Cryptocoins - Aaron Koenig - E-Book

Cryptocoins E-Book

Aaron Koenig

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Beschreibung

Sie heißen Bitcoin, Dash, Monero oder Ethereum. Digitale Währungen, die sogenannten Cryptocoins, können profitable Investments sein – mit Zuwachsraten bis zu mehreren Tausend Prozent im Jahr. Doch worauf muss man beim Investieren achten? Wie riskant ist die Geldanlage in Cryptocoins und welche der vielen Hundert digitalen Währungen sind zu empfehlen? Von welchen sollte man besser die Finger lassen? Aaron Koenig führt auf leicht verständliche und unterhaltsame Art in die Welt der digitalen Währungen ein, stellt die wichtigsten vor und gibt praktische Tipps zur Anlage. Das Einmaleins der Cryptocoins, erstmals kompakt zusammengestellt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 167

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AARON KOENIG

CRYPTO

COINS

CRYPTO

COINS

Investieren in digitale Währungen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

5. Auflage 2018

© 2017 by FinanzBuch Verlag,

ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Die im Buch veröffentlichten Ratschläge wurden von Verfasser und Verlag sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann jedoch nicht übernommen werden. Ebenso ist die Haftung des Verfasser beziehungsweise des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen.

Redaktion: Judith Engst

Korrektorat: Ulrike Kroneck

Umschlaggestaltung: Aaron Koenig

Satz: Carsten Klein, München

Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

eBook: ePubMATIC.com

ISBN Print 978-3-95972-064-9

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96092-106-6

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96092-107-3

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Inhalt

Vorwort

Einleitung

Das herrschende Geldsystem

Finanzwelt im Umbruch

1. Die 20-Millionen-Dollar-Pizza Ein historischer Tag in New York City

1.1 Zwei Pizzas für 10.000 Bitcoins

1.2 Im digitalen Goldrausch

1.3 Das Ende der Blocksize-Debatte?

2. Schürf mir einen Block, Satoshi! Die Grundlagen der Cryptocoins

2.1 Öffentliche und private Schlüssel

2.2 Blockchains

2.3 Mining

2.4 Proof of Work/Proof of Stake

2.5 Hashing

2.6 Peer-to-Peer-Prinzip

2.7 Open Source

2.8 Dezentralität

2.9 Smart Contracts

2.10 Initial Coin Offering (ICO)

3. Einstieg ins Cryptoversum Praktische Tipps für Anfänger

3.1 Wallets

3.2 Sichere Speicherung

3.3 Cryptocoins erwerben

3.4 Portfolio-Management

3.5 Mit Cryptocoins einkaufen

3.6 Aktuelle Informationen

4. In einer Sekunde um die Welt Cryptocoins für weltweite Zahlungen

4.1 Bitcoin

4.2 Litecoin

4.3 Dash

4.4 Monero

4.5 NEM

4.6 Zur Auswahl der globalen Bezahlcoins

5. Global denken, lokal handeln Cryptocoins für lokale Zahlungen

5.1 Auroracoin

5.2 Weitere »Nationalcoins«

5.3 Gulden

5.4 Tel Aviv Schekel

5.5 Liverpool Local Pound

5.6 Zur Auswahl der lokalen Bezahlcoins

6. Nutzung nur für Eigentümer Cryptocoins für besondere Dienste

6.1 Ethereum

6.2 Safecoin

6.3 Golem

6.4 Augur

6.5 Steem

6.6 Zur Auswahl der Appcoins

7. Auf zum Mond! Geld verdienen mit Cryptocoins

7.1 Langfristige Anlage

7.2 Arbitrage Trading

7.3 Coin Trading

7.4 Margin Trading und Kreditvergabe

7.5 Mining-Verträge

7.6 Cryptofonds

8. Vorsicht, Ponzicoin! Woran Sie Betrugsmodelle erkennen

8.1 Falsche Cryptocoins

8.2 Technisch echte Cryptocoins ohne Wert

8.3 Betrügerische Tokens

8.4 Pump-and-Dump

8.5 Multi-Level-Marketing

9. Die Crypto-Revolution Über die Dezentralisierung der Welt

9.1 Die Blockchain macht’s möglich

9.2 Das Ende des staatlichen Geldmonopols

9.3 Dezentrale Nationen

Glossar

Bildnachweis

Danksagungen

Anmerkungen

Vorwort

Prof. Thorsten Polleit

Geld, das allgemein akzeptierte Tauschmittel, ist eine großartige Erfindung. Ohne Geld wäre eine moderne Volkswirtschaft nicht durchführbar. Erst das Verwenden von Geld erlaubt eine feingliedrige Arbeitsteilung, die die Ergiebigkeit der Produktion und damit den Wohlstand der Menschen erhöht. Und indem das Geld eine immer engere wirtschaftliche Verflechtung begünstigt, national wie international, entfaltet das Geld auch eine friedenstiftende Wirkung: Menschen, die arbeitsteilig eng miteinander verbunden sind, sehen sich nicht als Feinde, sondern als gegenseitig nützlich und hilfreich in der Bewältigung der Lebensherausforderungen.

Allerdings muss das Geld »gut« sein, damit es seine wohlstands- und friedensfördernde Wirkung auch entfalten kann. Und genau an dieser Stelle offenbart sich ein großes Problem in allen Volkswirtschaften der Welt. Denn das Geld, das heutzutage überall verwendet wird, ist kein gutes Geld. Es ist vielmehr »Fiat-Geld«. (Der Begriff »Fiat« stammt aus dem Lateinischen und bedeutet: »So sei es.« Fiat-Geld lässt sich auch als Zwangsgeld verstehen). Ob US-Dollar, Euro, chinesischer Renminbi oder Schweizer Franken: Sie stellen allesamt Fiat-Geld dar.

Fiat Geld zeichnet sich durch drei Eigenschaften aus. (1) Fiat-Geld ist staatliches Zwangsmonopolgeld. Es wird von staatlichen Zentralbanken produziert, die das alleinige Recht haben, Geld zu produzieren. (2) Fiat-Geld ist intrinsisch wertlos, es hat die Form von mit Tinte bedruckten Papierzetteln (genau genommen handelt es sich um Baumwollstücke) und Einträgen auf Computerfestplatten (»Bits and Bytes«). (3) Fiat-Geld wird durch Bankkreditvergabe produziert, durch Kredite, die nicht durch »echte Ersparnis« gedeckt sind; Fiat-Geld wird »ex nihilo« geschaffen.

Fiat-Geld leidet unter einer Reihe von ökonomischen und ethischen Defiziten. Es ist inflationär, es verliert seine Kaufkraft im Zeitablauf, weil die Zentralbanken es fortlaufend vermehren. Fiat-Geld sorgt zudem für eine nicht marktkonforme (Um-) Verteilung von Einkommen und Vermögen, schafft Gewinner und Verlierer – und es erweist sich als sozial ungerecht, weil in der Regel die kleinen und mittleren Einkommensverdiener die Geschädigten sind. Auch die gefürchteten Wirtschaftskrisen, die Boom-Bust-Zyklen, sind unmittelbare Folge des Fiat-Geldes.

Doch damit nicht genug: Das Fiat-Geld treibt die Volkswirtschaften in die Verschuldungsfalle. Verlockt durch niedrige Zinsen, für die die Zentralbanken sorgen, wirtschaften Unternehmen, Konsumenten und vor allem die Staaten zusehends auf Pump. Doch leider wachsen die Kreditschulden im Zeitablauf schneller an, als die Einkommen zulegen. Folglich steigen die Schuldenlasten der Volkswirtschaften immer weiter an, wie sich nahezu überall auf der Welt eindrücklich zeigt. Am Ende stehen vermutlich Schuldenkollaps, Wirtschaftskrise, Entwertung des Fiat-Geldes.

Und nicht zuletzt wuchert der Staat in einem Fiat-Geldregime immer weiter aus. Er kann sich nämlich auf dem Kreditweg das benötigte Geld problemlos besorgen. Die Regierenden erkaufen sich damit Wählergunst und Wiederwahl, indem sie großzügig finanzielle Wohltaten austeilen. Die staatlichen Tätigkeiten weiten sich immer weiter aus, verdrängen zusehends die private Initiative. Das Wirtschafts- und Gesellschaftsleben wird zusehends verstaatlicht. Immer mehr Menschen werden finanziell abhängig vom Staat, werden zu Almosenempfängern. So gesehen zerstört das Fiat-Geld auch die freie Marktwirtschaft und mit ihr die unternehmerische und bürgerliche Freiheit.

Vor diesem Hintergrund ist das Aufkommen und Verbreiten der Kryptowährungen ein wahrer Segen, eine geradezu heilversprechende Entwicklung. Was sich aktuell vor unseren Augen abspielt, ist ein produktiver Wettbewerb des Geldes. In der Welt der Kryptowährungen gibt es keine zentrale Instanz mehr, die die Geldproduktion zwangsmonopolisiert und für ihre Zwecke einsetzt beziehungsweise missbraucht. Vielmehr herrscht für alle vollständige Freiheit, gutes Geld anzubieten. Geldbenutzer haben volle Freiheit, das Geld zu verwenden, das ihren Bedürfnissen am besten entspricht. Kein Zweifel, der freie Markt kann – und wird, wenn man ihn lässt – gutes Geld hervorbringen.

Die Entwicklung der Kryptowährungen hat erst begonnen. Noch ist ihre Verbreitung – im Vergleich mit den staatlichen Fiat-Währungen – recht gering. Auch reicht die Leistungsfähigkeit des Bitcoin-Zahlungsverkehrs noch nicht an die der offiziellen Fiat-Währungen heran. Zudem gibt es auch noch keinen Kapitalmarkt für in Kryptowährungen ausgewiesene Finanzmarktprodukte, auf dem gespart und investiert werden könnte. Doch all das wird sich wohl entwickeln: Treibende Kraft ist das Bestreben der Kryptowährungs-Gemeinde, besseres Geld zu schaffen, und eine wachsende Zahl von Bitcoin-Verwendern, die in der Idee der Kryptowährung das bessere Geld erblicken.

Nicht zu vergessen ist an dieser Stelle, dass die Blockchain-Technologie, die der bislang bekanntesten Kryptowährung Bitcoin zugrunde liegt, auch viele weitere Anwendungsmöglichkeiten bereithält. Die mit ihr verbundene Dezentralisierung und Anonymisierung von Transaktionen wird vermutlich noch eine revolutionäre Entwicklung in der Produktions- und Arbeitswelt in Gang setzen. Die Blockchain-Technologie macht vieles, was bislang undenkbar war, möglich: Ob nun Wertpapiertransaktionen, Grundbucheintragung, Heiratsurkunden, Arbeits- und Kaufverträge oder anders mehr – alles wird abgewickelt ohne Mittelsmänner oder ungebetene Zuschauer zu niedrigsten Kosten.

Sollten die Staaten durch die Verbreitung von Kryptowährungen ihr Zwangsmonopol der Geldproduktion verlieren – und ein solches Szenario ist keinesfalls von der Hand zu weisen –, kommt das weitestgehend ihrer Entmachtung gleich; nach dem Motto »Technologie obsiegt über Herrschaftsmacht«. In der »dezentralen Revolution«, in der Kryptowährungen umlaufen, verliert der Staat nicht nur seine finanzielle Stärke. Er büßt auch die Kontrolle über Bürger und Unternehmen in vielen Bereichen ein: Die Machtprinzipien Zwang und Gewalt werden ersetzt durch die Koordinationsprinzipien Freiwilligkeit und Vertragslösung. Eine geschichtlich gesehen atemberaubende Perspektive für die menschliche Kooperation.

Kryptowährungen haben, und das ist höchst erfreulich, längst ihr »Underground-Image« abgelegt. Dazu haben vor allem auch diejenigen beigetragen, die die Idee der Kryptowährung der breiten Öffentlichkeit bekanntgemacht und erklärt haben. Zu ihnen zählt in Deutschland insbesondere Aaron Koenig. Schon mit Bitcoin – Geld ohne Staat (2015) hat er ein Buch vorgelegt, das den Leser in kundiger, unterhaltender und verständlicher Form in die Welt der Kryptowährungen einführt, das die zugrundeliegende Blockchain-Technologie erklärt und das nicht zuletzt auch dem Leser verständlich macht, warum der Weg zur Kryptowährung der Weg zum besseren Geld ist.

In dem vorliegenden Buch gibt Aaron Koenig seinen Lesern einen umfassenden Einblick in den jüngsten Entwicklungsstand des Kryptowährungs-Universums. Aaron Koenig erklärt nicht nur in verständlichen Worten die vielen, üblicherweise aus dem Englischen stammenden Fachbegriffe und arbeitet die Eigenschaften der verschiedenen Kryptowährungs-Kandidaten heraus (neben Bitcoin sind das Ethereum, Litecoin, Dash, Monero und andere). Der Leser erfährt auch, ganz praxisorientiert, wie man Kryptowährungen kauft, speichert, sichert und mit ihnen zahlt. Kurzum: Aaron Koenig hat wieder ein aufklärerisches und höchst hilfreiches Buch geschrieben, von dem ich hoffe, dass es eine möglichst große Leserschaft findet. Denn ich bin recht sicher, dass die Leser so wie ich sagen werden: Die Lektüre lohnt sich, ich habe viel dazugelernt!

Thorsten Polleit, Königstein im Taunus, Juli 2017 Honorarprofessor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth

Einleitung

Seit Satoshi Nakamoto im Jahr 2008 den Bitcoin erfand1, sind viele hundert neue Währungen auf den Markt gekommen, die ähnlich funktionieren. Sie kommen ohne Banken oder sonstige Mittelsmänner aus und ermöglichen kostengünstige Zahlungen direkt von Mensch zu Mensch.

Meistens werden diese neuen Geldformen als Kryptowährungen oder Cryptocoins bezeichnet, doch »kryptisch« ist an ihnen nur, dass sie Verschlüsselungstechnologie nutzen. Rätselhaft oder geheimnisvoll ist an ihnen dagegen nichts. Ihre Grundlagen sind relativ einfach zu verstehen.

Das herrschende Geldsystem

Die Bezeichnung »kryptisch« verdient eher das herkömmliche Geldsystem. Wer weiß schon, dass Banken Geld aus dem Nichts schaffen können? Wer kennt schon die genaue Rolle und die Eigentümerstruktur der Zentralbanken? Wer kann die Entscheidungen nachvollziehen, die von den Mitgliedern der Finanzaristokratie hinter verschlossenen Türen gefällt werden?2

Von Henry Ford stammt das Zitat »Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh.«3 Bitcoins Schöpfer Satoshi Nakamoto hat die Probleme des herrschenden Geldsystems sehr wohl verstanden und mit seiner Erfindung eine Revolution ausgelöst, die Wirtschaft und Gesellschaft tiefgreifend verändern wird.

Das bestehende Geldsystem, das auf einem staatlichen Monopol fußt, richtet großen Schaden an. Das Geld wird in diesem System durch die Ausweitung der Geldmenge (auch Inflation genannt) absichtlich entwertet. Die Inflation wirkt wie eine heimliche Steuer, die der Staatsfinanzierung dient und die Einkommen und Ersparnisse der Bürger auffrisst. Durch die Geldentwertung findet eine Umverteilung von der arbeitenden Bevölkerung zu denjenigen statt, die nah an der Quelle des staatlichen Geldes sitzen, also Regierungen, Banken und staatsnahe Großkonzerne. In meinem Buch Bitcoin – Geld ohne Staat habe ich diese Kritik der Wiener Schule der Volkswirtschaft am Geldsystem ausführlich dargelegt.4

Wirtschaftsexperten der Wiener Schule wie Ludwig von Mises oder Friedrich August von Hayek waren entschiedene Gegner des »Geldsozialismus«, in dem der Staat die Kontrolle über das Geld hat. Wirtschaftsnobelpreisträger Hayek schlug bereits 1976 die Einführung eines freien Wettbewerbs der Währungen und eine »Entstaatlichung des Geldes« vor.5

Doch die meisten Menschen beschäftigen sich nicht mit scheinbar komplizierten Themen wie dem Geldsystem. Sie vertrauen ihre Ersparnisse immer noch den Banken an – und werden dort mit Minimalzinsen abgespeist, die unter der Inflationsrate liegen.

Die »Masters of the Universe«, wie sich die Angehörigen der Finanzelite in aller Bescheidenheit nennen, spekulieren hingegen auf Pump mit Milliardenbeträgen. Unabhängig von ihrem Erfolg streichen sie Boni in Millionenhöhe ein. Und wenn es einmal richtig schief läuft, können sie immer damit rechnen, mit Steuergeldern gerettet zu werden.

Die Einstiegshürden in die etablierte Finanzwelt sind hoch. Banklizenzen und Börsenplätze kosten horrende Summen. Banken und Finanzdienstleister arbeiten eng mit den staatlichen Regulierungsbehörden zusammen, um die Hürden weiter zu erhöhen und sich auf diese Weise lästige Konkurrenz vom Leib zu halten.

Die Welt der Cryptocoins ist eine völlig andere. Die Spielregeln sind hier klar und die Einstiegshürden niedrig. Man benötigt keine Erlaubnis, keine teure Ausbildung und nur wenig Kapital, um in Cryptocoins zu investieren. Eine Kungelei zwischen Staat und mächtigen Marktteilnehmern findet nicht statt. Es herrscht freier Wettbewerb, in dem jeder die gleichen Chancen hat.

Finanzwelt im Umbruch

Die Gewinne, die man zurzeit mit Cryptocoins erzielen kann, sind verblüffend hoch. Bitcoin ist von rund drei US-Dollar im Dezember 2011 auf rund 14.000 US-Dollar im Januar 2018 gestiegen. Der Kurs von Dash stieg von ca. vier US-Dollar im August 2015 auf fast 1000 Dollar im Januar 2018. Der Kurs von Ethereum schoss in der gleichen Zeit von ca. zwei Dollar auf rund 1000 US-Dollar.6 Von solchen Wachstumsraten können Besitzer von Aktien oder Staatsanleihen nur träumen. Doch wir haben es hier mitnichten mit einer kurzlebigen Spekulationsblase zu tun, wie man denken könnte. Vielmehr befinden wir uns mitten in einem Paradigmenwechsel.

Wir erleben gerade, wie das alte, zentralistische Geldsystem durch einen freien Wettbewerb privater Währungen abgelöst wird. Vielleicht setzen sich dabei einige der heute bekannten Cryptocoins durch – vielleicht werden das aber auch welche sein, die noch gar nicht auf dem Markt sind. Der Markt für Geldzahlungen ist jedenfalls riesig. Wenn in Zukunft Milliarden von Menschen mit Bitcoins, Dash, Monero oder anderen digitalen Währungen zahlen werden, addieren sich selbst minimale Transaktionsgebühren zu hohen Umsätzen.

Marktkapitalisierung aller Cryptocoins

Darüber hinaus gibt es viele Coins, die nicht als allgemeine Zahlungsmittel konzipiert sind. Man benötigt sie, um zum Beispiel Smart Contracts (»Intelligente Verträge«) abzuschließen, um Daten dezentral zu speichern oder Rechenzeit zu buchen. Diese sogenannten Appcoins oder Tokens werden viele komplett neue Produkte und Dienstleistungen möglich machen.

Angesichts dieser Wachstumschancen können die exorbitanten Preissteigerungen von Cryptocoins durchaus gerechtfertigt sein. Eine Investition in den »richtigen« Cryptocoin ist mit der Investition in die Aktie eines Unternehmens zu vergleichen, das einen neuen Markt schafft oder einen bestehenden radikal verändert, wie etwa Apple, Google oder Facebook.

Das Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum, kurz WEF) schätzt, dass im Jahr 2025 rund 10 % des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (GDP) auf Blockchains, also in Form von Cryptocoins gespeichert sein wird.7 Die Marktkapitalisierung aller Cryptocoins würde somit bei 10,1 Billionen US-Dollar liegen.8 Zurzeit (Dezember 2017) liegt die Marktkapitalisierung sämtlicher Cryptocoin, also die Zahl der verfügbaren Coins multipliziert mit ihrem Preis, bei rund über 500 Milliarden US-Dollar. Wenn das WEF mit seiner Schätzung recht behält, wird dieser Wert in den nächsten acht Jahren um etwa das 120fache steigen. Ein Bitcoin würde dann rund 288.000 US-Dollar kosten.

Wo so hohe Gewinne zu erzielen sind, ist natürlich auch das Risiko hoch. Wer in Cryptocoins investieren möchte, sollte sich daher intensiv mit dem Thema beschäftigen – schon um die schwarzen Schafe, die es leider gibt, zu erkennen und sich vor ihnen zu schützen.

Bei Cryptocoins geht es darum, dass man niemandem mehr vertrauen muss: keiner Bank, keinem Vermögensverwalter, keinem Finanzminister. Jeder hat die volle Kontrolle über sein Geld – aber auch die volle Verantwortung dafür. Wenn einem Cryptocoins gestohlen werden, haftet keine Bank und kein Staat dafür. Ein gewisses Fachwissen ist daher notwendig, insbesondere, wenn es um das Thema Sicherheit geht.

Doch dieses Wissen kann sich jeder in relativ kurzer Zeit aneignen. Hier soll dieses Buch helfen. Es wendet sich vor allem an Neueinsteiger, die sich für Cryptocoins interessieren. Doch da der Markt sehr groß und unübersichtlich ist, kann es meiner Ansicht nach auch für den erfahrenen Crypto-Profi einige interessante Einsichten bringen.

Die vorliegende Publikation baut auf meinem Bitcoin-Buch auf, das im Finanzbuchverlag 2015 erschienen ist. Darin habe ich erklärt, warum wir eine neue Form von Geld ohne Staatsmonopol und ohne Banken brauchen. Das Ziel jenes Buches war es, die Kritik der Wiener Schule der Volkswirtschaft am Geldsystem auch für Laien begreiflich zu machen. Im vorliegenden Buch setze ich voraus, dass der Leser bereits weiß, was am herkömmlichen Geldsystem faul ist. Dafür werde ich umso mehr Wert darauf legen, gründlich zu erklären, was man über Bitcoin und die vielen anderen Cryptocoins wissen sollte.

Dabei werde ich eine Menge technische Begriffe erläutern, die man im Zusammenhang mit Cryptocoins immer wieder hört. Ich werde versuchen, das so einfach wie möglich zu tun. Aber keine Bange: Man muss sie nicht auswendig lernen. Sie können dieses Buch gern auch als Nachschlagewerk nutzen.

Tauchen wir zunächst in die Welt der Cryptocoins ein – mit einem Besuch in New York City am Bitcoin Pizza Day.

1. Die 20-Millionen-Dollar-Pizza

Ein historischer Tag in New York City

Punkt Mitternacht im VNYL-Club in Manhattan. Mehrere hundert Cryptocoin-Fans aus aller Welt haben sich hier versammelt, um in einen historischen Tag hineinzufeiern: den Bitcoin Pizza Day. Die Stimmung ist ausgelassen. Der DJ spielt Sex Machine von James Brown und Kiss von Prince.

Plötzlich stürmen grell geschminkte Drag Queens und Gogo-Girls in bizarren Pizza-Kostümen den Saal. Belegt mit Salami, Zucchini und Tomaten tanzen sie auf der Bar, auf der kleinen Bühne und mitten im Publikum. Die Menge tobt. Rodolfo Andragnes aus Buenos Aires, der Initiator dieser Party, wirft ein großes aufblasbares Pizza-Stück ins Publikum, das dankbar damit Volleyball spielt. Bitcoin-Unternehmer Brock Pierce aus San Francisco, der die Party mit ihm organisiert hat, trägt eine silberne Kappe und tanzt wild mit den Drag Queens. Sie versuchen, sich sexy zu bewegen, was in ihren unförmigen Pizza-Uniformen nicht ganz einfach ist.

Was sind das für Verrückte? Was wird hier gefeiert? Was ist dieser ominöse 20-Millionen-Dollar-Pizza-Tag, den der Party-Flyer ankündigt?

1.1 Zwei Pizzas für 10.000 Bitcoins

Am 22. Mai 2010 wurde zum ersten Mal ein reales Gut für Bitcoins gekauft. Wie man es von einer Währung erwarten kann, die zunächst vor allem bei Computer-Freaks beliebt war, handelte es sich um deren bevorzugtes Nahrungsmittel: Pizza. Der Software-Entwickler Laszlo Hanyecz aus Florida bot im Internet-Forum bitcointalk.org 10.000 Bitcoins für denjenigen, der ihm zwei Pizzas bestellte.9 Jeremy »Jercos« Sturdivant ging auf den Deal ein und bestellte ihm mit seiner Kreditkarte zwei Pizzas.10 Seitdem feiert die weltweite Bitcoin-Community am 22. Mai den Bitcoin Pizza Day.

Mittlerweile gibt es Hunderttausende von Online-Shops, die Bitcoins direkt akzeptieren, und kaum etwas, was man nicht für Bitcoin kaufen könnte. Doch damals war der Kauf einer realen Ware für Laszlo Hanyecz etwas ganz Besonderes. Die Bitcoins hatte er an seinem Computer selbst erzeugt. Etwas so Reales wie Pizza mit digitalen Münzen zu kaufen, nach denen man selbst im Internet »schürfen« kann, war 2010 noch völlig neu. Der Bitcoin-Preis betrug damals Bruchteile eines Cents. Laszlos Angebot lag umgerechnet bei ungefähr 40 US-Dollar. Kein schlechter Preis für zwei Pizzas, doch ein Schnäppchen, wenn man es mit der Entwicklung der folgenden Jahre vergleicht. Ein Jahr später waren die 10.000 Bitcoins schon mehr als 10.000 Dollar wert. Anfang Januar 2018 hätte er dafür 141.370.000 US-Dollar bekommen.

Brock Pierce

Am 21. Mai 2017 durchbrach der Bitcoin-Preis die historische Marke von 2.000 US-Dollar. Die beiden Pizzas hätten also 20 Millionen Dollar gekostet. Dies ist für die Bitcoin-Community ein weiterer Grund zu feiern. Viele, die hier in New York im Pizza-Rausch tanzen, sind durch Bitcoin reich geworden. Allein seit Januar 2017 hat sich der Bitcoin-Preis und damit ihr Vermögen verdoppelt. Der erst am Vortag entworfene »20-Millionen-Dollar«-Flyer ist bereits um Mitternacht nicht mehr aktuell, als der Bitcoin auf 2.200 Dollar springt. Doch was sind schon 2 Millionen Dollar mehr oder weniger an so einem historischen Tag?

1.2 Im digitalen Goldrausch

Die vielen Menschen aus aller Welt, die in dieser Nacht im VNYL feiern, sind für eine große Konferenz nach New York gekommen.

Mit mehr als 2.000 Teilnehmern aus über 20 Ländern ist die Consensus 2017 die bisher größte Konferenz für Kryptowährungen und Blockchain-Technologie. Auf mehreren Stockwerken des Marriott-Hotels am Times Square präsentieren sich Sponsoren wie Citibank, Deloitte, Microsoft oder IBM. Zur allerersten Bitcoin-Konferenz, die im August 2011 ebenfalls in New York stattfand, kamen gerade einmal 50 Leute.11 Viele von ihnen leiten heute erfolgreiche Start-ups und sind Sprecher auf der Consensus.

»Man sieht mittlerweile viele Anzüge und wenig Kapuzenpullis«12, sagt James Prestwich von Storj, der eigentlich hofft, auf der Konferenz Entwickler für sein Projekt anzuheuern. Mit Storj kann man Daten dezentral speichern. Ein Storj-Coin steht gerade zum Verkauf für Investoren. Rund 30 Millionen Dollar sind dadurch bereits zusammengekommen.

Fast jeder auf dieser Konferenz scheint gerade an seinem Initial Coin Offering