Das Böse sind wir: Es ist nie genug - Tanja Weber - E-Book

Das Böse sind wir: Es ist nie genug E-Book

Tanja Weber

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Beschreibung

"Es ist nie genug" – Band 1 der Reihe "Das Böse sind wir" Die Winter-Familie lebt in der Dunkelheit, genährt von Gier, Verrat und Gewalt. In einer Welt, in der jeder Schritt ein riskantes Spiel ist, haben Klaus und Renate Winter mit ihren Kindern ein Leben aufgebaut, das auf perfekten Raubüberfällen basiert. Jeder Coup wird akribisch geplant – doch der Preis für ihre Taten wird immer höher. Als sie ein weiteres Mal in den Fokus der Polizei gerät, scheint der ewige Kreis aus Flucht und Gefahr niemals zu enden. Doch die Familie wird mehr. Mehr Geld, mehr Macht, mehr Freiheit. Und so schrecken sie vor nichts zurück: Kein Gesetz, kein moralisches Hindernis hält sie auf. Ihre gefährlichste Feindin ist die Polizei – allen voran die entschlossene Kommissarin Sander, die nur einen Fehler braucht, um die Familie zu zerschlagen. Doch für Klaus und Renate Winter ist der Wettlauf gegen die Zeit nur ein weiteres Spiel. "Es ist nie genug" – der Auftakt einer nervenaufreibenden, dunklen Saga über eine Familie, die alles riskiert, um niemals in den Schatten der Vergangenheit zurückzukehren. Ihre Reise ist voller Gewalt, Verrat und einem unstillbaren Hunger nach mehr. Doch am Ende bleibt immer die Frage: Wie weit wirst du gehen, wenn der Preis für den nächsten Schritt dein Leben kosten könnte?

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Seitenzahl: 121

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Titel: Das Böse sind wir:

Es ist nie genug

Autor: Tanja Weber

Biografie:

Tanja Weber wurde 1985 in Köln geboren und lebt heute in Berlin. Schon als Kind waren sie von düsteren Geschichten und packenden Krimis fasziniert, doch statt einem traditionellen Studium entschloss sie sich, das Leben direkt zu erleben und ihre Geschichten aus der Realität zu schöpfen. Nach einigen Jahren in verschiedenen Berufen – von der Journalistin über die PR-Agentur bis hin zur freien Mitarbeiterin in der Unterhaltungsindustrie – begann sie 2015, ihren eigenen Thriller zu schreiben.

Mit einem klaren Fokus auf spannende, tiefgründige Charaktere und die dunklen Seiten der Gesellschaft, entführt sie ihre Leser in die Gründe der menschlichen Psyche. Ihre Romane zeichnen sich durch rasante Handlungen, komplexe Beziehungen und eine Mischung aus Thriller, Drama und Kriminalgeschichten aus. Ohne jemals eine klassische Ausbildung in Literaturwissenschaften zu haben, setzt sie auf ihre Intuition und ihre Fähigkeit, packende, realistische Erzählwelten zu schaffen.

Kapitel 1: Einführung

Es war einer dieser Tage, an denen die Luft in Frankfurt schwer zu atmen war. Stickig, wie immer in der Innenstadt. Der Geruch von Abgasen, Schweiß und einem Hauch von billigem Parfum lag in der Luft. Doch in der kleinen Filiale der Frankfurter Privatbank war es totenstill. Bis auf das Zischen des Lüftungssystems und das gelegentliche Räuspern des Bankangestellten am Schalter.

„Drei Minuten, kein verdammter Moment länger“, flüsterte Klaus Winter durch die Klinge seiner Zähne, während er aus dem schwarzen Lieferwagen stieg. Er war ein Bär von einem Mann, Mitte fünfzig, mit einem Gesicht, das aussah, als hätte es in einem Schrotgewitter gestanden. Er warf seiner Tochter Lisa, die neben ihm in Lederjacke und engen Jeans stand, einen Blick zu. „Und lass den Mistkerlen nicht zu viel Spielraum.“ Du weißt, wie die reagieren, wenn sie Angst riechen.“

Lisa zog die Augenbrauen hoch. „Hör mal, Alter, ich weiß, wie man 'ne Knarre hält.“ Du bist nicht der Einzige, der hier Ahnung hat.“

Mark, ihr älterer Bruder, grinste breit, als er die Sporttasche mit dem Sprengstoff kontrolliert. „Gibt's hier wieder 'ne Vater-Tochter-Therapiesitzung, oder können wir beginnen?“

„Halt die Fresse, Mark“, zischte Lisa. „Und denk dran, ich hab dir letztes Mal den Arsch gerettet.“

Die Tür schwingt auf. Vier maskierte Gestalten traten mit festem Schritt ein. Klaus, in seiner überlebensgroßen Präsenz, steht voran. In der Hand eine abgesägte Schrotflinte, die so alt aussah, dass sie vielleicht schon in zwei Weltkriegen gedient hatte.

„ALLE AUF DEN BODEN! JETZT!“ brüllte er. Seine Stimme war so laut, dass selbst die Sicherheitskamera einen Wackler machte.

Die Bankkunden schreien auf, als Lisa ihre Pistole zückte und einem der Wachmänner direkt ins Gesicht hielt. „Na, du kleiner Scheißer, denkst du, du bist 'n Held? Leg die Waffe ab, oder ich blas dir den Kopf weg.“

Der Wachmann zögerte, seine Hand zitterte über dem Griff seiner Dienstpistole. Mark, der wie ein Raubtier über die Schalter sprang, knallte eine Tasche auf den Tresen. „Das ist keine Diskussion, du Arschloch. Geldzügel. Und zwar schnell.“

Eric, der Jüngste der Winter-Kinder, war draußen als Fahrer positioniert, doch seine Nerven liegen blank. Der Motor des Lieferwagens glaubte, aber er konnte das Zittern seiner Hände nicht stoppen. Er hatte sich auf das Gaspedal gesetzt, um die Zeit zu kontrollieren. Drei Minuten.

„Mach keinen Mist, Eric“, murmelte er vor sich hin und blickte nervös in den Seitenspiegel. Eine ältere Frau, die an der Bank vorbeiging, warf einen langen Blick auf den Van.

Er schluckte. Und dann fiel ihm die Maske von der Nase, als er sich vorbeugte. Er fluchte laut.

In der Bank hatte ein alter Mann im grauen Anzug nicht begriffen, dass es ernst war. Statt sich hinzulegen, griff er unauffällig zu seinem Handy. Lisa bemerkte es.

„Was soll das, du Idiot?“ Sie stürzte auf ihn zu, trat ihm mit dem Absatz direkt in die Brust und schleuderte das Handy quer durch die Lobby. Der Mann röchelte, während sie ihm die Pistole ins Gesicht hielt. „Das nächste Mal frag ich nicht, klar?“

„Lass den Alten, Lisa!“ rief Klaus von der anderen Seite des Raumes. „Wir haben zwei Minuten.“

Mark hatte den Tresorraum erreicht, wo ein verängstigter Angestellter den Code eintippte. „Beeil dich, du Miststück!“ rief er und gab dem Mann einen Hieb mit dem Kolben seiner Pistole.

Draußen hörte Eric plötzlich ein Sirenengeheul. Sein Herz raste, und seine Hände griffen das Lenkrad so fest, dass seine Knöchel weiß wurden. „Verdammte Scheiße, die sind schneller als gedacht“, murmelte er. Er griff zum Funkgerät. „Die Bullen sind da!“

Klaus‘ Stimme knisterte durch das Gerät. „Halt die Fresse und bleib ruhig. Wir sind schnell fertig.“

„Ja, klar, schnell fertig. Während ich hier draufgeh, oder was?“ Eric schlägt mit dem Faust gegen das Lenkrad.

Mit einer Präzision, die jahrelanges Training verriet, packte die Familie ihre Beute zusammen. Klaus trat mit einem lauten Knall die Hintertür der Bank auf, während Mark Rauchgranaten warf, um den Ausgang zu verschleiern. Lisa war die Letzte, die durch die Tür stürzte, die Kinder in der Bank mit einer Mischung aus Furcht und Erstaunen zurücklassend.

„Eric, fahr los!“ brüllte Klaus, als er in den Van sprang. Eric trat das Gaspedal durch, und der Wagen schoss in den Verkehr. Sirenen heulten hinter ihnen, aber Eric wusste, wie man fährt.

„Du bist 'ne scheiß Nervensäge, Eric“, knurrte Mark von der Rückbank. „Aber fahren kannst du.“

„Halt die Fresse“, erwiderte Eric, doch ein schwaches Grinsen schlich sich auf sein Gesicht.

In einem Büro des Frankfurter Präsidiums betrachtete Hauptkommissarin Gerda Brandt die Überwachungsaufnahmen des Überfalls. Ihre grau melierten Haare waren an einen starken Knoten gebunden, und ihre Brille hing ihr auf der Nasenspitze. Sie saugen eine Zigarette, trotz Rauchverbot.

„Das ist ihre Handschrift“, murmelte sie. „Die verdammte Winter-Familie.“

Ein junger Kollege trat zögerlich an sie heran. „Meinen Sie, wir können sie diesmal schnappen?“

Gerda blies Rauch aus. „Wenn wir schnell sind. Aber ich sage dir, die sind cleverer, als du denkst. Und brutaler.“

Sie drückte die Zigarette aus und griff nach ihrer Jacke. „Ruf die Einsatzleitung. Ich werde keine weiteren Leichen. Aber wenn's sein muss, verdammt, dann knallen wir die ab.“

Kapitel 2: Flucht und Tarnung

Die Reifen des Lieferwagens quietschten, als Eric auf die Autobahn Richtung Süden zog. Die Sirenen waren zwar noch zu hören, doch sie wurden schwächer, übertönt vom Dröhnen des Motors. Klaus, der auf dem Beifahrersitz saß, blickte zurück zu Mark und Lisa, die auf dem Boden zwischen den Geldsäcken gekauert hatten.

„Sag mal, Eric, kannst du auch mal sanft bremsen, oder willst du uns hier alle umbringen?“ brummte Klaus und zog sich den Ledersitzgurt enger.

„Vielleicht solltest du dich nicht wie 'n scheiß Fahrlehrer aufführen, wenn ich gerade unser Leben rette!“ fauchte Eric zurück, ohne die Augen von der Straße zu nehmen. Der Schweiß lief ihm in dicken Tropfen über die Stirn. Seine Finger krampften sich um das Lenkrad, die Knöchel weiß vor Anspannung.

Lisa, die sich gerade eine Schnittwunde an ihrer Hand mit einem Stück Stoff verband, schnaufte laut. „Sanft? Wir haben gerade 'ne Bank ausgeraubt, Papa. Wer zur Hölle interessiert sich da für sanft? Lass ihn fahren.“

„Halt mal die Klappe, Lisa“, knurrte Mark von hinten, während er eine der Taschen inspizierte. „Scheiße, das sind weniger, als ich erwartet habe. Das muss 'ne Kleinbank gewesen sein. Warum zum Teufel machen wir nicht gleich was Größeres, Papa?“

Klaus drehte sich auf seinem Sitz um und funkelte Mark an. „Weil wir nicht mehr so dämlich sein können wie früher, du Klugscheißer.“ Willst du gleich 'ne Filiale der Deutschen Bank ausräumen? Klar, warum nicht. Und danach meldest du uns direkt bei der Polizei, oder wie?“

Lisa mischte sich ein, ihre Stimme war scharf wie ein Messer. „Oh ja, weil wir sooo subtil waren, als du dem Wachmann mit deinem scheiß Flinte den Schädel eingeschlagen hast. Sehr unauffällig, Klaus.“

„Der hat versucht, den Alarm zu drücken, verdammt noch mal!“ bellte Klaus und rammte den Faust gegen das Armaturenbrett. „Willst du hier diskutieren, oder willst du leben?“

Die Spannung im Wagen war greifbar, bis Eric schnaubend das Wort ergriff: „Wenn ihr euch jetzt nicht die Fresse haltet, fahr ich einfach von der verdammten Brücke, okay?“ Vielleicht regiert das ein paar Probleme.“

Ein Moment der Stille trat ein. Dann brachen Mark und Lisa gleichzeitig in einem heiseren Lachen aus.

„Du hast Eier, Kleiner“, sagte Mark schließlich und boxte Eric leicht gegen die Schulter.

Nach einer Stunde Fahrt bog Eric auf eine einsame Landstraße ab. Der Lieferwagen war inzwischen von der Hauptstraße verschwunden, tief in einem Waldstück bei Darmstadt. Sie hatten hier vor Wochen ein kleines Haus gemietet – ein Teil ihres Fluchtplans, fällt es schiefging.

Lisa sprang als Erste aus dem Wagen, ihre Knie knackten, als sie sich streckte. „Das nächste Mal lass ich Tim fahren.“ Der hat keine geringste Angst vor Vollgas.“

„Tim? „Dein Typ kann nicht mal ‚nen Einkaufswagen steuern, ohne gegen ein Regal zu krachen“, erklärte Mark und warf die erste Tasche in Richtung des Hauses. „Wo ist der überhaupt?“ Der hätte längst hier sein sollen.“

Klaus, der mittlerweile mit der Flinte in der Hand ausstieg, knurrte leise: „Er kommt. Der hat 'ne andere Route. Wir gehen immer auf Nummer sicher, oder hab ich euch das auch noch nicht beigebracht?“

Lisa verdrehte die Augen, schwieg aber.

Klaus ließ keine Zeit verlieren. Er holte aus dem Wagen einen Kiste-Benzinkanister und begann, den Innenraum des Lieferwagens damit zu übergießen. „Eric, hol die Streichhölzer“, brummte er.

„Warum immer ich?“ murrte Eric, doch er tat, was ihm gesagt wurde.

„Weil du der Jüngste bist und noch Haare auf deinem Schädel hast, die ich ausreißen kann, wenn du diskutierst“, sagte Klaus trocken.

Ein paar Minuten später stand der Wagen lichterloh in Flammen. Der Rauch stieg wie ein Signal in den Himmel, doch Klaus kümmerte sich nicht darum. „Bis die Polizei hier rauskommt, sind wir längst über alle Berge.“

„Sag mal, was denkst du eigentlich, wie lange wir das noch durchziehen können?“, fragte Lisa und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihre Stimme hatte plötzlich einen ernsteren Ton. „Irgendwann sind wir dran. Oder hast du 'nen magischen Plan, der uns für immer unsichtbar macht?“

Klaus spielte die Hauptrolle in „Die Flammen“. „So lange, wie wir clever bleiben.“ Und solange wir bereit sind, alles zu tun, um uns zu schützen.“

„Alles, ja?“ Lisa spuckte auf den Boden. „Sogar die Kinder riskieren, oder was?“

„Lass das, Lisa“, knurrte Klaus. „Wenn dir was an den Kids liegt, dann pass auf, dass du keinen Scheiß baust.“

In der Zentrale der Frankfurter Kriminalpolizei flimmerte der Bildschirm eines Beamten, als Gerda Brandt auf den Überwachungsaufnahmen des Banküberfalls die Hauptrolle spielte. Die Kameras hatten kaum Details festhalten können, aber die Methodik war unbekannt.

„Die Winters“, murmelte Gerda. Ihr junger Kollege Jonas trat neben sie. „Glauben Sie wirklich, dass es diesmal wieder die Familie ist?“

„Natürlich ist es die Familie“, sagte sie trocken. „Diese Arschlöcher sind wie ein Virus. Und ich bin verdammt noch mal das Antibiotikum.“

„Und jetzt? „Wir haben kaum Spuren“, sagte Jonas.

Gerda hob eine Augenbraue. „Spuren? Ich brauche keine Spuren. Ich brauche nur Geduld. Die machen Fehler. Immer. Das ist das Problem mit Familien – irgendwann betrügt einer den anderen. Und dann schnapp ich sie.“

Tim taucht schließlich auf, in einem alten Audi, den sie vor Monaten unter falschem Namen gekauft hatte. „Sorry, die Cops hatten Kontrollpunkte eingerichtet“, erklärte er und warf Lisa einen langen Blick zu. „Alles gut bei dir?“

Lisa erwiderte nichts, zog ihn nur in eine Umarmung. „Wir müssen weiter. Klaus wird morgen schon aufbrechen.“

„Wohin diesmal?“ fragte Tim.

„Kassel“, murmelte Klaus. „Neue Papiere, neue Namen, neues Leben. Und wehe, ihr kriegt das nicht in eurem Gehirn. Wenn einer aus der Reihe tanzt, ist die ganze Scheiße vorbei.“

„Klar“, sagte Lisa leise. Doch in ihrem Blick lag Zweifel.

Kapitel 3: Neues Leben in Kassel

Der Kleintransporter hielt in einer ruhigen Wohngegend von Kassel, direkt vor einem grauen Mehrfamilienhaus aus den 70er-Jahren. Die Fenster waren schmutzig, die Fassade bröckelte, und der muffige Geruch von abgestandenem Wasser lag in der Luft. Klaus stieg aus und warf einen skeptischen Blick auf die Umgebung.

„Nett“, grummelte er. „Fast zu schade, dass wir uns hier nur für ein paar Monate niederlassen.“ So ein Scheißloch wäre doch der perfekte Ort, um anonym zu bleiben.“

„Klar, Papa“, sagte Lisa sarkastisch und zog ihre Jacke enger. „Weil die Bullen hier garantiert nicht denken, dass irgendwer mit krimineller Energie in so 'nem Drecksloch wohnt.“

„Halt die Klappe, Lisa“, murmelte Klaus und hob die schwere Sporttasche mit dem Bargeld aus dem Wagen. „Wir haben nicht ewig Zeit. Der Vermieter wartet oben.“

Der Vermieter, ein glitzernder Mann mit einem Bierbauch und einem fleckigen weißen Unterhemd, öffnete die Tür im dritten Stock. Sein Blick glitt über die Gruppe, und seine Augenbrauen zogen sich skeptisch zusammen. „Ihr seid die… äh… Müllers, oder?“

„Genau“, sagte Klaus und reichte ihm einen dicken Umschlag mit Bargeld. „Zwei Monate im Voraus. Keine Fragen.“

Der Mann zögerte, nahm dann aber das Geld und schloss schnell die Tür hinter ihnen. „Gut, gut. Aber kein Ärger, klar? Die Nachbarn hier sind neugierig.“

„Wir sind 'ne ganz normale Familie“, sagte Lisa mit einem falschen Lächeln. „Absolut langweilig.“

Die Wohnung war klein und roch nach feuchtem Putz. Zwei Schlafzimmer, eine winzige Küche und ein Wohnzimmer mit abgenutztem Linoleumboden. Mark war der Erste, der sich auf das schäbige Sofa fallen ließ. „So viel zum luxuriösen Gangsterleben“, sagte er trocken. „Ich schlafe auf dem Sofa, oder?“

„Nein, du schläfst im Flur“, sagte Lisa, während sie eines der Schlafzimmer inspizierte. „Ich brauch Platz für die Kids.“

„Oh, klar“, sagte Mark und hob sarkastisch die Hände. „Der Prinzessinnenflügel gehört natürlich dir.“

„Halt's Maul“, war Lisas knappe Antwort.

Klaus ignorierte die Streitereien und stellte die Tasche mit dem Geld unter die Spüle in der Küche. Er zog eine Schachtel mit Papieren hervor, die sie über einen neuen Kontakt in Berlin besorgt hatte. „Also gut“, begann er und verteilte die Ausweise. „Ab jetzt sind wir die Müllers. Ich bin Bernd, ihr seid Anna, Martin und Erik. Und Tim…“ – er reichte ihm einen Ausweis – „du bist unser lieber Schwager Tobias.“

„Tobias?“ fragte Tim mit einem schiefen Grinsen. „Konnte der Typ sich keinen beschissenen Namen ausdenken?“

„Das letzte, was wir brauchen, ist dein Gejammer, Tobias“, sagte Klaus scharf. „Glaub mir, wenn du den Namen oft genug hörst, gewöhnst du dich dran.“

Am Abend saßen sie im Wohnzimmer, wo das Licht einer nackten Glühbirne von der Decke hing. Lisa versuchte, ihre beiden Kinder ins Bett zu bringen, aber die Dreijährige, Mia, war zu aufgedreht. „Mama, warum sind wir schon wieder umgezogen?“ fragte sie mit großen Augen.

Lisa kniete sich neben sie und strich ihr übers Haar. „Weil wir immer neue Abenteuer erleben, mein Schatz. Und jetzt schlaf, okay? Morgen gibt's was Spannendes.“