Krisenfest - Aaron Koenig - E-Book

Krisenfest E-Book

Aaron Koenig

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Beschreibung

Wir schreiben das Jahr 2020. Die Welt ist im ­Krisenmodus. Die globale Pandemie verunsichert die Menschen. Die Börsen crashen – um direkt danach wieder steil anzusteigen. Der Zustand unseres Geldsystems ist besorgniserregend. Nega­tive Zinsen und wachsende Staatsverschuldung sind an der Tagesordnung. Kurz gesagt: Vermögensaufbau und Vermögensschutz waren selten so wichtig wie heute. Aaron Koenig widmet sich in seinem neuen Buch den Fragen, welche die Anleger jetzt umtreiben: Wie schütze ich meine Erspar­nisse? Wie sichere ich mein Geld gegen eingefro­rene Konten, Enteignungen und andere finanzielle Repressionen? Welche Investmentstrategien funktionieren auch in Krisenzeiten? Koenig spannt den Bogen von passivem Einkommen über Kryptowährungen als Absicherung bis hin zu krisensicheren Kommunikationstechniken und Verschlüsselungsmethoden. Das richtige Buch zur richtigen Zeit.

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Seitenzahl: 187

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AARON KOENIG

KRISENFEST

Das Handbuch der finanziellen Freiheit

Alle Angaben in diesem Buch stammen aus Quellen, die Autor und Verlag für vertrauenswürdig halten. Eine Garantie für die Richtigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Um Risiken abzufedern, sollten Anleger ihr Vermögen deshalb grundsätzlich streuen. Die Angaben in diesem Buch stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers dar. Die veröffentlichten Informationen geben die Meinung des Autors wieder.

Copyright der deutschen Ausgabe 2020:

© Börsenmedien AG, Kulmbach

Gestaltung Cover: Aaron Koenig

Gestaltung und Satz: Sabrina Slopek

Lektorat: Sebastian Politz

Korrektorat: Elke Sabat

ISBN 978-3-86470-660-8

eISBN 978-3-86470-661-5

Alle Rechte der Verbreitung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Verwertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen vorbehalten.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

Postfach 1449 • 95305 Kulmbach

Tel: +49 9221 9051-0 • Fax: +49 9221 9051-4444

E-Mail: [email protected]

www.boersenbuchverlag.de

www.facebook.com/boersenbuchverlag

Inhalt

Vorwort

Einleitung

1.Kommt der große Crash?

1.1Die Fehlkonstruktion Euro

1.2Das Monopolgeldsystem

1.3Das Ende des China-Booms

1.4Vom Negativzins zum Staatsbankrott

2.Digitales Bargeld

2.1Die Grundlagen digitalen Geldes

2.2Wie verwende ich Bitcoin?

2.3Wie fülle ich meine Bitcoin Wallet?

2.4Bitcoin sicher speichern

3.Bitcoin als Krisenschutz?

3.1Warum hat der Bitcoin einen Wert?

3.2Bitcoin ist das härteste Geld der Welt

3.3Bitcoin ist nicht zu stoppen

3.4Bitcoin funktioniert ohne Banken

3.5Schwächen von Bitcoin

3.6StableCoins

4.Investieren nach Wiener Art

4.1Die Wiener Schule der Volkswirtschaft

4.2Mises’ Geld- und Konjunkturtheorie

4.3Das Wiener Investment-Portfolio

4.4Schwächen der Wiener Anlagestrategie

5.Raus aus der Steuerhölle

5.1Gründe zum Auswandern

5.2Die Flaggentheorie

5.3Modelle staatlicher Besteuerung

5.4Von Panama bis Prospera

5.5Aber wer baut dann die Straßen?

6.Die Krise meistern

6.1Schützen Sie Ihre Privatsphäre!

6.2Planen Sie für den Ernstfall!

6.3Schützen Sie sich vor Kriminalität!

6.4Stärken Sie Ihre sozialen Bindungen!

7.Finanziell frei im Kopf

7.1Fit für finanzielle Freiheit

7.2Das Lebenskonzept Ikigai

7.3Millionaire’s Mind nach T. Harv Eker

7.4Wealthy Mind nach Tim und Kris Hallbom

7.5Das Diamond-Cutter-System von Geshe Michael Roach

8.Imagine

Danksagung

Quellenverzeichnis

Bildnachweis

Vorwort

von Rahim Taghizadegan

Wien, 18.03.2020

Just in dem Moment, als ich diese Zeilen schreibe, beginnt die größte Wirtschaftskrise, die ich je erlebt habe. Zeiten der Krise wecken bei der Mehrheit der Menschen das Interesse an Krisenvorsorge. Nun ist es dafür natürlich zu spät. Gegen diese Zyklen menschlicher Psychologie können wir jedoch nicht viel ausrichten. Darum ist es auch kein Fehler, zu Krisenzeiten über Krisenvorsorge zu schreiben. Schließlich sind es auch Zeiten der Besinnung und Umorientierung.

In der Krise hält die Masse an Mitläufern inne und öffnet sich für alternative Zugänge. Der kurzfristige praktische Nutzen bleibt natürlich beschränkt, er ist eher therapeutischer Natur. Doch langfristig könnte das Verständnis alternativer Ansätze und Möglichkeiten der Vermögensanlage noch sehr wertvoll werden. Auf eine Krise folgt nicht automatisch der Aufschwung, sondern manchmal eine noch größere Krise.

Krisen können heilsam sein. Das griechische Wort verweist auf Phasen des Scheidens und Auftrennens, auf die Ent-Scheidung nach der Ent-Täuschung. Doch Krisen sind unangenehm, darum weichen wir ihnen aus. Das institutionelle Ausweichen hat die Zyklen unserer Massenpsychologie – von FOMO (Fear of Missing Out) bis FUD (Fear, Uncertainty and Doubt) – durch künstliche Geldschöpfungszyklen massiv aufgebläht. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich die Realität nicht mehr zudecken lässt und die Enttäuschung unaufhaltsam ist.

Diese Zeitpunkte lassen sich nicht vorhersagen. Wir haben es mit komplexen Systemen zu tun. Wann und wo eine Lawine vom Hang abgeht, lässt sich nicht berechnen. Aber wir können gewisse Hänge meiden. Leider wird die Masse der Anleger auf diese Hänge gedrängt. Abseits davon scheint es ein paar Pfade zu geben, die auch zum Gipfel führen, aber noch ungewiss sind.

Dieses Buch erklärt nicht nur anschaulich die verzerrte Mischwirtschaft unserer Tage, deren Korrektur nicht nur unausweichlich, sondern auch nötig war. Es versucht sich auch als Wegweiser zu weniger ausgetretenen Pfaden, die vielleicht dazu inspirieren, sich dem Trott der Lemminge zu entziehen. Besonderes Gewicht wird dabei auf Kryptowährungen und die Österreichische Schule der Ökonomik gelegt. Warum ist das sinnvoll?

Kryptowährungen, allen voran Bitcoin, haben noch eine zu kurze Geschichte, um daraus viel zu extrapolieren. Mehr als zehn Jahre als ein Asset gegen den Widerstand von Staaten und Zentralbanken zu bestehen und zu funktionieren, ist aber dennoch beeindruckend. Dieses Buch wird gewiss dabei helfen zu verstehen, wie diese Ausnahme bislang möglich war.

Der Wert für die krisensichere Vermögensanlage ist noch nicht erwiesen, könnte aber darin liegen, dass es sich um ein Asset handelt, das nicht gänzlich mit anderen korreliert. Die Korrelation von Vermögenswerten hat im letzten Jahrzehnt massiv zugenommen und vereitelt alle klassischen Empfehlungen „konservativer“ (das heißt möglichst krisenrobuster) Anlage. Natürlich werden auch Kryptowährungen in der Liquiditätsnot einer Krise liquidiert, sonst wären sie sinnlos. Die Volatilität dabei ist größer als bei anderen Assets, allerdings erlauben dauerhaft geöffnete Märkte ohne jede Einschränkung des Handels eben auch leichtere Liquidation. Im Vergleich zu den Fiatwährungen könnte sich die algorithmische Mengenbeschränkung langfristig als Vorteil erweisen.

Wirklich krisenfest hingegen ist die Übertragbarkeit von Kryptoguthaben. Bei früheren Katastrophen mussten Menschen Vermögenswerte in ihre Mäntel einnähen, mit geringer Erfolgsaussicht für solchen Schmuggel. Kryptografie macht es möglich, Schlüssel durch merkbare Wortfolgen zu generieren, die nur dem berechtigten Verfügenden bekannt sind. Hoffen wir, dass solche Tests auf Krisenfestigkeit niemand braucht – aber allein die Möglichkeit ist beruhigend.

Die Österreichische oder Wiener Schule der Ökonomik schließlich kann – richtig verstanden – eine realistische Betrachtung wirtschaftlicher Dynamiken ermöglichen. Sie unterscheidet sich von der heute dominanten Ökonomik vor allem dadurch, dass sie keine Modelle verwendet, sondern einer Blüte interdisziplinären Denkens entstammt, bei der im Wien des 19. Jahrhunderts Denker der unterschiedlichsten Fachrichtungen mit Wirtschaftspraktikern den Austausch pflegten. Allerdings handelt es sich um eine theoretische Tradition, nicht um eine Anlagepraxis.

Gute Theorie bedeutet Erkenntnissuche ohne Scheuklappen, das heißt eingehende Reflexion über die Realität in kritischem Austausch mit der Hoffnung, die Welt und den Menschen etwas besser zu verstehen. Gute Theorie ist aber auch ein lebenslanger Versuch ohne Aussicht auf Erfolg – wer Schlussfolgerung und Empfehlungen übernimmt, muss also dem Urheber vertrauen.

Die Österreichische Schule der Ökonomik sollte weder Ideologie noch Programmatik sein, wird aber oft so verstanden. Das viel größere Problem aber ist, dass diese Tradition nur so wenigen bekannt ist, obwohl sie viel fruchtbarere und realitätsnähere Ansätze des Verständnisses wirtschaftlicher Phänomene bietet. Umso erfreulicher ist, dass dieses Buch dieser Tradition so viel Raum bietet.

Das alte Wien war krisenerprobt, ging aber dennoch in der großen Krise des 20. Jahrhunderts unter – zum Glück nicht physisch, leider aber geistig. Gesicherte Krisenfestigkeit gibt es also keine. Hellsichtige Köpfe, die Muße zum kritischen Nachdenken haben, und mutige Pioniere auf alternativen Pfaden können aber dennoch ein beeindruckendes Maß an Autonomie entfalten, Krisen als Herausforderungen und gar Chancen erkennen, für sich und ihre Familien das Beste aus der Lage machen – und manchmal sogar die Welt verbessern. Möge dieses Buch die Leser dazu ermutigen, die gegenwärtige Krise als positive Herausforderung anzunehmen, ein wenig krisenfester zu werden.

Rahim Taghizadegan ist der letzte österreichische Vertreter der Österreichischen Schule der Ökonomik in direkter Tradition und Rektor des scholarium (www.scholarium.at) in Wien. Er war einer der ersten Ökonomen, der Bitcoin verstand und nutzte. Er lehrte unter anderem an der Universität Liechtenstein, der Wirtschaftsuniversität Wien und der Universität Halle, ist mehrfacher Bestsellerautor und gefragter Redner. Zuletzt erschienen von ihm „Österreichische Schule für Anleger“, „Die Nullzinsfalle“ und „Geld her – oder es kracht!“.

Vorspann der Krisenfest-Videos auf www.krisenfest.club

Einleitung

Stehen wir vor der größten Finanzkrise aller Zeiten? Wird unser auf Schulden basierendes Geldsystem bald krachend in sich zusammenbrechen? Müssen wir dann in Schlangen vor den Geldautomaten warten, um an unser Geld zu kommen, und fürchten, dass es kaum noch etwas wert ist?

Vieles spricht dafür. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die große Krise kommt. Vielleicht sind wir schon mittendrin, wenn Sie dieses Buch lesen. Doch Sie können sich dagegen wappnen. Davon handelt dieses Buch. Es gibt Tipps, wie Sie trotz Negativzinsen, Hyperinflation und Kapitalverkehrskontrollen Ihre finanzielle Freiheit bewahren können.

Eine wichtige Rolle spielen dabei Kryptowährungen wie Bitcoin. Sie sind so aufgebaut, dass sie von keiner Regierung und keiner Zentralstelle manipuliert werden können. Keine Macht der Welt kann eine Bitcoin-Überweisung aufhalten oder ein Kryptokonto einfrieren. Insbesondere in Krisenzeiten haben wir damit ein äußerst wirkungsvolles Werkzeug in der Hand, um unser Erspartes zu sichern und weiterhin miteinander Handel treiben zu können.

Ich habe zum Thema Kryptowährungen bereits drei Bücher geschrieben. In „Bitcoin – Geld ohne Staat“ betrachte ich Bitcoin aus Sicht der Wiener Schule der Volkswirtschaft und begründe, warum digitales Bargeld dem bisherigen Geldsystem überlegen ist. „Cryptocoins – Investieren in digitale Währungen“ gibt einen Überblick über die verschiedenen Typen von Kryptowährungen und viele praktische Tipps, wie man mit ihnen umgeht. „Die dezentrale Revolution“ beleuchtet die wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen, die Bitcoin und die Blockchain-Technologie haben können. Auch in diesem Buch spielen Kryptowährungen eine Rolle, doch betrachte ich sie aus einer gänzlich anderen Perspektive. Nach einer allgemeinen Einführung in Kapitel 2 geht es in Kapitel 3 vor allem um die Frage: Wie können Ihnen Bitcoin und Co dabei helfen, Ihr Erspartes trotz finanzieller Repressionen zu sichern? Wie können Sie Ihr Vermögen zur Not außer Landes bringen und weiterhin finanziell frei bleiben?

Auch der Kurs des Bitcoin kann kurzfristig fallen, wenn die Menschen in Panik geraten. Das konnte man während der Coronavirus-Krise im März 2020 beobachten, als der Bitcoin-Kurs genau wie Aktien und andere Werte steil abstürzte. Ein „sicherer Hafen“ für Anleger ist der Bitcoin noch nicht, dazu ist er noch zu neu und unbekannt. Kryptowährungen haben jedoch gegenüber dem herkömmlichen Finanzsystem so viele Vorteile, dass sie sich langfristig durchsetzen werden.

In diesem Buch geht es jedoch nicht nur um Kryptowährungen, sondern um viele weitere Methoden, mit denen Sie Ihre finanzielle und individuelle Freiheit verteidigen können. Dabei habe ich mit Experten zusammengearbeitet, die auf ihrem jeweiligen Fachgebiet zu den Besten zählen. Von Steffen Krug vom Institute for Austrian Asset Management kann man lernen, wie man nach den Erkenntnissen der Wiener Schule der Volkswirtschaft sein Geld anlegt (Kapitel 4). Christoph Heuermann von Staatenlos weiß, wo man sich und sein Unternehmen am besten ansiedelt und dabei möglichst wenig Steuern bezahlt (Kapitel 5). Sicherheitsexpertin Bettina Falck gibt Tipps, wie man Leib, Leben und Eigentum möglichst wenigen Risiken aussetzt und eine Krise übersteht (Kapitel 6).

In Kapitel 7 fasse ich das Thema Finanzielle Freiheit dann etwas weiter. Es geht dabei nicht nur darum, wie Sie Ihr Geld in Krisenzeiten gegen finanzielle Repressionen schützen können, sondern ganz allgemein um Ihre eigene Einstellung zu Geld, Reichtum und Erfolg. Dafür habe ich mir einige populäre Trainingsmethoden näher angesehen, die Sie der finanziellen Freiheit näherbringen können, und zwar Millionaire’s Mind von T. Harv Eker, Wealthy Mind von Tim und Kris Hallbom und das Diamond-Cutter-System von Geshe Michael Roach. Das Abschlusskapitel 8 ist eine sehr optimistische Utopie davon, wie eine bessere Welt nach der großen Krise aussehen könnte.

Herausgekommen ist ein praktisches, facettenreiches Handbuch, das es Ihnen ermöglicht, auch in Krisenzeiten frei zu leben.

1

Kommt der große Crash?

Crashpropheten haben derzeit Hochkonjunktur. „Der größte Crash aller Zeiten“1, „Weltsystem-Crash“2, „Machtbeben: Die Welt vor der größten Wirtschaftskrise aller Zeiten“3 – das sind nur einige der in letzter Zeit herausgekommenen Bücher, deren Titel einem Angst und Bange machen können. Auch im Internet warnen viele Autoren vor einer neuen, nie dagewesenen Finanzkrise. Und selbst die Forschungsabteilung der Deutschen Bank spekuliert in ihrem Magazin Konzept über das Ende des derzeitigen Geldsystems.4 Haben wir es hier mit reiner Panikmache zu tun? Man könnte es leicht als solche abtun, Panik verkauft sich schließlich immer gut.

Doch leider sprechen viele Anzeichen dafür, dass man die Krisenpropheten ernst nehmen sollte. In diesem Kapitel wollen wir nüchtern betrachten, welche tieferen Ursachen zu einer großen Finanz- und Wirtschaftskrise führen könnten.

1.1Die Fehlkonstruktion Euro

Der Euro ist ein rein politisches Konstrukt. Aus wirtschaftlicher Sicht ergibt es keinen Sinn, so unterschiedliche Volkswirtschaften wie zum Beispiel die deutsche und die griechische unter ein gemeinsames staatliches Währungsmonopol zu zwingen. Einige Politiker wollten den Euro durchsetzen, um damit ihre Vision der „Vereinigten Staaten von Europa“ zu verwirklichen, andere, um die währungspolitische Dominanz der Deutschen und ihrer Bundesbank zu beenden. Beides ist gründlich schiefgegangen.

Exportrekord und Target2

Die deutsche Exportwirtschaft hat sehr davon profitiert, dass der Außenwert des Euro für sie eigentlich zu schwach ist. Sie kann ihre Güter damit günstiger anbieten als zu Zeiten der D-Mark. Die italienische Lira und der französische Franc wurden früher des Öfteren abgewertet, um die Exportstärke der deutschen Wirtschaft auszugleichen. Das ist mit dem Euro nicht mehr möglich. Die deutschen Exportüberschüsse haben jedoch dazu geführt, dass die Zentralbanken der anderen Eurostaaten über die sogenannten Target2-Salden mit mittlerweile rund einer Billion Euro bei der deutschen Bundesbank verschuldet sind. Das Target2-System war ursprünglich zum Ausgleich kurzfristiger Forderungen gedacht – nicht als langfristiger Dispokredit, um den Export deutscher Autos und Maschinen ins Ausland mit neu geschaffenen Euro zu finanzieren. Es ist abzusehen, dass dieses außer Balance geratene System früher oder später kollabieren wird und die daraus resultierenden Verluste vom deutschen Steuerzahler getragen werden müssen.

Entwicklung der Target2-Salden

Schulden ohne Grenzen

Regierungen wie die von Griechenland oder Italien, die besonders deutlich über ihre Verhältnisse leben, können dank der gemeinsamen Währung Schulden zu sehr viel niedrigeren Zinsen aufnehmen, als ihnen dies zu Zeiten von Drachme und Lira möglich war. Die Staatsschulden sind daher in fast allen Eurostaaten seit Einführung des Euro stark gestiegen. Die ursprünglich vereinbarten Regeln zur Eurostabilität werden missachtet. Kaum ein Staat hält sich noch an die eigentlich ausgemachte Staatsschuldengrenze von 60 Prozent des Bruttosozialprodukts. Längst haften die Eurostaaten durch den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) gemeinsam für die Schulden der anderen, was im Vertrag von Maastricht eigentlich ausdrücklich verboten wurde. Jedes Unternehmen, das so schlecht wirtschaften würde wie die Eurostaaten, hätte längst Insolvenz anmelden müssen.

Staatsverschuldung im Euroraum

Keine Währungsunion war je erfolgreich

Von der Utopie (oder Dystopie?) der „Vereinigten Staaten von Europa“ ist die EU durch die anhaltende Eurokrise weiter entfernt als je zuvor. Die zahlreichen Probleme der Euro-Einheitswährung haben zu viel Streit geführt. In schwächeren Volkswirtschaften wie der griechischen oder der portugiesischen fühlen sich viele Menschen von den Regierungen der wirtschaftlich stärkeren Staaten gegängelt und in ihrer Souveränität eingeschränkt. Deutsche, Niederländer oder Österreicher wiederum sehen nicht ein, warum sie mit ihren Steuern für das Fehlverhalten anderer bezahlen sollen. Von europäischer Solidarität oder gar einem „europäischen Patriotismus“ ist nichts zu spüren. Stattdessen gewinnen nationalistische Parteien überall in Europa an Zulauf, was sich besonders bei den Wahlen zum machtlosen EU-Scheinparlament ausdrückt. Es ist kein Wunder, dass die Briten keine Lust mehr auf den undemokratischen Brüsseler Zentralstaat verspüren und die EU verlassen haben. Sie werden sicher nicht die letzten sein. EU-Mitglieder wie Polen, Ungarn, Tschechien oder Dänemark, die ihre nationalen Währungen behalten haben, mögen zwar noch nicht bereit für einen EU-Austritt sein, doch sie denken gar nicht daran, ihre Währungen für den Euro aufzugeben.

Es gab in der Geschichte noch kein erfolgreiches Beispiel einer supranationalen Währungsunion. So scheiterte die Lateinische Münzunion, die von 1865 bis 1926 zwischen Frankreich, Belgien, Italien, der Schweiz und später auch Griechenland bestand, aufgrund der unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklungen der Mitgliedsstaaten. Auch die ab 1873 geschlossene Skandinavische Münzunion zwischen Schweden, Norwegen und Dänemark war nur von kurzer Dauer, sie wurde 1924 aufgelöst.

Zurück zu nationalen Währungen?

Ich sehe keinen Grund dafür, warum die Euro-Währungsunion einen anderen Verlauf nehmen sollte. Vielleicht „retten“ Angela Merkel und Co den Euro noch ein paar Jahre mit deutschen Steuergeldern, was den Zusammenbruch nur noch teurer machen würde. Vielleicht geht es aber auch schneller, als man denkt. Welche Auswirkungen ein Kollaps des Eurosystems haben wird, kann man sich kaum ausmalen. Die Schulden der Eurostaaten sind viel zu hoch, um sie jemals zurückzuzahlen. Der beste Ausweg aus Sicht der Regierungen wäre eine Währungsreform, die jedoch mit einer deutlichen Abwertung aller in Euro gehaltenen Ersparnisse einhergehen würde. Sie sollten Ihr Geld also auf keinen Fall in Euro anlegen, denn die Wahrscheinlichkeit, dass es zumindest teilweise verloren geht, ist groß.

Die Münzunionen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts beruhten immerhin noch auf einem Goldstandard. Beim Euro haben wir es hingegen mit einem rein virtuellen Scheingeldsystem ohne jede Deckung zu tun. Eine Rückkehr zu nationalen Geldmonopolen wie der D-Mark, was von einigen nationalistischen Politikern gefordert wird, ist daher keine nachhaltige Lösung, denn auch die D-Mark war ungedecktes staatliches Geld. Ein künstlicher Verbund wie die Euro-Währungsunion führt im Vergleich zu nationalen Währungen zwar zu besonders starken wirtschaftlichen Verzerrungen. Doch das eigentliche Grundübel liegt viel tiefer: in dem auf einem staatlichen Monopol beruhenden Geldsystem.

1.2Das Monopolgeldsystem

Viele Leute glauben, dass die Geldproduktion eine ureigene Aufgabe des Staates sei, doch das ist nicht der Fall. Im Gegenteil, dem Staat die Herrschaft über das Geld zu überlassen, ist eine denkbar schlechte Idee. Die Mächtigen nutzen ihr Monopol über das Geld stets zu ihrem eigenen Vorteil aus, der höchst selten mit den Interessen der Bürger übereinstimmt. Monopole sind immer nur gut für diejenigen, die sie innehaben, aber schädlich für alle anderen. Das staatliche Geldmonopol bildet da keine Ausnahme. Es hat in der Geschichte immer wieder zu Wirtschaftskrisen, Hyperinflationen, dem Verlust von Ersparnissen und gesellschaftlichen Erschütterungen geführt.

Geld ist ein Produkt des Marktes

Geld ist keineswegs eine Erfindung des Staates. Es ist auf dem freien Markt entstanden, aus dem Bedürfnis der Menschen, ein allgemeines Tauschmittel zu nutzen. Man kann dies gut in informellen Ökonomien sehen, zum Beispiel unter den Insassen von Gefängnissen. Dort nehmen Zigaretten, Fischkonserven oder andere knappe Güter eine Geldfunktion ein, ohne dass dies von der Gefängnisleitung so beschlossen wurde.5 Auch im Deutschland zwischen Kriegsende und Währungsreform von 1948 fungierten „Ami-Zigaretten“ wie Marlboro oder Lucky Strike als allgemeine Währung, was keineswegs der Plan der Besatzungsmächte war.

Zigaretten sind natürlich nicht gerade das perfekte Geld, zu leicht sind sie weggeraucht oder vom Regen aufgeweicht. Auch andere Güter wie Vieh, Salz, Muscheln oder Pfeilspitzen, die im Lauf der Zeit als Geld verwendet wurden, weisen diverse Nachteile auf. Unabhängig voneinander sind die Menschen überall auf der Welt daraufgekommen, Edelmetalle wie Gold oder Silber als Geld zu nutzen, denn sie verfügen über die Eigenschaften, die gutes Geld ausmachen.

Edelmetalle sind:

selten

haltbar

teilbar

fungibel (d. h.: jede Einheit ist gleichwertig)

identifizierbar

prägbar

gut transportierbar

schwer zu fälschen

Vom Goldstandard bis Bretton Woods

Über viele Tausend Jahre haben daher Gold und Silber als Geld gedient. Als Reserve der Zentralbanken tun sie dies nach wie vor. Im 19. Jahrhundert waren alle bedeutenden Währungen über den Goldstandard aneinandergekoppelt, was den Welthandel erleichterte und in Kombination mit der industriellen Revolution zu einem beispiellosen wirtschaftlichen Aufschwung führte. Erst der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zwang die Staaten zur Abkehr vom Goldstandard, denn mit goldgedeckten Währungen wäre der Krieg nicht bezahlbar gewesen. Die Finanzierung des Kriegs durch Schuldgeld führte nach Kriegsende insbesondere bei den Verliererstaaten Deutschland und Österreich zu Hyperinflationen nie gekannten Ausmaßes.

Geld aus dem Nichts

Im heutigen Finanzsystem entsteht Geld auf zweierlei Weise. Einerseits durch die Zentralbanken, die das exklusive Recht haben, nach Belieben Geldscheine zu drucken und Münzen zu prägen. Außerdem können sie den Geschäftsbanken per Kredit Geld zukommen lassen. Der dafür fällige Zins ist der Leitzins, von dem sich alle anderen Zinssätze ableiten. Ein Großteil der Geldmenge wird jedoch nicht von den Zentralbanken geschöpft, sondern von den Geschäftsbanken, nämlich jedes Mal, wenn sie einen Kredit vergeben. Sie müssen im Fall des Euro nur ein Prozent der vergebenen Kreditmenge als Reserve bei der Zentralbank vorhalten, die restlichen 99 Prozent können sie quasi aus dem Nichts erzeugen. Es wird dem Kreditnehmer gutgeschrieben, die Bank bucht es als Forderung. Auf beiden Seiten ihrer Bilanz entstehen so neue Posten, womit die Geldmenge wächst. Der Kreditnehmer kann seine Schulden allerdings nicht durch einen solchen „magischen Akt“ der Geldschöpfung abbezahlen. Er muss in der Regel hart dafür arbeiten und zum Beispiel das Haus, das er für seinen Hypothekenkredit kauft, als Sicherheit hinterlegen. Kann er den Kredit nicht mehr bedienen, wird die Bank Eigentümerin des Hauses, das mit aus dem Nichts geschaffenen Geld gekauft wurde. Klingt so ein System für Sie auch absurd und ungerecht?

Wem gehört Ihr Geld?

Nur wenige wissen, dass das Geld auf „ihrem“ Bankkonto keineswegs mehr ihr Eigentum, sondern lediglich eine Forderung an die Bank ist. Aus Sicht der Bank ist es eine Verbindlichkeit. Sie gibt Ihnen also das Versprechen, das Geld wieder zurückzuzahlen. Doch wie viel dieses Versprechen wert ist, weiß jeder Grieche, der in den Hochzeiten der Eurokrise vor geschlossenen Bankfilialen stand und nicht mehr an „sein“ Geld herankam. Zu Zeiten des Corralito in Argentinien 2001 waren die Bankguthaben der Bürger sogar für fast ein Jahr lang geblockt und wurden schließlich um rund die Hälfte abgewertet.

Die Ursache für solche repressiven Maßnahmen ist das sogenannte Teilreservesystem der Banken. Sie haben das Geld, das sie ihren Kunden schulden, nämlich nicht im vollen Umfang vorrätig. Nur einen kleinen Teil – die Teilreserve – halten sie tatsächlich in ihrer Kasse. Würden mehr Bankkunden als üblich gleichzeitig ihr Geld abheben, wären die Banken sofort pleite. Insbesondere in Krisenzeiten hat es solche Bank Runs immer wieder gegeben, viele Wirtschaftskrisen nahmen ihren Anfang darin. Um dies zu vermeiden, wurden Zentralbanken überhaupt gegründet. In Krisenzeiten sollen sie als Lender of Last Resort („Kreditgeber der letzten Instanz“) zur Verfügung stehen. Zumindest ist dies die vorgeschobene Begründung für die Existenz von Zentralbanken. Ihr hauptsächlicher Nutzen für die Regierungen ist die Finanzierung von Kriegen. Doch Zentralbanken und die Zentralisierung des Geldsystems haben für die Bürger gravierendere Nachteile.