Erbe der Schatten - Sara C. Roethle - E-Book

Erbe der Schatten E-Book

Sara C. Roethle

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Beschreibung

Hexenblut. Dieser Gedanke verfolgt Lyssandra, als sie ihr Leben im Helius-Orden hinter sich lässt. Sie wird weitermachen, und sei es nur, um die Pläne ihres bisher größten Feindes zu vereiteln. Nur sind die Hexen nicht so, wie sie es erwartet. Sie sind wachsam und verängstigt. Denn jemand stiehlt ihre Häute. Erneut in Gefahr, muss Lyss das Geheimnis des Hautdiebs lösen und gleichzeitig ihre wachsende Beziehung zu Asher und ihre neue Rolle als Hüterin ihres Großonkels unter einen Hut bringen. Die Zeit ist knapp. Eiric ist frei, und er hat Pläne für Lyssandra. Pläne, die den Tod ihres Vampirs und den Ruin für alle bedeuten werden.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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ERBE DER SCHATTEN

PARANORMALE ROMANTASY

SCHATTENSTUDIEN

BUCH 3

SARA C. ROETHLE

Übersetzt vonARNELA KADIRIC

IMPRESSUM

Erbe der Schatten: Paranormale Romantasy

Autor : Sara C. Roethle

Verlag : 2 Herzen Verlag (ein Teil von Zweihänder Publishing)

Alle Rechte vorbehalten

Autor : Sara C. Roethle

Verlag : 2 Herzen Verlag (ein Teil von Zweihänder Publishing)

[email protected]

Hedwig-Poschütz Str. 28, 10557, Berlin

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachng.

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1

"Also diese Hexen ... werden sie wie du aussehen?"

Ich ignorierte Tholdri, der mich von oben bis unten musterte. Er machte nur einen Scherz. Ich wünschte nur, ich könnte seinen Versuch der Leichtigkeit würdigen. So wie es aussah war mein Magen wie verknotet.

Ich umklammerte die Enden meiner Zügel und blickte zum Berghang hinauf. Mein Pferd wartete dicht hinter mir, seine Lippen suchten den Boden nach etwas Essbarem ab. Die Hexen würden uns schon längst entdeckt haben. Wie von Cael angewiesen, sind wir abgestiegen, um unser Vertrauen zu zeigen. Jetzt würden wir warten.

"Es muss Jahre gedauert haben, all die Steine den Berghang hinaufzuschleppen." Tholdri stand lässig auf, obwohl mir die Anspannung in seinem Kiefer nicht entgangen war. Es war ungewiss, wie die Hexen uns akzeptieren würden, zwei Jäger, obwohl wir unsere Rüstung zurückgelassen hatten.

"Sie hatten einst starke Magie. Vielleicht haben sie sie benutzt, um die Festung zu errichten."

Denn ich konnte mir keinen anderen Weg vorstellen. Imposante Steintürme ragten aus dem steilen Abhang nahe dem Gipfel des Berges. Die umgebenden Mauern waren höher als die der Burg Helius, was beeindruckend war. Von unserem Sichtpunkt aus konnten wir nichts hinter ihnen sehen.

"Glaubst du, sie haben uns bemerkt oder ... "

Ich unterbrach Tholdri mit einem scharfen Blick. "Cael hat gesagt, wir sollen warten."

"Er ist auch nicht mehr hier draußen gewesen, seit seiner jugend. Das ist schon sehr lange her." Sein goldenes Haar flatterte in der Brise und umspielte die breiten Schultern, die in dickes blaues Leinen gekleidet waren. Sein pelzgefütterter Mantel war über den Sattel drapiert. Es war kalt in den Bergen.

Ich biss die Zähne zusammen, zu nervös, um ihm weitere Sicherheit zu geben. Wir waren zur Mittagszeit angekommen. Asher und Cael würden sich noch einige Stunden ausruhen. Wir waren mit den Hexen allein, wie geplant. Mit zwei Vampiren anzukommen, würde unsere Chancen nur verschlechtern.

Ich rückte mein grünes Seidenhemd zurecht und kam mir lächerlich vor, weil ich meine beste Kleidung trug, während in meinen Satteltaschen einfachere Kleidung wartete. Die Hexen würden sich nicht darum scheren, wie ich aussah. Sie würden sich nur für das Blut interessieren, das durch meine Adern floss. Blackmire-Blut. Wenn ich nicht der menschliche Diener eines Vampirs wäre, würden sie mich mit offenen Armen empfangen.

Aber ich war eine Dienerin, mehr als nur eine Dienerin eines uralten Vampirs. Das machte die Dinge kompliziert.

Eine kühle Brise wehte uns entgegen, die kein Geräusch vom Gipfel des Berges trug. Die Festung schien verlassen zu sein, aber Cael hatte mich gewarnt, dass dies nur eine Illusion war. Er hatte auch gesagt, dass wir sie überhaupt nur sehen könnten, weil wir wussten, wonach wir suchten. Andere könnten vorbeigehen und nur unwirtliche Berge sehen.

Hinter uns räusperte sich jemand und wir drehten uns beide um und schreckten unsere Pferde auf. Die Frau, die nur ein paar Schritte von uns entfernt stand, war klein, wahrscheinlich einen ganzen Kopf kleiner als ich. Sie trug ein dunkelviolettes Gewand unter einem langen, passenden Mantel mit hohem Kragen. Unter dem Kragen sträubte sich schwarzer Fellbesatz auf ihrer braunen Haut. Ihr silberdurchwirktes schwarzes Haar fiel ihr in dichten Locken bis zur Taille.

Ich starrte sie an und versuchte herauszufinden, wie sie sich so leicht anschleichen konnte. Die Landschaft war karg. Es gab keine Plätze zum Verstecken. Wir hätten sie hören müssen.

"Soll ich etwa glauben, dass du eine Blackmire-Hexe bist?" Sie hob eine Braue und blickte auf meinen Zopf. "Die Farbe stimmt schon, das muss ich dir lassen."

Ich erstarrte bei ihren Worten. "Und du bist?" Ich biss mir zu spät auf die Zunge. Cael hatte mir beigebracht, wie wichtig es war höflich zu sein, aber ich mochte es nicht, wenn man sich an mich heranschlich.

"Drucida, die Oberhexe der Festung, die du angestarrt hast." Sie trat näher, die Bewegung war sanft und geschmeidig. Ich schätzte sie auf etwa sechzig, aber sie bewegte sich wie eine Frau, die halb so alt ist wie sie. Ihr Blick schweifte über mich, als wäre ich eine kostbare Stute. "Ah, da ist ein bisschen Magie, tief vergraben." Ihr Blick blieb am Griff meines Schwertes hängen. "Und das ist interessant."

Ich ballte die Fäuste in den Zügeln meines Pferdes. Höflich, ich sollte höflich sein. Ich neigte den Kopf zu einer leichten Verbeugung. "Mein Name ist Lyssandra Yonvrode. Meine Mutter war Alicia Bouenoire und ihr Vater war Cedrik Bouenoire."

Ihre Augen weiteten sich kurz. "War? Du willst, dass ich glaube Cedrik wäre tot?"

"Glaub, was du möchtest. Es ist die Wahrheit."

Ihr Gesichtsausdruck verhärtete sich. Die Nachricht vom Tod meines Großvaters hatte sie verunsichert. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit Tholdri zu, der sich aufrichtete und sein Kinn unter ihrem allzu strengen Blick anhob. "Und wer ist das?"

"Mein lebenslanger Freund, Tholdri Radran."

Sie verschränkte ihre Hände, die sie unter dem schwarzen Fellbesatz an ihren Ärmeln verbarg und starrte uns eine ganze Weile lang an. Nichts bewegte sich, nur der Windhauch.

Gerade als ich am Ende meiner Kräfte war, sprach sie endlich. "Was willst du, Lyssandra Yonvrode?"

Mein erster Instinkt war zu lügen, aber Cael hatte mich gewarnt, nur die Wahrheit zu sagen. "Ein uralter Vampir - der erste Vampir - ist freigelassen worden. Ich würde gerne Magie lernen, um ihn zu töten."

"Nein", antwortete sie augenblicklich.

"Nein was?"

"Nein, du darfst keine Magie erlernen. Cedrik ist vor diesem Orden geflohen. Er hat seine Tochter vor uns versteckt, so wie er auch dich versteckt hat. Du bist hier nicht willkommen, Lyssandra Yonvrode."

Ich warf einen Blick auf Tholdri, aber er schien ebenso ratlos zu sein, also reichte ich ihm meine Zügel und ging auf Drucida zu. Ich hatte versucht höflich zu sein, aber Höflichkeit wurde überbewertet. "Ich entschuldige mich, aber ich kann ein Nein nicht als Antwort akzeptieren.” Ich stellte mich vor sie hin. "Ich werde Eiric töten und du wirst mir dabei helfen, es sei denn du willst, dass dieses Land in völlige Dunkelheit fällt."

Ich war es gewohnt, dass kleinere Menschen von meiner Größe eingeschüchtert wurden, aber Drucida zuckte nicht einmal mit der Wimper. "Du glaubst, dass mir das Schicksal der Ebon-Provinz am Herzen liegt?" Sie trat noch näher heran und reckte den Hals in die Höhe. So nah konnte ich goldene Flecken in ihren Augen sehen. Sie roch stark nach Salbei und Holzrauch. "Hast du jemals jemandem, der dir nahe stand, dabei zugesehen, wie er lebendig verbrannte?" Ihre Stimme wurde leiser. "Hast du zugehört, wie die Schreie deiner Schwestern vom Jubel der Umgebung übertönt wurden?"

Wenn sie mich schockieren wollte, hatte sie es mit der falschen Frau versucht. Ich neigte meinen Kopf nach unten, so dass wir uns in die Augen sehen konnten. "Ich habe nie erfahren, warum meine Eltern lebendig verbrannt wurden. Warum ich nach Hause kam und nichts als Asche und Glut vorfand. Ich habe ihre Schreie nicht gehört, aber das Endergebnis war dasselbe. Ich habe vielleicht nicht gewusst, welches Blut durch meine Adern fließt, aber ich habe den Preis dafür mehrfach bezahlt."

Tholdri wich zurück, ohne ein Wort zu sagen. Er wusste, dass ich nicht mehr mit mir reden lassen würde. Wir waren zu weit gereist und hatten zu lange gewartet, um so leichtfertig abgetan zu werden.

Drucida verengte ihre Augen, als könnte sie meine Gedanken lesen. Als könnte sie herausfinden, was immer sie glaubte, dass ich verbergen würde. "Du hast den Tod an dir. Nicht nur Verlust, sondern Tod. Nekromantie?"

"Rate noch mal."

"Du bist kein Vampir."

Ich wollte ihr nicht die Wahrheit sagen, aber sie würde es irgendwann erfahren müssen. Wenn ich als menschlicher Diener meine Magie blockierte, musste sie es wissen. "Ich bin der menschliche Diener eines Vampirs, aber ich behalte meinen freien Willen."

"Das ist nicht möglich."

Sie hatte wirklich den Kontakt zu meinem Großvater verloren. Sie wusste nicht, dass er seine Jäger zu menschlichen Dienern machte. "Alles, was ich dir gesagt habe ist die Wahrheit. Du magst dich nicht für die Ebon-Provinz interessieren, aber der, den ich jage, geht dich trotzdem etwas an. Er hat meinen Großvater getötet und wenn er etwas von den Hexen will, wird er auch dich töten. Keiner ist sicher. Keiner ist stark genug."

Ihr Gesichtsausdruck wurde bei meinen Worten etwas weicher. "Wann wurde Cedrik getötet?"

"Erst vor einer Woche."

"Und dieser Vampir, den du jagst. Diese Kreatur hat ihn getötet?"

Ich nickte.

Sie sah mich einen langen Moment lang an. "Weißt du warum?"

Ich zögerte. Zu diesem Thema konnte ich nur spekulieren. "Ich glaube, es liegt daran, dass mein Großvater daran gearbeitet hat, den Vampir gefangen zu halten, aber ich bin mir nicht sicher. Vielleicht war sein Motiv etwas anderes als Rache."

Ihre Augen verengten sich. "Ich will deine Geschichte hören, aber mehr nicht." Sie eilte an mir vorbei in Richtung der entfernten Festung.

Als ich mich umdrehte, um sie im Auge zu behalten, war sie verschwunden.

Tholdri starrte auf den Platz, den sie hätte einnehmen sollen. "Was genau ist gerade passiert?"

Ich hielt meine Hand nach den Zügeln aus. "Ich glaube, wir haben gerade unsere Einladung zur Hexenfestung erhalten."

* * *

Als wir die Festung erreichten, hatte sich die Sonne am Himmel bereits verzogen und warf harte Schatten auf den felsigen Boden. Ich hatte nicht wirklich erwartet, dass Drucida auf uns warten würde, aber ich hatte mehr erwartet als das nervöse junge Mädchen, das mit den Händen rang und auf die hohen Eisentore blickte, als könnten sie sie retten. An den Toren standen zwei steinerne Wachtürme. In einem sah ich eine flackernde Bewegung. Jemand beobachtete, blieb aber außer Sichtweite.

Das Mädchen schien erleichtert zu sein, als sie uns entdeckte, aber dann wurden ihre dunklen Augen immer verkniffener, je näher wir kamen. Das dünne, mausbraune Haar war knapp unter dem spitzen Kinn abgeschnitten. Der Rest von ihr wurde von einem übergroßen mitternachtsblauen Gewand verschluckt.

Trotz all des zusätzlichen Stoffes fröstelte sie, als wir vor ihr standen und unsere Pferde hinter uns herführten, da der felsige Abhang zu steil zum Reiten war.

"Ich hätte nicht gedacht, dass es so lange dauern würde, sonst hätte ich nicht die ganze Zeit hier draußen gewartet." Ihre weit aufgerissenen Augen und die zusammengezogenen Schultern nahmen ihren Worten jeden möglichen Stachel. Sie machte ein tapferes Gesicht, aber sie war offensichtlich verängstigt. Was hatte Drucida ihr nur erzählt?

"Ich entschuldige mich dafür, dass ich nicht schneller einen ganzen Berg erklommen habe." Ich lächelte, denn ich mochte das seltsame Mädchen.

Sie blinzelte ein wenig zu schnell und sah Tholdri an. "Er wird hier draußen warten müssen."

"Warum hat Drucida das nicht vorher gesagt?"

Sie drehte ihre großen Augen wieder zu mir. "Es war angedeutet."

Ich rückte meinen Schwertgurt zurecht, dann verschränkte ich die Arme. Auf dem Weg hinauf hatte ich meinen schweren Umhang geöffnet und ihn hinter die Schultern geworfen, als ich zu schwitzen begann.

Sie blinzelte mich noch ein paar Mal an. "Er kann nicht reinkommen."

Ich starrte sie weiter an, während Tholdri sein Bestes tat, um harmlos auszusehen. Das war schwierig, da er ein großer, muskulöser Krieger war, aber er schaffte es.

Sie blickte zu den Toren hinter sich. Der Wächter im Turm hatte seinen Kopf herausgestreckt, aber jetzt tat der junge Mann so, als würde er uns nicht sehen.

Ich beugte mich vor und senkte meine Stimme. "Ich glaube nicht, dass er dir helfen wird."

Sie schluckte hörbar. "Illya wird nicht wollen, dass ich ihn hereinlasse", flüsterte sie.

Und ich dachte, Drucida wäre schwierig. "Lass mich einfach mit Illya verhandeln."

"Bist du wirklich eine Blackmire-Hexe?"

Es fühlte sich nicht ganz wie die Wahrheit an, aber ich nickte.

"In Ordnung", hauchte sie.

Sie winkte dem jungen Mann zu, der uns nun endlich direkt ansah. Er nickte, gestikulierte zu jemand anderem, dann ertönte ein Flaschenzug und die Tore öffneten sich nach außen.

Ich war mir nicht sicher, worüber sie alle so besorgt waren. Wir hatten seit Tagen kein Dorf mehr gesehen. Ich war viel gereist und hatte keine Ahnung, dass eine solche Festung existierte. Soweit es irgendjemanden betraf, waren alle Hexen längst verschwunden. Sie könnten keine Tore und keine Mauern haben und würden trotzdem keinen Ärger bekommen.

Das Mädchen drehte sich um und eilte ohne ein weiteres Wort durch die Tore. Ich merkte, dass ich vergessen hatte, mir ihren Namen zu merken.

Mit einem Blick auf Tholdri ging ich weiter, nervös, aber fast ... aufgeregt. Drucida hatte wenigstens den Potentaten, meinen Großvater, gekannt. Mit seinem Tod hatte ich so viele Antworten für verloren gehalten. Aber vielleicht waren sie das nicht. Vielleicht konnte ich noch etwas mehr erfahren als die Informationsfetzen, die Cael auf unserer Reise preisgegeben hatte.

Das Mädchen führte uns eine gepflasterte Straße hinunter und ich war erneut erstaunt über die Größe der Festung. Es war mehr als eine Festung. Es war ein ganzes Dorf, das von hohen Mauern geschützt wurde, wie eine Miniaturausgabe von Silgard. Die Häuser, an denen wir vorbeikamen, hatten steinerne Fundamente und weiß getünchte Wände, die aus stabilem Holz gebaut waren - woher sie in der kargen Landschaft das Holz genommen hatten, war mir allerdings ein Rätsel. Vielleicht sah es auf der anderen Seite des Berges anders aus.

Ich sah ein paar Leute, die uns im Vorbeigehen beobachteten und ich fragte mich, ob sie alle Hexen waren. Es konnte doch nicht so viele geben, die sich all die Jahre versteckt hielten.

Tholdri rückte dicht an meine Schulter. "Wie kann das alles hier sein? Wie kann niemand davon wissen?" Das Geräusch der Hufe unserer Pferde auf dem Kopfsteinpflaster übertönte fast seine Worte.

Das war auch gut so, denn ich hatte keine Antwort für ihn. Die einzige Erklärung war Magie, aber ich wusste so wenig darüber. Ich hatte keine Ahnung, wozu diese Hexen fähig waren.

Früher hätte mich die Angst vor dem Unbekannten von einer solchen Festung ferngehalten. Wir waren verwundbar, den Zauberern ausgeliefert. Aber mögliche Bedrohungen zu meiden, war kein Luxus mehr, den ich mir leisten konnte. Nicht mit Eiric, der nach Belieben töten konnte. Ich wusste ohne Zweifel, dass mein Großvater nur der Anfang war.

Unsere Führerin hielt vor einem Haus in der Mitte an, das größer war als die anderen. Sie drehte sich zu uns um und senkte den Kopf. "Drucida und Illya sind drinnen." Ihr Blick wanderte von einer Seite zur anderen, dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und flüsterte mir ins Ohr. "Mach Illya nicht wütend. Du wirst dafür bezahlen." Sie ließ sich auf die Fersen sinken, nahm die Zügel unserer Pferde und huschte davon, wobei ihr viel zu großes Gewand um sie herum flatterte.

Ich warf Tholdri einen misstrauischen Blick zu.

Er gestikulierte in Richtung der alten Holztür. "Wir sind schon so weit gekommen, Lyss. Jetzt gibt es kein Zurück mehr."

"Du hast leicht reden. Du willst ja nicht einer von ihnen werden."

Ich griff nach dem Türgriff, bevor ich es mir anders überlegen konnte. Wenigstens hat mich mein Schwert nicht gewarnt. Keiner im Dorf wollte mir etwas Böses - noch nicht. Ihre Meinung über mich könnte sich ändern, sobald ich sie darum bat, zwei Vampire in ihre Festung zu lassen. Wahrscheinlich würden sie mich ganz ausschließen.

Aber ich musste es wenigstens versuchen.

2

Die Tür öffnete sich knarrend mit einem Hauch von Wärme. Ein Holzofen heizte den Innenraum kräftig auf. Er würde den ganzen Tag brennen müssen, um den großen Raum zu wärmen. Verblichene Wandteppiche schmückten jede Wand, die noch mehr Wärme einfingen. Die Farben reichten von gedämpften Grüntönen bis hin zu leuchtendem Violett, aber es war klar, dass sie alle von derselben Hand angefertigt worden waren. Einige stellten Tiere dar, andere tapfere Krieger, aber sie hatten alle ein wenig Ähnlichkeit.

Ich trat weiter hinein und riss meinen Blick von den Wandteppichen los, um die beiden Frauen zu beobachten, die an einem kleinen runden Tisch saßen und Tee tranken. Drucida hatte ihren purpurroten Mantel ausgezogen und darunter befand sich ein besticktes Gewand das zum Vorschein gebracht wurde. Die andere Frau hatte reines Silberhaar und leuchtend blaue Augen, ihr Gesicht war tief gezeichnet. Sie trug einen roten Mantel mit dickem weißem Pelzbesatz über mehrlagigen Röcken. Ich vermute, die zusätzliche Wärme war für sie. Selbst mit all den Schichten sah sie schmerzhaft dünn und zerbrechlich aus.

"Nicht ein Jäger, sondern zwei." Ihre bebende Stimme enthielt keine Emotion. Eine einfache Feststellung.

Ich nickte. "Ich fühlte mich nicht wohl dabei, ihn den Wölfen am Berghang zu überlassen."

Ihre blauen Augen musterten Tholdri von oben bis unten. Intelligenz tanzte in den leuchtenden Augenhöhlen. Sie war gealtert, aber immer noch scharfsinnig. "Ich kann mir vorstellen, dass er auf sich selbst aufpassen kann. Und jetzt wird er den Grundriss unserer Festung kennen. Er wird eurem Orden Bericht erstatten."

Tholdri sagte nichts zu seiner Verteidigung. Er war schon immer gut darin gewesen, seine Zunge im Zaum zu halten. Das war eine Fähigkeit, die ich bewunderte, die ich aber nie entwickelt hatte.

Drucida rollte ein wenig mit den Augen. "Der Helius-Orden hat zu Lebzeiten keine Hexen gejagt." Sie wandte sich mit dem Kinn nickend an uns. "Nicht seit Cedrik."

Das war neu für mich. Ich hatte immer angenommen, wir jagten keine Hexen mehr, weil es sie nicht mehr gab. Aber vielleicht wollte mein Großvater uns nur glauben machen, dass sie nicht mehr existierten.

"Cedrik ist ein Verräter", schnauzte die ältere Frau, vermutlich Illya.

"War ein Verräter." Ich trat an ihren Tisch heran. "Er ist tot."

Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass Drucida ihr die Nachricht nicht mitgeteilt hatte. Ich fragte mich, welchen anderen Grund sie angegeben hatte, um uns in ihre Festung zu lassen.

Ich ging unbeirrt weiter, bevor Illya noch mehr Zeit verschwenden konnte. Die Hitze war erdrückend und ich wollte die Sache klären, bevor es dunkel wurde und Asher nach mir suchen würde. "Er wurde vom allerersten Vampir getötet, der kürzlich freigelassen wurde. Ich möchte genug Magie lernen, um ihn zu jagen, dann werde ich dich in Ruhe lassen."

Illyas Augen verengten sich zu Schlitzen. Mit ihrer gealterten Haut sah es fast so aus, als wären ihre Augen tatsächlich geschlossen. "Ihr seid Jäger. Das Jagen von Vampiren ist das, wofür ihr lebt. Warum solltet ihr unsere Hilfe brauchen?"

"Der Vampir Eiric hat es geschafft, meinen Geist zu vernebeln. Ich kann nichts töten, was ich nicht sehen kann."

"Und warum hat er dich nicht getötet?"

Ich bewegte mich unruhig. "Ich weiß es nicht.

"Eine Lüge", bemerkte Drucida.

Ich kämpfte gegen den Drang zusammenzuzucken an. Cael's Warnung war richtig gewesen. Drucida konnte Lügen irgendwie spüren und das Gespräch verlief fast zu schnell, als dass ich ihm hätte folgen können. Es kam mir so vor, als wüssten beide Frauen viel mehr, als sie zugeben wollten. "Ich weiß nicht genau, warum er mich am Leben gelassen hat. Vielleicht, weil ich dazu beigetragen habe, ihn zu befreien. Oder vielleicht, weil er mein Vorfahre ist."

Illya begegnete Drucidas wartendem Blick. Stille Momente vergingen.

Schließlich sprach Drucida. "Wenn er Blackmire ist..."

"Dann ist er es wirklich", beendete Illya.

Hoffnung blühte in meiner Brust auf. Wenn sie von Eiric wussten, wussten sie auch, wie gefährlich er war. Jeder vernünftige Mensch würde wollen, dass er besiegt wird.

Sie starrten sich einen weiteren langen Moment lang an, dann sah Illya mich an. "Eiric war Blackmires Verantwortung. Lavandriel hat ihn weggesperrt. Ihre Erben hielten ihn in seiner Festung. Es ist nicht unsere Aufgabe Lavandriels Unrecht wiedergutzumachen. Sie hätte ihren Bruder sterben lassen sollen, als sie die Gelegenheit dazu hatte."

"Sie war nicht diejenige, die ihn zum Vampir gemacht hat", argumentierte ich. Es war Cerridwen gewesen. Sie hatte ihre Nekromantie benutzt, um Eiric zu beleben.

Illya schnaubte. "Viel Glück dabei, die Sidhe davon zu überzeugen, Verantwortung zu übernehmen."

Sie wussten wirklich alles. Sie wussten bereits von Lavandriel, Cerridwen, von allem. Wenn sie nur wüssten, wie schlecht die Zusammenarbeit mit den Sidhe gelaufen war. Ich versuchte es mit einer anderen Taktik. "Mein Großvater und meine Mutter sind tot. Soweit ich weiß, bin ich die letzte lebende Blackmire-Hexe."

"Wohl kaum eine Hexe", spottete Illya.

"Deshalb brauche ich deine Hilfe."

"Nein."

Ich krümmte meine Hände und sehnte mich danach, Illya an den Schultern zu packen und sie kräftig durchzuschütteln. Die Frau war eine völlige Närrin. "Er ist eine Gefahr für alle. Ich weiß nicht, was er will, aber in seinen Adern fließt Hexenblut. Wenn er dich holen kommt..."

"Droh mir nicht, Mädchen", unterbrach mich Illya. "Wenn er hierher kommt, werden wir uns um ihn kümmern. Bis dahin ist Blackmire für ihn verantwortlich."

Ich spürte Tholdris Hand auf meiner Schulter, was mich darauf aufmerksam machte, dass ich einen weiteren Schritt auf den Tisch zu gemacht hatte. "Alle Blackmire-Hexen sind tot."

"Außer dir", wiederholte Illya. "Du bist eine Jägerin. Jage."

Ich sah Drucida an. Sie hatte mir erlaubt, hierher zu kommen. Es musste also Hoffnung geben.

Sie schenkte mir ein geheimnisvolles Lächeln, dann sagte sie zu Illya. "Sie ist eine Jägerin. Wir sollten sie vielleicht nicht so schnell wegschicken."

Illya sah aus, als hätte sie eine Ohrfeige bekommen. "Das geht sie nichts an."

"Es hat Leben gekostet. Sie ist darauf trainiert, Mörder aufzuspüren."

Ich blickte zwischen den beiden hin und her, verwirrt von dem plötzlichen Themenwechsel. Ich hatte den Verdacht, dass dieser Gesprächsverlauf von Anfang an Drucidas Plan gewesen war.

Illya stand auf. Sie war größer als ich es mir vorgestellt hatte, sogar größer als ich. "Auf keinen Fall."

Drucida stand auf. Selbst mit ihrer geringeren Körpergröße wirkte sie plötzlich viel imposanter als Illya. "Ich bin die Oberhexe. Nicht du."

Illya runzelte die Stirn. "Deshalb hast du sie also hergebracht. Du willst deine Last loswerden."

"Würde mir mal jemand sagen, worüber wir hier reden?" unterbrach ich und konnte meine Verärgerung kaum unterdrücken.

Tholdri warf mir einen langen, leidenden Blick zu.

Drucidas Lächeln schien ebenso langmütig und vielleicht ein wenig traurig zu sein. "Es hat mehrere Todesfälle gegeben. Hexen, die auf grausame Weise getötet wurden. Wir haben den Schuldigen noch nicht gefunden."

Als ich an Eiric dachte, beschleunigte sich mein Puls. "Wann geschah der erste Tod?"

"Zur Sonnenwende. Zuerst dachten wir, es sei ein Einzelfall, aber Wochen später wurde ein weiterer getötet."

Also nicht Eiric. Er wäre zu diesem Zeitpunkt noch in der Falle gewesen.

"Sie wurden nicht von Vampiren getötet." Illyas Aufmerksamkeit ruhte allein auf Drucida. "Wir haben keinen Bedarf an Jägern."

"Sie haben schon andere Dinge gejagt", sagte Drucida ruhig. "Sie werden es wieder tun."

Jetzt machte es Sinn, dass sie nichts gegen Tholdri sagte. Sie wollte mich nicht in der Magie unterrichten. Sie wollte mich anheuern. Uns anheuern.

Aber wenn ich dadurch ihr Vertrauen gewinnen würde ...

"Ich werde es tun."

Drucida hob eine Braue. "Du kennst noch nicht die Einzelheiten der Todesfälle."

"Ich werde deinen Mörder finden, egal was es ist."

"Das wird uns nicht dazu inspirieren, dich Magie zu lehren", warnte sie. "Du bist an einen Vampir gebunden. Das können wir einfach nicht übersehen."

"Ich werde deinen Mörder trotzdem finden." Ich sah Illya an. "Wie du schon sagtest, ich bin ein Jäger. Ich jage." Ich betonte mein letztes Wort, denn ich hatte das Gefühl, dass die Frau ein wenig Drohung gebrauchen konnte.

"Das ist inakzeptabel", schnauzte sie. "Die Jäger dürfen unsere Geheimnisse nicht erfahren. Sie werden hinter uns her sein."

"Jemand ist bereits hinter uns her." Die plötzliche Macht in Drucidas Stimme ließ Illya verstummen.

Eine Gänsehaut wanderte meine Arme hinauf. Es war mehr als nur eine Stimme. Es war ... Magie.

"Ich werde niemanden mehr verlieren", fuhr sie ruhiger fort und das Gefühl der Macht schwand dahin. "Wir werden den Jägern eine Chance geben, das zu tun, was wir nicht können. Wir werden ihnen erlauben, unseren Mörder zu finden."

Ich wusste, dass das nicht möglich war, aber es schien fast so, als hätte sie gewusst, dass ich kommen würde. Als hätte sie dieses Gespräch schon seit geraumer Zeit geplant. Warum hatte sie dann versucht, uns abzuweisen?

Wie auch immer, ich hatte nicht vor sie in Frage zu stellen. Sie warf uns jetzt nicht hinaus, was bedeutete, dass ich Zeit hatte sie für mich zu gewinnen. Ich hatte Zeit sie davon zu überzeugen, mir Magie beizubringen.

Nur musste ich zuerst einen Mörder finden und zwar schnell. Ich wusste zwar nicht was Eiric gerade tat, aber mein Gefühl sagte mir, dass uns allen die Zeit davonlief.

* * *

Tholdri und ich standen zusammen auf dem Kopfsteinpflaster, als sich die Tür hinter uns schloss.

"Ich fühle mich, als wäre ich von einem Schlachtross überfallen worden."

Ich konnte ihm nicht widersprechen. "Drucida wusste, dass wir kommen würden. Ich weiß nicht wie, aber sie wusste es. Sie wusste von Anfang an genau, was sie von uns wollte. Es war alles eine Manipulation."

Das Mädchen, das uns durch die Tore eskortiert hatte, kam auf uns zu, das Kinn gesenkt, die Augen auf die Füße gerichtet, das blaue Gewand wehte um sie herum. Ich bemerkte ein paar andere, die ähnliche Roben trugen, während die meisten in normaler Kleidung waren.

Sie erreichte uns, dann zwang sie ihren Blick zu unseren Gesichtern hinauf. "Ich soll euch zu euren Unterkünften begleiten."

Ich warf einen Blick auf die geschlossene Tür hinter uns. Weder Drucida noch Illya waren nach draußen getreten. "Wer hat dich beauftragt uns zu begleiten?"

Sie knabberte an ihrer Unterlippe, ihre Augen blickten sich nervös um. "Komm." Sie hob eine Hand und winkte uns mit den Fingern zu, bevor sie sich abwandte.

Ich sah Tholdri achselzuckend an und folgte ihm dann. Drucida hatte die Anwesenheit von Vampiren in ihrer Festung strengstens untersagt. Sobald wir unser Quartier hatten, würden wir warten, bis es dunkel war, dann würde ich Asher und Cael in der Nacht finden.

Das Mädchen führte uns einen schmalen Pfad entlang, der zwischen mehreren kleinen Häusern verlief und uns von den neugierigen Leuten fernhielt, die uns auf der breiten Straße beobachteten. Ich vermutete, dass ein paar von ihnen über meine Haarfarbe getuschelt hatten.

Vor dem kleinsten Haus am Ende des Weges blieb sie stehen. "Es könnte ein bisschen staubig sein." Sie rüttelte an der Klinke, aber die Tür rührte sich nicht. Sie drehte den Griff scharf und schlug mit der Schulter gegen die Tür. "Hm. Das Holz muss aufgequollen sein."

Ich forderte sie auf, zur Seite zu gehen.

Sie schien unsicher, trat aber neben Tholdri zurück. Sie erschrak und sah ihn an, als wäre er direkt neben ihr aufgetaucht, dann trat sie einen weiteren Schritt zurück.

Ich wandte mich ab, um mein Lachen zu verbergen, drehte den Knauf scharf und schlug dann mit der Schulter gegen die Tür. Mit einem dumpfen Kreischen schrammte Holz gegen Holz und die Tür öffnete sich.

Ich trat ein und hustete, als Staub aufgewirbelt wurde. Ein alleinstehender, kaputter Stuhl war die einzige Sitzgelegenheit. Was wie ein Einzelbett aussah, war mit einem fleckigen Laken bedeckt. Ich war froh, dass es nur ein Fenster gab, durch das Licht auf den winzigen Herd neben dem zerbrochenen Waschbecken fiel. Die Töpfe und Teller in der Schüssel waren mit Essensresten und anderen Verschmutzungen übersät. Wenigstens war alles in der Schüssel lange genug verrottet, um nicht mehr zu riechen.

"Wir haben schon in Schlimmerem geschlafen." Tholdri fuhr mit einem Finger über die Sitzfläche des zerbrochenen Stuhles und fand dabei eine dicke Staubschicht.

Er hatte nicht gelogen, obwohl ich mich immer noch davor fürchtete, wie sich meine Lungen am Morgen fühlen würden, nachdem ich die ganze Nacht Staub eingeatmet hatte. Ich wandte mich an das Mädchen. "Ich möchte dir ein paar Fragen stellen, bevor du wieder davonhuschst."

Ich hätte ihr sagen können, dass ich ihr die Fingernägel einzeln ausreißen wollte, so entsetzt war ihr Blick. "Wenn du Fragen hast, solltest du Drucida fragen."

"Ah, aber ich möchte dich fragen." Ich machte einen Schritt auf sie zu. Sie verhielt sich ziemlich seltsam. Ihre Angst vor den Toren verstand ich, aber was hatte sie jetzt zu befürchten, wo sie in der Festung der Hexen sicher war?

Ihre Augen suchten nach einem Fluchtweg, aber Tholdri war lässig zwischen sie und die offene Tür getreten.

"Warum bist du so verängstigt?" fragte ich.

"Bin ich nicht."

"Doch, das bist du und ich fange an zu glauben, dass es nicht an uns liegt."

Sie schluckte laut und weigerte sich, meinen Blick zu erwidern.

"Wir werden dir nicht wehtun."

"Darüber mache ich mir keine Sorgen", flüsterte sie, die Augen immer noch hin und her bewegend.

Ich blickte zu Tholdri, dann wieder zu ihr, verwirrt. "Worüber machst du dir dann Sorgen?"

Sie sah sich wieder um und gab mir dann ein Zeichen, näher zu kommen.

Ich fühlte mich unwohl dabei, aber tat es. Mein Schwert hatte mich vor nichts gewarnt. Sie wollte mich nicht in ihrer Nähe haben, um mich zu verletzen.

Sie senkte ihre Stimme bis zum leisesten Flüstern. "Meine engste Freundin Nigella sprach mit einem Fremden, der über den Bergpass reiste. Zwei Tage später wurde sie ermordet."

Ich erkannte den Namen. Drucida hatte ihn erwähnt. Sie war eine der ersten Toten.

"Ich weiß nicht, wie es den anderen ergangen ist", fuhr sie fort, "aber Jacques hat auch mit einem Außenseiter gesprochen, einem älteren Mann. Jacques hat von ihm ein Jagdmesser gekauft."

Jacques war einer der jüngeren Todesfälle. Er war männlich, dreiundzwanzig Jahre alt, stammte von Hexen ab, verfügte aber nur über begrenzte Magie, was, wie ich erfahren hatte, durchaus üblich war. Viele in der Festung besaßen wenig bis gar keine Magie.

Tholdri trat näher heran. "Du glaubst, sie sind gestorben, weil sie mit Außenstehenden gesprochen haben?"

"Pssst!" Ihre Wangen färbten sich scharlachrot, ihr Atem ging stoßweise. "Beide Male fragte der Fremde nach ihren Namen und sie bekamen ein seltsames Gefühl. Zwei Tage später waren sie tot."

"Und deshalb hast du uns deinen Namen nicht verraten?" fragte ich.

Sie schien sich ein wenig zu schämen und nickte. "Es schien das Risiko nicht wert zu sein."

Kluges Mädchen. Ich glaubte nicht, dass ihr Verdacht begründet war, aber sie hatte Recht, es war das Risiko nicht wert. "Der Fremde, mit dem Nigella gesprochen hatte, war auch ein älterer Mann?"

Sie schüttelte den Kopf und strich sich ihr kurzes, mausgraues Haar aus dem Gesicht. "Nein, eine schöne Frau. Aber sie hat Nigella ein Medaillon verkauft und sie nach ihrem Namen gefragt."

Ich runzelte die Stirn. "Gibt es oft Reisende, die über den Berg kommen?"

"Das ist das Seltsamste daran. Es gibt nie Reisende, die über den Berg kommen. Alle paar Wochen gehen einige von uns in die Dörfer auf der anderen Seite des Berges, um Handel zu treiben, aber es kommen nie Fremde zurück. Deshalb waren Jacques und Nigella so begeistert, ihre Geschichten zu erzählen."

Ich sah Tholdri an. Wir kannten viele Legenden, aber nichts über fremde Reisende, die Schmuck verkauften und nach Namen fragten. Ich blickte auf das Mädchen hinunter. "Aber du weißt nicht, ob eines der anderen Opfer mit Fremden gesprochen hat?" Es hatte insgesamt sechs Todesfälle gegeben, die sich über Monate hinzogen.

"Nein", flüsterte sie. "Aber die beiden waren genug, um mir Angst zu machen, mit Fremden zu sprechen." Sie schaute mich hoffnungsvoll an. "Aber du bist eine Jägerin und eine Nachfahrin von Blackmire. Du bist doch nicht wirklich eine Fremde, oder?"

"Nicht die Art, um die du dir Sorgen machen musst."

Sie schnappte nach Luft und entspannte ihre Schultern. "Mein Name ist Teresa. Ich soll euch begleiten, solange ihr hier seid. Ich kann euch in Kürze das Abendessen bringen, wenn ihr hungrig seid."

Tholdris Magen knurrte als Antwort. Wir hatten seit Tagen nichts anderes als hartes Brot und scharfen Cheddar gegessen.

Ich klopfte dem Mädchen auf die Schulter. "Danke, Teresa. Ein Abendessen wäre schön."

Erst das Abendessen, dann würde ich die Vampire finden. Und danach würden wir daran arbeiten, die Morde aufzuklären.

Wenn ich nur wüsste, wo ich anfangen sollte.

3

Die Bergluft wurde beißend kalt, als die Dunkelheit hereinbrach. Ich ließ Tholdri zurück, um unsere Unterkunft aufzuräumen, während ich nach den Vampiren suchte. Niemand versuchte mich daran zu hindern, durch die Tore zu gehen. Niemand sprach überhaupt mit mir.

Ich kauerte in meinem Mantel gehüllt am Rande eines felsigen Abhangs. Ich war nicht weit gekommen, die Lichter der Festung waren noch zu sehen, aber es war dunkel genug, dass keine Wachen mich mit Asher und Cael sehen würden.

Ich dachte über Teresas Geschichte nach, während ich in die Nacht hinausstarrte und gegen den Wind blinzelte, der mein Gesicht kühlte. Zwei verschiedene Fremde, aber ähnliche Geschichten. Es war möglich, dass es nur ein Fremder war, der einen starken Zauber besaß. Aber wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass noch ein weiterer Sidhe meinen Weg kreuzte?

Ich hatte Angst vor der Antwort.

Ich spürte, dass Asher sich näherte und plötzlich schien die Nacht etwas weniger kalt zu sein. Wärme blühte in meiner Brust auf und ich wusste, dass er direkt hinter mir stand, nachdem er sich so lautlos bewegt hatte, wie es nur Vampire können.

"Du hast es in die Festung geschafft."

Ich drehte mich um und sein Anblick raubte mir den Atem. Ich hatte angenommen, dass die Reaktion mit der Zeit nachlassen würde, aber ich hatte mich geirrt. Jede Nacht, wenn er mich fand, sehnte ich mich danach, meine Haut an seine zu pressen.

Ich schüttelte meine Gedanken ab. Wir hatten wichtige Dinge zu besprechen. Das dachte er wohl auch, denn er schirmte mich von unserer Bindung ab. Alles was ich für ihn empfand ... das war alles ich.

Plötzlich war es mir peinlich und ich war mir nicht sicher, warum. "Die Hexen haben noch nicht zugestimmt, mich in der Magie zu unterrichten, aber sie erlauben Tholdri und mir zu bleiben, bis wir eine Reihe von Morden aufklären können."

Er schloss den Raum zwischen uns und hob eine langfingrige Hand, um leicht über meine Wange zu streichen. "Morde?"

Ich schloss für einen Moment die Augen, genoss die sanfte Berührung und erzählte ihm dann alles, was Drucida und Teresa ausgeplaudert hatten, einschließlich der grausigen Details, wie die Leichen gefunden worden waren. Lebendig gehäutet. Innere Organe fehlten. Mir drehte sich der Magen um bei dem Bild, das ich mir gemacht hatte. Ich war es gewohnt, den Tod zu sehen. Folter war eine ganz andere Sache.

Er runzelte die Stirn. "Ich kenne keine Kreatur, die auf diese Weise tötet."

"Ich hätte vermutet, dass es eine von ihnen ist, wenn Teresas Geschichte nicht gewesen wäre."

"Es könnte immer noch eine andere Hexe sein, die Illusionen schafft."

Asher lebte schon lange. Lange genug, um Hexen zu begegnen, bevor sie untertauchten. "Wie ähnlich sind Illusionen und Zauberei?" fragte ich.

"Ziemlich ähnlich, aber leichter zu durchbrechen, wenn man weiß wonach man suchen muss. Glamour kann alle Sinne täuschen. Illusionen sind nur dazu da, das Auge zu täuschen. Aber warum das Aussehen verändern, wenn die einzigen Zeugen tot sind?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Wenigstens zwei von ihnen haben ihre Geschichte erzählt. Vielleicht wollte der Mörder das Spiel so lange wie möglich hinauszögern. Wenn mein Freund gestorben wäre, nachdem er mit einer schönen Frau auf dem Bergpass gesprochen hatte, würde ich es sicher vermeiden, mit einer schönen Frau auf dem Bergpass zu sprechen. Teresa hat sich sogar geweigert, uns ihren Namen zu nennen."

"Und was ist mit den Gegenständen, die sie gekauft haben?"

"Ich werde Drucida morgen früh danach fragen, wenn ich die Leichen sehe."

Seine Augenbrauen hoben sich. "Sie wurden nicht verbrannt?"

"Sie wurden mit Eis konserviert, das durch Magie hergestellt wurde, was mich fast genauso interessiert wie die Leichen. Es gibt zahlreiche Beweise dafür, dass die Hochhexe wusste, dass wir kommen, obwohl ich nicht weiß wie."

Er strich lässig mit seinen Händen über meine Arme, als wäre es tröstlich, mich einfach nur zu berühren. Vielleicht war es das auch. Ich wusste, dass es mir nichts ausmachte. "Früher besaßen einige der mächtigsten Hexen ein zweites Gesicht. Manchmal konnten sie die Zukunft, die Vergangenheit oder sogar Dinge sehen, die gerade weit weg passierten."

Das erklärte alles, aber: "Heißt das, dass sie uns möglicherweise gerade jetzt sieht?"

Er fuhr fort und rieb langsam meine Arme. "Du hast ihr nicht gesagt, dass du mit Vampiren reist?"

"Ich habe es ihr gesagt. Du darfst die Festung nicht betreten, aber sie weiß, dass du existierst."

"Was ist dann das Problem?"

Meine Wangen brannten. Wenn Drucida mich wirklich beobachtet hatte ... Wenn sie Asher und mich gesehen hätte...

Ich unterbrach meine Gedanken wieder. Wahrscheinlich hatte sie nur eine Vorahnung gehabt, dass Jäger kommen würden. Hexen waren nicht mehr so mächtig, wie sie es einmal waren.

"Wo ist Cael?" fragte ich, um das Thema zu wechseln.

"Ich habe darum gebeten, mich mit dir allein zu treffen."

Ein angenehmes Kribbeln setzte bei seinen Worten in meinem Bauch ein. "Allein?" Meine Stimme klang heiser.

Seine Lippen verzogen sich zu einem wissenden Lächeln. "Leider nicht aus dem Grund, an den du denkst. Zumindest nicht nur aus diesem einen Grund."

Enttäuschung machte sich in mir breit. Seit wir unterwegs waren, hatten wir keine Zeit für uns allein. Abgesehen von einem Zwischenstopp in Bordtham, um Steifan einen Brief mit unseren Plänen zu schicken, waren wir unter den Sternen gereist und hatten uns tagsüber ausgeruht.

"Ich glaube, Cael kämpft darum, die Kontrolle zu behalten." Seine Worte rissen mich aus meinen Gedanken.

Seit Cael seine wahre Gestalt offenbart hatte, hatte er sie beibehalten, zumindest in meiner Nähe. Er sah aus wie eine jüngere Version meines Großvaters. Fließendes rotes Haar, ein ordentlich gestutzter Ziegenbart, ein starker, großer Körper. Er hatte immer noch einen zutiefst beunruhigenden Hauch des Bösen an sich, etwas, das unter der Oberfläche lauerte, aber nach außen hin ...

"Er hat mich gewarnt, dass er meine Hilfe braucht, um er selbst zu bleiben, aber er hat mir nie gesagt, was das bedeutet."

"Ich glaube, er braucht diese Hilfe jetzt. Vielleicht ist es nur der kürzliche Mangel an Blut..."

Ich runzelte die Stirn bei diesem Gedanken. Es gefiel mir nicht, über Ashers Essgewohnheiten nachzudenken. Er war uralt. Er konnte eine lange Zeit ohne Nahrung auskommen, aber nicht ewig. Das Gleiche galt für Cael. Obwohl ... er war nicht uralt. Mächtig, aber nicht uralt. Vielleicht brauchte er häufiger Blut.

"Er kann sich nicht von einer der Hexen ernähren. Sie trauen mir schon jetzt kaum."

Er nickte. "Das sehe ich auch so. Und der Mangel an Blut ist vielleicht nicht einmal das Problem. Es ist schon über eine Woche her, dass dein Großvater getötet wurde."

"Und mein Großvater hat Cael unter Kontrolle gehalten." Ich strich mir mit einer Handfläche über das Gesicht und erinnerte mich daran, wie er früher gewesen war. Ungeheuerlich. Ein ausgetrockneter Leichnam, an dem sich lebende Schatten festhielten. "Ich brauche nicht noch ein weiteres Problem. Ich muss mich auf die Morde konzentrieren."

"Es tut mir leid, aber ich hielt es für wichtig, es dir zu sagen."

Ich zwang mich zu einem Lächeln und war mir nicht sicher, wann ich anfing, mich um seine Gefühle zu kümmern. "Ich weiß. Ich beschwere mich nur. Ich werde heute Abend mit ihm sprechen und sehen, ob ich etwas tun kann."

"Ich halte es für unwahrscheinlich, dass er ehrlich über seine Probleme sprechen wird. Er will dich nicht belasten."

Ich erinnerte mich daran, wie animalisch er kurz nach dem Tod meines Großvaters gewirkt hatte. Von einem Monster zu einer Bestie. Es hatte ihn fast in den Wahnsinn getrieben, aber als ich mich bereit erklärt hatte, auf ihn aufzupassen, hatte er sich beherrscht. War das alles nur ein Schauspiel zu meinem Vorteil?

"Was soll ich dann tun?"

"Ich dachte, du könntest die Hexen fragen."

Ich lachte, ich konnte es nicht lassen. Nachdem ich gesehen hatte, wie sie darauf reagierten, dass ich der menschliche Diener eines Vampirs war, wusste ich, dass sie mir nicht helfen wollten. "Ich werde darüber nachdenken. Vielleicht finde ich jemanden, der mich mehr mag als Illya und Drucida, die beiden Hexen, mit denen ich mich heute getroffen habe."

"Ich bin sicher, das wirst du. Du bist ja schließlich höflich und charmant."

Ich rümpfte die Nase über das Lachen in seiner Stimme. "Du bist auch nicht gerade ein Sonnenschein"

"Touché." Wieder berührte er meine Arme, diesmal um mich an sich zu ziehen.

Mein Herz schlug schneller, als er auf mich herabblickte und eine verirrte Haarsträhne hinter mein Ohr strich. Im kalten Mondlicht war er himmlisch - zu perfekt für Worte. Und es war nicht die Bindung, die mein Urteilsvermögen trübte, es war einfach er. "Weißt du, das ist das erste Mal, dass wir allein sind seit..."

Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter und dachte an die Nacht am Fluss. "Ja, dessen bin ich mir schmerzlich bewusst."

"Heißt das, du wünschst dir eine Wiederholung … dieses Ereignisses?"

Mein Herz flatterte. Er war so nah. Ich könnte ihm einfach den Mantel ausziehen, sein Hemd aus der Hose ziehen - "Es ist absolut eiskalt hier draußen. Und du spendest nicht gerade viel Wärme."

"Beschwerst du dich gerade wieder?"

Ich nickte und er senkte seinen Mund auf meinen, nur ein zärtliches Streicheln der Lippen.

Aber ich wollte mehr. Ich drückte mich gegen ihn und vertiefte den Kuss.

Seine Hände fanden meine Taille, schoben sich unter mein Seidenhemd und kneteten das darunter liegende Fleisch. Seine Hände waren kalt, kühlten meine ohnehin schon eisige Haut. Sein Herz schlug noch immer - er hatte etwas Wärme zu geben -, aber je länger er nicht gefüttert wurde, desto kälter würde er werden.

Ich unterbrach unseren Kuss. "Du sagtest, dass Cael mit Blutmangel zu kämpfen haben könnte. Bist du in der gleichen Lage?"

Seine silbernen Augen suchten mein Gesicht ab, seine Hände umkreisten immer noch meine Taille unter meinem Hemd. "Ich hatte den Eindruck, dass du von solchen Dingen nicht gerne hörst."

"Wenn du in Gefahr bist zu verhungern, sollte ich es wissen."

Er schirmte plötzlich so fest ab, dass ich nichts mehr spürte. "Es ist ... schwierig. Ich bin nicht so stark, wie ich sein könnte, aber ich bin nicht in Gefahr zu verkümmern."

"Wann war das letzte Mal, dass du ... " Ich nahm eine Hand von seiner Schulter und wirbelte sie in der Luft herum, während ich nach dem richtigen Wort suchte.

"Gefüttert wurdest?"

Ich wandte den Blick von ihm ab. Warum war ich nur so albern? Ich hatte schon viele Male gesehen, wie Vampire sich ernährten. Die meisten von ihnen hatte ich danach getötet.

"Kurz bevor wir uns in Evrals Versteck gewagt haben."

Ich richtete meinen Blick wieder auf und begegnete seinen Augen. "Kannst du so lange auskommen?"

"Es ist unangenehm, aber ja."

"Und wenn du dich ernährst? Wie geschieht das?" Warum habe ich das gefragt? Ich wollte es eigentlich nicht wissen, aber ich konnte nicht anders. Es gefiel mir nicht, das was wir hatten, als Beziehung zu betrachten. Ich hatte mir nie eine echte romantische Bindung gewünscht ... aber was taten wir dann? Wir retteten uns gegenseitig das Leben und hatten Sex? Es war mehr und ich wusste es. Ich wollte es nur nicht zugeben.

Er musterte mein Gesicht einen langen, ruhigen Moment lang. Schließlich fragte er: "Bist du sicher, dass du die Antworten auf diese Fragen willst?"

Ich blickte wieder zu Boden. "Nein. Ja. Ich weiß es nicht, aber ich frage mich das schon. Unsere Beziehung ... sie ist nicht wie andere Beziehungen."

Er legte einen Finger unter mein Kinn und übte sanften Druck aus, bis ich ihm wieder in die Augen sah. "Meine Wahl wäre es, nichts vor dir zu verbergen. Nichts abzuschirmen. Aber du musst entscheiden, was du willst. Ich glaube, dass du dafür mehr Zeit brauchst."

Ich runzelte die Stirn. "Wie kannst du immer so rational sein?"

"Lyssandra, ich lebe schon eine ziemlich lange Zeit."

Ich wusste es. Ich wusste, dass er nicht so dachte wie ich, aber trotzdem war es mir manchmal unheimlich. "Na gut, vielleicht will ich noch keine Antworten, nicht auf alles. Nur eine. Wie lange kannst du noch ohne Nahrung auskommen?"

"Es wird mir noch einige Zeit gut gehen."

Er schirmte immer noch fest ab und ich hatte das Gefühl, dass er mir nicht die ganze Wahrheit sagte. Eine praktischere Frau hätte vielleicht ihr eigenes Blut angeboten, aber das konnte ich nicht. Ich hatte es einmal getan, als er dem Tod nahe war, aber das war etwas anderes. Damals hatte ich mich nicht wie Essen gefühlt. Vielleicht war ich nur praktisch, wenn es ums Jagen und Töten ging. Ich war bei vielen Gelegenheiten bereit gewesen, mein Leben zu opfern, aber offenbar gab es immer noch Dinge, die ich nicht aufgeben wollte. Mein Blut war eines davon.

"Deine Gedanken verraten dich." Er lächelte, um seine Worte abzumildern.

"Lies nicht in meinen Gefühlen", brummte ich.

"Das tue ich nicht. Das heißt aber nicht, dass ich nicht weiß was du denkst." Er legte den Kopf schief und ich dachte, er würde noch mehr sagen, aber stattdessen blickte er über seine Schulter. "Tholdri nähert sich."

Ich löste mich von ihm. Tholdri hatte keinen Grund mir zu folgen, es sei denn, es war etwas passiert.

Ich hörte seine leisen Schritte, kurz bevor ich ihn in der Dunkelheit entdeckte.

Als er uns bemerkte, ging er auf uns zu. "Wisst ihr, es ist beunruhigend, wenn ihr mich beide so beobachtet."

"Wie denn?" fragte ich.

"Wie zwei Wölfe."

Ich trat um Asher herum und bedauerte den Verlust seiner Berührung. "Warum bist du hier, Tholdri? War der Staub zu viel für dich?"

Er kam zu uns und schüttelte den Kopf. "Ich wünschte, es wäre so, Lyss. Es hat einen weiteren Todesfall gegeben. Wir werden gebraucht."

Der Atem verließ meinen Körper. Ein weiterer Mord, direkt vor unserer Nase. Ich warf Asher einen Blick zu und zuckte entschuldigend mit den Schultern. Das Alleinsein würde warten müssen.

* * *

Als ich die frische Leiche sah, wünschte ich mir, ich müsste die anderen nicht sehen. Der junge Mann lag ausgestreckt auf seinem Bett. Ich wünschte, er sähe aus, als würde er schlafen. Aber die meisten Menschen schlafen nicht ohne ihre Haut.

Tholdri hielt sich eine Hand vor den Mund. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass ihm gleich schlecht werden würde.

Ich kniete neben der Leiche und betrachtete die Wunden im Licht der Laterne. Die Häutung war viel zu perfekt. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie das mit einem normalen Messer möglich gewesen wäre. Es hätte Stunden, vielleicht Tage gedauert und der junge Mann war eine Stunde, bevor man seine Leiche entdeckt hatte, noch lebend gesehen worden.

"Wer hat ihn gefunden?" fragte ich.

Drucida stand in der Nähe der Tür, so weit weg von der Leiche, wie sie nur konnte. "Seine Mutter. Sie ist jetzt bei Illya."

Ich blieb stehen und vermied jeden Blick auf das Gesicht. Die lidlosen Augen waren einfach zu beunruhigend. "Ich werde mit ihr sprechen müssen."

"Illya hat ihr ein Schlaftonikum gegeben. Es wird bis zum Morgen warten müssen."

Ich wandte mich ihr zu. "Spürst du irgendeine Magie in diesem Raum?"

Ihre Augen weiteten sich ein wenig. "Nicht mehr als sonst? Wylan hatte Magie, aber nicht viel. Nicht genug, um sich zu schützen."

"Hatte er in letzter Zeit irgendwelche Fremden getroffen? Hat er irgendwelche seltsamen Gegenstände gekauft?"

"Warum sollte das wichtig sein?"

Ich verbarg meine Überraschung, um die Information für später aufzubewahren. Aus irgendeinem Grund hatte Teresa Drucida nicht von ihrem Verdacht erzählt. Leider bedeutete das, dass falls einer der anderen Schmuckstücke gekauft hatte, niemand davon Notiz genommen hatte.

Ich schaute mich in dem kleinen Raum um und suchte nach etwas, das hier nicht hingehörte. Wenn Wylan auch mit einem Fremden gesprochen hatte, war das, was er gekauft hatte, vielleicht noch im Raum.

Ich bemerkte nichts. Er hatte nur wenige Habseligkeiten und das Zimmer war aufgeräumt. Vielleicht hat der Mörder die Schmuckstücke zusammen mit den Häuten und inneren Organen der Opfer mitgenommen.

"Hast du so etwas schon einmal gesehen?" fragte Drucida.

"Nein, aber ich habe im letzten Jahr eine Menge seltsamer Dinge gesehen." Sidhe, Natmarra, einen Beschwörer und jetzt das hier.

Sie musterte mein Gesicht und blickte Tholdri kaum an. "Du kannst dir jetzt auch die anderen Körper ansehen. Ich nehme an, du bist es gewohnt, die ganze Nacht aufzubleiben."

Ich beschloss die subtile Beleidigung zu ignorieren. Wer sagt denn, dass ich nicht höflich sein kann? Ich gestikulierte in Richtung Tür. "Geh voraus."

4

Tholdris Atem vernebelte die Luft um sein Gesicht. Seine honigbraunen Augen suchten ehrfürchtig die kleine Kammer ab. "Das ist unglaublich."

Ich konnte ihm nicht widersprechen. Äußerlich war das Gebäude unscheinbar. Innen waren die Wände aus massivem Eis, so dick, dass ich das Holz auf der anderen Seite nicht sehen konnte. Nur die Tür war einigermaßen sichtbar, das Holz war mit dickem Frost überzogen. Ich vermutete, dass das Gebäude früher einmal ein Wohnhaus gewesen war, aber alle Möbel waren weggeräumt worden. Der Holzofen und das Waschbecken waren zwei feste Eiswürfel in einer Ecke des Raums.

Die Leichen lagen alle auf dem Boden, der so dick mit Eis bedeckt war, dass es schwierig war, nicht auszurutschen und auf ihnen zu landen. Sie lagen auf dem Rücken, die hautlosen Arme auf der hohlen Brust verschränkt.

Illya hatte sich zu uns gesellt, obwohl sie nicht gerade glücklich darüber aussah. Sie hatte sich einen dicken Wintermantel über ihren mit Pelz besetzten Mantel gezogen. Ich vermutete, dass die Kälte ihren alten Knochen wehtat.

Ich zählte sechs Leichen. Bald würden es sieben sein.

Ich drehte den beiden Hexen den Rücken zu. "Was hat dich dazu bewegt, die erste Leiche zu behalten?"

"Was meinst du?" fragte Drucida.

Ich zuckte mit den Schultern und schlang die Arme fest um mich. Selbst mit meinem Mantel klapperten meine Zähne. "Ich kann verstehen, warum du sie nach den ersten paar Todesfällen aufbewahren wollen würdest, aber warum den ersten? Was hast du dir erhofft, daraus zu erfahren?"

Na gut, vielleicht habe ich nicht ganz so subtil auf ein Geständnis gedrängt, dass sie mir nachspioniert, aber es war trotzdem seltsam. Normalerweise wurden Vampiropfer festgehalten, bis ein Jäger sie untersuchen konnte, aber dies waren keine Vampiropfer.

Ich blickte zurück, als sie nicht antwortete.

Sie schenkte mir ein schmallippiges Lächeln. "Wie du weißt, sind unsere Geheimnisse streng gehütet."

Mit verschränkten Armen drehte ich mich um und stemmte meine Hüfte in die Höhe. "Willst du, dass ich deine Morde aufkläre, oder nicht?"

Illya starrte mich finster an, schwieg aber.

Drucidas Augen huschten zu Tholdri, dann wieder zu mir. "Ich nehme an, es kann nichts Schlimmes passieren", seufzte sie. "Manchmal haben mächtigere Hexen eine Vorahnung. Die Erste kam in der Nacht des ersten Mordes. Ich sah weitere Todesfälle kommen, aber keine Möglichkeit, sie zu verhindern. Dann, in der Nacht, in der die zweite Leiche gefunden wurde, sah ich zwei schattenhafte Gestalten. Ich wusste nicht, wer kommen würde, aber ich wusste, dass sie uns helfen würden. Ich habe diesen Raum nach der ersten Leiche geschaffen, weil ich wusste, dass es noch mehr geben würde. Und ich habe ihn die ganze Zeit über aufrechterhalten, weil ich wusste, dass du kommen würdest."

Ich verengte meine Augen. "Aber du hättest uns fast abgewiesen."

Sie sah aus, als hätte sie etwas Saures geschmeckt. "Vielleicht wollte ich nicht glauben, dass Hilfe in Form von zwei Jägern kommen würde, aber ihr habt darauf bestanden. Da wusste ich, dass ihr gebraucht werdet."

Tholdri rückte näher an mich heran und drückte seine Schulter an die meine, obwohl wir beide nach ein paar Minuten in der Eiskammer nicht mehr viel Wärme zu geben hatten. "Wie konntest du wissen, dass wir kommen würden, wenn wir uns noch nicht entschieden hatten? Der zweite Mord geschah lange bevor wir beschlossen hierher zu kommen, bevor wir überhaupt wussten, dass dieser Ort existiert."

Drucida zuckte mit den Schultern. "Es liegt nicht an uns, zu wissen, wie das Licht funktioniert. Nur, dass es uns führt, wie es will."

Ihre Antwort gefiel mir nicht, aber darüber konnten wir später diskutieren, wenn wir nicht mehr so bald einfrieren würden wie die Leichen. "Du hast gesagt, du hast diesen Raum erschaffen. Wie?"

Sie streckte ihre Hand aus, die Handfläche nach oben und strich damit durch den Raum. Ich hätte schwören können, dass der Raum noch kälter wurde. In diesem Moment wurde mir klar, dass sie die Einzige von uns war, die nicht zitterte. "Wir haben alle eine gewisse Affinität, selbst die mit schwacher Magie."

Meine Augen weiteten sich. Ich hatte Magie gesehen, sie gespürt. Aber so etwas hatte ich noch nie gesehen. "Und was kann sie tun?" Ich nickte in Richtung Illya.

Drucidas Augen nahmen einen schelmischen Glanz an. "Du hast vorhin ihre Wandteppiche gesehen."

Illyas Kinnlade klappte auf, dann schloss sie sich mit einem wütenden Klicken. "Du kannst deine Geheimnisse teilen, wie du willst", fauchte sie. "Aber teile nicht meine."

"Ich bitte um Entschuldigung." Drucida wirkte nicht einmal ansatzweise reumütig. Sie genoss es, sich über Illya lustig zu machen.

Ich warf einen Blick auf die Leichen, obwohl ich mich eigentlich eher über die Wandteppiche wunderte. Sie waren seltsam und schön, schienen aber nicht magisch zu sein. "Ich denke, ich habe alles gesehen, was ich sehen muss." Ich drehte mich wieder zu den Hexen um. "Was wurde mit den Habseligkeiten der Opfer gemacht?"

"Warum?" fragte Illya.

Ich seufzte. Mit den Familien von Vampiropfern war es so viel einfacher zu arbeiten. Sie stellten nie in Frage, dass ich in Tagebüchern und anderen Gegenständen herumstöberte.

Drucida beobachtete mich mit nachdenklicher Miene. "Die Habseligkeiten wurden entweder verteilt oder von Familienmitgliedern entsorgt, aber ein Opfer hatte keine Angehörigen. Sein Haus ist noch nicht ausgeräumt worden."

Ich deutete ihr erneut an, uns den Weg zu zeigen.

"Es ist mitten in der Nacht!" Illya schrie auf.

"Niemand hat dich gebeten zu kommen, Illya", sagte Drucida, die bereits auf die vereiste Tür zuging.

Ich machte einen großen Bogen um Illya, als ich um sie herumging und wunderte mich über die Rivalität zwischen den beiden Hexen. Sobald ich die Gelegenheit dazu hatte, würde ich mich umhören.

Ich glaubte nicht, dass eine der beiden Hexen die Mörderin war, aber ich würde mir alle Möglichkeiten offen halten. Wenn nur Hexen ins Visier genommen wurden und sich die Todesfälle in ihrer gut bewachten Festung ereigneten, war der Mörder entweder eine Hexe oder arbeitete mit einer zusammen.

* * *

Wir kehrten zu unserer Hütte zurück, als es noch etwa eine Stunde dunkel war. Ich überlegte, ob ich Asher oder Cael suchen sollte, entschied mich dann aber dafür, die erste Gelegenheit für ein weiches Bett seit über einer Woche zu genießen, auch wenn ich die kleine Matratze mit Tholdri würde teilen müssen.

Das Erste, was mir auffiel, als ich die Tür öffnete war, dass es deutlich weniger Staub gab. Das fleckige Laken war vom Bett verschwunden und das verschimmelte Geschirr war nirgends zu sehen. Tholdri war fleißig gewesen, während ich weg war. Sogar ein Tisch und zwei Stühle waren unter dem größten Fenster aufgestellt worden.

"Teresa hat geholfen", erklärte er, als ich eine Augenbraue hochzog.

"Hast du etwas Neues von ihr gelernt?"

"Nein, aber du könntest es vielleicht. Ihre Magie ist schwach, aber sie ist da. Sie trägt diese blauen Roben, weil sie ein Lehrling ist. Bei Illya."

Meine Augenbrauen hoben sich weiter. "Das arme Mädchen."

"Ja, sie scheint nicht ganz zufrieden mit dem Arrangement zu sein. Aber sie freut sich, dass sie genug Magie hat, um sich zu entwickeln. Das haben anscheinend nur wenige."

Ich ging auf das Bett zu. Wenn alles andere fehlschlug, könnte Teresa mir vielleicht ein paar Dinge beibringen. Selbst wenn sie nur die Grundlagen kannte, war das mehr als ich besaß. Cael hatte mir theoretisch ein paar Dinge erklären können, aber da er keinen Zugang zu seiner natürlichen Magie hatte, konnte er es mir nicht wirklich zeigen. Nekromantie war etwas ganz anderes. Selbst mit meiner Verbindung zu den Untoten konnte ich keine Nekromantie versuchen, es sei denn, ich würde auch sterben.

Ich hoffte, das zu vermeiden.

"Ich nehme an, du hast dich nach einem Extrabett erkundigt?"

Tholdri trat hinter meiner Schulter hervor. "Und die Gelegenheit verpassen, neben dir zu schlafen?"

Ich rollte mit den Augen, obwohl er es nicht sehen konnte. "Du bist unverbesserlich."

"Und du bevorzugst die niedrigere Körpertemperatur von Vampiren. Hattest du ein gutes Treffen in der Dunkelheit?"

Ich wich von ihm zurück. "Es war gut, bis du es mit deinen lauten, ungeschickten Schritten unterbrochen hast."

Er folgte mir in Richtung des Bettes. "Ich bin nicht laut. Du verbringst nur zu viel Zeit mit toten Dingen."

Ich drehte mich um und rümpfte die Nase über ihn. "Besser tote Dinge als Idioten."

Er hob kapitulierend die Handflächen. "Hey, jedem das Seine. Wer muss jetzt neben der Wand schlafen?"

"Du. Ich werde uns beschützen, falls jemand die Tür aufbricht."

"Das höre ich gerne." Er trat um mich herum und ließ sich auf das Bett plumpsen, wobei er viel zu viel Platz einnahm.

Ich seufzte dramatisch, aber tief im Inneren war ich froh, dass er da war. So sehr ich meine Reaktion auch verbarg, ich hatte die Leichen zutiefst beunruhigend gefunden. Ganz zu schweigen davon, dass wir gleich in einer Festung voller Hexen schlafen würden.

Der Schlaf würde nicht leicht fallen und wenn er kam, würden meine Träume sicher von gehäuteten Leichen heimgesucht werden. Und von der Vorstellung, was aus meinem Großonkel werden könnte, wenn ich nicht einen Weg finden würde, ihm zu helfen, die Kontrolle zu behalten.

Wenn er nur noch ein Monster wäre, würde ich gezwungen sein, ihn zu töten. Und selbst wenn mir dieses scheinbar unmögliche Kunststück gelänge, würde ich die einzige Familie verlieren, die ich noch hatte.

5

Als ich aufwachte, lag Tholdris Arm über meinem Gesicht und sein schweres Bein hatte sich um mich geschlungen. Mit einem finsteren Blick auf das Sonnenlicht, das durch das Fenster fiel, gab ich ihm einen Stoß, aber er rührte sich nicht.

"Lass mich los, du fauler Ochse."

Mit einem ärgerlichen Schnauben rollte sich Tholdri auf die andere Seite.

Ich setzte mich auf und zuckte bei dem stechenden Schmerz in meinem Schädel zusammen. Tholdri war immer in der Lage zu schlafen, egal unter welchen Umständen. Ich hingegen hatte kaum ein Auge zugetan. Jedes Mal, wenn ich meine Augen zu lange schloss, dachte ich daran, wie es sich anfühlen würde, wenn mir die Augenlider fehlten wie bei all den Leichen.

Ich stand auf und streckte die steifen Arme über meinen Kopf. Erst das Essen. Dann Teresa. Jetzt, da ich wusste, dass sie Illyas Lehrling war, hatte ich einige neue Fragen an sie.

Ich bewegte mich träge und zog meine Stiefel an. Ich hatte in meinem grünen Seidenhemd und meinen Reithosen geschlafen und das würde für heute reichen, aber irgendwann musste ich mir ein Bad gönnen. Kalte Bäche reichten einfach nicht aus.

Neugierig geworden, schaute ich durch die einzige andere Tür im Haus und fand ein kleines Wasserklosett, aber kein Bad. Immerhin fand ich einen Krug mit frischem Wasser, ein grobes Handtuch und einen Nachttopf - genug, um mich für den Tag vorzubereiten. Wie Tholdri in der Nacht zuvor festgestellt hatte, hatten wir schon viel Schlimmeres erlebt.

Mit vom kalten Wasser gefühllosen Wangen nahm ich mein Schwert, verließ die Hütte und überließ Tholdri seinem Schlummer. Teresa hatte ein bescheidenes Abendessen serviert, aber ihrer Meinung nach wurde das meiste Essen in der Gemeinschaft eingenommen. Eine perfekte Gelegenheit, die anderen Hexen zu befragen.

Ich ging den schmalen Pfad hinunter, der zur Hauptstraße führte und betrachtete beiläufig die anderen Unterkünfte. Einige waren so baufällig wie meine, aber andere waren eindeutig bewohnt. Und doch hatte ich niemanden von den Bewohnern gesehen. Das Gemüse wuchs in kleinen, gut gepflegten Gärten, die Fenster waren sauber, die Wände frisch getüncht. Sie hätten voller Leben sein müssen, aber sie waren gespenstisch still. Es war seltsam, aber nicht meine Hauptsorge.

Ich erreichte die Hauptstraße und drei Frauen in blauen Gewändern verstummten. Sie drehten sich alle um und starrten mich an.

Es schien sich herumgesprochen zu haben. Ich fragte mich, ob das Verhör dadurch einfacher oder viel, viel schlimmer werden würde. Obwohl die Frauen zu jung waren, um jemals vom Helius-Orden gejagt worden zu sein, konnte ich es ihnen nicht verdenken, wenn sie immer noch einen Groll hegten.

Ich ging auf sie zu und begegnete jedem ihrer Blicke mit einem herausfordernden Blick meinerseits.