines Menschen gehört zu den wichtigsten Prädikatoren für beruflichen Erfolg. Eine unlängst bekannt gewordene Langzeitstudie aus den USA belegt genau das. Über einen Zeitraum von 18 Jahren haben Wissenschaftler 97.000 Kinder und Jugendliche bis ins Erwachsenenalter begleitet. Und herausgefunden: Besonders erfolgreich sind diejenigen Personen geworden, die in hohem Maß über jene sozialen Kompetenzen verfügten, die den Aufbau guter Beziehungen ermöglichen: eine adäquate Selbstwahrnehmung, ein gutes Selbstmanagement, Empathie, konstruktiver Umgang mit Kritik, verantwortungsvolles Entscheidungsvermögen.«

Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung. Vielleicht geht es Ihnen ja wie mir: Wenn ich ein für mich interessantes Beispiel, eine Geschichte oder auch einen Tipp höre oder lese, denke ich entweder: »Sehr gut, das probiere ich aus.« Oft denke ich aber auch: »Nein, so nicht, besser wäre es, wenn …«

Wenn es Ihnen genauso geht: wunderbar! Denn dieses Buch soll Sie inspirieren, auf Ihre ganz eigene Art und Weise Magnet und Rakete zu werden.

Herzlichst,

Ihre           

PS: Es interessiert mich brennend, wie Ihnen CONNECTION gefallen hat. Schreiben Sie mir, was Sie persönlich inspiriert hat und was Sie daraus gemacht haben.

E-Mail: [email protected]

In eigener Sache

Liebe Leserinnen und Leser,

bitte gestatten Sie mir einen kurzen, aber wichtigen Hinweis: Bezüglich genderkonformer Sprache hat sich in den letzten Jahren eine Menge getan. Wir sind empathischer und sensibler geworden. Sprache soll adressieren und explizit ansprechen und nicht nur »mit-meinen«. Das halte ich für richtig und wichtig.

Als ich dieses Buch begann, nutzte ich alles: Gendersternchen, Doppelpunkte, die Mehrzahl. Es ist leicht, statt »Studenten« »Studierende« zu schreiben – aber in der Summe wurde es ein kunterbunter Krautsalat, der meine Lektorin zur Verzweiflung brachte – und mich auch, denn der Text las sich grauenhaft.

Ich habe versucht, so gut es geht, zwischen der männlichen und weiblichen Form hin und her zu switchen. Ich weiß, ich bin meilenweit entfernt vom korrekten Gendern, aber ich habe mich bemüht und verbessert.

Bitte seien Sie versichert, dass ich alle Geschlechter gleichzeitig anspreche und von Herzen meine. Und ich werde nicht aufgeben, nach einer korrekten UND eleganten Schreibweise zu suchen.

I. ÜBER DEN UMGANG MIT MENSCHEN

Wenn ich eine todsichere Methode zur Verfügung hätte, wie Menschen zu verstehen und zielbewusst zu behandeln sind, dann wäre ich reich – und vermutlich gelangweilt. Genauso wenig, wie wir zuverlässig das Wetter länger als drei Tage im Voraus vorhersagen können, wissen wir mit Sicherheit, wie der Mensch, der gerade vor uns steht, wirklich tickt. Selbst lang verheiratete Paare kennen nicht alle Geheimnisse voneinander. Nicht umsonst sagt man manchmal zu seinem Partner oder zu seiner Partnerin: »So kenne ich dich ja gar nicht!«

Trotzdem erlebe ich Woche für Woche, dass meine Kunden am liebsten genau wissen wollen, wie ihr Chef, ihr Kunde oder ihr Partner tickt, was sie tun müssen, damit sie überzeugen können, oder besser noch: was sie tun müssen, damit der andere sich verändert …

Obwohl wir wissen, dass andere sich selten ändern, nur weil wir es wollen, bleibt die Hoffnung bestehen. Die Hoffnung, dass wir uns unsere Partner oder Mitarbeiter schon entsprechend formen, sodass sie dann unseren Wünschen entsprechen.

Aber so funktioniert es nicht. Denn der Weg zu glückenden Beziehungen – privat oder geschäftlich – beginnt immer bei uns selbst. Wenn ich einigermaßen mit mir im Reinen bin, ist das eine gute Ausgangsposition für den Umgang mit anderen. Wer sich selbst wenig kennt und wenig mag, wird auch regelmäßig genügend Dinge finden, die er an anderen aussetzen kann.

Vielleicht geht es Ihnen wie mir: Hintergründe zu verstehen, verbunden mit der Großzügigkeit, mich nicht immer perfekt oder professionell verhalten zu müssen, ist für mich so eine Art Freischwimmer für Menschenkunde.

1. Anstand und Würde: So wie ich bin, behandle ich auch andere

Alle Menschen lieben es, gut behandelt zu werden. Dabei geht es um weit mehr als nur um gute Manieren. Es geht um Respekt, Anstand und Liebenswürdigkeit im besten Sinne. Und das ist gar nicht so einfach, vor allem dann, wenn wir unter Stress stehen. Dann nämlich verhalten sich viele Menschen deutlich unter ihren Möglichkeiten: Sie befinden sich in einer Art psychologischem Nebel, in dem sie nur auf bekannte und gelernte Verhaltensweisen zurückgreifen können. Alles neu Gelernte ist auf einen Schlag vergessen.

Wann ärgern Sie sich im Alltag über andere Menschen? Was hätten Sie sich von ihnen gewünscht? Die Antworten auf diese Fragen geben uns Hinweise darauf, wie wir uns selbst verhalten können. Ich ärgere mich zum Beispiel über jungdynamische Hipster, die im Zug zwar Erste Klasse buchen, sich aber zweitklassig benehmen. Dass sie älteren Mitfahrenden nur noch auf Bitten beim Kofferhochstemmen behilflich sind, ist die eine Sache; aber Vordrängeln beim Ausstieg am Ziel inklusive Taxi-vor-der-Nase-Wegschnappen führt dazu, dass ich denke: Hoffentlich bist du irgendwann mal in meinem Seminar! Doch dieser Gedanke ist leider nicht hilfreich. Für mich bedeutet es, dass ich selbst zuvorkommend und hilfsbereit sein möchte, mich nicht zu ärgern (ich arbeite daran), sondern nur festzustellen, dass es die Hipster eilig zu haben scheinen.

Bettlern einige Münzen zu geben ist ein netter Zug, sie dabei nicht anzuschauen, ist jedoch würdelos. Einer Toilettenfrau kein Trinkgeld zu geben, ist Ihr gutes Recht, wenn Sie in diesem Restaurant gespeist haben. Sie aber bewusst nicht wahrzunehmen, ihr also keinen Blickkontakt und keinen Gruß zu gönnen, ist genau das Gegenteil von Wertschätzung – nämlich Geringschätzung. Ich gehe an dieser Stelle fast so weit zu behaupten, dass Menschen, die andere Menschen bewusst und willentlich geringschätzen, keine echten Connections aufbauen können.

Wie du eine Sache machst, machst du alle Sachen

Ein gewagter Satz. Ich fürchte allerdings, dass er zutreffender ist, als wir denken. Wer Angeknackstes sofort entsorgt, macht dies wohl nicht nur bei einem Stuhl, sondern auch bei Freundschaften. Wer den Kollegen hintergeht, wird auch bei mir keine Skrupel haben. Wer sich auf die Toilette verdrückt, wenn er an der Reihe ist, eine Runde auszugeben, wird sicher kein großmütiger Chef sein.

2. Jeder Mensch tickt anders und braucht etwas anderes

Auch für diejenigen, die professionell mit Menschen arbeiten, bleibt dieser Leitsatz herausfordernd. Selbst Therapeuten und Coaches brauchen manchmal Miss-Marple- oder Inspector-Columbo-Fähigkeiten, um Mitmenschen »lesen« und verstehen zu können. Als Coach mit über 25 Jahren Erfahrung habe ich schon einiges erlebt, und weiß: Kennst du einen, kennst du noch längst nicht alle. Und trotzdem: Erfahrung und solides Coaching-Handwerk helfen sehr – geschäftlich und privat.

WIE DU EINE SACHE MACHST, MACHST DU ALLE SACHEN.

Ich brauche mehr Wertschätzung!

»Ich verlasse die Firma. Ich bekomme da nicht genug Wertschätzung!«, eröffnet mir mein Kunde. Ausgerechnet er, der gerade von seinem Chef eine ordentliche Gehaltserhöhung bekommen hat, dazu einen neuen Firmenwagen in höherer Kategorie außer der Reihe sowie ein größeres Büro.

»Wenn Ihr Chef damit nicht seine absolute Wertschätzung ausdrücken wollte, dann fresse ich einen Besen!«, antworte ich und frage dann nach: »Was wäre denn für Sie Wertschätzung gewesen?«

»Ich möchte bei den Meetings der Entwicklungsabteilung dabei sein. Und ich möchte, dass mein Chef aufhört, direkt auf meine Mitarbeiter zuzugreifen.«

Das waren seine höchstpersönlichen Anzeichen von Wertschätzung. Darauf muss man erst einmal kommen!

»Haben Sie das Ihrem Chef schon einmal gesagt?«

»Nein.« Als mein Kunde dies schließlich seinem Chef mitteilte, stieß er auf offene Ohren.

Lehrstunde in Sachen »Jeder tickt anders«

Ich bin als Trainerin gebucht, um eine Gruppe von zwölf Ingenieuren einen Tag lang in die Kunst des Netzwerkens einzuführen. Alle zwölf sind mir gegenüber höflich, doch während des gesamten Vormittags gibt es keine spürbaren Reaktionen. Kein Lachen, kein Nachfragen, kein »Aha!« – nichts! Das ist mir noch nie passiert. In der Mittagspause spreche ich dann mit dem Chef, der ebenfalls teilnimmt.

»Ich habe das Gefühl, ich trainiere hier nach dem Motto ›Thema verfehlt‹«, wage ich die Flucht nach vorn. »Ich bin mir nicht sicher, ob Ihre Mitarbeiter etwas mitnehmen.«

Wir einigen uns darauf, nach der Mittagspause einen Zwischencheck zu machen. Gemeinsam sammeln wir die Erkenntnisse der Teilnehmer und das, was für sie persönlich relevant ist. Als wir zwei Flipchart-Seiten und 26 Punkte gesammelt haben, bin ich erstaunt und natürlich erleichtert und erfreut. Das hatte ich nicht erwartet. Was für eine Lehrstunde in Sachen »Jeder tickt anders«!

Das Vier-Ohren-Modell nach Friedemann Schulz von Thun

Der Kommunikationsexperte Friedemann Schulz von Thun hat ein sehr hilfreiches Modell entwickelt. Es besagt, dass jede Nachricht, die wir aussprechen, auf vier unterschiedliche Arten gemeint oder verstanden werden kann. Schulz von Thun spricht von »vier Ohren«:

1.Sachebene: Was sind die Fakten?

2.Selbstoffenbarung: Was sagt die Aussage über den Sender aus (mich)?

3.Beziehungsebene: Wie stehen wir zueinander (wir)?

4.Appell: Was soll ich tun oder lassen (Aktion)?

Eine Person sagt etwas, jemand anderes versteht etwas, doch das, was dieser versteht, muss nicht das sein, was die Person gemeint hat. Beispiel: Sie kommt ins Wohnzimmer und fragt ihren Mann: »Findest du es nicht auch ein wenig frisch hier?«

Er antwortet: »Nein!«

Bei ihm ist also das Sach-Ohr angesprungen, und das ist meistens nicht das Ohr, das Frauen glücklich macht. Vermutlich hat sie aber etwas anderes gemeint oder gewünscht. Wäre sein Selbstoffenbarungs-Ohr angesprungen, hätte er vielleicht verstanden: »Mir ist kalt.« Und er hätte so reagieren können: »Ist dir kalt, Schatz? Du wirst doch nicht krank werden?«

Das Appell-Ohr würde ihn motivieren, aufzuspringen und das Fenster zu schließen oder ihr eine Decke oder einen heißen Tee anzubieten. Angebote sind nur dann falsch, wenn ich regelmäßig das Falsche anbiete, ohne dazuzulernen.

Häufiger und vermeidbarer Konfliktherd: Sie kommt nach Hause und beschwert sich bei ihm über die doofe Kollegin. Er hört sich die Sache kurz an, weiß gleich, was zu tun ist, und gibt ihr Tipps (Appell-Ohr ist angesprungen). Damit ist das Thema für ihn gegessen. Mission erfüllt. »Sportschau« steht an. Sie dagegen möchte keine Tipps, sie möchte, dass er ihr einfach nur zuhört. Mehr nicht. Sie möchte seine Aufmerksamkeit und dass er auf ihrer Seite steht.

Am nächsten Tag kommt sie wieder nach Hause und erzählt die gleiche Story über die Kollegin. Er ist erstaunt, denn eigentlich könnte man das Thema abhaken, wenn sie sich nur an seine Ratschläge gehalten hätte. Doch Gefühle, insbesondere schlechte, kennen keine Abkürzung und brauchen Ausdruck.

Als Coach erlebe ich es regelmäßig, wie oft Menschen sich über ein und dieselbe Sache mehrfach ärgern. Dieser Prozess ist nicht durch Sachkenntnis zu ersetzen. Es geht darum, die Situationen zu verstehen, den Auslöser zu erkennen und dann erst in Richtung Lösung zu marschieren. Im Laufe der Zeit wird der Ärger kleiner. Es dauert, bis er aufgelöst ist. Ärger ist Energie, die wir nutzen können.

Ärger ist kein Lichtschalter. Er lässt sich nicht auf Kommando abschalten

Die Nachbarin sagt zu den Eltern von zwei kleinen Kindern: »Ihr jüngster Sohn ist wesentlich lebendiger als sein älterer Bruder!«

Was meint sie damit? Es könnte sein, dass sie tatsächlich nur die Fakten bemerkt. Höchstwahrscheinlich jedoch fühlt sie sich durch den Lärm des Kleinen gestört (Selbstoffenbarung). Die junge Mutter könnte denken: »Sie hält mich für unfähig. Wenn sie wüsste, wie anstrengend es ist, die beiden Jungs überhaupt bei Laune zu halten, die dumme Kuh.« Und der junge Vater könnte denken: »Nicht mein Problem, wenn es ihr zu laut ist.«

Großes Kino, wer die eigene Befindlichkeit beiseiteschieben kann und folgendermaßen reagiert: »Wir sind auch ganz erstaunt, wie unterschiedlich die beiden Jungs sind. Ich hoffe, sie sind nicht zu laut?«

Das gibt der Nachbarin die Möglichkeit, großzügig zu reagieren: »Macht ja nichts, es sind ja Kinder!«

Fünf Arbeitskollegen gehen in der Mittagpause in den Biergarten. Der neue Kollege stößt ein paar Minuten später dazu und legt seine Zigarettenschachtel auf den Tisch.

»Wir rauchen alle nicht«, erklärt der Kumpel.

Der Neue hat verschiedene Möglichkeiten, darauf zu reagieren. Je nachdem, auf welchem Ohr er hört und je nachdem, wie flexibel und großzügig er sein kann:

– »Aha!« (Er versteht die Sache und denkt aber nicht weiter.)

– »Okay, dann setze ich mich zu den anderen.« (Er wechselt den Tisch.)

– »Gut, dass du es gleich sagst, dann rauche ich später eine.«

ÄRGER IST KEIN LICHTSC HALTER.

ER LÄSST SICH NICHT AUF KOMMANDO ABSCHALTEN.

–»Das ist meine Chance, endlich mit dem Rauchen aufzuhören, wenn nur Nichtraucher um mich herum sind.«

–»Es wird dich nicht gleich umbringen, wenn ich hier draußen im Biergarten eine rauche.«

–Oder als Frage: »Stört es euch alle, wenn ich rauchen würde?«

Wenn sowohl Sender als auch Empfänger jeweils die erwähnten »vier Ohren« nach Schulz von Thun haben, ergeben sich daraus 16 Möglichkeiten, aneinander vorbeizureden. Wohlgemerkt: Selbst wenn wir die gleiche Sprache sprechen und nicht nuscheln, sondern uns deutlich artikulieren.

Als ich von dem Vier-Ohren-Modell von Schulz von Thun hörte, wurde mir Folgendes zum ersten Mal klar: Eine gute Beziehung kann nicht darauf bauen, dass wir uns akustisch oder sachlich korrekt verstehen. Vielmehr sollte die Beziehungsebene so gut sein, dass alles, was wir sagen, automatisch positiv interpretiert wird. Es geht also nicht darum, korrekt zu kommunizieren, sondern Sympathie und Vertrauen auszustrahlen. Der Person, die wir mögen, unterstellen wir nichts Böses.

Man kann nicht von sich auf andere schließen

»Ich bin im nächsten Monat ohne Auto. Könntest du mich dann zum Training mitnehmen?«, fragt Siggi den Kumpel.

»Jaja«, antwortet der beiläufig.

Als es dann so weit ist, schafft es der Kumpel nicht, weil er vorher noch die Tochter vom Reiten abholen muss. Und auch für die darauffolgenden zwei Wochen geht er auf Tauchstation. Siggi lässt das Training notgedrungen ausfallen. Als er endlich wieder ein Auto hat, begrüßt ihn der Kumpel beim Training nur mit dem Satz: »Ach, hast du jetzt wieder ein Auto?«

Siggi ist stocksauer, dass er so im Stich gelassen wurde. Beim gemeinsamen Bier spricht er den Kumpel darauf an.

»Du hattest mir doch versprochen, mich mitzunehmen, wenn ich kein Auto habe.«

»Das kann man nicht verlangen«, erwidert dieser.

Siggi hat kapiert: Was für ihn eine Abmachung war, bedeutete für den Kumpel lediglich eine unverbindliche Option. Sein »Jaja« hieß nicht mehr als: »Ich habe dich grundsätzlich gehört.«

Siggi fällt ein, dass der Kumpel sich schon öfter ähnlich verhalten hat und dass er nur am Tonfall erkennen konnte, ob ein »Ja« wirklich eine Zusage bedeutete oder lediglich ein »Nein« im Kostüm.

Wirklich jeder tickt anders, und wir tun gut daran zu lernen, die Menschen zu verstehen. Siggi hat verstanden und ist nach wie vor mit dem Kumpel in Kontakt. Aber auf private Feiern lädt er ihn nicht mehr ein, und der Kumpel nimmt es nicht persönlich. Er erfüllt keine Erwartungen – hat aber auch keine. Damit kann man problemlos leben, wenn man es einmal verstanden hat.

Auf Ratschläge können die meisten verzichten

»Ich habe es so satt«, beschwert sich Miriam. »Jeder sagt mir, was ich tun könnte. Andauernd kommen Tipps und Ratschläge um die Ecke. Alle glauben, mich besser zu kennen als ich mich selbst. Ja, ich weiß, ich kann einiges. Aber ich will jetzt nur noch tun, worauf ich Lust habe.«

Und sie hat natürlich recht. In jedem Ratschlag, egal, wie gut gemeint, steckt immer ein Schlag. Viel besser wäre es zu fragen:

–Womit könnte ich dir helfen?

–Was brauchst du gerade? Was macht es einfacher für dich?

–Was brauchst du überhaupt nicht?

–Was würde deine Lage verschlimmern?

–Was würde es etwas besser machen?

–Was würde dich jetzt zum Lachen bringen?

Eine Rollstuhlfahrerin bemüht sich verzweifelt, in den Bus zu kommen.

»Darf ich Ihnen helfen?«, frage ich.

»Nein!«, schreit sie. »Lassen Sie mich in Ruhe. Ich kann das allein. Lasst mich alle in Ruhe!!!«

Das Geschrei dauert noch eine ganze Weile an, und ich bin geschockt und peinlich berührt. Einige Wochen später kommt mir beim Joggen wieder eine Rollstuhlfahrerin entgegen. Mühsam bewegt sie sich voran. Ich zögere kurz. Dann frage ich: »Darf ich Ihnen helfen?«

»Aber Sie wollen ja in die andere Richtung«, antwortet sie.

»Das macht doch nichts«, antworte ich. Und schiebe sie einen Kilometer weit zu ihrem Ziel. Wir unterhalten uns, und ich erfahre Spannendes.

Für mich ist eine wichtige Erkenntnis herausgekommen: Eine ist nicht wie alle. Eine schlechte Erfahrung kann ich problemlos verkraften. Ich habe einen schönen Satz von meinem Kollegen Ilja Grzeskowitz gehört, der hier gut passt: »Wie würde sich die Person, die ich sein will, heute verhalten?« Jeder Mensch hat seine Sicht der Welt in sich. Jeder Mensch will anders behandelt werden. Jeder Mensch braucht etwas anderes.

Wir können an dieser Einsicht verzweifeln oder wir können das Leben insgesamt als eine Art Rätsel betrachten. Es gilt, Aufgaben zu bewältigen. Ist eine Aufgabe gelöst, bekommen wir eine neue gestellt.

Schützenhilfe

Seit vielen Jahren arbeite ich als Coach mit den Geschäftsführern eines mittelständischen IT-Unternehmens zusammen. Einmal im Quartal nehmen wir uns einen Tag lang Zeit, Ziele zu formulieren, Probleme mit Mitarbeitern zu besprechen, Konflikte zu lösen, die Kommunikation zu verbessern. Wir arbeiten sehr erfolgreich zusammen, und mir macht das Coaching mit ihnen große Freude. An einer Sache bin ich jedoch regelmäßig gescheitert: Netzwerken. Ausgerechnet! Die Aufforderung zu netzwerken stieß zwar durchaus auf offene Ohren, wurde aber regelmäßig nicht umgesetzt.

»Jetzt reicht es mir mit Ihnen beiden!«, erklärte ich eines Tages schmunzelnd, aber durchaus ernst. »Ich schlage Ihnen vor: Ich organisiere einen Mittagstisch mit den sechs Personen, die Sie meiner Meinung nach kennenlernen sollten. Ich moderiere die Kennenlernrunde und Sie zahlen das Ganze!« Noch nie habe ich in so glückliche Gesichter geschaut.

Manche Aktionen brauchen einfach ein wenig Schützenhilfe.

3. Jeder Mensch will gesehen werden

Menschen reagieren, wenn sie sich nicht gesehen fühlen – im tatsächlichen wie im übertragenen Sinn: Sie sind betroffen, verärgert oder auch stinksauer. Wir kennen vermutlich alle selbst das Gefühl, wenn wir bewusst ignoriert werden, wenn uns jemand den letzten freien Parkplatz vor der Nase wegschnappt und uns anschließend nicht einmal ansieht. Das macht sauer, denn wir wünschen uns ein minimales Zeichen von Unrechtsbewusstsein oder eine irgendwie angedeutete Entschuldigung.

Unsere Sprache drückt es schon ganz richtig aus, wenn es heißt, jemanden »keines Blickes zu würdigen«. Entziehe ich jemandem den Blickkontakt willentlich, befinde ich mich im »Hochstatus«, das heißt, ich stelle mich über eine andere Person. Das macht sauer. Ein echter, ernst gemeinter Blickkontakt dagegen schafft Augenhöhe, zumindest für den Moment.

DER MENSCH, DER SICH FÜR SEINE MITMENSCHEN NICHT INTERESSIERT, HAT IM LEBEN DIE MEISTEN SCHWIERIGKEITEN UND FÜGT SEINEN MITMENSCHEN AM MEISTEN SCHADEN ZU.

ALFRED ADLER, BEGRÜNDER DER INDIVIDUALPSYCHOLOGIE

Gesehen werden kann vieles bedeuten: Bedankt sich der Chef bei der Weihnachtsfeier explizit, also namentlich, bei seinen Mitarbeitern? Aber auch: Bedanke ich mich beim Chef für die Einladung oder sehe ich es als selbstverständlich an? Werde ich zum Geburtstag eingeladen? Denken die Freunde an meinen Geburtstag?

Übrigens, die Aussage »Mir ist mein Geburtstag nicht so wichtig« mag für Sie gelten, nicht aber für Ihre Mitarbeiter oder für Ihre Kinder oder Freunde.

Werden meine Posts in den sozialen Medien gesehen, also »geliket«?

Soziale Netzwerke – eine Sprache für sich

Übrigens, ein »Like« bedeutet nicht: Ich mag, was Sie posten. Es bedeutet: Ich sehe und schätze Sie. Teilen Sie eine Veranstaltung in den sozialen Netzwerken und Ihre Leute geben an, dass sie »vielleicht« teilnehmen, heißt es eher nicht, dass sie auch tatsächlich teilnehmen. Trotzdem tun sie etwas für Sie, denn sie verhelfen Ihrer Veranstaltung zu mehr Sichtbarkeit.

Blickkontakt muss ernst gemeint sein

Das wichtigste Mittel, um in Kontakt zu kommen, ist der Blickkontakt. Doch der wird erst dann wahrgenommen, wenn er wenigstens drei Sekunden dauert. Für Ungeübte eine nahezu unerträglich lange Zeit, verbunden mit dem Gefühl: Ich starre den anderen an.

Aber so ist es nicht. Es braucht einen Moment, bis das Gegenüber den Blickkontakt überhaupt registriert. Halte ich die Zeit nicht aus, wirkt der Blickkontakt oberflächlich und kommt nicht an.

Von charismatischen Menschen wie Barack Obama oder Meryl Streep wird berichtet: In dem kurzen Moment, in dem sie einem ihre Aufmerksamkeit schenken, hat man das Gefühl, die wichtigste Person im Raum zu sein. Das hat mit einem exklusiven Blickkontakt zu tun. Das Gegenteil wäre ein kurzer, fahriger Blickkontakt, der bedeuten könnte: Ich bin auf der Suche nach wichtigeren Gesprächspartnern.

Inmitten der Corona-Krise Anfang April 2020 gab es einen wütenden Beitrag von Jeanne Turczynski, BR-Redakteurin, auf Facebook: »Corona wird nicht durch Blicke übertragen. Corona wird nicht durch Lächeln übertragen. Corona wird nicht durch freundliche Begrüßungsworte übertragen. Also hört auf, mit gebeugtem Haupt, finsterem Blick grußlos aneinander vorbeizugehen.«

MAN WILL GELIEBT WERDEN,

MANGELS DESSEN BEWUNDERT, MANGELS DESSEN GEFÜRCHTET, MANGELS DESSEN GEHASST UND VERACHTET. MAN WILL IRGENDEIN GEFÜHL IN DEN MENSCHEN WECKEN.

DIE SEELE SCHRECKT VOR DER LEERE ZURÜCK UND SUCHT UM JEDEN PREIS KONTAKT.

HJALMAR SÖDERBERG, DOKTOR GLAS (1905)

Ein Foto mit Bill Gates

Eine der innovativsten Marketing-Strateginnen ist für mich Regina Mehler. Im Jahr 2005 hatte sie als Marketingdirektorin beim damaligen CRM-Monopolisten Siebel eine geniale Idee: Wie wäre es, wenn Europas führende CIOs (Chief Information Officer, also IT-Leiter) eine gemeinsame Reise in die USA zu den dort wichtigsten IT-Größen machen würden, damit ein großartiges Netzwerk entstehen könne?! Regina stellte diese Idee peu à peu den CIOs vor. »Wir würden uns auch bemühen, einen Termin mit Bill Gates und Hewlett-Packard-Chefin Carly Fiorina zu arrangieren.« Parallel nahm sie Kontakt zu Bill Gates und Carly Fiorina auf: »Würdet ihr uns empfangen, wenn alle führenden IT-Manager Europas zu euch kämen?«

»Wenn Bill Gates und Carly Fiorina uns verbindlich empfangen, kommen wir«, sagten die Manager.

»Wenn Sie es wirklich schaffen, die führenden 20 europäischen CIOs zu uns nach Amerika zu bringen, bekommen Sie einen Termin bei Bill Gates und Carly Fiorina«, sagten die US-Unternehmenssprecher.

Es war wie eine Doppelmühle: beidseitige Bedingungen, aber keine Zu-sage. Regina Mehler blieb nichts anderes übrig als zu bluffen: Ja, die Zusagen sind da. Ja, der Termin steht. Und so flogen tatsächlich 20 Männer und eine Frau (Regina) ins Silicon Valley, nach Seattle und nach New York.

Es wurde eine großartige Reise, die die kühnsten Erwartungen übertraf. Bill Gates nahm sich für seine Gäste viel mehr Zeit, als es sein Terminplan vorgesehen hatte. Und jeder Manager ließ sich mit Bill Gates fotografieren. In jedem Büro der CIOs hing später das Foto, groß, im wertvollen Rahmen, prominent aufgehängt. Die einzige Frau auf dieser Reise hat kein Foto. Sie hat nicht daran gedacht, weil es ihr nicht wirklich wichtig war.

Menschen wollen gesehen werden. Namedropping, also etwa die während eines Vortrags scheinbar beiläufige Erwähnung: »Als ich damals mit Bill Gates …«, das beweist für viele die Liga, in der sie spielen.

Die Aufmerksamkeitsspanne bei vielen Menschen wird immer kleiner. Sie können zunehmend schlecht zuhören und sich konzentrieren. Ein Foto mit Titel dagegen, das nimmt man leicht wahr.

4. Großzügigkeit gibt Freiheit

Großzügigkeit nährt Beziehungen wie nichts anderes, ganz gleich, ob ich jemanden zum Essen einlade, alle Fünfe gerade sein oder andere Meinungen gelten lassen, auch wenn ich sie nicht teile. Großzügigkeit klingt einfach, ist aber eine echte Herausforderung. Die meisten von uns halten sich für großzügig und einigermaßen vorurteilsfrei, doch wenn wir ganz ehrlich mit uns sind, sind wir es nicht in dem Maße, wie wir es gern wären. Leider.