Curse of Blood Band 1 - Akela Fisher - E-Book

Curse of Blood Band 1 E-Book

Akela Fisher

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Beschreibung

Keano, ein junger Adliger, leidet unter dem unerbittlichen Druck gesellschaftlicher Erwartungen. Sein Vater drängt ihn zur Heirat, doch Keano hütet ein Geheimnis – er fühlt sich zu Männern hingezogen. Als er den geheimnisvollen Nakoa kennenlernt, entfaltet sich eine verbotene Leidenschaft, die Keano zwischen dem Wunsch nach Liebe und der Angst seine Familie zu enttäuschen hin- und hergerissen zurücklässt. Doch auch Nakoa verbirgt etwas, das Keanos Welt aus den Fugen reißen könnte. Wird er den Mut finden, seinen eigenen Weg zu gehen, oder wird ihn die Dunkelheit verschlingen? Tauche ein in eine düstere Welt voller Leidenschaft, Verrat und unsterblicher Liebe – ein faszinierendes Abenteuer für alle Fans von Dark Romance und Fantasy. Klappentext: In einer Welt voll gesellschaftlicher Zwänge sieht Keano, ein junger Mann adligen Blutes, sich einer Aufgabe gegenübergestellt, die er nicht bewältigen kann. Eine aufgezwungene Ehe die zum Scheitern verurteilt ist, eine leidenschaftliche, obgleich verhängnisvolle Affäre. Seine ständige Angst und Selbstzweifel führen zu einem folgenschweren Fehler und machen so die Einsamkeit und den Tod zu seinem ständigen Begleiter…

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Akela Fisher

 

Curse of Blood

Aus Dunkelheit sollst du erwachen

 

 

 

 

Impressum

Copyright © 2022 Akela Fisher

Alle Rechte vorbehalten.

Website: https://akelasbooks.de

 

 

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors.

 

Verantwortlich im Sinne des § 5 TMG:

Akela Fisher

c/o WirFinden.Es

Naß und Hellie GbR

Kirchgasse 19

65817 Eppstein

 

 

 

Für Miley und Felicia, die mich beim Schreiben auf ihre ganz eigene Art immer unterstützen.

 

 

 

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Über Akela

Akelas Romane

Akelas Gruselgeschichten

Kapitel 1

 

Tiefe, grüne Wälder, weite Wiesen und Felder, bewachsen mit weichem, saftigen Gras, bunten Blumen, Mais und Korn, ein herrschaftliches Landhaus, liebende Eltern, eine glückliche Familie. Doch konnte ich in dieser Welt meinen Platz nicht finden und dann habe ich alles verloren …

in nur einer Nacht …

 

Es war ein milder, sonniger Tag, an dem Keano, Sohn einer adligen Familie, mit seinem Vater durch ein Stück Wald ritt, das zu ihrem Landsitz gehörte. Eine leichte Brise wehte den beiden um die Nase und die ersten Sonnenstrahlen nach einem langen und harten Winter wärmten ihre Haut. Es wirkte so friedlich, doch Keanos Vater verstand es selbst die idyllischste Ruhe zu zerstören.

»Und, mein Sohn, hast du dich endlich für eine Braut entschieden?«, fragte der ältere Herr. Keano verdrehte genervt die Augen.

»Du weißt, du musst eines Tages heiraten und ich bin nicht mehr der Jüngste. Sei froh, dass ich dir zugestehe, deine zukünftige Gemahlin selbst zu wählen«, begann sein Vater einen Vortrag, der Keano nur allzu bekannt war und so unterbrach er ihn.

»Ja, Vater. Du bist nun auch noch nicht so alt, dass ich gleich morgen heiraten müsste. Gib mir Zeit«, antwortete er von diesem leidigen Thema gelangweilt, gab seinem Pferd die Sporen und überholte seinen Vater im Galopp.

 

Wieder am Landhaus der Familie angekommen, übergab Keano sein Pferd einem Stallburschen und schritt auf die Eingangstür zu, an der seine Mutter ihn bereits erwartete.

»Wo ist dein Vater?«, fragte sie besorgt.

»Der alte Mann kommt nicht schnell genug hinterher«, antwortete Keano ihr und ging die Treppe nach oben.

»Sprich nicht so von deinem Vater«, rief seine Mutter ihm empört nach und drehte sich wieder zur Tür, wo auch schon ihr Gemahl auftauchte.

»Sei nachsichtig mit ihm. Es ist meine schuld, dass er mich als alten Mann bezeichnet hat.« Er nahm seine Gemahlin in den Arm.

»Hast du noch einmal mit ihm über die Heirat sprechen können?«, fragte sie noch immer mit sorgenvollem Ton.

»Ich habe es versucht, aber er schafft es immer wieder, das Thema geschickt zu umgehen.« Gemeinsam betraten sie das Landhaus und bereiteten sich auf das Abendessen vor.

 

An der reichlich gedeckten Tafel saß die ganze Familie gemeinsam beim Essen. Auch die zwei jüngeren Schwestern Keanos waren anwesend. In ihren aufwendig gearbeiteten Kleidern und den eleganten Schuhen sahen sie aus wie zu kleine Erwachsene. Eine Schande, kleine Kinder in so eine Gesellschaft zu zwängen, anstatt sie einfach Kinder sein zu lassen, dachte Keano sich und beachtete sie nicht weiter. Auch er hatte nie eine richtige Kindheit gehabt. Oft hatte er andere Kinder aus mittelständischen Familien auf den Straßen spielen sehen, während er selbst streng dazu erzogen wurde, seine Aufgabe in der adligen Gesellschaft zu erfüllen. Er hatte alles, was ein Mensch in seinem Alter sich wünschen könnte. Nur an Freiheit mangelte es ihm. Die Freiheit, auch einmal eigene Entscheidungen zu treffen und vielleicht mal Fehler zu machen.

 

Am späten Abend, als die Sonne gerade unter ging, schlich Keano aus dem Haus und begab sich zu den Pferdeställen, doch nicht, weil er zu seinem Pferd wollte. Nein, er war auf der Suche nach jemand anderem.

»Du schläfst doch nicht etwa schon?«, fragte er provokant, als er den jungen Stallburschen, den sie Reo nannten gemütlich im Stroh liegend vorfand.

»Nein, selbstverständlich nicht. Ich habe auf Euch gewartet«, antwortete der und erhob sich. Keano betrat den Stall, schob das Tor zu und lehnte sich gegen die hölzerne Wand. Reo kam auf ihn zu und ging vor ihm in die Knie. Langsam öffnete er Keanos Hose und zog diese ein Stück nach unten. Sanft verteilte er Küsse auf Keanos Penis und leckte genüsslich darüber, bis der begann, langsam hart zu werden. Leise stöhnend griff Keano in Reos Haare und zog ihn dichter an sein Becken heran. Der junge Stallbursche verstand und ließ das steife Glied seines Gegenübers tief in seinen Mund gleiten. Keanos Stöhnen wurde durch die flinke Zunge Reos stetig lauter. Halt suchend krallte er sich in die Wand hinter sich und warf genießend den Kopf in den Nacken, als er keuchend tief in Reos Mund kam und dieser begierig schluckte. Der junge Stallbursche ließ von ihm ab. Keano lehnte schwer atmend an der Wand und zog sich langsam seine Hose wieder richtig an.

»Wollt Ihr mich, mein Herr?«, fragte Reo, als Keano sich zum Gehen wandte. Der blieb stehen und drehte den Kopf in Reos Richtung. »Jedes Mal, wenn Ihr zu mir kommt, darf ich Euch mit meiner Zunge befriedigen. Das ist für mich selbstverständlich eine große Ehre, doch noch nie habt Ihr zwischen meinen Schenkeln gelegen«, erklärte der Stallbursche sich.

»Würdest du das wollen?«, fragte Keano herausfordernd.

»Ich würde für Euch alles tun«, entgegnete Reo.

»Dann überlassen wir weiterhin deiner Zunge diese ehrenvolle Aufgabe.« Mit diesen Worten verschwand der junge Adlige und schlich zurück in sein Gemach.

 

»Du siehst müde aus, mein Sohn«, stellte Keanos Vater fest, als sie am nächsten Morgen beim Frühstück saßen. Der junge Mann sah erschrocken auf.

»Ich habe nicht sehr gut geschlafen«, nuschelte er und starrte wieder auf seinen Teller.

»Keano trifft sich heimlich mit dem Jungen im Stall«, plapperte seine jüngste Schwester drauf los. Plötzlich richteten sich alle Blicke auf ihn.

»Was … was redest du für einen Unsinn? Ich … ich kümmere mich um mein Pferd. Da … das ist alles«, stotterte Keano. Es beunruhigte ihn sehr, dass seine neugierige kleine Schwester ihn offenbar beobachtet hatte. Nun konnte er nur hoffen, dass dem kleinen Mädchen keiner Glauben schenken würde.

»Aber es ist doch wahr! Du schleichst dich nachts immer raus«, verteidigte die Kleine sich.

»Das ist nicht wahr«, entgegnete Keano scharf und funkelte seine Schwester böse an.

»Beruhig dich, mein Sohn«, sprach sein Vater und wandte sich dann an seine jüngste Tochter.

»Du weißt, dass du nachts schlafen sollst, anstatt deinen Bruder zu verfolgen«, sagte er ermahnend. Das kleine Mädchen saß beleidigt auf ihrem Stuhl und verschränkte die Arme vor ihrem Bauch. Sie wusste, was sie gesehen hatte und nur weil ihr Bruder log, bekam sie Ärger von ihrem Vater.

Schweigen herrschte nun am Tisch, bis alle mit dem Essen fertig waren. Keanos Vater erklärte das gemeinsame Frühstück für beendet und so verschwand der schnell zurück in sein Gemach. Doch dort blieb er nicht lange allein. Seine kleine Schwester tauchte plötzlich im Türrahmen auf.

»Du hast gelogen«, sagte sie trotzig.

»Und du bringst mich ernsthaft in Schwierigkeiten, wenn du nicht lernst, gewisse Dinge für dich zu behalten!«, fuhr Keano sie mit stechendem Blick an. Verängstigt rannte die Kleine weg und ließ ihn wieder allein.

Keano stand am Fenster und sah nach draußen. All die Menschen, die sich so frei auf den Straßen bewegten … und er durfte nicht einmal nach Sonnenuntergang zu den Ställen gehen, ohne dass es Aufsehen erregte. Er hörte, wie die Tür zu seinem Gemach langsam geschlossen wurde und drehte sich vorsichtig um. Es war sein Vater, der plötzlich vor ihm stand und ihn grob an den Armen packte.

»Was machst du nachts im Stall?«, fragte er wütend.

»Vater, ich habe dir doch schon gesagt, ich war nicht im Stall«, versuchte Keano sich zu verteidigen und drehte den Kopf zur Seite.

»Sieh mir in die Augen und sag mir noch einmal, dass du nicht heimlich nachts in den Stall gehst«, sagte sein Vater mit knirschenden Zähnen, doch Keano reagierte nicht.

»Sieh mich an!«, brüllte er nun voller Zorn.

Langsam drehte sein Sohn ihm den Kopf zu und sah ihn mit gequältem Blick an. Angst konnte man in seinen Augen ablesen, seinen Vater schreckte das jedoch nicht ab. »Warst du letzte Nacht im Stall?«, fragte der ältere Mann und Keano nickte zaghaft. »Was hast du dort gemacht?«

»Ich konnte nicht schlafen und dachte, ich gehe noch mal nach draußen«, log er so gut er konnte.

»Und was hast du mit dem Stallburschen getrieben?«, hakte sein Vater weiter nach.

»Du tust mir weh! Bitte lass mich los«, bettelte Keano mit schmerzverzerrtem Gesicht.

»Antworte!« Sein Vater intensivierte seinen Griff.

»Er hat dort im Stroh geschlafen. Ich habe ihn aus Versehen geweckt. Wir haben nur geredet. Wirklich.«

»Wenn ich herausfinde, dass du mich angelogen hast, dann kannst du was erleben.« Mit diesen Worten ließ er von seinem Sohn ab und verschwand.

Der stand fassungslos und zitternd in seinem Gemach und starrte auf die Tür, zu der sein Vater gerade hinausgestürmt war. Er hatte seiner Tochter offenbar geglaubt. Nur warum? Hatte Keano je Anlass dazu gegeben, ihm zu misstrauen? Doch war er sich der Tatsache nun schmerzlich bewusst, dass er in Zukunft vorsichtiger sein musste.

 

Es war fast eine Woche vergangen, seit Keano das letzte Mal das Haus verlassen hatte, doch engten ihn die Wände des Gebäudes von Tag zu Tag mehr ein und so wagte er sich an einem sonnigen Frühlingsmorgen zum Stall seines Pferdes.

»Ich habe Euch lange nicht gesehen, mein Herr. Geht es Euch gut?«, fragte Reo, als er sah, wie Keano sein Pferd nach draußen führte.

»Es ist alles in bester Ordnung«, antwortete Keano nur knapp, stieg in den Sattel und galoppierte davon. Reo sah ihm, verwundert über sein Verhalten, nach. Auf keinen Fall wollte Keano riskieren, mit dem Stallburschen zusammen gesehen zu werden. Er hatte Angst, noch mehr Ärger mit seinem Vater zu bekommen. Doch selbst dieser kurze Augenblick, in dem er Reo gesehen hatte, brachte seine Gefühle gänzlich aus dem Gleichgewicht. Er galoppierte immer weiter, weit weg vom Landhaus, in dem er lebte, in dem er sich so eingesperrt fühlte. Tränen liefen an seinen Wangen herab. Er verstand sich selbst nicht mehr. Warum fühlte er so … anders? Sein Vater erwartete von ihm, eine Frau zu heiraten, doch Keano fühlte keinerlei romantische Zuneigung zu Frauen. Aber warum hatte er eben solche Gefühle für Reo? Für einen anderen Mann? Wie sehr hatte er sich gewünscht, diese Gefühle würden nicht existieren, er könnte seinem Vater den Wunsch erfüllen eine wunderschöne, liebevolle Frau zu finden und zu heiraten. Doch konnte er das nicht. Er konnte einfach nicht den Erwartungen gerecht werden, die alle an ihn hatten.

Keano ritt, ohne auf den Weg zu achten. Er machte Rast an einer ihm unbekannten Lichtung tief im Wald und schlief nach langem Grübeln vor Erschöpfung ein.

 

Als er erwachte, war es bereits dunkel und er war nicht mehr allein.

»Was macht so eine Schönheit wie du ganz allein hier im Wald?«, fragte eine sanfte Stimme. Keano sah irritiert in das Gesicht eines jungen Mannes, der vor ihm kniete. Sein blondes, welliges Haar war ordentlich im Nacken zusammengebunden, sein weinroter Gehrock von hochwertiger Qualität. Offensichtlich war der Fremde von höherem Stand. Freundlich lächelte er Keano an, wobei dem dessen strahlend eisblaue Augen auffielen.

»Wer bist du?«, fragte er und setzte sich langsam auf.

»Verzeih, ich bin unhöflich gewesen. Mein Name ist Nakoa«, antwortete der Fremde und verneigte sich leicht.

»Nakoa?« Der Angesprochene nickte und half Keano auf die Beine.

»Verrätst du mir auch deinen Namen, Schönheit?«, fragte Nakoa und strich Keano sanft über die Wange. Der machte einen Schritt zurück, da er sich durch die Nähe des anderen Mannes unwohl fühlte.

»Mein Name ist Keano.«

»Ein schöner Name. Passend für seinen Träger. Hast du dich verlaufen?«

»Verlaufen? Wie kommst du darauf?«, entgegnete Keano irritiert.

»Ich habe dich hier noch nie gesehen und ich bin oft hier«, erklärte Nakoa. Keano sah sich suchend um.

»Ja, du hast recht. Ich fürchte, ich weiß wirklich nicht so genau, wo ich bin«, antwortete er unüberlegt. Er kannte Nakoa nicht und wusste auch nicht, ob er ihm vertrauen konnte, doch irgendeine seltsame Magie, die der Fremde ausstrahlte, sorgte dafür, dass Keano keine Angst vor ihm hatte und kein Misstrauen aufkam.

»Wenn du willst, helfe ich dir, den Weg nach Hause zu finden«, schlug Nakoa vor.

»Du weißt doch gar nicht, wo ich wohne«, entgegnete Keano und runzelte die Stirn.

»Das stimmt, aber du solltest im Dunkeln nicht allein im Wald umherirren. Lass mich dich begleiten«, sagte Nakoa, griff die Zügel von Keanos Pferd und wandte sich zum Gehen. Kurz zögerte Keano. Dann folgte er ihm.

»Was führt dich in diese Gegend?«, fragte Nakoa als sie gemeinsam durch den Wald liefen. Keano wandte seinen Blick von ihm ab und sah schweigend zu Boden.

»Verzeih, ich wollte dir keinesfalls zu nahetreten«, sagte Nakoa, als er bemerkte wie unangenehm die Frage für Keano war.

»Das hast du nicht«, begann Keano und dachte nach. »Ich brauchte einfach etwas Abwechslung und dann habe ich mich wohl verlaufen.« Nakoa spürte, dass Keano irgendetwas bedrückte, doch ging er, um ihn nicht zu bedrängen, nicht näher darauf ein. Stattdessen versuchte er ihn ein wenig auf andere Gedanken zu bringen.

»Die Nächte sind zu dieser Jahreszeit immer am schönsten.« Überrascht von diesem plötzlichen Themenwechsel sah Keano ihn fragend an. »Diese laue Wärme und leichte Brise. Ich bin gerne hier im Wald und lausche dem Flüstern der Bäume, wenn der Wind durch ihre Äste weht.« Ein Lächeln schlich sich auf Keanos Lippen. Obwohl er den anderen Mann überhaupt nicht kannte, empfand er ihn als äußerst liebenswürdig.

 

Lange liefen sie durch die dunkle Nacht. Selbstsicher und wortgewandt sprach Nakoa mit sanfter Stimme, was Keano, der hin und wieder einen scheuen Blick auf ihn warf, sehr beeindruckte. Fasziniert lauschte er dessen Worten bis in der Ferne das Landhaus seiner Familie vor ihnen auftauchte.

»Dort wohne ich«, sagte Keano traurig. Obwohl er und Nakoa sich kaum kannten, hätte er gerne mehr Zeit mit ihm verbracht. Er fühlte sich ihm auf eine seltsame Weise verbunden und wieder zurück in dieses Haus zu gehen, bereitete Keano Bauchschmerzen.

»Es freut mich, dass ich dich sicher nach Hause geleiten konnte. Ich hoffe, ich habe dich mit meinen belanglosen Gesprächen nicht allzu sehr gelangweilt«, sagte Nakoa lächelnd.

»Ganz im Gegenteil. Ich fand es sehr schön«, entgegnete Keano und sah noch einmal tief in die eisblauen Augen seines Gegenübers.

»Das ehrt mich. Ich hoffe wir werden uns bald wieder sehen.« Nakoa strich Keano noch einmal sanft über die Wange.

»Das wäre schön. Nur … mein Vater ist sehr misstrauisch mir gegenüber. Er würde es bemerken, wenn ich erneut versuche mich hinauszuschleichen.«

»Wir werden uns wieder sehen«, sagte Nakoa sanft lächelnd und verschwand im Wald. Keano sah ihm nach, bis er ihn nicht mehr erkennen konnte, atmete noch einmal tief durch und brachte sein Pferd in den Stall.

Reo lag im Heu und schlief. Keano nahm seinem Pferd Sattel und Zaumzeug ab und begann, es zu bürsten.

»Ihr seid heute spät hier, mein Herr«, hörte er plötzlich die Stimme des Stallburschen hinter sich. Reo streckte sich, gähnte einmal und schritt auf Keano zu. Langsam ging er vor ihm in die Knie. Jedoch machte der hastig einen Schritt nach hinten.

»Nicht …«, sagte Keano leise und lief schnell zum Haus. Dort angekommen, wurde er bereits erwartet.

»Wo bist du nur so lange gewesen?«, rief seine Mutter und schloss ihn in die Arme. »Wir haben uns Sorgen gemacht!« Sie sah ihm verzweifelt in die Augen.

Sein Vater packte ihn am Arm und zog ihn grob von seiner Mutter weg.

»Wo hast du dich rumgetrieben?«, fragte er scharf.

»Ich war den ganzen Tag alleine im Wald. Ich habe unter einem Baum gelegen und bin eingeschlafen. Es tut mir leid, Vater«, antwortete Keano hastig. Sein Vater ließ von ihm ab.

»Geh in dein Gemach und wasch dich, bevor du zu Bett gehst«, fügte er, seine Wut unterdrückend, an. Keano schritt eingeschüchtert die Treppe hinauf.

»Sei nicht immer so streng zu ihm«, sagte Keanos Mutter zu ihrem Gemahl und legte sanft eine Hand auf dessen Brust.

»Ich mache mir Sorgen um den Jungen«, entgegnete er.

»Weshalb?« Sie sah ihren Gemahl verwirrt an. Der jedoch wagte es nicht ihr zu antworten. »Doch nicht etwa, weil unsere Tochter meinte er würde sich mit dem Stallburschen treffen?« Irritiert starrte sie ihn an.

»Nun ja«, begann er und seufzte.

»Was unsere Tochter sagte, hat eigentlich nur bestätigt, was ich schon länger befürchtet hatte.«

»Wie bitte?« Seiner Gemahlin stockte der Atem.

»Ich suche schon länger nach dem Grund, weshalb unser Sohn nicht heiraten will. Ich …«

»Er ist doch noch so jung«, unterbrach ihn seine Gemahlin.

»Auch ich habe ihn beobachtet und ihn des Öfteren spät abends in den Stall gehen sehen. Aber ich wusste nie, was er da um diese Uhrzeit noch macht«, fuhr er nun fort.

»Das weißt du auch immer noch nicht. Oder hast du es gesehen?«, hakte Keanos Mutter verunsichert nach.

»Ich glaube, das will ich gar nicht sehen«, antwortete er und ließ seine Gemahlin einfach stehen.

 

Keano kam in seinem Gemach an und verschloss die Tür fest hinter sich. Seine Hände waren zittrig. Er hatte große Angst, dass sein Vater ihm wieder gefolgt war und ihn mit seinen Fragen in die Enge treiben würde. Dem war er nicht gewachsen … nicht jetzt. Seine Gefühle verwirrten ihn. Was war nur geschehen? Er hatte den Fremden viel zu nah an sich heran gelassen. In dessen Gegenwart hatte er einfach nicht klar denken können. Er hatte ihm völlig den Kopf verdreht, ihm seiner Sinne beraubt und den Instinkt ausgeschaltet, vorsichtig zu sein. Nun wusste Nakoa, wo er ihn finden konnte. Was sollte er nur tun, wenn der plötzlich hier auftauchte? Zu gerne würde Keano ihn wieder sehen, doch wusste er auch, dass sein Vater ihn für den Rest seines Lebens in seinem Gemach einsperren würde, sollte ein Mann plötzlich vor der Tür stehen und nach ihm fragen. Nervös lief er im Zimmer auf und ab. Was sollte er nur tun? Nur eines wusste er ganz sicher: So konnte er nicht weiter leben.

 

Nach langem Grübeln war Keano irgendwann doch eingeschlafen und als er am nächsten Morgen erwachte, galt sein erster Gedanke Nakoa. Er schlug die Augen auf und dachte sofort an die Begegnung mit dem anderen Mann. Obwohl er ihn kaum kannte, hatte Nakoa doch einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen. Jedoch riss ihn ein zartes Klopfen an der Tür je aus seinen Gedanken.

»Keano? Bist du wach?«, hörte er die Stimme seiner Mutter. Verschlafen erhob er sich und öffnete ihr die Tür. »Habe ich dich geweckt?«, fragte sie, trat ein und schloss die Tür hinter sich.

»Nein, ich war schon wach«, antwortete Keano und setzte sich wieder auf sein Bett.

»Ich möchte mit dir reden«, begann seine Mutter und setzte sich zu ihm. »Bitte sei ehrlich zu mir. Stimmt es, was deine Schwester gesagt hat über dich und den Jungen?«, fragte sie und lächelte ihren Sohn unsicher an.

»Mutter, ich … wieso …«, stotterte Keano eingeschüchtert und sah zu Boden.

»Es ist also wahr«, sagte seine Mutter leise.

»NEIN!«, rief Keano und sprang entsetzt auf. »Nein, nein, nein.« Er geriet in Panik. Seine Mutter erhob sich ebenfalls vom Bett und schritt besorgt auf ihren Sohn zu.

»Keano, beruhig dich. Es ist alles gut.« Sie griff nach seinen Händen und sah ihm tief in die Augen.

»Es ist nicht wahr«, flüsterte Keano. Tränen standen ihm in den Augen.

»Mein Sohn, was hast du denn? Warum weinst du?«, fragte seine Mutter ihn besorgt. Er riss sich los, ging zum Fenster und starrte hinaus.

»Ich will so nicht sein«, sagte er und drehte sich wieder zu seiner Mutter um. Die Wangen voller Tränen, fiel er verzweifelt auf die Knie. Seine Mutter lief zu ihm und hockte sich neben ihren Sohn.

»Keano, was meinst du? Wie kann ich dir helfen?« Sie legte eine Hand an Keanos Wange und wischte ein paar Tränen weg.

»Ja, ich habe viel Zeit mit Reo im Stall verbracht und ich hasse mich selbst dafür. Ich wünschte, das wäre nie geschehen … und gestern bei meinem langen Ausritt habe ich jemanden kennen gelernt. Einen Mann. Und er geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich fühle mich so schuldig.« Keano redete sich seinen Kummer von der Seele, ohne darüber nachzudenken, ob er von seinen Eltern dadurch viel Ärger bekommen könnte.

»Schuldig? Weshalb fühlst du dich schuldig? Was haben du und der andere Mann denn getan?« Seine Mutter wurde ängstlich.

»Gar nichts. Er hat mir nur geholfen, meinen Weg aus dem Wald zu finden. Aber er war so nett, so höflich und so unglaublich attraktiv. Ich muss unentwegt an ihn denken.«

»Keano, du redest von einem Mann«, ermahnte seine Mutter ihn.

»Ja, Mutter, das weiß ich. Deshalb fühle ich mich doch so furchtbar. Ich will mich nicht so fühlen.« Er lehnte seinen Kopf an die Schulter seiner Mutter und schluchzte leise.

»Keano, bitte beruhige dich. Du bist noch so jung. Du wirst diesen Abschnitt deines Lebens überwinden. Spätestens, wenn du verheiratet bist.« Seine Mutter erhob sich wieder, zog ihren Sohn mit sich auf die Beine und nahm ihn tröstend in den Arm.

So standen sie noch lange schweigend im Raum, bis Keanos Tränen versiegt waren.

»Wir werden dieses Gespräch für uns behalten«, wisperte sie. Sie hielt es für das Beste, ihrem Gemahl vorerst nichts davon zu erzählen, obwohl es auch sie sehr beunruhigt hatte.

 

Spät am Abend, die Sonne war gerade unter gegangen, saß Keano bei geöffnetem Fenster auf der Fensterbank seines Schlafgemachs und hing seinen Gedanken nach.

»Du siehst traurig aus«, hörte er plötzlich die sanfte Stimme Nakoas an seinem Ohr. Erschrocken drehte er sich um und sah das freundliche Lächeln des anderen Mannes, der hinter ihm auf der Fensterbank saß.

»Wie bist du hier heraufgekommen?«, fragte Keano irritiert. Kein verräterisches Geräusch hatte er vernommen, das ihm Nakoas Kommen hätte ankündigen können, geschweige denn, dass er sich vorstellen konnte, wie dieser von außen ins obere Stockwerk gelangt war. Er lehnte sich ein Stück vor und sah an der Fassade hinunter. Jedoch erblickte er nichts außer der glatten weißen Außenwand des Landhauses. Nakoa legte eine Hand an Keanos Wange und richtete so dessen Blick wieder auf sich. Sanft lächelnd sah er ihm in die rehbraunen Augen und strich ihm eine Strähne seiner dunkelbraunen Haare aus dem Gesicht.

»Ich sagte doch, wir sehen uns wieder.«

»Wenn mein Vater dich hier findet, wird er uns beide umbringen«, sagte Keano ängstlich.

»Mach dir keine Sorgen. Genieß die Zeit, die wir gemeinsam verbringen können«, flüsterte Nakoa liebevoll und neigte seinen Kopf. Zärtlich legte er seine Lippen auf Keanos. Der jedoch verstand nicht, was passierte und blieb starr vor Schreck. »Geht es dir zu schnell?«, fragte Nakoa mit ruhiger Stimme. Schweigend starrte Keano ihn an, dann schüttelte er den Kopf. »Entspann dich einfach.« Erneut spürte er Nakoas Lippen auf den seinen. Dieses Mal schloss er genießend die Augen. Vorsichtig erwiderte er den Kuss. Er drehte sich dem anderen zu und legte sanft eine Hand in dessen Nacken. Nakoa lächelte leicht, während er Keano küsste. Es freute ihn, dass dieser ihn genauso sehr wollte, wie es auch umgekehrt war. So öffnete Nakoa leicht seine Lippen und tippte vorsichtig mit seiner Zungenspitze gegen Keanos. Unbewusst öffnete auch dieser nun seinen Mund etwas und ließ die fremde Zunge mit seiner spielen.

 

Lange Zeit saßen die Beiden gemeinsam auf der Fensterbank. Nakoa hielt Keano fest in seinen Armen und strich ihm liebevoll über das Haar.

»Du bist wunderschön«, flüsterte er ihm ins Ohr.

Keano konnte sich ein verlegenes Lächeln nicht verkneifen. Nie zuvor hatte er sich bei einem anderen Menschen so geborgen gefühlt, schon gar nicht bei jemandem, den er kaum kannte. Er lehnte sich entspannt an Nakoas Brust, genoss dessen Berührungen und sah in den dunklen, sternenklaren Nachthimmel.

 

»Ich muss jetzt gehen und du solltest schlafen«, sagte Nakoa fürsorglich, nachdem sie einige Stunden nur so dagesessen hatten. Keano nickte und erhob sich langsam von der Fensterbank. Nakoa folgte ihm bis zum Bett. »Ich verspreche dir, ich komme morgen Abend wieder«, sagte er und gab Keano einen sanften Abschiedskuss. Kurz schloss der seine Augen. Als er sie wieder öffnete, war Nakoa nicht mehr da. Ohne sich darüber zu wundern, wohin der so schnell verschwunden war, dachte er noch eine Weile über den Abend nach. Insgeheim wünschte er sich, dass Nakoa zu ihm zurückkommen und jeder Abend so sein würde wie dieser. Sein heimlicher Besucher hatte in ihm Glücksgefühle hervorgerufen, die er nie zuvor erlebt hatte. Doch verunsicherten ihn diese auch.

Kapitel 2

 

»Keano? ... Keano, steh endlich auf«, hörte er am nächsten Morgen die Stimme seiner Mutter. Sie klopfte an die Tür und das schon eine ganze Weile.

Keano aber war die halbe Nacht wach gewesen und so fiel es ihm schwer, heute aus dem Bett zu kommen.

Langsam erhob er sich und öffnete die Tür.

»Was ist denn los?«, fragte er und rieb sich über die Augen.

»Wir haben dich beim Frühstück vermisst«, sagte seine Mutter und trat ein.

»Ist es schon so spät?«, fragte Keano beiläufig und hoffte, seine Mutter würde nicht weiter auf das Thema eingehen. Leider hatte er sich da geirrt.

»Was hast du die ganze Nacht gemacht?«, fragte sie misstrauisch.

»Mutter, was soll ich denn gemacht haben? Ich habe geschlafen.«

»Du warst nicht bei Reo?«, fragte sie direkt. Keano drehte sich erschrocken um.

»Nein, Mutter. Ich war die ganze Nacht hier… in meinem Gemach.«

Sie beäugte ihn misstrauisch und wandte sich zum Gehen.

»Zieh dich an und komm herunter. Du musst etwas essen«, sagte sie und ließ Keano allein.

 

Müde zog er sich an und ging langsam die Treppen nach unten zum Speisesaal. Der Großteil der Tafel war bereits abgeräumt und sauber. Nur an seinem Platz stand noch alles unberührt und wartete auf ihn. Am Kopf der Tafel saß sein Vater und blickte ihn streng an.

»Setz dich«, sagte er kalt und deutete auf den Stuhl, neben dem Keano stand. Dieser tat, was von ihm verlangt wurde. Regungslos saß er am Tisch und starrte ins Leere. Er wagte nicht, sich zu bewegen oder sein Frühstück anzurühren. Ohne auch nur einmal aufzusehen wusste er, dass sein Vater ihn durchdringend betrachtete. »Keano, ich weiß, ich habe dir versprochen, dass du deine Gemahlin selbst wählen darfst, doch die Situation, in der wir uns nun befinden zwingt mich dazu, mein Versprechen zu brechen.« Keano sah schockiert auf.

»Aber Vater, bitte …«, begann er, doch sein Vater unterbrach ihn.

»Ich will keine Widerworte hören, mein Junge. Du hast dir das selbst zuzuschreiben. Ich werde noch heute entscheiden, wen du heiraten wirst.«

»Aber was ist, wenn sie mich nicht will?«, fragte Keano leise.

»Dann habt ihr schon jetzt eine Gemeinsamkeit«, antwortete sein Vater kalt, stand auf und wandte sich zum Gehen. »Iss jetzt«, rief er seinem Sohn zu, als er zur Tür hinaus schritt.

Keano saß noch immer regungslos vor seinem Teller. Er wollte nicht glauben, dass sein Vater ihn tatsächlich gegen seinen Willen verheiraten würde. Aber recht hatte er, es war allein seine Schuld.

Er hatte diese Entscheidung seines Vaters durch sein unbedachtes Verhalten herausgefordert. Sicher war es auch ein Fehler gewesen, seiner Mutter gegenüber zu seinen Gefühlen zu stehen. Nun konnte er nur darauf hoffen, dass sein Vater es sich noch einmal anders überlegen würde.

 

Am Nachmittag saß Keano in der Bibliothek und versuchte, sich mit einem Buch abzulenken, als plötzlich seine kleine Schwester den Raum betrat.

»Ich weiß, wen du heiraten wirst«, trällerte sie fröhlich. Keano versuchte, sie zu ignorieren, was seine Schwester trotzig werden ließ. »Ich sagte, ich weiß, wen du heiraten wirst«, sagte sie nun in energischem Ton.

»Das ist schön. Aber mich interessiert es nicht, also erzähl deine Neuigkeiten jemand anderem«, entgegnete Keano genervt, als er kurz von seinem Buch aufsah. Dann wandte er sich schnell wieder den Seiten zu, las jedoch keinen weiteren Satz. Die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen. Es war ihm ganz und gar nicht egal, wen er nun heiraten müsste. Es machte ihn nervös, doch gönnte er seiner kleinen Schwester den Triumph nicht und ignorierte sie.

Beleidigt verließ diese daraufhin die Bibliothek.

---ENDE DER LESEPROBE---