Das blaue Wunder - Frauke Bagusche - E-Book
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Das blaue Wunder E-Book

Frauke Bagusche

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Beschreibung

Das geheime Leben des Meeres

Erstaunliches passiert unter Wasser: Das Meer leuchtet nachts geheimnisvoll, kleinste Organismen (das Plankton) haben die größte Macht, und Fische sind keineswegs stumm, sondern kommunizieren lauthals miteinander. Die Meeresbiologin Frauke Bagusche erzählt faszinierende Geschichten von den kleinsten und größten Lebewesen unserer Welt und erklärt, woher der Duft kommt, der unsere Strandspaziergänge erfüllt, was für das Leuchten verantwortlich ist, das wir nachts im Wasser bewundern können, und warum das Meer nicht nur unsere Gefühle, sondern auch unser Schicksal und das des ganzen Planeten lenkt. Dazu zieht sie die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse ebenso heran wie ihre eigenen unmittelbaren Erfahrungen und ergründet so unsere innige Beziehung zum Meer: Denn egal ob wir in den Alpen, in Kiel oder Berlin sind – wir sind durch jeden Atemzug mit dem blauen Wunder verbunden. Sie erklärt auch, warum das Meer so dringend unsere Hilfe braucht und stellt aktuelle Lösungsansätze und Forschungsergebnisse zur Rettung der Ozeane vor - mit einfachsten Maßnahmen für den Alltag können wir helfen, unsere Lebensgrundlage, das Meer, zu erhalten.

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Erstaunliches passiert unter Wasser: Das Meer leuchtet nachts geheimnisvoll, kleinste Organismen (das Plankton) haben die größte Macht, und Fische sind keineswegs stumm, sondern kommunizieren lauthals miteinander. Die Meeresbiologin Frauke Bagusche erzählt faszinierende Geschichten von den kleinsten und größten Lebewesen unserer Welt und erklärt, woher der Duft kommt, der unsere Strandspaziergänge erfüllt, was für das Leuchten verantwortlich ist, das wir nachts im Wasser bewundern können, und warum das Meer nicht nur unsere Gefühle, sondern auch unser Schicksal und das des ganzen Planeten lenkt. Dazu zieht sie die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse ebenso heran wie ihre eigenen unmittelbaren Erfahrungen und ergründet so unsere innige Beziehung zum Meer: Denn egal ob wir in den Alpen, in Kiel oder Berlin sind – wir sind durch jeden Atemzug mit dem blauen Wunder verbunden. Sie erklärt auch, warum das Meer so dringend unsere Hilfe braucht und stellt aktuelle Lösungsansätze und Forschungsergebnisse zur Rettung der Ozeane vor – mit einfachsten Maßnahmen für den Alltag können wir helfen, unsere Lebensgrundlage, das Meer, zu erhalten.

Dr. Frauke Bagusche, Jahrgang 1978, ist Meeresbiologin. Nach ihrer Promotion an der University of Southampton in England leitete sie meeresbiologische Stationen auf den Malediven und segelte 9 500 Kilometer von der Karibik durch den Atlantik ins Mittelmeer, um auf die Vermüllung der Ozeane aufmerksam zu machen. Derzeit lebt sie in Saarbrücken und hält deutschlandweit Vorträge und Schulungen zu meeresbiologischen Themen.

FRAUKE BAGUSCHE

DAS

BLAUE

WUNDER

Warum das Meer leuchtet, Fische singen

und unsere Beziehung zum Meer so besonders ist

Erstaunliche Einblicke

in eine geheimnisvolle Welt

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Originalausgabe 2019

Copyright © 2019 by Ludwig Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Angelika Winnen

Umschlaggestaltung: Eisele Grafik Design

unter Verwendung eines Fotos von

© Shutterstock (Rich Carey);

GettyImages (Darryl Leniuk, nudiblue,

Justin Lewis, Mark Tipple)

Satz: Leingärtner, Nabburg

e-ISBN: 978-3-641-23107-1V002

www.Ludwig-Verlag.de

Für meine Neffen Miguel und Milo.

Ich wünsche mir, dass ihr Das blaue Wunder noch

so erkunden könnt, so wie ich es durfte und darf.

Mein größter Wunsch ist, dass dieses Buch

einen kleinen Teil dazu beiträgt,

euch eine lebenswerte und schöne Welt

zu hinterlassen, in der ihr groß werdet.

Für Anna, Elias und Dimi.

If there is magic on this planet, it is contained in water.

LOREN EISELEY

There is nothing wrong with enjoying looking at the surface

of the ocean itself, except that when you finally see

what goes on underwater, you realize that you’ve been

missing the whole point of the ocean. Staying on the surface

all the time is like going to the circus and staring

at the outside of the tent.

DAVE BARRY

Vorwort

Wenn ich mich mit einem einzigen Wort beschreiben müsste, würde »thalassophil« den Nagel auf den Kopf treffen. Als thalassophil bezeichnet man diejenigen, die bevorzugt, aber nicht ausschließlich an der Meeresküste oder im Meer leben und das Meer lieben. Der salzig-algige Duft, das Rauschen der Wellen und die Weite des Meeres üben einen Sog auf mich aus, dem ich nicht widerstehen kann. Auf das Meer zu schauen und den Wellen zu lauschen entspannt mich unglaublich. Begebe ich mich jedoch unter Wasser, erlebe ich mein blaues Wunder, denn dort tobt das Leben. Diese Welt unter Wasser hat ihr eigenes Tempo und gehorcht ihren ganz eigenen Regeln. Sie ist farbenfroh und immer in Bewegung, manchmal etwas eintönig, aber jedes Mal atemberaubend.

Die Rätsel und Zusammenhänge des Meeres haben mich von klein auf begeistert, und deswegen ist es kaum verwunderlich, dass ich meine Leidenschaft zum Beruf gemacht habe. Ich bin Meeresbiologin mit Leib und Seele und habe (fast) nichts außer Salzwasser im Kopf. Mein Tätigkeitsfeld ist sehr facettenreich, und natürlich halte ich mich als Meeresbiologin nicht nur unter und auf dem Wasser auf – allerdings möglichst oft. Je nach Arbeit sehe ich manchmal monatelang das Meer nicht, zum Beispiel, wenn ich in einem Labor Proben analysiere, vor einem Computer an der Datenauswertung arbeite, Vorträge halte oder an einem Buch über das Meer schreibe. Kann ich dann endlich wieder im Meer tauchen oder schnorcheln, fühle ich mich, als wäre ich zu Hause angekommen.

Eines meiner schönsten Erlebnisse unter Wasser hatte ich auf den Malediven, als ich eine Schnorchelsafari leitete und einer Touristengruppe ein gut erhaltenes Schiffswrack zeigen wollte. Wir waren gerade auf dem Rückweg zum Boot, als mir unser Kapitän aufgeregt signalisierte, dass ich mich umdrehen sollte. Ein paar Meter hinter mir sah ich eine Rückenflosse an der Wasseroberfläche. Da ich nicht genau erkennen konnte, ob der Flossenbesitzer ein Hai oder Delfin war, schwamm ich näher heran und sah – nichts. Kurz darauf gestikulierte unser Kapitän wieder wild, und siehe da, hinter mir war eine Gruppe Delfine aufgetaucht. Doch damit nicht genug. Auf einmal fing es um uns an zu blubbern, überall stiegen Luftblasen aus der Tiefe zur Oberfläche, und wir fühlten uns wie in einem Whirlpool. Die Geräusche unter Wasser schwollen an zu einem wilden Gezwitscher, es klang ähnlich wie das der Vögel an Land. Plötzlich waren wir von Spinnerdelfinen umgeben, die zwitschernd und pfeifend miteinander kommunizierten, neben uns aus dem Wasser sprangen und sich in der Luft drehten (im Englischen »spinning«). Neben und unter uns zogen nach und nach kleine Gruppen Delfine vorbei, die uns neugierig beobachteten und sich ein Wettschwimmen lieferten. Insgesamt schätzten wir die gesamte Gruppe auf etwa dreihundert Tiere, die von der Jagd im offenen Meer zurück ins Atoll an uns vorbei schwammen. Erlebnisse wie dieses machen mich sprachlos (was nicht sehr häufig vorkommt), und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich all diese wunderschönen Momente erleben durfte.

Doch leider gibt es auch genug Momente, die mich traurig und wütend machen. Ich war traurig, als mir eine bedrohte Meeresschildkröte unter den Händen wegstarb, weil sie sich in einem alten Fischernetz verfangen hatte und ich sie nicht rechtzeitig befreien konnte. Ich bin wütend, wenn ich an einem Strand entlang spaziere und vor lauter Sammeln des angespülten Plastikmülls Rückenschmerzen bekomme oder wenn ich sterbende oder tote Korallen unter Wasser sehe, denn allzu oft ist ihr Tod durch den Menschen verschuldet. Gerade diese Momente sind es andererseits, die mich antreiben, Menschen für den Umgang mit dem Meer zu sensibilisieren. Obwohl zwei Drittel unseres Planeten mit Ozeanen bedeckt sind und sie das größte Ökosystem auf der Erde bilden, wissen wir bisher nur einen Bruchteil darüber, was im Meer vor sich geht. Selbst die Oberfläche des Mondes ist besser erforscht als die Tiefsee. Dabei haben Mond und Meer eines gemeinsam: Sie beeinflussen uns mehr, als wir denken. Wir verdanken dem Meer nicht weniger als unsere Existenz, denn der Sauerstoff jedes zweiten Atemzugs wird von marinen Mikroalgen produziert – und dabei ist es egal, ob Sie die Luft in München, Köln oder auf Usedom einatmen. Auch unser Klima wird vom Meer geprägt, von seinen warmen und kalten Strömungen, von wolkenproduzierenden Algen und dem Kreislauf der Verdunstung. Und nicht zuletzt bietet das Meer seit Jahrtausenden Nahrung und Schutz sowie wichtige Medikamente, Arbeitsplätze und Orte der Erholung. Das Rauschen der Wellen, die unverkennbare Meeresbrise und die Weite üben eine ungeheure Anziehungskraft aus, beruhigen und inspirieren.

Meine Faszination für das Meer möchte ich mit Ihnen in diesem Buch teilen und Sie auf eine Reise mitnehmen durch einen Lebensraum, von dem wir noch viel zu wenig wissen, dem wir aber mit unserem täglichen Handeln immer weiter Schaden zufügen. Der senegalesische Umweltschützer Baba Dioum hat es in seiner Rede vor der Hauptversammlung der Weltnaturschutzunion IUCN im Jahr 1968 auf den Punkt gebracht: »Wir Menschen beschützen nur das, was wir lieben. Wir lieben nur das, was wir verstehen, und wir verstehen nur das, was uns gelehrt wird.« Ich wünsche mir, mit diesem Buch die Liebe zum Meer, die ich empfinde, in Ihnen zu wecken – und damit den Wunsch, diesen einzigartigen Lebensraum zu schützen. Gemeinsam können wir dem Meer helfen, sich zu regenerieren, und den folgenden Generationen eine lebenswerte Welt hinterlassen.

In diesem Sinne: Tauchen wir ein in die faszinierende Welt der Meere!

Die heimliche Weltherrschaft des Planktons

Ich möchte Ihnen jetzt nicht den Spaß an Ihrem nächsten Badeurlaub nehmen, aber wenn Sie das nächste Mal im Meer schwimmen und sich verschlucken, dann schlucken Sie viel mehr als nur Wasser und Salz. Mit einem Mundvoll Meerwasser – egal wie klar es erscheinen mag – nehmen Sie nämlich nicht nur Wasser und Salz zu sich, sondern hauchen unzähligen Organismen wie Viren, Bakterien, Algen, Fischlarven, Flügelschnecken, Krebstieren, Medusen und Pfeilwürmern das Leben aus. Ihr kleiner Proteinsnack nennt sich Plankton und leitet sich von dem altgriechischen Wort planktos, »das Umhertreibende«, ab. Als Plankton bezeichnet man die Gesamtheit der frei schwebend im Wasser lebenden Organismen pflanzlicher oder tierischer Natur, die zu keiner oder nur zu sehr geringer Eigenbewegung fähig sind und deren Schwimmrichtung von Wasserströmungen vorgegeben wird. Lebewesen, die sich aktiv im Wasser fortbewegen und auch gegen Strömungen anschwimmen können wie zum Beispiel Fische, Tintenfische, Wale und Schildkröten, werden dagegen als Nekton (griech. nekton = »das Schwimmende«) bezeichnet. Viele Tierarten sind beides: Sie beginnen ihr Leben als Plankton und zählen als Adulte, also erwachsene Tiere, zum Nekton. Diese Organismen, die nur einen Teil ihres Lebenszyklus, meist als Larven, planktonisch leben und im Verlauf ihrer Entwicklung zwischen verschiedenen Lebensräumen wechseln, zählt man zum Meroplankton – in Abgrenzung zum Holoplankton, das seinen gesamten Lebenszyklus planktonisch verbringt.

Auch wenn planktonische Organismen zumeist winzig klein sind, dominieren sie allein durch ihre schiere Masse. Denn das Nekton macht weniger als fünf Prozent der Biomasse in den Ozeanen aus; mehr als 95 Prozent der marinen Biomasse werden von planktonischen Kleinstorganismen gestellt – den heimlichen Herrschern der Welt. Dabei ist Plankton nicht nur im marinen Lebensraum, sondern ebenso in Bächen, Flüssen und Seen allgegenwärtig. Man unterteilt die planktonischen Organismen in zwei Hauptgruppen: das pflanzliche Phytoplankton, zu dem beispielsweise die Zooxanthellen-Algen sowie Kiesel- und Grünalgen gehören, und das tierische Zooplankton, sprich: Larven, Gameten, kleinste Krebstierchen (wie z. B. der berühmte »Krill«), Würmer und Medusen. Außerdem kategorisiert man je nach Größe verschiedene Gruppen, angefangen vom Femtoplankton*, zu dem die Viren zählen, bis hin zum Megaplankton, zu welchem beispielsweise Quallen mit mehrere Meter langen Tentakeln gehören.

Wer gerade keine Wasserprobe und kein Mikroskop zur Hand hat, sich aber für Formenvielfalt und Schönheit dieser versteckten Wasserwelt interessiert, dem seien der sehr informative Fotoband von Christian Sardet Plankton. Der erstaunliche Mikrokosmos der Ozeane und die wunderschönen Illustrationen von Ernst Haeckel in Kunstformen der Natur sehr ans Herz gelegt. Denn wenn Sie schon unzählige Organismen einfach verschlucken, sollten Sie sich wenigstens die Mühe machen, diesen unglücklichen Kreaturen ein »Gesicht« zu geben. Wenn ich von »unzähligen« Organismen spreche, so ist das vielleicht etwas zu ungenau ausgedrückt. Präzisere Zählungen haben ergeben, dass sich in einem Liter Meerwasser bis zu 10 Milliarden Virenpartikel, 1 Milliarde Bakterienzellen, 10 Millionen Phytoplankter und 1 000 Zooplankter befinden können. In Ihrem Schluck Meerwasser wimmelt es also förmlich von Leben! Guten Appetit!

Bevor Sie aber jetzt das Gesicht vor Ekel verziehen und sich schwören, nie wieder baden zu gehen und erst recht nie wieder auch nur einen Tropfen Meerwasser zu verschlucken, werfen Sie mal einen Blick in Ihre Speisekammer oder in den Arzneischrank. Die ernährungsbewussten Menschen unter uns nehmen planktonische Organismen nämlich nicht nur zufällig beim Schwimmen im Meer zu sich, sondern oftmals mit Absicht, und zwar in Pillenform. Das bekannte Nahrungsergänzungsmittel Spirulina, welches Vitamine, Antioxidantien und alle essenziellen Aminosäuren enthält, wird aus filamentösen Cyanobakterien der Gattung Arthrospira gewonnen und in Form von grünen Pellets in konzentrierter Form verkauft.

Algen und Mikroalgen werden nicht erst seit der Neuzeit von der Nahrungsmittel- und Kosmetikindustrie genutzt, sondern schon seit Hunderten von Jahren wegen ihrer positiven Auswirkungen auf unsere Gesundheit, innen wie außen, geschätzt. Bioaktive Komponenten wie Polysaccharide, Chlorophyll, Vitamin E und Ectoin setzt man heute in der Hautkosmetik ein. Sie helfen der Haut Feuchtigkeit zu speichern, dienen als Schutz vor freien Radikalen und UV-Licht, sie stärken das Immunsystem, maskieren schlechte Gerüche und wirken entzündungshemmend. Der Grund, warum Mikroalgen all diese bioaktiv wirksamen Substanzen produzieren, liegt auf der Hand: Um zu überleben, müssen diese Kleinstorganismen sich gegen Umwelteinflüsse wie UV-Licht schützen und zugleich effektive Reparaturmechanismen entwickeln. Einige Kosmetikhersteller produzieren deswegen ihre eigenen Mikroalgen und nutzen deren biologisch aktive Substanzen für ihre Produkte.

Der medizinische Mehrwert für Körper und Geist ist ebenfalls schon lange bekannt. Die Entwicklung von Medikamenten gegen Krebs und andere Krankheiten aus Bakterien, die im Korallenriff zu Hause sind, treibt man erst seit einigen Jahrzehnten intensiv voran (mehr dazu im Kapitel »Unterwasserapotheke«). In der Thalassotherapie, auch »Heilbehandlung durch das Meer« genannt, nutzt man seit Jahrhunderten die Wirkstoffe aus Meerwasser, Algen und Schlamm in Kombination mit der frischen Meeresbrise und Sonne. Geht man am Strand von Norderney spazieren, fallen einem die Informationstafeln direkt ins Auge, welche die gesundheitsfördernde Wirkung der sauerstoffreichen, pollenarmen und sauberen Meeresluft anpreisen. Weht der Wind von der See landeinwärts, ist er mit Aerosolen und Jod angereichert, was die Bronchien entkrampft, den Schleim löst und Asthmatiker und Allergiker aufatmen lässt. Der Reizklimaeffekt der Meeresluft wirkt sich gleichzeitig positiv auf die Gesundheit der Haut aus: Sie wird besser durchblutet und damit widerstandsfähiger gegen Belastungen; Entzündungen klingen ab, und Wunden heilen schneller. Spaziergänge am Meer regen den Stoffwechsel an und der Schlaf-Wach-Rhythmus stabilisiert sich – man fühlt sich einfach vitaler.

Im späten 18. Jahrhundert entstand in Deutschland das erste Seebad in Heiligendamm an der Ostsee, dem viele weitere folgten. Aufgrund der hohen Kosten einerseits und neuer Medikamente andererseits verlor die Thalassotherapie im 20. Jahrhundert zwar an Bedeutung. Dennoch werden auch heute noch Erkrankungen der Atemwege und der Haut sowie rheumatische Erkrankungen in Thalasso-Einrichtungen therapiert.

Sollten Sie das nächste Mal also hustend und spuckend aus dem Wasser auftauchen, dann versuchen Sie es positiv zu sehen. Denn neben den kosmetischen Vorteilen sind Sie in den Genuss einer wertvollen Zwischenmahlzeit gekommen – Superfood, das Sie nichts gekostet hat. Außerdem aber – und das ist viel zu wenig bekannt – verdanken Sie dem Plankton, genauer: dem Phytoplankton, Ihren nächsten Atemzug.

Die grüne Lunge

Egal wo Sie sich gerade befinden, ob in Köln oder in Erfurt, ob Sie in den Alpen wandern oder am Nordseestrand liegen, Sie sind durch jeden Atemzug mit dem Meer verbunden. Das Phytoplankton – kleinste, zwischen 0,001 und 1 Millimeter große pflanzliche Organismen – produziert nämlich mehr als die Hälfte des globalen Sauerstoffs und wird deshalb auch als die »grüne Lunge der Meere« bezeichnet. Ganz ähnlich wie die Pflanzen an Land betreiben diese winzigen Organismen Fotosynthese, bei der aus Wasser, Kohlenstoffdioxid (CO2) und Lichtenergie Glucose (Zucker) und als »Abfallprodukt« Sauerstoff entstehen. Diese fotosynthetisch aktiven Algen bezeichnet man als Primärproduzenten. Sergei Petrovskii von der Abteilung für angewandte Mathematik der Universität Leicester in England hat berechnet, dass der Rückgang von Phytoplankton, verursacht durch die Auswirkungen des Klimawandels, also den Temperaturanstieg des Meerwassers um 6 °C, zu einer Verringerung des Sauerstoffs im Meer und in der globalen Atmosphäre führen würde. Die Folge wäre ein weltweites Massensterben von Mensch und Tier.

Um zu verstehen, was Mikroalgen leisten und wie unverzichtbar sie sind, lohnt es sich, den Kohlenstoffkreislauf des Meeres etwas näher zu betrachten. Kohlenstoff oder Carbon mit dem chemischen Symbol C kommt in der Natur in reiner Form hauptsächlich als Diamant oder Grafit vor. In gebundener Form trifft man ihn nahezu überall an, und auch wir tragen ihn in uns, oder besser gesagt, er macht uns aus. Nach Sauerstoff (O) mit 56,1 Prozent Gewicht besteht der menschliche Körper zu 28 Prozent aus Kohlenstoff (C), weitere 14,8 Prozent setzen sich aus Wasserstoff (H), Stickstoff, Calcium, Chlor und Phosphor zusammen, nur zu etwas mehr als einem Prozent besteht er aus Kalium, Schwefel, Natrium, Magnesium und Spurenelementen. Doch nicht nur der Mensch ist aus Kohlenstoff gemacht, sondern die gesamte tierische und pflanzliche Biomasse besteht aus stabilen Mehrfachbindungen dieses Elements mit sich selbst und anderen Elementen. Kohlenstoff ist der Baustein des Lebens schlechthin.

Ähnlich wie Wasser befindet sich Kohlenstoff auf unserem Planeten in einem stetigen Kreislauf, sowohl über als auch unter Wasser. Atmosphäre, Landbiosphäre und Meer tauschen kontinuierlich Kohlenstoff aus. Der CO2-Austausch zwischen Atmosphäre und Meer findet bis in eine Tiefe von 100 Metern, in der sogenannten ozeanischen Deckschicht, statt. Er kommt durch Druckunterschiede zwischen Atmosphäre und Meer zustande. Theoretisch funktioniert das in beide Richtungen: Wenn der CO2-Druck der Atmosphäre, Partialdruck genannt, niedrig ist, wird Kohlendioxid aus dem Meer in die Atmosphäre ausgegast; ist der CO2-Druck jedoch höher, wird das Gas im Oberflächenwasser des Meeres gelöst. Praktisch ist allerdings aufgrund der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen der Partialdruck in der Atmosphäre in der heutigen Zeit dauerhaft höher als im Meer, d. h. es wird ständig CO2 im Meer gelöst.

Die gesamte im Meer gelöste Menge an CO2 ist 50 Mal größer als der CO2-Gehalt der Atmosphäre und 20 Mal größer als die Menge des an Land in Pflanzen und Böden fixierten CO2. Das Meer ist mit Abstand das größte Aufnahmesystem für CO2, denn Kohlendioxid ist in Wasser leicht löslich – zum Glück! Solange das CO2 in der Luft ist, reagiert es nicht, sondern schwebt als Gas frei umher, reflektiert die von der Erde aufsteigende Wärme und trägt durch den Treibhauseffekt zur weiteren Erwärmung des Klimas bei. Trifft das Gas jedoch auf Wasser, reagiert es fast vollständig zu anderen Verbindungen und kann in dieser Form das Klima nicht weiter anheizen. Zum allergrößten Teil wandelt es sich in anorganische Verbindungen mit weiteren Wasserstoff- oder Sauerstoffatomen wie Hydrogencarbonat und Carbonat um, nur der geringste Teil verbleibt als gelöstes CO2. Seit dem Beginn der industriellen Revolution vor 200 Jahren, als die Menschen begannen, in großem Maßstab fossile Brennstoffe zu verbrennen und die Menge an Kohlendioxid rapide anstieg, haben die Ozeane Schätzungen zufolge rund ein Viertel des anthropogen verursachten Kohlendioxids aufgenommen. Die Kapazität des Meeres, CO2 aufzunehmen (Pufferkapazität) und umzuwandeln, ist jedoch nicht unendlich, und das führt mit weiter ansteigender CO2-Konzentration in der Atmosphäre schon jetzt zu gravierenden Problemen wie z. B. der Versauerung der Meere.

Neben den anorganischen Kohlenstoffverbindungen gibt es auch organische. Der »partikulär organische Kohlenstoff« ist nichts anderes als der Aufbau von Biomasse der Mikroalgen bzw. der Primärproduzenten. Diese Mikroalgen wandeln, wie gesagt, CO2 fotosynthetisch in Zucker und Sauerstoff um, dabei wachsen sie und vermehren sich, nehmen noch mehr CO2 auf und so fort. Sterben diese Mikroalgen dann ab oder werden sie vom Zooplankton gefressen und als Fäkalien wieder ausgeschieden, sinken diese als organische Partikel mitsamt dem gebundenen Kohlenstoff in große Tiefen ab und werden in ihre Bestandteile aufgelöst. So wird das CO2 aus der Atmosphäre entfernt und in tiefere Ozeanschichten transportiert. Diesen Vorgang bezeichnet man als »biologische Pumpe«. Da das Absinken dieser organischen Partikel im Lichtschein unter Wasser fallendem Schnee gleicht, hat man die Partikel auch »Meeresschnee« (engl. marine snow) getauft.

Ein weiterer Transport von Kohlenstoff findet über die sogenannte »physikalische Pumpe« statt, welche unter anderem abhängt von der »thermohalinen Zirkulation«, auf die ich weiter unten in »(Un)endliches Blau« noch ausführlicher eingehen werde. Ihre Rolle im Kohlenstoffkreislauf lässt sich in Kürze so zusammenfassen: Kaltes Wasser nimmt mehr CO2 auf als warmes Wasser, und da kaltes Wasser schwerer ist, sinkt es mit dem aufgenommenen Kohlendioxid ab und transportiert dieses in tiefere Ozeanschichten (engl. downwelling). Unten wird es mit den langsam fließenden Tiefenströmungen verteilt und steigt nach Hunderten von Jahren mit dem sich erwärmenden, nährstoffreichen Wasser wieder an die Wasseroberfläche (engl. upwelling). Dort werden die Nährstoffe von den Mikroalgen für ihre Stoffwechselprozesse verbraucht, und das CO2 wird zum Teil wieder in die Atmosphäre abgegeben.

Die Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre wird in der Einheit ppm (engl. parts per million) gemessen. Dabei entspricht ein ppm einem Kohlendioxid-Molekül pro einer Million Moleküle trockener Luft. 2016 lag die weltweite Kohlendioxid-Konzentration bei 400 ppm, während die Kohlendioxid-Konzentration in der vorindustriellen Zeit bei etwa 280 ppm lag. Ohne diese beschriebenen Mechanismen hätten wir ein noch gravierenderes Treibhausgas-Problem, als wir es schon jetzt haben, denn alleine die biologische Pumpe ist so aktiv, dass ohne sie die atmosphärische CO2-Konzentration um 150 bis 200 ppm höher liegen würde!

Das Phytoplankton in der lichtdurchfluteten obersten Wasserschicht fixiert jährlich ca. 108 Gigatonnen (1 Gt = 1 Mrd. t) Kohlenstoffdioxid, welches für die Fotosynthese gebraucht wird. Das ist eine erstaunliche Menge und braucht den Vergleich mit der CO2-Fixierung durch die Landpflanzen mit 123 Gigatonnen nicht zu scheuen. Die Fotosyntheseleistung der um ein Vielfaches kleineren marinen Algen erklärt sich durch ihre sehr viel schnellere Entwicklung im Vergleich zu den langsam wachsenden Landpflanzen. Phytoplankton kann sich explosionsartig vermehren, und wenn die Lebensbedingungen günstig sind, d. h. genügend Licht, CO2 und Nährstoffe wie Stickstoff und Eisen vorhanden sind, kommt es zu einer Algenblüte, welche sogar aus dem All sichtbar ist.

Abgesehen von dieser enormen Fähigkeit beherrschen die Mikroalgen einen weiteren klimarelevanten Mechanismus: Sie reagieren auf das Wetter und können es sogar aktiv beeinflussen – und damit auch das Klima.

Der Duft des Meeres

Strandspaziergänge sind oft von einem bestimmten Geruch geprägt, den wir sofort mit dem Meer assoziieren: Mal schwach und dann wieder ganz intensiv riecht es nach Salz und Algen. Dieser so typische Meeresduft entsteht, vereinfacht erklärt, bei der Zersetzung von abgestorbenen Algen durch Bakterien, bei der ein Gas, das Dimethylsulfid (DMS), freigesetzt wird. Dieser Geruch dient aber nicht nur dazu, uns beim Strandspaziergang zu erfreuen, sondern könnte einen anderen Zweck haben. Forscherteams haben herausgefunden, dass dieses Gas immer dann vermehrt in die Atmosphäre abgegeben wird, wenn die Algen unter Hitzestress geraten. Wird den im Meer treibenden Algen zu warm und die Strahlung durch ultraviolettes Licht zu intensiv, produzieren sie, indem sie »schwitzen« oder absterben, DMSP (Dimethylsulfonpropionat), das von Bakterien in DMS umgewandelt wird. Das DMS steigt in die Luft auf, wird dort vom Sonnenlicht in Sulfat zersetzt und fungiert als Wolkenkeim, indem es Wassertröpfchen anzieht. Im Klartext heißt das: Phytoplankton stellt sich seinen eigenen Sonnenschutz her, indem es Wolken bildet, die dann einen Teil der schädlichen UV-Strahlung von den Algen fernhalten. Phytoplankton kann also zu einem gewissen Teil das Klima beeinflussen, da die von der Sonne ausgesendete Strahlung von den gebildeten Wolken zurück ins All reflektiert wird.

Die sogenannte Claw-Hypothese besagt, dass das Phytoplankton als Thermostat der Erde wirkt: Durch die Wolkenbildung werden Luft- und Meerwassertemperatur aktiv heruntergeregelt. Fallen die Temperaturen, beruhigen sich die Algen wieder, produzieren weniger Schwefelverbindungen und in Konsequenz weniger Wolken. So schaffen die Algen sich selbst ihr Wohlfühlklima. Diese Hypothese wurde 2011 in einer Studie vom Institut für Meereskunde (CSIC) in Barcelona für den Südpazifik bestätigt. Die Gruppe um Aránzazu Lana fand nach Auswertungen von 50 000 Messungen aus aller Welt heraus, dass im Südpazifik die meisten Wolkenkeime von einzelligen Algen stammen. Dennoch, so das Fazit der Studie, könne die weltweite Klimaerwärmung durch die Wolkenbildung der Algen nicht reguliert werden, da die Minderung der Sonneneinstrahlung nur sehr gering sei im Vergleich zu den Mengen an Treibhausgasen, die wir produzieren. Doch nicht nur bei Hitze wird das DMS vermehrt freigesetzt. Es dient ebenfalls als Schutzmechanismus des Phytoplanktons gegen die Fraßattacken von kleinen Krebstieren wie Krill und anderen Zooplanktern. Macht sich das Krill über die Algen her, verströmen diese Dimethylsulfid, um Vögel anzulocken, die sich von Krill ernähren. Seevögel wie Sturmtaucher, Albatrosse und Sturmvögel nutzen den Duft der Sulfidverbindungen, um Nahrung zu suchen. Sie können der Duftspur kilometerweit folgen, ihre Nahrung so lokalisieren und dem Phytoplankton, wenngleich indirekt, zu Hilfe eilen.

Leider wird der gute Geruchssinn den Vögeln oft zur tödlichen Falle, wie eine Forschungsgruppe von der University of California herausgefunden hat. Vielleicht kennen Sie das berühmte Bild von Chris Jordan: Es zeigt ein totes Laysanalbatros-Küken, den Bauch voller Plastik. Gut zu erkennen sind auf dem Bild ein gelbes Feuerzeug und mehrere Deckel von Plastikflaschen, die den Magen-Darm-Trakt des verwesenden Kükens verstopfen, sodass kein Platz mehr für dessen natürliche Nahrung war und es verhungert ist. Leider sind Vögel nicht in der Lage, Plastik von ihrer Nahrung zu unterscheiden, und dieses Bild ist nur ein trauriges Beispiel für die vielen Hunderttausend Vögel, die jährlich durch die Folgen unseres Plastikkonsums verenden. Was aber macht das Plastik so attraktiv für die Vögel, dass sie es mit ihrer natürlichen Nahrung verwechseln? Die Forschungsgruppe fand heraus, dass die sich auf dem Plastik ansiedelnden Algen Dimethylsulfid in hoher Konzentration in Luft und Wasser abgeben. Vom Duft des Gases angezogen, verwechseln die Seevögel das umhertreibende Plastik mit ihrer natürlichen Nahrung. Und nicht nur Vögel werden vom Duft des Plastiks angezogen. Auch andere Tiere wie Fische und Korallen können dem Geruch nicht widerstehen und fallen dem Plastik zum Opfer – oder reichen es an das jeweils nächste Glied in der Nahrungskette weiter.

Kleine Happen für große Mägen

Phytoplankton ist die Basis allen Lebens im Meer und die Nahrungsgrundlage des Zooplanktons, zu welchem unter anderem Einzeller, Krebstiere, Quallen, Mollusken (Weichtiere), Würmer, Eier und Larvenstadien der im Meer lebenden Organismen zählen. Das Plankton als Ganzes, also sowohl das pflanzliche als auch das tierische, ernährt wiederum kleine und große Fische, Krebstiere, Muscheln, Korallen und sogar das größte auf unserem Planeten lebende Tier, den Blauwal.

Der Blauwal oder Balaenoptera musculus gehört zu den Bartenwalen und kann die stolze Größe von bis zu 33 Metern und ein Gewicht von bis zu 180 Tonnen erreichen. Er ist damit nicht nur das schwerste, sondern wahrscheinlich auch das größte Tier, das jemals auf der Erde gelebt hat und immer noch lebt. Allein die Zunge eines ausgewachsenen Blauwals hat ein Gewicht von ca. vier Tonnen; sie ist also ungefähr so schwer wie ein Elefant und groß genug, um einer ganzen Fußballmannschaft Platz zu bieten. Diese großen Tiere ernähren sich von den kleinsten Tieren in den Ozeanen, indem sie mithilfe ihrer Barten (Hornplatten im Oberkiefer) Krill (garnelenförmige, kleine Krebstiere, die in großen Schwärmen vorkommen) und anderes Plankton aus dem Wasser filtern. Vom Krill allerdings braucht der Blauwal um die 7 000 Kilogramm pro Tag, um sich satt und zufrieden zu fühlen!

Nicht nur Bartenwale, sondern eine Vielzahl anderer Tiere ernähren sich von diesen kleinen Meeresbewohnern, darunter drei Haiarten: der Walhai (Rhincodon typus), der Riesenhai (Cetorhinus maximus) und der wenig erforschte Riesenmaulhai (Megachasma pelagios). Wer schon einmal das Vergnügen hatte, mit einem oder mehreren Walhaien zu schwimmen, dem sind sicher noch der gräuliche, bläuliche oder bräunliche Rücken mit den hellen Punkten zwischen hellen horizontalen und vertikalen Streifen, die weißliche Unterseite und der breite Kopf mit stumpfer Schnauze gut in Erinnerung. Das Punktmuster, welches Rücken und Kopf bedeckt, ist so individuell wie unser Fingerabdruck und dient in der Wissenschaft zur Identifizierung. Diese großen und friedlichen Giganten der Meere können eine stolze Länge von bis zu 18 Metern erreichen und sind damit nicht nur die größte Haiart, sondern sogar die größte Fischart der Welt überhaupt! Um eine ungefähre Vorstellung von der Größe eines Walhais zu haben, stellen Sie sich doch mal neben einen Linienbus: Dieses Größenverhältnis könnte Sie unter Wasser erwarten, wenn neben Ihnen ein Walhai Plankton schlürft. Um diese stattliche Größe und ein Gewicht von bis zu 20 Tonnen zu erreichen, filtern die Tiere mit weit aufgerissenem Maul vorwärtsschwimmend eine Vielzahl an planktonischen und manchmal auch nektonischen Organismen aus dem Wasser. Hin und wieder stehen sie aber auch senkrecht oder waagerecht im Wasser und saugen ihre Beute mit einem Schluck ein. Ihre Nahrung reicht von Krill, Ruderfußkrebsen (Copepoda) und Fischlarven bis hin zu kleinen Fischen wie Sardinen und Anchovis und sogar Kalmaren. Auch werden immer wieder Walhaie genau dann gesichtet, wenn Korallen, verschiedene Fischarten und Weihnachtsinsel-Krabben (Gecarcoidea natalis) ihre Gameten, also Eier und Spermien, ins Wasser abgeben, die die Walhaie dann genüsslich aus dem Wasser filtern. Walhaie kommen in fast allen tropischen und subtropischen Gewässern rund um den Erdball vor und können, um nur einige wenige Beispiele zu nennen, auf den Malediven, in Mexiko, Australien und den Azoren bewundert werden.

Planktonische Organismen sind also viel mehr als nur lästige Schwebeteilchen im Wasser, die unsere Sicht beim Tauchen behindern. Ohne diese Kleinstorganismen würde uns vermutlich die Luft zum Atmen ausgehen und unsere Nahrungskette würde zusammenbrechen wie eine Reihe Dominosteine, deren Anfangsstein man umkippt. Unsere Existenz auf Erden wäre wahrscheinlich eher früher als später beendet.

Nicht auf die Größe kommt es an

Erste Erfahrungen mit kleinen Zooplanktern, außerhalb des Meeres, habe ich schon sehr früh gemacht, und das verdanke ich dem Inhalt eines Yps-Heftes meines Cousins Marcel. In den 1980er-Jahren waren die Yps-Hefte, Zeitschriften mit jeweils einem beigelegten »Gimmick«, der It- Artikel unter Kindern, und das Erscheinen der neuesten Ausgabe wurde genauso heiß herbeigesehnt wie heute die neueste Version des iPhones. In einer Ausgabe gab es ein Tütchen mit kleinen, getrockneten Eiern, aus denen man Krebse züchten können sollte, die schon vor 100 Millionen Jahren die Erde bevölkert haben. Ich war völlig hin und weg von der Idee, meine eigenen Urzeitkrebse(Artemia salina) heranzuziehen und ihre Entwicklung vom Ei bis hin zum fortpflanzungsfähigen erwachsenen Tier mitzuerleben. Aber obwohl die Tiere sehr robust und nicht sehr anspruchsvoll waren, habe ich es dennoch regelmäßig geschafft, den Tieren ihr ureigenes Armageddon zu bescheren, und sie ausgerottet.

Zum Glück gibt es Menschen, die in ihrem Bemühen, diesen kleinen Salinenkrebsen ein glückliches und langes Leben zu bescheren, wesentlich erfolgreicher sind, als ich es war. Eine Forschungsgruppe um John Dabiri von der Stanford University in Kalifornien hat Erstaunliches in ihren Studien an diesen kleinen Meerestierchen herausgefunden: Lange dachte man, dass Zooplankter aufgrund ihrer geringen Größe und der geringen eigenen Bewegungsfähigkeit keinen oder kaum Einfluss auf die Wasserzirkulation in den Meeren haben. In einem Laborexperiment hat das Team um Dabiri aber 2018 erstmals gezeigt, dass diese kleinen Tiere durchaus einen großen Effekt auf die Wasserdurchmischung im Meer haben können, wenn sie sich als große Gruppe zusammenschließen. Die Salinenkrebse wurden dabei als Modellorganismus stellvertretend für die Zooplankter genommen, um die tägliche Massenmigration des Zooplanktons zu simulieren und die Strömungsmechanik zu studieren. Mithilfe von Lichtquellen wurden die Tiere (fototaktisch) zur vertikalen Migration angeregt, da sie dem Licht folgen. Dieser Versuchsaufbau stellt die natürlichen Lichtbedingungen in den Ozeanen nach, bei denen die Tiere bei Sonnenuntergang zur Oberfläche schwimmen, um zu fressen, und mit Sonnenaufgang wieder in die kalten Tiefenwasser abtauchen. Dabei werden relativ zur Körpergröße beachtliche Distanzen zurückgelegt, welche bis zu mehreren Hundert Metern reichen. Diese tagesperiodischen Wanderungen des Zooplanktons, auch diurnale Migration genannt, sind gewissermaßen das Äquivalent zum täglichen Berufsverkehr und die größte Massenmigration der Erde, zumindest was die Biomasse anbelangt!

Der Grund für diesen täglichen bzw. eher nächtlichen Aufstieg des Zooplankton ist, dass sich seine Nahrung dort oben befindet: das Phytoplankton, das auf Sonnenlicht zur Fotosynthese angewiesen ist. Der Aufenthalt in lichtdurchfluteten Zonen ist jedoch mit oftmals tödlichen Risiken verbunden, denn man kann schneller von Fressfeinden gefunden und verspeist werden. Um dieses Risiko zu minimieren, so nimmt man an, geht das Zooplankton nur bei Nacht auf Beutefang und »versteckt« sich tagsüber in den dunklen Tiefen.

Die Forschungsgruppe konnte in einem Laborexperiment erstmals zeigen, dass während des Nach-oben-Schwimmens von den Tierchen eine starke Abwärtsströmung generiert wird, die in der Lage ist, die Wassermassen tatsächlich über viele Meter Tiefe zu durchmischen. Diese Durchmischung ist hilfreich, da es in der Wassersäule verschiedene Schichten gibt, die durch Dichteunterschiede des Wassers bedingt werden. Die Nährstoffe werden auf diese Weise aus den unteren Wasserschichten nach oben in die nährstoffärmeren Wasserschichten getragen – das Zooplankton fungiert quasi als ein mariner Mixer.

Was aber machen Zooplankter in Regionen, in denen im Winter nicht die Sonne scheint und es keinen Tag-Nacht-Rhythmus gibt, nach dem sie sich richten können? Während des Polarwinters im Nordmeer herrscht Dunkelheit, und dennoch wandert das Zooplankton auch hier – ohne den Taktgeber des Tag-Nacht-Wechsels. Bis vor Kurzem dachte man, dass in den hohen Breiten eine Massenmigration des Zooplanktons nicht existiert. Kim Last von der Scottish Association for Marine Science in Oban hat mit ihrer Gruppe aber herausgefunden: Das Zooplankton im Nordmeer wandert ebenfalls regelmäßig auf und ab und orientiert sich dabei am Mondlicht! Wenn der Mond am Himmel aufgeht, wandert das Zooplankton nach unten ab, geht der Mond wieder unter, steigt es nach oben. Bei Vollmond sinkt das Zooplankton sogar in noch tiefere Schichten, um dem Mondlicht und den damit einhergehenden Gefahren des Entdecktwerdens zu entgehen.

Glibberige Giganten

Wie eingangs erwähnt, besteht Zooplankton nicht nur aus Kleinstorganismen, sondern auch aus größeren Tieren. Manche davon treiben ohne Rückgrat und Hirn schon seit mehr als 500 Millionen Jahren durch die Ozeane. (Und damit meine ich nicht manche Menschen, denn so lange gibt es unsere Spezies noch gar nicht.) Ich meine Medusen, im allgemeinen Sprachgebrauch auch als Quallen bezeichnet. Quallen gehören zu dem Stamm der Nesseltiere (Cnidaria) und sind mit Korallen und Anemonen verwandt. Genau wie diese fangen Quallen ihre Beute mit in den Tentakeln sitzenden Nesselkapseln, welche bei Berührung mit der Beute (und manchmal mit einem unglücklichen Menschen) dieser ihr Gift injizieren und sie so lähmen und töten. Manche gleichen schwebenden Geistern in Lila, Rot oder Weiß, andere sehen aus wie große fliegende Untertassen mit fädigen Anhängen. Eines haben sie jedoch alle gemeinsam: ihre fragile, wenn auch glibberige Schönheit. Mit ihrer perfekten Symmetrie, vereint mit Gift, wickeln sie nicht nur den faszinierten Betrachter um den Tentakel, sondern ebenfalls kleine Fische, Krebstiere und anderes Getier, das betäubt und dann verdaut wird. Manche Quallen sind leicht zu durchschauen, und man kann gut erkennen, was in ihrem Inneren vorgeht, während sich andere bedeckter halten und ihr Innenleben hinter ihrem Schirm verbergen. Quallen gibt es weltweit, und man findet sie von den Oberflächenwassern bis in die Tiefsee.

Der Lebenszyklus von Quallen gliedert sich in eine freischwimmende, geschlechtliche Medusenphase und eine sessile, ungeschlechtliche Polypenphase. Die am Grund festsitzenden koloniebildenden Polypen erzeugen durch Knospung freischwimmende Medusen, welche sich wiederum sexuell fortpflanzen. Nachdem männliche und weibliche Medusen ihre Gameten ins Wasser entlassen haben, entwickeln sich aus den befruchteten Eiern Planula-Larven. Diese lassen sich zum Grund sinken, beginnen dort ihr sessiles Leben und bilden ungeschlechtlich Medusen – der Kreis schließt sich.

Es gibt zwei Großgruppen von Quallen: die Schirm- oder Scheibenquallen (Scyphozoa) und die Würfelquallen (Cubozoa). Bei beiden Gruppen ist der Name Programm: Während die Scyphozoa in ihrem Aufbau an einen Regenschirm erinnern, sehen die Cubozoa eher würfelförmig aus. Zu letzteren gehören zum Beispiel die für den Menschen gefährliche Seewespe (Chironex fleckeri), die zu den giftigsten Tieren der Welt zählt und vor allem in Nordaustralien zu finden ist. Zudem gibt es noch eine Gruppe, die den echten Quallen äußerlich ähnelt, aber nicht als solche taxonomisch eingeordnet wird, nicht zuletzt weil ihnen die Nesselkapseln fehlen. Die Rippen- oder Kammquallen (Ctenophora) bilden daher einen eigenen Stamm.

Die »echten Quallen«, die Schirm- oder Scheibenquallen, sind radiärsymmetrisch aufgebaut, das heißt, ihre Körperteile sind konzentrisch um eine Achse angeordnet. Wenn man eine Qualle dreht, sieht sie von allen Seiten gleich aus, es gibt kein Vorne und Hinten. Ähnlich wie bei einer Blumenblüte teilen verschiedene Ebenen entlang der Hauptachse den Körper in verschiedene Hälften. Man kann sich auch einen runden Kuchen von oben betrachtet vorstellen, der in gleich große, symmetrische Stücke geteilt wird. Der Mensch ist im Gegensatz dazu bilateralsymmetrisch aufgebaut, es gibt ein Vorne und ein Hinten. Schneidet man ihn längs von oben bis unten auf, wird er nur in eine äußere spiegelbildliche Hälfte aufgeteilt.

Der Körper einer Qualle besteht zu 98 bis 99 Prozent aus Wasser und besitzt somit in etwa dieselbe Dichte wie das ihn umgebende Wasser. Er unterteilt sich in einen oben abgeplatteten, glockenförmigen Schirm (Mesoglea), an dessen Außenrand bei manchen Arten Augen (Ocellen) und Gleichgewichtsorgane, auch Statozysten genannt, sitzen. Der gelatinöse Schirm verbirgt die inneren Organe wie den Magen und die Gonaden. Von der Innenseite des Schirms hängt mittig, vom Magen abgehend, der Magenstiel (Manubrium), welcher in einer Mundöffnung endet. Vereinfacht gesprochen, sieht der Magenstiel mit der Mesoglea aus wie ein Pilz mit Stiel. Am Rand des Schirms entspringen bei den meisten Arten die Tentakel, an welchen die Nesselkapseln sitzen.

Die Abwesenheit eines bilateralen Nervensystems mit großen Ansammlungen von Neuronen in der Kopfgegend vermittelt den Eindruck, dass Quallen kein Gehirn haben. Diese Tatsache lässt vermuten, dass Quallen hirn- und planlos durch die Ozeane geistern. Doch es gibt einen Wissenschaftler, der davon überzeugt ist, dass die Ohrenqualle Aurelia sp. durchaus in der Lage ist, ihre Schwimmbewegungen zu steuern, in Resonanz auf veränderte Umweltbedingungen, oder um Felsen oder Feinden aus dem Weg zu gehen. Aurelia sp., so David Albert vom Roscoe Bay Marine Biology Laboratory in Vancouver, habe ein zentrales Nervensystem, das als ein funktionell wirksames Gehirn agiere, welches in der Lage sei, Informationen zu verarbeiten und eine Reaktion (eine Veränderung der Schwimmrichtung) auf diese Information auszulösen. Die Schwimmbewegung werde dabei durch das Rückstoßprinzip ausgeführt, bei welchem die Qualle mit dem Schirm Wasser einsauge und es anschließend durch eine zusammenziehende Bewegung des Schirms wieder ausstoße.

Die verschiedenen Quallenarten unterscheiden sich nicht nur durch ihr Aussehen, sondern auch in ihrer Größe. Sollten Sie mal in Japan unterwegs sein und dort tauchen gehen, kann es sein, dass Ihnen unter Wasser ein Ufo entgegenkommt. Die Nomura-Qualle(Nemopilema nomurai) gehört zu den größten Quallenarten weltweit: Ihr Schirm kann einen Durchmesser von bis zu zwei Metern erreichen, bei einem Nassgewicht von ca. 200 Kilogramm! Nomura-Quallen schaffen es regelmäßig in die Schlagzeilen – und das haben sie nicht nur ihrer enormen Größe zu verdanken. Diese glibberigen Giganten, die hauptsächlich in Gewässern zwischen Japan und China beheimatet sind, sind berüchtigt für ihre explosionsartige Vermehrung. Seit Anfang der 2000er-Jahre gefährden Nomura-Quallenblüten fast jährlich die japanische Fischerei, während davor nur ca. alle 40 Jahre Quallenblüten auftraten. Im Sommer 2000 wurde die Masse an Nomura-Quallen auf 94 000 Tonnen Nassgewicht geschätzt, und das in einem Küstenstreifen von nur 100 Kilometer an der japanischen Küste! Gründe für die massenhafte Vermehrung können das Fehlen von Fressfeinden wie zum Beispiel Schildkröten sein, deren Populationen durch Beifang und die wachsende Menge an Plastikmüll in den Ozeanen stark dezimiert werden. Andere Fressfeinde werden womöglich überfischt – ebenso wie Nahrungskonkurrenten der Quallen. Fehlen diese, ist mehr Zooplankton für die Nomura-Qualle vorhanden, die dann ungehindert wachsen und sich vermehren kann. Ganz im Gegensatz zu anderen Meeresorganismen können Quallen zudem sich verschlechternde Umweltbedingungen, wie zum Beispiel Meereserwärmung und Meeresverschmutzung, besser tolerieren und profitieren möglicherweise sogar davon. Die finanziellen Einbußen für die Fischerei während einer solchen Massenvermehrung sind groß, da sich die Quallen in den Netzen verfangen. Aufgrund ihrer enormen Größe und des Gewichts können die Netze zerreißen, die bereits gefangenen Fische zerquetscht und verschleimt werden. Kommen die Fischer in Berührung mit dem Nesselgift, kommt es zu starken Verbrennungen, sodass sie sicherheitshalber Schutzkleidung tragen müssen.

Doch Quallen haben auch ihre guten Seiten, und manche davon sind sehr faszinierend und für den Menschen von großem Interesse.Der Wunsch nach Unsterblichkeit ist wohl so alt wie die Menschheit selbst. Seit Jahrtausenden sucht der Mensch nach Wegen, diese zu erlangen, und dabei könnte die Quelle oder besser: die Qualle zur Unsterblichkeit im Meer verborgen liegen. Oft finden großartige Entdeckungen in der Wissenschaft ja eher zufällig statt (wie zum Beispiel bei der Entdeckung des Penicillins). So war es auch einem Zufall zu verdanken, dass im Jahr 1988 der deutsche Meeresbiologiestudent Christian Sommer während eines Forschungsaufenthaltes an der italienischen Riviera über die Unsterblichkeit stolperte. Mithilfe von Planktonnetzen sammelte er am Meeresgrund Nesseltiere (Hydrozoen) und studierte deren Reproduktionsverhalten im Labor. Unter den gesammelten Tieren war eine kleine Turritopsis dohrnii, heute unter dem Namen »unsterbliche Qualle« bekannt. In Petrischalen kultiviert, beobachtete Sommer, dass diese kleinen Nesseltiere einfach nicht starben. Im Gegenteil, ihre alternden Zellen verjüngten sich und entwickelten sich zurück in ihr frühestes Entwicklungsstadium: in Polypen. Italienische Wissenschaftler waren von den Beobachtungen Sommers so fasziniert, dass sie sich dieses nie zuvor beschriebene Phänomen genauer anschauten. In ihrer Publikation »Reversing the Life Cycle« kamen sie zu der Erkenntnis, dass Turritopsis dohrnii in allen Entwicklungsstadien als Meduse sich in das koloniebildende Polypenstadium zurückentwickeln kann und so theoretisch unsterblich ist. Vorausgesetzt, die Meduse wird vorher nicht verspeist.

Im Gegensatz zu dem weiter oben beschriebenen Lebenszyklus vieler Cnidaria, bei denen die Medusen nach erfolgreicher Vermehrung absterben, startet Turritopsis dohrnii ein Runderneuerungsprogramm, auch Transdifferenzierung genannt. Altert T. dohrnii oder ist schwer verletzt, lässt sie sich auf den Meeresgrund sinken und faltet ihren Schirm zusammen. Der Körper degeneriert so weit, dass er nur noch einem kleinen Schleimblob gleicht. Nach mehreren Tagen entwickelt sich daraus ein Polyp, welcher durch Knospung wiederum Medusen erzeugt, die dann wie der Phönix aus der Asche als ihr jüngeres Selbst durch den Ozean schwimmen. Der Zyklus geht wieder von vorne los und könnte theoretisch unendlich so weitergehen, wenn in der Praxis nicht die Fressfeinde dazwischenfunken würden.

Nach dieser wirklich sensationellen wissenschaftlichen Erkenntnis sollte man meinen, dass der Wunsch der Menschheit, Unsterblichkeit zu erlangen, kurz vor seiner Erfüllung steht. Leider ist und bleibt es nicht mehr als ein Wunsch, denn Medusen sind unglaublich schwer im Aquarium zu halten und zu züchten. Hinzu kommt, dass es viel zu wenige Spezialisten gibt, die sich mit den glibberigen Gesellen beschäftigen. Forschungsgelder werden dann doch lieber für vermeintlich spannendere und kuscheligere Tiere bewilligt als für stechenden Glibber. Zum Glück gibt es aber einige wenige Forscherinnen und Forscher, die sich mit Quallen beschäftigen. Einer davon ist der Meeresbiologe Shin Kubota aus Japan, der davon überzeugt ist, dass der Schlüssel zur Verjüngung in diesen kleinen Medusen liegt. Bleibt zu hoffen, dass der Professor in seinen Bemühungen erfolgreich ist und hinter das Rätsel der Unsterblichkeit von Turritopsis dohrnii kommt!

Doch es gibt nicht nur Quallen, die durch die Meere glibbern. Auch andere Tiere, den Scheibenquallen sehr ähnlich, kreuzen durch die Ozeane: Die Staatsquallen