Critical Game - Lips of Lie - T. Stern - E-Book

Critical Game - Lips of Lie E-Book

T. Stern

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Beschreibung

Neun Monate. Sechzehn Todesopfer. Ein verrückter Psychopath hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Welt zu säubern. Er entführt männliche Opfer, hält sie tagelang gefangen, quält, schlägt, missbraucht und tötet sie. Bis einer überlebt. Casey Anderson war drei Wochen in den Fängen des Killers. Aber er kann sich an nichts erinnern. Dennoch sieht Detective Luan Nolan die Chance seines Lebens. Casey ist der Trumpf, mit dem er diesen Verrückten schnappen will. Ein riskantes Spiel wird entfacht. Zu wessen Gunsten wird es sich beim Showdown entscheiden? Was ist Wahrheit? Was ist Lüge?

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T. Stern

Critical Game - Lips of Lie

Gay Krimi

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Titel

 

 

T. Stern

Inhalt

 

Neun Monate. Sechzehn Todesopfer.

Ein verrückter Psychopath hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Welt zu säubern. Er entführt männliche Opfer, hält sie tagelang gefangen, quält, schlägt, missbraucht und tötet sie.

Bis einer überlebt.

Casey Anderson war drei Wochen in den Fängen des Killers. Aber er kann sich an nichts erinnern. Dennoch sieht Detective Luan Nolan die Chance seines Lebens. Casey ist der Trumpf, mit dem er diesen Verrückten schnappen will.

Ein riskantes Spiel wird entfacht.

Zu wessen Gunsten wird es sich beim Showdown entscheiden? Was ist Wahrheit? Was ist Lüge?

Vorwort

 

Auf dieser Welt passieren viele schreckliche Dinge. Natürlich werden genau diese auch in Büchern behandelt. So entstanden viele unvergleichliche, wunderbare, spannende kriminalistische Meisterwerke.

Um was genau es sich bei „Ciritcal Game -Lips of Lie“ handeln soll, ist schwer zu sagen. Es hat einige Einflüsse aus verschiedenen Kategorien, aber so richtig einstufen lässt es sich wohl nicht.

Ich gehe nicht so weit zu behaupten, dieses Buch wäre ein kriminalistisches Werk.

Es ist viel mehr, ganz simpel, ein fiktionales Werk, geschaffen von einem Autor, der nicht grundlos von vorneherein sagt, dass er unrealistisch schreibt.

Hiermit habe ich dies auch gesagt und wer sich nun noch an der „unrealistischen Handlung“ stört, nun, dem rate ich einfach zu den wahren Kriminalklassikern. Die zu finden ist nicht schwer.

Hier erwartet jeden Leser und jede Leserin einfach ein typisches Chaoskaterchen. Nicht mehr … aber auch nicht weniger.

 

Viel Lesevergnügen wünsche ich. :)

Danksagung

 

Kekschen, Diana, Sam & Biggy.

Meinem Mann.

Grace & Luca.

 

Test, Beta, Berater, Lektorat, Cover-Design.

Jedem, der dieses Buch ermöglicht hat, der mich unterstützt und motiviert hat, mich immer wieder mit Sahne, Milch, Kaffee und Keksen zum Schreiben animiert hat.

 

Dir, lieber Leser, für deinen Erwerb dieses Buches und die damit verbundene unermüdliche Unterstützung!

 

 

Mit katerlichsten Grüßen,

T. Stern

1.

 

„Sichert bloß alles gut ab!“

Eine Anweisung an die Kollegen.

Nicht die erste dieser Art.

Seit Minuten hört er solche Befehle. Zugleich aber auch spricht daraus deutlich die Sorge, dass etwas passieren, gar schief gehen könnte.

Es ist ein wirklich heikles Unterfangen.

Die Vorbereitungen alleine zogen sich über zwei Wochen. Straffes Planen und ja nichts vergessen. Für jede Eventualität musste vorgesorgt sein. Nichts durfte schief gehen. Alles musste bis ins kleinste Detail dem Plan getreu umgesetzt sein. Denn dieser Plan benötigte noch mehr Reifezeit. Trotz aller Widrigkeiten … voilà, hier sind sie.

Er zittert. Sein ganzer Körper bebt, ist erfüllt von Anspannung, zugleich aber auch einer unvorstellbaren Angst.

Dieser Umstand ist etwas, was nicht geplant werden konnte. Niemand konnte vorhersehen, welch Qualen es für ihn bedeuten würde, wie er leiden würde.

Nur noch wenige Minuten trennen ihn von der Hölle, die zu durchschreiten nicht nur für ihn eine riesige Aufgabe sein würde.

Alles hängt von ihm ab. All die Planung der letzten Wochen hängt an einem seidenen Faden, den zu durchtrennen, eine Niederlage wäre.

Nervös wippt er mit dem Fuß.

Zum Glück sitzt er noch auf einem Stuhl, sonst wäre er schon lange in die Knie gegangen.

„Nolan? Nolan!“

Dieser Name.

Langsam erhebt er den Kopf, sucht sein Blick nach der zum Namen gehörenden Person. Und wie immer taucht er aus dem Nichts auf.

Mit lässigen Schritten steuert der gutaussehende Mann auf seinen Vorgesetzten zu.

Er beobachtet, wie sie sich unterhalten. Weiß, sobald die Blicke der beiden auf ihn gerichtet sind, ist er das Thema ihrer Konversation.

So wie sich alles an diesem Tag um ihn dreht.

Alles hängt von ihm ab. Die Last wiegt schwer auf seinen schmalen Schultern.

Er ist der Mittelpunkt all dessen hier.

Und er fühlt sich damit absolut nicht wohl. Ganz abgesehen vom Grund, der hinter all dem steckt.

Sein Herz rast und wieder einmal steigt die Übelkeit in ihm empor.

Die ihm aufgebürdete Last ist einfach zu viel für seine Psyche.

Wie kann ein einziger Mensch nur so viel ertragen? Wie kann man ihm nur so viel zumuten?

Ein Schwall ätzender Säure kriecht rasend schnell seine Speiseröhre hoch, sackt sein Oberkörper nach vorne und ehe er sich versieht, reißt er die Lippen auseinander, um angeekelt diese zähe Masse zu erbrechen.

„Chef? Er kotzt schon wieder!“

Schon wieder.

Ja.

Seit einer Stunde sitzt er da und immer wieder musste er sich übergeben. Langsam hegt er schon das Gefühl, es wären seine Eingeweide, die er da hochwürgt.

Nervosität und der Druck, der auf ihm lastet, zerbrechen ihn immer wieder aufs Neue.

Hitze und Kälte zugleich fordern seinen Körper für sich ein.

Er weiß nicht, wo ihm der Kopf steht. Alles scheint sich zu drehen, wie ein Kettenkarussell, das niemand stoppen kann.

Ihm ist schlecht und schwindelig. Sein Körper schon lange an einer Grenze angelangt, die ihm mehr abfordert, als er wahrhaben kann.

Am Ende. So fühlt er sich. Einfach nur am Ende seiner Kraft.

Keuchend ringt er nach Luft, sieht auf seine Hände, die einfach nicht mehr aufhören wollen zu zittern.

Noch schlimmer als die Aufregung über das was ihm bevorsteht, ist die Gewissheit, dass es nicht zu umgehen ist.

Er wusste es seit Anbeginn.

Sie hatten es ihm oft genug erklärt. Ihm nahegelegt, wie wichtig es ist, wie schwer es für ihn werden könnte.

Letztlich war er damit ja auch einverstanden. Ist es immer noch.

Sicher hat all das hier einen Nutzen. Wenngleich er mehr der Spielball dafür ist. Unfreiwillig. Denn er hatte keine andere Wahl, als mitzumachen. Er hatte nur die Wahl freiwillig mitzumachen oder gezwungen zu werden.

 

Eine Hand legt sich auf seine bebende Schulter und er hebt müde den Kopf an, blickt empor und sieht in ein ihm vertrautes Gesicht.

Dieser Mann war die Person, die ihm seit vier Wochen nicht von der Seite wich. Er ist ebenso die Person, die ihm in den nächsten Wochen nicht von der Seite weichen würde.

Jeden verdammten Schritt würde er ihm folgen.

Zu seiner Sicherheit. Zu seinem Schutz.

Aus dem Nichts zaubert er eine Wasserflasche hervor, hält sie ihm entgegen und mit einer schwachen Kopfgeste nimmt er sie an.

„Alles wird gut, ich verspreche es dir.“

Ja. Alles wird gut.

Hofft er.

Was wäre, wenn es nicht gut ginge, wagt er nicht einmal in Erwägung zu ziehen. Es würde ihn verrückt machen. Noch mehr, als er es eh schon ist.

„Gut. Letzte Anweisungen!“

Sein Herz setzt aus, denn dies war ein erneutes Zeichen dafür, dass es bald losgehen würde. Es gibt wirklich kein Zurück mehr.

Er hört zu, beobachtet, speichert jedes Geschehen bis ins letzte Detail. So gut es ihm möglich ist.

Der Arzt, der ihn in den letzten Wochen behandelte, nickt mehrfach, tritt dann zur Seite und wird sofort von zwei Polizisten in die Klammer genommen. Zur Sicherheit. Natürlich.

Zwei Reihen an Polizisten, ungefähr zwanzig Stück, treten auf die Tür zu und bleiben direkt davor stehen.

Die Funktion des Bewegungssensors ist ausgestellt. Nur ein manuelles Öffnen möglich.

Der ganze eigentlich offene und helle Eingangsbereich des Krankenhauses, ist abgedunkelt. Gardinen verhängen die Fensterfront und jede mögliche Einsichtquelle ist verborgen hinter Stoff.

Man ist übervorsichtig.

Alles zu seinem Schutz.

Das ist ihm Bewusst.

Eine Frau wird auf den Plan gerufen, tritt an die Seite des Chiefs und erhält nun auch ein letztes Mal ihre Anweisungen.

„Und um Himmelswillen machen Sie ihren Job nicht nur gut, machen Sie ihn verdammt gut!“

Sie nickt und stöckelt auf ihren Highheels zu den Polizeireihen, zupft dabei, deutlich nervös, an ihrem knappen Rock herum.

Alles geplant. Bis ins kleinste Detail. Jeder hat seine Rolle, seine Funktion. Nur er, er tanzt aus der Reihe, denn er kann nicht funktionieren. Bei ihm muss man Vorsicht walten lassen. Denn er ist es, der dafür sorgt, dass alles gut wird oder einfach nur gehörig in die Hose geht.

 

„Bist du bereit?“, fragt ihn sein Nebenmann und er löst seinen Blick von allem anderen, sieht ihn an.

„Nein. Ich glaube dafür kann man nicht bereit sein.“

Verständnisvoll nickt der Mann und klopft ihm mitfühlend die Schulter.

Ob jemand verstehen oder nachvollziehen kann, was in seinem Kopf vor sich geht, zweifelt er an. Aber er kann selbst nicht mal erklären, was da vor sich geht, woher diese Panik kommt, die Angst, die wie ein Monster um ihn herumschleicht und nur darauf zu warten scheint, ihn zu attackieren, niederzureißen und seine Eingeweide bei lebendigem Leib zu zerquetschen.

Ein Schatten sorgt für seine Aufmerksamkeit und kaum blickt er vor sich, steht da der Chief.

Eine imposante Erscheinung.

Nicht mehr der Jüngste, aber noch sehr kräftig. Die Schultern straff nach hinten gezogen, den Kopf stets erhoben. Der schwarze Anzug sitzt wie angegossen.

„Detective Nolan“, setzt er an und sieht zu dem Mann, der neben ihm wohl die größte Aufgabe hat.

„Alles klar, Boss. Ich denke, wir schaffen das schon, nicht wahr, Kleiner?“

Kleiner.

Wie er es hasst, wenn er ihn so nennt. Aber er tut es, seit sie sich das erste Mal gesehen haben.

Und so sehr er sich auch immer wieder darüber pikiert, irgendwie scheint es doch auch etwas Vertrautes.

Zufrieden nickt der ältere Herr und mit einem wehleidigen Blick auf den Sitzenden, dreht er sich doch um und gibt zu verstehen, dass es in genau drei Minuten losgehen wird.

Drei Minuten.

So kurz und doch so lang.

Zeit, die er nutzt, um sich den Mann neben sich noch einmal genau anzusehen.

Detective Luan Nolan.

Sein Bodyguard. Sein Fluch.

Jeden Tag aufs Neue.

Aber es hätte ihn schlimmer treffen können.

Eigentlich mag er den Kerl sogar.

Großgewachsen, sportlich, breite Schultern, eine starke Brust, muskulöse Arme.

Lange Beine, eine schmale, starke Hüfte, deren Hüftknochen ab und an neckisch unter seinen engen Shirts hervorspitzeln.

Alles an seinem Körper ist wohldefiniert. Ein sportlicher Cop.

Er scheint Sonnenliebhaber zu sein, denn er hat eine gut gebräunte Haut, die ihm ausgezeichnet steht. Eine natürliche Bräune. Keine von der Sonnenbank.

Sein Gesicht wirkt wie das eines Gottes. Erhaben und in faszinierender Perfektion. Markant, beinahe etwas grob, aber trotzdem einfach wunderschön. Das einzige, was man ankreiden könnte, ist eine kleine Narbe an der linken Augenbraue. Ein wenig provokant, denn man will herausfinden, warum er sie hat.

Leider ist das, was dahinter steckt, eher unspektakulär. Sie ist das Überbleibsel einer Schlägerei. Nicht mehr und nicht weniger.

Heute ist er rasiert, sonst trägt er gerne mal einen Dreitagebart.

Was dem Polizisten auch sehr gut steht. Das muss er zugeben, und das, obwohl er selbst sonst kein Fan von Gesichtsbehaarung dieser Art ist. Dieser Cop räumt seine Liste an Vorurteilen auf.

Wunderschöne und strahlende grünbraune Augen betrachten die Welt stets wachsam und aufmerksam. Wie ein Raubtier, das nach Beute Ausschau hält.

Braune Haare, ein wilder Schnitt, im Nacken kurz geschoren, vorne jedoch fast bis zur Nasenspitze reichend, rahmen das Gesicht ein.

Ja doch, dieser Mann sieht nicht schlecht aus.

Er hätte es also wirklich schlechter treffen können, was seinen Bodyguard betrifft.

Aus seinen Gedanken wird er gerissen, als eben dieser Mann seinen Oberarm greift und ihn fordernd in die Höhe zieht.

„Es geht los!“

Prompt ist die Ruhe, die das Sinnieren über ihn ausströmte, weg. Sein Herz rast wieder und ihm wird schlagartig aufs Neue bewusst, weswegen er hier ist, was nun unausweichlich auf ihn zurollt. Eine Welle. Düster und Schwarz. Er fürchtet was geschehen könnte. Zu Recht.

Bestimmt manövriert Detective Nolan seinen Schützling Schritt um Schritt vorwärts, direkt in Richtung Tür.

Die Polizisten, die dort stehen, verändern ihre Formation und schotten den jungen Mann samt seinem Bodyguard vor der Außenwelt ab.

 

Sekunden die in grausamer Zeitlupe vergehen.

Die Glastür öffnet sich. Links und rechts verschwinden die Türflügel in der Wand, erscheinen nicht wieder. Die Tür bleibt offen.

Das tosende Gewitter wild durcheinander quasselnder Stimmen ertönt. Aufgebracht, aufgeregt, neugierig. Fragen über Fragen.

Vorsichtig streckt er sich ein bisschen, blinzelt zwischen zwei Polizisten nach draußen, auf das, was ihn erwartet.

Der Chief und die Pressesprecherin treten an das Podium, gefolgt vom Arzt, der noch immer unter dem Schutz zweier Polizisten steht.

Blitzlichtgewitter.

Journalisten, Nachrichtencenter und Schaulustige.

Kameras, wohin das Auge sieht.

Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis einigermaßen Ruhe einkehrt, worauf die Pressesprecherin anfängt ihre Rede von sich zu geben.

Sie verkündet genau das, was der Polizeichef ihr nahegelegt hat.

Und je länger sie spricht, desto ruhiger wird es.

Denn sie alle lauschen gespannt darauf, ob es wirklich wahr ist. Ob die Gerüchte wirklich stimmen.

Ihm wird schwindelig, alleine bei der Vorstellung, all diese Menschen waren da, weil sie nicht glauben konnten, dass er noch da ist.

Halt suchend lehnt er sich an seinen Bodyguard, der auf den blonden Schopf an seinem Arm schaut und gequält dreinblickt.

Ungesehen von allen anderen noch in der Halle befindlichen Personen, greifen die Finger des Polizisten nach denen seines Nebenmannes und er hält seine Hand. Für einen kurzen Moment, für sehr starke und intensive Herzschläge, fühlt er sich gefestigt.

Stark genug für das, was ihm bevorsteht.

Und schon fallen sie, die Worte, die es öffentlich machen.

 

„Um endlich auf den Punkt zu kommen, ist es mir eine Freude Ihnen mitteilen zu können, dass wir neue, und vor allem vielversprechende, Erkenntnisse im Fall des von der Bevölkerung sogenannten ‚Boy-Butcher‘ haben. Seit elf Monaten laufen die Ermittlungen bezüglich dieses Serienmörders Dezernat übergreifend im ganzen County auf Hochtouren. Die grausame Serie an männlichen Opfern, die mehrfach brutal vergewaltigt und misshandelt, letztlich immer erwürgt und post mortem mehrere tiefe Schnittverletzungen zugefügt bekamen, umfasst derzeit sechzehn Opfer. Trotz intensiver Untersuchungen und Ermittlungen in alle Richtungen, konnte bisher kein ausschlagender Erfolg verzeichnet werden. Die wahre Identität des Täters ist bisher unbekannt.

Am Freitag, den 23.9. verschwand der vierundzwanzigjährige Casey Anderson, ein Barkeeper in der Bar Blue Wolf, als er seine Nachtschicht beendet hatte und auf dem Heimweg war.

Am Samstag, den 15.10. erhielt die ansässige Polizeidienststelle um Chief John Walker einen Anruf, dass am Stadtrand, an einer weniger befahrenen Seitenstraße, die Richtung Oldfields führt, eine männliche Person mit schweren Verletzungen gefunden wurde.

Während er sofort seine erfahrensten Ermittler zum Fundort schickte, um mögliche Spuren zu sichern, begab er sich selbst in Begleitung von Detective Luan Nolan auf den Weg ins Krankenhaus.

Allen Befürchtungen zum Trotz, lebte das Opfer, der vierundzwanzigjährige Casey Anderson.

Er war ganze drei Wochen lang der Gefangene des Täters und damit das siebzehnte Opfer. Trotz anfänglich kritischer Prognose erholte er sich von seinen schweren Verletzungen und den schrecklichen Erlebnissen.

Sein behandelnder Arzt, Dr. Gerard Hill, ist sich sicher, dass auch die diagnostizierte Amnesie nur vorübergehend ist und wir bald mir dienlichen Informationen rechnen können, die zum Ergreifen des Täters führen, der unsere wunderschöne Stadt terrorisiert.

Zurzeit befindet sich Mr. Anderson auf dem Weg der Besserung und wird intensiv behandelt, um seine Erinnerungen so schnell wie möglich wieder zugänglich zu machen.

Wir richten unsere Bitte nun an die Bevölkerung, besonders vorsichtig zu sein, keine eigenmächtigen Ermittlungen anzustellen und den Täter nicht zu unterschätzen. Achten Sie auf ihre Mitmenschen. Gehen Sie nicht alleine weg und treffen Sie sich vorerst nicht mit ihnen fremden Personen. Bilden Sie Gruppen, bleiben Sie zusammen. Geben Sie dem Täter keine Chance ein weiteres Opfer auszuwählen, bis wir ihn endlich geschnappt und dank der neuen Erkenntnisse überführt haben. Wichtige Hinweise nimmt das Polizeidezernat um Chief John Walker gerne entgegen.“

 

Große Worte.

Casey Anderson.

Der, der überlebte.

Irgendwie erinnert es ihn an die Bücher um Harry Potter. Der, der überlebte. Auch auf seinen Schultern lastete eine gewisse Verantwortung. Und das, obwohl er selbst ein Opfer war.

Grundlegend nicht anders, als Casey Anderson. Er war ein Opfer und nun soll er der Schlüssel sein. Diese Verantwortung hatte man ihm auferlegt, einfach so, ohne ihn zu fragen, ob er das will.

Erst als alles beschlossen war, informierte man ihn und letztlich ließ man ihm keine andere Wahl, als zuzustimmen.

Genau deswegen steht er hier. Weil er keine andere Wahl hatte. Weder vor drei Wochen, noch jetzt im Augenblick.

„Luan …“

Der Detective sieht neben sich, in die von Angst erfüllten hellblauen Augen.

„Alles ist gut. Ich bin bei dir. Dir wird nichts passieren. Ich beschütze dich. Versprochen.“

Vergebens sucht er die innere Ruhe, die nötig wäre, um das Zittern abzustellen, welches ihn beherrscht.

„Du weißt, wenn es dir zu viel wird, gib mir das Zeichen und ich bringe dich in Sicherheit.“

Diese Worte, gesprochen von der tiefen Stimme seines Beschützers, so ruhig und doch so sicher, lassen ihn nur stumm nicken.

Er war bei ihm. Luan würde ihm nicht von der Seite weichen. Ihn beschützen. Wenn nötig, mit seinem Leben.

Die ersten Zweifler unter den Anwesenden melden sich zu Wort und natürlich war man auch auf diese vorbereitet.

„Ich denke, ehe sie weitere Zweifel schüren, sollten wir die Sache öffentlich machen. Wir werden Mr. Anderson heute, auf persönlichen Wunsch hin, an einen anderen Ort bringen, da er sich, laut eigener Aussage, in diesem Krankenhaus nicht mehr wohlfühlt. Mit der Zustimmung seines behandelnden Arztes, haben wir eine Verlegung an einen geheimen Ort organisiert. Für heute. Damit dürften alle Zweifel noch vor entstehen aus dem Weg geräumt werden.“

„Es geht los, Mr. Casey Anderson.“

Ironie.

Ja.

Es geht los.

Mr. Casey Anderson.

Ganz langsam steuern die beiden Männer auf die Tür zu. Detective Nolan stützt den schwächlich wirkenden blonden neben sich, hält zugleich einen langen Mantel über seinem Arm, der seinen Zweck sicher noch erfüllen wird.

Die Polizisten, die bis dahin schützend wie eine Mauer vor den beiden standen, treten ins Freie und wissen genau, was sie zu tun haben. Sie sorgen für die Sicherung der Rettungsgasse. Der Weg, den Detective Nolan mit dem zu beschützenden Casey Anderson gehen wird, wenn es ihm zu viel werden würde und er weg will.

Blitzlichtgewitter bricht los.

Überall hört man das wilde Klicken der Kameras. Ringsherum ertönen Stimmen, die wild durcheinanderreden, doch alle sagen sie dasselbe.

Casey Anderson hat überlebt! Er ist der Trumpf der Polizei gegen den Serienkiller ‚Boy-Butcher‘.

 

Ganz geblendet von den vielen Lichtern hebt der Blonde einen Arm, will seine Augen schützen, schmerzt ihn das grelle Licht.

Der Mann an seiner Seite lässt nicht von ihm ab. Sein Arm ruht fest um den Schultern des jungen Mannes. Die Hand weilt auf der Schulter. Für den Fall der Fälle, sie hatten es geübt, würde er zupacken, ihn an sich reißen und schützend jeden Angriff blockieren.

Er vertraut darauf, wenngleich der Gedanke ihn schmerzt, dass dem Braunhaarigen seinetwegen etwas passieren könnte. Und das, obwohl er ihm teilweise tierisch auf die Nerven geht.

Mit zitternden Händen und unsicher in die vielen Gesichter blickend steht er da und lässt das alles über sich ergehen.

Wie fühlt es sich an?

Sie alle wissen, was dieser Psychopath seinen Opfern antut. Er entführt sie, vergewaltigt sie mehrfach, misshandelt sie, verstümmelt sie. Dinge, so schrecklich, dass man sie seinem größten Feind nicht wünschen würde.

„Ich bitte zu bedenken, dass er seine Erinnerung verloren hat. Er kann sich an kaum etwas erinnern. Jeder noch so kleine Fetzen, den wir bis jetzt an Informationen erhalten haben, bedeutete für ihn das immer wieder durchleben der Hölle, in der er drei Wochen lang steckte.“

Ein leichter Druck lässt ihn noch einen Schritt vorwärtsmachen, steht er plötzlich direkt hinter dem Pult, spürt er alle Blicke auf sich. Noch schlimmer als zuvor, als die Blicke hinter Kameralinsen verborgen waren.

Eine beklemmende Stille herrscht, als sie das Ausmaß der Qual, die noch davon zeugende Schwäche sehen.

Sein Bodyguard beugt sich zu ihm, flüstert ihm ins Ohr: „Ganz ruhig. Alles ist gut. Niemand will dir böses.“

Er braucht eine Weile, bis er sich leicht räuspert und mutiger seinen Blick schweifen lässt.

 

Wahrscheinlich fragen sich viele, wie dieser unscheinbare junge Mann überleben konnte. Nein. Alle fragen sich genau das.

Ein einziger ist es, der es wagt, genau diese Frage zu stellen.

Mit ungläubiger und doch angeschlagener Stimme.

„Wie zur Hölle, hast du das nur überlebt?“

Und auch wenn nur er die Frage gestellt hat, so zücken doch alle ihre Mikrofone und Aufnahmegeräte, um die Antwort zu hören.

„Ich weiß es nicht.“

Ganz leise und schwach ist seine Antwort.

„An was können Sie sich erinnern?“

Diese Frage scheint schon wieder brutal. Aber es war klar, dass sie kommen würde.

Hilfesuchend blickt er zum Chief, der nur absegnet und nickt.

„Er kam aus dem Nichts. Hat mich gepackt und betäubt. Als ich wieder zu mir kam … war da …“

Paralysiert starrt er auf einen nicht vorhandenen Punkt, schüttelt den Kopf, versucht er den Kloß in seiner Kehle zu schlucken, scheitert aber.

Schmerz. Qual. Pein. Ein Körper, an seine Grenze getrieben. Immer wieder aufs Neue. Leid. Verzweiflung. Angst. Panik.

„Die Hölle.“

Und genau wie der Chief es vorhergesagt hatte, brach ab da jegliche Barriere. Mitgefühl und Rücksicht waren verloren gegangen.

Unzählige Fragen prasseln auf den jungen Mann ein.

Zu viel.

Erschrocken über diese Flut an lauten Stimmen weicht er einen Schritt zurück, schüttelt den Kopf, hebt einen Arm, um sein Gesicht zu verbergen.

 

„Bring mich hier weg“, flüstert er leise, sieht sein Nebenmann ihn an, hat aufgrund der Lautstärke nicht verstanden.

„Luan, bring mich hier weg!“

Es bedarf nur eines Blickes, einer Handgeste des Polizeichefs und alles geht ganz schnell.

Detective Nolan schnappt den Mantel, den er über seinem Arm getragen hat, breitet diesen schützend über seinem Nebenmann aus, zieht ihn dicht an sich, hält ihn mit einem Arm fest an seinen Körper gedrückt und führt ihn vom Podium weg, in Richtung der von Polizisten freigehaltenen Gasse. Die Nähe des Körpers, des Mannes, der ihm Schutz und Geborgenheit verspricht, fühlt sich gut an, doch lässt sie nicht über die Masse an Dunkelheit hinwegsehen, welche die ganzen Reporter und fremden Menschen in dem jungen Mann auslösen.

„Wir kommen!“

Diese Worte ertönen und schon fährt ein schwarzer Jeep vor.

Ein Polizist stürmt los, öffnet die hintere Tür und bleibt daneben stehen, stetig mit wachsamen Augen alles im Überblick.

Die Aufmerksamkeit des Blonden ruht auf seinem Bodyguard, der den Kopf gerade zur rechten neigt, um etwas zu überprüfen.

Eine hastige Bewegung, ein Schrei: „Achtung!“

Noch ehe der zu Schützende den Kopf überhaupt richtig nach rechts drehen kann, spürt er den harten Ruck, der seinen Körper durchfährt, als er zur Seite gerissen wird. Die volle Wucht eines starken und durchtrainierten Körpers presst sich gegen den seinen und schottet ihn ab.

Starke Arme halten ihn umschlungen, so schützend und abgesichert, dass nichts ihn erreichen könnte. Ein Käfig, der ihn beinahe erstickt, der jedoch ebenso vor allem schützt, was ihm Böses will.

 

Es ist ein Musterbeispiel dafür, dass alles stets geplant sein muss und dass trotz all der Planung, Vorsicht immer notwendig ist.

Eine Person hatte nach dem Blonden gegriffen, als wolle sie ihn an sich reißen, was der Polizist, der an der Wagentür stand, gesehen hatte.

Detective Nolan tat, was er tun musste. Beschützen.

Erst als diese Person, eine Gefahr in den Augen des Polizisten, von seinen Kollegen überwältigt war, gehen der Detective und sein Schützling weiter. Er schiebt ihn gekonnt zur Tür, sorgt dafür, dass er vor Kameraattacken abgesichert einsteigen kann.

Kaum sitzt der zu Schützende, folgt der Polizist.

Die Tür wird geschlossen und das Auto fährt mit quietschenden Reifen los.

Sie verlassen die Szenerie.

 

„Wie geht es dir?“, fragt der Cop und sieht den jungen Mann besorgt an.

„Wie soll man sich als Lügner fühlen, Mr. Supercop?“

Energisch wendet er den Kopf ab, blickt aus dem schwarz getönten Fenster und schweigt seinen Nebenmann beharrlich an. Die Gedanken in seinem Kopf sind ein Orkan. Zu viel auf einmal.

„Findest du echt, dass du gelogen hast? Du hast ja kaum etwas gesagt.“

Diese Worte lassen den Kopf des Blonden hastig herumschnellen und den braunhaarigen trifft ein Killerblick der Sonderklasse.

„Ich muss nichts sagen, um all das als Lüge anzusehen, Luan!“

Er wirkt aufgebracht.

„Ey, ich hab dir meinen Vornamen nicht genannt, damit du ihn verwendest, um dich anzuhören wie meine Mutter.“

Unterstrichen durch ein süffisantes Grinsen, muss der mürrische junge Mann schnell realisieren, dass mit diesem engstirnigen Bullen einfach nicht zu reden ist.

„Mit dir, Casey Anderson, schaffen wir es diesen verdammten Psychopathen aus der Reserve zu locken. Ich weiß es genau. Er wird niemals riskieren, dass du dich erinnerst und ihn verraten könntest. Langsam aber sicher schnürt sich das Seil, mit welchem er sich selbst erhängen wird.“

Sein Schützling rollt genervt die Augen und stöhnt: „Das erzählst du mir jeden Tag mindestens zehnmal. Mit Casey Anderson schafft ihr das, ja. Aber wie ich mich dabei fühle, spielt keine Rolle!“

Seufzend lehnt sich der Polizist zurück und hält doch wachsam die Augen auf seinen Nebenmann gerichtet.

„Es gibt kein zurück. Das wusstest du von Anfang an.“ Monoton, belehrend und wieder diese verdammte Ruhe.

Es macht ihn wahnsinnig. Immer, wenn es um dieses Thema geht, treibt der Bulle ihn auf die Palme.

„Außerdem ist es ein Funken Hoffnung für die verängstigte Bevölkerung. Wir haben eine Chance diesen Perversen zu stoppen. Dank dir.“

Nicht was der unfreiwillig Auserwählte hören will. Absolut nicht.

„Hoffnung durch eine Lüge, Luan. Glaub den Mist doch nicht selbst!“, wettert er also schnaubend gegen und verschränkt die Arme vor der Brust.

„Du bist unser Trumpf. Er wird dich haben wollen, um das zu vollenden, was er versäumt hat richtig zu machen. Er will, dass Casey Anderson stirbt. Er will seinen Tod. Deinen Tod.“ Hartnäckig und verbissen bleibt Luan bei seiner Sicht der Dinge und gewährt weder Casey, noch sich selbst, die Chance eines anderen Blickwinkels.

 

Energisch fährt dieser genervt herum, hält dicht vor den Detective ein und sieht ihm tief in die Augen: „Du scheinst dabei etwas zu vergessen …“

Der Cop zieht beide Augenbrauen hoch, wirkt eiskalt, als er mit gleichbleibender Stimme unterbricht: „Sicher nicht. Ich habe den vollen Durchblick und bestimmt nichts vergessen. Du bist unser Trumpf gegen ihn. Er wird das nicht auf sich sitzen lassen. Casey Anderson wird sein Untergang sein. Du wirst sein Untergang sein.“

Die hellblauen Augen werden schmaler, sein Gesichtsausdruck verfinstert sich und er stößt wieder nur auf diese verdammte Ruhe, diese Überzeugung und die Gewissheit und Sicherheit, dass es klappen wird.

„Du vergisst dabei, dass ich mich an nichts erinnern kann! Nie erinnern werde, weil ich nicht …“

Noch bevor er aussprechen kann, packt Luan ihn, drückt ihm die Hand auf den Mund um die laute Stimme augenblicklich zum Verstummen zu bringen.

Ein eindringlicher Blick genügt und der aufgebrachte, beinahe aggressive Mann versteht, sieht ihn nur an und entspannt sich.

Er sinkt in sich zusammen und lässt den Kopf hängen.

Nicht lange, denn Luan legt einen Finger an sein Kinn, zieht es hoch, lehnt seine Stirn gegen die seines Gegenübers und seufzt: „Du musst dich an nichts erinnern, Casey. Du musst nur da sein. Das genügt vollkommen. Hier und da ein wenig in der Anwesenheit von Polizisten auftauchen, den Anschein erwecken, wir würden intensiv mit dir zusammenarbeiten, der Rest geschieht von ganz alleine.“

Immer noch erkennt Luan Zweifel in den Augen vor sich, fährt nun die harte Schiene: „Du weißt, was er sechzehn Männern angetan hat. Du weißt, was er dir angetan hat. Du weißt, was er vielleicht in diesem Augenblick bereits, Gott bewahre, einem weiteren Opfer antut. Du hast die ganzen Berichte gesehen, warst eingebunden in die polizeilichen Ermittlungen. Jeden Bericht habe ich dir bereitwillig gezeigt, damit du siehst, was du verhindern kannst. Dass du verhindern kannst, dass er sie packt, verschleppt und gefangen hält. Dass er sie unter Drogen setzt, sich an ihnen vergeht, sie mehrfach brutal vergewaltigt, sie mit Eisenstangen, Stöcken, Flaschen, allem was er in die Finger bekommt, penetriert. Wie er sie zusammenschlägt, mit Fäusten, Stöcken, Peitschen. Sie ritzt, mit Messern, Scherben oder rostigen Nägeln. Er führt ihnen Stifte in die Harnröhre ein, penetriert sie blutig. Er benutzt einen Mundspreizer um sich Oral befriedigen zu lassen. Immer und immer wieder. Ihre Kehlen sind …“

„Hör auf!“

Wie aus einer Trance gerissen sieht Luan den jungen Mann vor sich wieder klar und deutlich, leider auch, was seine Worte angerichtet haben.

Zitternd, weinend, am Ende seiner Kraft.

„Warum? Warum quälst du mich so?“

„Warum stellst du immer wieder infrage, ob es das Richtige ist was wir machen? Haben diese sechzehn Opfer keine Gerechtigkeit verdient? Hast du keine Gerechtigkeit verdient?“

Eine grausame Gegenfrage, die kein bisschen Trost spendet, aber Luan findet, es ist Zeit, dass dieses Kerlchen endlich begreift, worum es geht.

„Du bist die Gerechtigkeit, Casey Anderson. Verstehst du?“

Entgegen seiner Erwartung, schweigt sein Gefechtsgegner und nickt schwach, eifrig damit beschäftigt sich immer wieder die Tränen wegzuwischen.

Luan hat seinen Willen vorerst genug durchgesetzt, findet er, und ist nun bereit Trost zu spenden.

Er erhebt beide Hände, streicht mit den Daumen vorsichtig über die Wangen des Blonden, wischt die Tränen weg und flüstert leise: „Wer bist du?“

„Casey Anderson, die Gerechtigkeit.“

Luan lächelt zufrieden, nähert sich dem jungen Mann noch ein Stück und haucht ihm einen Kuss auf die Stirn: „Braver Junge.“

Etwas in den hellblauen Augen seines Gegenübers hat sich geändert. Alles ist der Gier gewichen und Luan weiß, was sein Schützling ersehnt, wonach es ihm jetzt gelüstet.

Casey gestörte Persönlichkeit verlangt nun also wieder ihren Tribut.

„Wenn du artig bist, vielleicht später. Aber nur, wenn du artig bist, Casey.“ Während dieser Worte streicht sein Daumen mehrfach über die leicht geteilten Lippen und Casey ist geneigt zu stöhnen, unterlässt es aber, denn er will dem Cop nicht diese Genugtuung geben, ihn mal wieder durchschaut zu haben.

„Ich weiß, dass du es willst, Casey. Ich sehe es dir an. Deinen Augen. Deinem Körper. Es giert dich danach. Regelrecht zerfrisst es deinen Körper. Du bist so schlecht darin es zu verheimlichen. Ich sehe es dir an. Kann es riechen.“

Casey schluckt schwer, blickt in dieses regungslose Gesicht vor sich, in die lüsternen Augen, die genau wissen, dass jedes Wort stimmt.

„Man sollte eindeutig mal dein Leben untersuchen, du scheinst irgendwie auch ein Psychopath zu sein.“ Harte Worte, aber in Anbetracht der Situation, dass Casey einem eben solchen von der Schippe springen konnte, durchaus berechtigt. Mehr oder minder.

„Ach, auf einmal berufen wir uns auf unsere Opferrolle, wo du dich doch an nichts erinnern kannst?“, stichelt der Polizist, greift die Hand des Blonden und haucht einen verführerischen, zärtlichen Kuss auf die Fingerspitzen von Zeige- und Mittelfinger.

„Ich hasse dich!“, flucht Casey los, entreißt seine Hand und dreht dem Cop beleidigt den Rücken zu, sieht aus dem Fenster und macht deutlich, er will seine Ruhe haben.

Dauernd macht dieser bescheuerte Bulle das mit ihm. Andauernd!

Er hasst es! Genauso wie er den Bullen hasst! Manchmal zumindest.

Irgendwas konnte an dem Kerl nicht richtig sein. Da ist sich Casey sicher.

2.

 

Endlich haben sie ihr Ziel erreicht und nach einer Prozedur der Absicherung darf auch Casey das Auto verlassen.

Unter dem Geleit seines Bodyguards und dem der zwei Polizisten, einer steuerte den Wagen, der zweite war ein weiterer Schutzmann, steuern sie in das Gebäude direkt vor sich.

Doch entgegen der Erwartungen von Casey ist dies kein gewöhnliches Mehrfamilienhaus, sondern ein Hotel.

Merkt er aber erst, als ihm die Empfangshalle auffällt.

Welches Mehrfamilienhaus hat denn schon eine Rezeption?

Überall tummeln sich die Menschen und gehen ihres Weges, nehmen eigentlich keine Notiz von den Polizisten und erst recht nicht von Casey.

Dennoch fühlt er sich nicht wohl. Zu gerne wäre er weiterhin sauer auf den Cop, aber die herrschenden Umstände erfordern ein hastiges Umdenken.

Er nähert sich seinem Bodyguard und greift nach dessen Arm, sucht den Schutz der Nähe des Mannes, der ihm in den letzten Wochen einfach Halt und Anker zugleich wurde.

Luan wird langsamer, spürt die Last an seinem Arm zu deutlich, sieht, wie Caseys Schritte immer schwerer werden, je näher sie der Rezeption kommen, an der eine kleine Menschenansammlung darauf wartet, bedient zu werden.

„Jungs, erledigt ihr das bitte. Ihm sind da zu viele Menschen.“

Seine Kollegen nicken ihm zu und treten ohne große Umschweife an den wartenden Personen vorbei. Diese wagen nicht sich über das Vordrängeln zu entrüsten, sondern mustern die beiden großen Männer, die da in ihren Uniformen nach einem speziellen Zimmerschlüssel fragen, den sie auch sofort überreicht bekommen.

Sie nicken Luan zu, der daraufhin einen Schritt macht, aber nicht weiterkommt.

Der Grund ist simpel, dass Casey stehen bleibt. Wie angewurzelt.

Er starrt schockiert in eine Richtung und sofort schnellt Luan herum, will natürlich wissen, was seinen Schützling so verunsichert.

In der Ecke hängt ein kleiner Fernseher und auf diesem werden die ersten Nachrichten übertragen, welche eröffnen, dass ein Opfer des ‚Boy-Butcher‘ überlebt hat und sich gegenwärtig unter Polizeischutz befindet. Man erhoffe sich Hinweise, die zur Ergreifung des Täters beitragen, doch leider würde der junge Mann an einer Amnesie leiden.

Nichts Neues. Er war schließlich live dabei.

„Casey Anderson überlebte ganze drei Wochen in der Hölle! Er wurde gepeinigt, gequält, geschlagen, unter Drogen gesetzt und mehrfach brutal vergewaltigt. Er ist der Erste, der überlebt hat. Die sechzehn Opfer vor ihm, hatten nicht so viel Glück.“

In dem Moment werden die Bilder der sechzehn Opfer eingeblendet und auch eines, welches gemacht wurde, als man Casey damals auf der Straße fand.

Ein sogenannter Vergleich wird gezeigt. Caseys Gesicht als er gefunden wurde und Caseys Gesicht als er der Presse gegenüber trat.

Luan sieht sich um und notiert sofort wie sie immer mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit fallen.

Casey aber ist gefangen in seinen Gedanken und nicht fähig diese zu steuern. Glück? Was daran ist Glück? Im Moment durchlebt er diese Hölle jeden Tag aufs Neue. Die letzten drei Wochen hat man ihm die wahren Abgründe dieser Hölle immer wieder in den Kopf gehämmert. Er kann gar nicht anders, als an die sechzehn anderen Opfer zu denken. Für ihn fühlt es sich an, als würde er jeden einzelnen davon kennen. Alle sechzehn Männer sind ihm mittlerweile vertrauter, als ihm lieb ist. Leider nur ihre Rolle als Opfer dieser Bestie.

„Casey. Wir müssen weiter!“

Aber Casey kann nicht. Er ist weiterhin erstarrt und nicht fähig seine Gliedmaßen zu kontrollieren.

Ohne zu zögern, schnappt Luan nach dem Körper, hebt ihn in seine Arme und eilt mit großen Schritten zum Aufzug.

So gut ihm möglich ist, versucht er noch Caseys Identität geheim zu halten. Ein schier sinnloses Unterfangen. Zu viele Leute haben sie schon gesehen und sicherlich auch erkannt. Nicht schwer, wenn ihr Bild zeitgleich im Fernsehen ausgestrahlt wird, während sie einfach mal real vor ihnen stehen.

Damit ist schon mal sicher, dass sie hier nicht lange bleiben können.

Ein herber Rückschlag, denn die erste Umsiedlung ist erst für Mitte nächster Woche geplant gewesen.

Im Aufzug, lässt Luan den jungen Mann vorsichtig ab, bis dieser halbwegs sicher vor ihm steht.

„Verdammt, Casey! Du musst lernen zu agieren! Wenn ich etwas sage, dann sollst du das machen! Wie oft hatten wir das Thema in den Vorgesprächen? Du machst das alles unnötig kompliziert!“

Schweigend erträgt Casey diese Worte, innerlich jedoch ist er so wütend darüber, dass er Luan am liebsten die Faust ins Gesicht hauen würde.

Was denkt der Arsch eigentlich? Dass es ein leichtes Spiel ist?

Nichts an der ganzen Sache war und ist leicht für ihn! Gar nichts!

Und das Wissen, welches er wirklich fest in seinem Kopf verankert hat, macht die ganze Scheiße nicht besser!

Wütend stößt Casey sein Gegenüber von sich und sucht den nötigen Halt zum aufrecht stehen lieber an der Wand hinter sich.

„Casey, alles ist geplant. Du kennst den Plan, ich habe ihn dir oft genug vorgelesen. Wir haben das scheiß Ding zusammen studiert! Was ist so schwer daran, dich an diese einfachen Anweisungen zu halten? Du musst nicht viel machen, außer hier und da zu funktionieren! So schwer kann das doch nicht sein!“

„Halt die Klappe, Luan! Du gehst mir auf die Nerven! Wirklich!“

Casey ist aufgebracht, wütend und enttäuscht. Enttäuscht, weil dieser dämliche Bulle nicht verstehen kann, durch welche Hölle er dabei geht.

Ja, er kann sich an nichts erinnern, aber das schaltet nicht seine Gefühle ab. Ja, er wusste worauf er sich einlassen würde, aber er konnte nicht ahnen, dass ihn die ganze Sache so verdammt mitnehmen würde. Zumal er nicht mal eine Wahl hatte, demnach nicht ablehnen konnte!

Diese Gegenüberstellung der beiden Bilder, als Casey gefunden wurde und als Casey der Presse gezeigt wurde. Ein einziger Betrug.

Casey wusste darum. Luan wusste darum. Der Arzt wusste es, der Polizeichef wusste es. Alle eingeweihten wussten es! Aber sonst wusste es niemand, der an der ganzen Sache beteiligt war.

Alles war eine abgekartete Show, bis ins letzte Detail geplant. Mit dem einzigen Ziel, diesen verdammten Serienmörder aus der Reserve zu locken. Er sollte auftauchen und vollenden wollen, was er nicht geschafft hat. Casey zu töten.

Das hierfür eine so hinterhältige Lüge ins Leben gerufen wurde, war vielleicht wirklich notwendig, aber Casey musste es nicht gut heißen. Er konnte es am Anfang nicht und er kann es noch immer nicht.

Immer wieder mit diesen Bildern konfrontiert zu werden, ist nicht leicht.

Zu wissen, was dieser Kerl mit seinen Opfern macht, wie er sie tagelang, oft wochenlang quält und missbraucht, ehe er sie einfach langsam erstickt, ihnen dabei womöglich noch in die Augen sieht … der bloße Gedanke daran, lässt Casey schlecht werden.

Wie pervers muss ein Mensch sein, wie verrückt, wie wenig bedeutet ihm das Leben eines Menschen, um all das immer wieder zu machen?

Ganze siebzehnmal hat er es getan. Siebzehn Menschen hat er geschunden und über Tage hinweg jeglichen Lebenswillen aus ihnen geprügelt. Siebzehn Menschen waren ihm vollkommen gleichgültig. Siebzehn Menschen hat er wie Dreck irgendwo abgelegt und es war ihm scheiß egal, was er damit im Leben anderer zerstört.

Casey war eines dieser Opfer. Er wurde gequält, missbraucht, geschlagen, vergewaltigt, erniedrigt und erwürgt.

Casey … er war …

Noch ehe er diesen Gedanken zu Ende denken kann, spürt er starke Arme die ihn festhalten, an den vertrauten Körper des Mannes pressen, den er verflucht und liebt zugleich.

„Es tut mir leid, Casey. Ich vergesse es immer wieder. Verzeih mir.“

Er vergisst es wirklich immer wieder. Luans professionelles Denken lässt ihn immer wieder vergessen, dass er es hier mit einem Menschen zu tun hat, der Gefühle hat. Dem das alles nicht einfach so am Arsch vorbeigeht, der nicht nur an das Ziel denken kann, sondern immer wieder an das erinnert wird, weswegen all das hier nötig ist.

Und wie die vielen Male zuvor, als ihre Welten kollidierten, scheint Casey ihm zu vergeben. Für den Moment zumindest.

Denn Casey kann etwas, was Luan nicht kann. Verständnis aufbringen für die Situation des Anderen. Er weiß unter welchem Druck der Polizist steht, weiß, was alles davon abhängt, dass diese Mission einen Erfolg erzielt.

Er ist sich der Verantwortung durchaus bewusst und weiß, dass es an ihm liegt, weitere dieser Fälle zu verhindern. Sie müssen diesen Kerl einfach stoppen. Ihn aufhalten und seinem perversen Treiben Einhalt gebieten. Er muss geschnappt werden und seine gerechte Strafe erhalten für das, was er siebzehn unschuldigen Männern angetan hatte.

Unter anderem ihm – Casey Anderson, als einem der siebzehn Opfern. Oder eher das, was übrig ist, von Casey Anderson.

Er versinkt in seinen Gedanken und schweigt, selbst als Luan von ihm lässt, ihn eindringlich ansieht. Aber dem Polizisten bleibt keine Zeit großartig Fragen zu stellen. Der Aufzug stoppt im gewünschten Stockwerk und die Türen öffnen sich.

Sie verlassen die Kabine, betreten den Flur und folgen diesem, bis sie vor der gewünschten Zimmertür ankommen.

Selbige entsperrt der Cop und öffnet somit die Räumlichkeiten, in welchen sie sich die nächsten Tage aufhalten werden. Insofern Caseys Verhalten in der Lobby keine allzu große Aufmerksamkeit erregt hat und somit eine Änderung des Planes nach sich zieht. Okay. Das ist naiv und dumm gedacht. Denn natürlich hat es Aufmerksamkeit erregt. Das letzte Quäntchen Hoffnung besteht darin, dass die Allgemeinheit es nicht für allzu interessant hält und schnell wieder zum Tagesgeschehen übergeht. So kann man weiteren Stress vielleicht noch abwenden …

Für den Moment ist es Casey egal. Er will nur noch seine Ruhe und weiter nachdenken. Seine Gedanken sind schließlich das einzige, was dieser Kerl, der sicher nur gute Absichten hat, nicht kontrollieren kann.

Egal wie sehr er genau das wohl auch noch möchte.

 

Kurz nur sieht er sich um, registriert die Betten, zu seinem Glück getrennt, erkennt eine Couch, einen Fernseher, einen Schreibtisch, eine kleine Essecke … ein übliches Hotelzimmer, vielleicht die etwas gehobenere Preisklasse.

Casey erspäht die einzige Tür im Raum, kombiniert ganz schlau, es kann nur das Badezimmer dahinter sein.

Ohne zu zögern, steuert er auf diese zu, öffnet sie und ihm offenbart sich ein kleines Paradies. Zumindest in seinen Augen ist es eines, auch wenn es nur ein gewöhnliches ordinäres Badezimmer ist.

„Was hast du vor?“, fragt Luan, kaum dass er Notiz von Casey nimmt, der in den gefliesten Raum vor tritt.

„Nach was sieht es aus? Ich nehme mir eine Auszeit von dir! Alleine! Ich denke nicht, dass mich der Lokus verschluckt, oder das Wasser mir eine große Gefahr werden kann. Keine Sorge, sollte mich ein Hai in der Badewanne attackieren, lass ich es dich wissen.“

Mit diesen eher zynischen Worten tritt Casey ins Badezimmer und gibt mit dem Zuknallen der Tür deutlich zu verstehen, wie ernst es ihm ist.

Er braucht einfach eine Stunde Ruhe. Dieser verdammte Bulle treibt ihn zur Weißglut.

Den Blick in den Spiegel meidet er, weiß er doch, seinen eigenen Anblick kann er nicht ertragen. Er dreht einfach nur das Wasser an, stöpselt den Abfluss dicht und sieht dabei zu, wie der Wasserstand in der weißen Wanne anfängt zu steigen.

Gedankenverloren streift er sich das Shirt über und wirft es auf den Boden. Er schlüpft aus seinen Schuhen, öffnet seine Hose und lässt diese zu Boden fallen.

Skeptisch blickt er an sich herab. Die letzten Wochen haben Spuren hinterlassen. Er war dünner geworden. Und das, obwohl er gut versorgt wurde. Das Essen war nicht schlecht. Es hat geschmeckt. Wenn er denn mal dazu fähig war, etwas herunter zu bekommen.

Meist aber ekelte ihn das Essen an. Ihm wurde schlecht, sobald er es roch.

Je mehr Informationen ihm zuteil wurden, umso mehr veränderte er sich. Und das nicht wirklich zum positiven.

„Verdammt! Nervt mich das alles!“, flucht er vor sich hin, strampelt sich wütend aus seiner Hose und den Socken, schleudert die Wäsche in die Ecke und stöhnt genervt über seine eigene Gedankenwelt.

Ein vorsichtiges Klopfen an der Badezimmertür lässt ihn über seine Schulter blicken. Er wartet nur darauf, dass Luan seine Welt der Ruhe wieder mal durch sein Auftauchen zunichtemacht.

Aber es bleibt ruhig. Stattdessen ertönt erneut ein vorsichtiges Klopfen.

„Was?“, pampt er Richtung Tür.

„Du brauchst doch bestimmt was Frisches zum Anziehen oder willst du hier dann halbnackt vor meiner Nase herumspazieren?“

Guter Einwand. Wäre es, wenn Luan seinen nackten Körper nicht schon hundertmal gesehen hätte. In den letzten drei Wochen hatte Luan genug Zeit, jedes verdammte Detail an Casey zu studieren!

„Als gäbe es da noch etwas, was ich vor dir verheimlichen könnte! Du hast mich schon hundertmal nackt gesehen. Und gestört hat es dich da auch nicht! Warum also auf einmal?“ Man kann Caseys Stimme deutlich anhören, wie genervt er ist.

Er macht nicht einmal ein Geheimnis draus. Warum auch?

„Casey, bitte. Benimm dich nicht wie ein Kleinkind.“

Wieder dieser unterschwellige Tadel. Andauernd macht er das.

Casey macht das wahnsinnig!

Wütend dreht er auf dem Absatz herum, stürmt zur Tür, reißt diese auf und sieht direkt in das Gesicht seines Bodyguards.

Ohne ein Wort zu verschwenden, schnappt er die Kleidung aus dessen Händen, macht einen Schritt zurück und knallt ihm die Tür vor der Nase zu.

„Wie wäre es mit einem Danke? Wohlerzogene Leute bedanken sich, wenn man ihnen etwas Gutes tut.“

Casey steht da, spürt seine Hände, die sich zu Fäusten ballen, knallt er die frische Kleidung einfach in eines der Waschbecken und atmet tief durch.

„Nicht ausrasten, bloß nicht ausrasten! Er ist es nicht wert! Dieser aufgeblasene, blöde Arsch!“ Seine Versuche sich selbst zu beruhigen verlaufen im Sand. Es ist ungefähr, als würde man einen Tropfen Wasser verwenden um einen Flächenbrand löschen zu wollen. Vergebene Mühe. Ein sinnloses Unterfangen.

„Luan! Übertreib es nicht immer!“, schnaubt er und wieder versucht er den Ärger in sich durch tiefes Luftholen zu vertreiben.

„Ein Danke tut ja wohl nicht weh, oder?“, hört er den Polizisten neckisch an der Tür. Immer noch viel zu nah, wie Casey findet.

„Danke!“, faucht Casey und fügt sofort ärgerlich hinzu. „Kannst du mich jetzt endlich in Ruhe lassen? Ich möchte einmal fünf Minuten meine Ruhe haben! Fünf Minuten!“

„Die Uhr läuft.“

Energisch zuckt Casey mit einem Auge. Er spürt in sich schon langsam das Verlangen, diesen Kerl zu töten. Einfach nur, damit er wieder seine Ruhe hat. Irgendwie auch wieder so etwas wie ein normales Leben.

Aber das haben sie ihm ja genommen. Einfach so. Von einer auf die andere Sekunde. Sie haben ihn ausradiert, etwas geschaffen, was sie benötigen, um an ein Ziel zu gelangen, welches ihnen stets einen großen Schritt voraus scheint.

Dieser Killer war nicht dumm, er war verdammt schlau.

Und genau das, neben seiner brutalen und grausamen Art, machte und macht ihn so verdammt gefährlich.

Er ist unberechenbar. Und wenn Casey ehrlich zu sich selbst ist, so würde es ihn nicht mal wundern, wenn dieser ekelhafte Schweinehund bereits im Zimmer nebenan auf ihn lauern würde, ihn bespitzelt, wie er sich in der Badewanne räkelt.

Ein mulmiges Gefühl beschleicht ihn. Nein. Er will solche Gedanken nicht haben. Der Wahnsinn, welcher ihm durch Luans Befürchtungen in den Kopf implantiert wurde, soll nicht wieder dafür sorgen, dass er ängstlich zu dem Polizisten rennt und ihn um seine Anwesenheit bittet.

Nein! Diesen Gefallen will er ihm nicht machen. Nicht schon wieder.

 

Überzeugt mit dem Einstieg in die mittlerweile volle Wanne all diese Gedanken loszuwerden, dreht er die Quelle ab und steigt hinein in das wohlig, warme Paradies.

Langsam sinkt er tiefer, bis er sich umhüllt fühlt von dieser angenehmen Wärme.

Er schließt die Augen und lässt einen Teil der letzten drei Wochen Revue passieren.

Das Krankenhaus war gezwungenermaßen sein Zuhause. Jeden Tag eröffnete Luan ihm eine weitere Akte, um die Grausamkeit des Killers zu verdeutlichen. Er zeigte ihm die Bilder der Opfer, vor und nach dem Treffen mit diesem Perversen.

Sogar das Täterprofil haben sie zusammen besprochen.

Die Probleme dieser Fälle wurden ihm ebenso anvertraut.

Casey atmet tief ein, taucht unter Wasser und sieht die vielen Bilder seinen Kopf fluten. Die Opfer. Ihre geschundenen Körper. Die Liste der Gräueltaten, die dieser Killer an ihnen verübte. Wie er sie abgeladen hat, wie Dreck, irgendwo im nirgendwo.

Zu Tode stranguliert. Das letzte was sie sahen, war das Gesicht ihres Peinigers. Ihre Körper danach entstellt, geschunden, noch mehr als vorher schon der Fall war. Aufgeschlitzt. Abgeschlachtet.

Diese Menschen waren ihm vollkommen egal. Ihre Angehörigen, der Schmerz und die Trauer, welche sie durchleben mussten. Vielen blieb der Anblick nicht erspart, mussten sie doch ihre Liebsten identifizieren.

Casey hasste diesen Kerl von Anfang an.

Und der Hass mindert sich nicht, er wächst und wuchert in ihm, wie ein Tumor.

Hastig schnellt er hoch, schnappt nach Luft und keucht, während sein Herz rast und seinen Brustkorb zu zerbersten droht.

Mit jedem Atemzug, den er macht, weicht die Anspannung aus seinem Körper und sein Herzschlag beruhigt sich langsam wieder.

Seine Gedanken jedoch fangen an Amok zu laufen. Sie drehen sich im Kreis und wollen nicht aufhören, immer wieder die bekannten Fragen aufzuwerfen.

Warum tut dieser Kerl so etwas?

Was veranlasst diesen Psychopathen, unschuldigen Männern so eine Qual zuzumuten? Sie zu behandeln wie Dreck? Hat dieser Mensch überhaupt so etwas wie Gefühle? Und wenn ja, an wen richten sie sich, wenn nicht an andere Menschen?

Casey findet keine Antworten, weder fand er sie vorher, noch jetzt, und wahrscheinlich auch nicht in naher Zukunft.

Die einzige Option wäre wohl, den Kerl persönlich zu fragen. Aber wahrscheinlich würde er weder eine Antwort erhalten, noch legt er wirklich großen Wert darauf, mit diesem Typen zu sprechen, geschweige denn ihn zu treffen.

Nachdenklich seufzt er und schließt wieder die Augen.

Ob er je an etwas anderes denken kann, als an diesen ganzen Mist?

Zur Abwechslung vielleicht mal an etwas Schönes?

An etwas, was absolut nichts mit all dem zu tun hat. Aber an was?

Grübelnd spielt er mit einer seiner blonden Strähnen, ehe ein Geräusch seine volle Aufmerksamkeit erweckt.

Die Türklinke wird betätigt.

Er zuckt zusammen, spürt für einen Moment Panik seinen Körper heimsuchen.

„Luan?“, fragt er vorsichtig, erhält aber keine Antwort.

Panisch schreckt er hoch, dreht sich um und erkennt … ihn!

Einen großen, beängstigenden Schatten, der immer näher kommt. Die Hände ausgestreckt, so als wolle er seine Kehle greifen.

Angst durchbricht die Schallmauer, lässt ihn in Panik um sich schlagen.

Warum? Warum kann er ihn nicht erkennen? Das Gesicht! Irgendwas!

Nur ein Schatten, eine dunkle, böse Gestalt, die ihm gerade viel zu nah kommt. Schritt um Schritt in seine Sicherheitszone vordringt. Gnadenlos. Skrupellos. Ohne Rücksicht auf seine Emotionen.

Hände die nach seinen Schultern greifen, ihn niederdrücken. Unter Wasser. Er will ihn ertränken! Luan hatte Recht! Der Kerl würde kommen und ihn umbringen wollen. Luan hatte verdammt noch mal Recht!

Immer wieder versucht er die Hände an seinen Schultern wegzuschlagen, aber er scheitert. Das Wasser spritzt in alle Richtungen und immer wieder rutschen seine Füße ab, schafft er es nicht, sich irgendwie gegen das Niederdrücken zu wehren.

In seiner Panik atmet er hastig und inhaliert Wasser, verschluckt sich, hustet, während erneut ein Schwall in seine Lungen dringt.

Todesangst!

„Casey! Hey! Verdammt noch mal! Beruhige dich!“

Das ist … nicht die Stimme, die er erwartet hat.

Mehrfach blinzelt er und findet sich aufrecht sitzend in Luans Armen wieder.

Was?

„Alles ist gut. Ich bin da. Dir kann nichts passieren. Hörst du?“

Hustend ringt er nach Luft und nach Fassung. Was auch immer gerade wirklich vorgefallen ist, es hat ihn in eine wirkliche Panik gerissen und die Nachwehen davon scheinen nicht weichen zu wollen.

„Casey, sieh mich an. Komm schon. Schau mir in die Augen. Ich bin es, Luan.“

Das weiß er. Er erkennt ihn. Die Stimme. Die Augen. Das Gesicht. Selbst der Geruch. Alles ist im vertraut.

Nur sehr langsam schafft er es endlich wieder klar im Kopf zu werden. Er entspannt und nach gefühlten weiteren Minuten scheint sein Körper wieder im Einklang mit seinem Kopf zu sein.

„Hey, es war nur ein böser Traum.“

Beruhigende Worte die vielleicht eine Erklärung für alles sein könnten.

Jedoch ist sich Casey absolut nicht sicher. War es ein Traum? Aber wo fing dieser Traum an? Wann war er denn eingeschlafen, um überhaupt einen Traum haben zu können?

„Na komm, du solltest besser aus der Wanne raus, du ertränkst dich sonst noch selbst.“

Der Polizist hilft ihm auf die Beine, stützt ihn beim aus der Wanne steigen und zieht ihm einen Bademantel über. Notdürftig trocknet er die Haare, streicht behutsam über Caseys noch immer bleiches Gesicht.

„Du hast eine große Portion Schlaf nötig, mein Lieber.“

Casey ist geschockt. In den ganzen drei Wochen hatte er noch nie so einen … Anfall? Was auch immer es war.

Er kann sich auch absolut nicht erklären, wieso er diese Bilder im Kopf hatte. Weshalb er diesen Schatten sah, der nach ihm gegriffen und ihn untergetaucht hat.

Eine Fantasie, die sich so real anfühlt?

Verstörend. Wirklich verstörend.

Nur am Rande nimmt er wahr, wie Luan ihn ins Schlafzimmer zurückbugsiert und behutsam auf eines der beiden Betten setzt.

Langsam geht er vor ihm in die Knie und greift nach Caseys Händen, hält diese und streicht mit dem Daumen Kreise auf Caseys Handrücken.

„Alles gut?“, will er wissen und wirkt immer noch deutlich mitgenommen.

Der Blonde nickt, wenngleich er nicht weiß, ob wirklich alles gut ist oder nicht.

„Es war so real“, seufzt er niedergeschlagen, den Gedanken hegend, er sei jetzt komplett verrückt.

„Das war es aber nicht, Casey. Es war nur Einbildung. Du hast viel Schlimmes erlebt und gesehen in den letzten Wochen. Irgendwo muss es ja seine Spuren hinterlassen haben.“

Luans Verständnis beruhigt den jungen Mann und er nickt, aber abschütteln kann er diese Erinnerung nicht so leicht.

„Es war ein Schatten. Ich konnte nichts erkennen. Einfach nur einen Schatten, der die Hände nach mir ausstreckte, als wolle er mich an der Kehle packen. Dann war da dieser Druck auf meinen Schultern und ich dachte, er will mich ertränken. Unter Wasser drücken.“

„Casey, diese Hände, waren meine. Aber ich wollte dich nicht unter Wasser drücken, sondern hochziehen. Du hast unter Wasser gelegen und wild um dich geschlagen.“

Casey blickt in die Augen seines Gegenübers und erkennt, wie ernst ihm diese Worte sind. Er lügt ihn nicht an. Wieso auch? Er hat keinen Grund ihn anzulügen. Wieso sollte er ihn umbringen wollen? Er war sein Ass im Ärmel.

 

„Hast du Hunger, Casey? Ich bestell gleich was zu essen. Was möchtest du trinken?“

Luans abrupter Themenwechsel sorgt bei Casey zuerst für Verwirrung, aber schnell wird ihm klar, dass der Cop einfach nicht weiß, was er sonst sagen soll.

Verständlich. Wäre Casey an seiner Stelle, er hätte nicht mal gewusst was er im Badezimmer machen muss. Wahrscheinlich wäre sein Schützling abgesoffen, ehe Casey gehandelt hätte.

Kurz überlegt er, ob er verneinen soll, aber sein Bauch könnte doch eine Kleinigkeit vertragen. Selbst wenn es ihm nicht schmeckt oder einfach nicht bekommt, so bedarf sein Körper der Energie.

Also nickt er leicht, sieht Luan grinsen, der ihm sofort eine Karte vor die Nase hält.

„Dann such dir mal was Leckeres aus.“

Casey überfliegt die Karte, eher flüchtig als interessiert. Wahllos tippt er auf ein Gericht und erntet einen schiefen Blick seitens Luan.

„Du willst also Kalbshirn?“

Diese Frage reißt ihn hart ins Hier und Jetzt zurück und er starrt fassungslos auf die Karte. Er hat nicht wirklich auf … nein hat er nicht!

Luan hat ihn wieder mal verarscht. Und Casey ist mal wieder drauf reingefallen.

„Arsch!“, knurrt er ihm entgegen, schmeißt ihm die Karte schier an den Kopf und verschränkt die Arme vor der Brust.

„Einen Burger also, hm? Was willst du trinken? Cola? Wasser?“

Frech reckt der junge Mann die Nase hoch: „Champagner!“

„Genügt ein einfaches Bier?“, entgegnet Luan eher ruhig, als dass er auf die Stichelei eingeht.

„Von mir aus auch das.“

Luan greift das Telefon, sieht Casey aber zeitgleich an: „Das bleibt unter uns. Mein Chef muss nicht wissen, dass wir uns hier ein Bier gönnen. Verstanden?“

„Wenn es sein muss“, murmelt Casey gleichgültig und lässt sich nicht nehmen sich rücklings aufs Bett zu werfen.

Die weiche Decke unter seinem Körper fühlt sich himmlisch an und am liebsten würde er sich einfach nur einkuscheln und schlafen.

Aber erstmal muss er was essen. Denn jetzt, wo er sich so einen saftigen Burger vorstellt, fängt sein Magen doch an zu knurren, wie ein brüllender Löwe.

Er hört, wie Luan die Bestellung aufgibt und kurz darauf mit einem „Danke“ das Telefonat beendet.

„Du solltest dich nicht so aufreizend präsentieren, Casey. Man könnte es sonst noch falsch deuten.“

Dieser öffnet die Augen, dreht sich auf die Seite und sieht den Polizisten an, der sich die Krawatte lockert und sich diese über den Kopf zieht.

„Bei dir regt sich doch eh nichts, wen also sollte es stören?“ Eine berechtigte Frage, wie Casey findet.

„Sei nicht immer so frech, Kleiner!“ Eine Aufforderung, schier ein Befehl. Aber wieso sollte er darauf hören?

Allerdings … mit Luan zu diskutieren machte bisher keinen Spaß, wieso also soll es jetzt welchen machen?

Murrend setzt er sich hin und achtet dabei darauf auch ja nicht irgendwie erotisch auszusehen. Der Herr Polizist stört sich anscheinend daran.

„Ich bin schnell duschen. Sollte das Essen in der Zeit kommen, sag, er soll es vor der Tür stehen lassen. Mach unter keinen Umständen auf! Hast du mich verstanden?“

Genervt rollt der wiedermal zum Kleinkind deklarierte mit den Augen und pflaumt ziemlich deutlich: „Ja, habe ich! Ist ja nicht schwer deine Befehle zu verstehen!“

„Verstehen tust du sie, daran zweifle ich nicht. Aber du hältst dich selten daran! Wenn du es wagen solltest, Casey, ich schwöre dir, ich versohle dir den Arsch!“

Luan ist gerade auf dem Weg ins Badezimmer als Casey sich doch hinreißen lässt, ihn auch mal zu provozieren: „Versprochen?“

Ein strafender Blick trifft ihn und er rollt erneut mit den Augen, wirft sich wieder in seine Position aufs Bett und knurrt: „Schon klar. Ich soll nicht so frech sein, Papa.“

„Junge, wenn ich dein Vater wäre, ich hätte dich viel öfter übers Knie gelegt, da kannst du aber sicher sein!“ Mit diesen Worten verschwindet Luan im Badezimmer und er hinterlässt Casey ein Thema, über das der gerne nachdenkt.

Casey weiß, wie alt Luan ist. Es ist nicht mal möglich, dass er sein Vater ist.

Grundsätzlich wäre Luan mit seinen fünfunddreißig auch zu alt für Caseys Geschmack.

Allerdings war ihm das Alter bisher ja auch egal, wenn er den Körper des Cops als Wichsvorlage missbrauchte.

Etwas worüber er jetzt nicht zwingend nachdenken wollte und er würde es niemals zugeben. Weder dass er Luan als Vorlage nutzt, noch dass er sich … trotz allem was ihm zugestoßen ist, selbst befriedigt. Er fühlt sich damit schon schmutzig und dreckig genug.

Jemand der durch eine dreiwöchige Hölle an sexuellem Missbrauch gegangen ist, der geschlagen und geschunden wurde, denkt nicht einfach wieder an Sex. Oder?

Wo er dann doch wieder bei der Tatsache angelangt ist, dass ihm nichts widerfahren ist. Er besitzt keinerlei Erinnerung, also was sollte dagegen sprechen an Sex zu denken?

Ein Zwiespalt, der schon nicht leicht zu handhaben ist. Hinzu kommt … ausgerechnet Luan?

Nun gut, es müsste nun wirklich nicht unbedingt dieser Cop sein.

Jemand anderes wäre ihm lieber. Aber Notstand sorgt für Gleichgültigkeit. Ihm ist das Treffen mit anderen Personen strikt untersagt. Also mal eben jemanden klarmachen für eine heiße Nacht ist damit außen vor.

Muss er auf das ausweichen, was da ist. Und das ist leider nun mal Luan. Seit drei Wochen schon. Intensive Wochen.

Frustriert stöhnt er und rollt wiedermal genervt mit den Augen.

„Ironie des Lebens, diese Theatralik ist ja kaum zu ertragen. Wo soll das denn bitte enden?“ Selbstgespräche. Oftmals das einzige, was ihm bleibt. Vor allem, wenn Luan nicht anwesend ist, er aber Redebedarf hat. Um genau zu sein, umfasst das höchstens dreißig Minuten am Tag. Pinkelpausen. Ansonsten klebt der Bulle ihm am Arsch, schlimmer als ein Furunkel.

Wenigstens hört er sich selbst zu und gibt sich nicht dauernd Widerworte. Ganz davon abgesehen, dass er sich nicht selbst tadelt oder zurechtweist.

Mit einem gequälten Stöhnen verabschiedet er sich von den Gedanken an eine wilde Nacht und kehrt dahin zurück, wo er sich vorhin verloren hatte.

Erinnerungen. Er kann sie nicht haben. Wieso also war da dieser Schatten? Warum fühlte es sich so verdammt real an?

All das war unmöglich.

Es ergibt einfach keinen Sinn.

Und egal wie er es dreht und wendet, er kommt immer nur auf das Ergebnis, jetzt hochoffiziell einen Dachschaden zu haben.

Wenigstens da kann er sich absolut sicher sein, dass es auch wirklich so ist.

Ein schmerzhaftes Ziehen sucht seine Brust heim, spürt er den harten Herzschlag darin poltern.

Etwas, was ihm nicht behagt, sucht seinen Kopf heim.

Eine Tatsache, die er, wie vieles andere auch, einfach verdrängt hat.

Luans Hände, die seinen nackten Oberkörper streicheln. Zärtliche Fingerspitzen, die über seine Haut gleiten, eine angenehme Gänsehaut hinterlassen. Andächtig fährt er die Seiten hinab, gelangt an die Hüfte, beugt sich herab und haucht zarte Küsse auf die Hüftknochen. Feucht, schier heiß, liebkost Luans Zunge seine Scham, spreizt Casey freiwillig die Beine, gewährt ihm Raum, gestattet ihm mehr.

Die wilden Augen des Polizisten blicken zu ihm empor, als eine Hand sich um Caseys Schwanz schließt, die flinke Zunge neckisch über die freigelegte Spitze leckt.

Die Gier, welche Caseys Körper heimsucht, ist eine der stärksten Emotionen, an die er sich erinnern kann.

Und auch wenn er es abstreiten würde, eine der Schönsten.

„Mwah!“, gibt er von sich, dreht sich zur Seite und krallt die Decke an sich, vergräbt sich darin. „Das ist ein Albtraum! Oh Gott! Das ist einfach nur peinlich!“

Es scheint, als habe sein Kopf bis dahin einfach zurückgehalten, was passiert ist. Oder einfach verdrängt, weil es etwas ist, was er nicht im Kopf haben darf, da es ja seine Sicht auf das Geschehen einschränkt. Doch jetzt, da er den Anfang getan hat, kommt alles wieder hoch.

Luan … er hat ihn … und er hat sich ihm … hingegeben?

„Wie kannst du jetzt nur daran denken? Junge, denk an was anderes! Lange Fußnägel! Haarige Achseln! Ungewaschene Schwänze!“

Alles nicht so ansprechende Dinge, aber alles an Luan nicht zu finden.