Dämonenklinge - Sara C. Roethle - E-Book

Dämonenklinge E-Book

Sara C. Roethle

0,0
4,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Als ein weiterer Ältester ermordet wird, kann Lyssandra Ashers Ruf nicht widerstehen. Ihm zu helfen bedeutet, gegen die direkten Befehle des Potentaten zu verstoßen, und sie will Steifan und Tholdri nicht mit in den Abgrund reißen. Aber der Mord ist nicht das einzige Problem. Mysteriöse Schatten schleichen durch ein nahe gelegenes Dorf und Geister streifen frei umher. Als ein Dorfbewohner ermordet wird, müssen Lyssandra und Asher dieses neue Geheimnis lüften und gleichzeitig gegen ihre wachsende Anziehung füreinander ankämpfen. Diese Anziehung wird zu Lyssandras Hauptproblem, als ihr ein Ausweg aus ihrer Verbindung mit dem Vampir angeboten wird. . für einen Preis. Lyss wird bald herausfinden, wo ihre Loyalität wirklich liegt, denn mit Ashers möglichem Untergang kommt die Chance, das Leben, das sie vorher kannte, wiederzuerlangen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



DÄMONENKLINGE

PARANORMALE ROMANTASY

SCHATTENSTUDIEN

BUCH 2

SARA C. ROETHLE

Übersetzt vonARNELA KADIRIC

IMPRESSUM

Dämonenklinge: Paranormale Romantasy

Autor : Sara C. Roethle

Verlag : 2 Herzen Verlag (ein Teil von Zweihänder Publishing)

Alle Rechte vorbehalten

Autor : Sara C. Roethle

Verlag : 2 Herzen Verlag (ein Teil von Zweihänder Publishing)

[email protected]

Hedwig-Poschütz Str. 28, 10557, Berlin

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachng.

NEWSLETTER

Abonnieren Sie den Newsletter, um über neue Veröffentlichungen von Liebesromanen des 2 Herzen Verlag informiert zu werden:

https://landing.mailerlite.com/webforms/landing/g3v1l4

1

Die Nachtluft in den Sümpfen war warm, sanft und roch stark nach Gräsern und Schlamm. Ich wartete

mit dem Rücken an einer alten, verlassenen Hütte gelehnt, deren Bretter halb verrottet und schon bröckelig waren. Es war unklug, nachts allein mit meinem Pferd in den Sümpfen zu sein, aber ich würde nicht lange allein sein. Ein uralter Vampir war auf dem Weg zu mir. Alle Ghoule, die mich in Stücke reißen wollten, hätten keine Chance.

Ich schaute hinauf zum Mond und versuchte zu erraten, wie spät es war. In dem Brief hieß es Mitternacht, natürlich. Asher hatte, wie viele der älteren Vampire, einen Hang zum Dramatischen.

Die Härchen auf meinen Armen sträubten sich, als ich ihn draußen in der Dunkelheit spürte, seine Anwesenheit war wie ein zweiter Herzschlag, der in meiner Brust pochte. Ich hatte gehofft, die Woche in der wir getrennt verbracht waren, würde das Band zwischen uns schwächen, aber ich realisierte, dass das nicht der Fall war. Unsere wachsende Verbindung würde sich nicht so leicht auflösen.

"Hallo, Lyssandra."

Ich drehte mich nach dem Klang seiner Stimme um und spähte um die Ecke des verfallenen Häuschens. Er stand dort, umrahmt vom Mondlicht, sein langes weißes Haar wehte im Wind.

Ein seltsames Gefühl kribbelte auf meiner Haut, als ich vortrat. "Es wurde Zeit."

"Es ist genau Mitternacht."

Ich verdrehte die Augen, dann ging ich auf ihn zu. In nur einem Leinenhemd, einem leichten Mantel,

Hosen und Stiefeln fühlte ich mich ohne meine Rüstung nackt, aber das war keine offizielle Mission. Nein, ich handelte direkt gegen meine Pflichten als Jäger des Helius-Ordens. "Einen Kurier zum Schloss Helius zu schicken, war nicht gerade subtil von dir."

Ich war nahe genug an ihm dran, um zu sehen, wie sich die Winkel seiner blassen Lippen nach oben wölbten. Seine grauen Augen fingen das Mondlicht, als er mich ansah. "Wäre es dir lieber gewesen, ich hätte den Brief selbst überbracht?"

Ich verschränkte die Arme und raffte mein blaues Leinenhemd und den grauen Mantel hoch. "Hättest du es getan, wärst du tot."

Er hob eine der schwarz gekleideten Schultern in einem Zucken. "Vielleicht." Er blickte sich um. "Ich habe erwartet, dass du Steifan und Tholdri mitbringst." Der Blick war nur Fassade. Er hätte sie schon lange vor seiner Ankunft gewittert.

Ich warf meinen roten Zopf hinter meinen Rücken und schüttelte den Kopf. "Nein, ich will nicht, dass sie in die Sache verwickelt werden. Es ist zu gefährlich. Keiner von ihnen hätte eine Chance gegen etwas, das einen uralten Vampir ermorden konnte."

"Ich bin froh zu hören, dass du es als Mord ansiehst." Er trat näher und drang in meinen persönlichen Bereich ein.

"Kannst du heute Abend anfangen?"

Ich verrenkte mir den Hals, um seinen silbernen Augen aus der nähe zu begegnen und dann blieb mir der Atem im Hals stecken. Ich erinnerte mich an unser letztes Treffen, an das Gefühl, wie sich sein Körper an meinen presste, an seinen Geschmack auf meiner Zunge.

Ich schloss die Augen und kämpfte gegen das Gefühl an. "Ich kann dir die heutige Nacht und die drei Nächte danach geben, dann muss ich nach Schloss Helius zurückkehren." Das war eine Lüge. Ich hatte keinen dringenden Auftrag, aber ich wollte, dass dieser Fall sich nicht in die Länge zieht.

Selbst mit geschlossenen Augen spürte ich, wie er sich mir näherte. Ich legte eine Hand auf seine Brust, um ihn aufzuhalten.

Das Sehende Schwert in meinem Rücken gab keine einzige Warnung von sich. Es sah ihn wirklich nicht als Bedrohung an. Ich nahm an, ich auch nicht mehr. Schließlich öffnete ich die Augen und musterte meine Hand auf dem weichen schwarzen Leinen, das seine Brust bedeckte.

Normalerweise wäre er schon weggetreten.

Ich begegnete seinen Augen. "Was ist mit dir heute Abend? Normalerweise bist du nicht so aufdringlich."

Er leckte sich über die Lippen und schien über seine Antwort nachzudenken. "Verzeih mir, ich hatte vergessen, wie sich die Verbindung anfühlt, wenn du in der Nähe bist." Seine Finger strichen über meinen Handrücken und drückten ihn für einen Moment fester gegen seine Brust, dann wich er zurück.

Oh Gott, das würde nie funktionieren, wenn wir uns nicht besser beherrschen könnten. Ich

schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter. "Es ist nur eine Woche her."

"Die Zeit vergeht sowohl langsam als auch schnell, wenn man so lange lebt wie ich." Er schüttelte sich, als würde er seine Federn glätten, dann trat er weiter zurück und sah mein Pferd an. "Du

wirst dein Reittier nicht lange brauchen. Sie wird es schwer haben, Evrals Versteck zu erreichen."

Ich hob die Brauen bei der Erwähnung des ermordeten Vampirs. "Wieso, hat er auf einem Baum gelebt?"

"Auf einem Berg. Einem steilen, felsigen Berg."

"Natürlich", seufzte ich. "Er konnte es nicht zu einfach machen."

"Es tut mir leid, dass sein Tod so eine Unannehmlichkeit ist."

Ich warf ihm einen ergreifenden Blick zu, obwohl ich eigentlich dankbar für den Themenwechsel war. "Das habe ich nicht gemeint und das weißt du auch. Wir sollten uns jetzt auf den Weg machen. Ich möchte nicht auf einem Berggipfel festsitzen, wenn du einen Tag lang vor der Sonne fliehen musst."

"Wir werden die Höhle heute Nacht nicht mehr erreichen", erklärte er. "Aber du hast recht, wir sollten uns auf den Weg machen. Ich kenne einen Ort wo du bleiben und dein Pferd unterstellen kannst."

Ich warf einen Blick auf mein Pferd und fühlte mich fast schuldig, weil ich es mitgenommen hatte. Es wurde gezüchtet und trainiert, um Jäger in die Schlacht zu tragen. Nicht um Verräter zu tragen, während sie Vampirmorde untersuchten.

Ich hatte nicht gehört wie Asher sich bewegt hatte, aber plötzlich stand er wieder dicht bei mir. "Deine Gedanken spiegeln sich auf deinem Gesicht. Du fühlst dich schuldig."

Ich biss die Zähne zusammen, irritiert darüber, dass er mich so leicht durchschauen konnte. "Ich nehme meine Eide ernst, wie du weißt. Sonst wäre ich nicht hier."

"Hast du schon herausgefunden, warum der Potentat dich auserwählt hat, nach Silgard zu gehen?"

Ich schaute zum Mond hinauf. "Nein."

"Du glaubst also, dass man dich nicht absichtlich weggeschickt hat, kurz bevor Evral ermordet wurde?"

"Das geht dich nichts an." Ich wich zurück und ging zu meinem Pferd, damit er meinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte.

Denn ich hatte nichts erfahren. Nicht woher der Potentat wusste, dass er Markus und Isolde zu mir schicken sollte, um mir zu helfen, als ich Karpov gegenüberstand. Ich hatte nicht erfahren, warum er mir ein Schwert gegeben hatte , das nur für einen Vampir oder einen menschlichen Diener eines Vampirs erwachen würde. Ich hatte nicht erfahren, warum er mich nach Silgard schickte oder warum er Karpovs Untergang nie in Frage stellte.

Aber ich konnte mir eingestehen, wenn auch nur vor mir selbst, dass mein Verdacht einer der Gründe dafür war, warum ich mitten in der Nacht mit Asher in den Sümpfen stand. Denn es stimmte, der Potentat hatte mich weggeschickt, kurz bevor der Älteste ermordet wurde. Vielleicht war es ein Zufall, aber ich begann zu lernen, dass nur wenige Dinge im Leben wirklich Zufälle waren. Nicht, wenn mächtige Männer dein Schicksal bestimmten. Nicht, wenn uralte Vampire einen aus dem Schatten heraus verfolgten.

Hier war ich also, bereit einen Vampirmord aufzuklären und zu verhindern, dass die anderen Uralten getötet wurden. Ich wollte verhindern, dass ein bestimmter Ältester getötet wurde, denn wenn jemand versuchte die alte Ordnung zu stürzen, hatte er genauso eine Zielscheibe auf dem Rücken wie jeder von uns. Sein Tod würde auch mein Ende bedeuten. Ich wollte nicht sterben und vielleicht, nur vielleicht, wollte ich auch nicht, dass er starb.

* * *

Wir reisten einen Großteil der Nacht nach Osten und landeten schließlich vor einem mittelgroßen Dorf, das ich noch nie zuvor besucht hatte. Die meisten meiner Jagden führten mich in den Norden oder in die Sümpfe, nicht in die trostlosen Gebiete am Rande des Silberkrag-Gebirges. Die Gebirgskette selbst war nahezu unzugänglich, obwohl ein entschlossener Bergsteiger das östliche Meer nach einigen Tagen auf der anderen Seite erreichen konnte.

Ich blickte auf die dunklen Felsenberge und spürte die herannahende Morgendämmerung wie eine Last auf meinen Knochen. Die Luft war hier kühler und dünner als in den Sümpfen. Ich warf einen Blick auf Asher, der auf meiner anderen Seite stand und merkte, dass ich seine Anspannung spürte. Normalerweise war die Morgendämmerung eine Erleichterung für mich.

"Hier muss ich dich verlassen." Er warf einen Blick auf mein Pferd, das ich mit den Zügeln an meiner Seite festhielt. "Dein Zimmer ist bereits bezahlt und dein Pferd wird gut versorgt sein."

Ich wurde bei seinen Worten stutzig. "Wie ich sehe, hast du schon alles geplant, nicht wahr?"

Er schenkte mir den Anflug eines Lächelns. "Du bist diejenige, die mich so lange auf ihre Hilfe hat warten lassen. Was hätte ich denn sonst tun sollen?"

Das konnte ich nicht abstreiten. Ich betrachtete das große, weiß getünchte Gebäude am Rande des Dorfes, aus dessen Schornstein starker Rauch aufstieg. Dahinter befanden sich die Ställe. Ich konnte das Schnaufen einiger ruhender Pferde hören. "Was soll ich den ganzen Tag machen, bis du aufwachst?"

"Ruh dich aus, iss gut. Keiner wird dich stören."

Ich war mir nicht sicher, wie er solche Garantien geben konnte, wenn er sich für den Tag irgendwo verstecken würde, aber irgendwie glaubte ich ihm. So weit im Osten würde mich niemand erkennen. Keiner würde wissen, dass ich ein Jäger war. Es war fast eine Erleichterung. Ich drehte mich um, um mich zu verabschieden, aber Asher war bereits verschwunden.

Ich fluchte leise über sein plötzliches Verschwinden und führte mein Pferd in Richtung Gasthaus. Als ich die Ställe erreichte, wartete draußen ein junger Mann, der mein Pferd übernahm. Asher muss das arrangiert haben, denn sonst wäre um diese Zeit noch niemand wach. Er nickte mir zu, während er sich die müden Augen rieb und führte meine Stute weg, bevor ich ihm ein Geldstück anbieten konnte.

Verärgert, obwohl Asher mir einen Gefallen getan hatte, ging ich zum Eingang des Gasthauses und trat hinein. Die Wärme des lodernden Kaminfeuers umhüllte mich und ich nahm mir einen Moment Zeit sie zu genießen, als eine ältere Frau von einem der vielen Tische aufstand, um mich zu begrüßen. Sie sah nicht so müde aus wie der junge Mann, der mein Pferd übernommen hatte. Nein, sie roch nach dem Brot, das sie bereits für den kommenden Tag gebacken hatte, was man am Mehl auf ihrer dunkelbraunen Schürze erkennen konnte. Sie war es gewohnt, so früh aufzustehen.

Als ich mich ihr näherte, strich sie sich eine ergrauende goldene Locke hinter das Ohr und streckte mir dann ihre Hand mit der Handfläche nach oben entgegen. "Du musst Lady Yonvrode sein. Man sagte mir, du würdest bei Tagesanbruch eintreffen."

Sie senkte leicht den Kopf, als ich meine Hand in ihre legte. Für wen hielt mich diese Frau eigentlich? Was hatte Asher ihr erzählt? Es gab keine Möglichkeit zu fragen, ohne wie ein Narr zu wirken.

Sie schien mein Zögern nicht zu bemerken, als sie meine Hand losließ. "Ich bringe dich auf dein Zimmer."

Ich senkte den Kopf. "Danke."

Sie blickte sich um. "Wo sind deine Sachen?"

Ich klopfte auf die Satteltasche, die ich mir über die Schulter gehängt hatte. Sie enthielt Kleidung zum Wechseln, ein bisschen Verpflegung, Verbandszeug und drei Silberdolche. Meinen Wassersack hatte ich bei meinem Pferd gelassen. Ich würde später am Morgen einen Platz finden, um ihn aufzufüllen.

Die Wirtin wischte ihre offensichtliche Verwirrung schnell beiseite und bedeutete mir mit einer Geste, die Treppe auf der anderen Seite des Raumes hinaufzugehen. Ich bemerkte, wie ihr Blick zu meinem Schwert wanderte, als ich vorbeiging.

"Ich weiß, dass es noch früh ist", sagte sie in meinem Rücken, als sie mir folgte, "aber soll ich dir ein Bad einlassen?"

Ich dachte darüber nach, als ich die Treppe hinauf ging. Wenn ich einen ganzen Tag zum Totschlagen hatte, konnte ich das genauso gut ausnutzen. "Ein Bad wäre wunderbar."

Sie führte mich in mein Zimmer, eine einfache Einrichtung mit einem Einzelbett, einem Waschbecken und einem kleinen Kamin und ging dann, um mein Bad vorzubereiten.

Ich warf meine Satteltasche auf das Bett, stemmte die Hände in die Hüften und schaute mich in dem stillen Raum um, nicht ganz sicher, was ich mit mir anfangen sollte. Freie Zeit war ich nicht gewöhnt. Wenn es keine Mission gab, trainierte ich, verfeinerte meine Fähigkeiten und hielt mich fit.

Ich war gerade dabei, mich an den Gedanken zu gewöhnen, einen ganzen Tag frei zu haben, als ein plötzlicher Schrei meine Ohren erreichte. Er verstummte schnell, dann war alles still. Ich zog mein Schwert und stürmte aus dem Zimmer, die Treppe hinunter in die Richtung des Schreis. Ich sah die Besitzerin nicht im Gemeinschaftsraum, also ging ich durch eine offene Tür und den Flur hinunter, wo ich in das Badezimmer eilte.

Sie stand da, die flauschigen Handtücher an die Brust gepresst, mit großen Augen, als sie sich zu mir umdrehte. Ihr fiel die Kinnlade herunter und sie taumelte zurück zur Wand.

Ich machte einen Schritt auf sie zu. Ich konnte keine Feinde im Raum sehen. "Warum hast du geschrien?"

"B-bitte tu mir nicht weh!"

Ich blickte auf mein erhobenes Schwert und ließ es dann schnell wieder sinken. "Ich werde dir nicht wehtun. Ich habe dich schreien gehört. Ich dachte, du würdest angegriffen."

Sie lockerte ihren Griff um die Handtücher und deutete mit einem Finger auf die Ecke des Raumes. "Ich habe eine Maus gesehen. Die Stallkatze ist faul geworden."

Meine Schultern entspannten sich und ließen mich vor lauter Aufregung zittrig werden. Ich steckte mein Schwert in die Scheide auf meinem Rücken. "Du solltest nicht so schreien, wenn du nicht wirklich in Gefahr bist."

Langsam kehrte die Farbe in ihr Gesicht zurück. Sie sah mich von oben bis unten an. "Die meisten Frauen schreien, wenn sie Mäuse sehen, und nur wenige Frauen kommen mit Schwertern angerannt, wenn sie welche sehen."

Mein Gesicht erhitzte sich. Da hatte man mir tatsächlich ein paar Tage gegönnt, in denen ich keine Jägerin war und schon verriet ich mich.

"Du weißt also tatsächlich, wie man mit dem Schwert umgeht? Wer bist du?"

Ich biss mir auf die Lippe. Ich war mir nicht sicher, was Asher ihr erzählt hatte, aber ich wollte auf keinen Fall, dass sie die Wahrheit erfuhr, vor allem wenn mich jemand mit Asher sah und erkannte, was er war. "Ich reise viel. Es ist besser, wenn man weiß, wie man sich schützen kann. Ich bin nichts Besonderes."

Sie atmete tief durch und sammelte sich schnell wieder. "Nun, da du schon mal hier bist, dein Bad ist fast warm. Kann ich dir noch etwas bringen?"

Ich schüttelte den Kopf. "Ich schlafe nach dem Bad und esse dann später etwas."

Sie warf mir einen seltsamen Blick zu, nickte dann aber. "Dann lasse ich dich mal in Ruhe." Sie reichte mir die Handtücher, als sie an mir vorbeiging, drehte sich dann in der offenen Tür um und schenkte mir ein verwirrtes Lächeln. "Ich weiß es zu schätzen, dass du gekommen bist, um ... mich zu retten." Sie ging hinaus und schloss die Tür, so dass ich mein Bad nehmen konnte.

Ich schloss die Tür hinter ihr und schaute mich noch einmal im Zimmer um, wobei ich mich an den morgendlichen Lichtstrahlen erfreute, die durch die kleinen Fenster hoch oben in der Wand einfielen. Mein Blick blieb an einer Vase mit gelben Gänseblümchen hängen, die auf einem kleinen Holztisch neben dem Bad stand.

Ich starrte die Blumen an und ging näher heran, um einen Zettel zu sehen, der unter der Vase befestigt war. Ich hob das Papier an und entfaltete es.

Bis heute Abend.

-A

Ich rollte mit den Augen, als ich den Zettel zerknüllte und begann mich auszuziehen. Asher hatte nicht gelogen, als er gesagt hat, er hätte zu viel Zeit gehabt, um auf mich zu warten.

Mein Blick wanderte zurück zu den Blumen, während ich meine Kleidung zusammen- und beiseite legte. Ich konnte nie sagen, ob er ernsthaft versuchte eine Romanze mit mir einzugehen oder ob er es nur genoss, mich zu necken und mir das Gefühl zu geben, ein dummer Mensch zu sein. So oder so, ich schätzte seine Annäherungsversuche nicht. Er wusste, dass ich mit ihm nicht weiter gehen konnte, als ich es bereits getan hatte.

Ich lehnte mein Schwert gegen die Badewanne und ließ mich in das dampfende Wasser sinken. Alle meine ewig angespannten Muskeln entspannten sich. Lavendelöl stieg aus dem Wasser auf und beruhigte mich noch mehr.

Ich blickte auf mein Schwert, bevor ich meine Augen schloss. "Wenn wir schon gezwungen sind, mit ihm zu arbeiten, sollten wir das Beste daraus machen."

Mein Schwert antwortete nicht, nicht dass ich das erwartet hätte. Es gab viele Fragen, die ich stellen würde, wenn es sich tatsächlich unterhalten könnte. Aber stattdessen blieb es stumm. Ich würde die Antworten selbst herausfinden müssen, angefangen bei der Frage, wer den Alten ermordet hatte und wen er als Nächstes zu töten gedachte.

2

Ich wartete draußen auf Asher, als die Nacht über uns hereinbrach. Der Mond hatte den Platz der Sonne eingenommen, lange bevor es ganz dunkel wurde und ließ mich in einem seltsamen Schwebezustand der Beklemmung zurück. Obwohl ich ausgeschlafen und gesättigt war, schüchterte mich der vor mir liegende Aufstieg ein. Meine Augen suchten die felsigen, kahlen Berge ab, die sich über dem Dorf erhoben. Wir befanden uns am Rande der Zivilisation und gingen auf das Unbekannte zu.

Ich wusste nur, dass ich wütend sein würde, wenn ich diesen Berg hinauf kletterte und nichts fand, was uns bei unserer Suche helfen würde. Ich hielt den Atem an, als sich die Dunkelheit wie eine Faust um mich schloss und ich nach Luft schnappte.

"Bist du bereit?"

Ich warf einen Blick auf Asher, der plötzlich an meiner Seite stand, weil ich wusste, dass seine Anwesenheit der einzige Grund war, warum mich die Dunkelheit so schwer getroffen hatte. "Bringen wir es hinter uns."

"Dir auch einen schönen Abend." Er ging an mir vorbei, mit steifem Rücken in seinem schwarzen Mantel und seiner Hose.

Ich sah ihm einen Moment lang nach und fragte mich, ob er merkte, dass ich gerade das Gleiche wie er gefühlt hatte. Normalerweise war er in der Lage seine Gefühle vor mir zu verbergen.

"Kommst du?", rief er zurück, während er den Weg weiterging.

Kopfschüttelnd folgte ich ihm weiter weg vom Dorf, in Richtung des Fußes der Berge. Das Knirschen meiner Stiefel auf den kleinen Felsen und das leise Rufen einer Eule waren die einzigen Geräusche. Während wir aufstiegen suchte ich den Berg ab. Es gab einige Pfade, die sich nach oben schlängelten und ich fragte mich, ob einer von ihnen direkt zum Versteck des Vampirs führen würde. Hatte der ermordete Alte in dem Dorf gejagt, in dem ich meinen Tag verbracht hatte? Hatte der Mörder diesen Leuten einen Gefallen getan?

Ich konnte nicht allzu sehr über meine Fragen nachdenken. Es gab einen größeren Plan im Hintergrund, ein viel weitreichenderes Risiko für unser aller Leben.

"Hast du die Besitzerin des Gasthauses beschworen?" fragte ich in Ashers Rücken.

"Du würdest es nicht gutheißen, wenn ich es täte." Er ging weiter, sein loses weißes Haar wiegte sich sanft mit seinen Bewegungen.

"Ich bin mit vielen Dingen nicht einverstanden. Ich bezweifle sehr, dass dich das davon abhält, sie zu tun."

Er blieb stehen und sah mich an, seine kunstvollen Züge waren vom Mondlicht umspielt. "Wenn du ein Gespräch wünschst, Lyssandra, dann lauf an meiner Seite und führe eins."

Ich runzelte die Stirn. Er hatte recht. Ich hatte nicht wirklich geglaubt, dass er irgendjemanden beschworen hatte. Ich hatte nur einen Grund gesucht, um das Schweigen zu brechen. "Mir geht es gut, wo ich bin."

Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging weiter.

In Wahrheit hätte er es viel schneller den Berghang hinauf schaffen können als ich. Er hätte mich bitten können, den ganzen Tag zu wandern und er hätte mich bei Einbruch der Nacht einholen können. Doch er war hier und stapfte in menschlichem Tempo weiter. Hatte er Angst, dass mir etwas zustoßen könnte? Oder traute er mir einfach nicht zu, mitzukommen, ohne dass er mich anspornte?

"Gut", schnaufte ich und wurde meiner eigenen Gedanken schnell überdrüssig. Ich beeilte mich zu ihm aufzuschließen und ging dann weiter, wobei meine Oberschenkel bereits von der zunehmenden Steigung brannten. "Sag mir, was du über Evral weißt. Wer wusste noch, wo er sich den Tag über aufhielt?"

"Du nimmst an, dass er im Laufe des Tages getötet wurde, aber ich glaube nicht, dass dies der Fall war Es gab Anzeichen eines Kampfes."

Ich warf ihm einen Blick zu, aber sein Gesichtsausdruck verriet nichts. "Wir suchen also nach jemandem, der stark genug ist, einen Alten zu töten, während er wach war?"

"Obwohl ich andere Vampire in der Höhle witterte, war ihr Geruch nicht frisch. Keiner von ihnen hat ihn getötet."

Ich blieb stehen und stemmte die Hände in die Hüften. "Wer, außer anderen Vampiren, könnte also einen Uralten ermorden?"

Er drehte sich um und sah mich von oben bis unten an. "Du könntest es. Und der andere Jäger, Markus, er könnte es auch. Vielleicht einer der Sidhe wie Ryllae. Evral war alt, aber nicht so mächtig wie Karpov."

Ich verengte meine Augen. "Nun, ich habe ihn nicht umgebracht und ich bezweifle sehr, dass es Markus war. Ich habe mit ihm gesprochen, kurz bevor ich nach Silgard aufbrach und das wäre zu weit für ihn gewesen, um in dieser kurzen Zeit zu reisen." Ich beobachtete Asher genau, aber sein Gesichtsausdruck änderte sich nicht. "Glaubst du wirklich, dass der Mörder ein Sidhe war?"

Er drehte sich um und begann wieder zu gehen. "Ich glaube es nicht, aber ich kann es auch nicht völlig ausschließen. Der Mörder war kein Vampir, aber sicher auch kein Mensch. Das lässt wenig Möglichkeiten offen."

Ich schloss zu ihm auf. "Wenn er nicht von Vampiren getötet wurde, dann hat das vielleicht nichts mit dem zu tun, was Karpov angefangen hat."

"Es hätte keinen anderen Grund gegeben, ihn zu töten. Er blieb immer für sich. Sein Gebiet war klein und isoliert."

Ich ließ den Gedanken auf mich wirken und fragte mich, wie viele Alte noch übrig waren. Ohne jemanden, der die Jungen im Zaum hält, würden sie wahllos morden. Der Helius-Orden würde sie jagen, aber auch unserer Macht waren Grenzen gesetzt.

Die Stille dehnte sich zwischen uns aus. Würde ich Asher nicht sehen und spüren, wäre es so, als wäre er gar nicht da.

Er streckte eine Hand aus, um mein Vorankommen aufzuhalten.

Ich erstarrte, denn ich spürte dasselbe wie er. Die Nacht war lebendig geworden. Es fühlte sich an, als würden Insekten über meine Haut krabbeln. Das Sehende Schwert flüsterte eine Warnung, die Untoten waren über uns.

Langsam streckte ich meine Hand nach meinem Schwert aus. Mit einer geschmeidigen Bewegung umklammerte ich den Griff, zog mein Schwert heraus und wirbelte herum, als ich die Spitze meiner Klinge an der Kehle eines Vampirs hatte. Sie war jung. Ihre Haut war noch braun, wie sie es zu Lebzeiten war.

Ihre dunklen Augen weiteten sich beim Anblick meiner Klinge, dann huschte sie in die Nacht hinaus, fast zu schnell, um ihr zu folgen.

Ich spürte Asher in meinem Rücken. "Es nähern sich mehr."

"Ich weiß." Ich umklammerte meine Klinge, wartete auf den nächsten Angriff und wünschte, wir stünden nicht auf dem felsigen Abhang. Eine falsche Bewegung und meine Füße würden mir den Boden unter den Füßen wegziehen.

Schatten tauchten um uns herum auf und zogen Kreise.

Ich ließ meine Sinne nach außen schweifen. "Sie sind alle jung, aber es sind viele."

Asher ballte seine Hände. Er hatte keine Waffe, die ich sehen konnte, aber er brauchte auch keine. Er konnte die Jungen mit bloßen Händen zerfetzen.

Ich wirbelte herum, als sich ein Schatten näherte und schlug mein Schwert in den Unterleib eines jungen Mannes. Er kreischte und flüchtete, dann griff der nächste an. Ich hörte auf, auf ihre Gesichtszüge zu achten, reagierte rein instinktiv und vertraute darauf, dass Asher mir den Rücken freihielt.

Das Sehende Schwert flüsterte mir zu, ich solle mich umdrehen. Ich gehorchte und stieß die Spitze der Klinge in den Rücken einer Frau, die sich gerade auf Asher stürzte. Ich zog meine Klinge zurück und sie fiel tot zu Boden. Sie konnte noch nicht sehr lange ein Vampir gewesen sein, sonst wäre es schwieriger gewesen, sie zu töten.

Ich sah Asher einen Herzschlag lang in die silbernen Augen, dann richtete ich meine Aufmerksamkeit auf die uns umgebende Dunkelheit. Nichts bewegte sich. Der Angriff endete so abrupt, wie er begonnen hatte.

Ich rümpfte die Nase. "Ich rieche Rauch."

Asher wandte sich von mir ab und blickte den Hang hinauf. "Das war ein Ablenkungsmanöver."

Ich folgte seinem Blick zu dem Rauch, der aus einer Höhle in der Bergflanke aufstieg, deren Öffnung vom Schein der Flammen aus dem Inneren erhellt wurde. "Sag mir nicht, dass das Evrals Versteck war."

"Das war Evrals Höhle. Jemand wollte nicht, dass du sie siehst."

Während ich auf weitere Warnungen meines Schwertes lauschte, schloss ich die Augen und spürte die Nacht um uns herum, aber ich konnte nur einen Vampir spüren, und das war Asher. Die anderen, die überlebt hatten, waren verschwunden.

Ich kniete nieder und wischte meine Klinge an dem Hemd eines toten Vampirs ab, dann schob ich es in die Scheide und stand auf. "Was gibt es da noch zu vertuschen? Er wurde vor Wochen getötet. Du hast das Versteck bereits untersucht."

Asher starrte immer noch in den Rauch hinauf. "Etwas, das du spüren würdest, aber ich nicht. Sie haben uns kommen sehen und sind vorgestürmt."

"Was hält das Feuer aufrecht?"

Asher begann zu laufen. "Es war sein Haus. Er hatte Möbel, Kleidung, viele Dinge zum Verbrennen."

Ich versteifte meine Wirbelsäule und folgte ihm. Eine Menge Dinge zum Verbrennen. Viele Beweise, durch die ich hätte gehen können, wenn wir etwas schneller gegangen wären. Jetzt war die ganze Reise umsonst.

Asher blieb so nah an der Höhle stehen, dass es schwer war, durch den Rauch zu atmen.

Ich zog mir den Kragen meines Hemdes über Mund und Nase. "Sollen wir warten, bis es ausgeht? Durchsuchen wir alles, was übrig bleibt?"

"Es wird nichts mehr zum Durchsuchen übrig sein." Er drehte der Höhle den Rücken zu. Seine Augenbrauen waren zusammengekniffen, und seine Augen lagen im Schatten.

Als ich seinen besorgten Gesichtsausdruck sah, wurde es mir klar. "Er war dein Freund, nicht wahr?"

Er antwortete nicht. Der Rauch umhüllte ihn und ließ ihn wie einen Geist aussehen.

Ich war nicht sicher, was ich tun sollte. Ich war es nicht gewohnt, so echte Gefühle von ihm zu sehen. Er war ein Experte darin, seine Gedanken zu verbergen.

"Wir gehen wieder hinunter", sagte er schließlich. "Wir werden alle anderen Vampire in diesem Gebiet befragen."

"Wie werden wir sie finden?" fragte ich.

Er warf mir diesen schmerzvollen Blick zu, der mich wünschen ließ, ich hätte nichts gesagt. "Du bist eine Jägerin. Es ist Zeit zu jagen."

Ich widersprach ihm nicht, als er begann, den Berg hinunterzugehen. Ich konnte Vampire spüren, wenn sie in der Nähe waren, aber normalerweise hatte ich eine Spur, die ich verfolgen konnte. Normalerweise gab es ein Opfer. Man konnte nicht einfach einen Stein in irgendeine Richtung werfen und einen Vampir treffen. Wir würden wohl den Rest der Nacht mit unserer Suche verschwenden.

Aber ich habe nicht widersprochen. Ich folgte Asher pflichtbewusst den Berg hinunter, denn ich kannte den Blick in seinen Augen nur zu gut. Ich wusste, wie es sich anfühlte, jemanden zu verlieren, der einem wichtig war.

Er würde sich rächen wollen. Ich hatte die Angewohnheit, ihm viele Dinge zu verweigern, aber diesen ... diesen Wunsch würde ich ihm gerne erfüllen.

* * *

Anscheinend konnte man einen Stein in jede Richtung werfen und einen Vampir treffen. Wir fanden einen, der in der Nähe des Dorfes lauerte, keine Stunde nachdem wir den Berg hinuntergestiegen waren. Bevor ich auch nur blinzeln konnte, war Asher schon zur Stelle und packte die Frau mit einer Hand, die er ihr über den Mund hielt. Er trug sie wie eine Puppe aus dem Dorf und in den Schatten der dünnen, blattlosen Bäume.

Ich erreichte ihn, als er sie auf den Rücken in den Dreck warf.

Sie setzte sich auf und schaute mit leeren Augen zwischen uns hin und her. Sie war eindeutig schon länger tot als diejenigen, die uns angegriffen hatten. Sie sah fast menschlich aus, mit lockigem braunem Haar und großen Rehaugen. Ihre Kleidung entsprach der eines harmlosen, einfachen Dorfmädchens, obwohl sie alles andere als das war.

Ihre großen Augen richteten sich auf Asher. "Was wollt ihr? Das ist nicht dein Gebiet."

"Nein", sagte Asher und trat auf sie zu, "es gehörte Evral und er ist tot. Was weißt du darübern?"

Sie blickte mich an, dann wieder zu Asher. "Ich weiß nichts, warum sollte ich auch?"

"Du lebst in seinem Gebiet."

Sie stand auf, streifte ihre Röcke ab und setzte einen weiteren Schritt zwischen sich und Asher. "Evral hat uns in Ruhe gelassen, es sei denn, jemand geriet außer Kontrolle. Ich wüsste nicht, warum ihn jemand hätte töten wollen. Ich weiß nicht, wie jemand in der Lage sein sollte, ihn zu töten."

Asher stand ihr gegenüber, aber jetzt, wo wir ruhig miteinander sprachen, schien sie keine Angst mehr zu haben. "Hast du irgendwelche Fremden in der Gegend bemerkt?"

Sie fingerte an einem neuen Riss in ihrem Ärmel herum und blickte Asher dann an. "Ein paar Jünglinge, aber niemand, der stark genug wäre, um Evral etwas anzutun. Wenn wir jetzt fertig sind, ich muss jagen, bevor die Sonne aufgeht."

Asher packte sie am Arm, bevor sie weglaufen konnte. "Du weißt schon, dass du vor einem Jäger des Helius-Ordens stehst?"

Sie musterte ihn verwirrt.

Ich rollte mit den Augen. "Er redet von mir."

Sie blinzelte mich an, ihr Blick wanderte zu meinem Schwert. "Du?" Ihr Blick blieb an meinem Hals hängen und ich merkte, dass sie meinen Zopf betrachtete. "Eine rothaarige Jägerin", murmelte sie und begegnete schließlich meinem Blick.

"Was ist los?" fragte Asher.

Sie riss ihren Arm von ihm weg und schüttelte den Kopf. "Nichts, ich war nur überrascht."

Asher packte sie wieder am Arm und schüttelte sie, um ihr seine überlegene Stärke zu zeigen. "Was weißt du von einer rothaarigen Jägerin?" Seine Worte waren so scharf, dass ich fast erwartete, der andere Vampir würde anfangen zu bluten.

Ihre Augen hatten sich wieder geweitet, ihr Körper war völlig ruhig. "Nichts", sagte sie leise.

"Du magst mich fürchten", sagte er, "aber lüge mich noch einmal an und ich werde dich Lyssandra übergeben. Sie wird dir zeigen, vor wem du dich wirklich fürchten solltest."

Die Vampirin schluckte hörbar. "Gut. Vor ein paar Nächten hat mich eine Frau gefunden. Sie erkundigte sich nach einer rothaarigen Jägerin und sagte, sie würde für jede Information über sie eine Menge Geld bezahlen. Ich sagte ihr, ich würde die Augen offen halten."

"Warum tötest du sie nicht einfach und nimmst ihre Münzen?" fragte ich.

Sie schüttelte bedächtig den Kopf. "Ich kenne Raubtiere und ich kenne Beute. Diese Frau war Ersteres. Sie schien sterblich zu sein ... aber ich glaube, sie war etwas anderes."

"Was hat sie noch gesagt?" fragte Asher.

"Nichts. Sie fragte nur, ob ich eine rothaarige Jägerin in der Gegend gesehen hätte, das war alles."

Asher betrachtete sie einen Moment lang. "Du kannst gehen."

Ich öffnete den Mund, um zu widersprechen, und er blickte mich an. "Wir hatten eine Abmachung, Lyssandra. Solange sie vor deinen Augen kein Verbrechen begehen, wirst du sie nicht töten."

Der Vampir war einen Schritt zurückgetreten und blickte zwischen uns hin und her. "Was für eine Art von Beziehung habt ihr eigentlich?"

"Du bist heute Nacht verschont worden", sagte Asher, ohne seinen Blick von mir zu nehmen. "Flieh, solange du kannst und wenn du diese geheimnisvolle Frau wieder siehst, sag ihr, dass ich sie suche."

Die Vampirin warf mir noch einen letzten verwirrten Blick zu, dann drehte sie sich um und lief in die Dunkelheit.

Ich sah ihr nach, obwohl mein Instinkt mir sagte, dass ich sie verfolgen sollte. Sie war auf der Jagd. Vielleicht war sie alt genug, um nicht zu töten, wenn sie Blut zu sich nahm, aber es gab keine Garantie.

Ich blickte zurück zu Asher. "Was weißt du? Warum hat diese Frau nach mir gefragt?"

"Ich weiß es nicht." Er trat näher an mich heran.

Meine Haut kribbelte durch seine Nähe, als ich zu ihm aufsah. "Lügner."

Er trat so nah an mich heran, dass wir uns fast berührten, aber seine Aufmerksamkeit galt unserer Umgebung. "Ich weiß es wirklich nicht, Lyssandra. Aber mein Freund, ein Alter, wurde ermordet und jetzt fragt ein Fremder in seinem Gebiet nach meinem menschlichen Begleiter. Vielleicht hätte ich dich nicht herbringen sollen."

Zum zweiten Mal an diesem Abend war ich nicht sicher, was ich sagen sollte. Ich musterte ihn, während er unsere Umgebung beobachtete. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass er Angst hatte.

3

Ich erwachte gegen Mittag im Gasthaus und starrte auf die zu dünnen Vorhänge, die das Sonnenlicht hereinließen. Es würde ein heller und fröhlicher Tag werden und ich fand, dass ich wenig damit zu tun haben wollte. Ich wusste, dass Asher seine Gefühle vor mir verbarg und mich vor unserer Bindung abschirmte. Nach seiner ersten Reaktion auf mich hatte er wenig durchblicken lassen und das störte mich.

Nicht, dass ich seine Gefühle spüren wollte, aber ich vermutete, dass er mich aus einem anderen Grund abschirmte. Wie schlimm war die Situation mit den Vampiren geworden? Und warum fragte diese geheimnisvolle Frau nach mir?

Der ersten Frage konnte ich im Laufe des Tages kaum nachgehen, aber über die zweite wollte ich so viel wie möglich in Erfahrung bringen. Wenn diese Frau ein Mensch war, oder etwas, das einem Menschen ähnelte, konnte ich sie vielleicht ausfindig machen.

Ich setzte mich im Bett auf, stellte meine nackten Füße auf den Holzboden und kämmte mit den Fingern durch mein offenes Haar. Ich hatte die karmesinrote Farbe nie ändern wollen, aber in letzter Zeit schien es sich zu lohnen. Zu viele hatten mich entweder als rothaarige Jägerin oder als rothaarige menschliche Dienerin erkannt. Das Letzte was ich wollte war, mich zu einer Zielscheibe zu machen. Das tat mein Beruf schon zur Genüge.

Ich rieb mir den leeren Magen und erhob mich aus dem Bett. Ich konnte meine Nachforschungen für den Tag mit der Wirtin beginnen - und mit einer warmen Mahlzeit. Ich zog meine dicke Wollhose unter mein langes blaues Hemd, dann flocht ich mein Haar zu einem Zopf. Stiefel, Schwert, Dolche und ich war bereit, meinen Tag zu beginnen.

Ich entdeckte die Wirtin, als sie den Gemeinschaftsraum im ersten Stock durchquerte und dampfende Teller mit Essen zu einem Tisch mit jungen Männern in einfachen Kleidern trug. Ich erkannte den Schmied der Stadt an seinen muskulösen Armen und seiner rußverschmierten Kleidung. Die flinken Finger seines Begleiters ließen mich vermuten, dass er ein Pfeil- oder Bogenmacher sein könnte. Wenn ich von der Wirtin nichts erfuhr, würden sie mein nächster Halt sein. Sie und der Stallbursche. Jeder, der mit Neuankömmlingen in der Stadt zu tun haben könnte. Ich würde auch beobachten, wer sonst noch zur Mittagsmahlzeit kam. Wenn diese geheimnisvolle Frau im Dorf wohnte, könnte sie mir die Suche erleichtern.

Als die Wirtin ihre Teller abräumte, wischte sie sich die Hände an ihrer braunen Schürze ab und kam auf mich zu. "Guten Tag, Lady Yonvrode. Was darf ich Ihnen bringen?"

"Sie können mich Lyssandra nennen", sagte ich und folgte ihr zum nächsten Tisch. "Eine Mahlzeit wäre schön und vielleicht auch ein wenig Konversation, wenn Sie Zeit haben."

Sie zögerte, senkte den Kopf und eilte dann in Richtung Küche.

An ihrer Reaktion erkannte ich, dass Damen wahrscheinlich keine Konversation mit Dienern wünschten. Ich hatte vergessen, Asher zu fragen, was er ihr über mich erzählt hatte, als er das Zimmer bezahlte. Es war klar, dass sie dachte, ich sei etwas Besonderes.

Ich lehnte mich in meinem Sitz zurück und wartete auf ihre Rückkehr, wobei ich den Blick zurückwarf, als die Männer am anderen Tisch gelegentlich in meine Richtung blickten. Ich erinnerte mich daran, dass sie in einem kleinen Dorf lebten und wahrscheinlich nicht viele Reisende sahen, obwohl die Tatsache, dass es ein Gasthaus gab bedeutete, dass zumindest einige Leute durchkamen.

Ich wandte meine Aufmerksamkeit von den Männern ab, als die Wirtin mit zwei dampfenden Tassen Tee und einem großen Teller mit Essen auf einem Holztablett zurückkam. Sie stellte das Tablett auf dem Tisch ab und stellte das Essen und eine Tasse vor mich hin.

Ich nahm beides dankend an. Das Essen war eine Art Wild in einer weißen Sahnesoße mit großen Salzkartoffeln als Beilage und der Tee war stark und schwarz wie Pech.

Sie hielt ihren Tee in einer Hand, während sie das Tablett abstellte, dann ließ sie sich auf dem Sitz mir gegenüber nieder. Ihre Wangen waren noch von der heißen Küche gerötet, und auf ihrer Stirn glänzte der Schweiß. "Ich habe noch ein wenig Zeit, bevor ich zu beschäftigt bin. Worüber möchtest du sprechen?"

Ich überlegte, wie ich die Sache angehen sollte. Ich hatte das Gefühl, dass sie mir nur den Gefallen tat, weil sie dachte, ich sei etwas Besonderes. Wenn sie herausfand, wer ich wirklich war, würde sie es vielleicht vorziehen, mit ihrer Arbeit fortzufahren.

"Ich bin hier mit jemandem verabredet", erklärte ich. "Einer Frau. Vielleicht fragt sie nach mir."

Die Wirtin pustete den Dampf von ihrer Tasse weg. "Hier kommen nicht viele Leute vorbei. Ich kümmere mich hauptsächlich um die Einheimischen und die besuchenden Familienmitglieder. Manchmal auch ein paar Händler oder andere Reisende. Können Sie diese Frau beschreiben?"

Ich nahm einen Bissen von meinem Essen, um meine Antwort hinauszuzögern und überlegte, was ich ihr sagen sollte. Ich nahm einen Schluck von meinem Tee, um das Essen hinunterzuspülen und stotterte fast, weil er so stark war. Ich räusperte mich und stellte den Tee beiseite. "Ich habe sie noch nie getroffen. Sie ist eine entfernte Verwandte und weiß nur, dass sie mich an meiner Haarfarbe erkennen kann, da diese so ungewöhnlich ist."

Der Blick der Frau verweilte einen Moment lang auf meinem Zopf. "Das ist sie. Ich dachte, er wäre vielleicht gefärbt." Sie zuckte zusammen. "Es tut mir leid, ich wollte Sie nicht beleidigen."

"Ich bin nicht beleidigt", versicherte ich.

Sie lehnte sich in ihrem Sitz zurück und schien über alles nachzudenken. "Keiner hat mich nach einer rothaarigen Frau gefragt. Wenn sie bereits in der Stadt wäre, wäre ich wahrscheinlich die erste Person, die sie fragen würde."

Ich nickte. Sie hatte Recht. Diese Frau fragte also nur Vampire, keine Menschen. Ich wollte sie fragen, ob sie noch etwas anderes Seltsames gesehen hatte, aber ich war mir nicht sicher, wie ich es anstellen sollte ohne sie zu erschrecken. Sie könnte Evrals Mörder begegnet sein, ohne es zu merken.

Ein junges Paar kam durch die Eingangstür und zog die Aufmerksamkeit der Wirtin auf sich. Sie spülte ihren heißen Tee hinunter, als ob er ihr nicht die Kehle verbrennen würde und stand dann auf. "Verzeih mir, ich bin mittags normalerweise sehr beschäftigt."

Ich lächelte. "Wir können unser Gespräch später fortsetzen." Ich zog meinen Teller näher an mich heran, als sie wegging. Ich hatte nur noch einen Bissen zu mir genommen, als mich Schritte aufhorchen ließen.

Einer der jungen Männer, die ich zuvor beobachtet hatte, stand vor mir, nicht der Pfeil- oder Bogenmacher oder der Schmied. Nach seiner Kleidung zu urteilen, war er wohl ein Feldarbeiter oder ein Hirte. Sein sandfarbenes Haar war längst überfällig für einen Schnitt und fiel nach vorne über die hellbraunen Augen. Er war jünger als die beiden anderen. Wahrscheinlich erst achtzehn.

"Kann ich behilflich sein?" fragte ich, während ich meine Gabel auf einen weiteren Bissen richtete.

Er warf einen Blick über die Schulter zu seinen beiden Freunden und dann wieder zu mir. "Bist du ein Söldner?"

Ich legte meine Gabel ab, verschränkte die Arme und lehnte mich in meinem Sitz zurück. "Wie kommst du denn darauf?"

Er nickte in Richtung meines Schwertes. "Das ist keine einfache Waffe. Jeder, der so ein Schwert hat, weiß auch wie man es benutzt."

"Und welchen Nutzen hättest du für einen Söldner?"

Er rückte näher an den Rand des Tisches. "Dann bist du also einer?" Er hob die Hände, als wollte er sie auswringen, dann drückte er sie wieder herunter.

Ich lauschte auf eine Warnung meines Schwertes. Der junge Mann wirkte harmlos, aber ich hatte mich schon einmal täuschen lassen. Als mein Schwert stumm blieb, neigte ich mein Kinn. "So etwas in der Art. Was willst du?"

Er blickte wieder zu seinen Freunden, dann nahm er den freigewordenen Platz der Wirtin ein. Er lehnte sich nach vorne, seine Augen bewegten sich misstrauisch. Er roch nach frischer Erde und Tomatenpflanzen. "Ein paar von uns wären vielleicht daran interessiert, Schutz anzuheuern. Wir haben bemerkt, dass ... Dinge in der Nacht lauern."

Ich hob die Brauen. Und ich hatte gedacht, ich müsste erst nach Informationen suchen. "Ist jemand überfallen worden?"

Er schüttelte den Kopf. "Noch nicht, aber ich habe das Gefühl, dass wir beobachtet werden. Wir haben Geld, um jeden zu bezahlen, der Nachforschungen anstellt."

Ich nahm einen weiteren Schluck von meinem zu starken Tee. "Niemandem ist etwas zugestoßen und trotzdem seid ihr bereit zu zahlen? Da steckt doch sicher noch mehr dahinter."

Er blickte hinüber, als weitere Gäste das Gasthaus betraten, dann lehnte er sich noch ein wenig weiter vor und drückte seine Brust gegen den Tisch. "Zehn Silber. Alles was du tun musst, ist heute Abend auf dem Hof meiner Familie aufzutauchen. Beobachte die Felder und jage jeden Schatten, den du siehst. Finde heraus, was sie wollen."

Ich lauschte wieder auf eine Warnung meines Schwertes, aber es war völlig still. Dies war keine Falle. Dieser junge Mann wollte mir nichts Böses, aber er wich offensichtlich der Wahrheit aus. Niemand würde zehn Silberstücke bezahlen, um ein paar Schatten zu jagen.

Aber wie immer siegte meine Neugierde. "Wo ist euer Hof?" fragte ich.

"Am nördlichen Ende des Dorfes. Unser Haus hat eine weiß getünchte Tür und vor dem Haus wachsen Silberdisteln." Er lehnte seinen Stuhl zurück. "Dann sehen wir uns heute Abend?"

Ich nickte, dann sah ich zu, wie er sich zu seinen Freunden zurückzog. Sobald sie zusammen waren, verließen sie das Gasthaus.

Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder meinem Essen zu. In ein paar Stunden würde Asher wieder wach sein. Ihm gefiel es vielleicht nicht, den Söldner zu spielen, aber wir hatten wirklich keine Wahl. Vielleicht waren die Schatten, die die Farm des Jungen verfolgten, Vampire. Oder vielleicht waren sie etwas anderes.

Ehrlich gesagt war ich mir nicht sicher, wonach wir suchten, aber ein nervöser Bauer, der bereit war, einem völlig Fremden zehn Silber zu zahlen, war ein guter Anfang.

4

Asher war schlecht gelaunt, als er mich bei Sonnenuntergang fand, aber er erklärte sich dennoch bereit, mit mir die Farm zu erkunden. Er hielt Schritt an meiner Seite, als wir langsam durch die Weizenfelder gingen, deren hohe Halme im Mondlicht an Farbe verloren.

Im Gegensatz zu ihm war meine Laune gut. Ich hatte einen schönen Tag mit viel Essen und Ruhe hinter mir. Ich konnte mich wirklich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal in so kurzer Zeit so viel Ruhe hatte.

"Wonach genau suchen wir?", fragte er.

Ich fuhr mit den Händen sanft durch den Weizen und genoss die ruhige Nachtluft. Wir waren jetzt in der Nähe der Farm. Ich wollte mich noch ein wenig umsehen, bevor wir uns niederließen, um das Haus im Auge zu behalten. "Nur Schatten, laut dem Bauer, aber ich glaube, es ist mehr. Er war nervös."

"Du solltest dich nicht als Jäger zu erkennen geben. Die Leute suchen nach dir."

Ich blieb stehen und atmete tief die frische Luft ein, da ich mir von ihm nicht die Laune verderben lassen wollte. "Sie halten mich für einen Söldner, aber wenn wir mir nicht die Haare färben, werde ich nicht gerade unauffällig sein."

"Da hast du wohl recht." Er blickte an mir vorbei zu den fernen Bergen. "Du scheinst dir einen guten Ruf zu machen."

Ich verschränkte die Arme und stemmte die Hüfte in die Höhe. "Daran bin ich nicht schuld."

Er hob eine Augenbraue, als sein Blick auf mir landete. "Wenn du das sagst."

Ich öffnete den Mund, um zu widersprechen, aber er streckte eine blasse Hand nach meinem Arm aus, ohne mich ganz zu berühren. "Ich höre, dass sich jemand nähert."

Ich versteifte mich und konzentrierte mich auf meine Sinne, aber es waren keine anderen Vampire in der Nähe.

Asher drehte sich kurz vor mir in die Richtung der eiligen Schritte.

"Gut, du bist es", atmete der junge Bauer erleichtert auf und schob sich das sandfarbene Haar aus dem Gesicht. "Ich hatte schon Angst, du würdest nicht kommen." Sein Blick blieb an Asher hängen und verharrte dort. Er erstarrte, die einzige Bewegung war das Wackeln seiner Kehle.

"Das ist mein ... Reisegefährte Asher", stellte ich ihn vor.

Endlich schaffte er es mich anzuschauen. "Noch ein Söldner?", fragte er atemlos.

Ich fragte mich, ob er spüren konnte, was Asher wirklich war. Manche Menschen können das. "Ja, ein weiterer Söldner", beruhigte ich ihn.

Er nickte ein wenig zu schnell, sein Blick war wieder von Ashers Anwesenheit gefangen.

"Du solltest wieder reingehen", sagte ich, um seine Aufmerksamkeit wiederzuerlangen. "Wenn es hier draußen etwas gibt, kann ich es finden."

Er sah zwischen uns beiden hin und her, dann nickte er mir zögernd zu. "Wenn ihr etwas braucht, klopft. Ich bin noch eine Zeit lang wach."

Asher ergriff das Wort, bevor er sich abwenden konnte. "Kannst du uns noch etwas über diese ... Schatten sagen?"

Der Bauer zögerte wieder und beäugte Asher wie ein gefährliches Raubtier.

Ich räusperte mich, woraufhin der Bauer zusammenzuckte und mit den Schultern zuckte. "Da gibt es nicht viel zu sagen, aber die Leute sind verängstigt. Mehr als eine Person die ich kenne, hat sie gesehen. Der Schmied und der Pfeil- und Bogenmacher haben sie auch gesehen."

"Danke für die Information", sagte ich. "Du kannst gehen."

Mit einem letzten besorgten Blick auf Asher eilte der junge Mann zurück in Richtung seines Hauses.

"Der Mann lügt."

Ich wandte mich ab und ging weiter. "Das hätte ich dir sagen auch können. Deshalb habe ich mir nicht die Mühe gemacht, ihm weitere Fragen zu stellen."

Asher folgte mir weiter ins Feld. "Er konnte erkennen, was ich bin. Er ist kein einfacher Bauer."

Ich ging weiter. "In vielen Blutlinien gibt es Anzeichen von Magie. Jäger werden nach solchen Merkmalen ausgewählt. Dass er weiß was du bist, bedeutet wenig."

"Und wenn er herausfindet, dass du ein Jäger bist und weiß, dass du bereitwillig Zeit mit einem Vampir verbringst, was dann?"

Ich drehte mich zu ihm um und studierte seinen Gesichtsausdruck, der aber wie immer nichts verriet. "Meine Enttarnung war noch nie eine Sorge für dich."

Er trat näher und stand drohend vor mir. Seine Emotionen waren so stark abgeschirmt, dass es fast so aussah, als stünde er nicht direkt vor mir. "Es gab jemanden in diesem Dorf, der nach dir gefragt hat, bevor du überhaupt angekommen warst. Hast du mit jemandem über deinen Plan, mich zu treffen, gesprochen?"

Ich kniff die Augen zusammen. "Mit niemandem. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass jemand deine Bewegungen bemerkt hat und daraus geschlossen hat, dass ich mich dir bald anschließen werde."

"Jemand, der weiß, dass du meine Dienerin bist."

Die kleine Stelle zwischen meinen Schulterblättern begann zu jucken, als würde mich jemand beobachten, obwohl ich wusste, dass es nur meine Nerven waren. "Der Alte, den ich in Silgard getötet habe, wusste von mir. Meine Existenz ist kein Geheimnis für deinesgleichen."

"Aber es war keiner von meiner Sorte, der nach dir gefragt hat. Das könnte eine ausgeklügelte Falle sein."

Ich knabberte an der Innenseite meiner Wange. Diese Möglichkeit hatte ich bereits in Betracht gezogen. "Der einzige Weg das herauszufinden, ist mitzuspielen." Ich glaubte zwar nicht, dass der junge Bauer mir eine Falle stellte, aber das hieß nicht, dass er nicht manipuliert wurde.

"Und was ist, wenn diese ... Schatten etwas sind, das dich überwältigen könnte?"

"Das ist ein Risiko, das ich jeden Tag eingehe."

Er schwieg, obwohl ich merkte, dass er sich auf die Zunge biss. Es war klug von ihm, das zu tun. Meine Sicherheit ging ihn nichts an. Mein Tod würde ihn nicht umbringen. Nein, ich war die Einzige, die in unserer seltsamen Partnerschaft gefährdet war. Wenn er eine Dummheit beging und sich umbrachte, dann war das meine Sache.

Ich begegnete seinen Augen. "Sind wir jetzt fertig mit Streiten?"

Er lächelte sanft. "Für den Moment vielleicht."

Plötzlich erwachte das Band zwischen uns zum Leben. Ich spürte ein tiefes Ziehen in meinem Bauch, dann verblasste es. Aber es hatte lange genug gedauert, um meinen Körper angespannt und meinen Mund trocken zu machen. "Was war das?"

Er lächelte nicht mehr. "Verzeih mir. Ich versuche, dich abzuschirmen, aber es ist schwierig."

"Warum solltest du es überhaupt versuchen?"

"Du fragst, als ob ich nie Rücksicht auf dich nehmen würde." Er wandte sich ab und begann zu gehen.

Ich schloss schnell zu ihm auf. "Sag mir, warum du mich abschirmst. Was verheimlichst du?"

Er antwortete nicht und ich ließ das Thema fallen. Es ärgerte mich, dass er etwas verheimlichte, aber gleichzeitig war es schön, eine Pause von der Bindung zu haben. Nicht, dass es sich nicht gut anfühlte - zu gut -, aber es war schwierig zu denken, wenn mein Verstand von Gedanken vernebelt war, die nur bei den nächtlichen Treffen verbotener Liebhaber geflüstert werden sollten.

Wir gingen bis zum Rand des Feldes, dann auf das karge Land, auf dem in der nächsten Saison Getreide angepflanzt werden sollte. Wir hatten so lange geschwiegen, dass ich erschrak, als Asher endlich sprach.

"Vielleicht verstecken sich diese Schatten, wenn sie tatsächlich die Dorfbewohner beobachten, vor Kreaturen wie dir und mir."

Ich blieb stehen und biss die Zähne zusammen, weil es mir nicht gefiel, als Kreatur bezeichnet zu werden. Ich drehte mich zu ihm um und stemmte die Hände in die Hüften. "Hast du eine bessere Idee?"

Er neigte sein Kinn leicht. "Wenn die Schatten den Bauern beobachten, sollten wir ihn auch beobachten."

Ich kam mir dumm vor, weil mir das nicht früher eingefallen war. "Du meinst, wenn ihn tatsächlich jemand beobachtet, ist er wahrscheinlich in seinem Haus."

Er nickte.

"Perfekt", murmelte ich und ging in die Richtung zurück, aus der wir gekommen waren.

Asher holte mich ein und legte mir eine Hand auf den Arm, um mich aufzuhalten.

Als ich auf seine Hand hinunterblickte, nahm er sie schnell weg.

"Vielleicht sollte ich weitergehen. Wenn jemand den Hof beobachtet, werde ich ihn sehen, bevor er mich sieht."

Das ärgerte mich maßlos, aber er hatte Recht. Er konnte sich viel leiser bewegen als ich. "Gut, geh. Ich komme gleich nach."

Er ging einen Schritt weg, dann drehte er sich wieder zu mir um. "Lyssandra?"

"Ja?" sagte ich mit zusammengebissenem Kiefer.

"Wenn du die Schatten findest, bekämpfe sie nicht allein."

Ich hätte etwas Beleidigendes gesagt, aber er war schon am Gehen. Ich sah ihm nach, bis er in der Dunkelheit verschwand.

Allein warf ich einen Blick über meine Schulter auf das Sehende Schwert. "Du bist heute Abend furchtbar still."

Das Schwert jagte mir einen Schauer über den Rücken und ich bedauerte, überhaupt etwas gesagt zu haben. Es hatte mir mehr als einmal das Leben gerettet, aber ich verstand seinen Zweck immer noch nicht wirklich. Es war für einen Vampir gemacht, also war dieser Zweck wahrscheinlich nicht gut.

Als ich dachte, Asher hätte genug Vorsprung ging ich zurück zur Farm. Ich war erst ein paar Schritte gegangen, als das Schwert mir einen weiteren Schauer über den Rücken jagte.

"Ich hätte nichts sagen sollen", murmelte ich. "Ich hatte nichts dagegen, dass du schweigst."

Das Zittern verstärkte sich und ich wurde langsamer und blickte mich auf dem dunklen Feld um. Etwas schoss an meinem Blickfeld vorbei. Ich zog mein Schwert, drehte mich zu dem, was auch immer es war ... aber da war nichts vor mir. Und jetzt würde sich Asher bald fragen, wo ich war.

Mit gezogenem Schwert ging ich weiter. Mein Schwert blieb stumm, ebenso wie die Nacht.

Schließlich näherte ich mich dem Bauernhof und verlangsamte mein Tempo, wobei ich mich nach Asher oder irgendetwas anderem umsah. Da ich nichts sah, suchte ich Schutz unter ein paar kleinen Obstbäumen. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die raue Rinde und wartete, während ich das Bauernhaus beobachtete.

In einem einzigen Fenster leuchtete eine Laterne, aber ansonsten war das Haus dunkel. Alle hatten sich schlafen gelegt. Ich fragte mich, was der Bauer und die anderen nachts draußen machten, wenn es schon so spät war, um die Schatten überhaupt sehen zu können.

Ich wartete lange genug unter dem Baum, um ungeduldig zu werden. Abgesehen von diesem ersten Schatten, von dem ich nicht sicher war, ob ich ihn überhaupt gesehen hatte, schien nichts ungewöhnlich zu sein. Ich hatte keinen einzigen Vampir gespürt und ich hatte auch kein Heulen von Ghulen gehört. Seit der Nacht, in der sie mich in Stücke gerissen hatten, fürchtete ich mich vor den Begegnungen mit den faulenden kleinen Plagegeistern.

Gerade als ich mich von dem Baum wegdrückte, tauchte ein weiterer Schatten in meinem Blickfeld auf. Die Präsenz des Sehenden Schwertes pulsierte in meinem Kopf. Ich wirbelte herum und hielt mein Schwert abwehrend in die Höhe, aber genau wie zuvor war da nichts zu sehen.

"Kämpfst du jetzt nur noch gegen leere Luft?" fragte Asher hinter mir.

Ich verengte meine Augen für einen letzten langen Blick in die Dunkelheit und drehte mich dann um. "Ich glaube, ich habe einen der Schatten gesehen."

Er nickte. "Ich habe auch einen gesehen, aber er war zu schnell für mich."

Ich hob die Augenbrauen und ließ mein Schwert sinken. "Zu schnell für dich?" fragte ich sarkastisch.

Er grinste. "Das kommt ab und zu vor." Er trat näher an mich heran. "Ich fürchte, wir verschwenden hier unsere Zeit. Diese Schatten, was auch immer sie sind, scheinen harmlos zu sein."

Ich steckte mein Schwert in die Scheide und sah mich noch einmal um, dann richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf Asher. "Aber was sind sie?"

Er hob halb achselzuckend eine Schulter. "Geister? Gespenster? Wer kann das schon sagen?"

"Mein Schwert hat mich beide Male gewarnt, als ich einen gesehen habe. Es warnt mich nur, wenn etwas oder jemand mir Schaden zufügen will."

Er sah mich einen Moment lang an, sein Blick war unleserlich.

"Was ist es?" fragte ich.

Er schürzte seine Lippen. "Für einen Moment überkam mich der Instinkt, dich in Sicherheit zu bringen, aber ich kann mir vorstellen, dass du das nicht gutheißen würdest."

"Nein, das würde ich nicht", sagte ich schroff.

Er wandte sich ab, bevor ich seinen Gesichtsausdruck lesen konnte. "Suchen wir uns für eine Weile ein Versteck. Mal sehen, ob wir noch mehr Schatten begegnen."

"Vielleicht haben wir mehr Glück, wenn wir an zwei verschiedenen Orten warten", sagte ich in seinem Rücken.

"Wir wissen nicht, was die Schatten sind. Vielleicht brauche ich dich, um mich zu beschützen."

Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen. Meine Laune war immer noch gut genug, um ihm zurück zu den Feldern zu folgen.

5

Wir saßen schon seit über zwei Stunden im Tomatenbeet. Die hohen Pflanzen wiegten sich im Wind und kitzelten mich mit ihren Blättern an den Wangen. Ihre winzigen Früchte waren noch hart und grün, noch lange nicht reif zum Pflücken. Das war bedauerlich. Selbst nach einem herzhaften Abendessen hatte mein Magen nach mehr geknurrt.

Asher hatte sich nicht dazu geäußert. Tatsächlich hatte er überhaupt nicht viel gesagt.

Ich kämpfte gegen den Drang an, die Augen zu schließen und mich eine Weile auszuruhen. Die Luft war frisch, aber nicht zu kalt. Nicht so eisig wie oben auf dem Berg.

Ich schaute Asher an, der sich nach vorne lehnte und zum Bauernhaus schaute, wobei seine silbernen Augen das Mondlicht reflektierten.

"Was ist los?" flüsterte ich.

Er hielt einen Finger an die Lippen und deutete dann darauf, dass ich zwischen die Pflanzen schauen sollte.

Ich tat es und kniff die Augen zusammen. Zuerst bemerkte ich nichts, dann sah ich eine flackernde Bewegung. Da war ein Schatten in der Nähe eines der Bäume. Er schlitterte über den Boden in Richtung des Bauernhauses.

Ich blieb ganz still stehen und beobachtete ihn, unsicher, was ich tun sollte. Wenn der Schatten uns bemerken würde, könnte er einfach wieder davon huschen und die ganze Zeit des Wartens wäre umsonst gewesen. Mein Schwert blieb ruhig, wahrscheinlich weil der Schatten nicht wusste, dass wir da waren.

Der Schatten erreichte das Haus und schlüpfte dann unter der Tür hindurch.

Im Handumdrehen waren wir beide auf den Beinen. Ich konnte kaum zu Atem kommen. "Was war das für ein Ding?"

"Vielleicht hat der Bauer ja doch nicht gelogen. Sollen wir weitergehen?"

Als Antwort begann ich zu laufen, obwohl ich nicht sicher war, was wir tun würden, wenn wir das Bauernhaus erreichten. Selbst wenn wir den Schatten fangen könnten, wie sollten wir ihn bekämpfen?

Der Schrei einer Frau ließ mich aufschrecken. Ich rannte um einen Obstbaum herum in den Hof und griff nach der Tür. Sie war verschlossen. Die Frau drinnen schrie immer noch und die Rufe eines Mannes hatten sich zu ihren gesellt.

Asher wartete neben mir, als ich einen Schritt zurücktrat, dann trat er die Tür ein und zersplitterte das Holz um das Schloss herum. Sie schwang nach innen und schlug mit einem dumpfen Aufprall gegen die Innenwand.

Ich trat ein und ließ mein Schwert in der Scheide. Das Letzte, was ich gebrauchen konnte,war, dass einer dieser Leute dachte, ich sei hier, um sie anzugreifen. Ich schaute nicht nach, ob Asher mir folgte, sondern rannte einfach den Flur entlang in Richtung der Schreie.

Ich ging an der einsamen Laterne vorbei, die ich draußen durch das Fenster entdeckt hatte und griff nach dem Griff, als ich eine weitere Tür erreichte. Ich drehte den Knauf, um festzustellen, dass sie nicht verschlossen war und riss sie auf. Ein Mann und eine Frau lagen zusammengekauert auf ihrem Bett, ein riesiger Schatten befand sich drohend über Ihnen. Ich hatte noch nie ein Gespenst gesehen, ich war mir nicht einmal sicher, ob ich an Gespenster glaubte, aber es war das Einzige was mir einfiel, um die schwarze, rauchige Gestalt zu bezeichnen, die grob an einen Mann erinnerte.

Der Schatten zitterte und schien zu uns zurückzublicken, dann verlor er seine Gestalt und floh durch das offene Fenster.

Die Frau hatte aufgehört zu schreien, als wir den Raum betraten und starrte uns nun mitgroßen Augen zu, während sie ihre Decke an die Brust drückte. Ihrem Alter und der leichten Ähnlichkeit nach zu urteilen, vermutete ich, dass sie die Mutter des jungen Bauern war. "Wer seid ihr?", keuchte sie.

Ich war froh, dass ich mein Schwert nicht gezogen hatte. Jetzt, da ihr korpulenter Ehemann ein realistischeres Ziel hatte, sah er aus, als würde er vom Bett aufspringen und uns angreifen.

"Dein Sohn hat uns angeheuert, um euren Hof zu beschützen", erklärte ich. "Ich habe die Schreie von draußen gehört."

Sie lockerte ihren todesmutigen Griff um die Decke und strich sich durch das mit Stoffstreifen zu Locken aufgerollte Haar. Sie blickte zum Fenster, dann wieder zu uns. "Habt ihr ihn auch gesehen? Den Schatten?"

"Ja, wenn es euch nichts ausmacht, würde ich gerne wieder nach draußen gehen und sehen, ob wir ihn aufspüren können."

Ihr Mann zog sie an sich. "Komm morgen früh wieder. Dann werden wir reden."

Ich nickte und wandte mich dann ab, um die beiden allein zu lassen. Der junge Bauer stand draußen auf dem Flur.

"Einer der Schatten kam herein", sagte ich, als ich an ihm vorbeiging und ihm die Laterne reichte. "Tröste deine Eltern. Wir warten draußen."

Ich ging zurück zur offenen Tür und hinaus in die Nachtluft. Ich hatte das Gefühl, dass wir den Schatten erst in einer anderen Nacht wiedersehen würden.