Remember my Brave - Akela Fisher - E-Book

Remember my Brave E-Book

Akela Fisher

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Beschreibung

Prinz Miras lebt ein Doppelleben zwischen höfischen Zwängen und seinem wahren Selbst. Er liebt prachtvolle Ballkleider und hat heimlich Gefühle für seinen treuen Diener Mejro – ein Geheimnis, das im strengen Königreich seines Vaters keinen Platz hat. Als die Wahrheit ans Licht kommt wird Mejro verbannt, und auch Miras wird vom wütenden König vom Schloss gejagt. Auf der Suche nach Mejro entdeckt Miras die Freiheit jenseits der Schlossmauern. Doch dann tritt der charismatische Prinz Varuya in sein Leben und Miras wird vor eine schmerzhafte Wahl gestellt, die nicht nur sein Leben sondern auch das Schicksal des gesamten Königreichs für immer verändern könnte. Ein episches Märchen über Mut, Liebe und den Kampf, in einer feindseligen Welt für sich selbst einzustehen, das dich tief berühren und mitreißen wird.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Akela Fisher

 

REMEMBER MY BRAVE

 

Impressum

Copyright © 2020 Akela Fisher

Alle Rechte vorbehalten.

Website: https//akelasbooks.de

 

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors.

 

Verantwortlich im Sinne des § 5 TMG:

Akela Fisher

c/o WirFinden.Es

Naß und Hellie GbR

Kirchgasse 19

65817 Eppstein

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In liebevoller Erinnerung an meine Oma.

Danke, dass du da warst!

 

Inhalt

 

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Content Notes

Über Akela

Akelas Romane

Akelas Gruselgeschichten

Kapitel 1

 

Einst herrschte Krieg in unserem schönen Land und das idyllische kleine Städtchen, in dem ich heute lebe, stand in Flammen. Doch aus der Asche der Verwüstung entstand ein neues Zuhause für alle, die überlebt hatten. Romantische kleine Gassen, süße Fachwerkhäuser, blühende Gärten und oberhalb der Stadt auf einem grünen Hügel das Schloss der Königsfamilie. Imposanter und strahlender als je zuvor ließ der König es neu erbauen und bezog es mit der Königin und ihrem gemeinsamen Sohn.

 

»Mein Prinz, Ihr könnt so nicht das Schloss verlassen. Wenn der König Euch sieht …“ Der Diener des Prinzen war aufgebracht, sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er hatte große Angst, dass der Sohn des Königs sich oder ihn in Schwierigkeiten bringen würde.

»Ich finde es sehr anrührend, dass du dir Sorgen um mich machst, doch das brauchst du nicht. Mein Vater hat mich noch nie erwischt.« Der Prinz betrachtete sich ein letztes Mal freudig im Spiegel, bevor er zur Tür seines Schlafgemachs hinaustrat.

»Eines Tages wird er Euch erwischen«, sprach sein Diener leise zu sich selbst und sah dem Prinzen nach, der mit seinen langen, blonden Locken, dem Reifrock und dem weinroten Kleid eher einer wunderschönen Prinzessin glich. Er beschloss, den Prinzen auf seinem Weg zu begleiten, in der Hoffnung, dadurch größere Probleme vermeiden zu können und eilte ihm hinterher.

 

Eben dieser mischte sich zu gern unter das Volk seiner wunderschönen Stadt. Denn er liebte es die Menschen dabei zu beobachten, wie sie ihrem normalen Alltag nachgingen. Manchmal beneidete er sie um ihre Freiheit, die sie oftmals nicht als solche erkannten. Prinz Miras saß den ganzen Tag im Schloss fest, durfte nur in Begleitung seiner Eltern oder Diener hinaus und wartete darauf, dass sein Vater sich endlich für eine Prinzessin entschied, mit der er seinen Sohn verheiraten konnte. Es sollte eine Dame aus gutem Haus sein, mit viel Reichtum und großen Ländereien. Dem König war es egal, wie sie aussah oder ob sein Sohn Zuneigung zu ihr empfand. Hauptsache, sie waren abgesichert. Als ob es um unser Königshaus schlecht stehen würde, dachte der Prinz sich und schlenderte durch die Straßen von Viara.

 

Er spürte, wie er viele Blicke auf sich zog, denn für eine junge Frau war er wirklich bemerkenswert hübsch. Keiner wäre je auf die Idee gekommen, es würde sich bei dieser zierlichen Gestalt um den Prinzen handeln, den man sowieso kaum zu Gesicht bekam. Wahrscheinlich würden die Bewohner des Landes nicht einmal ihren König erkennen, würde er keine Krone tragen.

 

Sein Diener, Mejro, hatte den Prinzen bald eingeholt und hängte sich an dessen Fersen.

»Was machst du denn hier?«, fragte Prinz Miras leise.

»Ihr solltet nicht alleine unterwegs sein, mein Prinz, das wisst Ihr«, antwortete dieser mit warnendem Unterton.

»Mich erkennt keiner, aber dich kennen die Menschen. Was ist, wenn dich einer mit mir sieht?« Doch bevor Mejro sich eine Antwort ausdenken konnte, war es auch schon geschehen.

»Mejro, mein Junge, was machst du denn hier unten in der Stadt? Musst du nicht auf das verzogene Gör des Königs aufpassen?«, fragte eine ältere, etwas beleibtere Dame mit Putzlappen in der Hand. Sie kannte den Diener des Prinzen schon von klein auf und hatte sich immer viel um ihn gekümmert. Ihr Name war Dina.

»Ich brauche auch mal einen Nachmittag frei«, erklärte dieser hastig und sah zu Prinz Miras, dem es gar nicht gefiel, dass man ihn als verzogenes Gör bezeichnete. Doch ließ er sich nichts anmerken.

»Aber in Uniform?«, fragte Dina weiter nach.

»Hatte keine Lust mehr, mich umzuziehen«, log er erneut und eilte dem Prinzen hinterher.

»Du bist mir vielleicht ein Lausebengel. Kommst du heut Abend zum Essen zu mir?«, rief sie ihm nach, doch Mejro schüttelte nur den Kopf und rannte weiter.

Keuchend kam er bei seinem Schützling an, der gerade an einem Marktstand stehen geblieben war und die Waren des Verkäufers betrachtete.

»Ihr seid einfach zu schnell für mich Prinz Mi …« Mejro hielt inne, als er den Händler auf sie zukommen sah.

 

Gemeinsam schritten die beiden weiter die Straße entlang, bis Prinz Miras schlagartig stehen blieb.

»Mein Prinz, was habt Ihr?«, fragte sein Diener verwirrt und blieb ebenfalls stehen. Doch der Prinz reagierte nicht, stattdessen stand er einfach nur da und starrte geradeaus. Sein Diener versuchte dem Blick zu folgen und sah am Ende der Straße einen Mann stehen, der offenbar gerade mit jemandem diskutierte.

»Prinz Miras?«, versuchte Mejro noch einmal die Aufmerksamkeit des Prinzen zu gewinnen.

»Er ist wunderschön«, säuselte dieser vor sich hin, ohne den Blick abzuwenden.

»Ja schon, aber er ist und bleibt ein Mann«, meinte Mejro und besah sich den Fremden erneut.

»Mejro, sei nicht naiv«, sagte der Prinz noch und bog in eine Seitenstraße ab. Mittlerweile kannte er sich sehr gut in der kleinen Stadt aus, da er sich häufig heimlich aus dem Schloss schlich. Manchmal sogar ohne dass sein Diener dies bemerkte. Doch spätestens, wenn der König nach seinem Sohn verlangte, fiel es auf, dass dieser nicht im Schloss oder zumindest nicht in seinen Gemächern war. Jedes Mal bekam der Diener des Prinzen eine Menge Ärger, wenn dies geschah. Mit Schaudern dachte er an das letzte Mal, als Miras sich alleine davon geschlichen hatte.

 

»Ich gebe dir eine Stunde, um mir meinen Sohn hierher zu schaffen, sonst kannst du was erleben«, sprach der König und baute sich drohend vor Mejro auf.

»Natürlich, Euer Majestät, ich mache mich sofort auf die Suche«, sagte der Diener eingeschüchtert, verbeugte sich und sah zu, dass er so schnell wie möglich aus dem Thronsaal kam.

»Ohne meinen Sohn brauchst du hier gar nicht wieder auftauchen«, rief der König ihm wütend hinterher und setzte sich wieder zu seiner Gemahlin.

»Meinst du nicht, dass du etwas zu hart zu dem Jungen bist? Er ist doch fast noch ein Kind«, sprach die gütige Frau, sah zu ihrem Mann und griff nach dessen Hand.

»Das Leben ist hart, diese ganze Welt ist hart. Wenn man sich beweisen will, muss man etwas leisten und Eindruck hinterlassen. Findest du nicht auch, dass unser Sohn ihm häufig entläuft?«

»Er hat es mit Miras auch nicht leicht. Er ist sogar dir schon entlaufen«, sagte die Königin sanft lächelnd.

»Ich hatte gehofft, einer in seinem Alter würde ihn etwas bändigen«, gab der König zu, doch lächelte dann auch und schloss das Thema damit ab.

 

»Verdammt, er ist doch bestimmt wieder in der Stadt. Da finde ich ihn nie. … Hoffentlich kommt er schnell zurück«, sagte Mejro zu sich selbst und beschloss, im Schlafgemach des Prinzen auf ihn zu warten. Doch es sollte noch über zwei Stunden dauern, bis er wieder auftauchte. In der Zeit hatte der König bereits den Befehl gegeben, nach dem Diener zu suchen und seine Männer stellten nun das ganze Schloss auf den Kopf, bis sie ihn schließlich fanden.

»Solltest du nicht den Prinzen suchen?«, sagte einer der Männer, während sie Mejro zu zweit an den Oberarmen festhielten und Richtung Thronsaal führten.

»Ich habe nach ihm gesucht, ich …«

»Erzähl das Seiner Majestät!«, wurde er in seinem verzweifelten Erklärungsversuch unterbrochen.

Im Thronsaal wurde er dem König direkt vor die Füße geworfen.

»Und, hast du meinen Sohn gefunden?«, sagte dieser feindselig, da er den Prinzen nirgends erblicken konnte.

»Eure Majestät, es tut mir wirklich leid, aber …«

»Schweig!«, der König erhob sich von seinem Thron und schritt auf den jungen Diener zu, er ging vor diesem in die Knie und hob mit einer Hand an dessen Kinn grob Mejros Kopf, sodass er ihm in die Augen sehen konnte.

»Was war an meinem Befehl so missverständlich, dass ich meinen Sohn selbst nach zwei Stunden hier nicht erblicken kann?«

»Nichts Eure Majestät, ich konnte ihn nur …«

»Was ist denn hier los?«, sprach Prinz Miras, der gerade den Thronsaal betrat, gekleidet, wie es sich für einen Prinzen gehörte.

»So, da bist du also«, der König erhob sich wieder. »Und wo hast du dich die ganze Zeit rumgetrieben?«

»Ich war im Schlossgarten«, antwortete der Prinz unsicher.

»Und da konntest du ihn nicht finden?«, sprach der König nun wieder zu Mejro.

»Es tut mir leid. …«

»Aus meinen Augen, alle beide«, sagte der König und drehte sich zum Fenster.

Mejro stand auf und lief Prinz Miras hinterher bis in dessen Schlafgemach.

»Ich danke Euch«, sagte er dort kleinlaut.

»Wofür?«, fragte der Prinz unwissend.

»Dass Ihr im richtigen Moment noch aufgetaucht seid.«

»Meinst du, weil er dir gedroht hat? Er droht den Menschen gerne«, sagte der Prinz beiläufig und setzte sich auf sein Bett.

»Oh nein, er hat mich schon …«, er hielt inne, war er doch wieder drauf und dran sich zu verplappern.

»Er hat was?«, fragte Prinz Miras neugierig.

»Nein, das darf ich Euch gar nicht erzählen, vergesst es einfach«, sagte der Diener und sah zum Fenster hinaus.

»Oh nein, so leicht kommst du mir nicht davon. Du bist immerhin mein Diener und als dein Prinz befehle ich dir, es mir zu erzählen«, sagte er und stand auf.

»Es ist wirklich nicht wichtig, glaubt mir.«

»Das ist ein Befehl«, sagte Prinz Miras noch einmal warnend und drehte seinen Diener zu sich.

»Nein, bitte bringt mich nicht in Verlegenheit«, sagte dieser verzweifelt und rannte aus dem Zimmer, direkt in den Nordflügel des Schlosses, wo sich seine Schlafkammer befand. Ungläubig sah Miras ihm nach.

Mejro hatte nach langem Bitten des Prinzen vom König tatsächlich ein eigenes Zimmer zugewiesen bekommen und musste sich nun nicht länger eines mit dem Küchenjungen teilen. Darüber war er sehr froh und er wollte nicht riskieren, dieses Privileg wieder zu verlieren.

 

Er und Prinz Miras kamen an einer kleinen Seitenstraße wieder heraus, die ihnen nun einen guten Blick auf den Fremden und seinen Begleiter gab. Der Prinz versteckte sich hinter einer Ecke, von wo aus er den attraktiven jungen Mann sogar reden hören konnte.

Mejro befand sich die ganze Zeit über hinter ihm.

»Die beiden sind nicht aus der Gegend!«, stellte Prinz Miras freudig fest, als er ein paar ihm unbekannte Wortfetzen auffing.

»Was Ihr nicht sagt. Wir sollten zurückgehen, bevor Euer Vater noch etwas bemerkt«, gab sein Diener missmutig von sich. Innerlich hatte er schon eine Heidenangst, dass der König ihre Abwesenheit bereits bemerkt haben könnte.

»Aber…«

»Nein, jetzt ist Schluss. Kommt«, sagte Mejro und zog den Prinzen am Handgelenk hinter sich her, zurück zum Schloss.

Sie schlichen sich heimlich hinein und verschwanden im Schlafgemach des Prinzen. Dort ließ dieser sich verträumt auf sein Bett fallen und blieb liegen, während sein Diener in dessen Garderobe wühlte.

»Ihr solltet Euch erst einmal umziehen, bevor Euer Vater noch reinkommt und Euch in diesem Aufzug …«, doch da war es schon wieder zu spät. Der König war stets im falschen Augenblick zur Stelle. Es war, als würde Mejro solche Situationen durch seine alleinigen Gedanken heraufbeschwören.

»Miras?«, fragte der König erstaunt aber auch wütend, als er zur Tür hineinkam.

»Vater!«, kam es erschrocken von seinem Sohn und Mejro blieb für einen Moment das Herz stehen.

»Wie siehst du aus?«

»Ich, … nun …« Hilfesuchend sah er zu seinem Diener, dieser trat, dem Prinzen treu ergeben, wie er nun einmal war, einen Schritt vor und versuchte zu erklären.

»Verkleidungsspiel. Dem Alter wird der Prinz wohl nie entwachsen, Majestät«, sagte er mit einem leichten Verlegenheitslächeln und versuchte so, die Situation zu schlichten.

»Das wird aufhören und zwar jetzt. Du siehst aus wie ein Mädchen. Woher hast du dieses Kleid? Mejro, du wirst das sofort entsorgen.«

»Sehr wohl, Majestät.«

»Wenn das einer erfährt, was für eine Schande wäre das für unser Haus, unsere Familie, unsere Ahnen, …« Weiter schimpfend verließ er das Zimmer. Mejro schloss die Tür und Prinz Miras versuchte ein Lachen zu unterdrücken.

»Jetzt steigert er sich richtig rein«, sagte er bloß.

»Mag sein, aber Ihr solltet wirklich ernsthaft nachdenken, denn Euer Vater macht seine Drohungen wahr und wenn er …«

»Dabei fällt mir ein, Mejro, …«, der Prinz erhob sich von seinem Bett, ging auf seinen Diener zu, packte ihn grob am Nacken, bohrte seine Fingernägel in dessen zarte, weiße Haut und machte ihn so bewegungsunfähig. »Du wolltest mir doch noch erzählen, was mein Vater dir angetan hat, als du es damals nicht geschafft hattest mich zu finden«, sagte er befehlend und sah seinem Diener fest in die Augen.

»Nein, wollte ich nicht. Ich hatte Euch gebeten, das nicht von mir zu verlangen«, brachte Mejro unter vor Schmerz zusammengebissenen Zähnen hervor. Prinz Miras ließ resignierend von dem jungen Mann ab und setzte sich wieder auf sein Bett.

»So und jetzt tut mir einen Gefallen und zieht Euch endlich um, bevor …«

»Ist er nicht einfach ein Traum?«

»Was? ... Wer?«, Mejro war irritiert von Prinz Miras‘ plötzlichem Themenwechsel.

»Der Fremde.«

»Ja und wenn Ihr weiter so von ihm träumt, wird er bald zum Albtraum.« Der Diener schmiss ihm ein paar Kleidungsstücke auf das Bett.

»Du malst immer alles so schwarz, Mejro.«

»Was soll Euer Vater denken, wenn Ihr hier mit einem Mann anstelle einer Frau auftaucht?«

»Ist mir gleich«, hauchte der Prinz und schloss seine Augen.

»Ihr seid doch nicht wahrlich in ihn verliebt?«, fragte sein Diener, erschrocken über diese Erkenntnis, dass Prinz Miras sich benahm wie ein verliebtes, junges Mädchen.

»Ach was, ich doch nicht. … Aber gut aussehen tut er, das musst du zugeben.«

»Mein Prinz, Ihr wisst, dass ich merke, wenn Ihr mich anlügt.« Kurz trat Schweigen ein. »Wann habe ich Euch je verraten?«, fragte er dann sanft nach.

»Nie!«

»Na seht Ihr. Ihr könnt mir vertrauen.«

»Aber, du wirst es mit Sicherheit nicht hören wollen.«

»Wenn dem so wäre, hätte ich nicht gefragt«, sagte er und hing das Kleid, das der Prinz gerade ausgezogen hatte, ganz nach hinten in den Schrank zu den anderen, wo es keiner finden konnte. Prinz Miras nannte mittlerweile eine ganze Sammlung an schönen, edlen Frauenkleidern sein Eigen.

»Ich hatte doch noch nie Interesse an Frauen. Natürlich finde ich den Fremden sehr anziehend und ich würde ihn gerne wiedersehen. Vergessen kann ich ihn nicht mehr. Das ist übrigens auch der Grund, weshalb ich meinen Vater vor ein paar Jahren darum gebeten hatte, dich zu meinem persönlichen Diener zu ernennen.«

Mejro brauchte einen Moment, um die eben aufgenommene Information verarbeiten zu können.

»Wie bitte?«

»Du brauchst deswegen jetzt aber keine Angst zu haben.« Prinz Miras machte eine Pause und ging, noch immer leicht bekleidet, ein paar Schritte auf seinen Diener zu. Der jedoch wich ein Stück zurück. »Ich habe dich schon immer sehr attraktiv gefunden. Dieses seidig glänzende, schwarze Haar.« Der Prinz griff nach einer Strähne von Mejros Haaren und spielte damit zwischen seinen Fingern. »Du hast so wunderschöne Augen. Deine Mutter muss eine wahre Schönheit gewesen sein.« Sanft strich Prinz Miras mit dem Handrücken über Mejros Wange.

»Das war sie«, antwortete der und zog ein Bild von seiner Mutter aus der Manteltasche.

»Wahnsinn«, begeisterte sich der Prinz, als er das Bild sah. »Du siehst ihr wirklich sehr ähnlich. Wer hat das gezeichnet?«, fragte er neugierig und sah noch immer auf das kleine Portrait der schönen, jungen Frau.

»Mein Vater. Er war Maler«, antwortete sein Diener ihm traurig, denn seine Eltern waren längst verstorben. Er kannte sie kaum und hatte leider nur sehr wenige Erinnerungen an die gemeinsame Zeit, als er noch ein kleines Kind war.

»Ich bin ihr auch sehr ähnlich, sagt Dina immer.« Dina war eine Freundin der Familie und für ihn immer so etwas wie eine Tante. Sie hatte sich einige Zeit um ihn gekümmert, doch schon im Alter von neun Jahren hatte sie ihn zum Schloss geschickt. Er sollte fragen, ob sie Hilfe in der Küche benötigten, denn das war seine einzige Chance, hier in der Gegend jemals Arbeit zu finden.

»Die, die mich für ein verzogenes Gör hält?«, fragte der Prinz spöttisch nach.

»Sie hält alle Adligen für verzogene Gören, nehmt es ihr nicht übel.« Prinz Miras gab ihm das Bild wieder und zog sich endlich an.

»Zeit fürs Abendessen«, sagte er und verließ das Zimmer. Mejro blieb zurück. Für die Diener gab es erst sehr spät Essen, da sie vorher alle ihre Aufgaben erledigt haben mussten.

Während der König mit seiner Frau und seinem Sohn beim Essen saß, trat eine der Wachen an den König heran und flüsterte diesem etwas ins Ohr.

»Ich esse!«, gab der König empört von sich, schüttelte den Kopf und überlegte kurz. »Nun gut, sie sollen eintreten. Hoffentlich haben sie Hunger. Legt weitere Gedecke auf. Wie viele werden wir brauchen?«

»Majestät, nur eines.«

»Nun, ein weiteres Gedeck«, sagte er an einen der Diener gewandt. Dieser eilte in die Küche und brachte, wonach der König verlangt hatte. Währenddessen führten zwei Wachen zwei junge Männer in den Speisesaal. Dem Prinzen blieb der Mund offen stehen, denn er erkannte den jungen Mann, den er in der Stadt gesehen hatte und seinen Begleiter.

»Eure Majestät.« Der Fremde verbeugte sich. »Ich bitte um Entschuldigung der späten Störung wegen, doch mein Diener und ich, wir hatten einige Schwierigkeiten auf unserem Weg hierher.«

»Es sei Euch verziehen. Wie ist Euer Name?«, fragte der König schmatzend.

»Verzeihung. Mein Name ist Prinz Varuya. Ich komme aus dem Herzogtum Naromay.«

»Sehr erfreut, setzt Euch doch bitte und speist mit uns.« Der König deutete auf einen freien Platz, an dem gerade das neue Gedeck aufgelegt worden war.

»Sehr gerne«, antwortete der Fremde und setzte sich.

»Mejro!«, rief der König, doch erhielt keine Antwort. »Miras, wo ist der Bengel?«

»Hier bin ich, Eure Majestät«, sagte Mejro abgehetzt und kam um die Ecke gerannt.

»Nimm den jungen Diener unseres Gastes mit in die Küche zu euch, damit auch er etwas zu essen bekommt.«

»Selbstverständlich, Eure Majestät«, sagte der Diener des Prinzen, verbeugte sich tief und wandte sich dann an den jungen Mann.

»Folge mir.« Gemeinsam verließen sie den Speisesaal und gingen Richtung Küche.

»Wie heißt du?«, fragte er, als sie auf dem Flur waren.

»Darej.«

»Freut mich, ich bin Mejro.«

 

»Nun, Prinz Varuya aus Naromay, dann seid ihr sicherlich der Sohn des Herzogs?«, fragte der König.

»So ist es, Majestät«, antwortete Prinz Varuya höflich lächelnd.

»Wirklich eine schöne Stadt, Naromay, ich bin einmal dort gewesen. Was führt Euch diesen langen Weg zu mir?«

»Nun, mein Vater schickt mich, er hegt großes Interesse an einem Eurer Ländereien und lässt anfragen, ob ihr es ihm wohl verkaufen würdet.«

»Wenn der Preis stimmt, verkaufe ich fast alles«, antwortete der König und brach in schallendes Gelächter über seinen eigenen Witz aus.

 

»Starr unseren Gast nicht so an«, sagte die Königin leise zu ihrem Sohn. »Was soll dein Vater denken?«, fügte sie noch an, lächelte in die Runde und aß weiter. Doch der König hatte natürlich längst bemerkt, wie sein Sohn den Fremden anstarrte und war selbstverständlich alles andere als erfreut. Nach dem Debakel mit den Frauenkleidern war er aufmerksamer, was das Verhalten seines Sohnes betraf.

»Habt ihr einen Ort zum Schlafen gefunden, Prinz Varuya? Ich könnte Euch selbstverständlich in meinem Schloss unterbringen.«

»Das wäre zu freundlich, Majestät. Wir hatten es nun so eilig hier anzukommen, dass wir uns noch um gar nichts kümmern konnten.«

»Dann seid mein Gast und fühlt Euch wie zu Hause.«

 

Am nächsten Tag kramte Prinz Miras erneut eines seiner Kleider aus dem Schrank und zog es an, obwohl sein Diener ihm etwas anderes rausgelegt hatte. Er wollte wieder in die Stadt, denn er fühlte sich eingeengt in diesem Schloss. Und so schlich er sich, unbemerkt von Mejro und allen anderen, hinaus und schlenderte wie so oft durch die Straßen von Viara.

An einem Marktstand sah er Prinz Varuya stehen. Aus Angst erkannt zu werden, machte er einen großen Bogen um diesen, doch er hatte nicht mit Darej gerechnet, der plötzlich hinter ihm auftauchte und ihn unabsichtlich anrempelte, wobei der Prinz stolperte und fiel.

»Oh Fräulein, das tut mir wirklich wahnsinnig leid. Wo habe ich bloß meine Augen«, sagte er und half dem Prinzen wieder auf die Beine. Dieser lächelte nur, er hatte Angst, sich durch seine Stimme verraten zu können. Da tauchte nun auch noch Prinz Varuya hinter ihm auf.

»Na Darej, läufst du wieder den jungen Frauen nach«, sagte er lächelnd und wandte sich an Prinz Miras. »Ich muss mich für ihn entschuldigen, er benimmt sich manchmal etwas ungehobelt.«

»Ganz und gar nicht«, sagte der Prinz aus dem Affekt heraus und richtete seinen Blick erschrocken zu Boden. Peinlich berührt biss er sich auf die Unterlippe.

»Wie bitte?«, hakte der andere Prinz nach.

»Ist schon gut«, nuschelte Prinz Miras und wandte sich zum Gehen. Der Fremde starrte ihm hinterher.

»Prinz Varuya?«, sprach sein Diener ihn an. Der Prinz drehte ihm den Kopf zu, als wäre er bei etwas erwischt worden, sah das sanfte Lächeln seines Dieners und blickte wieder zu Prinz Miras.

»Geht es Euch auch wirklich gut? Ihr benehmt euch schon seit gestern Abend ein wenig seltsam.«

»Sie erinnert mich an jemanden. Ich weiß nur nicht an wen«, sagte Prinz Varuya, als befände er sich in einem Dämmerzustand.

»Lasst uns zurückgehen, Ihr müsst noch mit dem König …«

»Ich weiß, ich weiß.« Langsam schlenderten die zwei zurück zum Schloss, doch Prinz Varuya war, sehr zum Leid seines Dieners, die ganze Zeit über in Gedanken versunken.

 

Prinz Miras stand vor der Tür des Arbeitszimmers seines Vaters und belauschte die Gespräche zwischen diesem und Prinz Varuya.

Doch plötzlich ging die Tür auf und die beiden traten heraus. Zum Glück waren sie so sehr in ihre Gespräche vertieft, dass sie nicht merkten, wie Miras noch schnell hinter den nächsten Vorhang sprang.

Nachdem der König mit seinem Gast verschwunden war, trat Mejro an den Vorhang heran und zog ihn ruckartig zur Seite. Der Prinz erschrak fürchterlich, doch atmete erleichtert auf, als er seinen Diener sah.

»Mensch, wie kannst du mich nur so erschrecken?«

»Wie könnt Ihr einfach so an fremden Zimmern lauschen, mein Herr?«

»Man beantwortet eine Frage niemals mit einer Gegenfrage, das ist unhöflich. Außerdem, seit wann nennst du mich Herr?«

»Ist es Euch lieber, ich sage Herrin?«

»Du bist heute ganz schön frech. Du legst es doch nicht etwa auf was an?«, fragte der Prinz misstrauisch.

»Verzeiht«, kam es kleinlaut von Mejro. Er verbeugte sich und folgte seinem Prinzen in dessen Gemach.

Er schloss die Tür hinter sich und Prinz Miras und gesellte sich zu diesem an den Schreibtisch.

»Habt Ihr wenigstens erfahren, was Ihr wolltet?«

»Wieso fragst du?«

»Ich versuche nur, Eure momentane Stimmungslage einzuschätzen.«

»In gewisser Weise habe ich herausgefunden, was ich wollte, dennoch war es nicht befriedigend.«

»Oh!«, Mejro wandte sich dem Fenster zu und sah hinaus.

»Sie haben lediglich über Geschäftliches gesprochen. Nicht ein einziges Mal …« Er hielt inne. Obwohl Prinz Miras seinem Diener immer alles erzählt hatte, brachte er diesmal kein weiteres Wort über seine Lippen.

»Nicht ein einziges Mal über Euch?«, ergänzte Mejro den Satz.

»Jetzt gehst du entschieden zu weit.«

»Ich bitte Euch vielmals um Vergebung. Es steht mir in keiner Weise zu, …«

»Richtig. Es steht dir nicht zu, deinen Herren lächerlich zu machen«, sagte der Prinz aufgebracht und setzte sich auf einen Stuhl. Er seufzte und stützte den Kopf auf beide Hände. Mejro drehte sich wieder zum Fenster.

»Aber ich merke sehr wohl, dass Euch etwas bedrückt und ich möchte Euch helfen.«

»Mejro, du bist manchmal sehr naiv. Du weißt doch ganz genau, in welcher Situation ich mich befinde. Ich bin der Sohn des Königs und soll nach dem Tod meines Vaters selbst König werden, doch ich bin eine Schande für die Familie. Ich liebe einen Mann, den ich nicht einmal kenne. Findest du nicht auch, dass diese Situation irgendwie ausweglos erscheint?« Der Prinz hatte sich in Rage geredet und Mejro hielt es für besser, dem nichts mehr hinzuzufügen. So trat Schweigen ein.

»Es ist Zeit für das Abendessen«, unterbrach ein Diener des Königs die Stille, als er in Miras‘ Schlafgemach trat. Der Prinz stand auf und ging zum Speisesaal. Mejro blieb allein zurück und überlegte. Nichts lag ihm mehr am Herzen, als dass der Prinz glücklich werden sollte, doch in der Gesellschaft, in der dieser lebte, schien es völlig hoffnungslos. Er musste eine Prinzessin heiraten und den Thron besteigen, das Land regieren und irgendwann würde er unglücklich sterben. Welch traurige Aussicht.

 

Spät am Abend ließ Prinz Miras noch einmal nach seinem Diener schicken und dieser kam im Eiltempo den Flur entlang gelaufen.

»Ihr habt nach mir gerufen, mein Prinz?«, sagte er völlig aus der Puste.

»Mejro, … komm rein und schließ die Tür.« Der Prinz lag auf seinem Bett, er trug nichts außer einer Hose und einem Hemd, an dem die oberen Knöpfe offen waren. Mejro tat, was ihm befohlen wurde und ging ein paar Schritte auf den Prinzen zu. »Mejro, du würdest doch alles für mich tun, nicht wahr?«, fragte er und stand von seinem Bett auf.

»Natürlich, aber das wisst Ihr doch«, antwortete Mejro verwirrt. Prinz Miras ging zur Tür und schloss ab.

»Ich möchte, dass du mich küsst«, sagte er und schritt wieder auf seinen Diener zu. Mejros Augen hatten sich geweitet und er schien sich nicht sicher zu sein, ob er richtig verstanden hatte. Miras legte beide Hände an Mejros Wangen und zog diesen ein Stück näher zu sich. Als er die Lippen des Blonden auf seinen spürte, realisierte er erst, dass der Prinz es ernst gemeint hatte. Kurz überlegte er, ob er das Geschehen nicht unterbinden sollte, doch konnte er seinem Prinzen keinen Wunsch abschlagen und so schloss er die Augen und erwiderte den Kuss zaghaft. Doch Miras wollte mehr. Er tippte mit seiner Zunge gegen Mejros Lippen und bat so still um Einlass. Das wurde dem jungen Diener zu viel und so löste er sich von Prinz Miras und ging einen Schritt zurück.

»Verzeiht bitte, aber das kann ich nicht tun, … wenn Euer Vater das erfährt.«

»Mejro, …«, Miras tat wieder einen Schritt auf seinen Diener zu. »Es ist keiner außer uns hier. Die Tür habe ich verschlossen, es kommt keiner rein.«

»Bitte, verlangt das nicht von mir«, bat Mejro leise und sah zu Boden.

»Mach die Augen zu und stell dir vor, ich wäre eine schöne, junge Frau. … Soll ich vielleicht eines meiner Kleider anziehen?« Mejro sah die Ausweglosigkeit dieser Situation und so resignierte er.

»Spart Euch die Mühen, … das sehe ich mit geschlossenen Augen schließlich nicht.«

Miras schlang beide Arme um Mejros Nacken und presste seinen Körper dicht an den Anderen. Beide schlossen die Augen und erneut trafen zwei weiche Lippenpaare aufeinander.

Miras Zunge leckte sanft über Mejros Lippen. Diesmal teilten diese sich und ließen den neugierigen Prinzen gewähren. Ein wildes Zungenspiel wurde entfacht durch die Leidenschaft des Prinzen und der Untertänigkeit seines Dieners.

Miras presste seinen Körper noch etwas fester gegen Mejros und dieser keuchte überrascht auf, als er die Erregung des Prinzen an seinem Becken spürte. Sanft lösten sie sich voneinander und Miras lächelte seinen Diener schüchtern an. Beide schwiegen. Mejro war die Situation äußerst unangenehm, dennoch machte er keine Anstalten, die Spannung, die sich im Raum befand, zu lösen. Einen Moment standen sie einfach nur da. Bis der Prinz die Stille brach.

»Mejro!«, hauchte er verführerisch und schlang seine Arme erneut um den anderen Mann. Dieser sah seinen Prinzen abwartend an.

»Ich will, dass du mich noch einmal küsst, … aber diesmal nicht hier, …«, er legte einen Finger auf seine Lippen. »sondern hier«, vollendete er seinen Satz und deutete auf seinen Schritt. Mejro musste schwer schlucken und sah Miras ängstlich an.

»Das könnte jede Frau genauso gut.«

»Das mag sein. Aber ich möchte deine Lippen spüren«, sagte Miras mit einem anzüglichen Lächeln, dass Mejro noch nie zuvor an ihm gesehen hatte.

Der Prinz öffnete seine Hose, griff nach Mejros Hand und ließ sie unter dem Bund verschwinden. Mejros ganzer Körper verspannte sich, hatte er so etwas doch noch nie zuvor gemacht. Nicht mit Männern und auch nicht mit Frauen, das wusste der Prinz, denn Mejro hatte fast sein ganzes Leben hier im Schloss verbracht und gearbeitet. Da war keine Zeit für Liebeleien. Doch auch Prinz Miras selbst war noch vollkommen unerfahren, was die Nähe zu anderen Menschen anbelangte. Er hatte nur selten und wenn, dann nur in Begleitung, das Schloss verlassen dürfen. Doch hatte er schon viel ausprobiert, denn er hatte um einiges mehr Zeit als Mejro, daher wusste er genau, wo er berührt werden wollte und was ihm gefiel. Noch immer hatte er seine Hand auf Mejros liegen und diese wiederum ruhte auf seiner Erektion.

»Mejro, … streichel mich.« Langsam und unsicher fing der Diener an, seine Hand zu bewegen und Miras stöhnte leise auf, lehnte sich gegen Mejros Brust und vergrub sein Gesicht in dessen Halsbeuge. Der Diener wurde etwas mutiger, da das Stöhnen des Prinzen ihn in seinem Tun bestätigte und so massierte er dessen Penis mit immer mehr Druck, bis der Prinz ihn stoppte.

»Mejro, … ich will deine Lippen, … dort.« Wieder deutete er nach unten. Mejro hatte insgeheim gehofft, ihm würde dies erspart bleiben, doch Miras bestand darauf und so zog er seine Hand aus dessen Hose und ging vor ihm auf die Knie, was Miras erfreut lächelnd beobachtete.

Mejro zog die Hose des Prinzen ein Stück tiefer und fixierte mit den Händen dessen Becken.

Zaghaft küsste er die Spitze des erigierten Penis‘ und der Prinz keuchte. Er vergrub seine Hände in Mejros Haaren, als dieser mit seiner Zunge die Eichel umkreiste, bevor er sie mit seinen Lippen umschloss. Der Prinz stöhnte ungehalten auf und versuchte Mejros Griff an seinem Becken zu lösen, um in dessen Mund stoßen zu können. Doch der Diener ließ das nicht zu und intensivierte seinen Griff.

»Mejro, quäl mich nicht so«, winselte er und bohrte seine Fingernägel in die zarte Haut seines Dieners, wobei dieser aus Schmerz seinen Griff lockerte und Miras nun so die Möglichkeit gab, sein Becken zu bewegen.

Mejro spürte einen leichten Brechreiz aufkommen, der sich mit jedem Stoß des Prinzen verstärkte, doch versuchte er, diesen zu unterdrücken. Der Prinz bewegte sich immer wilder und stöhnte immer ungehemmter, bis er im Mund seines Dieners kam und sich keuchend zurückzog. Mejro stützte sich nach Luft schnappend am Boden ab. Ihm war übel und am liebsten hätte er sich sofort übergeben, doch verdrängte er dieses Gefühl so gut es ging.

Miras kniete sich neben ihn, nachdem er seine Hose wieder angezogen hatte und hob mit einer Hand Mejros Kopf am Kinn etwas an.

»Das hast du gut gemacht«, sagte er lächelnd und gab Mejro einen zaghaften Kuss auf die Lippen. Dann zog er ihn mit sich auf die Beine und führte ihn an einer Hand zum Bett. Mejro verspannte sich innerlich wieder völlig, denn er hatte Angst, was der Prinz nun noch von ihm verlangen würde. Doch dieser legte sich auf sein Bett, zog seinen Diener hinter sich her und bettete dessen Kopf auf seiner Brust.

»Ich will, dass du heute Nacht bei mir schläfst«, sagte er sanft lächelnd und streichelte Mejro übers Haar.

»Mein Prinz, aber …«

»Es ist noch immer abgeschlossen«, unterbrach Miras ihn und zog ihn noch etwas dichter zu sich heran. Mejro resignierte erneut und blieb liegen.

 

Nach einer ganzen Weile hatte Prinz Miras ihn in den Schlaf gestreichelt und so bekam er um sich herum nichts mehr mit.

Der Prinz beobachtete die schlafende Schönheit eine ganze Weile, strich sanft lächelnd über sein Gesicht hinab, bis zu Mejros Hemd und fing an, dieses aufzuknöpfen. Er wollte so gerne die weiche Haut des Anderen auf seiner spüren und so strich er das Hemd über die zarten Schultern, wobei der Schlafende erwachte. Er realisierte erst gar nicht, was Miras da mit ihm trieb, doch dann sprang er auf einmal auf und zog sich rasch das Hemd wieder über. Der Prinz aber ließ nicht locker, hatte er doch auf dem Rücken des anderen Mannes etwas gesehen, was ihm Sorgen bereitete.

»Bleib hier, was ist das auf deinem Rücken?« Mejro hatte versucht nach draußen zu laufen, doch war die Tür immer noch verschlossen und so hatte er keine Chance.

»Bitte, mein Prinz, … mein Rücken ist in Ordnung. Lasst mich gehen«, antwortete dieser verzweifelt.

»Ach wirklich«, gab Miras nur spöttisch von sich, stand auf, kam auf seinen Diener zu und packte ihn grob an den Schultern. Er dirigierte ihn zurück zum Bett und drückte ihn mit dem Rücken auf das Laken, wobei Mejro einen Schmerzensschrei von sich gab.

»Alles in Ordnung, ja?«, sagte Miras noch immer spöttisch klingend. »Ausziehen und umdrehen!«, befahl der Prinz. Doch Mejro rührte sich nicht, sondern sah ihn nur ängstlich an. »Wer hat dir das angetan? ... Mein Vater, habe ich recht? Er hat dich auspeitschen lassen, weil ich abgehauen bin.« Kurz war der Prinz still und sah zu Boden, doch schon bald sah er Mejro mit festem Blick an und brach die Stille erneut. »Zeig mir das Ausmaß meiner Missetaten.« Mejro gehorchte, zog sein Hemd aus und setzte sich mit dem Rücken zu Miras. Der Prinz schlug vor Schreck die Hände auf den Mund. Er hatte einige rote Striemen gesehen, doch der Anblick von Mejros ganzem Rücken ließ ihn angst und bange werden. Viele lange und unschöne Narben zierten seinen Rücken, unter anderem auch verschorfte, tiefe Wunden, die höchstens drei Wochen alt sein konnten.

»Wie oft hat er dir das schon angetan?«, fragte Prinz Miras aufgebracht und schluchzend.

»Mein Prinz, ich … ich habe doch gar keine Wahl. Ich bin nur ein Diener«, antwortete Mejro ruhig.

»Aber du bist mein Diener. Ich will nicht, dass irgendjemand dich so behandelt.« Er versuchte hart und stark zu klingen, doch brach seine Stimme und er fing fürchterlich zu weinen an. »Es tut mir leid. Es ist alles meine Schuld, wäre ich doch bloß nie davon gelaufen.«

»Ihr dürft Euch nicht die Schuld dafür geben. Es wird wieder verheilen«, sagte Mejro und nahm den Prinzen in den Arm.

»Noch mal wird dir das keiner antun. Ich laufe nie mehr weg. Das verspreche ich.«

»Und was wird aus unseren schönen Ausflügen in die Stadt?«, fragte Mejro und versuchte die Situation zu lockern. »Dina hat schon immer gefragt, wer die schöne junge Dame an meiner Seite ist. Wenn Ihr Euch nicht mehr verkleidet hinaus schleicht, kann ich gar nicht mehr mit Euch angeben«, sagte er lächelnd und wischte Miras eine Träne von der Wange.

»Aber das ist es nicht wert.«

»Oh doch, das ist es«, sagte Mejro leise und schloss seine Arme fest um den Prinzen, der seinen Kopf in der Halsbeuge seines Dieners vergrub. Die paar Stunden in der Stadt waren für Miras die einzig schöne Zeit in seinem Leben, wie konnte Mejro ihm das nehmen. Das hätte er weniger ertragen können, als die Schmerzen, die sein Rücken ihm bereitete.

 

Kapitel 2

 

Am nächsten Morgen lief Miras aufgebracht zu seinem Vater. Blind vor Wut rannte er dabei jedoch in Prinz Varuya.

»Verzeiht, … ich sollte meine Augen aufmachen«, sagte er zögerlich.

»Es sei Euch verziehen. Ich könnte meine Augen schließlich auch nach vorne gerichtet halten«, antwortete Prinz Varuya sanft lächelnd, doch Miras erwiderte dieses Lächeln nicht.

»Euch bedrückt etwas? Wie kann ich Euch helfen?«, fragte Varuya besorgt und sah den Prinzen erwartungsvoll an.

»Das könnt Ihr nicht. Ich danke Euch aber trotzdem«, antwortete er und setzte schnellen Schrittes seinen Weg fort.

»Diese Stimme«, sagte Varuya zu sich selbst, blieb noch einen Moment stehen und überlegte, während er Prinz Miras nachsah.

»Vater, wie könnt Ihr so grausam sein?«, rief Miras bestürzt, als er den Thronsaal betrat.

»Mein Sohn, zügle deine Zunge!«, sagte sein Vater warnend.

»Ich sage nur die Wahrheit. Ihr seid ungerecht und brutal«, erwiderte der Prinz aufgebracht.

»Miras, mäßige dich«, sprach nun seine Mutter und sah besorgt zu ihrem Sohn.

»Halte dich da raus«, fuhr der König seine Frau an und sah zornig zu seinem Sohn. »Was ist es, das dich dazu bringt, mir solche Vorwürfe zu machen?«

»Ihr habt Mejro auspeitschen lassen und das nicht nur einmal. Für mein ungehorsames Verhalten habt Ihr ihn bestraft.«

»Sag, dass das nicht wahr ist«, sprach die Königin nun besorgt und sah ihren Mann fassungslos an.

»Ach was, natürlich ist es nicht wahr, was der Junge erzählt. Sieh zu, dass du in deine Gemächer verschwindest, solche Hirngespinste will ich hier nicht hören.«

»Mutter, es ist aber wahr. Ich erzähle keine Geschichten«, sagte Miras verzweifelt an seine Mutter gewandt.

»Raus!«, rief der König. Der Prinz zuckte beim Klang der dunklen Stimme zusammen und lief davon. Doch aufgeben wollte er keineswegs.

 

Er lief in den Nordflügel, wo die Diener des Schlosses untergebracht waren und betrat ohne zu klopfen Mejros Zimmer.

»Mein Prinz, … was macht Ihr hier?«, fragte der und sah den Prinzen überrascht an. Darej, der sich mit im Zimmer befand, schien ebenfalls etwas ratlos. Doch Miras erklärte nicht, stattdessen griff er Mejro am Hemdärmel und zog ihn hinter sich her in Richtung Thronsaal. Der junge Diener des Prinzen wusste kaum, wie ihm geschah, bis er vor dem König stand. Dieser führte mittlerweile ein Gespräch mit einem wichtig wirkenden Geschäftsmann.

»Hier habt Ihr den lebenden, … noch lebenden Beweis«, rief er. Der König und die Königin erhoben sich von ihren Plätzen.

Er riss Mejro das Hemd von den Schultern und dieser sah eingeschüchtert zu Boden.

Der Prinz packte seinen Diener an den Oberarmen und drehte ihn ruckartig mit dem Rücken zum König.

»Seht Euch an, was Ihr getan habt«, rief der Prinz aufgebracht und hielt Mejro weiterhin fest. Dieser sah noch immer zu Boden.

»Miras! Wir haben einen Gast«, sagte seine Mutter peinlich berührt.

»Das kümmert mich nicht. Die ganze Welt soll erfahren, was für ein grausamer König mein Vater ist.«

»Würdet Ihr uns einen Augenblick entschuldigen?«, sprach die Königin nun an den Gast gewandt.

»Selbstverständlich«, antwortete dieser höflich und wurde von einem Diener des Königs nach draußen geleitet.

»Mein König, … was hast du dir dabei nur gedacht?«, sprach die Königin nun ihren Mann direkt an.

»Er ist doch bloß ein Diener. Und zwar einer, der seine Arbeit nicht ordentlich macht«, antwortete dieser zornig und versuchte, sein Handeln zu rechtfertigen.

»Er ist doch fast noch ein Kind … und du … du folterst ihn wie einen Dieb.«

»Schweig! Du hast dich da nicht einzumischen«, fuhr der König nun auch seine Frau an.

»Nein, ich habe lange genug geschwiegen. Deine Taten führen lediglich dazu, dass ich jeglichen Respekt vor dir als König verliere. Du bist nicht besser als dein Vater und der Rest deiner Ahnen, die dieses Land regierten. Du glaubst, mit Gewalt kannst du dir Respekt verschaffen. Dies gelingt dir vielleicht bei einem Jungen wie Mejro, doch leben um dich herum auch noch andere Menschen. Menschen, die auch eine gewisse Macht haben und die werden sich das von dir nicht gefallen lassen.« Der König wurde über die Worte seiner Frau so wütend, dass er mit einem Arm ausholte und zum Schlag ansetzte. »Du wirst es doch nicht etwa wagen, deine Königin zu schlagen?«, sagte sie warnend und wich einen Schritt zurück. Der König ließ seinen Arm sinken und setzte sich wieder.

»Ein Heiler soll kommen und sich um den Jungen kümmern«, wies er einen seiner Diener an. »Und du, mein Sohn verschwindest in deine Gemächer, ich will dich heute nicht mehr sehen.«

»Oh nein, ich bleibe bei Mejro und werde nicht eine Sekunde von seiner Seite weichen«, sagte der Prinz energisch und legte seinem Diener wieder dessen Hemd um die Schultern.

Gemeinsam gingen sie zurück auf Mejros Zimmer.

»Ihr habt Euch eine Menge Ärger eingehandelt, mein Prinz«, sagte der leise.

»Es trifft immer die Falschen. Du solltest nicht der Leidtragende sein und daher muss ich mich auch einmal durchsetzen. Schließlich bin ich der Einzige, der sich das erlauben kann. Hättest du dich gewehrt, hätte er dich auf die Straße gesetzt.«

In Mejros Schlafkammer wurden sie von einem bestürzt wirkenden Darej in Empfang genommen.

»Was ist geschehen?«, fragte er verängstigt und nahm Mejro in den Arm, der mit dem zerrissenen Hemd um die Schultern einen mitleiderregenden Eindruck machte.

»Ich habe meiner Mutter nur einmal vor Augen geführt, zu welchen Gräueltaten der König in der Lage ist. Es wird gleich ein Heiler kommen und sich um Mejros Wunden kümmern«, erklärte Miras ruhig.

»Wunden? Was für Wunden?«, fragte Darej immer noch besorgt. Mejro, dem mittlerweile alles egal war, ließ sein Hemd fallen und präsentierte dem anderen Diener seinen Rücken. Dieser schlug vor Schreck die Hände vor den Mund.

»Das hat dir der König angetan?«

»Er hat es angeordnet und seine Diener haben es ausgeführt«, sprach Mejro leise.

In diesem Moment betrat ein Diener des Königs mit einem Heiler den Raum.

»Das ist der Junge«, sagte der Diener knapp und deutete auf Mejro. Doch dem Heiler war bei dessen Anblick auch ohne den Hinweis des Dieners klar, dass nur er der Patient sein konnte. »Prinz Miras, bitte folgt mir«, sprach der Diener des Königs daraufhin ruhig und wandte sich zum Gehen.

»Oh nein, ich habe gesagt, ich bleibe bei Mejro, also bleibe ich auch«, antwortete Miras bestimmt und setzte sich auf einen Stuhl neben Darej.

»So mein Junge, dann zeig mal her«, sagte der Heiler ruhig und drehte Mejro mit dem Rücken zu sich.

 

»Was ist es, das dich bedrückt?«, fragte die Königin ihren Mann, als sie für einen Augenblick allein im Thronsaal waren.

»Miras macht mir Sorgen.«

»Du solltest stolz auf deinen Sohn sein. Er ist kein bisschen wie du.«

»Du bist heute zu freundlich zu mir«, gab der König zornig von sich und sah seine Frau an.

»Du hast dir nun wirklich kein Lob verdient. … Dein Sohn setzt sich noch für andere Menschen ein, egal welchen Standes sie sind.«

»Noch? ... Meinst du, er wird sich das eines Tages abgewöhnen?«, hakte der König nach.

»Ich hoffe nicht. … Doch was genau bereitet dir an unserem Sohn nun Sorgen?«

»Woher wusste er, wie der Rücken des Jungen aussieht?«

»Er wird ihn ohne Hemd gesehen haben«, antwortete die Königin simpel.

»Ganz genau. Doch wieso hat er ihn ohne Hemd gesehen?«, stellte der König nun die Frage, um seine Frau zum Nachdenken zu bewegen. Jedoch brauchte sie nicht lang überlegen, stattdessen wurde sie kreideweiß und brachte keinen Ton mehr heraus.

 

Der Heiler versorgte Mejros Wunden mit Salben, die fürchterlich brannten. Der junge Diener biss die Zähne zusammen und versuchte sich, so gut es ging, zu beherrschen nicht laut loszuschreien. Er krallte sich in das Laken seines Bettes, auf dem er mittlerweile lag und vergrub sein Gesicht im Kissen.

Miras erhob sich von dem Stuhl, auf dem er gesessen hatte und kniete sich ans Kopfende von Mejros Bett. Er griff nach einer Hand seines Dieners und hielt sie fest. Mit seiner anderen Hand streichelte er ihm sanft über die Haare. Eine Weile beobachtete Darej das Geschehen, doch erhob auch er sich irgendwann und ging auf den Prinzen zu.

»Ihr werdet Euch verraten. Dem Heiler solltet Ihr nicht trauen«, flüsterte er so leise wie möglich dem Prinzen ins Ohr und ging zurück zu seinem Stuhl.

Doch Miras war alles egal. Er litt mit seinem Diener und wollte ihm beistehen, so gut es ging.

 

Nach einer ganzen Weile verschwand der Heiler wieder und ließ Mejro noch eine selbst angemischte Salbe da, mit der er seinen Rücken jeden Tag einschmieren sollte.

»Was verrate ich durch mein Verhalten?«, fragte Prinz Miras Darej mit Nachdruck, als sie wieder nur zu dritt waren.

»Eure Liebe zu ihm«, sagte Darej, für Miras` Geschmack etwas zu locker.

»Er ist mein Diener, ohne ihn müsste ich mich morgens selbst anziehen, glaubst du, dass ich das möchte?«, sagte der Prinz wütend. Fiel das wirklich so sehr auf, wie vernarrt er in Mejro war? Eigentlich liebte er doch Prinz Varuya. Mejro war nur der Einzige, mit dem er machen konnte, was er wollte und das kam ihm eben sehr gelegen, dachte Miras sich und verschwand mit Mejro, der sich mittlerweile wieder angezogen hatte, nach draußen.

 

Sie gingen in den Schlossgarten und begegneten dort Prinz Varuya.

»Oh nein«, sagte Miras leise. Mejro sah ihn verwirrt an.

»Ich hätte eher erwartet, Ihr freut Euch ihn zu sehen«, sagte er dann.

»Wie soll ich mich freuen, ich werde ihn ja doch nie für mich gewinnen.« Sie setzten sich in eine Sitzecke, von wo aus man einen guten Blick auf Prinz Varuya hatte. Dieser stand mittlerweile nicht mehr allein im Schlossgarten. Die Königin war auf ihn zugekommen und besprach etwas mit ihm, was Miras leider nicht verstehen konnte.

»Mein Prinz, ihr starrt sehr auffällig«, machte Mejro ihn nach einer Weile aufmerksam und sah Miras sanft an.

»Was?«, fragte der erschrocken und sah zu seinem Diener. »Ach so, ja«, fügte er noch an, als sein Kopf den Hinweis von Mejro verarbeitet hatte. »Nein, er kommt hier rüber«, sagte der Prinz panisch und sein Diener wies ihn an, ruhig zu bleiben.

»Ich hoffe, ich störe Eure Konversation nicht. Darf ich mich zu Euch gesellen, Prinz?«, fragte Varuya und verbeugte sich höflich. Miras zögerte, da er sich dabei nicht wohl fühlte, doch wollte er auch nicht unhöflich sein.

»Nein, bitte, setzt Euch doch zu uns.« Kurz trat Schweigen ein, bis Miras das Wort ergriff.

»Nun, ich habe durch Zufall erfahren, welch großes Stück Land Ihr zu kaufen beabsichtigt. Ich hoffe, ich bin nicht zu dreist, wenn ich frage, wieso ausgerechnet hier?«

Prinz Varuya lächelte.

»Mein Vater will sich mal etwas gönnen.«

»Etwas gönnen? Ein Stück Land in Viara?« Miras war irritiert und Varuya belächelte das.

»Er hat Viara schon immer sehr schön gefunden und wollte sich hier ein kleines Landhaus bauen«, erklärte er ruhig.

»Aha«, gab Miras von sich und Mejro stieß ihm in die Seite, um ihn auf sein unhöfliches Verhalten aufmerksam zu machen.

»Ähm, ich meine, sehr interessant, erzählt mir mehr davon.«

»Ist das ein Satz, den Ihr auf Anraten Eures Vaters auswendig lernen solltet?«, fragte Prinz Varuya belustigt. »Ihr braucht Euch mir gegenüber nicht zu verstellen«, fügte er an und musterte Miras eindringlich, in der Hoffnung, dieser würde es nicht bemerken. Jedoch sah der fragend zu dem Gast. »Verzeiht, dass ich Euch so angestarrt habe, aber Ihr erinnert mich an jemanden, ich weiß nur noch nicht an wen.«

Miras schluckte schwer. Ob Varuya erkannt hatte, dass er das Mädchen aus der Stadt war? Doch hatte er gesagt, er wüsste nicht, an wen er ihn erinnere, was machte er sich also Sorgen?

 

»Mejro!«, stöhnte Miras leise, als sie am Abend wieder in des Prinzen Gemach waren und eben dieser eine geschickte Zunge über seinen Körper wandern spürte.

Der Prinz war mittlerweile völlig entkleidet und lag auf dem Rücken auf seinem Bett, während Mejro, der noch immer seine Hose trug, ihn verwöhnte.

»Mejro, hör auf mit den Spielereien«, befahl der Prinz ungeduldig und sein Diener wanderte mit seiner Zunge ein Stück tiefer. Dieser stöhnte erneut laut auf, als er

warme Lippen an seinem Penis spürte. Beide hatten keine Ahnung, dass ein Diener des Königs vor der Tür stand und interessiert lauschte.

 

Eben dieser Diener lief nun eilig in den Thronsaal und wurde dort von einem beunruhigten König erwartet.

»Eure Majestät, ich habe, wie befohlen, vor der Tür gewartet und bin nun hier, um Euch Kunde zu bringen, dass verdächtige Geräusche aus des Prinzen Gemach zu vernehmen sind«, sprach er außer Atem. Der König erhob sich und sah seinen Diener schockiert an.

»Ist der Junge noch bei ihm?«, fragte er dann mit fester Stimme.

»Ich habe sie gemeinsam das Zimmer betreten sehen, doch kam bisher keiner wieder heraus.«

»Für deine Dienste sei dir gedankt, doch bringst du schlechte Kunde«, sprach die Königin und erhob sich ebenfalls.

»Verzeiht, meine Herrin.« Der Diener verbeugte und entfernte sich.

Die Königin griff nach einer Hand ihres Mannes und sah ihn beunruhigt an. Der König atmete einmal tief durch und sah seine Frau dann mit festem Blick an.

»Ich werde mich selbst überzeugen müssen, um mir ein Urteil zu erlauben«, sagte er und ging mit seiner Gattin zum Schlafgemach seines Sohnes.

Mittlerweile sehr laut gewordenes Stöhnen war aus dem Raum zu vernehmen.

»Das darf nicht wahr sein«, sprach die Königin, den Tränen nahe und suchte Halt bei ihrem Mann. Dieser trat einen Schritt vor und rüttelte wütend an der Tür. Er versuchte sie zu öffnen, doch war sie verschlossen.

Miras und Mejro zuckten zusammen und ließen sofort voneinander ab.

»Miras, öffne die Tür. Sofort!«, dröhnte die Stimme des Königs durch die Tür, gefolgt von hämmerndem Klopfen.

»Verdammt«, gab Miras leise von sich.

»Was sollen wir tun, mein Prinz?«

»Dich haben sie nicht gehört. Versteck dich im Schrank, ganz hinten bei den Kleidern.«

»Aber was wird aus Euch?«

»Lass mich für meinen Ungehorsam einmal selbst Verantwortung übernehmen.«

Zögernd verschwand Mejro im Schrank und Miras schloss diesen von außen ab. Er wusste, wenn sein Vater zu laut schimpfen würde, würde sein Diener aus seinem Versteck kommen und wieder alle Schuld auf sich nehmen.

Der Prinz zog sich schnell ein Nachthemd über und öffnete die Tür. Sein Vater stürmte wütend hinein, gefolgt von seiner verunsicherten Frau.

»Wo ist er?«

»Wer?«, fragte Miras frech und bekam von seinem Vater sofort eine Ohrfeige.

»Das Kleine Flittchen von Diener, den du unbedingt haben wolltest, wenn ich mich richtig erinnere.«

»Ich nehme an, auf seinem Zimmer. Oder er ist mit dem Diener unseres Gastes unterwegs, die zwei scheinen sich sehr gut zu verstehen.«

»Ich glaube dir kein Wort.«

In dem Moment kam Prinz Varuya den Flur entlang.

»Ach Prinz Varuya, Ihr erscheint genau zur rechten Zeit. Darf ich Euch fragen, wo Euer Diener sich gerade befindet?«, fragte der König in einem übertrieben freundlichen Ton.

»Ihr dürft, Eure Majestät, aber ich kann Euch leider keine Antwort geben, denn ich bin gerade selbst auf der Suche nach ihm.«

»Vielleicht sind die beiden Jungen wirklich gemeinsam unterwegs«, sprach die Königin zögerlich zu ihrem Mann und sah ihn ängstlich an.

»Und wer hat ihnen das erlaubt? Sie sollten verdammt nochmal ihrer Arbeit nachgehen«, brüllte der König und verließ mit eiligen Schritten das Gemach seines Sohnes. Die Königin folgte ihm aufgebracht.

Als die beiden nicht mehr zu sehen und auch nicht mehr zu hören waren, tauchte hinter Prinz Varuya, der immer noch auf dem Flur vor Miras‘ Gemach stand, plötzlich Darej auf.

»Sind sie weg?«, fragte er und Varuya nickte. Miras sah sie verwirrt an.

»Ihr könnt Mejro wieder aus dem Schrank lassen«, sprach Varuya ruhig zu Miras. Der erstarrte vor Schreck. Woraufhin seine beiden Gäste sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnten.

»Woher wisst Ihr …«, fing der Prinz an zu fragen, doch Varuya unterbrach ihn sofort.

»Was Ihr hier gerade durchmacht, habe ich schon einige Jahre hinter mir. Ich kenne alle Verstecke und habe hier schon so einige Gespräche mit Euren Eltern führen dürfen.«

Prinz Miras musste sich erst einmal setzen. Darej hielt ihm eine Hand hin und der Prinz überreichte ihm ohne ein Wort den Schlüssel für den Schrank. Er schloss auf und befreite Mejro aus seinem Versteck.

»Mein Prinz, ist mit Euch alles in Ordnung?«, fragte er aufgebracht. Miras nickte, schüttelte den Kopf und nickte wieder, dann sah er Mejro ins Gesicht.

»Unser Gast hat uns durchschaut«, sagte er leise und fassungslos, dann bat er Prinz Varuya herein und Mejro verschloss hinter diesem die Tür.

»Ihr müsst mir das genauer erklären, bitte«, sagte Miras und sah zu Varuya.

Dieser setzte sich auf einen Stuhl und erzählte von einer Unterhaltung, die er mit dem König und der Königin geführt hatte.

 

»Mein Sohn? Da fragt Ihr nach dem Richtigen. Von meinem Sohn kann ich nicht erwarten, dass er nach mir den Thron besteigt. Er ist gar nicht in der Lage, ein Land zu regieren. Er … er hat ganz andere Dinge im Kopf. Und er rebelliert mir zu sehr«, sagte der König beinah spöttisch, als er Prinz Varuya das Land zeigte, welches dessen Vater zu kaufen beabsichtigte.

»Wie dem auch sei. Hier ist es«, fügte er hinzu und deutete auf das Land, das vor ihnen lag.

»Es ist wirklich schön hier. Sehr idyllisch. Ich denke, meinem Vater wird es gefallen. Gehen wir noch ein Stück?«

»Selbstverständlich«, antwortete der König und schritt mit seinem Gast über das freie Feld.

 

Noch am selben Tag hatte Prinz Varuya eine Unterhaltung mit der Königin.

»Ich hatte gehofft, Ihr könntet meinem Sohn diesen Unsinn austreiben, den er den ganzen Tag über treibt«, sagte sie leise.

»Ich fürchte dazu bin ich selbst noch zu jung«, antwortete Varuya mit sanfter Stimme.

»Aber Ihr wirkt schon so erwachsen.«

»Ich weiß, wie ich mich in mir fremden Gegenden und unter anderen Menschen zu benehmen habe, das ist alles«, erklärte er.

»Ihr meint, Ihr habt manchmal genauso viele Flausen im Kopf wie Miras?«

»Durchaus. Mein Vater hat es mit mir auch nicht immer leicht.«

»Ich weiß nicht, ob es sich schickt, mit Euch darüber zu sprechen. Doch mein Mann meint, er habe Miras schon einmal in Frauenkleidern gesehen. Das irritiert mich sehr«, gestand sie, von sich selbst überrascht, woher sie das Vertrauen nahm, solche Dinge mit einem ihr eigentlich Fremden zu bereden.

»Frauenkleider? ... Interessant. … Aber, wenn er doch seinen Spaß daran hat. Man darf das Leben nicht zu ernst nehmen«, sagte Varuya lächelnd und wechselte das Thema.

 

»Ich habe dann vermutet, dass Ihr das Mädchen seid, das Darej in der Stadt aus Versehen umgestoßen hat«, sagte Varuya sanft lächelnd.

»Ihr dürft mich nicht verraten, bitte«, sagte Miras verzweifelt.

»Euer Wunsch ist mir Befehl.« Erleichtert atmete Prinz Miras aus.

»Und woher wusstet Ihr, dass ich Mejro im Schrank versteckt hatte?«, wollte er nun wissen.

»Weil der Schrank das beste Versteck ist. Ich selber habe sämtliche Leute, die zu mir kamen und die mein Vater nicht sehen durfte, im Schrank versteckt«, erklärte Varuya lachend.

»Wen solltet Ihr zu Hause gehabt haben, den Euer Vater nicht sehen durfte?«, fragte Miras missmutig und eher sich selbst. Mejro stieß ihn wieder von der Seite an, um ihn erneut auf seine unhöfliche Art aufmerksam zu machen.

»Verzeiht«, sagte er daraufhin knapp. Doch Varuya fand das weniger schlimm, lächelte sanft und antwortete auf dessen Frage.

»Meinen ersten Freund zum Beispiel.«

»Freund? ... Ich durfte immer mal Freunde mit hier her bringen, … als ich noch welche hatte«, sagte Miras unsicher und Varuya belächelte das. Hatte er ihn wirklich so sehr missverstanden?

»Mejro jedoch müsst Ihr verstecken«, antwortete er hilfegebend.

»Das ist etwas a …«, setzte Miras an, doch verstand er in dem Moment und so sprach er nicht weiter.

»Verzeiht. Ich wollte Euch nicht in Verlegenheit bringen«, sagte der Prinz und sah beschämt zu Boden.

»Ich glaube eher, ich habe Euch in Verlegenheit gebracht«, sprach Varuya ruhig weiter. »Ihr braucht Euch für Eure Neigungen nicht zu schämen, … ich tue es auch nicht.«

»Dass Ihr mir das so anvertraut. ... Ich könnte als nächstes zu meinem Vater laufen und ihm berichten, dass sein Gast hohes Interesse an Männern hegt und mir den Kopf verdrehen könnte. Er würde Euch aus dem Schloss werfen«, sagte der Prinz sanft und leicht belustigt.

»So schätze ich Euch nicht ein. Ich denke, wir sind uns da zu ähnlich«, antwortete Varuya und Miras nickte.

»Zufällig kamen Darej und ich hier vorbei, da hörte ich die wütende Stimme des Königs und dachte mir schon, dass es Ärger gäbe. Einen kurzen Moment lauschten wir und dann befahl ich Darej, sich hinter dem Vorhang zu verstecken.«

»Ich danke Euch vielmals dafür, doch wird mein Vater mich damit nicht in Ruhe lassen«, sagte Miras besorgt und starrte aus dem Fenster.

»Ihr dürft den Kopf nicht hängen lassen, Prinz. Das Leben in unserer Gesellschaft ist nicht leicht. An Euch stellt man große Erwartungen. Doch vielleicht wendet sich irgendwann alles zum Guten.«

»Wie denn? Es ist doch alles hoffnungslos«, sagte Miras traurig.

»Hoffnung gibt es immer«, sagte Varuya, griff nach Miras Hand und sah ihn aufmunternd und sanft lächelnd an. Dann stand er auf und verließ mit Darej zusammen den Raum.

Prinz Miras blieb mit Mejro allein zurück.

 

»Ihr … reist ab?«, sagte Miras traurig, als er am Abend an Varuyas Gemach vorbeikam und die gepackten Sachen sah.

»Meine Aufgabe hier ist erledigt. Doch seid nicht traurig, Prinz«, sagte er und wandte sich an Miras. »Ich werde wiederkommen. Spätestens, wenn mein Vater den Bau seines Landhauses beginnen lässt.« Sanft strich er dem Prinzen mit dem Handrücken über die Wange und wandte sich erneut seinem Gepäck zu.

 

Ein letztes Mal saßen sie gemeinsam beim Abendessen. Es herrschte eine unangenehme Stille und Varuya und Miras warfen sich immer wieder heimliche Blicke zu. Der König bemerkte das sehr wohl, dennoch mischte er sich nicht ein. Er suchte stattdessen krampfhaft nach einem Thema, das er ansprechen könnte, nur um die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken.

Ein Diener betrat den Saal und ging auf den König zu. Er flüsterte diesem etwas ins Ohr und auf ein Zeichen seines Herren verschwand er wieder.

»Prinz Varuya, Eure Kutsche ist bereits eingetroffen. Meine Diener bringen gerade Euer Gepäck nach draußen.«

»Sehr schön, dann können wir früh los«, antwortete Varuya freudig. Miras zwang sich zu einem Lächeln.

 

»Auf Bald!«, waren die letzten Worte, die Prinz Varuya sprach, ehe die Kutsche abfuhr. Miras stand noch lange mit Mejro auf dem Hof und sah dem Abreisenden hinterher.

»Kommt, es ist kalt und es fängt an zu regnen«, sagte Mejro sanft, griff den Prinzen am Arm und zog ihn mit sich zurück ins Schloss.

 

Die darauffolgenden Tage war Miras sehr niedergeschlagen. Er verbrachte viel Zeit im Bett und wies sogar seinen Diener Mejro von sich. Er wollte niemanden sehen und mit niemandem sprechen. Der König gewann dadurch vorerst den Eindruck, die rebellische Phase seines Sohnes sei überstanden. Jedoch überwand er mit der Zeit seinen Liebeskummer und schon bald ging alles wieder seinen gewohnten Weg.

 

Mejro lief in das Schlafgemach des Prinzen, doch fand er den Raum leer vor. Ihm war klar, dass der Prinz sich mit Sicherheit in der Stadt befand und kurzerhand beschloss er, ihm zu folgen.

Er lief einige Zeit umher, ohne Miras zu finden und so machte er bei Dina eine Pause.

»Mejro, wer hätte gedacht, dass ich dich mal wieder sehen würde. Und überhaupt ist es ein Wunder, dass ich dich gleich wieder erkannt habe«, sagte sie lachend. Sie setzten sich an ihren Tisch und tranken Tee. »Was führt dich denn zu mir?«, fragte sie sanft.

»Ich war nur zufällig hier und dachte, ich schau mal, wie es dir geht.«

»Sehr großzügig von dir. Willst du etwas essen?«, sagte sie und wollte schon aufstehen, doch Mejro hielt sie zurück.

»Lass gut sein, mir ist nicht nach essen.«

»Dich bedrückt doch etwas. Das sehe ich«, sagte sie und setzte sich wieder.

»Ja, aber ich darf nicht darüber reden.«

»Das hätte mir vorher klar sein sollen. Aber wem soll ich denn was erzählen? Einer alten Schachtel wie mir glaubt doch keiner«, sagte sie humorvoll, in der Hoffnung, Mejro aufmuntern zu können, denn sie kannte ihn gut und wusste, er würde ihr das so oder so nicht erzählen was ihm Kummer bereitete. Komme, was wolle.

Eine Weile unterhielten sie sich, doch irgendwann musste Mejro weiter. So verabschiedete er sich und trat wieder auf die Straßen von Viara, um weiter nach dem Prinzen zu suchen. Den er auch bald fand.

»Junge Dame, wie oft habe ich Euch schon gesagt, Ihr dürft Euch nicht so weit von mir entfernen?«, sagte er gespielt streng. Miras drehte sich um und strahlte Mejro an. Dieser besah sich des wunderschönen Gesichtes vor sich und wirkte für einen Moment abwesend. Doch fing er sich schnell wieder, schlang einen Arm um Miras` Hüfte und ging mit ihm zurück zum Schloss.

Auf ihrem Weg kamen sie erneut an Dinas Haus vorbei. Diese warf gerade einen Blick aus dem Fenster.

»Jetzt weiß ich auch, warum er sich so seltsam verhält«, sagte sie lächelnd zu sich selbst und ging weiter ihrer Hausarbeit nach.

 

»Ihr solltet Euch schleunigst umziehen, mein Prinz. Bevor Euer Vater hier erscheint«, sagte Mejro besorgt und trat an den Schrank heran.