Das AMS und das Ende der Freiheit - Karl Glanz - E-Book

Das AMS und das Ende der Freiheit E-Book

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Beschreibung

Die Interessen der Arbeitslosen, sind die Interessen eines Menschen in Not. Die betroffenen Personen können als potenzielle Arbeitskraftverkäufer bezeichnet werden, die ihren Gebrauchswert nicht verkaufen können, jedoch über kein anderes Produktionsmittel als ihre Arbeitskraft verfügen. Die Arbeitsstelle verloren zu haben, bedeutet nicht nur finanziell knapp hindurchzumüssen, der Betroffene fühlt sich auch nicht mehr wertgeschätzt. Mit jeder Absage einer neue Stelle schwindet das ohnehin kaum mehr vorhandene Selbstwertgefühl. Arbeitslosigkeit hat viele Gesichter. Wie diese empfunden wird, hängt freilich von der individuellen Situation ab. Hier geht es um Existenzsicherung, wie Kleidung, Wohnung, Heizung, Nahrung, medizinische Betreuung, Bildung wie/und ein menschenwürdiges Dasein führen zu können. Es muss im Interesse der Gesellschaft sein, jedem ohne Bedingung zu helfen. Es wird ihr gedankt mit Sicherheit, Gesundheit, Freude, Geborgenheit, "Motivation" … Das ist der Start für den kollektiven Sprung in eine höhere Bewusstseinsebene. Durch Absicherung ohne Bedingung (ohne Abhängigkeit) ist der Weg frei für Aktivitäten, die der Mensch mit sich und seinem Gewissen vereinbaren kann. Arbeitslos bedeutet also nicht, dass man ganz profan nichts zu tun hätte, sondern dass man keiner bezahlten Erwerbsarbeit nachgehen kann, obwohl man gerade diese benötigt, um den Lebensunterhalt zu sichern. Die Arbeitslosigkeit ist in Österreich im April 2015 im Vergleich zum Vorjahresmonat weiter gestiegen und verharrt damit auf Rekordniveau: Ende April waren 419.875 Personen ohne Job, um 7,6 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition stieg im Jahresabstand um 1,0 Prozentpunkte auf 9,1 Prozent.

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Karl Glanz

Das AMS und das Ende der Freiheit

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Inhalt

Einführung

Das AMS und die Jungen

Das AMS und die Alten

Das AMS und die Arbeit

Das AMS und die Flüchtlinge

Das AMS und die Leistung für Arbeitslosen

Das AMS und die Servicestelle

Das AMS und die Gesellschaft für Aus- und Weiterbildung

Das AMS und das Coaching

Das AMS und die Stellenausschreibungen

Das AMS und was wir erwarten können

Das AMS und der Datenschutz

Das AMS und der ganz normale Wahnsinn

Das AMS und die Idiotenkurse

Das AMS und Phönix

Das AMS und die Bezugssperre

Das AMS und die Kranken

Das AMS und die Demütigung

Das AMS und die medizinischen Daten

Das AMS und die Notdurft

Das AMS und seine seltsamen Methoden

Das AMS und das Unverständnis

Das AMS und der rechts-Staat

Das AMS und sein langer Arm

Das AMS und der Verrat der SPÖ

Das AMS und die AIVG Novelle

Das AMS und das 3.Reich

Das AMS und der Datenschutz ade - oder der gläserne Mensch

Das AMS und die Pensionserhöhung - eine gute Geste oder ein Witz?

Das AMS und die Gesamtschule

Das AMS und die Fachkräfte

Das AMS und der Schulbeginn oder soll man mit einer 5 trotzdem aufsteigen dürfen?

Das AMS und die Medien

Das AMS und der Eurofighter - sind wir nun sicherer?

Das AMS und die Demokratie

Das AMS und die Flachzangen im Parlament

Das AMS und alles Lüge

Das AMS und das Ende der Freiheit

Anhang

Verwendete Dokumente

Einführung

Die Arbeitsstelle verloren zu haben, bedeutet nicht nur finanziell knapp durchzumüssen, der Betroffene fühlt sich auch nicht mehr wertgeschätzt. Mit jeder Absage einer neue Stelle schwindet das ohnehin kaum mehr vorhandene Selbstwertgefühl.

Wie aktuelle Ereignisse zeigen, scheint die Welt etwas aus den Fugen geraten zu sein: Die Grenzen zwischen Normalität und Wahnsinn verschwimmen zunehmend und im sozialen sowie im politischen Bereich scheinen sich fundamentale Wertvorstellungen rapide zu verändern. Schockierende Berichterstattungen über wirtschaftliche und politische Entwicklungen, die vor einem Jahr noch jenseits jeder Vorstellungskraft lagen – Ukraine-Krise, Ebola, „Islamischer Staat“, Griechenland-Krise –, überhäufen uns förmlich und nehmen nie in Betracht gezogene Dimensionen an.

Was wollen wir? Wir wollen doch nur in Frieden leben zu können, ohne Probleme, ohne Schwierigkeiten. Wir wollen doch nur ein zufriedenes Leben führen zu können. Dazu braucht es eines: Geld. Und Geld bekommen wir, wenn wir einen Job haben. Denn ein gutes, sorgenloses Leben ist nur mit finanziellen Mitteln zu gewährleisten. Denn finanzielle Unabhängigkeit bedeutet auch Unabhängigkeit im privaten Leben und bietet die Möglichkeit, überhaupt erst zu erfahren, was es bedeutet, eigenständig und mit allen Verantwortungen und Verpflichtungen im Leben zu stehen. Und das wollen wir doch alle: uns von den Eltern lösen, in ein Eigenheim ziehen, unseren Hobbys nachgehen und uns schlicht und einfach ein eigenes Leben aufbauen.

Im Endeffekt läuft also wieder alles auf das eine hinaus: Geld. Und das kommt eben nicht einfach so, sondern muss – wie es uns ja von klein auf eingebläut wird – „hart erarbeitet“ werden. Gut, dazu braucht es – wie bereits erwähnt – erst einmal einen Job.

Das AMS ist eine ausgegliederte Behörde. Seine Kernaufgaben, wie Prüfung des Anspruchs auf Arbeitslosengeld/Notstandshilfe und deren Auszahlung, sind jedoch nach wie vor staatliche Aufgaben und unterliegen somit den Verfassungs- und Verwaltungsgesetzen. Daher gibt es für die/den Einzelne/n Möglichkeiten, zu ihrem/seinem Recht zu kommen (oder dies jedenfalls zu versuchen). Wer Arbeitslosengeld in Anspruch nimmt, hat allerdings in der Regel kaum großes Vermögen. Wer längere Zeit mit Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe leben muss, hat de facto keine Chance, Geld anzusparen. Die vorgesehenen Sanktionen sind aber finanzieller Natur: sechs bis acht Wochen Sperre des Bezugs. Und die Strafen kommen fast immer zuerst. Die vorhandenen Möglichkeiten, Sperren als ungerechtfertigt aufheben zu lassen (falls es so ist), können erst genutzt werden, wenn sie bereits aufrecht sind – und das kann dauern. Aufschiebende Wirkung kann aber auf Antrag zuerkannt werden.

Einen Job, der in Einklang steht mit den persönlichen Fähigkeiten und Interessen, vereinbar ist mit der individuellen Vorstellung von Freizeitgestaltung, Freunden und – wenn auch erst später – mit dem Familienleben. Aber vor allem einen sicheren Job. Mit ausreichendem Einkommen, dem Garanten für finanziellen Rückhalt und Stabilität. Ein gutes Einkommen ist ohne Zweifel die Basis für alles, was sich junge Menschen erhoffen.

Wer wird denn nun arbeitslos? Auch darauf gibt es eine Antwort: Büroangestellte, Maschinisten und Hilfskräfte sind immer häufiger arbeitslos. Auch für Männer, Personen mit tiefem Bildungsgrad und Jugendliche ist das Risiko gestiegen, arbeitslos zu werden.

Der Kampf gegen Langzeitarbeitslosigkeit ist einer der zentralen Punkte auf der Agenda für Wachstum und Beschäftigung im Rahmen der politischen Prioritäten denn die Wirtschaftsförderung allein wird nicht ausreichen, um alle Langzeitarbeitslosen wieder in den Arbeitsmarkt einzugliedern.

Vor dem Hintergrund einer allmählichen wirtschaftlichen Erholung verbessert sich auch die Arbeitsmarktlage in der EU (Juli, 2015). Die Arbeitslosenquote ist weiter gesunken und die Neueinstellungsquote hat sich leicht verbessert. Trotzdem ist die Arbeitslosenquote nach wie vor hoch. Im ersten Quartal 2015 gab es 23,6 Millionen Arbeitslose in der EU. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen steigt; im ersten Quartal 2015 lag er bei 4,9 Prozent.

Zwar sei das Risiko, längere Zeit arbeitslos zu sein, gesunken sei, wird festgestellt: „Weil es gute Chancen gibt, dass die Betroffenen schnell wieder in Arbeit kommen“. Doch wer längere Zeit ohne Arbeit ist, verbleibt auch oft im sozialen Sicherungssystem. Und das „kann in Zeiten des Fachkräftebedarfs nicht sein“.

Dass die Betroffenen keine Arbeit finden, kann mehrere Gründe haben. Zum einen würden Firmen den Aufwand scheuen, um die Menschen wieder an den Arbeitsprozess heranzuführen. Dann wiederum spielt der Fakt hinein, dass jeder vierte Hartz-IV-Empfänger über keinen Abschluss verfügt. Haben die Menschen aber einen Abschluss, sind gut qualifiziert und motiviert, spielt das Alter eine Rolle. Sie sind 50 Jahre und älter. Und das trifft auf beinahe jeden zweiten Langzeitarbeitslosen zu.

Laut den Ergebnissen des neuen Berichts (2014) „Labour Market and Wage Developments in Europe“ erreichte die Arbeitsplatzbeschaffung 2014 – angesichts der zögerlichen wirtschaftlichen Erholung – einen signifikanten Wert. Nachdem die Beschäftigungsquote fünf Jahre lang fast ununterbrochen rückläufig war, steigt sie seit 2014 jährlich um 1 Prozent. Diese ungewöhnlich prompte Reaktion des Arbeitsmarktes erfolgte u. a. aufgrund der günstigen Entwicklung bei den Arbeitskosten. Um im Kampf gegen die Langzeitarbeitslosigkeit rascher voranzukommen, sind jedoch mehr Investitionen nötig. Die zügige Umsetzung der 315 Mrd. EUR schweren Investitionsoffensive für Europa würde zur Erhöhung der Investitionsquote beitragen – was eine Voraussetzung für einen weiterhin arbeitsplatzintensiven Aufschwung ist.

270 der 300 Bewerbungen, die Kurt P. über fünf Jahre abgeschickt hatte, wurden von den Unternehmen nicht beantwortet. 25 waren negativ und flatterten oft mit folgendem Wortlaut ins Haus: „Leider können wir im engeren Kreis der Bewerber trotz Ihrer Qualifikation nur jene Kandidaten berücksichtigen, deren Profil den spezifischen Anforderungen der ausgeschriebenen Stelle entspricht. Diese Entscheidung beinhaltet keine negative Wertung Ihrer Person, vielmehr wurde unser Anforderungsprofil von anderen Bewerbern besser getroffen.“ Fünf Mal wurde Kurt in fünf Jahren Arbeitslosigkeit zu einem Vorstellungsgespräch geladen. Kurt ist einer der wenigen Behinderten, die verzweifelt um einen Job kämpfen.

Seit acht Wochen ist das nun Geschichte, denn er ist Geschäftsführer des Vereins „Best Agers“. Diesen hat er gemeinsam mit Helmut Moser als „konstruktive Ergänzung“ zum AMS vor einem Jahr gegründet. Bei der „Wiedereingliederungsmaßnahme“ haben sich die beiden arbeitslosen Männer kennengelernt. Der heute 50-jährige Moser aus Strobl war als Konstrukteur in der Wasseraufbereitung tätig, zum Schluss eineinhalb Jahre Sachbearbeiter in der Heizungsbranche. Durch Umstrukturierung verlor er seinen Job vor fünf Jahren. Zu der achtwöchigen Bildungsmaßnahme des AMS, „die nicht für jeden das Richtige ist, wirst du gezwungen, sonst wird das Arbeitslosengeld gestrichen“, sagt Moser. EDV-Grundlagen wie Word und Excel sowie Bewerbungsmodi stehen auf dem Programm. „Im Bewusstsein verankert sich: Du hast noch keine Freizeit.“ Das sei gut so, jedoch nach den acht Wochen komme die Ernüchterung: Bewerbungen schreiben, Vorsprachen beim AMS und Einschränkungen. „Du darfst ohne Abmeldung nicht mal nach Freilassing fahren, denn wenn was passiert, hast du keinen Versicherungsschutz.“ Während eines angemeldeten Urlaubs gibt es kein Geld. An ein 13. und 14. Monatsgehalt ist als Arbeitsloser nicht zu denken. Und alle zwei, drei Monate müssten fünf Stück Bewerbungen im „E-Job-Room“ online gestellt werden. Wenn man bedenkt, dass sich pro Arbeitsplatz an die 200 Bewerber melden, „biedert man sich regelrecht an und ist Bittsteller“.

Auch das soziale Umfeld ändere sich ohne Arbeit. Kurt hatte zuerst Mitleid erfahren und später das Signal: „Man ist nicht mehr unter Gleichen.“ Nach einem Rückzug seien neue Kontakte besonders wichtig. Auch Erich Hofer kann ein Lied davon singen. „Man muss mit der Botschaft raus: willig, fähig und möchte Arbeit haben“, sagt er. Das Argument der Unternehmer sei meist: „Der kostet zu viel.“ Ein älterer Arbeitnehmer kostet im Schnitt dreimal so viel wie ein junger. „In Dänemark ist das Verhältnis 1 : 1,4.“ Mit älteren Personen kaufe man auch „informelles Know-how. Das Wissen geht vielerorts durch den Austausch mit jüngeren verloren.“ Apropos Gehalt: „Seit Januar dieses Jahres gab es 328 Lohnförderungen für Personen im Alter von 50 und älter“, erklärt Rupert Ernst vom Arbeitsmarktservice. Dabei wird ein Teil des Gehalts vom AMS übernommen. „Wie viel, das ist Verhandlungssache“, so der Arbeitsexperte. „Für Betroffene ist das nicht schön, es kratzt am Selbstwertgefühl“, sagt Kurt.

Die Wiedereinstellungsbeihilfe des AMS habe dafür gesorgt, dass die Quote nicht noch höher ausgefallen sei. Erschwerend bei den älteren Arbeitslosen sei laut Ernst, dass über 50 Prozent nur einen Pflichtschulabschluss besitzen. „Zudem war es früher einfacher, in Pension zu gehen, ohne Abstriche in Kauf zu nehmen. Das geht heutzutage nicht mehr.“ Ein weiteres Problem sei das Lohndumping. Durch die Ostöffnung kommen mehr Bürger aus den neuen EU-Mitgliedsländern nach Salzburg. „Die arbeiten oft unter Konditionen, die sich bei uns niemand antun will“, so Ernst.

1,7 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund lebten 2014 in Österreich, um 90.000 mehr als im Vorjahr. Die Zuwanderung stieg um 12 Prozent, die meisten Zuwanderer kamen aus EU-Staaten. Rumänien belegt dabei Platz eins, gefolgt von Deutschland und Ungarn. Trotz zahlreicher Krisen hat sich das Integrationsklima sogar verbessert. 2015 meinten 41 Prozent der Bevölkerung, dass die Integration sehr gut oder eher gut funktioniere. 2010 waren es lediglich 31 Prozent. Die Mehrheit der Menschen mit Migrationshintergrund, konkret 90 Prozent, fühlen sich in Österreich eher oder völlig heimisch. 70 Prozent der Befragten gaben an, sich Österreich mehr zugehörig zu fühlen als ihrem Heimatland.

„Dringenden Handlungsbedarf“ wird gesehen nach der Präsentation des Integrationsreports. Die FPÖ sieht den Bericht als Beweis des Versagens der Regierung: Integration sei eine „Bringschuld“ der Zuwanderer und „Integrationsverweigerung“ solle mit dem Entzug von Sozialleistungen abgestraft werden wird der Integrationsdiskurs kommentiert. Gegen den Vorschlag des Expertenrates, Kompetenzerhebungen durchzuführen und Deutschkenntnisse zu überprüfen, wehrte sich der Arbeitsmarktservice (AMS). Die Ressourcen des AMS reichen dafür nicht aus und die Vermittlung von Sprachkenntnissen sei nicht primär Aufgabe des AMS, stellte der Vorstandsvorsitzende.

Frauen ohne Job posieren als Models auf dem Laufsteg oder begleiten Rentner im Alltag. Der Arbeitsloseninitiative Sachsen gehen die Ideen nicht aus. Doch oft kommen sich die Protagonisten wie Bettler vor.

Die Wissenschaft macht vor nichts halt, so hat sie, in den letzten Jahren, die/den Arbeitslosen entdeckt. Die Arbeitslosigkeit ist auch ein weites Feld, da kann viel geforscht werden. Viele wissenschaftliche Fachrichtungen sind da gefordert. Bisher wurden Arbeitslose in der Forschung meist als – überspitzt formuliert – Arme oder auch Kranke beschrieben. Wie wir schon gehört haben, hat die Arbeitslosigkeit verschiedene Auswirkungen auf das Selbstbild aber auch die psychische Gesundheit eines Menschen. Konkret kennen wir fünf Möglichkeiten. Arbeitslosigkeit kann auf fünf idealtypische Weisen erfahren werden: Als wiederkehrende Umstellung, als ersehnte Befreiung, als ungewisser Kampf, als dauerhafter Verfall oder als positive Transformation. Nun zu den Möglichkeiten im Detail:

A)Wiederkehrende Umstellung

In diese Gruppe fallen laut Rogge vor Menschen mit geringerer Qualifikation, die immer wieder – meist aber nur für kurze Zeit – arbeitslos werden. Sie können sich rasch auf die jeweilige Situation einstellen und sind auch stets optimistisch, rasch wieder Arbeit zu finden. Diese Gruppe bezeichnet sich selbst als „normale Arbeitslose“, ob gerade ein Beschäftigungsverhältnis besteht oder nicht, macht für ihr Wohlbefinden wenig Unterschied.

B) Befreiungsmodus

Personen, die in diese Gruppe fallen, fühlen sich – wie der Name schon sagt – durch den Wegfall von der Arbeit befreit. Diese Gruppe verfügt in der Regel über ausreichende finanzielle und berufliche Ressourcen, legt Wert auf Freizeit und sieht die Zeit die mit mehr Lebensqualität einher geht. Auch diese Gruppe hat wenig Zweifel daran, wieder eine Beschäftigung zu finden. Die Arbeitslosigkeit ist durch Kündigung meist selbst gewählt – ihnen geht es meist besser als vor der Arbeitslosigkeit. Durch den mutigen Schritt der Befreiung sehen sich diese Personen als „heroische Arbeitslose“.

C) Kampfmodus

Wie der Titel schon vermuten lässt, hat diese Gruppe mit der vorigen wenig gemein. Diese Personen haben Angst, sozial auf Dauer abzurutschen, nie wieder Fuß fassen zu können. Der Alltag wird dominiert von der Arbeitssuche, Nervosität und Erschöpfung sind nicht selten. Auch das soziale Leben der Betroffenen leidet, Eltern machen sich in dieser Situation naturgemäß besonders große Sorgen.

D) Verfallsmodus

Resignation hat sich breit gemacht, die Hoffnung, in das „alte“ Leben zurückzukehren ist bei diesen Arbeitslosen nicht mehr zu finden. Soziale Bindungen sind gekappt, Selbstabwertung steht am Programm. Ebenfalls stark leidet die psychische Gesundheit der Betroffenen.

E) Gewinnmodus

In dieser Phase finden sich Langzeitarbeitslose mit ihrer Situation ab und entwickeln eine Lebensführung außerhalb des Arbeitsmarktes. Eine Stabilisierung tritt ein und wirkt sich auch positiv auf die psychische Gesundheit aus.

Die persönliche Empfindung der Arbeitslosigkeit hängt auch stark vom Umfeld der Personen ab. Wird Arbeitslosigkeit stigmatisiert, tabuisiert oder als Katastrophe dargestellt, wächst auch der individuelle Druck auf die Betroffenen, fordert er ein Ende der Stigmatisierung. Auch ein pauschales Über-den-Kamm-Kehren muss abgelehnt werden.werden

Es gibt noch mehr Arten der Arbeitslosigkeit. Friktionelle Arbeitslosigkeit, Saisonale Schwankungen, Konjunkturelle Schwankungen, Strukturelle Arbeitslosigkeit, Merkmals strukturelle Arbeitslosigkeit, Sektorale Arbeitslosigkeit, Technologische Arbeitslosigkeit, Institutionelle Arbeitslosigkeit, Regionale Arbeitslosigkeit.

Wie auch immer die Art der Arbeitslosigkeit definiert wird, es ähnlich der nichts daran, für den Betroffenen handelt es sich um eine Existenzkrise.

Wir können auch die Schattenseiten langer Arbeitslosigkeit benennen. Es komme zur Vereinsamung und in manchen Fällen auch zur Verwahrlosung. Etwa 25 Prozent der Langzeitarbeitslosen hätten wohl resigniert. Einem kleinen Prozentsatz Betroffener unterstellt sie, nicht wirklich mehr arbeiten zu wollen. In der Vereinssatzung ist vermerkt, dass sich ALI (Arbeitsloseninitiative) auflöst, wenn die Arbeitslosigkeit unter fünf Prozent fällt. Nach Lage der Dinge wird der Verein notgedrungen „krisensicher“ bleiben. Denn schon jetzt rückt eine neue Klientel in den Blickpunkt der Betreuung. Es sind jene Frauen und Männer, die nach der Wende lange arbeitslos waren und nun vor der Altersarmut stehen.

Viele Vereine leben von der Arbeitslosigkeit. Das Geschäft blüht. Die Arbeitslosenzahlen steigen, von einer einzigen Arbeit alleine, können viele nicht mehr leben. Viele haben eine Arbeit, sie verdienen so wenig, dass sie von einer staatlichen Unterstützung abhängig sind.

Dennoch ist keine depressive Grundstimmung zu spüren. Im Kompetenzzentrum wird auch gelacht. Anders ist der Alltag in einem bedrückenden Umfeld womöglich nicht auszuhalten. Viele Projekte der Initiative sind ausgesprochen lebensbejahend. Dass ALI in Zusammenarbeit mit Modehäusern aus der Region langzeitarbeitslose Frauen als Models auf den Laufsteg schickt, dürfte bundesweit ein Novum sein. Ganz nebenbei lässt das Rückschlüsse auf das Selbstwertgefühl der Frauen zu. „Wir brauchen nicht die Hungerhaken mit Größe 36. Dafür kochen unsere Frauen viel zu gut“.

Wien ist das Bundesland mit der höchsten Arbeitslosenrate. 13,2 Prozent waren in Wien Ende Juni 2015 ohne Job. Laut Prognosen wird die Arbeitslosigkeit auch noch einige Jahre steigen. „Wien wächst sehr stark“. Jedes Jahr ziehen 25.000 Leute nach Wien zu, dadurch entstehe ein sehr großer Andrang am Arbeitsmarkt. Der Großteil der Zuwanderer nach Wien komme aus den neuen EU-Ländern. Aus Rumänien und Polen kommen sehr viele, sehr gute ausgebildete Leute nach Wien, mit sehr guten Deutschkenntnissen. Diese neuen Zuwanderer würden am Wiener Arbeitsmarkt jene Ausländer verdrängen, die keine oder eine geringere Ausbildung haben und trotz längerem Aufenthalt nicht gut Deutsch sprechen. Die Beschäftigung wächst in Wien nach wie vor, aber nicht so schnell wie das Arbeitskräfteangebot.

Von der Stadtregierung kommt außer der Schuldzuweisung an die Weltwirtschaft und der Forderung mehr Schulden machen zu dürfen rein gar nichts. Doch gerade der Blick auf die internationale Situation zeigt, dass die Länder ohne Budgetdisziplin als Folge nun auch mit den höchsten Arbeitslosenzahlen zu kämpfen haben.

Laut Prognosen werde die Arbeitslosigkeit in der Bundeshauptstadt noch bis 2018 oder 2019 steigen, der Anstieg werde aber gebremst sein. Falls sich Österreich allerdings an die deutsche Konjunkturlokomotive früher und besser anhängen könne, könne die Erholung auch rascher kommen.

Im Bundesland Salzburg lag die Arbeitslosigkeit bei nur 5,1 Prozent. Auf Bezirksebene schnitten Wiener Neustadt (Niederösterreich) und Landeck (Tirol) mit jeweils 10,1 Prozent am schlechtesten ab, am besten Rohrbach (Oberösterreich) mit 2,6 Prozent.

Die Daten des Arbeitsmarktservice zeigen im Bezirksvergleich große Unterschiede. Der Kärntner Arbeitsmarktbezirk Villach liegt mit 10,0 Prozent auf dem drittschlechtesten Platz. Hingegen glänzen die oberösterreichischen Regionen Eferding (3,0 Prozent), Perg (3,5 Prozent) und Freistadt (3,6 Prozent). Auch Reutte (Tirol, 3,4 Prozent) und Hermagor (Kärnten, 3,7 Prozent) weisen zum Ende des Halbjahres eine sehr niedrige Arbeitslosigkeit auf.

Darüber hinaus entfernt sich Wien auch immer mehr vom österreichischen Durchschnitt, weist die Bundeshauptstadt doch auch die höchste Zuwachsrate auf. Noch anschaulicher wird es in absoluten Zahlen. Zu Beginn der Legislaturperiode von Rot-Grün waren ziemlich genau 100.000 Menschen in Wien als Arbeitslose oder Schulungsteilnehmer registriert. Am Ende der Legislaturperiode werden es ausgehend von den Zahlen des ersten Halbjahrs knapp 150.000 Arbeitslose und Schulungsteilnehmer sein. 50.000 zusätzliche Arbeitslose

Auf Bundesland-Ebene spitzt sich die Lage in Wien weiter zu. Mit einer Quote von 13,2 Prozent per Ende Juni liegt Wien deutlich über dem österreichischen Durchschnitt von 8,2 Prozent. Mit großem Abstand als zweitschlechtestes Bundesland folgt Kärnten mit 8,9 Prozent vor Niederösterreich mit 8,1. Die niedrigste Arbeitslosigkeit weisen Salzburg mit 5,1 und Oberösterreich mit 5,3 Prozent auf, Drittbester ist Vorarlberg mit 5,6 Prozent.

Ende September suchten in ganz Österreich 391.417 Menschen einen Job, das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 6,1 Prozent. In Wien erhöhte sich die Zahl der Jobsuchenden auf 147.311 – das sind 119.354 vorgemerkte Arbeitslose (plus 17,1 Prozent) und 27.957 Schulungsteilnehmer.

Wien gehört zu den am schnellsten wachsenden Städten der Europäischen Union und ist nach Berlin die zweitgrößte Stadt im deutschsprachigen Raum. Es sind aber nicht nur Osteuropäer, die es nach Wien zieht, sondern es gibt auch eine große Wanderungsbewegung von Deutschland und österreichischen Bundesländern nach Wien. So leben bereits über 50.000 Deutsche in Wien. Die Deutschen sind nach den Serben und Türken in Wien die drittgrößte Bevölkerungsgruppe mit ausländischer Herkunft. Zugenommen haben zuletzt auch die Einpendler. Laut Statistik Austria gibt es in Wien 30.000 Einpendler. Dabei handelt es sich um Menschen, die ihren Hauptwohnsitz meist in der Slowakei oder in Ungarn haben, aber in Wien beschäftigt sind. Dies sorgt auf dem Arbeitsmarkt für einen Verdrängungswettbewerb.

Das AMS und die Jungen

Fünf Millionen junge Europäer haben keinen Job. In Ländern wie Spanien und Griechenland etwa jeder Zweite. Dies seien und blieben alarmierende Zahlen, sagte Arbeitsministerin Nahles, auch wenn die Zahl der jungen Arbeitslosen im vergangenen Jahr um eine halbe Million gesunken sei. „Es bewegt sich noch zu wenig.“ Von den sechs Milliarden Euro, die von der EU zum Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit zur Verfügung gestellt wurden, sind bislang gerade einmal 900 Millionen Euro abgerufen worden. „Es gibt nichts Schwerfälligeres als EU-Fördertöpfe“.

Die Jugendarbeitslosigkeit steigt kontinuierlich an. Für wen sich das Risiko erhöht hat, arbeitslos zu werden, wird hier untersucht. Dies trifft unter anderem auf jüngere Menschen zu. Das Arbeitslosigkeitsrisiko für 15- bis 24-Jährige hat sich im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte merklich erhöht. So waren in den Jahren 1991 bis 1993 noch durchschnittlich 4,7 Prozent der Jugendlichen erwerbslos, heute sind es 7,5 Prozent. In der Grafik können Sie verfolgen, wie sich die Arbeitslosenquote bei Jugendlichen in der Schweiz seit 2006 entwickelt hat.

Der schleichende Anstieg der Erwerbslosenquote ist ein Grund, Jugendliche als Risikogruppe einzustufen. Eine Rolle spielt aber auch, dass die Quote deutlich über denjenigen anderer Altersgruppen liegt. Während momentan 7,5 Prozent der 15- bis 24-Jährigen keine Arbeit haben, sind es bei den 25- bis 39-Jährigen 4,9 Prozent. In der Alterskategorie der 40- bis 54-Jährigen sind nur noch 3,4 Prozent arbeitslos. Gesamt schweizerisch liegt die Erwerbslosenquote bei 4,4 Prozent. Hinzu kommt, dass auch das Langzeitarbeitslosigkeitsrisiko von Jugendlichen steigt – und zwar stärker als dasjenige in den anderen Altersgruppen. Immer mehr 15- bis 24-Jährige bleiben also über ein Jahr oder länger ohne Job.

Laut der Studie sind insbesondere junge Frauen und Jugendliche, die in marktnahen Dienstleistungsbranchen beschäftigt sind, von der negativen Entwicklung in den letzten zwei Jahrzehnten betroffen. Eine mögliche Ursache sehen die Autoren der Studie in der erhöhten Nachfrage nach Qualifikationen und Fähigkeiten seitens der Arbeitgeber. Dies könnte sich auch in einer höheren Jugendarbeitslosigkeit niederschlagen, da Jugendliche noch keine Berufserfahrung hätten. Die Studie kommt zum Schluss, dass sich die Arbeitsmarktsituation von Jugendlichen zunehmend verschlechtert und warnt vor langfristigen Auswirkungen.

Schaut man sich die Entwicklung in Europa an, fällt auf, dass sich das Problem der Jugendarbeitslosigkeit in den letzten gut zwanzig Jahren insgesamt verstärkt hat. Spanien beispielsweise wies 1992 mit 32,2 Prozent die höchste Quote in Europa auf. Heute ist fast jeder zweite 15- bis 24-Jährige im Land arbeitslos. Besonders dramatisch präsentiert sich die Lage auch in Griechenland. Seit der Wirtschaftskrise 2008 hat sich hier die Zahl erwerbsloser Jugendlicher mehr als verdoppelt – auf knapp 50 Prozent. Nach der Jahrtausendwende hatten vor allem osteuropäische Länder mit dem Problem zu kämpfen. In den letzten Jahren hat es sich aber wieder Richtung Südeuropa verlagert. Die Italiener schneiden Stand heute mit 41,5 Prozent nur unwesentlich besser ab als die Spanier und die Griechen.

Im europäischen Vergleich schneidet die Schweiz punkto Jugendarbeitslosigkeit allerdings sehr gut ab. Nur Deutschland hat mit 7,1 Prozent momentan eine tiefere Quote. Innerhalb der EU ist die Erwerbslosigkeit von Jugendlichen mit durchschnittlich 20,6 Prozent fast dreimal so hoch wie in der Schweiz.

In Dänemark ist jeder dritte Hochschulabsolvent ein halbes Jahr nach seinem Abschluss arbeitslos. Auch ein Jahr nach Studienende haben noch knapp 30 Prozent der Akademiker keine Stellung gefunden. Deshalb hat die dänische Regierung beschlossen, die Zahl der Studienanfänger im Laufe der kommenden vier Jahre um sechs Prozent zu reduzieren, und in den darauffolgenden drei Jahren die der Masterstudenten. So gibt es zum Semesterstart Ende August an dänischen Hochschulen knapp 900 Studienplätze weniger.

Gleichzeitig tritt nach den Sommerferien eine Reform der Berufsschulen in Kraft. In Dänemark besuchen alle Schüler eine Art Gesamtschule bis zur 9. oder 10. Klasse. Danach gibt es grob gesagt zwei Möglichkeiten: das Gymnasium oder die Berufsschule samt Ausbildung. Knapp 80 Prozent aller Schüler entscheiden sich derzeit für das Gymnasium. Ziel der Reform ist es, die Berufsschulen für Schulabgänger attraktiver zu machen.

Die Rektorin der zweitgrößten Berufsschule Dänemarks, TEC, ist bedingungslos einverstanden mit der Neuregelung der Ausbildung. Um an ihrer Schule angenommen zu werden, müssen Schüler jetzt Mathematik und Dänisch bestanden haben; zuvor gab es keine Zugangsvoraussetzungen an Berufsschulen. Auch gibt es keine Zeit mehr für Bummler. Der Grundkurs am Anfang der Ausbildung muss innerhalb von sechs Monaten geschafft werden; früher hatten schwächere Schüler dafür bis zu einem Jahr Zeit.

Eine höhere Zahl an Berufsschülern und Auszubildenden und eine niedrigere Zahl an Gymnasiasten sollen nach Plan des dänischen Unterrichts- und Forschungsministeriums dann auch zu einer geringeren Zahl an Studienanfängern und somit zu weniger arbeitslosen Akademikern führen.

Doch bevor der Effekt der Berufsschulreform eintreten kann, werden schon zum kommenden Semesterstart weniger Studenten an dänischen Hochschulen zugelassen. Besonders bei den humanistischen Fächern wird gekürzt, bei denen überdurchschnittlich viele Absolventen arbeitslos bleiben. Susan Wright, Professorin für Bildungsanthropologie an der Aarhus Universität, meint nicht, dass die neue Reform am richtigen Punkt angreift.

14 Jugendliche waren Ende Juli beim AMS Zwettl lehrstellensuchend vorgemerkt. Das sind um acht (minus 36,4 %) weniger als im Juli des letzten Jahres. Gleichzeitig standen den Lehrstellensuchenden im Bezirk 19 sofort bzw. demnächst besetzbare gemeldete freie Lehrstellen gegenüber.

Das AMS und die Alten

Der Hauptgrund für die rasante Steigerung der Arbeitslosigkeit älterer Arbeitnehmer ist nicht das sogenannte Senioritätsprinzip, also die mit dem Alter steigenden Gehälter. Zwischen Arbeitslosigkeit und den per Kollektivvertrag geregelten Gehaltserhöhungen – etwa durch automatische Vorrückungen wie Intervallsprünge oder Quinquennien – gibt es trotz gegenteiliger Meinung vor allem in Arbeitgeberverbänden praktisch keinen Zusammenhang. Zu diesem eher überraschenden Ergebnis kommt das Institut für Höhere Studien (IHS) in einer Studie im Auftrag des Sozialministeriums.

Hingegen steigt bei Arbeitern und Arbeiterinnen, deren Reallöhne im Vergleich zu Angestellten im Lauf des Berufslebens ohnehin nur wenig steigen, ab 50 Jahren das Risiko, den Job zu verlieren. Arbeiter machen 40 Prozent aller Beschäftigten aus, aber 70 Prozent der älteren Arbeitslosen, die sehr oft keine oder kaum Ausbildung aufweisen. Über 50 Jahre alt, schlechte Ausbildung, männlich und ausländischer Herkunft: Wer in dieses Profil passt und arbeitslos ist, hat schlechte Chancen auf den Wiedereinstieg.

In der Praxis stimmt eher das Gegenteil: Die Untersuchung von 30 Kollektivverträgen in sieben Branchen ergab, dass der Anteil älterer Arbeitnehmer in Branchen mit ausgeprägtem Senioritätsprinzip höher ist als in Sparten, in denen es keine automatisierten Lohnsteigerungen gibt.In Zahlen: Am stärksten ist das Senioritätsprinzip in der Finanz- und Versicherungsbranche ausgeprägt. Nach 40 Berufsjahren sind 66 Prozent des Einkommens auf diesen Mechanismus zurückzuführen. Der Anteil älterer Arbeitsloser ist dagegen deutlich kleiner als in Branchen mit geringem Einfluss der Berufsjahre auf die Einkommensentwicklung. Das trifft auch auf andere Berufsgruppen mit ausgeprägtem Senioritätsprinzip – Angestellte in der Bauwirtschaft, Handelsangestellte – zu.Umgekehrt machen Arbeiter und Arbeiterinnen fast 70 Prozent aller älteren Arbeitslosen aus. Für Arbeiter gibt es kaum automatische Lohnsteigerungen.

Und wer über 50 ist und seinen Job verliert, hat wenig Chancen, einen neuen zu finden. Die Dauer der Arbeitslosigkeit ist bei Älteren (50+) mit durchschnittlich 152 Tagen deutlich höher als der gesamte Durchschnitt von 119 Tagen. Wer einen Job findet, muss meist Abstriche beim Gehalt machen.

Sechs Jahre lang hat der Arbeitslose nicht mehr in die Arbeitswelt zurückgefunden. Der durch die Arbeit geregelt Tagesablauf fehlt – stundenlanges Internet surfen oder Fernsehen füllen stattdessen den Tag aus. Eine Erfahrung, die auch ein junger Mann gemacht hat. In seinem Beruf als Textiltechnologe fühlte er sich einst wohl – eine Kündigung wegen Sparmaßnahmen traf ihn umso härter. Dann entschied er sich für ein Beschäftigungsprogramm. Es sollte ein Arbeitsintegrationsprojekt ihn wieder auf das Jobleben vorbereiten. Ein wichtiger Schritt war, seine Gemütslage wieder zu stabilisieren, sodass sich der junge Mann wieder Ziele setzen kann, die er motiviert verfolgt. Durchschnittlich bleiben sie ein halbes Jahr in diesem Beschäftigungsprogramm. Es gilt, sie dabei individuell zu stärken. Sei dies bei der Arbeit in einem der vier Bereiche oder in der psychosozialen Integration beim Malen, mit Musik, beim Kochen oder in Gesprächen.

Wer seinen Job einmal verloren hat, der findet ab 50 Jahren meist erst später eine neue Arbeitsstelle. Viele müssen auch Abstriche beim Gehalt hinnehmen: Bei 61 Prozent der Älteren liegt das neue Gehalt unter dem Niveau des Einkommens vor der Arbeitslosigkeit. Und die Wahrscheinlichkeit, aus der Arbeitslosigkeit heraus einen Arbeitsplatz zu finden, sinkt mit zunehmendem Alter deutlich und liegt bei männlichen Angestellten zwischen 55 und 59 Jahren nur mehr bei rund 30 Prozent.

Angesicht der insgesamt schwierigen Arbeitsmarktlage braucht es dringend ein Bündel an Maßnahmen, um positive Beschäftigungsanreize zu setzen, insbesondere eine substanzielle Senkung der Lohnnebenkosten sowie mehr betrieblichen Gestaltungsspielraum bei der Arbeitszeit. Ziel muss es auch sein, die in Österreich im internationalen Vergleich hohe Seniorität abzuschwächen. Gesetzliche und kollektivvertragliche Senioritätsregelungen sollten im Interesse der Förderung der Beschäftigung abgebaut werden“, betonte der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Mag. Christoph Neumayer. „Zur raschen Integration von Arbeitsuchenden auf dem ersten Arbeitsmarkt sind zudem vor allem jene AMS-Instrumente verstärkt einzusetzen, die Beschäftigungsanreize schaffen und arbeitsplatzerhaltende Qualifizierung ermöglichen. Zur Anhebung des faktischen Pensionsantrittsalters braucht es zudem weitere strukturelle Veränderungen im Pensionssystem“, unterstrich der Generalsekretär. Faktum ist aber auch, dass trotz der schwierigen Arbeitsmarktlage gerade die Beschäftigung Älterer in Österreich überdurchschnittlich wächst, zuletzt im Juni um 6,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Unter Berücksichtigung der Schulungsteilnehmerinnen und -teilnehmer ist die Arbeitslosenquote 50+ geringer als die allgemeine Arbeitslosenquote.

„Vollkommen kontraproduktiv sind international gescheiterte Modelle wie Arbeitszeitverkürzung und oder Quotenmodelle für Betriebe. Die Forderung nach einer Ausweitung bei der 6. Urlaubswoche zielt darauf ab, die Seniorität noch weiter zu erhöhen und geht daher in die falsche Richtung“, so Neumayer. „Ideologie schafft keinen einzigen Arbeitsplatz, im Gegenteil sie vernichtet Beschäftigung“, kritisierte Neumayer und hielt fest: „Arbeitsplätze können nur dann entstehen, wenn die Rahmenbedingungen so sind, dass Unternehmerinnen und Unternehmer wirtschaften und damit neue Jobs schaffen können.“

Je größer die Lohndifferenz zwischen jüngeren und erfahrenen Arbeitnehmern, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass über 55-jährige Arbeitnehmer jemals wieder Arbeit finden, lautet der Befund der Agenda. Hierzulande verdiene ein 55-59-jähriger Vollzeitbeschäftigter 1,6 Mal so viel wie ein 25-29-jähriger, das sei deutlich mehr als der europäische Durchschnitt von 1,35 Mal oder in Deutschland (1,38) und Schweden (1,26 Mal). Studienautor Dénes Kucsera regt vor allem im öffentlichen Dienst - wo das Senioritätsprinzip besonders stark ist - als „Neuorientierung“ an, es ähnlich wie in Schweden durch mehr Leistungsorientierung zu ersetzen. Die Lohnkurve sollte mit dem Alter weniger stark steigen, dafür sollte am Höhepunkt der Leistungsfähigkeit mehr verdient werden, fordern die Experten der Agenda Austria.

Die „im internationalen Vergleich hohe Seniorität abzuschwächen“, fordert auch die Industriellenvereinigung. Gesetzliche und kollektivvertragliche Senioritätsregelungen sollten im Interesse der Förderung der Beschäftigung abgebaut werden.

Die Förderung des Wiedereinstiegs Älterer ins Arbeitsleben kommt den Staat teuer. Laut Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) sind von 2015 bis 2017 insgesamt 720 Millionen Euro reserviert. Die Mittel fließen in Beschäftigungsförderung; Bildungsmaßnahmen, Arbeitsstiftungen oder Qualifizierungsförderungen. Erste Erfolge gibt es bereits. Die Beschäftigungsquoten Älterer steigen.

Es wird gefordert die Löhne Älterer stärker am „Leistungsprinzip“ zu orientieren und damit die Lohnkurven abzuflachen. Es wäre „zu überlegen, ob eine Lohnanpassung entsprechend der Leistungsentwicklung nicht im Interesse der Arbeitnehmer wäre“. Dadurch würden die Beschäftigungschancen älterer Menschen, die an Erwerbsarbeit interessiert seien, erhöht.

Aus Sicht der Arbeiterkammer (AK) ist die Kritik am Senioritätsprinzip nur eine „Ausrede der Arbeitgeber fürs Nichtstun“. Die Altersarbeitslosigkeit sei gerade in jenen Sparten besonders hoch, wo es gar kein Senioritätsprinzip gebe, im Gastgewerbe, Beherbergungsbranche oder im Baubereich. Rund 20 Prozent aller Betriebe mit mehr als 25 Arbeitnehmern beschäftigen überhaupt niemanden über 55 Jahre.

Eine höhere Beschäftigung der Älteren würde den Jüngeren auch keine Jobs wegnehmen, heißt es in der Studie. „Unsere empirische Analyse zeigt, dass eine höhere Beschäftigung älterer Arbeitnehmer keine negativen Effekte auf jüngere Arbeitnehmer mit sich bringt.“

Insgesamt sind in Österreich 25 Prozent der unselbstständig Beschäftigten über 50 Jahre alt. Die Zahl der Arbeitslosen dieser Altersgruppe ist im Vorjahresvergleich um 16,2 Prozent gestiegen. Die durchschnittliche Verweildauer in Arbeitslosigkeit ist bei den Älteren mit 152 Tagen deutlich höher als insgesamt mit 119 Tagen, das heißt die Älteren finden später wieder einen neuen Job. Die Beschäftigungsquoten der Älteren sind zwar in den letzten Jahren (1. Halbjahr 2012 zu 1. Halbjahr 2015) gestiegen, vor allem bei Männern ab 60 liege die Quote aber noch deutlich unter dem Ziel für 2018 von 35,3 Prozent. Aber auch in der Schweiz, von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, hat die Arbeitslosigkeit in den letzten Jahren zugenommen. Es handle sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um ein strukturelles und nicht um ein konjunkturelles Phänomen. Nach 2012 habe sich die Arbeitslosenquote sogar erhöht, obwohl gleichzeitig die Zahl der offenen Stellen zunahm.

Gewisse Personengruppen sind gemäß der Studie besonders von dieser Entwicklung betroffen. So ist das Arbeitslosigkeitsrisiko für Männer in den letzten zwanzig Jahren angestiegen, jenes für Frauen gesunken. Allerdings werden Frauen immer noch häufiger arbeitslos als Männer.

Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) sieht sich durch die IHS-Studie bestätigt. „Um mehr Ältere in Beschäftigung zu bringen, muss nicht an Kollektivverträgen herumgeschraubt werden“, sagt ÖGB-Präsident Erich Foglar. Vielmehr seien die Unternehmer gefragt, altersgerechte Arbeitsplätze für Menschen über 50 zu schaffen, und das im Regierungsprogramm geplante Bonus-Malus-System sollte endlich umgesetzt werden.

Sozialminister Rudolf Hundstorfer verwies am Dienstag auf die Regelungen, die die Regierung bereits getroffen habe, um Älteren ein längeres aktives Arbeitsleben zu ermöglichen, wie die ab 2016 mögliche Teilpension und die steigenden Mittel für die Eingliederungshilfe.

Nicht nur bei uns, auch in Deutschland kommt es zu Übergriffen. Ein mit einem Messer bewaffneter Mann hat Mitarbeiter des Arbeitsamtes bedroht und damit einen größeren Polizeieinsatz ausgelöst. Der 46-Jährige sei in aggressiver Stimmung im Amt aufgetaucht, habe sein Messer gezückt und ein Plakat zerschnitten, sagte eine Polizeisprecherin. Daraufhin hätten die verängstigten Mitarbeiter den Alarmknopf gedrückt und die Polizei verständigt. Dem Bericht zufolge hatte die Arbeitsagentur bereits ein Hausverbot verhängt, weil der Mann schon in der Vergangenheit Mitarbeiter bedroht hatte. Der Grund für diese Aggression ist nicht bekannt (?). Diesmal begann der Mann zu randalieren, weil ihm aufgrund des Hausverbots der Zugang zu dem Gebäude verwehrt wurde. Die Mitarbeiter lösten Alarm aus, der 46-Jährige flüchtete.

Das AMS und die Arbeit

Seit Beginn des Projekts „Pro aktiv“ im März 2013 haben 84 ältere Arbeitslose aus dem Arbeitsmarktbezirk Steyr einen neuen Job gefunden.

Das teilt das AMS Steyr in einer Aussendung mit. Bei der Initiative handelt es sich um ein gefördertes Angebot der gemeinnützigen Personalleasing-Firma „itworks“. Arbeitslose über 45 Jahre bzw. Männer und Frauen, die schon länger arbeitslos sind, werden angestellt und in der Region Steyr an interessierte Betriebe verleast.

Das AMS unterstützt die Maßnahme mit einer Förderung von 30 Prozent des Bruttolohns über einen Zeitraum von maximal sechs Monaten. „Ziel ist es, dass die Leute wieder einen ungeförderten Arbeitsplatz bekommen“, sagt Steyrs AMS-Chef Hubert Heindl. In den sechs Monaten hätten Chef und Kollegen Zeit, sich den künftigen Mitarbeiter anzuschauen. Dieser wiederum könne sich in die neue Aufgabe einarbeiten.

Was sagt uns „itworks“? Was macht das AMS? Das AMS vermietet Arbeitslose an eine Personalvermittlung! Dazu zahlt sie dieser Firma noch 30 Prozent vom Lohn. Eine langfristige und sichere Beschäftigung für Arbeit suchende Menschen – das ist das Ziel, für das sie sich einsetzen.sich Unseren TeilnehmerInnen eröffnen wir dabei neue berufliche Perspektiven - individuelle Beratung und Betreuung und das passende Aufgabenfeld, entsprechend vorhandener Qualifikationen, in einem unserer Partnerbetriebe, sind unsere Angebote.

Stimmt das auch so? Bei dem sehr umstrittenen „gemeinnützigen Personalüberlasser“ „itworks“ handelte es sich nach um eine 100-prozentige Tochter der „ÖSB Consulting GmbH“, zu deren KundInnen SPÖ-nahe/kontrollierte Organisationen wie die Volkshilfe, der „waff“ oder die Magistratsämter der Stadt Wien zählen. Gegründet in den 80er Jahren in der Ära des legendären Sozialminister Alfred Dallinger war ein wesentlicher Schwerpunkt des Vereins ÖSB die ArbeiterInnenselbstverwaltung. Nach der Übernahme der ÖSB durch einen Grazer Immobilienmulti und Umwandlung in eine GesmbH hat sich die ÖSB weit von ihren Wurzeln entfernt ….

Die „ÖSB Consulting GmbH“ behauptet, dass sie „als eines der führenden Beratungsunternehmen Europas zu Fragen der Arbeitswelt unterstützen wir Sie individuell und zielorientiert. Lösungsansätze betrachten wir im internationalen Kontext, ohne regionale Besonderheiten oder individuelle Bedürfnisse aus den Augen zu verlieren. Chancengleichheit ist für uns kein Lippenbekenntnis. Unser europaweites Netzwerk setzen wir für Sie ein!“

Jetzt ist es an der Zeit sich einige Erfahrungsberichte einmal näher anzusehen.

Es gab 3 Gespräche - 2 Gespräche hat man mindestens - das 3. ist bei Bedarf.

Der 1. Termin war eigentlich nur Zettel ausfüllen - persönliche Daten und die letzten 3 Arbeitsstellen und welchen Berufswunsch man hat.

Das geht man mit einer Beraterin durch und man bekommt einen Termin für ein Zweitgespräch. (Hier stellt sich die Frage, ob dieses Vorgehen überhaupt sinnvoll ist.)

Nun gut, ich habe als Berufswunsch … angegeben.

Den 2. Termin hat man bei einer ganz anderen Person.

Der Herr meinte, mit meinem Berufswunsch wäre ich schwer vermittelbar … und ich soll mir bis zum nächsten mal (3.Termin). Jobs ansehen und schauen, ob da was für mich dabei wäre.

Das habe ich auch getan.